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Donnerstag, 30. November 2017

No Daubt - Eine Pfarrerin dreht am Rad

Hast Du, lieber Leser, den ZEIT-Artikel mit den Bekenntnissen einer sündigen Pfarrerin gelesen? Ich bin mir gerade nicht sicher, ob ich ihn guten Gewissens empfehlen kann. Zu sagen "Die Lektüre lohnt sich", wäre vielleicht ein bisschen morbide; sagen wir also lieber: Der Artikel ist aufschlussreich. Hinzufügen möchte ich: So richtig aufschlussreich finde ich ihn erst dann, wenn man ihn gründlich gegen den Strich liest. Was ich hiermit zu tun beabsichtige. 

Zunächst einmal fällt es auf, wie sehr der Artikel seine angebliche Brisanz vor sich her posaunt: Da prangt im Teaser-Absatz  groß das Wort "Skandalös", dem Leser wird "[e]ine Predigt, die ich nie halten könnte" versprochen, und garniert wird das Ganze mit einem Foto, das eine junge Frau in SM-Maske zeigt. Auch dass die Verfasserin unter Pseudonym schreibt, unterstreicht dieses Behaupten von Brisanz. Und was für ein Pseudonym die Verfasserin gewählt hat: Laura Daubt - unverkennbar abgeleitet von "doubt", also "Zweifel". Wir kennen ihn alle - den Zweifel, den cooleren zweieiigen Zwillingsbruder des Glaubens. Also, der coolere der beiden Brüder ist er eigentlich erst in jüngerer Zeit geworden, so in etwa seit der Aufklärung, und auch dann erst nach und nach. Heute jedenfalls ist er everybody's darling und damit fast schon wieder ein bisschen langweilig. Aber das (vorerst) nur am Rande. Tatsächlich geht es in dem Text nämlich gar nicht so sehr um Glaubens- oder sonstige Zweifel, sondern vielmehr um die Rebellion der Autorin gegen bestimmte Erwartungen, die an die soziale Rolle einer Pfarrerin gestellt werden. In der Leidenschaft ihrer Abweisung dieser Erwartungen wirkt die Verfasserin sehr authentisch und zu einem gewissen Grad gar nicht mal unsympathisch -- auf mich jedenfalls. 

Symbolbild, Quelle: Pixnio
Zu den bemerkenswerteren Aspekten dieser Selbstoffenbarung gehört es, dass die Verfasserin Pastorentochter ist und stets mit der sozialen Rolle gehadert hat, die ihr dadurch zufiel -- dass sie von sich sagt "Mir war klar: Pfarrerin werde ich nie", dann aber eben doch diesen Berufsweg eingeschlagen hat. Da erweist sich die Biographie der "Laura Daubt" also von vornherein als zutiefst gebrochen, und das meine ich uneingeschränkt positiv: Leute ohne Brüche in der Biographie sind, falls es sie überhaupt gibt, langweilig. Ich könnte mir die sündige Pfarrerin gut als Romanfigur vorstellen -- eine Art Gösta Berling des 21. Jahrhunderts. Obwohl, vielleicht auch nicht. Wenn ihre Vorstellung von Rebellentum darin besteht, Shopping Queen, Germany's Next Top Model und Netflix-Serien zu binge-watchen, ist das für einen Roman vielleicht doch ein bisschen öde, oder bestenfalls käme dabei etwas heraus wie Ildikó von Kürthys "Mondscheintarif". Das eigentliche Problem ist aber: "Laura Daubt" ist keine Romanfigur, sondern eine echte Seelsorgerin in einer ungenannten evangelischen Landeskirche. Und wie soll sie für die Seelen Anderer sorgen, wenn sie nicht einmal auf ihre eigene aufpassen kann? 

Hier drängt sich die Frage auf: Was bringt mich zu der Einschätzung, dass sie das nicht kann? Es ist nicht so sehr das, was sie als ihren verruchten Lebenswandel betrachtet und beschreibt; mit dem ist es nämlich, wie bereits angedeutet, gar nicht so weit her. 
"[M]eine Predigten entstehen nicht [...] in einer kleinen Arbeitskammer unter dem Kreuz. Ich schreibe sie in den Cafés und Bars meiner Stadt. Ich gehe im Supermarkt spazieren, liege im Bett [...]. Ich liebe es, zu schreiben, wenn der Bass meiner elektronischen Lieblingsmusik um mich wummert.
Und dann mache ich Feierabend. Ich gehe raus in die Kneipe nebenan. Treffe Freunde, von denen ein Großteil nicht in der Kirche ist, und lerne fremde Menschen kennen. Ich fahre auf Festivals, gehe in Clubs und streune durch die Stadt." 
So what? Dass sie diese wenig spektakulären Tatsachen überhaupt für erwähnenswert hält, lässt zunächst einmal darauf schließen, dass die Vorstellungen darüber, wie ein Pfarrer oder eine Pfarrerin sein müsse oder nicht sein dürfe -- die Vorstellungen, gegen die sie rebelliert --, zu einem gewissen Grad ihre eigenen sind. Was mich daran erinnert, was ich an anderer Stelle mit Blick auf die prominente Pastorin Nadia Bolz-Weber - "die mit den Tattoos" - geschrieben habe; der Einfachheit halber zitiere ich mich mal selbst: 
"Man kann sich allerdings gut vorstellen, wie eine tatöwierte Nadia Bolz-Weber bei denjenigen Christen ankommt, in deren Herkunftsmilieu die Frage, wie man gottgefällig leben könne und solle, sich auch auf Kleidung und Frisur erstreckte, Christsein also auf schier unentwirrbare Weise mit Spießertum verquickt war. Um dieser Form von 'Enge' zu entkommen, verfällt man gern ins gegenteilige Extrem". 
Wobei es, ich wiederhole mich, gar so extrem bei "Laura Daubt" ja gar nicht wird. Selbst da, wo das, was sie über sich selbst verrät, nicht ganz so harmlos ist wie in den oben zitierten Beispielen, liegt das Ausmaß der Verworfenheit nicht unbedingt über dem Niveau von Otto Normalsünder. Was hier problematisch erscheint, ist eher die Haltung, aus der heraus sie sich zu diesen Verhaltensweisen bekennt - eine Haltung, die offenkundig sehr wesentlich in dem Bedürfnis wurzelt, sich von ihrem spießigen Herkunftsmilieu abzugrenzen, wo es nicht genügte, die hochnäsige Nachbarin lediglich zu grüßen, sondern man sie dabei zwingend mit ihrem Namen anreden musste. Ich erwähnte bereits, dass die Verfasserin dieser Selbstoffenbarung auf mich nicht unsympathisch wirkt, und das hat durchaus auch damit zu tun, dass ich dieses Abgrenzungsbedürfnis sehr wohl nachvollziehen kann. Aber gerade deshalb sind mir auch die Risiken und Nebenwirkungen bekannt und bewusst. Wer, um es mal in den Bildern des Gleichnisses vom Verlorenen Sohn auszudrücken, sein väterliches Erbe mit Dirnen durchbringt, in der Annahme, dass sei Rock'n'Roll, der landet eben früher oder später bei den Schweinen. Been there, done that. Aber an dem Punkt, zur Besinnung zu kommen und reumütig zum Vater zurückzukehren, ist "Laura Daubt" offenkundig noch nicht. Trotzdem arbeitet sie als Seelsorgerin. Finde den Fehler.

-- Ich sag mal so: Angenommen, eine Lehrerin wäre der Meinung, man solle die Ergebnisse von Rechenaufgaben nicht danach bewerten, ob sie richtig oder falsch seien; viel wichtiger sei es doch, dass die Schüler mit ihrer jeweils individuellen Lösung zufrieden seien. Kann sein, dass ich diese Lehrerin menschlich durchaus sympathisch fände; trotzdem würde ich nicht wollen, dass sie meine Tochter in Mathematik unterrichtet. Und dieselben Bedenken habe ich gegenüber einer Seelsorgerin, die Sätze schreibt wie: "Einige meiner Freunde nehmen Drogen. Ich nicht, denn hier ist meine Grenze, aber es ist meine ganz persönliche, nicht die, die ich anderen vorschreibe." Schon klar: Who am I to judge?  "Ich bin ein guter Mensch, ich würde niemals meine Frau betrügen, aber Züge ausrauben ist ganz was anderes." Okay, das gehört jetzt nicht direkt hierher - oder vielleicht doch? Wie dem auch sei: "Und wenn ich meinen Talar aufhängen will, stoße ich auf drei Männer, die sich in meinem Schlafzimmer lieben", schreibt Pastorin "Laura Daubt"; und da muss ich sagen: Wenn sie den hier gemeinten Vorgang mit "sich lieben" bezeichnet, bin ich raus. Das hat nichts mit "Homophobie" zu tun: Wäre hier nicht von drei Männern die Rede, sondern von einem Mann und zwei Frauen, einer Frau und zwei Männern oder einem Mann, einer Frau und einem Schäferhund, fände ich die Wortwahl genauso unangemessen.

Aber einer "Laura Daubt" fehlen schlechterdings die Kriterien, um zu Dingen wie Drogenkonsum oder Gruppensex eine klare Haltung finden zu können. Dass in Hinblick auf ethische Kategorien bei ihr so eine heillose Verwirrung herrscht, ist selbstverständlich nicht ihre Schuld; das ist vielmehr ein allgemeines Zeitsymptom und als solches auch nicht mehr ganz neu. Ich lese gerade Alasdair MacIntyres "Der Verlust der Tugend", ein Buch, das ich uneingeschränkt und nachdrücklich empfehle; und darin stellt der schottische Philosoph, vereinfacht ausgedrückt, die These auf, dass schon die Moralphilosophen der Aufklärung nicht mehr wussten oder nicht mehr verstanden, was Ethik eigentlich ist, mit der Folge, dass die von den Aufklärern propagierte Moral im Grunde nur ein schlechtes Imitat wirklicher Tugend war -- das in den folgenden Jahrhunderten mehr und mehr auseinanderfiel. Wenn ich sage, dass dieser Zustand ethischer Verwirrung heute allgemein verbreitet ist, muss ich einschränkend anmerken, dass ich durchaus Leute kenne - darunter auch solche, die überhaupt nicht religiös sind -, die, ohne dafür eine theoretische Begründung zu benötigen, ein geradezu archaisches Empfinden für Ethik haben. Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss, eine Frau muss tun, was eine Frau tun muss, und ein kleines pelziges Wesen von Alpha Centauri muss tun, was ein kleines pelziges Wesen von Alpha Centauri tun muss. Basta, badabäm, end of discussion. Das ist natürlich völlig unvereinbar mit dem postmodernen Credo "Jeder soll tun, worauf er Lust hat" -- einer Maxime, die allenfalls noch eingeschränkt wird durch den Zusatz "solange er damit niemandem schadet". Aber woher weiß man überhaupt, was jemandem schadet? Diese Frage ist letztlich nur die Kehrseite der unbeantwortbaren Grundfrage der Metaethik: Woher weiß ich, was "gut" ist? Nun sind die meisten Menschen keine Metaethiker und, Gott sei Dank, auch keine Amoralisten in der Nachfolge Nietzsches, und deshalb leben sie so, als wüssten sie die Antwort auf diese Frage. Das heißt, sie operieren mit moralischen Begriffen, die sie selbst nicht definieren können -- oder wollen, denn "definieren" heißt "begrenzen", und Grenzen sind dem postmodernen Menschen zuwider. Was bleibt, ist eine Weltsicht, die MacIntyre "emotivistisch" nennt: Was moralisch gut oder schlecht, richtig oder falsch ist, entscheide ich auf der Basis dessen, was für Gefühle es in mir auslöst. Und somit ist es natürlich nicht verallgemeinerbar: Ich kann schließlich nicht von jemand anderem verlangen, genauso zu fühlen wie ich.

Vollends verwirrend und verworren wird es, wenn die pseudonyme Pfarrerin mit dem Begriff der Sünde operiert. Das geht ja schon in der Überschrift los: "Ja, auch ich sündige". Im Anschluss an die Schilderung ihrer ach so skandalösen Saufgeschichten wird das wieder aufgegriffen: "Ja, ich bin eine Sünderin. Eine, die Fehler macht im Leben und im Glauben." Aber: "Aber Partys, Alkohol, Drogen sind an sich keine Fehler. [...] Ich bin keine Sünderin, weil ich gegen eine von Menschen festgelegte Moral verstoße." Und nochmals weiter unten: "Ich lebe auch nicht keusch, bis ich verheiratet bin [...]. Ich bete nicht zehn Mal am Tag." Das sind alles Dinge, die sie an sich selber total okay findet. Moral ist überhaupt uninteressant, denn die ist ja nur "von Menschen festgelegt". Aber was ist Sünde dann?  "Es macht mich zur Sünderin, wenn ich mich von Gott entferne, von meinen Mitmenschen und mir selbst". Man beachte die Reihenfolge: Die letzte und höchste Instanz ist das eigene Selbst. Dem muss man vor allem treu bleiben, deshalb betont "Laura Daubt" ja so stolz: "Ich bin nicht so, wie ihr mich haben wollt." Weil, wäre sie das, wäre sie ja sich selbst untreu. Die eine unverzeihliche Sünde.

Und Gott? Keine Bange, Gott interessiert sich auch nicht für "von Menschen festgelegte Moral" und findet uns gut so, wie wir sind. Das versucht die Verfasserin mit einer Bibelstelle zu untermauern, die wir alle kennen, weil sie in solchen Diskussionen immer kommt, mit einer so vorhersehbaren Zwangsläufigkeit, dass man bei manchen Leuten den Eindruck haben kann, sie kennen keine andere. (Spoiler: Es handelt sich um Matthäus 7,1-4.) Ihr Fazit lautet:
"Denn ich bin überzeugt: Gott ist da für die Unperfekten, die Zweifler, ja auch für diejenigen, die bei Sonnenaufgang betrunken nach Hause kommen oder die gar keine Beziehung mit ihm wollen. Das ist mein Glaube." 
Und siehe da: Das ist natürlich richtig. Und zwar so unstrittig richtig, dass man geneigt ist, zu fragen: Und was weiter? 
"Deshalb bin ich Pfarrerin und das möchte ich den Menschen, und zwar allen Menschen, im Glauben und im Leben mitgeben." 
Äh - was genau jetzt? Dass es egal ist, wie wir unser Leben leben, weil Gott uns ja trotzdem und auf jeden Fall liebt? Zugegeben, das sagt sie in diesem letzten Absatz nicht, aber ungefähr das ist der Gesamteindruck, der von ihrem Text übrig bleibt. Es ist anzunehmen, dass nicht wenige Leser der "ZEIT Campus"-Beilage, in der der Text erschienen ist, das ziemlich prima finden werden, weil so schön offen, tolerant und non-judgmental. Aber das täuscht. Nachsichtig ist die Verfasserin nur gegenüber Leuten, die so sind wie sie, bzw. gegenüber Fehlern wie ihren eigenen. Seien wir ehrlich: Das geht vielen, vielleicht den meisten Menschen so. Meinem Stammleser Imrahil verdanke ich den Hinweis auf eine Einsicht Chestertons, die dieser dem Sinn nach in mehreren seiner Werke angesprochen hat: dass wir dazu neigen, nur solche Sünden für verzeihlich zu halten, die wir eigentlich gar nicht als Sünden ansehen. Das christliche Gebot der Nächstenliebe, das "wie auch wir vergeben unseren Schuldigern" des Vaterunser, verlangt uns aber weit Größeres ab: auch und gerade das zu verzeihen, was wir für unverzeihlich halten. Umgekehrt verlangt das christliche Verständnis von Vergebung aber auch dem Sünder etwas ab - nämlich Reue. Hören wir hierzu Alisdair MacIntyre:
"Was ist die Voraussetzung für Vergebung? Sie verlangt, daß der Übeltäter das Urteil des Gesetzes über sein Handeln bereits als gerecht hinnimmt und sich wie jemand verhält, der die Gerechtigkeit der entsprechenden Strafe anerkennt [...]. Die Anwendung von Vergebung setzt die Anwendung von Gerechtigkeit voraus[.]" 
Anders ausgedrückt: Vergebung im christlichen Sinne bedeutet nicht, die Sünde zu leugnen, sondern sie als Sünde zu erkennen und zu benennen und trotzdem zu vergeben. Nun frage ich mich: Ist "Laura Daubt" in der Lage, den Mitgliedern ihrer Gemeinde, über die sie in der ZEIT spricht, weil sie es nicht wagt, mit ihnen zu sprechen, ihre Engstirnigkeit, ihre Vorurteile und ihre gehässige Klatschsucht zu vergeben? Oder noch anders gefragt: Wäre sie bereit, diese Gemeindemitglieder um Vergebung dafür zu bitten, dass sie sie für engstirnige, vorurteilsbeladene und gehässige Klatschmäuler hält

Die Antwort auf diese Fragen wird man wohl nicht in der ZEIT lesen. Aber hoffen wir mal das Beste.



Freitag, 24. November 2017

(K)ein Grund zur Aufregung

Ich habe es neulich schon mal angedeutet, und wer mit mir auf Facebook befreundet ist oder mein privates Profil abonniert hat, der hat es ohnehin mitgekriegt: Vor ein paar Wochen habe ich mich virtuell mit dem ehrenamtlichen Team einer katholischen Jugendseelsorgeeinrichtung in Berlin angelegt, weil dieses für einen - wie ich es jüngst ausdrückte - "moralisch nicht ganz einwandfreien Film" warb; was wiederum damit zusammenhing, dass mindestens eine Sequenz des Films in den Räumlichkeiten dieser Einrichtung gedreht worden war. Die Auseinandersetzung auf FB eskalierte schnell in einem Ausmaß, das zum konkreten Anlass eigentlich in gar keinem vernünftigen Verhältnis stand, und das war einer der Gründe, weshalb ich die Angelegenheit erst einmal habe ruhen lassen. Ich wollte (und will) nicht den Eindruck erwecken, es handle sich um eine persönliche Vendetta. Ein anderer Grund war der durchaus überzeugende Hinweis, die Sache an die große Glocke zu hängen würde dem betreffenden Film doch nur Publicity verschaffen, und das könne doch wohl nicht in meinem Interesse sein. 

Andererseits denke ich, die hier skizzierte Angelegenheit verweist auf grundsätzliche Probleme, die in ihrer Bedeutung weit über den konkreten Einzelfall hinausgehen, und dazu möchte ich eigentlich doch noch etwas sagen. Wie löse ich das Dilemma? Indem ich auf den konkreten Einzelfall nur so weit eingehe wie unbedingt nötig und mich so weit wie möglich auf die verallgemeinerbaren Aspekte konzentriere. Ich gedenke daher weder den Film noch die Jugendseelsorgeeinrichtung namentlich zu erwähnen, auch wenn mich das Klicks kostet. 

Symbolbild, Quelle: Flickr
Zum Film nur so viel: Es geht darin um einen abgehalfterten ehemaligen Frauenhelden, der damit konfrontiert wird, einen (halbwegs) erwachsenen Sohn zu haben. Und dieser will von ihm nun lernen, wie man Frauen aufreißt. 

Ein Spitzenthema für katholische Jugendseelsorge? -- Kommt drauf an. Nach allem, was ich über den Film gelesen habe, und den Ausschnitten, die ich gesehen habe, erscheint es einigermaßen offensichtlich, dass der abgedankte Aufreißerkönig und sein Möchtegern-Thronfolger als eher tragikomische Figuren in Szene gesetzt werden; und demnach kann man wohl davon ausgehen, dass der Ansatz, die Jagd nach unverbindlichen Sexualkontakten quasi als Sport zu betreiben, durch die Filmhandlung eher ironisiert wird. Andererseits setzt der Film aber die Existenz einer "Hookup Culture" als etwas Selbstverständliches und Normales voraus, und die (Tragi-)Komik entsteht nur dadurch, dass die Protagonisten sich dabei so plump anstellen. Wären sie charmanter und vor allem attraktiver, gäbe es überhaupt keinen Konflikt. 

Zum Vergleich will ich mal einen anderen Film heranziehen, der den Vorteil hat, dass ich ihn tatsächlich gesehen habe - und durchaus unterhaltsam fand: die Komödie "Verliebte Jungs" aus dem Jahr 2001. Darin geht es um einen Wettstreit zwischen den Mitarbeitern eines Münchner Biergartens - darum, wer im Laufe des Sommers mit den meisten Frauen schläft. Zur Komödie wird dieser Stoff auch hier erst dadurch, dass die beiden Sympathieträger sich zunächst recht tollpatschig anstellen und ihnen allerlei Missgeschicke widerfahren. Im Laufe der Filmhandlung verlieben sie sich dann natürlich. Als Bösewicht fungiert der Biergarten-Geschäftsführer, der selbst ebenfalls am Wettbewerb teilnimmt, sich dabei aber unfairer Mittel bedient -- was im Umkehrschluss offenbar bedeuten soll, dass es am Vorgehen der anderen Wettbewerbsteilnehmer, bzw. an dem Wettbewerb selbst, grundsätzlich nichts auszusetzen gibt. Am Ende stellt sich heraus, dass unter den Mitarbeiterinnen des Biergartens ebenfalls ein entsprechender Wettstreit lief, sodass schließlich auch die Geschlechtergerechtigkeit wiederhergestellt ist. So gelingt es dem Film mit leichter Hand, emotionale Manipulation und sexuelle Ausbeutung zu de-problematisieren

Ginge es um die Frage, ob es legitim wäre, einen Film wie diesen oder eben den hier ungenannten etwa in einem katechetischen Kurs für Jugendliche zu zeigen und anschließend darüber zu diskutieren, würde ich sagen: Kann man machen, kommt halt drauf an, wie die Diskussion geführt (i.S.v. "geleitet") wird. Man könnte hier einwenden, mit dieser Aussage impliziere ich, dass ich es katholischen Jugendlichen nicht zutraue, ohne geeignete Anleitung die richtigen Lehren aus solchen Filmen zu ziehen. Und da muss ich leider sagen: Ja, das tue ich tatsächlich. Und ich glaube gute Gründe dafür zu haben. 

In einem insgesamt äußerst lesenswerten Doppel-Interview der Tagespost mit dem Leiter des Gebetshauses Augsburg, Johannes Hartl, und dem Präses des BDKJ, Dirk Bingener, erklärt der Letztere mit Blick auf die Haltung katholischer Jugendlicher zur Sexualmoral: "Die Umfrage, die der BDKJ zur Vorbereitung der Familiensynode in Auftrag gegeben hatte, spricht eine klare Sprache. Da haben Sie immer das Verhältnis 90 : 10 zu Ungunsten der kirchlichen Lehre". In den USA haben Studien des Soziologen Christian Smith (von der katholischen Universität Notre Dame in Indiana) ergeben, dass katholische Jugendliche in ihrer Haltung zu Fragen der Sexualität sogar liberaler sind als der Durchschnitt ihrer Altersgenossen. Letzterer Befund dürfte sich auf Deutschland wohl eher nicht übertragen lassen, da der Durchschnittswert in der US-Bevölkerung signifikant durch die recht hohe Zahl konservativer Evangelikaler beeinflusst sein dürfte, die in Deutschland zahlenmäßig kaum eine Rolle spielen. Dennoch deutet wenig darauf hin, dass katholische Jugendliche hierzulande entschieden weniger liberal über sexualethische Fragen urteilen als nicht-katholische Gleichaltrige. Und wen sollte das wundern? Schließlich konsumieren sie dieselben Medien und besuchen (weitgehend) dieselben Schulen, und hier wie dort wird ihnen eingetrichtert, promiskuitives Verhalten von Teenagern sei völlig normal - und auch gar kein Problem, solange sie dabei vernünftig verhüten. Was setzt die kirchliche Jugendarbeit dieser Indoktrinierung entgegen? Mein Eindruck ist: nicht viel. Man weicht dem Thema lieber aus, um die Jugendlichen nicht zu "verprellen". Wenn überhaupt, werden kirchliche Lehraussagen zur menschlichen Sexualität in einer verwässerten und relativierenden Form präsentiert und dann den Jugendlichen zur eigenen Beurteilung überlassen. Wie diese "eigene Beurteilung" dann ausfällt, kann man sich ja vorstellen. Den Jugendlichen ein positives Verständnis für die katholische Sicht auf die menschliche Sexualität zu vermitteln, würde angesichts der allgegenwärtigen Glorifizierung sexueller Freizügigkeit ein erhebliches Maß an Sorgfalt und Mühe erfordern; bringt man dieses nicht auf, dann erscheint diese Lehre bloß als eine Ansammlung von Verboten und Miesepetrigkeit, und wenn einem dann noch suggeriert wird, man müsse diese Lehre ja nicht annehmen, dann -- Entschuldigung -- scheißt man eben drauf.

So gesehen stellt der oben erwähnte Umstand, dass laut BDKJ-Präses Bingener zehn Prozent der katholischen Jugendlichen - sofern man die BDKJ-Umfrage als repräsentativ betrachtet, aber das setzt Bingener ja implizit voraus - der kirchlichen Lehre zum Thema Sexualität zustimmen, eigentlich gar keine so schlechte Quote dar; eine bessere jedenfalls, als man hätte erwarten können. Aber auch diese zehn Prozent haben einen schweren Stand, wenn sie mit dieser Einstellung selbst in ihren eigenen Kreisen in einer Außenseiterposition sind, als sonderbar oder "verklemmt" gelten -- und niemanden haben, der sie in ihrer Haltung bestärkt. Wer sollte es den jungen Leuten schließlich verübeln, wenn sie sich irgendwann doch fragen, welchen Sinn es eigentlich hat, sich strengeren Regeln zu unterwerfen als ihre Altersgenossen, wenn selbst ihre Seelsorger ihnen den Eindruck vermitteln, diese Regeln seien nicht wirklich verbindlich, sondern stünden in ihrem eigenen Ermessen? Dies gilt umso mehr, als in ihrem Alltag die Versuchungen genauso allgegenwärtig sind wie in dem der anderen und die Hormone in der Adoleszenz gern mal Achterbahn fahren.

Was also ist zu tun? Ich meine, wenn man den Jugendlichen nicht nur theoretisch, sondern erfahrbar vermitteln will, dass Keuschheit - ein unpopulärer Begriff, ich weiß, aber er trifft nun mal den Sachverhalt genauer als jeder andere - ein positiver Wert ist und nicht bloß Verzicht, dann braucht man dafür Räume (im wörtlichen wie auch im erweiterten Sinne), in denen unmissverständlich andere Wertmaßstäbe herrschen als in der "säkularen" Umwelt. Wenn solche in diesem Sinne "geschützten Räume" nun in kirchlichen Jugendseelsorgeeinrichtungen nicht zu finden sind, wo denn dann?

Kurz gesagt, wenn eine Jugendseelsorge-Initiative beschließt, ihre Räumlichkeiten für Dreharbeiten zu einem Film wie dem hier in Frage stehenden zur Verfügung zu stellen (und dann, einigermaßen folgerichtig, auch für den Film wirbt), ist dieser Vorgang nicht das eigentliche Problem, sondern nur ein Symptom, ein Detail, ja, fast schon eine Lappalie. Insofern muss ich zugeben, dass ich in meiner impulsiven Kritik an diesem Filmdreh einen Fehler gemacht habe - nein, eigentlich sogar zwei: Zunächst einmal habe ich den hier skizzierten Gesamtzusammenhang fälschlich als selbsterklärend vorausgesetzt, und dann habe ich allzu angepisst reagiert, als ich eine lediglich flapsige Reaktion erntete. Der Eindruck eines mangelnden Problembewusstseins - nicht nur auf Seiten der jungen Ehrenamtlichen, sondern auch auf Seiten der Verantwortlichen beim Erzbischöflichen Ordinariat - bleibt dennoch bestehen.



Donnerstag, 23. November 2017

Keine Messe für den Friesenapostel

Über zwei Wochen ist es her, dass ich hier etwas über die zu diesem Zeitpunkt noch bevorstehenden Pfarreiratswahlen im Bistum Münster geschrieben habe; die Wahlen selber sind nun auch schon fast zwei Wochen her, da wird's wohl langsam Zeit, dass ich mal etwas zu den Ergebnissen schreibe. Also jedenfalls zu den Ergebnissen in meiner Heimatpfarrei St. Willehad Nordenham/Butjadingen/Stadland. 

Nun wohl: Im Pfarreirat von St. Willehad sind - neben den Sitzen für den Pfarrer, den Diakon und einen Vertreter des Kirchenvorstands - zwölf Sitze für gewählte Mitglieder vorgesehen, und am Abend der Wahl gab die Pfarrei via Facebook bekannt, dass tatsächlich zwölf Kandidaten gewählt wurden. Toll. Die Wahlbeteiligung wurde in diesem Beitrag mit "ca. 10%" angegeben, was in einem am übernächsten Tag erschienenen Presseartikel auf 8,63% nach unten korrigiert wurde. Damit liegt die Wahlbeteiligung allerdings immer noch spürbar über derjenigen der letzten Wahl vor vier Jahren, als sie 7,89% betrug. In absoluten Zahlen ausgedrückt beteiligten sich 266 Gemeindemitglieder an der Pfarreiratswahl - das dürften (wofür ich allerdings keinen Beleg habe, sondern mich nur auf meine subjektive Einschätzung stützen kann, und ich bin notorisch schlecht im Schätzen) mehr sein, als sich an einem "normalen" Sonntag im Jahreskreis zur Heiligen Messe einfinden. Okay, wenn man die Vorabendmesse in Burhave mitrechnet, kommt man vielleicht doch auf mehr Kirchgänger. Aber aus dem Bauch heraus würde ich sagen: Nee, eher nicht. 

Um die zwölf Sitze im Pfarreirat hatten sich übrigens 19 Kandidaten beworben; das ist durchaus beachtlich, wenn man bedenkt, dass - ich erwähnte es bereits - in anderen Pfarreien nur mit Müh und Not genügend Personen gefunden werden konnten, die sich zu einer Kandidatur bereit fanden. Der Frauenanteil unter den 19 Kandidaten betrug knapp 74%, der Altersdurchschnitt gut 51 Jahre. Letzterer wurde allerdings durch eine einzige Kandidatin um volle zwei Jahre nach unten gedrückt: Theresa Eger, Schülerin, war zum Zeitpunkt der Wahl noch nicht 16 Jahre alt. Deshalb war für ihre Kandidatur eine Sondererlaubnis des Bischofs notwendig. Und Theresa Eger wurde dann auch tatsächlich gewählt -- was ich allerdings gar nicht so überraschend finde. Wenn junge Leute sich in der Kirche engagieren, finden viele Gemeindemitglieder das, meiner persönlichen Erfahrung zufolge, eigentlich immer erst mal gut. Mit "persönlicher Erfahrung" meine ich: Ich selbst bin mit 16 Jahren in den Pfarrgemeinderat (so hieß das Gremium damals noch) der damals noch nicht zu St. Willehad gehörenden Gemeinde Herz Mariae Burhave gewählt worden, obwohl ich durchaus auch damals schon eine konfrontative Ader hatte. Mit diesem Hinweis möchte ich den Wahlerfolg der jungen Dame aber nicht schmälern - ganz im Gegenteil: Ich finde es prima, dass sie kandidiert hat, und ebenso, dass die Wähler das honoriert haben. 

Ob man sie zu der Wahl wirklich beglückwünschen kann, würde ich auf der Basis meiner schon angesprochenen persönlichen Erfahrungen erst mal dahingestellt lassen. Dazu ein Fun Fact: Unlängst bin ich auf eine Abhandlung über die Bedeutung der Sinus-Milieus für die Pastoral gestoßen, und darin hieß es über die heiß umworbene Zielgruppe der "Performer", diese seien für die Mitarbeit in einer Pfarrei nicht zu gewinnen, weil sie "lange Gremiensitzungen und ausufernde Diskussionen nicht ertragen" können. Was ich daran so tragikomisch finde, ist die Nonchalance, mit der vorausgesetzt wird, es liege gewissermaßen in der Natur einer Pfarrei, dass Gremiensitzungen lang und Diskussionen ausufernd sind...

Nun aber dazu, was es mit der Überschrift dieses Artikels auf sich hat: Am 8. November war der Gedenktag des Hl. Willehad -- im liturgischen Kalender lediglich ein nicht-gebotener Gedenktag in den Bistümern Hildesheim, Münster und Osnabrück, in Nordenham aber immerhin Patronatsfest. Zugegeben nicht nur dort; nach Willehad benannte Kirchen gibt es zum Beispiel auch in Stade, Accum, Osterholz-ScharmbekEystrup und Garbsen. Allerdings sind die seit der Reformation allesamt evangelisch. Katholische St.-Willehad-Kirchen gibt es außer in Nordenham noch in Wilhelmshaven und auf der Insel Wangerooge; aber für Nordenham hat der Hl. Willehad noch eine besondere Bedeutung - sollte man jedenfalls denken.

Bischof Willehad auf einem spätmittelalterlichen Holzschnitt 
Der um das Jahr 740 im angelsächsischen Königreich Northumbria im Nordosten Englands geborene Willehad kam 772 als Missionar nach Friesland, wo knapp zwanzig Jahre zuvor der Hl. Bonifatius das Martyrium erlitten hatte, und wurde 780 von Karl dem Großen zu den zwischen Weser und Ems siedelnden Sachsen entsandt. Beim Aufstand des Sachsenherzogs Widukind im Jahr 782 musste er fliehen, unternahm eine Wallfahrt nach Rom und zog sich danach für einige Jahre ins Kloster Echternach zurück. 787 wurde er auf Veranlassung Karls des Großen erster Bischof von Bremen; 789 starb er in Blexen an der Weser -- und dieser Ort gehört seit 1933 zum Stadtgebiet von Nordenham.

Das Todesdatum des Hl. Willehad ist die früheste historische Erwähnung eines Nordenhamer Ortsteils überhaupt, weshalb der Heilige weit über die kleine katholische Gemeinde hinaus eine wichtige lokalgeschichtliche Identifikationsfigur ist. Zu seinem 1200. Todestag führte die Niederdeutsche Bühne Nordenham in der (evangelischen) Blexer Kirche ein Historienspiel über sein Leben auf. Zudem findet in ebendieser Kirche seit einigen Jahren jeweils am Sonntag nach dem Gedenktag des Heiligen eine "Ökumenische Willehadvesper" statt.

So weit, so schön; wie aber zelebriert die örtliche, nach dem Lokalheiligen benannte katholische Pfarrei ihr Patronatsfest? Die Pfarrnachrichten, derer ich via Facebook teilhaftig wurde, verraten es:

GAR NICHT. 

Der Gedenktag als solcher ist zwar im Terminplan vermerkt; aber als einzige gottesdienstliche Feier fand an diesem Tag ein Wortgottesdienst in der Filialkirche St. Josef in Rodenkirchen statt, in der Pfarrkirche selbst einen Tag vorher ebenfalls nur ein Wortgottesdienst, geleitet vom Diakon. Dieser Wortgottesdienst am 7.11. trägt im Terminplan den Vermerk "zum Patronatsfest am 8.11.". Ist der Kirchenpatron den Nordenhamern demnach nicht einmal eine Messe wert? Oder hatte der Pfarrer Urlaub? Hätte man nicht die "äußere Feier" auf den Sonntag verschieben können? Nö, konnte man anscheinend nicht. Andere Dinge sind offenbar wichtiger, und für solche Kleinigkeiten wie die Ehrung des Kirchenpatrons gibt's ja die Ökumenische Vesper in Blexen. 

Deutlich intensiver abgefeiert als der Hl. Willehad wird von den Nordenhamer Katholiken alljährlich der Hl. Martin, der seinen Gedenktag zum Unglück des Kirchenpatrons nur wenige Tage später hat. Das Programm für dieses Fest umfasst traditionell einerseits - ähnlich wie an vielen anderen Orten auch - einen Laternenumzug inklusive Theateraufführung, Dudelsackpfeifern (!) und abschließendem Umtrunk am Lagerfeuer; andererseits einen Basar, bei dem "schöne Weihnachtsdekorationen in besonderer Atmosphäre angeboten" werden: "Die Probierstube, das Waffelstübchen und die Cafeteria laden zum Verweilen ein". In früheren Jahren kam es vor, dass diese beiden Veranstaltungen, die von unterschiedlichen Gemeindekreisen ausgerichtet werden, in direkter Konkurrenz zueinander stattfanden; aber seit der neue Pfarrer da ist, haben sich in der Gemeinde ja alle lieb, wie man so hört. 

Ein Bericht der Nordwest-Zeitung über den diesjährigen Martinsbasar in St. Willehad besticht durch seinen hymnischen, ja geradezu überkandidelten Tonfall ("Und schon wurde es hitzig und wuselig. Während der Rushhour zur Kaffeezeit war zwischen den Verkaufsständen im Pfarrsaal kaum noch ein Durchkommen. Zu attraktiv und anregend war das Angebot - egal, ob Flug-Engel aus Pergamentpapier, Filz-Wichtel oder zu hundert Prozent mit Bio-Getreide gefüllte Knuddel-Kisschen, ob Kränze, Holzkerzen, Tischschmuck oder Arbeiten aus Beton[?!]") -, aber so ist Lokalpresse nun mal (oft). Alles in allem habe ich gar keinen Grund oder Anlass, über den Basar zu stänkern. Die Einnahmen - jedenfalls der "Reinerlös", der NWZ zufolge - gehen als Spende an MISEREOR und sollen einem Traumazentrum für misshandelte Frauen und Mädchen im Nordirak zugutekommen.

Ein Zitat aus dem überkandidelten Artikel muss aber noch sein:
"Ausgesprochen eng war es ebenso in der Krollkuchen-Bäckerei und im Probierstübchen, in dem auch in diesem Jahr wieder eine bunte, nach äußerst fantasiereichen Rezepten zusammengestellte Auswahl an Marmelade und Likör, Plätzchen, Senfsorten und Konfekt in den Regalen bereitstand. Pfarrer Karl Jasbinschek stellte sich auch selbst hinter den Verkaufstresen und lobte den einzigartigen Geschmack der Rote-Grütze-Konfitüre oder der Kürbis-Apfel-Zimt- und der Kiwi-Banane-Kokosmilch-Marmelade."
Das ist natürlich schön, und so viel persönlicher Einsatz und Jovialität wird dem Pfarrer sicherlich hoch angerechnet werden. Ich persönlich würde es an einem Pfarrer indessen eher schätzen, wenn er seltener hinter dem Marmeladenladen-Verkaufstresen anzutreffen wäre und dafür öfter im Beichtstuhl.

Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Nun, erst einmal nicht viel - außer dass Pfarrer, wenn sie nicht die seltene Gabe der Bilokation besitzen, denselben Einschränkungen hinsichtlich ihrer Handlungsoptionen unterliegen wie jeder andere Mensch; nämlich in dem Sinne, dass sie bei allem, was sie tun, etwas anderes lassen müssen. Aber eigentlich ist diese Anmerkung lediglich als eine vielleicht etwas erzwungene Überleitung gedacht. Mir ist nämlich an den Pfarrnachrichten aus St. Willehad etwas aufgefallen, was mir eigentlich schon an mehreren früheren Ausgaben dieser Pfarrnachrichten hätte auffallen können (aber etwas, was nicht da ist - obwohl es da sein sollte - übersieht man halt leicht): Es fehlt jedweder Hinweis auf Beichtgelegenheiten. Woraus man wohl schließen muss, dass es in dieser Pfarrei schon seit geraumer Zeit keine festen regelmäßigen Beichtzeiten mehr gibt. Was, wenn es denn stimmte, natürlich absolut fatal wäre.

Ich kann mir durchaus vorstellen, wie es dazu gekommen sein mag: Vermutlich war einfach die Nachfrage zu schwach, und irgendwann dachte sich der Pfarrer dann: Wenn hier sowieso keiner kommt, kann ich mit meiner Zeit auch was Besseres anfangen. Schwerer Fehler. Mir ist zwar klar, dass ein Pfarrer in der Diaspora - insbesondere wenn er, wie hier, der einzige Priester in einer territorial recht großen Pfarrei ist - eine Menge Dinge zu tun hat. Allerdings gibt es auch eine Menge Dinge, die ein Priester nicht unbedingt selber machen muss. Beichte hören aber schon. Mindestens eine Stunde in der Woche MUSS dafür drin sein. Für den Fall, dass keiner kommt, soll er sich halt was zu lesen mitnehmen.

Wenn in einer Pfarrei wenig gebeichtet wird und daraus die Konsequenz gezogen wird, die festen regelmäßigen Beichtzeiten abzuschaffen, ist die Folge daraus mit nahezu mathematischer Sicherheit, dass noch weniger gebeichtet wird. Sicherlich kann man, wenn es keine festen regelmäßigen Beichtzeiten gibt, individuell einen Beichttermin vereinbaren (allerdings wird auch diese Möglichkeit in den Pfarrnachrichten nicht erwähnt). Wer ein ausgeprägtes Bedürfnis hat, zu beichten - sei es aus Gewohnheit, aus Gehorsam (unpopuläres Wort!) oder weil er gerade akut etwas Gewichtiges auf dem Gewissen hat -, wird von dieser Möglichkeit vermutlich Gebrauch machen; wer sich mit dem Beichten schwer tut, für den wird die Hemmschwelle so aber extrem erhöht, und wer die Beichte sowieso für mehr oder weniger überflüssig hält, wird in dieser Auffassung bestärkt. Übrigens: Wenn in einer Gemeinde so gut wie nie jemand beichtet, aber praktisch alle Messbesucher sonntags zur Kommunion gehen, könnte man die Frage, ob da wohl alles mit rechten Dingen zugehen kann, ruhig auch mal in einer Predigt ansprechen.

Letzteres ist natürlich eine Anregung an den Pfarrer. Die anderen genannten Aspekte der Frage, wie man dem Sakrament der Beichte zu angemessener Geltung verhelfen könnte, wären aber vielleicht auch ein Thema für den neugewählten Pfarreirat...







Sonntag, 19. November 2017

Eine geistliche Bankrotterklärung




Liebe Hörerinnen und Hörer, 

um welche Uhrzeit gehen Sie üblicherweise in die Sonntagsmesse? Gibt es in Ihrer Ortspfarrei verschiedene Termine zur Auswahl? Wie lange dauert die Messe in Ihrer Pfarrei durchschnittlich, und wann kommt bei Ihnen sonntags das Mittagessen auf den Tisch? Und wenn der Pfarrer mal etwas länger predigt als gewöhnlich, wird es dann zeitlich „eng“ für Sie? 

Vielleicht erscheinen Ihnen diese Fragen banal, und das könnte ich Ihnen nicht verübeln; aber es gibt Menschen, die sich sehr ernsthaft beruflich mit solchen und ähnlichen Fragen befassen. Pastoraltheologen und Religionssoziologen zum Beispiel. 

Einer von diesen ist Detlef Pollack, Professor für Religionssoziologie im Rahmen des „Exzellenzclusters Religion und Politik“ an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Jüngst hielt Pollack in Bonn bei der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) einen Vortrag über die Frage, wie man den Sonntagsgottesdienst für eine größere Zahl von Menschen attraktiver machen könne. Bedenkt man, dass in den Teilkirchen der EKD nur rund 3% der Mitglieder regelmäßig am Sonntagsgottesdienst teilnehmen, begreift man die Dringlichkeit dieser Frage. Die katholische Kirche in Deutschland mobilisiert allsonntäglich gut dreimal so viele Gläubige; dennoch ist auch das natürlich keine befriedigende Quote. Somit überrascht es nicht unbedingt, dass Pollacks Vortrag auch auf katholischer Seite auf Interesse stieß; das Online-Portal katholisch.de, das Kölner Domradio und andere katholische Medienformate berichteten darüber. 


Was hatte Professor Pollack nun aber im Einzelnen zum Thema zu sagen? Dass „Menschen wegbleiben“, so erklärte er gegenüber der Synode, liege „vor allem daran, dass sie am Sonntagvormittag schlichtweg anderes zu tun haben, das ihnen wichtiger ist“. Das mag rein faktisch wohl zutreffen; die Konsequenzen, die er daraus zieht, darf man allerdings wohl einigermaßen bizarr finden. Polemisch zugespitzt: Wenn es zu wenige Menschen gibt, denen der Sonntagsgottesdienst wirklich wichtig ist, muss man, um die Kirchen voller zu kriegen, denen gegenüber Zugeständnisse machen, denen er nicht so wichtig ist. Und was für Zugeständnisse sollen das sein? – „Man erleichtere es Menschen, am Gottesdienst teilzunehmen, wenn er kürzer sei“, meint Pollack; konkret gesagt: keinesfalls „länger als 50 oder 60 Minuten“. 

Ginge es hier nicht um die Kirche, sondern um irgendeinen Anbieter von Waren oder Dienstleistungen, müsste man sich fragen: Wie verzweifelt, wie wenig überzeugt von seinem Produkt muss ein Anbieter sein, um mit dem Argument zu werben „Wenn es euch nicht gefällt, ist es wenigstens schnell vorbei“? Macht sich eine solche Einstellung gegenüber dem eigenen „Angebot“ aber innerhalb der Kirche breit, ist das im Grunde noch dramatischer. 

Folgerichtig betont die Redakteurin Gabriele Höfling in einem Kommentar auf katholisch.de, damit die Sonntagsmesse für die Menschen attraktiver werde, müsse sie nicht kürzer werden, sondern besser. „Will die Kirche den Wettbewerb um die knappe (Wochenend-)Zeit der Menschen häufiger gewinnen, dann darf sie beim Gestalten der Gottesdienste kein Potential ungenutzt lassen.“ 

Im Bistum Essen ist man diesbezüglich schon einen Schritt weiter. Dort wurde bereits im Oktober ein „Feedback-Projekt zur Gottesdienstqualität“ gestartet: Die Liturgiereferentin Nicole Stockhoff und der Pfarrer Sven Christer Scholven haben einen Fragebogen erarbeitet, anhand dessen die Gottesdienstbesucher bewerten können, „ob sie 'die Gebete gut mitbeten' konnten, der Inhalt der Feier 'zu meinem Leben und Glauben' passte oder 'mich getröstet / mir Mut gemacht' hat“, heißt es in einem Bericht der Katholischen Nachrichtenagentur KNA. „Auch zur Qualität der Predigt, der Sprache und der Musik können sich die Menschen äußern.“ 

Sehen wir einmal davon ab, dass ein solches „Feedback-Projekt“ naturgemäß nur diejenigen erreichen kann, die sowieso schon da sind, und somit lediglich der „Bestandskundenpflege“ dienen kann – darauf komme ich noch zurück. Noch problematischer erscheint es, dass die zitierten Punkte des Fragebogens den Fokus eindeutig auf die Befindlichkeiten des Einzelnen richten – und nicht auf Gott. Was bei diesem individualistischen Ansatz völlig unter den Tisch fällt, ist ausgerechnet das, was nach katholischem Verständnis eigentlich der zentrale Punkt der Heiligen Messe sein sollte: das Sakrament der Eucharistie. Man ist geneigt zu sagen: Würden die Größe, die Tiefe und vor allem die Heilsrelevanz des heiligen Messopfers auch nur ansatzweise begriffen, müsste man eigentlich zu dem Schluss kommen, dass alles, was man diesem an „Gestaltungselementen“ hinzufügen könnte, letztlich nur nebensächlich sein kann. Damit soll nicht gesagt sein, dass es prinzipiell überflüssig wäre, sich über Gestaltungsfragen Gedanken zu machen; man sollte sich aber der Grenzen dessen bewusst sein, was man allein auf dem Weg der Gestaltung erreichen kann. 

Natürlich kann man – um ein Beispiel zu nennen, das abwegig klingen mag, aber beispielsweise in evangelikalen Kreisen durchaus im Kommen ist – im Foyer der Kirche eine Espresso-Bar eröffnen. Aber was wäre damit gewonnen, wenn die Leute nur wegen des Espressos kommen, aber nicht wegen Gott

Hinzuzufügen wäre, dass dieser Ansatz, den Gottesdienst in ein marktkonformes Konsumprodukt zu verwandeln, nicht einmal unter seinen eigenen Prämissen funktioniert. Die Leute werden nämlich nicht für den Espresso kommen – den sie schließlich auch woanders, und dort wahrscheinlich sogar besser, bekommen können –, wenn man ihnen nicht begreiflich machen kann, dass sie im Gottesdienst etwas viel Wertvolleres und Einzigartigeres finden können: die Begegnung mit Jesus Christus in Wort und Sakrament. Dasselbe gilt übrigens auch für Detlef Pollacks Ansatz, die Gottesdienste attraktiver zu machen, indem man sie kürzer macht: Wem grundsätzlich nicht einsichtig ist, weshalb der sonntägliche Gottesdienstbesuch seine Zeit wert sein sollte, den wird man ebenso wenig für 50 Minuten in die Kirche locken können wie für 90. 

Wohlgemerkt: Eine Konzentration der Kirche auf ihr „Alleinstellungsmerkmal“, wie ich sie hier anmahne, darf nicht einfach eine Marketing-Maßnahme sein; vielmehr muss die Kirche sich deshalb darauf konzentrieren, den Menschen die Begegnung mit Jesus Christus in Wort und Sakrament zu ermöglichen, weil das nun mal ihr Auftrag ist. Es ist ausgesprochen frappierend, wie wenig dieser Gedanke in der Argumentation eines Detlef Pollack präsent ist. „Die Verbreitung des Evangeliums an alles Volk mag theologisch geboten sein“, räumt er zwar ein, fügt aber hinzu: „Unter zweckrationalen Gesichtspunkten ist es effektiver, sich vor allem um diejenigen zu kümmern, die in der Kirche sind, genauer, noch in der Kirche sind und an ihrem Rande stehen.“

Diese Berufung auf „Zweckrationalität“ ist nichts Geringeres als eine geistliche Bankrotterklärung. Zwar ist es eine gängige Unternehmensberater-Weisheit, dass es effizienter sei, seine Ressourcen für Bestandskundenpflege einzusetzen als für Neukundengewinnung; eine Kirche aber, die dieser Logik folgt, verfehlt ihren göttlichen Auftrag und kann keine missionarische Kraft entfalten, sondern ist dazu verdammt, stets auf die Befindlichkeiten und Eitelkeiten ihrer „Stammkundschaft“ Rücksicht zu nehmen und auf unbequeme Botschaften lieber zu verzichten. 

Dabei ist es eben der Auftrag der Kirche, nicht das zu verkündigen, was die Menschen gern hören wollen, sondern Jesus Christus zu verkündigen. Und der ist nun einmal, wie schon der greise Simeon bei der Darstellung im Tempel voraussah, „ein Zeichen, dem widersprochen wird“. In Johannes 6 lesen wir, wie Jesus Christus nach einer Predigt in der Synagoge von Kafarnaum einen großen Teil Seiner Anhängerschaft verlor. „Was er sagt, ist unerträglich. Wer kann das anhören?“, murrten viele Seiner Zuhörer. Modifizierte Jesus daraufhin Seine Botschaft, um sie „attraktiver“ zu machen? Nein; stattdessen fragte Er Seine Jünger nur: „Wollt auch ihr weggehen?“ Stellvertretend für die Zwölf Apostel antwortete Simon Petrus:„Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“ Und aus denen, die blieben, ist die Kirche entstanden. Kein Wunder, dass auch sie in ihrer Geschichte immer wieder die Erfahrung gemacht hat, dass die Wahrheiten, die sie verkündet, nicht gern gehört werden.

Untergegangen ist die Kirche in 2000 Jahren dennoch nicht, und das wird sie auch nicht, solange sie daran festhält, Kirche Jesu Christi zu sein. Ist sie das nicht mehr, dann ist sie überhaupt nichts mehr; oder allenfalls noch ein mehr oder weniger schlecht organisierter Dienstleistungsanbieter auf dem Markt für Spiritualität und Lebenshilfe, den als solchen aber im Grunde kaum noch jemand braucht – und umso weniger braucht, je weniger sein „Angebot“ sich von anderen auf diesem Markt unterscheidet. 

Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer, wünsche ich, dass Sie sich an diesem Sonntag ausreichend Zeit für die Begegnung mit Christus nehmen können. Auch wenn es länger als eine Stunde dauern sollte. 



Montag, 13. November 2017

Wir müssen an unserer Empörungseffizienz arbeiten

Zur Frage der Sinnhaftigkeit der Forderung des Bundesverfassungsgerichts, ein "positiv formuliertes drittes Geschlecht" in amtlichen Dokumenten einzuführen, habe ich keine besonders ausgeprägte Meinung. Sehr wohl habe ich hingegen eine Meinung zu der Debatte, die darüber geführt wird: Sie nervt. Sie nervt kolossal

Im betreffenden Urteil des Bundesverfassungsgerichts geht es ausdrücklich um Intersexualität, ein zwar seltenes, aber unbestreitbar reales biologisches Phänomen. In der derzeitigen Debatte, wie ich sie v.a. in den Sozialen Medien wahrnehme, wird Intersexualität aber permanent mit Transgender vermengt oder verwechselt. Es liegt einigermaßen auf der Hand, dass diese Vermengung bzw. Verwechslung im Wesentlichen von zwei Gruppen betrieben wird: 
  • denen, die in dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts eine Chance sehen, "Transgender-Rechte" voranzutreiben, und 
  • denen, die eben selbiges befürchten

Was ebenfalls einigermaßen auf der Hand liegt, ist, dass beide Gruppen einander gegenseitig hochschaukeln. Welche Seite davon am meisten profitieren dürfte, kann man sich leicht ausmalen. 

Vereinfacht und nicht-fachchinesisch ausgedrückt, bezeichnet der Begriff intersexuell solche Menschen, die mit uneindeutigen oder widersprüchlichen Geschlechtsmerkmalen geboren werden. Das ist, wie gesagt, selten, aber es kommt vor. Und dieses Phänomen ist auch nicht erst seit gestern bekannt. Früher™, also so etwa von den 1960ern bis noch vor relativ wenigen Jahren, war es weithin üblich, den betreffenden Neugeborenen ein Geschlecht "zuzuweisen" und sie zum frühest möglichen Zeitpunkt "geschlechtsangleichenden" Operationen zu unterziehen, gegebenenfalls gefolgt von Hormontherapie. Dabei wurden die meisten intersexuellen Kinder zu Mädchen "gemacht", aus dem einfachen Grund, dass dies chirurgisch weniger aufwändig war. Und hier wird es nun interessant: Dass diese Vorgehensweise als unproblematisch betrachtet oder ausgegeben wurde, wurde u.a. mit Studien des Baltimorer Sexualpsychologen John Money begründet, die behaupteten, die geschlechtliche Identität eines Menschen sei im Wesentlichen ein Ergebnis seiner Erziehung, folglich könne man jeden Menschen dazu erziehen, das Geschlecht anzunehmen, das ihm zugeschrieben wurde. Kommt uns das irgendwie bekannt vor? Auch wenn Moneys Studien in vielen Details längst widerlegt sind, haben sie erheblichen Einfluss auf die Gender-Ideologie ausgeübt. 

Aber wir brauchen uns hier gar nicht auf den konkreten Einfluss einzelner Wissenschaftler zu konzentrieren. Auch unabhängig davon gilt: Wer davon ausgeht, dass die geschlechtliche Identität etwas natürlich Gegebenes ist und eben nicht willkürlich festgelegt werden kann, der müsste es in jedem Fall begrüßen, dass sich in jüngster Zeit die Überzeugung durchsetzt, man solle intersexuelle Kinder erst einmal so lassen, wie sie sind, und abwarten, in welche Richtung sie sich entwickeln. Ob es zur Verbesserung der Lebenssituation intersexueller Personen tatsächlich notwendig oder sinnvoll ist, statt der Angabe "Geschlecht unbestimmt" (oder so ähnlich) ein "positiv formuliertes drittes Geschlecht" einzuführen, darüber kann natürlich diskutiert werden. Insbesondere wäre es gut, hierzu die Meinungen Betroffener anzuhören. Auf jeden Fall denke ich, etwas weniger Furor würde der Debatte gut tun. 

So ziemlich das einzige, was mich derzeit noch mehr nervt als die überhitzte Debatte über das "dritte Geschlecht", ist die überhitzte Debatte über die Frage eines verkaufsoffenen Sonntags am 4. Advent, der dieses Jahr auf den Heiligabend fällt. Dazu sage ich jetzt nichts. Ich sehe es überhaupt nicht ein, meine Zeit und Atemluft für diese Debatte zu verschwenden. 

Ja schon, aber worüber jetzt genau? (Bildquelle: Flickr)
Na gut, eines vielleicht: In gewissem Sinne scheint mir die Empörung, die sich bei diesem Thema breit macht, ungefähr auf einem Level mit der Empörung über wegretuschierte Kreuze auf Käsepackungen und regenbogenfarbige Zipfelmänner zu liegen. All diese Dinge müssen einem nicht gefallen, aber sie zum Anlass zu nehmen, den Untergang des Abendlandes zu beschwören oder mit Boykottaufrufen dagegen vorzugehen, mutet doch an wie ein Kampf gegen Windmühlen. Für mich ist diese Empörung ein Indiz für die Weigerung, zur Kenntnis zu nehmen, dass unsere Gesellschaft längst nicht mehr so christlich geprägt ist, wie Christen sich das wünschen mögen. Ich will damit nicht sagen, dass Christen sich mit dieser Tatsache abfinden sollen; aber es scheint mir geboten, anzuerkennen, dass sie sich unter den Bedingungen einer pluralen und demokratischen Gesellschaft auf kurze Sicht nicht wird ändern lassen. Oder, genauer gesagt: dass die Gesellschaft nicht dadurch wieder christlicher wird, dass Christen laut darüber jammern, dass ein großer Teil der Gesellschaft sich nicht sonderlich für ihre Traditionen interessiert oder gar Rücksicht auf sie nimmt. 

Kurz gesagt, ich halte die Energie, die in solche Empörungsfeldzüge fließt, für verschwendet. Und wir sollten haushälterisch mit unserer Energie umgehen, denn wir werden sie noch brauchen. -- Freunde und Freundesfreunde auf Facebook werden jetzt vielleicht darauf hinweisen wollen, ich hätte doch unlängst selbst eine Menge Energie verschwendet, indem ich mich darüber empört hätte, dass eine katholische Jugendseelsorgeeinrichtung in Berlin für Dreharbeiten zu einem moralisch nicht ganz einwandfreien Film zur Verfügung gestellt wurde. Nun ja: Inhaltlich möchte ich mich zu diesem Vorgang erst dann näher äußern, wenn ich eine Antwort auf meine diesbezügliche Anfrage an die Pressestelle des Erzbistums Berlin habe; dennoch schon mal ein Wörtchen dazu, weshalb ich der Meinung bin, DAS sei ETWAS ANDERES: Hier handelt es sich, bildhaft gesprochen, um unser eigenes Haus. Oder zumindest sollte das so sein. Und gerade unter den Bedingungen einer postchristlichen Gesellschaft muss uns daran gelegen sein, unsere "Enklaven" zu sichern und zu befestigen. 

Dass meine Empörungsenergie in diesem konkreten Fall letztlich doch verschwendet gewesen sein mag, halte ich für möglich. Doch dazu, wie gesagt, ein andermal. 




Donnerstag, 9. November 2017

Wie sehr liebt Gott Weihbischof Theising?

Neulich fand in Essen - nein, nicht in Essen im Ruhrpott, sondern in Essen in Oldenburg, einem 4000-Seelen-Nest am südlichsten Zipfel des Landkreises Cloppenburg - der 7. Münsterlandtag des Heimatbundes für das Oldenburgische Münsterland statt, und bei dieser Veranstaltung durften auch die regionalen Spitzenvertreter der großen Kirchen nicht fehlen: Jan Janssen, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, und Weihbischof Wilfried Theising, Bischöflich Münsterscher Offizial in Vechta, trafen sich zu einem Podiumsgespräch über Ökumene -- und hatten, wie es dem harmonieorientierten Anlass entspricht, nur freundliche Worte füreinander bzw. für die jeweils andere Konfession. So wirkt es jedenfalls in der Pressemitteilung des Bischöflich Münsterschen Offizialats, in der Weihbischof Theising mit der Aussage zitiert wird: 
"Wir sind alle Kinder Gottes. Hier im Saal ist keiner, der mehr ist als ich oder weniger ist als ich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gott einen Katholiken mehr liebt als einen Protestanten. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Gott einen, der nicht getauft ist, weniger liebt als einen, der getauft ist." 
Fragen wir uns mit dem Apostel Paulus: "Was sollen wir nun dazu sagen?" (Röm 8,31). Na klar, der Herr Offizial hat etwas Nettes sagen wollen. Und genau genommen ist an der Aussage ja auch nichts direkt falsch. Problematisch ist jedoch, was die Aussage impliziert bzw. zu implizieren scheint: nämlich, dass es letztlich egal sei, was einer glaubt, weil Gott uns ja sowieso alle liebt. Womit wir wieder einmal beim Dauerbrennerthema "Halbgare Wohlfühlprosa ersetzt klare Verkündigung" wären. Denn die just skizzierte Auffassung ist zweifellos sehr modern, und auch wenn der Herr Weihbischof seine Worte so nicht gemeint hat (und dass er sie doch so gemeint haben könnte, wollen wir ihm keinesfalls unterstellen), könnte bzw. sollte ihm klar sein, dass sie bei zahlreichen Hörern oder Lesern exakt so ankommen wird. 

Zunächst einmal handelt es sich bei der Aussage "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gott einen Katholiken mehr liebt als einen Protestanten" um eine klassische strawman fallacy: Da wird einer Behauptung widersprochen, die überhaupt niemand aufgestellt hat. Oder wer hätte ernsthaft behauptet, Gott liebe Protestanten weniger als Katholiken oder Ungetaufte weniger als Getaufte? Mir ist da niemand bekannt. Hinzu kommt - wie im Rahmen einer Facebook-Diskussion übrigens ein evangelikaler Freund besonders betonte -, dass Weihbischof Theisings persönliche Vorstellungen von Gottes Wesen und Eigenschaften einigermaßen irrelevant sind gegenüber dem, was Gott über sich selbst offenbart hat, zunächst gegenüber Mose und den Propheten und dann natürlich vor allem in Jesus Christus. Das weiß Weihbischof Theising zweifellos selber auch. Dennoch: Jedwede Aussage, die mit "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gott..." anfängt, spielt, unabhängig davon, wie richtig oder falsch die Aussage weitergeht, einem erkenntnistheoretischen und ethischen Subjektivismus in die Hände, der nur allzu charakteristisch für jene postmoderne Pseudoreligion ist, für die der Soziologe Christian Smith die (als Begriff durchaus anfechtbare) Bezeichnung "Moralistisch-Therapeutischer Deismus" geprägt hat. 

Was könnte man nun aber auf die zitierte Aussage erwidern, ohne sich dabei dem Verdacht auszusetzen, man sei so ein krasser Hardliner, der insgeheim eben doch glaubt, Gott habe nur die Katholiken (und auch unter diesen nur die ganz ganz strenggläubigen) lieb? Da ich - wie meine regelmäßigen Leser wohl schon an der in letzter Zeit etwas schwächelnden Publikationsfrequenz auf meinem Blog haben ablesen können - aus familiären Gründen derzeit nur begrenzte Kapazitäten dafür frei habe, solche komplexen Sachverhalte in aller Ruhe und Ausführlichkeit zu erwägen, habe ich diese Frage gestern an die unschlagbare Facebook-Gruppe Ein ungenanntes Bistum delegiert. Und da kam einiges Schöne zusammen, woraus ich hier mal nur die Highlights zitieren möchte.

Zum Beispiel:
"Es geht in diesem Fall wohl weniger darum, wen Gott liebt und wie sehr (denn Gott liebt alle und alles unendlich, da er die Liebe IST), sondern darum, wie sehr umgekehrt der Mensch Gott liebt, zur Wahrheit strebt, sie ehrlich sucht, sie anerkennt usw ... Auch da muss der Katholik nicht 'besser' sein als der Atheist, aber Gott bewusst abzulehnen, die Kirche willentlich trotz ihrer Kenntnis abzulehnen, ist sicherlich eine Haltung, die (soweit wir das überhaupt beurteilen können) Gott nicht gefällt, trotzdem liebt er den betreffenden Menschen nicht weniger." 
Oder kürzer:
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass Mama mich weniger lieb hat, wenn ich die Ausbildung abbreche, den ganzen Tag Videospiele spiele, und zum Alkoholiker werde." 
Oder auch so: 
"Seine Exzellenz der hochwürdigste Herr Weihbischof belieben uns etwas vorzumachen. Er antwortet auf eine Frage, die niemand gestellt hat, und hofft darauf, dass die Leute darüber die Fragen vergessen, um die es im Zusammenhang geht. Menschlich ist das ja sicher auch verständlich - man muss leider über Ökumene reden und man will irgendwas Positives und an sich Richtiges sagen. Leider, bei aller Liebe, geht das aber in die Hose: denn darum, wen Gott wie viel liebt, geht es hier gar nicht. Das Alte Testament schildert bekanntlich in ergreifender Form die unerschütterliche Verliebtheit Gottes in sein auserwähltes Volk, welches zu gerade dem Zeitpunkt die eigenen Kinder im Feuer des Moloch röstete. Auch als Katholik kann man den Protestanten immerhin zugestehen: Das tun sie nun nicht. Aber um das zu sagen, müsste man über das tatsächliche Thema reden und nicht sentimental ausweichen." 
William Blake: Kain flieht vor dem Zorn Gottes (ca. 1805-09)

Letztlich tragen die wohlklingenden, aber hohlen[*] Worte des Offizials von Vechta zur ökumenischen Debatte überhaupt nichts bei. Ich bin - und das glaube ich auch über die anderen Teilnehmer der besagten Facebook-Diskussion sagen zu können - natürlich (!) absolut dafür, dass Christen verschiedener Konfessionen wertschätzend miteinander umgehen. Das schließt die Anerkennung von Gemeinsamkeiten ebenso ein wie das Ernstnehmen von Unterschieden. Schließen möchte ich mit einem Schmankerl aus einem Buch mit Pfarrerwitzen, das ich mal geschenkt bekommen habe:

Ein evangelischer und ein katholischer Pfarrer debattieren engagiert über theologische Streitfragen. Schließlich sagt der katholische Priester: "Ach, wissen Sie, lieber Kollege, eigentlich brauchen wir uns gar nicht zu streiten. Sie dienen Gott auf Ihre Weise - und ich auf die Seine."



[* Anm.: "hohl" meine ich nicht polemisch, sondern wortwörtlich.]


Mittwoch, 8. November 2017

Halali in Wald und Flur

Am kommenden Wochenende werden in meinem allerzweitliebsten Bistum die Pfarreiräte gewählt - und es wird kräftig die Werbetrommel dafür gerührt, offenbar in der Hoffnung, der schwächlichen Wahlbeteiligung (7,1% bei den letzten Wahlen im Jahr 2013) auf die Sprünge zu helfen. In diesem Zusammenhang ist es wohl auch zu betrachten, dass das aktive Wahlalter erstmals von 16 auf 14 Jahre abgesenkt wurde. Na, wenn das mal nicht nach hinten losgeht. Denn zunächst einmal erhöht man dadurch ja nur die absolute Zahl der Wahlberechtigten - und wenn sich nun die auf diese Weise hinzugekommenen potentiellen Wähler, sprich: die 14- und 15jährigen, nur unterdurchschnittlich an der Wahl beteiligen, dann passiert mit der prozentualen Wahlbeteiligung WAS genau, liebe Freunde der Mathematik...? 

Genau. 

Grafik (c) Johannes Schlund 
(Das Original-Logo der Kampagne zur Wahl sieht übrigens geringfügig anders aus.) 

Aber nicht nur die aktive, sondern auch die passive Wahlbeteiligung bereitet Kummer: In nicht wenigen Pfarreien hat es sich als schwierig erwiesen, überhaupt eine ausreichende Zahl an Kandidaten für die Wahl zusammenzubekommen. Dass dies nun wiederum der aktiven Wahlbeteiligung nicht gerade förderlich ist - wenn es sowieso nicht mehr Bewerber als zu vergebende Sitze gibt und es somit, wie Franz Josef Degenhardt es einst zu formulieren geruhte, "gar keine Wahl gibt bei den Wah-hah-len" -, kann man sich leicht ausmalen. 

Wie man hört, stellen einige Pfarrer im Münsterland (und wohl nicht nur dort) bereits mehr oder weniger offen die Frage, ob man auf ein Gremium wie den Pfarreirat nicht gleich ganz verzichten könne, wenn sich offenkundig sowieso niemand für ihn interessiert. Wird dieses Gremium mancherorts vom Pfarrer gern dazu eingesetzt, sich Rückendeckung für unpopuläre Entscheidungen zu verschaffen, klagen andere, der Pfarreirat verursache nur Probleme, die es ohne ihn nicht gäbe. 

Spannend dürfte es jedenfalls in meiner Heimatpfarrei St. Willehad werden, wo - wie sich Mancher erinnern wird - der letzte regulär gewählte Pfarreirat im Frühjahr 2015 nach dem Rücktritt eines Großteils seiner Mitglieder aufgelöst worden war, nicht einmal eineinhalb Jahre nach Beginn der eigentlich vierjährigen Wahlperiode. Anfang 2016 war dann ein informelles Übergangsgremium gebildet worden, bestehend aus Vertretern aller in der Pfarrei aktiven "Kreise und Gruppen". Wie es scheint, hat dieses seither recht geräusch- und problemlos seine Arbeit gemacht. Aber nun werden die Karten neu gemischt. Ich hätte ja gern kandidiert, aber ich glaube, das kann man nur in der Pfarrei, auf deren Territorium man wohnt. Ist ja ehrlich gesagt auch sinnvoll. Also, wenn es mit dem Haus in Tossens auf kurze Sicht nicht klappt, kandidiere ich wohl lieber bei den nächsten Berliner Pfarrgemeinderatswahlen... (Wann sind die eigentlich?) 

Aber bleiben wir thematisch erst mal noch in St. Willehad. Dort war unlängst nämlich - wie natürlich auch sonst vielerorts in der katholischen Welt - Hubertusmesse, und erst mit einigen Tagen Verspätung bekam ich den diesbezüglichen Veranstaltungshinweis auf der Facebook-Seite der Pfarrei zu Gesicht. Dieser war garniert mit einem Foto eines jungen Mädchens in Tarnkleidung, das mit einem leicht verdrossen dreinblickenden Jagdhund und einem grooooßen Gewehr posierte. Hui, dachte ich, das ist ja mal originell, ansprechend -- und ein bisschen kontrovers, insbesondere in Hinblick auf die in der Bildkomposition sehr dominant positionierte Waffe. Das wird Ärger geben bzw. schon gegeben haben, sagte ich mir und schaute mir daraufhin mal die Kommentare zu diesem Facebook-Beitrag an. Und siehe, meine Ahnung hatte mich nicht getrogen. Ein alter Bekannter von mir, genauer gesagt ein ehemaliger Mitschüler, hatte die Darstellung eines "[j]unge[n] Menschen mit Waffe" bemängelt, weitere mir nicht persönlich bekannte Facebook-Nutzer hatten sich der Kritik angeschlossen und nebst einigen nicht unbedingt zitierfähigen Frotzeleien über die Katholische Kirche beispielsweise angemerkt, man hätte doch lieber einen "Herren mittleren Alters mit Lodenmantel und [J]agdhut abbilden" sollen. 

Hier eine verfremdete Version des inkriminierten Bildes - (c) Peter Esser 
Hier fühlte ich mich denn doch veranlasst, meiner Heimatpfarrei, an der ich sonst ja nicht unbedingt mit Kritik spare, zur Seite zu stehen, und einige Gleichgesinnte aus der Gruppe "Ein ungenanntes Bistum" machten mit. "Weshalb sollte hier plötzlich der Anteil jünger Damen an den aktiven Jägern unterschlagen werden?", wurde beispielsweise gefragt. Schließlich werde es doch sonst überall "begrüßt, wenn Frauen gesellschaftlich sichtbar werden". Im Übrigen liege das "Mindestalter zum Erwerb des Jagdschein[s] (mit waffenrechtlichen Einschränkungen) [...] bei 16 Jahren". In der geschlossenen Gruppe äußerten sich einige Diskussionsteilnehmer - übrigens vorzugsweise junge Frauen! - noch deutlicher: 
"Ist die Aussage jetzt, Mädels dürfen nicht jagen? Jagen ist moralisch anrüchig, aber nur, wenn es junge Mädels / junge Leute machen? Für mich schaut das Bild ja eher nach einem netten Girls'-Day-Motiv aus, aber gut. - Außerdem haben die Herren Kommentatoren anscheinend schon lange keinen Schützenverein mehr besucht, wenn sie glauben, nur 'Herren mittleren Alters mit Lodenmantel und Jagdhut' würden Gewehre in die Hand nehmen." 
Oder: 
"Offensichtlich ist das Abbilden einer jungen Frau schon suggestiv genug. Vielleicht sollte man sich an der eigenen Nase (oder anderen Körperteilen) packen, wenn das schon zum Problem wird.
Man könnte bei den Reaktionen ja meinen, dass die Gemeinde ein Bild aus dem Tittenkalender der NRA gepostet hat." 
Und übrigens: 
"Eigentlich werden immer mehr Mädchen Jäger und Förster, weil die flexiblen Arbeitszeiten und das Arbeiten an der frischen Luft mit Tieren für Frauen generell attraktiv ist. Wenn man erst mal aus der Ausbildung raus ist, muss man dann nämlich auch nicht mit den männlichen Chauvi-Kollegen im Transporter sitzen, wie z.B. als Maler und Lackierer..." 
Angemerkt sei außerdem noch, dass auch die Jägerschaft Wesermarsch e.V. auf ihrer Website mit Fotos junger (wenn auch nicht ganz so junger) Mädchen in Outdoor-Kluft wirbt. -- Jedenfalls, und auch wenn ein großer und vielleicht der interessanteste Teil der Diskussion quasi "hinter verschlossenen Türen" stattfand, kann man feststellen: So viel Interaktion war selten auf der Facebook-Seite von St. Willehad! Das kann sich die Social-Media-Abteilung der Pfarrei (die meines Wissens im Wesentlichen aus dem hauptamtlichen Ständigen Diakon besteht) allemal als Erfolg anrechnen. Wobei ich aus Erfahrung leise Zweifel daran habe, ob man im beschaulichen Nordenham die Weisheit "any publicity is good publicity" wirklich verinnerlicht hat... 

Mit Blick auf das Motto der anstehenden Pfarreiratswahlen merkte übrigens ein Facebook-Freund an, schön wäre es doch gewesen, die Nordenhamer hätten das Bild der jungen Jägerin mit dem Slogan "Gleich knallt's!" garniert: 

"Wenn schon Shitstorm, dann richtig!"