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Samstag, 4. April 2015

Fragwürdigkeiten in der schönen neuen Gender-Welt

Die‚Heulsuse‘ hat ausgedient“ – so lautet der Titel eines in den Sozialen Netzwerken heiß diskutierten Blogbeitrags, in dem die CSU-Bundestagsabgeordnete Katrin Albsteiger, stellvertretende Bundesvorsitzende der Jungen Union, sich mit klar gegen die Ideologie des „Gender Mainstreaming“ positioniert. Anlass für ihren Artikel war ein Vortrag der Publizistin Birgit Kelle, die auf Einladung des Berliner Landesverbandes der „Christdemokraten fürdas Leben“ (CDL) vor über 100 Zuhörern - unter ihnen vier Abgeordnete des Deutschen Bundestages - ihr aktuelles Buch „Gender-Gaga“ in Berlin vorstellte. Zu dieser Veranstaltung steuerte Frau Albsteiger eine „kritische Würdigung“ des Buches bei – die allerdings mehr würdigend als kritisch ausfiel: „Im Grunde findet hier keine Kritik am Buch statt – das Buch kritisiert uns.“ 

Wer Birgit Kelles Bücher und Online-Kolumnen nicht kennt, der kennt die für ihre Thesen zur Gesellschafts- und Familienpolitik und insbesondere für ihre Kritik an Feminismus und „Gender Mainstreaming“ vielfach angefeindete Autorin höchstwahrscheinlich aus Talkrunden im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, in denen sie mit einiger Regelmäßigkeit zu Gast ist. Dafür gibt es, ihren eigenen Worten zufolge, eine einfache Erklärung: „Irgendwie muss in diesen Gesprächsrunden ja die Gegenposition besetzt werden. Im Prinzip komme ich über die ‚konservative Spaßbremsen‘-Quote in diese Sendungen rein.“ – Als „Spaßbremse“ empfanden die Besucher ihrer Buchvorstellung im mehr als voll besetzten Saal der Gaststätte „Löwenbräu“ in Berlin-Mitte die Autorin jedoch keinesfalls – ganz im Gegenteil: Es gab bei Birgit Kelles Vortrag viel zu lachen, wenngleich das Lachen einem an der einen oder anderen Stelle im Halse stecken bleiben mochte. 

Denn wiewohl die CSU-Bundestagsabgeordnete Katrin Albsteiger in ihrem einführenden Vortrag betonte, Birgit Kelles aktuelles Buch „Gender-Gaga“ sei „nicht zuletzt auch gute Unterhaltung“, und wiewohl Frau Kelle selbst im Vorwort ihre Buches schreibt, „Gender Mainstreaming“ habe es „verdient, als das betrachtet zu werden, was es ist: eine große Satireshow“ (S. 16), handelt es sich doch um ein ausgesprochen ernstes Thema: In der Titel-Unterzeile ihres Buches nennt Birgit Kelle das Gender Mainstreaming „eine absurde Ideologie“, die „unseren Alltag erobern will“; und der Gastgeber der Berliner Buchvorstellung, der CDL-Landesvorsitzende Stefan Friedrich, warnte in seinen Begrüßungsworten eindringlich vor einer „Dekonstruktion der Menschenwürde“. 

Frauen erleben den Wald anders als Männer

Freilich ist es leicht, darüber zu spotten, dass etwa die Universität Leipzig im Interesse der Geschlechtergerechtigkeit alle ihre Professoren per offizieller Sprachregelung zu Professorinnen erklärt hat, oder darüber, dass an der Berliner Humboldt-Universität eine dem biologischen Geschlecht nach weibliche Person lehrt, die es sich auf ihrer Mitarbeiterseite ausdrücklich verbittet, als „Frau“ oder „Professorin“ angesprochen oder angeschrieben zu werden, und stattdessen die Bezeichnung „Profx“ bevorzugt. Man kann darüber lachen, dass gefordert wird, neben Ampelmännchen auch Ampelfrauen einzuführen – die aber andererseits keinesfalls einem stereotypen Bild von Weiblichkeit entsprechen dürfen und somit am Ende wohl doch genauso aussehen werden wie die Ampelmännchen. Und man kann sich prächtig darüber amüsieren, dass Institute und Lehrstühle für Gender-Forschung in aufwändigen Studien feststellen, dass „Männer und Frauen den Wald unterschiedlich wahrnehmen“, dass es andererseits aber beispielsweise Pferden völlig egal ist, ob sie von Männern oder von Frauen geritten werden. Aber Birgit Kelle geht es um mehr als um Comedy. Wie sie selbst sagt, setzt sie – in ihrem Buch wie auch in ihren Vorträgen – Komik als Mittel ein, um ihr Publikum an einen Themenkomplex heranzuführen, der ansonsten vielfach undurchschaubar erscheint. „Das ist übrigens so gewollt“, betont sie. „Dass Sie es nicht verstehen, ist Teil der Strategie.“

Warum machen wir das mit?

Diese Strategie ziele, so Birgit Kelle, darauf ab, immer größere Bereiche des gesellschaftlichen Lebens zu „gendern“, was nur deshalb auf keinen nennenswerten Widerstand stoße, weil bestimmte Fragen einfach nicht gestellt würden – zum Beispiel: „Wer gibt der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Düsseldorf das Recht, uns durch einen Sprachleitfaden vorzuschreiben, welche Wörter wir nicht mehr benutzen dürfen? Mit welchem Recht verändert die Universität Leipzig die deutsche Grammatik? Und vor allem: Warum machen wir das mit?“
Wie die Besucher der Buchvorstellung erfuhren, erschien das Schlagwort „Gender Mainstreaming“ erstmals 1995 bei einer in Peking abgehaltenen Internationalen Frauenkonferenz auf der politischen Agenda; das unter diesem Begriff zusammengefasste geschlechterpolitische Leitbild wurde daraufhin von den Vereinten Nationen übernommen und in der Folge auch auf europäischer und bundesdeutscher Ebene aufgegriffen – aber gibt es dafür eigentlich eine demokratische Legitimation? – Nein, sagt Birgit Kelle: „Unter der Schröder-Regierung wurde Gender Mainstreaming als Leitlinie in die Geschäftsordnung des Bundeskabinetts aufgenommen. Das ist alles.“
Sucht man nach einer Definition dafür, was diese Leitlinie eigentlich besagt, stößt man zunächst einmal auf die Erklärung, „Gender Mainstreaming“ ziele auf eine Verbesserung der Geschlechtergerechtigkeit durch Abbau bestehender Ungleichheiten ab. Das klingt zunächst einmal gut; zumindest in der westlichen Welt dürfte kaum jemand diesem Anliegen seine Zustimmung versagen. Bei genauerem Hinsehen ergeben sich jedoch Fragwürdigkeiten.

Die heterosexuelle Ehe als Stockholm-Syndrom

Wenn beispielsweise das 2011 verabschiedete Bundesgleichstellungsgesetz (BGleiG) festlegt, dass es unzulässig sei, Arbeitsplätze nur für Männer oder nur für Frauen auszuschreiben – warum ist dann, ausgerechnet, die Stelle der Gleichstellungsbeauftragten ausschließlich Frauen vorbehalten? Wieso liest man in jeder zweiten Stellenausschreibung, „bei gleicher Qualifikation“ würden „Frauen bevorzugt“? – Dahinter steckt, wie man unschwer feststellen kann, die Auffassung, nach Jahrhunderten der strukturellen Unterdrückung und Benachteiligung von Frauen durch Männer müsse man, um das Ziel der Gleichstellung zu erreichen, die Frauen nun erst einmal bevorzugt behandeln. Diesen „im Vorfeld festgelegten Opferstatus der Frau“ bezeichnet Birgit Kelle als eine der großen Paradoxien des Gender Mainstreaming: „Auf einmal hängt es also doch von meinem biologischen Geschlecht ab, ob ich auf der richtigen Seite stehe!“ Dieser Opferstatus, so führt sie weiter aus, kann der Frau aber auch aberkannt werden, wenn sie mit dem Feind kollaboriert – etwa, indem sie sich für die traditionell weibliche Rolle der Ehefrau und Mutter entscheidet und womöglich noch behauptet, damit glücklich und zufrieden zu sein. „Da sagt man mir, das kann ja gar nicht sein, dass ich damit glücklich bin – das wird mir nur eingeredet. Ich leide also offenbar an einer Art Stockholm-Syndrom: Ich habe meinen Peiniger geheiratet, und er hat mich dazu gebracht, dass ich mir einbilde, ich fände das gut so.“

Geschlechtergerechtigkeit fängt auf dem Spielplatz an

Insgesamt betrachtet Birgit Kelle den Gleichstellungsbegriff, wie er in den Konzepten des Gender Mainstreaming verfochten wird, als problematisch: „Unter Gleichberechtigung der Geschlechter wurde früher einmal Chancengleichheit verstanden. Jetzt versteht man darunter Ergebnisgleichheit. Es genügt nicht, dass Männer und Frauen dieselben Möglichkeiten haben - sie müssen auch tatsächlich dasselbe tun.“ Und wo diese Ergebnisgleichheit sich nicht von selbst einstelle, da helfe man mit Quoten oder ähnlichen Zwangsmaßnahmen nach.
Ein scheinbar harmloses Beispiel: Es lässt sich empirisch feststellen, dass öffentliche Kinderspielplätze signifikant stärker von Jungen als von Mädchen genutzt werden. Daraus leiten Verfechter des Gender Mainstreaming die Forderung ab, im Interesse der Geschlechtergerechtigkeit müssten „gendergerechte Spielplätze“ geschaffen werden. Wer dagegen einwendet, die meisten Mädchen hätten einfach ein anderes Spielverhalten als die meisten Jungen und interessierten sich daher insgesamt weniger für Spielplätze als dafür, im Haus zu bleiben und sich gegebenenfalls gemeinsam im Badezimmer einzuschließen, darf sich anhören, dieses geschlechtsspezifische Spielverhalten sei bereits das Ergebnis einer falschen Konditionierung.
Tatsächlich basiert die Gender-Mainstreaming-Agenda nämlich sehr wesentlich auf der Auffassung, dass es ein vom biologischen Geschlecht (engl. „sex“) unabhängiges „soziales Geschlecht“ gebe, das „gender“ genannt wird. Da dieser Theorie zufolge die feste Zuordnung eines bestimmten geschlechtsspezifischen Rollenverhaltens zum biologischen Geschlecht lediglich auf gesellschaftlichen Konventionen und Erziehung beruht (Simone de Beauvoir: „Als Frau wird man nicht geboren, zur Frau wird man gemacht“), will Gender Mainstreaming es jedem Menschen ermöglichen, sein „soziales Geschlecht“ frei zu wählen – was freilich nur durch die Dekonstruktion etablierter Geschlechterrollenkonzepte erreicht werden könne.

Ist es ein Junge oder ein Mädchen?

Der einflussreichen Gender-Theoretikerin Judith Butler zufolge beginnt die zu überwindende Prägung auf stereotype Geschlechterrollen schon mit der ersten Frage vieler Eltern nach der Geburt eines Kindes: „Ist es ein Junge oder ein Mädchen?“ Die Antwort, die die Hebamme auf diese Frage gibt, determiniert das Kind, zwingt ihm eine Rolle auf. Durch geschlechtsspezifische Kleidung und geschlechtsspezifisches Spielzeug wird dieser Zwang dann durch die ganze Kindheit hindurch permanent verstärkt. Beispielsweise suggerieren Barbie-Puppen, Pferdezeitschriften und nicht zuletzt die Farbe Pink „den Mädchen ein Prinzessinnendasein, Mädchenklischee-Rollen oder die Vorstellung, dass das Leben tatsächlich ein Ponyhof sei. Von klein auf drängt man sie also damit in eine weibliche Kleinmädchenrolle, die im schlimmsten Fall in einem Dasein als Zahnarztgattin gipfelt.“ (S. 51)

Die Dekonstruktion geschlechtsspezifischer Verhaltensmuster hat somit schon im Kleinkindalter anzusetzen, und so werden Erzieher(-innen) in Kindergärten und KiTas im Sinne des Gender Mainstreaming dazu angehalten, dafür Sorge zu tragen, dass (auch) Jungen mit Puppen und (auch) Mädchen mit Autos spielen. Man könnte sich nun bequem zurücklehnen und zuschauen, wie dieses Erziehungsprogramm am Widerstand der Kinder scheitert; aber die Wahl der Spielgeräte ist hier wiederum nur die Spitze des Eisbergs. Das verquere Gleichstellungsverständnis der Gender-Ideologen fabriziert am laufenden Band Ungerechtigkeiten, wenn etwa im Kindergarten ein traditionell als „typisch männlich“ geltendes Rollenverhalten an Jungen getadelt, an Mädchen hingegen gelobt wird; und letzten Endes ist es überhaupt nicht abzusehen, welche psychischen Schäden eine Pädagogik verursacht, deren erklärtes Ziel es ist, Kinder in ihrer geschlechtlichen Identität zu verunsichern.

"Nicht mit meinen Kindern!"

Erschwerend kommt hinzu, dass die Gender-Theorie permanent geschlechtliche Identität und sexuelle Orientierung miteinander vermengt. Man könnte zwar denken, hetero- und homosexuelle Männer hätten trotz ihrer unterschiedlichen sexuellen Orientierung dasselbe Geschlecht, seien nämlich gleichermaßen Männer – ebenso wie heterosexuelle und lesbische Frauen gleichermaßen Frauen seien. Aber diese Auffassung muss wohl als heteronormativ, biologistisch und reaktionär betrachtet werden: Aus Gender-Sicht sind Homosexuelle ein Geschlecht für sich, und wenn man dann noch berücksichtigt, dass es auch unter Homosexuellen solche gibt, die ein traditionell „männliches“, und solche, die ein traditionell „weibliches“ Rollenverhalten an den Tag legen, ist man schon bei sechs Geschlechtern. Wenn man dann noch alle denkbaren Trans*- und Inter*-Varianten mit in den Blick nimmt, verwundert es nicht mehr, dass in der schönen bunten Gender-Welt je nach theoretischem Ansatz von 60, 70 oder sogar 4000 verschiedenen Geschlechtern die Rede ist. Eine Pädagogik, die all diesen Geschlechtern gerecht werden will, hat natürlich eine Menge zu tun; und wenn sexuelle Vorlieben so entscheidend für die Zugehörigkeit zu diesem oder jenem Geschlecht sind, dann erfordert eine gendersensible Erziehung es natürlich, dass Kindern schon möglichst früh eine umfassende Kenntnis der verschiedensten Sexualpraktiken vermittelt wird – und das fächerübergreifend. Sogar von „Pornografie-Kompetenz“ ist die Rede (S. 86). Man darf wohl davon ausgehen, dass die vierfache Mutter Birgit Kelle für viele Eltern spricht, wenn sie an dieser Stelle ihres Vortrags emotional ausruft: „Sexuelle Vielfalt im Kindergarten? – Nicht mit meinen Kindern!“

Männer sollten 50% der Kinder bekommen

Auf den ironischen Einwurf einer Veterinärmedizinerin hin, echte Geschlechtergerechtigkeit könne wohl erst dann erreicht werden, wenn Männer 50% der Kinder bekämen, weist Birgit Kelle explizit auf den Zusammenhang zwischen der Gender-Thematik und dem Thema Lebensschutz hin: „Wer das biologische Geschlecht für irrelevant erklärt, der ignoriert, dass es den Frauen vorbehalten ist, Kinder zu bekommen. Insofern ist es nur folgerichtig, dass der Feminismus schon immer für ein Recht auf Abtreibung gefochten hat und das nun unter der Flagge des Gender Mainstreaming umso entschiedener tut. Natürlich muss nicht jede Frau Kinder bekommen – aber wenn Frauen ihre biologische Fähigkeit, Kinder zu bekommen, in erster Linie als Problem betrachten, verleugnen sie ihre eigene Natur.“ 

An den Vortrag der Autorin schloss sich eine engagierte Publikumsdiskussion an, an der sich neben Katrin Albsteiger noch drei weitere Mitglieder der CDU/CSU-Bundestagsfraktion – Sylvia Pantel, Philipp Graf von Lerchenfeld und Josef Rief – beteiligten. Im Zuge dieser Diskussion wurde seitens mehrerer Teilnehmer Kritik daran laut, dass die CDU/CSU nicht nur nicht gegen den Vormarsch des Gender Mainstreaming opponiere, sondern diesen zum Teil sogar aktiv unterstütze. Darüber, was man überhaupt tun könne, um den Auswüchsen der Gender-Ideologie Einhalt zu gebieten, konnte jedoch keine Einigkeit erzielt werden.

"Hier nehmen einige Leute ihre Überzeugungen zu wichtig" 

Katrin Albsteiger veröffentlichte ihr persönliches Fazit der Veranstaltung am übernächsten Tag auf ihrem Blog: „Bei Gender-Mainstreaming geht es nicht um Frauenförderung, sondern es geht um Ideologie. […] Hier nehmen ein paar Leute ihre Überzeugungen zu wichtig. […] ‚Umerziehung‘ […] ist aber nicht die Aufgabe von Politik.“ In den Sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter wird Frau Albsteigers Blogbeitrag inzwischen heiß diskutiert; besondere Aufmerksamkeit erregt dabei die Tatsache, dass der offizielle Facebook-Account der CDU/CSU-Bundestagsfraktion den Artikel mit „gefällt mir“ markiert hat. „Nun bin ich gespannt, wie es mit dem Gender Mainstreaming weitergeht“, kommentierte ein Nutzer.

(Alle Seitenzahlen beziehen sich auf: Birgit Kelle: Gender-Gaga. Wie eine absurde Ideologie unseren Alltag erobern will. Adeo Verlag Asslar, 2015.)  

5 Kommentare:

  1. Das Problem mit Kelles Buch ist meiner Meinung nach, dass sie sich nicht zwischen Sachbuch und Polemik entscheiden kann. Für ein Sachbuch ist das "Werk" zu schlampig recherchiert - es strotzt vor sachlichen Fehlern (davon später). Für eine Polemik ist es zu wenig pointiert und sprachlich zu wenig einfallsreich. Aber kurz zurück zur Sache. Sehen wir uns kurz das Kapitel "Österreichs Töchter" an - dort kommen auch die "gendergerechten Spielplätze vor". Es ist schlicht und einfach eine Lüge, dass die Gemeinde Wien diese aus Gründen der sogenannten "Genderideologie" eingerichtet hat. Grund dafür ist die Agenda, dass man Mädchen mit Migrationshintergrund in der Stadt Wien zu mehr Bewegung motivieren möchte (aufgrund eines 20 % höheren Anteil an Adipositas). Durch Befragung von Sozialarbeitern hat man festgestellt, dass Mädchen sich nicht in die städtischen (Ball)Spielplätze trauen, weil sie dort sofort von den Jungs hinausgemobbt würden. Die Tatsache, dass so wenig Mädchen dort Fußball oder Basketball spielen liegt nicht daran, dass sie sich lieber (Kelle) zuhause mit Puppen beschäftigen würden sondern dass sie schlicht und einfach Angst haben. Das zu leugnen ist zynisch und menschenverachtend. Oder die Sache mit den "Töchtern" in der Hymne. Kelle mockiert sich darüber, dass ein Sänger, der die alte Version der Hymne sang, einen Shitstorm losgetreten hat. Nun - ich frage mich was mit einem DFB Fußballer passieren würde, der vor einem Länderspiel "auferstanden aus den Ruinen" anstimmt aber lassen wir das. Tatsache ist, dass hier der falsche Zusammenhang hergestellt wird, es geht nicht um gendergerechte Schreibweise und um Binnen-I sondern schlicht und einfach um die Wertigkeit von Frauen in der Gesellschaft. Die Hymne ist nicht irgendein Lied und die betreffende Zeile ist nicht irgendeine Zeile. Es ist die einzige Zeile in der Hymne in der von Menschen die Rede ist auf die das Land stolz sein kann. Und das sind eben "Söhne". Dass man mit dem Begriff "Sohn" niemals eine Frau mitmeinen kann ist wohl klar. Unfreiwillig komisch wird Kelle wenn sie vorschlägt Hoffmansthals "Jedermann" zu gendern. Man fällt dabei die Antwort der öst. Akademie der Wissenschaften 1908 auf den Antrag Gabriele Possaners - der ersten öst. Ärztin - ein sie an der Universität Wien studieren zu lassen. Sie berief sich in ihrem Antrag darauf, dass lt. Verfassung des Kaiserreichts "jedermann" das Recht habe an einer Universität zu studieren. Die Antwort lautete: mit "jedermann" sei ausdrücklich "jeder Mann" gemeint. Frauen blieben also außen vor. In der kath. theologischen Fakultät übrigens bis 1945.

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  2. Herr Ebners Beitrag ist nicht mehr viel hinzuzufügen.

    Ansonsten sitzen Leute wie Kelle als Vertreterin eines extrem konservativen Kreises auf der anderen Seite der Wippe, gegenüber von Vertretern eines extrem zugespitzten Verständnissses von Geschlechtergleichheit bzw. "gender mainstreaming". Sie erregen sich beide gleichermaßen über Minithema, das den Lebensalltag der meisten Menschen wenig berührt - und selbst dann wenig berühren wird, wenn die Thesen der Extrempositionen in irgendwelche Regierungspapierchen einfließen. Und so sind Kelle und ihre Gegenseite gut damit beschäftigt, Minithemen aufzublasen und sich öffentlich darüber zu ereifern, jede/r mit dem guten Gefühl, moralisch wertvoll und gut zu handeln.
    Ein Nullsummenspiel.

    Natürlich missversteht man sich dabei auch gegenseitig gerne und unterstellt der jeweiligen Gegenseite übelste Motive oder auch Idiotie. Warum darüber lachen, wenn Leipzig als Anrede in offiziellen Dokumenten "Professorinnen" verwendet? Meine Uni-Professorinnen existierten nur subsummiert in "Professoren" - in beiden Fällen oktroyiert einem eine sprachliche Tradition ein gewisses Denken auf. Es gibt diverse Studien, die zeigen, dass das "Frauen sind ja mitgemeint" nicht funktioniert, und Männer und Frauen bei "Ärzte" an männliche Ärzte denken und nicht an Ärztinnen und Ärzte. Wir denken in Sprache, und wenn die Sprache die männliche Form bevorzugt, fallen Frauen durch den Rost. "Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt." - wenn ich mich als Frau nicht bei den Ärzten, bei den Ingenieuren, bei den Vorständen wiederfinde, dann sind sehe ich meinen Platz nicht dort, so einfach ist das in vielen Fällen. Aber natürlich ist es im Sinne des Erfinders, wenn Frauen demütig und unterbezahlt Altenpflegerinnen, Krankenschwestern, Kindergärtnerinnen und Friseurinnen sind...der Platz an der Spitze ist eng, da wird man(n) sich doch nicht bewußt mehr Konkurrenz auftun.

    That said...man (oder auch frau) in der gesellschaftlichen Mitte muss beiden Extrempositionen dankbar sein - der einen, weil sie die Grenzen der Sprache/Welt aufzeigt und erweitern möchte (auch wenn man Aktionen wie "Unisextoiletten sind das Wahre" damit in Kauf nimmt); und der anderen, weil sie bei aller Borniertheit ein Modell aufzeigt, das für viele gut funktioniert, und das als vernünftiger Rahmen dienen kann.

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  3. "Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt."

    Dann hat ein Stummer nix zu reden? Ich als Stotterer kann, nach erfolgreicher Therapie sagen, dass das nicht stimmt.

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  4. Ist das eine ernst gemeinte Frage?
    Natürlich hat ein Stummer auch eine Sprache, er verständigt sich doch mit seiner Umwelt, er denkt in seiner Sprache! Ob er die laut spricht oder schreibt, ist doch egal!

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  5. Nicht verschwiegen werden sollte, dass Gender Mainstreaming auch ein wenig ungesund für Frauen, Mütter und Kinder ist. Zum Beispiel das Negieren bedeutsamer und dem Mann überlegener weiblicher Eigenschaften mit der Folge, dass häufig der Body nur noch wichtig und die an sich höhere weibliche Depressionsneigung noch gesteigert werden. Vergessen der für Sprach- und Kognitiventwicklung wichtigen frühkindlichen Mutterbindung (infolge des frühen flüssigkeitsgekoppelten Hörens des Foeten im Mutterleib) mit der Folge von Sprach-, Lese- und Rechtschreibstörungen durch Fremdbetreuung.
    Probleme durch Cortisolausschüttung (gefährliches Stresshormon) und
    Schlafmangel mit entsprechendem Wachstumshormonmangel von Krippenkindern mit Hippocampusminderung (Lernmaschine des Gehirns).
    Erschreckende Zunahme von Depressionen auch bei Kindern und Jugendlichen.
    [siehe „Kinder – Die Gefährdung ihrer normalen (Gehirn-) Entwicklung durch Gender Mainstreaming“ in: „Vergewaltigung der menschlichen Identität. Über die Irrtümer der Gender-Ideologie, 5. Auflage, Verlag Logos Editions, Ansbach, 2015: ISBN 978-3-9814303-9-4 (http://www.amazon.de/Vergewaltigung-menschlichen-Identität-Irrtümer-Gender-Ideologie/dp/3) und „Es trifft Frauen und Kinder zuerst – Wie der Genderismus krank machen kann“, Verlag Logos Editions, Ansbach, 2015: ISBN 978-3-945818-01-5 (http://www.amazon.de/trifft-Frauen-Kinder-zuerst-Genderismus/dp/394581801X)

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