Eins vorweg: Das Prinzip "Partnersuche" habe ich noch nie so richtig verstanden. Bei mir lief das schon immer irgendwie anders. Ungefähr so: Man lernt irgendwie und irgendwo - in der Schule, am Strand, an der Uni, bei der Arbeit, in der Kneipe oder sogar ümm Ünntörnött - einen Menschen kennen, den man auf den ersten, zweiten oder einen späteren Blick interessant, sympathisch und attraktiv findet. Daraus entsteht dann womöglich der Wunsch nach einer Partnerschaft mit diesem konkreten Menschen. Und mit viel Glück fügt es sich womöglich, dass dieser Mensch genauso empfindet - et voilà. Der umgekehrte Ansatz - primär den Wunsch nach einer Partnerschaft zu haben und sich dann den passenden Menschen dazu zu suchen - ist mir fremd. Was vielleicht zum Teil damit zu tun hat, dass ich das Singledasein als solches nie als etwas total Schreckliches empfunden habe.
Vielen Menschen geht es da anders. Für die gibt es viele Angebote. Auch die Kirche macht welche. Das ist grundsätzlich eine gute Sache, denn: Ein Partner, mit dem man denselben Glauben teilt, "wäre toll [...]. Man hätte dann ja schon irgendwie die gleichen Wertvorstellungen, die gleichen Ziele im Leben". So stand's neulich in der WELT, in einem Artikel über eine "Single-Andacht" am Vorabend des Valentinstags in Berlin. Obige Aussage erschien dort als indirektes Zitat einer hippen Mittdreißigerin namens Kathrin (Name vermutlich von der Redaktion geändert), die nach eigenen Angaben öfter mal zu kirchlichen Veranstaltungen für Singles geht. Obwohl sie sich selbst lediglich als "[i]rgendwie schon gläubig" einstuft und auch meint, ein gläubiger Partner sei "kein Muss". Aus letzterer Aussage mag freilich auch eine gewisse Resignation sprechen, denn besonders gute Erfahrungen hat Kathrin mit kirchlichen Single-Angeboten noch nicht gemacht: "Ich lerne jedes Mal mindestens zwei coole, junge Frauen kennen. Aber die Typen kannst du vergessen! Hauptsächlich Nerds und solche, die mit 35 noch bei Mutti wohnen." Die coolen jungen Frauen, die Kathrin bei solchen Gelegenheiten kennenlernt, sehen das ähnlich. Zwei von ihnen, klischeegemäß "mit angesagtem Dutt auf dem Kopf", begegnen ihr (und dem Leser) "im Eingangsbereich", da sie "im Begriff sind, die Veranstaltung postwendend zu verlassen": "Keine anständigen Männer!"
Vielleicht hätte ihnen jemand sagen sollen, dass die "Andacht für Singles und Kein-Bisschen-Verliebte" im Herz-Jesu-Kloster (nicht, wie es im Artikel der WELT fälschlich heißt, in der Herz-Jesu-Kirche) eigentlich gar nicht als Partnerbörse gedacht war. Also, nicht primär jedenfalls, auch wenn Pater Ryszard Krupa in der Pressemitteilung mit der augenzwinkernden Bemerkung zitiert wird "Und wer weiß, vielleicht werden dabei einige ihre Telefonnummern tauschen". Der eigentliche Schwerpunkt sollte ein anderer sein:
"Am Vorabend des Valentinstages stehen all jene Menschen im Mittelpunkt, die nicht wegen einer Romantik- und Kitschallergie von alledem nichts wissen wollen, sondern, weil sie allein durchs Leben gehen. Ob freiwillig oder unfreiwillig, entschieden, unentschieden, glücklich oder unglücklich Single."
Dieser Aspekt kommt auch im WELT-Artikel mit dem Titel "Wenn die Kirche plötzlich Tinder spielt" nicht so richtig zur Geltung; Autorin Astrid-Maria Bock interessiert sich ausschließlich für das Phänomen kirchlicher Angebote zur Partnersuche. "Singlestadt Berlin. Viele Menschen leben allein in der Hauptstadt, sehnen sich aber nach Liebe und Erotik. Wer auf Partnerbörsen keine Lust hat, kann in die Kirche gehen. Denn dort passiert einiges." Mehr noch als daran, dass die Journalistin nicht so ganz auf der richtigen Veranstaltung für dieses Thema war, krankt ihr Text jedoch daran, dass sie sich nicht recht entscheiden kann, ob sie über das Phänomen "christliche Singles auf Partnersuche" informieren oder sich darüber lustig machen will.
Letzteres ist natürlich einfach. Allzu einfach. Ausgerechnet die Kirche als Partnervermittlung, da lachen ja die Hühner! Im Geiste hört man die Autorin permanent kichern bei dem Gedanken, einer "Katholische[n] Kuppelveranstaltung konservativer Kein-Sex-vor-der-Ehe-Haber" (das steht da wirklich!) beizuwohnen, und weil noch nie etwas so einfach war, wie die Katholische Kirche zu veralbern - besonders, wenn es im weitesten Sinne irgendwie um Sex geht -, verstreut Frau Bock mehr oder weniger sinn- und wahllos Floskeln wie "Gott bewahre", "Halleluja", "Herrgott", "Hosianna", "Herr, erbarme dich" und "Amen" über ihre Absatzschlüsse. Gähn.
Gibt es dennoch Interessantes, Lesenswertes in diesem Artikel? - Doch, irgendwie schon. Zum Beispiel erfährt man Einiges über den Dienst der Herz-Jesu-Priester, die seit vier Jahren in Berlin-Prenzlauer Berg ansässig sind.
"'Es handelt sich um eine sogenannte Suchenden-Pastoral', erklärt Sprecher Markus Nowak. Die Brüder seien angehalten, nach draußen zu gehen, sich zu öffnen und in Kontakt mit Menschen zu treten – mit Christen, mit Juden, mit Atheisten. Mit Familien und mit Singles. Mit Konservativen, mit Abtrünnigen, mit Ungläubigen. 'Es geht einfach darum, da zu sein. Eine Hilfe für jeden zu sein, der es braucht. Egal, welches Leben jemand führt', erklärt Pater Krupa."
Und siehe da, die machen sogar Kneipenapostolat! Man könne sie
"manchmal auch zu Gesprächen in Bars treffen", heißt es. Löblich, löblich.
Gleichzeitig bietet der WELT-Artikel aber auch interessantes empirisches Material zum Thema "Singles in Berlin" - jedenfalls wenn man davon ausgeht, dass die Verfasserin sich die beschriebenen Personen nicht ausgedacht oder extrem verzerrt dargestellt hat. Die Entschlossenheit, mit der manche Alleinstehende offenbar jedwede Veranstaltung, die als "für Singles" angekündigt ist, als Partnerbörse betrachten und nutzen, auch wenn sie ganz anders gemeint ist, gibt zu denken - und das meine ich überhaupt nicht spöttisch. Einerseits verweist dieser Umstand darauf, dass Einsamkeit in unserer Gesellschaft ein gravierendes Problem ist - und die Kirche tut gut daran, sich dieses Problems anzunehmen. Wie Papst Benedikt XVI. betonte, zeigt sich ja schon in der biblischen Erzählung von der Erschaffung Evas (Genesis 2,20-24), "dass der Mensch gleichsam unvollständig ist – von seinem Sein her auf dem Weg, im anderen zu seiner Ganzheit zu finden" (Deus Caritas est, Nr. 11). Andererseits: Wenn sich beispielsweise die im Artikel geschilderten jungen Duttträgerinnen von vornherein gar nicht auf die Andacht einlassen, sondern auf dem Absatz kehrt machen, weil sie auf den ersten Blick festgestellt haben, dass "[k]eine anständigen Männer" da sind, spricht das für eine, sagen wir mal, Konsummentalität bei der Partnersuche, mit der die Kirche nun gerade nicht einverstanden sein kann. Das ist allerdings nicht unbedingt die "Schuld" der betreffenden Frauen, sondern eher ein allgemeines Problem der Gegenwart. In dem Ehevorbereitungsbuch, das ich gerade lese ("Im Glauben das 'Ja' wagen", Freiburg i.Br. 2015) bezeichnen die Autoren Markus Graulich und Ralph Weimann es geradezu als "das Grundproblem der Postmoderne", dass "das Selbermachen zum entscheidenden Kriterium wird":
"Nicht die Annahme ist entscheidend, sondern selber in Aktion zu treten, selber zu wählen, selber zu konstruieren. Eine derartige Mentalität schädigt nicht nur die Person, die sich fast zwangsläufig nicht mehr selbst anzunehmen weiß, sondern macht sie auch bindungsarm oder gar bindungsunfähig." (S. 31f.)Und weiter heißt es:
"Menschen sind in der heutigen Gesellschaft freier denn je. […] Die Wahlmöglichkeiten scheinen unendlich […]. Das aber erschwert die Entscheidung. Wenn alles als erlaubt, möglich und gleichwertig angesehen wird, stellt sich die Frage, ob auch alles gut und hilfreich für das Gelingen des Lebens ist." (S. 38)
Man darf allerdings wohl davon ausgehen, dass nicht alle Besucher des Herz-Jesu-Klosters an jenem Abend - die WELT spricht von "[k]napp 100 Singles" ("Bei deutlichem Frauenüberschuss ist dennoch alles dabei – vom Mittzwanziger Hipster-Mädchen über ewige Junggesellen und frisch Geschiedene bis hin zur betagten Witwe") - ausschließlich zum Zweck der Partnersuche dort waren und sich für die Andacht, deren zentrale Botschaft gerade lautete "Nicht ein anderer Mensch kann dich glücklich machen, du musst das Glück in dir selbst finden", gar nicht interessierten. Vielmehr ist es wohl so, dass die Verfasserin am Inhalt der Andacht sehr viel weniger Interesse hat als daran, die Veranstaltung als "ein Treffen frustrierter Berliner Langzeitsingles" darzustellen, "die einen neuen Markt erschließen". Die Andacht selbst beschreibt Frau Bock als "Katholizismus light": "Es wird das Märchen von 'Hans im Glück' verlesen, danach ein 'Vater unser' gebetet und ein Segen ausgesprochen." Auch dazu wäre Einiges zu sagen. Ich war freilich nicht dabei und kann somit nicht beurteilen, ob die Gestaltung der Andacht wirklich so banal war, wie es hier erscheint. Immerhin - wer beispielsweise Professor Ratzingers "Einführung in das Christentum" gelesen hat, wird wissen, dass die Erzählung von "Hans im Glück" durchaus interessanten und vielschichtigen Deutungen offen steht. Aber das nur am Rande. Frau Bock ordnet die "Single-Andacht" der Herz-Jesu-Priester in den Kontext so genannter "Spartengottesdienste" ein, die dazu dienen sollen, "Kirchen wieder zu füllen und diejenigen die mit Glaube, Gott und Gebeten nichts am Hut haben, wieder heranzuführen": "Motorradfahrer-, Fußballer- oder aber auch Erotik- oder Twittergottesdienste, inzwischen wird fast jede Zielgruppe fündig." An dieser Einordnung ist sicherlich was Wahres dran. Dabei sollte man jedoch einen anderen Aspekt nicht übersehen: Insoweit, wie kirchliche Angebote für Singles tatsächlich zu einem gewissen Anteil Möglichkeiten zur Partnersuche bieten, können - ja, sollen sie wohl zu einem gewissen Grad - auch zur Anbahnung christlicher Ehen dienen. Während andere Spielarten von "Spartengottesdiensten", wie Frau Bock sie anführt, wohl vor allem darauf abzielen, eine eher kirchenferne Klientel anzusprechen, ist das bei "Single-Gottesdiensten" u. dergl. nicht unbedingt, oder nicht unbedingt ausschließlich, der Fall: Es wäre durchaus denkbar, dass solche Angebote sich gerade an Gläubige richten - die sich auf dem "freien Markt" der Partnersuche möglicherweise schwer tun.
Dass sie das vielfach tun, ist ja unschwer einzusehen. Eine christliche Ehe kann man schließlich nicht allein führen, und schon gar nicht gegen den Partner, sondern nur mit ihm. Und wenn der christliche Single nun in unserer säkularisierten Gesellschaft permanent auf solche Singles trifft, denen bei ihrer Partnersuche etwas völlig Anderes vorschwebt als eine christliche Ehe - was macht er dann? Dass sich junge erwachsene Katholiken sogar unter ihresgleichen vielfach mit der Partnersuche schwer tun, wird in einem US-amerikanischen Blogartikel, über den ich im Zuge der Planung dieses Beitrags stolperte, recht eindringlich geschildert. Unter den Gründen dafür, dass so viele junge erwachsene Katholiken solo sind, führt der Autor einige an, die heutzutage allgemein für viele junge Erwachsene gelten - etwa eine Scheu vor langfristigen Lebensentscheidungen (vgl. Graulich/Weimann, S. 56f.: "Gerade in der heutigen Gesellschaft fällt es vielen schwer, Lebensentscheidungen zu treffen, die entsprechend immer wieder aufgeschoben werden. In Italien werden Männer und Frauen im Alter von 40 Jahren noch als 'jugendlich' bezeichnet, darin zeigt sich, wie sehr diese Mentalität bereits verbreitet ist") oder einen gewissen Unwillen, die sonstigen Prioritäten des eigenen Lebens zugunsten einer Partnerschaft in Frage zu stellen. Er benennt jedoch auch einige Probleme, die für gläubige Christen spezifisch sind: etwa eine übertrieben kritische Beurteilung potentieller Partner in Hinblick darauf, ob diese auch fromm genug seien; Sorge um die Bewahrung der Keuschheit; oder auch die Befürchtung, eine Partnerschaft lenke nur von einer möglichst engen Beziehung zu Gott ab.
"Dennoch ist gerade unter Jugendlichen und (jungen) Erwachsenen eine neue Sehnsucht nach wahrer und wahrhaftiger Bindung, nach Treue und Liebe festzustellen" (Graulich/Weimann, S. 13). Man könnte aus katholischer Sicht natürlich argumentieren, eventuell verberge sich hinter dem Unwillen, eine Partnerschaft einzugehen, auch eine Berufung zum geweihten Leben; in einigen Fällen mag das auch durchaus zutreffen. Aber im Großen und Ganzen kann wohl keine Rede davon sein, dass der Rückgang kirchlicher Eheschließungen in der westlichen Welt mit einem Boom an Priester- und Ordensberufungen einherginge. So oder so: Sache der Kirche ist es nicht allein, die Berufung zum geweihten Leben, sondern auch die Berufung zur Ehe zu fördern und zu begleiten. "Der Eros verweist von der Schöpfung her den Menschen auf die Ehe, auf eine Bindung, zu der Einzigkeit und Endgültigkeit gehören. So, nur so erfüllt sich seine innere Weisung", heißt es in Deus Caritas est (Nr.11); und Markus Graulich und Ralph Weimann betonen: "In der schnelllebigen Postmoderne kommt der Kirche die wichtige Aufgabe zu, die stets gültigen Anweisungen Jesu Christi zur Ehe zu verkünden" (S. 16). In gewissem Sinne könnte man sogar von einem legitimen Eigeninteresse der Kirche am Zustandekommen guter christlicher Ehen sprechen:
Dass sie das vielfach tun, ist ja unschwer einzusehen. Eine christliche Ehe kann man schließlich nicht allein führen, und schon gar nicht gegen den Partner, sondern nur mit ihm. Und wenn der christliche Single nun in unserer säkularisierten Gesellschaft permanent auf solche Singles trifft, denen bei ihrer Partnersuche etwas völlig Anderes vorschwebt als eine christliche Ehe - was macht er dann? Dass sich junge erwachsene Katholiken sogar unter ihresgleichen vielfach mit der Partnersuche schwer tun, wird in einem US-amerikanischen Blogartikel, über den ich im Zuge der Planung dieses Beitrags stolperte, recht eindringlich geschildert. Unter den Gründen dafür, dass so viele junge erwachsene Katholiken solo sind, führt der Autor einige an, die heutzutage allgemein für viele junge Erwachsene gelten - etwa eine Scheu vor langfristigen Lebensentscheidungen (vgl. Graulich/Weimann, S. 56f.: "Gerade in der heutigen Gesellschaft fällt es vielen schwer, Lebensentscheidungen zu treffen, die entsprechend immer wieder aufgeschoben werden. In Italien werden Männer und Frauen im Alter von 40 Jahren noch als 'jugendlich' bezeichnet, darin zeigt sich, wie sehr diese Mentalität bereits verbreitet ist") oder einen gewissen Unwillen, die sonstigen Prioritäten des eigenen Lebens zugunsten einer Partnerschaft in Frage zu stellen. Er benennt jedoch auch einige Probleme, die für gläubige Christen spezifisch sind: etwa eine übertrieben kritische Beurteilung potentieller Partner in Hinblick darauf, ob diese auch fromm genug seien; Sorge um die Bewahrung der Keuschheit; oder auch die Befürchtung, eine Partnerschaft lenke nur von einer möglichst engen Beziehung zu Gott ab.
"Dennoch ist gerade unter Jugendlichen und (jungen) Erwachsenen eine neue Sehnsucht nach wahrer und wahrhaftiger Bindung, nach Treue und Liebe festzustellen" (Graulich/Weimann, S. 13). Man könnte aus katholischer Sicht natürlich argumentieren, eventuell verberge sich hinter dem Unwillen, eine Partnerschaft einzugehen, auch eine Berufung zum geweihten Leben; in einigen Fällen mag das auch durchaus zutreffen. Aber im Großen und Ganzen kann wohl keine Rede davon sein, dass der Rückgang kirchlicher Eheschließungen in der westlichen Welt mit einem Boom an Priester- und Ordensberufungen einherginge. So oder so: Sache der Kirche ist es nicht allein, die Berufung zum geweihten Leben, sondern auch die Berufung zur Ehe zu fördern und zu begleiten. "Der Eros verweist von der Schöpfung her den Menschen auf die Ehe, auf eine Bindung, zu der Einzigkeit und Endgültigkeit gehören. So, nur so erfüllt sich seine innere Weisung", heißt es in Deus Caritas est (Nr.11); und Markus Graulich und Ralph Weimann betonen: "In der schnelllebigen Postmoderne kommt der Kirche die wichtige Aufgabe zu, die stets gültigen Anweisungen Jesu Christi zur Ehe zu verkünden" (S. 16). In gewissem Sinne könnte man sogar von einem legitimen Eigeninteresse der Kirche am Zustandekommen guter christlicher Ehen sprechen:
"Zum einen wird in der Familie Glück erfahrbar, sie wird damit zur Keimzelle der Gesellschaft und trägt zu deren Aufbau wesentlich bei. Zugleich ist sie auch für die Kirche von grundlegender Bedeutung und verleiht auch ihr Fruchtbarkeit. Wenn Familien, Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Leben der Pfarrei präsent sind, dann ist es gut bestellt um die Pfarrei." (Graulich/Weimann, S. 77)Welchen hohen Wert die Katholische Kirche Ehe und Familie beimisst, ist ja nicht zuletzt daran ablesbar, dass sie - wir erinnern uns - diesen Themen in den vergangenen zwei Jahren eine außerordentliche und eine ordentliche Bischofssynode gewidmet hat. Dabei haben die Synodenväter eindringlich auf die Wichtigkeit einer gründlichen, kirchlich begleiteten Ehevorbereitung als Basis für ein gelingendes christliches Familienleben hingewiesen. Hören wir auch hierzu noch einmal Markus Graulich und Ralph Weimann:
"Der Gemeinde und der Kirche kommt die wichtige Aufgabe zu, (jungen) Menschen, die auf die Ehe zugehen, dabei zu helfen die Schönheit der christlichen Ehe zu entdecken. Dies wird umso wichtiger, je stärker der gesellschaftliche Trend zunimmt, sich gegen die dauerhafte Ehe von Mann und Frau zu stellen. Je weniger Modelle gelungener, lebenslanger Partnerschaft die Jugendlichen in ihren Familien und in ihrem Umfeld erleben, desto schwerer wird es, sich für eine christliche Ehe zu entschließen. Umso mehr Bedeutung kommt daher der Vorbereitung auf die Ehe zu." (S. 57)Was also liegt näher, als mit der kirchlich begleiteten Ehevorbereitung schon in dem Moment anzufangen, wo die potentiellen zukünftigen Eheleute sich gerade erst kennenlernen - oder, besser, noch etwas früher anzusetzen und gleich selbst dafür zu sorgen, dass sie sich kennenlernen?
Und deshalb gibt es "bei Kirchens" nicht nur zum Valentinstag Single-Gottesdienste und Ausflüge in den Kölner Zoo, sondern es gibt z.B auch das online-Portal kathTreff.org ("Die Community für Partnersuchende, die Glaubenund Werte miteinander teilen möchten") sowie von kirchlichen Stellen geförderte Single-Treffs für Katholiken wie kathklub, "eine Kennenlernveranstaltung für gläubige Katholikinnen und Katholiken, die [...] eine(n) auch im Glauben lebende(n) Partner(in) für eine dauerhafte, feste Beziehung suchen". Ich selbst habe, aus eingangs erwähnten Gründen, solche Angebote zwar nie genutzt, aber hey - wenn man schon aktiv auf Partnersuche ist, warum dann nicht so?
Leider überhaupt nicht überraschend ist es jedoch, dass Angebote dieser Art in der nichtkatholischen, nichtchristlichen Welt auf jede Menge Kritik stoßen. Der wohlfeile Spott einer Astrid-Maria Bock in der WELT ist da noch vergleichsweise harmlos; ja, ich finde es beinahe verwunderlich, dass in dem Artikel nicht zu allem Übrigen noch darüber gewitzelt wird, dass die Kirche sich mit solchen Kuppelaktionen ihren eigenen Nachwuchs heranzüchten wolle - das passe ja auch total gut zur Katholischen Kirche, weil, arrangierte Ehen hätte die ja schon immer toll gefunden. Voll Mittelalter und so.
Liest man Derartiges nicht in der WELT, dann liest oder hört man es anderswo. Müßig, darauf hinzuweisen, dass über das katholische Eheverständnis vielfach arg verzerrte Vorstellungen kursieren. Wir sind schließlich nicht bei der Mun-Sekte. Von "arrangierten Ehen" hält die Katholische Kirche tatsächlich nämlich überhaupt nichts: Im Gegenteil beharrt sie von jeher darauf, dass eine sakramentale Ehe nur dann gültig zustande kommt, wenn sie von beiden Seiten freiwillig erfolgt - genauer: "aus freiem Willen und nach reiflicher Überlegung". Aber geschenkt. Die kommerzielle Online-Partnerbörse Parship hat in Deutschland, Schätzungen zufolge, über 5 Millionen angemeldete Nutzer, ElitePartner rund 3,8 Millionen und eDarling rund 2,8 Millionen; das ist modern und zeitgemäß, aber wenn die Kirche sich in Sachen Partnervermittlung engagiert, dann muss daran etwas faul sein. Denn, wie die Westdeutsche Allgemeine sich in einem Artikel aus dem Herbst 2010 wunderte:
"[W]as sind das eigentlich für Menschen, für die im 21. Jahrhundert die Religion bei der Partnersuche noch so eine große Rolle spielt?"
sind das
eigentlich für Menschen, für die im 21. Jahrhundert die Religion bei der
Partnersuche noch so eine große Rolle spielt?
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Partnersuche noch so eine große Rolle spielt?
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eigentlich für Menschen, für die im 21. Jahrhundert die Religion bei der
Partnersuche noch so eine große Rolle spielt?
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Vielleicht könnte man diese Frage an die erwähnten kommerziellen Partnervermittlungs-Unternehmen weiterleiten. Denn diese haben, wie man anhand einer einfachen Google-Recherche feststellen kann, ebenfalls spezielle Angebote für Angehörige verschiedener Religionsgemeinschaften im Programm. Und im Gegensatz zur Kirche verdienen sie sogar richtig Geld damit...
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eigentlich für Menschen, für die im 21. Jahrhundert die Religion bei der
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Die Initiatorin der katholischen Partnervermittlung "kathtreff.org" Gudrun Kugler hat übrigens ein lesenswertes Buch "Niemand ist eine Insel" als Anleitung zur Partnersuche und -wahl für junge Menschen geschrieben.
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