Adventliche Grüße, liebe Leser! Die neue Wochenbriefing-Reihe geht in die zweite Runde, und diese Ausgabe ist thematisch schon etwas breiter aufgestellt als die vorige – es wird sich zeigen, ob dieser Trend sich fortsetzt. Ebenfalls noch zeigen muss sich, ob es sich fortsetzt, dass jede Folge dieser Reihe im Epizentrum von irgendwas verortet ist. Entstanden ist die Idee ja nur daraus, dass ich es so lustig fand, dass auf biergartenguide.com der Weihenstephaner Berg als das "Epizentrum des Bieres" bezeichnet wurde. Ob ich mich aber langfristig darauf festlegen möchte, über ein ganzes Jahr hinweg jede Woche ein neues Epizentrum zu entdecken, da bin ich mir noch nicht so ganz sicher. Aber das sehen wir dann in den nächsten Wochen!
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| Adventszeit ist Bastelzeit, besonders wenn man Kinder hat. Näheres zum Entstehungshintergrund dieser Kunstwerke weiter unten. |
Neues von den Pfadfindern
Die Frage, wie es mit unseren Kindern – vorläufig zumindest und vor allem mit dem Tochterkind – und der Pfadfinderei weitergeht, gewinnt allmählich eine gewisse Dringlichkeit: Ich erwähnte ja schon, dass es bei den Wölflingsmädchen des in Berlin-Schöneberg ansässigen KPE-Stammes einige "Neue" gibt; und unlängst fand sich in einer Mail der Wölflingsleiterin an die Eltern, in der die anstehenden Termine mitgeteilt wurden, ein freundliches "P.S.", in dem den Eltern der "Neuen" nahegelegt wurde, wenn ihre Kinder weiterhin regelmäßig dabei sein wollten, dann sollten sie doch mal einen Mitgliedsantrag stellen. Das Antragsformular wurde nonchalant gleich mitgeschickt; bisher haben wir es noch nicht ausgefüllt und zurückgeschickt, aber ich schätze, wir werden es tun.
Am Samstag vor dem 1. Advent hatten die Wölflingsmädchen jedenfalls wieder ein Meutentreffen, und parallel dazu traf sich auch die Wichtelgruppe (für Kinder ab 4 Jahren); also fuhren wir da mit beiden Kindern hin. Während die Wichtel sich von vornherein in einem Raum im Pfarrhaus versammelten, begann das Wölflingstreffen stilecht im Garten; dort gab es eine Art "Krippenspiel-Schnitzeljagd", wenn man das so nennen kann: Soweit ich es anhand der Erzählungen meiner Tochter nachvollziehen konnte, ging es darum, im Gelände Bilder zu finden, die Stationen des Weihnachtsevangelium nach Lukas zeigten, und diese dann szenisch nachzustellen. Wie ich später erfuhr, gab es bei den Wichteln ein ganz ähnliches Spiel, nur eben drinnen. Anschließend wurde gebastelt, und zwar in beiden Altersstufen – wozu auch die Wölflinge nach drinnen in den Pfarrsaal gingen: Die Wichtel bastelten Krippenhäuschen aus Karton und Krippenfiguren aus Knete, die Wölflinge eher abstrakte Krippenfiguren aus Zeitungspapier (siehe Vorschaubild).
Festzuhalten bleibt, dass beide Kinder mit Begeisterung dabei waren und sich schon aufs nächste Mal freuen; die Wichtelgruppe trifft sich allerdings nach derzeitigem Planungsstand erst im Januar wieder. Dagegen fand bei den Wölflingen schon heute wieder ein Treffen statt – anlässlich des Nikolaustags stand da das "Einüben und Durchführen einer guten Tat" auf dem Programm –, aber für heute hatten wir bereits andere Pläne (mehr dazu unter "Vorschau/Ausblick"). Auf jeden Fall wollen wir aber – mit der ganzen Familie – am übernächsten Sonntag zum "Waldadvent" der Pfadfinder im Düppeler Forst. Und dann mal weitersehen!
Krippenspielprobe mit Herold und Schaf
Im Übrigen gab der vergangene Samstag Anlass zu der Erkenntnis: Wenn man an einem Tag mehr als eine Sache vorhat, und das womöglich in unterschiedlichen Stadtbezirken, dann sind die Entfernungen innerhalb Berlins durchaus ein nicht zu unterschätzender Faktor. So hatten wir nach dem Pfadfindertreffen gerade ausreichend Zeit, um unterwegs bei einem "Pommesladen" (wie die Kinder gern sagen) ein schnelles Mittagessen einzunehmen, ehe wir zur Krippenspielprobe in St. Stephanus Haselhorst mussten. Es war bereits die zweite Probe für das diesjährige Krippenspiel, aber bei der ersten waren wir nicht gewesen: Ich war beim Bandwochenende, meine Liebste war mit den Kindern bei einer Geburtstagsfeier mit Schatzsuche gewesen und danach schlichtweg zu K.O., um am selben Tag noch zu einem weiteren Programmpunkt zu gehen. Wie sich zeigte, war es aber noch nicht zu spät, noch in die Proben einzusteigen.
Der Text des Krippenspiels war im Großen und Ganzen derselbe, der schon im Vorjahr Verwendung gefunden hatte, wenn auch an einigen Stellen erweitert und überarbeitet. Die Rolle, die unsere Tochter letztes Jahr gespielt hatte – "Engel 2" – hatte sich diesmal ihre Schulfreundin gesichert, die im vorigen Jahr lediglich eine stumme Rolle als "Engel 4" gehabt hatte; dafür bot der Gemeindereferent, der die Proben leitete, unserer Tochter die Rolle des Herolds an, der zu Beginn des Spiels den Aufruf zur Volkszählung verkündet, und sie übernahm diesen Part mit großer Motivation – sie kann ihren Text schon fast auswendig. Dagegen verschmähte unser Jüngster eine stumme Rolle im Engelchor und erklärte, er wolle lieber ein Schaf spielen und "Mäh" sagen.
Übrigens spielt das Mädchen, das wir vom JAM kennen und das im aktuellen Erstkommunionkurs ist, "Engel 1", und ihrem Vater, mit dem ich bei Gelegenheit mal ein Bier trinken gehen möchte, wurde kurzerhand die Rolle "Herbergswirt 2" zugeteilt, während ich, wie schon im Vorjahr, "Herbergswirt 1" spielen darf. Den Text kann ich noch so ungefähr. – Im Ganzen verlief die Probe heiter und maßvoll chaotisch; meinen Gesamteindruck würde ich in den Worten "Es gibt noch viel zu tun, aber es kann schön werden" zusammenfassen. Zwei Tage später erfuhr ich allerdings, dass zwei Mädchen, die als "Hirte 2" und "Engel 4" am Krippenspiel hätten mitwirken sollen, am Aufführungstermin gar nicht da sind und folglich ausfallen. Im Fall von "Engel 4" lässt sich das wohl noch verschmerzen, aber "Hirte 2" ist eine durchaus wichtige Rolle; daher versuche ich nun meine Tochter zu überreden, diesen Part noch zusätzlich zur Rolle des Herolds (der ja nur ganz am Anfang auftritt, während die Hirten erst später dran sind) zu übernehmen... Na, mal sehen.
Schwarzer Gürtel in KiWoGo
Wie schon mehrfach erwähnt, gibt es in der diesjährigen Adventszeit in St. Joseph Siemensstadt jede Menge Arbeit für das Kinderwortgottesdienst-Team; und das ging gleich am 1. Adventssonntag los. Zugleich wurde an diesem Sonntag auch der neue Firmkurs der Gemeinde vorgestellt, weshalb rund 30 Jugendliche in für sie reservierten Bankreihen Platz nahmen. Außerdem wurden vor Beginn der Messe ein paar Lieder mit der Gemeinde geübt, die auch bei der Firmung (und, so muss man wohl annehmen, bis dahin noch öfter) gesungen werden sollen; und leider muss ich sagen, dass das Lied zum Einzug – "Eingeladen zum Fest des Glaubens" – eines ist, das sehr weit oben auf meiner persönlichen Hass-Liste steht. Gar nicht so sehr aus musikalischen Gründen, sondern wegen des grässlichen Pastoraljargons im Text: "Mal gespannt, mal eher skeptisch, manche zögernd, viele gern" – ist es nicht schon schlimm genug, wenn in der Kirche so geredet wird, muss man auch noch so singen? –
Wie dem auch sei: Zum Kinderwortgottesdienst erschienen 18 Kinder, von denen sich ein erfreulich großer Teil auch aktiv beteiligte. Der Gemeindereferent und ich hatten uns nämlich – wie neulich schon mal angedeutet – überlegt, die Annäherung an das nicht gerade einfache Evangelium vom Tag (Matthäus 24,37-44, ein Auszug aus den Endzeitreden Jesu) in Dialogform anzugehen, und zwar so, dass der Gemeindereferent kritische Fragen stellte und ich versuchen musste sie zu beantworten; aber eben mit Hilfe der Kinder, d.h. ich gab die Fragen, oder jedenfalls Teilaspekte davon, an die Kinder weiter, sammelte und sortierte die Antworten, die ihnen dazu so einfielen, und baute darauf meine eigenen Antworten auf. Das klappte prima und machte den Kindern – jedenfalls denen, die Antworten hatten, aber das war wie gesagt ein erfreulich großer Teil – sichtlich Spaß. Zum Teil ging es darum, ihr Wissen abzurufen – etwa über die Arche Noah und die Sintflut –, zum Teil aber auch um anspruchsvollere Fragen wie "Was meint Jesus wohl, wenn Er sagt, wir sollen wachsam sein?" und schließlich sogar "Wozu ist Jesus eigentlich auf die Welt gekommen" – wobei die durchaus erwünschten Antworten "um uns zu retten, zu befreien, zu erlösen" o.ä. die Folgefrage nach sich zogen: Wovon? – Das einzige Problem war, dass wir uns mit der Zeit verschätzt hatten. Wir hatten uns allzu sehr darauf verlassen, durch die parallel stattfindende Vorstellung der Firmlinge jede Menge Zeit zur Verfügung zu haben, hatten uns daher eine ausführliche Exposition geleistet, und die Folge war, dass wir ausgerechnet da, wo es richtig spannend wurde, zusehen mussten, dass wir fertig wurden. Der Schluss war also ein bisschen abrupt und wir hätten eigentlich noch mehr "auf dem Zettel" gehabt, aber ich glaube, allzu schlimm war das nicht: Aus Sicht von Kindern, so scheint mir, ist es gar nicht so wichtig, dass die Katechese von vorn bis hinten gut durchstrukturiert ist; sie picken sich sowieso das heraus, was ihrem Verständnishorizont entspricht, und unter diesem Aspekt bin ich optimistisch, dass diese Katechese zum 1. Adventssonntag genug Impulse enthielt, dass jeder etwas "mitnehmen" konnte. Grundsätzlich bleibt es natürlich ein Ärgernis des Formats "Kinderwortgottesdienst", dass man keine Planungssicherheit hinsichtlich der Länge des Programms hat; aber darüber kann ich mich mal ausführlicher auslassen, wenn und falls ich aus der Rubrik "Schwarzer Gürtel in KiWoGo" mal ein Buch mache.
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| Zurück in der Kirche, schenkte mir einer der Firmlinge aus der Bankreihe vor mir ein aus einem Liedzettel gefaltetes Papierboot. Ich wunderte mich zwar, fand es aber nett. |
Neues vom Schulkind: Kümmere dich um die Sexualerziehung deines Kindes, bevor es die Falschen tun
Die Kinderkatechese zum Thema Wahrsagerei und Geisterbeschwörung, über die ich im vorigen Wochenbriefing berichtet habe, kam offenkundig zur richtigen Zeit, denn wie sich seitdem gezeigt hat, liegen Phänomene aus dem Graubereich zwischen Mutprobe und Okkultismus an der Schule unseres Tochterkindes derzeit ziemlich im Trend. Sicherlich nicht nur an dieser Schule, möchte ich annehmen; glücklich kann sich schätzen, wer ein Kind hat, das seinen Eltern davon erzählt, denn solche Dinge sind ja oft auch mit viel Heimlichtuerei verbunden. Als unsere Tochter neulich nach der Schule eine Freundin besuchte und diese ihr ein Video zeigte, in dem erklärt wurde, wie man Kontakt zu Geistern aufnehmen könne, hatten wir hinterher ein kritisches (aber dennoch freundliches) Gespräch mit der Mutter des anderen Mädchens – und auch noch eins mit unserer Tochter, um ihr nachdrücklich klarzumachen, dass so etwas kein Spaß ist und dass sie dergleichen bleiben lassen sollte.
Besonderer Beliebtheit erfreut sich im Freundinnenkreis des Tochterkindes derzeit offenbar die "moderne Sage" (so definiert es Tante Wikipedia) um "Bloody Mary" – eine "Spukgestalt", die man angeblich nachts im Badezimmerspiegel sehen kann, wenn man wiederholt ihren Namen ausspricht (und fest genug daran glaubt). Interessant ist daran nicht zuletzt, dass laut Tante Wikipedia der seit dem 19. Jahrhundert, verstärkt aber seit den 1960er dokumentierte Glaube an "Bloody Mary" vor allem bei Mädchen in der Vor- und Frühphase der Pubertät auftritt, was manche Forscher zu der Hypothese veranlasst habe, in dieser "Spukgestalt" manifestiere sich die Angst vor Menstruationsblut und/oder anderen körperlichen Veränderungen in der Pubertät.
Und das bringt mich zu meinem nächsten Punkt, nämlich dass bei einem achtjährigen Mädchen die Pubertät nicht mehr ganz so weit weg ist, wie man sich das als Vater vielleicht wünschen würde. Eine der Schulfreundinnen des Tochterkindes hat angeblich schon ihre Tage bekommen, und die ist neun. Aber auch davon abgesehen mehren sich die Anzeichen, dass ein gewisses – vorläufig noch zwischen Ekel und Neugier changierendes – Interesse an Sexualität im Freundeskreis des Tochterkindes auf dem Vormarsch ist. Neulich erzählte mir meine Tochter von einem Buch, das sie sich in der Schule zusammen mit zwei Freundinnen angesehen habe und das sie teilweise eher verstört habe; zum Beispiel habe sie darin eine bildliche Darstellung von Oralverkehr gesehen (das war natürlich nicht ihre Wortwahl, ich habe das hier mal paraphrasiert). Da musste ich erst mal nachhaken, was das wohl für ein Buch war. Soweit ich es durch Nachfragen ermitteln konnte, handelte es sich immerhin nicht um irgendein Pornoheft, sondern um ein sexualkundliches Sachbuch, das ihre Freundinnen in der Schulbücherei entdeckt hatten; aber die Übergänge können da ja durchaus fließend sein. Jedenfalls hat mir diese Sache deutlich gemacht, dass es wohl mal Zeit wird, sich mit dem Kind über die Bienchen und die Blümchen zu unterhalten. Dabei hatte ich eigentlich gedacht, ich hätte noch ein bisschen Zeit. Aber so ist das wohl immer.
-- Und nun? Ich sag mal so: Ratschläge und Ermahnungen an die Adresse christlicher Eltern, sie sollten sich tunlichst selbst und rechtzeitig um die Sexualerziehung ihrer Kinder kümmern, gibt's, wie der Angloamerikaner sagt, a dime a dozen; auch z.B. in Amoris laetitia findet sich ein entsprechender Hinweis. Erheblich schwerer zu finden sind jedoch Fingerzeige und praktische Hilfen dafür, wie das konkret gehen soll. Ich habe mal in dem Buch nachgeschaut, das ich zum Abschluss des Eltern-Glaubenskurses in der Gemeinde auf dem Weg geschenkt bekommen habe: "Empower – Mit Glaube und Leichtigkeit durch das Abenteuer Erziehung" von Tobias Teichen. Da erfährt man zum Beispiel, "das durchschnittliche Alter, mit dem Kinder erstmals mit Pornos in Kontakt kommen", liege derzeit bei elf Jahren: "Das heißt ja, dass einige schon mit sechs, sieben oder acht Jahren Pornos gesehen haben, andere 'erst' mit 13 oder 14 Jahren", wird diese statistische Aussage konkretisiert. Und was soll man da jetzt machen? Im Abschnitt "Praktische Tipps" geht's erst mal nur darum, auf internetfähigen Geräten, auf die die Kinder Zugriff haben, einen Kinderschutz zu installieren. Gut und schön, aber das stößt bereits an Grenzen, wenn die Eltern der Freundinnen und Freunde des eigenen Kindes das bei den Geräten ihrer Kinder nicht auch tun. Sonst noch Tipps? Allerdings: Vor allem soll man mit seinen Kindern reden. Na klar, super Sache, bin absolut dafür. Aber schön wär's, wenn man über solche allgemeinen Appelle hinaus auch mal einen brauchbaren Gesprächsleitfaden an die Hand bekäme.
Daher hab ich mir gedacht, ich zieh' an dieser Stelle mal den Publikumsjoker und frage euch, Leser: Habt ihr Tipps oder Erfahrungswerte zu diesem Thema, könnt ihr Ressourcen (in Form von Büchern, Videos, Kursen etc.) empfehlen, die dabei helfen, eine kindgerechte Sexualaufklärung mit einer – um mal einen etwas altmodischen Begriff zu verwenden, aber einen besseren wüsste ich nicht – Erziehung zur Keuschheit zu verbinden? Sowas wie "Theologie des Leibes für Kinder" – gibt's da was? Dass man von der institutionellen Kinder- und Jugendpastoral unserer lieben Mutter Kirche in dieser Hinsicht keine Unterstützung erwarten darf, dürfte nach den Beobachtungen, die ich bei der "Kickoff Jugendpastoral"-Veranstaltung am diesjährigen Valentinstag (!) gemacht habe, und erst recht nach dem im Namen der deutschen Bischöfe lancierten Dokument "Geschaffen, erlöst und geliebt. Sichtbarkeit und Anerkennung der Vielfalt sexueller Identitäten in der Schule" ja auf der Hand liegen. Vielleicht frage ich trotzdem mal bei der diözesanen Jugendpastoral an, nur so aus Chuzpe. Die Ergebnisse werde ich hier dann natürlich dokumentieren...
In dem Elterngespräch, das meine Liebste und ich am Dienstag mit der Vertrauenslehrkraft unserer Tochter hatten, sprachen wir diese Themen nicht an; da ging es eher darum, wie man sie ohne Druck und ohne Schaden für ihre Eigenmotivation dazu bewegen könnte, die vielfältigen Lernangebote der Schule besser und gezielter zu nutzen, statt die Schulzeit vorrangig als Zeit zu betrachten, die sie mit ihren Freundinnen verbringen kann. Das Gespräch verlief insgesamt in einer freundlichen, vertrauensvollen und konstruktiven Atmosphäre, und ein paar sehr erfreuliche Mitteilungen darüber, wie unsere Tochter sich in der Schule so macht, wurden uns auch zuteil: zum Beispiel, dass sie viel und gern schreibt (das hat sie wohl vom Papa, höhö), aber auch, dass sie einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn an den Tag legt und sich für andere einsetzt. Das hören wir zwar nicht zum ersten Mal und haben es auch schon des öfteren live miterlebt, aber es ist ja trotzdem schön, so etwas gesagt zu bekommen.
In Österreich gehen die Uhren langsamer...
...und daher ist eine Debatte, über die auf diesem Blog schon vor über einem Jahr etwas zu lesen war, erst jetzt auch in der Religions-Redaktion des ORF angekommen: nämlich die Debatte über Risiken und Nebenwirkungen von Gebets-Apps, deren bekannteste und daher auch umstrittenste wohl die Hallow-App ist. Wie ich schon mehrfach erwähnt habe, hat meine Liebste die Hallow-App auf ihrem Handy installiert und findet sie gut; mein Ding ist sie eher nicht so, mir reicht die Stundenbuch-App. Gleichwohl geht es mir mit der Hallow-App so ähnlich, wie es Erich Mühsam (oder wem?) mit Karl May ging, über den er sagte: "Alles, was seine Kritiker ihm vorwerfen, spricht für ihn."
Und was wäre das zum Beispiel? Beim ORF kommen vorrangig die Wiener Sozialethikerin Linda Kreuzer und der Innsbrucker Dogmatiker Johannes Hoff zu Wort; der letztere "findet an Hallow inhaltlich wenig auszusetzen, er warnt aber [...] ganz allgemein vor den technischen Tücken solcher Apps". Ich würde mal sagen, das ist ein Thema für sich, auf das ich hier nicht näher eingehen kann; konzentrieren wir uns daher mal auf Linda Kreuzers Kritik. Diese entzündet sich zunächst daran, dass die Inhalte der Hallow-App teilweise von Leuten stammen, die "nicht die Autorität haben", ein "bestimmtes Bild vom Christentum" zu vermitteln. Aha. Und was für eine Art von Autorität meint sie damit? "Die meisten 'Christfluencer' verfügen über keine akademische Ausbildung." Schockierend! Wo kommen wir da hin, wenn Leute ohne einschlägigen Studienabschluss in der Glaubensverkündigung mitmischen – womöglich gar Fischer, Zöllner oder Zeltmacher?
Vor allem nimmt Frau Kreuzer als Sozialethikerin jedoch Anstoß daran, dass der bei Hallow propagierten Spiritualität "die soziale Komponente" fehle: auf "soziales Engagement" werde "gar nicht eingegangen", ebenso gebe es "auch keinerlei politische Auseinandersetzung". Da könnte man natürlich erst einmal hinterfragen, wieso jemand solche Inhalte in einer Gebets-App erwarten sollte, aber stellen wir uns mal nicht naiver an, als wir sind: Die Auffassung, die Relevanz des Christentums liege wenn nicht allein, so doch zumindest vorrangig im sozialen und politischen Engagement und eine Konzentration auf Spiritualität, auf Anbetung und Lobpreis lenke davon nur ab, begegnet uns hier ja nicht gerade zum ersten Mal. Ähnliche Töne kennt man ja z.B. auch von Frau Kreuzers Fachkollegin Ursula Nothelle-Wildfeuer, Mitherausgeberin des Buches "Einfach nur Jesus?"; und tatsächlich findet dieser vielsagende Buchtitel sein Echo in Linda Kreuzers Feststellung "Hallow ist stark jesuskonzentriert". Und das soll etwas Schlechtes sein? Es scheint so; jedenfalls sieht Frau Kreuzer darin eine "Diskursverschiebung [...] weg von der kritischen, sozialen Dimension hin zu individueller Anbetung". Also sorry, wenn das eine "Diskursverschiebung" sein soll, dann doch wohl allenfalls deshalb, weil der Diskurs seit rund 60 Jahren von interessierten Kreisen entschlossen in die entgegengesetzte Richtung verschoben wurde – und damit in einer Sackgasse gelandet ist. Ich muss sagen, ich habe große Schwierigkeiten, Leute ernst zu nehmen, die meinen, in der Kirche sollte es weniger um Jesus gehen und mehr um soziale und politische Fragen der Gegenwart. Damit will ich die diakonische Dimension des Christentums – "die riesengroße Frage der Caritas", wie Linda Kreuzer das nennt – nicht kleinreden; aber wer glaubt, diese gegen die persönliche Christusbeziehung ausspielen zu können, sollte sich vielleicht mal mit dem Leben und Werk von Dorothy Day oder Mutter Teresa von Kalkutta (man könnte hier sicherlich auch allerlei andere Namen aus der Kirchengeschichte einsetzen) vertraut machen, um zu begreifen, dass gerade die diakonische Dimension des Christentums im persönlichen Gebet und in der Anbetung verwurzelt sein muss, wenn sie nicht bloße Sozialarbeit sein will. (Und wenn nun jemand meint, "bloße Sozialarbeit" klinge abwertend, dann möchte ich klarstellen: Ich habe durchaus nichts gegen Sozialarbeit, aber eine umfassende Verwirklichung des Sendungsauftrags der Kirche ist sie nicht. Ich denke, nichtchristliche Sozialarbeiter würden mir da zustimmen.) – Es kommt aber noch "besser": So wird kritisiert, "Personen, die auf Hallow Inhalte weitergeben, verträten ein sehr konservatives Familien- und Geschlechterbild". Und was heißt "sehr konservativ" hier konkret? "[D]ie heterosexuelle Beziehung, die auf Kinderkriegen ausgerichtet ist, werde als die Norm dargestellt." Ach. Wann haben die Leute, die so etwas kritisieren, eigentlich das letzte Mal in den Katechismus geschaut?
Im Ernst: Man sollte denken, wenn die Inhalte einer Gebets-App dafür kritisiert werden, dass sie mit der Lehre der Kirche übereinstimmen, müsste es auf der Hand liegen, dass diese Kritik eigentlich nicht der App gilt, sondern der kirchlichen Lehre. Die Leute, die diese Kritik äußern, machen aber nicht den Eindruck, als sei ihnen das bewusst. Sie scheinen vielmehr anzunehmen, es gebe einen selbstverständlichen Konsens darüber, dass man die offiziellen Positionen des kirchlichen Lehramts nicht so ernst nehmen dürfe; und wenn dann Leute kommen, die das doch tun und sich dezidiert zu dieser Lehre bekennen, dann ist man schockiert und empört, dass jemand aus diesem bequemen Konsens ausschert. Ich kann mich da nur wiederholen: Das ist so, als würden Leute, die Fleisch essen, nicht nur das Recht für sich in Anspruch nehmen, sich trotzdem Veganer zu nennen, sondern würden obendrein diejenigen, die tatsächlich keinerlei tierische Produkte konsumieren, als "Grünzeugfresser" beschimpfen.
Horse & Hound: Alles wie immer, nur öder und blöder?
Wir bleiben – gewissermaßen – beim Thema: Als ich unlängst auf den Instagram- und Facebook-Auftritten von "Heilige & Halunken" (oder wie ich es, angelehnt an eine Passage aus "Ostwind: Aris Ankunft" gern nenne, "Horse & Hound") eine Ankündigung las, die ich auf den ersten Blick so verstand, dass der jüngst zum Pastoralreferenten im Bistum Essen beauftragte Thomas Halagan dieses Format nach fünfeinhalb Jahren einstellen wolle, war ich erst mal nicht sonderlich überrascht. Den Podcast selbst habe ich ja nie gehört, aber die Instagram-Präsenz, über die ich mich hauptsächlich über das Tun und Meinen des smarten Sechstagebartträgers auf dem Laufenden hielt, zeigte doch schon seit einiger Zeit gewisse Ermüdungerscheinungen. Zeitweilig sah man da kaum etwas anderes als Urlaubsfotos und Kurzvideos, die den Betreiber des Kanals beim Klampfe-Üben zeigten; auffällig war auch, dass der Halagan nach dem Ausstieg von Mareike Wolff nicht nur einen neuen Mitstreiter suchte, sondern ausdrücklich jemanden, der das Projekt auf längere Sicht übernehmen würde – da schien sich aber erst einmal niemand zu finden. Und dann kam da neulich noch dieses Geraune dazu, man habe dem Halagan gesteckt, wenn er im institutionellen Apparat der Kirche noch was werden wolle, dürfe er sich nicht so weit aus dem Fenster lehnen – wozu ich ja schon einmal angemerkt habe, es habe "durchaus etwas Beunruhigendes", sich zu fragen, was "der Thomas H. denn innerhalb der kirchlichen Strukturen überhaupt noch 'werden'" wolle... Alles in allem hätte es mich also nicht unbedingt gewundert, wenn Thomas H. sich dazu entschlossen hätte, seine Karriere als kircheninterner Böhmermann für ganz ganz Arme an den Nagel zu hängen und sich fortan darauf zu beschränken, unter Gladbecker Schul- und Erstkommunionkindern Unheil anzurichten.
Andererseits dokumentiert wohl schon die Tatsache, dass ich bereits im vorigen Wochenbriefing einen Beitrag zum Thema "Horse & Hound: Rückzug oder Relaunch?" ankündigte, zur Genüge, dass ich dem Braten nicht recht traute. Einerseits verschwanden die alten Beiträge vom Instagram-Profil, andererseits wurde das Profilbild (vorübergehend) durch ein "Die drei ???"-Logo ersetzt, was wohl eher Spannung oder Neugier auf Kommendes evoziert, als dass es erwarten ließe, dass da gar nichts mehr kommt. Und wenn man den Text der besagten Ankündigung (vom 29. November) genau las, dann stand da auch gar nicht drin, dass das Projekt als solches eingestellt wird. Sondern:
"Der Umbau hat begonnen und ich verabschiede mich nach 5 1/2 Jahren aus dem Projekt 'Heilige & Halunken'."
Hervorhebung von mir. Er verabschiedet sich aus dem Projekt, das heißt, das Projekt an sich läuft weiter, aber ohne ihn. Und die Art und Weise, wie da von einem "Umbau" die Rede ist, weckt zumindest bei mir den Verdacht, dieser Rückzug sei womöglich nicht ganz freiwillig erfolgt. Was natürlich Fragen aufwirft: Wem gehört der Podcast "Heilige und Halunken" eigentlich? Kann es sein, dass der Thomas H. aus seinem eigenen Projekt gefeuert wurde – womöglich gar, weil er zu kontrovers war? Denkbar ist ja Vieles. Ich fühle mich da daran erinnert, wie in den 60er Jahren Günter Stiff beim von ihm begründeten "Komm-mit-Kalender" rausflog (ein insgesamt etwas rätselhafter Vorgang, bei dem, wie mir scheint, der Orden der Steyler Missionare eine fragwürdige Rolle spielte), mit der Folge, dass der Kalender für ein paar Jahre deutlich "linksoffener" und Popkultur-affiner wurde, während Stiff einen zähen Rechtsstreit führte, um die Kontrolle über sein publizistisches Baby zurückzugewinnen, was ihm pünktlich zum Ende des Jahrzehnts gelang. –
Dass die Geschichte so endet, erwarte ich im vorliegenden Fall jedoch nicht. Drei Tage nach der obigen Ankündigung las man: "Ein neues Team aus drei Personen" – klingt irgendwie sehr trinitarisch, oder? – "übernimmt hier fortan"; und weiter: "Neue Gesichter, neue Formate, ein neues Design und auch ein aktualisierter [!] Name", nämlich, man halte sich fest:
"Heilige, Halunk*innen & (Sinn)Suchende"!
Im Ernst. – Das neue Logo, das inzwischen gedroppt ist, sieht auch eher bieder und öde aus; auf der inhaltlichen Seite steht derweil zu erwarten, dass das Projekt klar auf PUU-Kurs (postchristlich, undogmatisch, universalistisch) bleibt: "Wir stehen für eine Kirche, die diskriminierungskritisch, feministisch und solidarisch ist", lässt das neue Team sein Publikum wissen. Also alles wie immer – nur langweiliger, weil der narzisstische Macho-Charme, die Streitlust und Chuzpe des Gründers fehlen (werden). Mir geht's da ein bisschen wie Karl Varnhagen von Ense, als er im Frühjahr 1851 – als Hermann Goedsche, der später unter dem Pseudonym "Sir John Retcliffe" Bestsellerautor wurde, vorübergehend die Redaktion der polemisch-satirischen Klatschkolumne "Berliner Zuschauer" in der Neuen Preußischen Zeitung abgeben musste – in sein Tagebuch notierte: "Der Zuschauer der 'Kreuzzeitung' ist seit Goedsche's Abgang auffallend gering und dürftig; dieser Kerl war also die Hauptperson in dieser Kothpfütze!" – Mit anderen Worten: Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sage, aber irgendwie vermisse ich Thomas Halagan jetzt schon.
Geistlicher Impuls der Woche
Ich besuchte die Dörfer der Neugetauften, die wenige Jahre vorher die christlichen Sakramente empfangen hatten. Den einheimischen Christen fehlen Priester. Sie wissen nur, dass sie Christen sind. Niemand tut bei ihnen den heiligen Dienst, niemand lehrt sie das Glaubensbekenntnis, das Vaterunser, das Ave und die Gebote Gottes.
Seit ich hergekommen bin, habe ich nicht geruht: Ich bin viel durch die Dörfer gewandert und habe die noch nicht getauften Kinder mit dem Heiligen Wasser reingewaschen. Die Kinder ließen mich nicht zum Stundengebet, nicht zum Essen und Schlafen kommen, bevor ich ihnen nicht irgendein Gebet beigebracht hatte. Da begriff ich, dass gerade ihnen das Himmelreich gehört (vgl. Mt 19,14). Da ich ein so frommes Verlangen nicht ohne Sünde zurückweisen konnte, begann ich mit dem "Ehre sei dem Vater" und prägte ihnen das Apostolische Glaubensbekenntnis, das Vaterunser und das Ave-Maria ein. Ich konnte feststellen, dass es unter ihnen Begabungen gibt. Wäre jemand da, der sie in den christlichen Gebeten unterrichtete, würden sie sicher sehr gute Christen. Hierzulande werden viele Leute nur deswegen nicht Christen, weil sie niemand dazu macht.
(Hl. Franz Xaver, Brief an den Hl. Ignatius von Loyola)
Ohrwurm der Woche
Joachim Witt: Tri tra trullala (Herbergsvater)
Ja, ich gebe es zu: Diesen Ohrwurm habe ich, seit ich bei der Krippenspielprobe die Rolle "Herbergswirt 1" zugeteilt bekommen habe. Aber auch wenn man über den sehr... äh... minimalistischen Text geteilter Meinung sein mag, ist dieses Stück doch immerhin musikalisch ausgesprochen bemerkenswert; ich bin geneigt, darin ein Bindeglied zwischen Krautrock und NDW zu sehen – sagen wir exemplarisch: zwischen "Autobahn" von Kraftwerk und Peter Schillings "Major Tom".
Vorschau/Ausblick
Heute war St. Nikolaus, da gingen wir erst einmal zum Weihnachtsmarkt in der Spandauer Altstadt und am Nachmittag dann zu einer Nikolausfeier in St. Joseph Siemensstadt – wo letztes Jahr ich selbst den Nikolaus spielen durfte, aber dieses Jahr übernahm diese Rolle wieder ein Darsteller, der sich keinen falschen Bart umzuhängen brauchte, weil sein echter schon nikolausmäßig genug aussieht. Der morgige Sonntag ist zwar der einzige Adventssonntag in diesem Jahr, an dem in St. Joseph Siemensstadt kein Kinderwortgottesdienst geplant ist, aber auch ohnedies haben wir die Qual der Wahl zwischen verschiedenen einander leider ausschließenden Optionen für die Gestaltung dieses Sonntags: In St. Joseph gibt es im Anschluss an die Messe einen Empfang zum 25-jährigen Priesterjubiläum des örtlichen Pfarrvikars, andererseits ist es aber auch der erste Sonntag im Monat, was einmal mehr die Gelegenheit für ein Gottesdienst-Double-Feature in Haselhorst böte; und noch andererseits ist in der evangelischen Kirchengemeinde, zu der die KiTa unseres Jüngsten gehört, Familiengottesdienst. Wenn wir da hingehen wollten, hätten wir allerdings gut daran getan, zur Erfüllung der Sonntagspflicht heute nach der Nikolausfeier in St. Joseph Siemensstadt in die Vorabendmesse. Ich vermute mal, wir werden eher zum Double-Feature in Haselhorst gehen.
In der kommenden Schul- und Arbeitswoche gedenke ich mindestens einmal, nach Möglichkeit aber zweimal mit dem Jüngsten zum Kampfsporttraining zu gehen, nachdem das Probetraining am vergangenen Donnerstag ein voller Erfolg war: Der Knabe hatte offensichtlich viel Spaß und war mit großem Engagement bei der Sache, und auch der Trainer äußerte sich lobend über ihn – er habe sich gut in die Gruppe eingefügt, habe viel Energie und keine Schwierigkeiten, die Übungen zu verstehen. Nicht zuletzt hatte ich den Eindruck, dass die – wenn man so will – ritualisierte Disziplin dem Knaben gut tut. Das ist ja in gewisser Weise ähnlich wie bei den Pfadfindern.
Davon abgesehen steht diese Woche noch nicht viel auf dem Programm, allerdings rückt der nächste KiWoGo bereits unaufhaltsam näher und wird noch einige Vorbereitung erfordern. Und Krippenspielprobe ist nächsten Samstag auch wieder. Was sonst noch so an Themen für das nächste Wochenbriefing auf uns zukommen wird, bleibt abzuwarten...


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