Zurück in Berlin nach einem Wochenende in Essen! Und was habe ich da gemacht? Am 4. Katholischen Bloggertreffen - kurz #kbt15 - teilgenommen, das vom 13.-15. November im Kardinal-Hengsbach-Haus stattfand. Nachdem die bisherigen Treffen - 2012 in Freiburg, 2013 in Bonn und 2014 in Erfurt - vom Referat Medienpastoral der Erzdiözese Freiburg und der Katholischen Arbeitsstelle für missionarische Patoral (KAMP) ausgerichtet worden waren, ist das diesjährige Treffen komplett in Privatinitiative aus der Blogoezese selbst organisiert worden - unter Federführung von Peter Winnemöller alias Cicero vom Blog katholon. Und ich war, obwohl ich ja nun schon seit vier Jahren katholisch blogge, zum ersten Mal dabei. Folglich hatte ich keine klare Vorstellung davon, was mich erwartete, sagte mir aber zunächst: Das Programm der Tagung ist eigentlich zweitrangig, in erster Linie will ich da hin, um mal die ganzen Leute kennenzulernen. Insofern, könnte man sagen, versprach ich mir eigentlich mehr von den Pausen als vom Programm.
Ganz wichtig: Kaffee! |
In dieser Hinsicht, das will ich mal gleich zu Anfang betonen, war das Bloggertreffen aus meiner Sicht ein Bombenerfolg. Rund ein Drittel der Teilnehmer hatte ich zwar schon vor diesem Treffen auch in der Offline-Welt kennengelernt, die meisten (aber nicht alle) anderen kannte ich immerhin aus den Sozialen Netzwerken und natürlich vom Lesen ihrer Blogs. Tatsächlich waren gerade diejenigen Blogger (m/w), deren Beiträge ich besonders gern und regelmäßig lese, ausgesprochen stark vertreten, auch wenn es durchaus den einen oder anderen gab, den ich vermisste. Aber wie dem auch sei, der gesellige Aspekt des Treffens war eine reine Freude, und als erstmaliger Teilnehmer fühlte ich mich ausgesprochen gut aufgenommen. Besonders erfreulich, weil völlig unerwartet, war es, dass Thomas aus dem Abendland ("Wieso, ist hier etwa nicht das Abendland?" - Thomas: "Hier ist schon Westfalen."), der noch kurz zuvor erklärt hatte, er könne nicht kommen, am Samstag zu einem Überraschungsbesuch vorbeikam. - A propos Abendland: Man könnte ja manchmal auf die Idee kommen, in Hinblick auf die Zusammensetzung der Blogoezese frei nach den Blues Brothers zu sagen: "Bei uns gibt es beides - Rheinländer und Westfalen". Tatsächlich kamen beim Bloggertreffen aber auch Teilnehmer aus ganz anderen Regionen zusammen - aus Bayern, Sachsen, Thüringen, Hessen - und auch Berlin war stark vertreten.
Gleichzeitig mit uns tagte im Kardinal-Hengsbach-Haus der "Landesverband Seniorentanz NRW", was zu einigen Kämpfen am Kaffee-und-Kuchen-Büffet und um das Öffnen von Türen geheizter Räume führte. |
Nun ist so ein Bloggertreffen aber natürlich nicht nur eine gesellige Angelegenheit, und im Rückblick kann ich sagen, dass auch die inhaltliche Arbeit ausgesprochen anregend war und gute Ergebnisse erbracht hat - nicht zuletzt auch das Barcamp am Samstagvormittag, unter dem ich mir nun wirklich gar nichts hatte vorstellen können. Barcamp, hatte ich gedacht, das klingt ja total nerdig. Tatsächlich wurden hier in sechs Workshops verschiedenste Themen behandelt, die den Teilnehmern besonders wichtig waren - und ich konnte darin auch das Thema unterbringen, das mich angesichts der aktuellen Entwicklungen in der Pfarrei St. Willehad Nordenham/Butjadingen/Stadland derzeit besonders bewegt: Wie können Blogger in die Pfarrgemeinden hinein wirken? Zur "Belohnung" werde ich wohl auch den Abschlussbericht dieser Arbeitsgruppe schreiben "dürfen", aber dafür habe ich zum Glück noch etwas Zeit. Außerdem nahm ich an einem Workshop teil, der sich - veranlasst u.a. durch die jüngsten Drohungen gegen Josef Bordat - mit dem Umgang mit Anfeindungen befasste, denen man sich als katholischer Blogger aussetzt; und an einem weiteren, der sich darum drehte, wie die Blogoezese ihre Relevanz in der öffentlichen Wahrnehumg stärken könne.
Highlights des Samstagnachmittags waren ein Vortrag des missio-Pressesprechers Johannes Seibel über den Blog "Bedrängte Christen" sowie ein Impulsreferat des Journalisten und Medienunternehmers Klaus Kelle zum Thema "Wie professionalisiere ich mein Schreiben?". Nun bin ich zwar arrogant genug, mir zu sagen "Ich schreibe doch nicht aus Versehen so, wie ich es tue, sondern weil ich das so richtig finde!", aber Klaus Kelles Vortrag enthielt dennoch allerlei bedenkenswerte Impulse - und ging folgerichtig in eine angeregte Diskussion über.
Nicht zuletzt gehören zu einem katholischen Bloggertreffen aber natürlich nicht nur Geselligkeit und Diskussion, sondern auch Gottesdienst und Gebet. Die Vesper am Freitagabend verpasste ich infolge verspäteter Ankunft; am Samstagmorgen zelebrierte der am Bloggertreffen teilnehmende Pater Engelbert Recktenwald FSSP eine Heilige Messe in der außerordentlichen Form des römischen Ritus - in der hauseigenenen Franziskus-Kapelle, die mit ihrer geradezu ikonoklastischen Ästhetik einen... äh... interessanten Kontrast zur Liturgie bildete. Am selben Ort beteten wir am Samstagabend auch die Vesper und gedachten dabei besonders der Opfer der Terroranschläge von Paris. Am Sonntag nahmen wir dann an der Hl. Messe in der Seminarkirche teil. Was wäre schließlich ein dunkelkatholisches bloggertreffen ohne eine zünftige NGL-Messe? Aber hey, ich will gar nicht meckern. Der Organist war wirklich gut und begleitete beispielsweise das Gloria von Kathi Stimmer-Salzeder so gekonnt, wie ich es noch nie gehört hatte. Und auch die Predigt, die die apokalyptischen Texte dieses Sonntags zu den Terroranschlägen vom Freitag in Beziehung setzte, war hörenswert. Ein gemeinsames Gebet bildete am Sonntag gegen Mittag auch den Abschluss des Bloggertreffens.
Der Namenspatron des Tagungshauses. Franz Kardinal Hengsbach, von 1958-1991 erster Bischof von Essen. Der Wikipedia-Artikel über ihn führt unter "Wirken" genau zwei Ereignisse an: seine Lösegeldübergabe im Zuge der Entführung des Aldi-Miteigentümers Theo Albrecht 1971 und die Entziehung der Lehrerlaubnis für Uta Ranke-Heinemann 1987. |
Übrigens sind auch schon die nächsten Bloggertreffen geplant: 2016 soll Hildesheim der Ort des Geschehens sein, 2017 der Marienwallfahrtsort Kevelaer. -- Da Klaus Kelle in seinem Vortrag u.a. hervorgehoben hat, je länger ein Text sei, umso weniger würde er gelesen (oha...), will ich meinen Bericht jetzt auch langsam mal schließen - und tue dies mit einer Sammlung von Sätzen, die im Laufe der Tagung geäußert wurden und die ich mir als bemerkenswert notiert habe:
"Wir bilden riesige Strukturen, um Dialog zu führen, dabei könnten wir einfach miteinander reden."
"Wir müssen uns als Gottes Zeugen verstehen, nicht als Gottes Anwälte."
"Von uns Männern erwartet man, dass wir Cowboys und Soldaten sind."
"Das Beste erreiche ich immer, wenn ich meine Umgebung überrasche."
"Die Erkenntnis Gottes kann niemals zugunsten einer Sozialstruktur aufgegeben werden."
Weitere Berichte zum Bloggertreffen gibt es hier (ich nehme mal an, in den nächsten Tagen werden es noch ein paar mehr werden):
"Bloggertreffen in Essen #kbt15" (katholon)
"Zukunftssicher!" (Pulchra ut Luna)
"Sonntagsfreude. Bloggertreffen" (5 Brote 2 Fische)
"Essener Bloggertreffen 2015" (Katholisch? Logisch!)
Und hier geht es demnächst weiter mit Neuigkeiten aus St. Willehad - es gibt einige...
Der "Sachse" ist übrigens Westfale, und der "Thüringer" ist Rheinländer....
AntwortenLöschenPschschschscht!!! Wir wollten das mit der Wessi-Ossi-Debatte hierzulande doch endlich mal für beendet erklären ;)
AntwortenLöschenAnsonsten:
- Frage: "Wie können Blogger in die Pfarrgemeinden hinein wirken?" - Antwort: Indem sie Nerven haben wie Drahtseile.
- "Ich schreibe doch nicht aus Versehen so, wie ich es tue, sondern weil ich das so richtig finde!"
Guter Ansatz. Was warst Du noch gleich? Promovierter Germanist? ;) Ok. Ich auch. Also da wärs ja bei mir vorbei gewesen ... Wenn mir einer erklären will, wie ich Texte schreiben soll, hat er bei mir SOWAS von schlechte Karten ... Gut, daß ich zuhause geblieben bin und mit meiner Tochter bei ihrer Lesenacht war.
- das Gloria von Kathi Stimmer-Salzeder
Wenn ich es richtig verstanden habe, war Gereon u.a. wegen "und Gloria gabs auch kein anständiges" abends noch einmal mit uns in der Abendmesse. Und was gab es? Das Gloria von Kathi Stimmer-Salzeder ... Manche Tage sind so ...
- "Von uns Männern erwartet man, dass wir Cowboys und Soldaten sind."
Aaaaaaah ja! Das kenn ich ja schon von Twitter. Scheint Dich ja mächtig gepackt zu haben, diese Erkenntnis. Gilt das für "Männer (m/w)" (sozusagen) oder gabs für uns Frauen auch eine Idee? - Ach, laß mal, war nur ein Scherz: Wenn "Cowboy" die Identifikationsfigur für die Männer war, will ich die für die Frauen gar nicht wissen ;)
Alles Liebe - schöner Text, viele Grüße aus Weimar und nun eine geruhsame Nacht!
Cornelie (PuLa, Wundersdorfer Sketche)
Schöner Artikel, ja! Und Klaus Kelle hat mich dazu gebracht, ein neues Weblog einzurichten. https://katholischlogisch.wordpress.com/2015/11/16/essener-bloggertreffen-2015/
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