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Montag, 1. April 2019

Kaffee & Laudes - Die Wochenvorschau (4. Woche der Fastenzeit)

Was bisher geschah: Die wenig familienfreundlichen Arbeitszeiten meiner Liebsten, ein zeitweilig recht launisches Kind sowie der Umstand, dass das vorangegangene Wochenende nicht unbedingt sehr erholsam gewesen war, summierten sich zu einer ziemlich anstrengenden Woche; aber zur Belohnung ging's am Samstag zum Männereinkehrtag im Zisterzienserkloster Neuzelle, geleitet von Pater Paulus Maria Tautz von den Franziskanern der Erneuerung.  Es gab Vorträge, gemeinsame Mahlzeiten, eine Heilige Messe, Eucharistische Anbetung, die Möglichkeit, dem (gesungenen, lateinischen) Stundengebet der Mönche beizuwohnen --- und Bier. Alles gegen freiwillige Spende. Ebenfalls ganz nach meinem Geschmack war, dass es schon während des einführenden Vortrags einen Eklat gab: Ein (älterer) Teilnehmer verließ die Veranstaltung unter Protest, weil er die Ausführungen des Referenten zur unterschiedlichen Natur und unterschiedlichen Berufung von Mann und Frau "mittelalterlich" und "frauenfeindlich" fand. Diese Ausrichtung der Veranstaltung könne auch nicht im Sinne des Klosters Neuzelle sein, tobte er und drohte an, das werde "ein Nachspiel haben". Pater Paulus blieb allerdings recht unbeeindruckt. "Die Leute sind ja so verwirrt, man darf schon gar nicht mehr sagen: Eine Frau ist eine Frau und ein Mann ist ein Mann", merkte er nach der Mittagspause an. "Das ist im Prinzip schon verboten. Ich warte eigentlich die ganze Zeit darauf, dass ich abgeführt werde. Ich habe aber keine Angst. Ich habe den Kommunismus überlebt."

Ach, und übrigens: Auf der Website der Pfarrei St. Willehad Nordenham/Butjadingen/Stadland ist nach gut vier Wochen endlich das Protokoll der jüngsten Pfarreiratssitzung veröffentlicht worden. Seht es Euch selber an, Leute -- ich sag lieber nichts dazu. 


Was ansteht: Es sieht stark danach aus, dass diese Woche erneut stark im Zeichen der lokalen Basisarbeit stehen wird. Am Mittwoch lädt der Mittwochsklub ab 19 Uhr zu seinem 23. "Dinner mit Gott" ein; es wird ein fastenzeittaugliches vegetarisches Menü geben, eventuell selbstgemachte Knöpfle mit Pilzen und Frühlingszwiebeln. Da mein Hermann-Backkalender zudem vorsieht, dass ich am Vortag einen Kuchen backen muss, könnte es zudem sein, dass ich den kurzerhand als Nachtisch mitbringe. Aber damit nicht genug: Vorher, um 18 Uhr, findet in der Herz-Jesu-Kirche Berlin-Tegel eine von uns gestaltete Kreuzwegandacht statt. Wie schon letztes Jahr einmal erwähnt, ist es in unserer Gemeinde üblich, dass die verschiedenen Gemeindekreise und -gruppen (Legio Mariae, Kolping, Glaubensgesprächskreis...) an der Gestaltung von Kreuzweg-, Mai- und Rosenkranzandachten beteiligt werden; auf diese Weise hatten meine Liebste und ich im Namen des Mittwochsklubs schon voriges Jahr eine Kreuzwegandacht zusammengestellt, die die Passion Christi im Licht der "Gottesknechtlieder" aus Jesaja 42-53 und anderer prophetischer Texte aus dem Alten und Neuen Testament betrachtet; ich denke, die werden wir kurzerhand nochmals verwenden. Und am Samstag steht schon die nächste Veranstaltung in meiner Wohnortpfarrei an, nämlich die alljährliche Frühjahrsputz- und Grundstückspflegeaktion am Kirchort Herz Jesu. Im Vorfeld hatte meine Liebste dem Lokalausschuss den Vorschlag unterbreitet, diese Aktion unter dem Motto "Ora et Labora" zu einem Exerzitien-Angebot auszugestalten, aber letztlich hatten sie und ich dann doch zu viel anderes um die Ohren, um ein spezielles Programm dafür auszuarbeiten. Die Minimallösung besteht nun darin, dass der Arbeitseinsatz um 10:30 Uhr mit einem von der Ortsgruppe der Legio Mariae geleiteten Rosenkranzgebet beginnt.

Ein bisschen schade ist es, dass dieser Termin mit dem Käserei-Workshop im Baumhaus Berlin (unter dem Motto "Stolze Kühe und das Klima") kollidiert. Aber vielleicht schaffe ich es wenigstens bis 16 Uhr dorthin, denn dann stellt Anja Hradetzky dort ihr Buch "Wie ich als Cowgirl die Welt bereiste und ohne Land und Geld zur Bio-Bäuerin wurde" vor. Ansonsten muss ich mich wohl beim Verlag um ein Rezensionsexemplar bemühen. (Aber das sollte ich vielleicht ohnehin tun, unabhängig davon, ob ich es zur Lesung schaffe oder nicht.)


aktuelle Lektüre: Wie vorige Woche bereits angekündigt, habe ich Rod Drehers "Crunchy Cons"  und Johannes Hartls "Gott ungezähmt" zu Ende gelesen und mir "Gott oder nichts" (Robert Kardinal Sarah mit Nicolas Diat), "Christsein für Einsteiger" (Bernhard Meuser) und "Lifehacks für Eltern" (Asha Dornfest) vorgeknöpft. Bei "Gott oder nichts" bin ich zur Zeit beim vierten von zehn Kapiteln; die autobiographischen Passagen, besonders diejenigen über Robert Sarahs Aufwachsen in einem abgelegenen Dorf in Guinea, seinen Weg zum Priesteramt und seine Zeit als Pfarrer und Bischof unter dem diktatorischen Regime Sékou Tourés, lesen sich ausgesprochen fesselnd, aber auf einer anderen Ebene noch viel interessanter und, wenn man das so sagen kann, gewichtiger wird das Buch, sobald der Kurienkardinal seine Sicht auf Entwicklungen in der Kirche seit dem II. Vatikanischen Konzil darlegt. In diesem Zusammenhang fällt mir wieder die Buchhändlerin ein, die meinte, das Buch gelte bei ihrer Kundschaft als "grenzwertig". Ich muss sagen, ich finde es ernsthaft tragisch, dass "ganz normale", eigentlich gutwillige Katholiken, deren Glaubenssinn aber unter dem Einfluss von Priestern der sogenannten "Konzilsgeneration", linksfeministischen Gemeindereferentinnen und der Lektüre von Bistumszeitungen oder, schlimmer noch, katholisch.de verkümmert ist, jemanden wie Kardinal Sarah für einen ultrakonservativen Hardliner halten. Dass seine tiefe Frömmigkeit vielen hiesigen "Normalkatholiken" fremd ist, kann ich durchaus nachvollziehen; die Positionen, die er in diesem Buch vertritt, würde ich allerdings in der Mitte des katholischen Glaubens verorten, und wer das als extrem empfindet, müsste sich eigentlich fragen (lassen), was das über seine eigene Position verrät.

Mit Bernhard Meusers "Christsein für Einsteiger" komme ich sehr viel langsamer voran, und zwar deshalb, weil viele Stellen darin mich so stark berühren, dass ich daraufhin das Buch erst mal zuklappen und die betreffenden Abschnitte "sacken lassen" muss. Immerhin bin ich auf diese Weise mittlerweile bis S. 70 vorgedrungen,  mithin bis zum 13. der "74 Werkzeuge der geistlichen Kunst". -- Erwähnen sollte ich wohl, dass der Verfasser mir das Buch geschickt hat, weil er der Meinung war, es korrespondiere in einem gewissen Maße mit der "Benedikt-Option". Ich stimme dieser Einschätzung zu, und nicht nur, weil beide Bücher sich auf die Ordensregel des Hl. Benedikt berufen. Was mich an Meusers "Christsein für Einsteiger" besonders anspricht, ist, dass er in seinen Ausführungen zur praktischen, alltäglichen Anwendung der "74 Werkzeuge der geistlichen Kunst" ein entschieden gegenkulturelles Bild von gelebtem Christsein entwirft. Dass unsere ganze Gesellschaft zutiefst von christlichen Werten geprägt sei, gehört ja - wie altgediente "Huhn meets Ei"-Leser wissen werden - zu jenen Binsenweisheiten, die ich im dringenden Verdacht habe, in Wirklichkeit bloß Selbstbetrug zu sein, im Speziellen eine insbesondere bei "gemütskonservativen", aber lauen Christen beliebte Selbstberuhigungsstrategie. In einem oberflächlichen Sinne, und vor allem bezogen auf solche "Werte", von denen unsere Gesellschaft gern behauptet, sie hochzuhalten, mag an der Plattitüde etwas dran sein, aber wie Bernhard Meuser auf nahezu jeder Seite seines Buches aufzeigt, steht ein entschieden gelebtes Christsein in vielerlei Hinsicht in diametralem Gegensatz zu jenen Wertvorstellungen, die unsere Gesellschaft tatsächlich prägen. Man mag das bedauern, aber die #benOppige Antwort  auf diesen Umstand besteht darin, dazu zu stehen und es als eine Chance für das Christentum zu betrachten.

Und was "Lifehacks für Eltern" angeht, so ist es schlechthin unbezahlbar. Dieses Buch ist im Grunde nicht dafür gemacht, von vorn bis hinten durchgelesen und dann beiseite gelegt zu werden, sondern eher dafür, bedarfsabhängig immer mal wieder einzelne Abschnitte darin nachzuschlagen. In den letzten Monaten hat es durchaus die eine oder andere Situation gegeben, in der meine Liebste und/oder ich sehr davon hätten profitieren können, das Buch zur Hand zu nehmen. Daneben habe ich aber festgestellt, dass es noch in anderer und gänzlich unerwarteter Hinsicht eine anregende Lektüre ist -- dazu werde ich mich demnächst ausführlicher äußern. 

Linktipps:

Auf dieses fast 15 Jahre alte Dokument, für das der damalige Präfekt der Glaubenskongregation, Joseph Kardinal Ratzinger, verantwortlich zeichnet, wurde ich unlängst im Zuge einer Twitter-Debatte über die Rolle von Frauen in der Kirche aufmerksam gemacht, und zwar von der streitbaren Journalistin und Buchautorin Christiane Florin. Sie meinte, jeder Katholik und erst recht jede Katholikin müsse diesen Text kennen, denn er sei die "Grundlage" für ihr Buch "Der Weiberaufstand". Ich vermute mal, was sie damit meint, ist, dass dieses Dokument exemplarisch für das Frauenbild der katholischen Kirche sei, gegen das sie aufbegehrt. Weiterhin wirkt diese Aussage auf mich so, als meine sie damit zugleich, jeder Katholik und erst recht jede Katholikin müsse ihr Buch kennen, was für ein recht bemerkenswertes Selbstbewusstsein zu sprechen scheint; aber so oder so bin ich ihr uneingeschränkt dankbar für den Linktipp, denn ich finde dieses Schreiben der Glaubenskongregation ausgesprochen lesenswert. Im Grunde geht es darin gar nicht so sehr um die konkrete Frage der Rolle der Frau in der Kirche, sondern viel allgemeiner um die Bedeutung der Geschlechtlichkeit des Menschen im Gesamtkontext der Schöpfungsordnung. Ich habe da durchaus Berührungspunkte mit Pater Paulus' Vorträgen beim Männertag in Neuzelle festgestellt, aber das rührt vermutlich in erster Linie daher, dass diese Vorträge ebenso wie das hier angesprochene Dokument der Glaubenskongregation sehr wesentlich auf der Theologie des Leibes des Hl. Johannes Paul II. aufbauen. Das Schreiben sieht im Schöpfungsbericht und der Paradieseserzählung aus Genesis 2-3 "die Herzmitte des ursprünglichen Planes Gottes und der tiefsten Wahrheit über Mann und Frau" dargestellt, "so wie Gott sie gewollt und geschaffen hat" -- die jedoch "durch die Sünde entstellt und verdunkelt" sei. "Wenn der Mensch Gott als seinen Feind betrachtet, wird auch die Beziehung von Mann und Frau verdorben. Andererseits droht der Zugang zum Antlitz Gottes gefährdet zu werden, wenn die Beziehung von Mann und Frau entstellt wird". Daher seien zwischenmenschliche Beziehungen, insbesondere die Beziehungen zwischen den Geschlechtern, "immer gut und zugleich entstellt", nämlich einerseits "von einer ursprünglichen Güte, die Gott vom ersten Augenblick der Schöpfung an kundgetan hat", andererseits "aber auch entstellt durch die Disharmonie zwischen Gott und Mensch, die mit der Sünde gekommen ist".
Ein hartes Brett: Der Theologiestudent und ehemalige Seminarist John Monaco aus Boston vergleicht sexuellen Missbrauch durch Kleriker mit liturgischem Missbrauch, was ihm zumindest hierzulande - würden seine Äußerungen hier in größerem Ausmaß zur Kenntnis genommen - zweifellos einen heftigen Shitstorm einbringen würde. Man kann ihm im Grunde aber nicht vorwerfen, er würde den sexuellen Missbrauch relativieren oder gar verharmlosen -- zumal er, wie er erwähnt, in seiner Zeit im Priesterseminar selbst wiederholt zum Opfer sexueller Belästigung wurde. Das zentrale Argument seines Artikels findet sich bereits in der Titel-Unterzeile: "Wie kann man erwarten, dass Bischöfe und Priester die Körper der Gläubigen respektieren, wenn sie nicht einmal Respekt vor dem Leib des Herrn haben?" Eindringlich betont Monaco, massive willkürliche Verstöße gegen liturgische Vorschriften seien keine Lappalie, sondern ein "Missbrauch des Leibes Christi, der Kirche, und der heiligen Mysterien, die die Kirche feiert". Die Heilige Messe, die "eine intime Begegnung mit dem Herrn sein sollte", werde auf diese Weise zu einer "unehrfürchtigen, banalen, gewöhnlichen Serviceleistung", die die Priester "ihrer eigenen Persönlichkeit und ihren eigenen Vorlieben anpassen". Zudem weist er darauf hin, dass dieselben Persönlichkeitsmerkmale und Verhaltensmuster, die Psychologen als typisch für Missbrauchstäter ("sei es im sexuellen, emotionalen oder verbalen Sinne") ausgemacht hätten - wie etwa Narzissmus, manipulatives Verhalten und Kontrollsucht - sich auch bei Priestern fänden, die mit der Liturgie nach ihrem Gutdünken umsprängen: "Sie verwandeln die Messe in eine Show, die sich nur um sie und ihre Vorlieben dreht. Sie reißen Witze am Anfang, in der Mitte und am Ende der Zeremonie. Sie lassen verpflichtende Gebete aus Bequemlichkeit weg. Sie verändern die Worte der Messe gemäß ihrem persönlichen Geschmack. Sie erlauben dir nicht, die Heilige Kommunion kniend zu empfangen, weil das so 'vorkonziliar' sei. Und manchmal verkleiden sie sich als Hund." (Und da letzteres wie ausgedachter Quatsch wirken könnte, dokumentiert Monaco diese Aussage mit einem Foto.) Der Artikel enthält eine umfangreiche Sammlung liturgischer Missbräuche, von denen Monacos Twitter-Follower ihm berichtet haben, und die sind zum Teil von einer solchen "Qualität", dass einem das, was man in seiner eigenen Ortspfarrei manchmal erdulden muss, im Vergleich einigermaßen harmlos erscheint. (Es sei denn natürlich, es handelt sich um Familiengottesdienste. Die stammen direkt aus der Hölle.)  


Heilige der Woche: 

Dienstag, 2. April: Hl. Franz von Paola (1416-1507), Einsiedler, Gründer der Minimiten bzw. Paulaner, eines Ordens der franziskanischen Tradition mit besonders strenger Ordensregel, zu der auch eine vegane Ernährungsweise gehört (auch wenn das damals noch nicht so hieß). 

Donnerstag, 4. April: Hl. Isidor von Sevilla (ca. 560-636), ab 600 Erzbischof von Hispalis (heute Sevilla) im damaligen Westgotenreich. Verfasser einer 20-bändigen Enzyklopädie, in der er das gesamte erhaltene Wissen der Antike zusammenzufassen anstrebte; gilt als letzter Kirchenvater des Westens sowie inoffiziell als Schutzpatron des Internets

Freitag, 5. April: Hl. Vinzenz Ferrer (1350-1419), Dominikaner, Wanderprediger. 


Aus dem Stundenbuch: 

Blinde führe ich auf Wegen, die sie nicht kennen, * auf unbekannten Pfaden lasse ich sie wandern. (Jesaja 42,16)




2 Kommentare:

  1. Das mit den christlichen Werten, die angeblich das Fundament unserer Gesellschaft bilden, das stößt mir auch immer mal wieder sauer auf. Ich sehe das mittlerweile so, dass Gesundheitswesen, Kuren, soziales Engagement hierzulande aufgrund historischer Gegebenheiten wirklich mehrheitlich Verdienst der Orden sind, ab er prinzipiell jede Zivilisation sowas hat.
    Nur waren früher die Möglichkeiten eben andere und das wollen wir nicht sehen.
    Wenn man im alten Israel die Leprakranken ausgesondert hat, so war das einfach der Tatsache geschuldet, dass die Lepra hochgradig ansteckend und unheilbar war.
    Christus heilt die Leprakranken wirklich und tadelt damit nicht die Hartherzigkeit ihrer Dorfgenossen, wie es in vielen modernen Büchern hingedreht wird.
    Dann finde ich schon immer, dass die Feindesliebe sozusagen die christliche Kür darstellt und die anderen Dinge wie Gottes liebe, Selbstliebe und daraus resultierend die Liebe zum Nächsten das christliche Trainingsprogramm sind und die 10 Gebote die christliche Pflicht darstellen.
    Wir finden uns also in der merkwürdigen Situation, dass von Christen die Kür gefordert wird, denen man erzählt die Pflicht und das Trainieren sei unnötig, dumm und schlecht.
    Man erwartet also von einem Garten, der mal schön gepflegt war, den man aber seit Jahrzehnten vernachlässigt große, schöne Himbeeren, obwohl man nicht schneidet, nicht gießt und nicht hackt.
    Das ist zumindest mein Bild der Lage.

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  2. Vielen Dank für die wunderbaren Lesetipps!

    -Jenni-

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