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Samstag, 19. April 2025

Die 3 K der Woche (21): Kinder, Kirche, Karwoche

Einen besinnlichen Karsamstag wünsche ich euch, liebe Leser! Aus der Karwoche gibt es allerlei zu berichten, sodass dieses Wochenbriefing mal wieder etwas länger geworden ist als die der vorangegangenen Wochen. Daher verzichte ich auf eine längere Vorrede...! 

Kreuzwegstation in St. Marien Maternitas, Berlin-Heiligensee

Einkehrtag mit ein bis zwei Jugendlichen 

Am vergangenen Samstag brach ich nach dem Frühstück nach Spandau auf, wo – im Gemeindesaal der Pfarrkirche Maria, Hilfe der Christen – der Einkehrtag für Jugendliche stattfinden sollte, zu dessen Vorbereitungs- und Leitungsteam ich gehörte. Der Gemeindereferent, der die Idee zu der Veranstaltung gehabt hatte und federführend für das Konzept verantwortlich war, hatte uns schon im Vorfeld darauf eingestimmt, dass wohl nicht mit besonders vielen Teilnehmern zu rechnen sein würde: Die Ankündigung sei recht kurzfristig gewesen, es sei zu wenig Werbung gemacht worden und viele Jugendliche seien schon in die Ferien gefahren. Er meinte aber – zu Recht, wie ich fand –, selbst wenn überhaupt keine Jugendlichen kämen, könnten wir die Veranstaltung immerhin als eine Art "interne Leiterfortbildung" betrachten, das Konzept schon einmal im kleinen Kreis ausprobieren und daraus gegebenfalls Lehren ziehen, was man beim nächsten Mal besser machen könne. – Ganz allein waren wir dann aber doch nicht: Ein 17jähriger Ministrant aus Spandau fand sich als Teilnehmer ein, zudem war ein Mitglied des Vorbereitungsteams gerade mal 18 und konnte daher auch gerade noch als jugendlich durchgehen. Ein weiteres Teammitglied – der junge Mann, der beim Vorbereitungstreffen nicht dabei gewesen war – fiel mit 27 Jahren in die Kategorie "junger Erwachsener", somit waren nur der Gemeindereferent und ich deutlich älter als die eigentliche Zielgruppe der Veranstaltung. 

Thematisch sollte die Evangelienstelle Lukas 5,17-26 im Mittelpunkt stehen: die Heilung eines Gelähmten, der von seinen Freunden auf seinem Bett durchs Dach herabgelassen wird, weil er Jesus sonst nicht hätte erreichen können. Erst einmal gab es aber ein paar lustige Kennenlernspiele, dann einführende Worte vom Gemeindereferenten und dann zwei Lobpreislieder: das von mir vorgeschlagene "So groß ist der Herr" sowie "Lobe den Herrn, meine Seele" von Norbert Kissel. Im Gemeindesaal von Maria, Hilfe der Christen steht ein Flügel und die erwähnte 18-Jährige aus dem Vorbereitungsteam kann sehr schön Klavier spielen, daher begleitete sie die Lieder. Lustig fand ich, dass ich bei "Lobe den Herrn, meine Seele" zunächst dachte "Ach guck, das haben wir auch schon vor über 30 Jahren beim Jugendgottesdienst gesungen", dann aber am unteren Rand des Liedzettels den Vermerk "©️ 1991" entdeckte und dachte "Oh, so alt ist das ja doch noch nicht" – bis mir klar wurde, dass 1991 sehr wohl schon über 30 Jahre her ist... 

Anschließend wurde ich aufgefordert, ein Gebet zu sprechen; ich entschied mich für das Tagesgebet aus der Stundenbuch-App, gefolgt von einer frei formulierten Segensbitte für das Anliegen des Einkehrtags. Und dann ging es an die "Bibelarbeit"! Der Bibeltext wurde gemeinsam gelesen, und für den weiteren Verlauf hatte der Gemeindereferent verschiedene Methoden zur meditativen und kreativen Auseinandersetzung mit dem Bibeltext zusammengestellt, zwischen denen die einzelnen Teilnehmer wählen durften; dazu gehörte es, ein Haiku zur betreffenden Bibelstelle zu dichten oder die Perikope (oder einzelne Auszüge daraus) als "Sehtext" graphisch zu gestalten. Als eine weitere Methode wäre es eigentlich vorgesehen gewesen, in Gruppenarbeit ein Hörspiel zu erarbeiten, und ich, mit meinem Studienabschluss in Theaterwissenschaft, hätte diese Gruppenarbeit anleiten sollen. Angesichts der überschaubaren Teilnehmerzahl entschieden wir uns jedoch dafür, das wegzulassen; stattdessen versuchte ich mich ebenfalls am Haiku-Dichten. Zur Einstimmung malte ich erst mal eine niedliche Hai-Kuh auf mein Blatt: 

Ein erstes Gedicht mit der korrekten Silbenanzahl pro Zeile kam mir schon recht schnell in den Sinn: 

Ich steig dir aufs Dach 
lasse mich vor dir nieder 
Du sagst mir: Steh auf. 

So ganz befriedigte mich das aber noch nicht, außerdem war noch Zeit, also vertiefte ich mich etwas mehr in den Text und kam schließlich auf dieses Haiku: 

An meine Sünden 
gefesselt wie an ein Bett 
Du lässt mich aufstehn.

Da ich so gut in Fahrt war und immer noch Zeit war, versuchte ich mich außerdem noch an einem "Elfchen" – der eine oder andere aufmerksame Leser wird sich vielleicht erinnern, dass von dieser Gedichtform auf meinem Blog schon mal die Rede gewesen ist, und zwar im Zusammenhang mit einem "Slam-Workshop" beim Evangelischen Kirchentag 2015. Okay, das war in meiner Prä-Punkpastoral-Zeit und somit schon fast nicht mehr wahr, aber meine damalige in die Form eines "Elfchens" gekleidete Kritik an der Zeitschrift Chrismon finde ich immer noch recht gelungen. Beim Vorbereitungstreffen zum Jugendeinkehrtag hatte ich sogar angedeutet, es wäre möglicherweise einfacher, die Teilnehmer Elfchen dichten zu lassen statt Haikus, aber das ist wohl Geschmackssache; als ich es jetzt probierte, kam ich prompt mit der Wörter- und Zeilenzahl nicht aus und fabrizierte, ohne es richtig zu merken, ein "Sechzehnchen"

Gelähmt 
im Bett 
lasse ich mich 
zu deinen Füßen nieder 
und empfange aus deinem Mund 
Vergebung. 

Aber wie dem auch sei, ich finde, die Erinnerung an meine sarkastischen Anmerkungen zum "Slam-Workshop" beim Evangelischen Kirchentag illustriert recht gut, dass ich früher™️ zweifellos der Meinung gewesen wäre, so Sachen wie "Meditationen über Bibeltexte in Gedichtform verfassen" wären eher nicht so mein Ding. Aber ich muss sagen, ich bin jetzt auf den Geschmack gekommen. Beim nächsten Mal traue ich mich vielleicht auch mal an einen "Sehtext" heran. 

Hier ein Beispiel dafür, wie so etwas aussehen könnte.

Zum Abschluss der "Bibelarbeit" sollte es abermals etwas Lobpreis geben; und nachdem ich beim Vorbereitungstreffen erklärt hatte, mit ein bisschen Üben könnte ich es wohl hinkriegen, das Lied "So bist nur Du" zur Gitarre vorzutragen, und meine Gitarre nun auch tatsächlich zum Einkehrtag mitgebracht hatte, kam ich aus der Nummer nicht mehr raus. Hinterher merkte ich an, ich hätte vielleicht besser noch mehr üben sollen, aber die anderen reagierten positiv auf meine Darbietung; ich schätze, sie kam authentisch rüber. – Das Konzept für den Einkehrtag sah eigentlich auch gemeinsames Kochen und Essen vor, was ich grundsätzlich prima fand (nicht umsonst war das allererste Projekt des Mittwochsklubs das "Dinner mit Gott"), aber das Interesse der wenigen Teilnehmer daran hielt sich in Grenzen, also ließen wir es sein und machten früher Schluss – jedoch nicht ohne zunächst noch zu einer von Padre Ricardo geleiteten Andacht mit Eucharistischer Anbetung in die Kirche zu gehen. Ein würdiger und schöner Abschluss. 

Im Ganzen bin ich geneigt zu sagen, auch wenn eine etwas größere Teilnehmerzahl sicherlich schön gewesen wäre, war es eine gelungene Veranstaltung, das Konzept hat sich als stimmig und tragfähig herausgestellt, man könnte sowas ruhig öfter machen. Und dabei müsste man gar nicht unbedingt ausschließlich Jugendliche und/oder junge Erwachsene als Zielgruppe im Auge haben – auch wenn man sicherlich einkalkulieren sollte, dass die Chancen, dass Jugendliche zu einer Veranstaltung kommen, größer sind, wenn man ihnen den Eindruck vermittelt, das Veranstaltungskonzept sei speziell auf sie zugeschnitten... 


Palmsonntag im Tal von Achor 

In meinem Dossier-Artikel zum Thema "Pfarrhausfamilie" hatte ich die Absicht festgehalten, den Achor-Hof in Märkisch-Wilmersdorf, einem Ortsteil von Trebbin – nachdem ich dort zuerst nur mit meinem Sohn und dann noch einmal mit beiden Kindern gewesen war – "auch mal zusammen mit meiner Liebsten" zu besuchen, und zwar "[v]ielleicht in den Osterferien". Nachdem ein Blick in den Terminkalender des Hofes (bzw. seines Trägervereins) uns verraten hatte, dass am Palmsonntag dort eine Messe gefeiert wurde (und zwar von Domkapitular und Ordinariatsrat Stefan "Dybo" Dybowski, aber das war letztlich nicht ausschlaggebend), stand unser Plan fest: Am späten Sonntagvormittag machten wir uns mit S-Bahn und Regionalbahn auf den Weg zum Bahnhof Thyrow, von wo aus wir bei schönstem Frühlingswetter knapp drei Kilometer weit zum Achor-Hof spazierten. Außer uns fanden sich dort überwiegend ältere Leute ein, was den Verdacht nahelegte, die Achor-Community habe womöglich Nachwuchsprobleme; ein paar Kinder (abgesehen von unseren eigenen) waren allerdings auch da – anscheinend waren sie mit ihren Großeltern gekommen. Unsere Kinder interessierten sich zunächst hauptsächlich für die Schafe und Ziegen auf dem Nachbargrundstück: Als wir das letzte Mal hier gewesen waren, gegen Ende der Sommerferien, hatten sie im Schatten unter einer Wellblechbaracke gedöst, aber jetzt kamen sie neugierig an den Zaun und ließen sich füttern. 

Die Heilige Messe zum Palmsonntag sollte um 14:30 Uhr beginnen – oder jedenfalls so ungefähr; "pünktlich ist hier nie irgendwas", informierte uns eine ältere Dame –, dazu wurden Sträuße aus verschiedenen auf dem Grundstück gewachsenen Grünpflanzen verteilt. 

Nach der Segnung der Sträuße ging es dann aber doch nach drinnen, in den Gottesdienstraum des Hofes. 

Musikalisch wurde die Messe mit lateinischen Gesängen gestaltet, dargeboten von drei Frauen von der Schola St. Annen

Diese Instrumente kamen nicht zum Einsatz, die standen nur so im Flur.

Am Palmsonntag, so meinte Prälat Dybowski, brauche es keine große Predigt, da das Passions-Evangelium eindrücklich genug für sich selbst spreche; eine kleine Predigt hielt er aber doch, nämlich über den Esel, auf dem Jesus in Jerusalem einzieht – gerade im Lukasevangelium, meinte er, werde die Episode mit diesem Esel ja mit bemerkenswert viel "Liebe zum Detail" ausgemalt; und von diesem Esel könne man so allerlei über die Nachfolge Jesu lernen. – Ein für uns besonders schönes Detail war, dass der Kuschelhund unserer Tochter – den wir vor fast sieben Jahren aus dem Gebetshaus Augsburg mitgebracht haben und der seither ihr unzertrennlicher Begleiter ist – in der Predigt Erwähnung fand: Die Lieblingsspielzeuge von Kindern, meinte Prälat Dybowski zu Recht, seien häufig gerade nicht die, die besonders schön und prächtig aussehen – denn das täten nur Spielzeuge, mit denen nicht oft gespielt werde. "Aber das ist ja das schönste Beispiel", fügte er erfreut hinzu, als ihm der arg abgenutzt aussehende Kuschelhund auffiel: "Ja, der sieht nicht mehr neu aus, aber der ist geliebt worden. Der ist oft an die kleine Brust gedrückt worden, mit ins Bett genommen worden oder wo auch immer. Das macht den Wert aus." 

Ein anderer Gedanke, auf den mich diese Predigt über den Esel des Palmsonntags brachte, war eine Erinnerung an unser allererstes "Dinner mit Gott": Da hatte ich bei Tisch erzählt, wie ich beim "Nightfever" im Rahmen des Katholikentags in Leipzig einen Bibelvers aus einem Körbchen gezogen und dadurch Orientierung für eine wichtige Lebensentscheidung erhalten hatte; und der damalige Kaplan der Tegeler Pfarrei hatte scherzhaft eingeworfen, dieser Bibelvers müsse wohl gelautet haben "Bindet diesen Esel los, der Herr braucht ihn!" Man muss zugeben: Das hätte durchaus gepasst. 

Auf das von Schola und Gemeinde im Wechsel gesungene lateinische Credo aus der Vierten Choralmesse "Adventus et Quadragesima" (Nr. 122 im Gotteslob) folgten freie Fürbitten; überwiegend kamen dabei Anliegen einzelner namentlich benannter Personen zur Sprache, die dem harten Kern der hier versammelten Gemeinde offenbar bekannt waren. Etwas aus dem Rahmen fiel eine Fürbitte "für eine menschliche Kirche", vorgetragen von einer auf mich etwas sauertöpfisch wirkenden Frau. Musste dabei unwillkürlich an Mutter Teresas berühmte Antwort auf die Frage denken, was sich in der Kirche ändern müsse: "Sie und ich!" Mir scheint, das Anliegen, die Kirche menschenfreundlicher zu machen, ist ein geradezu klassisches Beispiel dafür, dass man da erst mal mit sich selber anfangen sollte. 

Im Anschluss an die Messe gab es eine Kaffeetafel im Garten, und danach hielt Prälat Dybowski in der Scheune einen Vortrag zum Heiligen Jahr. Wenn ich sage, dass dieser Vortrag in Tonfall und Gehalt eher Seniorenkränzchen-Niveau hatte, dann klingt das vermutlich böser, als ich es eigentlich meine: Zum einen schien mir der Stil des Vortrags von so einer Art leisem und freundlichem Humor geprägt, der zum Schmunzeln einlud – oder anders ausgedrückt, auf Reaktionen zwischen milder Heiterkeit und Rührung abzielte. Aber wahrscheinlich ist das einfach Dybos Art – jedenfalls wirkte es bei ihm absolut authentisch. Zum anderen war mir der Vortrag auf der inhaltlichen Seite zu betont niederschwellig, in dem Sinne, dass er durchweg darauf abzuzielen schien, Berührungsängste gegenüber dem Begriff des "Heiligen" abzubauen. Diese Art von Niederschwelligkeit, die man recht stimmig durch die Formulierung "Wir sind ja gar nicht so" charakterisieren könnte, scheint mir bei (volks-)kirchlichen Vortragsveranstaltungen recht weit verbreitet zu sein, und mir drängt sich dabei immer der Verdacht auf, diese ganze "Wir sind ja gar nicht so"-Rhetorik richte sich an ein Publikum, das zu diesen Veranstaltungen mit hoher Wahrscheinlichkeit gar nicht erst kommt. Zugegeben, möglicherweise irre ich mich da. Gerade an einem so besonderen Ort wie dem Achor-Hof würde ich allerdings gerne annehmen, es in der Hauptsache mit einem Publikum zu tun zu haben, das sich bereits entschieden hat, Christus nachfolgen zu wollen, dem das auch nicht peinlich ist und dem man das Christentum nicht zu ermäßigten Preisen zu verkaufen versuchen muss. Nun gut, ich wiederhole mich: Möglicherweise irre ich mich. 

Eine Gelegenheit, mit jemandem von den Achor-Leuten über unsere eigenen Projektpläne zu reden und uns eventuell ein paar Tipps geben zu lassen – z.B. was das Thema "Wie wird man eigentlich ein 'Ort kirchlichen Lebens'?" angeht, aber auch zum Thema "Fördermittel beantragen und bekommen" – ergab sich nicht so recht, da müssen wir womöglich noch mal wiederkommen, wenn gerade nichts Besonderes anliegt. Insgesamt waren wir uns aber einig, dass es eine gute Entscheidung gewesen war, den Palmsonntag hier zu feiern. Eine der älteren Damen, die wir dort getroffen hatten, leistete uns noch auf der Heimfahrt mit der Regionalbahn Gesellschaft; unter anderem erzählte sie uns, sie sei in einem Hauskreis der Gemeinde auf dem Weg. So klein ist die Welt...! 


Gründonnerstag in Spandau, Karfreitag in Siemensstadt 

Ich hatte es bereits erwähnt: Die Messe vom Letzten Abendmahl wurde am diesjährigen Gründonnerstag für die gesamte Pfarrei Heilige Familie Spandau-Havelland zentral in der Pfarrkirche Maria, Hilfe der Christen gefeiert. Das war 2023, im ersten Jahr des Bestehens dieser durch die Zusammenlegung dreier zuvor selbständiger Pfarreien entstandenen Großpfarrei, auch schon so gemacht worden, und schon da war zu hören gewesen, dass das in Zukunft wohl immer – oder zumindest regelmäßig – so sein solle. Damit solle das Zusammenwachsen der Pfarrei gefördert werden. Letztes Jahr gab es dann doch wieder in jeder der drei Teilgemeinden eine eigene Gründonnerstagsmesse, aber das war wohl eine einmalige Ausnahme. 

Wir fuhren an diesem Gründonnerstag also nach Spandau, und als wir die Pfarrkirche zehn Minuten vor Beginn der Messe erreichten, war sie schon ziemlich voll; aber in bewährter volkskirchlicher Manier waren ganz vorne noch Plätze frei. Alle Priester der Pfarrei waren zugegen, Hauptzelebrant war, was ja eine gewisse Logik hat, der leitende Pfarrer; die Predigt hielt hingegen der Spandauer Krankenhausseelsorger. Von diesem hatte ich seit Ende Januar keine Predigt mehr gehört, aber ein bisschen fragte ich mir doch, was für eine Absicht dahinter stecken mag, bei Anlässen, bei denen die gesamte Geistlichkeit der Pfarrei konzelebriert – wie z.B. letztes Jahr anlässlich des Neujahrsempfangs der Pfarrei und eben jetzt – gerade ihn predigen zu lassen, der dazu neigt, mit vielen Worten relativ wenig zu sagen, und nicht etwa den Pfarrvikar aus Siemensstadt/Haselhorst, bei dem es umgekehrt ist. Dann fiel mir allerdings auf, dass genau dieser Pfarrvikar der Predigt mit geschlossenen Augen und hoch konzentriert wirkendem Gesichtsausdruck lauschte, und ich sagte mir, vielleicht sollte ich das besser auch tun – vielleicht hätte ich dann mehr von der Predigt, als wenn ich meine Aufmerksamkeit darauf fokussierte, mich über etwaige ins Klo gefallene Rasierpinsel zu ärgern. 

Ein offenbarer Vorzug einer gemeinsamen Gründonnerstagsmesse für die ganze Großpfarrei zeigte sich darin, dass tatsächlich ganze zwölf Gemeindemitglieder zur Fußwaschung antraten, während es, meiner Erfahrung nach, sonst vielerorts schon schwierig ist, auch nur sechs Freiwillige dafür zu finden. Die Personen, denen der Pfarrer die Füße wusch, gaben nach Alter, Geschlecht und ethnischer Herkunft ein recht bunt gemischtes Bild ab, auch vier Kinder waren darunter, sämtlich Geschwister aus einer Familie, die in der Bank hinter uns saß und und noch mindestens zwei weitere Kinder hat. 

Nachdem unsere Kinder sich während der ersten Hälfte der Messe noch recht verträglich benommen hatten, wurden sie ab der Gabenbereitung doch recht unruhig – genauer gesagt war es zunächst und vor allem der Jüngste, der unruhig wurde und damit zunehmend auch seine große Schwester anstiftete, die mit ihren sieben Jahren noch nicht die Reife und Gelassenheit hat, ihn in solchen Momenten zu ignorieren. So war ausgerechnet der eucharistische Teil der Messe für mich und meine Liebste von permanenten Bemühungen überschattet, die Kinder voneinander fernzuhalten und am Durchdrehen zu hindern. Als wir nach der Messe zur Agape im Gemeindesaal gingen, war ich ziemlich gestresst und obendrein hungrig; aber ach, ehe man sich an Brot, Käsehäppchen und Weintrauben laben durfte, hatte erst noch die Gemeindereferentin ihren großen Auftritt. Dass sie Wert auf einen gemeinsamen Beginn der Agape legte, kann man ja durchaus noch verstehen und gutheißen; dass sie die Anwesenden dabei in einem Tonfall herumkommandierte, als habe sie eine Horde Sechstklässler auf Klassenfahrt vor sich, schon weniger, und dass sie Leute, die gerade aus einer gut eineinhalb Stunden langen Messfeier kamen, partout dazu verdonnert musste, noch mehr zu singen und zu beten, bevor sie etwas zu essen bekamen, sorgte auf den Plätzen um mich herum für einigen Unmut. Als die Gemeindereferentin dann noch darüber zu dozieren begann, dass die Agape am Gründonnerstag ihre Wurzeln im jüdischen Pessach-Fest habe, flüchtete ich lieber aufs Klo. Als ich zurückkam, war die Gemeindereferentin gerade dabei, die Speisen für die Agape zu segnen, wobei sie Formulierungen verwendete, die an das Gabengebet der Messliturgie angelehnt waren. Sah mir arg demonstrativ nach "Frauenpriestertum light" aus, da blieb ich lieber auf dem Flur, bis sie fertig war. 

Zur Feier vom Leiden und Sterben Christi am Karfreitag um 15 Uhr fuhren wir nach Siemensstadt, obwohl ich angesichts der bei den Kindern herrschenden Stimmung erwogen hatte, es wäre vielleicht besser, wenn meine Liebste und ich mit je einem Kind in zwei verschiedene Kirchen gingen. Tatsächlich darf ich meiner Großen attestieren, dass sie sichtlich bemüht war, ruhig und fokussiert zu bleiben, aber der Kleene war sehr krawallig drauf, sodass meine Liebste zeitweilig mit ihm 'rausgehen musste. Ist mir wirklich ein Rätsel: Wenn ich an Schultagen allein mit ihm unterwegs bin, benimmt er sich völlig anders

Immer wieder bewegend: die Prostratio zu Beginn der Karfreitagsliturgie. 

Dass die Karfreitagsliturgie in St. Joseph Siemensstadt insgesamt kaum länger als eineinhalb Stunden dauerte, war einmal mehr auch dem Umstand zu verdanken, dass der Pfarrvikar sich in seiner Predigt ziemlich kurz fasste. Er richtete sein Augenmerk hauptsächlich auf die beiden Gärten, in denen die Passion beginnt und endet und in denen sich der Garten Eden des Buches Genesis widerspiegelt – jener Garten, durch den Gott geht und nach Adam, dem Menschen, ruft. Auch die Seitenwunde Jesu verweise auf die Paradieseserzählung des Buches Genesis: Wie aus Adams geöffneter Seite Eva hervorgeht, so geht aus der geöffneten Seite Jesu die Kirche als Seine Braut hervor. 


Vermischte Lektüreeindrücke 

Ich freue mich zu Protokoll geben zu können, dass der Frühjahrsputz in unserer Wohnung erfolgreich abgeschlossen ist; und wie schon angedeutet, hat diese Aufräumaktion auch und sogar eine übersichtlichere Sortierung unserer Bücherregale eingeschlossen. Ein unmittelbarer Erfolg dieser Bemühungen ist, dass ich seither wieder mehr lese, also so richtig Bücher aus Papier. – Nachdem ich "Die rastlosen Reisen des frommen Chaoten" durchgelesen hatte, verspürte ich einerseits große Lust, wieder einmal den ersten Teil der Reihe, also das "Tagebuch eines frommen Chaoten", zu lesen; andererseits sagte ich mir, ich sollte mich vielleicht endlich mal an das schon vorige Woche erwähnte Buch "Der Berg der sieben Stufen" von Thomas Merton heranwagen. Kurz entschlossen nahm ich es aus dem Regal, schlug es aufs Geratewohl an irgendeiner Stelle auf – auf S. 19, um genau zu sein – und las da die folgende Passage: 

"Vermutlich war die Mutter schon im Spital, als ich eines Sonntags mit dem Vater ins Bethaus der Quäker ging. Er hatte mir erklärt, die Leute säßen einfach schweigend, unbeweglich und still da, bis der Heilige Geist jemand von ihnen zum Sprechen antrieb. Er hatte mir auch gesagt, ein berühmter alter Herr, einer der Begründer der amerikanischen Pfadfinderbewegung, werde dort sein. Er meinte Dan Beard. Daher gingen mir, während ich unter den Qäukern saß, stets die drei gleichen Fragen durch den Kopf. Wer war Dan Beard? Wurde er nur 'Bart' genannt, oder trug er wirklich einen? Und was würden all diese Leute unterm Antrieb des Heiligen Geistes tun oder sagen?" 

Amüsiert stellte ich fest, dass sich das gar nicht so sehr vom "Tagebuch eines frommen Chaoten" unterschied, jedenfalls längst nicht so sehr, wie ich erwartet hätte. – Im Übrigen fiel mir auf, dass wir noch mindestens ein weiteres Buch von Adrian Plass im Regal haben, das ich noch nicht kenne, nämlich "Heiliger Schein – Geheimwissen für Gemeindeprofis". Meine Liebste, der ich das Buch über den Küchentisch hinweg zeigte, las die Titel-Unterzeile zunächst als "Geheimnisse von Gemeindepromis". Auch nicht schlecht. Das Buch lese ich dann aber wohl mal zu einem späteren Zeitpunkt; erst einmal habe ich mich doch wieder für Plass' erstes "Tagebuch" entschieden, nicht obwohl, sondern gerade weil ich es stellenweise so gut wie auswendig kenne. Wohlfühllektüre, wenn man so will. Das habe ich nun aber auch schon wieder fast durch... 


Aktuelles Feedback aus der Wesermarsch 

Am Mittwoch ging endlich mein bereits rund eineinhalb Wochen zuvor angekündigter Artikel über die bevorstehende Neubesetzung der Pfarrstellen von St. Marien Brake/Unterweser und St. Willehad Nordenham online – und fand schnell ein interessiertes Publikum, wie eigentlich immer, wenn ich Artikel zur kirchlichen Situation in der Wesermarsch poste. Die Reaktionen in den einschlägigen Facebook-Gruppen ließen zum Teil allerdings nicht sicher erkennen, ob ihre Urheber meinen Artikel überhaupt gelesen hatten oder nur die Überschrift und den Teaser-Text – aber mit so etwas muss man wohl rechnen. Als eine vergleichsweise maßvolle und sachliche Einschätzung kann man es wohl betrachten, dass ein Leser meinte, die Tatsache, dass die Pfarreien in Brake und Nordenham einen gemeinsamen Pfarrer bekommen, sei "[v]ielleicht auch darin begründet, das[s] die Gemeinden immer kleiner werden und mannigfaltig aus den Kirchen ausgetreten wird". Bei einem anderen Kommentarschreiber klang das erheblich grobschlächtiger: "[W]o keine Schäfchen mehr zu[r] Melkkuh gemacht werden können, muss das Geldeintreibep[e]rsonal gestrichen oder halbiert werden." Auch eine Anspielung auf das Thema Missbrauch durfte nicht fehlen: "Zudem lohnen sich die paar Kleinkinder nicht mehr für mehrere Geistliche." – Der Verfasser dieser Zeilen fügt hinzu, man solle seinen Beitrag "mit einem ironischen und einem sarkastischen Auge lesen": "Ich selber bin katholisch erzogen worden. Ich bin nur nicht religiös oder gläubig – zahle aber brav noch meine KSt." Letzeres finde ich ja ehrlich gesagt am interessantesten an dieser Wortmeldung. Normalerweise bin ich es gewohnt, dass Leute, die nach eigenem Bekunden nicht gläubig sind, aber trotzdem Kirchensteuer zahlen, das damit rechtfertigen, dass die Kirche mit dem Geld "ja auch viel Gutes" tue. Danach hört es sich bei diesem Herrn aber ja nun nicht gerade an... Kurzum, die hohe Zahl der "Nur-Kirchensteuerzahler" in den deutschen Großkirchen bleibt ein Mysterium. 

Auf ein Thema, das nicht direkt mit der Personalsituation der beiden katholischen Pfarreien im Landkreis Wesermarsch zusammenhängt (indirekt hingegen irgendwie doch – aber das zu erläutern, würde hier und jetzt ein bisschen weit führen), das aber ebenfalls Brake und Nordenham betrifft, machte mich ein Bloggerkollege aus Nordenham-Einswarden aufmerksam: Während das St.-Bernhard-Hospital in Brake, das einer katholischen Stiftung gehört, vom Land Niedersachsen Fördergelder in Höhe von 53 Millionen Euro für Modernisierung und Ausbau erhalten soll, soll im Gegenzug die Helios-Klinik im Nordenhamer Ortsteil Esenshamm zu einer "Mini-Klinik" mit nur noch 20 Betten ohne Notfallversorgung herabgestuft werden. Dies hätte gravierende Folgen für die medizinische Versorgung in der nördlichen Wesermarsch, gerade in Butjadingen: Von Orten wie Burhave oder Tossens würde sich der Anfahrtsweg zu einem vollwertig ausgestatteten Krankenhaus dadurch praktisch verdoppeln. Nun, jedenfalls hat mein Bloggerkollege mich gebeten, meine Reichweite zu nutzen, um auf eine Online-Petition an den Niedersächsischen Landtag aufmerksam zu machen, die die "Sicherstellung der medizinischen Notfallversorgung im Landkreis Wesermarsch" einfordert – auch wenn das eigentlich "nicht unbedingt [m]ein Thema" sei. 

Ich sag dazu mal Folgendes: Es ist nicht so, dass ich es dem Braker St.-Bernhard-Hospital nicht gönnen würde, in der Krankenhausplanung des Landes Niedersachsen für den Landkreis Wesermarsch gegenüber der Nordenhamer Helios-Klinik bevorzugt zu werden; aber der Punkt mit der Notfallversorgung ist schon heikel. Man kann sich unschwer eine Vielzahl von Notfall-Szenarien vorstellen, in denen ein erheblich verlängerter Anfahrtsweg des Rettungswagens eine Angelegenheit von Leben und Tod ist. Das ist nicht lustig. Also, hier der Link zur Online-Petition. Geht mal in euch, Leser, ob ihr euch da beteiligen mögt. 


Geistlicher Impuls der Woche 

Tiefes Schweigen herrscht heute auf der Erde, tiefes Schweigen und Einsamkeit. "Furcht packt die Erde, und sie verstummt" (Ps 76,9), weil Gott – als Mensch – in Schlaf gesunken ist und Menschen auferweckt hat, die seit unvordenklicher Zeit schlafen. Gott ist – als Mensch – gestorben, und die Unterwelt erbebt. Er geht auf die Suche nach dem erstgeschaffenen Menschen wie nach dem verlorenen Schaf (vgl. Lk 15,3ff.). Besuchen will er, "die völlig in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes" (Lk 1,79). Er kommt, um den gefangenen Adam und die mitgefangene Eva von ihren Schmerzen zu erlösen, er, zugleich Gott und der Eva Sohn (vgl. Gen 3,15). Er faßt Adam bei der Hand, hebt ihn auf und spricht: "Wach auf, Schläfer, und steh auf von den Toten, und Christus wird dein Licht sein!" (Eph 5,14). Ich habe dich nicht geschaffen, damit du im Gefängnis der Unterwelt festgehalten wirst. Steh auf, mein Geschöpf, steh auf, meine Gestalt, nach meinem Abbild geschaffen! Du bist in mir und ich in dir (vgl. Joh 17,21-23), wir sind eine unteilbare Person. Deinetwegen wurde ich dein Sohn, ich, dein Gott. Für dich nahm ich, der Herr, deine Knechtsgestalt an. Für dich kam ich auf die Erde und unter die Erde, ich, der über den Himmeln thront. Für dich, den Menschen, bin ich ein Mensch geworden. Du wurdest vom Garten ausgestoßen, ich wurde vom Garten aus den Juden überliefert und in einem Garten begraben. Sieh den Speichel in meinem Gesicht! Deinetwegen ließ ich es geschehen, um dir den Anhauch des Ursprungs wiederzugeben (Gen 2,7). Sieh die Backenstreiche, die ich empfing, um deine verderbte Gestalt nach meinem Bild wiederherzustellen. Sieh die Spur der Geißelhiebe auf meinem Rücken, die ich mir gefallen ließ, um deine Sünden zu vernichten, die auf deinem Rücken lasten. Sieh meine Hände, die so glückverheißend mit Nägeln an das Kreuz geheftet sind, deinetwegen: denn du strecktest einst zu deinem Unglück deine Hände aus nach dem Holz. Ich entschlief am Kreuz, und die Lanze durchbohrte meine Seite, für dich, denn im Paradies fielst du in Schlaf und brachtest aus deiner Seite Eva hervor. Meine Seite heilte die Wunden deiner Seite. Mein Schlaf wird dich aus dem Schlaf der Totenwelt herausführen. 

(Homilie am Großen und Heiligen Sabbat, Epiphanius von Konstantinopel zugeschrieben) 


Ohrwurm der Woche 

U2: Mysterious Ways 

Platz 21 in meinen "Abi 95 Top 100". – Die Zeiten, in denen U2 in gewissen Kreisen mindestens gerüchteweise in dem Ruf standen, eine christliche Band zu sein, waren 1991, als das Album "Achtung Baby" herauskam, wohl schon vorbei; was indes stimmt, ist, dass der olle Bono in seinen Songtexten immer mal wieder gern mit Motiven aus Bibel und christlicher Tradition arbeitete, und das gilt natürlich auch für den Titel dieses Songs – und nicht zuletzt auch für die Textstelle "If you wanna kiss the sky, better learn how to kneel". – Seine Position in meiner Abi-Hitliste verdankt der Song derweil in erster Linie der Erinnerung daran, wie eine damalige Mitschülerin von mir im Rahmen der "Jazztanz-AG" unserer Schule mit einer Gruppe jüngerer Schülerinnen eine Choreographie dazu einstudierte, die beinhaltete, sich bei den Worten "On your knees, boy" plötzlich auf die Knie fallen zu lassen. Ich kam mehrfach bei den Proben vorbei, die in der Pausenhalle stattfanden. (Übrigens steht in meinem Abiturzeugnis, dass ich an der Jazztanz-AG teilgenommen hätte; aber wie es dazu gekommen ist, obwohl ich niemals Jazz getanzt habe, ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.) 


Vorschau/Ausblick 

Heute Abend wollen wir in St. Joseph Siemensstadt die Osternacht feiern; morgen, am Ostersonntag, sind wir bei meinen Schwiegermüttern eingeladen, ich nehme an, dass es da – wie in früheren Jahren – für die Kinder wieder eine Ostereiersuche im Garten geben wird. Und dann folgt noch eine weitere Ferienwoche. Für Ostermontag haben wir ins Auge gefasst, etwas mit einer Schulfreundin des Tochterkindes und deren Mutter zu unternehmen, nachdem wir diese (also die Mutter) am Gründonnerstag an einer Bushaltestelle getroffen haben; außerdem geht der Schwimmkurs der Kinder weiter, der in der zurückliegenden Woche recht vielversprechend gestartet ist. Am nächsten Samstag ist dann wieder mal Community Networking Night im Baumhaus, und ich hoffe sehr, diesmal schaffen wir es, da hinzugehen... 


Mittwoch, 16. April 2025

Ein neuer Pfarrer für Brake – und für Nordenham

Ich hatte es in meinem vorletzten Wochenbriefing schon kurz erwähnt: Die katholische Pfarrei St. Marien in Brake/Unterweser soll einen neuen Pfarrer bekommen. Die dortige Pfarrstelle ist derzeit vakant, nachdem der vorherige Pfarrer Wolfgang Schmitz infolge einer Erbschleichereiaffäre im November 2023 zunächst suspendiert worden war und im Juli 2024 formell auf sein Amt verzichtet hat; und der nun zu seinem Nachfolger bestimmte Christian Fechtenkötter soll zugleich auch die Pfarrstelle in Nordenham übernehmen, deren jetziger Inhaber Karl Jasbinschek im kommenden Herbst in den Ruhestand tritt. Daraus kann man offenbar schließen, dass die beiden Pfarreien in der Wesermarsch – zu St. Marien Brake gehört auch die Nachbarstadt Elsfleth mit der Kirche St. Maria Magdalena, zu St. Willehad Nordenham auch die Gemeinde Butjadingen mit der Kirche Herz Mariä in Burhave sowie die Gemeinde Stadland, die seit der Profanierung der Kirche St. Josef in Rodenkirchen kein eigenes katholisches Gotteshaus mehr hat – zwar bis auf Weiteres noch formell eigenständig bleiben, dass jedoch für beide zusammen nur noch eine Pfarrstelle vorgesehen ist. Ehe wir uns Gedanken darüber machen, was von diesem Umstand zu halten ist, wäre aber erst einmal zu fragen: Was ist denn der Neue so für einer? 

Kirchturm von St. Marien Brake, aus der Bahn heraus fotografiert im Februar 2024

Hierzu fällt es zunächst auf, dass der im traditionell erzkatholisch geprägten Oldenburgischen Münsterland geborene, aber im Osnabrücker Land aufgewachsene Christian Fechtenkötter mit 56 Jahren zwar nicht mehr jung, aber dennoch ein "Neupriester" ist: Erst 2021 wurde er vom jüngst emeritierten Münsteraner Bischof Felix Genn geweiht, seitdem war er Kaplan in Bocholt. Und nun darf er also gleich zwei Pfarreien auf einmal übernehmen, noch dazu zwei als nicht gerade unproblematisch bekannte. – Aber was hat er eigentlich vorher gemacht? Genauer als beim Münsteraner Bistumsblatt Kirche + Leben erfährt man das auf der Lokalnachrichten-Website "Made in Bocholt": Da liest man, dass Fechtenkötter zwar "gut katholisch sozialisiert aufgewachsen" sei und sich u.a. "in der Kolpingjugend auf Bezirks- und Diözesanebene" engagiert habe, zunächst jedoch der Meinung gewesen sei, Abitur und Theologiestudium kämen für ihn nicht in Frage: Stattdessen habe er einen Abschluss an der Handelsschule gemacht, in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung Zivildienst geleistet und dann, angeregt durch diese Erfahrung, eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger absolviert. "Doch die Idee von einem geistlichen Leben ließ ihn nicht los", und so trat Fechtenkötter im Alter von 28 Jahren in den Benediktinerorden ein, und zwar zunächst in die Abtei Münsterschwarzach in Unterfranken. Kommt uns bekannt vor? Durchaus: Münsterschwarzach gehört laut Tante Wikipedia zu den bedeutendsten Benediktinerklöstern in Deutschland und hat eine bis ins 8. Jahrhundert zurückreichende Geschichte, ist in jüngerer Zeit aber wohl vor allem als Wirkungsort von Anselm Grün bekannt – der Cellerar, also wirtschaftlicher Leiter, des Klosters war, als Christian Fechtenkötter dort eine Ausbildung zum Bürokaufmann absolvierte. Fechtenkötter selbst war dann 15 Jahre lang für die Buchhaltung des Priorats St. Benedikt in Damme, einer Tochtergründung von Münsterschwarzach, zuständig, bis die Benediktiner diese Niederlassung zum Jahresende 2016 aus Kostengründen aufgaben. Dafür, dass Fechtenkötter danach aus dem Orden austrat, war diese Klosterschließung, seiner eigenen Aussage zufolge, nicht ausschlaggebend: Vielmehr sei ihm im Zuge einer "vierjährigen Ausbildung zum ständigen Diakon [...] immer klarer" geworden, dass seine "Leidenschaft in der Gemeinde und der Seelsorge vor Ort liegt". Als Begründung für einen Ordensaustritt leuchtet mir das zwar nicht so ganz ein, schließlich kann man auch als Ordensgeistlicher in der Gemeindeseelsorge tätig sein – mir sind da mehrere Beispiele persönlich bekannt –, aber lassen wir das mal so stehen; jedenfalls begann er daraufhin eine Ausbildung zum Diözesanpriester und war bis zu seiner Weihe als Pastoralassistent und Ständiger Diakon in Coesfeld tätig, danach, wie schon gesagt, als Kaplan in Bocholt. Nun freut er sich, wie er sagt, auf die Arbeit in der Diaspora. 

Diese biographischen Fakten geben ja nun ein recht buntes, aber auch unscharfes Bild ab. Auf YouTube kann man ein dreiminütiges Video-Interview finden, das Kirche + Leben vor seiner Priesterweihe mit ihm geführt hat; da kommt er durchaus sympathisch 'rüber, wenn auch ein bisschen bieder und zugleich so "gewollt locker" wie ein Lehrer, der von seinen Schülern lieber gemocht als respektiert werden möchte. Spirituelle oder theologische Fragen spielen in diesem Interview überhaupt keine Rolle, wenn man mal davon absieht, dass Fechtenkötter es "super" findet, wenn "die Kirche kritisch betrachtet wird". Was ja nun auch alles Mögliche bedeuten kann. 

Und was erwartet ihn an seinem künftigen Wirkungsort? – Mit den Verhältnissen in der Braker Pfarrei kenne ich mich zugegebenermaßen nicht so aus; die Pfarrbrief-Ausgaben der letzten knapp eineinhalb Jahre, die ich online zur Kenntnis genommen habe, erwecken den Eindruck eines typisch post-volkskirchlichen Wischiwaschi-Liberalismus, aber wie ich u.a. aus Berlin-Spandau weiß, muss das oberflächliche Erscheinungsbild eines Pfarrbriefs nicht unbedingt repräsentativ dafür sein, wie es in der Pfarrei tatsächlich aussieht. Auch der Eindruck, die beiden Pastoralreferenten (m/w) hätten sich während der Vakanz der Pfarrstelle recht behaglich in der Rolle der faktischen Leiter der Pfarrei eingerichtet, mag trügen. Erheblich besser glaube ich die Situation in St. Willehad Nordenham/Butjadingen/Stadland beurteilen zu können. Wenn ich sage, dass es dort wohl wenig Grund gibt, dem scheidenden Pfarrer Karl Jasbinschek eine Träne nachzuweinen, muss ich diese Einschätzung eigentlich gleich wieder relativieren, denn immerhin ist er auch Vorsitzender des Trägervereins des Arbeitslosenzentrums Nordenham und erfreut sich in dieser Eigenschaft wohl allgemeiner Wertschätzung. Aber es entsteht doch der Eindruck, dass solches zivilgesellschaftliches Engagement ihm wichtiger war als seine im engeren Sinne priesterlichen Aufgaben. So war seine immerhin neun Jahre lange Amtszeit als Pfarrer von St. Willehad geprägt von der Profanierung zweier Kirchengebäude (St. Josef in Stadland-Rodenkirchen und Herz Jesu in Nordenham-Einswarden) sowie von einer drastischen Reduzierung der Gottesdienste an den verbleibenden Standorten (im letzteren Punkt hat sich der Trend wieder umgekehrt, seit Michael Kenkel Subsidiar in der Pfarrei ist, aber dazu später); die von ihm zelebrierten Messen, die ich im Laufe der letzten Jahre miterlebt habe, waren liturgisch oft jenseits der Schmerzgrenze – womit er natürlich an das Wirken seines Vorvorgängers Bögershausen anknüpfen konnte, aber man sollte doch denken, die Generation von Katholiken, die derlei Ringelpiez mit Anfassen im Gottesdienst schätzt und erwartet, stürbe langsam mal aus – und seine Predigten, gelinde gesagt, unbedeutend. So gesehen kann's also eigentlich fast nur besser werden

Wohlgemerkt: fast. Was man Pfarrer Jasbinschek immerhin zugute halten kann, ist, dass er – wenn auch vielleicht aus purer Wurstigkeit – keine spezielle theologische und/oder kirchenpolitische Agenda verfolgte. Dafür, dass die Pfarrei in den letzten Jahren auffällige Bemühungen gezeigt hat, sich als "LGBT-affirming" zu positionieren (was, nebenbei bemerkt, immerhin den "Erfolg" hatte, mich aus meiner Blogpause herauszulocken), scheint mir eher der Diakon verantwortlich zu sein – und der wird der Pfarrei ja aller Voraussicht nach weiterhin erhalten bleiben. 

Womit wir beim Aspekt der "sonstigen Personalsituation" angekommen wären: Die Pfarrei St. Willehad ist derzeit, was das geistliche Personal angeht, vergleichsweise ausgesprochen gut aufgestellt, neben dem Pfarrer gibt es dort einen Subsidiar bzw. "Pastor" (so die ortsübliche Amtsbezeichnung) und einen Ständigen Diakon, der auch die Aufgaben eines Pastoralreferenten wahrnimmt. Ich neige zu der Annahme, dass beide auch unter dem neuen Pfarrer in St. Willehad bleiben sollen und dass gerade diese einigermaßen komfortable Personalsituation eine gewisse Rolle dabei gespielt hat, dass man es im Bistum als praktikabel angesehen hat, nur einen neuen Pfarrer für die Pfarreien St. Willehad und St. Marien zu bestellen. Zieht man weiter in Betracht, dass es in der Pfarrei St. Marien Brake keine weiteren Geistlichen, sondern wie gesagt "nur" zwei Pastoralreferenten (m/w) gibt, liegt die Vermutung nahe, dass der neue Pfarrer, soweit es das Feiern der Heiligen Messe und das Spenden der Sakramente betrifft, seinen Tätigkeitsschwerpunkt eher in Brake (und Elsfleth) haben wird, während in Nordenham (und Butjadingen) womöglich noch mehr als bisher der Subsidiar Michael Kenkel für diese Aufgaben zuständig sein wird. Sollte ich mit dieser Einschätzung richtig liegen, würde ich das als eine gute Nachricht betrachten, denn alles in allem habe ich den Eindruck, dass sich in St. Willehad einiges zum Besseren verändert hat, seit Kenkel dort ist; gerade auch bei den beiden von ihm zelebrierten Messen, die ich in den letzten Sommerferien miterlebt habe, hatte ich einen ausgesprochen positiven Eindruck von ihm. Indes bleibt natürlich noch abzuwarten, wie er mit seinem neuen Vorgesetzten klarkommt und dieser mit ihm, oder ob das Bistum ihn früher oder später doch wieder woanders hinversetzt. Für Diakon Richter ist der künftige Pfarrer Fechtenkötter derweil schon der dritte Vorgesetzte, den er an dieser Stelle erlebt, und er wird auch nicht zwingend der letzte sein. Zu bedenken ist in diesem Zusammenhang, dass gemäß einer zum Jahresbeginn in Kraft getretenen neuen Leitlinie "für den Einsatz und das Versetzungsverfahren des pastoralen Personals im Bistum Münster" "Priester, Diakone im Hauptamt und Pastoralreferentinnen sowie Pastoralreferenten eine Ernennung für einen Einsatz grundsätzlich befristet für die Dauer von sechs Jahren" erhalten sollen; "[n]ach Ablauf der ersten sechs Jahre ist grundsätzlich eine einmalige Verlängerung des bisher definierten Einsatzes um weitere bis zu sechs Jahre möglich". Demnach darf man davon ausgehen, dass Christian Fechtenkötter zunächst bis 2031, dann aber vielleicht auch bis zur Rente Pfarrer in Brake und Nordenham bleiben soll; Diakon Richter hat seine jetzige Stelle jedoch schon seit August 2014 inne, was durchaus die Frage aufwirft, ob da nicht nächstes Jahr eine Versetzung "dran sein" sollte. (Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die beiden Pastoralreferenten der Braker Pfarrei, Thomas Fohrmann und Carola Lenz, seit August 2021 im Amt sind.) 

Christian Fechtenkötters Amtsantritt als Pfarrer von St. Marien und St. Willehad ist für den 1. September geplant; das heißt, wenn ich in den Sommerferien mit meiner Familie "in der Gegend bin", ist er noch nicht da und personaltechnisch alles noch beim Alten. Ich werde mich trotzdem bemühen, die lokalen Entwicklungen im Auge zu behalten... 


Samstag, 12. April 2025

Die 3 K der Woche (20): Kinder, Kirche, Klarschiffmachen

Puh, das war eine anstrengende Woche! Abgesehen von den üblichen Aktivitäten in Sachen Kinder und Kirche waren wir in nahezu jeder "freien" Minute damit beschäftigt, unsere Wohnung zu entrümpeln und zu putzen, was dringend mal nötig war; Zeit zum Durchatmen blieb da kaum, aber es hatte durchaus auch etwas Befriedigendes, auf diese Weise mal zu sehen, was man alles schaffen kann, wenn's nötig ist. 

Derweil hat in der Pfarrei, in der wir ab Herbst unser "Pfarrhausfamilien"-Projekt realisieren zu können hoffen, gestern der Kirchenvorstand getagt, und nun hoffen wir, in Kürze Näheres darüber zu erfahren, wie es dort weitergeht... 

Beim Aufräumen gefunden. Echt wahr.

Fünfter Fastensonntag in Siemensstadt 

Nachdem wir am Samstag einen Großkampftag in Sachen Frühjahrsputz gehabt hatten, entschieden wir uns am Sonntag gegen die Option "Gottesdienst-Double-Feature in Haselhorst" und gingen lieber "ganz normal" in St. Joseph Siemensstadt in die Messe. Dort waren zwei der vordersten Bankreihen mit "Reserviert"-Schildern versehen – und zwar, wie sich zeigte, für einige erwachsene Taufbewerber und ihre Angehörigen. Der Pfarrvikar, der die Messe zelebrierte, erklärte in seinen Begrüßungsworten, der fünfte Fastensonntag sei traditionell "der Sonntag, an dem den Taufbewerbern das Glaubensbekenntnis und Vaterunser übergeben wird. Und wir haben die Freude, dass einige Taufbewerber unserer Pfarrei hier sind und auch jemand, der konvertiert." Zu einem späteren Zeitpunkt im Verlauf der Messe betonte er: "Taufbewerber zu haben, ist eine Gnade für die ganze Gemeinde." 

Dass die Fastenzeit "ihren Ursprung in der Zeit der Taufvorbereitung, des Katechumenates" habe und dass die Evangelien in dieser Zeit daher alle einen Bezug zur Taufe hätten, hatte der Pfarrvikar in den vergangenen Wochen schon mindestens einmal hervorgehoben und wiederholte es an diesem Sonntag nochmals. Wie mein kundiger Stammleser Imrahil in einem Kommentar zu meinem Wochenbriefing vom 29. März angemerkt hat, gibt es in der Leseordnung für die Fastenzeit die Sonderregelung, dass vom dritten bis zum fünften Fastensonntag die Texte des Lesejahrs A auch in anderen Jahren zum Einsatz kommen können, "besonders wenn es in der Pfarrei Katechumenen gibt"; und so gab es in dieser Sonntagsmesse statt des Evangeliums von der verhinderten Steinigung der Ehebrecherin (Johannes 8,2-11) jenes von der Auferweckung des Lazarus (Johannes 11,1-45). Zu diesem Evangelium hatte der Pfarrvikar wieder einmal allerlei Interessantes, Anregendes und auch Überraschendes zu sagen; besonders sprach mich an, was er über Marta, die Schwester des Lazarus sagte, die er als "eine sehr kluge Frau, strategisch denkend" beschrieb: 

"Sie weiß, wie man Männer um den Finger wickelt. Und mit ihrer Intelligenz läuft sie immer Jesus voraus und weiß alles besser: Was Er zu tun hat und wie das Leben sein soll. – Jeder von uns ist so: Wir haben immer gute Vorschläge an den lieben Gott, was Er tun soll, was Er unterlassen soll, wann die Sachen rechtzeitig sind und so weiter." 

Das ist wohl mal wieder ein Anlass, sich selbst an die Nase zu fassen. Geht mir in letzter Zeit öfter so. (Siehe auch das Vorschaubild weiter oben.) 


Ein paar Gedanken über gute und schlechte Predigten 

Dass die Sonntagsmesse wieder von demjenigen Priester gehalten wurde, den ich nun schon wiederholt als "meine[n] Lieblings-Prediger unter den örtlichen Geistlichen" gewürdigt habe, hat mich übrigens veranlasst, einmal grundsätzlich darüber zu reflektieren, warum ich die Predigten dieses Pfarrvikars regelmäßig so viel besser finde als die meisten anderen Predigten, die ich so zu hören bekomme. Konkret dazu veranlasst haben mich zwei Folgen einer Predigtreihe von Abt Nikodemus Schnabel OSB, die meine Liebste sich im Rahmen einer "Fastenchallenge" auf der Hallow-App angehört hat und die ich auszugsweise mitgehört habe. Abt Nikodemus von der Dormitio-Abtei in Jerusalem hatte ja im vergangenen Jahr bei der zentralen Fronleichnamsfeier des Erzbistums Berlin gepredigt, und ich bin durchaus der Meinung, dass er "eigentlich ein Guter" ist; es ist also keineswegs persönlich gemeint, dass seine Fastenpredigten hier als Negativbeispiel herhalten müssen. Das möchte ich auch deshalb betonen, weil ich es so bezeichnend dafür finde, wie verbreitet eine bestimmte Art des schlechten Predigens ist, auch unter "eigentlich guten" Leuten. Nicht umsonst merkte ich vor ein paar Wochen an, man könne "zuweilen den Eindruck haben [...], im Theologiestudium müsse es einen Pflichtkurs 'Langweilig predigen' geben". Dass dieser Predigtstil so unausrottbar scheint, wirkt umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass seine wesentlichen Stilmittel schon in den 1970er Jahren von Otto Waalkes (in "Das Wort zum Montag") zielsicher persifliert wurden: der übertriebene Einsatz von Kunstpausen, oft mitten im Satz; anekdotische Abschweifungen; banale rhetorische Fragen ("Und sollte nicht auch einer von uns...? Oder morgen...?") – und so weiter; du kennst es selber, Leser. "Ihm ist mal wieder der Rasierpinsel ins Klo gefallen", murmle ich manchmal (oder denke es zumindest), wenn jemand so predigt. Die Predigten von Abt Nikodemus gehören in dieser Hinsicht beiweitem nicht zu den schlimmsten; gleichwohl fand ich das, was ich von ihm auf der Hallow-App hörte, unerträglich langatmig, gestelzt und schwammig – und gerade dieser Umstand brachte mich darauf, mich zu fragen: Wie schafft es eigentlich der Pfarrvikar von St. Joseph Siemensstadt/St. Stephanus Haselhorst, in zehn Minuten – wo er dann vielleicht noch fünf Minuten für die Erstkommunionkinder vorne dranhängt, aber dann ist er immer noch nur bei 15 – mehr Substanz 'rüberzubringen als andere in 20 oder mehr Minuten? Und da dämmerte mir: Sicherlich nicht der einzige, aber doch ein nicht unwichtiger Grund dafür ist, dass er dieses ganze gefühlige Geschwalle einfach weglässt. Da kann man mal sehen, wie viel Zeit bei anderen Predigern nur dafür draufgeht. Den ultimativen Gegenentwurf zu den Predigten des Siemensstädter Pfarrvikars stellen in dieser Hinsicht die Sonntagsimpulse auf der Instagram-Präsenz der Pfarrei St. Klara Reinickendorf-Süd dar, die ein aus der Gemeinde von St. Rita stammender Theologiestudent verantwortet. Der junge Mann macht es umgekehrt, er lässt die Substanz weg und beschränkt sich aufs Geschwalle, allenfalls noch garniert mit ein bisschen Trivia-Wissen über Kirchengeschichte, Liturgie und frommes Brauchtum. Ehrlich gesagt waren es genau diese Instagram-Impulse, die mich auf die Idee gebracht haben, es müsse im Theologiestudium einen Pflichtkurs "Langweilig predigen" geben; anders konnte ich mir nämlich nicht erklären, dass ein so junger Mann schon sämtliche Stilmittel der "Rasierpinsel im Klo"-Predigtschule verinnerlicht hat, bis hin zu den affektierten Grimassen, die er dabei schneidet, und den Schmatzgeräuschen, mit denen er zuweilen seine Sprechpausen überbrückt. Man könnte diese Instagram-Videos geradezu als Anschauungsbeispiele dafür verwenden, wie man nicht predigen sollte; aber für diesen Zweck würde ich dann doch lieber Ottos "Wort zum Montag" empfehlen, das ist wenigstens lustig

Was derweil die Predigten des Siemensstädter Pfarrvikars angeht, kann ich mir durchaus vorstellen, dass nicht jeder so begeistert von ihnen ist wie ich. Wenn es an diesen etwas zu kritisieren gibt, dann wohl am ehesten, dass sie, eben weil sie so konzentriert sind, auch dem Hörer einiges an Konzentration abverlangen. Ich fühle mich da manchmal an meinen alten Theatergeschichts-Professor Joachim Fiebach erinnert, der in seinen Vorlesungen ein enormes Wissen 'rüberbrachte, sich dabei aber eher wenig Mühe gab, seine Zuhörer "mitzunehmen". Okay, ganz so "schlimm" wie bei Professor Fiebach, der seine Vorlesungen im Sitzen hielt und dabei sein Manuskript auf dem Schoß hatte, ist es bei diesem Prediger dann doch nicht. Wer sich ein genaueres Bild machen will, dem empfehle ich den YouTube-Kanal von St. Joseph Siemensstadt... 


Return of the Büchereiprojekt 

Bei unserem großen und eigentlich längst überfälligen Frühjahrsputz hatten wir unter anderem natürlich auch den Gedanken im Hinterkopf, dass wir womöglich demnächst umziehen werden, und nahmen dies zum Anlass, uns von Dingen zu trennen, die wir nicht unbedingt in unseren nächsten Lebensabschnitt mitnehmen wollen. Das betraf nicht zuletzt Bücher, die wir aller Voraussicht nach ohnehin nie (oder nie wieder) lesen werden; wir verteilten eine recht stattliche Anzahl davon auf die umliegenden Büchertelefonzellen und gewannen dadurch einiges an Platz in unseren zuvor ziemlich überquellenden Regalen, und beim Sortieren der Bücher fielen mir einige Bände in die Hand, die eigentlich mal Spenden für unser Büchereiprojekt gewesen waren. Nun steht der Gedanke an eine Wiederbelebung des Büchereiprojekts im Rahmen des Projekts "Pfarrhausfamilie" natürlich ohnehin auf der Agenda; daher fand ich, es biete sich an, die für dieses Projekt vorgesehenen bzw. geeigneten Bücher – sei es, dass sie explizit dafür gespendet worden waren, dass ich sie aus Büchertelefonzellen akquiriert hatte oder dass sie zwar aus unseren privaten Beständen stammten, aber inhaltlich ins Konzept einer "Jüngerschaftsbibliothek" passen – von vornherein für diesen Zweck beiseitezulegen. 

– Dazu ist zu sagen, dass in unserem Vorratskammerregal ohnehin bereits vier oder fünf Kisten mit Büchereiprojekt-Büchern lagerten. Dabei handelte es sich um Bücher, die in Herz Jesu Tegel im Büchereiregal gestanden hatten, als wir noch in dieser Pfarrei aktiv waren. Als es dann im Lokalausschuss eine Debatte darüber gab, ob, in welcher Form und von wem die von uns begonnenen Projekte in der Gemeinde ohne uns weitergeführt werden würden, und sich dabei abzeichnete, dass es für das Büchereiprojekt an diesem Ort, gelinde gesagt, keine günstige Perspektive gab, brachte ich diejenigen Bücher, von denen ich fand, sie seien zu schade, um bei einer Liquidierung des Projekts irgendwie "unter die Räder zu kommen", in Sicherheit. Jetzt, im Zuge der Aufräumaktion in unserer Wohnung, kamen nochmals zwei solche Kisten hinzu. 

Indes haben sich bei dieser Aktion durchaus auch einige Bücher angefunden, von denen ich zwar finde, dass sie einen Platz im Büchereiprojekt verdienen, die ich aber vorerst noch nicht in eine Kiste verpacken mochte, sondern bis auf Weiteres lieber griffbereit im Regal aufbewahre. Dazu gehören der YouCat, der YouCat for Kids und das YouCat Jugendgebetbuch (s.u. "Geistlicher Impuls der Woche"), Fr. James Mallons "Divine Renovation – Wenn Gott sein Haus saniert", aber auch meine stattliche, fünf Bände umfassende Sammlung ausgewählter Schriften von Dorothy Day sowie Thomas Mertons "Der Berg der sieben Stufen", ein Buch, von dem ich glaube, dass es enorm interessant ist, aber noch nie einen Blick hineingeworfen habe. Ein anderes Buch, das mir beim Aufräumen in die Hände gefallen ist, habe ich sofort angefangen zu lesen, nämlich "Die rastlosen Reisen des frommen Chaoten" von Adrian Plass; ich hatte gar nicht gewusst (bzw. hatte offenbar vergessen), dass wir das haben. Der Titel-Unterzeile zufolge handelt es sich dabei um "Das garantiert letzte Tagebuch eines begnadeten, internationalen, christlichen Redners"; inhaltlich wie konzeptionell ist es damit eine Fortsetzung von Plass' bahnbrechendem Erstlingswerk "Tagebuch eines frommen Chaoten", allerdings mit einer Handlungsprämisse, die ich zunächst mit Skepsis betrachtet habe: Es ist ja von vornherein eine Gratwanderung, wenn jemand unter seinem realen Namen ein fiktives Tagebuch schreibt, aber in den "Rastlosen Reisen" wird die fiktionale Identifikation von Autor und Ich-Erzähler insofern auf die Spitze getrieben, als die Handlung sich wesentlich darum dreht, dass der Protagonist Adrian sich dank des Erfolgs seiner ersten drei Bücher zu einem gefragten Vortragsredner entwickelt. Man kann da, wenn man will, vielleicht Vergleiche zu Karl Mays "Satan und Ischariot" anstellen, aber mir ist diese Art zu schreiben eigentlich eine Spur zu selbstreferentiell. Was indes, wie ich bald feststellen durfte, letztlich nichts daran ändert, dass das Buch einfach gut ist – und mich in gewisser Hinsicht auch ganz persönlich anspricht. In dem Maße nämlich, wie der gute Adrian mehr und mehr Anfragen für Vorträge und ähnliche Auftritte bekommt, wird er einerseits von einer Art impostor syndrome gepeinigt und fragt sich "Was erwarten all diese Leute eigentlich von mir, ich bin doch nur ein ganz normaler Typ und habe gar nichts Besonderes zu sagen", andererseits verspürt er aber auch den Wunsch nach Größe und hadert mit seiner Berufung, weil er lieber eine spektakulärere, knalligere hätte – die Gabe der Krankenheilung zum Beispiel. Kurz und gut, ich kann mit diesem Buch einiges anfangen und freue mich, es gefunden zu haben; und wenn ich es ausgelesen habe, kommt es auf jeden Fall in die Büchereikiste. 


Vermischtes aus der religiösen Frühförderung 

Als ich Mitte März schrieb, die Eltern-Kind-Gruppe in der Gemeinde auf dem Weg – bzw. die "Rumpelberggruppe", wie mein Jüngster sie nennt – finde "ab kommender Woche" zweimal wöchentlich, dienstags und freitags, statt, war das ein wenig voreilig: Tatsächlich ist das erst seit April der Fall, aber seither bin ich mit meinem Jüngsten bei allen vier Terminen gewesen. Die Absichtserklärung des Jüngsten, an "jedem Schultag, außer Montag" eine "Beten mit Musik"-Andacht abzuhalten – womit ich theoretisch sehr einverstanden gewesen wäre – konnten wir indes nicht umsetzen, dafür gab es in dieser Woche zu viel anderes zu tun. Wir schafften daher "nur" zwei Andachten, am Dienstag und am Freitag, jeweils nach der Rumpelberggruppe; die Andacht am Dienstag verschlief der Knabe zudem. 

Lustig war jedenfalls, dass wir am Dienstag, als wir vom Rumpelberg herabkamen und uns als nächstes auf den Weg zum "Beten mit Musik" machen wollten, dem nigerianischen Pfarrvikar der Pfarrei St. Klara begegneten, der offenbar gerade auf dem Weg zum Einkaufen war; er richtete einige freundliche Worte an uns und verabschiedete sich mit "Bis morgen!", woraus ich (zu Recht) folgerte, dass er am Mittwoch in Heiligensee die Messe zelebrieren würde. Da gingen wir natürlich hin; bemerkenswert fand ich an dieser Messe besonders zwei Details: zum einen, dass der Pfarrvikar sich durch die 1. Lesung (Daniel 3,14-21.49a.91-92.95, die drei Jünglinge im Feuerofen) spontan zu einem gesungenen Antwortvers ("Herr, du bist König über alle Welt", Nr. 52.1 im Gotteslob) inspirieren ließ; und zum anderen den Einleitungstext zu den Fürbitten, welcher lautete: "Standhaft im Feuerofen der Passion, mutig das tägliche Kreuz auf die Schulter nehmen – das ist nicht leicht. Aber es ist der einzige Weg aus der Angst in die Freude, aus der Knechtschaft in die Freiheit. In der Eucharistie lädt Christus uns ein, den Weg mit Ihm zu gehen." (Eine Quelle für diesen Text habe ich nicht ausfindig machen können. Vielleicht gibt es ja unter den Lesern jemanden, der mehr weiß?) – Das anschließende Gemeindefrühstück fiel diesmal besonders üppig aus, da ein Mitglied des "harten Kerns" der Gemeinde, ein pensionierter Lehrer, seinen 88. Geburtstag feierte. Am Rande wurde mein Jüngster, nicht zum ersten Mal, von einer älteren Frau dafür gelobt, wie gut er sich im Gottesdienst benommen habe – dabei hatte ich das gar nicht unbedingt so empfunden, aber genau deshalb ist solches Feedback so wertvoll. 

Am Nachmittag stand ich vor der Herausforderung, allein mit den Kindern zum JAM zu gehen – das zum letzten Mal vor Ostern stattfand –, da meine Liebste nach Unterrichtsschluss noch eine Dienstberatung hatte, von der nicht abzusehen war, wie lange sie dauern würde. Ob die Schulfreundin unserer Großen, die schon öfter dabeigewesen war, auch diesmal wieder mitwollte, stand zu Beginn des Tages noch nicht fest, war aber wahrscheinlich. Als ich dann in der Schule ankam, um das Tochterkind und gegebenenfalls ihre Freundin abzuholen, kam mir zuerst eine andere Freundin meiner Tochter entgegen und fragte mich ganz aufgeregt, ob sie diesmal auch zum JAM mitkommen dürfe ("und was ist das eigentlich genau?"). Ich lachte leise in mich hinein. Okay, Gott, dachte ich. Ich bin zwar schon die ganze Woche unausgeschlafen und total K.O., aber mit sowas kriegst du mich IMMER, egal wie's mir grad geht. Und weißt du was? Irgendwie find' ich's GUT. – Nach kurzer elektronischer Rücksprache mit den betreffenden Eltern brach ich also mit drei aufgeregt schnatternden Grundschülerinnen und einem launischen Vierjährigen, der wieder einmal keinen Mittagsschlaf gehabt hatte, zum JAM auf; der Weg war etwas anstrengend, aber dann wurde es eigentlich ganz gut. Zuerst durften die Kinder Ostereier bemalen... 


Dieses Ei wurde von einer JAM-Mitarbeiterin gestaltet. 

...dann folgten die Begrüßung und diesmal nur ein Lobpreislied (der besonders beliebte "Adler-Song"), ehe die Kinder nach Altersgruppen aufgeteilt wurden. Da der unter Mittagsschlafmangel und Mamivermissung leidende Jüngste sich unter keinen Umständen von mir trennen wollte, kam ich mit zur Katechese für die "Minis" (bis 5 Jahre), wo die Auferstehung Jesu mit Hilfe von Puppen dargestellt wurde, die eine gewisse Ähnlichkeit mit den berüchtigten "Egli-Figuren" hatten, aber keine waren. 

Nach dem katechetischen Teil gab es dann –für alle Kinder gemeinsam – ein großes Geländespiel im Garten, das an den Strategiespiel-Klassiker "Die Siedler von Catan" angelehnt war, und zum Schluss, wie immer, Abendbrot. Ich bin recht zuversichtlich, dass es allen Kindern gut gefallen hat, auch dem Mädchen, das zum ersten Mal dabei war. 

Am Donnerstag stand dann in St. Joseph Siemensstadt der Kinderkreuzweg an; gerade noch rechtzeitig am Mittwoch gegen Mittag hatte ich meine Textbeiträge für diese Andacht vervollständigt, nachdem ich am Morgen noch fast vom Schlag gerührt worden wäre, weil ich dachte, infolge von Datenverlust auf meinem Mobilgerät müsste ich noch einmal von vorne anfangen (tatsächlich war es aber gar kein Datenverlust, sondern ich hatte einfach nur im falschen Verzeichnis gesucht). – Wir hatten die Kreuzwegandacht dieses Jahr bewusst nicht in die Karwoche gelegt, sondern in die Woche davor, weil wir hofften, in einer Schulwoche würden mehr Kinder kommen als in den Ferien; und diese Kalkulation ging offenbar auf: Zwölf Kinder nahmen teil, dazu sieben Erwachsene (die Mitwirkenden nicht eingerechnet). Meine eigene Familie schaffte es leider nicht, dabei zu sein: Theoretisch hätte es gerade so klappen können oder sollen, dass meine Liebste nach der Arbeit unsere Große von der Schule abholte, dann den Jüngsten, der inzwischen von Bloggerkollegin Claudia auf dem Spielplatz beaufsichtigt worden war, aufgabelte und mit beiden Kindern nach Siemensstadt fuhr, aber verspätete und ausfallende S-Bahnen machten diesem Plan einen Strich durch die Rechnung, und als es sich abzeichnete, dass sie es nicht annähernd pünktlich schaffen würden, blieben sie lieber gleich in Tegel. 

Wie schon einmal erwähnt, war mir bei der Vorbereitung des diesjährigen Kinderkreuzwegs die Aufgabe zugefallen, für die einzelnen Stationen (wir machten wieder sieben, aber teilweise andere als im Vorjahr) Bibeltexte auszuwählen und jeweils ein kurzes Abschlussgebet zu formulieren, während der Gemeindereferent die Gesamtleitung innehatte und einführende und betrachtende Texte zu den Kreuzwegstationen beisteuerte. Ursprünglich hatte er die Idee gehabt, bei der Betrachtung mit Gesten und "körperlichem Nachspüren" zu arbeiten, hatte dann aber doch Zweifel an diesem Konzept bekommen und lieber wieder auf Bildbetrachtungen zurückgegriffen, allerdings mit anderen Bildern als im vorigen Jahr. 

Meine eigenen Textbeiträge zu diesem Kreuzweg würde ich nicht unbedingt als bahnbrechende Leistungen betrachten, aber mit ein paar Abschnitten bin ich doch ausreichend zufrieden, um sie hier mitzuteilen. In erster Linie gilt das für das Abschlussgebet zur Station "Veronika reicht Jesus das Schweißtuch"

V: Herr Jesus Christus, in dir hat Gott ein menschliches Gesicht bekommen. Du schaust uns an, und du willst, dass wir dein Gesicht auch in unserem Nächsten erkennen, in den Menschen, die unsere Hilfe, unseren Beistand und unseren Trost nötig haben. Wir bitten dich: 

A: Hab Erbarmen mit uns und mit der ganzen Welt. 

Und trotz meiner vielfach dokumentierten Abneigung gegen Moralismus in der Kinderkatechese ersparte ich den teilnehmenden Kindern auch nicht ein strenges Sätzchen wie dies – zur Station "Jesus fällt unter dem Kreuz"

Es sind auch unsere Sünden, die dein Kreuz so schwer machen, nicht nur die der anderen, wie wir uns gern einreden würden. 

Insgesamt, denke ich, können wir mit dieser Andacht recht zufrieden sein. Derweil steht natürlich die Frage im Raum, ob ich nächstes Jahr an einem anderen Ort einen Kinderkreuzweg gestalten werde – und/oder auch einen für Erwachsene... 


Noch mehr Neues vom Schulkind 

Die letzte Schulwoche vor den Osterferien verlief für unser Tochterkind größtenteils "ganz normal", aber am letzten Tag, also gestern, gab es ein Schulfest inklusive Talentshow – zuletzt hatte es eine Veranstaltung in dieser Form dort vor den Sommerferien gegeben. Wie seinerzeit schon geschildert, hatte unser Tochterkind dabei zwar selbst nichts aufgeführt, aber bei zwei Tanznummern im Zuschauerraum mitgetanzt, und ich hatte mir gedacht: Vielleicht traut sie sich ja beim nächsten Mal auf die Bühne. Das war jedoch nicht der Fall – aber okay, sie hatte ja neulich erst eine Rolle bei "Peter Pan" gehabt. Ähnlich wie beim letzten Mal bestand das Programm wieder zu einem großen Teil aus Tanznummern, es gab aber auch Gymnastik- und Ballett-Vorführungen und einen Auftritt von drei Mädchen, die Witze erzählten. Über zwei Beiträge, die einigermaßen aus dem Rahmen des sonstigen Programms fielen, möchte ich ein paar Sätze mehr verlieren: zum einen eine Präsentation zum Thema Veganismus, zum zweiten der Auftritt einer Band. Die Veganismus-Präsentation – dargeboten von drei Mädchen, die bei der "Peter Pan"-Aufführung wichtige Rollen gespielt hatten und auch in mehreren Tanzdarbietungen ihre Bühnenpräsenz unter Beweis stellten – krankte daran, dass es keinen Beamer gab und die Mädchen den gesamten Text daher vorlesen mussten, dabei aber sehr nervös waren und, da sie nicht so recht mit ihren Mikrofonen klarkamen, teilweise kaum zu verstehen waren; noch mehr aber daran, dass sie zu großen Teilen aus ermüdenden Aufzählungen unsortiert wirkender Fakten bzw. Beispiele bestand; die Argumente für Veganismus, die vorgebracht wurden, wirkten zum Teil unzureichend durchdacht, zum Teil widersprüchlich und zum Teil so, als hätten die Mädchen sie selbst nicht ganz verstanden – was meine Liebste zu der Bemerkung veranlasste, das argumentative Niveau des Vortrags erinnere sie an den Evolutions-Vortrag beim JAM-Elterncafé vor einigen Wochen. Natürlich macht es einen Unterschied, ob so ein Vortrag von Mädchen im Alter zwischen (geschätzt) 11 und 14 Jahren gehalten wird, deren Eifer und Engagement gerade in Kombination mit der Unbeholfenheit der Umsetzung doch irgendwie sympathisch 'rüberkommt, oder von einer gestandenen Frau um die 60, die noch dazu ihre Brötchen als Grundschullehrerin verdient. Andererseits boten so manche fragwürdige Thesen der Veganismus-Präsentation, etwa zum Stichwort "Speziesismus", durchaus Anlass zu kritischen Reflexionen über das Ausmaß an ideologischer Beeinflussung, dem die Kinder selbst an einer so freien Schule, die mit Slogans wie "Mein Kopf gehört mir, ich entscheide selbst, was hineinkommt" wirbt, ausgesetzt sind. – Die Band, bestehend aus einem Lehrer als Leadsänger und -gitarrist sowie zwei älteren Schülern an Bass und Schlagzeug, spielte "In Bloom" von Nirvana, "Misirlou" (ursprünglich ein traditionelles Lied aus dem östlichen Mittelmeerraum, bekannt geworden v.a. in Gestalt einer Surfrock-Version von Dick Dale, die an markanter Stelle im Soundtrack von "Pulp Fiction" vorkommt), "Aerials" von System Of A Down (mit einem weiteren Lehrer als Gastsänger) und zu guter Letzt "Dani California" von den Red Hot Chili Peppers, und sie waren echt gut. Aus meiner Sicht ein Highlight des Programms. 

Im Ganzen würde ich diese Talentshow einmal mehr als ein gutes Anschauungsbeispiel für die Vorzüge und die Mängel dieser Schule betrachten: Der Gesamteindruck ist sehr gemischt, und dasselbe gilt in letzter Zeit auch für unseren allgemeinen Eindruck davon, was unsere Tochter an dieser Schule lernt und nicht lernt, wie sie mit den Abläufen und den Regeln klarkommt und wie die Zeit, die sie in der Schule verbringt, ihr Sozialverhalten prägt. Zu all diesen Punkten gibt es Positives und weniger Positives festzustellen – aber jetzt sind ja erst mal Ferien, und ich bin gespannt, wie es dem Kind bekommt, mal zwei Wochen aus der Schule raus zu sein...


Kein Kommentar 

In der Gebetsstätte Marienfried bei Pfaffenhofen an der Roth im bayerischen Landkreis Neu-Ulm findet am 24. Mai eine "Männerkonferenz" unter dem Motto "Gottessöhne sind wir!" statt, unter der Leitung von Pater Paulus von den Franziskanern der Erneuerung, der sich schon seit Jahren intensiv dem Thema Männerapostolat widmet. Auf Facebook bin ich nun über folgende Kritik an der Veranstaltungsankündigung gestolpert: 

"Wenn sich das geschlechterneutral an Menschen als Kinder G'ttes [sic] richten würde, wäre es besser. Die Zeiten in denen nur von Söhnen und Jüngern die Rede war, sollten wir so langsam hinter uns gelassen haben." 


Geistlicher Impuls der Woche 

O Gott, voll Freude komme ich jeden Abend zu Dir, um Dir zu danken für die Gnaden, die Du mir hast zuteil werden lassen. Ich bitte um Vergebung für die Fehler, die ich begangen habe während des Tages, der nun vergeht wie ein Traum. 

Jesus, wie glücklich wäre ich, wenn ich immer treu gewesen wäre, doch leider bin ich am Abend oft traurig, denn ich fühle, dass ich Deinen Gnaden hätte besser entsprechen können. 

Doch ich verliere nicht den Mut, weil ich mein Elend sehe, sondern ich komme voll Vertrauen zu Dir, denn ich denke, dass nicht die Gesunden den Arzt brauchen, sondern die Kranken. Daher flehe ich Dich an, mich zu heilen und mir zu verzeihen. 

Und morgen werde ich mit Hilfe Deiner Gnade ein neues Leben beginnen, in dem jeder Augenblick ein Zeichen der Liebe und der Dankbarkeit sein soll. Und nachdem ich Abend für Abend vor Deinen Altar getreten bin, wird eines Tages der letzte Abend meines Lebens kommen. Dann wird für mich der ewige Tag beginnen, der keinen Abend mehr kennt, dann werde ich an Deinem göttlichen Herzen ausruhen von allen Kämpfen dieses Herzens. 

(Thérèse von Lisieux: Ich verliere nicht den Mut. Ein Fundstück aus dem beim Aufräumen wiedergefundenen "YouCat Jugendgebetbuch"...) 


Ohrwurm der Woche 

O.K.: Okay! 

Dieses Synthi-Pop-Artefakt aus den späten 80ern habe ich gestern meinen Kindern vorgespielt, um ihnen die Erkenntnis nahe zu bringen, das Allerschönste, was Füße tun könnten, sei Tanzen. Und ehe ich's mich versah, musste ich ihnen erklären, was es mit dem Wunder von Bern ("Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen – Rahn schießt – Toooor!") auf sich hat. Man sieht, diese Nummer ist randvoll mit popkulturellen und zeitgeschichtlichen Referenzen, und davon abgesehen macht sie einfach Spaß. 


Vorschau / Ausblick 

Heute bin ich so ziemlich den halben Tag beim Jugendeinkehrtag im Gemeindehaus von Maria, Hilfe der Christen in Spandau, und wenn dieses Wochenbriefing nicht ganz pünktlich erscheinen sollte, dann liegt das daran, dass ich dort zu eingespannt bin, um nebenbei einen Blogartikel fertigzustellen. Morgen ist Palmsonntag, und wir haben geplant, zu diesem Anlass zum Achor-Hof zu fahren, wo Dybo – pardon: Prälat Stefan Dybowski – eine Messe feiert und anschließend das Hofcafé geöffnet ist; nicht zuletzt hoffen wir dort ein paar Gespräche führen zu können, die uns in Hinblick auf unser "Pfarrhausfamilien"-Projekt möglicherweise weiterhelfen. Und dann ist Karwoche! Die Kinder haben in den Ferien einen Schwimmkurs, am Gründonnerstag wird die Messe vom Letzten Abendmahl für die gesamte Pfarrei Heilige Familie Spandau-Havelland, wie schon vor zwei Jahren, zentral in Maria, Hilfe der Christen gefeiert, zur Karfreitagsliturgie wollen wir dann, wie in den letzten Jahren, in St. Joseph Siemensstadt gehen – und zur Osternacht ebenso, aber das ist dann schon ein Thema für das übernächste Wochenbriefing.