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Montag, 10. Juni 2019

Kaffee & Laudes - Die Wochenvorschau (10. Woche im Jahreskreis)

Was bisher geschah: Ich kann nur sagen: Betet mehr Novenen, Leute! Und sofern Ihr die Möglichkeit dazu habt, tut es öffentlich; dann haben Andere auch etwas davon. Meine Liebste und ich jedenfalls sind in der zurückliegenden Woche, in der wir in unserer Pfarrkirche die Pfingstnovene gebetet haben, mit Segen nur so überschüttet worden. Dazu gehörten schöne und bewegende Reaktionen von Kirchenbesuchern, die an dem einen oder anderen Tag an unserer Andacht teilnahmen oder nichtsahnend mittendrin hineinschneiten, aber auch allerlei andere inspirierende Begegnungen, zum Beispiel ein Gespräch mit zwei Musikerinnen aus der Schweiz, die gerade auf Straßenmusik-Tournee durch Deutschland sind (hier geht's zu ihrem Travel-Blog) und ein äußerst gelungenes "Dinner mit Gott" am Mittwoch. Außerdem intensivierten wir unsere Bekanntschaft mit dem wundervollen Falafel-Mann in der Fußgängerzone: An einem Abend lud er uns zu einer (sehr leckeren!) Linsensuppe ein, am nächsten Tag brachten wir ihm selbstgebackenen Kuchen mit. Noch nicht sicher ist, ob wir ihn dazu überreden können, auf unserem Pfarrfest zu musizieren. Am Freitag fuhren wir alle drei zu einer Lesung von "Cowgirl" Anja Hradetzky im "Bruno-Taut-Laden" in der Ladenpassage des U-Bahnhofs Onkel Toms Hütte. Offenbar wird diese Location von einem kulturbeflissenen Nachbarschaftsverein betrieben, und außer uns waren fast ausschließlich alte Damen bei der Veranstaltung. Dafür hatten wir anschließend noch etwas Gelegenheit zu einem persönlichen Gespräch mit Anja; das war ausgesprochen nett, und wir erwägen, bei Gelegenheit mal ein bisschen auf ihrem Hof mitzuhelfen (bei Tätigkeiten, für die man keine besondere Qualifikation braucht, versteht sich). -- Am Samstagabend sah und hörte ich mir, während meine Liebste das Kind hütete, mit meinen Schwiegermüttern in der Staatsoper Unter den Linden "Rigoletto" an; das war das erste Mal seit vielen Jahren, dass ich in einer Oper war, und auch insgesamt habe ich in meinem Leben noch nicht annähernd so viele Opern besucht, dass ich mich als Kenner bezeichnen würde; aber wie dem auch sei, von dieser Vorstellung war ich rundum begeistert. Am Sonntag war nicht nur Pfingsten, sondern auch mein Geburtstag; nach der Messe gingen meine Liebste, das Kind und ich erst einmal schön frühstücken und machten dann einen Ausflug nach Lübars. Das Butjadingen Berlins, gewissermaßen -- nur hügeliger. 


Was ansteht: Heute ist Pfingstmontag, da habe ich erst einmal Lektorendienst, und dann bin ich mit Frau und Kind bei unserer gemeinsamen Freundin, Trauzeugin, Taufpatin und Bloggerkollegin Claudia eingeladen, die alljährlich am Pfingstmontag eine bunt gemischte Runde an ihrem Tisch versammelt und damit eine von ihren Eltern begründete Familientradition fortführt. Ich könnte mir vorstellen, dass sie drüber bloggen wird. Irgendwann in dieser Woche soll es dann wohl auch eine Krisensitzung zum geplanten Pfarrfest geben, schauen wir mal. Ärgerlich wär's, wenn dieses Treffen auf den Donnerstag gelegt würde, denn da möchte ich - möglichst mit Frau und Kind - eigentlich zur "Community Networking Night" im "Baumhaus Berlin". Falls das nicht klappt, kann ich mich allerdings damit trösten, dass diese Veranstaltung wöchentlich stattfindet; an einem der nächsten Donnerstage sollte es also allemal was werden. Laut Selbstbeschreibung geht es bei diesem Format darum, "Menschen aus allen möglichen Bereichen und Lebenssituationen" zusammenzubringen, "die einen Wunsch gemeinsam haben: zu tun was sie können, für eine bessere Welt" -- und diesen Gelegenheit zu geben, "sich zu vernetzen, indem wir unsere Perspektiven teilen und schauen, wo wir einander sinnvoll unterstützen und zusammenarbeiten können". Klingt doch vielversprechend! Ich gehe zwar davon aus, dass Christen - noch dazu strenggläubige Katholiken - in dieser Runde eher Exoten sein werden, aber das muss ja nicht unbedingt ein Nachteil sein.

Am Wochenende wird's dann wieder mal besonders ereignisreich -- so sehr, dass wir, sofern uns nicht noch rechtzeitig die Gabe der Bilokation verliehen wird, rein zeitlich gar nicht alles schaffen werden, was wir theoretisch gern machen würden. Nicht schaffen werden wir es in diesem Jahr zum Beispiel zur Fiesta Kreutziga -- was sehr schade ist, schließlich verdanken wir diesem Fest wichtige Impulse und hätten dort gerade in diesem Jahr wertvolle Inspirationen für das Pfarrfest sammeln können. (Vielleicht sollten wir die anderen Lokalausschussmitglieder da hinschicken. Die würden sich aber umgucken!) Ebenfalls an diesem Wochenende findet in meinem Heimatstädtchen N. an der W. zum 25. Mal das Punk-Festival "Fonsstock" statt, aber das erwähne ich hier nur aus sentimentalen Gründen. Ich war, wenn ich mich recht erinnere, nur zweimal - nämlich 1996 und '97 - bei diesem Festival, aber immerhin bedeutet das, dass ich noch die bescheidenen Anfänge dieses Events miterlebt habe. In den ersten Jahren - und zwar letztmals 1996 - war "Fonsstock" nämlich noch eine private Geburtstagsparty in einem Garten in einer recht gutbürgerlichen Wohnsiedlung, und die Bands spielten auf dem Garagendach. 1997 fand das Festival dann erstmals in größerem Rahmen statt, auf Hof Iggewarden in Butjadingen -- das ist eigentlich eine Geschichte für sich. Mehr zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des "Fonsstock"-Festivals kann man hier nachlesen. 

Okay, aber was machen wir nun wirklich am bevorstehenden Wochenende? Kurz gesagt, am Freitag ist meine Liebste zum Abi-Ball ihrer nunmehrigen Ex-Schüler eingeladen, und da werden das Kind und ich wohl mitkommen; und am Samstag findet zum zweiten Mal der "Krabbelbrunch" statt. Der erste, bei dem ich dabei bin. Ich bin gespannt. Am Dreifaltigkeitssonntag soll es in unserer Pfarrei eine Pfarrversammlung geben, und aus strategischen Gründen müssten wir da wohl eigentlich hin; allerdings wurde in den Vermeldungen keine Uhrzeit genannt, und auch dabon abgesehen besteht durchaus die Möglichkeit, dass wir schlichtweg keine Lust haben und lieber auf einen Trödelmarkt gehen. Wir hätten theoretisch sogar zwei zur Auswahl, einen auf dem Gelände des Urban-Gardening-Projekts "himmelbeet" und einen auf einem Kinderbauernhof in Pankow. Wie auch immer, langweilig wird es uns sicher nicht.


aktuelle Lektüre: 

Als das spannendste, fesselndste Lektüreerlebnis der jüngsten Zeit hat sich überraschenderweise das Bändchen "Jenseits bürgerlicher Religion" von Johann Baptist Metz erwiesen -- ein Sammelband mit sieben Vorträgen des Autors, einer aus dem mythischen Jahr 1968, die anderen aus den Jahren 1978-80. Zumindest der im Buch an erster Stelle stehende Beitrag mit dem Titel "Messianische oder bürgerliche Religion?" von 1978 hat mich sehr beeindruckt -- was indes nicht heißt, dass ich daran nichts zu kritisieren hätte. Dass das Verhältnis zwischen Kirche und Gesellschaft, oder anders ausgedrückt, die Stellung der Kirche in der Gesellschaft heute eine entschieden andere ist als die, von der Metz in seiner Kritik an der "bürgerlichen Religion" ausgeht, macht den Text übrigens aus heutiger Sicht nicht weniger lesenswert; vielmehr ermöglicht dieser zeitliche Abstand einen klareren Blick darauf, wo Metz einfach falsch lag und wo seine Thesen auch heute noch, oder heute mehr denn je, diskutiert zu werden verdienen. Was ich dazu zu sagen hätte, lässt sich kaum in wenigen Worten zusammenfassen; ich schätze, ich werde darüber bloggen müssen. -- Übrigens habe ich auch die Passage aus den "Letzten Gesprächen" Benedikts XVI. mit Peter Seewald wiedergefunden, in der es um Metz geht, und die ist ebenfalls äußerst interessant. Seewald erwähnt ein Gespräch mit Metz und hebt es als "bemerkenswert" hervor, dass dieser sich "am Ende seines Lebens fragt, ob der Begriff von der Politischen Theologie, den er geprägt hatte, nicht doch ein Fehler war, ob letztlich vielleicht alles nur Spreu gewesen ist. Er habe etwas ganz anderes gemeint, als was dann darunter verstanden wurde." Der emeritierte Papst bekräftigt daraufhin seine Kritik an Metz' Konzept der "Politischen Theologie", attestiert ihm aber zugleich, dass Metz " immer wieder als großer Anreger für die Theologie gewirkt und durchaus einen rechten Blick auf die wesentlichen Fragen hat. Er ist auch immer im Glauben der Kirche geblieben." (Letzte Gespräche S. 174f.) 

Und dann ist da ja auch noch "Naomi & Ely". Das gefällt mir tatsächlich immer besser. Allerdings sehe ich deutlich kommen, dass der Schluss mir nicht gefallen wird. Aus dem einfachen Grund, dass ich mir zu dieser Geschichte, zu dieser ganzen Personenkonstellation keinen Schluss vorstellen kann, der mir gefallen würde. Wie auch? Es gibt kein richtiges Leben im Falschen. Kaum habe ich diese Weisheit Adornos niedergeschrieben, fällt mir wieder die Frage ein, ob der Auftrag an die Christen, in der Welt, aber nicht von der Welt zu sein, nicht genau darauf hinausläuft -- auf die Aufforderung, ein richtiges Leben im Falschen zu führen. Vielleicht sollte ich mal versuchen, "Naomi & Ely" umzuschreiben, indem ich den diversen skurrilen Charakteren einen weiteren hinzufüge, der Christ ist. Und dann mal schauen, wohin das führt. Die #BenOp-Version von "Naomi & Ely", gewissermaßen.

Aber gehen wir gedanklich noch mal einen Schritt zurück: Wenn, wie gesagt, die Hauptfiguren des Buches so sehr "im Falschen" leben, dass es für die im Grunde kein "Richtiges" gibt, dann mag die Frage nahe liegen, wieso mir das Buch dann so sehr gefällt, dass ich es hier sogar (zumindest indirekt und irgendwie) empfehle. Ich kann mir gut vorstellen, dass eine bestimmte Sorte frommer Christen mir diese Frage mit vorwurfsvoller Missbilligung stellen würde. Was mich übrigens an eine Diskussion auf Facebook erinnert, an der ich mich vor ein paar Tagen beteiligt habe. Angestoßen wurde diese Debatte durch ein Foto von der Plakatfläche einer Bushaltestelle, auf der ein Plakat einer Kampagne zur Aufklärung über Geschlechtskrankheiten einträchtig neben einem Werbeplakat einer Partnervermittlungs-Agentur hing. So weit, so witzig; meine Lust am Widerspruch regte sich jedoch angesichts eines Kommentars, der beklagte, das Geschlechtskrankheiten-Plakat (das übrigens sehr dezent war und anders als andere Plakatkampagnen zu diesem Thema gänzlich ohne witzig sein wollende Frivolität auskam) zeige "die Verkommenheit der Gesellschaft". Ich fragte daraufhin die Verfasserin dieses Kommentars, ob sie denn an dem anderen Plakat - dem von der Partnervermittlung - nichts auszusetzen habe. Ich erwartete nicht, dass sie das verstand, aber ich bin überzeugt, dass beide Phänomene letztlich auf dasselbe Problem verweisen, nämlich darauf, dass zwischenmenschliche Beziehungen bzw. Kontakte als Konsumobjekt gehandelt werden. Ich bin darüber hinaus überzeugt, dass moralische Empörung über die "Verkommenheit der Gesellschaft" nichts zu einer gesunden Einstellung zur Sexualität beiträgt, nicht bei den vermeintlich Verkommenen und auch nicht bei den Empörten selbst. Menschen bessern sich nur durch Liebe, darum muss man sie auch dann lieben, wenn sie ein falsches Leben im Falschen führen. Und um das einzuüben, kann es durchaus sinnvoll sein, mal ein Buch wie "Naomi & Ely" zu lesen -- und zwar mit Sympathie für seine Charaktere


Linktipps:

Als ich sah, dass das altehrwürdige "National Catholic Register" (begründet 1927) einen Artikel über einen katholischen Öko-Bauern aus Iowa herausgebracht hat, frohlockte ich und dachte: Den empfehle ich in der nächsten "Kaffee & Laudes"-Folge! Leider ist er jedoch nicht besonders gut. Das heißt, schlecht ist er nun auch nicht gerade, aber eben nicht besonders gut. Da empfehle ich dann doch lieber zwei andere Artikel, die auch irgendwie mit dem Themenbereich "Landwirtschaft, Ernährung und Respekt vor der Schöpfung" zu tun haben:
Ein erfrischender "Rant" über das Grassieren übersimplifizierter Vorstellungen darüber, was "gesunde Ernährung" sei. Inhaltlich liegt Bloggerin "Mary of Magdala" damit übrigens ganz auf der Linie von "Crunchy Cons". Lieblingszitat: "Wie wäre es, wenn man sich etwa statt Digitalisierung 'Lebensmittelmündigkeit' auf die Fahnen schreiben würde? Essen ist schließlich lebensnotwendig, Smartphones sind es immer noch nicht (nein, wirklich nicht!)."
Tagtäglich landen Tonnen von noch genießbaren Lebensmitteln im Müll, während Menschen Hungern. In jüngster Zeit wird verstärkt darüber diskutiert, diesem Problem damit zu begegnen, dass man das "Containern" legalisiert. Diesen Lösungsansatz nennt Peter Winnemöller indes "zynisch": "Der Skandal des vernichteten Überflusses wird nicht dadurch beseitigt, Müll zu Lebensmitteln zu erklären. Es gilt, Lebensmittel davor zu bewahren Müll zu werden. Besonders Christen, die wissen, wem sie die Gaben der Erde zu verdanken haben, sollten aufmerksam sein." Lobend erwähnt er hingegen "Foodsaving-Aktionen, die sehr oft von Christen organisiert oder mitbetrieben werden". Das betrachte ich mal als Hat-Tip.


Heilige der Woche:

Dienstag, 11. Juni: Hl. Barnabas, Apostel. Der Apostelgeschichte zufolge hieß er ursprünglich Josef und war ein Levit aus Zypern, der sich der christlichen Urgemeinde in Jerusalem anschloss, wo er Barnabas, d.h. "Sohn des Trostes" bzw. "der Ermutigung", genannt wurde. Enger Vertrauter des Apostels Paulus, den er auf einer Missionsreise begleitete. Nationalheiliger Zyperns, wo er der außerbiblischen Überlieferung zufolge auch das Martyrium erlitt.

Donnerstag, 13. Juni: Hl. Antonius von Padua (ca. 1195-1231), Ordenspriester, zunächst Augustiner-Chorherr, dann Franziskaner. Berühmter Prediger, der sich besonders der Bekehrung der Katharer und Waldenser widmete. Sehr populärer Heiliger, der vor allem um Hilfe beim Wiederfinden verlorener oder verlegter Gegenstände angerufen wird.

Samstag, 15. Juni: Hl. Vitus (od. Veit), Märtyrer der Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian im Jahr 304. Wird als einer der "14 Nothelfer" verehrt und ist u.a. Patron der Apotheker, Gastwirte, Bierbrauer und Winzer.


Aus dem Stundenbuch:

Erneuere die Zeichen, wiederhole die Wunder, * zeige die Macht deiner Hand und die Kraft deines rechten Armes! (Jesus Sirach 36,6f.)



11 Kommentare:

  1. Ich plage mich auch schon länger mit dieser Frage hier"... ob der Auftrag an die Christen, in der Welt, aber nicht von der Welt zu sein, nicht genau darauf hinausläuft -- auf die Aufforderung, ein richtiges Leben im Falschen zu führen..." herum, Bin allerdings zu der Erkenntnis gelangt, dass die Lösung in der Geringachtung des Lebens besteht. Das zieht sich eigentlich durch die Evangelien und steht sowas von dermaßen quer zur herrschenden Meinung, dass selbst die Frommen da nicht mehr mitkommen.
    Die Botschaft Christi lautet "dieses Leben hier ist das falsche, und ihr sollt ins richtige Leben hineinleben".
    Es ist Teil der Krise in der wir stecken, dass wir dieses Leben hier als Ziel und Sinn des Seins definieren und nur drüber streiten, worin der Sinn denn nun wirklich besteht.
    Christentum ist die Religion der Freiheit und Freiheit bedeutet auch an nichts hängen, das Scheitern einrechnen und souverän sein. Und genau diese Souveränität die geht allen katholischen Gruppierungen ab. Deshalb finde ich die BenOp auch so faszinierend, auch und wenn der Rod Dreher sich als angefressen von dem was man so zu denken hat, zumindest in seinen praktischen Erwägungen, zeigt.
    Aber er setzt die Koordinaten wieder richtig, Welt ist Welt und wir sind wir, und auf dieser Welt haben wir nur den Platz daneben, was die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Pfarrei meint, (kommt von Paroika und das meint das "Wohnen als Fremder ohne Bürgerrecht)!
    Deshalb finde ich ihr bewegt euch in der richtigen Kreisen und sagen wir es kurz die ganzen Frommen beider Versionen die verzweifelt versuchend dazugehören, eben nicht.

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  2. >>Die Botschaft Christi lautet "dieses Leben hier ist das falsche, und ihr sollt ins richtige Leben hineinleben".<<

    Das hat Jesus so nicht gesagt. Er sprach von Glaube und Umkehr und nie vom falschen Leben. Umkehren können wir nur in unserem Leben und nicht ohne das. Ergo: Dieses Leben ist gut und richtig und der einzige Weg in das Himmelreich.

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    1. Dann Gerd haben Sie eine andere Bibel als ich, in meiner steht, das der Fürst dieser Welt der Teufel ist und in meiner mahnt Paulus, sich nicht dieser Welt anzugleichen, und es steht auch drin, das diese Welt mitsamt den Menschen gefallen, also falsch geworden ist.
      Und in meiner Bibel steht, nur wer das Leben gering achtet wird es gewinnen.
      Richtig ist, dass dieses Leben hier der einzige Weg ins Himmelreich ist, aber nur dann, wenn wir es auf dem Weg gehen der Christus ist, das sagt zumindest Christus selber!

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    2. Wir werden wohl aus der gleichen Bibel lesen, bei mir ist es die Pattloch Ausgabe von 1962 in der Übersetzung von Hamp, Stenzel und Kürzinger, allerdings erst einmal zu anderen Ergebnissen kommen, wenn wir über das Gelesene nachdenken. Jesu Botschaft ist die der Umkehr, nicht die Spekulation darüber ob unser Leben schlecht oder gut ist. Unser Leben ist kostbar und richtig. Allein die Tatsache, dass der Sohn Gottes diesen Leben mit uns Menschen geteilt hat, macht es heilig und gut. Was wir Menschen daraus machen können, das genau hat Jesus uns in seiner Botschaft, die am Anfang seines Wirkens steht, gesagt: Kehrt um und glaubt an das Evangelium. Paulus versteht man im übrigen, so wie ich das sehe, nicht ohne den Saulus. Wenn er tot vom Pferd gefallen wäre, dann wüssten wir nichts von diesem Apostel. Sein Leben ist so richig und kostbar, dass es dem Herrn gefallen hat, ihn bis zu seiner Verherrlichung weiter leben zu lassen.

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  3. Dies dürfte einer der Gelegenheiten sein, wo man das zugegeben gut mißbrauchbare folgende Zitat sinnvoll anwenden kann:

    "Graógraman hätte wohl gesagt: beides."

    (Die Wahrheit dürfte *etwas* mehr - aber nur *etwas* mehr - bei Ester liegen. Aber man sollte auch sich immer wieder mal daran erinnern, daß die Titulierung des Teufels als "Fürst der Welt" a) meint, daß er die Herrschaft usurpiert hatte, aber nicht, daß sie ihm zusteht, b) aus der Zeit *vor* seinem Hinauswerfen datiert.

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  4. >>Kaum habe ich diese Weisheit Adornos niedergeschrieben, fällt mir wieder die Frage ein, ob der Auftrag an die Christen, in der Welt, aber nicht von der Welt zu sein, nicht genau darauf hinausläuft.

    Ja, gut, dann muß ich das nicht schreiben ;-)

    Tatsächlich ist, wie bereits erwähnt, diese These Adornos letztlich nur als Aufforderung zu einem von drei Dingen überhaupt denkbar, i) der sofortigen Weltrevolution egal mit welchen Mitteln, ii) dem sofortigen Suizid oder iii) - von ihm wohl am wenigsten bedacht - dann halt eben ein falsches Leben zu leben, weil's eh schon wurst ist. Die, die sein Denken bzw. gerade diese Aussage als Aufforderung zur Gewalt interpretierten, haben ihn also durchaus naheliegend interpretiert, auch wenn er sich, diese Konsequenzen vor Augen sehend, auf einmal als treuer Staatsbürger gefühlt hat. Ein gnädiges Schicksal hat ihn dann davor bewahrt, die eigentlichen Entwicklungen der RAF zu erleben.

    Nun: wie bei den meisten großen Denkern ist am Gedanken schon etwas daran, so auch hier. Es ist nämlich sehr wohl wahr, daß die condicio humana et totius mundi nach einer Weltrevolution schreit, nur fehlt die ebenso richtige Feststellung, daß diese schon geschehen ist, nämlich (um das tradierte Datum zu verwenden) 33 nach Christus. Daß der Revolutionär in seinem unerforschlichen Ratschluß dafür gesorgt hat, daß es hernach noch eine Zeit gibt, in der beide Heere auf dem Schlachtfeld stehen (daher technisch "Endzeit" genannt), ändert daran nichts.

    In diesem Sinne dürfte ja dann auch zu verstehen sein, was "quae sursum sunt sapite, non quae super terram" meint, nämlich nicht (an erster Stelle) den Verzicht auf terrestrische Genüsse, sondern eben, das richtige Leben im richtigen Leben vollständig und nicht nur teilweise zu ergreifen, selbst wo es irdische Genüsse einschließt.

    (Und nebenbei war ja die Kirche gewissermaßen schon vorher, seit dem Protoevangelium, wenigstens der Hoffnung nach anwesend.)

    (Holla die Waldfee, so spirituell erkenn mich gerade selber gar nicht. Müssen wohl die Nachwirkungen von N.-D. de Chrétienté sein...)

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  5. Zum Thema "Naomi und Ely": Es mag sicher solche Leute geben, die das mißbilligen. Ich nicht; ich lese grundsätzlich ganz gern beim Gegner mit, nicht nur - ehrlich gesagt - um seine Positionen kennenzulernen, sondern auch zum Genuß. (Wer die weniger komplizierte Position zu vertreten hat, ist tendenziell begeisterter.)

    *Selber* würde ich Naomi & Ely nach dem Klappentext allerdings nicht lesen, nicht weil die Handlung unmoralisch ist (das ist einiges, was Franz Bieberkopf tut, auch), sondern ganz banal - aber das nur unter Decknamen - weil Vorstellungen von männlicher Homosexualität (nicht Lesbentum), die über das Feststellen der Tatsache hinausgehen, tatsächlich und ganz unabhängig von naturrechtlichen, moralischen, politischen und religiösen Erwägungen abgesehen einen Ekelreiz bei mir auslösen (den ich dann hoffentlich aus Taktik und Nächstenliebe verbergen kann).

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    1. Gerd Sie wissen schon dass unser Leben, ohne die Erlösungstat Christ, sinnlos und verdorben, gefallen und für nix gut, wäre?
      Ich finde es geht um eine winzige Verschiebung in der Bewertung die fatale Folgen hat.
      Die Schöpfung und damit das Leben ist von Gott her gut, sehr gut, geschaffen, kostbar und wertvoll, dann ist es verkommen. Nun ist der Sohn Gottes gekommen (da er Gott ist auch für die die zeitlich vor ihm lebten und für die die zeitlich nach ihm leben, das kann er tun, da er über der Zeit steht) um uns aus unserer sinnlosen, von den Vätern ererbten Lebensart um einen teuren Preis freizukaufen.
      Das heißt nicht das Leben anundfürsich ist gut und wertvoll, so wertvoll, dass selbst Gott es mit uns teilen will. Nein Gott hat dieses Leben mit uns geteilt hat, um uns den Weg zum wahren, wertvollen, wichtigen, guten Leben zu eröffnen.
      Das Drama moderner Christen ist, dass sie meinen die Erlösung nicht mehr nötig zu haben

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    2. (Der Kommentar steht unter dem falschen, aber das ist auch schwierig. Ich antworte einmal trotzdem, obwohl ich nicht Gerd bin.)

      >>Das Drama moderner Christen ist, dass sie meinen die Erlösung nicht mehr nötig zu haben.

      Nein, das ist ein frommes Vorurteil. Tatsächlich ist das Drama - oder ist es zumindest eher -, daß sie über das Thema Erlösungsbedürftigkeit *keine* Meinung, *nicht einmal* eine häretische haben, daß ihnen das ganze Konzept fremd ist.

      ----

      Für den Rest gilt: That's Protestantism, Patrick (bzw. Ester). Selbstverständlich wäre - und das ist nicht ein Zugeständnis an die Liberalen, sondern katholische Glaubenslehre - unser Leben auch ohne die Erlösungstat Christi sinnvoll und etwas Gutes, denn so wurde es geschaffen; und, gewiß, von der Erbsünde gezeichnet, aber - und das ist entscheidend! - nach Art einer Krankheit, nicht als Wesensbestandteil.

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    3. >>Gerd Sie wissen schon dass unser Leben, ohne die Erlösungstat Christ, sinnlos und verdorben, gefallen und für nix gut, wäre?<<

      Ich weiß nicht was die Frage genau bezweckt. Mein Hausarzt hat vor einiger Zeit eine Gürtelrose bei mir diagnostiziert. Ich weiß noch nicht einmal ob der gute Mann Christ ist und je etwas von der Erlösungstat des Herrn gehört hat. Es hat mich auch nicht interessiert. Trotzdem war es ihm wichtig mir die richtigen Medikamente zu verschreiben um mir den Schmerz halbwegs erträglich zu gestalten. Mit Gürtelrose lebt es sich nämlich so, als wäre es für nix gut.

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  6. diese Antwort ist unter den falschen Kommentar gerutscht. Sollte unter gerd vom 12.Juni 6:31 Uhr gehören.

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