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Samstag, 6. April 2013

Networking-Abend bei den Dunkelkatholen

Dass der Journalist Alexander Kissler, Ressortleiter für Kultur beim Monatsmagazin Cicero, ein Buch über das Pontifikat Benedikts XVI. mit dem Titel Papst im Widerspruch veröffentlicht hat, ist keine ganz neue Information mehr - schon gar nicht innerhalb der Blogoezese; in Elsas Nacht(b)revier waren bereits einige Auszüge zu lesen. Da ich diese durchweg sehr bemerkenswert fand und auch Kisslers Beiträge im Cicero oft sehr schätze, war ich ausgesprochen erfreut, zu erfahren, dass der Autor sein Werk am Abend des 5. April (mittlerweile also gestern) im Berliner Institut St. Philipp Neri (ISPN) vorstellen würde. Bei diesem Institut, das seinen Sitz im St.-Afra-Stift in Berlin-Wedding hat, handelt es sich um eine "Gesellschaft apostolischen Lebens päpstlichen Rechts", die laut Selbstaussage "die Pflege der katholischen Tradition mit einer zeitgemäßen Seelsorge verbindet". Zum Aspekt der Traditionspflege gehört es, dass in St. Afra die Heilige Messe "im klassischen römischen Ritus" gefeiert wird. Zur Verdeutlichung: Das ist diese vorsintflutliche Gottesdienstform, bei der der Zelebrant der Gemeinde den Rücken zukehrt, auf Latein vor sich hin murmelt und in der am Karfreitag die Juden verflucht werden, oder so ähnlich. Aus der Perspektive des durchschnittlichen BILD- oder SPIEGEL-Lesers ist das ISPN somit "sowas Ähnliches wie die Piusbruderschaft"; aber auch abzüglich aller schlecht informierten Polemik kann man diese Gemeinschaft wohl als "traditionalistisch" einordnen. Und da Alexander Kissler ja neuerdings - zusammen mit seinen Journalistenkollegen Matthias Matussek, Paul Badde und einer großen Schar ganz normaler Katholiken - ebenfalls zum traditionalistischen Lager gezählt wird, könnte man finden, dass er da mit seiner Buchvorstellung genau am richtigen Ort sei.

Um der Gefahr vorzubeugen, dass die ironischen Töne des obigen Absatzes nicht als solche erkannt werden, muss ich auf die letztere Bemerkung noch etwas näher eingehen. Nachdem die Medien - allem Anschein nach vor allem im deutschsprachigen Raum - in einer Weise über den Amtsverzicht Benedikts XVI. sowie die Wahl und die ersten Amtshandlungen seines Nachfolgers Franziskus berichtet wurde, als handle es sich um einen "Regierungswechsel im Vatikan" (und es würde mich gar nicht wundern, wenn genau diese Schlagzeile tatsächlich irgendwo erschienen wäre), kann es kaum verwundern, dass gewisse Kreise, die sich schon unter Johannes Paul II., vor allem aber unter Benedikt XVI. als "innerkirchliche Opposition" verstanden haben, sich einbilden, sie wären jetzt "an der Macht". Da passt es prima ins Bild, dass einige besonders konservative und/oder traditionalistische Katholiken, die unter Benedikt XVI. stets ihre Papsttreue betont hatten, praktisch von der ersten Stunde des Pontifikats Franziskus' massive Besorgnisse oder sogar scharfe Kritik an einigen Aspekten der Amtsführung des neuen Pontifex geäußert haben und äußern - von seinen Verstößen gegen die traditionelle Kleiderordnung der Päpste über liturgische Details der von ihm zelebrierten Messen bis hin zum Waschen von Frauenfüßen. Vermutlich deshalb, weil diese Äußerungen wie gesagt so gut ins Bild vom "Regierungswechsel im Vatikan" passen, wird so gern und viel darüber berichtet; wesentlich weniger gut ins Bild passen jene Katholiken, die genauso entschieden hinter Papst Franziskus stehen, wie sie zuvor hinter Benedikt gestanden haben - und darin überhaupt keinen Widerspruch sehen. Jene "reformorientierten" Katholiken, die in Franziskus gern "ihren" Papst und sich selbst somit als "die neuen Papsttreuen" sehen wollen, reagieren darauf, indem sie diese - wie ich sie mal nennen will - "Nach-wie-vor-Papsttreuen" zusammen mit Franziskus' konservativen Kritikern in dieselbe Schublade sperren und in Großbuchstaben "TRADITIONALISMUS" draufschreiben - ohne sich darum zu bekümmern, dass die Auffassungen "Franziskus steht im Widerspruch zu Benedikt, und deshalb lehnen wir ihn ab" und "Franziskus steht nicht im Widerspruch zu Benedikt, und wir stehen zu beiden" wohl kaum auf einen Nenner zu bringen sind. Ignorieren kann man die Gruppe der "Nach-wie-vor-Papsttreuen" zwar nicht - zumal sie einige prominente, für viel gelesene Blätter arbeitende Journalisten in ihren Reihen haben -, aber immerhin kann man versuchen, sie lächerlich zu machen, indem man ihre Argumentation, abgesehen von Fragen des persönlichen Stils bedeute das Pontifikat Franziskus' keinen Bruch zu dem seines Vorgängers, sondern stehe in Kontinuität zu diesem, als hilfloses Wunschdenken abstempelt.

Zu der Frage, wie es denn nun wirklich um die Kontinuität zwischen Benedikt und Franziskus steht, versprach Alexander Kisslers Buchvorstellung einige Aufschlüsse. Aber bevor diese begann, gab es in St. Afra erst mal eine Heilige Messe. Es war - so weit ich mich erinnern kann - die erste Messe im Alten Ritus, die ich besuchte, und ich war sehr gespannt. Ich glaube sagen zu können, ich hoffte auf ein beeindruckendes Erlebnis. Aber leider, leider - die Anhänger der Alten Messe unter meinen Lesern muss ich bitten, sich mal kurz an der Tischkante festzuhalten - stellte ich nur allzu schnell fest, dass das "überhaupt nicht mein Ding" war. Zugegeben, das lag wohl vor allem daran, dass dieser Ritus mir so vollkommen unvertraut ist. Ich hatte es auch versäumt, mich beim Eintritt mit der Broschüre mit den liturgischen Gesängen und Gebetstexten zu versehen. Aber viel hätte das wohl auch nicht geholfen. Ich bemühte mich redlich, die Messe korrekt mitzufeiern, strengte mich an, nachzuvollziehen, wann man niederzuknieen, wann sich zu verneigen, wann sich zu bekreuzigen hatte, aber ich blickte einfach nicht durch - und ich war wohl nicht der Einzige, denn rund um mich her herrschte ein vollkommen asynchrones, um nicht zu sagen chaotisches Gekniee, Verneige und Bekreuzige. Von dem nasalen Genuschel des Zelebranten verstand ich trotz eigentlich guter Lateinkenntnisse kaum ein Wort; nun gut, für seine Aussprache kann der gute Mann nichts - oder doch? Bei Evangelium und Predigt konnte man feststellen, dass er im Deutschen weniger stark näselte als im Lateinischen; ist dieser Sprachduktus also für die liturgischen Texte üblich bzw. vorgeschrieben? Was weiß ich schon? Von der Predigt war ich nicht sonderlich beeindruckt; überhaupt hatte ich das leise Gefühl, der Zelebrant empfinde die kurze Phase, in der er sich der Gemeinde zuzuwenden und auf Deutsch zu ihr zu sprechen hatte, als unwillkommene Unterbrechung der liturgischen Handlungen, und er hätte die Messe lieber allein mit seinen Akolythen und dem (wirklich guten) Organisten gefeiert, ohne die störende Anwesenheit banausischer Besucher. - Vermutlich tue ich ihm Unrecht. Ich will damit auch keinesfalls ein allgemeines Urteil über den antiquus ordo der Heiligen Messe fällen, ich schildere lediglich meine persönlichen Eindrücke. Mir erschien die Messe, wie sie hier zelebriert wurde, durchaus nicht als besonders feierlich, besonders ehrwürdig, besonders andächtig, sondern eher als routiniert 'runtergespult, theatralisch und museal. Ich hatte auch den Eindruck - könnte mich aber irren -, dass Alexander Kissler, der in der Bankreihe vor mir saß, sich hier kaum weniger fremd fühlte als ich. Meine unbeholfenen Versuche einer participatio actuosa versandeten kurz nach dem Sanctus jedenfalls sang- und klanglos. Zur Kommunion hätte ich ohnehin nicht gehen können, da ich weniger als eine Stunde zuvor ein belegtes Brötchen gegessen hatte. (Hinweis: Das meine ich ernst. Nichtkatholiken erläutere ich auf Nachfrage gern, was es damit auf sich hat.)

Kurz und gut: Alles in allem fühlte ich mich in St. Afra ausgesprochen unwohl. Die Buchvorstellung, angekündigt für 18:45 Uhr, begann erst gegen 19:30 Uhr, und sie fand in der Krypta statt. Haben die denn keinen ganz normalen Mehrzwecksaal hier?, fragte ich mich indigniert, aber der Ort des Geschehens war mit Bedacht gewählt: Die Veranstaltung fand im Rahmen des regelmäßigen freitäglichen Oratoriums statt, bei dem normalerweise geistliche Texte zum Vortrag kommen, und zwar in der Kirche. Nun ist eine Papstbiographie aber im engeren Sinne natürlich kein geistlicher Text, und so hatte man statt der Kirche die Krypta gewählt; dennoch musste auch diese Veranstaltung mit einem Gebet eröffnet und beschlossen werden. Man verstehe mich nicht falsch: Beten ist immer und überall eine gute Sache, aber die Art und Weise, wie man hier auf Kommando aufstehen, beten und sich wieder hinsetzen sollte, missfiel mir höchlich. Nach der vorangegangenen Messe war (und ist wohl noch auf einige Zeit) mein Bedarf an formalisierter Frömmigkeit gründlich gedeckt.

Es war eine Erleichterung, als Alexander Kissler das Wort ergriff und sofort eine Atmosphäre von Lockerheit und Humor ausstrahlte, wie ich sie an diesem Ort kaum mehr für möglich gehalten haben würde. Er leitete seinen Vortrag mit einem persönlichen Rückblick auf die Arbeit an seinem Buch ein - einem Buch, dessen Manuskript er laut Vertrag eigentlich zehn Tage nach dem Tod Benedikts hätte abliefern sollen. Diese etwas makaber anmutende Aufgabenstellung bedingte es natürlich, dass der Autor während der Arbeit niemals abschätzen konnte, wie viel Zeit er für die Fertigstellung haben würde. Letztlich wurden fünf Jahre daraus, und der unerwartete Amtsverzicht des Papstes führte dazu, dass das Buch, anders als geplant, noch zu Benedikts Lebzeiten erscheinen konnte. Reflexionen über diesen Amtsverzicht bildeten denn auch den ersten Schwerpunkt von Kisslers Buchvorstellung. In einem überaus schwungvollen und flüssigen Vortrag, bei dem man praktisch nicht unterscheiden konnte, ob Kissler gerade aus seinem Buch vorlas oder frei sprach, erinnerte der Autor zunächst an den Tod Johannes Pauls II. ("Er wurde Christus ähnlich") und deutete an, möglicherweise sei es gerade das Miterleben dieses langen, mehr oder minder öffentlichen Sterbens gewesen, das Benedikt XVI. veranlasst habe, für sich selbst ein anderes Ende zu wünschen; dann ging er auf Benedikts Rücktrittsbegründung an, auf die geschwundene Kraft ("vigor") des Körpers wie auch der Seele ("anima"). Er betonte, unter vigor animae seien nicht nur "geistige Fähigkeiten" zu verstehen - in dem Sinne, dass, wie verschiedentlich orakelt wurde, Benedikt XVI. ein Nachlassen seines intellektuellen Vermögens, womöglich gar beginnende Demenz befürchtet habe -, sondern ganz allgemein Lebenskraft bzw. -energie. Dass der bald 86 Jahre alte Benedikt diese Kraft nicht mehr in dem Maße hat, wie ein Papst sie seiner Auffassung nach in unseren Tagen benötigt, um sein Amt ausüben zu können, leuchtet ein - besonders, wenn man gesehen hat, wie hinfällig er in den letzten Tagen seines Pontifikats gewirkt hat. Dass sein Nachfolger Franziskus diese Kraft hat, erscheint ebenso offensichtlich.

In seinen weiteren Ausführungen nannte Alexander Kissler Benedikt XVI. einen "Mystiker aus Einsicht" und "zutiefst introvertierten Menschen", der "den guten Gedanken der guten Laune vorgezogen" habe, und zitierte zu meiner großen Freude den romantischen Dichter Novalis (über den ich seinerzeit meine Abiturklausur geschrieben habe, aber das nur am Rande) mit den Sätzen "Nach innen geht der geheimnisvolle Weg" und "Wohin  gehen wir? - Immer nach Hause". In einem Überblick über sein Buch empfahl Kissler - was mir an diesem Ort irgendwie bedeutsam erschien - nachdrücklich das Kapitel über die Piusbruderschaft, trug jedoch nicht daraus vor; er bezeichnete Spe salvi als die bedeutendste der drei Enzykliken Benedikts XVI., ging aber auch darauf leider kaum näher ein. Nun gut, eine Buchvorstellung ersetzt eben nicht das Lesen des Buches. Wenig überraschend - und ganz sicher gut und wichtig - war es, dass die Frage, wie sich das beginnende Pontifikat Franziskus' zu dem seines Vorgängers verhalte, einen mehr oder weniger "heimlichen" Schwerpunkt des Vortrags bildete. Kissler verwies auf eine "eschatologische Komponente" in den Äußerungen Benedikts XVI. in der Spätzeit seines Pontifikats; so habe der nun emeritierte Papst mehrfach einen bezeichnenden Satz des niederländischen Kirchenlehrers Petrus Canisius - "Petrus schläft, Judas aber ist wach" - zitiert und den Missbrauchsskandal und die "VatiLeaks"-Affäre als "Zeichen des Teufels" bezeichnet. Vor allem aber deutete Kissler eine Passage aus Joseph Ratzingers Habilitationsschrift über die Geschichtstheologie Bonaventuras als geradezu prophetisch in Hinblick auf das Pontifikat Franziskus': "In der Kirche der Endzeit wird sich die Lebensweise des heiligen Franziskus durchsetzen, der als simplex et idiota von Gott mehr wusste als alle Gelehrten seiner Zeit - weil er ihn mehr liebte." - "Und heute haben wir genau diesen simplex et idiota auf dem Papststuhl!", kommentierte Kissler. (Weiteres zu diesem Punkt siehe hier.)


Auch in Alexander Kisslers umfangreichen Ausführungen zur letzten Deutschlandreise Benedikts XVI. im Herbst 2011 bildete der Hinweis, Benedikt habe das Programm der "Entweltlichung" und der "armen Kirche", das in den ersten Predigten und Ansprachen Papst Franziskus' eine so prominente Rolle spielt, theologisch vorbereitet, einen roten Faden. Kissler fasste die großen, leider allzu wenig beachteten und verstandenen Ansprachen Benedikts während der genannten Reise pointiert zusammen und stellte darin insbesondere die Freiburger Konzerthausrede vom 25. September 2011 als programmatische Antizipation des Pontifikats Franziskus' heraus: Eben jene Entweltlichung, die Benedikt in dieser Rede anmahnte, nimmt sein Nachfolger tatkräftig in Angriff.

Was mich wieder auf die eingangs aufgeworfene Frage bringt, wessen Einschätzungen über Papst Franziskus denn nun wirklich als "Wunschdenken" zu klassifizieren seien. Wenn Alexander Kissler mit seiner Analyse Recht behält - und aus meiner Sicht spricht alles dafür -, dann werden sich so manche "Reformer", die im Moment noch glauben oder hoffen, Franziskus sei "ihr" Papst, noch gehörig umschauen. Nämlich dann, wenn sie feststellen, dass mit den Aufrufen zur Entweltlichung, zur Armut und Demut nicht nur die Dienstlimousinen der Bischöfe und die prächtigen Gewänder der Geistlichen gemeint sind, sondern auch und gerade die aus dem Kirchensäckel finanzierten Strukturen, in denen es sich gerade hierzulande nicht wenige "innerkirchliche Oppositionelle" so behaglich eingerichtet haben. Großes Gelächter erntete Alexander Kissler, als er in der Abschlussdiskussion beispielhaft auf "das grässliche Wort zum Sonntag" verwies - "wo immer jemand sitzt, der sagt, ich bin hier zwar im Auftrag der Kirche, aber die Kirche ist eigentlich der letzte Dreck. Aber neulich habe ich jemanden gesehen, der war zwar überhaupt nicht gläubig - aber wie er diesen Baum umarmt hat, das hat mich unheimlich beeindruckt." - "Der Schaden der Kirche kommt nicht von ihren Gegnern, sondern von den lauen Christen": Das ist ein Satz Benedikts XVI., den er ebenfalls in Freiburg gesagt hat, am Abend vor der Konzerthausrede bei einer Gebetsvigil mit rund 30.000 Jugendlichen; aber es soll keiner denken, dieser Satz sei nicht mehr gültig, nur weil jetzt ein Anderer auf dem Stuhl Petri sitzt...

(Nebenbei: Wer mich wegen meiner mangelnden Begeisterung für die Alte Messe selbst für einen "lauen Christen" hält, der kann das gerne tun. Andere halten mich für einen ausgesprochenen Hardliner und Dunkelkatholen, ich würde sagen, das gleicht sich aus.)

Im Anschluss an die Buchvorstellung gab es noch eine Runde "geselliges Beisammensein" bei Wein und Käsehäppchen, aber ich blieb nicht mehr lange. Ich hatte "noch was vor", außerdem sagte ich ja schon, dass ich mich in St. Afra nicht recht wohl fühlte. Leider war ich in Hinblick auf den aktuellen Inhalt meines Portemonnaies gerade etwas zu "entweltlicht", um mir Kisslers Buch gleich an Ort und Stelle zu kaufen; gut, das lässt sich nachholen, aber schade war's doch, denn es hätte mir Gelegenheit geboten, mit dem Autor ins Gespräch zu kommen. Vielleicht hätte ich ihn auch ansprechen können, ohne ihm dabei ein Buch zum Signieren hinhalten zu können, aber ich bin immer so schüchtern, wenn es darum geht, Menschen anzusprechen, die ich zwar kenne, sie mich aber nicht. Mir fehlte jemand, der mich auf zwanglose Weise mit anderen Anwesenden ins Gespräch gebracht hätte. Jemand wie Josef Bordat zum Beispiel. Man könnte sagen, in puncto Networking habe ich die Möglichkeiten des gestrigen Abends schlecht genutzt. Aber immerhin folgt Alexander Kissler mir seit gestern Abend auf Twitter...

12 Kommentare:

  1. Das Buch ist nicht besonders gut, Kissler hat schon bessere geschrieben, auch 2005 über Benedikt XVI.

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  2. Danke für diesen so schön ausführlichen Bericht. Das macht - neben den Leseproben bei Mme Elsa - richtig Lust auf das Buch.

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  3. gut geschrieben! Lesen soll man das Kisslerbuch ruhig, aber es ist recht oberflächlich, zuwenig theologisch für einen Theologen-Papst, zuviel Aufmerksamkeit für Piusgeschichten; der Erlebnisbericht oben bestätigt die Sorge, dass die Traditionalistenliturgie oft einer "kollektiven Zwangsneurose" (Sigmund Freud)gleichkommt. Das mag einigen gut tun, wird aber kaum "evangelisieren".

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  4. @Asmus:

    "der Erlebnisbericht oben bestätigt die Sorge, dass die Traditionalistenliturgie oft einer "kollektiven Zwangsneurose" (Sigmund Freud)gleichkommt. "

    Ich für meinen Teil bin erst nach ca. fünfmaligem Mitfeiern der Messe in der außerordentlichen Form damit "warm geworden". Bei meinem ersten Besuch ging es mir genauso wie King Bear, ich war schlichtweg überfordert und wußte nicht, was wann passiert. Erst bei weitere Messen erkannte ich die Struktur (die sich oberflächlich betrachtet nicht SO sehr von einer Messe in der ordentlichen Form unterscheidet), so daß ich besser mitfeiern konnte.

    "Kollektive Zwangsneurose" klingt mir in diesem Zusammenhang dann doch ein bißchen zu abschätzig, intolerant und beleidigend.

    Die Frage, ob eine Gemeinschaft, die die außerordentliche Form der Messe pflegt besser oder schlechter evangelisiert als die "gemeine Feld-Wald-und-Wiesen-Pfarrei" kann ich nicht beantworten, würde aber aus eigener Erfahrung behaupten, daß die "Evangelisierungsquoten" sich nicht so sehr unterscheiden. Somit würde es sich hier um keine "Ritenfrage" handeln, sondern um eine Frage der Pastoral. (Man muß allerdings zugeben, daß die "Altrituellen" vom Gemeindeleben häufig aktiver sind, was aber daran liegt, daß man bewußt dahin geht und nicht teritorial zugeordnet wird.)

    Ich für meinen Teil schätze beide Formen sehr. Wegen ihrer Unterschiede und wegen ihrer vielen Gemeinsamkeiten.

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  5. "... aber die Art und Weise, wie man hier auf Kommando aufstehen, beten und sich wieder hinsetzen sollte, missfiel mir höchlich."

    Das kommt mir aber auch aus meiner 08/15-Pfarrei sehr bekannt vor - nur Zwangssingen hat noch gefehlt.

    @Asmus: "... wird aber kaum "evangelisieren"."
    Da wäre ich mir nicht so sicher. Es gibt da sehr wohl Gegenbeispiele aus Geschichte und Gegenwart.

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  6. Habe das Buch leider noch nicht gelesen (vielen Dank für die netten Ausführungen!), möchte nur kurz zur "Alten Messe" sagen, dass es da natürlich auch immer auf den Zelebranten und die Stimmung ankommt - wie bei der "normalen Messe" auch. Ich persönlich war von der ersten "Alten Messe" sehr angetan und habe nun schon viele besucht und freue mich, wenn ich mal die Gelegenheit dazu habe. Sie ist einfach (meist) feierlicher und mehr zu Gott hin gerichtet statt "Feier für die Gemeinde". Aber wie gesagt, habe ich von beiden Messformen schon schöne und nicht so tolle Ausführungen erlebt. Eine wirklich beeindruckende Messe ist in Bamberg in St. Michael zu finden.

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  7. Ich hasse alle -ismen, weil ich weder Konservatist noch Katholizist bin. Trotzdem bin ich für die eindeutige Richtung.

    Als vorkonziliarer Vorderwäldler kann ich einem nachkonziliaren Hinterwäldler vielleicht ein wenig helfen. Die beiden Riten sind deshalb einer, weil sie die Hauptteile der Hl. Messe aufweisen: Opferung, Wandlung und Kommunion. Aber sonst sind sie grundverschieden. Während sich im Alten Ritus die Hinwendung der Gemeinde mit dem Priester nach Osten/Christus hin darstellt und das Kreuzesopfer hervorhebt, dreht sich in der reformierten, oder eher revolutionierten Form alles um die Mahlgemeinschaft. Das kann bis nahe zur Häresie gehen, wenn "Vorsteher" das Opfer ganz unterschlagen. Zudem verleitet sie zur Geschwätzigkeit.

    Seit vierzig Jahren habe ich keine nennenswerte Predigt mehr gehört.

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  8. "Seit vierzig Jahren habe ich keine nennenswerte Predigt mehr gehört."

    Das liegt aber nicht an der Form des Ritus, sondern am persönlichen Vermögen des Predigers!

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    1. Ich wiederspreche Ihrer Meinung, daß es an den Predigern liegt.

      Mit dem Neuen Ritus wurde nicht nur der Alte quasi abgeschafft, sondern eine geistige Verwirrung griff um sich, die es den Priestern praktisch verbot, über die Konsequenzen eines verfehlten Lebens zu predigen.

      Haben Sie schon in einer solchen gehört, daß jeder GV außerhalb einer Ehe schwer sündhaft ist?. Stattdessen gibt es mehr als genug Priester, die auch wiederverheirateten Geschiedenen die Kommunion reichen, obwohl diese doch öffentliche Sünder sind.

      Ich weiß, wovon ich rede, hatte ich doch diesen Status selbst einmal inne, als ich mit meiner Frau ohne kirchliche Traung zusammenlebte.

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    2. Ein biritueller Geistlicher12. Mai 2013 um 18:31

      mmmh?!!!!!
      An dem Ritus liegen die Predigtinhalte nicht. Aber sich heute als katholischer Priester auch in den Predigten zu outen, ist schon fast ein Martyrium.

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  9. Alte Messe oder neue Messe ... Liturgie ...Predigerqualitäten ... Sünde ... päpstliche Ergüsse ...
    Wie ist die Kirche interessant!

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  10. Es würde mich allerdings auch nerven, wenn gebetet werden würde (wennschon) und ich dann weder aufstehen noch hinknien darf. Ich bin ein Mann und war mal beim Bund; brauch ich noch was hinzufügen?

    --

    That said,
    mit der Alten Messe sind folgende Dinge zu empfehlen.

    1. zweimal hingehen.
    2. sich nicht stressen lassen. Da vorne am Altar steht ein Priester, der sorgt dafür, daß alles gebetet wird, was gebetet gehört. Wenn die übrigen sich auch nur innerlich dem Geschehen andächtig anschließen, haben sie schon viel getan.
    3. wenn man doch "mehr tun" will: sich unbedingt ein Meßbuch oder einen Ordo missae schnappen, normalerweise liegt eins von beiden aus, und da mitlesen. Dann kommt man auch mit (da stehen übrigens auch die Kreuzzeichen und Kniebeugen drin). Wenn man so etwas aus irgendeinem Grund nicht dahat --> siehe Nr. 2. (Gilt nicht für Leute, die sowieso wissen, was gleich passiert.)
    4. In der Singmesse singt man im Idealfall vor allem die Choräle mit (leise, wenn man sich lauter nicht traut; Pflicht ist das auch nicht, nicht einmal leise). Währenddessen braucht man sich nicht zu kümmern, was der Priester einstweilen betet.

    ... und eh man sich's verschaut, weiß man auf einmal, wann man "quemadmodum speravimus in te" und wann "et salutare tuum da nobis" zu antworten hat.

    Übrigens, man wundere sich nicht: die Gottesdienstgemeinden sind des öfteren geteilter Meinung, ob man nun zu Dingen wie
    - dem Kyrie
    - dem Agnus Dei oder
    - während Chor oder Volk das Sanctus noch singt, der Priester aber schon mit dem Hochgebet begonnen hat
    stehen oder knien soll. Dann stehen die einen und knien die anderen. Das nervt den Priester dann bisweilen :-) aber es ist üblich...,

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