Heinrich
Timmerevers, seit 2001 Weihbischof und Bischöflich Münsterscher Offizial in
Vechta, wird Bischof von Dresden-Meißen. Das wurde heute um 12 Uhr zeitgleich
im
Vatikan und in Dresden bekanntgegeben, nachdem
der MDR die Personalie bereits gestern „geleakt“ hatte. Aber immerhin waren
die „gut informierten Kreise“ der offiziellen Ernennung diesmal nur einen Tag
voraus.
Dresden-Meißen ist nach Passau,
Erfurt und den Erzdiözesen Freiburg, Köln, Hamburg und Berlin die siebte
deutsche Diözese, die seit Beginn des Pontifikats von Papst Franziskus neu
besetzt wird. Unter den von Papst Franziskus ernannten Diözesan- und
Metropolitanbischöfen ist Timmerevers mit 63 Jahren der älteste; gleichzeitig
ist er seit 1954, als Johannes
Pohlschneider Bischof von Aachen wurde, der erste Offizial von Vechta, der
zum Diözesanbischof „befördert“ wird. Es spricht wohl Einiges dafür, dass er
bis zu seiner Emeritierung – die unter normalen Bedingungen frühestens im
Sommer 2027 anstehen wird – in Dresden-Meißen bleiben wird. Für die Katholiken
Sachsens ist das sicher eine gute Nachricht, nachdem ihr voriger Oberhirte
Heiner Koch, jetzt Erzbischof von Berlin, nur rund zweieinhalb Jahre im Amt
war. Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige kritisierte
seinerzeit, es entstehe „der Eindruck, ostdeutsche Bistümer seien
inzwischen so etwas wie ein 'Verschiebebahnhof' oder wie 'Praktikumsstellen'
zur Qualifizierung für 'höhere Ämter'“. Das steht im aktuellen Fall wohl eher
nicht zu befürchten.
Die Ernennung Timmerevers' zum
40. Nachfolger des Hl.
Benno erfolgt knapp vier Wochen vor der Eröffnung des 100. Deutschen Katholikentages in Leipzig.
Ganz so schnell wird sich die Amtseinführung gewiss nicht bewerkstelligen
lassen, aber sicherlich bietet der Katholikentag eine gute Gelegenheit für den
designierten Bischof, sich seiner künftigen Diözese schon einmal vorzustellen.
Interessant ist auch, dass
Bischof Timmerevers aus einer zutiefst katholisch geprägten Gegend in die
äußerste Diaspora kommt: Nur 3,3% der Bevölkerung des Territoriums der Diözese
Dresden-Meißen sind katholisch, die große Mehrheit ist konfessionslos. Ganz neu
ist die Diasporasituation für Heinrich Timmerevers aber auch wieder nicht;
immerhin gehören zu seinem bisherigen Zuständigkeitsbereich auch die Dekanate
Delmenhorst und Wilhelmshaven, in denen die Katholiken ebenfalls eine recht
kleine Bevölkerungsminderheit darstellen.
Nun ist dem Menschen ja, wie man
in meiner Heimat zu sagen pflegt, „das Hemd näher als die Büx“, und daher muss
ich – so sehr ich den sächsischen Katholiken ihren neuen Oberhirten gönne –
anmerken, dass mich an der Personalie Timmerevers vor allem interessiert, wer
sein Nachfolger in Vechta wird. Gerade auch in Hinblick auf die weitere
Entwicklung in der „Problempfarrei“ St. Willehad in Nordenham. Im Zuge meiner
Berichterstattung aus dieser Gemeinde hatte ich zu Weihbischof Timmerevers zwar
nie persönlichen Kontakt, habe aber von allen Seiten praktisch nur Gutes über
ihn gehört (was in einer so konfliktreichen Situation ja schon mal sehr
bemerkenswert ist), und auch sein Offener Brief an die Nordenhamer Gemeinde,
der die letzten Zweifel hinsichtlich der Abberufung von Pfarrer Jortzick aus St. Willehad ausräumte, hat, wie berichtet, einen ausgesprochen positiven
Eindruck auf mich gemacht – unabhängig davon, dass ich es schade fand und
finde, dass Pfarrer Jortzick nicht in Nordenham bleiben konnte. Da man wohl
kaum damit rechnen kann, dass sich mit der in drei Wochen anstehenden
Amtseinführung des neuen Pfarrers von St. Willehad sämtliche Konflikte in der
Pfarrei in Luft auflösen, wird die Situation in Nordenham sicher auch
Timmerevers' Nachfolger noch beschäftigen. Darüber, wer der neue Bischöflich
Münstersche Offizial in Vechta wird, lässt sich schwer spekulieren: Man könnte
annehmen, es würde jemand aus dem „Apparat“ des Offizialats – etwa der
bisherige Ständige Vertreter des Bischöflichen Offizials, Monsignore Peter Kossen, oder vielleicht Offizialatsrat Monsignore Bernd Winter, mit dem ich ja
schon persönlich das Vergnügen hatte. Aber davon ist nicht zwingend auszugehen:
Heinrich Timmerevers selbst war vor seiner Berufung in dieses Amt einfacher
Gemeindepfarrer in Visbek, sein Vorgänger Max Georg Freiherr von Twickel war
Dechant in Lüdinghausen. Es ist wohl nicht unwahrscheinlich, dass das Amt – das
seit 1973 auch mit der Bischofsweihe verbunden ist – erneut an jemanden
vergeben wird, der direkt aus der Seelsorge kommt. Wünschenswert wäre es, dass
es jemand wird, der die Region gut kennt. Um konkrete Kandidaten zu benennen,
fehlt mir ehrlich gesagt der Überblick; lassen wir uns also überraschen…
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