Was bisher geschah: Der Plan für den Montagvormittag sah vor, dass ich mit dem Kind zur Krabbelgruppe im evangelischen Gemeindehaus gehe, während meine Liebste zum Friseur geht. (Ja, da müsste ich nach über drei Jahren auch mal wieder hin. Aber erst nach der Pfarrgemeinderatswahl. Ich möchte auf keinen Fall den Eindruck erwecken, ich wolle seriös wirken.) Zu der besagten Krabbelgruppe muss ich anmerken, dass ich bis vor den Sommerferien relativ regelmäßig mit meiner Tochter da hingegangen war; dann war die Gruppe jedoch vorläufig zum Erliegen gekommen, da die Elternzeit der bisherigen Leiterin zu Ende war und sie für ihr eigenes Kind einen KiTa-Platz bekommen hatte. Eine andere Mutter aus der Gruppe hatte sich zwar bereit erklärt, die Leitung zu übernehmen, es hatte sich aber ziemlich lange hingezogen, bis sie von der evangelischen Kirchengemeinde einen Schlüssel für das Gemeindehaus bekommen hatte. Nun sollte die Krabbelgruppe erstmals wieder stattfinden; allerdings zeigte sich, dass das Gemeindehaus a) anscheinend ein Ratten- oder Mäuseproblem hat (ein Aushang informierte darüber, dass Giftköder gestreut worden seien) und dass b) der für die Krabbelgruppe vorgesehene Raum mit offenbar aus anderen Räumen ausgelagertem Zeug vorgestellt war. Ob zwischen a) und b) ein Zusammenhang besteht, sei mal dahingestellt. "Das hätte man mir aber auch ruhig mal vorher sagen können", murrte die neue Krabbelgruppenleiterin verständlicherweise, und ich schlug vor: "Wir könnten auf das katholische Gemeindehaus ausweichen. Der Raum ist frei, ich hab den Schlüssel und es gibt einen Schrank voller Spielzeug." Gesagt, getan! Die anderen Mütter waren ausgesprochen angetan von dem Raum und der Krabbelgruppenausstattung, und prompt stand die Überlegung im Raum, die Gruppe zukünftig ganz dorthin zu verlegen. (Tatsächlich hatte ich genau diese Idee schon vor ein paar Wochen gehabt und hatte das auch beim Lokalausschuss angesprochen. Steht im Protokoll, falls jemand fragt.) Im Anschluss an die Krabbelgruppe kümmerte ich mich dann gleich noch über die neu eingegangenen Bücherspenden fürs Büchereiprojekt (darüber habe ich bereits berichtet); am Nachmittag hatte meine Liebste mal wieder einen Foodsaving-Einsatz in einer Hummusfabrik. Insgesamt also ein ungewöhnlich produktiver Montag! Die nächsten Tage waren tendenziell weniger ereignisreich, aber zum Emergent Berlin Festival im Baumhaus schafften wir es trotzdem nicht. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag hielt uns das gleichzeitig erkältete und zahnende Kind nahezu durchgehend wach; gemessen daran war der Freitag gar nicht so schlimm, nur die Lokalausschusssitzung am Abend empfand ich als zäh und unproduktiv. Am Samstag war Krabbelbrunch, und außerdem erinnerte mich Facebook daran, dass ich vor zwei Jahren erstmals, und zwar spontan und ungeplant, den Lektorendienst in Herz Jesu Tegel übernommen hatte. Am Gedenktag der kanadischen Marterpfahl-Märtyrer. Ein würdiger Einstand. Am Abend war in St. Bonifatius in Kreuzberg zehnjähriges Nightfever-Jubiläum; eigentlich dachten wir zwar, wir wären zu müde und geschafft, um da hinzugehen, aber dann zeichnete sich ab, dass das Kind nach einem späten und langen Mittagsschlaf ohnehin noch ziemlich lange munter bleiben würde, wohingegen die Liebste ziemlich üble Kopfschmerzen hatte. Salomonische Lösung: Ich schickte meine Frau ins Bett und ging mit meiner Tochter auf Tour. Tatsächlich gefiel es ihr sensationell gut beim Nightfever: Sie war von der Kommunionbank kaum wegzubewegen, brachte auch ihrem Lieblingskuscheltier das Knien bei, und einen persönlichen Segen vom Erzbischof bekamen wir auch. Insgesamt ein höchst gelungener Abend! Am Sonntag schliefen wir alle drei erst einmal gründlich aus, umgingen so den Familiengottesdienst und gingen stattdessen in die Abendmesse -- wo wir eine sechsköpfige Familie kennenlernten, die vorerst nur auf Besuch in unserer Gegend war, aber derzeit auf Wohnungssuche ist und also möglicherweise hierherzieht. Wär ja schön! Gebetsunterstützung für dieses Anliegen ist willkommen...
Was ansteht: Die Ferien sind vorbei, es gilt also, sich wieder an einen Tagesablauf zu gewöhnen, der wesentlich von den Arbeitszeiten meiner Liebsten bestimmt wird. Heute Vormittag ist erst einmal Krabbelgruppe angesagt, die, wie ich inzwischen mit der Leiterin besprochen habe, erneut in "unser" Gemeindehaus verlegt wird. Zudem steht die Option im Raum, dass die Gruppe sich auch längerfristig regelmäßig dort trifft -- an einem anderen Wochentag, zusätzlich zu dem Termin im evangelischen Gemeindehaus, sobald die da ihr Mäuseproblem in den Griff bekommen haben. Am Dienstag wird meine Tochter zwei Jahre alt, da gilt es also was Schönes zu unternehmen. Was die Woche sonst noch so bringen wird, bleibt abzuwarten; das Wochenende verspricht jedenfalls mal wieder sehr spannend zu werden: Am Samstag findet in der "Gemeinde auf dem Weg", rund einen Kilometer von meinem bequemen Sofa entfernt, das "ökumenische Lobpreis-Event" EINKLANG statt -- mit Vorträgen, Workshops, Infoständen und natürlich Lobpreis, Lobpreis, Lobpreis! Als Hauptredner ist Johannes Hartl mit von der Partie. Und am Sonntag veranstalten wir in Herz Jesu Tegel zum 7. Mal den "Offenen Büchertreff", diesmal mit einem Programm zum Thema "Pilgern auf dem Jakobsweg". Darauf werden wir uns wohl auch inhaltlich vorbereiten müssen. Außerdem brauchen wir dringend neue Flyer für unsere Mittwochsklub-Aktivitäten, und es wäre natürlich vorteilhaft, wenn die bis zum EINKLANG fertig wären... schauen wir mal.
aktuelle Lektüre: Wie schon vorauszusehen war, erweist sich die aktuelle Runde meines Lektüreplans als erheblich ergiebiger als die vorherige. Auf die Theaterstücke der Hl. Thérèse von Lisieux war ich ja sehr gespannt gewesen, allerdings sah es zunächst so aus, als hätte ich dieses Bändchen mit übertriebenen Erwartungen überfrachtet; denn das erste der acht Stücke, "Jeanne d'Arc erhält ihren Auftrag", fand ich, bei allem Respekt vor der Autorin, nicht gut. Dass es sprachlich recht hölzern und unbeholfen wirkt, mag zum Teil auf das Konto der Übersetzerin Anja Schulze gehen, aber andererseits wird schon im Vorwort von Andreas Wollbold betont, die Stücke seien "keine literarischen Kunstwerke" (S. 11). Beides dämpfte natürlich auch meine Erwartungen bezüglich der weiteren Stücke ganz erheblich; aber schon das zweite, "Die Engel bei Jesus an der Krippe", machte einen ganz und gar gegenteiligen Eindruck auf mich. Sprachlich könnte sicherlich auch dieses Stück eine Überarbeitung vertragen, stellenweise wären wohl auch Kürzungen ratsam, aber im Ganzen ist das ein Stück, das ich ausgesprochen gern mal aufführen würde. Ich sehe es lebhaft vor mir ---: mit Schminkmasken, krassen Lichteffekten und TripHop-Untermalung. Den ästhetisch Konservativeren unter meinen Lesern muss ich mitteilen, dass das leider mein voller Ernst ist. Ich habe schließlich nicht umsonst mal Theaterwissenschaft studiert. Vielleicht wäre das mal ein Projekt, das man mit dem Firmkurs in Angriff nehmen könnte; mit dem jetzigen sicherlich noch nicht, aber vielleicht in ein paar Jahren...? Mal sehen.
Das dritte Stück, "Jeanne d'Arc führt ihren Auftrag aus", ist mit Abstand das längste der Sammlung und besteht aus drei Teilen, die die Siege der Jungfrau von Orléans, ihre Gefangenschaft und ihr Martyrium und schließlich ihre Verherrlichung im Himmel darstellen; für eine Aufführung würde es sich anbieten, das oben angesprochene erste Stück als Vorspiel voranzustellen, in gründlich überarbeiteter und gekürzter Fassung. Der Theaterwissenschaftler in mir könnte sich auch eine Montage mit Szenen aus Schillers und Shaws Stücken über die Heilige Johanna vorstellen. Auf jeden Fall schreit dieses Stück nach großer Ausstattung, großer Statisterie und einem genialen Raumkonzept, und das Lieblingswerkzeug des Dramaturgen, nämlich der Rotstift, dürfte auch gut zu tun bekommen. Mich persönlich reizt es weniger als "Die Engel bei Jesus an der Krippe", aber vorstellen könnte ich mir schon, dass Thérèses Jeanne d'Arc eine interessante Aufgabe für einen ambitionierten erzkatholischen Theaterregisseur sein könnte.
Karl Aloys Altmeyers Dokumentation "Katholische Presse unter NS-Diktatur" ist zwar durchaus interessant, aber leider nicht so interessant, wie ich gehofft hätte. Das liegt zum Teil daran, dass Altmeyer, wie er in der Einleitung verrät, "das Schicksal des katholischen Schrifttums [...,] also auch die Geschichte der Kalender, Flugblätter, Hirtenbriefe, Kleinschriften und Broschüren", "ausgeklammert" hat (S.10) -- und damit just den Teil des katholischen Pressewesens, der am ehesten die Chance hatte, unterhalb des Radars der staatlichen Überwachung zu agieren. "Die vorliegende Darstellung erstreckt sich nur auf die Katholische Tages- und Zeitschriftenpresse" (ebd.). Somit geht es in den von Altmeyer zusammengestellten Dokumenten zum allergrößten Teil um administrative Maßnahmen des NS-Regimes zur Gleich- bzw. Ausschaltung des katholischen Zeitungs- und Zeitschriftenwesens und die mehr oder weniger hilflosen Versuche von kirchenamtlicher Seite, diese Maßnahmen abzuwehren oder abzumildern. Noch ärgerlicher ist allerdings Altmeyers erklärte Zielsetzung, die katholische Presse von jedwedem Vorwurf der Kollaboration mit dem Naziregime freizusprechen, ja sogar, ihr ein "Ruhmeszeugnis" auszustellen (S. 50). Es entbehrt nicht einer gewissen Tragikomik, dass die vom Autor selbst ausgewählten Quellentexte diese Absicht teilweise unterlaufen. Gewiss stand die katholische Tagespresse der Weimarer Republik im Wesentlichen auf der Seite des Zentrums u./o. der Bayerischen Volkspartei und positionierte sich noch im Wahlkampf zur Reichstagswahl vom 5. März 1933 - als Hitler bereits Reichskanzler war - zum Teil scharf NS-kritisch, was eine Reihe von Verboten zur Folge hatte. Im weiteren Verlauf des Jahres 1933 ist jedoch ein hohes Maß an Bereitschaft zu beobachten, sich mit dem neuen Regime zu arrangieren und die politische Großwetterlage positiv zu sehen. Das betrifft auch und nicht zuletzt die Bischöfe; man ist geneigt zu sagen, die Haltung des deutschen Episkopats gegenüber dem Staat sei damals gar nicht so sehr anders gewesen als heute. Erst als sich zeigt, dass das NS-Regime, nachdem es sich seiner Machtposition ausreichend sicher fühlt, gar kein Interesse daran hat, irgendwie auf kirchliche Befindlichkeiten Rücksicht zu nehmen, wächst im institutionellen Apparat der Kirche wieder eine distanzierte Haltung gegenüber dem Regime, aber da ist es praktisch schon zu spät.
Das soll allerdings nicht heißen, dass das in der erklärten Absicht einer Apologie der katholischen Kirche hinsichtlich ihrer Haltung zum Nationalsozialismus zusammengetragene Quellenmaterial nicht teilweise recht bemerkenswert wäre. Man erfährt zum Beispiel, dass die Augsburger Postzeitung am 12.02.1933 schrieb, Hitler - der zu diesem Zeitpunkt bereits als Reichskanzler im Amt war - sei zwar katholisch, jedoch "nach den Richtlinien der deutschen Bischöfe von den Gnadenmitteln der Kirche ausgeschlossen" (S. 16, Dokument Nr. 3). Noch 1935 beschwerte sich Goebbels beim Chefredakteur der Zeitung Germania darüber, dass "Geistliche [es] für notwendig [hielten], ihn wegen seiner Ehe mit einer geschiedenen Frau für exkommuniziert zu erklären und gegen die reinen Absichten des Führers zu hetzen" (S. 53, Dokument Nr. 51).
Aber natürlich lese ich das Buch nicht in erster Linie aus historischem Interesse. Natürlich - das sei von vornherein eingeräumt - lassen sich die Erkenntnisse über Vorgänge von damals nicht eins zu eins auf die Gegenwart oder die absehbare Zukunft übertragen; aber wenn einem immer gesagt wird "Das kann man doch gar nicht vergleichen!", dann kann man aus der Vergangenheit auch nichts lernen, und wer das nicht tut, der ist laut einem berühmten Ausspruch von George Santayana wozu verurteilt? -- Eben. Also: Natürlich kann man die Christentums- und Kirchenfeindlichkeit der Nazis mit heutigen säkukaristischen Ideologien und die Gleichschaltungspolitik der Nazis mit heutigen Formen der Einschränkung von Meinungsvielfalt vergleichen, solange man berücksichtigt, dass ein Vergleich noch keine Gleichsetzung ist, und somit neben den Gemeinsamkeiten auch die Unterschiede ins Auge fasst.
So gesehen sind einige der von Altmeyer zusammengestellten Quellentexte dann doch ziemlich aufschlussreich. In der oben bereits angesprochenen Unterredung zwischen Goebbels und dem Chefredakteur der Germania erklärte der Propagandaminister etwa, im Bereich der Tagespresse "könne eine kirchliche Einflußnahme nicht zugelassen werden, sie sei auch nicht notwendig, weil wir in einem christlichen Staat lebten, in welchem die christlichen Belange geschützt wären" (S. 53, Dokument 51). Was das in der Praxis bedeutete, wurde wenig später anhand einer öffentlichen Bekanntmachung des Leiters der Reichspressekammer, Max Amann, deutlich:
"Dafür zu sorgen, daß den Konfessionen Ihre Betätigungsfreiheit verbleibt, ist Sache der Regierung, aber nicht Sache einer 'katholischen Presse'. Eine katholische Presse in diesem Sinne kann es gar nicht mehr geben. Die Regierung hat den Schutz der Konfessionen übernommen. Das genügt für die Konfessionen" (S. 59, Dokument Nr. 61).Was die Proteste der deutschen Bischöfe gegen die Gleichschaltung der katholischen Presse angeht, so waren diese - die sich zu einem beträchtlichen Teil auf die allzu optimistische Erwartung stützten, das Reichskonkordat sichere die Rechte der Kirche gegenüber dem Staat - zwar letztlich erfolglos, aber man muss doch anerkennen, dass die damaligen Bischöfe, jedenfalls einige von ihnen, den kirchlichen Standpunkt entschiedener vertraten, als ich es den heutigen zutrauen würde. Als durchaus stark empfinde ich etwa einen gemeinsamen Hirtenbrief der deutschen Bischöfe zur Pressefreiheit mit Datum vom 20.08.1935. Darin werden die Gläubigen angesichts der faktischen Ausschaltung der katholischen Presse ermahnt, "zu Hause treuer als sonst im heiligen Evangelium zu lesen" und "fleißiger als sonst die kirchlichen Predigten zu besuchen": "Ihr müßt gerüstet sein, über euren Glauben Rede und Antwort zu geben" (S. 65, Dokument Nr. 67).
Andererseits beharrte eine Konferenz katholischer Schriftleiter und Verleger noch im Oktober 1935 darauf, es sei notwendig, "darauf zu achten, daß wir uns nicht durch Abkapselung in ein katholisches Ghetto zurückziehen, das dem Gedanken der deutschen Volksgemeinschaft durchaus abträglich ist" (S. 90, Dokument Nr. 100). Ähnlichkeiten mit heutigen Einwänden gegen die #BenOp sind selbstverständlich rein zufällig...
Und dann noch ein Detail, das mir aufgefallen ist: In einem Schreiben des Präsidenten der Reichspressekammer an die "Fachschaft der katholisch-kirchlichen Presse" vom 12.07.1935 (S. 93, Dokument Nr. 105) heißt es u.a.: "Die Aufforderung, nur bei Glaubensgenossen zu kaufen, steht in krassem Widerspruch zum nationalsozialistischen Wollen." Demnach gab es also offenbar derartige Aufforderungen! Interessant.
Eine bemerkenswerte und vielschichtige Rolle in den Ereignissen, die der Band dokumentiert, spielt übrigens Walter Adolph, ab 1932 Chefredakteur des Berliner Bistumsblattes, 1933-36 Leiter der "Fachschaft der katholisch-kirchlichen Presse" innerhalb der Reichspressekammer und später (1961-69) Generalvikar des Bistums Berlin; Altmeyer erwähnt ihn auch in der Danksagung (s. 11). Interessant finde ich das nicht zuletzt deshalb, weil auf meiner möglichst noch vor Ende des Kirchenjahres abzuarbeitenden Lektüreliste ein von ebendiesem Walter Adolph verfasstes Buch mit dem Titel "Hirtenamt und Hitler-Diktatur" wartet. Ich hoffe darauf, dass dieses, wenn schon nicht weniger schönfärberisch, so doch zumindest weniger zäh und redundant sein wird als Altmeyers Dokumentation.
Erheblich positiver fällt mein vorläufiges Urteil über den Band "Miterbauer des Bistums Berlin" - 1979 im Vorfeld des 50jährigen Bestehens des Bistums herausgegeben vom damaligen Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit im Bischöflichen Ordinariat und späteren Domkapitular Wolfgang Knauft - aus, wenngleich die Qualität der von zwölf verschiedenen Autoren verfassten Einzelbeiträge durchaus uneinheitlich ist. Am spannendsten, auch in Hinblick auf die #BenOp-Relevanz, fand ich bisher die Beiträge über Carl Sonnenschein und Erich Klausener; sie machen Lust, sich eingehender mit dem Leben und Wirken dieser Männer zu befassen, und dankenswerterweise enthält der Band weiterführende Literaturangaben. Ebenfalls eine sehr interessante Figur ist natürlich der Sel. Bernhard Lichtenberg, aber der Beitrag über ihn ist mit nur acht Seiten Text der kürzeste der Sammlung und enthält wenig, was ich nicht schon wusste. Umgekehrt war mir Albert Coppenrath, der als Pfarrer von St. Matthias am Winterfeldplatz während der NS-Zeit durch regelmäßige regimekritische Kanzelvermeldungen Aufsehen erregte und nur knapp dem KZ entging, bisher überhaupt kein Begriff gewesen. Dasselbe gilt für Leonhard Adler, der in der Zeit der Weimarer Republik Berliner Baustadtrat für Verkehr war und später dank einer Sondererlaubnis Papst Pius' XII. trotz einer bestehenden Ehe in den Franziskanerorden eintrat, allerdings fand ich den Beitrag über ihn etwas dünn. Der Beitrag über den Priester und Lyriker Ernst Thrasolt ist an sich durchaus interessant, aber in einem unerträglich altbacken-schwülstigen und frömmlerischen Stil geschrieben. Auf die Spitze getrieben wird das auf S. 60, wo es über Thrasolt heißt: "In einer dunklen Stunde der Anfechtung versündigt er sich gegen seine priesterlichen Pflichten und wird schuldig vor Gott und vor den Menschen." Wer wissen will, was sich tatsächlich hinter diesen blumigen Formulierungen verbirgt, muss Tante Wiki fragen: "Als ihm der Bischof von Trier im Jahre 1915 wegen Verstoßes gegen den Zölibat die Pfarrstelle entzog, geriet Thrasolt in eine tiefe Krise." Ach so! Sag das doch gleich!
Richtig ärgerlich finde ich den Beitrag über Romano Guardini, und das ist nicht Guardinis Schuld. "Der Priesterberuf war für Romano Guardini kein Schritt ins katholische Getto; eng verknüpften sich ihm von Anfang an Glauben und Denken", schreibt der Autor des Beitrags, Prälat Dr. Stanis-Edmund Szydzik, auf S. 78 -- und insinuiert damit, normalerweise wären Glauben und Denken Widersprüche. Ebenda äußert Szydzik mit Blick auf die Auszeichnung Guardinis mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, den vor ihm Albert Schweitzer erhalten hatte und nach ihm Martin Buber erhielt:
Richtig ärgerlich finde ich den Beitrag über Romano Guardini, und das ist nicht Guardinis Schuld. "Der Priesterberuf war für Romano Guardini kein Schritt ins katholische Getto; eng verknüpften sich ihm von Anfang an Glauben und Denken", schreibt der Autor des Beitrags, Prälat Dr. Stanis-Edmund Szydzik, auf S. 78 -- und insinuiert damit, normalerweise wären Glauben und Denken Widersprüche. Ebenda äußert Szydzik mit Blick auf die Auszeichnung Guardinis mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, den vor ihm Albert Schweitzer erhalten hatte und nach ihm Martin Buber erhielt:
"Keiner von ihnen hat die Welt im Sinne ihrer Religionen [sic!] missioniert, eher muß man sagen, daß alle drei ihre Religionsgemeinschaften für die Welt missioniert haben".Mal ehrlich, was für ein Scheiß. -- Man fragt sich, was eigentlich mit den Leuten kaputt ist, dass so eine Grütze schon 1979, nur elf Jahre nach Guardinis Tod, geschrieben werden und offenbar positiv gemeint sein konnte; zumal es in offenkundigem Widerspruch zu einer Aussage Guardinis steht, die Szydzik gleich zu Beginn seines Beitrags zitiert:
"Was den modernen Menschen überzeugen kann, ist nicht ein historisch oder psychologisch oder wie immer modernisiertes Christentum, sondern nur die uneingeschränkte und ungebrochene Botschaft der Offenbarung." (S. 77; aus einem Schreiben an Papst Paul VI., 1965)Das Zitat ist natürlich cool, und überhaupt denke ich, dass ich definitiv mehr von Guardini lesen sollte. Aber darauf wäre ich zur Not wohl auch ohne diesen biographischen Essay gekommen.
Als eine bemerkenswerte Persönlichkeit sticht nicht zuletzt der dritte Bischof von Berlin, Konrad Graf von Preysing (1945 zum Kardinal erhoben), aus dem Buch hervor. Preysing stand der Diözese Berlin von 1935 bis zu seinem Tod 1950 vor und war somit unter zwei verschiedenen Diktaturen Hauptstadtbischof. Schon 1933, damals noch als Bischof von Eichstätt, positionierte er sich als der entschiedenste Nazi-Gegner innerhalb des deutschen Episkopats. Angesichts der Beteuerungen des NS-Regimes, auf dem Boden eines "positiven Christentums" zu stehen - wovon sich seinerzeit viele Christen beider großen Konfessionen täuschen ließen - warnte Preysing, "den Worten Gott, Christentum, Sittlichkeit, Recht" werde "ihr Sinn genommen und ihnen ein entleerter, besser gesagt, verdeckter Sinn gegeben" (S. 116); eine Feststellung, die auch heute noch, oder heute wieder, ausgesprochen aktuell wirkt. Ähnliches gilt für seine späteren Auseinandersetzungen mit der sowjetischen Militärverwaltung und dem DDR-Regime, für die er durch seine Erfahrungen mit den Nazis offenkundig sensibilisiert war. So protestierte er im Oktober 1945 gegen die beabsichtigte Abschaffung von konfessionellen Schulen mit dem Argument, er "wundere sich, daß man die Einheitsschule als die Schule der Zukunft bezeichne. Denn sie sei 'die Schule der nationalsozialistischen Vergangenheit'" (S. 128). Ende 1949 beklagte er, "daß die Religions- und Gewissensfreiheit in der Deutschen Demokratischen Republik von den staatlichen Stellen praktisch so gehandhabt wird, daß das religiöse Leben dadurch teils unterbunden, teils gefährdet ist" (S. 130).
Recht spannend sind zum Teil auch die inhaltlichen Querverbindungen zwischen den Einzelbeiträgen, denn sofern die porträtierten Persönlichkeiten zeitgleich in Berlin lebten und wirkten, kannten sie sich natürlich untereinander -- die katholische Welt Berlins war, damals wie heute, überschaubar. Ein Punkt, über den ich mir gern noch mehr Hintergrundwissen verschaffen würde, ist etwa, dass Carl Sonnenschein der katholischen Jugendbewegung skeptisch gegenüberstand und deshalb auch zu Romano Guardini ein gespanntes Verhältnis hatte, den er als Exponenten dieser "Szene" wahrnahm. Überhaupt: Fast alles, was ich bisher über den katholischen Zweig der bündischen Jugend weiß, habe ich aus einer Biographie über Karl Leisner, und ich denke, das Thema verdient eine vertiefte Auseinadersetzung. Wie kam es zum Beispiel, dass ein Hans Baumann Nazi wurde, ein Karl Leisner dagegen ins KZ kam? Nicht das Uninteressanteste an dem Band "Miterbauer des Bistums Berlin" ist, dass in den Beiträgen über Thrasolt und Guardini auf einige Zeitschriften der katholischen Jugendbewegung ("Efeuranken", "Das Heilige Feuer", "Vom frohen Leben", "Die Schildgenossen") hingewiesen wird; muss ich wohl mal gucken, ob es die irgendwo online gibt.
Mein vorläufiges Urteil zu Irene Zimmermanns "Liebe, Stress, Gitarrenständchen" entspricht dem, was in "Per Anhalter durch die Galaxis" über die Erde gesagt wird: "Größtenteils harmlos". Andere Titel aus dem Gesamtwerk der Autorin lauten "Mathe, Stress & Liebeskummer", "Liebe, Chaos, Klassenfahrt" oder "Schule, Frust & große Liebe"; man kann sagen, die Dame hat ihr Thema gefunden. Was man nicht behaupten kann, ist, dass sie ihr Thema besonders ernst nähme. Alles ist locker, flockig, heiter und auf ein größtmögliches Ausmaß an chaotischen Verwicklungen hin komponiert wie eine handelsübliche Tür-auf-Tür-zu-Boulevardkomödie. Schmeckt gefällig, macht aber nicht satt.
In krassem Gegensatz dazu ist "The Grace of Enough" von Haley Stewart, nach oder neben "The Long Loneliness" von Dorothy Day und "A Smile on the Face of God" von Adrian Plass, das Beste und zugleich #BenOp-Relevanteste, was ich seit Beginn der Artikelserie "Kaffee & Laudes", also seit über acht Monaten, gelesen habe. Okay, "Crunchy Cons" von Freund Rod spielt auch noch in derselben Liga. Was mich übrigens darauf bringt, mich zu wundern, dass Rod, soweit ich sehe, Haley Stewart und "The Grace of Enough" noch nie und nirgends erwähnt hat. Der innere Zusammenhang zwischen diesem Buch und der "Benedikt-Option" wird schon im Vorwort von Brandon Vogt deutlich, wo es heißt:
"What St. Benedict did for the early monastics, Haley has done for modern suburbanites and families: provide a compelling rule, a practical life plan, one centered on community, simplicity, and charity."
Aber auch und gerade zu "Crunchy Cons" gibt es jede Menge Parallelen bzw. inhaltliche Überschneidungen. Man könnte sagen, in beiden Büchern geht es um ein ganzheitliches Konzept vom Guten Leben, und dieses Konzept ist im Großen und Ganzen - und auch in zahlreichen Details - in beiden Büchern dasselbe. Im Einleitungskapitel von "Crunchy Cons" fand ich es bemerkenswert, wie Rod scheinbar mühelos einen thematischen Bogen von Bio-Blumenkohl und Birkenstocksandalen zu Homeschooling, Natürlicher Familienplanung und der liturgischen Gestaltung von Sonntagsmessen schlägt; in "The Grace of Enough" erlebt der Leser Ähnliches. Wenn man sich einmal auf den Gedanken einlässt, dass es zwischen diesen Themen einen Zusammenhang geben könnte, erscheint dies plötzlich überraschend einleuchtend. Gerade dieser ganzheitliche Blick ist es, der mir bei zeitgenössischen Debatten etwa zu Umwelt- bzw. Klimaschutz vielfach fehlt; auch und gerade wenn kirchliche oder kirchennahe Institutionen und Initiativen sich zu "umweltpolitischen" Fragen zu Wort melden. Umweltbewusstsein aus christlicher Verantwortung kann nicht heißen, ausrechnen zu wollen, um wie viel Prozent man den Ausstoß klimaschädlicher Gase in den nächsten Jahren reduzieren muss und mittels welcher Maßnahmen man diese Quote am effizientesten erreicht. Vielmehr - so macht Haley Stewart deutlich - geht es darum, Gott zu ehren, indem man respektvoll und sorgsam mit Seiner Schöpfung umgeht. Und dazu gehören Müllvermeidung oder der Konsum regionaler, saisonaler und ökologisch angebauter Lebensmittel ebenso wie beispielsweise einfach mal die Schönheit eines Sonnenuntergangs zu bestaunen. Ebenso selbstverständlich geht Haley Stewart davon aus, dass zu einem gesunden und gedeihlichen Familienleben ebensowohl gemeinsame Mahlzeiten gehören wie gemeinsames Gebet. Kurz und gut, "The Grace of Enough" macht wunderbar deutlich, dass intensive Frömmigkeit und eine "alternative", umweltbewusste und konsumkritische Lebensweise nicht (wie es gerade hierzulande in innerkirchlichen Auseinandersetzungen oft den Anschein hat) im Widerspruch zueinander stehen müssen, sondern einander geradezu bedingen können. Noch dazu ist das Buch umwerfend sympathisch geschrieben. Es wäre mir ein Fest, daran mitzuwirken, es auf Deutsch herauszubringen.
Linktipps:
Peter Winnemöllers wöchentliche Kolumne "Montagskick" auf kath.net lebt davon, pointiert und provokant zu sein, und so ist es kein Wunder, wenn mancher geneigte Leser angesichts der einen oder anderen Formulierung schwer schlucken muss. Erst recht, wenn der Autor ein so sensibles Thema wie Abtreibung anpackt. Ich halte es jedoch durchaus nicht für eine polemische Überspitzung, sondern im Gegenteil für eine sehr notwendige Klarstellung, dass, wie es in diesem Artikel heißt, hinter der globalen Pro-Abtreibungs-Lobby eine "Maschinerie" steckt, "die Menschen zu willigen Arbeits- und Konsumbienen machen möchte" und deshalb danach strebt, "Reproduktion industriell und damit kontrollierbar zu regeln"; nämlich indem "chemische und mechanische Verhütung, Abtreibung in jeder Form, künstliche Befruchtung und Leihmutterschaft gemeinsam mit LGBT- Agenden zu einer steuerbaren und kontrollierte Fortpflanzungsstrategie zusammengefasst werden". "Es braucht keine Verschwörungstheorie, um eine solche Annahme zu unterfüttern", betont Peter Winnemöller. Gerade mit Blick auf das oben anlässlich von Haley Stewarts "The Grace of Enough" angesprochene Prinzip der Ganzheitlichkeit möchte ich hinzufügen, dass ich es ausgesprochen bitter finde, wenn ausgerechnet Menschen, die in anderen Bereichen - sei es soziale Gerechtigkeit, gewaltfreie Kindererziehung, Tier- u./o. Klimaschutz - ein ausgeprägtes ethisches Bewusstsein an den Tag legen, sich im Namen sogenannter "sexueller Selbstbestimmung" vor den Karren dieser menschenverachtenden "Maschinerie" spannen lassen.
Peter Winnemöllers wöchentliche Kolumne "Montagskick" auf kath.net lebt davon, pointiert und provokant zu sein, und so ist es kein Wunder, wenn mancher geneigte Leser angesichts der einen oder anderen Formulierung schwer schlucken muss. Erst recht, wenn der Autor ein so sensibles Thema wie Abtreibung anpackt. Ich halte es jedoch durchaus nicht für eine polemische Überspitzung, sondern im Gegenteil für eine sehr notwendige Klarstellung, dass, wie es in diesem Artikel heißt, hinter der globalen Pro-Abtreibungs-Lobby eine "Maschinerie" steckt, "die Menschen zu willigen Arbeits- und Konsumbienen machen möchte" und deshalb danach strebt, "Reproduktion industriell und damit kontrollierbar zu regeln"; nämlich indem "chemische und mechanische Verhütung, Abtreibung in jeder Form, künstliche Befruchtung und Leihmutterschaft gemeinsam mit LGBT- Agenden zu einer steuerbaren und kontrollierte Fortpflanzungsstrategie zusammengefasst werden". "Es braucht keine Verschwörungstheorie, um eine solche Annahme zu unterfüttern", betont Peter Winnemöller. Gerade mit Blick auf das oben anlässlich von Haley Stewarts "The Grace of Enough" angesprochene Prinzip der Ganzheitlichkeit möchte ich hinzufügen, dass ich es ausgesprochen bitter finde, wenn ausgerechnet Menschen, die in anderen Bereichen - sei es soziale Gerechtigkeit, gewaltfreie Kindererziehung, Tier- u./o. Klimaschutz - ein ausgeprägtes ethisches Bewusstsein an den Tag legen, sich im Namen sogenannter "sexueller Selbstbestimmung" vor den Karren dieser menschenverachtenden "Maschinerie" spannen lassen.
In Altötting findet demnächst - vom 15.-17. November - ein "Kongress zur eucharistischen Anbetung und Erneuerung des Glaubens" unter dem Namen "Adoratio" statt; eigentlich wollten meine Liebste und ich da hin, aber im Moment sieht es danach aus, dass wir es wohl doch nicht schaffen. Wie auch immer, das Interesse an dieser Veranstaltung ist enorm; und auch sonst "boomen" Andachtsformen, die die Verehrung der Eucharistie in den Mittelpunkt stellen - allen voran natürlich Nightfever, siehe oben - gerade bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Das sieht häretisch.de, die hochsubventionierte Schismatikerpostille, mit Unbehagen. Darum befragt häretisch.de-Mitarbeiterin Gabriele Höfling den Salzburger Liturgiewissenschaftler Alexander Zerfaß, den BDKJ-Vorsitzenden Thomas Andonie und den Katechetik- und Didaktik-Professor Patrik Höring zu diesem Thema, und siehe da, all diesen ist gemeinsam, "dass sie der Renaissance der eucharistischen Anbetung und den dazugehörigen Veranstaltungen mit einer gewissen Reserviertheit gegenüberstehen" und allerlei an den Haaren herbeigezogene Einwände gegen sie vorbringen. Theologisch sei diese Praxis fragwürdig, ja ein Relikt der "mittelalterlichen Schaufrömmigkeit", und werde lediglich von "bestimmte[n] Kreise[n] [...] besonders aus dem charismatischen Sektor" propagiert, die "auch einen missionarischen Eifer entfalten", was natürlich igittebah ist. Und überhaupt könne man mit Blick auf Nightfever & Co. nicht von einer "Massenbewegung" sprechen, schließlich erreicht beispielsweise der BDKJ mit seiner "72-Stunden-Aktion" noch viel mehr junge Leute. (Auf die Idee, das eine gegen das andere aufzurechnen, muss man allerdings auch erst mal kommen.) -- Das alles hat man hier und da so oder so ähnlich schon mal gelesen, aber hier bekommt man's noch mal so richtig geballt in die Fresse. Wäre man dergleichen von häretisch.de nicht schon zur Genüge gewohnt, wäre man geneigt, sich die Augen zu reiben und zu fragen: Was ist denn mit denen kaputt? -- Man verstehe mich nicht falsch: Würde jemand von den im Artikel zu Wort kommenden Personen sagen "Die eucharistische Anbetung ist eine Frömmigkeitspraxis, mit der ich persönlich nicht so viel anfangen kann", dann müsste ich darauf ehrlicherweise erwidern: Es ist noch gar nicht so lange her, dass es mir genauso ging. So etwas kann sich also ändern, und wenn es sich nicht ändert, ist es vielleicht auch nicht besonders schlimm. Ihr Progressiven seid doch sonst immer so für individuelle Spiritualitäten zu haben, oder seh' ich das falsch? Offenbar, denn anstatt sich mit der Feststellung zu begnügen, die eucharistische Anbetung sei nicht unbedingt jedermanns Sache, wird alles daran gesetzt, diese Praxis klein- und schlechtzureden, als verdächtig und anrüchig darzustellen. Ich habe dafür nur eine Erklärung: Daraus spricht die nackte Angst davor, dass dieser Jesus tatsächlich existieren könnte. Und, seien wir ehrlich: Diese Leute haben auch allen Grund dazu, Angst davor zu haben.
Heilige der Woche:
Heute, Montag, 21. Oktober: Hl. Ursula und Gefährtinnen, Jungfrauen und Märtyrerinnen. Der Legende nach war die Hl. Ursula eine bretonische Prinzessin, die gegen Ende des 4. Jhs. mit 11.000 Jungfrauen eine Wallfahrt nach Rom unternahm, auf dem Rückweg jedoch in Köln den Hunnen in die Hände fiel und das Martyrium erlitt. Im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit eine sehr populäre Heilige, wird noch heute besonders in Köln verehrt.
Dienstag, 22. Oktober: Hl. Johannes Paul II. (1920-2005), Papst ab 1978. Der bislang wohl einzige offizielle Heilige der katholischen Kirche, den ich in meinem Leben "live" gesehen habe, sogar zweimal, wenn auch nur von Weitem. Ausführlich auf seine Biographie einzugehen, würde hier den Rahmen sprengen und ist angesichts seiner Bekanntheit wohl auch kaum nötig; einige Schlaglichter möchte ich dennoch hervorheben: Während der deutschen Besatzung Polens besuchte er ein Untergrund-Priesterseminar; als Papst überlebte er 1981 ein Attentat, besuchte später den Täter im Gefängnis und vergab ihm; hielt umfangreiche Katechesen über die "Theologie des Leibes" und trat kompromisslos für den Lebensschutz ein (Enzyklika "Evangelium Vitae", 1995); ihm wird ein entscheidender Anteil an der Beendigung des Kalten Krieges zugeschrieben; begründete die Weltjugendtage; besuchte während seines Pontifikats 130 Länder der Erde.
Mittwoch, 23. Oktober: Hl. Johannes von Capestrano (1386-1456), Ordenspriester. Aus adliger Familie, trat 1416 in den Franziskanerorden ein, wo der Hl. Bernhardin von Siena sein Novizenmeister war. Wirkte mit großem Erfolg als wandernder Volksprediger und als Inquisitor, rief 1455/56 zu einem Kreuzzug gegen die Türken auf und war als Feldprediger an der Schlacht bei Belgrad am 22. Juli 1456 beteiligt.
Donnerstag, 24. Oktober: Hl. Antonius Maria Claret (1807_1870), Bischof und Ordensgründer. Stammte aus einer katalanischen Weberfamilie, wurde 1835 zum Priester geweiht. Hielt in einer Zeit aggressiver Säkularisierung zahlreiche Volksmissionen ab, gründete 1849 die Gemeinschaft der Söhne des unbefleckten Herzens Mariens (Claretiner) und 1855 auch einen weiblichen Zweig dieses Ordens. 1849 zum Bischof von Santiago de Cuba ernannt, gründete dort Genossenschaften und Sparkassen und setzte sich gegen Sklaverei und Rassismus ein. 1856 durch ein Attentat schwer verletzt, 1857 nach Spanien zurückberufen, dort Beichtvater der Königin Isabella II. und Prinzenerzieher. Ging nach dem Sturz Isabellas 1868 ins Exil, nahm am I. Vatikanischen Konzil teil und starb kurze Zeit später.
Aus dem Stundenbuch:
Leite mich, Herr, in deiner Gerechtigkeit, † meinen Feinden zum Trotz; * ebne deinen Weg vor mir! (Psalm 5,9)
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