Liebste: "Eigentlich ist es doch selbsterklärend, dass Leute, die es gut finden, auf dem Altar zu kochen, keine Christen sind."
Ich: "Na komm, das kann man so doch nicht sagen. Man darf doch anderen Leuten nicht das Christsein absprechen, nur weil sie..."
Liebste: "...keine Christen sind?"
Ich: "Äh - genau."
Was aber war der konkrete Anlass dieses Austauschs an einem ansonsten doch so idyllischen Samstagvormittag? - Kurz gesagt: Die Suppenfrau - äh nein, ich meine: Frau Auge - hatte wieder zugeschlagen. Auf Twitter. Wo sie mich nach der Suppendiskussion vor ein paar Monaten eigentlich geblockt hat, was mich aber nicht davor bewahrte, den folgenden Tweet - als Retweet eines anderen evangelischen Pastors - zu sehen zu bekommen:
Was wollen uns diese Worte sagen? Sinngemäß offenbar Folgendes: Da, wo ein Fundamentalist zum Landesbischof gewählt wird, veranstalten Menschen auch Treibjagden auf Flüchtlinge. Hätte man ja ahnen können.
Sehen wir einmal davon ab, dass Gewalt und Hetze gegen Flüchtlinge und andere Migranten in Deutschland durchaus nicht auf Sachsen beschränkt sind. Sehen wir ebenfalls davon ab, dass nur etwa jeder fünfte Einwohner des Freistaats Sachsen Mitglied der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche ist; 72,6% der dortigen Bevölkerung gehören keiner öffentlich-rechtlichen Religionsgemeinschaft an. Macht aber ja nichts: Hauptsache, man kann den "bibeltreuen Christ*innen" mal wieder eins reinwürgen. Das müssen einfach schlechte Menschen sein.
Und warum müssen sie das? Im Grunde ist es ganz einfach. Wer eine post- bzw. pseudochristliche Phantasiereligion verkündigt, ja sogar im Auftrag der Evangelischen Kirche allsonntäglich das Christentum verleugnet und seine Sakramente schändet, muss doch irgendwo tief in seinem Innern wissen, dass er im Unrecht ist. Folglich steht er unter einem äußerst starken Rechtfertigungsdruck - jenen gegenüber, die den christlichen Glauben ernst nehmen. Die gilt es also als Fundamentalisten, Ewiggestrige und Finsterlinge darzustellen, und da das irgendwie immer noch nicht zu reichen scheint, müssen sie obendrein in moralischer Hinsicht verdächtig gemacht werden. Theologisch konservative Christen - ich würde sie ja gerne einfach nur Christen nennen, aber, na ja, siehe oben - müssen die sein, die Hass verbreiten; christliche Nächstenliebe gibt es nur bei denen, die sich aus Versatzstücken von Christentum und allerlei anderen Zutaten ihre eigene Wohlfühlreligion basteln. Ist ja auch klar: Dogmen schaffen Spaltung und Zwietracht, das große Credo "Ich bin okay, du bist okay" hingegen macht uns alle zu einer großen Familie.
Nur die bösen Bibeltreuen und fiesen Fundamentalisten nicht. Die sind nicht okay, und das soll auch alle Welt wissen. - Es wird aber noch wirrer: In einer Twitter-Diskussion mit meiner (noch nicht geblockten) Liebsten erklärte Frau Auge, sie verstehe sich selbst auch als bibeltreu. Na ja: Wenn das Treue ist, biblische Texte als Basismaterial für freies Assoziieren und Hausfrauenlyrik zu benutzen... Aber das ist halt die Crux mit so genannten "liberalen Christen": Sie sind verdammt gut im Begriffe Besetzen. Das ist ihr Lieblingssport. Ein Spiel, das eine gewisse Ähnlichkeit mit Schiffe Versenken hat. Indem sie etwa ihren komischen Glauben - wenn man ihn denn einen solchen nennen kann; sagen wir vielleicht neutraler: ihre Spiritualität - als christlich definieren, erklären sie sich zu den wahren Christen; ist der Begriff solchermaßen besetzt, können die, die an das glauben, was das Christentum seit 2000 Jahren lehrt, nicht mehr als Christen gelten, also braucht man für sie einen neuen Begriff. Fundamentalisten zum Beispiel. Und denen wirft man dann vor, sie wollten eigenmächtig festlegen, was christlich sei und was nicht, und damit Anderen (nämlich ihnen, den Liberal'christen') "das Christsein absprechen".
Ein bisschen ist es ja wie bei Orwell. Freiheit ist Sklaverei, Unwissenheit ist Stärke, und sich zur Lehre des Christentums zu bekennen, ist unchristlich. Manchmal muss ich schon sehr aufpassen, bei solchen Debatten keinen Knoten im Hirn zu bekommen.
Sehen wir einmal davon ab, dass Gewalt und Hetze gegen Flüchtlinge und andere Migranten in Deutschland durchaus nicht auf Sachsen beschränkt sind. Sehen wir ebenfalls davon ab, dass nur etwa jeder fünfte Einwohner des Freistaats Sachsen Mitglied der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche ist; 72,6% der dortigen Bevölkerung gehören keiner öffentlich-rechtlichen Religionsgemeinschaft an. Macht aber ja nichts: Hauptsache, man kann den "bibeltreuen Christ*innen" mal wieder eins reinwürgen. Das müssen einfach schlechte Menschen sein.
Und warum müssen sie das? Im Grunde ist es ganz einfach. Wer eine post- bzw. pseudochristliche Phantasiereligion verkündigt, ja sogar im Auftrag der Evangelischen Kirche allsonntäglich das Christentum verleugnet und seine Sakramente schändet, muss doch irgendwo tief in seinem Innern wissen, dass er im Unrecht ist. Folglich steht er unter einem äußerst starken Rechtfertigungsdruck - jenen gegenüber, die den christlichen Glauben ernst nehmen. Die gilt es also als Fundamentalisten, Ewiggestrige und Finsterlinge darzustellen, und da das irgendwie immer noch nicht zu reichen scheint, müssen sie obendrein in moralischer Hinsicht verdächtig gemacht werden. Theologisch konservative Christen - ich würde sie ja gerne einfach nur Christen nennen, aber, na ja, siehe oben - müssen die sein, die Hass verbreiten; christliche Nächstenliebe gibt es nur bei denen, die sich aus Versatzstücken von Christentum und allerlei anderen Zutaten ihre eigene Wohlfühlreligion basteln. Ist ja auch klar: Dogmen schaffen Spaltung und Zwietracht, das große Credo "Ich bin okay, du bist okay" hingegen macht uns alle zu einer großen Familie.
Nur die bösen Bibeltreuen und fiesen Fundamentalisten nicht. Die sind nicht okay, und das soll auch alle Welt wissen. - Es wird aber noch wirrer: In einer Twitter-Diskussion mit meiner (noch nicht geblockten) Liebsten erklärte Frau Auge, sie verstehe sich selbst auch als bibeltreu. Na ja: Wenn das Treue ist, biblische Texte als Basismaterial für freies Assoziieren und Hausfrauenlyrik zu benutzen... Aber das ist halt die Crux mit so genannten "liberalen Christen": Sie sind verdammt gut im Begriffe Besetzen. Das ist ihr Lieblingssport. Ein Spiel, das eine gewisse Ähnlichkeit mit Schiffe Versenken hat. Indem sie etwa ihren komischen Glauben - wenn man ihn denn einen solchen nennen kann; sagen wir vielleicht neutraler: ihre Spiritualität - als christlich definieren, erklären sie sich zu den wahren Christen; ist der Begriff solchermaßen besetzt, können die, die an das glauben, was das Christentum seit 2000 Jahren lehrt, nicht mehr als Christen gelten, also braucht man für sie einen neuen Begriff. Fundamentalisten zum Beispiel. Und denen wirft man dann vor, sie wollten eigenmächtig festlegen, was christlich sei und was nicht, und damit Anderen (nämlich ihnen, den Liberal'christen') "das Christsein absprechen".
Ein bisschen ist es ja wie bei Orwell. Freiheit ist Sklaverei, Unwissenheit ist Stärke, und sich zur Lehre des Christentums zu bekennen, ist unchristlich. Manchmal muss ich schon sehr aufpassen, bei solchen Debatten keinen Knoten im Hirn zu bekommen.
Der Artikel ist mir ehrlich gesagt zu hoch. Wer verleugnet jetzt genau das Christentum und schändet seine Sakramente? Ich denke da sollten Sie sich lieber mal bei diversen "Katholischen Bloggern" umsehen, die ganz offen im NPD Jargon gegen Ausländer hetzen, sexistische Fotos veröffentlichen, den Holocaust verharmlosen, übelste Beschimpfungen ("dreckige Linksfotze") veröffentlichen und sich daneben als ganz brave Christen und Lebensfreunde gerieren.
AntwortenLöschenÄußerungen wie die von Ihnen angeführten sind mir auf katholischen Blogs noch nicht untergekommen - womit ich nicht bestreiten will, dass es sie *gibt*. Vielleicht liegt es einfach an meiner persönlichen Filterbubble, dass ich die nicht wahrnehme. -- Dass ich Ausländerfeindlichkeit als völlig unvereinbar mit dem christlichen Glauben betrachte, brauche ich hoffentlich nicht eigens zu betonen; und was die zitierte Beschimpfung (oder ähnliche) angeht: Auch da teile ich Ihre Empörung.
LöschenEbners Empörung bezieht sich vermutlich auf die Kreuzknappendiskussion um "LePenseur", der aber gar keinen katholischen Blog betreibt.
LöschenEs gibt aber wirklich eindeutig neurechte und rassistische Töne auf bestimmten "katholischen Blogs". Bellfrell z.B. verlinkt recht häufig einschlägige PI-Anti-Asylantenpolemik und spricht immer sehr herablassend. Der Betreiber der "Unzeitgemäßen Betrachtungen" liest seit Jahren die "Blaue Narzisse" und nimmt regen Anteil an den Diskussionen des "identitären" Spektrums über die Brauchbarkeit des Christentums für die nationale Sache. Laurentius aus dem Rheinland verspottet den Ramadan und spielt die "mutmaßlich im Mittelmeer ersoffenen Flüchtlinge" gegen die "bestialisch gefolterten, geköpften, verbrannten, gekreuzigten, erschossenen, erschlagenen, zerbombten, oder im Mittelmeer über Bord geworfenen oder versklavten" Christen im IS-Machtbereich aus. Alles Blogs aus dem KK-Blogroll. Sind jetzt auch nur die Sachen, die mir in den letzten vier Wochen besonders aufgefallen sind. Gibt schon viel Ekliges und Pegida-Zeugs und so.
Darf man aber natürlich nicht verallgemeinern und man kann es glaube ich auch nicht wirklich verhindern. Lesen sollte man es aber schon, um auf dem Lfd. zu bleiben, finde ich.
Und natürlich sind die genannten Leute Christen (solange sie drauf bestehen), warum auch nicht?
Achwas, diese politischen Anwürfe machen den Knoten nur noch komplizierter und gehören gar nicht hierhin. Ist schon komplex genug, sich durch die gesamte Vorgeschichte (Huhns Beiträge zum Slam-Turnier auf dem Kirchentag, zum Kochgottesdienst in Marburg inkl. der verlinkten Videos, Twitter-Wortwechsel, Blogs evangelischer Experimentalpfarrer etc.) zu navigieren, um die (natürlich ganz unbegründete) Empörung der Freundin zu begreifen. Ihr jetzt auch noch zu unterstellen, sie sei "rechts", führt viel zu weit und ist voll daneben.
AntwortenLöschenIn der Sache müsste man, um den Knoten vllt. ein bisschen aufzudröseln, erstmal begreifen, dass evangelikale Christen die Ersten sind, die problemlos auf einem Altar kochen würden, es aber als "Götzendienst" und "Gräuel" betrachten, wenn in kath. Kirchen eine Kerze vor einem Heiligenbild brennt oder ein Totengebet gesprochen wird. Umgekehrt betrachtet es die kath. Kirche als verboten, in der Eucharistiefeier etwas anderes zu essen als den Herrenleib. Katholiken und Evangelikale sind zweifellos Christen. Einen logischen Grund, evangelische Experimentalliturgiker nicht als Christen anzusehen, besteht also nicht (oder es liegt an was anderem). Da könnte man im Gespräch mit der Freundin vllt. nochmal nachhaken.
https://luschulz.wordpress.com/2013/03/11/wo-abtreibungsgegner-zu-nazis-gemacht-werden/
AntwortenLöschennaja, sich mit offen rechtsextremen blogs vernetzen aber ansonsten die unschuld vom lande raushängen lassen...
Nur zur Information: Zu dieser "Vernetzung" habe ich mich seinerzeit schon geäußert. Nachzulesen hier:
Löschenhttp://mightymightykingbear.blogspot.de/2013/04/wer-sich-in-die-bar-begibt-bekommt.html?m=1