Was bisher geschah: Die erste Hälfte der zurückliegenden Woche war ich nahezu ausschließlich damit beschäftigt, mich um das Kind zu kümmern, da meine Liebste zusätzlich zu ihrer regulären Arbeitszeit noch eine Konferenz (am Montag) und eine Kollegiums-Weihnachtsfeier (am Dienstag) hatte. Die meiste Zeit über vertrugen mein Töchterlein und ich uns zwar gut, aber am Ende war ich doch ziemlich geschlaucht. Am Donnerstagnachmittag gelang es mir aber immerhin, einen Beitrag für das Wochenmagazin auf Radio Horeb zu schreiben und aufzuzeichnen. Am Freitag ließ dann unser lieber Pfarrer eine Bombe platzen: In einer Mail an die Mitglieder des Pfarrgemeinderats teilte er mit, er habe "erfahren, dass entgegen meiner ausdrücklichen Bitte, unsere PGR-Sitzung NICHT in den sozialen Medien zu thematisieren, dieses doch geschehen ist". Daher werde er, "wie für diesen Fall angekündigt, an der für den 2.3.2020 geplanten Sitzung nicht teilnehmen." Na, wenn er meint. Einige andere Ratsmitglieder reagierten jedoch arg aufgescheucht, und nun soll es in der ersten Januarhälfte eine außerordentliche Sitzung des Pfarrgemeinderats geben. Bislang noch völlig ungeklärt ist derweil, was eigentlich über die Sitzung von neulich veröffentlicht wurde, geschweige denn wo und von wem. Oder sollte etwa meine "Kaffee & Laudes"-Folge von voriger Woche gemeint sein? In der ausdrücklich keine Einzelheiten über den Inhalt der Sitzung verraten wurden? Na, wenn das der Grund der ganzen Aufregung sein sollte, dann kann ich es immerhin als Erfolg verbuchen, erreicht zu haben, dass der Pfarrgemeinderat sich öfter trifft als alle 2-3 Monate.
Sehr aufmunternd war es, dass am Samstag eine seit Jahren auf vielerlei Weise in der Pfarrgemeinde aktive Frau meiner Liebsten und mir ein kleines Weihnachtspräsent zukommen ließ, garniert mit einem außerordentlich netten Brief, der auch sehr anerkennende Worte über unser Engagement in der Gemeinde enthielt. Ebenfalls sehr schön war der Krabbelbrunch, der diesmal so gut besucht war wie zuvor nur selten. Am Sonntag folgte dann der Büchertreff mit einem Vortrag von Kollegin Claudia über die "Kulturgeschichte des Weihnachtsbaums", und auch hier kam eine ansehnliche und ausgesprochen fröhliche Runde zusammen. Anschließend holten wir dann gleich noch den am vorigen Wochenende wegen des schlechten Wetters verschobenen Regaltransport nach, sodass das "Bücherparadies Herz Jesu Tegel" ab sofort über ein zwar nicht rund um die Uhr, aber immerhin täglich von ca. 9-18 Uhr frei zugängliches Büchertauschregal verfügt! Am Nachmittag räumte ich eine Auswahl von gut 100 Büchern in dieses Regal, registrierte es bei openbookcase.org und wies auch via Facebook darauf hin. In der Facebook-Gruppe "Leben in Tegel" wurde der betreffende Post bis gestern Abend bereits über 500 mal gesehen und hat neun "Likes" eingeheimst. Insgesamt war das gefürchtete Hammer-Wochenende also ein voller Erfolg, und meine Liebste denkt bereits darüber nach, Krabbelbrunch und Büchertreff zukünftig immer am selben Wochenende zu veranstalten...
Was ansteht: Augenblicklich befinde ich mich mit Frau und Kind im Zug auf der Reise nach Nordenham, wo wir die Weihnachtstage verbringen wollen. Am Heiligabend, also morgen, ist in der St.-Willehad-Kirche um 22 Uhr Christmette; das ist wohl ein Muss, und wenn das dazu führt, dass mir die Zustände in "meiner" Pfarrei in Tegel in einem vergleichsweise rosigen Licht erscheinen, dann hat es sich ja allein dafür schon gelohnt. Am Weihnachtstag ist um 10:30 Uhr Messe; um 14:30 Uhr folgt aber eine weitere in polnischer Sprache, und ich könnte mir vorstellen, dass es auch ohne nennenswerte Polnischkenntsse ratsam sein könnte, lieber da hinzugehen. Aber das wird auch davon abhängen, auf welche Uhrzeit das Festessen im Familienkreis angesetzt ist; das habe ich mir typischerweise nicht gemerkt. Das Fest des Hl. Stephanus am Donnerstag wird nur in der kleinen Kirche Herz Mariae in Burhave gefeiert, an der ich, wie erwähnt, aus biographischen Gründen besonders hänge; es gibt einen Shuttle-Service dorthin, mal sehen, ob wir den nutzen können und wollen. Am Freitag geht es zurück nach Berlin; besondere Termine stehen da aber, soweit ich es zum jetzigen Zeitpunkt überblicke, bis zum Ende des Kalenderjahres erst mal nicht an.
aktuelle Lektüre:
- Karl May: "Weihnacht!"
- Sr. M. Lucia OCD (Hg.): Umkehr - Heiligung - Freude in Gott
- Norbert Baumert (Hg.): Jesus ist der Herr
"Beobachtern der Charismatischen Erneuerung entgeht manchmal dieser weitgespannte Glaubens-Zusammenhang. Wenn sie eine bezeichnende Auswirkung der Erneuerung sehen, schließen sie leicht, das sei alles. Manche halten Sie beispielsweise für eine Gebets-Bewegung. Obwohl die ständige Vermehrung der Gebetsgruppen ein wichtiger und deutlich sichtbarer Aspekt ist, ist die Charismatische Erneuerung nicht nur eine Gebets-Bewegung. Sie ist auch keine Charismen-Bewegung, obwohl Prophetengabe, Sprachengebet und Heilungsgaben in reicher Fülle in ihr zu finden sind. Die Eucharistie, die anderen Sakramente und das Stundengebet haben eine neue Wertschätzung gefunden, aber die Charismatische Erneuerung ist nicht die Liturgische Bewegung. Die echt biblische Frömmigkeit in der Erneuerung und durch sie ist ohne Parallele, und dennoch ist sie keine Bibel-Bewegung. Die Jugend wird auffallend von ihr angezogen, aber sie ist keine Jugend-Bewegung. Sie ist auch keine ausschließliche Laienbewegung, wenngleich die Laien in ihr tragend sind. Sie ist keine Gemeinschafts-Bewegung, obwohl sehr große und lebendige Gemeinschaften aus ihr hervorgehen. Sie hat bemerkenswerte ökumenische Durchbrüche gesehen, aber sie ist nicht die Ökumenische Bewegung. Zahlreiche Initiativen zur Evangelisierung entspringen ihr, aber sie ist keine Evangelisations-Bewegung. Sie ist keine Jesus-Bewegung, obwohl sie ständig wiederholt: 'Jesus ist der Herr!'. Und sie ist keine Heilig-Geist-Bewegung, wenngleich der Geist die Quelle all dessen ist." (S. 108)Ach so? Und was ist sie denn dann? Mascarenhas verrät's auf S. 109: "Sie ist praktisch all dieses, weil sie vor allem eine Glaubensbewegung ist." Na toll. #Sorrynotsorry, aber mir scheint, so könnte auch ein kommunistischer oder faschistischer Agitator über seine "Bewegung" sprechen. Es folgen zwei Vorträge zweier deutscher Bischöfe (und späterer Kardinäle), die sich in einem breiteren Sinne mit dem Phänomen Neuer geistlicher Bewegungen befassen -- was prinzipiell durchaus in meinem Sinne ist, da mein Interesse an den in diesem Buch verhandelten Fragen ja gar nicht unbedingt spezifisch der Charismatischen Erneuerung gilt. Was dabei nicht ausbleiben kann, ist der Umstand, dass vieles von dem, was in den früheren Einzelbeiträgen des Bandes über die Charismatische Erneuerung gesagt wurde, nun in Bezug auf das Gesamtphänomen "Neue geistliche Bewegungen" noch einmal wiederholt wird.
Mein Eindruck vom Vortrag des späteren Kardinals Lehmann beim "Tag der neuen geistlichen Bewegungen" am 20.09.1986 in Mainz (S. 113-127) ist zwiespältig. An und für sich finde ich vieles von dem, was er sagt, richtig und gut, aber ich traue dem Mann einfach nicht. Und liest man den Text mit einer solchen "Hermeneutik des Misstrauens", kann man beispielsweise feststellen, dass Lehmanns im Prinzip durchaus berechtigte Warnungen vor möglichen "Gefährdungen" auch als Vorwand genutzt werden können, im neu entstehende Bewegungen zu verdächtigen, zu marginalisieren und/oder im Keim zu ersticken. -- Dem jetzigen Kardinal Cordes gegenüber bin ich erheblich weniger misstrauisch, allerdings bin ich bei seinem Vortrag "Neue geistliche Bewegungen in der Kirche", gehalten auf der Konferenz der Dechanten des Erzbistums Köln vom 26.-28.11.1984 (S. 128-149), noch nicht über die Einleitung hinausgekommen. Einleitend erklärt er, dass er als Beispiele für neue geistliche Gemeinschaften vorzugsweise die Fokolarbewegung, "Comunione e Liberazione" und den Neokatechumenalen Weg heranzuziehen gedenkt. Von diesen dreien kenne ich C&L bislang am wenigsten, allerdings wird diese Gemeinschaft in Kapitel 8 der Benedikt-Option erwähnt, eher knapp, aber durchaus positiv. Meine bislang einzige persönliche Begegnung mit den Focolari hat mich nicht sonderlich umgehauen, und mein Eindruck vom Neokatechumenalen Weg, der sich anschickt, mittels des aus seinem Priesterseminar in Berlin-Biesdorf hervorgehenden Priesternachwuchses langsam aber sicher das ganze Erzbistum Berlin zu übernehmen, ist ebenfalls eher zwiespältig; wobei ich allerdings sagen muss, dass die an dem besagten Seminar ausgebildeten jungen Priester, die ich bisher kennengelernt habe, durchweg gute Leute zu sein scheinen. Na, jetzt bin ich jedenfalls mal gespannt, was Bischof Cordes zu diesen Gruppierungen zu sagen hat.
- Carlo Carretto: Wir sind Kirche
- Herbert Scurla (Hg.): Auf Kreuzfahrt durch die Südsee
Wesentlich interessanter wird's mit Chamisso. Natürlich legt der Herausgeber in seiner "Vorbemerkung" - die mit achteinhalb Seiten ein gutes Stück länger ist als diejenigen zu den anderen Autoren - Wert darauf, ihm einen "Wandlungsprozeß vom Sprößling des französischen Hochadels zum fortschrittlich-liberal gesinnten deutschen Bürger" (S. 312) zu attestieren; was soll er auch anderes machen? Übrigens absolvierte auch Chamisso seine Weltumsegelung als Teilnehmer einer russischen Expedition, rund 12 Jahre nach derjenigen, an der Langsdorff teilgenommen hatte.
Chamisso selbst wird den Erwartungen, die ich an ihn hatte, zwar insofern durchaus gerecht, als sein Text unterhaltsam zu lesen und nicht selten ausgesprochen witzig ist. Inhaltlich wäre allerdings zu kritisieren, dass der Romantiker Chamisso noch mehr als der Aufklärer Forster dem vulgärrousseauistischen Konstrukt des "Edlen Wilden" aufsitzt und beispielsweise die sexuelle Freizügigkeit der Hawaiianer als "reine unverderbte Sitten" (S. 332) lobt: "[D]ie Keuschheit ist nur nach unseren Satzungen eine Tugend" (S. 331). Folgerichtig urteilt er recht entschieden negativ über die christliche Missionierung der Südseevölker: "Auf O-Taheiti, auf O-Waihi verhüllen Missionshemden die schönen Leiber, alles Kunstspiel verstummt, und der Tabu des Sabbats senkt sich still und traurig über die Kinder der Freude" (S. 340f.). -- Die Annahme, Chamisso könne die Aussichten des Buches auf ein Minimum an #BenOp-Relevanz verbessern, erweist sich somit als krasse Fehleinschätzung; im Gegenteil sehe ich mich jetzt sogar veranlasst, die Eignung des Buches für die Pfarrbücherei in Frage zu stellen. -- Besonders im Bericht über den Aufenthalt auf der Ratak-Inselgruppe (die Chamisso "Radak" schreibt) macht es sich zuweilen etwas tragikomisch bemerkbar, dass die von der Ideologie der Aufklärung geprägten Entdecker noch keine Ahnung von der Ersten Direktive der Sternenflotte hatten, die es verbietet, in die Entwicklung fremder Zivilisationen einzugreifen. So unternehmen die Russen allerlei Versuche, die Ernährungsmöglichkeiten der recht kümmerlich lebenden Ratak-Insulaner zu verbessern, aber charakteristischerweise schlagen diese Maßnahmen größtenteils fehl. So meint Kapitän von Kotzebue beispielsweise, die auffallend große Rattenpopulation eindämmen zu können, indem er Katzen auf den Inseln aussetzt; aber ach, "auf seiner zweiten Reise im Jahre 1824 fand er sie" - also die Katzen - "verwildert und vermehrt, ohne daß die Anzahl der Ratten abgenommen" (S. 359).
Mehr als die Hälfte von Chamissos Bericht habe ich allerdings noch vor mir; von dem dann noch folgenden Reisebericht Ferdinand von Hochstetters verspreche ich mir überhaupt nichts, ohne für diese Einschätzung einen besonderen Grund angeben zu können.
- Patrick Heiser/Christian Kurrat (Hg.): Pilgern gestern und heute
Über den Beitrag "Spiritueller Tourismus auf dem Jakobsweg. Zwischen Sinnsuche und Kommerz" von Julia Reuter und Veronika Graf (S. 139-160) braucht man nicht viele Worte zu verlieren, er besteht größtenteils aus heißer Luft. Es folgt der vom anderen Mitherausgeber Christian Kurrat verfasste längste Einzelbeitrag des Bandes, "Biographische Bedeutung und Rituale des Pilgerns" (S. 161-191). Der Verfasser ist so freundlich, seine zentrale These schon ziemlich am Anfang, nämlich auf S. 164, zu formulieren: "Pilgern ist ein biographisches Programm." Ja und? Langweilig. Bleibt noch "'Mein Körper vibriert vor Dankbarkeit'. Leibliche Erfahrung beim Pilgern" von Detlef Lienau (S. 193-220). Dieser Beitrag fällt schon auf der ersten Seite durch seinen extrem hochtrabenden Wissenschaftsjargon auf. Eine Übersetzung in normales Deutsch wäre mal ein interessantes Projekt, na ja, vielleicht auch nicht. Nach dem Satz "Gegen dieses Schwinden der eigenen Leiblichkeit wird Leibsein als Aufgabe postuliert, um sich selbst zu existieren" (S. 196) habe ich die Lektüre erst mal abgebrochen. Die nach der zweiten Leseetappe geäußerte Einschätzung, der empirische Teil des Bandes dürfte der interessanteste werden, hat sich jedenfalls als extrem irrig erwiesen: Gerade dieser Teil ist vollkommen überflüssig, die reinste Zeitverschwendung.
Linktipps:
- Frederick Christian Bauerschmidt: "Against Bourgeois Religion. Remembering Johann Baptist Metz" (Commonweal, 11.12.19)
Der Theologe Johann Baptist Metz ist im Alter von 91 Jahren verstorben, und das gemeinhin als "linkskatholisch" verortete Magazin Commonweal widmet ihm einen Nachruf, dessen Überschrift auffallend mit dem Titel des bislang einzigen Buches korrespondiert, das ich von Metz gelesen habe: "Jenseits bürgerlicher Religion". Und tatsächlich spiegelt der Nachruf recht gut wider, was mir - trotz eines nicht ganz geringen Ausmaßes an inhaltlicher Nicht-Übereinstimmung - an dem besagten Buch so gut gefallen hat. Es sei, so schreibt Bauerschmidt, schon deshalb problematisch, Metz ins Lager der "fortschrittlichen" Theologen einzuordnen, weil er der Idee des Fortschritts prinzipiell skeptisch gegenübergestanden habe; und überhaupt könne man Metz letztlich nicht einem bestimmten "Lager" zuordnen, da er an Lagerbildung nicht interessiert gewesen sei.
Es ist noch nicht lange her, dass ich hier auf eine Debatte zwischen Johannes Hartl und Rolf Krüger über Pornographie eingegangen bin: Hartl hatte auf Facebook geäußert, Pornokonsum mache schwach, süchtig und impotent, und Krüger hatte vehement widersprochen. Vor dem Hintergrund dieser Auseinandersetzung erscheint es mir umso interessanter, was Pascal-Emmanuel Gobry an aktuellen neurobiologischen Forschungsergebnissen bezüglich der Frage referiert, wie Pornokonsum sich auf das menschliche Gehirn auswirkt. Und siehe da: Insbesondere Online-Pornographie macht nicht nur tatsächlich ähnlich schnell und massiv süchtig wie beispielsweise Nikotin, sondern hat auch tiefgreifende Auswirkungen auf die Sexualität, die Beziehungen und die geistige Gesundheit der Konsumenten. Gobry kommt zu dem Schluss, Online-Pornographiesucht sei gegenwärtig das größte gesellschaftliche Gesundheitsproblem der westlichen Welt, und gerade das kollektive Leugnen dieses Problems sei charakteristisch für Suchtverhalten: Genauso habe die Gesellschaft vor Jahrzehnten die Gefahren des Rauchens ignoriert.
Heilige der Woche:
Heute, Montag, 23. Dezember: Hl. Johannes von Krakau (1390-1473), Kanoniker und Pilger. Lehrte Theologie an der Universität von Krakau; pilgerte viermal zu Fuß nach Rom und nach Jerusalem. War bekannt für seine praktizierte Nächstenliebe und stand schon zu Lebzeiten im Ruf der Heiligkeit.
Dienstag, 24. Dezember: Adam und Eva. Normalerweise berücksichtige ich hier nur solche Heiligen-Gedenktage, die für den liturgischen Regionalkalender des deutschen Sprachraums relevant sind, aber für die bemerkenswerte und bedeutsame Tatsache, dass der Gedenktag der Ureltern der Menschheit auf dem Vortag von Weihnachten liegt, muss ich einmal eine Ausnahme machen. Das ist einfach zu schön. Denken wir in diesem Zusammenhang daran, dass Jesus im Römer- (5,12-14) und im 1. Korintherbrief (15,20-22) als "neuer Adam" hervorgehoben wird; analog dazu erscheint Maria in der katholischen Tradition häufig als die "neue Eva". Schon der Hl. Irenäus von Lyon deutete die Weissagung Gottes an die Schlange nach dem Sündenfall in Genesis 3,15 ("Feindschaft setze ich zwischen dich und die Frau, zwischen deinen Nachwuchs und ihren Nachwuchs. Er trifft dich am Kopf und du triffst ihn an der Ferse") als Ankündigung der Geburt Jesu ("Protevangelium"); darüber hinaus gibt es in der außerbiblischen Überlieferung allerlei interessante Querverbindungen zwischen der Geschichte Adams und Evas und derjenigen Jesu. So soll Adam auf dem Berg Golgota begraben sein, das Holz des Kreuzes Jesu soll von einem Baum stammen, der aus einem Reis vom Baum des Lebens aus dem Garten Eden gewachsen war. Und wie ich dem oben erwähnten Vortrag von Claudia Sperlich entnommen habe, soll sich der brauchtümliche Weihnachtsbaum aus Darstellungen des Paradiesesbaums in mittelalterlichen Mysterienspielen entwickelt haben. -- Übrigens: Während heutzutage wohl weitgehend auch innerhalb der christlichen Kirchen mehr oder weniger stillschweigend davon ausgegangen wird, Adam und Eva habe es nicht wirklich gegeben und die Sündenfall-Erzählung sei daher nur irgendwie allegorisch oder metaphorisch oder sonstwie -orisch zu verstehen, beharrte Papst Pius XII. noch 1950 in seiner Enzyklika "Humani Generis" entschieden darauf, dass Adam (Eva erwähnt er nicht explizit) tatsächlich der Urvater der gesamten Menschheit gewesen sei und dass die Erbsünde auf eine tatsächlich von diesem Adam begangene Sünde zurückzuführen sei. Einige interessante Anmerkungen dazu, inwieweit diese Auffassung mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen über die Abstammung des Menschen vereinbar ist, gibt es hier.
Donnerstag, 26. Dezember: Hl. Stephanus, Archidiakon und Erzmärtyrer. Die wesentliche Quelle zu seinem Leben und Tod sind die Kapitel 6 und 7 der Apostelgeschichte: Stephanus war einer der sieben von den Aposteln berufenen Diakone der Urkirche in Jerusalem, machte als eindrucksvoller Prediger sowie durch Wundertaten auf sich aufmerksam, wurde nach einer vor dem Hohen Rat der Juden gehaltenen Ansprache der Gotteslästerung bezuchtigt und gesteinigt. Damit war er der erste Christ, der wegen seines Bekenntnisses zum Glauben an Christus getötet wurde, und wird daher als "Erzmärtyrer" verehrt.
Freitag, 27. Dezember: Hl. Johannes, Apostel und Evangelist. Sohn des Zebedäus, eines Fischers am See Gennesaret; wurde gemeinsam mit seinem Bruder Jakobus von Jesus zu einem Seiner ersten Jünger berufen. Nach Meinung von Exegeten war er damals noch ein Jugendlicher. Laut Johannes 19,26f. war er der einzige Jünger, der Jesus bis unter das Kreuz folgte, und Jesus vertraute ihm die Fürsorge für Seine Mutter Maria an, mit der er der Überlieferung zufolge später in Ephesus lebte. Die kirchliche Tradition betrachtet ihn als den Verfasser des Johannesevangelien und der drei Johannesbriefe, einigen Quellen zufolge auch der Offenbarung des Johannes. Aus dem Anhang zum Johannesevangelium (Kapitel 21) hat man geschlussfolgert, dass er ein außergewöhnlich hohes Alter erreichte und dass es aus diesem Grund Gerüchte gab, er werde bis zur Wiederkunft Jesu nicht sterben. Diese Vorstellung soll auch auf die Legende vom "Ewigen Juden" eingewirkt haben. Einige religiöse Splittergruppen lehren tatsächlich bis heute, der Apostel Johannes sei nie gestorben. Traditionell ist sein Festtag ein Anlass für Weinsegnungen; dies geht auf eine Legende zurück, derzufolge ein Becher vergifteten Weines ungiftig geworden sein soll, nachdem Johannes ein Gebet darüber gesprochen hatte.
Samstag, 28. Dezember: Unschuldige Kinder. An diesem Tag wird der Kinder gedacht, die laut Matthäus 2,16ff. auf Befehl des Königs Herodes ermordet wurden, weil dieser annahm, der künftige König der Juden, von dessen Geburt die Weisen aus dem Morgenland ihm erzählt hatten, sei unter ihnen. Dem "Ökumenischen Heiligenlexikon" kann man entnehmen, es sei nach Meinung heutiger Historiker "außerordentlich unwahrscheinlich", dass es "einen solchen Kindermord tatsächlich gegeben hat" -- was durch den Hinweis auf einen ausführlichen Artikel von Prof. Helmut Bouzek untermauert werden soll; einen Artikel, der die gegenteilige These vertritt, gibt es hier. Erwähnenswert ist noch, dass das Fest der Unschuldigen Kinder in neuerer Zeit gewissermaßen "inoffiziell" auch zu einem Gedenktag für die durch Abtreibung getöteten Ungeborenen geworden ist.
Aus dem Stundenbuch:
Ehe die Berge geboren wurden, die Erde entstand und das Weltall, *
bist du, o Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit. (Psalm 90,2)
Könnte es sein, daß die anderen Mitglieder des PGRs zwar wissen, was mit "Kaffee" gemeint ist, aber bei "Laudes" total im dunkeln tappen?
AntwortenLöschenIn unserer Gemeinde findet am 28.Dezember in der Kirche ein Kreuzweg statt für die "ungeboren gestorbenen Kinder" - wahrscheinlich initiiert von einem in der Lebensrechtsbewegung ALfa aktiven Elternpaar von 7 Kindern.
AntwortenLöschenIm Pfarrblättchen war allerdings kein Hinweis darauf zu finden und in den gestrigen Verkündigungen am Ende der Messe wurde die betr. Ankündigung dieser Veranstaltung auch zunächst mal vergessen zu verlesen. Erst auf Intervention besagter in der Messe anwesenden Mutter wurde dann doch noch vom Diakon auf diesen Kreuzweg hingewiesen.
Zufall?
Oder steckt doch Absicht dahinter, solche Veranstaltungen, die unserer doch weitgehend der säkularen Öffentlichkeit angepassten Amtskirche ob eigener Profillosigkeit in dieser Sache wohl eher peinlich sind, möglichst tot zu schweigen und zu übergehen?
Ich bin z.B. davon überzeugt, dass bei besagtem Kreuzweg kein hauptamtlicher Kirchenvertreter unserer Pfarrei dabei sein wird.