„Die‚Heulsuse‘ hat ausgedient“ – so lautet der Titel eines in den
Sozialen Netzwerken heiß diskutierten Blogbeitrags, in dem die
CSU-Bundestagsabgeordnete Katrin Albsteiger, stellvertretende
Bundesvorsitzende der Jungen Union, sich mit klar gegen die Ideologie
des „Gender Mainstreaming“ positioniert. Anlass für ihren
Artikel war ein Vortrag der Publizistin Birgit Kelle, die auf
Einladung des Berliner Landesverbandes der „Christdemokraten fürdas Leben“ (CDL) vor über 100 Zuhörern - unter ihnen vier
Abgeordnete des Deutschen Bundestages - ihr aktuelles Buch
„Gender-Gaga“ in Berlin vorstellte. Zu dieser Veranstaltung
steuerte Frau Albsteiger eine „kritische Würdigung“ des Buches
bei – die allerdings mehr würdigend als kritisch ausfiel: „Im
Grunde findet hier keine Kritik am Buch statt – das Buch kritisiert
uns.“
Wer
Birgit Kelles Bücher und Online-Kolumnen nicht kennt, der kennt die
für ihre Thesen zur Gesellschafts- und Familienpolitik und
insbesondere für ihre Kritik an Feminismus und „Gender
Mainstreaming“ vielfach angefeindete Autorin höchstwahrscheinlich
aus Talkrunden im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, in denen sie mit
einiger Regelmäßigkeit zu Gast ist. Dafür gibt es, ihren eigenen
Worten zufolge, eine einfache Erklärung: „Irgendwie muss in diesen
Gesprächsrunden ja die Gegenposition besetzt werden. Im Prinzip
komme ich über die ‚konservative Spaßbremsen‘-Quote in diese
Sendungen rein.“ – Als „Spaßbremse“ empfanden die Besucher
ihrer Buchvorstellung im mehr als voll besetzten Saal der Gaststätte
„Löwenbräu“ in Berlin-Mitte die Autorin jedoch keinesfalls –
ganz im Gegenteil: Es gab bei Birgit Kelles Vortrag viel zu lachen,
wenngleich das Lachen einem an der einen oder anderen Stelle im Halse
stecken bleiben mochte.
Denn
wiewohl die CSU-Bundestagsabgeordnete Katrin Albsteiger in ihrem
einführenden Vortrag betonte, Birgit Kelles aktuelles Buch
„Gender-Gaga“ sei „nicht zuletzt auch gute Unterhaltung“, und
wiewohl Frau Kelle selbst im Vorwort ihre Buches schreibt, „Gender
Mainstreaming“ habe es „verdient, als das betrachtet zu werden,
was es ist: eine große Satireshow“ (S. 16), handelt es sich doch
um ein ausgesprochen ernstes Thema: In der Titel-Unterzeile ihres
Buches nennt Birgit Kelle das Gender Mainstreaming „eine absurde
Ideologie“, die „unseren Alltag erobern will“; und der
Gastgeber der Berliner Buchvorstellung, der CDL-Landesvorsitzende
Stefan Friedrich, warnte in seinen Begrüßungsworten eindringlich
vor einer „Dekonstruktion der Menschenwürde“.
Frauen
erleben den Wald anders als Männer
Freilich
ist es leicht, darüber zu spotten, dass etwa die Universität
Leipzig im Interesse der Geschlechtergerechtigkeit alle ihre
Professoren per offizieller Sprachregelung zu Professorinnen erklärt hat, oder darüber, dass an der Berliner
Humboldt-Universität eine dem biologischen Geschlecht nach weibliche
Person lehrt, die es sich auf ihrer Mitarbeiterseite ausdrücklich
verbittet, als „Frau“ oder „Professorin“ angesprochen oder
angeschrieben zu werden, und stattdessen die Bezeichnung „Profx“
bevorzugt. Man kann darüber lachen, dass gefordert wird, neben Ampelmännchen auch Ampelfrauen einzuführen – die aber andererseits keinesfalls einem stereotypen
Bild von Weiblichkeit entsprechen dürfen und somit am Ende wohl doch
genauso aussehen werden wie die Ampelmännchen. Und man kann sich
prächtig darüber amüsieren, dass Institute und Lehrstühle für
Gender-Forschung in aufwändigen Studien feststellen, dass „Männer
und Frauen den Wald unterschiedlich wahrnehmen“, dass es
andererseits aber beispielsweise Pferden völlig egal ist, ob sie von
Männern oder von Frauen geritten werden. Aber Birgit Kelle geht es
um mehr als um Comedy. Wie sie selbst sagt, setzt sie – in ihrem
Buch wie auch in ihren Vorträgen – Komik als Mittel ein, um ihr
Publikum an einen Themenkomplex heranzuführen, der ansonsten
vielfach undurchschaubar erscheint. „Das ist übrigens so gewollt“,
betont sie. „Dass Sie es nicht verstehen, ist Teil der Strategie.“
Warum
machen wir das mit?
Diese
Strategie ziele, so Birgit Kelle, darauf ab, immer größere Bereiche
des gesellschaftlichen Lebens zu „gendern“, was nur deshalb auf
keinen nennenswerten Widerstand stoße, weil bestimmte Fragen einfach
nicht gestellt würden – zum Beispiel: „Wer gibt der
Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Düsseldorf das Recht, uns
durch einen Sprachleitfaden vorzuschreiben, welche Wörter wir nicht
mehr benutzen dürfen? Mit welchem Recht verändert die Universität
Leipzig die deutsche Grammatik? Und vor allem: Warum machen wir das
mit?“
Wie
die Besucher der Buchvorstellung erfuhren, erschien das Schlagwort
„Gender Mainstreaming“ erstmals 1995 bei einer in Peking
abgehaltenen Internationalen Frauenkonferenz auf der politischen
Agenda; das unter diesem Begriff zusammengefasste
geschlechterpolitische Leitbild wurde daraufhin von den Vereinten
Nationen übernommen und in der Folge auch auf europäischer und
bundesdeutscher Ebene aufgegriffen – aber gibt es dafür eigentlich
eine demokratische Legitimation? – Nein, sagt Birgit Kelle: „Unter
der Schröder-Regierung wurde Gender Mainstreaming als Leitlinie in
die Geschäftsordnung des Bundeskabinetts aufgenommen. Das ist
alles.“
Sucht
man nach einer Definition dafür, was diese Leitlinie eigentlich
besagt, stößt man zunächst einmal auf die Erklärung, „Gender
Mainstreaming“ ziele auf eine Verbesserung der
Geschlechtergerechtigkeit durch Abbau bestehender Ungleichheiten ab.
Das klingt zunächst einmal gut; zumindest in der westlichen Welt
dürfte kaum jemand diesem Anliegen seine Zustimmung versagen. Bei
genauerem Hinsehen ergeben sich jedoch Fragwürdigkeiten.
Die
heterosexuelle Ehe als Stockholm-Syndrom
Wenn
beispielsweise das 2011 verabschiedete Bundesgleichstellungsgesetz
(BGleiG) festlegt, dass es unzulässig sei, Arbeitsplätze nur für
Männer oder nur für Frauen auszuschreiben – warum ist dann,
ausgerechnet, die Stelle der Gleichstellungsbeauftragten
ausschließlich Frauen
vorbehalten? Wieso liest man in jeder zweiten Stellenausschreibung,
„bei gleicher Qualifikation“ würden „Frauen bevorzugt“? –
Dahinter steckt, wie man unschwer feststellen kann, die Auffassung,
nach Jahrhunderten der strukturellen Unterdrückung und
Benachteiligung von Frauen durch Männer müsse man, um das Ziel der
Gleichstellung zu erreichen, die Frauen nun erst einmal bevorzugt
behandeln. Diesen „im Vorfeld festgelegten Opferstatus der Frau“
bezeichnet Birgit Kelle als eine der großen Paradoxien des Gender
Mainstreaming: „Auf einmal hängt es also doch
von meinem biologischen Geschlecht ab, ob ich auf der richtigen Seite
stehe!“ Dieser Opferstatus, so führt sie weiter aus, kann der Frau
aber auch aberkannt werden, wenn sie mit dem Feind kollaboriert –
etwa, indem sie sich für die traditionell weibliche Rolle der
Ehefrau und Mutter entscheidet und womöglich noch behauptet, damit
glücklich und zufrieden zu sein. „Da sagt man mir, das kann ja gar
nicht sein, dass ich damit glücklich bin – das wird mir nur
eingeredet.
Ich leide also offenbar an einer Art Stockholm-Syndrom: Ich habe
meinen Peiniger geheiratet, und er hat mich dazu gebracht, dass ich
mir einbilde, ich fände das gut so.“
Geschlechtergerechtigkeit
fängt auf dem Spielplatz an
Insgesamt
betrachtet Birgit Kelle den Gleichstellungsbegriff, wie er in den
Konzepten des Gender Mainstreaming verfochten wird, als
problematisch: „Unter Gleichberechtigung der Geschlechter wurde
früher einmal Chancengleichheit verstanden. Jetzt versteht man
darunter Ergebnisgleichheit. Es genügt nicht, dass Männer und
Frauen dieselben Möglichkeiten
haben - sie müssen auch tatsächlich dasselbe tun.“
Und wo diese Ergebnisgleichheit sich nicht von selbst einstelle, da
helfe man mit Quoten oder ähnlichen Zwangsmaßnahmen nach.
Ein
scheinbar harmloses Beispiel: Es lässt sich empirisch feststellen,
dass öffentliche Kinderspielplätze signifikant stärker von Jungen
als von Mädchen genutzt werden. Daraus leiten Verfechter des Gender
Mainstreaming die Forderung ab, im Interesse der
Geschlechtergerechtigkeit müssten „gendergerechte Spielplätze“
geschaffen werden. Wer dagegen einwendet, die meisten Mädchen hätten
einfach ein anderes Spielverhalten als die meisten Jungen und
interessierten sich daher insgesamt weniger für Spielplätze als
dafür, im Haus zu bleiben und sich gegebenenfalls gemeinsam im
Badezimmer einzuschließen, darf sich anhören, dieses
geschlechtsspezifische Spielverhalten sei bereits das Ergebnis einer
falschen Konditionierung.
Tatsächlich
basiert die Gender-Mainstreaming-Agenda nämlich sehr wesentlich auf
der Auffassung, dass es ein vom biologischen
Geschlecht
(engl. „sex“) unabhängiges „soziales
Geschlecht“ gebe, das „gender“ genannt wird. Da dieser Theorie
zufolge die feste Zuordnung eines bestimmten geschlechtsspezifischen
Rollenverhaltens zum biologischen Geschlecht lediglich auf
gesellschaftlichen Konventionen und Erziehung beruht (Simone de Beauvoir: „Als Frau wird man nicht geboren, zur Frau wird man
gemacht“),
will Gender Mainstreaming es jedem Menschen ermöglichen, sein
„soziales Geschlecht“ frei zu wählen – was freilich nur durch
die Dekonstruktion etablierter Geschlechterrollenkonzepte erreicht
werden könne.
Ist
es ein Junge oder ein Mädchen?
Der
einflussreichen Gender-Theoretikerin Judith Butler zufolge beginnt
die zu überwindende Prägung auf stereotype Geschlechterrollen schon
mit der ersten Frage vieler Eltern nach der Geburt eines Kindes: „Ist
es ein Junge oder ein Mädchen?“ Die Antwort, die die Hebamme auf
diese Frage gibt, determiniert das Kind, zwingt ihm eine Rolle auf.
Durch geschlechtsspezifische Kleidung und geschlechtsspezifisches
Spielzeug wird dieser Zwang dann durch die ganze Kindheit hindurch
permanent verstärkt. Beispielsweise suggerieren Barbie-Puppen,
Pferdezeitschriften und nicht zuletzt die Farbe Pink „den Mädchen
ein Prinzessinnendasein, Mädchenklischee-Rollen oder die
Vorstellung, dass das Leben tatsächlich ein Ponyhof sei. Von klein
auf drängt man sie also damit in eine weibliche Kleinmädchenrolle,
die im schlimmsten Fall in einem Dasein als Zahnarztgattin gipfelt.“
(S. 51)
Die
Dekonstruktion geschlechtsspezifischer Verhaltensmuster hat somit
schon im Kleinkindalter anzusetzen, und so werden Erzieher(-innen) in
Kindergärten und KiTas im Sinne des Gender Mainstreaming dazu
angehalten, dafür Sorge zu tragen, dass (auch) Jungen mit Puppen und
(auch) Mädchen mit Autos spielen. Man könnte sich nun bequem
zurücklehnen und zuschauen, wie dieses Erziehungsprogramm am
Widerstand der Kinder scheitert; aber die Wahl der Spielgeräte ist
hier wiederum nur die Spitze des Eisbergs. Das verquere
Gleichstellungsverständnis der Gender-Ideologen fabriziert am
laufenden Band Ungerechtigkeiten, wenn etwa im Kindergarten ein
traditionell als „typisch männlich“ geltendes Rollenverhalten an
Jungen getadelt, an Mädchen hingegen gelobt wird; und letzten Endes
ist es überhaupt nicht abzusehen, welche psychischen Schäden eine
Pädagogik verursacht, deren erklärtes Ziel es ist, Kinder in ihrer
geschlechtlichen Identität zu verunsichern.
"Nicht
mit meinen Kindern!"
Erschwerend
kommt hinzu, dass die Gender-Theorie permanent geschlechtliche
Identität und sexuelle Orientierung miteinander vermengt. Man könnte
zwar denken, hetero- und homosexuelle Männer hätten trotz ihrer
unterschiedlichen sexuellen Orientierung dasselbe Geschlecht, seien
nämlich gleichermaßen Männer – ebenso wie heterosexuelle und
lesbische Frauen gleichermaßen Frauen seien. Aber diese Auffassung
muss wohl als heteronormativ, biologistisch und reaktionär
betrachtet werden: Aus Gender-Sicht sind Homosexuelle ein Geschlecht
für sich, und wenn man dann noch berücksichtigt, dass es auch unter
Homosexuellen solche gibt, die ein traditionell „männliches“,
und solche, die ein traditionell „weibliches“ Rollenverhalten an
den Tag legen, ist man schon bei sechs
Geschlechtern. Wenn man dann noch alle denkbaren Trans*- und
Inter*-Varianten mit in den Blick nimmt, verwundert es nicht mehr,
dass in der schönen bunten Gender-Welt je nach theoretischem Ansatz
von 60, 70 oder sogar 4000 verschiedenen Geschlechtern die Rede ist.
Eine Pädagogik, die all diesen Geschlechtern gerecht werden will,
hat natürlich eine Menge zu tun; und wenn sexuelle Vorlieben so
entscheidend für die Zugehörigkeit zu diesem oder jenem Geschlecht
sind, dann erfordert eine gendersensible Erziehung es natürlich,
dass Kindern schon möglichst früh eine umfassende Kenntnis der
verschiedensten Sexualpraktiken vermittelt wird – und das
fächerübergreifend. Sogar von „Pornografie-Kompetenz“ ist die
Rede (S. 86). Man darf wohl davon ausgehen, dass die vierfache Mutter
Birgit Kelle für viele Eltern spricht, wenn sie an dieser Stelle
ihres Vortrags emotional ausruft: „Sexuelle Vielfalt im
Kindergarten? – Nicht mit meinen Kindern!“
Männer
sollten 50% der Kinder bekommen
Auf
den ironischen Einwurf einer Veterinärmedizinerin hin, echte
Geschlechtergerechtigkeit könne wohl erst dann erreicht werden, wenn
Männer 50% der Kinder bekämen, weist Birgit Kelle explizit auf den
Zusammenhang zwischen der Gender-Thematik und dem Thema Lebensschutz
hin: „Wer das biologische Geschlecht für irrelevant erklärt, der
ignoriert, dass es den Frauen vorbehalten ist, Kinder zu bekommen.
Insofern ist es nur folgerichtig, dass der Feminismus schon immer für
ein Recht auf Abtreibung gefochten hat und das nun unter der Flagge
des Gender Mainstreaming umso entschiedener tut. Natürlich muss
nicht jede Frau Kinder bekommen – aber wenn Frauen ihre biologische
Fähigkeit, Kinder zu bekommen, in erster Linie als Problem
betrachten, verleugnen sie ihre eigene Natur.“
An
den Vortrag der Autorin schloss sich eine engagierte
Publikumsdiskussion an, an der sich neben Katrin Albsteiger noch drei
weitere Mitglieder der CDU/CSU-Bundestagsfraktion – Sylvia Pantel,
Philipp Graf von Lerchenfeld und Josef Rief – beteiligten. Im Zuge
dieser Diskussion wurde seitens mehrerer Teilnehmer Kritik daran
laut, dass die CDU/CSU nicht nur nicht gegen den Vormarsch des Gender
Mainstreaming opponiere, sondern diesen zum Teil sogar aktiv
unterstütze. Darüber, was man überhaupt tun könne, um den
Auswüchsen der Gender-Ideologie Einhalt zu gebieten, konnte jedoch
keine Einigkeit erzielt werden.
"Hier
nehmen einige Leute ihre Überzeugungen zu wichtig"
Katrin
Albsteiger veröffentlichte ihr persönliches Fazit der Veranstaltung
am übernächsten Tag auf ihrem Blog: „Bei Gender-Mainstreaming
geht es nicht um Frauenförderung, sondern es geht um Ideologie. […]
Hier nehmen ein paar Leute ihre Überzeugungen zu wichtig. […]
‚Umerziehung‘ […] ist aber nicht die Aufgabe von Politik.“ In
den Sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter wird Frau
Albsteigers Blogbeitrag inzwischen heiß diskutiert; besondere
Aufmerksamkeit erregt dabei die Tatsache, dass der offizielle
Facebook-Account der CDU/CSU-Bundestagsfraktion den Artikel mit
„gefällt mir“ markiert hat. „Nun bin ich gespannt, wie es mit dem Gender Mainstreaming weitergeht“, kommentierte ein Nutzer.
(Alle
Seitenzahlen beziehen sich auf: Birgit Kelle: Gender-Gaga. Wie eine
absurde Ideologie unseren Alltag erobern will. Adeo Verlag Asslar,
2015.)
Das Problem mit Kelles Buch ist meiner Meinung nach, dass sie sich nicht zwischen Sachbuch und Polemik entscheiden kann. Für ein Sachbuch ist das "Werk" zu schlampig recherchiert - es strotzt vor sachlichen Fehlern (davon später). Für eine Polemik ist es zu wenig pointiert und sprachlich zu wenig einfallsreich. Aber kurz zurück zur Sache. Sehen wir uns kurz das Kapitel "Österreichs Töchter" an - dort kommen auch die "gendergerechten Spielplätze vor". Es ist schlicht und einfach eine Lüge, dass die Gemeinde Wien diese aus Gründen der sogenannten "Genderideologie" eingerichtet hat. Grund dafür ist die Agenda, dass man Mädchen mit Migrationshintergrund in der Stadt Wien zu mehr Bewegung motivieren möchte (aufgrund eines 20 % höheren Anteil an Adipositas). Durch Befragung von Sozialarbeitern hat man festgestellt, dass Mädchen sich nicht in die städtischen (Ball)Spielplätze trauen, weil sie dort sofort von den Jungs hinausgemobbt würden. Die Tatsache, dass so wenig Mädchen dort Fußball oder Basketball spielen liegt nicht daran, dass sie sich lieber (Kelle) zuhause mit Puppen beschäftigen würden sondern dass sie schlicht und einfach Angst haben. Das zu leugnen ist zynisch und menschenverachtend. Oder die Sache mit den "Töchtern" in der Hymne. Kelle mockiert sich darüber, dass ein Sänger, der die alte Version der Hymne sang, einen Shitstorm losgetreten hat. Nun - ich frage mich was mit einem DFB Fußballer passieren würde, der vor einem Länderspiel "auferstanden aus den Ruinen" anstimmt aber lassen wir das. Tatsache ist, dass hier der falsche Zusammenhang hergestellt wird, es geht nicht um gendergerechte Schreibweise und um Binnen-I sondern schlicht und einfach um die Wertigkeit von Frauen in der Gesellschaft. Die Hymne ist nicht irgendein Lied und die betreffende Zeile ist nicht irgendeine Zeile. Es ist die einzige Zeile in der Hymne in der von Menschen die Rede ist auf die das Land stolz sein kann. Und das sind eben "Söhne". Dass man mit dem Begriff "Sohn" niemals eine Frau mitmeinen kann ist wohl klar. Unfreiwillig komisch wird Kelle wenn sie vorschlägt Hoffmansthals "Jedermann" zu gendern. Man fällt dabei die Antwort der öst. Akademie der Wissenschaften 1908 auf den Antrag Gabriele Possaners - der ersten öst. Ärztin - ein sie an der Universität Wien studieren zu lassen. Sie berief sich in ihrem Antrag darauf, dass lt. Verfassung des Kaiserreichts "jedermann" das Recht habe an einer Universität zu studieren. Die Antwort lautete: mit "jedermann" sei ausdrücklich "jeder Mann" gemeint. Frauen blieben also außen vor. In der kath. theologischen Fakultät übrigens bis 1945.
AntwortenLöschenHerr Ebners Beitrag ist nicht mehr viel hinzuzufügen.
AntwortenLöschenAnsonsten sitzen Leute wie Kelle als Vertreterin eines extrem konservativen Kreises auf der anderen Seite der Wippe, gegenüber von Vertretern eines extrem zugespitzten Verständnissses von Geschlechtergleichheit bzw. "gender mainstreaming". Sie erregen sich beide gleichermaßen über Minithema, das den Lebensalltag der meisten Menschen wenig berührt - und selbst dann wenig berühren wird, wenn die Thesen der Extrempositionen in irgendwelche Regierungspapierchen einfließen. Und so sind Kelle und ihre Gegenseite gut damit beschäftigt, Minithemen aufzublasen und sich öffentlich darüber zu ereifern, jede/r mit dem guten Gefühl, moralisch wertvoll und gut zu handeln.
Ein Nullsummenspiel.
Natürlich missversteht man sich dabei auch gegenseitig gerne und unterstellt der jeweiligen Gegenseite übelste Motive oder auch Idiotie. Warum darüber lachen, wenn Leipzig als Anrede in offiziellen Dokumenten "Professorinnen" verwendet? Meine Uni-Professorinnen existierten nur subsummiert in "Professoren" - in beiden Fällen oktroyiert einem eine sprachliche Tradition ein gewisses Denken auf. Es gibt diverse Studien, die zeigen, dass das "Frauen sind ja mitgemeint" nicht funktioniert, und Männer und Frauen bei "Ärzte" an männliche Ärzte denken und nicht an Ärztinnen und Ärzte. Wir denken in Sprache, und wenn die Sprache die männliche Form bevorzugt, fallen Frauen durch den Rost. "Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt." - wenn ich mich als Frau nicht bei den Ärzten, bei den Ingenieuren, bei den Vorständen wiederfinde, dann sind sehe ich meinen Platz nicht dort, so einfach ist das in vielen Fällen. Aber natürlich ist es im Sinne des Erfinders, wenn Frauen demütig und unterbezahlt Altenpflegerinnen, Krankenschwestern, Kindergärtnerinnen und Friseurinnen sind...der Platz an der Spitze ist eng, da wird man(n) sich doch nicht bewußt mehr Konkurrenz auftun.
That said...man (oder auch frau) in der gesellschaftlichen Mitte muss beiden Extrempositionen dankbar sein - der einen, weil sie die Grenzen der Sprache/Welt aufzeigt und erweitern möchte (auch wenn man Aktionen wie "Unisextoiletten sind das Wahre" damit in Kauf nimmt); und der anderen, weil sie bei aller Borniertheit ein Modell aufzeigt, das für viele gut funktioniert, und das als vernünftiger Rahmen dienen kann.
"Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt."
AntwortenLöschenDann hat ein Stummer nix zu reden? Ich als Stotterer kann, nach erfolgreicher Therapie sagen, dass das nicht stimmt.
Ist das eine ernst gemeinte Frage?
AntwortenLöschenNatürlich hat ein Stummer auch eine Sprache, er verständigt sich doch mit seiner Umwelt, er denkt in seiner Sprache! Ob er die laut spricht oder schreibt, ist doch egal!
Nicht verschwiegen werden sollte, dass Gender Mainstreaming auch ein wenig ungesund für Frauen, Mütter und Kinder ist. Zum Beispiel das Negieren bedeutsamer und dem Mann überlegener weiblicher Eigenschaften mit der Folge, dass häufig der Body nur noch wichtig und die an sich höhere weibliche Depressionsneigung noch gesteigert werden. Vergessen der für Sprach- und Kognitiventwicklung wichtigen frühkindlichen Mutterbindung (infolge des frühen flüssigkeitsgekoppelten Hörens des Foeten im Mutterleib) mit der Folge von Sprach-, Lese- und Rechtschreibstörungen durch Fremdbetreuung.
AntwortenLöschenProbleme durch Cortisolausschüttung (gefährliches Stresshormon) und
Schlafmangel mit entsprechendem Wachstumshormonmangel von Krippenkindern mit Hippocampusminderung (Lernmaschine des Gehirns).
Erschreckende Zunahme von Depressionen auch bei Kindern und Jugendlichen.
[siehe „Kinder – Die Gefährdung ihrer normalen (Gehirn-) Entwicklung durch Gender Mainstreaming“ in: „Vergewaltigung der menschlichen Identität. Über die Irrtümer der Gender-Ideologie, 5. Auflage, Verlag Logos Editions, Ansbach, 2015: ISBN 978-3-9814303-9-4 (http://www.amazon.de/Vergewaltigung-menschlichen-Identität-Irrtümer-Gender-Ideologie/dp/3) und „Es trifft Frauen und Kinder zuerst – Wie der Genderismus krank machen kann“, Verlag Logos Editions, Ansbach, 2015: ISBN 978-3-945818-01-5 (http://www.amazon.de/trifft-Frauen-Kinder-zuerst-Genderismus/dp/394581801X)