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Samstag, 11. Juli 2015

Straßenfest-Crawl

Nach einer arbeitsreichen Woche endlich mal ein ganz und gar freier Tag - da stellte sich natürlich die Frage: Was kann man denn da mal Schönes machen? Zwar war ich schon vor Wochen von Freunden aus der links-alternativen Szene zum Kreutziger-Straßenfest (alias "Fiesta Kreutziga") eingeladen worden, aber irgendwie war ich ein wenig unentschlossen, ob ich da wirklich hin wollte. Nach einige Abwägen schlug schließlich der Schatz vor: "Wir könnten auch zum Deutsch-Französischen Volksfest gehen." Meine spontane Reaktion: "Au ja, ich hab Bock auf Fritten." 

Der Ausflug zum Zentralen ("zentral", ha ha) Festplatz am Kurt-Schumacher-Damm war somit beschossene Sache, und was den Punkt mit den Fritten anging, wurde ich auch nicht enttäuscht. Davon abgesehen entpuppte sich das Deutsch-Französische Volksfest als ein Rummel wie tausend andere auch, aber das war okay - ich war schon ewig auf keinem Rummel mehr gewesen. 

(Und für die nächsten Jahre habe ich jetzt auch erst mal wieder genug davon.) 

Ein Ort des Grauens.

Im "Schlagerdorf" war, als wir es erreichten, gerade niemand auf der Bühne: keine Claudia Jung, kein Andreas Martin, kein Christian Anders, keine Ireen Sheer und auch sonst niemand, der zum Playback die Lippen bewegte (mehr als das wäre wohl ohnehin nicht zu erwarten gewesen). Also nochmal Glück gehabt. 

Bald erreichten wir Gefilde, wo ich mich stilistisch doch erheblich mehr zu Hause fühle

Wieder auf der guten Seite der Macht. Peace, Brothers & Sisters!
Hinein ins Hippieparadies gingen wir dann aber doch nicht. Der zu überwindende Hindernisparcour (geschrieben "Parkur") schreckte mich, ich hatte nämlich keine Lust, nass zu werden. Dafür war das Wetter nicht gut genug. 

Der ultimative Flucht-Grund.
Nachdem wir ca. dreimal das Festgelände umrundet, uns an Fritten und Crèpes gütlich getan hatten und einmal sogar Achterbahn gefahren waren, schlug uns die flagrante Gefahr, an der Losbude versehentlich ein Paris-Hilton-Hündchen gratis zu bekommen (Hand aufs Herz: Hätten Sie gewusst, dass das eine eigenständige Hunderasse ist??), zielsicher in die Flucht. 
"Und was machen wir jetzt?"
"Keine Ahnung."
"Wir könnten ja doch noch zum Kreutziger-Straßenfest gehen. Als Kontrastproramm."
"Könnten wir. Hast du Lust?"
"Jetzt ja." 
Na dann los! Umsteigen mussten wir an einer Station, an der wir im Fall eines längeren Verweilens im "Schlagerdorf" wohl auch gleich hätten bleiben können: 


Die Fiesta Kreutziga erwies sich in der Tat als exzellentes Kontrastprogramm zum Deutsch-Französischen Volksfest. 
Paddington Bär auf der Flucht.
Ich traf annähernd alle Bekannten, die ich dort zu treffen erwartet hatte, und ein paar Unerwartete dazu - darunter einen früheren Arbeitskollegen, der verkündete: "Noch hat niemand vor die Bühne gekotzt, aber da findet sich bestimmt noch jemand. Und dann können wir zugucken, wie die Hunde das aufessen." -- 

Needless to say, war auch die Musik erheblich besser. Und die Stimmung sowieso. 

Lebensfreude & Gesundheit zwischen "Bleiberechts-Soliwaffeln" und "Kollektivbier".

Riesenspaß: Kinder bauen, an einem Kran hängend, Türme aus Getränkekisten.

Ein besonderes Schmankerl habe ich noch für diejenigen, die sich fragen, warum dieser Artikel auf einem Katholen-Blog erscheint: 


Keine Sorge, ich habe mir keins dieser T-Shirts gekauft. Aber hätte ich eine Ukulele zur Hand gehabt, hätte mich dieses Motiv womöglich zum spontanen Dichten eines NGL aus der Kategorie "Ein Kessel Rotes" inspiriert - Arbeitstitel: "Comandante Maria". Hasta la victoria siempre! 

Nachdem wir uns eine Weile in der Kreutzigerstraße aufgehalten hatten, fiel uns ein bzw. auf, dass zeitgleich ja auch in der recht nahe gelegenen Rigaer Straße ein linksalternatives Straßenfest war - die "Lange Woche der Rigaer Straße". Also entschieden wir kurzerhand,  auch da noch hinzugehen. 

Erdgeschoss vs. Bel-Etage: Gentrifizierung live in der Rigaer Straße. 



In der Rigaer Straße, die ebenso wie die Kreutzigerstraße das 25jährige Jubiläum der dort stattgefundenen Hausbesetzungen feierte, war es vergleichsweise ruhig, nachdem es dort am Abend zuvor zu massiven Ausschreitungen zwischen Autonomen und Polizei gekommen war - über die man so, aber auch so berichten könnte. 

Und das war dann das böse Erwachen. 
In den Innenhöfen einiger einschlägiger Häuser gab es Infostände, veganes Essen und Soli-Schnaps, aber auf der Straße selbst war von Straßenfestatmosphäre nicht viel zu spüren. Dafür gab es schöne Plakate sowie Graffiti- und Fotokunst zu bewundern. 





Die - natürlich evangelische - Galiläakirche in der Rigaer Straße beherbergt jetzt das Jugend[widerstands]museum. Das ist tatsächlich recht interessant, und außerdem spielte, als wir hereinkamen, jemand sehr schön Cello.
Auf dem Heimweg begegneten wir allerlei farbverschmierten jungen Menschen und stellten auf diese Weise fest, dass wir, wo wir schon dabei gewesen waren, eigentlich noch zu einem weiteren Fest hätten gehen können: Auf dem Gelände der Kulturbrauerei fand das United Colours Holi Open Air statt. Aber irgendwie reichte es auch für einen Tag. Gleichwohl meinte mein Schatz: 
"Beim nächsten Mal wird das generalstabsmäßig geplant. Fünf Straßenfeste an einem Tag müssen doch drin sein!" 
Na, schauen wir mal. Angepeilt für den nächsten "Sraßenfest-Crawl" ist vorläufig der 8. August: Da ist das Internationale Straßentheaterfestival "Berlin lacht", das 55. Deutsch-Amerikanische Volksfest und Internationale Berliner Bierfestival... und das "alternative" Kontrastprogramm zum Tage finden wir sicherlich im Stressfaktor

(Gibt's den eigentlich auch als App?)

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