Gesamtzahl der Seitenaufrufe

Samstag, 30. April 2016

Der seltsame Fall der eingekerkerten Nonne, Teil 2

Wir erinnern uns: Im Sommer 1869 ging die Nachricht um die Welt, dass bei der polizeilichen Durchsuchung eines Karmelitinnenklosters im damals zu Österreich-Ungarn gehörigen Krakau eine Frau namens Barbara Ubryk in einem finsteren Verlies entdeckt worden sei, in dem sie jahrelang unter menschenunwürdigen Bedingungen eingekerkert gewesen sei. Nur wenige Wochen darauf begann der Münchner Verlag Neuburger & Kolb mit der Veröffentlichung eines umfangreichen Fortsetzungsromans mit dem Titel Barbara Ubryk oder die Geheimnisse des Karmeliter-Klosters in Krakau, verfasst von einem gewissen "Dr. Rode". Im Einleitungskapitel wird behauptet, der Roman basiere auf Dokumenten, die der Verfasser bei verschiedenen Büchertrödlern in Paris und London entdeckt habe, sowie auf mündlichen Mitteilungen. Die folgenden Kapitel lassen jedoch keinerlei Zusammenhang mit dem Fall Barbara Ubryk erkennen; vielmehr schildern die Kapitel II-VIII (S. 15-82) Intrigen von Jesuiten und Franziskanern in einem Schloss im damals russischen Teil Polens (heute in der Ukraine). 

In Kapitel IX (S. 82-95) wird ein neuer Handlungsstrang eröffnet, der in einem Elendsviertel am Rande von Warschau beginnt. Eine in bitterer Armut lebende Familie hat gerade ihr achtes Kind, einen Knaben, bekommen. Dem versoffenen Vater Jaromir, der sich mit einer adligen Abstammung brüstet und es daher trotz seiner Armut verschmäht, Arbeiten anzunehmen, die er für unter seiner Würde hält, wird in einer Schenke von einem Bekannten (dessen Name, Boleslaw Biernacky, erst in einem späteren Kapitel genannt wird) ein Geschäft vorgeschlagen: Er soll seinen neugeborenen Knaben gegen das Kind einer Gräfin, ein Mädchen, austauschen - da die Gräfin den Zorn ihres derzeit abwesenden Gatten fürchtet, wenn dieser erfährt, dass sie ihm nach acht Jahren kinderloser Ehe immer noch keinen Knaben, sondern eben 'nur' ein Mädchen geboren hat. Dafür soll Jaromir 10.000 Gulden bekommen, wovon Biernacky für seine Vermittlung allerdings 30% Provision verlangt. Trotz des energischen Widerspruchs seiner Frau lässt Jaromir sich auf den Handel ein, doch nach vollzogener Kindsvertauschung vergisst er das Mädchen in einer Schenke, in der er auf dem Rückweg einkehrt. "Wahrscheinlich hatte es einer der anwesenden Fuhrleute oder Juden [...] mit sich genommen" (S. 95). 

Der letzte Satz des Kapitels lautet: "Die Frau hieß Kattinka und der Mann Jaromir Ubryk" (ebd.). Nachdem der Mann bis dahin nur mit dem Vornamen genannt worden und die Frau gänzlich namenlos geblieben war, liegt der Verdacht nahe, dass dieser Satz nachträglich eingefügt wurde, um einen Zusammenhang mit dem Titel des Romans zu suggerieren. Gleichzeitig erscheint es denkbar, dass das ganze IX. Kapitel ein nachträglicher Einschub ist - zumal Kindsvertauschungsgeschichten zwar beim zeitgenössischen Publikum ausgesprochen beliebt waren, es jedoch vollkommen unklar bleibt, worauf dieser Handlungsstrang hinauslaufen soll: Nachdem das vertauschte Grafenkind verschwunden ist, dürfte es schwierig werden, es Ubryk als vermeintlichem Vater zuzuordnen, und die spätere Nonne Barbara kann dieses Kind auch nicht sein, denn dann müsste diese zum Zeitpunkt ihrer Befreiung aus dem Kloster schon 70 Jahre alt sein. 

Die Kapitel X-XIII (S. 95-132) knüpfen wieder an die bisherige Haupthandlung an: Den Jägerburschen Prokop, der an der Gefangensetzung des Pater Gregor mitgewirkt hat, plagt das Gewissen, und er beichtet seine Tatbeteiligung dem Pfarrer von Zitomir. Dieser steckt jedoch mit den Franziskanern unter einer Decke und benachrichtigt die Mönche des nahegelegenen Klosters Worotin, die daraufhin den Pater nach etwa zweiwöchiger Gefangenschaft aus dem Forsthaus befreien lassen; das Forsthaus wird dabei niedergebrannt. Pater Gregor sucht umgehend den Grafen Zolkiewicz auf und enthüllt ihm, dass Rebinsky ein Jesuit sei; zudem redet er dem schwachen und unsicheren Grafen ein, die Beweise, die Rebinsky ihm dafür vorgelegt hat, dass Pater Gregor ihn hintergangen und bestohlen hat, seien von dem Jesuiten gefälscht worden. Der Graf schenkt dem Franziskaner Glauben und verfügt, dass Rebinsky sein Schloss und seine Güter unverzüglich zu verlassen habe; daraufhin spielt dieser seine Trumpfkarte aus und lässt dem Grafen ein bislang zurückgehaltenes Schreiben des Franziskaners zukommen, in dem dieser seinen Ordensoberen unter Bruch des Beichtgeheimnisses die schwersten Verfehlungen des Grafen - nämlich seine Schuld am Tod seines Bruders, seiner ersten Frau und ihres Liebhabers - verrät. Nun wird statt des Jesuiten der Franziskaner von den Gütern des Grafen verbannt und Rebinsky wieder in Gnaden aufgenommen; das Schreiben, das die früheren Verbrechen des Grafen enthüllt, leitet er derweil an seine Ordensoberen in Rom weiter - warum erst jetzt und nicht schon früher, nun ja, das gehört zu den Inkonsistenzen des Romans, die zuweilen den Eindruck erwecken, der Autor wisse ebensowenig, was seine Figuren als nächstes tun werden, wie diese selbst. 

Recht interessant ist ein Religionsgespräch zwischen dem Grafen und Rebinsky in Kapitel XI, in dem der Jesuit - offenbar in der Absicht, jeglichen bleibenden Eindruck der Lehren Pater Gregors auf den Grafen auszulöschen - einem religiösen "Indifferentismus" (S. 105) das Wort redet und verschiedene Lehren der Katholischen Kirche explizit leugnet - vor allem die der Wirksamkeit des Sakraments der Beichte zur Vergebung der Sünden: "Ein Priester ist ein Mensch wie ein anderer, und wenn er behauptet, die Macht der Sündenvergebung zu besitzen, so geschieht dies nur, um dadurch sich die Herrschaft über die Seelen der Gläubigen anzumassen [sic] und egoistische Zwecke zu verfolgen" (S. 106). Den Franziskaner überrascht diese Taktik seines Widersachers allerdings überhaupt nicht: "Dem Jesuiten ist jedes Mittel heilig, wenn es ihn zu seinem Zwecke führt. Er verläugnet seinen Orden, seine Religion, er tritt als Weltmann auf unter allen Formen, wenn er dadurch zum Ziele gelangen kann" (S. 112). 

Derweil scheint Rebinskys vorrangiges Ziel darin zu bestehen, die junge Comtesse Elka zu verführen: In seiner Eigenschaft als Hauslehrer nutzt er sogar das Fach Biblische Geschichte, um durch die Erzählungen von König Davids "Abenteuer mit der Gemahlin des Urias" und den "tausend Frauen" Salomos (S. 116) die Leidenschaft des Mädchens zu wecken. Parallel dazu macht Gräfin Julie - die zweite Frau des Hausherrn - dem Lehrer ihrer Stieftochter immer deutlichere Avancen; die Überschrift des XIII. Kapitels bezeichnet sie gar als "moderne Putiphar" (sic!; S. 124). Rebinsky ist zwar durchaus gewillt, sich die Liebesfreuden mit der Gräfin nicht zu versagen, aber erst einmal will er die pubertierende Elka vernaschen und schleicht sich zu diesem Zweck - mit ihrem Einverständnis, wohlgemerkt - in ihr Schlafzimmer. Und was passiert dort? 
"Wir bedauern, hier in der Uebersetzung abbrechen zu müssen und die weitere Folge des Kapitels nicht mittheilen zu können; denn leider fehlen an dieser Stelle in unserem Manuskripte mehrere Blätter." (S. 131) 
Na, das ist ja mal eine verschämte Art, von einer Quellenfiktion Gebrauch zu machen! -- Das Kapitel endet damit, dass der Förster des Grafen erhängt aufgefunden wird - vermutlich ein Racheakt der Franziskaner für die Gefangensetzung des Pater Gregor, als dessen Gefängniswärter der Förster fungiert hatte. 

Fassen wir mal bis hierher zusammen: Wir befinden uns in der 3. Lieferung, der Autor hat bereits mehr als 10% des ihm zur Verfügung stehenden Platzes verbraucht, auf dem Umschlag der Lieferungshefte steht immer noch "Barbara Ubryk oder die Geheimnisse des Karmeliter-Klosters in Krakau", und die Leser, die sich ab der zweiten Lieferung zur Abnahme des ganzen Werks verpflichtet haben, warten auf sensationelle Enthüllungen über die Hintergründe eines aufsehenerregenden aktuellen Ereignisses - und die Handlung spielt nach wie vor knapp 70 Jahre in der Vergangenheit, ist noch nicht einmal in die Nähe von Krakau gekommen, und auch von einem Karmeliterkloster oder irgendwelchen Karmelitern ist weit und breit keine Spur. Der Name Ubryk wurde erst zweimal am Rande erwähnt. Wie lange werden sich das die zeitgenössischen Leser gefallen lassen? 

Nun, in den Kapiteln XIV-XVI (S. 132-158) spielt immerhin wieder der in Kapitel IX eingeführte Jaromir Ubryk die Hauptrolle. Als er ohne Kind nach Hause zurückkehrt, verschlimmern sich die Wochenbettbeschwerden seiner Frau durch den Gram über die Wegnahme ihres neugeborenen Knaben dramatisch, und bald darauf stirbt sie unter schrecklichen Krämpfen. Jaromir tröstet sich in der Schenke - wo auch sonst - und trifft dort erneut auf seinen Bekannten Biernacky, dem er zunächst Vorwürfe macht, weil er ihn zu der Kindsvertauschung angestiftet hat. Biernacky jedoch hat schon wieder einen spektakulären Vorschlag für seinen alten Freund Jaromir - und diesmal geht es, ganz im Stile der "Historisch-politischen Romane aus der Gegenwart" von Sir John Retcliffe alias Hermann Goedsche, um eine politische Verschwörung. Von der Qualität der Romane Retcliffes ist Dr. Rode allerdings weit entfernt: 
"Die schrecklichen Ereignisse, von denen Du bei der Erstürmung von Warschau durch die Russen vor einigen Jahren Zeuge warst, werden Dir noch frisch im Gedächtnisse sein. Die Moskowiter metzelten Männer, Greise und Kinder unbarmherzig nieder und begingen himmelschreiende Grausamkeiten. Kosziusko [sic] fiel und rief: Finis Poloniae! Polen wurde getheilt, jedoch wollen wir hoffen, daß diese Theilung nicht lange bestehen werde, es muß wieder ein großes mächtiges Reich werden. das Volk ist der Tyrannei seiner Unterdrücker müde und wartet nur auf das Zeichen und den Augenblick, um dieses drückende Joch abzuschütteln." (S. 137) 
Kurz und gut: Biernacky will Jaromir für einen polnisch-nationalistischen Geheimbund rekrutieren - und verrät ihm auch gleich dessen Pläne: "An einem bestimmte Tag soll [...] im ganzen Königreiche die Erhebung losbrechen, und alle Russen, die sich im Lande befinden, gleichzeitig ermordet werden" (ebd.). 

-- Was fällt uns daran auf? Zunächst einmal entspricht es zwar den historischen Tatsachen, dass die Russen bei der Niederschlagung des Kósciuszko-Aufstandes im November 1794 ein Massaker im Warschauer Vorort Praga anrichteten; hingegen ist der Satz "Kosziusko fiel und rief: Finis Poloniae!" mindestens irreführend, und das in mehrfacher Hinsicht: Tadeusz Kósciuszko war bereits knapp einen Monat vorher, am 10. November 1794, in der Schlacht von Maciejowice verwundet worden und in Gefangenschaft geraten, aber nicht 'gefallen'; bei dieser Gelegenheit soll er den Ausspruch "Finis Poloniae!" ("Das Ende Polens!") getätigt haben, was er selbst jedoch später bestritt. Nachdem Zar Paul I. ihn 1796 begnadigt hatte, lebte Kósciuszko im Exil in den USA und der Schweiz und starb erst 1817; zur Handlungszeit dieser Szene des Romans war er vom Exil aus noch durchaus aktiv in der polnischen Nationalbewegung. 

Der gravierendste, auch für den weiteren Handlungsverlauf des Roman folgenreichste historische Patzer dieser Passage ist jedoch, dass stillschweigend vorausgesetzt wird, Warschau habe bereits zu diesem Zeitpunkt der Handlung zum russischen Teil Polens gehört: Tatsächlich wurde Warschau in der 3. Polnischen Teilung von 1795 Preußen zugeschlagen und kam erst 1815 in Folge des Wiener Kongresses als Hauptstadt des in Personalunion mit dem Kaisertum Russland regierten Königreichs Polen (auch "Kongresspolen" genannt) unter russische Herrschaft. 

Auch ganz abgesehen von solchen historischen Fehlern und Unstimmigkeiten wirkt dieser neuerliche Wendepunkt der Handlung - dass derselbe Mann, der Jaromir gerade erst zu einer Kindsvertauschung angestiftet hat, ihn gleich am nächsten oder übernächsten Tag in eine politische Verschwörung einweiht - sonderbar unplausibel und übers Knie gebrochen. Einem Retcliffe wäre vermutlich eine zwar verzwickte, aber doch halbwegs nachvollziehbare Begründung dafür eingefallen, warum Jaromir erst eine Kindsvertauschung ins Werk setzen musste, ehe er in die Umsturzpläne gegen die russische Herrschaft in Polen eingeweiht werden konnte; Dr. Rode bliebt diese Begründung schuldig, und so entsteht der Eindruck, der Autor habe sich, nachdem er den Handlungsstrang um die Kindsvertauschung durch das Verschwinden des einen Säuglings vorerst an die Wand gefahren hat, auf die Schnelle etwas Neues ausdenken müssen. -- Jedenfalls endet das XIV. Kapitel mit der Aufnahme Jaromir Ubryks in den nationalrevolutionären Geheimbund, und somit darf sich der Leser über ein freimaurerisch inspiriertes Initiationsritual mit allem genreüblichen Brimborium (Totenschädel, Dolch etc.) freuen. Der Versammlungsort der Verschwörer liegt übrigens in "den Kellern des Jesuitenklosters" (S. 144), womit angedeutet wird, dass die polnische Nationalbewegung insgeheim vom katholischen Klerus gelenkt wird - auch dies ein zeittypisches Klischee, das gleichzeitig eine assoziative Verknüpfung mit der antiklerikalen und insbesondere antijesuitischen Tendenz der Haupthandlung um den skrupellosen Pater Rebinsky herstellt. 

Geht man davon aus, dass jede Lieferung des Romans drei Druckbogen à 16 Seiten umfasste, dann markiert die Verschwörerszene im Klostergewölbe den Schluss der 3. Lieferung. Interessant wäre es natürlich, zu wissen, in welchem zeitlichen Abstand die einzelnen Lieferungen erschienen; aber vielleicht ergeben sich diesbezüglich später noch Indizien. 

(Fortsetzung folgt!) 


Freitag, 29. April 2016

Vom Moor an die Elbe

Heinrich Timmerevers, seit 2001 Weihbischof und Bischöflich Münsterscher Offizial in Vechta, wird Bischof von Dresden-Meißen. Das wurde heute um 12 Uhr zeitgleich im Vatikan und in Dresden bekanntgegeben, nachdem der MDR die Personalie bereits gestern „geleakt“ hatte. Aber immerhin waren die „gut informierten Kreise“ der offiziellen Ernennung diesmal nur einen Tag voraus.

Dresden-Meißen ist nach Passau, Erfurt und den Erzdiözesen Freiburg, Köln, Hamburg und Berlin die siebte deutsche Diözese, die seit Beginn des Pontifikats von Papst Franziskus neu besetzt wird. Unter den von Papst Franziskus ernannten Diözesan- und Metropolitanbischöfen ist Timmerevers mit 63 Jahren der älteste; gleichzeitig ist er seit 1954, als Johannes Pohlschneider Bischof von Aachen wurde, der erste Offizial von Vechta, der zum Diözesanbischof „befördert“ wird. Es spricht wohl Einiges dafür, dass er bis zu seiner Emeritierung – die unter normalen Bedingungen frühestens im Sommer 2027 anstehen wird – in Dresden-Meißen bleiben wird. Für die Katholiken Sachsens ist das sicher eine gute Nachricht, nachdem ihr voriger Oberhirte Heiner Koch, jetzt Erzbischof von Berlin, nur rund zweieinhalb Jahre im Amt war. Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige kritisierte seinerzeit, es entstehe „der Eindruck, ostdeutsche Bistümer seien inzwischen so etwas wie ein 'Verschiebebahnhof' oder wie 'Praktikumsstellen' zur Qualifizierung für 'höhere Ämter'“. Das steht im aktuellen Fall wohl eher nicht zu befürchten.

Die Ernennung Timmerevers' zum 40. Nachfolger des Hl. Benno erfolgt knapp vier Wochen vor der Eröffnung des 100. Deutschen Katholikentages in Leipzig. Ganz so schnell wird sich die Amtseinführung gewiss nicht bewerkstelligen lassen, aber sicherlich bietet der Katholikentag eine gute Gelegenheit für den designierten Bischof, sich seiner künftigen Diözese schon einmal vorzustellen.

Interessant ist auch, dass Bischof Timmerevers aus einer zutiefst katholisch geprägten Gegend in die äußerste Diaspora kommt: Nur 3,3% der Bevölkerung des Territoriums der Diözese Dresden-Meißen sind katholisch, die große Mehrheit ist konfessionslos. Ganz neu ist die Diasporasituation für Heinrich Timmerevers aber auch wieder nicht; immerhin gehören zu seinem bisherigen Zuständigkeitsbereich auch die Dekanate Delmenhorst und Wilhelmshaven, in denen die Katholiken ebenfalls eine recht kleine Bevölkerungsminderheit darstellen.


Nun ist dem Menschen ja, wie man in meiner Heimat zu sagen pflegt, „das Hemd näher als die Büx“, und daher muss ich – so sehr ich den sächsischen Katholiken ihren neuen Oberhirten gönne – anmerken, dass mich an der Personalie Timmerevers vor allem interessiert, wer sein Nachfolger in Vechta wird. Gerade auch in Hinblick auf die weitere Entwicklung in der „Problempfarrei“ St. Willehad in Nordenham. Im Zuge meiner Berichterstattung aus dieser Gemeinde hatte ich zu Weihbischof Timmerevers zwar nie persönlichen Kontakt, habe aber von allen Seiten praktisch nur Gutes über ihn gehört (was in einer so konfliktreichen Situation ja schon mal sehr bemerkenswert ist), und auch sein Offener Brief an die Nordenhamer Gemeinde, der die letzten Zweifel hinsichtlich der Abberufung von Pfarrer Jortzick aus St. Willehad ausräumte, hat, wie berichtet, einen ausgesprochen positiven Eindruck auf mich gemacht – unabhängig davon, dass ich es schade fand und finde, dass Pfarrer Jortzick nicht in Nordenham bleiben konnte. Da man wohl kaum damit rechnen kann, dass sich mit der in drei Wochen anstehenden Amtseinführung des neuen Pfarrers von St. Willehad sämtliche Konflikte in der Pfarrei in Luft auflösen, wird die Situation in Nordenham sicher auch Timmerevers' Nachfolger noch beschäftigen. Darüber, wer der neue Bischöflich Münstersche Offizial in Vechta wird, lässt sich schwer spekulieren: Man könnte annehmen, es würde jemand aus dem „Apparat“ des Offizialats – etwa der bisherige Ständige Vertreter des Bischöflichen Offizials, Monsignore Peter Kossen, oder vielleicht Offizialatsrat Monsignore Bernd Winter, mit dem ich ja schon persönlich das Vergnügen hatte. Aber davon ist nicht zwingend auszugehen: Heinrich Timmerevers selbst war vor seiner Berufung in dieses Amt einfacher Gemeindepfarrer in Visbek, sein Vorgänger Max Georg Freiherr von Twickel war Dechant in Lüdinghausen. Es ist wohl nicht unwahrscheinlich, dass das Amt – das seit 1973 auch mit der Bischofsweihe verbunden ist – erneut an jemanden vergeben wird, der direkt aus der Seelsorge kommt. Wünschenswert wäre es, dass es jemand wird, der die Region gut kennt. Um konkrete Kandidaten zu benennen, fehlt mir ehrlich gesagt der Überblick; lassen wir uns also überraschen… 



Montag, 25. April 2016

Der seltsame Fall der eingekerkerten Nonne - Teil 1

Einige meiner Leser werden wohl schon mitbekommen haben, dass ich studierter Germanist bin und über deutsche Unterhaltungsliteratur in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts promoviert habe - ein wissenschaftlich noch kaum erschlossenes Gebiet. Im Mittelpunkt meines Forschungsinteresses stand dabei die Nutzung von Unterhaltungsliteratur als Vehikel für die Popularisierung politischer Ideologien - insbesondere der Propagierung einer deutschen Nationalidentität im zeitlichen Umfeld der Reichsgründung. Ein besonders interessanter Aspekt, auf den ich in meiner Dissertation aber nur in vergleichsweise geringem Umfang eingehen konnte, ist dabei der Umstand, dass die bürgerlich-liberale deutsche Nationalbewegung der 1860er und 1870er Jahre stark von einem rabiaten Antikatholizismus geprägt war. 

In einem Unterkapitel über die in mehreren Romanen der von mir untersuchten Autorin E. Marlitt präsente Klosterthematik ging ich am Rande auf einen zeitgenössischen Skandal ein, nämlich  
"de[n] Fall der polnischen Nonne Barbara Ubryk, die 1869 nackt, mit ihren eigenen Exkrementen besudelt und halb wahnsinnig in einer Zelle des Krakauer Karmelitinnenklosters aufgefunden wurde, wo sie angeblich jahrelang eingekerkert gewesen war. der Fall wurde in der zeitgenössischen Presse und in mehreren Kolportageromanen weidlich ausgeschlachtet; Sir John Retcliffe erwähnt Barbara Ubryk im 1875 erschienenen achten Band seines Romanzyklus Biarritz und stellt sie als Opfer einer Intrige dar." (S. 541) 
Den Hinweis auf die "mehreren Kolportageromane" konkretisierte ich in einer Fußnote: 
"Günter Koschs und Manfred Nagls Bibliographie des Kolportageromans führt fünf Titel zum Fall Ubryk auf, alle zwischen 1869 und 1871 erschienen." (ebd., Anm. 93) 
Kürzlich nun habe ich mich aus irgendeinem Grund an dieses Thema erinnert - und festgestellt, dass es einen dieser Kolportageromane bei Google Books als kostenloses eBook gibt: "Barbara Ubryk oder die Geheimnisse des Karmeliter-Klosters in Krakau. Aus den Papieren eines Karmeliter-Mönchs" - verfasst von einem "Dr. Rode" und erschienen München 1869.



Bereits die Vorrede "An den freundlichen Leser" (S. 3f.) macht neugierig: 
"Kaum sind vierzehn Tage verflossen, daß die Nachricht von dem schauerlichen Schicksale der Nonne Barbara Ubryk, welche einundzwanzig Jahre in furchtbarem, einsamen Kerker geschmachtet hatte, an die Oeffentlichkeit gelangte und die Runde durch alle Blätter machte. Durch die ganze gebildete Welt ging ein Schrei des Entsetzens, alle Welt vernahm mit Abscheu und Eckel [sic] die Enthüllungen, welche die Untersuchung brachte und verfolgte mit dem tiefsten Mitleid und dem gespanntesten Interesse die Geschichte der armen, unglücklichen Nonne.
Heute bereits senden wir dieses Buch in die Welt, das sich nicht nur mit den Leiden der Unglücklichen, sondern auch mit den Geheimnissen des ganzen Klosters beschäftigt.
Das ganze Werk liegt bereits fertig vor uns.
'Wie ist das möglich?' wird der freundliche Leser nun fragen, 'wie kann man in vierzehn Tagen ein ganzes Werk von zwanzig Lieferungen schreiben? Das ist eine Buchhändlerspeculation.'
Durchaus nicht.
Wer sich die Mühe nehmen will, die nächstfolgenden Seiten aufmerksam durchzublättern, der wird die Sache sehr einfach und verständlich finden, er wird erfahren, daß das Buch schon seit lange geschrieben und daß nur der gegenwärtige Augenblick sein Erscheinen beschleunigte.
Vor einem Monat sprach uns Dr. Rode von seinem Werke. Wir nahmen mit dem lebhaftesten Antheile Einsicht in dasselbe und während wir es einer strengen Prüfung unterwarfen, durchflog wie ein Blitz die Nachricht von den Krakauer Ereignissen die Welt.
Der Druck ward augenblicklich beschlossen - hier ist es.
Wir wollen kein Wort weiter sagen, dasselbe anzupreisen oder zu empfehlen. Allein wir sind überzeugt, daß es ebenso gewaltiges Aufsehen machen wird wie einst Monte Christo und der ewige Jude und daß es niemand aus der Hand legen wird, bevor er die letzte Zeile gelesen. 
München, August 1869
Der Verleger." 
Man beachte: Aufgefunden und aus ihrer Zelle befreit wurde Barbara Ubryk am 21. Juli 1869; und schon im August erscheint ein umfangreicher Roman über den Fall! Die Verlagsvorrede versucht den Eindruck zu erwecken, der Autor habe von der Ubryk-Affäre und ihren Hintergründen bereits Kenntnis gehabt, bevor der Fall an die Öffentlichkeit gelangte - aber glauben wir das? Wohl kaum! -- In Michael B. Gross' materialreicher Studie The War Against Catholicism (University of Michigan Press, Ann Arbor 2004) liest man auf S. 161: "One writer in a seemingly superhuman effort managed to produce in four weeks a twelve hundred-page tome entitled Barbara Ubryk oder die Geheimnisse des Karmeliter-Klosters in Krakau." In einer Fußnote fügt Gross hinzu: 
"For incredulous readers who doubted that such a large book could be produced so rapidly, the publisher in the preface to the book explained that these and other chapters had already been written. Only the concluding chapter on Sister Barbara had been hurriedly written and added to the volume in order to take advantage of the moment." (ebd., Anm. 73) 
Nun, ganz so offenherzig ist der Verleger in seinem Vorwort, wie wir gesehen haben, dann doch nicht; aber realistisch betrachtet dürfte Gross mit seiner Paraphrase schon so in etwa den Kern treffen. -- Zu beachten sind hier die Produktions- und Vertriebsmechanismen des Mediums Kolportageroman. Wenn der Verleger in seinem Vorwort betont "Das ganze Werk liegt bereits fertig vor uns", dann lässt das ja darauf schließen, dass dies nicht selbstverständlich war; kurz darauf ist von "zwanzig Lieferungen" die Rede. Für Kolportageromane ist es charakteristisch, dass sie in Fortsetzungen erschienen - in Heften zu je drei oder vier Druckbogen, also 48 oder 64 Seiten. Fahrende Buchhändler (Kolporteure) suchten Käufer für die Hefte, verteilten die ersten Nummern gern auch zur kostenlosen Ansicht, aber dann mussten die Käufer ein Abonnement für den ganzen Roman abschließen - auf der letzten Seite des Google Books-Scans erfährt man, dass die Leser, wenn sie sich entschlossen, die ersten zwei Folgen zu behalten, zur Abnahme des vollständigen Werks verpflichtet waren. Es war nicht unüblich, dass die ersten Hefte eines Romans schon erschienen, während der Autor noch mitten in der Arbeit steckte, ja nicht selten war der Autor beim Schreiben den wöchentlichen oder vierzehntägigen Lieferungen nur um wenige Wochen voraus. Das konnte durchaus Vorteile haben, denn so konnte man flexibel auf das Leserinteresse reagieren. Nun behauptet der Verleger von Dr. Rodes Barbara Ubryk-Roman, das Werk liege zu Beginn des Erscheinens bereits vollständig vor; man wird gut daran tun, diese Aussage in Zweifel zu ziehen. 

Das erste Kapitel des Romans, "Die beiden Manuscripte", enthält eine Quellenfiktion, die an sich schon die Glaubwürdigkeit arg strapaziert: Der Ich-Erzähler, den man sich als mit dem Autor identisch vorstellen soll, entdeckt bei verschiedenen Büchertrödlern in Paris und London Teile eines in lateinischer Sprache verfassten Manuskripts, zudem ein Buch über "die (geheime) Geschichte eines Klosters" - "Das Manuscript, welches ich in Paris gekauft hatte, behandelte denselben Gegenstand" (S.13) - sowie "allerlei andere Papiere [...] - Briefe, ein kleines Heftchen mit den Regeln des Karmeliterordens und einer kleinen Abhandlung über die Jesuiten" (S. 14). Ergänzt wird der Inhalt dieser Schriftstücke durch mündliche Mitteilungen des Londoner Trödlers Jedediah Pumpkins (sic!) über die Herkunft der zuletzt genannten Papiere. Zur Spannungssteigerung trägt es bei, dass sich in der in Paris spielenden Passage dieses Kapitels auch ein Priester - "groß und hager, mit tiefliegenden Augen, feingeschnittener Nase und blassen ascetischen Gesichtszügen (S. 6) - auffallend für die Manuskripte interessiert, die der Erzähler dann kauft. Ärgerlicherweise fehlen in dem bei Google Books eingescannten Exemplar des Romans die Seiten 8 und 9, sodass man über den Verlauf der Konfrontation mit dem Priester nichts erfährt. Beachtenswert sind jedenfalls einige Angaben zur zeitlichen Einordnung: Der Erzähler gibt an, der Manuskriptfund in Paris habe sich "gerade an dem Tage, an welchem die heiße Schlacht bei Sadowa geschlagen wurde", zugetragen (S. 5) - also am 03.07.1866, gut drei Jahre vor dem Erscheinen des Romans. Der in London spielende Teil des Kapitels ist auf November 1866 datiert. 

Die Kapitel II-VIII (S. 15-82) spielen im Oktober und evtl. Anfang November 1799 auf dem Schloss des Grafen Zolkiewicz im russischen Teil Polens, unweit der Stadt Zitomir (wohl das heutige Schytomyr in der Ukraine); Hauptfigur ist ein aus Rom angereister Agent des Jesuitenordens namens Rebinsky, der bemüht ist, einen bestimmenden Einfluss auf den todkranken Grafen zu gewinnen. Graf Zolkiewicz, der in jungen Jahren seinen älteren Bruder aus Rivalität um die Liebe eines Mädchens - seiner späteren ersten Frau - erschossen hat, später ebendiese Frau, als er deren Untreue entdeckte, so schwer misshandelt hat, dass sie daran starb, und ihren Liebhaber im Duell getötet hat, steht zunächst völlig unter dem Einfluss seines Beichtvaters, des Franziskanerpaters Gregor, der ihn im Auftrag seines Ordens dazu bewegen will, zur Sühne seiner schweren Sünden seinen ganzen Besitz der Kirche zu vermachen und seine beiden Kinder ins Kloster zu geben. Unmittelbar nach Rebinskys Ankunft im Schloss wird Pater Gregor hinterbracht, dass der Neuankömmling ein Jesuit ist, woraufhin der Franziskaner sich dieses Konkurrenten entledigen will. Rebinsky belauscht jedoch gemeinsam mit dem Hausverwalter Stanislaus den gegen ihn gerichteten Anschlagsplan, lässt Pater Gregor mit Laudanum betäuben und im Forsthaus des Grafen gefangensetzen und vereitelt mit Stanislaus' Hilfe den Angriff einiger Knechte vom nahegelegenen Franziskanerkloster. Er versteht es, den Grafen glauben zu machen, der Überfall habe diesem gegolten; zum Dank macht der Graf ihn zu seinem Sekretär und zum Hauslehrer für seine zwölfjährige Tochter aus erster Ehe (die in Wirklichkeit vermutlich nicht seine leibliche Tochter ist). Ab Kapitel VII zeichnet es sich ab, dass Rebinsky und die zweite Frau des Grafen sich stark zueinander hingezogen fühlen; daneben erregt aber auch die lebhafte, frühreife Tochter des Hauses, Elka, die Leidenschaft des Jesuiten. 

Die Handlung wirkt bis zu diesem Punkt wie mit der heißen Nadel genäht und wenig durchdacht; Vorausdeutungen auf künftiges Geschehen sind spärlich und so allgemein gehalten, dass man den Eindruck hat, der Autor halte sich bewusst alle Optionen offen. Vor allem aber weist die Handlung bis hierher keinerlei Bezüge zum Fall Ubryk auf, dem der Roman seinen Titel sowie ohne Zweifel den Großteil des Leserinteresses verdankt; ein assoziativer Zusammenhang stellt sich allenfalls dadurch her, dass der Roman in Polen spielt (allerdings in einem ganz anderen Teil Polens als die Ubryk-Affäre) und dass es um Verschwörungen und Intrigen katholischer Orden geht. Es ist ausgesprochen bezeichnend, dass der Autor auf S. 69, also im Laufe der zweiten Lieferung des Romans, seine Leser mittels eines Einschubs beruhigen zu müssen glaubt: 
"Der Leser wird nun fragen, was hat das Alles mit Barbara Ubryk zu tun? Es ist ja bisher noch gar nicht von ihr die Rede gewesen, ja sie war zu jener Zeit noch gar nicht geboren!
Das ist wahr. Wir müssen jedoch den freundlichen Leser ersuchen, diese kleine Abschweifung, die wir uns erlaubt haben, zu verzeihen. Wir folgen nur dem einen Manuscripte und geben blos Thatsachen, welche zur späteren Entwicklung unserer Geschichte notwendig sind." 
Na sicher. Und der Mond besteht aus grünem Käse. -- Wenn man aus den Angaben des Verlegers im Vorwort schließen kann, dass ein erheblicher Teil des Romans schon vor der Entdeckung der eingekerkerten Nonne im Krakauer Karmelitinnenkloster fertig vorlag, dann wird es wohl eher so gewesen sein, dass der Verlag im Moment des Bekanntwerdens des Falls Barbara Ubryk die Gunst der Stunde nutzte und den Autor beauftragte, einen fertigen oder halbfertigen Roman, der beispielsweise "Franziskaner und Jesuit" geheißen haben könnte, so umzuarbeiten, dass man ihn als Roman über Barbara Ubryk verkaufen konnte -- aber mit der Veröffentlichung einfach schon mal anfing, bevor diese Umarbeitung wesentliche Fortschritte gemacht hatte. "Das ist eine Buchhändlerspeculation!", rufen die Leser; aber der Verleger lächelt fein und sagt: "Durchaus nicht". 

(Fortsetzung folgt!) 


Sonntag, 17. April 2016

Du willst es doch auch (nicht)!

Im 7. Kapitel der postsynodalen Exhortation Amoris Laetitia, betitelt "Die Erziehung der Kinder stärken", widmet Papst Franziskus ein ganzes Unterkapitel, bestehend aus den Abschnitten Nr. 280-286, dem Thema "Ja zur Sexualerziehung". Gleich einleitend heißt es da mit Bezug auf das Konzilsdokument Gravissimum educationis (über die christliche Erziehung):
"280. Das Zweite Vatikanische Konzil sprach von der Notwendigkeit, die Kinder und Jugendlichen »durch eine positive und kluge Geschlechtserziehung« zu unterweisen, die »den jeweiligen Altersstufen« angepasst ist und die »Fortschritte der psychologischen, der pädagogischen und der didaktischen Wissenschaft« verwertet. Wir müssten uns fragen, ob unsere Erziehungseinrichtungen diese Herausforderung angenommen haben."
Tja. 

Unlängst zeigte mir meine Liebste, die an einer Gesamtschule Biologie unterrichtet, ein schmales Taschenbuch, das sie aus der Schule mitgebracht hatte - es habe dort ausgelegen, vermutlich habe ein Kollege oder eine Kollegin es für den Unterricht verwendet bzw. an die Schüler verteilt. Das Heft trug den Titel First Love - Safety First, und sein Inhalt bestand größtenteils aus einem Comic im Manga-Stil. Allerdings war es nicht, wie ein richtiges Manga, von hinten nach vorn zu lesen, und die Hauptcharaktere hießen auch nicht Yuki oder Chihiro oder so, sondern Lena, Colin, Paula und Stefan. Immer wieder unterbrochen wurde die Handlung des Comics durch Infoseiten zu Themen wie Pubertät, Geschlechtskrankheiten, Schwangerschaft und Verhütungsmittel. Hinsichtlich der inhaltlichen Tendenz dieser Infoseiten (wie auch der Comic-Handlung selbst) brauchte man sich angesichts des Umstands, dass das Heft vom Präservativhersteller Condomi herausgegeben wurde, keine Illusionen zu machen. 


Aber werfen wir zuerst einmal einen Blick ins Vorwort:
"Hallo!
Vielleicht hast du ja schon deine ersten Erfahrungen in Sachen Liebe gemacht. Auch wenn das noch nicht der Fall war - irgendwann trifft's auch dich! In diesem Comic findest du eine Menge Infos über die erste Liebe, deinen Körper, Verhütung, Sexualität - und auch darüber, wie wichtig es ist, Verantwortung zu übernehmen." 
-- Verantwortung übernehmen? Das klingt ja gut! Seien wir also gespannt und steigen direkt ein in die Handlung des Comics: Lena ist heimlich verliebt in ihren besten Freund Colin - der sie zwar durchgängig mit "Süße" anredet, ansonsten aber wesentlich mehr an Paula interessiert scheint, die bereits recht ausgeprägte weibliche Rundungen aufweist, während Lenas Figur noch vergleichsweise kindlich ist. Als Colin Lena jedoch zu einem Campingausflug an den Baggersee einlädt, hofft sie auf eine Gelegenheit, ihm ihre Liebe zu gestehen. -- An dieser Stelle setzt der erste "Infoteil" des Hefts an, und zwar mit Anmerkungen dazu, wie sich der Körper während der Pubertät verändert. Nicht ungeschickt wird an Lenas Selbstzweifel wegen ihrer wenig entwickelten Körperformen angeknüpft: 
"So wie Lena geht's vielen Jugendlichen in der Pubertät: Man vergleicht sich und seine körperlichen Veränderungen mit denen der anderen. Da denkt man als Mädchen oft: 'Die hat schon mehr Busen als ich, obwohl sie viel jünger ist.' Und natürlich gibt's auch viele junge Mädchen, die für ihr Alter schon viel Busen haben und sich deswegen unsicher fühlen. Bei den Jungs dagegen kommen eher Fragen auf wie: 'Wieso hat der schon einen Bart - und ich hab immer noch ein Gesicht wie ein kleiner Junge?' [Moment mal: Und was ist mit Schwanzvergleich in der Hallenbaddusche? - Aber lassen wir das.] Nicht selten hat man bei solchen Vergleichen das Gefühl, dass andere schon weiter sind als man selbst. Darunter kann das Selbstbewusstsein leiden. Sollte es aber nicht!" 
Interessanterweise würde der Papst bis hierhin wohl sogar noch mitgehen. So schreibt er in Amoris Laetitia Nr. 285:
"Jenseits der verständlichen Schwierigkeiten, die jeder erleben mag, muss man helfen, den eigenen Körper so zu akzeptieren, wie er geschaffen wurde […]. Ebenso ist die Wertschätzung des eigenen Körpers in seiner Weiblichkeit oder Männlichkeit notwendig, um in der Begegnung mit dem anderen Geschlecht sich selbst zu erkennen." 
Der zuletzt zitierte Satz deutet allerdings schon an, dass es Papst Franziskus in diesem Abschnitt seines Schreibens weniger um Unterschiede im Tempo der körperlichen Entwicklung in der Pubertät geht als vielmehr um die Annahme der eigenen Geschlechtsidentität. Hier muss man bedenken, dass das Heftchen First Love - Safety First! bereits 2006 erschienen ist und somit volle zehn Jahre älter ist als Amoris Laetitia. Dass vor zehn Jahren das Gender Mainstreaming noch längst nicht so weit fortgeschritten war wie heute, merkt man dem Heft deutlich an: Die Texte darin gehen durchweg von zwei eindeutig unterscheidbaren und voneinander abgrenzbaren Geschlechtern aus; Transsexualität und sogar Homosexualität werden nirgends auch nur ansatzweise thematisiert. 

Bevor es mit Lenas und Colins Ausflug an den Baggersee weitergeht, folgen noch allerlei Informationen darüber, was in der Pubertät so alles mit dem weiblichen und dem männlichen Körper passiert (einschließlich Schemazeichnungen), sowie "Wichtige Facts rund um die Periode" - wozu die denkwürdigen Sätze gehören: "Während [des] Eisprungs kann die Eizelle durch einen männlichen Samen befruchtet werden. Sollte das passieren, ist man schwanger." Allerhand! Doch dazu später mehr - erst einmal zurück zum Comic.  

Beim Campen am Baggersee ist zu Lenas großer Enttäuschung auch Paula mit von der Partie. Gegen sie glaubt Lena bei Colin keine Chance zu haben und sondert sich von ihren Freunden ab, woraufhin ein fremder Junge - Stefan - sie anspricht. Er zeltet mit seinen Kumpels ebenfalls in der Nähe, und am Abend gesellt sich Lena zu dieser Gruppe, da sie es nicht erträgt, Colin und Paula zusammen zu sehen. Stefan gibt ihr Bier zu trinken - normalerweise, so wird der Leser informiert, trinkt Lena keinen Alkohol -; und als sie einigermaßen angetrunken ist, lässt sie sich von Stefan küssen (und denkt dabei "Hoffentlich sieht Colin das!"). Schließlich lässt sie sich sogar von Stefan in sein Zelt locken: "Weißt du, was wahnsinnig schön wäre? Wenn du heute bei mir bleibst und morgen in meinen Armen wach wirst..." 

Das ist Paula. Paula weiß total bescheid. Sei (nicht) wie Paula! 
Wem nicht von allein klar ist, worauf das hinausläuft, dem hilft der nächste Infoteil auf die Sprünge: Der beginnt nämlich mit einer Übersicht über verschiedene Verhütungsmethoden, jeweils mit Erläuterungen zur Anwendung, "Pearl-Index" und Nebenwirkungen. Aufgeführt werden Kondom, Pille, Depot-Spritze, Hormon-Implantat, Spirale, Vaginalring, Verhütungspflaster, Diaphragma und Sterilisation (!). "Kein Wort von Enthaltsamkeit oder NFP oder so etwas!", ereiferte sich meine Liebste. Ich zuckte mit den Achseln. "Natürlich nicht. Enthaltsamkeit, das gibt's doch gar nicht. Das ist doch nur so ein Aberglaube. - Und NFP, also ehrlich mal - glaubst du, irgendwo außerhalb der Katholischen Kirche erfährt man irgendwas über NFP?" 

(Ich gebe zu, ich habe da ein bisschen übertrieben. Informationen über NFP bekommt man sehr wohl auch aus nichtkatholischen Quellen. Allerdings wird diese Methode dort eher als Mittel zur gezielten Schwangerschaftsplanung angepriesen als zur Verhütung. Was natürlich zwei Seiten derselben Medaille sind, aber schon diese Feststellung ist heutzutage wohl Manchem ein Dorn im Auge.) 

"Aber Teenagern die Spirale empfehlen", grummelte meine Liebste weiter. Nun ja, streng genommen tut die Broschüre das nicht, sondern erwähnt lediglich, dass es sie gibt - und räumt dabei ein, dass sie "für junge Mädchen nicht besonders gut geeignet" sei. Zum Thema Sterilisation heißt es: "Weil man sie nicht mehr rückgängig machen kann, ist die Sterilisation nur für Frauen und Männer geeignet, die schon Kinder haben und/oder keine Kinder mehr möchten!" Muss einem ja mal gesagt werden. Also, im Grunde hat meine Liebste schon Recht: Wenn da schon im Interesse der Vollständigkeit auch solche Verhütungsmethoden aufgeführt werden, die nicht einmal die Macher der Broschüre guten Gewissens jungen Mädchen empfehlen wollen, dann wäre es nur recht und billig gewesen, auch ein paar Worte über NFP zu verlieren. Daneben fällt es auf, dass im Abschnitt über die Anti-Baby-Pille bis auf den vagen Hinweis, sie sei "für Raucherinnen eher nicht" geeignet (aber Rauchen gilt unter Teenagern ja neuerdings sowieso als uncool, hab ich mir sagen lassen), keinerlei Nebenwirkungen aufgeführt werden. Vermutlich wäre es allzu abtörnend gewesen, an dieser Stelle über Migräne, Depressionen, Gewichtszunahme, Thrombose, Herzinfarkt oder Brustkrebs zu sprechen. -- Vor allem aber ist der Sponsor der Publikation nun mal ein Kondomhersteller, und daher wird noch einmal eigens hervorgehoben: "Nur das Kondom schützt vor einer Schwangerschaft und vor gefährlichen Geschlechtskrankheiten!!!" Folgerichtig enthält der Infoteil auch eine ganzseitige Anleitung zum richtigen Überziehen eines Kondoms - einschließlich Hinweisen zur Entsorgung ("Benutzte Kondome gehören nicht in die Toilette, sondern - in Papier eingewickelt - in den Mülleimer"). 

Hören wir auch hierzu Papst Franziskus:
"Die Sexualerziehung bietet Information, jedoch ohne zu vergessen, dass die Kinder und die Jugendlichen nicht die volle Reife erlangt haben. Die Information muss im geeigneten Moment kommen und in einer Weise, die der Phase ihres Lebens angepasst ist. Es ist nicht dienlich, sie mit Daten zu übersättigen, ohne die Entwicklung eines kritischen Empfindens zu fördern gegenüber einem Überhandnehmen von Vorschlägen, gegenüber der außer Kontrolle geratenen Pornographie und der Überladung mit Stimulierungen, welche die Geschlechtlichkeit verkrüppeln lassen können. Die Jugendlichen müssen bemerken können, dass sie mit Botschaften bombardiert werden, die nicht ihr Wohl und ihre Reifung anstreben. Man muss ihnen helfen, die positiven Einflüsse zu erkennen und zu suchen, während sie sich zugleich von all dem distanzieren, was ihre Liebesfähigkeit entstellt." (AL 281) 
Was geht derweil in Stefans Zelt vor sich? Na was wohl! Der Knabe verliert keine Zeit, der durch ungewohnten Alkoholkonsum praktisch willenlosen Lena an die Wäsche zu gehen - und sie denkt: "Ist das schön... Selbst Colin ist mir grad total egal..." Als Stefan unverhohlen erklärt "Ich will mit dir schlafen", erschrickt sie aber doch: "Was sag ich denn jetzt?! Ich hab doch noch nie...!" Letztlich stellt dies aber ebensowenig ein Hindernis dar wie die Tatsache, dass Stefan keine "Gummis dabei" hat: "Ich versprech dir, ich pass auf, ok?" - Klar, denn: "Stefan ist so lieb und einfühlsam..." Ja, sicher

Am nächsten Morgen macht Lena sich Vorwürfe. Warum? Etwa, weil sie sich von einem wildfremden Typen hat abschleppen lassen, um den Jungen, in den sie eigentlich verliebt ist, eifersüchtig zu machen - und weil sie diesem Stinkstiefel dann auch gleich ihre Jungfräulichkeit geopfert hat? Nun, nicht direkt, denn: "Der Sex war ja ganz schön." Aber: "Ohne Gummi...! Oh Gott, jetzt bin ich bestimmt schwanger... und ich weiß nicht mal, ob Stefan 'ne ansteckende Krankheit hat!" Könnte ja sein, speziell wenn er derartige Aktionen öfter durchzieht. -- Aber will die Broschüre ihren pubertierenden Lesern ernsthaft beibringen, wenn Aufreißerkönig Stefan ein Kondom benutzt hätte, wäre alles in Butter? -- Ja, offensichtlich will sie genau das. Das war dann auch genau der Punkt, an dem meine Liebste ernsthaft erwog, ob sie einen Schreikrampf bekommen sollte. 

Nun ja, immerhin wird gezeigt, dass Stefan sich, nachdem er bei Lena sein Ziel erreicht hat, ihr gegenüber plötzlich gleichgültig bis abweisend verhält und dass sie darüber betrübt ist. Papst Franziskus zitiert in Amoris Laetitia Nr. 284 Erich Fromms Kunst des Liebens: "Die sexuelle Anziehung »schafft zwar im Augenblick die Illusion der Vereinigung, aber ohne Liebe bleiben nach dieser 'Vereinigung' Fremde zurück, die genauso weit voneinander entfernt sind wie vorher«." Insgesamt erscheint das im Rahmen der Comic-Handlung aber nebensächlich im Vergleich zu den sehr viel handfesteren Sorgen um die möglichen Folgen ungeschützten Geschlechtsverkehrs. -- Während Stefan sich nun offensichtlich Paula als nächstes Opfer erkoren hat, besinnt sich Lena, dass Colin ja nicht nur ihr heimlicher Schwarm, sondern auch ihr bester Freund ist, und erzählt ihm, was für Dummheiten sie gemacht hat. Er reagiert pragmatisch und schlägt ihr vor, sie am nächsten Tag nach der Schule zum Frauenarzt zu begleiten. 

-- Kaum sitzt Lena im Sprechzimmer der Frauenärztin gegenüber ("Die ist aber nett"), wird die Handlung erneut durch einen Infoteil unterbrochen. Diesmal geht es um Geschlechtskrankheiten - und wieder hagelt es Informationen über Informationen: Blasenentzündung, Chlamydien, Feigwarzen, Hepatitis B und C, Herpes genitalis, Mykoplasmen, Pilzinfektion der äußeren Geschlechtsorgane, Syphilis, Gonorrhö, Ulcus molle... Will man angesichts dieses Grauens wirklich noch Sex haben? - Na klar, wenn ein Kondom einen doch vor alledem bewahren kann. Dem Thema HIV/Aids ist eine Extraseite gewidmet, und auch diese gipfelt selbstverständlich in der fettgedruckten Ermahnung: "Immer Kondome beim Sex benutzen!" 

Hingegen ist das Thema "Ungewollt schwanger - was nun?" bereits im Infoteil vor der Sexszene abgehandelt worden:
"Wenn man sie richtig anwendet, sind viele Verhütungsmethoden ziemlich sicher [...]. Aber trotzdem kann es manchen [!] Mädchen und Frauen passieren, dass sie ungewollt schwanger werden. Ein positiver Schwangerschaftstest ist in diesem Fall natürlich immer ein großer Schock.Und viele der Betroffenen wissen nicht weiter, denn ein Kind bedeutet eine Riesenverantwortung und krempelt das eigene Leben ordentlich um. Letztendlich muss natürlich [!] jede Frau für sich selbst entscheiden, ob sie das Kind haben möchte oder nicht."
-- Das Bemerkenswerteste an dieser Aussage ist wohl, dass die Möglichkeit, dass eine ungewollt Schwangere sich für ihr Kind entscheiden könnte, ausdrücklich in Erwägung gezogen wird. Schön ist auch, dass das Heft einige Informationen zum "normalen Verlauf einer Schwangerschaft" bietet; darin erfährt man sogar, dass bereits in der 5. Schwangerschaftswoche "das Herz des Kindes [!] zu schlagen" beginnt und dass das Ungeborene schon ab der 7. Woche auf Reize von außen reagiert. Da erscheint es dann schon einigermaßen folgerichtig, dass Abtreibung explizit nur als "letzte[r] Ausweg" bezeichnet wird. Gleichzeitig fällt es auf, dass die Broschüre, verglichen mit ihrer sonstigen Informationsfülle, beim Thema Abtreibung ausgesprochen wortkarg ist. Hingewiesen wird auf die Beratungspflicht, die 12-Wochen-Frist sowie darauf, dass man die Kosten für eine Abtreibung in der Regel selbst tragen muss; aber darüber, was bei einer Abtreibung eigentlich passiert, schweigt das Heft sich aus. Wer die Angaben zum "Verlauf einer normalen Schwangerschaft" aufmerksam gelesen hat, könnte freilich von allein zu dem Schluss kommen, dass das ungeborene Kind, sobald es einmal zu leben begonnen hat, nicht einfach 'weggezaubert' werden kann und dass eine Schwangerschaft somit in jedem Fall damit endet, dass die Mutter ein Kind zur Welt bringt - wenn kein lebendes, dann ein totes. Aber diese gedankliche Verbindung herzustellen, wird durch die Knappheit des Infokastens zum Thema Abtreibung (und seine optische Trennung vom sonstigen Text) eher behindert als gefördert.

"Und die einzige Beratungsstelle, die da erwähnt wird, ist ausgerechnet pro familia", merkte meine Liebste indigniert an. - "Klar", erwiderte ich. "Gibt es etwa auch noch andere? Ich kenne keine - außer solche komischen, die einem einreden wollen, dass man keinen Sex haben soll, oder wenn doch, dass man dann auch Kinder bekommen soll."

Im Ernst gesprochen ist es natürlich sehr verständlich, dass eine Aufklärungsbroschüre für Teenager ihre Leser nicht dazu ermutigen will, Kinder zu bekommen. Dennoch gibt es zu denken, wenn Sexualerziehung den Eindruck vermittelt, der Umstand, dass Geschlechtsverkehr zu einer Schwangerschaft führen kann, sei ein zu vermeidendes Übel. Papst Franziskus schreibt:
"Häufig konzentriert sich die Sexualerziehung auf die Einladung, sich zu 'hüten', und für einen 'sicheren Sex' zu sorgen. Diese Ausdrücke vermitteln eine negative Haltung gegenüber dem natürlichen Zeugungszweck der Geschlechtlichkeit, als sei ein eventuelles Kind ein Feind, vor dem man sich schützen muss. So wird anstatt einer Annahme die narzisstische Aggressivität gefördert." (AL 283) 
-- Kehren wir zurück zur Comic-Handlung: Zwei Tage nach dem Besuch bei der Frauenärztin bekommt Lena ihre Periode und ist erleichtert, dass sie demnach nicht schwanger ist - "Die Pille danach hat also gewirkt". -- Über die "Pille danach" hat das Heft seine Leser bereits in der Info-Rubrik "Was kann man tun, wenn man glaubt, schwanger zu sein?" informiert - wenn auch nicht darüber, wie genau dieses Medikament eigentlich wirkt, so doch immerhin darüber, dass es innerhalb von 72 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden muss, dass die Wirkung umso sicherer ist, je weniger Zeit zwischen Geschlechtsverkehr und Einnahme verstreicht, und dass es "nur für Notfälle gedacht" ist und "niemals als regelmäßiges Verhütungsmittel benutzt werden" sollte. -- Lena jedenfalls ist happy, dass die Hormonkeule sie von ihrer größten Sorge befreit hat; von der Möglichkeit, dass sie sich mit einer Geschlechtskrankheit angesteckt haben könnte, ist keine Rede mehr. Sie ruft Colin an, um ihm die gute Nachricht mitzuteilen; am Nachmittag besucht er sie und bringt ihr "ein großes Sortiment an verschiedenen Kondomen" mit: "Damit du lange Zeit welche hast. Und nicht mehr so'n Mist wie letztes Wochenende baust!" Merke: Das nächste Date Rape kommt bestimmt. Und schließlich fand sie's "ja ganz schön". Und mit den tollen Kondomen von Colin wird's in Zukunft bestimmt noch schöner: "Puh, da hat mir Colin ja ein Riesensortiment an Gummis mitgebracht", teilt Lena dem Leser auf der letzten Infoseite des Hefts mit. "In den verschiedensten Farben, mit und ohne Geschmack, mit Noppen und Rillen, extra groß, extra feucht, extra dünn und gefühlsintensiv, extra reißfest und und und... Ist schon der Wahnsinn, wie viele Sorten es gibt. Da ist wirklich für jeden was dabei!" Schon frappierend, wie unverhohlen der Sponsor der Publikation hier seine Produktpalette anpreist. Dass Lena auf dem dazugehörigen Bild besonders kindlich aussieht, scheint den Herausgebern keine Kopfschmerzen zu bereiten.

Würden Sie diesem Mädchen bunte Kondome mit Geschmack, Noppen und Rillen schenken? 
Zitieren wir an dieser Stelle abermals Amoris Laetitia:
"Eine Sexualerziehung, die ein gewisses Schamgefühl hütet, ist ein unermesslicher Wert [...]. Es ist eine natürliche Verteidigung des Menschen, der seine Innerlichkeit schützt und vermeidet, zu einem bloßen Objekt zu werden. Ohne Schamhaftigkeit können wir die Zuneigung und die Sexualität zu Formen von Besessenheit herabwürdigen, die uns nur auf den Geschlechtsakt konzentrieren, auf Krankhaftigkeiten, die unsere Liebesfähigkeit entstellen, und auf verschiedene Formen sexueller Gewalt, die uns dazu führen, unmenschlich behandelt zu werden oder andere zu schädigen." (AL 282) 
Der Rest der Comic-Handlung ist schnell erzählt: Als Lena es endlich wagt, Colin ein Liebesgeständnis zu machen, reagiert dieser erst einmal verwirrt und ergreift die Flucht. "Hab ich jetzt meinen besten Freund verloren???", sorgt sich Lena, aber am nächsten Schultag gibt es dann doch ein Happy End für sie und Colin - das übrigens punktgenau mit Lenas Tagtraum vom Beginn des 1. Kapitels übereinstimmt, was Autorin Stefanie Wollgarten bestimmt für ein ganz raffiniertes kompositorisches Stilmittel hielt. 

-- Was sollen wir nun hierzu sagen? Erinnern wir uns noch einmal an das Vorwort, in dem es hieß: "In diesem Comic findest du eine Menge Infos über die erste Liebe [...] und auch darüber, wie wichtig es ist, Verantwortung zu übernehmen." 60 Seiten später lautet der Befund: Mit "Liebe" meinen die Macher des Hefts "Sex", und mit "Verantwortung" meinen sie "ein Kondom benutzen". That's all, folks. Da bietet ja jeder durchschnittliche BRAVO-Fotoroman mehr moralische Orientierung für die geplagte Teenagerseele! (Was mich übrigens daran erinnert, dass ich darüber - also über BRAVO-Foto-Love-Storys - auch mal etwas schreiben wollte. Na, kommt noch.) -- Wie schreibt Papst Franziskus so treffend: 
"Es ist schwierig, in einer Zeit, in der die Geschlechtlichkeit dazu neigt, banalisiert zu werden und zu verarmen, eine Sexualerziehung zu planen. Sie könnte nur im Rahmen einer Erziehung zur Liebe, zum gegenseitigen Sich-Schenken verstanden werden." (AL 280) 
Wenn man bedenkt, dass dieses Condomi-Comic offenkundig als Material im schulischen Sexualkundeunterricht eingesetzt wurde und wird; wenn man weiterhin bedenkt, dass es schon zehn Jahre alt ist und es inzwischen, auch dank einschlägiger "Bildungspläne", sicherlich noch ganz andere Materialien für den schulischen Sexualkundeunterricht gibt; dann kann man bei dem Gedanken, früher oder später selbst Kinder im schulpflichtigen Alter zu haben, einigermaßen ins Grübeln kommen. Wird es möglich sein, die eigene, außerschulische Sexualerziehung so einzurichten, dass man der Schule immer einen Schritt voraus ist? Oder wäre Auswanderung in ein Land, in dem Homeschooling legal ist, doch die bessere Lösung? -- Lassen wir diese Frage erst einmal im Raum stehen - und erteilen abschließend noch einmal Papst Franziskus das Wort: 
"Es ist unverantwortlich, die Jugendlichen einzuladen, mit ihrem Körper und ihren Begierden zu spielen, als hätten sie die Reife, die Werte, die gegenseitige Verpflichtung und die Ziele, die der Ehe eigen sind. Auf diese Weise ermutigt man sie leichtsinnig, den anderen Menschen als Objekt von Kompensationsversuchen eigener Mängel oder großer Beschränkungen zu gebrauchen. Es ist hingegen wichtig, ihnen einen Weg aufzuzeigen zu verschiedenen Ausdrucksformen der Liebe, zur gegenseitigen Fürsorge, zur respektvollen Zärtlichkeit, zu einer Kommunikation mit reichem Sinngehalt. Denn all das bereitet auf ein ganzheitliches und großherziges Sich-Schenken vor, das nach einer öffentlichen Verpflichtung seinen Ausdruck findet in der körperlichen Hingabe. So wird die geschlechtliche Vereinigung als Zeichen einer allumfassenden Verbindlichkeit erscheinen, die durch den ganzen vorangegangenen Weg bereichert ist." (AL 283) 


Samstag, 16. April 2016

Gluten und Kommunion

In einem Kommentar zu einem meiner neueren Blogartikel wurde mir unlängst der folgende Fall geschildert: 

"Meine Nichte war letzthin empört darüber, zu hören, dass ihre Tochter, die an einer schweren Zöliakie leidet, wohl nicht zur Kommunion gehen könne anlässlich der Erstkommunion des kleineren Bruders. Denn sie bekam etwa folgende Auskunft:
'In der römisch-katholischen Kirche muss die Hostie aus ungesäuertem Weizenbrot hergestellt werden. Abgeleitet wird dies aus dem biblischen Zeugnis, dass Jesus beim letzten Abendmahl wahrscheinlich Weizen- oder Gerstenbrot verwendet habe. Hostien, die demnach keinerlei Gluten enthalten (also kein Weizenmehl), gelten nach der römischen Glaubenskongregation als „ungültige Materie“ für die Eucharistie.'
Also unter 100ppm Gluten ist leider keine Transsubstantiation möglich. Was für ein Quatsch...
Auf Nachfrage wurde sie mit einem kaltschnäuzigen 'Dann hat sie halt ein bisschen Bauchweh' abgefertigt. Danach war sie mit der Kirche durch."  

Die Sache gab mir zu denken, nicht nur wegen des Ergebnisses, dass die betroffene Person infolge dieses Erlebnisses "mit der Kirche durch" war. Auch wenn es anscheinend recht verbreitet ist, über Lebensmittelunverträglichkeiten zu spotten, ist Zöliakie schließlich keine Lappalie, sondern kann zu schweren Darmschädigungen führen. Laut Schätzungen sind in Deutschland rund 0,2-0,4% der Bevölkerung von Zöliakie betroffen; geht man davon aus, dass hierzulande etwa 2,5 Millionen Katholiken regelmäßig die Heilige Messe besuchen, dann hieße das, dass allsonntäglich ca. 5.000 bis 10.000 Menschen aus gesundheitlichen Gründen nicht zur Kommunion gehen können. Ist das tatsächlich so? 

Kompetente und differenzierte Antworten auf diese Frage erhielt ich wenige Tage später im Zuge einer Diskussion auf Facebook. Richtig ist, dass Hostien, um nach katholischem Verständnis als gültige Materie für das Sakrament der Eucharistie zu gelten, immer aus Weizenmehl bestehen müssen (vgl. die Instruktion Redemptionis Sacramentum, Nr. 48) und somit nicht völlig glutenfrei sein können. Sehr wohl gibt es jedoch glutenreduzierte Hostien, die nach Einschätzung medizinischer Fachleute auch für die meisten Menschen mit Zöliakie verträglich sein sollten; und diese Hostien werden auch von der Kirche als zulässig anerkannt. Es gibt dazu ein Rundschreiben der Glaubenskongregation vom 24.07.2003, für das der damalige Präfekt Kardinal Ratzinger verantwortlich zeichnet. Für diejenigen, die überhaupt kein Gluten vertragen, sieht das Schreiben die Möglichkeit vor, nur die Kelchkommunion zu empfangen (dasselbe Schreiben behandelt auch die Frage der Zulässigkeit von Traubensaft für die Kelchkommunion).  

Nun kann man vermutlich davon ausgehen, dass Kirchengemeinden, in denen nicht regelmäßig Personen mit Zöliakie zur Kommunion gehen (wollen), solche glutenreduzierten Hostien nicht unbedingt vorrätig haben, sondern sie auf Anfrage erst besorgen müssen. Es mag sein, dass es im oben geschilderten Fall am Willen dazu gemangelt hat - oder vielleicht auch am Wissen. In jedem Fall ist die Aussage "Dann hat sie halt ein bisschen Bauchweh" schlicht unsensibel und blöde. Selbstverständlich ist so etwas ärgerlich, und wenn es dazu führt, dass Menschen sich deshalb von der Kirche abwenden, ist es mehr als ärgerlich. Nicht umsonst wird im Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 29, unter den Dingen, die viele Menschen von der Kirche, vom Glauben und somit letztlich von Gott fernhalten, auch "schlechtes Beispiel der Gläubigen" aufgeführt. 

Gleichzeitig kann man sich natürlich fragen, ob es verhältnismäßig ist, wegen eines solchen Vorfalls gleich ganz und gar mit der Kirche zu brechen und somit quasi die Kirche als Ganze für die "Kaltschnäuzigkeit" einer einzelnen Person verantwortlich zu machen. Letztlich hat man es in der Kirche eben auch immer mit Menschen zu tun, die ihre Fehler und Unzulänglichkeiten haben, und das ist ja in gewissem Sinne auch gut so - denn würde die Kirche nur aus perfekten Heiligen bestehen, wie fände man selber als kleiner Sünder dann seinen Platz in ihr? -- Aber der geschilderte Fall wirft noch weitere Fragen auf. Anlass für den Konflikt war offenbar die Erstkommunion des kleinen Bruders des unter Zöliakie leidenden Mädchens. Wie war es denn bei ihrer eigenen Erstkommunion? Wurde die Zöliakie erst später diagnostiziert? Kann ja sein. Wie viele Jahre sind seitdem vergangen? Ist sie in der Zwischenzeit nie zur Kommunion gegangen, bei der Erstkommunion des kleinen Bruders wollte sie aber unbedingt? Weil's dazugehört? - Ich kenne die betreffenden Personen nicht und kann daher nur spekulieren. Allgemein gesprochen jedenfalls ist die Erstkommunion auch in solchen katholischen Familien, die ansonsten eher wenig "mit der Kirche am Hut" haben, oft ein Anlass für ein großes Familienfest. Papst Franziskus nennt in seinem kürzlich erschienenen Schreiben Amoris Laetitia, Nr. 230,  die Erstkommunion eines Kindes als eine jener Gelegenheiten, bei denen Ehepaare, die "nach der Hochzeit aus der christlichen Gemeinde verschwinden", wieder 'aufzutauchen' pflegen, und mahnt, dass solche Gelegenheiten "besser genutzt werden könnten", um diesen Familien "das Ideal der christlichen Ehe auf anziehende Weise erneut nahe[zu]bringen und sie mit Formen der Begleitung in Kontakt [zu] bringen". Das ist im vorliegenden Fall natürlich gründlich in die Hose gegangen, aber darauf wollte ich jetzt gar nicht hinaus. Sondern vielmehr darauf, dass es bei Erstkommunionfeiern vermutlich weithin als normal gilt, dass die Familie des Erstkommunionkindes ebenfalls zur Kommunion geht. Wenn es sich dabei um Familien handelt, die außerhalb solcher besonderer Anlässe keine oder kaum eine lebendige Glaubenspraxis haben, ist das allerdings nicht unbedingt eine gute Idee, denn ein vertieftes Verständnis des Sakraments der Eucharistie kann in solchen Fällen wohl nicht vorausgesetzt werden. Da besteht dann die Gefahr, dass der Kommunionempfang als etwas wahrgenommen wird, das zum Gottesdienstbesuch einfach irgendwie dazugehört und darüber hinaus keine tiefere Bedeutung hat. Dafür wird man Kinder kaum verantwortlich machen können oder wollen; möglicherweise aber die Eltern - und die Katecheten, die mit der Erstkommunionvorbereitung betraut sind. Der Empfang der Kommunion ist schließlich nichts, worauf irgend jemand ein Recht hätte - das Bekenntnis, dass niemand von sich aus würdig dazu ist, ist nicht umsonst fester Bestandteil des Ritus der Kommunionspendung. Dafür, die Kommunion nicht empfangen zu können, gibt es ja noch ganz andere Gründe als Lebensmittelunverträglichkeit; das war schließlich ein heißes Thema der beiden Bischofssynoden von 2014 und 2015, bzw. vor allem der öffentlichen Debatten rund um den synodalen Prozess. 

Man hat manchmal den Eindruck - womit ich niemandem zu nahe treten will, auf den das nicht zutrifft -, dass Viele, die aus verschiedenen Gründen nicht zur Kommunion gehen können, das Hauptproblem dieser Situation darin sehen, dass sie sich zurückgesetzt, ja diskriminiert fühlen, wenn sie in der Bank sitzen bleiben müssen, während alle Anderen an den Altar treten. Darum geht es aber nicht, bzw. darum sollte es nicht gehen. Wohl wahr, communio heißt "Gemeinschaft"; gemeint ist damit aber nicht in erster Linie die Gemeinschaft der Gottesdienstbesucher untereinander, sondern die Gemeinschaft mit Christus, die dann natürlich wiederum auch die Glieder der Kirche zu einem Leib verbindet - Seinem Leib

Papst Franziskus betont gern, die Eucharistie sei "nicht eine Belohnung für die Vollkommenen, sondern ein großzügiges Heilmittel und eine Nahrung für die Schwachen" (Apostolisches Schreiben Evangelii Gaudium, Nr. 47; auch zitiert in Amoris Laetitia, Fußnote zu Nr. 305); und natürlich hat er da Recht. Was aber ist mit denen, die sich die Kommunion gewissermaßen "ertrotzen" wollen - die sich selbst nicht als schwach und die Eucharistie nicht als Heilmittel ansehen, sondern einfach als etwas, das ihnen zusteht? -- Hier gilt es natürlich gründlich zu unterscheiden. Wenn Menschen ein inniges Bedürfnis danach haben, den Leib Christi zu empfangen, jedoch aus inneren oder äußeren Gründen daran gehindert sind, dann ist es tatsächlich eine pastorale Aufgabe für die Kirche, dafür gemeinsam mit den Betroffenen eine Lösung zu finden. (Hier wäre zum Beispiel über die geistige Kommunion zu sprechen, von der viele Menschen wahrscheinlich noch nie etwas gehört haben.) Wenn es ihnen jedoch nur darum geht, zur Kommunion gehen zu dürfen, weil es die Anderen ja auch tun, dann ist es eine katechetische Aufgabe, ihnen zu vermitteln, worum es beim Kommunionempfang eigentlich geht - und worum nicht



Dienstag, 12. April 2016

Gilmoris Laetitia

Gut drei Wochen ist es her, dass ich die alte Braunsche Röhre in der Wohnung meiner Liebsten angeschlossen habe; und ich kann zu Protokoll geben: Fernsehsüchtig sind wir seither beide nicht geworden. Tatsächlich bleibt der Kasten oft tagelang kalt - denn oft dient die Programmzeitschrift in erster Linie dazu, uns vor Augen zu führen, was es so alles gibt, das wir ganz entschieden nicht sehen wollen. Und wenn tatsächlich mal etwas kommt, das anzuschauen vielleicht ganz nett und interessant wäre, man aber zu der Zeit doch irgendwie gerade was Anderes zu tun hat, ist das in der Regel auch nicht schlimm. 

Neulich allerdings lief im Disney Channel eine Doppelfolge der Serie Gilmore Girls, und die wollte meine Liebste gern sehen. Also schaute ich mit. -- Als diese Serie erstmals ins deutsche Fernsehen kam, war ich Ende Zwanzig und glaubte nicht zu ihrer Zielgruppe zu gehören. Alles, was ich über die Gilmore Girls wusste, war, dass es da um eine junge, etwas flippige alleinerziehende Mutter und ihre Teenager-Tochter geht, die gemeinsam die Herausforderungen des Lebens meistern und dabei sehr viel Kaffee trinken. Muss ich mir nicht ansehen, dachte ich. Ich erwartete eine oberflächlich glorifizierende Darstellung eines "freundschaftlichen" Mutter-Tochter-Verhältnisses "auf Augenhöhe", mit der Botschaft, das so etwas ja viel besser sei als "traditionelle" Familienkonzepte. 

Die Doppelfolge im Disney Channel gefiel mir dann aber überraschenderweise doch recht gut; meine Liebste jedoch, die die Serie schon von früher her kannte, war entzückt und beschloss kurzerhand, bei einer Online-Videothek gleich die ganze erste Staffel zu kaufen. Um die Serie noch einmal schön von Anfang an zu schauen. Mit mir. Inzwischen haben wir die Staffel fast durch - in Etappen von jeweils so ungefähr drei Episoden an einem Abend. Und siehe da, ich mag die Serie. Ich mag sie sehr

Ort des Geschehens ist eine gleichermaßen malerische wie skurrile Kleinstadt im US-Bundesstaat Connecticut - ein Dorf eigentlich, wo jeder jeden kennt - voller skurriler und eigentümlich sympathischer Charaktere; die Dialoge sind witzig und intelligent, und insgesamt zeichnen sich die Gilmore Girls durch so eine typisch amerikanische Mischung aus Humor und Warmherzigkeit aus, die deutsche TV-Produktionen so einfach nicht hinkriegen. Das Interessanteste an der Serie ist aber tatsächlich die Familiensituation der Gilmores. Zu Beginn der Handlung ist Mutter Lorelai Gilmore 32 und ihre Tochter Rory 16 - wer rechnen kann, ist klar im Vorteil. Lorelai hat ihre Tochter allein aufgezogen und hat sich gleichzeitig zur Geschäftsführerin eines Hotels hochgearbeitet; Rory ist ein ausnehmend kluges, vernünftiges und verantwortungsbewusstes Mädchen, und beide haben ein sehr herzliches Verhältnis zueinander. Die Handlung der Serie setzt damit ein, dass Rory zur Vorbereitung aufs College auf eine teure und exklusive Privatschule gehen will, Lorelai sich aber das Schulgeld nicht leisten kann. Und hier kommen nun die Großeltern ins Spiel - Lorelais wohlhabende und stockkonservative Eltern, mit denen sie sich einst wegen ihrer unzeitigen Schwangerschaft zerstritten hat. Lorelais Mutter Emily erklärt sich bereit, das Schulgeld für ihre Enkelin zu bezahlen - unter der Bedingung, dass Lorelai und Rory sie jeden Freitag zum Dinner besuchen. Da prallen zwei Welten aufeinander - wenngleich sich bald zeigt, dass Rory sich mit ihren Großeltern ziemlich gut versteht, was Lorelai zunächst erheblich irritiert. 

Zwischen Lorelai und ihren Eltern gibt es natürlich eine ganze Menge aufzuarbeiten - nachdem die Tochter damals, 16 Jahre alt und schwanger, mit ihrer Familie gebrochen und sich ein eigenes Leben aufgebaut hat. Die Art und Weise, wie die Serie diesen Konflikt und die daraus bei allen Beteiligten resultierenden Verletzungen thematisiert, ist wirklich bemerkenswert. Mehrfach im Verlauf der ersten Staffel wird explizit und ausführlich angesprochen, dass es einerseits niemand - nicht Lorelais Eltern, nicht der Kindsvater und dessen Eltern und auch nicht sie selbst - gut fand, dass sie so früh (und unehelich) schwanger wurde, daraufhin die Schule abbrechen musste etc.; das zeigt sich u.a. auch darin, dass Lorelai ihre Tochter nach Kräften davor bewahren will, dass es ihr ähnlich ergehen könnte. Gleichzeitig sind aber nun, 16 Jahre später, alle Beteiligten ausgesprochen glücklich und froh darüber, dass es Rory gibt. Rein logisch betrachtet ist das ein Paradox - das sich nur auflösen lässt durch Liebe. Daran musste ich denken, als ich gestern in meiner Lektüre des vieldiskutierten nachsynodalen Schreibens Amoris Laetitia von Papst Franziskus in Kapitel 5 - "Die Liebe, die fruchtbar wird" - ankam und die Zeilen las: 
"Die Familie ist nicht nur der Bereich der Zeugung, sondern auch der Annahme des Lebens, das ihr als Geschenk Gottes begegnet. Jedes neue Leben gestattet uns, »die unentgeltliche Dimension der Liebe zu entdecken, die nie aufhört, uns in Staunen zu versetzen. Es ist die Schönheit, zuerst geliebt zu sein: Die Kinder werden schon geliebt, bevor sie ankommen.« [...]
Wenn ein Kind unter nicht beabsichtigten Umständen zur Welt kommt, müssen die Eltern oder andere Familienmitglieder alles ihnen Mögliche tun, um es als Geschenk Gottes zu bejahen und um die Verantwortung zu übernehmen, es mit Offenheit und Wohlwollen anzunehmen." (AL 166)
Ein Kind, so erinnert uns Papst Franziskus hier, ist immer und unter allen Umständen ein Geschenk Gottes - von Anfang an geliebt von Dem, Der es "gewoben [hat] im Schoß [s]einer Mutter" (Psalm 139,13). "Jedes Kind liegt Gott von jeher am Herzen, und in dem Moment, in dem es empfangen wird, erfüllt sich der ewige Traum des Schöpfers" (AL 168). Und darum verdient es jedes Kind, auch von seiner irdischen Familie von Anfang an geliebt zu werden. Auch wenn es ungelegen kommt, wenn es Schwierigkeiten bereitet (im Ernst: Welches Kind täte das nicht, auf die eine oder andere Weise?) - "ob es deinen Plänen und Träumen entspricht oder nicht" (AL 170); auch dann, wenn es ganze Lebenspläne über den Haufen wirft -- und, wohlgemerkt, auch dann, wenn es in (im Sinne der katholischen Sittenlehre) irregulären Situationen gezeugt und geboren wird. Auch wenn wir Menschen in unserem Leben krumme Zeilen ziehen, kann Gott darauf gerade schreiben. Das zeigt die Serie Gilmore Girls - auch wenn darin selten explizit von Gott die Rede ist - sehr schön und eindringlich. 


Sonntag, 10. April 2016

Konversion? - Ja klar, was denn sonst!

Lieber Jochen,

Du schriebst mir neulich, mit Deinen kritischen Nachfragen und Anmerkungen zu einem meiner jüngsten Beiträge habest Du beabsichtigt, einen "Einblick in die dunkelkatholische Seele zu bekommen". Diesem Wunsch komme ich weiterhin gern entgegen; nachdem die Diskussion im Kommentarfeld aber einen Umfang und eine Komplexität erreicht hat, die sie etwas unübersichtlich machen, denke ich mir, ich widme dieser Auseinandersetzung lieber einen eigenen Artikel. Ich bin auch gerade in der perfekten Stimmung dazu, nachdem ich gestern Abend beim "Nightfever" war - Rosenkranzgebet, Vorabendmesse, Eucharistische Anbetung und Komplet, alles in allem rund fünf Stunden. Nun fühle ich mich seelisch so ausgeglichen wie selten, und ich glaube, das ist eine gute Voraussetzung, um dieses Thema anzugehen. 

Ich habe eine Weile überlegt, wie ich meine Antwort aufbauen soll - ob ich mit den Detailfragen anfange und mich von da aus zum Grundsätzlichen vorarbeite oder ob ich umgekehrt vorgehe. Schließlich habe ich mich für die letztere Methode entschieden. Der bisherige Verlauf der Diskussion mit Dir hat mir - und dafür bin ich Dir dankbar - ins Bewusstsein gerufen, was ich sonst allzu leicht zu vergessen oder zu ignorieren versucht bin: dass es letztlich unbefriedigend bleibt, über Glaubensfragen auf einer rein theoretischen, unpersönlichen Ebene zu sprechen. 

Werden wir also persönlich! (Du wirst bemerkt haben, dass sich das in meinen beiden letzten Antworten auf Deine Kommentare bereits abgezeichnet hat.) "Das Eigentliche des Glaubens ist der Akt der Entscheidung zum Glauben" - so fasst Du meine vorletzte Wortmeldung in unserer Diskussion zusammen, und Du hast Recht, ich habe das tatsächlich so gemeint, wie Du es verstanden hast - ungefähr so zumindest (denn möglich wird diese Entscheidung ja erst durch Gnade, aber an dem Punkt waren wir ja schon). Du sprichst in diesem Zusammenhang von "Lebensübergabe" und "Unterwerfung"; dass Du das "künstlich, gewollt, pathetisch" findest, nehme ich erst mal so hin - dazu vielleicht später mehr. "Es ist eine Konversion", stellst Du fest; "und Konvertiten sind bekanntlich besonders pingelig". 

Da berührst Du einen sehr interessanten Punkt. Unter den Menschen aus dem "dunkelkatholischen Echoraum", die ich persönlich näher kenne, sind tatsächlich auffallend viele Konvertiten in dem Sinne, dass sie früher einmal anderen Glaubensgemeinschaften angehört haben, oder auch solche, die in einem atheistischen oder agnostischen Umfeld aufgewachsen sind und bis ins Erwachsenenalter hinein konfessionslos waren. Es trifft sicher zu, dass solche Konvertiten oft (wenngleich nicht immer) einen besonderen Eifer für ihren neuen Glauben an den Tag legen, auch und gerade für solche Aspekte, die für ihre neue Konfession spezifisch sind und sie von anderen Glaubensrichtungen unterscheiden. Gleichzeitig bringen sie aber (natürlich!) auch die Erfahrungen aus ihrer anders- oder nichtgläubigen Vergangenheit in ihre neue Glaubensgemeinschaft mit. Dazu wird noch mehr zu sagen sein, aber ich will hier ja nicht in erster Linie über andere Menschen sprechen, sondern über mich. In meinem Fall ist die "Konversion" eher eine "Rückkehr" gewesen: Nachdem ich im Säuglingsalter katholisch getauft wurde und sehr "kirchennah" aufgewachsen bin, kam ich in meinen späten Teenagerjahren, wie so viele Menschen nicht nur meiner Generation, an den Punkt, dass ich von der Kirche, so wie ich sie wahrnahm, gründlich die Schnauze voll hatte und auch mit vielen ihrer Glaubenslehren wenig anfangen konnte. Diese Phase zog sich eine ganze Weile hin - mit einigen Auf-und-ab-Bewegungen, aber im Endergebnis kann man wohl sagen, dass ich, in den Bildern des bekannten Gleichnisses ausgedrückt, jahrelang mein Erbteil verprasst und Schweine gehütet habe. Im Tiefsten habe ich dabei aber immer gewusst oder geahnt, dass der Weg zurück zum Vaterhaus jederzeit offen steht, wenn ich nur bereit bin, ihn zu gehen - und dass ich, wenn ich heimkomme, in ein Festgewand gekleidet werde. 

Natürlich trage ich unter diesem Festgewand auch heute noch die Spuren aus der Zeit des Schweinehütens. Ebenso wie jeder Konvertit - ich sagte es bereits - die Erfahrungen aus der Zeit vor seiner Konversion unweigerlich in sein neues Glaubensleben mitbringt. Konversion ist eben, anders als Außenstehende zuweilen meinen und behaupten, keine Gehirnwäsche. -- Das bringt mich übrigens auf das, was Du als "sacrificium intellectus" bezeichnest. Der Begriff gefällt mir tatsächlich ganz gut, aber es kommt natürlich darauf an, wie man ihn versteht. Ich kann sagen, dass ich die Lehre der Katholischen Kirche auch und nicht zuletzt intellektuell weit anregender und befriedigender finde als jede andere Philosophie oder Weltanschauung, die mir bisher so begegnet ist (die Lektüre einiger Werke von Joseph Ratzinger - damals schon, aber gerade erst seit Kurzem, Papst Benedikt XVI. - hat sehr erheblich zu meiner "Konversion" beigetragen); gleichzeitig ist es aber auch wahr, dass der Intellekt ein Hindernis auf dem Weg zum Glauben sein kann - nämlich dann, wenn man sich allzu viel auf ihn einbildet. Ich denke, Du kennst mich gut genug, um zu verstehen, was ich meine, wenn ich sage, dass das eine Versuchung ist, die ich aus eigener Erfahrung sehr gut kenne. Der uns beiden bekannte Pfarrer Bögershausen hat mich nach meiner mündlichen Abiturprüfung vor dieser Versuchung gewarnt, und bei aller sonstigen Kritik: Da hatte er Recht. -- Ein sacrificium, ein Opfer, bedeutet aber nicht, etwas wegzuwerfen, sondern, es Gott darzubringen. Oder, etwas weniger hochtrabend ausgedrückt: es Ihm zur Verfügung zu stellen. Bildlich gesprochen bedeutet "sacrificium intellectus" also nicht, dass man seinen Verstand an der Kirchentür zurücklässt, sondern dass man ihn an die Stufen des Altars trägt und Gott zu Füßen legt. Auf dass Er daraus macht, was Ihm gefällt und was in Seinem Sinne ist. Ja, Du hast Recht: Das ist eine "Lebensübergabe". Das ist eine "Unterwerfung". Und das ist nicht einfach. Das ist auch nichts, was man ein für allemal tut und dann für den Rest seines Lebens damit fertig ist. Es ist ein Prozess, der immer neue Anläufe braucht. 

Du magst das gruselig finden; das kann ich Dir nicht verübeln. Aber anders ist kein Christsein möglich. Das sage nicht ich, das sagt Der, Der es am besten wissen muss: Jesus Christus. "Wenn ihr nicht umkehrt [...], könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen" (Matthäus 18,3). Christsein setzt per definitionem "conversio", d.h. "Umkehr", "Be-kehrung", voraus. Deshalb muss ich Dir auch vehement widersprechen, wenn Du - wenn auch in einem etwas anderen Zusammenhang - sagst "Es gibt kein Zurück". Doch, das gibt es, und das muss es auch geben. Wenn man auf einem falschen Weg ist, muss man umkehren. Zu behaupten, das sei nicht möglich, würde darauf hinauslaufen, dass jemand, der auf einen Abgrund zugeht, gar keine andere Wahl hätte, als früher oder später hineinzustürzen. 

Nun habe ich bereits eingeräumt, dass Du das "Es gibt kein Zurück" vermutlich etwas anders gemeint hast. Die Zeit zurückdrehen, in dem Sinne, dass man versuchen wollte, einen früheren Zustand wiederherzustellen, das geht tatsächlich nicht. Das wäre auch gar nicht wünschenswert, denn so gut ist es früher auch nicht gewesen - auch nicht, wie Du richtig sagst, in "vorkonziliarer" Zeit. Ich will auch nicht vor das II. Vaticanum zurück, und ich kenne annähernd niemanden, der das ernsthaft will. Gleichwohl halte ich es für unbestreitbar, dass sich seit dem jüngsten Konzil - und zwar, meinem Verständnis nach, nicht infolge der Umsetzung, sondern vielmehr der mangelhaften Umsetzung seiner Beschlüsse - Fehlentwicklungen, Irrwege in der landläufigen Glaubensauffassung und -praxis etabliert haben, die eine Umkehr dringend erforderlich erscheinen lassen. Wie gesagt: nicht im Sinne des Versuchs einer Wiederherstellung früherer Zustände, aber im Sinne einer Rückbesinnung darauf, was das Konzil eigentlich gewollt hat. 

Du sagst ja selbst, auch Du seist "tief besorgt über den Verfall religiöser Substanz beim 'Volk Gottes'". Allerdings meinst Du: "Dagegen helfen allerdings weder Weihrauch, buchstabengetreue Messen etc.". Da frage ich mich erst einmal: Woher willst Du das wissen? Wie kann man das wissen, solange man es nicht einmal probiert? -- Im Ernst: Diese Dinge allein werden sicherlich nicht die Lösung aller Probleme sein. Aber wenn liturgische Vorschriften mit einer solchen Beliebigkeit und Nachlässigkeit behandelt werden, wie das landauf, landab vielerorts zu beobachten ist, dann ist das nicht zuletzt auch ein Symptom für ein weit tiefer liegendes Problem, oder sogar mehrere. Zum Teil scheint mir aus einer allzu freihändig gehandhabten Liturgie mangelnde Ehrfurcht vor den Sakramenten zu sprechen, die auf einen mangelnden Glauben an ihre Wirksamkeit schließen lässt. Selbst wenn der Zelebrant das gar nicht so meint, kann es doch die Gemeinde in diese Richtung beeinflussen. Darüber hinaus bin ich der Ansicht, wenn jemand meint, er könne die Liturgie nach eigenem Gusto gestalten und abwandeln, spricht daraus - selbst wenn es in bester Absicht geschieht, z.B. mit dem Ziel, den Gottesdienst für die Gemeinde "verständlicher" oder "interessanter" zu machen, kurz gesagt also, "die Leute da abzuholen, wo sie stehen" - ein eklatanter Mangel an Demut

Und das betrifft nicht allein die Liturgie der Heiligen Messe. Nehmen wir mal das von Dir angesprochene Thema "Priesterkragen". Ja, da bin ich "pingelig". Aber das ist nicht bloß eine ästhetische Geschmacksfrage. Zugegeben, ich finde Soutanen schick und finde es schade, dass man sie hierzulande so selten sieht. Aber so weit würde ich dann doch nicht gehen, anderen Leuten meinen Kleidungsgeschmack aufzuzwingen. -- Der Sinn der Vorschrift, dass Priester, wenn sie sich in der Öffentlichkeit bewegen, priesterliche Kleidung tragen sollen, besteht zunächst einmal darin, dass sie jederzeit als Priester erkennbar sein sollen; so wie Oberwachtmeister Dimpfelmoser im 2. Band des Räuber Hotzenplotz sagt (sinngemäß aus dem Gedächtnis zitiert): "Im Dienst trägt man Uniform, und ich bin, wie man weiß, immer im Dienst". Nun gäbe es natürlich theoretisch verschiedenste Möglichkeiten, dies sicherzustellen - meinetwegen z.B. Hemden oder Jacken mit dem Aufdruck "Priester" auf dem Rücken oder auf der Brusttasche (auch wenn ich das nicht schön fände). Aber es gibt nun einmal Vorschriften darüber, was priesterliche Kleidung ist und was nicht; und einem Priester, der willkürlich gegen diese Vorschriften verstößt, mangelt es offensichtlich an Gehorsam. -- Zugegeben, Gehorsam gilt heutzutage nicht mehr als besonders cool - gehört aber nun mal zu den Dingen, die ein Priester bei seiner Weihe verspricht. Und wenn ich einem Priester nicht einmal darin vertrauen kann, dass er sich nach bestem Vermögen an seine Weiheversprechen hält - wie soll ich ihm dann in irgend etwas Anderem vertrauen? 

Du siehst, auch die Detailfragen führen letztlich immer wieder zum Grundsätzlichen zurück. Und dieses Grundsätzliche ist eben, dass Glaube, wenn er nicht theoretisch und abstrakt bleiben soll, Hingabe bedeutet. Du meinst, das sei etwas, womit man "immer nur kleine Gruppen" erreichen könne. Ich weiß nicht, ob das stimmt. Aber wenn es stimmt, dann sind gerade diese kleinen Gruppen bitter nötig für die Kirche (und die Gesellschaft) als Ganze. Wir Christen sind schließlich dazu aufgerufen, der Sauerteig zu sein, der das Ganze durchsäuert (Matthäus 13,33). Das Salz der Erde (Matthäus 5,13). Im Zweifel ist eine kleine Handvoll Salz immer noch besser als ein großer Sack eines undefinierbaren Pulvers, wo "Salz" draufsteht, obwohl es nicht salzig ist. -- Bei der Gelegenheit ein Wort zu Deinem Vorwurf, wir Dunkelkatholen fänden es "super, im Besitz der 'Wahrheit' zu sein": Wahrheit ist nichts, das man besitzt. Es geht nicht darum, im Besitz der Wahrheit zu sein, sondern in der Wahrheit zu sein (vgl. Johannes 8,31f., 18,37 et al.). Und zu dieser Wahrheit gehört eben auch, dass wir Sünder sind und der Barmherzigkeit Gottes bedürfen. Wir Dunkelkatholen halten uns also nicht für besser als andere Menschen. Wir wissen, dass wir schwach sind, und genau deshalb erwarten und verlangen wir von unserer Kirche, dass sie uns im Glauben stärkt - denn das ist ihr Auftrag, und nicht, dass sie mit Kalenderblattpoesie und Blumenbildchen dafür sorgt, dass wir uns gut fühlen. 

Abschließend gefragt: Woran glaubst Du eigentlich? - Will ich das wirklich wissen? - Ich bin mir nicht sicher. Aber es scheint mir einfach ein Gebot der Fairness zu sein, das zu fragen.


Herzliche Grüße 
Tobias 


P.S.: Eigentlich wollte ich noch etwas zu der Sache mit der Gluten-Unverträglichkeit und der Kommunion sagen, aber das passte nun nicht recht in den  Duktus des Texts. Vielleicht komme ich ein Andermal darauf zurück.