Was bisher geschah: Sagen wir's gerade heraus, die zurückliegende Woche hat mich, was meine Bereitschaft zur Mitarbeit in der örtlichen Pfarrgemeinde angeht, an meine Grenzen gebracht. In der ersten Wochenhälfte gab es gleich mehrere Vorfälle, die ein recht grelles Licht darauf geworfen haben, welches Maß an Feindseligkeit einige alteingesessene Gemeindemitglieder gegen meine Familie und unsere Aktivitäten in der Gemeinde hegen. Gut, mit so etwas muss man immer rechnen. Was mich im Grunde weit mehr stresst, ist der Eindruck, dass auch von denjenigen Leuten in der Gemeinde, die uns prinzipiell wohlgesonnen sind, im Ernstfall wenig Unterstützung zu erwarten ist. Kaum hatte ich mich von meinem Ärger darüber einigermaßen erholt, gab's am Wochenende den nächsten Tiefschlag -- aber ehe ich darauf zu sprechen komme, erst mal (im Interesse der chronologischen Erzählreihenfolge) was anderes:
Am Dienstag erfuhr ich aus der Presse, dass der Kreispfarrer des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Wesermarsch, Jens Möllmann, im Alter von nur 57 Jahren "nach kurzer schwerer Krankheit" verstorben ist. Ich kannte ihn persönlich kaum, eigentlich fast gar nicht, aber im letzten Sommer war er bei meinem Vortrag zur "Benedikt-Option" in der OASE Tossens und beteiligte sich engagiert und aufgeschlossen an der Publikumsdiskussion, und dabei habe ich einen ziemlich positiven Eindruck von ihm gewonnen - positiver als ich es von Kirchenfunktionären mittlerweile zu erwarten gewohnt bin. Wie dem auch sei, sein unerwarteter Tod hat mich betroffen gemacht. In diesem Sinne:
Der Herr schenke ihm die ewige Ruhe
Und das ewige Licht leuchte ihm.
Der für den Samstag angedachte "Urban Gardening Crawl" stand insofern unter ungünstigen Vorzeichen, als das Wetter einigermaßen ungemütlich zu werden versprach. Zum "himmelbeet" am Leopoldplatz fuhren wir trotzdem, und da war's auch wirklich schön, wenn auch auf die Dauer etwas kalt. Der Versuch, von dort aus zum "Peace of Land" weiterzufahren, geriet angesichts Berlin-typischer Unregelmäßigkeiten im öffentlichen Nahverkehr zur Odyssee. Schließlich gaben wir auf und verzogen uns stattdessen in ein gemütliches Familiencafé.
Außerdem - und damit knüpfe ich nun an den ersten Absatz an - ereilte mich am Samstagnachmittag die Mitteilung, die Passionslesung in der Abendmesse am Palmsonntag (für die ich als Lektor eingeplant war) werde von der Gemeindereferentin und ihrem Firmkurs mit szenischen Elementen angereichert werden. Woraufhin ich erklärte, unter diesen Umständen würde ich nicht lesen. Ergebnis: Riesen-Drama. Ich ging dann stattdessen mit Frau und Kind in die Morgenmesse, aber liturgisch kam ich da vom Regen in die Traufe: Zwar wurde nicht an der Passionslesung herumgepfuscht, aber dafür hielt der Pfarrer es für angemessen, das Eucharistische Hochgebet zu einer Kinderkatechese auszugestalten.
Ganz ehrlich, im Moment hätte ich nicht übel Lust, alles hinzuschmeißen. Aber natürlich wäre das genau die falsche Reaktion. Kapituliert wird nicht! Nur aus dem Lektorenkreis bin ich wohl raus.
Was ansteht: Einerseits hat meine Liebste Urlaub, was gute Voraussetzungen dafür verspricht, gemeinsam Zeit und Energie in die Planung und Vorbereitung künftiger Aktivitäten in der Pfarrgemeinde (nächster Büchertreff am Sonntag nach Ostern, Krabbel-Brunch ab Mai, Patronatsfest am 30. Juni) zu investieren. Andererseits gilt es, sich seelisch auf die Kar- und Ostertage einzustimmen. Das österliche Triduum werden wir dieses Jahr in Heiligensee feiern (müssen), da unsere Pfarrkirche bei der Verteilung der zur Verfügung stehenden Geistlichen auf die Gottesdienststandorte des Pastoralverbunds heuer leer ausgegangen ist. Das Gute ist, dass in Heiligensee unser nigerianischer Pfarrvikar zelebriert, sodass man einigermaßen sicher sein kann, von liturgischen Grausamkeiten verschont zu werden. -- Einen nicht zu knapp bemessenen Besuch bei meinen Schwiegereltern gilt es übrigens auch noch ins Feiertagsprogramm zu integrieren.
aktuelle Lektüre: Zum Lesen ist im Moment nicht viel Zeit und Muße vorhanden. An allen in der vorigen Woche aufgeführten Lektüren bin ich noch dran, sehr weit bin ich damit jedoch nicht gekommen. Den "Herrn der Ringe" habe ich in der vergangenen Woche auch endlich mal wieder zur Hand genommen; Aragorn will zum "Pfad der Toten", alle sagen ihm "Das kannst du doch nicht machen!", und er sagt: "Und ob ich das kann, ich bin Isildurs Erbe!" Sehr inspirierend.
Linktipps:
Der eine oder andere wird's wohl mitbekommen haben: In der evangelisch-landeskirchlichen Netzgemeinde gab's in den letzten Wochen erhebliche Aufregung um die 19jährige Video-Bloggerin Jana Highholder, die mit dem YouTube-Kanal "Jana glaubt" insbesondere jungen Menschen die evangelische Kirche nahe bringen soll, aber ausgerechnet in einer Sendung zum Weltfrauentag mit einem aus Sicht des landeskirchlich-protestantischen Mainstreams "reaktionären" Geschlechterrollenverständnis auffiel. Eine Einordnung von Josef Bordat ist in der Tagespost erschienen; ebenfalls um eine Einordnung bemüht sich Hanno Terbuyken in seinem auf dem Portal evangelisch.de gehosteten Blog "Confessio Digitalis". Was zunächst, verglichen mit der andernorts herrschenden Aufregung um "Jana glaubt", nach einer moderaten und um Ausgewogenheit bemühten Positionierung aussieht, entpuppt sich auf den zweiten Blick als Versuch einer Rechtfertigung dafür, dass die EKD einer religiösen Fundamentalistin wie Jana Highholder überhaupt ein Forum bietet. Autor Terbuyken ist nämlich "Leiter Digitale Kommunikation" im "Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik" (GEP), das Janas YouTube-Kanal betreibt, und trägt somit eine gewisse Mitverantwortung für die ganze Affäre. So sehr man aus katholischer Perspektive geneigt sein mag, zu sagen "Ihr habt vielleicht Probleme, ey", ist Terbuykens Artikel doch zumindest in Hinblick darauf, wie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei Kirchens so läuft, ausgesprochen informativ (und so groß werden die Unterschiede zwischen EKD und katholischer Kirche in Deutschland in dieser Hinsicht nicht sein). Gleichzeitig wirft der Artikel natürlich auch ein tragikomisches Licht darauf, wie die in der EKD zusammengeschlossenen evangelischen Landeskirchen in ihrer Eigenschaft als Glaubensgemeinschaften aufgestellt sind. Es wirkt doch sehr bezeichnend, wenn da die Frage aufscheint, ob eine YouTuberin, für die "Jesus, Gott und Glaube" eine "größere Rolle im Alltag" spielt, in der medialen Selbstrepräsentation der EKD einen legitimen Platz haben dürfe. Dass Terbuyken diese Frage vorsichtig abwägend bejaht - schließlich sei Jana keine "evangelikale Hetzerin" -, ändert an diesem Eindruck nicht viel. (Und übrigens: Auch in diesem Punkt neige ich zu der Annahme, dass es in der katholischen Medienarbeit vielleicht graduell, aber nicht prinzipiell anders zugeht als in der evangelischen.)
Als Kontrast mal eine gute Nachricht aus der katholischen Welt: In der Diözese Harrisburg im US-Bundesstaat Pennsylvania hat eine Gruppe von elf Unbeschuhten Karmelitinnen, überwiegend zwischen 20 und 40 Jahren alt, mit dem Bau eines Klosters nach Plänen der großen Ordensreformerin und Kirchenlehrerin Teresa von Àvila begonnen, und zwar mit Unterstützung einer benachbarten Amish-Gemeinschaft. Der Bericht im Catholic World Report enthält ein Interview mit der Subpriorin und Novizenmeisterin Mutter Therese von der Barmherzigen Liebe sowie eine Skizze der geplanten Klosteranlage. Das gesamte Bauvorhaben soll 12 Millionen Dollar kosten, 4 Millionen haben die Nonnen bereits per Crowdfunding zusammengebracht. Wer das Vorhaben finanziell unterstützen will, kann dies hier tun.
Heilige der Woche: Gibt's nicht, es ist Karwoche. Die Wochentage der Karwoche, und das österliche Triduum natürlich erst recht, haben liturgisch höheren Rang als sämtliche Heiligenfeste, die somit entfallen. Dem Regionalkalender für den deutschen Sprachraum zufolge wären es aber ohnehin nicht besonders viele gewesen.
Aus dem Stundenbuch:
Harre auf Gott; denn ich werde Ihm noch danken, * meinem Gott und Retter, auf den ich schaue. (Psalm 42,6b)
Gruß von einer mit vergleichbarem Ärger.
AntwortenLöschenAls Berliner haben wir es insoweit wirklich gut, als wir unter verschiedenen Gemeinden wählen können (gut, ich als alleinstehende kinderlose Frau kann das noch leichter als Du).
Die Karwoche beginnt für mich traurig, wegen verschiedener Menschen, und hoffnungsvoll, wegen eines Gottes. Auch wenn die Hoffnung etwas niedergedrückt ist. Ich sage mir trotzig: Wird schon werden - hat Er gesagt.
"Nur aus dem Lektorenkreis bin ich wohl raus."
AntwortenLöschen"Da verliessen sie ihn alle und flohen." Sie stehen mitten in der Nachfolge des Herrn. Freuen sie sich und jubeln.
Ich kann Ihre Weigerung, zu lesen, gut verstehen.
AntwortenLöschenIch selbst war jüngst bei einer Messe im Osnabrücker Dom, in der genau dasselbe passierte: Eine Art szenischer Darstellung der Bartimäus-Erzählung durch eine Kindergruppe - statt (!) Lesung. Dafür gab's hinterher natürlich Applaus, die Weisung des Hl. Paulus an die Apatschen missachtend. Ich musste dann leider gehen.
Als Katechet bei der Kommunionsvorbereitung für meinen Jüngsten habe ich hier im vergangenen halben Jahr ebenfalls einen sehr einsamen Kampf gegen die Verkindergeburtstagung dieses Sakraments geführt. Aber da jede Einzelheit zu erwähnen, fehlt mir die Kraft.
Dieses Bild aus der ehemaligen Schulkirche meine Ältesten stimmte mich dann wehmütig und hoffnungsvoll zugleich:
https://twitter.com/holysmoke/status/1117888163253350400