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Samstag, 5. Juli 2025

Die 3 K der Woche: Kinder, Kirche, Kingdom-Mindedness

Willkommen zum neuen Wochenbriefing, Leser! Euch erwartet ein sommerlich buntes Themenspektrum – aus der Nähe und aus der Ferne, vom neuen Heidi-Film bis hin zu aktuellen Entwicklungen in der katholischen Bloggerszene. Und auch wenn, dem Volksmund zufolge, "nach Peter und Paul der Pfarrer faul" wird, sieht es bei mir bzw. uns auch in nächster Zeit nicht nach Sommerloch aus; im Gegenteil, ich sehe vielversprechende Entwicklungen am Horizont. Überzeugt euch selbst! 

Aus meinem Symbolbilder-Archiv. Weiß gar nicht mehr, wo ich das aufgenommen habe, könnte aber im "Nirgendwo" gewesen sein.

Luchse gut, Dampfmaschine böse 

Am vergangenen Samstag waren wir mit den Kindern im Kino; der Film unserer Wahl war "Heidi und die Legende vom Luchs", von dem wir annahmen, er dürfte einigermaßen unverdächtig in Hinblick auf "woke" Propaganda sein. In dieser Hinsicht hat der Film uns auch tatsächlich nicht enttäuscht; ich glaube sagen zu können, ich habe schon lange keinen derart "un-woken" Kinderfilm mehr gesehen. Mehr noch, der Film ist auf eine zuweilen schon unfreiwillig komische Weise reaktionär: In dem Moment, in dem ein Unternehmer auf einer fahrbaren Dampfmaschine ins idyllische Dörfli kommt, weiß man schon, der führt nichts Gutes im Schilde. Man muss zugeben, dass das ein Handlungsschema ist, das gut in die Zeit passt, in der der Heidi-Stoff angesiedelt ist, aber in einem Animationsfilm aus dem Jahre 2025 hätte ich so eine naive und völlig ungebrochene Fortschrittsfeindlichkeit nun wahrlich nicht erwartet. So sehr mich das einerseits amüsierte, muss ich doch sagen, dass mir die Handlung selbst für einen Kinderfilm streckenweise allzu primitiv und unglaubwürdig konstruiert war. Das fängt an mit der Frage, was es wohl für die Sympathielenkung bedeutet hätte, wenn die Luchse nicht die Hühner eines sowieso unsympathisch dargestellten kinderlosen Paares gerissen hätten, sondern z.B. das niedliche Zicklein "Rübli" des Geißenpeters; und es endet mit der Frage, ob Herr Sesemann, der am Ende großzügig die Finanzierung des eigentlich vom Bösewicht versprochenen Wiederaufbaus der Dorfkirche übernimmt, das nicht schon bei einer früheren Gelegenheit hätte tun können. Allerdings machten niedliche Tierbabys, malerische Landschaftsbilder und eine gut abgewogene Mischung aus Komik und Spannung solche Schwächen dann doch weitgehend wieder wett. 

Wohl bekomm's, Geißenpeter! (Abb. ähnlich)

Was mich während des Films außerdem noch bei Laune hielt, war der Gedanke, dass der Heidi-Stoff ja im Prinzip im selben Raum-Zeit-Kontinuum angesiedelt ist wie die Romane Sir John Retcliffes; und auch die reaktionäre Tendenz, die Skepsis gegenüber der Industrialisierung passt da ins Bild. Im ursprünglichen Roman "Heidis Lehr- und Wanderjahre" wird sogar erwähnt, dass der Alm-Öhi in jüngeren Jahren Söldner in Neapel war; bei der in Retcliffes "Biarritz" so eindringlich geschilderten Belagerung von Gaëta (1860/61) wird er wohl nicht dabei gewesen sein, das käme aus chronologischen Gründen kaum hin; vielleicht aber ja bei einer früheren Belagerung dieser Festung. – Im Ernst gesagt könnte ein Vergleich zwischen dem "Heidi"-Stoff und dem Tiroler Handlungsstrang von Retcliffes "Villafranca"-Zyklus durchaus interessant und ergiebig sein; dort heißt das Pendant zum Alm-Öhi lustigerweise "Nazi" (Koseform von Ignaz). 

Bemerkenswert erscheint mir auch, dass der christliche Gehalt der ursprünglichen Heidi-Bücher in der Legende vom Luchs in zwar rudimentärer Gestalt, aber doch tendenziell deutlicher als in anderen mir bekannten Heidi-Adaptionen präsent ist. Zwar wirkt es recht auffällig, dass Heidi an einer Stelle ein Tischgebet spricht, dessen Adressat gar nicht ausdrücklich genannt wird, das also an irgendeine anonyme kosmische Macht gerichtet sein könnte; aber mindestens ebenso auffällig ist der Handlungsstrang um die abgebrannte Kirche im Dörfli: Das Versprechen, diese wieder aufzubauen, ist es vor allem, was die Dörfler für den fadenscheinigen Unternehmer mit der Dampfmaschine einnimmt; und der Alm-Öhi hat zwar nicht, wie ihm von Manchen unterstellt wird, den Brand gelegt, macht sich aber dennoch Vorwürfe, dass er, obwohl er als einer der ersten das Feuer bemerkt hat, aus Verbitterung nicht geholfen hat, es zu löschen. Mehr noch: Er hebt selbst ausdrücklich hervor, dass seine Entwicklung zum Eigenbrötler und Menschenfeind damit begann, dass er nach dem Tod seines Sohnes nicht mehr in die Kirche ging. Das ist schon ein bemerkenswertes Detail für einen Kinderfilm aus dem Jahr 2025, finde ich. 


Wenn der Vater mit dem Sohne... ins Baumhaus geht 

Die Frage, ob wir zur letzten Community Networking Night vor der Sommerpause ins Baumhaus gehen würden oder ob ich da womöglich allein würde hingehen müssen, fand eine überraschende Antwort: Nachdem es über den Nachmittag zunächst nicht so ausgesehen hatte, als ob meine lieben Familienmitglieder nach der Rückkehr vom Kinobesuch noch einmal das Haus würden verlassen wollen, warf ich gegen Abend trotzdem die Frage in den Raum, ob jemand Lust habe, mit mir zum Baumhaus zu fahren – und erntete ein klares Ja von meinem Jüngsten. Also stiefelten wir beiden los und ließen die Damen daheim. 

Im Baumhaus trafen wir eine ungewöhnlich überschaubare Runde an, nur sieben Personen einschließlich der beiden Gastgeber Scott und Karen; insofern war es eine ganz andere Atmosphäre, als man sie sonst von der Community Networking Night kennt, aber Scott merkte zu Recht an, so ungewöhnlich sei das nun auch wieder nicht: Auch sonst sei jeder Abend im Baumhaus anders als jeder andere, und dieser hier einfach nur auf besondere Art anders. Tatsächlich schienen sich in dieser überschaubaren Runde alle wohlzufühlen – auch mein Herr Sohn, der zwar vom Tischgespräch nicht viel mitbekam, da es überwiegend auf Englisch geführt wurde, sich dafür aber mit dem Hund einer Besucherin anfreundete. – Entsprechend der geringen Teilnehmerzahl gab es auch nicht so viel zu essen wie sonst, aber lecker war es trotzdem. 



Beachtliche Fortschritte gemacht hat, seit ich das letzte Mal hier war, auch der Vertikale Garten. Man beachte übrigens das versteckte Osterei!

Im Übrigen fand ich es insgesamt schön, mal wieder etwas allein mit dem Jüngsten zu unternehmen, wozu wir ja, seit er in die KiTa geht, erheblich weniger Gelegenheit haben als vorher; und ich hatte dem Eindruck, dass er es ebenfalls genoss. Mit dem Tochterkind sollte ich wohl auch mal wieder was allein unternehmen... 


Schwarzer Gürtel in KiWoGo 

Am vergangenen Sonntag, dem Hochfest Peter und Paul, stand in St. Joseph Siemensstadt mal wieder ein Kinderwortgottesdienst an, der erste von zweien im traditionell als schwierig bzw. undankbar geltenden Zeitraum zwischen Erstkommunion und Sommerferien. Immerhin bot das Evangelium dieses Sonntags – Matthäus 16,13-19, das Christusbekenntnis des Petrus und die Zusage Jesu – eine ausgezeichnete Gelegenheit, den Kindern das Wesen und die Bedeutung des Papsttums nahezubringen; wobei ich nicht ausschließen will, dass diese Idee im Team auch deshalb aufkam, weil unser Vorbereitungstreffen just während des Konklaves stattfand. An dem Konzept dieses KiWoGo, besonders soweit es die Visualisierungs-Elemente betraf, hatte der Gemeindereferent wesentlichen Anteil, war dann zum Termin selbst aber gar nicht da, sodass die Leitung größtenteils mir zufiel; die benötigten Materialien hatte er jedoch besorgt und bereitgestellt, sodass für mich nicht mehr sonderlich viel vorzubereiten blieb. 

Kerngedanke der Visualisierung war es, deutlich zu machen, wieso Jesus davon spricht, Seine Kirche auf einem Felsen zu bauen: Was bedeutet es, dass die Kirche auf einem Felsen erbaut sein soll? Hier bot sich ein Querverweis auf das Gleichnis vom klugen und törichten Hausbau (Matthäus 7,24-27 / Lukas 6,47-49) an, also demonstrierten wir den Kindern, dass eine aus Bauklötzen auf einem Sandhaufen aufgebaute Kirche zusammenfällt, wenn man den Sand mit Wasser wegspült, wohingegen eine Bauklotz-Kirche auf einem Felsen – repräsentiert durch einen Pflasterstein – nicht so leicht zu erschüttern ist. 

Vorher...

...und nachher. 

An diese Präsentation schloss ich einige Bemerkungen dazu an, dass Jesus zwar alle Seine Jünger beauftragt hat, Sein Werk fortzuführen, dass es Ihm aber offensichtlich wichtig war, dass einer, nämlich eben Petrus, die Gesamtverantwortung für alle hat; und das bezog ich auf die Bischöfe und den Papst. Meine Teamkollegin schloss daran einige ergänzende Gedanken dazu an, wie wichtig es für uns als Gläubige sei, gute Hirten zu haben – nicht nur auf weltkirchlicher und Bistumsebene, sondern auch in der Pfarrei und der Gemeinde vor Ort –, und folgerichtig schlossen wir die Katechese mit einem frei formulierten Gebet für die Hirten der Kirche. 

Außer meinen eigenen Kindern und der jüngsten Tochter meiner Teamkollegin waren übrigens vier weitere Kinder dabei, drei davon in Begleitung eines Elternteils; die meisten der Kinder waren noch so klein, dass es fraglich erschien, wie viel vom Inhalt der Katechese eigentlich bei ihnen "ankam", aber von den Eltern gab's sogar Applaus. Einziges Manko war, dass wir viel zu früh fertig waren und dann noch das Ende der Predigt abwarten mussten. Im Großen und Ganzen bin ich aber zufrieden; auch von meinen Kindern gab's positives Feedback. 


Halbjahresbilanz 2025 

Ob man's glaubt oder nicht, Freunde: Das Kalenderjahr 2025 ist schon wieder zur Hälfte rum! Im Monat Juni habe ich acht Blogartikel veröffentlicht, das sind genauso viele wie im Juni des Vorjahres; insgesamt beläuft sich die Zahl der in der ersten Jahreshälfte erschienenen Blogartikel damit auf 50, das sind sieben mehr als im Vorjahresvergleichszeitraum. In der Tagespost sind im Juni zwei Beiträge von mir erschienen, das macht im laufenden Kalenderjahr insgesamt neun; 2024 waren es in der ersten Jahreshälfte nur sechs und im gesamten Jahr nur zwölf, da bin ich also auf einem guten Weg, das Vorjahresergebnis zu toppen. Hinsichtlich der Anzahl der Besuche im Baumhaus glaube ich ebenfalls gute Chancen zu haben, das zu schaffen, denn da war ich in diesem Jahr schon dreimal (einmal mit der ganzen Familie, einmal allein und einmal – siehe oben – mit meinem Jüngsten) gegenüber viermal im gesamten Kalenderjahr 2024. 

– Und sonst so? Der Kleene geht jetzt in die KiTa, das beschert mir werktags ein paar Stunden mehr Zeit für ungestörte geistige Tätigkeit, theoretisch sollte ich dadurch also in der Lage sein, zukünftig "mehr zu schaffen". Bisher wurde das noch weitgehend dadurch ausgecancelt, dass ich in den letzten Wochen aus bekannten gesundheitlichen Gründen nur eingeschränkt belastbar war, aber schauen wir mal, wie sich das zukünftig entwickelt. 

Nachteilig ausgewirkt hat sich die Tatsache, dass der Jüngste jetzt in die KiTa geht, indes auf das "Beten mit Musik": Das haben wir im gesamten Monat Juni nur einmal gemacht, an einem Tag, an dem die KiTa wegen Mitarbeiterfortbildung geschlossen war. In der gesamten erste Jahreshälfte 2025 waren es damit aber stolze 33 "Beten mit Musik"-Andachten, durchschnittlich fünfeinhalb pro Monat; wie viele es im Vorjahr waren, weiß ich nicht mit Sicherheit, aber in meinem Jahresrückblick-Artikel habe ich geschrieben "wenn ich es mal grob überschlage, würde ich sagen, 30 waren es mindestens, vielleicht auch noch ein paar mehr". Da stehe ich im Quervergleich ja mal richtig gut da. Trotzdem sollte ich mir wohl mal überlegen, wie ich es in Zukunft hinkriegen kann, damit trotz KiTa weiterzumachen. Ein fester Termin in der Woche wäre vielleicht hilfreich. 

Übrigens möchte ich bei dieser Gelegenheit anmerken: Ich weiß nicht, ob du's auch so empfindest, Leser, aber ich selbst habe den Eindruck, mein Blog ist im Laufe des zurückliegenden halben Jahres spiritueller geworden. Also für meine Verhältnisse. Ich möchte mal daran erinnern, dass ich im Zusammenhang mit dem Schwester-Robusta-Preis 2014 (ja, lang ist's her!) selbst schrieb, die Preiskategorie "Spiritualität" sei "kein ganz so ausgeprägter Schwerpunkt bei mir". Mehr noch: Wenn ich meine Blogartikel nach dem Stichwort "Spiritualität" durchsuche, stellt sich heraus, dass dieser Begriff in den frühesten Fundstellen durchweg negativ konnotiert erscheint; ein gewisses Naserümpfen gegenüber Leuten, die Dinge sagen wie "Ich bin eher spirituell als religiös", ist da deutlich rauszuhören. Aus vergleichsweise jüngerer Zeit, nämlich aus der Endphase meines Engagements in Herz Jesu Tegel, erinnere ich mich daran, wie der dortige Pfarrer mir mal vorwarf, mit dem Monatsheft "Lebendige Steine" allzu einseitig meine persönliche Spiritualität zu propagieren, und ich dachte: "Persönliche Spiritualität? Sowas hab ich überhaupt nicht!" – Nun ja, das würde ich heute nicht mehr behaupten, auch wenn ich so ein bisschen immer noch mit der Begrifflichkeit fremdle. Jedenfalls glaube ich durchaus, dass auch außerhalb der Rubrik "Geistlicher Impuls der Woche" der spirituelle Gehalt meiner Blogartikel in jüngeren Zeit zugenommen hat, gar nicht mal so sehr in der Auswahl der Themen, sondern eher als Grundeinstellung. Das ist natürlich nichts, was man einfach so beschließen und festlegen kann, und dann bleibt das so; tatsächlich merke ich praktisch jeden Tag, gerade wenn es darum geht, morgens vor dem Frühstück erst mal die Laudes zu beten und an meinem Anfang des Jahres aufgestellten Bibelleseplan dranzubleiben, dass die Versuchung, in den ungeistlichen Schlendrian zurückzufallen, stets nahe ist. – Sicherlich gibt's da jetzt wieder Leute, die, wenn sie solche Aussagen hören oder lesen, etwas von "religiösem Leistungsdruck" in ihren Sechstagebart murmeln, aber denen will ich mal Folgendes sagen: 

Wir haben eine Wohnküche, und die Hauptmahlzeit des Tages ist bei uns üblicherweise das Abendessen. Dadurch kommt es öfter mal vor, dass ich morgens erst mal die Küche aufräumen muss, um sinnvoll Frühstück machen zu können. Und da regt sich dann durchaus mal die Versuchung, erst mal nur notdürftig Platz zu schaffen, indem man das benutzte Geschirr vom Vortag in irgendeiner Ecke aufstapelt, und zu allem Weiteren sagt: Mach ich später. Dabei weiß man ganz genau, dass, wenn man es gleich ordentlich macht, die ganze Familie eine entspanntere Atmosphäre am Frühstückstisch und damit einen besseren Start in den Tag hat, und dass man obendrein "später" auch nicht mehr Lust auf diese Arbeit haben wird. Und so ist es mit vielen Dingen, von denen man weiß, dass sie einem gut tun, auf die man aber trotzdem oft einfach keine Lust hat: zu einer vernünftigen Zeit ins Bett gehen, um ausreichend Schlaf zu kriegen. Bei Hitze viel trinken. Sich regelmäßig ein bisschen bildschirmfreie, vor allem Social-Media-freie Zeit nehmen. Den Müll rausbringen. Zähneputzen. Und wenn es schon im materiellen Leben so ist, dass der innere Schweinehund einen gern von den Dingen abhalten möchte, die einem gut tun, gilt das im geistlichen Leben erst recht. Es braucht ein Minimum an Selbstdisziplin; das hat nichts mit Leistungsdruck zu tun, sondern Selbstdisziplin verbessert unmittelbar die Lebensqualität. 

Zum Stichwort "Spiritualität" sei übrigens noch erwähnt, dass ich in der ersten Jahreshälfte an vier Kinderwortgottesdiensten, einer Kinder-Kreuzwegandacht und einem Einkehrtag für Jugendliche mitgewirkt habe; im Vorjahresvergleichszeitraum gab es sechs Kinderwortgottesdienste, aber dafür, dass es diesmal weniger waren, kann ich ja nichts. Derweil betrachte ich den Jugendeinkehrtag, auch wenn er an schwacher Beteiligung litt, als Schritt in eine Richtung, in die es sich lohnen könnte weiterzugehen. Im Übrigen erwäge ich für die zweite Jahreshälfte, mich in St. Joseph Siemensstadt auch beim Firmkurs und/oder beim Lektorendienst "einzubringen", wie man so schön (?) sagt. Mehr dazu, wenn's diesbezüglich Neues gibt... 


WTF is KiNC? 

Ich hätt's ja selbst fast nicht mehr geglaubt, Leser – aber mein beharrliches Nachforschen, ob es seitens der PUU-Fraktion nicht irgendwelche händeringenden und haareausraufenden Skandalisierungen zur Eucharistischen Konferenz kommt & seht in Köln gibt und wenn nein, warum nicht, hat mir tatsächlich neue Erkenntnisse beschert. Wobei "Erkenntnisse" wohl ein bisschen zu viel gesagt ist: Ich habe eine Spur gefunden, den Eingang zu einem Kaninchenbau sozusagen, aber ich bin noch nicht weit vorgedrungen. Ich ahne bereits, dass das ein Thema für einen eigenständigen Artikel wird, oder gegebenenfalls mehrere. Trotzdem hier und jetzt schon mal ein paar erste Eindrücke: Es scheint, die unermüdlichen Warner vor "Bewegungen, die vermehrt auf Frömmigkeit setzen" (um eine unsterbliche Formulierung von Gabriele Höfling auf häretisch.de aufzugreifen) haben ein neues Lieblings-Feindbild; "Fundamentalismus" war gestern, heute ist "KiNC". Das steht für "Kingdom-minded Network Christianity", und in diese Kategorie passt die kommt & seht-Konferenz anscheinend nur so mehr oder weniger bzw. teils-teils hinein, vielleicht (aber das ist nur eine Arbeitshypothese, die es noch zu überprüfen gilt) weil sie so oldschool-katholisch ist. Daher richtet sich die Aufmerksamkeit einschlägig interessierter Kreise eher auf andere Events, zum Beispiel das Netzwerktreffen "Suchet der Stadt Bestes", das am letzten Juniwochenende in München stattgefunden hat und vom Netzwerk "Miteinander für Europa" (MfE) ausgerichtet wurde. 

– Aber was ist denn jetzt eigentlich KiNC? Ja, wenn das so einfach zu beantworten wäre! Zunächst einmal klingt das ja wie "kink", ein Slang-Ausdruck für etwas, das in der Sexualpsychologie als Paraphilie bezeichnet wird, also eine spezielle, abseitige sexuelle Neigung oder Vorliebe. Für die Frage, ob man diese lautliche Assoziation für zufällig halten sollte oder nicht, ist erst einmal die Feststellung wesentlich, dass "Kingdom-minded Network Christianity", soweit ich es habe feststellen können, keine Selbstbezeichnung ist, d.h. die Protagonisten der so benannten Strömung innerhalb des Christentums nennen sich nicht selbst so. Vielmehr hat mir eine (wenn auch erst mal nur oberflächliche) Google-Recherche den Eindruck vermittelt, dass praktisch alle Fundstellen für den Begriff "Kingdom-minded Network Christianity" auf ein und dasselbe Buch verweisen, nämlich "Visionen eines neuen Christentums" von Maria Hinsenkamp. Als mir der Name der Autorin in den Weiten des Netzes erstmals begegnete, las ich ihm zunächst spontan als "Mariä Hinsenkamp" und stellte mir darunter einen wenig bekannten Wallfahrtsort irgendwo im Westfälischen vor; tatsächlich ist Maria Hinsenkamp, *1991, aber Vikarin in der evangelischen Landeskirche – genau – Westfalens und hat mit "Visionen eines neuen Christentums" ihre Dissertation vorgelegt. Interessant finde ich an diesem Buchtitel, dass er erst einmal positiv klingt; oder präziser gesagt: Er klingt für mich so, als würde jemand, der (bzw. die) diese Formulierung verwendet, das, was er oder sie so bezeichnet, als etwas Positives wahrnehmen. Auch der Untertitel "Neuere Entwicklungen pfingstlich-charismatischer Netzwerke" widerspricht dieser Annahme noch nicht zwingend. Liest man dann das Kapitel "Eine Hinführung", entsteht der Eindruck, der Verfasserin gehe es vorrangig darum, ein Phänomen zu beschreiben, nicht, es zu bewerten – was für eine wissenschaftliche Arbeit ja sicherlich ein lobenswerter Ansatz ist. Das heißt nicht, dass die Verfasserin mit ihrer Darstellung nicht trotzdem eine Wertung impliziert, aber um das festzustellen, habe ich noch nicht genug von der Dissertation gelesen. 

Was man dem Einleitungsteil dieser Arbeit indes auch entnehmen kann, ist, dass die Bezeichnung "Kingdom-minded Network Christianity", kurz KiNC, darin als "neuer Begriff eingeführt" wird (S. 20). Das ist also tatsächlich Maria Hinsenkamps eigene Erfindung, ähnlich wie Christian Smith und Melinda Lundquist Denton die Bezeichnung "Moralistisch-Therapeutischer Deismus" (MTD) geprägt haben und ich eben die Bezeichnung "Postchristlich-undogmatischer Universalismus" (PUU). Okay, die Verfasserin der Dissertation definiert ihren Untersuchungsgegenstand selbst und gibt ihm einen Namen; daran ist erst mal erst mal nichts auszusetzen. Bemerkenswert ist aber doch, was für eine Karriere dieser gerade eben erst erfundene Begriff in einschlägigen Kreisen bereits gemacht hat. Das Buch "Visionen eines neuen Christentums" erschien im Dezember 2024, noch im selben Monat wurde es im Eule-Magazin empfohlen, Ende Januar folgte ein Zoom-Vortrag mit Diskussion beim Evangelischen Bund Westfalen-Lippe, im Februar ein Auftritt beim Podcast "Schöner Glauben" (unter der Überschrift "Was ist der neue christliche Megatrend?"), Ende März war Maria Hinsenkamp dann im Horse & Hound-Podcast zu Gast, Mitte April wurde sie von BR24 Kultur für einen Artikel zum Thema "Religiöser Rap: Wie harmlos oder problematisch sind die O’Bros?" interviewt. Ich könnte diese Aufzählung noch fortsetzen, aber muss vielleicht nicht sein. Jedenfalls zeigt sich hier wohl deutlich genug, dass diese Rezeption des Themas "KiNC" sehr wohl mit einer bestimmten Wertung verbunden ist, nämlich mit der Auffassung, dass es sich um ein Phänomen handle, vor dem gewarnt werden müsse (bei Kirche + Leben stellte der ebenfalls bereits einschlägig bekannte Louis Berger sein Interview mit der Buchautorin gleich ganz direkt unter die Überschrift "Wie gefährlich sind charismatische Bewegungen, Frau Hinsenkamp?"). In diesem Sinne haben z.B. auch "Fundi-Watch" und ein Blog namens "Dokumentieren gegen Rechts" den KiNC-Diskurs aufgegriffen. 

Auf dem letztgenannten Blog habe ich, noch ehe ich in die Open-Access-Version von Maria Hinsenkamps Dissertation 'reingeschaut hatte – darauf wird, wie schon angedeutet, an anderer Stelle ausführlicher einzugehen sein –, ein dieser Dissertation entnommenes Schaubild entdeckt, das einen "[e]xemplarische[n] Ausschnitt aus der deutschsprachigen KiNC-Landschaft" darzustellen beansprucht. Die Grafik sieht zwar aus wie der Fiebertraum eines Verschwörungstheoretikers – "Pepe Silvia" lässt grüßen –, aber interessant ist es doch, wer da so alles auftaucht. Von den meisten dort aufgeführten Gemeinden, Bewegungen, Initiativen usw. habe ich zwar noch nie gehört, aber ziemlich im Zentrum der Grafik (hat das was zu bedeuten? Ich bin nicht sicher) findet sich die "Gemeinde auf dem Weg", die ja praktisch bei mir um die Ecke ist, und in der linken oberen Ecke, gruppiert um das Schwerpunktthema "Gebet", finden sich u.a. das Gebetshaus Augsburg, das Kloster Neuzelle und auch Nightfever. Also, wenn die alle dazugehören, dann bin ich mit meinen diversen Aktivitäten, online und an der lokalen Basis, wohl auch irgendwie in diesem Kontext zu verorten. So gesehen könnte man diese Grafik durchaus einen ganz praktischen, wenn auch in dieser Form sicher unbeabsichtigten Nutzen haben – insofern, als sie Personen und/oder Gruppen, die sich irgendwo in diesem Spektrum wiederfinden, zeigt, mit wem sie sich noch so vernetzen könnten. Konkret könnte das für mich z.B. bedeuten, dass dieses Schaubild mir Anregungen dafür liefert, wen ich so alles um Unterstützung für das Projekt "Pfarrhausfamilie" anhauen könnte...! 


Blog-News: Kephas ist wieder da! 

Und wo wir gerade beim Thema Networking sind: Dass die einst als "Blogoezese" bekannte und gefürchtete, mehr oder weniger informelle Community deutschsprachiger erz- und dunkelkatholischer Blogger insgesamt schon mal bessere Zeiten erlebt hat, ist ein Befund, der hier schon ein paarmal Thema war. Viele Blogs, mit denen ich – nun, ich will nicht sagen "aufgewachsen", so jung war ich auch damals schon nicht mehr, aber sagen wir mal: ins katholische Bloggen hineingewachsen bin, sind schon seit Jahren nicht mehr aktiv; nennen wir exemplarisch mal die Klosterneuburger Marginalien des Herrn Alipius, JoBo 72's Weblog, Geistbraus und Echo Romeo. Andere gibt es noch – ehrlich gesagt war ich überrascht, festzustellen, wie viele es noch gibt. Aber was irgendwie verloren gegangen ist, ist eben die Vernetzung, der Austausch, die Lebendigkeit der Szene. Dass man sich regelmäßig gegenseitig gelesen, gegenseitig verlinkt, Kommentare geschrieben, sich gegenseitig zu Artikeln angeregt hat. Wie ich schon vor mehreren Jahren schrieb: Damals "konnte man als bloggender Katholik noch leichter davon ausgehen, mit anderen bloggenden Katholiken an einem Strang zu ziehen, und davon träumen, durch Vernetzung der Blogs untereinander eine Art 'Gegenöffentlichkeit' zu schaffen" – und eine solche "könnten wir gut brauchen, heute vielleicht mehr denn je". 

Vor diesem Hintergrund ist es eine erfreuliche Neuigkeit und ein ermutigendes Signal, dass der Blog kephas.de – in neuem Gewand und mit dem augenzwinkernden Untertitel "Tu es, Petrus!" – ein Comeback gestartet hat; der erste neue Artikel erschien dort pünktlich zum Hochfest Peter und Paul. Dieser Beitrag ist im Wesentlichen eine Standortbestimmung, eine Absichtserklärung, wo es mit diesem Blog hingehen soll, was der geneigte Leser von ihm erwarten darf. Auf jeden Fall ist das ein Anfang, der Lust macht auf das, was da noch kommen mag. 

Dass von dem kephas-"Relaunch" Signalwirkung ausgehen könnte, wittert offenbar auch Peter Winnemöller, seinerseits ein Urgestein des Web 2.0-Katholizismus, wenn ich das mal so nennen darf: Auf seinem Blog katholon reagierte er prompt – nämlich am Donnerstag – mit einem Essay über "Gute Gründe für die Wiederbelebung der Blogözese in Deutschland", den ich nur wärmstens empfehlen kann; und zwar nicht nur, weil darin das Stichwort "Punkpastoral" fällt, worüber ich mich gleichwohl natürlich freue wie Bolle. "Die Blogözese bietet eine Bühne für vieles, was in der verfassten Kirche leider nur zu oft blockiert wird", lese ich da im Zusammenhang mit diesem Begriff – und denke: genau. – Noch ein paar Kernsätze aus Peters Artikel: 

"Die scharfe Spaltung in Kirche und Gesellschaft braucht vielleicht genau diesen Weg der digitalen Teilhabe, [...] [um] neue Wege[] in Glauben, Theologie und Spiritualität zu schaffen und zu kommunizieren. In einer Zeit, in der Kirche und Gesellschaft vor großen Umbrüchen stehen, kann die Blogözese wenn schon nicht zu einem zentralen Ort des Austauschs, der Inspiration und der Ermutigung, so doch zu einem Element davon werden." 

Und schließlich: 

"Es war schön diesen Traum einmal träumen zu dürfen. Träume ich ihn allein, bleibt es ein Traum. Das macht nichts, denn es war ein schöner Traum. Träumen ihn viele mit, dann wird es zu einer Realität." 

– Ich kann nur sagen: Ich bin dabei! Und ich hatte auch schon eine Idee, was ich – abgesehen davon, selber fleißig weiterzubloggen, versteht sich – zur Verwirklichung dieses Traums beizutragen könnte. Aber das verrate ich jetzt noch nicht; da müsst ihr noch bis Donnerstag warten... 


Geistlicher Impuls der Woche 

Der heilige Petrus, der Erste unter den Aposteln, liebte den Herrn von ganzem Herzen. Darum durfte er die Worte hören: "Ich sage dir: Du bist Petrus." Nachdem Petrus selbst bekannt hatte: "Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes", antwortete ihm Christus: "Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen." (Mt 16,16.18) Auf diesen Felsen werde ich den Glauben bauen, den du bekennst. Darauf nämlich, dass du bekannt hast: "Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes", werde ich meine Kirche bauen. 

Mit Recht hat der Herr dem Petrus auch nach seiner Auferstehung seine Schafe zum Weiden anvertraut. Sei nicht traurig, Apostel: antworte einmal, antworte noch einmal und ein drittes Mal. Dreimal siege in der Liebe das Bekenntnis, weil die Vermessenheit dreimal der Furcht unterlag. Dreimal sollte gelöst werden, was dreimal gebunden wurde. Löse durch die Liebe, was du durch die Furcht gebunden hattest. Dennoch hat der Herr dem Petrus einmal, zweimal, dreimal seine Schafe anvertraut. 

(Augustinus, Predigt zum Fest der Heiligen Petrus und Paulus) 


Ohrwurm der Woche 

The Verve: The Drugs Don't Work 

Dieses Lied geht mir schon seit den ersten Tagen nach meiner Hernien-OP durch den Kopf, und ursprünglich wurde das dadurch ausgelöst, dass die Schmerztabletten, die mir verschrieben worden waren, bei mir keine spürbare Wirkung zeigten. Ich kenn das schon, ich nehme so gut wie nie Schmerzmittel, nicht mal sowas Banales wie Ibuprofen, aber wenn ich dann doch mal welche nehme, bemerke ich keine Wirkung. 

Aber auch davon ganz abgesehen fand ich den Song "schon immer" ausgesprochen prima und war überrascht, festzustellen, dass er in Deutschland als Single nicht sonderlich erfolgreich war. In der Heimat der Band, dem Vereinigten Königreich, war "The Drugs Don't Work" hingegen ein Nr.-1-Hit, und das Album "Urban Hymns", das vier Wochen nach der Single erschien, vertrieb sogar das rund einen Monat zuvor veröffentlichte Oasis-Album "Be Here Now" von der Spitze der Charts. Und das wohlgemerkt zu einer Zeit, als Oasis als die größte Band der Welt galt. Ja, im Ernst


Vorschau/Ausblick 

Heute nachmittag haben wir im Restaurant All Seasons den Geburtstag meiner Liebsten nachgefeiert bzw. sind, während dieser Artikel online geht, womöglich noch dabei; morgen ist dann in St. Stephanus Haselhorst Pfarrfest, d.h. die ganze Pfarrei Heilige Familie Spandau-Havelland feiert im Garten von St. Stephanus. Ich habe dafür auch beim JAM-Elterncafé und unter den JAM-Mitarbeitern Einladungen verteilt, so im Sinne guter ökumenischer Nachbarschaft; bin mal gespannt, ob sich da jemand sehen lässt. Im Übrigen habe ich den Spezialauftrag bekommen, für das Kinderprogramm des Pfarrfests eine "Rallye" zu konzipieren, und was ich dazu ausgeheckt habe, ist eine Art Mischung aus einer Kinderkatechese zum Tagesevangelium (Lukas 10,1-20) und einem einstmals – zumindest auf dem Dorf – beliebten Kindergeburtstags-Spiel. Bin mal gespannt, ob das so funktioniert, wie ich es mir vorstelle. Ich werde berichten! – Nebenbei bemerkt feiert zeitgleich auch die Pfarrei St. Klara Reinickendorf-Süd ihr Pfarrfest, und zwar in Allerheiligen Borsigwalde; und auch die evangelische Gemeinde, zu der die KiTa unseres Jüngsten gehört, hat an diesem Sonntag "Gemeindesommerfest"; aber man kann nun mal nicht überall gleichzeitig sein. – Am Montag beginnt an der Schule, an der meine Liebste berichtet, die letzte Woche dieses Schuljahres, in der normaler Unterricht erteilt wird; am Donnerstag habe ich die hoffentlich letzte Nachuntersuchung zu meiner OP, d.h. es besteht die Hoffnung, dass ich danach wieder mit ärztlicher Erlaubnis meine Kinder auf den Arm nehmen und Einkaufstüten tragen darf, um nur mal ein paar der Dinge zu nennen, die in den letzten Wochen nicht gingen. – Noch nicht sicher ist, was wir am nächsten Wochenende machen wollen: Einerseits ist Familienwallfahrt nach Alt-Buchhorst, andererseits ist im Gleisdreieckpark True Italian Pizza Street Festival... das wird eine harte Entscheidung! Aber ein bisschen Zeit haben wir ja noch, uns das zu überlegen. 


Mittwoch, 2. Juli 2025

In der evangelischen Kirche gehen die Lichter aus

Ziemlich genau sieben Jahre ist es her, dass ich hier über einen "Streit der Königinnen" in der evangelischen Kirchengemeinde in Friedrich-August-Hütte, einer Industriesiedlung im Stadtnorden meines Heimatstädtchens Nordenham, berichtet habe; genauer gesagt ging es um einen Konflikt zwischen einer ehemaligen Kirchenratsvorsitzenden und der Pfarrerin. Damals urteilte ich, die ganze Angelegenheit scheine sich eher um persönliche Animositäten zu drehen und es sei aus der Distanz praktisch unmöglich zu beurteilen, welche Seite im Recht sei. Insider-Informationen wurden mir leider auch keine zugetragen. Sieben Jahre später kann man feststellen, dass die angefeindete Pfarrerin immer noch im Amt ist; was hingegen schon ziemlich bald nicht mehr da sein könnte, ist die Gemeinde, einschließlich des Kirchengebäudes. Anders ausgedrückt: Dass die Kritiker der Pfarrerin anno 2018 gegenüber der Lokalpresse erklärten, sie sähen "schwarz für die Zukunft des Pfarrbezirks FAH", erweist sich rückblickend als realistische Einschätzung, wenn auch auf andere Weise als gedacht und aus Gründen, für die man wohl nicht direkt die Pfarrerin verantwortlich machen kann. 

Die Pauluskirche im Nordenhamer Ortsteil Friedrich-August-Hütte. Foto von Michael Durwen auf kirchbau.de (Quelle und Lizenz hier), nachbearbeitet. 

Also mal der Reihe nach: Wie schon häufiger thematisiert, sieht sich die Evangelische Landeskirche Oldenburgs mit einem rapiden Mitgliederschwund konfrontiert – auch und nicht zuletzt in der Wesermarsch, wo in den Jahren meiner Kindheit noch gefühlt fast alle evangelisch waren. Zu den Maßnahmen, mit denen die Landeskirche auf diesen Niedergang reagiert, zählt neben massivem Personalabbau auch ein Beschluss der Landessynode, demzufolge "die Betriebskosten für Immobilien bis zum Jahr 2030 um mindestens 30 Prozent (im Vergleich zum Jahr 2018) gesenkt werden müssen", wie die Kreiszeitung Wesermarsch berichtet. Da zeigen sich also augenfällige Parallelen zum Immobilienentwicklungskonzept des katholischen Erzbistums Berlin, und hier wie dort müssen die einzelnen Gemeinden – 107 sind es in der Oldenburgischen Landeskirche – selber zusehen, von welchen Gebäuden sie sich trennen, um die Quote zu erfüllen. 

Vor diesem Hintergrund lud die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Nordenham-Blexen, zu der auch der Pfarrbezirk Friedrich-August-Hütte mit der 1966 eingeweihten Pauluskirche gehört, jüngst zu einer Gemeindeversammlung ein – und zwar in den Gemeinderaum der Pauluskirche, offenbar um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass gerade dieser Standort akut bedroht ist. Zu der Gemeinde gehören zwei Kirchengebäude, und wenn aus Kostengründen und wegen mangelnder Auslastung eins davon aufgegeben werden muss, dann ist es ziemlich klar, dass das nicht die St.-Hippolyt-Kirche in Blexen sein wird, die "mit über 900 Jahren die wohl älteste Kirche im Kirchenkreis Wesermarsch" ist und damit, wie die Kreiszeitung Wesermarsch schreibt, "kulturhistorisch eine herausragende Bedeutung in der Region hat"; außerdem wurde sie erst unlängst aufwändig saniert. Ein Neubau aus den 1960er Jahren, der damals dem Wachstum der Gemeinde durch den Zuzug von Heimatvertriebenen sowie durch Arbeitsmigration im Zuge des Wirtschaftswunders Rechnung tragen sollte, kann da natürlich nicht mithalten. Erwähnenswert erscheint in diesem Zusammenhang auch, dass die Blexer Kirchengemeinde von 1978-2013 sogar noch einen dritten Standort hatte, die Friedenskirche im Problemstadtteil Einswarden – "ein eher funktionaler Zweckbau aus rotem Backstein". Zur Entwidmung dieser Kirche hielt die damalige Oberkirchenrätin Annette-Christine Lenk eine plattitüdenreiche Predigt, von der man sich unschwer vorstellen kann, dass sie mit minimalen Anpassungen für alle möglichen Anlässe dieser Art wiederverwendet werden könnte: Da war von der "Hoffnung" die Rede, "dass mit diesem Ende auch ein Neuanfang gemacht wird"; weiter hieß es "Wir bleiben bei aller Zuversicht Suchende und Wandernde", "Wir sind Gemeinde in Veränderung und Bewegung, wir bleiben an der Seite des wandernden Volkes Gottes als Mitwandernde". Da liegt der Rasierpinsel aber ganz, ganz tief im Klo

Um Wortspenden dieser Preisklasse war offenkundig auch das Blexer Pfarrerehepaar (ja, die – bisher noch – zwei Pfarrstellen der Gemeinde sind mit einem Ehepaar, Dietmar Reumann-Claßen und Anke Claßen, besetzt) bei der Gemeindeversammlung nicht verlegen: "Die Menschen, die zusammenkommen – sie sind die Kirche und nicht das Gebäude", betonte die für den Pfarrbezirk Friedrich-August-Hütte zuständige Pfarrerin Anke Claßen zu Beginn der Veranstaltung; das Tragikomische daran war indes, dass es gerade mit dem Zusammenkommen der Menschen sichtlich haperte: Gerade mal 19 Personen – einschließlich der Pfarrer und der Mitglieder des Kirchenrats, wie die Kreiszeitung hervorhebt – waren zur Gemeindeversammlung erschienen, von derzeit noch 3.000 Geneindemitgliedern (für die nächsten zehn Jahre ist ein Rückgang um ein Drittel prognostiziert). "Die Gemeinde sollte hier sein, wo ist sie?", fragte ein Kirchenratsmitglied bei der Versammlung daher, worauf Pfarrer Reuman-Claßen – so liest es sich jedenfalls in der Kreiszeitung – konstatierte: "Kein Mensch meint heute, er braucht Religion. Kein Mensch meint heute, er braucht den Glauben." 

Da könnte man nun meinen, wenn das die Einstellung eines Pfarrers sei, dann brauche man sich über die Situation der Kirche nicht zu wundern und es sei nur konsequent, den Laden dichtzumachen. Fairerweise sollte man allerdings wohl erwägen, dass so ein aus dem Zusammenhang gerissenes Zitat möglicherweise keinen ganz richtigen Eindruck davon vermittelt, wie der Pfarrer diese Worte gemeint hat. Möglicherweise wollte er damit gar nicht seine eigene Meinung ausdrücken, sondern Ergebnisse der jüngsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) referieren, womöglich sogar Thesen des derzeit in Kirchenkreisen viel diskutierten Buches "Wenn nichts fehlt, wo Gott fehlt" von Jan Loffeld wiedergeben. Und selbst wenn es tatsächlich nur der frustrierte Stoßseufzer eines kurz vor der Pensionierung stehenden Seelsorgers sein sollte, könnte man das menschlich einigermaßen verständlich finden. Dennoch ist die Aussage so, wie sie dasteht, problematisch – und bezeichnend für die tadelnswerte Neigung der institutionellen Kirchen, soziologische Befunde zum Relevanzverlust von Religion wie Naturgesetze zu betrachten. Da kann man nichts machen, das is' halt so. Das offenbart einerseits einen bedenklichen Mangel an Gottvertrauen, und andererseits schirmt man sich damit sehr effektiv gegen etwaige Regungen von Selbstkritik ab. So zum Beispiel und nicht zuletzt gegen die Frage: Wenn es nun doch noch Leute gibt, die für Glaube und Religion empfänglich sind – warum sollten die die Antworten auf ihre metaphysischen Fragen und ihre spirituellen Bedürfnisse gerade in der evangelischen Kirche suchen? – Pfarrer Reuman-Claßen kenne ich nicht persönlich, hatte ihn auf meinem Blog allerdings vor Jahren schon mal am Wickel, anlässlich eines am Gründonnerstag 2019 in der Nordwest-Zeitung veröffentlichten Artikels mit der Überschrift "So unterschiedlich feiern Heiden und Christen Ostern", in dem der Blexer Pfarrer Seit' an Seit' mit der damals in Tossens lebenden und wirkenden Schamanin Patricia Winter alias "Hexe Minerva" über die Bedeutung des Osterfests befragt wurde. So aberwitzig dieser Artikel von seiner ganzen Anlage her war, so schmerzlich war es anzusehen, was für eine blasse Figur Pfarrer Reumann-Claßen neben der Hexe von Tossens abgab, wie wenig er ihrem kruden Neopaganismus argumentativ entgegenzusetzen hatte. – Das ist zwar wiederum nur ein punktueller Eindruck, aber er verweist auf ein tiefer liegendes Problem: Ich würde behaupten, für einen religiös interessierten oder "spirituell suchenden" Menschen ist es zunehmend schwierig zu erkennen, woran die evangelische Kirche überhaupt noch glaubt

– Außer an den Klimawandel natürlich. Während die Oldenburgische Landeskirche einerseits, wie gesagt, bis 2030 ihre Immobilien-Betriebskosten um 30% reduzieren will, hat sie sich gleichzeitig das Ziel gesetzt, "die Treibhausgas-Emissionen bis 2035 um 90 Prozent" zu reduzieren, um bis 2045 "Klimaneutralität" zu erreichen. Bei der Gemeindeversammlung in Friedrich-August-Hütte kritisierte ein ehemaliges Kirchenratsmitglied, die Landessynode habe bei diesem Beschluss "nicht genug den finanziellen Aufwand berücksichtigt" – worauf Pfarrerin Claßen mit dem klassischen Satz antwortete: "Wir als Kirche wollen helfen, dass sich die Erde nicht weiter erwärmt." Na klar: Sachliche Einwände mit ideologischen Bekenntnissen abschmettern, so haben wir's gern. 

Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: Eine Kirche, die es nicht hinkriegt, vor Ort Seelsorge zu betreiben, die die Menschen erreicht, traut sich gleichwohl zu, die Erderwärmung aufzuhalten. 

Übrigens geht aus dem letzten Satz des Kreiszeitungs-Artikels zur Gemeindeversammlung hervor, dass "die sonntäglichen Gottesdienste [...] für die ganze Gemeinde abwechselnd in Blexen und FAH stattfinden". Um sicherzugehen, dass ich diesen Satz richtig verstanden habe, habe ich die Gottesdienstzeiten im gemeinsamen Gemeindebrief der Kirchengemeinden Blexen und Nordenham ("Nordlichter") für die Monate Juni bis August nachgelesen, und tatsächlich, es gibt immer nur einen Sonntagsgottesdienst für die ganze Gemeinde, und der findet alle zwei Wochen in Blexen und alle zwei Wochen in Friedrich-August-Hütte statt. Wozu, mag man sich fragen, hat die Gemeinde dann eigentlich zwei Pfarrstellen? – Nun, zumindest diese Frage wird sich demnächst erledigt haben, denn in rund einem Jahr tritt das Pfarrerehepaar Claßen/Reumann-Claßen in den Ruhestand, und fortan "wird die Gemeinde dann nicht mehr zwei Pfarrstellen haben, sondern nur noch eine". Deshalb wird auch überlegt, das Pfarrhaus in Blexen "zu verkaufen oder es selbst umzubauen in mehrere Wohneinheiten": "Benötigt werde es nicht unbedingt." Ach so? Und wo soll dann der oder die zukünftige Pfarrer/Pfarrerin wohnen? – Na ja, irgendwo halt: "Die Präsenzpflicht sei in der Landeskirche schon längst aufgelockert". 

Na super. Ganz tolle Idee, in einer Situation, in der die Kirche sich offenbar immer schwerer damit tut, die Menschen zu erreichen, auch noch die Präsenzpflicht der Geistlichen aufzuheben. Soviel zum Thema "Seelsorge vor Ort"

Ich muss es mal in aller Deutlichkeit sagen: Es fällt mir wirklich schwer, einer Kirche, die so zielstrebig daran arbeitet, sich selbst überflüssig zu machen, eine Träne nachzuweinen. Aber vielleicht kann ihr Niedergang den anderen christlichen Konfessionen als abschreckendes Beispiel und Warnung dienen. Hoffen wir, dass sie bereit sind, daraus zu lernen. 


Samstag, 28. Juni 2025

Die 3 K der Woche (31): Kinder, Kirche, Kunstinstallationen

So langsam kehrt bei mir die Normalität zurück, o Leser; auch wenn ich mich weiterhin etwas schonen muss, was vor allem bedeutet, dass ich nicht schwer heben oder tragen kann bzw. darf; aber mit der Beweglichkeit und dem Tatendrang geht es doch deutlich bergauf, und das schlägt sich teilweise auch in den Themen dieses Wochenbriefings nieder. Themen, die außerhalb des Selbsterlebten liegen, gibt es aber natürlich auch noch, und so ist dieses Wochenbriefing gefühlt mal wieder sehr "voll" geworden; ich habe mich aber bemüht, die übliche Gesamtlänge nicht wesentlich zu überschreiten. Und wofür kein Platz mehr war, das muss eben warten... 

Stationsaltar bei der Spandauer Fronleichnamsprozession. Mehr dazu weiter unten.


In Riesa gab's mal eine Mokkamilchbar 

Wie vorige Woche schon erwähnt, waren wir vergangenen Samstag – am kalendarischen Sommeranfang – beim Geburtstagspicknick einer langjährigen Künsterfreundin, und wie ebenfalls schon angedeutet, gibt es darüber durchaus einiges zu erzählen. Dass wir – und gerade auch die Kinder – dort einen ausgesprochen netten Nachmittag hatten, möchte ich vorausschicken, gibt aber erzählerisch deutlich weniger her, als die Veranstaltung unter dem Aspekt "Beobachtungen zu ideologischen Verwerfungen in der linken Szene und wie sie sich in den Kreisen meiner alten Bekannten auswirken" zu betrachten. Das Thema beschäftigt mich ja schon eine Weile, ich erinnere da an meine Beobachtungen beim Linienstraßenfest 2021, bei der Fiesta Kreutziga 2023 und beim Geburtstagspicknick eines anderen alten Freundes im Sommer 2024. Was ich beim letztgenannten Anlass feststellte – ich könne zwar nicht unbedingt sagen, dass die Veranstaltung im Vergleich zu früheren Jahren "insgesamt schwächer besucht gewesen wäre, aber ich hatte trotzdem das Gefühl, dass einige Leute fehlten" –, könnte ich sinngemäß auch hier wiederholen; tatsächlich hörte ich, wie die Gastgeberin einem Gast gegenüber andeutete, sie habe sich offenbar zu einer Person entwickelt, mit der sich manche Leute in der Öffentlichkeit nicht mehr sehen lassen mögen. Ein möglicher Grund dafür klang in den Gesprächen auf der Picknickwiese auch sonst wiederholt an, nämlich der Gaza-Konflikt. Zeitgleich mit dem Geburtstagspicknick fand im Berliner Regierungsviertel eine große Gaza-Solidaritäts-Demo mit rd. 12.000 Teilnehmern statt (rbb24, auch genannt "Stimme der DDR", sprach sogar von 15.000); warum erwähne ich das an dieser Stelle? Zugespitzt gesagt: eher nicht deshalb, weil einige Leute, die ansonsten zum Picknick gekommen wären, durch diese Demo verhindert waren. Vielmehr ist es so, dass die Picknick-Gastgeberin dem "Free Palestine"-Pathos eher reserviert gegenübersteht – zumal sie, schon weil sie selbst Jüdin ist, eine feine Ader für die antisemitischen Reflexe hat, die sich bei diesem Thema in Teilen der deutschen Linken regen. 

Ich erwähne das als ein Beispiel aus meinem persönlichen Bekanntenkreis dafür, wie tief der Gaza-Konflikt die deutsche Linke gespalten hat. Man mag sich fragen, warum das bei früheren Eskalationen des israelisch-palästinensischen Konflikts nicht im selben Maße der Fall gewesen ist; ich persönlich glaube, der Unterschied zu früher™️ liegt nicht allein in der besonderen Härte, mit der der aktuelle Konflikt geführt wird, sondern auch darin, dass ganz allgemein die Fähigkeit oder Bereitschaft abgenommen hat, Meinungsverschiedenheiten innerhalb des eigenen ideologischen Lagers auszuhalten. Meiner Wahrnehmung zufolge ist das verstärkt "seit Corona" zu beobachten, und zwar nicht nur auf der Linken. Gleichzeitig hat aber der Trend zur Identitätspolitik dazu geführt, dass die ideologischen Konflikte innerhalb des linken Lagers zugenommen haben. Früher™️ ermöglichte es die marxistische Theorie, in allen möglichen Bereichen der internationalen Politik relativ eindeutig zu bestimmen, welche Konfliktpartei die "richtige" sei (dank des Historischen Materialismus sogar bei jahrhundertelang zurückliegenden Konflikten); aber jetzt haben wir Intersektionalismus, und jeder ist irgendwie unterdrückt und Unterdrücker zugleich. It's complicated

Aber lassen wir einstweilen mal das Theoretisieren und halten uns an konkrete Beobachtungen. Zu dem Picknick auf einer Wiese im Hansaviertel war "ab 15 Uhr" eingeladen worden, und als wir gegen 15:30 Uhr dort ankamen, war erst eine recht überschaubare Zahl von Gästen da, alle offenbar über 50 (die jüngeren Gäste, mal abgesehen von unseren Kindern, kamen erst deutlich später). Am Grill stand ein hochgewachsener Typ im Rockabilly-Look, den ich schon in früheren Jahren am selben Ort getroffen hatte, der ansonsten aber in Hamburg lebt und der zur Begrüßung scherzte, er stehe deshalb am Grill, weil er bisher der einzige heterosexuelle Mann auf der Party gewesen sei. – Dass bei dem Picknick gegrillt werden würde, hatten wir erwartet und hatten daher Würstchen mitgebracht, und zwar solche aus Fleisch – was (wenn auch nicht beim Rockabilly-Grillmeister, awopbop aloobop alopbamboom) prompt Bedenken auslöste, strenge Veganer könnten Anstoß daran nehmen, dass ihre veganen Buletten und Gemüsespieße auf demselben Grillrost gegrillt werden würden wie tote Tiere. – Übrigens hatte die Gastgeberin auf der Picknickwiese eine Kunstinstallation aufgebaut, bei der der geneigte Leser erst mal selbst raten darf, was sie darstellen sollte: 

Ich dachte ja zuerst, das sollte eine mobile Umkleidekabine sein, aber nein, es war eine begehbare Vulva. "Wir feiern hier schließlich das Leben", erläuterte die Künstlerin, "und das kommt nun mal aus einer Vulva." Da kam ja direkt ein bisschen Kirchentagsatmosphäre auf. 

Interessant fand ich es – nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund meiner eigenen dörflichen Herkunft –, dass einer der Gäste erzählte, er komme aus der sächsischen Kleinstadt Riesa und sei neulich mal wieder dort gewesen. Was alles in allem wohl ein ziemlich deprimierendes Erlebnis war. Insbesondere erwähnte er eine "Mokkamilchbar", in der er früher gern zu Gast gewesen sei und die es jetzt nicht mehr gebe: In dem Ladenlokal sei jetzt eine Energieberatungs-Agentur. Da musste ich prompt an das Lied "Komet" von Udo Lindenberg feat. Apache 207 denken, in dem es heißt "Hier war vorher mal 'ne and're Bar, doch der Schnaps schmeckt noch genauso". Lustigerweise gibt es von diesem Lied auch eine Version für Kinder aus der Reihe KIDZ BOP (und dank meiner Tochter kannte ich diese Version sogar zuerst), da ist diese Textstelle geändert zu "Hier war vorher mal'n and'rer Laden, doch der Saft schmeckt noch genauso". In der Energieberatungs-Agentur in Riesa wird die Mokkamilch wohl nicht mehr genauso schmecken, aber was ich mit alledem eigentlich sagen will, ist: Von Zeit zu Zeit wundere ich mich darüber, dass die Forderung nach Milieuschutz gegen die fortschreitende Gentrifizierung so ein "linkes" Thema ist, wo man doch meinen könnte, das sei ein im besten Sinne konservatives Anliegen – etwa im Sinne dessen, was Rod Dreher in seinem Buch "Crunchy Cons" zum Stichwort "buy local" schreibt. Ich schätze, das wird man mal an anderer Stelle vertiefen müssen. 

Im Übrigen merkte derselbe Picknickgast an, seine Heimatstadt Riesa sei "so eine furchtbare AfD-Stadt geworden", und er sei froh, dass seine Mutter, die noch immer dort wohnt, "so stabil" sei und "immer noch die Linkspartei" wähle. Was ich auch wieder vielsagend fand: In der ehemaligen DDR ist es konservativ, die Linkspartei zu wählen. Oder nein, ich muss es anders formulieren: Viele Ex-DDR-Bürger wählen die Linkspartei aus einer konservativen Haltung heraus. Ich schätze, in diesem Umstand liegt sowohl das potentiell Brillante als auch die Schwierigkeit der Gründung des BSW: Man wollte die konservativen Linken-Wähler ansprechen, die durch den zunehmend "woken", strategisch auf Rot-Rot-Grün ausgerichteten Kurs "ihrer" Partei verprellt worden waren – und damit gleichzeitig verhindern, dass diese Wähler direkt zur AfD abwandern (was, wie Wählerwanderungs-Analysen seit Jahren aufzeigen, auch nicht gerade ein seltenes Phänomen ist). Teilweise ist diese Strategie auch aufgegangen, so bei der Europawahl, aber z.B. auch in Riesa, wo das BSW bei der Stadtratswahl vor einem Jahr 12,5% der Stimmen und drei Mandate erzielte, wohingegen die Linke, deren Wahlergebnis bei der vorherigen Wahl (2019) ähnlich ausgefallen war, anscheinend gar nicht mehr antrat. Das Problem ist indes, dass für "gemütskonservative" Wähler die Hürde, eine neue Partei zu wählen statt derjenigen, die sie "schon immer" gewählt haben, sehr hoch ist. Im Westen profitiert vor allem die CDU von diesem Phänomen, aber auch die SPD. 

Das soll jetzt aber auch erst mal wieder genügen zum Thema Politik...! Erwähnt sei abschließend noch, dass wir, genau wie letztes Jahr, durch unser Erscheinen bei diesem Picknick eine "Folgeeinladung" zu einem Gartenfest in Werder an der Havel geerntet haben. Das soll am 19. Juli stattfinden. Möglicherweise wird es da Anlass geben, an das eine oder andere der hier angeschnittenen Themen anzuknüpfen. 


 

Von Fronleichnam bis Herz Jesu 

Ich führe keine Wetterstatistik, glaube aber doch sagen zu können, dass der vergangene 12. Sonntag im Jahreskreis in Berlin der bislang heißeste Tag des Jahres war. Keine idealen Voraussetzungen für eine Fronleichnamsprozession, aber wir machten uns dennoch am Sonntagmorgen auf den Weg zur Spandauer Pfarrkirche Maria, Hilfe der Christen, um an der gemeinsamen Fronleichnamsfeier der beiden Spandauer Pfarreien teilzunehmen. Die Kirche war rappelvoll – obwohl wir gar nicht besonders spät dran waren, hatten wir Mühe, noch zusammenhängende Sitzplätze zu finden. Hauptzelebrant der Messe war der Pfarrer von Heilige Familie – der Hausherr, wenn man so will; die Predigt hielt indes der Pfarrer der Nachbarpfarrei St. Johannes der Täufer, ein Freund unserer Familie. Er richtete sich mit seiner Predigt vorrangig an die anwesenden Kinder, die er bei dieser Gelegenheit aufforderte, nach vorne zu kommen – wobei sich zeigte, dass es tatsächlich recht viele waren. Der Ausgangspunkt der Predigt war das Motto des aktuellen Heiligen Jahres, "Pilger der Hoffnung": Der Pfarrer sprach mit den Kindern darüber, was Pilgern bedeute, was der Unterschied zwischen einer Pilgerreise und einem einfachen Wanderurlaub sei und was man auf eine solche Reise unbedingt mitnehmen müsse. Wie sich zeigte, ließen sich die verschiedenen Antworten, die die Kinder darauf gaben, recht stimmig in die Kategorien "Nahrung/Stärkung", "Schutz/Sicherheit" und "Orientierung" gruppieren, und dies führte geradewegs auf die Kernaussage der Predigt hin: All dies nämlich gibt uns die Eucharistie für unsere Pilgerschaft durch das irdische Leben. Chapeau

Der Prozessionsweg durch die Spandauer Altstadt war im Vergleich zum vorigen Jahr nochmals gekürzt worden, was sich angesichts der Hitze als durchaus vorteilhaft erwies; gleichwohl konnte ich mich des Gedankens nicht ganz erwehren, der Umstand, dass der erste und der letzte Stationsaltar sich auf dem Gelände der Pfarrkirche befanden, stehe in einem gewissen Spannungsverhältnis zu dem Anliegen, die Verehrung des Eucharistischen Leibs Christi in die Öffentlichkeit zu tragen. – Wie dem auch sei: Angesichts meiner eingeschränkten körperlichen Belastbarkeit und der altersgerecht begrenzten Konzentrationsspanne der Kinder klinkten wir uns nach der ersten Station zunächst mal aus der Prozession aus und gingen Eis essen. Anschließend spazierten wir ein bisschen durch die Altstadt und dachten, wir würden die Prozession vielleicht noch einholen, trafen sie tatsächlich aber erst wieder, als wir zur Kirche zurückkehrten. 

Nach dem Abschluss der Prozession folgte im Pfarrgarten der gesellige Teil der Fronleichnamsfeier, mit Grillwurst, einem Salat- und Kuchenbüffet und einem Kinderprogramm, das im Wesentlichen aus einer Hüpfburg und einem Schmink- und Glitzertattoo-Stand bestand. Nebenbei hatte ich ein interessantes Gespräch mit dem Gemeindereferenten und einem jungen Mann, der, wenn ich das richtig mitbekommen habe, die Website der Pfarrei betreut oder zukünftig betreuen soll; Anlass für dieses Gespräch war der ja an sich schon sehr bemerkenswerte Umstand, dass in Maria, Hilfe der Christen, aber auch und besonders in St. Joseph Siemensstadt in jüngster Zeit verstärkt junge Leute auftauchen, die keiner kennt und von denen keiner weiß, wo sie eigentlich herkommen, die aber offenkundig Interesse am Glauben und an der Kirche haben. "Das muss gerade so'n TikTok-Trend sein", spekulierte der Gemeindereferent scherzhaft, worauf der Webmaster etwas verwirrt einwarf: "Was – in die Kirche zu gehen?" – "Ja, in die Kirche zu gehen!" Die spannende Frage ist nun natürlich, was man dafür tun kann, dass dieses Interesse Früchte trägt. Auch dazu hat sich der Gemeindereferent bereits Gedanken gemacht und ist auf die Idee für einen Flyer gekommen, der im Eingangsbereich der Kirchen ausgelegt werden könnte. 

Hier ein erster Entwurf. 

Der Clou an diesem Flyer-Konzept ist, dass es auf der Rückseite zu jeder der auf der Vorderseite aufgeworfenen Fragen einen kurzen "Teaser"-Text und dann einen QR-Code geben soll, der auf eine Unterseite der Pfarrei-Website mit weiterführenden Informationen zum jeweiligen Thema verweist. Die entsprechenden Texte müssen allerdings noch geschrieben werden. Das Konzept finde ich jedenfalls super, und das sagte ich dem Gemeindereferenten auch – woraufhin er mich prompt mit der Aufgabe beglückte, einen Teil der Texte für die Website zu verfassen, nämlich den Teil über Maria. Na, ich hatte ja, nachdem es mit dem Projekt "Pfarrhausfamilie" so schnell nun doch nicht losgeht, sowieso die Absicht, mein Engagement in der Gemeinde St. Joseph/St. Stephanus zu verstärken; so gesehen kommt dieser Auftrag eigentlich wie gerufen. 

Am Mittwoch hatte meine Liebste am Nachmittag eine Fortbildung, was zur Folge hatte, dass ich allein mit den Kindern zum JAM musste. Die Frage, ob ich wieder zum Elterncafé gehen sollte oder wollte, erübrigte sich, da der Jüngste nachdrücklich darauf bestand, dass ich mit ihm zum Programm für die "Minis" ging. Dieses bestand im Wesentlichen aus einer Nacherzählung der Geschichte von David und Goliat, dargeboten von der einen Mitarbeiterin, die ich nicht so besonders schätze; tendenziell mehr interessiert hätte mich das Programm für die "Kids", aber das ließ ich mir hinterher von unserer Großen nacherzählen. Wie man sich schon denken konnte, ging es da ebenfalls um David und Goliat, allerdings mit einem ausgeprägteren Bezug zum Erfahrungsbereich der Kinder. Bei der gemeinsamen Eröffnung war mir bereits die folgende Installation aufgefallen: 

Wie meine Tochter mir auf Nachfrage erläuterte, sollten diese Luftballons Erlebnisse oder Gefühle repräsentieren, die genauso beängstigend oder einschüchternd sein können wie der Riese Goliat (z.B. Mobbing, Leistungsdruck...), die man aber mit Gottes Hilfe besiegen kann; und deshalb wurden die Luftballons zum Platzen gebracht. 

Von Donnerstag auf Freitag gab es einen heftigen Sturm, der zur Folge hatte, dass am Freitagmorgen die S-Bahn nicht fuhr und durch den Tegeler Forst auch keine Busse fuhren; somit konnte ich das Tochterkind nicht zur Schule bringen, und die KiTa des Jüngsten hatte sowieso geschlossen wegen Mitarbeiterfortbildung. Ich machte also das Beste draus und ging mit beiden Kindern erst zur "Rumpelbergruppe" und dann "Beten mit Musik" – letzteres hatte ich anlässlich des Hochfests des Heiligsten Herzens Jesu ja sowieso vorgehabt. Zwar hatte ich zunächst gewisse Bedenken, weil mir die Kinder in ziemlich krawalliger Stimmung zu sein schienen, aber dann wurde es doch eine ausgesprochen schöne Andacht; als ich die Kinder fragte, ob sie spezielle Gebetsanliegen hätten, sagte die Große "für deinen Bauch", was ich sehr lieb fand, und sie sprach auch das Vaterunser mit. 

Am späten Nachmittag, während meine Liebste mit den Kindern unterwegs zum Schwimmkurs war, ging ich in Herz Jesu Tegel zur Eucharistischen Anbetung; das wollte ich sowieso schon länger mal wieder machen, und was für eiben besseren Anlass könnte es dafür geben als das Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu? Zunächst war ich unsicher, ob ich zur Abendmesse bleiben sollte, die von Pater Brody zelebriert wurde ‐ bei dem Pfarrvikar aus Nigeria hätte ich weniger Bedenken gehabt, aber der hatte zeitgleich die Messe in St. Bernhard Tegel-Süd –, aber dann dachte ich mir, es wäre doch irgendwie blöd, nicht zu Messe zu bleiben. Einschließlich des Zelebranten, des Messdieners, der Küsterin und der Lektorin nahmen ungefähr 15 Personen an der Messe teil, darunter immerhin zwei Elternpaare mit je einem Kind; die gerade mal dreieinhalb Minuten lange Predigt war nicht groß der Rede wert, aber das trifft sich insofern ganz gut, als ich hier sowieso nicht den Platz hätte, ausführlich auf sie einzugehen. Ein Detail muss ich aber doch erwähnen: Pater Brody wies auf die unweit des Ambo an die Wand montierte Herz-Jesu-Statue hin, räumte ein, er selbst finde sie "ein wenig kitschig" – das scheint irgendwie ein recht verbreitetes Topos zu sein –, fügte aber hinzu, er habe mal "eine Dame" sagen hören, dieses Standbild sei "das Schönste, was wir hier hätten in der Kirche" – denn "es zeigt einen Mann, der sein Herz zeigt, der Herz hat, der sein Gefühl nicht versteckt". Auch noch bemerkenswert fand ich die erste Fürbitte, in der, offenbar angeregt durch das Evangelium mit dem Gleichnis vom verlorenen Schaf, "für unsere Gemeinde" gebetet wurde, "um Offenheit und die Bereitschaft, denen nachzugehen, die sich entfernt haben". Da kann ich angesichts der Erfahrungen, die meine Familie und ich in dieser Gemeinde gemacht haben, nur sagen: Ja, das hat diese Gemeinde wirklich nötig. (Womit ich nicht sagen will, dass andere Gemeinden das nicht nötig hätten.) 


Nachträge zu "kommt & seht" 

Die Nachberichterstattung zur Eucharistischen Konferenz "kommt & seht" in Köln, von der hier vorige Woche recht ausführlich die Rede war, ist, soweit ich sie überblicken kann, weitgehend positiv ausgefallen; was man, wenn man will, natürlich darauf zurückführen kann, dass viele Medien, von denen man eine eher kritische Berichterstattung hätte erwarten können, es vorgezogen haben, gar nicht darüber zu berichten. – Laut Angaben der Veranstalter waren "knapp 1000" Teilnehmer in die Kölner X-Post gekommen – eine recht überschaubare Zahl; könnte man sagen; man könnte aber auch sagen: ein guter Anfang. Zukünftig soll die kommt & seht-Konferenz nämlich jährlich stattfinden, mindestens bis zur 750-Jahr-Feier der allerersten Fronleichnamsprozession, die 2029 ansteht. Man darf gespannt sein, wie sich das Event in den nächsten Jahren entwickelt. 

Eine positive Bilanz der ersten kommt & seht-Konferenz zog Bischof Oster aus Passau, der ja selbst einer der Keynote Speaker war: Im Interview mit dem Domradio hob er hervor, bei diesem Event sei es "um die Mitte unseres Glaubens" gegangen – "die Eucharistie, um die Gegenwart des Herrn. Wir spüren in diesen Zeiten der Säkularisierung und Entkonfessionalisierung, dass wir immer wieder einen Fokus auf diese Mitte brauchen. Das hat auch etwas mit innerer Umkehr und innerer Bekehrung zu tun." Auch Erzbischof Aquila aus Denver erklärte, er habe bei dieser Veranstaltung "ein wirkliches Verlangen der Menschen" wahrgenommen, "Christus zu begegnen". – Erzbischof Aquilas Predigt vom zweiten Tag der Konferenz habe ich mir in der Domradio-Mediathek angesehen bzw. –gehört; sie bezieht sich auf das Evangelium von der Hochzeit zu Kana (Johannes 2,1-12), und ich könnte mir vorstellen, dass ich daraus einige Impulse für die weiter oben angesprochene Aufgabe beziehen könnte, für die Website der Pfarrei Heilige Familie katechetische Kurztexte über Maria zu verfassen. – Die Predigt war jedenfalls sehr gut; insbesondere schlug mein #BenOpper-Herz höher, als Erzbischof Aquila im Zusammenhang mit dem Ausspruch Mariens "Was Er euch sagt, das tut!" (V. 5) ausführte: 

"Wir alle werden von der Welt um uns herum beeinflusst, und leider hören heute immer mehr Menschen auf das Wort einer Ideologie, einer politischen Partei oder auf Ideen, die keine Grundlage in der Wahrheit haben, die Jesus Christus ist. Wir müssen uns fragen: Durch welche Brille betrachte ich die Welt und die Kirche? Durch die Brille der Heiligen Schrift oder durch die Brille der Welt?" 

Und mit den darauffolgenden Sätzen wurde der Erzbischof von Denver einmal mehr in seinem Ruf gerecht, einer der profiliertesten internationalen Kritiker des Synodalen Weges zu sein: 

"Einige der Vorschläge, die heute in der Kirche gemacht werden, sogar von Bischöfen und Laien, widersprechen dem Wort Gottes. Sie sind bereits von anderen christlichen Gemeinschaften ausprobiert worden, aber sie tragen keine Frucht." 

Den schon vorige Woche angesprochenen Vortrag von Katharina Hauser habe ich mir ebenfalls nochmals angesehen. Um inhaltlich näher darauf einzugehen, fehlt mir hier der Platz, aber auf jeden Fall kann ich ihn sehr empfehlen. Es gibt ihn auch bei YouTube

Indessen muss ich gestehen, dass ich es doch ein bisschen enttäuschend finde, wie sehr die üblichen Verdächtigen aus dem "feindlichen Lager" dieses Event mit Nichtachtung gestraft haben. Aber immerhin bin ich inzwischen hinter einen plausiblen Grund dafür gekommen, dass Thomas Halagan von "Horse & Hound" am Fronleichnam-Wochenende anderes zu tun hatte, als die kommt & seht-Konferenz zu kritisieren: Er erhielt nämlich am Freitag nach Fronleichnam im Dom zu Essen zusammen mit drei Kolleginnen seine Beauftragung zum Pastoralreferenten (zuvor war er "nur" Pastoralassistent gewesen). Als Pastoralreferent verdient man in Deutschland übrigens durchschnittlich 4.600 € brutto, was einem Stundenlohn von 29 € entspricht. Damit will ich nun nicht unbedingt sagen "Die sollten das Geld lieber mir geben" (obwohl: schön wäre das natürlich); in erster Linie ist das für mich ein Anlass, darüber zu sinnieren, wie es wäre, wenn die Kirche mal damit aufhören würde, Leuten Geld zu geben, die nach Kräften und aus Überzeugung gegen sie arbeiten. Okay, wir reden hier vom Bistum Essen, das, unter dem Gesichtspunkt des Schmutzigen Schismas betrachtet, wohl nicht erst seit gestern so ziemlich komplett in Feindeshand ist, vom Generalvikar angefangen; aber es ist ja nicht so, als gäbe es das Phänomen, dass wohlbestallte hauptamtliche Mitarbeiter der Lehre und dem Auftrag der Kirche offen feindlich gegenüberstehen, nicht genauso auch in anderen Diözesen. Zu diesem Thema wäre zweifellos noch mehr sagen, was hier und jetzt aber wohl den Rahmen sprengen würde. 

Derweil hat die gute alte Eule zur Feier ihres achtjährigen Bestehens ihr Wochenbriefing-Format #LaTdH (steht für "Links am Tag des Herrn") eingestellt. Na, good riddance, sag ich mal. – Nicht auszuschließen ist, dass uns die kommt & seht-Konferenz auch in den nächsten "3 K der Woche" noch weiter beschäftigen wird; am morgigen Sonntag soll im Rahmen der Sendung "Glaubenszeugnisse by @tini" auf K-TV ein Beitrag zu diesem Event ausgestrahlt werden, der möglicherweise doch das Interesse der einschlägig bekannten Fundamentalistenjäger auf sich ziehen wird. Diese Sendung wird nämlich gestaltet und moderiert von der "christlichen Influencerin" Tini Brüning, die mir offen gestanden nur deshalb ein Begriff ist, weil sie Anfang des Jahres bei der ZIMZUM-Konferenz auftrat und in diesem Zusammenhang vor ihr gewarnt wurde, z.B. von Regina Nagel. Klar, Tini Brüning hat ein Volontariat im Gebetshaus Augsburg und eine Jüngerschaftsschule der Loretto-Gemeinschaft absolviert, das sind schon mal fette rote Häkchen auf der Feindbilder-Checkliste. Erstmals "Jesus kennengelernt" hat sie nach eigener Aussage übrigens beim Forum Altötting der Gemeinschaft Emmanuel, was ich ja nun eher überraschend finde, aber hey: Schön, dass es auch solche Erlebnisse gibt. Zu ihren Eindrücken von der kommt & seht-Konferenz schreibt Tini Brüning auf Instagram, es habe sie "berührt" Kardinal Woelki "zu erleben, wie er aufblüht in einer Gemeinschaft, die ihn wertschätzt": 

"Er wirkt auf mich wie ein geläuterter Mann, der durch starke Kritik lernen musste, was es heißt, seine Sicherheit in Christus allein zu finden (nur mein Eindruck). Mit seiner Standfestigkeit trotz Gegenwind hat er Loyalität zu Christus und zur Lehre der Kirche bewiesen, wofür ich ihn sehr respektiere." 

Interessant, nicht? Na, wie gesagt: Nächste Woche vielleicht mehr dazu. 


Währenddessen in St. Willehad: Abschied von Pfarrer Jasbinschek 

Am morgigen Sonntag, dem Hochfest Peter und Paul, wird in der Nordenhamer Pfarrkirche St. Willehad Pfarrer Karl Jasbinschek nach etwas über neun Jahren Amtszeit in den Ruhestand verabschiedet. Wie wir bereits erfahren haben, wird die Pfarrstelle bereits im September neu besetzt werden, und in der Zwischenzeit sind die Gläubigen in Nordenham, Butjadingen und Stadland nicht ohne priesterlichen Beistand, schließlich gibt es noch Pastor Kenkel. Trotzdem ist Pfarrer Jasbinscheks Emeritierung für die Gemeinde natürlich ein Einschnitt – und ein Thema für die lokale Presse. Dass dem scheidenden Pfarrer da nur Gutes nachgerufen wird, ist wohl kaum überraschend; dennoch habe ich den Artikel der Kreiszeitung Wesermarsch, den mein Bloggerkollege Peter aus Nordenham-Einswarden mir weitergeleitet hat, mit Interesse gelesen, und ein paar Details dieses Artikels erscheinen mir kommentarwürdig. 

Was man da über die Situation in der Gemeinde vor Pfarrer Jasbinscheks Amtsantritt liest – "sein Vorgänger war nach nicht einmal eineinhalb Jahren auf eigenen Wunsch von seinem Amt entbunden worden, nachdem es mit dem ehrenamtlichen Pfarreirat Streit gegeben hatte" –, ist von der Papierform her wohl korrekt, wirkt auf mich aber doch etwas beschönigend bzw. verharmlosend; aber das Fass will ich hier nicht noch einmal aufmachen – zumal man das ja alles in Blogartikeln "von damals" nachlesen kann. Als nächste große Herausforderung in Pfarrer Jasbinscheks Amtszeit wird die Corona-Krise angesprochen: "Wir haben in dieser Zeit ein Drittel unserer Gottesdienstbesucher verloren", wird Pfarrer Jasbinschek zu diesem Thema zitiert, "und die kommen auch nicht wieder." In konkreten Zahlen heißt das: "Früher seien im Sonntagsgottesdienst immer um die hundert Gläubige gewesen, heute seien es eher um die siebzig." Das klingt zwar – wenn ich es mit manchen Sonntagen in verschiedenen Berliner Kirchen vergleiche – immer noch nach "gar nicht mal so wenig", aber das relativiert sich, wenn man bedenkt, dass wir hier von der einzigen Sonntagsmesse in einer nicht gerade kleinen Pfarrei sprechen. Okay, in Herz Mariä Burhave gibt es eine Vorabendmesse. Wenn man davon ausgeht, dass da "vor Corona" so um die 30 Leute hingegangen sind und diese Zahl ebenfalls um ein Drittel geschrumpft ist, ergibt das für die gesamte Pfarrei 90 regelmäßige Messbesucher gegenüber ehemals 130. Setzt man das ins Verhältnis zur "Mitgliederzahl der St.-Willehad-Gemeinde", die "in den vergangenen Jahren ebenfalls von rund 3.300 auf 3.100 Gläubige gesunken" sei, kommt man zu dem Ergebnis, dass die Gottesdienstbesuchsquote schon "vor Corona" unter 4% lag und nun unter 3% gesunken ist. Das sind Zahlenverhältnisse wie in den evangelischen Landeskirchen. Ein paar Absätze weiter unten wird Pfarrer Jasbinschek mit der Aussage zitiert "Die Menschen brauchen Erfahrungen mit der Kirche, die ihnen guttun. Der Gottesdienst und die Liturgie alleine reichen nicht". Ich würde mal sagen, da wundert einen gar nichts mehr. 

– Oder doch? Zunächst mal, denke ich, gilt es zu betonen, dass es sich bei dieser Aussage des scheidenden Pfarrers um ein offenkundiges Strohmannargument handelt: Wann und wo hätte sich denn irgendjemand dafür ausgesprochen, dass die Kirche sich ausschließlich auf "Gottesdienst und Liturgie" konzentrieren solle? Hingegen macht, wie ich schon verschiedentlich hervorgehoben habe, die Bilanz von Pfarrer Jasbinscheks Amtszeit schmerzhaft deutlich, dass Gottesdienst und Liturgie für ihn, gelinde gesagt, keine besonders hohe Priorität haben, und das ist ein Problem. Ich habe es erst kürzlich in meiner Tagespost-Kolumne "Klein.Kram" geschrieben: Die Feier der Eucharistie soll zwar nicht das einzige sein, was die Kirche tut, aber sie soll im Zentrum von allem stehen, was sie tut, und die Quelle sein, aus der sich ihr ganzes Tun speist. Im Kreiszeitungs-Artikel wird der Vorsitzende des Pfarreirats von St. Willehad mit der Einschätzung zitiert, Pfarrer Jasbinschek habe "konsequent den Mensch [sic] in dem Mittelpunkt gestellt"; das finde er "toll". Na toll. Nicht auszudenken, wie anders es heute in dieser Pfarrei aussehen könnte, wenn er konsequent Gott in den Mittelpunkt gestellt hätte. – Ich sag's ganz offen: Die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Pfarrei können ihm noch so freundliche Worte nachrufen – das sei ihm auch gegönnt –, aber ich für meinen Teil bin froh, dass er geht. Wenn ich das nächste Mal vor Ort bin, ist er schon weg und sein Nachfolger ist noch nicht da. Mal sehen, was es dann zu berichten geben wird... 


Geistlicher Impuls der Woche 

[Wir beten] "Dein Wille geschehe im Himmel und auf Erden", nicht etwa, damit Gott tun kann, was Er will, sondern damit wir zu tun vermögen, was Gott will. Denn wer hindert Gott daran, Seinen Willen zu tun? Weil hingegen wir vom Teufel verhindert werden, in unserem Tun und Trachten in allen Stücken Gott zu gehorchen, so beten und flehen wir darum, dass in uns der Wille Gottes geschehe. Damit dieser aber in uns geschieht, brauchen wir Gottes Willen, das heißt: Seine Hilfe und Seinen Schutz. Denn niemand ist stark aus eigener Kraft, sondern nur Gottes Gnade und Barmherzigkeit bietet sicheren Schutz. 

(Cyprian von Karthago, Über das Gebet des Herrn) 


Ohrwurm der Woche 

Credo unplugged feat. Edith Kink: Brot des Lebens 

Ein schönes Lied zu Fronleichnam. Ob wir's wohl noch erleben, dass dieses, etwa anstelle des unsäglichen "Brot, das die Hoffnung nährt" von Wilhelm Willms und Peter Janssens, bei Prozessionen gespielt wird? Ein Hindernis könnte natürlich sein, dass der Rhythmus nicht marschmäßig genug ist. Aber ich will hier und jetzt nicht von den Parallelen zwischen der NGL-Bewegung und der "Singebewegung" in der DDR (Oktoberclub etc.) anfangen. Genießt lieber das Lied, Freunde. 


Vorschau/Ausblick 

Heute Abend ist Community Networking Night im Baumhaus, aber wie schon öfter stand es bei Redaktionsschluss noch nicht fest, ob wir es dorthin schaffen würden (oder nötigenfalls ich allein); das erfährst du dann also nächste Woche, Leser! Morgen ist, wie schon beiläufig erwähnt, das Hochfest Peter und Paul, und glücklicherweise haben der Gemeindereferent und ich uns im Zuge unseres Gesprächs beim geselligen Teil der Spandauer Fronleichnamsfeier daran erinnert, dass an diesem Sonntag in St. Joseph Siemensstadt Kinderwortgottesdienst sein soll – der Termin war auf rätselhafte Weise aus meinem Kalender verschwunden. Glücklicherweise hatten wir schon bei unserem Vorbereitungstreffen Anfang Mai – am ersten Tag des Konklaves, nebenbei bemerkt – ein recht tragfähiges Konzept für diesen KiWoGo ausgearbeitet, ich denke also, das werden wir ganz gut hinkriegen; mit besonders vielen Kindern ist im Zeitraum zwischen Erstkommunion und Sommerferien allerdings wohl nicht zu rechnen. Anschließend könnt' man eventuell noch zum Familienfest im Diakoniezentrum Heiligensee fahren – schauen wir mal. Am Montag hat meine Liebste Geburtstag, gefeiert wird allerdings erst am nächsten Samstag, und zwar im "All Seasons" in Spandau, wo wir auch an meinem Geburtstag waren. Im Übrigen erwartet uns wieder eine "ganz normale" Schul- und Arbeitswoche; die KiTa des Jüngsten hätte eigentlich "Waldwoche" haben sollen, aber die ist nun wegen Sturmschäden abgesagt worden. Am Freitag haben die Kinder zum letzten Mal Schwimmkurs, und man darf gespannt sein, ob sie diesen mit einer erfolgreichen Seepferdchen-Prüfung abschließen werden. Wär natürlich nicht schlecht, zumal wir in den Sommerferien an die Nordsee fahren wollen...