Wie bereits berichtet, war ich heuer wie auch schon im letzten Jahr ohne Frau und Kinder beim Marsch für das Leben; dafür deckte ich mich aber an den Infoständen diverser Pro-Life-Initiativen, die unweit des Brandenburger Tores aufgebaut worden waren, reichlich mit Material ein, um es meiner lieben Familie mitzubringen. Geeignete Mitbringsel für meine Kinder fand ich vor allem am Stand der "Stiftung Ja zum Leben": Bildergeschichten im Pixi-Buch-Format, Ausmal- und Rätselhefte, Sticker... Ich nahm von allem zwei Stück mit, damit die Kinder sich nicht darum zu streiten brauchten. Tatsächlich lagen diese Materialien dann aber über eineinhalb Wochen lang weitgehend unbeachtet bei uns herum – abgesehen davon, dass unser Jüngster in einem unbeobachteten Moment eine Wand unseres Wohnzimmers mit den Stickern aus einem der Rätselhefte dekorierte. Am vorletzten Donnerstag, als wir dank des säkularen Feiertags so entspannt in den Tag starteten wie sonst eher selten, bemerkte unsere Große nach dem Frühstück diese Sticker an der Wand und fragte, wo die eigentlich herkämen. Das Ergebnis war, dass sie und ich das zweite Exemplar dieses Rätselhefts gemeinsam durcharbeiten. Das Heft trägt den Titel "Das Wunder des Lebens", ist darauf angelegt, auf spielerische Weise Kenntnisse über Embryonalentwicklung zu vermitteln, und korrespondiert in Inhalt und Gestaltung mit einem der Bildergeschichten-Büchlein, die ich ebenfalls vom Marsch für das Leben mitgebracht habe: "Xaver Wuschelkovsky entdeckt das Wunder des Lebens". Im Rätselheft fand sich ein QR-Code, hinter dem sich ein Link zum "Xaver Wuschelkovsky-Song" verbarg, und im Bildergeschichten-Büchlein ein Download-Code für ein "Xaver Wuschelkovsky"-Hörspiel. Was nun natürlich einigermaßen zwingend die Frage aufwirft: Was hat es eigentlich mit diesem Xaver Wuschelkovsky auf sich?
Darauf gibt es, wie ich festgestellt habe, eine einfache und eine komplizierte Antwort. Die einfache lautet: Xaver Wuschelkovsky ist der Held einer Hörspielserie, die von drei Österreicherinnen – der Autorin Magdalena Kubelka, der Sprecherin Franziska Schober und der Illustratorin Victoria Essl – produziert wird. Auf der Website zur Serie wird Xaver beschrieben als "immer frisch, frech, fröhlich, nie gebürstet, äußerst erfinderisch, nie verlegen, leicht exzentrisch, sehr lustig, sorgenfrei, manchmal etwas leichtsinnig und überaus charmant"; er lebt in einem Baumhaus und erlebt allerlei Abenteuer mit seinen Freunden Silvi, Gustl und Sibelius. Außer Hörspielen gibt es auf der Website z.B. auch Grußkarten, Ausmalbilder und Vor- oder Selbstlesegeschichten mit Xaver – und, wir hörten schon davon, den "Xaver-Wuschelkovsky-Song"; auf den stehen meine Kinder total.
Okay, aber was ist nun mit der komplizierten Antwort? Wer mich ein bisschen kennt, dürfte schließlich kaum überrascht sein, dass ich die interessanter finde. Also: Ursprünglich war Xaver Wuschelkovsky eine Handpuppe, die Franziska Schober – die nämlich studierte Religionspädagogin ist – im Religionsunterricht und in der "Kinderkirche" der Pfarre Altenmarkt im Pongau einsetzte. Diesen religionspädagogischen Hintergrund kann man Xaver bis heute anmerken: Nicht wenige seiner Hörspielfolgen haben einen Bezug zum christlichen Glauben, so gibt es Folgen über die Bedeutung von Ostern und Weihnachten, über den heiligen Nikolaus und sogar eine über die Frage, was nach dem Tod kommt ("Xaver und der Himmel").
Und das bringt uns nun wieder darauf, wie Xaver Wuschelkovsky eigentlich auf den Marsch für das Leben kam: Die Hörspielfolge "Xaver entdeckt das Wunder des Lebens" mitsamt dem gleichnamigen Bildergeschichten-Büchlein, dessen Fortsetzung "Xaver und das Extra-Chromosom" und dem begleitenden Mal- und Rätselheft ist das Ergebnis einer Kooperation der "Xaver Wuschelkovsky"-Macherinnen mit der "Stiftung Ja zum Leben". Kinder an das Anliegen des Lebensschutzes heranzuführen, auf eine altersgerechte, einfühlsame, nicht-konfrontative Weise, die sie kognitiv, aber vor allem auch emotional nicht überfordert, ist schließlich gar nicht so einfach; und dabei soll Xaver helfen.
In "Xaver entdeckt das Wunder des Lebens" dreht sich alles darum, dass die Mutter von Xavers Freund Gustl schwanger ist; dadurch lernt Xaver – und mit ihm der Leser bzw. Hörer – so allerlei darüber, wo die Babys herkommen und wie sie sich im Verlauf der Schwangerschaft entwickeln. Das Mal- und Rätselheft dient der Ergebnissicherung. Das ist eigentlich schon alles – aber das reicht auch schon: Hat ein Kind das, was es hier über Embryonalentwicklung lernt, erst einmal verinnerlicht, braucht man ihm nicht extra zu erklären, dass Abtreibung falsch ist; das versteht es dann intuitiv.
(Ich denke da an ein Erlebnis auf dem Heimweg vom Marsch für das Leben 2015, als meiner Liebsten und mir als Stimmkarten gestaltete Flyer mit der Aufschrift "Gegen Abtreibung" aus den Hemdtaschen herausschauten und ein Kind, das das sah, daraufhin seiner Mutter erklärte: "Abtreibung ist, wenn man sein Baby tötet." So schwer ist das nämlich gar nicht zu verstehen.)
In der Fortsetzung "Xaver und das Extra-Chromosom" geht es darum, dass eins von Gustls kleinen Geschwistern (es sind nämlich Zwillinge) Trisomie 21 hat, und man lernt, dass ein Leben mit dieser Chromosomenanomalie zwar besondere Herausforderungen und Bedürfnisse mit sich bringt, deswegen aber nicht weniger wertvoll und lebenswert ist als ein anderes Leben.
Das alles ist ausgesprochen sympathisch und humorvoll dargestellt, und kurz und gut, ich ahne, dass dies nicht das Letzte gewesen sein wird, was man bei uns zu Hause von Xaver Wuschelkovsky hört. Die Nikolaus-Folge z.B. wird ja schon recht bald wieder aktuell...
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