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Samstag, 20. Juli 2024

Creative Minority Report Nr. 39

Leute, es sind Ferien – alle machen blau von Flensburg bis nach Oberammergau, und folgerichtig steigt auch hier bei "Huhn meets Ei" mit viel Tamtam das Ferienprogramm. Ich hoffe, es gefällt euch, aber wenn nicht, ist das auch nicht zu ändern. Ich habe die vage Ahnung, dass das eine oder andere Detail der aktuellen "Creative Minority Report"-Ausgabe insbesondere beim, sagen wir mal, "bürgerlich-konservativen" Teil meiner Leserschaft ein gewisses Stirnrunzeln auslösen wird. Aber diese Klientel hat es ja noch nie leicht gehabt mit mir – und hält mir trotzdem die Treue. Dafür an dieser Stelle mal ein herzliches Dankeschön. 


Was bisher geschah 

Fangen wir mal so an: Die im vorigen Wochenbriefing abgegebene Prognose, diesmal würde uns wohl nichts daran hindern, am Sonntag "ganz normal" in Siemensstadt zur Messe zu gehen, hat sich einmal mehr als falsch erwiesen. Was uns diesmal daran hinderte, war der Umstand, dass wir am Abend zuvor erst gegen Mitternacht von der Sommerfrische in Werder nach Hause gekommen waren (Näheres dazu unter "Buntes Wochenende") und es daraufhin für ratsam hielten, die Kinder erst mal ausschlafen zu lassen. Wir fanden, wir könnten gefahrlos in Herz Jesu Tegel in die Abendmesse gehen, da diese von dem uns bekanntermaßen wohlgesonnenen Pfarrvikar aus Nigeria zelebriert wurde; vorher, also am Sonntag Nachmittag, gingen wir zu einem kleinen Festival unter dem Motto "Heatwave – Der Sound der Intoleranz" (äh nein, sorry: gegen Intoleranz), das auf der Wiese am Borsigturm stattfand – auch dazu weiter unten mehr. 

Am Montag, dem Gedenktag des Hl. Bonaventura, meldete mein Jüngster gleich morgens an, er wolle mal wieder "Beten mit Musik" gehen; mir war das sehr recht, zumal ich fand, dass wir das schon allzu lange nicht mehr gemacht hatten. Ehe wir dazu kamen, verbrachten wir aber erst mal rund zwei Stunden auf dem Spielplatz, und dann schlief der Junior auf dem Weg zur Kirche im Kinderwagen ein. Wieder einmal. Das passiert in letzter Zeit so regelmäßig, dass ich denke, es muss etwas mit Pawlowscher Konditionierung zu tun haben. Machte in diesem Fall aber nichts, denn auch nach dem Mittagsschlaf des Knaben hatten wir noch genug Zeit für unsere Andacht. Ich hatte gerade das zweite Lied ("Es blühe dein Recht" von Miriam Buthmann) gestartet, da kam jemand herein: ein kräftiger junger Mann mit milimeterkurzen Haaren und einem schwarzen T-Shirt, wahrscheinlich einer der Bauarbeiter, die das Dach erneuern. Als ich mich ein paar Minuten später nochmals nach ihm umdrehte, war er schon nicht mehr da. 

Am Dienstag hatte meine Liebste Kollegiums-Grillen zum Schuljahresabschluss und nahm die Kinder dorthin mit, während ich nach Siemensstadt zum Saison-Abschlussessen des KiWoGo-Arbeitskreises fuhr (mehr dazu unter "Schwarzer Gürtel in KiWoGo"). Am Mittwoch hatte unser Tochterkind dann seinen letzten Schultag in der ersten Klasse (s. "Neues vom Schulkind"), während für meine Liebste die Sommerferien schon begonnen hatten; das führte einerseits dazu, dass der Jüngste am Morgen nicht mitkam, seine große Schwester zur Schule zu bringen, und wir infolgedessen auch nicht – wie sonst mittwochs – zusammen in die Messe gingen, aber andererseits hielten wir dafür um die Mittagszeit eine weitere "Beten mit Musik"-Andacht ab, zu der diesmal auch meine Liebste mitkam. 

Und dann waren Ferien! Am Donnerstag machten wir erst mal "nichts Besonderes", schliefen so gut es ging aus, verbrachten viel Zeit auf dem Spielplatz. Am Freitag, also gestern, ging meine Liebste mit den Kindern baden am Tegeler See, ich blieb derweil aber zu Hause und beschäftigte mich mit verschiedenen Buchprojekten. Und damit war die Woche dann auch im Wesentlichen rum! 


Was ansteht 

Was wir bisher noch gar nicht so richtig auf dem Schirm hatten, ist, dass an diesem Wochenende Tegeler Hafenfest ist. So ganz werden wir uns dem wohl nicht entziehen können, schon der Kinder wegen, aber in welchem Ausmaß wir daran teilnehmen, ist noch nicht sicher; ebensowenig, ob wir am morgigen 16. Sonntag im Jahreskreis nun wirklich mal wieder "ganz normal" in Siemensstadt in die Messe gehen werden oder doch eher in die Allerheiligenkirche in Borsigwalde, wo der schon erwähnte, aus Nigeria stammende Pfarrvikar der Pfarrei St. Klara Reinickendorf-Süd sein 40. Weihejubiläum feiert (mit anschließendem Stehempfang). Im Übrigen muss ich mich um einen neuen Personalausweis kümmern, eine neue Folge meiner Tagespost-Kolumne "Klein.Kram" schreiben, und wir haben eine Verabredung mit der Familie einer Schulfreundin des Tochterkindes angedacht (die praktischerweise auch einen kleinen Bruder hat, der ungefähr so alt ist wie unser Jüngster). Und am Donnerstag bin ich zu einer Gedenkveranstaltung anlässlich des 3. Todestags des Aktionskünstlers Ben Wagin eingeladen; wie ich zu der Ehre gekommen bin, dorthin eingeladen zu werden, verrate ich, wenn ich da war (oder eben nicht). 


Buntes Wochenende Teil 1: Sommerfrische in Werder 

Was hatte es jetzt eigentlich mit dieser Sommerfrische in Werder auf sich, von der wir letzten Samstag erst so spät nach Hause kamen? – Ich hatte ja bereits erwähnt, dass es sich sozusagen um eine "Folgeeinladung" des Picknicks gehandelt hatte, bei dem wir Ende Juni waren. Dort hatte ich, nicht zuletzt dank der Initiative meiner charmanten und kontaktfreudigen Kinder, den in den letzten Jahren praktisch zum Erliegen gekommenen Kontakt zu einem früheren Mitbewohner der Gastgeberin erneuert, mit dem ich vor Jahren so manches Mal zusammen auf der Bühne oder vor der Kamera gestanden hatte: Im Zivilberuf ist er zwar Mathematiker an einem Forschungsinstitut in Potsdam, hat aber auch eine ausgeprägte künstlerische Ader. Nun wohnt er jedenfalls schon seit einigen Jahren mit seinem Lebensgefährten in einem Haus in Werder, und zusammen veranstalten sie alljährlich im Sommer ein Gartenfest für "Freund:innen und wohlgesonnene Menschen". Und diesmal waren wir also dabei. 

Das Haus war übrigens an den Hang gebaut, was den bemerkenswerten Effekt hatte, dass man unten hineinging, dann im Haus eine Treppe hinaufging und eine Etage höher wieder nach draußen in den Garten ging. 





Die anwesenden "Freund:innen und wohlgesonnenen Menschen" waren eine recht bunt gemischte Truppe, auch von der Altersstruktur her, auch wenn die meisten wohl doch einige Jährchen älter waren als meine Liebste und ich. Außer unseren Kindern waren zunächst noch zwei Mädchen im Grundschulalter da, aber zwischen diesen und unserer Tochter wollte der Funke irgendwie nicht so recht überspringen; zwischen ihren Eltern und uns übrigens auch nicht, obwohl wir uns bemühten. Nach einer Weile kamen wir daher überein, erst einmal einen Spaziergang zu einer nahen Badestelle am Großen Plessower See zu machen und ein bisschen baden zu gehen. Ich persönlich hatte eigentlich nicht die Absicht, schwimmen zu gehen, aber nachdem ich erst einmal bis über die Knie in den See hineingewatet war, packte mich doch die Lust. Schwimmen gehört irgendwie einfach zum Menschsein dazu, klingt vielleicht komisch, is' aber so. 

Als wir vom Baden zurückkamen, war auf dem Gartenfest inzwischen eine weitere Familie mit zwei Kindern etwa im Alter unserer Kinder eingetroffen, wie bei uns war das größere Kind ein Mädchen und das kleinere ein Junge, und bald tobten diese vier mit bemerkenswerter Ausdauer gemeinsam durch den Garten. In einer Sitzgruppe packte derweil eine Frau mittleren Alters eine Ukulele aus und begann Evergreens von Simon & Garfunkel bis Udo Jürgens zu spielen, eine Gruppe überwiegend älterer Zuhörer sang nach Kräften mit, soweit die Textkenntnis es hergab. Zunächst fand ich das auf skurrile Weise sympathisch und erheblich ansprechender als z.B. das musikalische Programm beim Baumfest in Panketal neulich; aber es hörte halt nicht wieder auf, und nach einer Weile fühlte ich mich mehr und mehr an eine Folge meiner neuen Lieblingsserie "Young Sheldon" erinnert, in der Sheldon eine Schule für hochbegabte Kinder in Dallas besuchen und zu diesem Zweck bei einem ältlichen und auf den ersten Blick sehr netten Professorenehepaar wohnen soll. Zu den Gründen, weshalb Sheldon am Ende doch froh ist, wieder nach Hause zu dürfen, gehört es, dass seine Gasteltern abends am Klavier Hippie-Lieder singen. Na, ich schätze, man muss es gesehen haben, um zu verstehen, was daran witzig ist

Wie dem auch sei: Am Ende hatten wir Mühe, die Kinder rechtzeitig zum Abschied vom Garten und ihren neuen Freunden (die leider normalerweise in Norwegen leben und nur zu Besuch bei den Großeltern waren) zu bewegen, um noch den vorletzten Zug zurück nach Berlin zu erwischen. Auf der Fahrt wurden die Kinder dann doch sehr müde, schliefen jedoch nicht ein – wozu es auch beitrug, dass in die S-Bahn, mit der wir vom Bahnhof Friedrichstraße nach Tegel fuhren, eine Horde von Frauen um die 30 (und ein paar älteren) einstieg, die Junggesellinnenabschied feierten, was beinhaltete, dass sie den Waggon mit einer mobilen Lautsprecherbox beschallten und unflätige Lieder grölten. Als meine Liebste sie fragte, ob sie nicht ein bisschen Rücksicht auf andere Fahrgäste (z.B. unsere Kinder) nehmen könnten, wurden sie erst richtig unangenehm. Unser Tochterkind betitelte die Frauen rückblickend als "Hochzeits-Zombies"; eine gelungene Wortprägung, wie ich finde. 


Buntes Wochenende Teil 2: Wir feiern hier ne Party, und du bist nicht dabei 

Dass am selben Wochenende in Tegel das "Heatwave"-Festival stattfand, hatte ich eher zufällig herausgefunden, als ich auf einem Spaziergang mit den Kindern an der Wiese am Borsigturm vorbeikam, während da gerade der Aufbau lief. Ich merkte mir vor, dass wir da ja vielleicht am Sonntag hingehen könnten, und so machten wir es dann auch. Das erwies sich als eine sehr glückliche Entscheidung: Die Kinder konnten dort mit Airbrush und/oder Siebdruck T-Shirts, Käppis und Stoffbeutel gestalten, an einem Stand des Vereins "Sweet Mama" gab es internationale Leckereien und an einem vom Jugendamt gesponserten Stand – kein Witz! – alkoholfreie Cocktails. Was das Bühnenprogramm anging, versprach die Veranstaltungsankündigung "Live Musik aus Pop, Afrobeats, Deutschrap, HipHop und Pop", und wenn das etwas redundant wirkt, dann kann ich nur sagen: So hörte es sich auch an. Und live war an dieser Musik auch nicht sonderlich viel; allenfalls wurde zu Halbplayback live gerappt, aber oft war ich mir keineswegs sicher, ob es nicht doch Vollplayback war. Wie dem auch sei: Letztlich sagte ich mir, die Musik muss mir nicht gefallen, ich gehöre schließlich nicht zur Zielgruppe

Das eigentlich Interessante und wirklich Bemerkenswerte an diesem Festival war nämlich der Umstand, dass es sich dabei – wie ich erst erfuhr, als ich dort war – um ein partizipatives Jugendprojekt handelte: Eine Gruppe von Jugendlichen hatte das Festival selbst konzipiert, gestaltet und realisiert – gefördert durch das Jugendamt und das Bezirksamt Reinickendorf und mit Hilfe von "Festival-Coaches" der Kulturcoaching gUG. Hut ab, kann ich da nur sagen. 



Eine Schlussfolgerungen aus diesem Slogan könnte lauten: "Und deshalb braucht man beides." Stimmt ja irgendwie auch.

Ein paarmal im Laufe des Nachmittags gab es kräftige Gewitterschauer, die aber jeweils nicht lange anhielten; während eines solchen Regengusses saß ich in der Chill-Out-Zone neben einem jungen Mann, der sich kurz darauf als der Singer/Songwriter Relya Voy entpuppte. Nie gehört? Nicht schlimm, hatte ich bisher auch nicht. Jedenfalls wurde er, während ich daneben saß, von den Veranstaltern angesprochen: Die Gruppe, die im Bühnenprogramm vor ihm an der Reihe war, hatte technische Probleme (ihr Equipment war im Regen nass geworden und dadurch hatten sich Voreinstellungen gelöscht, oder so ähnlich), und um Leerlauf im Programm zu vermeiden, wollten die Veranstalter nun Relya Voy bitten, seinen Auftritt vorzuziehen. Das wollte der aber nicht so gern, und der Grund war durchaus einsichtig: Er wartete noch auf seine Fans, jedenfalls einige von diesen. Kleine Festivals wie dieses leben nun mal zu einem gewissen Anteil davon, dass die auftretenden Musiker ihr eigenes Publikum mitbringen, und da sind Änderungen in der Auftrittsreihenfolge durchaus problematisch. 

Schließlich trat dann, mit einiger Verzögerung doch die Gruppe auf, die eigentlich "dran" war – ein Duo, bestehend aus einem Sänger/Rapper und einem Gitarristen, womit der Live-Anteil der Musik schon mal höher war als bei den meisten anderen Acts. Und zu meiner eigenen Überraschung fand ich dem Auftritt dieser beiden jungen Männer – die aus Mecklenburg-Vorpommern kommen und sich Esco nennen – richtig gut. Sogar so gut, dass es einer der Songs, die sie bei diesem Festival spielten, sogar zu meinem Ohrwurm der Woche gebracht hat (s. unten). Relya Voy, der danach auftrat, war auch nicht schlecht, aber Esco rockten einfach mehr. 

Übrigens: Sind dir, o Leser, auf dem Foto mit dem Toleranz-Banner die Religionssymbole in der linken unteren Ecke aufgefallen? Mich haben sie darauf aufmerksam gemacht, dass dieses Festival praktisch vor der Haustür der Kirche Herz Jesu stattfand, und ich finde es auf bezeichnende Weise ärgerlich – wenn auch nicht gerade überraschend –, dass dir Pfarrei hier keinerlei Präsenz zeigte. Fairerweise muss man sagen, dass mir das beim Stadtteilfest in Siemensstadt, das am Tag der Fête de la Musique stattfand, schon genauso ergangen ist; in gewissem Sinne war das sogar noch ärgerlicher, und zwar deshalb, weil die Veranstalter ausdrücklich bei der Gemeinde von St. Joseph Siemensstadt angefragt hatten, ob sie sich beteiligen wolle. Das weiß ich deshalb, weil es bei der jüngsten Gemeinderatssitzung, an der ich als Gast teilgenommen habe, unter Tagesordnungspunkt "Verschiedenes" angesprochen wurde und irgendwie ergebnislos verhallte. Das Ergebnis war, die evangelische Gemeinde hatte einen Stand auf diesem Fest, die Stadtmission hatte einen (an dem es sogar Gratis-Popcorn gab), und die katholische Kirche hatte keinen

Sicherlich ist das "Heatwave"-Festival damit nicht so ganz zu vergleichen – aus einer Reihe von Gründen, zu denen auch gehört, dass ich das Stadtteilfest in Siemensstadt nicht so richtig toll fand, das "Heatwave"-Festival hingegen sehr. Umso "schader" fand und finde ich es, dass die Kirche die Gelegenheit versäumt hat, dort Präsenz zu zeigen. Der Einwand, dass die Kirche zwischen all den "Progress Pride"- und Transgender-Flaggen auf diesem Festival irgendwie deplatziert gewirkt hätte, gilt ja wohl heute nicht mehr – zumal die Pfarrei St. Klara Reinickendorf-Süd ja sogar einen Queer-Beauftragten hat. Eigentlich sogar zwei, aber okay, Pater Mephisto ist in Urlaub. Und wo war der Diakon? Nun gut, möglicherweise beim Pfarreifest, das an diesem Sonntag in St. Rita stattfand. Aber das ging ja wohl kaum den ganzen Tag

Man kann natürlich fragen, was genau Vertreter der Pfarrei eigentlich auf diesem Festival hätten machen sollen oder können, außer vielleicht Flyer für ihre monatliche Jugendgottesdienst-Reihe (bei der ich immer noch nicht gewesen bin!) zu verteilen. Aber genau das wäre ja schon mal besser gewesen als nichts. Das Problem ist, die Leute in düer Gemeinde, die Haupt- wie die Ehrenamtlichen, kämen überhaupt nicht auf so eine Idee. Und wenn ich da noch im Gemeinderat säße und so eine Flyer-Verteilaktion angeregt hätte, hätte sich höchstwahrscheinlich jemand gefunden, der eingewandt hätte: "Ja, aber wie sollen wir denn wissen, ob die Leute da überhaupt katholisch sind?". So denken die, im Ernst. 


Schwarzer Gürtel in KiWoGo: Saisonabschluss 

Am Dienstag war der Gedenktag Unserer Lieben Frau vom Berg Karmel, und an diesem Tag stand das schon länger angekündigte Saison-Abschlussessen des Arbeitskreises Kinderwortgottesdienst der Gemeinde St. Joseph Siemensstadt an. Wir trafen uns im Außenbereich eines italienischen Restaurants in Siemensstadt, leider in etwas reduzierter Besetzung (die allerdings weitgehend korrekt die tatsächliche Beteiligung an der Gestaltung der Kinderwortgottesdienste der zurückliegenden Saison widerspiegelte): Von den ursprünglich fünf Mitgliedern des Arbeitskreises waren nur drei dabei. Aber das war nicht schlimm; die Stimmung war gut, das Essen auch, und wir zogen eine rundum positive Bilanz der zurückliegenden KiWoGo-Saison. Wir waren uns einig, dass wir als Team gut miteinander auskommen, uns mit unseren Ideen gut ergänzen und dass die interne Kommunikation funktioniert, und freuen uns darauf, nach den Sommerferien in dieser Konstellation weiterzuarbeiten – auch wenn wir nichts dagegen hätten, wenn noch ein, zwei "neue Leute" dazukämen. Bei den einzelnen Kinderwortgottesdiensten, die wir gestaltet haben – eine Übersicht folgt –, gab es durchaus manchmal Pannen oder Manches ist einfach anders gelaufen, als wir es uns vorgestellt hatten, aber daraus kann man ja lernen; im Großen und Ganzen überwiegen jedenfalls die positiven Eindrücke. – Insgesamt haben wir als Team seit letztem Herbst acht Kinderwortgottesdienste gestaltet und geleitet, denen ich mal die folgenden Überschriften geben möchte: 

Hinzu kamen noch der Familiengottesdienst im Advent, bei dem ich nicht dabei war, der Kinderkreuzweg und die Bibelrallye bei der Spandauer Fronleichnamsfeier; insgesamt ein ganz stattliches Programm, würde ich sagen. – Am "Königskinder"-KiWoGo war ich überhaupt nicht aktiv beteiligt; zu den Themen "Wo wohnst du?" und "Der Herr ist mein Hirte" gab es verschiedene Versionen für die Erstkommunionkinder und für jüngere Kinder, wobei ich jeweils hauptverantwortlich für die Gestaltung der Version für die "Kleinen" war; ansonsten war mein Anteil an der Ausarbeitung des Konzepts von Fall zu Fall unterschiedlich, am geringsten wohl bei "Das Weizenkorn muss sterben", am größten bei "Gehet hin in alle Welt". Interessanterweise sind das genau die beiden Kinderwortgottesdienste, die ich insgesamt am gelungensten fand. "Woran erkennt man ein Wunder?" war auch sehr schön, litt aber an der sehr schwachen Beteiligung. Bei "Wo wohnst du?" ging in der Durchführung zwar so ziemlich alles schief, was nur schiefgehen konnte, aber trotzdem (oder zum Teil auch gerade deswegen) hat dieser KiWoGo einen speziellen Platz in meinem Herzen: Ich bin überzeugt, dass das Konzept an und für sich gut war und dass das, was daran nicht funktioniert hat, lediglich durch eine Verkettung ungünstiger äußerer Umstände bedingt war. Insgesamt bin ich der Meinung, dass alle acht Kinderwortgottesdienste der Saison konzeptionell so gut waren, dass man diese Konzepte wiederverwenden kann und auch sollte, wenn die entsprechenden Bibeltexte wieder "drankommen", aber auch, dass man an allen noch etwas verbessern könnte. Und jetzt bin ich gespannt, was die nächste Saison bringt! 

Was auch noch zur Sprache kam, war die Idee eines gemeinsamen "Gebets-Retreats" für die Teammitglieder, die beim Vorbereitungstreffen für den letzten KiWoGo der Saison aufgekommen war. Es wurde angedacht, dabei vielleicht auch die Erstkommunion-Katecheten und die Pfadfinderleiter mit einzubeziehen, zumal es zwischen diesen Personenkreisen sowieso Überschneidungen gibt. "Wir müssen dafür ja nicht unbedingt ins Gebetshaus Augsburg fahren, es gäbe bestimmt auch was, was näher dran ist", merkte ich dazu an – und kaum hatte ich das ausgesprochen, da kam mir der Gedanke: Wie wär's denn mit dem Achorhof? – Ich werde das mal im Auge behalten. 

Über Perspektiven für die Zukunft der Wichtelgruppe sprachen wir am Rande dieses Treffens ebenfalls, aber das ist ein Thema für sich, darauf komme ich ein andermal zurück. 


Neues vom Schulkind: Das erste Schuljahr ist geschafft! 

Es ist kaum zu glauben, wie die Zeit vergeht: Noch vor kurzem, so scheint es, war unsere Tochter ein Baby, das man zum Mittagsschlaf auf dem Sofakissen ablegen konnte und das mal einen ganzen Nachmittag damit verbrachte, zu üben, kleine Gegenstände von einer Hand in die andere zu nehmen – und nun hat sie ihr erstes Schuljahr erfolgreich abgeschlossen! Zeugnisse gibt es an ihrer Schule zwar nicht (außer auf Wunsch, z.B. bei einem Schulwechsel), dafür aber einen sogenannten "Jahresbrief"; das heißt, die Beurteilung über den Lernfortschritt des Kindes, besondere Fähigkeiten und Neigungen usw. wird als Brief der jeweiligen Vertrauenslehrkraft an das Kind selbst formuliert, dazu gibt's ein Fotoalbum mit Impressionen aus dem Schuljahr und einen Interview- bzw. Fragebogen, in dem das Kind sich dazu äußert, was ihm im zurückliegenden Schuljahr besonders gut oder weniger gut gefallen hat oder Schwierigkeiten bereitet hat, an welchen Lernangeboten es bevorzugt teilgenommen hat und so weiter. Ich find's super. In dem Brief an unsere Tochter wird ihre Kreativität und Phantasie hervorgehoben, ihr ausgeprägter Gerechtigkeitssinn – und ihr Talent, Freundschaften zu schließen; um letzteres beneide ich sie ziemlich, denn darin war ich nie so besonders gut. – Weiterhin enthielt der Jahresbrief die Einschätzung, unser Tochterkind sei "sehr gut an der Schule angekommen" und komme mit den Schulregeln und Abläufen gut zurecht. Mehr kann man im ersten Schuljahr eigentlich nicht verlangen, oder? Ich jedenfalls bin stolz auf meine Tochter. 


Geistlicher Impuls der Woche 

Wie bereits erwähnt, waren wir am vergangenen Sonntag in Herz Jesu Tegel in der Abendmesse, die von dem nigerianischen Pfarrvikar zelebriert wurde. Nach dem Evangelium gab er kund, er werde in dieser Messe nicht predigen, aber stattdessen werde es einen Impuls nach der Kommunion geben. Nanu, dachte ich, das ist ja mal ganz was Neues. Der besagte Impuls war dann gerade mal eineinhalb Minuten lang, knüpfte an das Evangelium vom Tag (Markus 6,7-13, die Aussendung der Jünger) an, bildete im Grunde aber nur die Einleitung zu einem Gebet, das die Gemeinde gemeinsam sprechen sollte und das daher, auf lose Blätter gedruckt, vorsorglich in den Bankreihen ausgelegt worden war. Ich habe mich bemüht, mit Hilfe von "St. Internet" eine Quelle für diesen Gebetstext ausfindig zu machen, jedoch sonder Erfolg; trotzdem, oder eigentlich gerade deshalb, möchte ich diesen Text gern als meinen Geistlichen Impuls der Woche verwenden. Hier ist er: 

"Herr Jesus, du hast deine Jünger zu den Menschen gesandt. Nichts anderes gabst du ihnen mit als die Kraft deines Geistes. Du selbst warst mit ihnen, dass sie andere zu einem neuen, heilen Leben rufen konnten. 

Sieh, Herr, ich kann nicht gehen wie sie; ich kann nicht predigen wie sie; ich kann nicht heilen wie sie; und doch kommst du in dieser heiligen Speise zu mir, nicht nur, um mich durch deine Gegenwart froh zu machen, sondern auch durch mich andere zu einem neuen Leben zu führen. Ich weiß nicht, wie du dies machen willst. So magst du selber handeln durch das, was ich tun muss. Und gerade dies hilf mir tun: dass ich mein Kreuz nehme und dir nachgehe; dass ich zu den Geringsten gehören will, denen das Reich verheißen ist; und dass ich vor Gott und den Menschen nicht klage, weil ich weiß um die Liebe des Vaters, der auch im Leid seine Nähe nicht entzieht. 

Herr, wenn dies dein Auftrag ist, dann will ich es tun, denn du selbst hast dich mir zugesagt in der heiligen Speise, um bei mir zu sein an jedem Tag. 

Dir sei die Ehre heute und in Ewigkeit. Amen."


Ohrwurm der Woche 

Esco: Alle dabei 

Das ist er, der Ohrwurm, den ich dem Besuch des "Heatwave"-Festivals auf der Wiese am Borsigturm verdanke. Gemessen daran, dass die Gruppe selbst ihren Stil als Alternative Trigger Rap bezeichnet, klingt die Nummer für mich ziemlich nach Punk bzw. Alternative Rock. Man kann stellenweise den Eindruck haben, die Rhythmusmaschine holpere ein bisschen, aber man muss wohl davon ausgehen, dass das so soll. Live rockt die Nummer übrigens noch mehr; und dass sie von einer Gruppe kommt, die (noch) so unbekannt ist, dass sie auf Mini-Festivals um die Ecke vor ein paar Handvoll Leuten spielt, macht sie mir nur umso sympathischer. 

Wenn ich sage, dass mich auch der Text des Liedes anspricht, lädt das natürlich erst mal zu Missverständnissen ein, da es vor allem in der ersten Strophe augenscheinlich nur ums Saufen geht; man könnte kritisieren, Alkoholkonsum werde da geradezu glorifiziert. Aber wenn man eine Antenne dafür hat, kann man selbst da schon bemerken, dass es eigentlich nicht so sehr ums Saufen an sich geht, sondern um das damit verbundene Lebensgefühl. In der zweiten Strophe wird das noch deutlicher: 

"Weißt du noch, als wir zu cool für nine to five waren 
Und als wir uns damals mal geschworen haben: 
Wir machen nie den Fehler 
So zu sein wie jeder 
Und jetzt sind wir Ingenieure, Verkäufer und Lehrer 
Auch wenn wir 30 sind, wir können das noch dreh'n 
Wer sagt, dass wir zu alt für sowas sind? – Nur das System! 
Komm, wir gründen 'ne WG irgendwo im Dachgeschoss 
Schreiben uns wieder ein und leben nur von unser'n Minijobs..."

Ich kann mir nicht helfen, Leser: Mir sagt das was. 


Samstag, 13. Juli 2024

Creative Minority Report Nr. 38

 Das Schuljahr neigt sich dem Ende zu, Leser – das erste Schuljahr unseres Tochterkindes, nebenbei bemerkt; aber nicht nur für Schulkinder stellt die Tatsache, dass die "Großen Ferien" vor der Tür stehen, eine bedeutende Zäsur dar. Nicht nur in Schulen und KiTas, sondern auch sonst nahezu überall ist ab demnächst Sommerpause: bei den Wichteln, beim Kinderwortgottesdienst, beim JAM, im Baumhaus... Zu all diesen Themen wird es also über den Sommer nicht viel Neues zu berichten geben – dafür aber Zeit und Platz für andere Themen, und natürlich Zeit und Platz zum Bilanzieren, Reflektieren und Planen. So sind im vorliegenden Wochenbriefing nochmals, nachdem ich ja schon vor zwei Wochen damit angefangen hatte, einige Überlegungen zur Wichtelgruppe an der Reihe, und voraussichtlich nächste Woche die Saisonbilanz des KiWoGo-Arbeitskreises. Und dann schauen wir mal, was die Ferienzeit so bringt... 

Was bisher geschah 

Nachdem am Samstag, wie bereits erwähnt, das Wichtelgruppentreffen – das das letzte vor der Sommerpause gewesen wäre – ausgefallen war (ein Umstand, der einige Reflexionen unter der Rubrik "Aus meinem Wichtelbuch" erfordert), hatten wir den ganzen Samstag ungewöhnlicherweise "nichts Besonderes" zu tun; und meine Vermutung, den Kindern könne ein Samstag ohne "Programm" auch mal ganz gut tun, schien sich prompt zu bestätigen, denn im Vergleich zu den vorangegangenen Wochenenden verlief dieser Samstag zum größten Teil ziemlich harmonisch. Sodann hatte ich vorige Woche in der Rubrik "Was ansteht" geschrieben, am Sonntag würden wir wohl "ganz normal" in Siemensstadt zur Messe gehen, aber dabei hatte ich nicht bedacht, dass es der erste Sonntag im Monat war, was mal wieder die Gelegenheit für ein "Gottesdienst-Double-Feature in Haselhorst" bot: erst Messe in St. Stephanus, dann freikirchlicher Gottesdienst "auf der anderen Straßenseite". Als ich dies meiner Liebsten unterbreitete, sagte sie "Au ja, lass uns das machen", also machten wir es so. 

Am Dienstag wollten mein Jüngster und ich eigentlich mal wieder eine Lobpreisandacht ("Beten mit Musik") in St. Joseph Tegel abhalten, nachdem wir die ganze vorige Woche nicht dazu gekommen waren. Als wir jedoch – pünktlich zum Angelusläuten – in der Kirche angekommen waren, war der Knabe – wieder einmal – im Kinderwagen eingeschlafen. Fand ich aber nicht schlimm: Mir war es ganz recht, an einem vor der Mittagshitze geschützten Ort ein bisschen Pause machen zu können, und ich sagte mir, wenn mein Jüngster ungefähr eine Stunde Mittagsschlaf hielte, hätten wir danach immer noch genug Zeit für unsere Andacht. Wir blieben also erst mal da; aber gerade als der Knabe anfing, sich zu regen, rumorte es in der Sakristei, kurz darauf erschien der Pfarrer mit einer Gitarre in der Hand im Altarraum, und fast gleichzeitig kam durchs Hauptportal eine KiTa-Gruppe herein. "Wir haben hier jetzt eine Probe", informierte mich der Pfarrer. Na schön, Proben für KiTa-Gottesdienste hatten mein Jüngster und ich an diesem Ort ja schon ein paarmal miterlebt. Da war allerdings der Pfarrer nicht dabei gewesen. "Äh, sind wir hier im Weg?", fragte ich vorsichtshalber; der Pfarrer bejahte das und fügte hinzu: "So sehr wir uns über jeden freuen, der unsere Kirchen besucht..." – Ich glaube, ohne diesen Zusatz hätte ich einfach den Kinderwagen an die Seite geschoben, mich mit dem inzwischen aufgewachten Junior ein paar Bankreihen weiter nach hinten hingesetzt und von dort aus, wie "sonst schon mal", der Probe zugesehen. Nun fühlte ich mich aber doch entschieden unerwünscht und ging lieber raus. Merke: Wen oder was dieser Pfarrer in "seiner" Kirche duldet, ist offenbar stark von der Tagesform abhängig. 

Die Schilderung der Ereignisse des Mittwochs gibt zwar quantitativ nicht so viel her wie "sonst schon mal", aber wohl doch gerade genug, um eine separate Rubrik "Immer wieder mittwochs" zu rechtfertigen; umso mehr, als diese Rubrik in den Ferien wohl ausfallen wird. Am Donnerstag, dem Fest des Hl. Benedikt, hätte sich eigentlich der Arbeitskreis Kinderwortgottesdienst zum Saisonabschluss treffen sollen, aber infolge einer Terminkollision wurde dieses Treffen kurzfristig verschoben...


Was ansteht 

Wenn alles läuft wie geplant, sind wir, während dieser Artikel online geht, gerade bei einem Sommerfest in Werder an der Havel; ich werde berichten. Morgen, am 15. Sonntag im Jahreskreis, werden wir dann wohl wirklich "ganz normal" in Siemensstadt zur Messe gehen, jedenfalls wüsste ich diesmal nicht, was uns davon abhalten sollte. Und dann sind es noch drei Schul- und Arbeitstage bis zum Beginn der Sommerferien. Abgesehen davon, dass Dienstag nun aber wirklich das Saison-Abschlussessen des KiWoGo-Arbeitskreises stattfinden soll, ist von diesen Tagen nicht viel Spektakuläres zu erwarten, und auch für die erste halbe Ferienwoche haben wir noch keine besonderen Pläne. Ich bin zwar sehr dafür, in dem Teil der Ferien, den wir "zu Hause" verbringen, mal mit der ganzen Familie einen Trip zum Achorhof zu unternehmen, aber wann genau wir das machen, ist noch nicht sicher. Davon abgesehen haben wir ins Auge gefasst, unserer Großen auch in den Ferien ein paar Verabredungen mit ihren liebsten Schulfreundinnen (sofern die nicht verreist sind) zu ermöglichen – damit sie die Schule nicht zu sehr vermisst... 


Aus meinem Wichtelbuch 

Okay, nun ist es wohl an der Zeit, die Bilanz der Wichtel-Saison zu ziehen: Sieben Wichtelgruppentreffen waren für den Zeitraum zwischen Oster- und Sommerferien geplant gewesen, zu festen Terminen, regelmäßig alle zwei Wochen. Tatsächlich stattgefunden haben davon vier, wobei jeweils maximal vier Kinder teilnahmen, meist jedoch nur drei; das letzte Treffen war am Samstag nach Pfingsten, danach kam keiner der geplanten Termine mehr zu Stande. Was soll man dazu sagen? Im Grunde lautet die naheliegende Antwort auf die Frage, was man anders machen müsste, damit es in Zukunft besser läuft: so ziemlich alles. Aber das ist natürlich viel zu allgemein formuliert und daher nicht besonders hilfreich. Also werden wir mal detaillierter. 

Wünschenswert, wenn auch wohl auf kurze Sicht nicht so leicht realisierbar wäre es, das Team neu aufzustellen. Wenn schon die Leitungsverantwortung de facto an mir hängen bleibt, dann brauche ich wenigstens bei der inhaltlichen Gestaltung Unterstützung. Und bei der Werbung. Allerdings sehe ich die Leute, die in diesen Bereichen mitarbeiten wollen, im Moment nicht gerade Schlange stehen. 

Wo wir gerade bei der inhaltlichen Gestaltung waren: Ja, die einzelnen Gruppenstunden sollten gründlicher vorbereitet werden. Wobei da auch wieder ein Dilemma lauert, denn je besser die Gruppenstunde vorbereitet ist, desto frustrierender ist es, wenn dann doch keiner kommt. 

Der Termin – samstags vormittags um 10:30 Uhr – war offenbar ungünstig gewählt. Das habe ich an meinen eigenen Kindern gemerkt, die um diese Uhrzeit oft nicht gut drauf waren, rein vom Biorhythmus her. Und dann kommt natürlich noch hinzu, dass der Samstag für gewöhnlich der erste Tag in der Woche ist, an dem die ganze Familie frei hat und theoretisch etwas gemeinsam unternehmen könnte – oder eben einfach mal gar nichts tun. Das ist ebenfalls eine nicht zu unterschätzende Hürde für eine (dem Anspruch nach) verpflichtende Gruppenveranstaltung. 

Definitiv nicht bewährt hat sich auch die Idee, die Treffen abwechselnd in Haselhorst und Siemensstadt abzuhalten. Nicht nur, weil es eine unnötige zusätzliche Hürde für potentielle Teilnehmer darstellt, sich jedesmal daran erinnern (oder nachsehen) zu müssen, wo das Treffen denn diesmal stattfindet, sondern auch und vor allem, weil der Garten von St. Stephanus Haselhorst sich so ideal für die Wichtelgruppe eignet, dass es nicht recht einsichtig erscheint, warum man sich überhaupt woanders treffen sollte. Im Gegenteil finde ich, man sollte den Garten von St. Stephanus stärker in die inhaltliche Gestaltung der Gruppentreffen einbeziehen. Auf diese Weise könnte die Wichtelgruppe dann auch dazu beitragen, dass sich in Sachen Gartenprojekt endlich mal was bewegt. Win-win, sach ich ma'. 

Damit wären wir dann also bei der Frage nach der konzeptionellen Ausrichtung angekommen, und hier lautet eine zentrale Erkenntnis: Konzeptionell ergibt eine Weiterführung der Wichtelgruppe als Wichtelgruppe nur dann Sinn, wenn man sie enger an die Pfadfindergruppe anbindet. So wie es ursprünglich auch eigentlich mal geplant war. Diese Überlegung hat mich darauf gebracht, man könnte die Wichtelgruppe eventuell in der Form weiterführen, dass man – vielleicht einmal im Monat – im Rahmen der Stammestreffen der Haselhorster Pfadfinder ein zusätzliches Programmangebot für Kinder von 3-7 Jahren macht. Wenn man dann noch, wie ich es ja anstrebe, einmal im Monat Kinder-Lobpreis-Disco macht und dazu vielleicht noch eine weitere, wiederum anders gestaltete monatliche Veranstaltungsreihe für Kinder im Vor-Erstkommunion-Alter (und deren Eltern), dann hat man ein einigermaßen breit gefächertes Angebot nach dem Prinzip "verschiedene Dinge an die Wand werfen und gucken, was davon kleben bleibt". Und wenn dann etwas kleben bleibt – wenn man einen festen Stamm von 5-10 Kindern hat, die regelmäßig kommen und motiviert sind –, dann kann man gemeinsam schauen, wie man weitermacht. 


Gottesdienst-Double-Feature in Haselhorst 

Gegenüber der ursprünglichen Absicht, "ganz normal" in Siemensstadt in die Messe zu gehen, brachte unser Plan, die frühere Messe in St. Stephanus Haselhorst zu besuchen, um danach noch 'rüber zu den Freikirchlern zu gehen, genau eine Schwierigkeit mit sich: Wir mussten – obwohl Haselhorst von unserem Zuhause aus mit öffentlichen Verkehrsmitteln erheblich schneller und unkomplizierter zu erreichen ist als Siemensstadt – eine Stunde früher aufstehen, was beim Schlafrhythmus unserer Kinder durchaus eine Herausforderung ist. Und wenn die Kinder unausgeschlafen sind, erforden, wie man sich wohl vorstellen kann, auch Verrichtungen wie Anziehen, Frühstücken und Schuhe finden einiges an Zeit. Den Bus, mit dem wir nahezu "von Haustür zu Haustür" hätten fahren können, verpassten wir um wenige Minuten, also mussten wir, um nicht allzu viel zu spät zu kommen, eine andere Busverbindung nehmen und kamen schließlich gerade noch zum Gloria in die Kirche gestolpert. 

Zelebriert wurde die Messe vom Spandauer Krankenhausseelsorger, der bekanntermaßen nicht gerade mein Lieblingsgeistlicher ist. Zufällig hatte ich gerade an diesem Morgen ein interessantes Bonhoeffer-Zitat gelesen, welches lautete: "Man erkennt oft schon an den ersten Worten der Liturgie, welche Theologie der Pfarrer hat." Nun hatten wir an diesem Sonntag wie gesagt die ersten Worte der Liturgie gar nicht mitbekommen, aber ich fand trotzdem, dass diese Aussage gut zu diesem Priester passe. Vielleicht aber auch doch nicht: Wenn ein Geistlicher es nicht lassen kann, die Texte aus dem Messbuch abzuwandeln oder ihnen etwas hinzuzufügen, spricht daraus vielleicht gar nicht notwendigerweise eine bestimmte Theologie, sondern eher Eitelkeit, ein Hang zu Wichtigtuerei, oder anders ausgedrückt, ein Mangel an Demut, den man gerade an einem Geistlichen bedenklich finden muss. Gewiss, die Texte des Messbuchs sind nicht fertig vom Himmel gefallen, es ist somit nicht unbedingt unstatthaft, der Meinung zu sein, an der einen oder anderen Stelle könnte oder sollte man etwas verändern, ja verbessern. Aber sich für befugt zu halten, diese Veränderungen und vermeintlichen Verbesserungen ad hoc und frei nach Schnauze selbst vorzunehmen, ist dann doch ein Anzeichen grober Selbstüberschätzung. – Ich will hier gar nicht so tun, als wäre der Spandauer Krankenhausseelsorger in dieser Hinsicht besonders schlimm; da gibt's noch ganz andere, wenn auch meines Wissens nicht in dieser Pfarrei. Er hat also einfach mal wieder das Pech, als Beispiel herhalten zu müssen. 

Zur Predigt ist zu sagen, dass ihr Zusammenhang zu den Lesungstexten vom Tag (1. Lesung Ez 1,28c-2,5, 2. Lesung 2 Kor 12,7-10, Evangelium Mk 6,1b-6) wieder einmal eher vage und assoziativ war, aber davon abgesehen war sie durchaus bemerkenswert; in der Hauptsache drehte sie sich nämlich um das Mysterium der Eucharistie und darum, warum wir Katholiken dazu aufgerufen sind, jeden Sonntag daran teilzunehmen. Dass er dafür den Cindy & Bert-Schlager "Immer wieder sonntags" als Aufhänger nutzte, fand ich persönlich nicht so geschmackvoll, aber da mögen die Meinungen geteilt sein. Ähnliches gilt dafür, dass er in seine Predigt so nebenbei die Bemerkung einfließen ließ, er habe "gestern seit langer Zeit endlich mal wieder Buletten selber gemacht, mit reinem Rinderhack, jeder hat so seine Vorlieben". – Was derartige anekdotische Einschübe angeht, glaube ich indes nicht, dass sie ihm aus purer Plauderseligkeit unterlaufen; ich denke, das macht er mit Absicht, und diese Absicht könnte man vielleicht so beschreiben, dass er denkt, es würde den Kernaussagen seiner Predigt größere Relevanz verleihen, wenn er sie zu den Banalitäten des Alltags in Beziehung setzt. Ich persönlich halte das ja für einen Irrtum; aber immerhin passt es so gesehen ins Bild, dass er zwischen die Vermeldungen und den Schlusssegen partout noch ein paar mitfühlende und tröstende Worte zum Ausscheiden Deutschlands aus der Fußball-Europameisterschaft einschalten musste. 

Etwas konsterniert war ich daraufhin, dass es in der Begrüßungsansprache im freikirchklichen Gottesdienst in der EFG The Rock Christuskirche ebenfalls um die Fußball-EM ging. Jedenfalls unter anderem. Allerdings fand der Gemeindeälteste (komische Bezeichnung übrigens – ich würde schätzen, der Mann ist jünger als ich), der seine Erlebnisse auf der "Fanmeile" schilderte, einen anderen Dreh: Bei ihm lief die Erzählung darauf hinaus, dass der Fußballgott eben nicht der wahre Gott ist und dass wir froh sein können, dass wir einen lebendigen Gott haben, der Gebete erhört. 

Anschließend sprachen zwei junge Männer, die gerade von einer Jüngerschaftsschulung zurückgekommen waren, die fast ein ganzes Jahr gedauert hatte. Einer von ihnen hatte die Glaubenserfahrungen, die er in dieser Zeit gesammelt hatte, zu einem Lied verarbeitet, das er nun am Klavier vortrug. Das war ein sehr emotionaler und persönlicher Moment, und ich verspürte ein spontanes Bedauern, dass für so etwas in einem katholischen Gottesdienst kein Platz ist. – So ein "Gottesdienst-Double-Feature" lädt ja insgesamt dazu ein, über die Unterschiede zwischen katholischen und freikirchklichen Gottesdiensten zu reflektieren (Lothar Zenetti kann ein Lied davon singen); und aus katholischer Sicht kann man ja, wenn man die Heilige Messe zum Maßstab dafür nimmt, was und wie ein Sonntagsgottesdienst sein sollte, leicht den Eindruck haben, dass dem freikirchklichen Gottesdienst fast alles Wesentliche fehlt. Umgekehrt kann es aber, wie man sieht, im freikirchklichen Gottesdienst auch Elemente geben, die in der Liturgie der Heiligen Messe keinen sinnvollen Platz haben, die aber trotzdem auch für katholische Christen heilsam und bereichernd sein könnten. Wer meinen Blog schon etwas länger kennt, wird wissen, dass ich nun wirklich nichts davon halte, die Messe mit Gestaltungselementen zu überladen, die in ihr eigentlich nichts zu suchen haben; die naheliegende Lösung wäre nun, andere Formate "gottesdienstlicher Veranstaltungen" zu schaffen, die mehr Raum für die Reflexion persönlicher Glaubenserfahrungen von Gemeindemitgliedern bieten – nicht als Alternative zur Heiligen Messe, die nun einmal Quelle und Höhepunkt des christlichen Lebens ist und bleibt, sondern als Ergänzung. Aber da bekommt man dann wieder Probleme mit der volkskirchlichen Mentalität, die davon ausgeht, dass "spirituelle Angebote", die über die Erfüllung der Sonntagspflicht hinausgehen, nur für kleine Zirkel von Hochengagierten interessant seien. Was vielleicht eine ganz realistische Einschätzung ist, aber hinzu kommt: Sofern es sich nicht um altbewährte und gewissermaßen volkstümliche Formen wie Rosenkranz-, Kreuzweg- und Maiandachten handelt, neigt die volkskirchliche Mentalität dazu, solche "spirituellen Angebote für hochengagierte Minderheiten" mit Misstrauen zu betrachten. Man will schließlich keine "Sekte" sein. – Ich schätze, das sollte ich mal an anderer Stelle vertiefen. 

Erst mal zurück zum Gottesdienst in der EFG The Rock Christuskirche! – Bevor die Predigt begann, wurden wie üblich die Kinder 'rausgeschickt: Kinder unter 5 Jahren (ggf. mit ihren Eltern) in den Eltern-Kind-Raum im Obergeschoss, Kinder von 5-11 Jahren in den sogenannten "Dino-Raum" im Keller. Ich ging mit unserer Großen nach unten, einerseits, weil sie es so wollte, andererseits aber auch, weil ich neugierig auf die Kinderkatechese war. Diese wurde von einer netten Studentin geleitet, und es ging um das Thema Neid. Dazu gab es zwei biblische Erzählungen – Sauls Eifersucht auf David (1. Samuel 18,1-9) und Nabots Weingarten (1. Könige 21) –, und daneben wurde viel über eigene Erfahrungen der Kinder mit dem Thema Neid gesprochen. Ich fand das insgesamt sehr gut, und die Kinder machten gut mit (auch meine Tochter); aber auf der methodischen Seite gab es doch wieder ein paar Punkte, die mich halb grinsend, halb stirnrunzelnd denken ließen "Typisch, diese Evangelikalen mal wieder". Das ging damit los, dass die beiden Bibeltexte nicht etwa frei nacherzählt oder aus einer Kinderbibel vorgetragen, sondern im insbesondere für Kinderohren doch etwas sperrigen Wortlaut der Revidierten Elberfelder Übersetzung vorgelesen wurden; dazu bekam jedes Kind eine Brockhaus-Taschenbuchausgabe der Elberfelder Bibel in die Hand, um den Text mitlesen zu können, und es hatte den Anschein, als werde von den Kindern erwartet, von allein zu wissen, wo sie das 1. Buch Samuel und das 1. Buch der Könige in der Bibel zu suchen hätten. Wohlgemerkt, die Zielgruppe der Veranstaltung waren Kinder von 5-11 Jahren. Ein einziger etwas älterer (vielleicht 13- oder 14-jähriger) Junge war dabei, der seine Teilnahme quasi damit entschuldigte, er habe Mühe, sich auf die lange Predigt im Erwachsenengottesdienst zu konzentrieren. Kann ich ihm nicht verübeln... 

Schön war natürlich auch wieder der gesellige Teil nach dem Gottesdienst, mit Kaffee und Kuchen und netten Gesprächen. Aber das ist dort ja praktisch immer so. 


Immer wieder mittwochs 

Am Mittwoch war der Gedenktag der "Heiligen Drei Könige des Nordens", wie ich sie mal nennen möchte: Erik, Olaf und Knut. Das ist zwar im deutschen Regionalkalender "nur" ein nicht-gebotener Gedenktag, aber Pater Mephisto, der die Messe in St. Marien Maternitas hielt, berücksichtigte ihn trotzdem in der Liturgie – wozu ihn, wie er erzählte, unter anderem der Umstand veranlasst hatte, dass er ab nächster Woche in Schweden in Urlaub ist. "Von katholischer Seite", so meinte er, sei Skandinavien ja "ein bisschen aus dem Blick geraten", nachdem "das ganze skandinavische Gebiet der Reformation gefolgt" sei; "aber das Christentum ist präsent, ist lebendig in den skandinavischen Ländern. Beten wir darum, dass es so bleibt, dass es sich weiter entwickelt – und dass auch die katholische Kirche dort mehr und mehr Fuß fasst", fügte er hinzu; und ich dachte unwillkürlich, wenn man's nicht besser wüsste, könnte man ihn allein aufgrund dieser Ansprache für einen ausgesprochen konservativen Geistlichen halten. – Bei den Fürbitten unterlief dem steinalten Lektor ein bezeichnender Lapsus: "Lass unser Land an dem von den Vätern ererbten Glauben unverbindlich festhalten", las er aus dem Fürbittbuch vor; ich möchte doch sehr stark annehmen, dass da tatsächlich "unverbrüchlich" oder etwas in der Art stand. 

Am Nachmittag war JAM, und zwar zum letzten Mal vor den Sommerferien; aus diesem Anlass gab es da diesmal etwas Besonderes, nämlich den "JAM-Jahrmarkt". Im Garten waren sechs Spielstationen aufgebaut (z.B. Dosenwerfen, Luftballon-Dart, Entenangeln, Bobby-Car-Slalom), zu denen die Kinder in beliebiger Reihe antreten und – je nachdem, wie gut sie die jeweilige Aufgabe bewältigten – pro Station bis zu zehn Punkte bekommen konnten; die drei Kinder mit der höchsten Gesamtpunktzahl bekamen am Ende einen Preis. Zusätzlich gab es eine "Snackstation" mit Popcorn und Gummischlangen. 


Obwohl dieser "Jahrmarkt", wie man sich wohl vorstellen kann, einen großen Teil der JAM-Zeit in Anspruch nahm, gab es auch diesmal wieder ein Lobpreislied ("Vorwärts" von Mike Müllerbauer) und eine kleine Katechese – nämlich zum Jesuswort "Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben" (Joh 15,5): Diese Bibelstelle wurde mit Hilfe von Weinlaub, Weintrauben und Rosinen veranschaulicht, das gefiel mir ausgesprochen gut und scheint mir nachahmungswürdig. Und zuletzt wurde dann noch gegrillt. Ein würdiger Saisonabschluss! 

Übrigens wurden zum Abschluss auch Flyer für die diesjährige Kinderbibelwoche verteilt, aber daran werden wir wohl nicht teilnehmen können, da wir, wenn alles nach Plan läuft, ausgerechnet in der Woche "in Ostfriesland auf'm Ponyhof" sein werden. Empfehlen kann ich die Veranstaltung jedoch sehr, daher – für diejenigen meiner Leser, für die das in Frage kommt – hier der Flyer: 



Geistlicher Impuls der Woche 

Der Abt muss bedenken: Wem mehr anvertraut ist, von dem wird mehr verlangt. Er muss wissen, welch schwierige und mühevolle Aufgabe er auf sich nimmt: Menschen zu führen und der Eigenart vieler zu dienen. Muss er doch dem einen mit gewinnenden, dem anderen mit tadelnden, dem dritten mit überzeugenden Worten begegnen. Nach der Eigenart und Fassungskraft jedes einzelnen soll er sich auf alle einstellen und auf sie eingehen. So wird er an der ihm anvertrauten Herde keinen Schaden erleiden, vielmehr kann er sich am Wachsen einer guten Herde freuen. Vor allem darf er über das Heil der ihm Anvertrauten nicht hinwegsehen oder es geringschätzen und sich größere Sorge machen um vergängliche, irdische und hinfällige Dinge. Stets denke er daran: Er hat die Aufgabe übernommen, Menschen zu führen, für die er einmal Rechenschaft ablegen muss. 

(Aus der Ordensregel des Hl. Benedikt) 

 

Ohrwurm der Woche 

Steve Winwood: Higher Love 


Ich gebe es zu: Dass ich mich an diese schöne 80er-Jahre-Nummer erinnert habe, ist vorrangig einer Folge von "Young Sheldon" zu verdanken. Ich erwähnte ja neulich schon mal, dass das neuerdings meine Lieblings-Fernsehserie ist. Und in der Pilotfolge läuft dieses Lied im Hintergrund, während Sheldons Mutter ihn zu seinem ersten Schultag an der Highschool fährt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Song an dieser Stelle nicht nur des Zeitkolorits wegen ausgewählt wurde (weil die Handlung der Serie nun mal in den 80ern spielt), sondern auch, weil es zur Charakterisierung von Sheldons tief religiöser Mutter beiträgt – auch wenn man den Text wohl lediglich als implizit religiös bezeichnen kann: "Think about it, there must be a higher love ... without it, life would be wasted time" – das beschreibt eher die Suche nach Gott, als dass es ein entschiedenes Glaubensbekenntnis wäre; aber immerhin. 

Übrigens möchte ich anmerken, dass ich Steve Winwoods Karriereverlauf wirklich beeindruckend finde. Der Mann ist so alt wie meine Mutter, und schon mit 14 Jahren wurde er Leadsänger und Keyboarder der Spencer Davis Group. Ihre beiden wohl größten Hits, "Keep On Running" und "Gimme Some Lovin'", nahm diese Gruppe auf, als er 17 respektive 18 Jahre alt war. Man höre sich die Nummern mal an: Klingt das so, als ob da ein Teenager singt? Ich finde nicht. Is' aber so. Mit 19 Jahren gründete er Traffic, eine der bedeutendsten Bands der Psychedelic-Rock-Ära; mit 21 Jahren spielte er zusammen mit Eric Clapton in der kurzlebigen "Supergroup" Blind Faith. Und nach alledem legte er noch mit Mitte bis Ende 30 eine Solokarriere mit lupenreinem 80s-Pop hin, mit Hits wie "Valerie" und eben diesem hier. Und ist das eigentlich Chaka Khan, die da im Video mit ihm singt? – Ja, ist sie. Und sie tritt nicht nur im Video auf, sondern ist tatsächlich als Backgroundsängerin an dem Song beteiligt. 

Abschließend noch eine kleine Bemerkung zu "Young Sheldon": In der zweiten Folge gibt es eine Szene, in der der Protagonist sich wieder einmal über seine freche Zwillingsschwester Missy ärgert, und an dieser Stelle hört man aus dem Off die Erzählerstimme des erwachsenen Sheldon sagen: "Wissenschaftlicher Fakt: Schwestern sind das Schlimmste." Mein Jüngster gab dazu den trockenen Kommentar ab: "Also, meine nicht so." 




Mittwoch, 10. Juli 2024

Im Tal von Achor

Das Tal Achor, das im Westjordanland etwas südöstlich von Jericho lokalisiert wird (und wir wissen ja: Zwischen Jericho und Jerusalem liegt der Weg der Barmherzigkeit), wird im Alten Testament fünfmal erwähnt; die Mehrzahl dieser Erwähnungen findet sich im Buch Josua und steht somit im Zusammenhang mit der Landnahme des Volkes Israel. Als nach der Eroberung Jerichos ein Mann namens Achor einen Teil der Beute für sich behält und damit den Zorn Gottes auf das ganze Volk heraufbeschwört, wird er im Tal Achor gesteinigt und verbrannt (vgl. Josua 7); der Name des Tales wird als "Unheil" oder "Betrübnis" gedeutet. Gerade dieser Umstand scheint wesentlich dafür zu sein, dass das Tal Achor in den Prophetenbüchern, bei Jesaja und Hosea, in einem ganz anderen Kontext erwähnt wird – als ein Ort der Hoffnung und der Verheißung. "Dann wird die Scharonebene zur Schafweide / und das Achortal zum Lagerplatz der Rinder, / für mein Volk, das mich sucht", heißt es in Jesaja 65,10, und in Hosea 2,17b: "Das Achor-Tal werde ich für sie zum Tor der Hoffnung machen". 

"Im Tal vom Achor" ist außerdem der Titel eines deutschen Independent-Western aus dem Jahr 2022, aber darum soll es hier nicht gehen.

Vor einigen Wochen ging ich mit meinem Jüngsten um die Mittagszeit zum S-Bahnhof Tegel, in der Absicht, meine Liebste abzuholen, wenn sie von der Arbeit kam. Allerdings kam sie eine oder zwei Bahnen später als erwartet – was insofern eine interessante Fügung war, als ich während der Wartezeit ein interessantes Gespräch hatte. Ich wurde von einer Frau angesprochen, die vor Jahren ein paarmal bei unserem "Büchertreff" in Herz Jesu Tegel gewesen war, sich daher an mich erinnerte und nun von mir wissen wollte, ob es diese Veranstaltungsreihe noch gebe. Das musste ich ja nun verneinen, hielt mich, was die Gründe anging, indes einigermaßen bedeckt und wies stattdessen darauf hin, dass neuerdings der Förderverein von Herz Jesu in unregelmäßigen Abständen ein geselliges Beisammensein nach der Sonntagsmesse veranstalte, meines Wissens auch mit ein bisschen "Kulturprogramm", und die Bücher seien ebenfalls noch da. Die nächste Veranstaltung dieser Art sei am 9. Juni. Da könne sie nicht, erklärte die Dame: Da sei sie bei einem Arbeitseinsatz auf einem Hof im Kreis Teltow-Fläming, der von einer christlichen Initiative zu einer Begegnungsstätte und einem "Ort kirchlichen Lebens" (wie das im Pastoralkonzept des Erzbistums Berlin genannt wird) aus- und umgestaltet werde. Das fand ich ja nun ausgesprochen spannend; viel mehr konnte mir die Dame dazu zwar nicht sagen – sie war wohl selbst noch nie dort gewesen und war lediglich von einer Freundin zu diesem Arbeitseinsatz eingeladen worden –, aber anhand der Stichworte, die sie genannt hatte, wurde ich im Internet fündig. Was ich fand, war die Website des Vereins Achor e.V., der in Märkisch Wilmersdorf, einem Ortsteil von Trebbin, Teile eines denkmalgeschützten Dreiseitenhofs instandgesetzt hat (und an anderen Teilen des Gebäudeensembles weiterhin arbeitet) und dort, wie es auf der Website heißt, einen "lebendigen Ort der Begegnung" betreibt – mit Gästezimmern und Seminarräumen, einer großen Gemeinschaftsküche, einem Gottesdienstraum, einer Anbetungskapelle und einem Blumen-, Obst- und Gemüsegarten. Kurz, auf den ersten Blick sah das stark danach aus, als sei da Manches von dem verwirklicht, was meiner Liebsten und mir seit ein paar Jahren als Projektidee/Vision/Lebensmodell unter dem Arbeitstitel "Pfarrhausfamilie" im Hinterstübchen herumgeistert; oder zumindest, dass das Projekt "Achorhof" ausreichend Ähnlichkeit mit unserer Vision hat, dass man sich da einige Anregungen erhoffen konnte. Als ich meiner Liebsten davon erzählte, zeigte sie sich – sehr pragmatisch – vor allem an der Frage interessiert, wie dieses Projekt sich eigentlich finanziert. Wie man der Website entnehmen kann, erhält der Achorhof sowohl vom Bonifatiuswerk als auch vom Land Brandenburg Fördermittel; da wär's schon spannend zu erfahren, wie der Verein das eigentlich geschafft hat. 

Zunächst einmal wollte ich aber die ausgeprägte Vorliebe unseres Jüngsten für Ausflüge mit der Regionalbahn dazu nutzen, mir den Achorhof bei Gelegenheit mal persönlich anzusehen. Die Gelegenheit ergab sich am 24. Juni, dem Hochfest der Geburt Johannes des Täufers – einem Montag, an dem wir nicht, wie sonst montags üblich, bei meinen Schwiegermüttern eingeladen waren, da diese verreist waren. Schönes Wetter war obendrein; also fuhren wir, nachdem wir das Tochterkind zur Schule gebracht hatten, mit der S-Bahn zum Potsdamer Platz und von dort aus mit der Regionalbahn nach Thyrow (ebenfalls ein Ortsteil von Trebbin). Von dort aus hätte man mit dem Bus weiterfahren können, aber mir war eher danach, zu Fuß zu gehen. Ein Stück des Weges führte an der Landesstraße 795 entlang, und da gab es keinen Fußweg; das war etwas strapaziös, aber schon bald zweigte rechter Hand ein idyllischer Feldweg ab, und von da an flogen auf der gesamten rund zwei Kilometer langen Strecke Schmetterlinge vor uns her. 

Als wir schließlich das Gelände des Achorhofes erreichten, sahen wir auf einer Art Veranda vor einem Gebäude, an dem offenbar Umbau- oder Renovierungsarbeiten im Gange sind, zwei Männer sitzen und Mittagspause machen; ich meinte, es wäre wohl sinnvoll, diese Männer anzusprechen, woraufhin mein Jüngster kurzerhand beschloss, ihnen die Kuscheltiere vorzustellen, die er auf diesen Ausflug mitgenommen hatte – einen Hund, einen Roboter und ein Alien. Die Männer reagierten darauf freundlich amüsiert; als ich erklärte, wir seien hier, weil wir sozusagen gerüchteweise von diesem Hof und der Gemeinschaft, die ihn betreibt, gehört hätten und nun Genaueres zu erfahren hofften, erklärten sie allerdings, dazu könnten sie uns gar nicht viel sagen: "Wir arbeiten nur hier." Wir dürften uns aber gern auf dem Gelände umsehen, meinten sie, und einer fügte hinzu: "Es gibt hier eine Frau – die wohnt sogar hier, glaub' ich –, die kann euch alles zeigen. Die müsste jetzt auch da sein." 


Die besagte Frau – sie hieß Claudia – trafen wir tatsächlich recht bald, und sie zeigte sich überaus erfreut über unseren unangekündigten Besuch und unser Interesse. Zunächst berichtete sie ausführlich über die laufenden Restaurierungsarbeiten an einem rund 250 Jahre alten Fachwerkhaus an der Südseite des Hofes; das war durchaus interessant, aber andere Aspekte des Projekts Achorhof interessierten mich dann doch noch mehr. So etwa, dass es in der ehemaligen Scheune des Hofes eine Gemeinschaftsküche mit "Geschirr für 100 Personen" gibt – 

– und am anderen Ende der Scheune eine große Bühne – 


– und nicht zu vergessen einen Gottesdienstraum im ehemaligen Pferdestall.


Auch im Garten gab es allerlei zu entdecken – z.B. eine "Vogel-Lausch-Station" –, und wir durften Stachelbeeren und Schwarze Johannisbeeren direkt vom Strauch naschen. 






Insgesamt nahm die gute Claudia sich fast zwei Stunden Zeit, um uns auf dem Hof herumzuführen, und wir unterhielten uns dabei ausgesprochen gut. Als eine bemerkenswerte Fügung kann man es übrigens auch betrachten, das unser spontaner Besuch just auf den 3. Todestag der Gründerin des Achor-Vereins fiel; ihrem Grab auf dem bebachbarten Dorfkirchhof statteten wir ebenfalls einen kurzen Besuch ab, die Dorfkirche selbst war allerdings verschlossen. 

Insgesamt würde ich sagen, das war ein rundum gelungener Erstkontakt; wir kommen definitiv wieder, das nächste Mal möglichst zu viert. Eventuell gäbe es in den Sommerferien sogar mal Gelegenheit, bei den in Haus und Garten anfallenden Arbeiten mitzuhelfen... Ich werde berichten! 


Hinweis in eigener Sache: Dieser Artikel erschien zuerst am 28.06. auf der Patreon-Seite "Mittwochsklub". Gegen einen bescheidenen Beitrag von 5-15 € im Monat gibt es dort für Abonnenten neben der Möglichkeit, Blogartikel rund eine Woche früher zu lesen, auch allerlei exklusiven Content, und wenn das als Anreiz nicht ausreicht, dann seht es als solidarischen Akt: Jeder, der für die Patreon-Seite zahlt, leistet einen Beitrag dazu, dass dieser Blog für den Rest der Welt kostenlos bleibt! 


Samstag, 6. Juli 2024

Creative Minority Report Nr. 37

Saludos, Compañeros! So ziemlich jeden Samstag bestehen meine letzten Handgriffe am jeweiligen Wochenbriefing – abgesehen von der Formatierung des Texts und dem Einfügen von Links – darin, ein Vorschaubild auszuwählen und mir einen Einleitungsabsatz aus den Rippen zu schneiden. Was den letzteren Punkt betrifft, habe ich mich gefragt: Hat das aktuelle Wochenbriefing einen Roten Faden, einen Leitgedanken, der die einzelnen thematischen Abschnitte in einem höheren oder tieferen Sinne zueinander in Beziehung setzt? Nach eingehender Prüfung bin ich zu dem Schluss gekommen, dass sich in der neuen Creative Minority Report-Ausgabe, abgesehen von dem wie fast immer sehr präsenten Schwerpunkt Kinder- bzw. Familienkatechese, zwei Leitmotive benennen lassen, nämlich Gastrokritik und christlicher Anarchismus. Und jetzt hoffe ich, euch damit ausreichend neugierig gemacht zu haben... 

How do you want to contribute to creating a better climate in Berlin? Ich würde mal annehmen, die Frage ist bewusst mehrdeutig gehalten.

Was bisher geschah 

Wie im vorigen Wochenbriefing bereits angekündigt, war ich am vergangenen Samstag mit Frau und Kindern den ganzen Nachmittag bis in den frühen Abend hinein beim Baumfest in Panketal – und fuhren anschließend noch zum Baumhaus; für einen eigenständigen Artikel reicht das, was wir da erlebt haben, wohl nicht aus, für einen eigenen thematischen Abschnitt in diesem Wochenbriefing aber allemal ("Unter Bäumen"). Am Sonntag hatte meine Liebste Geburtstag; der erste Programmpunkt des Tages bestand indes darin, den letzten Kinderwortgottesdienst der Saison über die Bühne zu bringen ("Schwarzer Gürtel in KiWoGo"), und anschließend grillte der Sozialdienst katholischer Männer. Danach machten wir erst mal einen Spaziergang durch die immerhin zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Großsiedlung Siemensstadt, ließen die Kinder eine Weile auf einem Spielplatz herumtollen und gingen dann noch Eis essen, ehe wir heim nach Tegel fuhren. Zum Geburtstags-Abendessen gingen wir in ein indisches Restaurant in der Fußgängerzone von Alt-Tegel; ganz so lecker, wie man sich's hätte wünschen können, war das Essen dort nicht, aber ganz okay, auch vom Preis her. 

Am Montag unternahm ich erstmals den Versuch, eine schon letztes Jahr gegen Ende der Sommerferien ausgeheckte Idee ernsthaft in die Tat umzusetzen: nämlich, die Spandauer Filiale eines bekannten schwedischen Einrichtungshauses als Kombination aus KiTa und Co-Working-Space zu nutzen. Der Versuch scheiterte jedoch schon im Ansatz: Als wir gegen 11 Uhr dort ankamen, erfuhren wir, dass das Småland an diesem Tag erst um 15 Uhr öffnete. Schuld war offenbar Mitarbeitermangel. Also schauten wir uns auf dem neben dem Eingang zum Småland an die Wand montierten Fernsehschirm drei Folgen "Der kleine Rabe Socke" an und traten dann den Rückzug an. Mein Plan war, dass wir uns mit meiner Liebsten, die unerwartet früher Unterrichtsschluss hatte als sonst montags, in den Spandau Arcaden zu einer gemeinsamen Snackpause zu treffen; auf dem Weg dorthin schlief der Kleene allerdings im Kinderwagen ein. Als die Liebste eintraf, gingen wir dennoch zusammen zu KFC – und an dieser Stelle muss ich mich dann doch mal ausnahmsweise als Gastro-Blogger betätigen und sagen: Ich rate vom Besuch dieser Location ab. Der Burger, den ich hatte, war gut, aber die Fritten waren eher kläglich, die frittierten Hähnchenteile offenbar "schon etwas länger frisch", Softgetränke gab es nur in der "Zero"-Variante (uäh) und zum Kindermenü gab's kein Spielzeug. Dass die ganze Zeit ein Servier- und Abräumroboter durch den Laden fährt und Gäste anpflaumt, die ihm im Weg sind, ist anfangs irgendwie hübsch skurril, aber irgendwann nervt's dann halt auch. 

No, it's not.

Am Dienstag, dem Fest Mariä Heimsuchung, hatte meine Liebste unterrichtsfrei und wollte mit unserem Jüngsten einen Ausflug machen – woraufhin das Tochterkind spontan beschloss, sich einen Tag schulfrei zu nehmen, um zu diesem Ausflug mitkommen zu können. Ich blieb derweil zu Hause, um mich endlich mal wieder einem Buchprojekt zu widmen, das zuvor mehrere Monate brachgelegen hatte. Am Mittwoch, dem Fest des Apostels Thomas, waren die Kinder morgens mal wieder schwer wach zu kriegen, aber schließlich schafften wir es doch, früh genug zu Hause loszugehen, dass der Jüngste und ich, nachdem wir das Tochter zur Schule gebracht hatten, noch knapp pünktlich zur Messe in St. Marien Maternitas kamen. Diese wurde von dem nigerianischen Pfarrvikar zelebriert, der mir eigentlich als liturgisch ausgesprochen korrekt bekannt ist; umso konsternierter war ich, dass es in dieser Messe Kelchkommunion mit Selbstintinktion gab – und das auch noch in der so ziemlich schlimmsten denkbaren Form: Die Teilnehmer wurden ausdrücklich aufgefordert, "sich selbst ein Stück Leib Christi" von einer Patene zu nehmen, die der Priester in der einen Hand hielt, und dieses dann in den Kelch einzutauchen, den er in der anderen Hand hielt. Sorry, aber das geht nun wirklich gar nicht. Ich war nahe daran, unter diesen Umständen überhaupt nicht zur Kommunion zu gehen, aber da hatte ich die Rechnung ohne meinen Jüngsten gemacht, der, als der Rest der Gemeinde zur Kommunion antrat und ich einfach in der Bank sitzen blieb, nachdrücklich fragte: "Anstellen?" Also reihten wir uns hinter einer über-90jährigen Frau ein, die schon allein deshalb Mundkommunion empfing, weil sie beide Hände für ihre Gehhilfen brauchte. Danach stellte es dann keine weitere Schwierigkeit dar, auch mir die Mundkommunion zu spenden. – Was es über das JAM zu berichten gibt, findet sich diesmal wieder unter dem Rubrikentitel "Auf der anderen Straßenseite"

Der Donnerstag verlief weitgehend ohne besondere Vorkommnisse; am Freitag gab es an der Schule unseres Tochterkindes ein Schulfest, das mit einer Art Talentshow begann – rund zwei Stunden Programm mit zahlreichen Tanz-, Gesangs- und Rap-Nummern, einer Zaubershow und dergleichen mehr. Unsere Tochter trat dabei nicht auf, aber zwei der Tanzdarbietungen ("Guck mal diese Biene da" und "Komm lass uns tanzen") tanzte sie im Zuschauerraum mit und bewies damit, dass sie die Choreographie von vorn bis hinten beherrschte. Na, vielleicht traut sie sich im nächsten Jahr auf die Bühne... 


Was ansteht 

Heute vormittag hätte das letzte Wichtelgruppentreffen der Saison sein sollen, aber wie man angesichts der Entwicklung (bzw. Nicht-Entwicklung) der letzten Monate schon fast hätte erwarten können, fiel es abermals mangels Beteiligung aus; die fälligen und schon vorige Woche angekündigten Erwägungen, was man konkret unternehmen könnte und müsste, um der Wichtelgruppe nach der Sommerpause einen erfolgreicheren Neustart zu bescheren, verschiebe ich daher mal noch um mindestens eine weitere Woche. Am morgigen 14. Sonntag im Jahreskreis steht, erstmals seit gefühlt mehreren Monaten, "nichts Besonderes" an, also werden wir wahrscheinlich "ganz normal" in Siemensstadt in die Messe gehen. Und dann beginnt die letzte "ganze" Schul- und Arbeitswoche vor den Sommerferien – wenn auch im Grunde nur für das Tochterkind, denn an der Schule meiner Liebsten ist Exkursionswoche: An zwei Tagen ist sie mit ihren Schülern auf Exkursion und hat dafür den Rest der Woche frei (wird aber wohl einen dieser "freien" Tage für Bürokram verwenden müssen). Einen "Omatag" wird es in dieser Woche erneut nicht geben, da meine Schwiegermütter wieder verreist sind. Am Donnerstagabend findet das Saison-Abschlussessen des Arbeitskreises Kinderwortgottesdienst statt; ich erwähnte es bereits: Pizza essen auf Kosten des Kirchensteuerzahlers! Und am Samstag sind wir zu einem Sommerfest in Werder an der Havel eingeladen – das hat sich bei dem Geburtstagspicknick, bei dem wir vor zwei Wochen waren, gewissermaßen als "Folgeeinladung" ergeben – so kann der Sommer von mir aus weitergehen...! 


Unter Bäumen 

Die Einladung zum 17. Panketaler Baumfest verdankten wir vorrangig der Tatsache, dass im Förderverein des Robert-Koch-Parks Panketal, der dieses Fest ausrichtet, meine Schwiegermütter aktiv sind und auch am Festprogramm beteiligt waren. So gesehen war dieses Event für uns bzw. unsere Kinder eine Art "vorgezogener Omatag". Allerdings hatte ich – obwohl die Programmankündigung allerlei Angebote für Kinder umfasste (Holz-Geschicklichkeitsspiele, Kinderschminken, Basteln mit Naturmaterialien, eine Märchenerzählerin...) – im Vorfeld irgendwie den Verdacht, die Veranstaltung richte sich tendenziell eher an alte Leute. Was sich tatsächlich als nicht ganz falsch herausstellte. Sagen wir's so: Der Großteil der durch einheitliche T-Shirts als zum Veranstalter-Team gehörig gekennzeichneten Personen und auch ein beträchtlicher Teil der Festbesucher war mindestens Mitte 60, und so war es einigermaßen folgerichtig, dass der ganze Stil und die Atmosphäre des Fests deutlich die Handschrift der Grünen-Gründergeneration trug. So empfand ich das jedenfalls, und ich habe eine recht ausgeprägte Antenne dafür, denn meine Grundschul-Klassenlehrerin gehörte zu dieser Spezies, und ebenso eine Frau, die in meinem heimatlichen Dorf ein Kinder-Akkordeonorchester leitete und daneben diverse Funktionen in der dortigen katholischen Kirchengemeinde ausübte. Überhaupt habe ich den Eindruck, in Kiechengemeinden ist häufig derselbe (oder ein ähnlicher) Menschenschlag aktiv wie in Vereinen zur Förderung von Naturschutz und Kultur im ländlich-kleinstädtischen Raum. Muss wohl was mit "bildungsbürgerlicher Milieuverengung" zu tun haben. Jedenfalls erklärt das vielleicht, dass ich mich auf dem Panketaler Baumfest tendenziell fühlte wie auf einem Pfarrfest

Wobei man allerdings anerkennen muss: Als Pfarrfest betrachtet war's eher eins der besseren. Insbesondere was das Angebot für Kinder angeht: Unsere Kinder bastelten Raupen aus Eierpappen, das Tochterkind ließ sich schminken (der Jüngste hatte dazu keine Lust), und bei einem Quizspiel gewannen beide (mit Unterstützung jeweils eines Elternteils) je ein gehäkeltes Kuscheltier: Der Jüngste entschied sich für einen Froschkönig, das Tochterkind für einen melancholischen Hasen. 

Live-Musik (Gesang und Gitarre) gab's von der Musiktherapeutin Dörte Badock, die, wie ich hörte, schon seit Jahren quasi zum Inventar dieses Fests gehört. Somit verwundert es nicht, dass sich ihr musikalisches Repertoire (das eine bemerkenswert ironiefreie Interpretation von "Karl der Käfer" enthielt, andererseits aber auch das Popel-Lied von Gerhard Schöne), ihr Vortragsstil und überhaupt ihr ganzes Auftreten sich sehr stimmig in die Atmosphäre der Veranstaltung einfügte. Sie spielte zwei Sets von jeweils rund einer halben Stunde Länge, und während des ersten fragte ich mich, woran es eigentlich genau lag, dass mir ihre Performance nicht gefiel. Mal abgesehen davon, dass sie einfach nicht besonders gut sang und Gitarre spielte, aber das kann ja, wie ich an anderer Stelle schon mal angemerkt habe, durchaus auch sympathisch wirken. Tat es in diesem Fall aber nicht. Klar, manchmal stimmt einfach die Chemie nicht zwischen Performer und Zuhörer, und dafür kann dann keiner was; im vorliegenden Fall trug aber sicherlich auch die eigentümliche Mischung aus Ökoromantik und Ostalgie dazu bei, die aus ihrer Liedauswahl sprach. – Im zweiten Set bekamen die Liedtexte und Zwischenmoderationen einen zunehmend esoterisch-neuheidnischen Einschlag, selbst eine Hymne an die Pachamama fehlte nicht, kein Witz. Später trat dann noch eine Seniorentanzgruppe auf, deren Mitglieder einer noch früheren Generation anzugehören schienen als die Damen vom Förderverein und deren Darbietung in der Hauptsache darin bestand, sich zu abgeschmackter Schlagermusik langsam im Kreis zu drehen. Na, immerhin kein Sitztanz. Wir hörten derweil lieber der Märchenerzählerin zu – die allerdings für mein Empfinden deutlich zu schnell sprach: Auch wenn man die Leistung, sich bei diesem Tempo nur vergleichsweise selten zu verhaspeln, durchaus anerkennenswert finden mag, wirkte es doch hektisch und nicht sehr kindgerecht. 

Übrigens gab es auf dem Fest eine stilechte Öko-Toilette: 

Lebe glücklich, lebe froh / Wie der Frosch auf dem Haferklo.

Ich zog es allerdings vor, einen noch authentischeren Beitrag zum Ökosystem zu leisten und direkt an den "Baum des Jahrtausends" zu pinkeln. 

Bei aller Kritik muss man sagen, dass es den Kindern auf dem Fest so gut gefiel, dass wir am Ende Mühe hatten, sie zum Aufbruch zu bewegen. So kamen wir beim Baumhaus, wo wir zu Abend essen wollten, etwas später an als beabsichtigt – aber trotzdem nicht zu spät: Drinnen lief, als wir ankamen, noch ein Workshop-Gespräch im Rahmen des "Urgent Action Summit", also ließen wir uns draußen nieder, wo auch diesmal wieder ein Pizzaofen aufgebaut worden war. 

Außer Pizza gab es aber wie üblich auch Gemüseeintopf und Salat. Und Brot. 


Nachdem ja schon so ziemlich den ganzen Tag "Action" gewesen war, waren die Kinder am Abend ziemlich überdreht; wir schafften es zwar noch, einigermaßen zivilisiert zu Abend zu essen, und unterhielten uns dabei auch recht nett mit unseren Tischnachbarn, aber danach fanden wir, die Kinder müssten dringend nach Hause und ins Bett. Folglich konnten wir wieder nicht zur "News You Can Use"-Runde bleiben, was ich durchaus schade fand; aber nun gut, früher oder später wird sich schon mal wieder eine Gelegenheit ergeben. 


Schwarzer Gürtel in KiWoGo 

In der Kirche St. Joseph Siemensstadt herrschte zu Beginn der 11-Uhr-Messe am 13. Sonntag im Jahreskreis eine Raumtemperatur von 27 Grad, die Messdiener trugen kurze Hosen unter ihren Chorröcken, und der Pfarrvikar kündigte an, er wolle versuchen, die Messe kurz zu halten. Im Pfarrsaal bereitete der Sozialdienst katholischer Männer Essen für die Gemeinde vor, also mussten wir mit dem Kinderwortgottesdienst auf das bedeutend kleinere "Pfarrzimmer" ausweichen. Es war aber auch von vornherein nicht mit einem so großen Andrang zu rechnen gewesen, dass wir Platzprobleme bekommen würden; allerdings fiel die tatsächliche Beteiligung noch deutlich schwächer aus, als ich es erwartet hätte: Die Kirchenbänke waren insgesamt dünn besetzt, aber Kinder waren – mit Ausnahme meiner eigenen und der jüngsten Tochter meiner Teamkollegin – überhaupt keine da. Wir zogen unser vorbereitetes Programm aber trotzdem durch – und es lief sogar richtig gut! Die Idee, die Auferweckung der Tochter des Jaïrus als Rollenspiel zu gestalten, wollte ich angesichts der mageren Beteiligung schon fast fallen lassen, ließ mich aber umstimmen, da meine Tochter gern die Tochter des Jaïrus spielen wollte (eine nicht sehr anspruchsvolle Rolle: Sie musste nur auf einem Tisch liegen und sich im passenden Moment aufrichten). Meine Liebste übernahm daraufhin kurzerhand die Rolle des Jaïrus und meine Teamkollegin spielte Jesus, die beiden kleineren Kinder erhielten Statistenrollen und ich übernahm den Part des Erzählers. Beim anschließenden Auslegungsgespräch konzentrierten wir uns auf die Frage "Was ist bzw. woran erkennt man ein Wunder?" und stellten dabei den Gedanken in den Fokus, das Entscheidende an einem Wunder sei nicht, dass es ein spektakuläres, außergewöhnliches oder unerklärliches Ereignis ist, sondern vielmehr, dass sich darin das Wirken Gottes in der Welt zeigt. Am Sammeln von Beispielen aus dem eigenen Erfahrungsbereich beteiligte sich auch das Tochterkind, nämlich mit Beobachtungen aus dem Schulgarten – und ich war verblüfft, wie passend diese Beispiele waren (so etwa: Ein schon für tot gehaltener Baum bekam unverhofft neue Blätter). – Zum Abschluss gab es ein Gebet, und pünktlich zum Ende des Credo waren wir zurück in der Kirche. 

Was lautet also das Fazit dieses letzten KiWoGo vor der Sommerpause? – Natürlich hätte ich es schön gefunden, wenn ein paar mehr Kinder dabei gewesen wären. Womit indes nichts darüber gesagt ist, wie sich das auf die Qualität der Katechese ausgewirkt hätte. Das Rollenspiel wäre mit mehr Teilnehmern sicherlich lebhafter geraten, hätte aber wohl auch mehr Zeit in Anspruch genommen. An dem Auslegungsgespräch hat mir gerade gefallen, dass es so konzentriert war; ob das in einer größeren Gruppe genauso gut funktioniert hätte, sei mal dahingestellt. Hätten wir insgesamt mehr Zeit zur Verfügung gehabt, hätte ich gern noch ein Lied eingebaut, z.B. "Jesus, berühre mich" (a.k.a. "Nur den Saum deines Gewandes"). 

Abschließend noch eine Anekdote vom anschließenden Essen im Pfarrsaal: Als meine Liebste erwähnte, sie habe sich am Grill das vorletzte Stück Fleisch gesichert, das letzte sei für den Pfarrvikar reserviert, kommentierte ich: "Na, das ist ja auch... äh... würdig und recht." Worauf unsere sechsjährige Tochter wie aus der Pistole geschossen antwortete: "In Wahrheit ist es würdig und recht." Ich war begeistert. 


Auf der anderen Straßenseite 

Nachdem beim JAM in der vorigen Woche die Apostelgeschichte zu Ende erzählt worden war, war ich recht gespannt, was für eine Geschichte wohl diesmal drankommen würde; da es ja nicht mehr lange bis zu den Sommerferien war, ging ich nicht davon aus, dass mit einer neuen auf mehrere wöchentliche Fortsetzungen angelegten biblischen Erzählung begonnen werden würde, und damit hatte ich Recht. Tatsächlich erzählte die JAM-Leiterin eine Geschichte über einen Missionar, der in China ins Gefängnis geworfen wurde und den seine Wächter aufforderten, ihnen die christliche Heilslehre mittels eines Blattes Papier zu erklären. Eines leeren Blattes Papier, wohlgemerkt. Natürlich hatte sie zur Illustration dieser Erzählung ihrerseits ein leeres Blatt Papier mitgebracht, das sie erst faltete, dann in verschieden große und verschieden geformte Stücke zerriss und diese dann wiederum auseinanderfaltete – und die so entstandenen Formen benutzte, um damit die zentralen Aussagen der christlichen Glaubenslehre zu illustrieren. Ich versuchte hinterher, diese Geschichte – idealerweise mit einer "Bastelanleitung" für das Falten und In-Stücke-Reißen des Papiers – im Internet wirderzufinden, aber bisher ohne Erfolg. 

Als die Erzählung vermeintlich schon zu Ende war, spielte eine andere JAM-Mitarbeiterin der Leiterin sozusagen nochmals "den Ball zurück", indem sie sie fragte, was man denn nun konkret tun könne oder müsse, um an der Erlösung durch Jesus Christus, von der zuvor die Rede war, Anteil zu haben. Die Antwort darauf lief – wie man vielleicht hätte erwarten können – auf das klassisch evangelikal-freikirchliche "Jesus als meinen persönlichen Herrn und Erlöser akzeptieren" hinaus. Bei einer so starken Fokussierung auf die persönliche Willensentscheidung des Einzelnen frage ich mich immer, was eigentlich aus dem reformatorischen "sola gratia" geworden ist, oder weniger polemisch formuliert: was die Evangelikalen mit Aussagen Jesu wie "Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt" (Joh 15,16) anfangen. Erschwerend kommt hinzu, dass es sich bei den Adressaten dieser Katechese um Kinder handelt, die nach evangelikaler Auffassung noch gar nicht die nötige Reife für eine so schwerwiegende Lebensentscheidung haben. Ich habe das schon einmal problematisiert: Evangelikale Kinderkatechese geht prinzipiell davon aus, dass die Kinder noch keine Christen sind und bis auf Weiteres auch "noch nicht so weit sind", es werden zu können. Da ist es natürlich heikel, wenn man da mit Kindern hingeht, die bereits getauft sind und die nicht den Eindruck vermittelt bekommen sollen, ihre Taufe habe keine echte Bedeutung, weil sie ja nicht ihre eigene Entscheidung war. – Nun, man könnte sagen, wenn beim JAM ungefähr einmal in vier Monaten etwas vorkommt, was bei mir derartige Bedenken oder Einwände hervorruft, dann ist das aufs Ganze gesehen noch kein Grund, in Zweifel zu ziehen, ob man da als Katholik mit seinen Kindern guten Gewissens hingehen kann. Es unterstreicht aber, dass wir Katholiken selbst mehr und bessere katechetische Angebote für Kinder brauchen, und zwar nicht erst ab dem Erstkommunionalter. Das ist ein Gedanke, den man bei der fälligen Neukonzeption der Wichtelgruppe im Auge behalten sollte. 

Aber noch einmal kurz zurück zum JAM vom vergangenen Mittwoch: Im Zusammenhang mit dem Thema der "Lebensentscheidung für Jesus" erklärte die Leiterin den Kindern, eine solche Entscheidung könne auch bedeuten auf manche Dinge verzichten zu müssen, weil manche Dinge einfach nicht gehen, wenn man "mit Jesus unterwegs sein" wolle. Sie selbst zum Beispiel habe sich, als sie ihre Entscheidung für Jesus traf, von ihrer CD-Sammlung trennen müssen – und zwar nicht (wie man anhand klischeehafter Vorstellungen über Evangelikale vielleicht annehmen könnte), weil da böse Musik drauf war, sondern weil sie diese Musik mittels illegaler Downloads erworben hatte. "Und in der Bibel steht, dass wir uns an die Gesetze halten sollen und dass wir dem Staat gehorchen sollen." Nun wohl, die einschlägigen Bibelstellen kennen wir alle, gerade in der Corona-Zeit war vielfach die Rede davon. Ich muss allerdings sagen, dass ich die Argumentation "Man darf das nicht, weil es illegal ist" ein bisschen schwach und obendrein zirkelschlüssig finde. Zumal Legalität und Illegalität im demokratischen Staat – innerhalb der Grenzen verfassungsmäßig garantierter Grundrechte – grundsätzlich verhandelbar und veränderlich sind; ja, man kann sagen, der demokratische Rechtsbegriff basiert geradezu darauf, dass die Gesellschaft sich immer wieder neu darauf verständigt, "was recht ist". Und dass geltendes Recht und Gerechtigkeit nicht unbedingt immer deckungsgleich sind, dürfte ja nun eine weit verbreitete Erfahrung sein. Insofern ist das Problematische an der Berufung auf die Pflicht des Christen zur Gesetzestreue und zum Gehorsam gegenüber dem Staat, dass man damit so ziemlich alles rechtfertigen kann (und auch tut). Und genau deswegen stehen in der Bibel andererseits auch Sätze wie "Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen" (Apg 5,29). Damit will ich – auf das konkrete hier vorliegende Beispiel bezogen – nicht unbedingt behaupten, dass das geltende Urheberrecht widergöttlich wäre und Gott uns zum Filesharing berufen hätte; aber ich muss gestehen, eine Diskussion zu diesen Thesen könnte ich mir als ganz reizvoll vorstellen. 


Geistlicher Impuls der Woche 

"Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter" (Lk 1,46f.). Mit diesen Worten preist Maria zunächst zwar die besonderen Gaben, die ihr geschenkt wurden, dann aber zählt sie auch die allgemeinen Wohltaten auf, mit denen Gott unaufhörlich und auf ewig für das Menschengeschlecht sorgt. Ihre Seele preist den Herrn, der alle Regungen ihres inneren Menschen für das Lob und den Dienst Gottes gefangen nimmt, weil sie durch die Beobachtung der göttlichen Gebote zeigt, dass sie stets an die Macht und Majestät Gottes denkt. Ihr Geist jubelt über Gott, ihren Retter, ihr Geist, den allein das Denken an seinen Schöpfer erfreut, von dem er das ewige Heil erhofft. Die Worte passen zwar auf alle, die vollkommen sind, doch vor allem auf die selige Gottesmutter, da sie kraft ihres einzigartigen Gnadenvorzugs in einer geistgeschenkten Liebe zu dem entbrannt ist, dessen leiblicher Empfängnis sie sich erfreuen darf. Mit besonderem Recht kann sie über Jesus, das heißt: ihren Retter, in einer vor allen Menschen ausgezeichneten besonderen Freude jubeln. Denn sie kennt ihn als den ewigen Urheber des Heils und weiß, dass er bei seinem Eintreten in die Zeit aus ihr geboren wird, er, ihr Sohn und ihr Herr in ein und derselben Person. 

"Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, und sein Name ist heilig" (Lk 1,49). Nichts schreibt sie also ihren Verdiensten zu. Ihre ganze Größe führt sie auf das Geschenk Gottes zurück, der seinem Wesen nach mächtig und groß ist und gerne seine Gläubigen, die klein und schwach sind, stark und groß macht. Treffend fügt sie hinzu: "und sein Name ist heilig", um ihre Hörer aufhorchen zu lassen, ja um alle, an die ihr Wort gelangt, zu lehren, wie schnell sie zum Glauben und zur Anrufung des göttlichen Namens bereit sein sollen, damit auch sie der ewigen Heiligkeit und des wahren Heils teilhaftig werden können, nach dem Spruch des Propheten: "Wer den Namen des Herrn anruft, wird gerettet" (Joel 3,5). Das ist ja der Name, von dem sie sagt: "Mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter."

Darum hat sich in der Kirche der gute und heilbringende Brauch eingebürgert, dass alle jeden Tag beim Abendlob ihren Hymnus singen. So sollen die Herzen der Menschen immer wieder an die Menschwerdung des Herrn denken und dadurch zu liebender Hingabe entbrennen, und die häufige Erinnerung an das Beispiel der Gottesmutter soll die Herzen in der Tugend festigen. 

(Beda Venerabilis, Homilie zu Ehren der Gottesmutter) 


Ohrwurm der Woche 

Danny Wilson: Mary's Prayer 

Der Titel passt zum Fest Mariä Heimsuchung, nicht wahr? Und nicht nur der Titel, sondern auch Textstellen wie "If I say ten Hail Marys, leave a light on in Heaven for me" oder "Blessed is the one who shares / your power and your beauty, Mary". Eine klare religiöse Aussage hat der Songtext dennoch nicht – es handelt sich eher um ein assoziatives Spiel mit religiösen Motiven –, aber ein schönes Lied ist es allemal, finde ich. Diese musikalische Stilrichtung, die um die Mitte der 80er ziemlich en vogue war und zu der auch Gruppen wie Roxy Music, ABC, Spandau Ballet, Johnny Hates Jazz oder Matt Bianco ihren Teil beitrugen, nannte sich übrigens "SophistiPop", und ob man's glaubt oder nicht, das war eine der zahlreichen Facetten des Gesamtphänomens Post-Punk. Was auch noch zu sagen wäre: Danny Wilson war nicht der Name des Sängers oder eines anderen Bandmitglieds, sondern der Name der Band. Sie hatte sich nach dem von Frank Sinatra dargestellten Titelhelden des Films Meet Danny Wilson (deutscher Titel: "Zu allem entschlossen") benannt, allerdings erst nachdem die Erben des Schauspielers Spencer Tracy es der Band untersagt hatten, sich Spencer Tracy zu nennen. Klingt komisch, is' aber so.