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Donnerstag, 31. Juli 2025

Blogoezese-Rundschau am Donnerstag – Vol. 4

Ich bin zwar im Urlaub, Freunde, aber ich bemühe mich trotzdem, einen gewissen Überblick darüber zu bewahren, was es in der katholischen (und insgesamt der christlichen) Bloggerszene so Neues gibt. Und es lohnt sich, denn in der zurückliegenden Woche gab es erneut ein Comeback eines lange Zeit inaktiv gewesenen Blogs "von früher™️" zu feiern, und auch sonst sind wieder einige interessante Entdeckungen dabei. Der ganz große Durchbruch in Sachen "Neubelebung der Blogoezese" lässt zwar weiterhin auf sich warten, aber ich würde sagen, die Anzeichen deuten in die richtige Richtung... 


Freitag, 25. Juli (Hl. Jakobus d.Ä.

Ein Blog, den ich bisher sozusagen nur "aus dem Augenwinkel" wahrgenommen hatte, ist der Emmauspilger, dessen Motto "katholisch unterwegs mit Blick auf das Hl. Land" lautet. Am Freitag erschien da ein Artikel unter der Überschrift "Was ist der Mensch?", der mit Sätzen wie "Der Mensch ist geprägt von Polarität. Zwei und mehr Gegensätze bilden eine Einheit, ergänzen sich, geben Dynamik, Spannung, Leben und eben Unsicherheit" oder "Die Fülle des Seins, dessen Unendlichkeit ist im Menschen in dieser transzendenten Fähigkeit angelegt. Menschen integrieren das Endliche und Unendliche in ihrem Sein, in ihnen ist menschliche materielle Natur und geistiges göttliches Abbild eins geworden" einen recht "Elbenblog"-artigen Tonfall anschlägt (den Satz "Als Geschöpf ist er unausschöpflich" habe ich auf den ersten Blick als "Als Geschöpf ist er unausstehlich" gelesen und ein bisschen darüber gekichert, meinen Irrtum aber recht schnell bemerkt), am Ende aber die Kurve zu einer dezidiert rechtgläubig katholischen Aussage kriegt: "Der Glaube an Gott macht den Menschen in der Kirche ganz, weil er als Ganzes erlöst". – Unter dem Menüpunkt "Über" verrät der Blogger u.a., seine "besondere Verehrung" gelte "dem Hl. Franziskus, Hl. Franz von Sales und der Hl. Therese vom Kinde Jesus und dem heiligen Antlitz". Das klingt, ungeachtet des weit verbreiteten Hippie-Image des Hl. Franz von Assisi, deutlich "konservativer", als der Artikel sich liest. Sollte man wohl mal im Auge behalten. 

Unter die Blogs aus der "guten alten Zeit" der Blogoezese, die sich nach langem Schweigen wieder zu Wort melden, reiht sich Thomas sein Abendland mit einem kurzen, aber inhaltlich durchaus brisanten Artikel ein. Unter der Überschrift "En Utreja" liest man: 

"Heute wickelt ein ungenanntes Bistum eine ehedem äußerst lebendige Gemeinde (St. Jakobus Dinslaken) endgültig ab. [...] Andererseits: Santiago hat sich mit der Befreiung Spaniens Jahrhunderte Zeit gelassen; vielleicht geht es hier ja schneller." 

Über den Hintergrund dieser Wortmeldung – die erwähnte Kirche in Dinslaken wurde ausgerechnet an ihrem Patronatsfest profaniert – würde man ja durchaus gern mehr erfahren, und möglichst nicht nur aus kirchenamtlichen Quellen, die das Kirchensterben zwanghaft schönreden bzw. –schreiben. Aber auch unabhängig davon wäre es wünschenswert, zukünftig wieder mehr aus dem "Abendland" zu lesen... 

Der Artikel "Er legte seine Hand um mich" auf Die Christenheit beginnt mit dem Hinweis auf einen Liedtext von Wolf Biermann: "Das kann doch nicht alles gewesen sein. Da muss doch noch irgendwas kommen. Nein: Da muss doch noch Leben ins Leben. Eben." Der Blogger liest das als "intensive[n] Hinweis auf Befreiung aus dem jetzigen schwierigen Leben", was ich erst mal überraschend finde, denn so lese ich diesen Text nun gar nicht. Gewiss kann man mit C.S. Lewis argumentieren, die Tatsache, dass der Mensch Sehnsüchte hat, die sein begrenztes irdisches Leben nicht stillen kann, verweise auf ein künftiges ewiges Leben; aber ich bezweifle doch stark, dass Wolf Biermann das so gemeint hat. Eher wohl im Sinne des Liedes "Gegen Verführung" aus Brechts "Hauspostille", also als Aufruf dazu, aus diesem irdischen Leben so viel wie möglich 'rauszuholen. Aber wie dem auch sei: Im Blogartikel schließen sich an die Bemerkung zum Biermann-Lied Betrachtungen zum Umgang mit der eigenen Sterblichkeit an, die dann doch recht berührend sind. 

Vor allem aber gab es auf Katholon – nach meinem Verständnis einer der "Leit-Blogs" der -Zese – erstmals seit Eröffnung dieser Serie etwas Neues. Die Artikel-Überschrift "Deutsche Kirche auf Regenbogen-Trip" mag etwas arg provokant, um nicht zu sagen reißerisch, 'rüberkommen, aber lesenswert ist der Artikel unbedingt: Zentral geht es da im die Verleihung des Josef-Pieper-Preises an Bischof Robert Barron und die angekündigten Proteste dagegen, aber an dieses Thema sozusagen angelagert sind weitere Beobachtungen und Reflexionen zur galoppierenden Selbstunterwerfung des deutschen Verbands- und Gremienkatholizismus unter die LGBTQ-Ideologie. Sollte man lesen. 


Samstag, 26. Juli (Hll. Joachim und Anna) 

Der jüngste Beitrag auf Tu Domine beeindruckt durch seine Überschrift: "Es scheint, daß der Teufel Dich gestohlen hat". Tatsächlich handelt es sich dabei um einen Auszug aus einem Brief der Hl. Katharina von Siena aus dem Jahr 1377; ein Adressat wird nicht genannt, aber es kann dem Leser gewiss nicht schaden, sich die Mahnungen der großen Mystikerin und Kirchenlehrerin hinter die Ohren zu schreiben. 

Zu den Blogs, die es "früher™️ auch schon gab" (das Archiv reicht zurück bis März 2013), zählt Empfehlenswerte Bücher Artikel Filme, wo, wie es scheint, in letzter Zeit ungefähr einmal im Monat ein neuer Artikel veröffentlicht wird. Der neueste Beitrag trägt die Überschrift "Was der menschliche Geist der Maschine voraus hat" – was ja ein ausgesprochen heißes Thema ist, weshalb es mich durchaus positiv überrascht hat, dass es sich bei dem Buch, das unter dieser Überschrift besprochen wird, um ein Dokument des Apostolischen Stuhls handelt – "Antiqua et nova", ausgearbeitet vom Dikasterium für die Glaubenslehre und dem Dikasterium für Kultur und Bildung und veröffentlicht am 28. Januar 2025. Das muss bisher irgendwie an mir vorbeigerauscht sein. Was der Blogartikel über dieses Schreiben verrät, macht einen ausgesprochen vielversprechenden Eindruck. 

Als Kontrapunkt zu Peter Winnemöllers Artikel zum "Regenbogen-Trip" der deutschen Kirche sei hier noch der Artikel "JULIbunt" auf naunyn erwähnt: Da geht's nämlich um die Berliner Christopher-Street-Day-Parade, in weitgehend neutralem Tonfall, aber in der Tendenz doch eher LGBT-friendly, wie nicht zuletzt auch ein "Coming-out-Gebet" gegen Ende des Artikels zu erkennen gibt. Ein besonders bemerkenswerter Aspekt des Artikels ist der Hinweis auf Antisemitismus in der LGBT-Bewegung. "Ende der 1990iger Jahre", so erfährt man da, habe "eine Gruppe jüdischer Lesben, Schwuler und Transsexueller" mit einem eigenen Wagen an der CSD-Parade teilgenommen: "Heute, in der derzeitigen Situation mit der gestiegenen Zahl an Übergriffen gegen Juden und Jüdinnen ist ein solcher Wagen nicht mehr vorstellbar". Als "Nachtrag aus unserer Nachbarschaft" wird berichtet, dass in Berlin-Kreuzberg eine unter dem Motto "Internationalist Queer Pride for Liberation" veranstaltete Demo "nach wiederholten Angriffen auf Beamte und wegen antisemitischer Parolen" von der Polizei aufgelöst wurde. 


Sonntag, 27. Juli (17. Sonntag im Jahreskreis) 

Nicht viel los heute, aber auf Feinschwarz ist mal wieder die Rubrik "Wiedergelesen" dran – diesmal mit einem erstmals 2020 veröffentlichten Beitrag von Birgit Mock mit dem Titel "Eleanore und Gertrud – Von Hoffnungen und Aufbrüchen". Was ich an diesem Artikel am faszinierendsten finde, ist, dass die Verfasserin den Vornamen einer der beiden Frauen, um die es darin geht – nämlich Eleanor Roosevelt – durchgehend falsch schreibt, was bei dem so elitär intellektuell daherkommenden Portal für "theologisches Feuilleton" offenbar niemandem aufgefallen ist; ebensowenig wie die Tatsache, dass der Name des von 1945-53 amtierenden US-Präsidenten als Henry Truman angegeben wird. 


Montag, 28. Juli 

Bisher noch keine besondere Beachtung geschenkt hatte ich dem Blog Europäische Bibeldialoge. Begegnungstagungen, von dem mir auch auf den zweiten Blick immer noch nicht völlig klar ist, in welchem Verhältnis er zur gleichnamigen Veranstaltungsreihe der Evangelischen Akademie zu Berlin steht. Der Artikel, der mich dann doch veranlasste, mal in diesen Blog 'reinzuschauen, hieß "Eine Predigt von Elke aus Lemgo (Teil 1) Wanderungen". Wer ist Elke aus Lemgo? Die Einleitung zum Artikel verrät es: Sie ist Prädikantin in, nun ja, Lemgo eben. Nun ist es sicherlich nicht sehr nett von mir, aber beim Lesen der Überschrift hatte ich spontan den Eindruck, "Elke aus Lemgo" könnte sich gut als ein Platzhalter-Name wie "Dinkel-Dörte" oder "Körperklaus" eignen, in diesem Fall, um Missfallen an Lauen-, pardon: Laienpredigten auszudrücken: "Wer predigt heute?" – "Irgendso'ne Elke aus Lemgo." Wie gesagt: Nicht sehr nett von mir. Das Problem ist, die Predigt ist auch so. Es geht darin um Matthäus 9,35-37 und 10,1-13a, also das Wort von der großen Ernte und den wenigen Arbeitern, gefolgt von der Aussendung der zwölf Jünger. In ihrer Auslegung verärgert mich Elke nicht nur mit Formulierungen wie "Der Wanderprediger Jesus" oder gar "Bruder Jesus", sondern äußert sich auch befremdet darüber, dass Jesus Seinen Jüngern die Vollmacht und den Auftrag gibt, Kranke zu heilen: "Wenn ich krank bin, geh ich zum Arzt. Mein Glaube an Wunderheiler ist zugegeben sehr begrenzt." – Ich fürchte, "Der/die predigt ja wie Elke aus Lemgo" könnte bei mir tatsächlich zur stehenden Redewendung werden. 

Bei dem Artikel "Was war das jetzt? Ein Rückblick" auf Feinschwarz hatte ich den Eindruck, er müsste eigentlich "War's das jetzt?" heißen. Worauf wird da zurückgeblickt? Auf die Errungenschaften der Gott sei Dank allmählich abtretenden Boomer-Generation, über die der Verfasser – Hans-Joachim Sander, pensionierter Professor für Dogmatik (!) an der Universität Salzburg – durchweg in der Wir-Form schreibt und als deren zentrales Vermächtnis er das Rebellieren gegen Autorität beschreibt. Hier konkret: gegen die Autorität der Kirche. Na herzlichen Dank. Im Unterschied zu den Verfassern der zuletzt hier erwähnten Feinschwarz-Artikel muss man Prof. Sander immerhin attestieren, dass er pointiert zu formulieren versteht, auch wenn seine Polemik ihm zuweilen arg klischeehaft gerät: "Romtreue" ist schlecht (und speziell bei Bischöfen ein Ausweis ihrer Unfähigkeit), Geistliche Gemeinschaften sind böse, "Humanae vitae" ist wenn schon nicht am Missbrauchsskandal, so doch mindestens an dessen Vertuschung schuld. Ein positives Bild einer Kirche, wie er oder die Generation, für die er spricht, sie sich wünschen würde, wird bei alledem kaum erkennbar; es scheint, der idealtypische Boomer hat an einer Kirche, gegen die er nicht mehr zu opponieren bräuchte, überhaupt kein Interesse. Und das ist womöglich die wertvollste Erkenntnis aus der Lektüre dieses Artikels. 


Dienstag, 29. Juli (Hll. Maria, Marta und Lazarus von Betanien

Auf dem naunyn-Blog erschien an diesem Dienstag ein Nachruf auf den evangelischen Pfarrer Christian Müller, der von 1987 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2011 der Gemeinde der St.-Thomas-Kirche am berühmt-berüchtigten Mariannenplatz in Kreuzberg vorstand. Pfarrer Müller starb bereits 2023 und der Nachruf ist wohl auch schon damals entstanden, wurde den Blogbetreibern aber erst jetzt vom Verfasser zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Sätze wie "Er saß mit Punks auf dem Bordstein", "Christian Müller wirkte hell und freundlich, pfiff und summte stets vor sich hin, war von der Musik guten Lebens erfüllt. Auf Abrechnungen, Formulare und Vertragswesen hätte er auch gern pfeifen können" oder "Er schuf Dorf in der Metropole, trug den Gemeindeboten in jedes Geschäft, kannte hunderte Namen, Biografien, gab Nähe und Zusammenhang, er machte bekannt, schuf Gemeinschaft. Er war ein Mann der Kirche, wie sie sein sollte" zeichnen ein zutiefst sympathisches Bild und machen Lust, sich mit diesem Kapitel Berliner Kirchengeschichte näher zu befassen. 

Immer wieder sympathisch kommt auch 18 Worte 'rüber, wo am späten Dienstagabend unter dem Titel locus iste mal wieder ein etwas mehr als 18 Wörter umfassender Text erschien. 

Falls übrigens jemand meint, ich sei gestern allzu hart mit Elke aus Lemgo ins Gericht gegangen: Da die Einleitung des gestrigen Artikels auf Europäische Bibeldialoge den Eindruck erweckte, diese Dame habe schon öfter Beiträge zu diesem Blog geliefert, habe ich ein bisschen zurückgescrollt und fand einen am 28. Mai erschienenen Artikel mit der Überschrift "Ein Gebet – ROGATE – Worte geschenkt von Elke aus Lemgo". Ich würde sagen, "Worte geklaut von Elke aus Lemgo" träfe es besser, denn der Löwenanteil dieses sogenannten Gebets ist ohne jedweden Quellenhinweis einem NGL-Text von Alois Albrecht, "Eines Tages kam einer" (vertont vom unvermeidlichen Peter Janssens) entnommen. Einem ziemlich grottigen Text übrigens, und was Elke aus Lemgo kraft ihrer eigenen Wassersuppe hinzugefügt hat, macht ihn auch nicht besser. – Zu der Predigt vom Vortag erschien am Dienstag eine Fortsetzung, falls das jemanden interessiert.


Mittwoch, 30. Juli (Hl. Petrus Chrysologus

Ja, die Predigt von Elke aus Lemgo hat auch noch einen dritten Teil. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich irritierender finde: die Entscheidung, sie in drei Teilen zu veröffentlichen (so lang ist sie eigentlich gar nicht), oder die Entscheidung, sie überhaupt zu veröffentlichen. Auf Katholon erschien derweil ein Artikel zum diesjährigen Libori-Fest in Paderborn (mit Bildergalerie); darauf hatte ich ehrlich gesagt schon gewartet. Auf Thomas sein Abendland gab's an diesem Tag gleich zwei neue Beiträge: zunächst "Dinslaken – die tolerante Stadt", wo es um einen Antrag im Stadtrat, "die Israelfahne vor dem Rathaus abzuhängen" ("Das ging glücklicherweise nicht durch") sowie um Graffiti in Dinslaken geht; später folgte dann noch eine anekdotische Miniatur unter der Überschrift "Ornithologisches Thekengespräch".  


Donnerstag, 31. Juli (Hl. Ignatius von Loyola) 

Artikel zu Ehren des Tagesheiligen gibt es u.a. auf fasten seat belts (streng genommen schon gestern), Tu Domine, Katholisch? Logisch!, Beiboot Petri und sacerdos viennensis. Auf naunyn wird die Reihe "40 Jahre WG Naunynstraße" mit einem fesselnden Erlebnisbericht unter der Überschrift "Auf der Straße" fortgesetzt. Alles in allem ist das schon ziemlich viel für einen Donnerstag; sollte nach 16 Uhr noch mehr Interessantes kommen, wird das wie üblich nächste Woche nachgetragen... 


Montag, 28. Juli 2025

""Wir werden ja wahrscheinlich noch Fischbrötchen essen"

Ich hatte es ja in meinem jüngsten Wochenbriefing schon erwähnt: Ohne dass wir es geplant gehabt hätten, fanden am ersten Wochenende unsers Urlaubs in Butjadingen gleich zwei traditionelle lokale Veranstaltungs-Highlights statt: die 51. Fedderwardersieler Krabbenkutterregatta und das schätzungsweise ebenso traditionsreiche Wischer Wiesenfest. Geplant hatten wir das eigentlich nicht – will sagen, für die Terminplanung unseres Urlaubs waren andere Faktoren ausschlaggebend –, aber wo es sich schon mal so ergab, wollten wir auch das Beste draus machen. 


Am Freitag brachen wir daher so ziemlich gleich nach dem Frühstück nach Fedderwardersiel auf und trafen dort noch vor der offiziellen Eröffnung des Fests ein. Bereits geöffnet hatten die diversen Fressbuden und Verkaufsstände für Tinnef und Gedöns, in etwa so wie auf'm Rummel, nur alles ein bisschen kleiner, weil rund ums Hafenbecken in Fedderwardersiel eben nicht so viel Platz ist. 



Ein erstes Programmhighlight war die Papierboot-Regatta; und dabei handelte es sich nicht, wie ich zunächst dachte, um ein Wettrennen kleiner Origami-Faltboote, sondern verschiedene lokale Institutionen, Initiativen und Vereine traten mit selbstgebauten Paddelbooten aus Pappmaché gegeneinander an. Meine alte Schule, das Gymnasium Nordenham, war mit einem Schüler- und einem Lehrerboot vertreten, aber mein Favorit war dennoch das Boot der Jugendgruppe der evangelischen Kirchengemeinde Abbehausen – und zwar nicht nur, weil es so witzig gestaltet war, sondern auch, weil sie ihre Teilnahme als Werbeaktion nutzten, um darauf aufmerksam zu machen, dass ihre Gemeinde (und mit ihr der ganze Pfarrbezirk Butjadingen-Süd) einen neuen Pfarrer sucht

Leider kenterte das Bananenboot schon vor dem Start, konnte allerdings trotzdem noch am Rennen teilnehmen – wobei es dann allerdings sein größter Erfolg war, überhaupt ins Ziel zu kommen. Immerhin belegten die Abbehauser bei der Abstimmung um das schönste Boot den zweiten Platz, und die Kreiszeitung Wesermarsch rief sie zum "Sieger der Herzen" aus; der Gesamtsieg ging derweil an das "Pearl JAM" getaufte Boot der "Jugendhilfe am Meer"



Vorne links ist das Siegerboot recht gut zu sehen. 

Ein weiteres Highlight des ersten Kutterregatta-Tages war es für uns, dass wir – direkt vom Kutter – einen frisch geräucherten Aal kauften und gemeinsam an Ort und Stelle verputzten; die Kinder aßen zwar nicht sehr viel von dem Aal, aber er schmeckte ihnen – das ist ja schon mal ein Erfolg. 

Am Samstag, dem ersten Schönwettertag unseres Urlaubs, machten wir Pause vom Kutterregatta-Programm (auch wenn wir dadurch die 38. Niedersächsische Krabbenpul-Meisterschaft verpassten) und schauten stattdessen mal auf Hof Iggewarden vorbei – wo, was wir natürlich nicht hatten voraussehen können, eine Geburtstagsfeier stattfand: Den über der Festgesellschaft schwebenden Folienballons zufolge handelte es sich um einen 30. Geburtstag, aber anhand der Musik, die auf der Party lief, hätte ich eher gedacht, es wäre ein 30. Hochzeitstag oder so: Die stilistische Bandbreite reichte von volkstümlichen Schlagern über Pop-Schlager à la Helene Fischer bis hin zu Ballermann- bzw. Après-Ski-Hits. So viel könnte ich gar nicht saufen, dass ich mir solche Musik freiwillig und gern anhören würde. Nun gut, wir ließen uns im Rosengarten nieder, wodurch ein Flügel des Hofgebäudes zwischen uns und der Party lag und den Schall recht gut abschirmte. So fiel mir erst bei unserem Aufbruch auf, dass da nicht etwa eine automatische Playlist lief, sondern dass für die Feier allen Ernstes ein DJ engagiert worden war, der zwischendurch auch launige Ansagen machte. Kult-DJ Horst vom Siel oder so, nehme ich an. "Die Sonne und du" von Udo Jürgens begleitete uns noch den halben Weg bis zur Bushaltestelle. 

Angesichts meiner Verwunderung darüber, dass solche Musik auf einem 30. Geburtstag lief, erinnerte meine Liebste mich daran, dass wir bei einem unserer früheren Urlaube in Butjadingen auch schon mal eine Trecker-Parade gesehen und vor allem gehört hatten, die ihre Umgebung mit ganz ähnlichen Klängen beschallt hatte. "Tja, guten Musikgeschmack kriegt man nicht geschenkt, den muss man sich erarbeiten", erwiderte ich etwas grimmig. "Und da hat die treckerfahrende Jugend wohl einfach andere Prioritäten." 

Aber à propos treckerfahrende Jugend: Ich wollte ja noch erläutern, wieso bzw. inwiefern mich eine Busfahrt von Burhave nach Nordenham an die Gründe dafür erinnert hat, dass man das Wischer Wiesenfest lieber meiden sollte. Auf der besagten Fahrt war die hintere Hälfte des Busses voll mit Jugendlichen, die sich darüber unterhielten, wo man am besten Weed kaufen könne, und sich ausgiebig über ihre Drogenerfahrungen austauschten. Weitere Gesprächsthemen: Snapchat, Bußgeldbescheide wegen Schuleschwänzen, Geldstrafen wegen Internetkriminalität (einschließlich der Anregung, das Geld zur Begleichung dieser Strafen durch noch mehr Internetkriminalität aufzubringen), aber in letzter Konsequenz ging es auch da immer wieder ums Kiffen. Das Ganze hatte durchaus eine gewisse komödiantische Qualität, es erschien somit denkbar, dass 80% davon, was die jungen Lüü da erzählten, ausgedachter Quatsch war, mit dem sie die anderen Fahrgäste schockieren wollten. Aber sicher kann man sich da nicht sein. So oder so: Ich stelle mir vor, dass das genau die Art von Leuten ist, die aufs Wischer Wiesenfest gehen, und deshalb halte ich mich da lieber fern. 

Interessant ist aber immerhin, dass zum Programm des Wischer Wiesenfests traditionell ein Gottesdienst am Sonntagvormittag gehört. Kein ökumenischer allerdings, was vermutlich daran liegt, dass dieses Fest vorrangig in der bäuerlichen Bevölkerung verwurzelt ist, und die ist in diesem Landstrich nun mal nicht katholisch. Da passt es auch ins Bild, dass der Gottesdienst auf Plattdeutsch gehalten wird, denn die hiesigen Katholiken sprechen normalerweise von Haus aus kein Plattdeutsch, da sie allesamt "Zugewanderte" sind, wenn auch zum Teil schon in dritter oder vierter Generation. – Übrigens gehört die Stollhammer Wisch zum Pfarrbezirk Butjadingen-Süd, dessen Pfarrstelle, wie weiter oben schon erwähnt, derzeit vakant ist; geleitet wird der Gottesdienst daher von zwei Lektoren, Hans-Jürgen Nemeyer und Jan-Wilhelm Hessenius, die, wie es scheint, auf plattdeutsche Gottesdienste spezialisiert sind. "Der Posaunenchor Butjadingen sorgt für die musikalische Begleitung", weiß die Kreiszeitung Wesermarsch zu berichten. "Danach gibt es Erbsensuppe." 

Das ist hier jetzt im historischen Präsens formuliert, obwohl es natürlich schon vorbei ist. – Übrigens habe ich mir mal den Spaß gemacht, den AI Overview von Google nach den Ursprüngen des Wischer Wiesenfests zu befragen, und erfuhr folgendes: 

"Das Wischer Wiesenfest gibt es seit 1973. Es entstand aus einem Polterabend von Waltraud und Klaus Dierks, der so gut ankam, dass er jährlich wiederholt wurde." 

Das klingt – wie so Vieles, was AI-Chatbots sagen – ein bisschen ausgedacht, scheint aber zu stimmen: Als Quelle wird ein Artikel der Nordwest-Zeitung von 2018 angegeben. 

Wir jedenfalls fuhren am Sonntag wieder nach Fedderwardersiel, wo parallel zur Kutterregatta, oder im Rahmen der Kutterregatta, der "Tag der Seenotretter" stattfand. Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) war mit einem Infostand und einem Mal- und Bastelstand für Kinder vor Ort, zudem konnte man den zum Museum ausgebauten Rettungsschuppen und den Seenotrettungskreuzer Hermann Rudolf Meyer besichtigen. 





Parallel dazu gab's am dritten Kutterregatta-Tag ein "Festival der Shantychöre": Den Anfang machte Butjenter Blinkfüer, dann folgten der Shanty-Chor Lohnde, der Heidjer-Shanty-Chor Buchholz und der Shanty-Chor Cuxhaven (dessen Auftritt wir allerdings nicht mehr mitkriegten). Man beachte übrigens, dass nur zwei dieser vier Chöre tatsächlich von der Küste kamen; trotzdem klang für mein Empfinden etwa der Shanty-Chor Lohnde (der aus einem Vorort von Hannover kommt) authentischer als die local heroes vom Butjenter Blinkfüer – und das sage ich nicht gern: Der Chor Butjenter Blinkfüer ist aus der Shanty-Sparte des Männergesangsvereins Eintracht Burhave hervorgegangen, und in diesem Gesangsverein hat so ziemlich meine gesamte ortsansässige männliche Verwandtschaft, angefangen von meinem Opa (mütterlicherseits), irgendwann mal mitgesungen. Zwei Cousins meines Vaters waren noch dabei, als die Shanty-Sparte des Gesangsvereins in den 90er Jahren unter dem Namen Butjenter Blinkfüer voll auf maritimen Schlager umstieg und es damit zu ein paar Auftritten in Schlager- und Volksmusiksendungen im Fernsehen brachte. – Jenseits musikalischer Geschmacksfragen muss man anerkennen, dass das Butjenter Blinkfüer aus dem Programm der Fedderwardersieler Kutterregatta schlicht nicht wegzudenken ist – auch deshalb, weil der Verein sich stets an der Papierboot-Regatta beteiligt. 

Übrigens möchte ich daran erinnern, dass wir im vorigen Sommer ein Festival der Shanty-Chöre im Rahmen des Nordenhamer Stadtfests erlebt haben. Unter den dabei auftretenden Gesangsensembles ragte der Shanty-Chor Nordenham e.V. dadurch heraus, "dass er traditionelle Seemannsgesänge mit großem Ernst interpretierte", wie ich damals notierte; am anderen Ende des Spektrums lagen die ebenfalls in Nordenham ansässigen "Hafenperlen", die frech und fröhlich maritime Stimmungsmusik zu Gehör brachten. Beides fand ich gut, alles andere war eine unreine Mischung dazwischen. – Letzteres könnte oder müsste man wohl auch über das Programm der Shanty-Chöre bei der Kutterregatta sagen, aber ich bleibe dabei, dass die Lohnder diese Mischung am überzeugendsten 'rüberbrachten – besonders bei Genreklassikern wie "Nimm uns mit, Kapitän, auf die Reise", "Auf der Reeperbahn nachts um halb Eins", "Alle, die mit uns auf Kaperfahrt fahren" und meinem persönlichen Favoriten "Rum aus Jamaika". Zwei Mitglieder des Chores trafen wir nach ihrem Auftritt an "Micha's Räucherfisch"-Bude (nur echt mit dem Apostroph) und unterhielten uns nett mit ihnen; insbesondere waren sie angetan von unseren Kindern, die sie aufgeweckt und gut erzogen fanden – was letzteres angeht, mussten meine Liebste und ich allerdings zugeben, dass die lieben Kleinen diesen Eindruck durchaus nicht immer machen. 

Abschließend noch eine kleine Anekdote, die ich im Bastelzelt des Animax Kids Club aufgeschnappt habe: Einige der Jugendlichen oder jungen Erwachsenen, die da die Kinder beaufsichtigten, sind offenbar bei der Freiwilligen Feuerwehr, und so hörte ich, wie ein junger Mann seinen Kolleginnen erzählte, er sei beim Wischer Wiesenfest gewesen und von dort zu einem Einsatz gerufen worden – weil irgendwo schwarzer Rauch aus einem Fenster gedrungen sei. "Das war doch bestimmt wieder so eine Spiegelei-Situation", merkte eine Kollegin an – und richtig, da war jemandem das Essen auf dem Herd angebrannt und die Nachbarn hatten die Feuerwehr gerufen. Aber die Bezeichnung "Spiegelei-Situation" fand ich super, die muss ich mir merken... 


Samstag, 26. Juli 2025

Die 3 K der Woche (35): Kinder, Kirche, kleiner Abschiedsschmerz

Frische Grüße aus Butjadingen, Leser! Seit vorgestern sind wir hier im Sommerurlaub – was allerdings heißt, dass wir den Großteil der Zeit, die seit dem vorigen Wochenbriefing vergangen ist, noch in Berlin verbracht haben, und das schlägt sich auch in den Themenschwerpunkten der Woche nieder. Genauer gesagt gibt es über die Tage von Sonntag bis Mittwoch – noch genauer: über Sonntag und Mittwoch – so viel zu berichten, dass die Schilderung der ersten Urlaubstage größtenteils auf einen separaten Artikel und/oder auf nächste Woche verschoben werden muss. Ein paar Eindrücke gibt's aber schon mal... 


Schwarzer Gürtel in KiWoGo: Saisonrückblick

Am vergangenen Sonntag, dem 16. Sonntag im Jahreskreis, hätte in St. Joseph Siemensstadt theoretisch der letzte Kinderwortgottesdienst der Saison auf dem Programm gestanden, zum Evangelium vom Besuch Jesu bei Maria und Marta (Lukas 10,38-42). So richtig viel vorbereitet hatten wir dafür im Team allerdings nicht: Der Gemeindereferent war schon im Urlaub, unser letztes Teamtreffen lag schon über zwei Monate zurück und ich ruhte mich ein bisschen allzu sehr auf dem Gedanken aus, dass es zu derselben Perikope ja schon beim Familientag in St. Stephanus Ende November eine Kinderkatechese gegeben hatte und man diese ja wohl unschwer würde reproduzieren können. Als ich dann am Sonntag rund eine halbe Stunde vor Beginn der in St. Joseph eintraf, ergaben sich jedoch einige Planungs-Unstimmigkeiten: Der im Schaukasten der Kirche ausgehängten Gottesdienstordnung zufolge hätte es an diesem Sonntag im Anschluss an die Messe ein Gemeindeessen geben sollen, also ging ich davon aus, dass der Pfarrsaal belegt sein würde und wir für den KiWoGo auf das kleine Pfarrzimmer ausweichen mussten. Während ich mich in der Sakristei mit der Küsterin darüber verständigte, kam der Pfarrer herein, und wahrscheinlich hätte ich ihn bei dieser Gelegenheit dezidiert darauf hinweisen sollen, dass ein Kinderwortgottesdienst geplant war, aber irgendwie nahm ich an, er würde das auch so mitkriegen. Das war jedoch offensichtlich nicht der Fall, und folglich wurde kein Kinderwortgottesdienst angesagt. Ich tröstete mich damit, dass ja, wie schon im Vorfeld befürchtet, ohnehin kaum Kinder da seien: Außer meinen eigenen Kindern hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt nur zwei Jungs in der Kirche entdeckt, von denen einer dieses Jahr Erstkommunion gehabt hatte und der andere, wenn ich mich nicht irre, schon letztes Jahr. Meine Teamkollegin war auch nicht aufgetaucht. Erst später stellte ich fest, dass doch noch mindestens vier weitere Kinder in der Messe waren; wären die alle zum Kinderwortgottesdienst gekommen, wären es also insgesamt acht gewesen, gar nicht so schlecht für den letzten Sonntag vor den Sommerferien. Na ja, schade. 

Die Gedanken, die ich mir dazu gemacht hatte, wie man diesen KiWoGo hätte gestalten können, wenn er denn stattgefunden hätte, kann ich hier aber natürlich trotzdem mitteilen. Wie neulich schon erwähnt, hatten wir beabsichtigt, den Besuch Jesu bei Maria und Marta als Rollenspiel zu gestalten; für den Fall, dass nicht genug Kinder für ein Rollenspiel zusammenkämen, hatte ich allerdings einen Plan B: Ich wollte eine kindgerecht ausgeschmückte Nacherzählung der Perikope aus der Kinderbibel vorlesen, jedoch vorerst nur bis zu der Stelle, an der Marta sich bei Jesus beklagt – und sie dann erst mal raten lassen, wie Jesus reagiert. Ich halte es nämlich für wahrscheinlich, dass die Kinder – sofern sie die Geschichte nicht schon kennen – erwarten würden, dass Jesus Maria sagt, sie soll ihrer Schwester bei der Haushaltsarbeit helfen, und überrascht wären, dass Er genau das nicht tut. Und da hätte man dann gleich was zu diskutieren: Warum verhält Jesus sich so anders, als wir es von Ihm erwarten würden? – Dabei soll natürlich nicht der Eindruck entstehen, die Kinder müssten oder sollten nicht im Haushalt mithelfen, aber so schlau sind die Kinder schon selber, denke ich. Ich würde mir vorstellen, den Kindern etwas zu sagen wie: 

"Manche Leute denken, beim Christsein ginge es vor allem darum, was man alles tun muss. Es gibt auch Leute, die würden sagen, beim Christsein geht es vor allem darum, was man alles nicht tun darf. Aber Jesus zeigt uns hier: Wenn wir zu sehr damit beschäftigt sind, was wir alles tun müssen, kann es passieren, dass wir gar keine Zeit mehr haben, darauf zu hören, was Er uns sagen will – dabei wäre das eigentlich viel wichtiger." 

Daran könnte man dann ein Gespräch darüber anknüpfen, was wir denn tun können, um Jesus zuzuhören – und erst mal sammeln, was den Kindern dazu so einfällt: in der Bibel lesen, zur Kirche gehen... und natürlich: beten! Da wären dann natürlich ein paar Anmerkungen dazu am Platz, dass Gebet idealerweise nicht (nur) bedeuten soll, Gott die eigenen Wünsche mitzuteilen, wie wenn man einen Wunschzettel an den Weihnachtsmann schreibt, sondern auch und vor allem, still zu werden und darauf zu hören, was Gott uns mitteilen möchte. 

Ein Gedanke, den man für einen zukünftigen Kinderwortgottesdienst zu dieser Perikope verwenden könnte, kam mir erst während der Messe: Um deutlich zu machen, dass Maria, während Marta in der Küche schuftet, nicht einfach nichts tut, sondern Zuhören auch eine aktive Tätigkeit ist, könnte man einen Auszug aus Michael Endes "Momo" bringen, wo es heißt: 

"Was die kleine Momo konnte wie kein anderer, das war: zuhören. Das ist nichts Besonderes, wird nun vielleicht mancher Leser sagen, zuhören kann doch jeder. Aber das ist ein Irrtum. Wirklich zuhören können nur ganz wenige Menschen. Und so wie Momo sich aufs Zuhören verstand, war es ganz und gar einmalig." 

Übrigens konzentrierte sich die Predigt des Pfarrers an diesem Sonntag zunächst vor allem auf die 1. Lesung – Gott besucht Abraham an den Eichen von Mamre (Genesis 18,1-14) – und arbeitete deren Zusammenhang mit der Evangelienperikope heraus, und ich machte mir die mentale Notiz, auch das könne man für eine Kinderkatechese ruhig mal im Hinterkopf behalten. 

Insgesamt muss ich indes gestehen, dass ich in den letzten Wochen schon öfter das Gefühl hatte, aus dem KiWoGo-Arbeitskreis sei derzeit ein bisschen die Luft raus. Vielleicht ist das im Zeitraum zwischen Erstkommunion und Sommerferien aber auch normal. Derweil wäre das nagende Gefühl, die Kinderwortgottesdienste der nun zu Ende gegangenen Saison seien, was Kreativität und Methodenvielfalt angeht, insgesamt hinter dem Niveau der vorherigen Saison zurückgeblieben, einer Überprüfung zu unterziehen. Schauen wir also mal! Einschließlich des infolge unglücklicher Umstände ausgefallenen Kinderwortgottesdienst vom vergangenen Sonntag gab es im Schuljahr 2024/25 neun KiWoGo-Termine: 

Das war erstaunlicherweise einer mehr als im Schuljahr 2023/24, oder anders gesagt, wenn man den ausgefallenen letzten Termin nicht mitzählt, waren es immer noch genauso viele. Was meinen persönlichen Anteil an der Konzeption und Leitung der einzelnen Kinderwortgottesdienste angeht, habe ich, wenn ich's genau bedenke, den Eindruck, dass dieser im Vergleich zur vorherigen Saison insgesamt ebenfalls zugenommen hat. Im Saisonrückblick vom letzten Jahr hatte ich hierzu festgehalten, an einem der acht Kinderwortgottesdienste der Saison sei ich "überhaupt nicht aktiv beteiligt" gewesen, und "ansonsten war mein Anteil an der Ausarbeitung des Konzepts von Fall zu Fall unterschiedlich". Letzteres könnte man über die Saison 24/25 sicherlich auch sagen; wenn wir uns das aber etwas detaillierter ansehen, können wir feststellen, dass ich im dieser Saison einen Kinderwortgottesdienst – nämlich den vom Dezember '24 über den Propheten Jeremia – komplett allein konzipiert, gestaltet und geleitet habe, und der war gut; in Sachen Methodenvielfalt möchte ich besonders den Januar-KiWoGo "Der eine Leib und die vielen Glieder" hervorheben, in dem ich mit Bewegungsspielen arbeitete. Methodisch interessant und insgesamt gut gelungen fand ich auch den Juni-KiWoGo zum Thema "Petrus, der Fels", bei dem das Konzept im Wesentlichen vom Gemeindereferenten stammte, die Leitung aber größtenteils mir zufiel. Am November-Termin war ich krank, hatte im Vorfeld zwar allerlei Ideen beigesteuert, bin aber nicht sicher, wie viel davon tatsächlich umgesetzt wurde; bei den übrigen Kinderwortgottesdiensten der Saison zieht sich durch meine Notizen hartnäckig die Kritik, sie seien zu "wortlastig" gewesen. Das scheint mir in der vorherigen Saison nicht im selben Maße der Fall gewesen zu sein. Dass es in einer Kinderkatechese Passagen gibt, in denen die Leiter reden und die Kinder zuhören müssen, ist grundsätzlich nicht zu vermeiden, aber mir scheint doch, dass es in der Saison 23/24 tendenziell besser gelungen war, dies durch interaktive Elemente und kreative Visualisierung aufzulockern. Na, nehmen wir diese Erkenntnis mal als Ansporn, in dieser Hinsicht zukünftig wieder besser zu werden... 


Gartengottesdienst mit Swimmingpooltaufe 

Das angekündigte Gemeindeessen im Anschluss an die Messe fand übrigens auch nicht statt, also aßen wir bei Burger City zu Mittag, ehe wir uns auf den Weg nach Falkensee machten; denn dort fand, wie wir vorige Woche beim JAM-Elterncafé erfahren hatten, im privaten Garten einer Mitarbeiterin ein Taufgottesdienst der EFG The Rock Christuskirche statt. Getauft wurde ein Mann in meinem Alter, und als Taufbecken wurde der im Garten aufgebaute Swimmingpool genutzt. Das hatte den nicht zu unterschätzenden Vorteil, dass die Kinder nach dem Gottesdienst im Taufbecken baden konnten. 

Für mich – und, wie ich hoffe, auch für die Leser dieses Blogs – war diese Veranstaltung derweil vor allem unter zwei Aspekten interessant: Der Gottesdienst bot Gelegenheit zu Beobachtungen zum Taufverständnis dieser freikirchlichen Gemeinde, der Rahmen der Veranstaltung lud zu Reflexionen zum Thema "Gemeindeleben" ein. 

Mit Blick auf den ersten Punkt – oder vielleicht sogar beide Punkte – ist es wohl nicht uninteressant, ein paar Worte über die Entstehungsgeschichte dieser Gemeinde zu verlieren, soweit sie mir bekannt ist; zwar habe ich das, was ich darüber weiß, lediglich aus zweiter Hand, was eine gewisse Ungenauigkeit und Fehleranfälligkeit bedingt, aber wie immer geht es mir hier ja weniger um die Details des konkreten Einzelfalls als darum, was daran exemplarisch ist. Also: Soweit ich gehört habe, war The Rock ursprünglich eine eher charismatisch orientierte Gemeindeneugründung junger Männer (und ihrer Frauen, möchte man annehmen) ohne eigene Gemeinderäume, während die Christuskirche in Haselhorst schon seit 60 oder mehr Jahren der Standort einer "ganz normalen" Baptistengemeinde war – die allerdings allmählich vom Aussterben bedroht war und daher der The Rock-Gemeinde anbot, ihre Räumlichkeiten zu übernehmen. Im Gegenzug traten die The Rock-Gründer dem baptistisch dominierten Bund evangelisch-freikirchlicher Gemeinden bei und übernahmen zusammen mit dem Kirchengebäude in Haselhorst auch die Reste der dort alteingesessenen Gemeinde. Mir scheint, diese Entstehungsgeschichte erklärt sowohl den etwas sperrigen Namen der Gemeinde als auch das schon früher beschriebene Nebeneinander charismatischer und im engeren Sinne evangelikaler Elemente in ihrer Lehre und Praxis. Ihr Taufverständnis ist aber wohl doch im Wesentlichen baptistisch, und dazu fällt mir nun wiederum ein, dass ich mal irgendwo gehört oder gelesen habe, wie ein Vertreter der katholischen Kirche – es könnte sogar ein Bischof gewesen sein, ich erinnere mich leider nicht mehr präzise und ärgere mich ein bisschen darüber, dass ich es mir damals nicht gleich aufgeschrieben habe – in einem ökumenischen Kontext die Baptisten für ihre "hohe Wertschätzung der Taufe" gelobt hat; und da habe ich direkt gedacht: Das ist ein Missverständnis. Okay, die Baptisten heißen Baptisten, weil ihre Taufpraxis so ein auffälliges Merkmal dieser Glaubensrichtung ist, aber aus dieser Praxis spricht noch nicht zwingend eine besondere Wertschätzung der Taufe; ich bin sogar geneigt zu sagen: eher – jetzt begebe ich mich auf dünnes Eis, ich merke schon, wie es unter meinen Füßen knackt und knirscht – eher im Gegenteil

Dass ich dieser Auffassung bin und sie, knirschendes Eis hin oder her, auch glaube vertreten zu können, hat mit der defizitären bis nicht-existenten Sakramententheologie der Baptisten zu tun. Grob vereinfacht gesagt bewirkt die Taufe nach baptistischem Verständnis eigentlich nichts, sondern drückt lediglich etwas aus: Der Täufling dokumentiert damit nach außen hin seine (dem Anspruch nach endgültige und unwiderrufliche) Entscheidung für den Glauben an Jesus Christus. Die Predigt und weitere Wortbeiträge bei dem Taufgottesdienst, dem wir bewohnten, hoben dies ausdrücklich hervor. Es gehe darum, "dass ein Mensch eine Entscheidung trifft und das mit der Taufe nach außen hin deutlich macht", hieß es gleich einleitend; nochmals fiel das Wort von der "Entscheidung" gegen Ende der Predigt, als es darum ging, dass der Täufling einen "Schritt [...] vor unser aller Augen gehen" wolle: "Denn hier wird der Glaube an unseren Retter, den Herrn Jesus Christus, sichtbar." – Man vergleiche das mal mit der katholischen Auffassung der Taufe als Sakrament, bei dem nicht der jeweilige Mensch, sondern Gott der eigentlich Handelnde ist; und schauen wir uns mal an, was der Katechismus der Katholischen Kirche über die Taufgnade sagt – zum Beispiel: 

"Die heiligste Dreifaltigkeit gibt dem Getauften die heiligmachende Gnade, die Gnade der Rechtfertigung, die 

  • ihn durch die göttlichen Tugenden befähigt, an Gott zu glauben auf ihn zu hoffen und ihn zu lieben; 
  • ihm durch die Gaben des Heiligen Geistes ermöglicht, unter dem Ansporn des Heiligen Geistes zu leben und zu handeln; 
  • ihn durch die sittlichen Tugenden befähigt, im Guten zu wachsen" (KKK 1266).

Wozu mir übrigens einfällt, dass davon kürzlich mal beim JAM-Elterncafé die Rede war, als meine Liebste die Aussage wagte, "wir" – die Anwesenden – hätten ja in der Taufe den Heiligen Geist empfangen (was ja sakramententheologisch noch recht niederschwellig ausgedrückt war – vom Sakrament der Firmung fing sie in diesem Zusammenhang gar nicht erst an). Der junge Mann, der diese "Sitzung" des Elterncafés leitete, druckste daraufhin ein wenig herum und meinte, dass man in der Taufe den Heiligen Geist empfange, glaube er so ja nun nicht. – Aber kehren wir noch einmal zurück zum Katechismus: 

"Die Getauften werden zu 'lebendigen Steinen', um 'zu einem geistigen Haus' und 'zu einer heiligen Priesterschaft' aufgebaut zu werden (1 Petr 2,5). Durch die Taufe haben sie am Priestertum Christi, an seiner prophetischen und königlichen Sendung teil. Sie sind 'ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde, damit (sie) die großen Taten dessen (verkünden), der (sie) aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat' (1 Petr 2,9)" (KKK 1267). 

So viel mal dazu, wer die größere Wertschätzung der Taufe hat! – Es sei übrigens angemerkt, dass dem Täufling vor der Taufe das Apostolische Glaubensbekenntnis vorgesagt wurde (in der protestantischen Version, wie man sich wohl denken kann; d.h. statt "die heilige katholische Kirche" hieß es "die heilige christliche Kirche") und er diesem zustimmen musste; darauf folgten noch zwei weitere Tauffragen, die nach evangelikaler Manier eher den Akt der Entscheidung für Jesus als Herrn über das persönliche Leben in den Fokus nahmen. – Noch eine Anmerkung, die ich mir nicht verkneifen kann, ist, dass ausdrücklich eine kurze Predigt angekündigt wurde und diese dann 20 Minuten dauerte.

Nach dem Gottesdienst, während des geselligen Teils der Veranstaltung, ging ich auf den Täufling zu, um ihm zu gratulieren, und kam daraufhin ein bisschen mit ihm ins Gespräch; dabei verriet er, er sei "Ex-Katholik" und sei "mit 15 Jahren aus dem Verein ausgetreten". Gleichwohl habe er seine Kindertaufe "eigentlich immer als gültig betrachtet"; dass er sich nun dennoch erneut hatte taufen lassen, begründete er damit, dass er grundsätzlich ein überzeugter Verfechter der Erwachsenentaufe sei und es daher inkonsequent gefunden hätte, sich selbst nicht als Erwachsener taufen zu lassen: "Das wäre ja wie Wasser predigen und Wein trinken, und wegen sowas bin ich damals aus der katholischen Kirche ausgetreten." Ich sagte nicht viel dazu, fand das Ganze aber doch ziemlich traurig. 

Kommen wir aber lieber mal zum Aspekt des Gemeindelebens! Dass dieser Gottesdienst mit Taufe in einem privaten Garten von Gemeindemitgliedern stattfand, ist ja an sich schon mal etwas, was man im großkirchlichen Kontext eher nicht erwarten würde, und das relativiert sich auch nur unwesentlich dadurch, dass die Gastgeber nicht nur Mitglieder, sondern Mitarbeiter der Gemeinde sind (selbst ihr ca. 14jähriger Sohn ist bereits "Teenie-Mitarbeiter"); ich würde vielmehr sagen, es unterstreicht umso mehr, wie grundsätzlich fließend die Grenze zwischen Mitgliedern und Mitarbeitern im freikirchlichen Kontext ist. Übrigens fand auf nicht nur dieser Taufgottesdienst auf diesem Privatgrundstück statt, sondern zuvor auch ein Jugendwochenende – bei dem einer der Teilnehmer in seinen 18. Geburtstag 'reingefeiert hatte, sodass nun Geburtstagsfeier und Tauffeier quasi ineinander übergingen. Man muss sich da mal klar machen: Ein junger Mann feiert seinen 18. Geburtstag im Rahmen eines kirchlichen Jugendwochenendes. Ich würde mal sagen, das ist ein echtes Gütesiegel für kirchliche Jugendarbeit, wenn die Leute aus der Jugendgruppe zugleich auch die Leute sind, mit denen einer seinen Geburtstag feiern möchte. – Man kann sicher behaupten, den Anspruch, dass eine kirchliche Jugendgruppe ein Ort echter Freundschaft sein soll, gibt es in der post-volkskirchlichen Jugendarbeit durchaus auch; ansonsten wäre es kaum zu erklären, dass es da Veranstaltungen gibt, die im Wesentlichen darin bestehen, dass die Jugendlichen zusammen Pizza essen und High School Musical gucken: Warum sollte jemand das zusammen mit Leuten machen wollen, die nicht seine Freunde sind? Aber dann denke ich mir wieder, wenn die wirklich so gute Freunde wären, fänden ihre Gruppentreffen nicht nur einmal im Monat statt. Rock Youth ist einmal in der Woche, dazu kommt der Sonntagsgottesdienst, der oft auch ein spezielles Teenie-Programm beinhaltet, und einige der Jugendlichen sind zusätzlich auch noch als "Teenie-Mitarbeiter" beim JAM dabei. Damit haben die also ungefähr jeden zweiten Tag "was mit Kirche", und ich könnte mir vorstellen, dass das noch nicht alles ist. Wenn man jetzt denkt "Das ist aber ganz schön viel", verrät das im Grunde schon jene von mir wiederholt beklagte "entfremdete Kirchlichkeit", die, wenn auch vielleicht nicht bewusst, davon ausgeht, alles, was "mit Kirche zu tun hat", sei dem eigentlichen Leben gegenüber ein Fremdkörper und ziehe Zeit und Energie von diesem ab. Ganz anders stellt sich das dar, wenn man davon ausgeht, dass das Gemeindeleben zum "eigentlichen Leben" dazugehört, ja sogar ein ganz zentraler Bestandteil davon ist. 

In einem meiner #BenOp-inspirierten Thesenpapiere zum Thema Gemeindeerneuerung, das ich gerade nicht wiederfinde – ich hab schließlich Urlaub! –, habe ich mal sinngemäß geschrieben, idealerweise sollten die Leute, mit denen man zusammen zur Kirche geht, zugleich auch die sein, an die man zuerst denkt, wenn es darum geht, wen man zu einer Grillparty einladen oder um Hilfe bei einer Reparatur oder Renovierung bitten würde. Man kann den Eindruck haben, bei der EFG The Rock Christuskirche sei dieses Ideal Wirklichkeit. Klar, um die ganze Gemeinde zum Grillen einzuladen, und dann kommen 100 Leute (okay, vielleicht waren es auch "nur" 80), braucht man natürlich erst mal einen entsprechend großen Garten. Was mir in diesem Zusammenhang aber noch durch den Kopf ging, war: In den Großkirchen in Deutschland ist ja derzeit Immobilienentwicklung (oder besser eigentlich: –abwicklung) ein großes Thema, und da spielt natürlich auch die Frage eine Rolle, wie man ein Gemeindeleben aufrecht erhalten soll, wenn immer mehr Gemeinderäume verkauft oder umfunktioniert werden. Da könnte man theoretisch auf die Idee kommen, Teile des Gemeindelebens in die privaten Räumlichkeiten von Gemeindemitgliedern zu verlegen; aber der post-volkskirchlichen Klientel ist diese Vorstellung wohl eher fremd, zumal die Leute sich da untereinander schlichtweg nicht gut genug kennen, um sich gegenseitig zu sich nach Hause einzuladen. 

Aber dazu wohl ein andermal mehr! – Ein absoluter Lieblingsmoment dieses Nachmittags war es für mich, als ich mich gerade mal ein wenig in den Schatten zurückgezogen hatte und ein schätzungsweise zehn- oder elfjähriger Junge – den ich überhaupt nicht kannte, auch nicht vom JAM oder so – mich aus heiterem Himmel fragte: "Warst du schon schwimmen?" Ich verneinte. – "Wieso nicht?!?!" – "Hab keine Badesachen dabei." – "Dann leih dir doch welche!!!" Das machte ich zwar nicht, aber trotzdem hob dieser kleine Dialog meine Stimmung ganz erheblich. 


Abschied von KiTa, Schule und JAM 

Der Reigen der Abschlussfeiern zum Ende des Schul- und KiTa-Jahres begann für uns bereits am Freitag vor den Ferien, nämlich mit einer Abschiedsfeier für diejenigen Kinder aus der KiTa unseres Jüngsten, die nach den Ferien eingeschult werden. Obwohl unser Jüngster ja erst seit sieben Wochen in diese KiTa ging (wovon vier Wochen Eingewöhnung waren), mussten wir da unbedingt hin, denn unter den acht Kindern, die da verabschiedet wurden, war ein Mädchen, mit dem er sich in den zurückliegenden Wochen sehr gut angefreundet hatte. Bei der Gestaltung dee Abschiedsfeier machte es sich recht deutlich bemerkbar, dass diese KiTa zu einer Kirchengemeinde (wenn auch einer evangelischen) gehört, denn es wurde ausgiebig für die Kinder und mit den Kindern gebetet, und auch ein Teil der Lieder, die gesungen wurden, wies einen "Gottesbezug" auf. Dies galt nicht zuletzt für ein Lied, das die Erzieher in den Tagen zuvor mit den jüngeren Kindern eingeübt hatten, um es den angehenden Schulkindern als Abschiedsständchen zu bringen: "Möge die Straße". Als das drankam, wollte unser Jüngster allerdings 'rausgehen – er erklärte, er fürchte, bei dem Lied weinen zu müssen, und er wolle nicht, dass die anderen das sehen. Also ging er mit seiner Mami nach draußen, spielte im Garten und sang dabei leise für sich das Lied mit. Ohne zu weinen. 

Am Mittwoch war dann zuerst Schuljahres-Abschlussfeier an der Schule des Tochterkindes und dann zum letzten Mal JAM vor den Sommerferien. Da dräute natürlich eine Terminkollision: Die Schulfeier sollte um 13:30 beginnen und bis 17 Uhr gehen (danach feierte der Abschlussjahrgang separat weiter), JAM fing um 16 Uhr an, und für den Weg von der einen zur anderen Veranstaltung mussten wir auch noch ca. 40 Minuten einrechnen. Da hatte ich durchaus Sorge, ob es uns gelingen würde, unsere Große von ihren Schulfreundinnen loszueisen. 

Aber es kam anders: Als ich meine Tochter und ihre drei besten Freundinnen – den "Club der Unglaublichen", wie sie sich nennen – kurz vor der Eröffnung der Schulfeier in einem der Unterrichtsräume entdeckte, teilten sie mir alle mit, sie wollten mit zum JAM. Allerdings musste das natürlich erst mal mit den jeweiligen Eltern abgesprochen werden, und letzten Endes kam dann doch nur eine der Freundinnen mit; aber immerhin. Ehe wir aufbrachen, hörten wir uns aber noch ein paar Ansprachen an – und bedienten uns am reichhaltigen Kuchenbüffet. 

Ein unerwartetes Highlight der Schulfeier war, dass eine ältere Mitschülerin unserer Tochter ihr seit zwei Wochen vermisstes Lieblingskuscheltier Hubert zurückgab; sie behauptete, sie habe Hubert in einem Erdloch im Schulgarten gefunden. Ehrlich gesagt haben wir den Verdacht, dass die Sache tatsächlich etwas anders abgelaufen ist. So oder so ist es gut, dass Hubert wieder da ist – auch wenn wir inzwischen einen neuen besorgt haben (was gar nicht so leicht war, denn dieses Kuscheltier-Modell scheint recht selten zu sein). 

Hier der Direktvergleich zwischen einem Kuscheltier, das sieben Jahre lang mit unserem Tochterkind durch Dick und Dünn gegangen ist, und einem, das wir zwar gebraucht gekauft haben, das aber in besserem Zustand ist, als der Original-Hubert es selbst vor sieben Jahren war...

Beim JAM gab es zum Saisonabschluss ein großes Stationenspiel, bei dem auch die Eltern mitmachen durften bzw. sollten und das durch sämtliche Stockwerke des Gemeindezentrums (Erdgeschoss, Ober- und Untergeschoss) führte; dabei belegte meine Familie, verstärkt durch die Schulfreundin unserer Großen, einen guten dritten Platz. Außerdem wurde die ehemalige Leiterin des Elterncafés verabschiedet. Die Leitung hatte sie eigentlich schon irgendwann gegen Anfang des Jahres abgegeben, war aber meistens noch dabei und hatte auch noch einige Sitzungen geleitet, jetzt wollte sie sich aber definitiv von dieser Aufgabe zurückziehen und sich zukünftig auf andere Tätigkeitsbereiche in der Gemeinde konzentrieren. Zum Abschied betete sie reihum namentlich für alle anwesenden Eltern und fand dabei, soweit ich das beurteilen kann, für jeden passende Worte. Zum Abschluss wurde gegrillt. – Ein Wiedersehen mit dem JAM-Team und sicherlich zumindest einigen der Familien, die wir vom JAM her kennen, wird es in der vorletzten Ferienwoche geben; dann ist in der EFG The Rock Christuskirche nämlich Kinderbibelwoche, und diesmal haben wir unseren Urlaub so gelegt, dass wir dann schon wieder da sind. 


Camino de Willehado '25 – erste Eindrücke 

Am Donnerstag brachen wir schon vor Sonnenaufgang in den Urlaub und kamen somit schon am mittleren Vormittag in Nordenham an, wo wir erst mal meine Mutter besuchten, ehe wir am Nachmittag in unsere Ferienwohnung in Burhave eincheckten. Im Vergleich zum vorigen Jahr ist unsere Unterkunft zwar weiter weg vom Strand (aber Strandwetter war bisher ohnehin noch nicht), dafür aber erheblich näher am eigentlichen Dorfkern, an den Einkaufsmöglichkeiten und an der Herz-Mariä-Kirche, was im Verlauf des Urlaubs durchaus noch eine Rolle spielen dürfte. – In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass am Fahnenmast des Rat-Schinke-Hauses derzeit wieder die Regenbogenflagge prangt, noch über der Flagge mit dem Logo der Urlauberkirche. Na gut, ich sagte ja neulich schon mal: Rückzugsgefechte. Aber ärgerlich ist es natürlich schon. Ich glaube sogar, wenn ich selber LGBT oder wenigstens "Ally" wäre, würde ich diese Anbiederungskampagne auch und erst recht ärgerlich finden. Weil es nun mal einfach nicht stimmt, dass die katholische Kirche "LGBT-affirming" ist – und das ändert sich auch dadurch nicht, dass man es behauptet

Davon abgesehen bin ich mal gespannt, was das Programm der Urlauberkirche in den kommenden Wochen so zu bieten haben wird. Auf der Basis der bisherigen Wochenprogramme steht zwar zu vermuten, dass es sich hauptsächlich um Bastelangebote handeln wird, aber selbst wenn – abwechslungsreicher als das Bsstelprogramm des Animax Kids Club in der Spielscheune wird das wohl allemal sein, und obendrein kostenlos... 


Geistlicher Impuls der Woche 

Die Leiden der gegenwärtigen Zeit bedeuten nichts im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll. Denn die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes. Die Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen, nicht aus eigenem Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat; aber zugleich gab er ihr Hoffnung: auch die Schöpfung soll von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes. 

(Römer 8,18-21


Ohrwurm der Woche 

Crowded House: Weather With You 


Die australisch-neuseeländische Band Crowded House mochte ich schon immer gern, und insbesondere ihr drittes Album "Woodface" von 1991. Das habe ich mir damals zwar nicht gekauft, immerhin aber aus der Nordenhamer Stadtbücherei ausgeliehen. "Weather With You", die erfolgreichste Singleauskopplung aus diesem Album, verdankt seinem Status als Ohrwurm der Woche indes der Beobachtung, dass wir, wenn wir in den Urlaub fahren, tatsächlich meistens "das Wetter mitnehmen" – also in dem Sinne, dass bei unserer Ankunft am Urlaubsort dasselbe Wetter herrscht, wie es bei uns zu Hause zum Zeitpunkt unserer Abreise war. Diesmal dachten wir, wir hätten Glück und der Dauerregen, dem wir in den letzten drei Tagen vor der Abreise ausgesetzt gewesen waren, sei am Reisetag bereits vorbei, aber dann holte er uns doch ein. Immerhin, heute hatten wir zum ersten Mal ein bisschen Sonnenschein, das lässt für die kommenden Tage hoffen. Das Video zum Song verbreitet jedenfalls schon mal Urlaubsstimmung... 


Vorschau / Ausblick 

Drei große Ereignisse treffen an diesem Wochenende zusammen: die 51. Fedderwardersieler Krabbenkutterregatta, das Wischer Wiesenfest und die Verleihung des Josef-Pieper-Preises an Bischof Robert Barron. Bei der Kutterregatta waren wir gestern schon und wollen morgen auch nochmal hin; dagegen ist das Wischer Wiesenfest zwar, wie die lokale Presse schreibt, eine "Zeltfete mit langer Tradition", aber gleichzeitig ist es für mich persönlich lange Tradition, da nicht hinzugehen, und das hat Gründe, an die ich während einer Busfahrt am Donnerstag direkt nochmal erinnert wurde – aber das erläutere ich an anderer Stelle. Das Symposion zur Verleihung des Josef-Pieper-Preises hat ebenfalls bereits heute begonnen, die Preisverleihung an Bischof Barron ist dann morgen; ich werde versuchen, trotz Urlaub ein Auge darauf zu haben. 

Wenn dieses Wochenbriefing online geht, ist die Vorabendmesse in Burhave – die quasi als vorletzte Amtshandlung (vor der morgigen Sonntagsmesse in Nordenham) vom bereits verabschiedeten Pfarrer Jasbinschek zelebriert wurde – wohl gerade vorbei; und was steht in den nächsten Tagen so alles auf dem Urlaubs-Programm? Für Dienstag haben wir eine Fahrt ins Wattenmeer mit dem Ausflugsschiff WEGA II gebucht, am Mittwoch wollen wir an einem Backworkshop in der Moorseer Mühle teilnehmen. Nächsten Samstag ist dann "DLRG/Nivea-Strandfest" an der Nordseelagune Burhave, klingt erst mal komisch, aber das Programm sieht recht vielversprechend aus. Ich werde berichten!

 

Donnerstag, 24. Juli 2025

Blogoezese-Rundschau am Donnerstag – Vol. 3

Drei Wochen sind vergangen, seit ich mit dem Projekt einer "Blogoezese-Rundschau" begonnen habe, und ich darf zu Protokoll geben: Es tut sich was! In der zurückliegenden Woche haben sich zwei katholische Blogs, die ich früher™️ gern gelesen habe, nach langem Schweigen mal wieder zu Wort gemeldet – welche das waren und was es da Neues gibt, verrate ich weiter unten –, und das nährt natürlich die Hoffnung, dass weitere folgen werden. Aus diesem Anlass möchte ich mich mal an einem allgemeinen Überblick darüber versuchen, was eigentlich aus den Blogs geworden ist, die früher™️ meine persönliche Wahrnehmung der katholischen Blogger-Community geprägt haben. Von einigen ehemals in der Szene tonangebenden Blogs wusste ich, dass sie nicht mehr aktiv sind, bei anderen war ich mir diesbezüglich nicht sicher. In den zurückliegenden drei Wochen permanent, d.h. mehrmals wöchentlich, aktiv waren von den Blogs, die aus meiner Sicht schon früher zum "harten Kern" der Blogoezese gehört haben, nur zwei: das Beiboot Petri, das allerdings, soweit ich sehe, hauptsächlich Übersetzungen von Artikeln italienischer Vaticanisti bringt, und Katholisch? Logisch!. – Und sonst so? Peter Winnemöllers Katholon gibt es noch, da vergehen aber durchaus mal mehrere Wochen oder Monate zwischen den einzelnen Beiträgen. Zudem wird mancher Leser sich erinnern, dass der Neustart von kephas.de einen wesentlichen Impuls dafür abgegeben hat, dass ich mit der wöchentlichen "Blogoezese-Rundschau" begonnen habe, aber auch dort geht es (bisher) eher ruhig zu. – Als "im Prinzip noch aktiv" darf man wohl die Blogs "Weihrausch und Gnadenvergiftung" und "Nolite Timere" bezeichnen, deren jeweils neueste Beiträge von Ende Juni datieren; auf Allotria catholica sind noch in der ersten Mai-Hälfte fünf Artikel erschienen, seither keiner mehr. Frischer Wind veröffentlichte Ende Mai nach fast drei Jahren Pause ein "Gebet für den Papst", ob da in Zukunft noch mehr kommt, bleibt wohl abzuwarten. Der jüngste Beitrag auf Tà toû Phileirénou stammt von Ende Februar, auf Introibo sind in den letzten drei Jahren verlässlich zwei Artikel pro Jahr erschienen, jeweils einer zum Allerseelenablass und einer zum Dreikönigs-Bloggertreffen; auf Thomas sein Abendland sind in mehr als dreieinhalb Jahren nur zwei Artikel erschienen, der neueste letztes Jahr zu Ostern; die Domain des Papsttreuen Blogs steht zum Verkauf. Dass die Bloggerliste angibt, auch Katholisch ohne Furcht und Tadel sei zuletzt vor fünf Jahren aktiv gewesen, liegt daran, dass nicht berücksichtigen wurde, dass die Domain inzwischen umgezogen ist; allerdings ist auch unter der neuen Adresse der jüngste Beitrag schon wieder ein Jahr alt – was ich ausgesprochen schade finde. (Nimm das ruhig als Anregung zu einem Comeback, Anna!) 

Ehe ich nun aber zur chronologischen Wochenübersicht komme, habe ich diesmal noch zwei Sonderrubriken in petto:


Feinschwarz als Gesprächspartner*in 

Schon vor zwei Wochen habe ich die Einschätzung Peter Winnemöllers aufgegriffen, für eine neu belebte Blogoezese müssten "auch die Autoren von Feinschwarz [...] Gesprächspartner sein"; da hatte ich das tendenziell eher mit einem Fragezeichen versehen, aber fertig bin ich mit diesem Thema deswegen noch nicht unbedingt. Als ich am vergangenen Freitag einen erneuten Blick auf diese sich etwas hochtrabend als "theologisches Feuilleton" bezeichnende Seite warf, trug das, was ich da zu sehen bekam, erst mal nicht dazu bei, meinen Glauben an die Dialogfähigkeit der dort publizierenden Autoren zu vermehren; eher im Gegenteil: Der Beitrag "Europa aeterna und die Extreme Rechte" von Sonja Angelika Strube hätte für mein Empfinden besser auf y-nachten.de oder meinetwegen Fundi-Watch Platz gefunden, es ist eine erkennbar mit Schnappatmung geschriebene und dadurch völlig unlesbare Aneinanderreihung von Namen und Schlagworten, die den Anspruch erhebt, Bestrebungen zur "Errichtung eines antidemokratischen katholischen Gottesstaates" aufzudecken – und das Ganze ohne jedes Gespür für unfreiwillige Komik. 

Wo ich nun aber schon einmal da war, folgte ich gleich mal einem Link zu einem weiteren, zwei Tage zuvor erschienenen Artikel, "Liquidierung der Religion: Säkularisierung als Herausforderung zu einem theologischen Lernprozess". Dieser Beitrag von Martin Spaeth ist indes schon vom Titel her eine Mogelpackung, denn theologisch zu lernen gibt es da überhaupt nichts – höchstens zu verlernen. Das Fazit des Artikels ist ihm gleich als Teaser-Absatz vorangestellt: 

"Das Christentum wird in einer 'postsäkularen Gesellschaft' (Jürgen Habermas), in der religiöse und nichtreligiöse Lebensentwürfe nebeneinander bestehen, gut leben können – wenn wir uns von christlichen Monopolansprüchen verabschieden und die theologische Herausforderung dieser Situation annehmen." 

Vergessen wir mal das mit der "theologischen Herausforderung", das ist nur Blabla. Davon abgesehen ist die Vorstellung, das Christentum könne sich damit abfinden, dass es eben nicht jedermanns Sache ist, aus gläubiger Perspektive natürlich völlig unannehmbar. Lohnt es sich da überhaupt noch, weiterzulesen? – Doch, durchaus. Denn Martin Spaeths Thesen sind nicht einfach nur falsch, sondern auf bezeichnende und darum lehrreiche Weise falsch. Das zentrale Problem seiner Argumentation ist, dass er in nicht klar zwischen Religion als Gesamtphänomen (sofern man überhaupt sinnvoll von einem solchen sprechen kann), dem christlichen Glauben und der institutionellen Gestalt der Großkirchen in Europa, insbesondere in Deutschland, unterscheidet bzw. diese Kategorien ständig miteinander vermengt und verwechselt. Es steht indes zu vermuten, dass diese mangelnde Unterscheidung ein in der Religionssoziologie und der auf deren "Erkenntnissen" aufbauenden Pastoraltheologie recht verbreitetes Phänomen ist, auch wenn dies nicht immer so offen zutage liegt wie in diesem unbeholfenen Text. 

Wirft dieser Artikel immerhin Fragen auf, die nach einer kompetenteren Beantwortung verlangen, so erregt der am Montag erschienene Artikel "Das relationale Paradigma" vollends den Verdacht, dass eine bestimmte Art von Intellektualität einfach dumm macht. "Im Bemühen um eine soziale und ökologische Umkehr und die Überwindung anthropozentrischer Konzepte entwickelt Fabian Retschke einen Ausblick auf die Arbeit an Haltungen und Bewusstseinsfragen. Darin zeigen sich Schritte zu einer ökologischen Geschwisterlichkeit." Danke, aber nein danke. 


...und es hat Boff gemacht

Ein Eintrag in die Bloggerliste des Kreuzknappen, den ich erst am Freitag früh zu Gesicht bekam, der laut Datumsstempel jedoch bereits am Donnerstag erschienen war, ließ mich einmal mehr darüber staunen, wie inklusiv diese Liste ist: Auf der einen Seite umfasst sie Blogs, die so ultra-traditionalistisch daherkommen, dass man den Eindruck hat, sie stünden mit mindestens einem Bein im Sedisvakantismus; und auf der anderen Seite, zum Beispiel, Traductina. Auf diesem Blog gibt's "Leonardo Boffs wöchentliche Kolumnen, frei ins Deutsche übersetzt"; der Beitrag vom 17. Juli trägt die Überschrift "Die mögliche neue Ära der Pax Terrae: die Pazisphäre", und schon allein diese Wortwahl lässt vermuten, dass der Grandseigneur der Befreiungstheologie sich hier als Teilhard de Chardin für Arme profiliert (wobei das "für Arme" durchaus doppelsinnig gemeint ist). Tatsächlich ist der Beitrag so bizarr, wie die Überschrift es vermuten lässt; im Mittelpunkt dieses verschwurbelten Texts steht die Vision, 

"Technik, Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Kultur im Allgemeinen würden in den Dienst der Pflege und des Schutzes dieses heiligen Geschenks gestellt, das uns das Universum oder [!] Gott geschenkt hat: des lebendigen Planeten Erde, der Großen Mutter, Pachamama und Gaia". 

Noch Fragen? Ich denke, dieser Artikel eignet sich hervorragend als warnendes Beispiel dafür, wie schnell man, wenn man sich einmal auf die schiefe Ebene der Heterodoxie begeben hat, bei etwas landet, was ich in Ermangelung eines besseren Ausdrucks nur als "Gaga-Pantheismus" bezeichnen kann. 

Da erscheint es umso interessanter, dass Leonardo Boffs eigener Bruder Clodovis in eine ganz andere Richtung unterwegs ist. Der hat nämlich – wie ich, ich gebe es ungern zu, auf katholisches.info gelesen habe – unlängst einen Offenen Brief an die Bischöfe des Lateinamerikanischen und Karibischen Bischofsrates (CELAM) verfasst, in dem er scharfe Kritik an der Abschlussbotschaft der 40. Generalversammlung dieses Gremiums übt: 

"Wann werdet Ihr uns endlich die Frohe Botschaft von Gott dem Vater, Christus und seinem Geist verkünden? Von der Gnade und vom Heil? Von der Bekehrung des Herzens und der Betrachtung des Wortes? Vom Gebet und der Anbetung, von der Verehrung der Mutter des Herrn und ähnlichen Themen? Wann endlich werdet Ihr uns eine wahrhaft religiöse und geistliche Botschaft bringen?" 

Weiter betont Clodovis Boff, "dass die Kirche in erster Linie ein 'Sakrament des Heils' ist – und nicht bloß eine soziale Institution, ob progressiv oder nicht. Sie existiert, um Christus und seine Gnade zu verkünden. Das ist ihr Hauptziel, ihre größte und dauerhafte Verpflichtung. Alles andere ist zweitrangig." 

Ich lass das mal so stehen. 

Freitag, 18. Juli 

Am frühen Freitagmorgen, eigentlich noch mitten in der Nacht, erschien auf Tu Domine ein Beitrag mit dem Titel "Unausgereifte Neuerungen kamen auf die Klöster zu"; darin geht es um die Auswirkungen der nachkonziliaren Reformen auf das Ordenswesen, und im Mittelpunkt des Artikels steht Thomas Merton – und den finde ich ja sehr interessant. Was mich wieder daran erinnert, mich zu fragen, warum ich mich immer noch nicht an Mertons Autobiographie "Der Berg der Sieben Stufen" herangetraut habe

Passend zu meiner obigen Bestandsaufnahme der Blogs, die ich "noch von früher kenne", meldete sich am Freitag Pulchra ut Luna, wo es zuletzt seit Weihnachten 2024 nichts Neues mehr gegeben hatte, mal wieder zu Wort, und zwar mit einem ausführlichen und bei aller Polemik doch klug durchdachten Beitrag zur Causa Brosius-Gersdorf

Auf TheoBlog erschien derweil eine Verlagsanzeige für ein neues Buch von Ulrich Parzany mit dem Titel "Jesus – Unsere Hoffnung", das eine Art aktualisierte Neuausgabe eines Klassikers der erwecklichen Literatur sein soll, nämlich von "Jesus – Unser Schicksal" von Wilhelm Busch; natürlich nicht dem "Max und Moritz"-Wilhelm Busch, sondern dem gleichnamigen Nachkriegs-Erweckungsprediger und Jugendseelsorger aus dem Ruhrpott. Wenn das ältere Buch allerdings gleich zu Beginn des Artikels mit der rhetorischen Frage "Wer kennt es nicht?" eingeführt wird, muss ich ehrlicherweise antworten: ich. Ich vermute mal, das lässt Rückschlüsse auf die Zielgruppe dieses Blogs zu – zu der ich wohl nicht so richtig gehöre. 

Letzteres gilt – wenn auch aus anderen Gründen – wohl auch für den Blog Begegnung & Dialog, der laut Selbstbeschreibung "eine notwendige Kirchenreform im Sinn des Memorandum Kirche 2011 unterstützt". Den Beitrag "Wird Leo XIV. den Weg von Franziskus fortsetzen?" von diesem Freitag möchte ich mal als Kuriosität bezeichnen, denn er besteht zur Gänze aus vier Links zu Artikeln von häretisch.de, die auf die in der Überschrift formulierte Frage die erwartbaren, von typisch deutsch-liberalkatholischem Wunschdenken geprägten Antworten geben. 


Samstag, 19. Juli 

Ich muss sagen, die "Elbenblogs" fangen an, mich zu nerven. Vielleicht ist das nur so'ne Phase, die wieder vorübergeht; aber die Masche von fasten seat belts, Impulse zum Evangelium oder einer Lesung vom jeweiligen Tag in die Form von Fürbitten zu kleiden – etwas, was mir anfangs gut gefallen hat –, wirkt auf die Dauer doch recht ermüdend, zumal gefühlt so ziemlich jeden Tag mehr oder weniger dasselbe drinsteht. Und auf Die Christenheit erschien an diesem Samstag ein Beitrag mit dem Titel "Tränen der Freude", der das Evangelium von Maria und Marta (Lukas 10,38-42) als Paradebeispiel für "gewaltfreie Kommunikation" nach Marshall B. Rosenberg interpretieren möchte und dabei für mein Empfinden die Grenze zur Selbstparodie mehr als nur touchiert. 

Ganz anders naunyn, der oder das sich immer mehr zu einem meiner Lieblingsblogs entwickelt: Unter der Überschrift "Feste und Proteste" erschien da am Samstagabend ein Artikel, der bei mir wahrscheinlich unter dem Stichwort "Straßenfest-Crawl" gelaufen wäre; es geht um "Haus-, Stadtteil-, Straßen- und sonstige öffentliche Feste" in der Nachbarschaft, und besonders hervorhehoben wird dabei das Event "Rave against the Zaun", bei dem "mit unterschiedlichen Musik- und Redebeiträgen" gegen die geplante Einzäunung und Überwachung des Görlitzer Parks protestiert wird: 

"Kein einziges Problem (Drogenkonsum, Drogenhandel, Gewalt, Verwahrlosung) wird dadurch gelöst, sondern in die Nachbarkieze verlagert. 1,7 Millionen kostet der Zaun. 750 000 Euro sind pro Jahr für den Wachschutz veranschlagt, der außerdem ein Servicehäuschen für 25 000 Euro Miete pro Jahr braucht". 

Die Chance, im Abschnitt "Und sonst" am Ende des Artikels erwähnt zu werden, haben meine Familie und ich verpasst, indem wir nicht zum offenen Samstagsfrühstück gegangen sind; aber na ja, nach dem Urlaub wird's bestimmt mal was. 

Die Ehre der "Elbenblogs" – zu denen man naunyn wohl allenfalls am Rande zählen kann (gibt es eigentlich Punk-Elben?) – rettet derweil einmal mehr 18 Worte mit einer berührenden Prosaminiatur namens "Flugpurzelbäume"


Sonntag, 20. Juli (16. Sonntag im Jahreskreis) 

Unter der Überschrift "Nichts geschieht ohne Grund" bringt Tu Domine erneut einen Beitrag über Thomas Merton, nämlich einen Auszug aus seinen unter dem Titel "Das Zeichen des Jonas" in Buchform veröffentlichten Tagebüchern. Dankeschön, gerne mehr davon! 

Und: Ein weiterer Veteran der "guten alten" Blogoezese meldet sich nach fast vier Jahren Blogpause zurück, nämlich Pro Spe Salutis mit einem programmatischen Artikel ("Just listen to the music... Downtown"). Programmatisch insofern, als es auch da um die Frage nach Perspektiven für eine Wiederbelebung der Blogoezese geht. So reflektiert der Verfasser darüber, wie er 2009 mit dem Bloggen anfing und sich damit "aus einer gar nicht so kleinen Krise zurück in die Welt des Glaubens, in ein Leben mit Gott" schrieb: 

"Die Blogozese wurde für mich zu einer Art 'Downtown', eine bunte Mischung katholischer Blogger, Jungs und Mädels, meinungsstark und glaubensfroh, mit denen man sich fallweise austauschen, an denen man sich orientieren konnte". 

Zur Initiative zweier "Urgestein-Blogger" (die beide Peter heißen), "die Blogozese wieder zu beleben" merkt er indes an: "Ob das bei dieser Seite klappt, will ich noch nicht versprechen." Aber jedenfalls "ist sie halt wieder da, erstmal" – und ich zumindest bin gespannt, was da noch so kommt. 


Montag, 21. Juli (Laurentius von Brindisi) 

Mit einem Artikel namens "Alles nur Simulation" räumt TheoBlog erneut einen Preis in der Kategorie "Unter der Überschrift hätte ich mir was anderes vorgestellt" ab, aber diesmal ist der Artikel interessanter, als ich anhand der Überschrift erwartet hätte. Im diesem Beitrag wird nämlich das Buch "Die ewige Wahrheit und der Neue Realismus. Gespräche über (fast) alles, was der Fall ist" von Markus Gabriel und Matthias Eckoldt vorgestellt bzw. empfohlen, in dem der Philosophieprofessor Gabriel für eine Überwindung der Postmoderne plädiert; und in dem Auszug aus dem Buch, den der Blogartikel präsentiert, finden sich so funkelnde Sätze wie: 

"Ich bin gerade schon alt genug, um die Faszination zu verstehen, die Baudrillard ausübte, als er neue sozioökonomische Phänomene mit einer neuen Theoriesprache beschrieb und alles in ein Bild einrahmte: Börsencrash, Aids und Techno und alles, was damit verbunden wurde." 

Oder: 

"Donald Trump ist sozusagen die Widerlegung der emanzipatorischen Ansprüche der Postmoderne, wie eine Witzfigur (oder wohl eher ein Horrorclown), die aus der Box herausspringt." 

Und schließlich: 

"So ist die Postmoderne heute an ihr ironisches Ende gekommen. Die unendlich ironische Selbstzitation, die weiß, dass sie eigentlich ein Totentanz ist". 

Was ich mich dabei frage, ist nur, ob der TheoBlog eigentlich eine Zielgruppe hat, die mit solchen Sätzen etwas anfangen kann. Aber falls ja, sei ihm das gegönnt. 

Vom Cathwalk ist auf der Bloggerliste seit fünf Monaten kein neuer Beitrag mehr registriert worden, aber das muss technische Gründe haben, denn tatsächlich ist dieser von jeher – aber im Laufe der Zeit aus recht unterschiedlichen Gründen – umstrittene Blog noch ausgesprochen produktiv; an diesem Montag erschien dort ein Beitrag mit dem Titel "Christentum: Die größte Geschichte aller Zeiten", der es unternimmt, anhand eines Abrisses der Geschichte des Christentums "das Zusammenwirken von Wunder und Welt, von Gott und Gnade" zu demonstrieren und daraus die Feststellung abzuleiten, es gebe "keinen Grund, an der Wahrheit des Christentums und des katholischen Glaubens zu zweifeln". Das ist im Detail durchaus interessant, so etwa, wenn es heißt, der große Althistoriker Theodor Mommsen habe sich außerstande gesehen, "mit den Mitteln der historischen Methode zu erklären, wie es zwölf ungelehrten galiläischen Fischern gelungen sei, das geistige Leben des römischen Weltreichs zu revolutionieren"; zuweilen lappt der Artikel aber auch ins unfreiwillig Komische, so zum Beispiel, wenn der Sündenfall auf ca. 4000 v. Chr. datiert wird. Nun, seien wir ehrlich: Über die Entwicklung der redaktionellen Linie des Cathwalk im Spannungsfeld zwischen Traditionalismus und Postmoderne könnte man ein Buch schreiben, sollte man vielleicht sogar, aber ich bezweifle, ob das die richtige Aufgabe für mich wäre. 


Dienstag, 22. Juli (Hl. Maria Magdalena

Der – meinem bisherigen Eindruck zufolge – interessanteste der eher traditionalistisch orientierten Blogs, Tu Domine, erfreut seine Leser zur Feier des Tages mit einem Beitrag über die Reliquien der Hl. Maria Magdalena; derweil erscheint auf Katholisch? Logisch! ein lesenswerter Impuls zum Tagesevangelium vom (eigentlich vom Fest der Heiligen verdrängten) Dienstag der 16. Woche im Jahreskreis, Matthäus 12,46-50, unter der Überschrift "Bruder, Schwester, Mutter"

Nicht so ganz im Klaren bin ich mir darüber, was ich von dem Blog zeitschnur : linea temporis halten soll, der offenbar von einer auch als Buchautorin hervorgetretenen Dame namens Hanna Jüngling betrieben wird. Der Beitrag "Gewitter im Schwarzwald bei Karlsruhe" macht auf mich jedenfalls den Eindruck, irgendwo im Graubereich zwischen den "Elbenblogs" und den "Stream of Unconsciousness"-Blogs zu liegen: ein bisschen naturreligiös-pantheistisch-esoterisch, ein bisschen kulturpessimistisch, ein bisschen deutschnational, ein bisschen öko. Wat't nich all gifft, wie man in meiner alten Heimat sagen würde. 

Im Übrigen war ich schon drauf und dran, mich – scherzhaft – darüber zu beklagen, dass weit und breit kein Nachruf auf Ozzy Osbourne zu entdecken sei, da entdeckte ich doch einen. Und zwar ausgerechnet auf God.Fish. "Ein theologischer Nachruf auf Ozzy Osbourne" heißt der dort spät am Dienstagabend erschienene Beitrag etwas hochtrabend – und erbringt mit Sätzen wie "Ozzy Osbourne [...] war der Beweis, dass Zweifel und Zorn legitime Teile einer Glaubensbeziehung sein können. Möge dieser laute, gequälte und doch glaubende Geist nun den Frieden finden, den er auf Erden so rastlos gesucht hat" oder "Sein Glaube war eine zutiefst persönliche und undogmatische Angelegenheit, die von den lauten Widersprüchen seines Lebens geprägt war" den Beweis, dass dieser Blog jederzeit in der Lage und bereit ist, zu jedem beliebigen Thema den dümmsten anzunehmenden Artikel abzuliefern. Dieser Blog ist wie eine Massenkarambolage auf der Autobahn, kein schöner Anblick, aber weggucken kann man irgendwie auch nicht. 


Mittwoch, 23. Juli (Hl. Birgitta von Schweden)

In der Reihe 40 Jahre WG Naunynstraße auf naunyn erscheint ein sympathischer und interessanter Gastbeitrag mit dem Titel "Ein paradiesischer Ort"; auf Peregrinatio, den ich ja "wohlwollend im Auge behalten" wollte, eine kleine Anekdote über eine Bergwanderung in Irland ("Der Gipfel war nur die Zugabe"). Vor allem aber legt Pro Spe Salutis noch einmal nach und reflektiert unter der Überschrift "Downtown, corner spot..." über Gründe, weshalb es sinnvoll und wünschenswert sein könnte, "der Blogozese neues Leben einzuhauchen" – zum Beispiel nämlich im Interesse "einer möglichst reichen und gerne kraftvollen Gegenöffentlichkeit zu diversen Nachrichtenportalen [...], die unter dem Label 'katholisch' eine überwiegend zweifelhafte Reformagenda voran treiben". Dem kann ich nur beipflichten. 


Donnerstag, 24. Juli (Hl. Christophorus; Hl. Charbel Mahlouf

Heute hatte ich Reisetag und somit Anderes zu tun, als regelmäßig die Bloggerliste zu aktualisieren und Blogartikel zu lesen. Aber anscheinend ist der Donnerstag als Stichtag für meine wöchentliche Blogoezese-Rundschau auch insofern eine gute Wahl, als donnerstags regelmäßig ziemlich wenig los ist in der Bloggerwelt, jedenfalls bis 17 Uhr. Sollte danach noch was Spannendes kommen, wird es, wie es inzwischen wohl etablierte Praxis ist, nächste Woche nachgetragen...