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Mittwoch, 29. Mai 2019

Religionsunterricht und Pyrokinese

"Hat Jesus tatsächlich Tote erweckt und Kranke geheilt?" Wenn diese Frage im Teaser-Absatz eines Artikels auf häretisch.de gestellt wird, kann man es sich von vornherein abschminken, darauf ein klares "Ja" als Antwort zu erhalten. Und wenn Schüler im Religionsunterricht diese Frage stellen? Dann wahrscheinlich auch, jedenfalls wenn die Lehrerin Andrea Vogt heißt. Diese Dame, die am Marie-Curie-Gymnasium in Dresden unterrichtet, hat nämlich für die häretisch.de-Kolumne "Mein Religionsunterricht" geschildert, wie sie die Schüler einer 6. Klasse dazu anleitet, "die biblische Geschichte von der Heilung eines Taubstummen (neu) zu verstehen": "In Zweiergruppen wird immer ein Schüler bestimmt, der sich die Ohren zuhalten soll." Auf diese Weise soll für die Sechstklässler erfahrbar gemacht werden, "was den Taubstummen aus dem 7. Kapitel des Markusevangeliums quält". Der gewünschte Lerneffekt:
"Wie schön, sich vorzustellen, dass Jesus die Macht hatte, diesen Mann von seinen Leiden zu erlösen, seine Ohren zu heilen, ihn hörend und sprechend zu machen!"
Na fein: Wenn es nicht wahr ist, dann ist es doch immerhin schön, es sich vorzustellen, und das ist schließlich alles, worauf es letztlich ankommt, nicht wahr? -- Aber nein, nicht ganz
"[D]ann überlegen wir [...]: Wovor haben wir schon einmal unsere Ohren verschlossen? Was können wir nicht mehr hören? [...] Die Kinder reflektieren, dass auch sie schon einmal 'taub' für etwas waren. Ging es dem Taubstummen aus der Bibel vielleicht genauso? Ist er taub für seine Mitmenschen geworden? Hat er gemerkt, dass es ihm nicht gut damit geht? War es das, was ihn gequält hat?"
Ächz bzw. gähn. Damit aber nicht genug:
"Der für mich spannendste Teil der Stunde kommt jetzt. Ich frage die Schüler [...], an welche der beiden Varianten man denn jetzt glauben soll: Jesus, der einen medizinisch Kranken wieder gesund macht, oder Jesus, der einen in sich gekehrten, verschlossenen, selbstbezogenen und einsamen Menschen heilt? Von der Toleranz der Kinderantworten kann sich jeder Erwachsene eine Scheibe abschneiden: Beides ist okay!"
Oberflächlich betrachtet erscheint mir das Verblüffendste an diesem Beitrag, dass die Lehrerin ihren Schrottunterricht in einem Tonfall schildert, als wäre das etwas Tolles und der geneigte Leser müsste das ebenfalls toll finden. Aber wenn's nur das wäre, wär's ja harmlos: Doofen Unterricht haben wir wohl alle mal gehabt, nicht nur im Fach Religion, aber da vielleicht besonders. Auf das eigentlich Problematische an der geschilderten Unterrichtseinheit weist ein befreundeter Netzkatholik auf Twitter hin: Er beschreibt sie treffend als 
"ein Beispiel für die religionspädagogische Schutzimpfung gegen das Christentum, mit der die letzten zwei Generationen in D geimpft wurden. Als Christentum verpackter Unglaube. Und dann das Wehklagen über Relevanzverlust?"
Ich möchte hinzufügen: Das ist Religion, wie militante Atheisten sie sich vorstellen. Religion als institutionalisiertes Für-dumm-Verkaufen und sich willentlich für dumm verkaufen lassen

Natürlich hat diese systematische Verdummung auch Auswirkungen auf den außerreligiösen Bereich: Der Verstand der Schüler, ihre Fähigkeit zum logischen Denken, wird nachhaltig geschädigt, wenn man sie darauf trimmt, die Vorstellung zu akzeptieren,  eine Aussage könne wahr und unwahr zugleich sein; wenn man sie dazu konditioniert, "Entweder-Oder"-Fragen mit "sowohl als auch" zu beantworten, um nur ja nichts Falsches zu sagen, und ihnen somit beibringt, Opportunismus - als eine Verhaltensweise, zu der der Mensch, insbesondere der junge Mensch, sowieso von Natur aus neigt und die daher eigentlich nicht noch extra gefördert werden müsste - für eine Tugend zu halten und diese "Toleranz" zu nennen. Und dann wird den Schülern auch noch suggeriert, die Erwachsenen könnten in dieser Hinsicht noch was von ihnen lernen. Kurz gesagt, wenn es an den Schulen so zugeht, muss man sich wirklich nicht darüber wundern, wenn ein Drittel aller Erstwähler die Grünen wählt. Sondern eher darüber, dass es nicht noch mehr sind. 

Natürlich ist konfessioneller Religionsunterricht an staatlichen Schulen grundsätzlich eine zwiespältige Angelegenheit. Schließlich soll er - wie gerade seine Verteidiger, zu denen ich auch mal gehört habe, gern hervorheben - ausdrücklich nicht der Glaubensverkündigung dienen. Aber über Religion aus einer nicht explizit gläubigen Perspektive zu sprechen, gerät nahezu zwangsläufig irgendwie schief. 

"So gesehen ist es vielleicht doch ganz gut, dass es in Berlin keinen verpflichtenden Religionsunterricht gibt", resümiere ich, als ich mich mit meiner Liebsten über diesen doofen Artikel austausche. 

"Natürlich ist das gut!", erwidert sie emphatisch. "Was glaubst du, warum ich niemals an eine katholische Schule gehen würde!" Ich erwähnte wohl schon, dass sie Lehrerin ist; und eines ihrer Unterrichtspraktika hat sie an einer katholischen Schule absolviert. Sie weiß also, wovon sie redet. "Da würde direkt alles in Flammen aufgehen, sobald wir nur einen Fuß hinein setzen", fügt sie hinzu. 

Die Vorstellung gefällt mir irgendwie. "Wie hieß nochmal diese angebliche paranormale Fähigkeit, durch pure Willenskraft Feuer zu entzünden? Ach ja: Pyrokinese." Es gibt einen Roman von Stephen King darüber, allerdings habe ich den weder gelesen noch auch die Verfilmung (mit der damals achtjährigen Drew Barrymore in der Hauptrolle) gesehen. 

"Das wäre doch mal ein tolles Charisma", sinniere ich. "Levitation, Bilokation, alles gut und schön, aber Pyrokinese... wuuhaa." 

Etwas nachdenklicher füge ich hinzu: "Es wäre allerdings wohl ziemlich gefährlich, mir diese Gabe zu verleihen." 

"Mir nicht minder", lacht meine Liebste. "Ich glaube, zwischen uns gäbe es allenfalls marginale Unterschiede in Hinblick darauf, was wir jeweils in Flammen aufgehen lassen würden..." 


(P.S.: "Alles anzünden - auf katholisch" ist übrigens das Twitter-Motto von Judith Klaiber alias @youdidinvienna, Referentin für Führungskräfte in der Diözese Rottenburg-Stuttgart und künftige Kardinälin. Ich glaube allerdings, was sie damit eigentlich meint, ist "Alles Katholische anzünden". Kann man ja mal verwechseln.)






Montag, 27. Mai 2019

Kaffee & Laudes - Die Wochenvorschau (6. Woche der Osterzeit)

Was bisher geschah: Wie schon angekündigt, fand am Montagabend ein Treffen des harten Kerns der "hochengagierten" Mitglieder unserer Pfarrgemeinde statt, und erwartungsgemäß drehte es sich hauptsächlich um die Planung des Patronatsfests. Obwohl oder gerade weil ich dieses Meeting eher anstrengend als inspirierend fand, gäbe es darüber allerlei zu sagen, was hier und jetzt den Rahmen sprengen würde; eventuell hebe ich mir das auf bis zu einem Zeitpunkt, da die Festvorbereitungen ein gutes Stück weiter gediehen sein werden. -- Sodann hatten wir in der zurückliegenden Woche zweimal Besuch, erst von einer gemeinsamen Freundin, die ebenfalls katholisch bloggt, und dann von meinem Schwager. Beide luden wir in einen Falafel-Laden in der Fußgängerzone von Alt-Tegel ein, den wir erst vor kurzem entdeckt haben. Ich hoffe in absehbarer Zeit Anlass und Gelegenheit zu haben, ausführlicher auf dieses Lokal und seinen Inhaber, einen außerordentlich sympathischen jungen Mann mit einer bemerkenswerten Biographie, zu sprechen zu kommen; vorerst nur so viel: Nicht nur das Essen ist in diesem Laden ausgezeichnet, sondern er besticht zudem durch eine Atmosphäre, die in diesem Stadtteil ihresgleichen sucht. Ich bin geradezu entzückt, dass es in Tegel überhaupt ein Lokal wie dieses gibt. 

Außerdem beschäftigten wir uns mit der Planung für unsere Gestaltung der Pfingstnovene in unserer Kirche -- und für unseren Sommerurlaub, aber darüber will ich noch nicht zu viel verraten, das ist ja noch einige Wochen hin.

Am meisten war - wie gewohnt, könnte man sagen - am Wochenende los: Am Freitag zelebrierten wir den "Langen Tag der Stadtnatur" mit einem schönen Familienausflug zum Botanischen Volkspark Blankenfelde-Pankow, wo wir insbesondere das Projekt "Weltacker" in Augenschein nahmen; darüber hinaus hatte ich eigentlich angedacht, noch zur Firmung in St. Marien Reinickendorf und/oder zum Patronatsfest in St. Rita zu gehen, aber... aber. Schon allein darüber, dass beide Veranstaltungen gleichzeitig stattfanden - nicht nur am selben Tag, sondern buchstäblich zur selben Uhrzeit -, könnte ich ausgiebig "ranten", aber ich versuche mich mal kurz zu fassen. Der Punkt ist, es handelte sich um die Firmung für ganz Reinickendorf-Süd, wozu auch St. Rita gehört. Dass in St. Rita trotzdem völlig ungerührt zeitgleich zur Firmung Patronatsfest gefeiert wurde, sendet für mein Empfinden recht unmissverständlich die Botschaft, dass die Gemeinde einerseits und die Firmlinge und ihre Angehörigen  andererseits als zwei verschiedene Personenkreise ohne nennenswerte Schnittmengen betrachtet werden. Man mag einwenden, das sei womöglich eine durchaus realistische Einschätzung, aber falls dem so ist, macht das die Dinge nicht besser, sondern schlimmer. Nun ja, letzten Endes klärte sich die Frage der Abendgestaltung praktisch von selbst, denn meine Liebste hatte einen Foodsaving-Einsatz in einem Biomarkt, und da es in der Nähe einen Kinderspielplatz gab, kamen unsere Tochter und ich dorthin mit. Und da St. Rita nahezu auf unserem Heimweg lag, kehrten wir nach vollbrachter Foodsaving-Aktion noch "kurz" beim dortigen Pfarrfest ein, griffen etwas zu essen und zu trinken ab und konnten einige Flyer für unsere diversen Veranstaltungen an den Mann bringen. Ein durchaus lohnender Abstecher also, wenngleich wir danach noch bis spät in die Nacht damit zu tun hatten, das Büffet für den "Büchertreff" vorzubereiten. Der Büchertreff selbst war dann leider ein bisschen schwach besucht, aber das Gute war, dass wir die Reste vom Büffet gleich anschließend zu einem Geburtstagspicknick im Tiergarten mitnehmen könnten, zu dem uns eine liebe Freundin eingeladen hatte.



Was ansteht: Da die Regale unseres Büchereiprojekts aus allen Nähten platzen und dringend mal etwas Struktur da reingebracht werden muss, spiele ich sehr ernsthaft mit dem Gedanken, einen Vormittag in der ersten Wochenhälfte mit Büchersortieren zu verbringen. Um währenddessen meine Tochter bei Laune zu halten, kann ich ja einen Teil der Krabbelgruppen-Spielgeräte aufbauen... Am Donnerstag ist Christi Himmelfahrt, da habe ich am Nachmittag eine Verabredung mit einem Theologieprofessor aus Tennessee, der für Recherchen über Schleiermacher und Bonhoeffer in Berlin ist und sich an seinem freien Tag mit mir über die "Benedikt-Option" unterhalten möchte. Tags darauf beginnt die Pfingstnovene, und wie bereits erwähnt haben meine Liebste und ich da was vorbereitet. Unser Pfarrer hat auf unser Ansinnen, in diesen neun Tagen täglich eine kleine Gebetszeit in der Kirche zu gestalten, positiver reagiert als erwartet, es steht im Wochenplan und wurde am Sonntag auch vermeldet; na dann mal los. Am Sonntag habe ich übrigens Lektorendienst, womit es nun wohl amtlich ist, dass ich trotz des Palmsonntag-Eklats doch nicht aus dem Lektorenkreis geflogen bin. Außerdem ist am Sonntag "Nachhaltigkeitstag" im Gemeinschaftsgarten "Rote Beete" im Wedding; da gibt's u.a. einen Flohmarkt und Livemusik, aber man wird sehen müssen, wie sich das zeitlich mit der Pfingstnovene unter einen Hut bringen lässt.


aktuelle Lektüre: Traurig aber wahr, ich bin in der zurückliegenden Woche absolut nicht dazu gekommen, Bücher zu lesen. Was möglicherweise nicht zu allerletzt auch damit zusammenhängt, dass einige Bücher auf meiner Leseliste stehen, auf die ich schlichtweg keine Lust habe; das betrifft z.B. die schon erwähnte Biographie über Chiara Corbella Petrillo, aber auch den frisch erschienenen Reißer "Infiltration" von Taylor Marshall. Okay, ich könnte stattdessen einfach was anderes lesen. Aber das käme mir irgendwie wie schummeln vor. Nächste Woche werden wir erfahren, wie (bzw. ob) ich das Dilemma gelöst habe...


Linktipps:
Die wohl paradoxeste Auswirkung der Sexuellen Revolution besteht darin, dass die Menschen in unserer Gesellschaft immer weniger Sex haben und diesen als immer weniger befriedigend empfinden. National Review-Kolumnist David French hat dafür eine bestechende Erklärung: Den Leuten werden seit 50 Jahren völlig falsche Vorstellungen davon vermittelt, wie man ein erfülltes Sexualleben findet. Er verweist auf Studien, die nicht bloß ergeben, dass Ehepaare mehr und besseren Sex haben als Singles oder in weniger festen Beziehungen lebende Personen, sondern dass insbesondere sehr religiöse Paare statistisch gesehen die Bevölkerungsgruppe bilden, die am zufriedensten mit ihrem Sexualleben ist. Finde ich persönlich jetzt gar nicht sooo überraschend, aber jedenfalls ist es nicht das, was etwa handelsübliche Sex-Ratgeber oder "Romantic Comedies" in Film und Fernsehen der breiten Öffentlichkeit weismachen wollen.

Johanna Stöhr, Lehrerin aus Schongau im Bistum Augsburg, kenne ich über Facebook, Rudolf Gehrig darüber hinaus auch aus dem "richtigen (Offline-)Leben. Jedenfalls hat Johanna als Reaktion auf den Hype um "Maria 2.0" mit einigen gleichgesinnten Frauen die Website mariaeinspunktnull.de ins Leben gerufen, die ein entschiedenes Bekenntnis zur überlieferten Lehre und zur Autorität der katholischen Kirche ablegt und den pauschalen Anspruch von "Maria 2.0", für "die Frauen" in der Kirche zu sprechen, zurückweist. Mit dieser konservativen Gegenbewegung zum "Kirchenstreik" der Alt-68erinnen hat Johanna innerhalb weniger Tage größere öffentliche Aufmerksamkeit auf sich gezogen, als sie es anfangs selbst für möglich gehalten hätte; sogar im ZDF-"heute journal" war sie zu sehen. Da nun, nach dem Ende des einwöchigen "Kirchenstreiks", ein Abebben des Medieninteresses absehbar ist, hat die Tagespost in Gestalt von Rudolf Gehrig Johanna darüber befragt, wie es nun mit ihrer Initiative weitergehen soll. In diesem Interview verweist sie auf die Einschätzung des emeritierten Papstes Benedikt XVI., "dass auch heute so etwas wie katechumenale Gemeinschaften notwendig sind, damit überhaupt christliches Leben in seiner Eigenart sich behaupten kann"; da werde ich natürlich hellhörig, denn das ist ja gewissermaßen der Kerngedanke der #BenOp!


Heilige der Woche: 

Heute, Montag, 27. Mai: Hl. Augustinus von Canterbury, Bischof und Glaubensbote. War Prior eines Benediktinerklosters in Rom, ehe er im Jahr 596 von Papst Gregor I. als Missionar ins angelsächsische Königreich Kent gesandt wurde, wo er den König Æthelberht bekehrte und erster Bischof von Canterbury wurde.

Samstag, 1. Juni: Hl. Justin der Märtyrer, Kirchenvater. Umfassend philosophisch gebildet, konvertierte vom römischen Heidentum zum Christentum und verfasste bedeutende apologetische Schriften, in denen er eine Brücke von der antiken Philosophie zum christlichen Glauben schlug. Von ihm stammt auch die älteste bekannte Schilderung der Liturgie christlicher Gottesdienste. Erlitt um 165 unter Kaiser Mark Aurel das Martyrium.


Aus dem Stundenbuch: 

Bei Tag schenke der Herr Seine Huld; * ich singe Ihm nachts und flehe zum Gott meines Lebens. (Psalm 42,9)


Donnerstag, 23. Mai 2019

"Jedes verkaufte Buch ist ein potentieller Kleingarten"

Ich hatte schon davon berichtet: Am vergangenen Wochenende war in Krefeld die "8. Nacht der offenen Kirchen", und die dortige russisch-orthodoxe Gemeinde hatte mich eingeladen, zu diesem Anlass in ihren Räumen einen Vortrag über die "Benedikt-Option" zu halten. Dieser Vortrag, mitsamt den Highlights der anschließenden Publikumsdiskussion, ist inzwischen bei YouTube online: 


Vorausgegangen war meinem Auftritt ein kurzer Vortrag des Priesters der Gemeinde, Vater Alexej Veselov, über die Russisch-Orthodoxe Kirche im Allgemeinen und die örtliche Gemeinde im Besonderen. Dieser Teil des Abendprogramms richtete sich naturgemäß hauptsächlich an ein Publikum, das ein - wenn man das so sagen kann - distanziertes, gewissermaßen "touristisches" Interesse an der Gemeinde hatte; stark vertreten unter den Besuchern waren allem Anschein nach "engagierte Laien" aus anderen, liberaleren christlichen Konfessionen. Kurz gesagt derselbe Typus, der beispielsweise auch das Erscheinungsbild der "Maria 2.0"-Proteste dominierte: Frauen mit kurzen silbergrauen Haaren, scharfem, etwas vogelartigem Profil, Brille und Batik-Halstuch, teilweise begleitet von optisch zu ihnen passenden, unauffällig und schweigsam agierenden Männern. Und natürlich stellten sie dem Priester auch die typischen Fragen: wie es denn in seiner Kirche mit Ämtern für Frauen aussehe, mit dem Zölibat, und ob es bei den Orthodoxen auch, wie in der katholischen und der evangelischen Kirche, Nachwuchsmangel beim geistlichen Personal gebe. Ich nahm mit einem gewissen Maß an stiller Erheiterung zur Kenntnis, dass diese Klientel schon während des ersten Drittels meines Vortrags freiwillig den Rückzug antrat. Zurück blieben rund 20 überwiegend wohlwollende Zuhörer, von denen, wie Vater Alexej mir mitteilte, ein großer Teil zur örtlichen russisch-orthodoxen Gemeinde gehörte. 

In der Diskussion, die sich an meinen Vortrag anschloss, wurde unter anderem der Umstand angesprochen, dass die "Benedikt-Option" in Deutschland, ganz anders als in anderen Ländern, von den Mainstream-Medien kaum wahrgenommen und auch (und gerade) von kirchlichen oder kirchennahen Medien nahezu totgeschwiegen wird. Dazu, warum das so ist, kann man natürlich eine Menge sagen, und wie man dem Video entnehmen kann, habe ich auch eine ganze Menge dazu gesagt; umso bemerkenswerter erscheint es mir allerdings, dass das Buch ja offenbar trotzdem sein Publikum findet. Dass sich dies weitgehend unterhalb des Radars der großen Öffentlichkeit abspielt, scheint mir durchaus gut zum Prinzip "Graswurzelrevolution" zu passen; im Gegensatz zu gewissen anderen Initiativen im kirchlichen Raum, die sich gern als Graswurzelbewegung in Szene setzen, tatsächlich aber von gewieften Strippenziehern innerhalb des institutionellen Apparats lanciert werden. Wie zum Beispiel eben der "Maria 2.0"-"Kirchenstreik", der ja im Großen und Ganzen ein Medienphänomen war und, soweit ich es aus erster und zweiter Hand mitbekommen bzw. gerade nicht mitbekommen habe, im "Real Life" an der kirchlichen Basis praktisch überhaupt nicht stattgefunden hat. Wenn man sieht, wie die Aktion "Maria 2.0" im Vorfeld auf allen möglichen kirchenamtlichen Medienportalen, bis hin zur Webpräsenz der Deutschen Bischofskonferenz, promotet wurde, wie sich dann aber ein Bischof nach dem anderen, wenn auch zögerlich und zum Teil halbherzig, von dem Kirchenstreik distanzierte, kann man darin eigentlich kaum etwas anderes sehen als einen cleveren Schachzug von Vertretern des kirchlichen Establishments, ein recht überschaubares Häuflein frustrierter, größtenteils schon ziemlich in die Jahre gekommener Ehrenamtsträgerinnen künstlich zu einer großen Protestbewegung aufzubauschen, um dann die eigenen "Reform"-Vorhaben als vermeintlich gemäßigte Alternative verkaufen zu können. 

Aber das mal nur am Rande. Ich erwähne das unter anderem auch deshalb, weil mein Trip in die russisch-orthodoxe Diaspora mir ein bisschen vorkam wie Urlaub von dem ganzen "Maria 2.0"-Gedöns. Die in der katholischen Kirche derzeit etwas überbordende Klerikalismusdebatte sieht man übrigens auch in einem ganz anderen Licht, wenn man erlebt, wie russischstämmige Senioren einem Priester, der dem Alter nach ihr Sohn sein könnte, im Vorbeigehen die Hand küssen. 





Wie dem auch sei: Zurück zur #BenOp und der Frage nach der Resonanz, die sie im deutschsprachigen Raum findet. Mir liegen zwar keine präzisen aktuellen Verkaufszahlen vor, aber die Gesamtzahl der bislang verkauften Exemplare der deutschsprachigen Ausgabe dürfte auf jeden Fall im mittleren vierstelligen Bereich liegen, und das ist ja schon mal nicht schlecht. Was aber noch wichtiger ist als die reinen Verkaufszahlen, ist, wie Vater Alexej es formulierte: 

"Jedes verkaufte Buch ist ein potentieller Kleingarten." 

Mein Lieblingssatz des Abends. Der Mann hat's einfach kapiert

Aus dem Publikum wurde mir übrigens - wie auch im Video zu hören ist - zugetragen, dass in der Bibliothek einer ungenannten theologischen Hochschule die #BenOp das am meisten ausgeliehene bzw. zur Ausleihe vorgemerkte Buch ist, abgesehen von solchen, die zur Pflichtlektüre für bestimmte Lehrveranstaltungen gehören.

Zum Abschluss der "Nacht der offenen Kirchen" wurde ein Vespergottesdienst gefeiert, und anschließend ging ich noch mit Vater Alexej einen Happen Essen und Bier trinken; dabei unterhielten wir ganz hervorragend. Am folgenden Vormittag und Mittag, während ich mich erst noch ein wenig in Krefeld umsah und mich dann mit einem alten Freund traf, fand daheim in Berlin die erste von meiner Liebsten organisierte und geleitete "Krabbelbrunch"-Veranstaltung in unserer Pfarrei statt. 

Geheimwaffe Straßenmalkreide 
Schade, dass ich nicht dabei sein konnte, aber der nächste Krabbelbrunch kommt bestimmt (nämlich am 15. Juni), und wie meine Liebste mir berichtete, war die Premiere ein voller Erfolg. Bei der Teilnehmerzahl ist zwar durchaus noch Luft nach oben, aber hey, der Anfang ist gemacht, allen, die da waren, hat es ausgesprochen gut gefallen, und das spricht sich ja auch rum. Ich bin jedenfalls optimistisch für die Zukunft dieses Projekts. 

Aus Datenschutzgründen sind auf diesen Bildern keine Kinder zu sehen, ich kann aber versichern, dass welche da waren. 



Die zentralen Elemente des Veranstaltungsformats "Krabbelbrunch" - die Spielecke für Kinder im Alter von ca. sechs Monaten bis drei Jahren und das leckere Büffet - gibt es überdies auch beim "Büchertreff", und der findet schon am kommenden Sonntag wieder statt, im Anschluss an die 09:30-Uhr-Messe in Herz Jesu Tegel. Und auch da werde ich einen kleinen Impulsvortrag zur #BenOp halten, womit sich thematisch also der Kreis schließt. Herzliche Einladung also an alle Leser, die sich in erreichbarer Nähe aufhalten!




Montag, 20. Mai 2019

Kaffee & Laudes - Die Wochenvorschau (5. Woche der Osterzeit)

Was bisher geschah: Am Montag Vormittag, wenige Stunden nach der Veröffentlichung der vorigen "Kaffee & Laudes"-Folge, erhielt ich tatsächlich eine Antwort vom Direktor der Katholischen Akademie auf meine Mail, und diese Antwort war im Tonfall sogar ziemlich nett -- was nichts daran änderte, dass ich beim Akademieabend "Europas Zukunft - Bietet Benedikt ein Narrativ?" nicht aufs Podium eingeladen wurde. Vielleicht hätte ich ruhig trotzdem zu der Veranstaltung gehen sollen, schon allein, damit es nicht so aussieht, als würde ich schmollen. Aber mit Blick darauf, was im Laufe der Woche noch so alles anstand, entschied ich mich doch lieber für einen ruhigen Abend bei Frau und Kind. 

Am Dienstag hatte ich vormittags erneut etwas im Pfarrbüro zu besprechen, und direkt im Anschluss daran traf ich auf eine Frau aus der Gemeinde, die drei oder vier große Tragetaschen voller Bücher an das Büchereiprojekt spenden wollte. Bei späterer Durchsicht ergab sich ein recht gemischtes Bild, aber einige echte Schätze (z.B. von Guardini, Pieper, Werfel, Bernanos, Claudel und Mauriac) waren dabei. Am Mittwoch unternahm ich, da das Wetter besser war als vorhergesagt, mit meiner Tochter spontan einen erneuten Ausflug zum Tegeler Fließ; diesmal hatten wir Glück und konnten eine Herde von acht Wasserbüffeln an der Tränke beobachten. Am Donnerstag hätte ich, wie erwähnt, zu einer Podiumsdiskussion ins Bernhard-Lichtenberg-Haus gehen können, zog es aber doch vor, mich (endlich mal wieder!) mit meiner lieben Freundin Kati zu treffen -- der "besten Kati von allen", die langjährige Leser meines Blogs noch aus früheren Artikeln kennen werden. Das war schön. 

Am Freitag ging's dann ab nach Krefeld, wo ich im Rahmen der "Nacht der offenen Kirchen" in der russisch-orthodoxen Kirche der Hl. Großmärtyrerin Barbara einen Vortrag über die #BenOp halten durfte. Das ist eigentlich einen eigenständigen Artikel wert, vorausgesetzt, ich komme im Laufe der Woche mal dazu; gleiches gilt für den ersten "Krabbel-Brunch" in unserer Wohnortgemeinde, der am Samstag stattfand und bei dem ich leider nicht persönlich anwesend sein konnte, da ich noch in Krefeld war. Ich hatte dort zum Mittagessen eine Verabredung mit einem alten und sehr guten Schulfreund, den ich seit fast fünf Jahren nicht gesehen hatte. Am Sonntag schlief die ganze Familie erst mal aus und vermied so den allmonatlichen "Familiengottesdienst", um stattdessen in die Abendmesse zu gehen; aber dazwischen, nämlich um die Mittagszeit, hatte ich noch einen weiteren Vortrag über die #BenOp zu absolvieren -- in einem Steakhouse, beim Essen, vor einem Publikum aus sechs Mitgliedern einer katholischen Studentenverbindung. Alle in Jackett und Schlips, ich kam mir reichlich underdressed vor. Aber so geht Punkpastoral... 



Was ansteht: Für heute Abend ist ein konspiratives Treffen einiger aktiver Gemeindemitglieder geplant, ich nehme an, es soll um die Vorbereitung des Patronatsfests gehen. Der aufgrund eines Missverständnisses schon für vorige Woche angekündigte Besuch einer befreundeten Mitbloggerin soll nun diese Woche von Dienstag auf Mittwoch erfolgen; außerdem ist mein Schwager anlässlich einer Fortbildung in der Stadt, da ist ebenfalls ein Treffen angedacht, wahrscheinlich am Donnerstag. Und dann steht erneut ein sehr intensives Wochenende bevor. Einerseits ist von Samstag auf Sonntag "Langer Tag der Stadtnatur", und eigentlich wäre es sehr schön, da (wie im letzten Jahr) die eine oder andere Veranstaltung zu besuchen; es ist aber fraglich, ob dafür überhaupt Zeit bleibt. Am Samstag findet nämlich in der Kirche St. Marien in Alt-Reinickendorf die Firmung für den gesamten Pastoralverbund Reinickendorf-Süd statt, und eine andere Pfarrei des Verbunds, St. Rita, feiert Patronatsfest; am Sonntag steht der dritte "Offene Büchertreff" an, bei dem ich diesmal - Überraschung! - etwas über die #BenOp erzählen darf, und danach, also am Sonntagnachmittag, bin ich mitsamt Frau und Kind zum Geburtstsgspicknick einer lieben Freundin eingeladen. Zwischendurch darf ich noch einen Feuilletonartikel für die Tagespost fertig schreiben und ein paar organisatorische Vorarbeiten für das öffentliche Beten der Pfingstnovene in unserer Kirche erledigen. Langweilig wird es also sicherlich nicht. 


aktuelle Lektüre: Auf der Zugfahrt nach Krefeld und zurück bin ich endlich mal mit Bernhard Meusers "Christsein für Einsteiger" weitergekommen und kann es nur wärmstens empfehlen. Das vorige Woche aus der im Aufbau befindlichen Pfarrbücherei konfiszierte Buch "Naomi und Ely" habe ich derweil zu rund einem Viertel durch und tendiere stark zu der Ansicht, dass es für die Jugendbuchabteilung einer Pfarrbücherei nicht geeignet ist -- aber gleichzeitig gefällt es mir persönlich ziemlich gut, also wird es vermutlich darauf hinauslaufen, dass ich es privat behalte und in meine sprichwörtliche Klobibliothek einreihe. -- Die ebenfalls vorige Woche schon erwähnte Biographie über Chiara Corbella Petrillo habe ich dagegen bisher nur durchgeblättert und habe dabei den vagen Verdacht geschöpft, dass das Buch aus dem Dunstkreis von Medjugorje-Anhängern stammt, was mich - wie ich auch auf die Gefahr hin zugeben muss, mich bei einem Teil meiner Leserschaft unbeliebt zu machen - skeptisch stimmt. Im Bildteil des Buches kann man Chiara Corbella Petrillo übrigens im Bikini bewundern, was für eine mögliche zukünftige Heilige wohl eher ungewöhnlich ist. 


Linktipps:
Na sowas: Letzte Woche habe ich einen Artikel von häretisch.de empfohlen und jetzt einen aus dem kaum weniger berüchtigten National Catholic Reporter (alias "The Fishwrap"). Aber nun gut, der Catholic Worker-Bewegung (die, wie man so hört, heute auch längst nicht mehr so strenggläubig katholisch sein soll wie in ihrer Anfangszeit) fühlt man sich bei diesem Blatt wohl aus ideologischen Gründen verbunden, und da darf dann auch ein Artikel zum 70. Todestag von CW-Mitbegründer Peter Maurin (1877-1949) nicht fehlen. Übrigens verfasst von einer jungen Frau, die selbst, bevor sie als Praktikantin beim NCR anfing, zwei Jahre lang in einer Catholic Worker-Hilfseinrichtung für Immigranten und Asylsuchende gearbeitet hatte. Aber das nur am Rande. Im Zentrum des Artikels steht - die Überschrift verrät es schon - Maurins Vision christlicher Farmkommunen, nicht nur als ein Mittel zur Bekämpfung urbaner Armut, sondern auch als ein Weg zur spirituellen Gesundung des modernen Menschen. Kein Wunder, dass mich das anspricht. Gardening4Jesus und so. Der Artikel stellt einige Farmprojekte in Wisconsin, Iowa, Kalifornien und Australien vor, die danach streben, Maurins Visionen zu verwirklichen. (Nicht unerwähnt lassen möchte ich, dass ein ähnliches Farmprojekt - in Pennsylvania - im Oktober 2018 in einem Gastbeitrag auf Rod Drehers American Conservative-Blog vorgestellt wurde. So viel mal als Einwand gegen allzu simples politisch-ideologisches Lagerdenken.)

Vor ein paar Wochen habe ich schon mal einen Artikel des Theologiestudenten und Ex-Seminaristen Monaco empfohlen; da ging es um liturgischen Missbrauch, hier nun um Abtreibung. Der ursprüngliche Anlass für den Artikel war die Verabschiedung des "Reproductive Health Act" im Staat New York Ende Januar, durch den das ohnehin schon sehr liberale Abtreibungsrecht dieses Bundesstaates noch erweitert wurde; aber jetzt, angesichts eines Backlashs in Form restriktiver Abtreibungsgesetze in Georgia, Alabama und Mississippi, tauchte er erneut in den Sozialen Netzwerken auf. Man sollte Zeit und Geduld aufbringen, um Monacos Ausführungen zu lesen (und das muss ausgerechnet ich sagen!): Er schlägt einen großen Bogen von rituellen Kinderopfern in biblischer Zeit über aktuelle politische Konstellationen in Hinblick auf die Abtreibungsfrage bis hin zu einer grundsätzlichen Problematisierung des gängigen gesellschaftlichen Fortschrittsbegriffs und der Neigung des (post-)modernen Menschen zum Narzissmus. Die am Kopf des Artikels angegebene Lesedauer  von 16 Minuten ist optimistisch geschätzt. Aber es lohnt sich. 


Heilige der Woche:

Heute, Montag, 20. Mai: Hl. Bernhardin von Siena (1380-1444), Ordenspriester und Wanderprediger, bedeutender Vertreter der franziskanischen Reformbewegung der "Observanten". 

Dienstag, 21. Mai: Hl. Hermann Joseph von Steinfeld (ca. 1150- ca. 1241), Priester im Prämonstratenserorden, Mystiker. Gilt als "Apfelheiliger", weil er als Knabe dem Jesuskind einer Marienstatue einen Apfel geschenkt haben soll. Sel. Franz Jägerstätter (1907-1943), Märtyrer des Widerstands gegen den Nationalsozialismus, hingerichtet wegen Wehrdienstverweigerung aus religiös motivierten Gewissensgründen. 

Samstag, 25. Mai: Hl. Beda Venerabilis (ca. 672-735), angelsächsischer Benediktiner, Kirchenlehrer. Gilt als einer der bedeutendsten Gelehrten des frühen Mittelalters. Hl. Papst Gregor VII. (ca. 1030-1085), Papst ab 1073, bedeutender Kirchenreformer. Starb in der Verbannung. Hl. Maria Magdalena Pazzi (1566-1607), Karmelitin, Mystikerin, Schutzpatronin von Florenz und Neapel. 


Aus dem Stundenbuch:

Das Wort ist dir nahe, es ist in deinem Mund und in deinem Herzen. (Römer 10,8)



Donnerstag, 16. Mai 2019

Was geht Gott mein Sexualleben an?

In meinem immer noch nicht abgeschlossenen Bemühen, mich durch das nachsynodale Schreiben "Christus vivit" durchzubeißen, bin ich unlängst auf die folgende Passage gestoßen:
"81. Junge Menschen erkennen, dass der Körper und die Sexualität für ihr Leben und für die Entwicklung ihrer Identität wesentlich sind. In einer Welt, die die Sexualität übermäßig betont, ist es jedoch schwierig, eine positive Beziehung zum eigenen Körper zu wahren und die affektiven Beziehungen ausgeglichen zu leben. Wegen dieser und anderer Ursachen ist die Sexualmoral oft »Grund für Unverständnis und Entfernung von der Kirche, da sie als Raum des Urteils und der Strafe empfunden wird«."
Nun könnte man sagen, das sei ein klassischer Franziskus: so formuliert, dass da jeder das hineininterpretieren kann, was er gerne darin lesen möchte, und bei Bedarf auch das Gegenteil. Aber was für jeden gilt, gilt natürlich per definitionem auch für mich, und deshalb sage ich: Irgendwie stimmt das ja

Allzu lange bin ich ja noch nicht aus dem Altersspektrum raus, innerhalb dessen man im kirchlichen Kontext noch als "jugendlich" gilt. (So gesehen - aber das jetzt wirklich nur am Rande - ist das Engagement in der örtlichen Pfarrgemeinde wirklich ein Jungbrunnen, denn da wird man auch mit über 40 noch als "jung" betrachtet und angesprochen.) Zudem ist es ja auch durchaus nicht so, als würden die inneren und äußeren Konflikte, mit denen "junge Menschen" im Zusammenhang mit ihrer Sexualität zu kämpfen haben, sich mit vollendetem 30. Lebensjahr schlagartig in Luft auflösen. Was ich damit sagen will: Ich habe mit den im zitierten Abschnitt angesprochenen Problemen - sowohl mit der "Welt, die die Sexualität übermäßig betont", als auch mit der Sexualmoral als "Grund für Unverständnis und Entfernung von der Kirche" - durchaus so meine eigenen Erfahrungen gemacht, und die liegen noch nicht so lange zurück, dass ich mich nicht deutlich an sie erinnern könnte. 

Bildquelle: Pixabay 

Sehr deutlich wiedererkannt habe ich mich in einer Passage von Rod Drehers Buch "Crunchy Cons", in der der Autor bekennt, er habe "einige Jahre lang vergeblich versucht, einen Deal mit Gott auszuhandeln":
"Ich erklärte mich bereit, mich Ihm in jedem Bereich meines Lebens zu unterwerfen außer in meinem Sexualleben. Und jung und dumm wie ich war, wunderte ich mich, dass bei diesem Deal nichts herauskam." 
Tja, so ging's mir auch mal. Man sehe es mir bitte nach, wenn ich hier nicht näher ins Detail gehe. Einige meiner Leser werden vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht haben. -- Nun kann man sich natürlich fragen (und ich bin überzeugt, dass viele Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind, genau dies tatsächlich tun): Wieso sollte Gott sich überhaupt um mein Sexualleben kümmern? Hat Er nichts Wichtigeres zu tun? Nun, das wiederum erinnert mich an eine Passage aus dem Buch "Ein Außerirdischer im Kirchenschiff" von Adrian Plass. Darin bittet ein überforderter, desillusionierter, spirituell ausgebrannter Pfarrer Gott um Beistand und Hilfe, und Gott antwortet -- aber nicht in Gestalt einer großen mystischen Vision, sondern mit einer Reihe von praktischen Tipps zur effizienteren Bewältigung des Alltags. Dazu gehört auch die Ermahnung an den Pfarrer, etwas gegen sein Übergewicht zu unternehmen: Er könne nicht erwarten, dass sein Geist einwandfrei funktioniere, wenn sein Körper in schlechter Verfassung sei. "Ich habe die Ausrüstung gebaut", betont Er. "Ich kenne mich damit aus."  

Man könnte sagen, was der christliche Humorist Plass hier abliefert, ist "Theologie des Leibes" in a nutshell: Der Körper ist ein integraler Bestandteil der menschlichen Person und nicht etwas Äußerliches und Vernachlässigenswertes; alles, was wir mit unserem Körper tun, hat unweigerlich Auswirkungen auf unseren Geist -- und auf unsere Seele. Und für den Bereich der Sexualität gilt das in besonderem Maße und auf besondere Weise. "Liberale" Christen argumentieren gern, Gott habe den Menschen schließlich als sexuelles Wesen geschaffen, folglich müsse die menschliche Sexualität gut sein. Diese Aussage ist zunächst einmal richtig; sie jedoch zur Begründung bzw. Rechtfertigung einer "befreiten" Sexualität heranzuziehen, ist aus mehreren Gründen argumentativ kurzschlüssig. Fangen wir mal ganz simpel an: "Gott sah, dass es gut war" ist geradezu der Refrain des biblischen Schöpfungsberichts. Alles, was Gott geschaffen hat, ist ursprünglich gut, und das kann auch gar nicht anders sein, da Er selbst der Inbegriff des Guten ist. Trotzdem würde wohl kaum ein Mensch ernsthaft behaupten, es gäbe auf der Welt nichts Schlechtes oder Böses. Wie kann es nun sein, dass etwas von Gott gut Geschaffenes schlecht oder böse wird? Die theologische Antwort darauf lautet: Das passiert durch die Sünde. Das ist heutzutage, zumindest wenn es nicht um Ernährungs- oder Umweltsünden geht, ein unpopulärer Begriff, aber wir können es auch so erklären: Alle Dinge, die Gott gut geschaffen hat, sind nur insoweit und so lange gut, wie sie im Einklang mit dem Willen des Schöpfers stehen. Ein Toaster ist dazu geschaffen worden, Brot zu toasten, man kann ihn aber auch jemandem in die Badewanne werfen, um diesen Jemand durch einen Stromschlag zu töten; das ist dann böse. Die Dinge, die Gott geschaffen hat, auf eine Weise zu benutzen, die Seinem Willen widerspricht, ist exakt das, was das Christentum Sünde nennt. 

In der "Benedikt-Option" (S. 309f., in der Paperback-Ausgabe S. 321f.) schreibt Freund Rod:
"Wenn Sex an die Bestimmungen Gottes gebunden bleibt, vereint er einen Mann und eine Frau körperlich und spirituell, und aus dieser fruchtbaren Verbindung kann neues Leben entstehen: eine Familie. 
Wenn wir mit Sex jedoch in ungeordneter Weise umgehen, kann er zu einer der zerstörerischsten Gewalten auf Erden werden. Man schaue sich nur das Leid von Kindern an, die ohne Väter aufwachsen; die Plage der Pornographie, die die Vorstellungskraft von Millionen verdirbt; die durch Untreue und Missbrauch zerbrochenen Familien; und so weiter. 
Für Christen gibt es nur eine richtige Art und Weise, von dem Geschenk des Sex Gebrauch zu machen: innerhalb der Ehe zwischen einem Mann und einer Frau. Aus Sicht der modernen Welt ist das eine Irrlehre und eine harte Rede, die Herzen, Freundschaften, Familien und sogar Kirchen zerbrochen hat. Keine zentrale Lehre des Christentums ist heute unpopulärer als diese – und zugleich gibt es vielleicht keine, die zu befolgen heute wichtiger wäre." 
Eine harte Rede in der Tat; weshalb ja auch so gern in Zweifel gezogen wird, ob diese Lehre wirklich von Gott stammt. ("Hat Gott wirklich gesagt...?" war ja schon die opening line der Schlange im Paradies.) Ich habe es schon verschiedentlich erlebt, dass in Diskussionen (nicht nur über das Thema Sex, aber da verlaufen die Diskussionen aus wohl begreiflichen Gründen oft besonders emotional) einigermaßen indigniert gefragt wurde, wie man sich denn erdreisten könne zu behaupten, den Willen Gottes zu kennen. Ich bin da immer versucht zu fragen: Wenn du nicht der Meinung bist, dass man den Willen Gottes erkennen kann, wozu bist du dann überhaupt in der Kirche? Das ist nicht nur polemisch gemeint. Mir leuchtet tatsächlich nicht ein, wo in der Vorstellungswelt derer, die die Lehren der Kirche prinzipiell als menschengemacht und darum verhandelbar betrachten, eigentlich Platz für Gott bleibt. Wie Freund Rod in "Crunchy Cons" schreibt: "Eine Religion, in der man seine eigenen Bedingungen festlegen kann, läuft auf Selbstanbetung hinaus."

Genau deshalb erscheint mir auch die in jüngster Zeit mal wieder sehr laut werdende Anmutung, die Kirche könne, solle oder müsse ihre Lehre "an die Lebenswirklichkeit der Menschen anpassen", so aberwitzig. Wenn "ZdK"-Präsident Thomas Sternberg in einer Ansprache auf der Vollversammlung seines Vereins "unter großem Applaus" erklärt, die "kirchliche Sexualmoral habe sich seit fünfzig Jahren so weit von der Lebenswirklichkeit der Menschen entfernt, dass sie kaum noch auf Akzeptanz stoße", dann ist zunächst einmal festzustellen, dass diese Formulierung den Karren vors Pferd spannt: Natürlich ist es genau umgekehrt, die Lebenswirklichkeit ist es, die sich von der kirchlichen Lehre entfernt hat, aber das zuzugeben, käme wohl dem Eingeständnis gefährlich nahe, dass es dann wohl auch die Lebenswirklichkeit ist, mit der etwas nicht stimmt. Das war übrigens schon immer so. "[E]in goldenes Zeitalter, in dem alle Christen dem Ideal einer geordneten Sexualität gerecht geworden wären, hat es nie gegeben", heißt es zu Recht in der #BenOp (S. 318 resp. 330). Der entscheidende Unterschied ist nicht, dass die Leute heute mehr sexuelle Sünden begehen als früher™, sondern dass zunehmend auch innerhalb der Kirche bestritten wird, dass es sich überhaupt um Sünden handelt

"Es ist unschwer einzusehen, dass die säkulare Welt die Gründe für die christliche Einstellung zum Sex nicht versteht", meint Rod Dreher: "Viele Christen verstehen sie ebenso wenig. Seit Generationen hat die Kirche es weitgehend kampflos zugelassen, dass die säkulare Kultur die Jugendlichen in ihrem Sinne katechisiert hat" (#BenOp S. 310 resp. 322). Ähnlich urteilt Bloggerkollege Peter Winnemöller in einer Erwiderung auf Sternbergs Ansprache: "Redet man zu jüngeren oder auch zu erwachsenen Katholiken darüber, so schauen sie einen an, als sei man von einem anderen Stern. Weder im Religionsunterricht noch in der Katechese und erst recht nicht in der sonntäglichen Predigt erfahren die Katholiken, was die Kirche in Fragen der Sexualität lehrt." Vor diesem Hintergrund wirkt Sternbergs Anregung, "[v]ielleicht sollte das Lehramt zu diesen Fragen einfach eine Zeit lang schweigen", schlichtweg bizarr: "Das Problem ist nicht, dass die Kirche, vertreten durch Episkopat, Klerus, Katecheten und Religionslehrer in der Vergangenheit zu viel über Sexualmoral gesprochen hätten", betont Peter Winnemöller. "Das Gegenteil ist der Fall." Zu derselben Einschätzung kommt Rod Dreher: 
"Ich gehe seit über zwanzig Jahren regelmäßig zur Kirche und habe Gottesdienste in einer Vielzahl katholischer und orthodoxer Gemeinden im ganzen Land besucht. Eine Predigt, die mit einer gewissen Tiefe auf die Lehren des Christentums über die menschliche Person und über die rechte Ordnung der Sexualität eingeht, habe ich noch nie gehört. Und übrigens habe ich in all den Jahren überhaupt nur eine Predigt gehört, in der der Priester sich zur christlichen Lehre über Sexualität bekannt hat. 
Allzu viele Geistliche scheuen sich, über Sex zu sprechen. Das müssen sie überwinden. Es ist schwer genug, in dieser über-erotisierten Kultur ein keusches Leben zu führen; Seelsorger sollten es den Leuten nicht noch schwerer machen, indem sie ihnen die Lehren und die Unterstützung vorenthalten, die sie brauchen, um im Glauben treu zu bleiben. Wenn in Predigten und anderen Äußerungen von Geistlichen und Autoritäten der Kirche nie von diesen Dingen die Rede ist, wird der Eindruck vermittelt, Sex und Sexualität seien nicht wichtig und die Kirche habe nichts Bedeutendes dazu zu sagen.  
Das ist grotesk, ja sogar grausam. [...]  
[D]en meisten Katholiken meiner Generation, die ich kannte [...,] war nie die ganze Fülle der kirchlichen Lehre über Liebe und Sexualität vermittelt worden, sofern ihnen überhaupt irgendwelche Lehren über Sexualität vermittelt worden waren. Mir schien, sie alle seien von Priestern und anderen erwachsenen Katholiken geformt oder vielmehr verformt worden, denen die kirchliche Sexuallehre peinlich war und die sie deshalb herunterspielten, vielleicht auch um es zu vermeiden, die jungen Leute mit Wahrheiten zu konfrontieren, die sie problematisch finden könnten." (#BenOp S. 325f./328 resp. 337f./340) 
Nun sind wir allerdings wieder am Anfang angekommen, nämlich bei der in Christus vivit aufgegriffenen Feststellung der Jugendsynode, die Sexualmoral der Kirche sei oft "Grund für Unverständnis und Entfernung von der Kirche, da sie als Raum des Urteils und der Strafe empfunden wird". Und ich sagte ja bereits, dass ich das aus eigener Erfahrung nachvollziehen kann. Nicht nur das: Ich habe eine schwer überwindbare Neigung dazu, auf das Wort "Moral" insgesamt allergisch zu reagieren, und zwar weil ich intuitiv dazu neige, mir darunter etwas rein Konventionelles vorzustellen -- gewissermaßen den Inbegriff dessen, was sich nach Meinung streng blickender Altvorderer "gehört" zw. eben nicht. Auf einer bewussten Ebene ist mir durchaus klar, dass der Moralbegriff als solcher keine Schuld daran trägt, dass ich solche Assoziationen an ihn knüpfe, aber der Abwehrreflex ist nun mal da, und ich bin überzeugt, dass es mir nicht allein so geht. Und das macht es so schwierig, über Sexualmoral zu reden. Moral ist, sozusagen, unsexy

Nicht umsonst betont daher auch Peter Winnemöller, es dürfe nicht darum gehen, "eine miefige Atmosphäre der sexuellen Verklemmtheit aufzubauen", sondern vielmehr darum, "die Lehre der Kirche wohlbegründet und positiv darzustellen. Es geht darum klar zu machen, dass hier der Weg zu echter und gelebter Freiheit ist." Und Rod Dreher erklärt: "Die christliche Lehre über Sex und Sexualität auf eine kahle, langweilige Du-sollst-nicht-Moral zu reduzieren, ist ein Zerrbild und ein Versagen der Vorstellungskraft." (#BenOp S. 331 resp. 343). 

Das heißt: Um einen positiven Zugang zur Lehre der Kirche über Sexualität zu eröffnen, müsste man deutlich machen, dass diese Lehre nicht bloß eine Frage der Moral ist, sondern eine der Anthropologie; dass es ihr letztlich darum geht, was die Sexualität des Menschen darüber verrät, was der Mensch ist und wozu Gott ihn geschaffen hat. In dieser Hinsicht ist es ein empfindlicher, wenn auch leider nur allzu bezeichnender Mangel, dass gerade in Deutschland die "Theologie des Leibes" des Hl. Johannes Paul II. noch kaum rezipiert worden ist. Da gäbe es eine Menge aufzuarbeiten. Daneben - und angesichts einer Kultur, die persönlichem Empfinden und Erleben tendenziell höhere Relevanz einräumt als rationalen Argumenten, vielleicht sogar vor allem - braucht es aber auch das Zeugnis von Menschen, die buchstäblich am eigenen Leibe die Erfahrung gemacht haben, dass ein Sexualleben im Einklang mit dem, was die Kirche als Willen Gottes erkannt hat und lehrt, weitaus erfüllender und beglückender ist als alles, was die säkulare Gesellschaft uns als "sexuelle Befreiung" verkaufen will. 

Ich selbst habe diese Erfahrung jedenfalls gemacht.



Montag, 13. Mai 2019

Kaffee & Laudes - Die Wochenvorschau (4. Woche der Osterzeit)

Was bisher geschah: Die erste Hälfte der zurückliegenden Woche war nicht sonderlich aufregend, am Donnerstag folgte die spontane Büchersortier-Aktion, von der ich bereits berichtet habe, und am Freitag ging's dann - zusammen mit Stefan Friedrich, dem Initiator des Gesprächskreises Colloquium Catholicum - auf nach Döbeln in Mittelsachsen, wohin uns der Vorsitzende des Katholischen Arbeitskreises der CDU Sachsen, Mathias Kretschmer, eingeladen hatte, um im Pfarrsaal der katholischen St.-Johannes-Kirche über die "Benedikt-Option" zu sprechen. Die Teilnehmerzahl war zwar recht überschaubar, aber ich erntete ein überwiegend positives Feedback, nicht zuletzt auch von dem aktuellen und dem emeritierten Döbelner Pfarrer. Lediglich ein Teilnehmer äußerte vehement Unzufriedenheit mit der Veranstaltung und verließ sie mittendrin, aber ich bin nicht richtig dahinter gekommen, was er eigentlich zu bemängeln hatte; inhaltliche Kritik an den von mir vorgestellten Thesen des Buches schien es jedenfalls nicht zu sein.

Am gestrigen Sonntag war dann bei uns in der Kirche Erstkommunion; das war weniger schlimm als man hätte erwarten können -- was wohl zu einem nicht unwesentlichen Teil damit zusammenhing, dass es nur fünf Erstkommunionkinder gab, von denen zudem einige aus polnisch- und italienischstämmigen Familien kamen. Anders als in den letzten Jahren war die Kirche folglich nicht mit am sakralen Charakter der Veranstaltung ostentativ desinteressierten Verwandten überfüllt. Indes frage ich mich, ob man die Gestaltungselemente des Typs "anspruchslose Unterhaltung für Kirchenferne" angesichts dieses Umstands nicht noch weiter hätte zurückschrauben können. 



Was ansteht: Heute Abend findet in der Katholischen Akademie in Berlin ein "Akademieabend" (bestehend aus Vortrag und Podiumsdiskussion) zum Thema "Europas Zukunft - Bietet Benedikt ein Narrativ?" statt. Mit dem im Veranstaltungstitel genannten Benedikt ist tatsächlich der Hl. Benedikt von Nursia gemeint. Ich habe eine Einladung zu dieser Veranstaltung erhalten - als Zuschauer, nicht etwa eine Einladung aufs Podium. Finde den Fehler. Habe dem Akademiedirektor postwendend geantwortet: 
"Sehr geehrter Herr Dr. Hake,
herzlichen Dank für die Einladung zum Akademieabend 'Europas Zukunft - Bietet Benedikt ein Narrativ?'. Angesichts des Themas der Veranstaltung fände ich es eigentlich sinnvoll und angemessen, wenn Sie mir - als Übersetzer des international viel diskutierten Buches "Die Benedikt-Option" von Rod Dreher - einen Platz auf dem Podium einräumen würden. In diesem Fall komme ich gern.
Beste Grüße" -- 
weil, so ja nun mal nicht. Dass ich auf diese Mail bis zur Stunde keine Antwort erhalten habe, war wohl kaum anders zu erwarten. Ich bin noch unschlüssig, ob ich trotzdem hingehe. -- Von Dienstag auf Mittwoch bekommen meine Liebste und ich Besuch von einer lieben Freundin und erzdunkelkatholischen Bloggerkollegin; okay, in erster Linie hat sie beruflich in Berlin zu tun und bräuchte eine Übernachtungsgelegenheit, aber wir freuen uns trotzdem. Am Donnerstag lädt dann die Partei "Bündnis C" zu einer Podiumsdiskussion ins Bernhard-Lichtenberg-Haus ein; Thema dort: "Die Chance christlicher Erneuerung in Politik und Gesellschaft". Klingt durchaus auch nach einer Veranstaltung, die man mit ein paar #BenOp-Thesen zünftig aufmischen könnte. Vielleicht bleibe ich aber doch lieber zu Hause, denn tags darauf reise ich nach Krefeld, wo ich im Rahmen der dortigen "Nacht der offenen Kirchen" bei der Russisch-Orthodoxen Gemeinde zu Gast sein und einen Vortrag zum Thema "Christen als kreative Minderheit" halten werde. Schade ist, dass ich dadurch den ersten von meiner Liebsten geleiteten Krabbel-Brunch verpasse, der am Samstagvormittag stattfindet; aber ich bin optimistisch, dass es eine schöne Veranstaltung wird. Nächsten Monat bin ich dann dabei. Für Sonntag ist geplant, dass ich mich zum Mittagessen mit einer Gruppe katholischer Studenten treffe, denen ich etwas über die #BenOp erzählen soll.  Ganz schön viel Action für eine Woche also; da kann man wohl mal die eine oder andere Podiumsdiskussion sausen lassen.


aktuelle Lektüre: 

Meine bereits in den vergangenen Wochen erwähnten Lektürevorhaben werden sich wohl noch ein bisschen hinziehen, denn es gibt frischen Lesestoff. Zu nennen sind vor allem die folgenden zwei Bücher: 
Ein Jugendbuch über eine 17jährige College-Studentin in New York, die in ihren schwulen besten Freund verliebt ist. Warum lese ich das? Weil es mir bei der spontanen Buchsortieraktion am letzten Donnerstag in die Hände gefallen ist, d.h. es hatte mittels einer nicht durch meine Hände gegangenen Bücherspende seinen Weg ins Bücherregal im Pfarrsaal gefunden. Und jetzt lese ich es, um mir ein qualifiziertes Urteil darüber bilden zu können, ob es für eine Pfarrbibliothek... angemessen ist. Man könnte denken, meine obige Kurz-Inhaltsangabe beantworte das bereits zur Genüge, aber das Problem ist: Ich mag das Buch irgendwie. Eine Broschüre der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung "über den Umgang mit Liebe, Sexualität, Verhütung und Schwangerschaft", die ich ebenfalls im Büchereiregal entdeckt habe, habe ich hingegen entsorgt.

Biographie einer 2012 im Alter von 28 Jahren an Krebs verstorbenen Italienerin, deren Seligsprechungsprozess im Jahr 2018 eröffnet wurde. Der Franz, bei dem ich während der MEHR 2017 zu Gast war, hat mir das Buch geschickt, da er meinte, es könnte mich interessieren. Ich habe allerdings noch nicht angefangen, es zu lesen. 


Linktipps: 
Nanu, was ist denn hier los? Empfehle ich etwa ernsthaft einen Beitrag der "Propaganda-Postille der Kryptoschismatiker" (denen man obendrein das Präfix "Krypto-" allmählich mal aberkennen müsste)? Und auch noch von einem Verfasser, den ich bekanntermaßen nicht leiden kann? (Dass er mich auf Twitter blockiert hat, nehme ich ihm nicht übel; dafür habe ich Verständnis, denn zuvor hatte ich die Frage in den Raum gestellt, ob er womöglich ein Satireaccount sei -- "Renate Bergmann als junger, unkonventioneller Mönch". Das war nicht nett. Aber natürlich hatte es Gründe, dass ich diese Frage stellte.) Ich empfehle diesen Beitrag auch nicht, weil er so gut wäre; richtig schlecht ist er allerdings auch nicht, jedenfalls längst nicht so schlecht, wie man hätte erwarten können. Nein, ich empfehle ihn deshalb, weil er - z.T. sicher unabsichtlich bzw. sogar gegen seine explizite Absicht - ein bezeichnendes Licht auf das Problematische der gängigen Erstkommunionpraxis wirft, und darüber hinaus ganz allgemein auf das Scheitern der Strategie der Kirche, sich der breiten Öffentlichkeit gegenüber als möglichst offen und inklusiv darzustellen. -- Worum geht's? Micky Beisenherz (laut häretisch.de ein "bekannter TV-Moderator"; das ist gut zu wissen, ich hätte gedacht, der Mann ist hauptberuflicher Twitterer -- sowas gibt es ja) hatte in den Sozialen Medien mit einem polemischen Beitrag über den Besuch eines Erstkommuniongottesdienstes für Furore gesorgt, und Pater Maurus versucht sich nun an einer von seelsorgerischer Milde geprägten Erwiderung. Ausgesprochen gut gemeint, kommt für mein Empfinden allerdings etwas zu defensiv rüber, fast entschuldigend -- nach dem Motto "Wir Katholiken sind halt so beschränkt, dass wir tatsächlich an die Realpräsenz Jesu Christi in der Eucharistie glauben; sei doch bitte so nett und nimm ein bisschen Rücksicht darauf". Aber der Punkt ist ja gar nicht, dass ein Micky Beisenherz das, was Pater Maurus ihm so geduldig zu erklären versucht, nicht wüsste; es ist ihm vielmehr einfach egal. Und trotzdem erhebt er den Anspruch, die Kirche habe ihm gefälligst das zu geben, was er von ihr will, selbst wenn er es nur aus einer Laune heraus will. Der Beifall, der ihm für seine Äußerung zuteil wurde, lässt Rückschlüsse darauf zu, wie verbreitet eine solche Haltung gegenüber der Kirche ist; man erinnere sich auch an eine vergleichbare Äußerung Eckart von Hirschhausens beim Katholikentag 2018 in Münster. Das eigentliche Problem ist, dass es einer Kirche, die partout "everybody's darling" sein will, schlicht an einem Instrumentarium fehlt, sich solcher Zumutungen zu erwehren.

Ein im weitesten Sinne irgendwie verwandtes Thema. Die wundervolle Leah Libresco widmet sich einer komplexen Herausforderung der #BenOp: nämlich der Herausforderung, eine intensive Gemeinschaft von Gläubigen aufzubauen, die dennoch offen für den Kontakt mit nicht- oder weniger gläubigen Menschen bleibt; oder anders ausgedrückt: wie eine solche Gemeinschaft  es vermeiden kann, elitär und sektiererisch zu werden. Der Schlüssel dazu liegt kurz gesagt darin, sich von Liebe leiten zu lassen und nicht von Furcht und Hass.


Heilige der Woche: 

Donnerstag, 16. Mai: Hl. Johannes Nepomuk  (ca. 1345-1393), Priester und Märtyrer. Ab 1389 Generalvikar des Erzbistums Prag, wurde auf Befehl des böhmischen Königs Wenzel IV. (der seit 1376 auch König des Heiligen Römischen Reiches war) in der Moldau ertränkt. Der Überlieferung zufolge war er Beichtvater der Königin und zog sich die Feindschaft des Königs dadurch zu, dass er sich diesem gegenüber weigerte, das Beichtgeheimnis zu verletzen. Wird daher als Schutzpatron der Beichtväter verehrt.

Samstag, 18. Mai: Hl. Johannes I., Papst von  523-526. Wurde vom Ostgotenkönig Theoderich, der damals Italien beherrschte, nach Konstantinopel entsandt, um im Arianismusstreit zu vermitteln. Da die Ergebnisse dieser Reise nicht zur Zufriedenheit des Arianers Theoderich ausfielen, ließ er den Papst bei dessen Rückkehr festnehmen; Johannes starb in der Haft und wird als Märtyrer verehrt.


Aus dem Stundenbuch: 

Sättige uns am Morgen mit deiner Huld! * Dann wollen wir jubeln und uns freuen all unsre Tage.
Erfreue uns so viele Tage, wie du uns gebeugt hast, * so viele Jahre, wie wir Unglück erlitten. (Psalm 90,14f.)




Donnerstag, 9. Mai 2019

Ein Büchergeschenk des Himmels

Meine Liebste hatte heute einen arbeitsfreien Tag, deshalb machten wir uns heute Vormittag - mit unserem Kind im Gepäck - auf den Weg zum Pfarrbüro, um dort ein paar Dinge im Zusammenhang mit unseren vielfältigen Aktivitäten in der Pfarrgemeinde zu besprechen. Bei der Gelegenheit wollten wir auch einige Neuanschaffungen für den in gut einer Woche erstmals stattfindenden Krabbel-Brunch in unseren Schrank im Gemeindehaus einräumen. 

Äh... unseren Schrank? Stimmt ja, das habe ich noch gar nicht erwähnt: Wir haben im Gemeindehaus unserer Pfarrei neuerdings einen Schrank für unser Zeug. Merke: Die Vorstufe zur Hausbesetzung ist die Schrankbesetzung


-- Nee, Spaß. In Wirklichkeit ist das total legal. Meiner Liebsten war vor mehreren Wochen dieser ungenutzt aussehende Wandschrank im Treppenhaus zwischen Alt- und Neubau aufgefallen, und seither hat sie jeden in der Gemeinde, der möglicherweise Ansprüche auf diesen Schrank und seinen eventuellen Inhalt anmelden könnte, dazu befragt -- von der Kolping-Ortsvorsitzenden bis zum Pfarrer. Wie sich zeigte, enthielt der Schrank lediglich ein bisschen Kaffeegeschirr, von dem niemand wusste, wem das mal gehört hat, und einen Sack Katzenstreu (ungeöffnet). Und es fanden sich noch zwei Schlüssel für den Schrank an. Also teilen wir ihn uns nun mit einer anderen Gruppe, die bisher auch noch keinen hatte. 

Jedenfalls: Während meine Liebste die neuen (bzw. gebraucht gekauften) Spielgeräte für die Krabbelgruppe in den Schrank einräumte, warf ich aus einer Laune heraus mal kurz einen Blick in den Gemeindesaal, der unser im Aufbau befindliches Büchereiprojekt beherbergt. Und siehe da, auf dem Tisch, der dem Bücherregal am nächsten stand, erwartete mich ein großer Karton voller Bücher. 


Schon auf den ersten Blick hatte ich den Eindruck, da ist ziemlich gutes Zeug dabei -- gerade auch mit Blick auf meinen persönlichen Ehrgeiz, dieses Büchereiprojekt nicht nur als einen "dritten Raum" zur Stärkung des geselligen Lebens innerhalb der Gemeinde und zur Begegnung mit Fernstehenden zu nutzen (das natürlich auch), sondern auf längere Sicht zu einer Ressource für katechetische Bildung und Jüngerschaftsschulung auszubauen. "Allmählich wird's Zeit, dass wir anfangen, Bücher, die wir nicht behalten wollen, auszusortieren, um im Regal Platz für die guten Sachen zu schaffen", sagte ich zu meiner Liebsten. Und dann fiel mir ein: Kommenden Sonntag ist in diesem Saal der Kolping-"Sonntagstreff". Die Kolping-Leute werden sich schön bedanken,  wenn sie in "ihrem" Saal (als solchen betrachten sie ihn nämlich) einen vollen Bücherkarton auf einem Tisch stehend vorfinden. Und wer weiß, wo sie den dann aus purer Bosheit hinverräumen. Und da ich von morgen früh bis übermorgen Nachmittag nicht da bin - #BenOp-Buchvorstellung in Döbeln, ich erwähnte es schon -, gab es nur eine logische Konsequenz: 
"Ich muss heute Nachmittag noch mal wiederkommen und die neuen Bücher ins Regal einsortieren." 
Was für eine glückliche Fügung, dass ich den Karton rechtzeitig entdeckt hatte! Seit Beginn des Jahres haben wir ja schon eine ganze Menge Bücherspenden für dieses Projekt entgegengenommen, sowohl aus den privaten Beständen von Gemeindemitgliedern als auch aus anderen Quellen, aber für gewöhnlich ist da ziemlich viel Reader's Digest, Bertelsmann Club und Rosamunde Pilcher dabei. Dieser Karton hingegen enthielt echte Schätze: 


Ich habe übrigens keine Ahnung, woher diese großzügige Bücherspende (insgesamt 49 Bände) stammt. Wobei, im wörtlichen Sinne stimmt das nicht ganz: Eine Ahnung habe ich durchaus,  ich weiß bloß nicht, ob sie stimmt. Am Rande der April-Veranstaltung unseres "Offenen Büchertreffs" hat unser Pfarrer ganz beiläufig erwähnt, er müsse sich demnächst mal um die Auflösung des Nachlasses eines kürzlich verstorbenen Mitbruders kümmern. Dass dies die Quelle des unerwarteten Büchersegens sein könnte, erscheint nicht zuletzt aufgrund dieser Bände plausibel: 


Eher überraschend, aber durchaus interessant erscheint mir die verhältnismäßig große Zahl von Büchern offenbar evangelikaler und/oder charismatischer Provenienz. Einige davon wird man vielleicht noch genauer unter die Lupe nehmen müssen, um zu entscheiden, ob sie dauerhaft im Bestand des Büchereiprojekts verbleiben sollen. Vielleicht kennen ja einige meiner Leser den einen oder anderen dieser Titel und können eine Einschätzung dazu abgeben, wo auf einer Skala von "ganz großartig, unbedingt behalten" über "zwiespältig, aber interessant" bis hin zu "raaah, lass bloß die Finger davon" die Bücher einzuordnen sind. 


Wie dem auch sei: Außer mit der Sichtung der Neuzugänge habe ich heute Nachmittag rund eineinhalb Stunden damit verbracht, zumindest einen Teil des bislang angesammelten Bücherbestands grob thematisch zu sortieren, bin mit dieser Aufgabe aber noch lange nicht fertig. Dass sich in den Regalen durchaus auch Bücher befinden, die ich definitiv nicht dauerhaft im Bestand behalten möchte, hatte ich ja schon mal angedeutet, aber Platz in den Regalen schaffen müssen wir wie gesagt sowieso bald mal und haben zu diesem Zweck geplant, beim Pfarrfest Ende Juni einen Bücherbasar zu veranstalten. Einige Bücher würde ich allerdings guten Gewissens nicht einmal da anbieten wollen. Bei einer kirchlichen Veranstaltung, was sollen denn die Leute von uns denken. Na, irgendeine Lösung wird sich da schon finden. Ich bin ja zum Glück nicht allein für das Projekt verantwortlich...



Montag, 6. Mai 2019

Kaffee & Laudes - Die Wochenvorschau (3. Woche der Osterzeit)

Was bisher geschah: Über meinen Vater-Tochter-Ausflug zum Tegeler Fließ auf der Suche nach Wasserbüffeln habe ich ja bereits berichtet; außerdem war ich - am Donnerstagabend - mit Frau und Kind beim "Open Buffet" des Real Junk Food Project, einer Initiative gegen Lebensmittelverschwendung. Nach dem Veranstaltungsort zu urteilen - genauer gesagt: nach den dort an den Wänden prangenden Plakaten anderer Veranstaltungen zu urteilen - scheint diese Initiative etwas eindeutiger linksradikal orientiert zu sein als etwa Foodsharing, aber die Atmosphäre war sehr freundlich und das Essen - kredenzt aus Lebensmitteln, die sonst im Abfall gelandet wären - sehr lecker. Darunter waren interessante Kreationen wie Schoko-Brownies auf Rote-Bete-Basis. Klingt komisch, aber mjam mjam. -- Der ereignisreichste Tag der zurückliegenden Woche war indes der Mittwoch, denn da hatten wir zuerst Maiandacht und anschließend "Dinner mit Gott" plus Lokalausschussitzung. -- Ich habe ja schon mal erwähnt, dass die Maiandachten (und ebenso die Kreuzwegandachten in der Fastenzeit und die Rosenkranzandachten im Oktober) im Wechsel von verschiedenen Gemeindekreisen gestaltet werden; im Wochenplan und in den Vermeldungen wird aber in der Regel nicht verraten, welcher Kreis wann an der Reihe ist, und für einige ältliche Damen aus der Gemeinde war es offenbar eine unwillkommene Überraschung, dass die erste Maiandacht dieses Jahres ausgerechnet von meiner Liebsten und mir gestaltet wurde. Das ließen sie uns zu Beginn der Andacht recht deutlich spüren. Im Ganzen fand ich die Veranstaltung trotzdem gelungen, und die anschließende Kombination aus Dinner und Lokalausschussitzung war rundum erfreulich.  


Was ansteht: Insgesamt zeichnet es sich ab, dass der Monat Mai für mich stark im Zeichen von #BenOp-Promo stehen wird, und los geht's am kommenden Freitag mit einer Buchvorstellung in der mittelsächsischen Kreisstadt Döbeln. Veranstalter sind der von Stefan Friedrich geleitete Gesprächskreis "Colloquium Catholicum", mit dem ich schon früher bei verschiedenen Gelegenheiten zusammengearbeitet habe, und der Katholische Arbeitskreis der CDU Sachsen. Ich bin mal gespannt. Die CDU und ich, das ist ja bekanntlich nicht unbedingt a match made in heaven, und auch ganz abgesehen von meiner bescheidenen Person kann ich mir gut vorstellen, dass die Thesen der "Benedikt-Option" zum Thema "antipolitische Politik" bzw. "parallele Polis" bei den sächsischen Christdemokraten durchaus kontrovers aufgenommen werden. Aber hey, das macht die Sache ja gerade interessant.

Ansonsten steht für diese Woche noch nichts besonderes auf dem Programm. Aber das kann sich natürlich noch kurzfristig ändern, und wenn nicht, ist es vielleicht auch mal ganz gut...

Am kommenden Sonntag ist bei uns in der Gemeinde (und sicherlich nicht nur dort) übrigens Erstkommunion; außerdem ist aber auch Weltgebetstag um geistliche Berufungen --- und Muttertag! 


aktuelle Lektüre: Das Lesen, jedenfalls von Büchern, ist derzeit ein trauriges Thema bei mir. Immerhin, Anja Hradetzkys "Wie ich als Cowgirl die Welt bereiste und ohne Land und Geld zur Bio-Bäuerin wurde" habe ich innerhalb einer Woche durchgelesen -- übrigens nachdem meine Frau von den ersten Kapiteln, die ich ihr vorlas, so begeistert war, dass sie mir das Buch buchstäblich vor der Nase weglas. Ich selbst fand es ebenfalls sehr gut. Darüber wird noch mehr zu sagen sein, besonders auch über die überraschend stark ausgeprägten religiösen Untertöne.

Und sonst so? Mit "Kraft der Stille" komme ich nach wie vor nur sehr schleppend voran, "Christus vivit" nervt kolossal (trotz einiger guter Passagen); Bernhard Meusers "Christsein für Einsteiger" müsste ich mal wieder zur Hand nehmen, und den "Herrn der Ringe" natürlich auch... So nebenbei, aber durchaus mit Genuss habe ich in der letzten Woche ein weiteres Fundstück meiner fortlaufenden Büchersortierbemühungen durchgelesen, die mittelalterliche Versnovelle "Meier Helmbrecht" in einer sehr gefälligen neuhochdeutschen Nachdichtung von Karl Pannier. Und dann wartet ja auch noch das Buch "Laufen. Essen. Schlafen." von Christiane Thürmer auf mich. Mal sehen...  


Linktipps:
Ein Nachruf auf den Folksänger Pete Seeger (1919-2014), ursprünglich veröffentlicht wenige Wochen nach seinem Tod; aber vergangenen Freitag war Seegers 100. Geburtstag, und das soll mir Anlass genug sein, diesen Artikel zu empfehlen. Der Journalist und Blogger Neil Clark porträtiert den Schöpfer von Liedern wie "Where Have All the Flowers Gone?", "If I Had a Hammer" und "Turn! Turn! Turn!" als Verfechter eines utopischen Sozialismus, der in letzter Instanz zutiefst konservativen Idealen verpflichtet ist und mit der von der "Neuen Linken" seit den 1960er-Jahren betriebenen radikalen "Umwertung aller Werte" (Nietzsche) herzlich wenig gemein hat. "Er war ein besserer Sozialist als die trotzkistischen Ideologen, die ihn beschuldigten, Stalinist zu sein, und ein besserer Konservativer als die McCarthy-Anhänger, die ihn verfolgten", resümiert Clark.

Herzerwärmende Reflexionen einer vierfachen Mutter über die unvergleichlich intime Bindung zwischen Mutter und Kind; darin eingebettet eine Meditation über die Gottesmutter Maria in ihrer Eigenschaft als Inbegriff von Mütterlichkeit. Übrigens dürfte der Name der Autorin über kurz oder lang auf meiner Lektüreliste auftauchen; aber dazu mehr zu gegebener Zeit.


Heilige der Woche: Der Regionalkalender für das deutsche Sprachgebiet sieht für diese Woche keine besonderen Fest- und Gedenktage vor.  


Aus dem Stundenbuch: 

Lieber an der Schwelle stehen im Haus meines Gottes * als wohnen in den Zelten der Frevler. (Psalm 84,11)