Gesamtzahl der Seitenaufrufe

Montag, 27. März 2023

Auf einer Skala von Bischof Oster bis Maria 1.0...

...wie dunkelkatholisch bist du? 

Eins vorweg: Ich bin, was dieses Thema angeht, wohl ein bisschen "late to the party", aber meine Leserschaft hat mir recht nachdrücklich zu verstehen gegeben, dass sie gerne eine Stellungnahme von mir dazu hätte, folglich müssen wir da jetzt wohl durch. 

Also: Am Rande der letzten Synodalversammlung des Schismatischen Weges hat es Zoff zwischen dem 85. Bischof von Passau, Stefan Oster, und der Initiative Maria 1.0 gegeben. Das war für die Anhänger und Propagandisten des SW natürlich ein gefundenes Fressen: Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte, und hier sah es nun so aus, dass die ohnehin schon ziemlich auf verlorenem Posten kämpfenden Kritiker des SW zu allem Überfluss anfingen, sich gegenseitig zu zerfleischen. Schon allein der Umstand, dass dieser Eindruck entstand, macht die ganze Angelegenheit natürlich ausgesprochen ärgerlich; wobei ich allerdings der Meinung bin, dass die "Progressiven" in der Kirche, wenn sie über die Uneinigkeit ihrer Gegner frohlocken, etwas Wesentliches übersehen, aber dazu später. Erst einmal: Was war überhaupt vorgefallen? 

Alles begann am Abend des 9. März mit einer Tanztheater-Performance im Frankfurter Kaiserdom St. Bartholomäus, die den Auftakt zur finalen Synodalversammlung bildete. Wie das Neue Ruhr-Wort schrieb, handelte es sich um eine "Performance aus Musik, Tanz und Lichtinstallation", die "das durch Missbrauchstaten in der Kirche hervorgerufene Leid" ausdrücken sollte. Anwesende Vertreter von Maria 1.0 sahen jedoch offenbar etwas Anderes in dieser Tanzdarbietung, denn auf dem Twitter-Account der Initiative erschien noch am selben Abend eine Stellungnahme, die die Performance als "satanisch" und "dämonisch" und als eine Entweihung des Gotteshauses einordnete. Dass dieser Tweet bei Vertretern der Deutschen Bischofskonferenz und des "ZdK" mit Empörung aufgenommen wurde – der DBK-Missbrauchsbeauftragte, Bischof Helmut Dieser (Aachen), sprach von einer "scheußlichen Verunglimpfung", Generalsekretärin Beate Gilles fand die Stellungnahme von Maria 1.0 schlicht "unfassbar", "ZdK"-Generalsekretär Marc Frings bewertete sie als "Grenzüberschreitung und Respektlosigkeit"; der Sprecher des Betroffenenbeirats bei der Deutschen Bischofskonferenz, Johannes Norpoth, warf der Initiative Maria 1.0 vor, sie "drifte ins absolut Sektiererische ab" – war vermutlich einkalkuliert und womöglich sogar erwünscht. Dass kurz darauf jedoch auch Bischof Oster verlauten ließ, Maria 1.0 habe die Performance "völlig missverstanden", und der Gruppe ins Stammbuch schrieb "Ihr diskreditiert Euch damit wirklich selbst, wenn Ihr das als 'satanisch' bezeichnet. Ich meine, Ihr kommt da nur wieder raus, wenn Ihr Euch ehrlich für diese Einschätzung offen und klar entschuldigt", war das schon eine andere Kategorie; was man übrigens auch daran ablesen kann, dass z.B. das Neue Ruhr-Wort der Reaktion Bischof Osters einen eigenen Artikel widmete. Ich habe es bereits angedeutet, aber sagen wir's noch mal explizit: Was diese Kritik Bischof Osters an Maria 1.0 so brisant macht, ist der Umstand, dass er in den Kategorien des konventionellen innerkirchlichen Lagerdenkens als jemand gilt, der im Prinzip auf derselben Seite steht wie diese Laienintiative. 

Und wo stehe ich nun in diesem Konflikt? – Die Tanzperformance, die den Stein des Anstoßes bildete, habe ich erstens nicht gesehen und habe zweitens zwar einen Magister Artium in Theaterwissenschaft, aber trotzdem keine große Ahnung von Tanztheater. Ich verweise jedoch gern auf Anna Dioufs Bewertung in der Tagespost, die mir differenziert und ausgewogen scheint: Die Performance selbst wird dort als "künstlerisch souverän und authentisch" gelobt, gleichzeitig aber ihre Instrumentalisierung im Kontext der Synodalversammlung kritisiert; nicht zuletzt auch, weil die Aufführung des Werks an einem geweihten Ort als gezielte Provokation "glaubens- und lehramtstreuer" Katholiken verstanden werden konnte: Es sei "vorherzusehen" gewesen, dass diese darin eine "sakrilegische Zweckentfremdung des sakralen Raumes" sehen würden. Andererseits ärgert sich die Verfasserin auf Twitter darüber, dass "manche Katholiken über jedes noch so tief hängende Stöckchen" springen; und auch darin bin ich geneigt, ihr zuzustimmen. 

Was Maria 1.0 angeht, muss ich sagen, dass diese Gruppierung bei mir schon immer einen Stein im Brett hatte; nicht erst, seit die Initiatorin Johanna Stöhr mir erzählt hat, dass sie ohne die Lektüre der Benedikt-Option wohl nie auf die Idee gekommen wäre oder den Mut gefunden hätte, auf eigene Faust eine katholische Laienbewegung auf die Beine zu stellen. Als Johanna die Leitung der Gruppe abgab, machte sie mich auch mit der neuen Leiterin Clara Steinbrecher und ihrem Mann Felix bekannt; in den düsteren Corona-Zeiten hatte ich ein ausgesprochen nettes Zoom-Gespräch mit den Steinbrechers, und in der Folge arbeitete ich einige Zeit im, sagen wir mal, erweiterten Leitungskreis von Maria 1.0 mit. Allerdings in eher bescheidenem Umfang. Oberflächlich betrachtet lag das vor allem daran, dass es mir an der Zeit und Energie mangelte, die nötig gewesen wäre, um mich da in einem Ausmaß einzubringen, wie ich es für mich selbst als sinnvoll betrachtet hätte; der tieferliegende Grund war aber wohl doch der, dass ich mehr und mehr fand, eine aktive Mitarbeit in dieser Gruppe sei nicht so ganz mein Ding. Das ist nicht böse gemeint. Wenn ich sage, die Ausrichtung von Maria 1.0 sei mir im Ganzen zu konservativ – oder vielleicht präziser gesagt: konservativ auf eine Art, wie ich es nicht bin –, dann betrifft das eher Fragen des Stils und der Schwerpunktsetzung als grundlegende inhaltliche Differenzen. Sofern ich darüber hinaus etwas zu kritisieren habe, dann allenfalls, dass mir der Führungsstil zu autoritär und die interne Kommunikation zu sehr "top-down" war, aber auch das kann man vielleicht unter "Geschmackssache" abbuchen. Und das ist ja auch alles überhaupt nicht schlimm: Wenn's nicht passt, dann passt's nicht, dann macht halt jeder sein Ding ohne den anderen, und gut. Vive la difference. Huch, jetzt greife ich ja schon fast dem Fazit dieses Artikels vor. So weit bin ich eigentlich noch nicht. 

Bischof Oster bin ich zweimal in meinem Leben persönlich begegnet, einmal bei der MEHR in Augsburg und einmal beim "Meet Mission Manifest" in Altötting; beide Begegnungen waren eher flüchtig, ich würde daher sagen, dass ich ihm gegenüber weder im Guten noch im Bösen besonders voreingenommen bin. Beim Schismatischen Weg gehörte er jedenfalls zu denjenigen Bischöfen, die sich der "progressiven" Agenda am entschiedensten und konsequentesten verweigerten: Bei der letzten Synodalversammlung stimmte er gegen den Grundtext "Priesterliche Existenz heute" sowie gegen die Handlungstexte "Frauen in sakramentalen Ämtern", "Verkündigung des Evangeliums durch Lai*innen", "Segensfeiern für Paare, die sich lieben" und "Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt"; lediglich bei den Handlungstexten "Der Zölibat der Priester – Bestärkung und Öffnung" und "Maßnahmen gegen Missbrauch an Frauen in der Kirche" (1. Lesung) enthielt er sich. Entscheidender als das Abstimmungsverhalten bei einer Operettensynode, die aus kirchenrechtlicher Sicht ohnehin keinerlei bindende Beschlusskraft hat, ist derweil wohl der Umstand, dass Bischof Oster sich in seiner Diözese so intensiv um die Förderung der Neuevangelisierung bemüht wie wohl kein anderer derzeit amtierender deutscher Diözesanbischof. Gleichwohl kann man durchaus einige kritische Anfragen an seine Kommunikationsstrategie stellen: Sieht man sich zum Beispiel das Interview an, das Bischof Oster der Passauer Neuen Presse nach der letzten Synodalversammlung gegeben hat, dann kann man den Eindruck haben, er sende zu den innerkirchlich umstrittenen Themen wie Diakonat der Frau  Zölibat, Segnung gleichgeschlechtlicher Beziehungen usw. allerlei gemischte und teilweise widersprüchliche Signale aus, als wolle er vermeiden, sich nach einer Seite hin festzulegen. Für seine Kritik an Maria 1.0 – an der nicht zuletzt bemerkenswert ist, dass er sie direkt als Kommentar auf der Instagram-Seite der Initiative platzierte – gilt im Grunde Ähnliches. Vom Sprachgestus her wirkt dieser Kommentar wie eine zwar strenge, aber doch grundsätzlich wohlmeinende Ermahnung; fast könnte man auf die Idee kommen, es hätte eigentlich eine private Nachricht sein sollen und wäre nur versehentlich öffentlich gepostet worden. Aber eben nur fast. Bischof Oster ist ein Medienprofi, dem passiert so etwas nicht aus Versehen. Man muss sich also schon fragen, was er mit diesem Vorgehen eigentlich bezweckt

Im Endergebnis muss man wohl feststellen, dass in der Causa "Bischof Oster vs. Maria 1.0" beide Seiten kein besonders rühmliches Bild abgeben und der Sache der glaubenstreuen Katholiken in Deutschland in der Öffentlichkeit nicht den allerbesten Dienst erwiesen haben. Man kann natürlich fragen, ob das angesichts der einseitig parteiischen Berichterstattung der meisten (kirchlichen und weltlichen) Medien zum Thema "Kirchenreform" überhaupt einem nennenswerten Unterschied macht. Wenn beispielsweise, wie unlängst beim Münsteraner Bistumsblatt "Kirche + Leben" zu lesen war, Ex-"Zdk"-Präsident Sternberg "kleinen, sehr lautstarken Protestgruppen" wie Maria 1.0 vorhält, die würden "den Rosenkranz für politische Agitation" missbrauchen, und sie als "eine katholische AfD-Variante" bezeichnet, dann sagt das natürlich mehr über Sternbergs verkorkste Denkstrukturen (und die der Kreise, für die und zu denen er spricht) aus als über Maria 1.0. Aber zuweilen würde man sich eben doch wünschen, die betreffenden konservativ-katholischen Gruppen würden es ihren Gegnern nicht gar so leicht machen, sie in die Ecke zu stellen. 

Damit sind wir bei einem gewichtigen Thema, das nicht nur und nicht einmal in erster Linie Maria 1.0 betrifft; es betrifft vielmehr die Außenwahrnehmung lehramtstreuer Katholiken überhaupt. Sicherlich kann man mit einigem Recht behaupten, zu Reizthemen wie Lebensrecht, Sex und Gender einfach nur die Position der katholischen Lehre zu vertreten, genüge heutzutage schon, um als "rechtskatholisch" eingestuft zu werden. Und wenn man infolgedessen erst einmal außerhalb des gesellschaftspolitischen Mainstreams steht, liegt es im nächsten Schritt umso näher, dem Mainstream-Narrativ auch in anderen Fragen zu misstrauen und eine gewisse Offenheit für Standpunkte zu entwickeln, die im öffentlichen Diskurs mehr oder weniger geächtet sind. Von Fall zu Fall kann es dafür durchaus gute Gründe geben. Bei einer ganzen Reihe von Stimmen aus dem konservativ-katholischen Spektrum, die man in den Sozialen Netzwerken antrifft – seien es Einzelpersonen, Initiativen, Institutionen, Nachrichtenportale... ich nenne lieber keine Namen – kann man allerdings zuweilen den Eindruck haben, der Kampf gegen den gesellschaftspolitischen Mainstream entwickle sich unversehens zu ihrem Hauptthema und zum Selbstzweck; und  das Zeugnis für das Evangelium, für die Schönheit und den Reichtum des Glaubens und der kirchlichen Lehre werde dadurch verdunkelt oder in den Hintergrund gedrängt. Als Beispiele könnte man etwa eine allzu überschwängliche Parteinahme für Trump oder Putin (okay, letzteres in neuerer Zeit eher weniger), allzu aggressive Polemik gegen Fridays for Future, Black Lives Matter usw. oder ein obsessives Festbeißen an Themen wie Corona-Politik oder Migrantenkriminalität nennen. Aber das mal nur nebenbei. – 

Ein anderes Problem ist das vom Betroffenenbeiratssprecher Norpoth angesprochene "Abdriften ins Sektenhafte". Gewiss kann man auch von dem Vorwurf "sektenartiger" Tendenzen sagen, er sei im heutigen innerkirchlichen Diskurs durch inflationären Gebrauch weitgehend entwertet; wie ich wohl schon öfter angemerkt habe: An der Auffassung, bei innerkirchlichen Gruppen, die ein intensiveres Glaubensleben führen als der Durchschnittskatholik von nebenan, könne es sich ja nur um gefährliche Fanatiker handeln, ist eigentlich vor allem interessant, was sie ex negativo über das Bild vom "normalen" Katholiken aussagt. Aber das heißt nicht, dass es sektenartige Tendenzen in (ihrem Selbstverständnis nach) besonders recht- und strenggläubigen Strömungen des Katholizismus nicht gäbe. In manchen Gruppierungen äußert sich dieses "Sektenhafte" darin, dass einzelnen Teilaspekten der katholischen Glaubenslehre und -praxis ein unverhältnismäßig hoher Stellenwert eingeräumt wird und andere, ebenso richtige und wichtige Aspekte darüber vernachlässigt werden; in anderen in einer ungesunden Fixierung auf lehramtlich nicht anerkannte oder umstrittene Privatoffenbarungen (Medjugorje, Garabandal, "Frau aller Völker", Vassula Ryden...). Zu einem gewissen Grad sind solche Phänomene wohl eine einigermaßen natürliche Reaktion auf den Mangel an solider, vertrauenswürdiger geistlicher Führung durch die ordnungsgemäßen kirchlichen Autoritäten  allen voran die Bischöfe – nach dem Motto: Dann suchen wir uns unsere Orientierung eben woanders –; aber dass das irgendwie verständlich ist, macht es ja nicht weniger problematisch

– Aber warum erwähne ich das alles hier überhaupt? Unter anderem deshalb, weil man daran erkennen kann, wie falsch die von den Protagonisten und Apologeten des SW so gern kolportierte Vorstellung, bei der "kleinen, aber lautstarken Minderheit" der "Ewiggestrigen", die "Reformen verhindern" wollen, um einen monolithischen Block. Tatsächlich ist weit eher das Gegenteil zutreffend: dass es zu wenig Einigkeit unter den glaubens- und lehramtstreuen Katholiken gibt. Selbst wenn man extreme Rand- und Splittergruppen außen vor lässt, herrscht zwischen den verschiedenen Fraktionen vielfach ein Abgrenzungsbedürfnis wie bei der Judäischen Volksfront und der Volksfront von Judäa. Ich selbst bin da alles andere als unschuldig. Was habe ich mir schon für Ärger eingehandelt, weil ich es mir nicht verkneifen konnte, mich polemisch und/oder sarkastisch z.B. über die Fokolarbewegung oder das Forum Altötting zu äußern, ganz zu schweigen von Hardcore-Tradis, die finden, Frauen sollten keine Hosen tragen dürfen. Aber was soll ich machen, zu einem gewiss Grad lebt mein Blog nun mal von solchen Auseinandersetzungen. Der Preis dafür ist, dass ich bei einigen dunkelkatholischen Publikationsorganen, für die ich früher mal gelegentlich oder regelmäßig als Gastautor tätig war, inzwischen offenbar auf einer Art Blacklist stehe, auch wenn das niemand offen sagt. 

Das alles ändert jedoch nichts daran – und damit komme ich so langsam mal zur Take-Home-Message dieses Artikels –, dass ich die Tatsache, dass es in den Reihen der glaubenstreuen Katholiken eine Vielzahl von Gruppen, Gemeinschaften, Initiativen und Strömungen mit jeweils unterschiedlichen Eigenheiten und Schwerpunkten gibt, grundsätzlich und potentiell für etwas Gutes halte. Allein hier in Berlin habe ich Freunde, Bekannte und "Kontaktpersonen" beim Institut St. Philipp Neri und in St. Clemens, bei den Dominikanern und beim Neokatechumenalen Weg, bei der Legio Mariae, der Gemeinschaft Brot des Lebens und der Charismatischen Erneuerung; da kommt eine ganz schön bunte Mischung von Stilen und Spiritualitäten zusammen. Sicherlich trägt die spezielle "Großstadtdiaspora"-Situation Berlins das Ihre dazu bei, Kontakte und Kooperationen zwischen verschiedenen Gruppen sowohl möglich als auch nötig zu machen. Wie ich immer gern sage: In Berlin macht sogar der BDKJ beim Nightfever mit. Natürlich führt so etwas zuweilen zu gewissen Dissonanzen, aber zumindest potentiell auch zu Synergieeffekten; und auch wo das nicht der Fall ist, kann man sich doch immerhin daran erfreuen, wie schön bunt es im Blumengarten Gottes ist und dass nicht alle anderen so sind wie man selber; denn das wär ja doch ein bisschen kangweilig. 

Und genau das meinte ich, als ich weiter oben anmerkte, die "Progressiven" sollten mal nicht zu sehr frohlocken, wenn sie Differenzen im Lager ihrer Gegner bemerken. Der Witz ist ja gerade der: Theoretisch sind "Vielfalt" und "Buntheit" in progressiven Kreisen positiv besetzte und mit großem Pathos propagierte Begriffe, aber in Wirklichkeit herrscht da eine totale und durch eine Vielzahl von Kontrollmechanismen gehütete Monokultur in Meinungen und Ausdrucksformen. Mit einer Vielfalt, wie es sie bei "uns" gibt, könnten "die" überhaupt nicht umgehen. Im Grunde ist das auch gar nicht verwunderlich. Ich meine mich zu erinnern, bei Chesterton sinngemäß gelesen zu haben (habe das Zitat allerdings nicht verifiziert): Wenn man sich die Heiligen der Kirche in ihrer Vielfältigkeit ansieht – Männer und Frauen, Alte und Junge, Gelehrte und Arbeiter, Jungfrauen und Mütter, Krieger und Einsiedler –, dann wirken die Häretiker im Vergleich dazu eintönig und fade. – Es wäre für die Gegenwart und Zukunft der Kirche viel gewonnen, wenn die verschiedenen Gruppen glaubenstreuer Katholiken lernten, ihre Unterschiede untereinander als eine Chance, ein Geschenk und eine Stärke zu begreifen. 

Symbolbild: Fra Angelico, Die Vorläufer Christi mit Heiligen und Märtyrern, 1423/24 (gemeinfrei



Donnerstag, 23. März 2023

Ansichten aus Wolkenkuckucksheim #22

Willkommen zurück beim Wochenbriefing! Ich darf zu Protokoll geben, dass die Neubelebung meines Blogs, nachdem dieser so lange brachgelegen hatte, sich bislang recht erfreulich entwickelt: Die täglichen Zugriffszahlen sind noch nicht wieder ganz auf dem Niveau von "früher", aber auch nicht mehr allzu weit davon weg; ich bekomme gutes Feedback, und an Stoff mangelt es mir auch nicht. Ein Aspekt, den ich hier nicht unerwähnt lassen darf, ist, dass eine Reihe von Lesern nachdrücklich angefragt hat, wann es denn wohl endlich mal mit der eingekerkerten Nonne weitergeht; und ich möchte betonen, dass mich das nachhaltige Interesse meiner Leser an dieser Artikelserie durchaus nicht kalt lässt. Ich würde diesem Leserwunsch daher durchaus gern entgegenkommen und habe zu diesem Zweck schon mal die bislang letzte Folge der Artikelserie nachgelesen, musste dabei allerdings feststellen...: boah. Da steckt echt Arbeit drin, das schreibt sich nicht mal eben so nebenbei. Also; ich werde mal sehen, was sich machen lässt; wenden wir uns jetzt und hier aber erst mal den Ereignissen der zurückliegenden Woche zu mit der neu benannten Rubrik 


Tagesreste 

Freitag: Das Erzbistum Berlin wirbt auf seiner Facebook-Seite für Online-Familiengottesdienste. Beeindruckend, was man sich so alles einfallen lässt, um Familien mit Kindern physisch aus dem Kirchenraum fernzuhalten. Einen entsprechenden Kommentar von mir beantwortet der episkopale Account wie folgt: "Das Angebot ist für Familien gedacht, die in ihrer Gemeinde keine passenden Angebote finden. Wir finden es klasse, wenn in Gemeinden Familiengottesdienste vor Ort stattfinden." Da sieht man mal, wie tief die Überzeugung sitzt, die Kirche müsse "passende Angebote" für verschiedene Zielgruppen machen. Diese Annahme wird überhaupt nicht mehr hinterfragt. Und wer bleibt dann als Zielgruppe für den "normalen" Gemeindegottesdienst übrig? – Ich weiß, meine Ansichten zum Thema "Kinder in die Kirche mitnehmen" werden hierzulande von Vielen, quer durch alle innerlirchlichen "Lager", als extrem angesehen. Komischerweise gelten sie in anderen Gegenden der Welt als völlig normal, und es scheint mir nur folgerichtig, dass das kirchliche Leben dort besser gedeiht. Aber auf dieses Thema werde ich sicherlich noch öfter zurückkommen. Müssen. 

Samstag: Besuch bei meinen Schwiegermüttern, um den Geburtstag unseres Jüngsten nachzufeiern. 

Sonntag: Zur Sonntagsmesse gingen wir in St. Joseph Siemensstadt, wo der aus Mexiko stammende Vikar mit Blick auf die recht zahlreich anwesenden Kinder anmerkte: "Es gibt noch Hoffnung für die Kirche, trotz mancher düsterer Aussichten, trotz vieler Debatten, trotz des Synodalen Weges." Ich hab gefeiert. Anschließend aßen wir zu Mittag im "Hans im Glück" im Hauptbahnhof und trafen uns dort mit Jonathan Liedl vom National Catholic Register, der derzeit kreuz und quer durch Deutschland reist, um über die Situation an der Basis der hiesigen katholischen Kirche zu berichten. Ein paar Tage zuvor hatte ich auf Twitter gelesen, dass er auf dem Weg nach Berlin sei, und ihn daraufhin kurzerhand angeschrieben: "Lass ma' treffen". Ein klassischer Fall von "Frechheit siegt": Normalerweise liegt mir so etwas gar nicht, aber ich lerne eben von meiner Liebsten. – Kurzzeitig stand die Überlegung im Raum, dass ich allein zu dem Treffen gehen könnte, aber das Tochterkind war der Meinung, wir sollten alle zusammen gehen, und ich denke, das war eine gute Entscheidung: Zusammen sind wir einfach am besten. Das Gespräch war jedenfalls rundum erfreulich, und ich bin gespannt, inwieweit die Dinge, über die wir gesprochen haben, in Jonathans Berichterstattung einfließen werden. Im Übrigen möchte ich anmerken, dass es bei "Hans im Glück" ausgesprochen leckere Burger und Fritten gibt. 

Montag: Nachdem die ganze Familie seit Wochen reihum immer mal wieder mit den typischen saisonalen Erkältungssymptomen zu kämpfen hatte, ging meine Liebste am Morgen nicht zur Arbeit, sondern stattdessen zum Arzt – eigentlich in der Absicht, sich zwei Tage lang krankschreiben zu lassen. Wurden dann aber doch fünf Tage draus. Am Nachmittag waren wir schon wieder bei meinen Schwiegermüttern, zum regulären wöchentlichen "Omatag". 

Dienstag: Als aktuell eindeutig gesündestes Familienmitglied unternahm das Tochterkind mit einem Freund und dessen Mutter einen Ausflug, während der Rest der Familie es ruhig angehen ließ. Im Laufe des Vormittags stand für mich allerdings die Aktion "I Fought the Bürgeramt (and I Won)" an: Um wie geplant die (Co-)Leitung einer "Wichtelgruppe" unter dem Dach der "Katholischen Pfadfinder Haselhorst" übernehmen zu können, benötige ich ein erweitertes Führungszeugnis. Beantragen kann man das bei jedem Bürgeramt, angeblich aber nur mit Termin. Termine sibd jedoch auf mindestens zwei Monate hinaus ausgebucht. Aber das kenne ich schon von Berliner Bürgerämtern: Hätte ich mich von der "Nur mit Termin!"-Regel einschüchtern lsssen, hätte ich seinerzeit meine Hochzeit um mehrere Monate verschieben müssen. Ich versuchte also mein Glück ohne Termin, und siehe da: keine Pförtner, die einen abwimmeln, keine Warteschlangen auf den Fluren. Ich musste nur abwarten, bis eine Mitarbeiterin ihr Telefonat beendet hatte, und dann war die ganze Angelegenheit in kaum zehn Minuten erledigt. Mir scheint, mit Terminen beim Bürgeramt verhält es sich so ähnlich wie mit dem Kaffeeautomaten in einer Geschichte von Horst Evers: Der Automat ist defekt, wird repariert, und nach erfolgreicher Reparatur hängt der Servicemitarbeiter ein Schild mit der Aufschrift "außer Betrieb" dran. Warum? "An sich ist der Automat tadellos. Nur wenn er dauernd benutzt wird, dann geht er natürlich kaputt. Deshalb das Schild, dann benutzen ihn weniger, und die Reparatur hält länger." 

Mittwoch: Am Nachmittag waren wir wieder beim JAM in der Christuskirche Haselhorst; das Wetter war so schön, dass der Spiel-Anteil der Veranstaltung zum ersten Mal in diesem Jahr in den Garten verlegt werden konnte. 

Donnerstag: Stundenlang mit den Kindern durchs Viertel gezockelt – Hundewiese, Bücherei, Einkaufen. Heute Abend gibt's selbstgemachte Süßkartoffel-Fritten mit Rahmblumenkohl. 

Im Übrigen war ich in den letzten Tagen in eine ausufernde Diskussion auf der Facebook-Seite einer ungenannten Bistumszeitung verstrickt, die so ätzend war, dass ich zu anderen Zeiten wohl einen eigenen Artikel (wenn nicht sogar mehrere) darüber verfasst hätte; vielleicht mache ich das auch noch, aber im Moment habe ich jedenfalls keine Lust dazu. Die nächsten Tage versprechen etwas aktivistischer zu werden als die zurückliegenden: Am Samstag ist vormittags Pfadfindertreffen und abends mal wieder Community Dinner im Baumhaus, mal sehen, ob ich es zu beidem schaffe; und nächsten Donnerstag ist ein Planungstreffen für die gemeinsamr Fronleichnamsfeier der Spandauer Gemeinden, da will ich nach Möglichkeit auch hin. Ansonsten darf man gespannt sein, was sich noch so ergibt... 


Währenddessen in Tegel 

Im Schaukasten der Pfarrkirche unsrer "Ex-Gemeinde" kann man derzeit diesen Aushang bewundern: 

Nanu, möchte man fragen, was ist denn da los? Ist der Pfarrer – der sich notorischerweise persönlich um die Gestaltung des Schaukastens kümmert – plötzlich fromm geworden? – Nun, ganz so kann man das wohl nicht sagen. Ich erinnere mich, diese Grafiken und/oder ähnliche auch in früheren Jahren schon im Schaukasten gesehen zu haben. Vielleicht geht es dem Pfarrer mehr um den witzig-originellen Blickfang als um die Aussage, oder vielleicht ist doch etwas dran an der vielbeschworenen Überzeugung des Pfarrers, die Außendarstellung der Pfarrei solle "die Vielfalt der Gemeinde abbilden". So oder so, leichtfertig abtun sollte man solche Signale wohl nicht. Ich habe diesen Pfarrer auch schon mal bei einem Vortrag von Johannes Hartl getroffen, als der vor ein paar Jahren mal in Berlin-Tegel war. Das mal nur als Beispiel. Ich will damit sagen: Irgendwie ist der Pfarrer meiner Ex-Gemeinde wohl doch, zumindest immer mal wieder, auf der Suche nach etwas, das ihm den Glauben plausibel machen könnte. Auch seine Predigten fand ich immer dann am besten – oder ehrlich gesagt: am wenigsten schlecht –, wenn darin etwas von diesem Ringen spürbar wurde. Man sollte wohl öfter mal für ihn beten. Machst Du mit, Leser? 


Neues aus Synodalien 

Die rein quantitativ eher magere Resonanz auf meinen jüngsten "Follow-Up-Artikel" zur Butjenter Regenbogenflaggen-Affäre hat mir gezeigt, dass es sich wohl eher nicht lohnt, dem Thema noch weitere eigenständige Artikel zu widmen; aber zu sagen gibt es doch noch etwas dazu, und dafür ist hier im Wochenbriefing wohl allemal Platz. Inzwischen hat sich nämlich auch die Münsteraner Bistumszeitung Kirche + Leben der Sache angenommen, und wer diese Publikation kennt, braucht sich über die Tendenz des Artikels nicht zu wundern: "Pfarrei steht zur Regenbogenflagge vor ihrem Gästehaus", lautet die Überschrift, und im Text wird nicht nur der dümmliche Satz "Wir setzen daher ein sichtbares und klares Zeichen pro Mensch" aus der Stellungnahme der Geistlichen zitiert, sondern man erfährt auch Weiteres zum Hintergrund der Beflaggung: Diakon Richter habe "die Regenbogenflagge im vergangenen Sommer aus Anlass einer ökumenischen Aktion vor der Burhaver Kirche" gehisst. "In einer gemeinsam organisierten 'Nacht der Acht' konnten sich dabei Paare in verschiedenen Kirchen segnen lassen – ausdrücklich auch solche, die nach katholischem Recht nicht heiraten dürfen. Die Herz-Mariä-Kirche war dabei eine der 'Segenskirchen'." – "Da haben wir mitgemacht", wird der Diakon zitiert. "Weil bei uns jeder willkommen ist, egal in welcher Facette er lebt. Das ist nichts Ungewöhnliches für uns". – Offen gestanden: Was mich an solchen Äußerungen und solchen Aktionen am meisten aufregt, ist ihre greifbare Unehrlichkeit, die gewollte Schwammigkeit der Formulierungen; man bekennt sich nicht klar zur Lehre der Kirche, widerspricht ihr aber auch nicht explizit, sondern tut so, als könne man sich irgendwie in der Mitte dazwischen durchmogeln. Das ist feige, heuchlerisch und eine bewusste Irreführung der Gläubigen. – "Die Nacht der Acht" ist übrigens auch der Titel eines für Jugendliche ab 14 Jahren geschriebenen Horror-Thrillers von Philip Le Roy; "Ein Abend, der zum Horrortrip wird", heißt es in der Verlagswerbung. Das passt ja. – Wie gerufen kommt in diesem Zusammenhang übrigens ein Artikel der christlichen Satireseite The Babylon Bee zum Verhältnis zwischen dem Regenbogen als Symbol des Noachidischen Bundes und der Flagge der LGBT-Bewegung. 

Manche Leser werden vielleicht der Meinung sein, ich verwendete unverhältnismäßig viel Energie auf diese Angelegenheit. Dazu möchte ich sagen: Die kleine Kirche Herz Mariae in Burhave liegt mir nicht nur deshalb besonders am Herzen, weil ich dort aufgewachsen bin – und wie ich wohl schon erwähnt habe, bin ich gemessen daran, was für meine Generation als "normal" gelten kann, sehr "kirchennah" aufgewachsen –, sondern auch deshalb, weil diese Diasporagemeinde nach dem II. Weltkrieg von Heimatvertriebenen aus Schlesien mit ihrem Herzblut und ihren Spargroschen aufgebaut wurde, und ich bin schlichtweg nicht bereit, sie kampflos der Synodalen Mafia zu überlassen. – Immerhin hat mein Artikel mit dem Offenen Brief an die Verantwortlichen der Pfarrei und dem Gebet für die Gemeinde inzwischen mehr Leser erreicht, als die Facebook-Seite der Pfarrei Follower hat, und entschieden mehr Leute, als in Burhave und Nordenham regelmäßig zur Messe gehen; aber wenn auch mehr, so doch nicht unbedingt genau diese. Was mir also noch fehlt, wäre jemand vor Ort, der zumindest die Kernsätze des Briefes und vor allem das Gebet ausdruckt und an den beiden Kirchenstandorten auslegt oder, noch besser, vor oder nach der Messe an die Kirchgänger verteilt... 

Ach ja, und dann gibt es noch diese Facebook-Gruppe, die ich vor Jahren mal zu dem Zweck gegründet habe, die Vorgänge in der Pfarrei St. Willehad "kritisch zu begleiten", wie man so schön sagt. Leider führt die Gruppe ein ziemliches Schattendasein... Würd mich freuen, wenn sich daran mal was änderte.


Was ich gerade lese 
  • zu Studienzwecken: Mitten in dieser Welt. 82. Deutscher Katholikentag vom 4. September bis 8. September 1968 in Essen. Paderborn: Bonifacius, 1968

Ein ziemlicher Wälzer, aber durchaus aufschlussreich in Hinblick auf die Frage: Wie ist die katholische Kirche in Deutschland da hingekommen, wo sie heute ist? – Ich bin allerdings noch ziemlich am Anfang. Unmittelbar vor der offiziellen Eröffnung des Katholikentages fand in Essen ein "Pastoraler Priestertag" statt, bei dem zwei Vorträge über "Das moderne Priesterbild" gehalten wurden, einer davon von Karl Rahner. Nun überlegen wir mal: Es ist 1968, meine Freundin ist weg und beim "Pastoralen Priestertag" werden zwei Vorträge über "Das moderne Priesterbild" gehalten, mit ziemlich unterschiedlicher Tendenz; und einer davon ist von Karl Rahner. Welcher Redner wird da wohl die (nach landläufiger kirchenpolitischer Kategorisierung) "konservativere" Position vertreten? Bestimmt nicht Karl Rahner, oder? 

Doch: Karl Rahner. 

Man könnte das sicher mit einigem Recht als Indiz für die Relativität und Fragwürdigkeit von Zuschreibungen wie "konservativ" und "progressiv" im innerkirchlichen Diskurs betrachten – so habe ich z.B. auch bei der Lektüre von Manfred Plates Buch über die Würzburger Synode den Eindruck gewonnen, dass die damaligen "Progressiven" in einigen Fragen Positionen vertraten, die heute als "konservativ" gelten, und ungekehrt –; aber gleichzeitig bin ich ziemlich sicher, dass Teile von Rahners Ausführungen über Wesen und Aufgaben des katholischen Priestertums schon vom zeitgenössischen Publikum als vergleichsweise konservativ wahrgenommen wurden, gerade auch im Vergleich zu den Thesen des anderen Redners, des Pastoraltheologen Alois Müller, der geradezu besoffen von revolutionärem Überschwang  scheint. – Eine Äußerung Rahners, die sich nicht ohne Weiteres in das Schema konservativ-progressiv einordnen lässt, finde ich so großartig, dass ich sie hier zitieren möchte: 

"Gewiss wird der Priester in der Erfahrung seines Amtes immer wieder durch das Erlebnis gedemütigt, dass der Geist auch lebendig wirkt außerhalb der Grenzen des Institutionellen und bürokratisch veralteten Amtes, aber der Priester kann aus dieser Erfahrung nur die Folgerung ziehen, dass er sich immer aufs Neue diesem freien Walten des Geistes öffne. Er kann nicht sagen: Ich bin ein Kirchenbeamter mit geregelten Pflichten, Charismatiker soll ein anderer sein!" 
Man darf gespannt sein, was dieser Band sonst noch so an Entdeckungen bereithält. 

Dieses Buch hat unser Jüngster in der ausgesprochen gut sortierten Kinder- und Jugendbuchabteilung unserer örtlichen Stadtteilbibliothek aus dem Regal gezogen, und ich glaube, es hat ihm vor allem wegen der Katze auf dem Titelbild gefallen. Inhaltlich ist es sicher noch zu hoch für ihn – aber seine große Schwester findet's spannend, wenn sie vielleicht auch nicht alles versteht. Für sie ist es schon mal ein wesentlicher Pluspunkt des Buches, dass die Hauptfiguren Mädchen sind, deren Hobby Rollschuhlaufen ist. Und worum geht's in dem Buch sonst so? Um Geheimnisse und Gerüchte in einer amerikanischen Kleinstadt, Abenteuer in den Sommerferien. Fesselnd und flott erzählt, gelegentlich ein bisschen gruselig. Mit einer gewissen Besorgnis betrachte ich es, in welchem Ausmaß Aberglaube und Okkultismus (Aura-Sehen, Voodoo-Zauber) in der Romanhandlung eine Rolle spielen, und ich frage mich, ob es wohl bis zum Schluss des Buches in der Schwebe bleiben wird, ob in dem im Titel des Buches angesprochenen hohlen Baum im Wald tatsächlich ein Geist wohnt, oder wenn nicht, in welche Richtung diese Frage wohl aufgelöst wird. Na, warten wir's mal ab. 


Aus dem Stundenbuch 

Also sind wir vom Weg der Wahrheit abgeirrt, das Licht der Gerechtigkeit strahlte uns nicht, und die Sonne ging nicht für uns auf. Bis zum Überdruss gingen wir die Pfade des Unrechts und des Verderbens und wanderten durch weglose Wüsten, aber den Weg des Herrn erkannten wir nicht. 

Was nützte uns der Übermut, was brachten uns Reichtum und Prahlerei? All das ist vorbei wie ein Schatten, wie eine flüchtige Nachricht. 

So sind wir ins Dasein getreten, um hinzuschwinden; wir hatten keinerlei Tugend aufzuweisen, sondern wurden von unserer Schlechtigkeit verschlungen. 

Ja, die Hoffnung des Frevlers ist wie Spreu, die der Wind verweht, wie Gischt, die der Sturm verjagt, wie Rauch, den der Winf zerstäubt; sie schwindet wie die Erinnerung an einen flüchtigen Gast. Die Gerechten aber leben in Ewigkeit, der Herr belohnt sie  der Höchste sorgt für sie. 

(Weisheit 5,6-9.13b-15)


Ohrwurm der Woche 

Sting feat. Eric Clapton: It's probably me 


Der Auslöser dafür, dass dieser Song mir tagelang nicht aus dem Kopf ging, war eher abseitig: Mit meiner Liebsten sprach ich darüber, ob man wohl behaupten könne, dass ich nach fast eineinhalb Jahren Recherche für ein Buchprojekt (über das ich wohl demnächst mal Genaueres verraten werde, aber ein bisschen warte ich damit noch) mehr über das Thema dieses geplanten Buches weiß als irgendjemand sonst. Meine Liebste ist ganz entschieden dieser Meinung, und wenn ich ehrlich bin, glaube ich es eigentlich auch. – Davon abgesehen ist "It's probably me" aber auch einfach ein großartiger Song. 



Sonntag, 19. März 2023

Flagge zeigen, Farbe bekennen

Es ist zwar durchaus nicht so, als gäbe es keine anderen interessanten Themen, aber ich denke doch, ich bin meinen Lesern noch ein Update zur Butjenter Regenbogenflaggen-Affäre schuldig. Zunächst mal möchte ich Euch für Eure Unterstützung danken: Die Aktion, zu der ich am vorigen Sonntag auf meinem Blog aufgerufen habe, hat offensichtlich Wirkung gezeigt. Am Mittwoch veröffentlichte die Pfarrei auf ihrer Website und auf ihrer Facebook-Seite eine "Stellungnahme der Seelsorger der katholischen Kirchengemeinde St. Willehad Nordenham zur Regenbogenfahne am Gästehaus und Pfarrheim Rat-Schinke-Haus in 26969 Butjadingen-Burhave"; und tags darauf brachte die Kreiszeitung Wesermarsch einen Artikel, in dem die wichtigsten Passagen dieser Stellungnahme teilweise paraphrasiert, teilweise im Wortlaut wiedergegeben wurden. 

Bei aller Befriedigung über diese doch vergleichsweise prompte Reaktion kann ich den Inhalt dieser Stellungnahme indes nicht als befriedigend bezeichnen. Ein großer Teil des Texts dreht sich darum, dass der Regenbogen "[s]eit Menschengedenken" ein "Symbol des Bundes zwischen den Menschen und Gott" sei: 

"Schon im Buch Genesis (1 Mose) finden wir dazu klare Worte in den Versen 9 bis 17. Das Buch Jesus Sirach (43,11 und 50,7) im Alten Bund der Bibel spricht vom Regenbogen als Symbol des Ruhms über den Schöpfergott und als Symbol des Bundes Gottes mit der Erde. Im Neuen Bund schreibt Johannes in der Offenbarung über den Regenbogen als Begleiter der Engel und als Symbol, welches über dem Thron strahlt (Offb 4,3 und 10,1)." 

Gut und schön, aber was hat diese Bedeutung des Regenbogens mit der Flagge der LGBTTIQ-usw.-Bewegung zu tun? Richtig: überhaupt nichts. Ausführlich hat sich hierzu Bloggerkollegin Claudia in einem Artikel geäußert, den ich hier gern verlinke und darüber hinaus ein paar besonders relevante Passagen zitieren möchte: 

"Allenthalben – auch vor einigen katholischen Kirchen – findet man nun die sechsfarbige Regenbogenflagge (quergestreift, also eher Block als Bogen). Aussagen Geistlicher zu dieser deplazierten Beflaggung haben oft mit Toleranz und Nächstenliebe zu tun, sehr selten aber mit genauen Bibelzitaten und tiefgehender religiöser Kenntnis." 

und:

"Der quergestreifte sechsfarbige Block entstammt der postchristlichen LGTB-Bewegung. Daß nun Christen, die sich von ihnen unbequemen Punkten der christlichen Lehre entfernt haben, auch diesen bunten Block benutzen, macht ihn nicht zu einem Teil der christlichen Ikonographie."
Dass die Verantwortlichen der Pfarrei St. Willehad tatsächlich sehr genau wissen, wofür die Flagge, die sie da am Rat-Schinke-Haus gehisst haben, wirklich steht, macht schon ihre Beteiligung an der federführend vom CSD Wesermarsch Verein lancierten "Gemeinsamen Erklärung" vom 07.03. deutlich, die ein explizites Bekenntnis dazu enthält, "dass alle Menschen  [...] lieben können, wen sie wollen"; aussagekräftig ist auch, dass auf der Facebook-Seite der Pfarrei, die sich zuvor (soweit ich es beobachtet habe) nie besonders mit Stellungnahmen zu kirchenpolitischen Streitfragen hervorgetan hatte, am 11. und 12. März zwei Artikel über die Beschlüsse der 5. Synodalversammlung geteilt wurden, darunter einer mit der bezeichnenden Überschrift "Weg für Segensfeiern für homosexuelle Paare ist frei". Dagegen wird in der nun veröffentlichten Stellungnahme der Geistlichen nur in Form von vagen Andeutungen ein assoziativer Zusammenhang zwischen dem Regenbogensymbol und Schlagworten wie Vielfalt und Toleranz hergestellt – wenn etwa vom "strahlenden Regenbogen mit all seinen Farben des Lebens" die Rede ist: "Wir stehen hinter diesem Regenbogen mit all seinen Farben"; der Regenbogen werde "bis heute selbstverständlich als Symbol des Segens angesehen"; man wolle "ein sichtbares und klares Zeichen pro Mensch" setzen (ausgerechnet diese schon rein sprachlich ausgesprochen grausige Formulierung greift die Kreiszeitung in ihrer Überschrift auf); und: "Als Gemeinde in der nördlichen Wesermarsch schließen wir niemanden aus, der an unsere Türen klopft. Das wird auch deutlich in unserem Lokalen Pastoralplan, der durch den Pfarreirat St. Willehad am Fest des heiligen Willehad am 8. November 2020 verabschiedet wurde." Ja ja, bla bla. Die Leute will ich mal sehen, die da an die Tür klopfen. 

Zu allem Überfluss wird zudem behauptet, die "Regenbogenfahne am Fahnenmast am Rat-Schinke-Haus" bringe "sichtbar nach außen, was am Osterfest 1990 im Innern der Kirche vollendet wurde": Damals wurde nämlich "auf die Stirnseite direkt hinter dem Altar ein Regenbogen an die Wand gemalt. Mitte dieses Symbols ist Jesus Christus selbst, dessen Kreuz vor dem Licht der Auferstehung (goldene Mitte des Regenbogens) die Gläubigen zum Gebet einlädt". Ja danke, das weiß ich sehr gut: Der Entwurf zu diesem Wandgemälde stammt von meiner Schwester, die seinerzeit im Bauausschuss des Pfarrgemeinderats war. 

Eine andere Art von Regenbogen: Das in der Stellungnahne der Geistlichen von St. Willehad erwähnte Wandbild in Herz Mariae Burhave. 

In diesem Zusammenhang wird aus der "Gemeindechronik [...] von Pfarrer em. Alfons Kordecki († 2022)" zitiert: 

"Nun fällt der Schatten dieses Kreuzes je nach Lichteinfall und eigenem Standpunkt auf den goldenen Kreis in der Mitte der Altarfront und weist so auf die Kreuzigungsszene Jesu hin, in der das Heil für die ganze Menschheit geschehen ist. Dieser goldene Kreis, umgeben von Regenbogenfarben, deutet auf die verborgene Gegenwart Gottes in unserer Welt. Sein Licht strahlt aus in die Dunkelheit dieser Welt und fällt wie ein Lichtfall in Richtung des Altares, um uns auf die Gegenwart Christi in der Eucharistie hinzuweisen." 

Das ist schön dargelegt, hat aber – abermals – absolut nichts mit der hier in Frage stehenden Flagge zu tun. Und ich möchte hinzufügen: Den verstorbenen Pfarrer Kordecki in diese Sache hineinzuziehen, offenbart eine Schamlosigkeit, die ich nur als atemberaubend bezeichnen kann. 

Mein Gesamturteil über diese Stellungnahme lässt sich füglich in dem Satz "Das glauben die doch wohl selber nicht" zusammenfassen. Und genau das ist das hoch Problematische an solchen Aussagen: Jeder weiß, dass es gelogen ist, und jeder weiß, dass die anderen es auch wissen, aber man schließt eine stillschweigende Übereinkunft, so zu tun, als glaube man es. Das ist viel schlimmer als eine einfache Unwahrheit, denn es korrumpiert das Verhältnis zur Wahrheit insgesamt.

Übrigens hat diese ganze Affäre in meinen Augen frappierende Ähnlichkeit mit einem Vorgang in meiner hiesigen "Ex-Gemeinde", relativ kurz bevor meine Liebste und ich dort unsere Mitarbeit aufkündigten. Damals lief gerade die Namensfindung für die zu gründende Großpfarrei, und einer der drei Pfarrvikare, den ich – auch aus physiognomischen Gründen – privat gern Pater Mephisto nannte, brachte in einem Telefonimpuls (eine Errungenschaft der Corona-Lockdown-Zeit) allen Ernstes den Namensvorschlag "Regenbogen-Gemeinde" ins Gespräch. Auch er begründete dies ausführlich mit der Rolle des Regenbogens als Bundessymbol in der Sintfluterzählung und ließ so nebenbei den Hinweis einfließen, "junge Leute" verstünden den Regenbogen als Symbol für Vielfalt, Toleranz, Selbstbestimmung usw. und gegen Diskriminierung. Vermutlich fand Pater Mephisto sich und seine Ansprache enorm clever, aber tatsächlich war sie ein prächtiges Fallbeispiel für ein ebenso verbreitetes wie faszinierendes Paradox: Allzu clever macht dumm

Ein ähnlich interessantes Phänomen ist es, dass derjenige, der es allen recht zu machen versucht, es am Ende meist niemandem recht macht. So kommentierte ein Facebook-Nutzer das Regenbogenflaggen-Statement der Willehad-Geistlichen wie folgt: 

"In der Stellungnahne nicht auch ausdrücklich Bezug auf die Bedeutung dieser Flagge für die LGBTQ+ Community zu nehmen und sich klar dafür zu positionieren, ist wirklich ein Armutszeugnis. Da wären für eine Glaubensgemeinschaft, die den Schritt in unser Jahrtausend wagen will, mehr und klarere Worte angebracht gewesen." 

Tja. Ich würd mal sagen, das geschieht ihnen recht. 


Donnerstag, 16. März 2023

Ansichten aus Wolkenkuckucksheim #21 – Die (erneute) Rückkehr des Wochenbriefings

Du siehst richtig, Leser: Nachdem ich nach langer, allzulanger Pause kürzlich wieder mit dem Bloggen angefangen habe, habe ich mir vorgenommen, nicht so bald wieder damit aufzuhören; und ich habe mir gedacht: Die beste Methode, mich zu einigermaßen regelmäßigem "Output" zu motivieren, ist es, das erpobte Format "Wochenbriefing" wieder aufzugreifen. Auch wenn es aus praktischen Gründen vorläufig donnerstags abends statt montags morgens erscheint und ich zudem keine Garantie dafür übernehme, jede Woche eine neue Folge rauszuhauen. Wir werden sehen, wie die Sache sich entwickelt. – Aber lassen wir die Vorrede und wenden uns lieber mal der Frage zu: Was ist eigentlich aus der Alternative 

Spandau oder Portugal 

geworden? – Auf den ersten Blick könnte man meinen, die Entscheidung sei gefallen, und bis auf Weiteres ist sie das wohl auch: Bis auf Weiteres haben meine Familie und ich unsere kirchliche Heimat in der Großpfarrei Heilige Familie Spandau-Havelland gefunden, präziser gesagt in den Gemeinden St. Joseph Siemensstadt und St. Stephanus Haselhorst, die, bevor sie mit Beginn des laufenden Kalenderjahres in der besagten Großpfarrei aufgingen, eine gemeinsame Pfarrei bildeten; und in jüngster Zeit zeichnen sich auch einige recht interessante Perspektiven für ein verstärktes Engagement in der Gemeinde ab – darüber wird weiter unten noch einiges zu sagen sein. Dennoch ist die Option Portugal damit noch nicht vom Tisch: Erst kürzlich hat meine Liebste sich einen Pilgerführer für den Caminho Português – den portugiesischen Jakobsweg – gekauft, mit der expliziten Absicht, zu prüfen, wo ein strategisch günstiger Ort wäre, um eine Pilgerherberge zu eröffnen. Auch dazu später mehr... 

Symbolbild zur Fastenzeit. 
(Der Stapel lag übrigens tatsächlich so im Regal, ist also nicht eigens für das Foto arrangiert worden.) 

Zur kirchlichen Situation in Siemensstadt und Haselhorst ist zunächst einmal zu sagen, dass der für diese Gemeindestandorte zuständige Pfarrvikar (bis vor kurzem noch: Pfarrer) sympathisch und glaubwürdig 'rüberkommt, die Liturgie geradlinig und ohne Firlefanz zelebriert, oft anregende und manchmal sogar ganz exzellente Predigten hält und wiederholt zu verstehen gegeben hat, dass er mit der Agenda des "Synodalen Weges" nichts am Hut hat. Von den beiden genannten Gottesdienstorten ist St. Stephanus in Haselhorst für uns zwar schneller und unkomplizierter zu erreichen, aber St. Joseph in Siemensstadt ist, sowohl von der Sozialstruktur der Gemeinde als auch von den Räumlichkeiten her, familienfreundlicher. In der Regel entscheiden wir daher von Fall zu Fall, ob wir da oder dort zur Sonntagsmesse gehen. 

Was nun den Punkt "Engagement in der Gemeinde" betrifft, wird mancher Leser sich vielleicht erinnern, dass ich schon vor bald einem Jahr schrieb, meine Liebste und ich würden in St. Stephanus Haselhorst die Leitung einer Krabbelgruppe übernehmen. Nun ja, das haben wir auch gemacht, aber so richtig befriedigend hat sich dieses Projekt nicht entwickelt. Die Nachfrage nach diesem Angebot war innerhalb der Gemeinde offenbar überschaubar, es gab wiederholt Unklarheiten bezüglich der Raumbelegung, und zu guter Letzt fackelte unser Jüngster beinahe die Küche ab (okay, das ist jetzt übertrieben dramatisch ausgedrückt). Vor allem aber stellte ich, nachdem meine Liebste nach dem Ende der Elternzeit wieder arbeiten ging und ich die Leitung der Krabbelgruppe allein weiterführen musste, fest, dass das eigentlich nicht so mein Ding ist. Aber hey, sogar in der Benedikt-Option steht, man soll sich nicht scheuen, Projekte aufzugeben, wenn sich abzeichnet, dass sie nicht funktionieren. Also machen wir jetzt was anderes. 

Zum Beispiel: Seit Herbst 2021 gibt es in St. Stephanus eine kleine Pfadfindergruppe – "Stamm", sagt man, glaube ich, dazu. Sie gehört bislang keinem Verband an, aber ich schätze mal, man darf sagen, dass sie der KPE tendenziell näher steht als der DPSG. Derzeit gibt es Pläne, diese Gruppe um ein Angebot für Kinder im Alter von 5-7 Jahren, eine sogenannte "Wichtelgruppe" zu ergänzen; und siehe, ich bin gebeten (!) worden, gemeinsam mit einer Frau aus der Gemeinde diese Wichtelgruppe zu leiten. Nach Ostern soll's losgehen, und zur Vorbereitung habe ich ein paarmal bei der Leitung der "Wölflinge" – also der 8- bis 11jährigen – "hospitiert" und meine Tochter, obwohl sie erst 5 und somit gerade mal im "Wichtel"-Alter ist, kurzerhand dazu mitgenommen. Sie findet's super: Abenteuer, Lagerfeuer... 


Nun habe ich bei früherer Gelegenheit ja mal geschrieben, so ziemlich alles, was ich über Pfadfinder wisse, hätte ich von Tick, Trick und Track und dem Fähnlein Fieselschweif; insofern könnte man vielleicht meinen, ich sei nicht unbedingt eine naheliegende Wahl für die (Co-)Leitung einer pfadfinderisch inspirierten Kindergruppe, aber ich sage mir, gerade dieser "fremde Blick" auf die pfadfinderischen Bräuche und Gepflogenheiten kann die Sache interessant machen. Davon abgesehen bin ich dank einer Spende aus Leserkreisen im Besitz von ca. 40 Jahrgängen des legendären "Komm-mit-Kalenders" und denke, daraus lassen sich bestimmt allerlei Anregungen beziehen – wenn auch natürlich mit angemessener kritischer Distanz. 

Und sonst so? Zum einen muss ich sagen, dass ich sehr darauf erpicht bin, das bewährte Konzept unserer Lobpreisandachten (unter der Überschrift "Lobpreis mit dem Stundenbuch") wieder aufzugreifen, sei es in Siemensstadt oder in Haselhorst. Die Osterzeit wäre vielleicht ein guter Anlass, damit anzufangen. Ich sollte wohl mal mit dem zuständigen Vikar darüber sprechen. – Davon abgesehen war unlängst "Familientag" in St. Stephanus, und während ich mit unserer Tochter zum Kinderprogramm (Trommelworkshop, Kinderschminken, Lagerfeuer) ging, knüpfte meine Liebste Kontakte beim Erwachsenenprogramm. Daraus hervorgegangen ist die Idee zur Gründung einer Frauen- und einer Männergruppe. (Meine erste Frage dazu: "Gibt's bei der Männergruppe Bier?" – "Unbedingt!"). Schauen wir mal, wie die Sache sich entwickelt... 

Was ich auch schon mal erwähnt habe, ist, dass in unmittelbarer Nachbarschaft der Kirche St. Stephanus in Haselhorst die EFG The Rock Christuskirche liegt; und da gehen wir mit unseren Kindern fast jede Woche zum Kinderprogramm, das sich JAM nennt – ein Kürzel für "Jungschar am Mittwoch". Das Konzept dieser Veranstaltungsreihe finde ich so gut, dass ich es hier kurz vorstellen möchte: Ab 16 Uhr geht es los mit freiem Spiel, dann folgt kindgerechter Lobpreis (mit Bewegungsliedern), eine Katechese und zum Abschluss ein gemeinsames Abendessen. Alles kostenlos übrigens. Parallel zum Kinderprogramm findet auch ein "Elterntreff" (mit Kaffee) statt, aber ich gehe meistens mit unserer Tochter zur Kinderkatechese – und habe selten etwas daran auszusetzen, was, wenn man mich kennt, schon einiges heißen will. Wenn meine katholischen Leser nun die Frage aufwerfen möchten, wie es denn mit konfessionellen Eigenheiten aussehe – ob die Kinderkatechese in einer evangelischen Freikirche nicht mehr oder weniger zwangsläufig gewisse Elemente enthalte, die aus katholischer Sicht einer gewissen Richtigstellung oder zumindest Ergänzung bedürfen – dann kann ich nur sagen: Ja, das gibt es durchaus; aber meinen bisherigen Erfahrungen zufolge hält sich das sehr im Grenzen, und verglichen mit dem Niveau, das man in der volkskirchlichen Kinderkatechese vielfach antrifft, finde ich das eher unproblematisch. – Im Übrigen möchte ich über die The Rock-Freikirche noch zu Protokoll geben, dass die Leute dort wirklich gut darin sind, Besuchern das Gefühl zu vermitteln, willkommen zu sein. Davon könnten sich die meisten katholischen Gemeinden, die ich kenne, eine dicke Scheibe abschneiden. 

Nun aber noch einmal kurz zurück zu den Stichworten "Caminho Português" und "Pilgerherberge": Der Wunschtraum, "irgendwann mal" – und sei es im Rentenalter – eine Herberge für Jakobspilger zu eröffnen und zu leiten, bewegt meine Liebste wohl schon länger, als wir uns kennen; seit unserem gemeinsamen Jakobsweg im Sommer 2016 ist das jedenfalls immer mal wieder Gesprächsthema zwischen uns gewesen, und mich reizt die Vorstellung auch – nicht zuletzt, weil sie sich sicherlich unschwer mit anderen Aspekten eines Konzepts kombinieren ließe, wie es im Buch "Mission Manifest" unter der Überschrift "Der Traum vom lebendigen Pfarrhaus" beschrieben wird. Und etwas in der Art wollen wir mittelfristig auf jeden Fall machen. Das muss natürlich nicht unbedingt am portugiesischen Jakobsweg sein, aber es könnte immerhin. Mit dem Pilgerführer habe ich mich noch nicht besonders eingehend befasst, aber einen Ort an der Strecke gibt es schon mal, der mir auf den ersten Blick reizvoll erscheint: die Stadt Tui, direkt am Grenzfluss Minho bzw. Miño gelegen, allerdings bereits auf dessen spanischer Seite. Na, bei Gelegenheit mal mehr zu diesem Thema. 


Währenddessen in Tegel 

Derweil wohnen wir – u.a. deshalb, weil die Situation auf dem Wohnungsmarkt es nahezu unmöglich macht, umzuziehen – nach wie vor auf dem Territorium unserer "Ex-Gemeinde", in fußläufiger Entfernung von der Pfarrkirche. Da bleibt es nicht aus, dass ich immer mal wieder – z.B. beim Einkaufen oder wenn ich mit den Kindern spazieren gehe – Leuten aus der Gemeinde begegne. Mehrfach wurde ich in den vergangenen Monaten sogar von Gemeindemitgliedern angesprochen, die ich persönlich gar nicht oder nur flüchtig vom Sehen kannte, denen meine Liebste und ich aber durch unsere früheren Aktivitäten in der Pfarrgemeinde bekannt waren und die sich nun erkundigen wollten, wie es denn komme, dass man uns "gar nicht mehr sehe". Ich habe es bei solchen Gelegenheiten vermieden, aus dem Nähkästchen zu plaudern, und stattdessen lediglich angedeutet, es habe "Konflikte" mit den tonangebenden Leuten in der Gemeinde (worunter nicht nur die hauptamtlichen Mitarbeiter zu verstehen sind) gegeben. Umso überraschter war ich, dass die Reaktion meiner Gesprächspartner durchweg lautete, ja, das hätten sie sich schon gedacht, und sie hätten selbst auch schon öfter die Erfahrung gemacht, dass Leute, die neue Impulse ins Gemeindeleben einzubringen versuchten, in dieser Gemeinde einen schweren Stand hätten. Einige erklärten sogar ganz direkt, dass sie uns und unser Engagement vermissten. Das hat ja doch etwas Tröstliches. 

Übrigens sind auch die bislang vier Pfarreien des Pastoralen Raums Reinickendorf-Süd inzwischen offiziell zu einer Großpfarrei mit dem Namen St. Klara fusioniert. Viel geändert hat sich dadurch abgesehen vom Briefkopf,  aber wohl nicht. Positiv ist zu vermerken, dass es am Standort Herz Jesu Tegel nach wie vor jeden Freitag Eucharistische Anbetung gibt; manchmal gehe ich da hin, bemühe mich aber, nicht gesehen zu werden. An dem wöchentlichen Termin, an dem früher unsere Lobpreisandacht stattfand, gibt es jetzt (und wohl auch schon seit rund einem Jahr) ein Friedensgebet für die Ukraine; num gut. Das von uns installierte Büchertauschregal gibt es auch noch, und offenbar erfreut es sich eines recht regen Zuspruchs. Und schließlich kann ich mir nicht verkneifen, noch ein weiteres Detail anzusprechen, das ich einigermaßen bezeichnend für diese Gemeinde finde: Noch bis vor kurzem wurde in den Vermeldungen allwöchentlich auf die Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen gepocht, und das mit einer solchen Eindringlichkeit, dass ich mich, als das Erzbischöfliche Ordinariat die Aufhebung des Schutzkonzepts beschloss und verkündete, unwillkürlich fragte: Was schreiben die wohl jetzt in ihre Vermeldungen? Und siehe da, seitdem findet sich in den Vermeldungen der Satz: 

Wir bitten weiterhin alle um ehrliches Bemühen zur Minimierung des Covid-19-Ansteckungs-Risikos und ermutigen zur Eigenverantwortung! 

So schwer kann es sein, loszulassen. Man frage nur mal Björn Casapietra


Neues aus Synodalien 

Es läge vielleicht nahe, in dieser neu ersonnenen Rubrik darauf einzugehen, was es in der Butjenter Regenbogenflaggen-Affäre Neues gibt – denn Neues gibt es da in der Tat –, aber das hebe ich mir lieber für einen separaten Artikel auf. Es ist ja auch nicht so  dass es nicht auch sonst genug Stoff für eine Rubrik "Neues aus Synodalien" gäbe. Zum Beispiel bin ich unlängst auf den Twitter-Account des BDKJ-Bundesvorsitzenden Gregor Podschun aufmerksam geworden. Das war allerdings ein kurzes Vergnügen, da er mich gleich nach der ersten Interaktion geblockt hat. Das ist an und für sich nicht unbedingt ehrenrührig: Ich halte die großzügige Nutzung der Blockierfunktion in Sozialen Netzwerken für ein völlig legitimes Mittel zur Optimierung des eigenen Nutzererlebnisses und habe selbst enorm viele Leute auf Facebook und Twitter geblockt, aus den unterschiedlichsten Gründen. Gregor Podschun indes fühlt sich auch beim Leute-Blocken als Rächer der intersektionell Marginalisierten: "Ich habe in den letzten Tagen viele Hassbotschaften auf Twitter bekommen", twitterte er am 11. März. "Oft gegen mich gerichtet, aber ich viel gegen Trans*Personen und homosexuelle Menschen. In der Konsequenz habe ich die schlimmsten Account blockiert, komme aber nicht bei allen hinterher." – Meine Interaktion mit ihm fand wohlgemerkt erst ein paar Tage später statt; und sie bestand lediglich darin, dass ich zu einem Tweet von ihm, in dem er die Zustimmung der Synodalversammlung zum "Handlungstext zu Frauen im sakramentalen Amt" als "Mega wichtig für alle Frauen!" bezeichnete und darüber hinaus forderte "Wir brauchen endliche [sic] die Priester*innenweihe und Öffnung aller Ämter für Frauen!", anmerkte, so eine Äußerung könne man "doch schon rein sprachlich unmöglich ernst nehmen". Ja, schlimm sowas. Schon klar, dass die "Solidarität mit allen Menschen, die auf Twitter und sonst wo aufgrund ihrer geschlechtlichen Identität oder sexuellen Orientierung Hass erfahren", es erfordert  so üble Typen wie mich zu blockieren. Nun, wie gesagt: Kann er ja ruhig machen. Wobei ich allerdings zu bedenken geben möchte, dass man, wenn man offiziell als Repräsentant eines großen Verbands in den Sozialen Netzwerken unterwegs ist, vielleicht doch die Weisheit "Zieh die Filterblase nicht zu klein" beherzigen sollte. Derzeit hat Podschun jedenfalls nur gut halb so viele Twitter-Follower wie, beispielsweise, ich; ich finde, das sollte ihm zu denken geben. 


Was ich gerade lese 

  • zu Studienzwecken: Günter Hegele (Hg.), Warum neue religiöse Lieder? Eine Dokumentation. Regensburg: Bosse,  1964. 
Ein zeitgeschichtliches Dokument aus der Frühzeit des Neuen Geistlichen Liedes, herausgegeben von einem der zentralen Anreger dieser ganzen kirchenmusikalischen Bewegung. Auch wenn das Buch sich "Dokumentation" nennt, kann es seinen Charakter als Streitschrift nicht verleugnen. Abgesehen von einer gewissen unfreiwilligen Komik ist die Lektüre nicht unbedingt unterhaltsam, aber aufschlussreich. 

Der letzte Band einer uneingeschränkt empfehlenswerten Fantasy-Trilogie. So empfehlenswert, dass es eine Überlegung wert wäre, die Trilogie in einem separaten Blogartikel angemessen ausführlich zu rezensieren. Wenn ich mal dazu komme... 


Aus dem Stundenbuch 

Wenn seine Söhne meine Weisung verlassen, *
nicht mehr leben nach meiner Ordnung,

wenn sie meine Gesetze entweihen, *
meine Gebote nicht mehr halten,

dann werde ich ihr Vergehen mit der Rute strafen *
und ihre Sünde mit Schlägen.

Doch ich entziehe ihm nicht meine Huld, *
breche ihm nicht die Treue.

Meinen Bund werde ich nicht entweihen; *
was meine Lippen gesprochen haben, will ich nicht ändern. 

(Psalm 89,31-35 – dem Synodalen Weg gewidmet) 

Ohrwurm der Woche 

Helge Schneider: Comeback 


Selbsterklärend, oder? 



Sonntag, 12. März 2023

Einige Anfragen an die Pfarrei St. Willehad. Und ein Gebet.

Ich hatte es bereits angekündigt: Im Zusammenhang mit der Butjenter Regenbogenflaggen-Affäre möchte ich noch einmal speziell die Rolle, die die Pfarrei St. Willehad in diesen Vorgängen gespielt hat und weiterhin spielt, ins Auge fassen. Wie erfahrene Leser meines Blogs wissen, bin ich von dieser Pfarrei ja Kummer gewohnt, aber was da neuerdings los ist, übertrifft meine schlimmsten Erwartungen dann doch noch um Einiges. Gleichzeitig könnte man meinen, angesichts der Katastrophe des "Synodalen Weges" sei das, was in Butjadingen abläuft, nur ein Nebenkriegsschauplatz. Das mag so sein. Aber auch Nebenkriegsschauplätze – und vielleicht gerade sie – verdienen es, dass jemand um sie kämpft

Ich habe daher unten ein paar Textbausteine für eine kritische Bewertung des Verhaltens der örtlichen Kirchenvertreter zusammengestellt, und diese Textbausteine würde ich gern für eine Briefaktion nutzen; will sagen: Ich würde mich freuen, wenn möglichst viele meiner Leser diesen Text (oder Teile davon) als Vorlage nähmen, um den Verantwortlichen der Pfarrei ein bisschen Feedback für ihr Agieren in dieser Angelegenheit zukommen zu lassen – sei es per Mail an 

pfarrbuero@st-willehad-nordenham.de 

oder aber, um den Empfängern das Ausdrucken zu ersparen, direkt mit der guten alten Schneckenpost an die Adresse 

Katholische Pfarrei St. Willehad
St.-Willehad-Straße 37
26954 Nordenham.

Davon abgesehen denke ich, noch wichtiger, als den Verantwortlichen der Pfarrei die Meinung zu geigen, ist es, für die Gemeinde zu beten, und auch dafür habe ich weiter unten ein paar Textbausteine zusammengestellt. Auch hier würde ich mich freuen und wäre dankbar, wenn sich mir möglichst viele Leser im Gebet anschließen würden, und auch hier ist der von mir formulierte Text natürlich nur als Anregung zu verstehen und kann gern individuell angepasst werden. Zuerst aber zur Briefvorlage: 


Sehr geehrter Pfarrer Jasbinschek, sehr geehrter Diakon Richter, sehr geehrte Mitglieder des Pfarreirates von St. Willehad, 

in der Gemeinde Butjadingen hat es in jüngster Zeit erhebliche Aufregung um eine am Fahnenmast des zu Ihrer Pfarrei gehörigen Rat-Schinke-Hauses in Burhave gehisste Regenbogenflagge gegeben. Stein des Anstoßes war dabei – so hat es, aus der Distanz betrachtet, jedenfalls den Anschein – nicht so sehr die Anbringung der Flagge als vielmehr der Umstand, dass ein Mitglied des Gemeinderates von Butjadingen die Flagge als "kulturelle Schande" bezeichnete und ihre Entfernung verlangte.  Mit Datum vom 07.03. veröffentlichten daraufhin verschiedene politische und gesellschaftliche Gruppen aus der Wesermarsch eine "Gemeinsame Erklärung zur Äußerung des Butjadinger Ratsherrn Dr. Hortig", in der "die Hissung der Regenbogenfahne am katholischen Gästehaus in Burhave durch die katholische Kirchengemeinde" gutgeheißen und die Kritik daran scharf zurückgewiesen wurde. Unter den Unterzeichnern der Erklärung steht die "Kath. Kirchengemeinde Nordenham-Butjadingen-Stadland" an prominenter Stelle, direkt nach dem "CSD Wesermarsch Verein"

Dass es in der Erklärung weiter heißt "Wir betrachten die Regenbogenfahne nicht als Symbol von Minderheiten, sondern als Symbol für Akzeptanz, Vielfalt und eine bunte Gesellschaft", verschleiert den Umstand, dass die Regenbogenflagge seit Jahrzehnte als Erkennungszeichen der Schwulenbewegung (heute meist "LGBT"- bzw. "LGBTTIQ"-Bewegung o.ä. genannt) etabliert und bekannt ist. Es handelt sich also gewissermaßen um das "Parteisymbol" einer ideologisch ausgerichteten Bewegung, deren Programmatik nicht bloß der Sittenlehre, sondern dem gesamten Menschenbild der katholischen Kirche entschieden widerspricht. Man kann den Verantwortlichen der Pfarrei St. Willehad daher schwerlich den Vorwurf ersparen, dass sie mit ihrem demonstrativen Bekenntnis zur Regenbogenflagge sowie dazu, "dass alle Menschen so sein können wie sie sind und lieben können, wen sie wollen" (wie es in der oben genannten Erklärung heißt), die Öffentlichkeit, aber auch und nicht zuletzt die eigenen Gemeindemitglieder darüber in die Irre führen, was die katholische Kirche tatsächlich über die Geschlechtlichkeit und Sexualität des Menschen lehrt. So heißt es im Katechismus der katholischen Kirche

2357 Homosexuell sind Beziehungen von Männern oder Frauen, die sich in geschlechtlicher Hinsicht ausschließlich oder vorwiegend zu Menschen gleichen Geschlechtes hingezogen fühlen. [...] Gestützt auf die Heilige Schrift, die sie als schlimme Abirrung bezeichnet (vgl. Gen 19, 1-29; Röm 1,24-27; 1 Kor 6,9-10; 1 Tim 1,10), hat die kirchliche Überlieferung stets erklärt, "daß die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung sind" (CDF, Erkl. "Persona humana" 8). [...] Sie sind in keinem Fall zu billigen.

2358 Eine nicht geringe Anzahl von Männern und Frauen haben tiefsitzende homosexuelle Tendenzen. Diese Neigung [...] stellt für die meisten von ihnen eine Prüfung dar. Ihnen ist mit Achtung, Mitgefühl und Takt zu begegnen. Man hüte sich, sie in irgend einer Weise ungerecht zurückzusetzen. Auch diese Menschen sind berufen, in ihrem Leben den Willen Gottes zu erfüllen und, wenn sie Christen sind, die Schwierigkeiten, die ihnen aus ihrer Verfasstheit erwachsen können, mit dem Kreuzesopfer des Herrn zu vereinen.

2359 Homosexuelle Menschen sind zur Keuschheit gerufen. Durch die Tugenden der Selbstbeherrschung, die zur inneren Freiheit erziehen, können und sollen sie sich [...] durch das Gebet und die sakramentale Gnade Schritt um Schritt, aber entschieden der christlichen Vollkommenheit annähern.

Papst Franziskus betont im nachsynodalen Schreiben Amoris Laetitia (2016), es gebe "keinerlei Fundament dafür, zwischen den homosexuellen Lebensgemeinschaften und dem Plan Gottes über Ehe und Familie Analogien herzustellen, auch nicht in einem weiteren Sinn" (AL 251). Erinnert sei auch an die Klarstellung der Glaubenskongregation, vom 21. März 2021, es sei "nicht erlaubt, Beziehungen oder selbst stabilen Partnerschaften einen Segen zu erteilen, die eine sexuelle Praxis außerhalb der Ehe (das heißt außerhalb einer unauflöslichen Verbindung eines Mannes und einer Frau, die an sich für die Lebensweitergabe offen ist) einschließen, wie dies bei Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts der Fall ist". 

Sie mögen persönlich der Meinung sein, diese Lehren der katholischen Kirche seien nicht mehr zeitgemäß, nicht menschenfreundlich o. dergl.; Sie sollten sich jedoch darüber im Klaren sein, dass Sie im lokalen Maßstab die Kirche als Ganze repräsentieren und dass die Gläubigen, aber auch die breitere Öffentlichkeit ein Recht darauf haben, dass man ihnen die Lehre der Kirche unverfälscht und unverkürzt verkündet.  

Kennen Sie diesen Herrn, und hat Er in Ihrer Kirche noch etwas zu sagen? 
(Wandgemälde in St. Willehad Nordenham, verfremdet) 

Gerade Priester und Diakone sollten sich bewusst sein, dass sie keine andere Autorität besitzen als die, die die Kirche ihnen durch das Sakrament der Weihe verliehen hat. Es ist daher ausgesprochen widersinnig, wenn sie diese Autorität dazu nutzen, gegenüber der Öffentlichkeit Auffassungen zu vertreten, die der Lehre der Kirche widersprechen. 

Mag der sogenannte "Synodale Weg" der Deutschen Bischofskonferenz und des "Zentralkomitees der deutschen Katholiken" den Eindruck erweckt haben, die Lehre der Kirche in den genannten Punkten könne gewissermaßen per Mehrheitsbeschluss geändert werden, so ist an die Mahnung Papst Franziskus' vom 21. Juli letzten Jahres zu erinnern, der "Synodale Weg" sei "nicht befugt, die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten". 

Der verstorbene Papst Benedikt XVI. bemerkte: "Vor hundert Jahren hätte es noch jedermann für absurd gehalten, von homosexueller Ehe zu sprechen. Heute ist gesellschaftlich exkommuniziert, wer sich dem entgegenstellt. [...] Die moderne Gesellschaft ist dabei, ein antichristliches Credo zu formulieren, dem sich zu widersetzen mit gesellschaftlicher Exkommunikation bestraft wird." In Butjadingen entsteht derzeit der fatale Eindruck, dass die institutionelle Kirche sich auf die Seite derer schlägt, die diese gesellschaftliche Exkommunikation über die Kritiker der herrschenden Ideologie der "sexuellen Vielfalt" verhängen. 

Ich wäre Ihnen dankbar für eine Stellungnahme dazu, inwieweit Sie der Auffassung sind, mit Ihrem Verhalten in dieser Angelegenheit Ihrer Verantwortung vor Gott und für die Ihnen anvertraute Gemeinde gerecht zu werden. 


*  *  *


Gebet für die Pfarrei St. Willehad Nordenham-Butjadingen-Stadland

Gott, stelle uns wieder her! Lass dein Angesicht leuchten und wir sind gerettet! Einen Weinstock hobst du aus in Ägypten, du hast Völker vertrieben und ihn eingepflanzt. Du schufst ihm weiten Raum, er hat Wurzeln geschlagen und das ganze Land erfüllt. Sein Schatten bedeckte die Berge, seine Zweige die Zedern Gottes. Warum rissest du seine Mauern ein? Alle, die des Weges kommen, plündern ihn. Der Eber aus dem Wald wühlt ihn um, es fressen ihn ab die Tiere des Feldes. Gott der Heerscharen, kehre doch zurück, blicke vom Himmel herab und sieh, sorge für diesen Weinstock! (Psalm 80,4.9-11.13-15

Allmächtiger Gott, 

Du hast Dir in Nordenham, Butjadingen und Stadland Dein Haus unter den Menschen erbaut, und Du wolltest, dass es ein Haus aus Lebendigen Steinen sei. Lass nicht zu, dass jene, denen Du die Sorge für Dein Haus anvertraut hast, seine Mauern einreißen und es der Verwüstung preisgeben. Schenke Deiner Gemeinde treue Hirten, die sich nicht scheuen, Dein Wort und Deinen Willen "gelegen oder ungelegen" (2 Tim 4,2) zu verkünden. Gewähre Deinem Volk in dieser Fastenzeit den Geist der Umkehr und Buße, erbarme Dich der Seelen, die durch falsche Lehren in die Irre geführt wurden, und steh denen bei, die für die Treue zu Deinem Wort Verfolgung erleiden. Darum bitten wir durch Jesus Christus, Deinen Sohn, unseren Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit Dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. 

Amen. 

Heiligstes Herz Jesu – erbarme Dich unser
Heilige Maria, Mutter der Christenheit – bitte für uns
Heiliger Josef, Beschützer der Heiligen Familie – bitte für uns
Heiliger Petrus, du Fels, auf dem die Kirche erbaut ist – bitte für uns
Heiliger Johannes, du Jünger, den Jesus liebte – bitte für uns

Heiliger Benedikt – bitte für uns
Heiliger Bonifatius – bitte für uns 
Heiliger Willehad – bitte für uns 
Heiliger Liudger – bitte für uns 
Heiliger Petrus Canisius – bitte für uns 
Heiliger Pfarrer von Ars – bitte für uns 
Heiliger Papst Johannes Paul II. – bitte für uns 

Heiliger Karl Lwanga und Gefährten – bittet für uns 
Heiliger Petrus Damiani – bitte für uns 
Heilige Perpetua und Heilige Felizitas – bittet für uns 
Heiliger Sebastian – bitte für uns 
Heiliger Antonius von Padua – bitte für uns 
Heiliger Aloysius von Gonzaga – bitte für uns 
Heilige Maria Goretti – bitte für uns 

Alle Heiligen Gottes – bittet für uns 

Unter deinen Schutz und Schirm 
fliehen wir, o heilige Gottesgebärerin 
Verschmähe nicht unser Gebet in unseren Nöten 
sondern erlöse uns jederzeit aus allen Gefahren 
O du glorwürdige und gebenedeite Jungfrau 
Unsere Frau, unsere Mittlerin, unsere Fürsprecherin 
Versöhne uns mit deinem Sohne 
Empfiehl uns deinem Sohne 
Stelle uns vor deinem Sohne. 

O mein Jesus, 
verzeih uns unsere Sünden 
bewahre uns vor dem Feuer der Hölle 
führe alle Seelen in den Himmel 
besonders jene, die deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen. 

Komm, Heiliger Geist 
Komm durch die mächtige Fürsprache 
des Unbefleckten Herzens Mariens, 
Deiner so geliebten Braut. 

Maria mit dem Kinde lieb – uns allen deinen Segen gib. 

Marienstatue in Herz Mariae Burhave, verfremdet