Saludos, Compañeros – und willkommen zum neuen Wochenbriefing! Es ist thematisch wieder einmal recht bunt geworden, und es sieht auch nicht so aus, als würden mir die blogrelevanten Themen so bald ausgehen... also verzichte ich mal auf eine längere Vorrede und sage: Hinein ins Vergnügen!
Eine kleine Monatsbilanz
Der erste Monat des Kalenderjahres 2025 ist rum; was hat er uns gebracht? Für mich persönlich kann ich sagen, dass ich recht frohgemut und optimistisch ins Neue Jahr gestartet bin. Damit scheine ich ja, wenn ich mir so die politisch-gesellschaftliche Stimmungslage im Lande ansehe, einem Großteil der Bevölkerung schon mal etwas voraus zu haben. Ich sehe dies – auf die Gefahr hin, pathetisch zu klingen – als Indiz dafür an, dass ich übers Jahr an Gottvertrauen und Dankbarkeit dazugewonnen habe, und bete dafür, dass dieser Prozess anhält. – Einen gewissen Anteil an dieser Entwicklung schreibe ich übrigens der Tatsache zu, dass ich im Monat Januar zusammen mit meinem Jüngsten ganze sieben Lobpreisandachten ("Beten mit Musik") in St. Joseph Tegel abgehalten habe; es hätten sogar noch ein paar mehr werden können, wenn der Knabe nicht mehrmals auf dem Weg dorthin eingeschlafen wäre. Wie viele Lobpreisandachten wir im Vergleichszeitraum 2024 hatten, kann ich nicht mit absoluter Sicherheit sagen, anhand meiner damaligen Wochenbriefings nachweisbar sind aber jedenfalls "nur" vier. – Auch sonst unterstreicht der Quervergleich mit dem Vorjahr den Eindruck, das Jahr habe für mich gut begonnen: So sind im Januar '25 ganze drei Beiträge von mir in der Tagespost erschienen (einer davon "nur" in der Online-Ausgabe, aber immerhin) – im Januar '24 hingegen kein einziger. Auf meinem Blog sind im Januar '25 acht Artikel erschienen, im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es sechs; die Zugriffszahlen auf meinen Blog sind hingegen im Vergleich zum Vorjahr punktgenau gleich geblieben – mal sehen, wie sich das weiter entwickelt.
Übrigens gehört es ja zu meinen Vorsätzen fürs Neue Jahr, öfter zur Community Networking Night im Baumhaus zu gehen als letztes Jahr; und auch in dieser Hinsicht hat das Jahr gut angefangen, denn am vorigen Samstag waren wir dort (wohingegen wir es 2024 erst Ende Februar zu dieser Veranstaltung schafften). – Bei unserem letzten Besuch im Baumhaus Ende November hatte unser Tochterkind sich ja mit zwei gleichaltrigen Mädchen angefreundet, und erfreulicherweise war eine dieser Freundinnen auch diesmal wieder da (und war überrascht und beeindruckt, dass ich mich noch an ihren Namen erinnerte). Ich unterhielt mich im Laufe des Abends recht gut mit ihrem Vater, der beim letzten Mal nicht dabei gewesen war; er hatte noch ein weiteres ungefähr gleichaltriges Mädchen zu beaufsichtigen, das bei seiner Tochter übernachten wollte, an diesem Abend allerdings in recht launischer Stimmung war.
Insgesamt war die Stimmung im Baumhaus indes ausgezeichnet – so freundlich, offen und locker, wie man es sich nur wünschen konnte; ich hörte auch keinerlei Klagen über die politische Lage, über Trump, Merz oder Aschaffenburg. Das Essen war auch wieder hervorragend, auch wenn es nicht so ein breit gefächertes Angebot an verschiedenen Speisen gab wie sonst schon mal: Es gab Gemüseeintopf, Kartoffeln und Erbsen-Minze-Püree, zum Nachtisch Apfelkuchen.
Während des Essens unterhielt sich meine Liebste mit ihrer Sitznachbarin äußerst angeregt über ihre Jakobsweg-Erfahrungen (ich steuerte auch etwas dazu bei); in der "News You Can Use"-Runde sprach meine Liebste den Umstand an, dass wir Hilfe dabei gebrauchen könnten, unsere Wohnung zu entrümpeln und ein Ordnungssystem für unseren ganzen Kram zu entwickeln – woraufhin genau die besagte Sitznachbarin Interesse bzw. Hilfsbereitschaft signalisierte. Ob tatsächlich etwas daraus wird, bleibt natürlich abzuwarten, aber was man auf jeden Fall sagen kann, ist, dass es mal wieder ein rundum gelungener und erfreulicher Abend im Baumhaus war, der Lust gemacht hat, da in Zukunft wieder regelmäßiger hinzugehen.
Schwarzer Gürtel in KiWoGo
Dass in St. Joseph Siemensstadt am 3. Sonntag im Jahreskreis der erste Kinderwortgottesdienst des neuen Kalenderjahres anstand, hatte ich ja schon erwähnt, und ebenso, was ich mir so für die Gestaltung überlegt hatte. Wie üblich, wenn ich einen Kinderwortgottesdienst mitzugestalten habe, fand ich mich gut eine halbe Stunde vor Beginn der Messe am Ort des Geschehens ein und bereitete den Raum vor, und auch meine Teamkollegen erschienen früh genug, dass wir den Ablauf und die Aufgabenverteilung noch einmal durchsprechen konnten. Mir fiel dabei die Begrüßung und die Moderation der von mir vorgeschlagenen Spiele (Schubkarrenrennen, Slalomlauf mit verbundenen Augen) zu, und sofern die Zeit reichte, sollte ich am Ende noch ein zum Thema des KiWoGo passendes Lied vortragen (mit Gitarre).
Es nahmen wieder knapp 20 Kinder – präzise gesagt, 18 – am KiWoGo teil, und ich hatte mir eigentlich vorgestellt, wenn bei beiden Spielen zwei Zweierteams gegeneinander antreten würden, wäre damit schon mal knapp die Hälfte der teilnehmenden Kinder aktiv eingebunden. Tatsächlich erwies es sich jedoch als unerwartet schwierig, Freiwillige für die Spiele zu rekrutieren: Mit Müh' und Not bekam ich vier zusammen – durchweg Mädchen, übrigens –, aber als sie erfuhren, was sie machen sollten, wollten zwei von ihnen lieber doch nicht. Damit fiel das Wettkampf-Element schon mal weg, und die beiden Mädchen, die sich trauten, mussten beide Spiele allein vorführen; das machten sie aber gut und bekamen ein extradickes Lob dafür. Anschließend gab's noch ein kurzes Auswertungsgespräch ("Wie war das für euch...?"), dann gab ich – mit dem Hinweis "Ihr fragt euch jetzt wahrscheinlich schon, was das mit dem Kinderwortgottesdienst zu tun hat" – ab an den Gemeindereferenten, der den Lesungstext (1. Korinther 12,12,12-31a) abschnittsweise vortrug und erläuterte und von da aus auf die verschiedenen Dienste in der Kirchengemeinde zu sprechen kam, vom Küster über die Reinigungskräfte bis hin zu den Ministranten. In einem weiteren Abschnitt demonstrierte unsere Teamkollegin anhand eines Puzzles mit einem fehlenden Teil, dass jeder Einzelne in der Gemeinde seinen Platz hat und gebraucht wird; und zum Schluss war tatsächlich noch genug Zeit, dass ich meine treue Gitarre zur Hand nehmen und mit den Kindern "Alles was ich hab" singen konnte – ein Lied, das nicht nur zum Thema passte, sondern auch den Vorteil hat, dass man es leicht mitsingen kann, auch dann, wenn man es zuvor noch nicht gekannt hat.
Okay, und nun die Manöverkritik: Im Großen und Ganzen würde ich sagen, es ist ganz gut gelaufen, aber Dinge, die man rückblickend betrachtet besser hätte machen können, gibt's halt immer. – Dass es sich als so schwierig erwiesen hat, Freiwillige für die Bewegungsspiele zu finden, unterstreicht, wie wenig die Kinder so etwas im Rahmen des Kinderwortgottesdienstes gewohnt sind und erwarten; gerade deshalb – Stichwort Methodenvielfalt! – finde ich es aber gut, das mal ausprobiert zu haben, und es soll auch, wenn's nach mir geht, nicht das letzte Mal gewesen sein. – Zu der Passage über die Dienste in und an der Gemeinde merkte meine Liebste später an, man hätte die Kinder ruhig stärker aktiv einbeziehen können, konkret gesagt: sie auffordern, eigene Beispiele zu nennen. Weiter kritisierte sie, die genannten Beispiele hätten sich zu sehr auf Ämter bzw. Berufe in der Kirche konzentriert statt auf Dienste, die im Prinzip jedes Gemeindemitglied, und gerade auch die Kinder selbst, übernehmen kann: Als mögliche Aufgabe für Kinder wurde explizit nur der Ministrantendienst genannt, da wäre sicherlich mehr möglich gewesen. Aus aktuellem Anlass hätte man z.B. auch darauf hinweisen können, dass es auch ein Dienst an der Gemeinde sein kann, sich beim Kinderwortgottesdienst freiwillig dafür zu melden, ein Spiel vorzuführen. – Der Gemeindereferent selbst meinte, ihm sei erst im Nachhinein aufgefallen, dass es sich eigentlich angeboten hätte, von der Kirche als Leib Christi, wie Paulus sie beschreibt, einen Bogen zum Eucharistischen Leib Christi zu schlagen. Dafür, so merkte er selbstkritisch an, wäre es wohl notwendig gewesen, den Text in der Vorbereitung gründlicher zu reflektieren. – Zu der Passage mit dem fehlenden Puzzleteil möchte ich anmerken, dass ich sie zwar an und für sich gut fand – auch weil sie teilweise jene Aspekte "nachlieferte", die meine Liebste im Abschnitt über die Dienste in der Gemeinde vermisst hatte –, dass sie aber gerade dadurch im Gesamtzusammengang etwas redundant wirkte. Das hätte man dadurch vermeiden können, dass man das Puzzle mit dem fehlenden Teil früher ins Spiel bringt und das Thema "Dienste in und an der Gemeinde" zur Gänze in den Puzzle-Abschnitt integriert.
Auf jeden Fall noch ausbaufähig wären meine Fähigkeiten an der Gitarre; da müsste ich einfach häufiger und regelmäßiger üben, wenn ich nur mal die Zeit dafür fände. Im Eifer des Gefechts einfach vergessen habe ich (wieder mal) ein Schlussgebet, das die wesentlichen Inhalte der Katechese zusammenfasst. Na ja: nächstes Mal...!
Also ich denk da an Delfine
Die Messe wurde übrigens, wie im Laufe des vergangenen Jahres schon öfter, musikalisch von einem Knabenchor mitgestaltet, dessen Chorleiter zugleich der hauptamtliche Kirchenmusiker der Pfarrei ist. Diesen Kirchenmusiker schätze ich sowohl persönlich als auch musikalisch, und seine Sängerknaben singen wirklich sehr schön; trotzdem kann ich hier nicht verschweigen, dass ich einigermaßen irritiert über den Gesang zur Gabenbereitung, den sie anstimmten – denn dabei handelte es sich um eine A-Capella-Version des 1995er New Age-/Worldbeat-Hits "Adiemus". Das ist das mit den Delfinen im Video – nicht zu verwechseln mit dem ein paar Jahre früher erschienenen "Conquest of Paradise" von Vangelis, das ist das aus dem Kolumbus-Film. Der Song "Adiemus" wurde zunächst in einem Werbespot für Delta Airlines eingesetzt, der Text ist in keiner real existierenden Sprache verfasst und bedeutet somit auch nichts, obwohl Adiemus ähnlich klingt wie das lateinische Wort "adeamus", was "Lasst uns herbeikommen" heißt – was dem Songschreiber aber nicht bewusst bzw. nicht von ihm beabsichtigt war. Sehr wohl beabsichtigt dürfte gewesen sein, dass der Song irgendwie vage "spirituell" klingt – aber eignet er sich deshalb für die Verwendung im Gottesdienst? Vor Jahren habe ich mal bei einem Jugendgottesdienst erlebt, dass zur Kommunion "Tears in Heaven" von Eric Clapton gespielt wurde, ohne Gesang, nur mit Gitarre. Auch da kann man verstehen, wie jemand darauf kommen kann, das Lied sei zur Verwendung im Gottesdienst geeignet, denn es hat ja ein irgendwie religiöses Thema. Das Problem ist, hier wie dort: Wenn im Gottesdienst Musik verwendet wird, die aus anderen, "weltlichen" Zusammenhängen bekannt ist, wird der Hörer diese Zusammenhänge unweigerlich "mitdenken". Case in point: Wenn ich "Adiemus" höre, denke ich an Delfine. Der Konzentration auf das liturgische Geschehen – man könnte auch sagen: der Andacht – ist das entschieden abträglich; und zwar ganz unabhängig von der Frage der musikalischen Qualität.
Auf der anderen Straßenseite
An der Schule, an der meine Liebste arbeitet, war in der letzten Woche vor den Winterferien Projektwoche, und das beinhaltete, dass meine Liebste am Mittwoch mit fünf Schülern eine Exkursion in den Zoo machte – und unseren Jüngsten dorthin mitnahm. Dadurch hatte ich, nachdem ich das Tochterkind zur Schule gebracht hatte, erst mal "frei". In Heiligensee zur Messe gehen hätte ich theoretisch natürlich trotzdem können, zumal ich dem Wochenplan der Pfarrei entnommen hatte, dass dort mal wieder der Gastpriester aus dem Erzbistum München-Freising zelebrierte, dessen Mutter zum harten Kern der Gemeinde gehört; und ein zweites Frühstück wäre ja auch nicht zu verachten gewesen. Aber ohne meinen Sohn, dessen natürlicher Charme alle Herzen und Türen öffnet, traute ich mich da nicht so richtig hin. Aber am Nachmittag war JAM, und diesmal kam die Schulfreundin des Tochterkindes, die vor den Weihnachtsferien schon zweimal mit dabei gewesen war, wieder mit. Tags zuvor hatte ich sie in der Schule getroffen und sie gefragt, ob sie mal wieder Lust hätte, zum JAM mitzukommen; im ersten Moment wusste sie gar nicht, was ich meinte, aber dann kam sie doch drauf: "Ach, ist das diese Kinderkirche? Das war cool!" Dieser Enthusiasmus freute mich schon sehr.
Dass sie diesmal wieder mitkam, erwies sich auch insofern als Glücksfall, als das JAM diesmal – wohl infolge der Erkältungwelle – ungewöhnlich schwach besucht war: In der Altersgruppe der "Kids" (=Grundschulkinder) nahm neben unserer Tochter nur noch ein weiteres Mädchen teil, bei den "Minis" waren es vielleicht fünf. Soweit ich mich erinnern kann, war das das erste Mal, dass zum JAM weniger Kinder kamen als in derselben Woche zu unserem Kinderwortgottesdienst. Okay, kann man nicht ganz vergleichen, aus einer Vielzahl von Gründen.
Jedenfalls blieb ich während des katechetischen Teils – in dem es, wie ich schon vermutet hatte, um die Jünglinge im Feuerofen (Daniel 3) ging – bei den "Kids", woran auch niemand Anstoß nahm, obwohl zuvor erneut recht deutlich die Erwartung ausgesprochen worden war, alle Eltern sollten zum Elterncafé gehen. Die "Kids"-Katechese wurde von einem jungen Mann geleitet, der noch ziemlich neu im Team ist; im Wesentlichen handelte es sich um eine Nacherzählung des biblischen Texts, die er aber sehr lebhaft und mitreißend gestaltete. Dazu wurden Illustrationen an die Wand projiziert, und zusätzlich wurde das goldene Standbild des Königs Nebukadnezar durch einen mannshohen Turm aus gelben Riesenlegosteinen repräsentiert. Die Tatsache, dass wie gesagt nur drei Kinder teilnahmen, erlaubte es natürlich, diese umso intensiver einzubinden hauptsächlich durch Fragen zur Erzählung; auf die Frage des Leiters, warum Schadrach, Meschach und Abed-Nego sich denn wohl nicht vor dem Standbild niedergeworfen hätten, gab meine Tochter die schöne Antwort: "Weil sie lieber den echten Gott wollten."
Der geheimnisvolle vierte Mann im Feuerofen war in der Illustration recht eindeutig als Jesus zu erkennen, fand auch meine Tochter. |
Zum Abschluss der Katechese sprach der Leiter mit den Kindern über Gründe, Gott dankbar zu sein, und brachte ihnen das sogenannte "Popcorn-Gebet" bei – eine kindgerechte Form des individuellen freien Gebets in der Gruppe. Da mochte mein Tochterkind allerdings nicht so recht mitmachen, und ich kannst verstehen: Mir liegt so etwas auch nicht besonders, und als Kind hätte ich mich damit noch erheblich schwerer getan als heute.
Anschließend sollte es noch Spiele geben, was ich zum Anlass nahm, nun doch noch beim Elterncafé vorbeizuschauen. Besonders spannend war's da nicht, aber immerhin ganz nett. Gegen Ende ließ die Elterncafé-Leiterin eher beiläufig fallen, ihr (noch minderjähriger) Sohn wolle zur Bundeswehr und "die Ukraine befreien". Ein wenig Sorge schien ihr das zwar zu bereiten, aber zugleich machte sie auf mich den Eindruck, abgesehen von einem gewissen emotionalen Unbehagen habe sie keine grundsätzlichen Einwände dagegen. Ich glaube, ich muss das noch schärfer formulieren, um deutlich zu machen, was ich meine: Mir schien, sie hätte gern Einwände dagegen, findet aber keine, weil sie die Argumente ihres halbwüchsigen Sohnes quasi wider Willen vernünftig findet. Dessen Argumentation gab sie wie folgt wieder: Der Krieg werde sich unweigerlich ausweiten, und wenn der Krieg erst einmal "zu uns" käme, würde er sowieso kämpfen müssen, also könne er ebensogut jetzt schon zur Bundeswehr gehen (wobei "jetzt schon" nicht ganz wörtlich zu verstehen ist, denn ein paar Jahre zu jung ist er suf alle Fälle noch). Ich fühlte mich auf ungemütliche Weise an "Im Westen nichts Neues" erinnert (die Verfilmung von 1930 haben wir mal in der Schule gesehen), an die Generation von 1914, die von den Schulbänken weglief, um sich zur Front zu melden, in der Befürchtung, der Krieg könne plötzlich vorbei sein und man wäre nicht dabei gewesen. Umso irritierender fand ich es, dass auch einige der anderen Mütter beim Elterncafé bedächtig dazu nickten: Ja, stimmt, wenn der Krieg zu uns kommt, dann müssen alle kämpfen, zumindest die Männer. Für mich war das einmal mehr ein Anlass, mich über die tief verwurzelte Obrigkeitshörigkeit der Evangelikalen zu ärgern. Da lob ich mir doch die Zeugen Jehovas. Ja, ich weiß, an denen gibt es ganz andere Dinge zu kritisieren, die ich gewiss nicht kleinreden will, aber um die geht's mir hier gerade nicht. Na ja, vielleicht ein andermal mehr davon.
Neues vom Schulkind
Anekdotische Evidenz legt nahe, dass die Wahrscheinlichkeit, dass das Tochterkind seine Schulbrote aufisst, sich signifikant erhöht, wenn diese Dinosaurierform haben. Dann muss das wohl so sein.
Neues aus Synodalien: Pater Max und die Ambiguitätstoleranz
Pater Max Cappabianca OP, der Mann mit dem perfekten Namen für einen Dominikanerpater, hat mal wieder einen Beitrag für die Standpunkt-Rubrik auf häretisch.de verfasst, bei dem ich nicht recht weiß, ob ich lachen oder weinen soll. Am besten ist es wahrscheinlich, den Text mit einem lachenden und einem weinenden Auge zu lesen. Fangen wir vielleicht mal mit dem lachenden an: Zentrales Thema von Cappabiancas Kommentar ist die Beobachtung, das liberale Christentum sei "auf dem absteigenden Ast", während "neokonservative Kreise im evangelikalen Spektrum, aber auch in der katholischen Kirche" im Aufwind seien – vorrangig in den USA, aber zumindest potentiell auch in Deutschland. "Die Zahlen sprechen für diese These", stellt er fest – gern wüsste man, welche Zahlen er meint und wo man die nachlesen könnte, aber immerhin die These formuliert er gleich darauf noch einmal griffig aus: "Konservative Be[weg]ungen und Gemeinschaften mit klaren Abgrenzungen gegen die Zumutungen der Moderne verzeichnen einen höheren Zulauf als liberalere". Halten wir erst einmal fest, dass er damit einer Grundannahme des Synodalen Weges – dass die Kirche, um den Menschen von heute noch etwas sagen zu können, um "zukunftsfähig" und "gesellschaftlich relevant" zu bleiben oder zu werden, noch viel liberaler werden müsse – geradewegs widerspricht. Für diese Ehrlichkeit gebührt Pater Max, der selbst natürlich mit beiden Beinen fest im liberalen Lager steht, erst einmal Anerkennung; allerdings greift er, um die von ihm beschriebene Entwicklung zu erklären, charakteristischerweise sogleich zu einem elitären Deutungsmuster, wie wir es auch aus der Politik kennen: Die Leut' sind einfach zu blöd, um eine Theologie würdigen zu können, "die sich mit einer hohen Ambiguitätstoleranz um differenzierte Sichtweisen auf die Gegenwart bemüh[t]", und wollen lieber einfache Antworten. Damit rückt Pater Max die "neokonservativen" Tendenzen im Christentum assoziativ in die Nähe von Rechtspopulismus – idealtypisch verkörpert in der Schreckgestalt Donald Trumps, die dem Leser nicht umsonst gleich zu Beginn des Artikels vor Augen geführt wird. Als Symbolfigur des vom Aussterben bedrohten liberalen Christentums erscheint folgerichtig die anglikanische Bischöfin von Washington D.C, Mariann Edgar Budde, die Trump in einer Predigt am Morgen nach seiner Amtseinführung medienwirksam die Leviten gelesen hat. Lustig ist, dass Pater Max in diesem Zusammenhang auf einen Essay von Reinhard Bingener in der FAZ verweist, dabei jedoch nicht darauf eingeht, dass Bingener Bischöfin Buddes "Vorwurf, Homosexuelle müssten unter Trump um ihr Leben fürchten", als "unsachliche Polemik" kritisiert und im Übrigen anmerkt, dass sie "mit ihrem Habitus und Sprachduktus geradezu klischeehaft" ein bestimmtes theologisches Milieu verkörpert. (Was ich an dieser Stelle mal loswerden muss: Mir ist Bischöfin Buddes Predigt, oder genauer gesagt ein kurzer Auszug daraus, zuerst als Video auf Instagram begegnet, ohne Ton und mit deutschen Untertiteln, und da dachte ich im ersten Moment, ich hätte Heinrich Bedford-Strohm vor mir.)
Gerade dieses doch recht holzschnittartige Lagerdenken, das Pater Max damit präsentiert, weckt indes Zweifel an seiner eigenen Ambiguitätstoleranz und Fähigkeit zu differenzieren. Dem gesamten "neokonservativen" Lager – wie man es auch konkret definieren will – pauschal das Bemühen um "differenzierte Sichtweisen auf die Gegenwart" abzusprechen, ist schon eine ziemliche Frechheit; und wenn wir "Ambiguitätstoleranz" mit Tante Wikipedia als die Fähigkeit verstehen, "Widersprüchlichkeiten, kulturell bedingte Unterschiede oder mehrdeutige Informationen, die schwer verständlich oder sogar inakzeptabel erscheinen, wahrzunehmen, ohne darauf aggressiv zu reagieren oder diese einseitig negativ oder [...] vorbehaltlos positiv zu bewerten", dann habe ich eigentlich nicht den Eindruck, dass diese Fähigkeit bei Verfechtern eines liberalen Christentums besonders ausgeprägt wäre: Vielmehr habe ich – z.B. früher auf Twitter, wo diese Leute aber ja größtenteils verschwunden sind, und neuerdings auf Bluesky – vielfach die Erfahrung gemacht, dass da eine ganze Menge Leute unterwegs sind, die auf die bloße Tatsache des Vorhandenseins anderer Meinungen nur zwei Reaktionsweisen kennen: Spott, solange sie sich in der überlegenen Position wähnen, und Wehgeschrei, sobald sie in die Defensive geraten.
Nicht nur deshalb steht zu vermuten, dass Pater Max eigentlich etwas Anderes meint, wenn er von "hohe[r] Ambiguitätstoleranz" und dem Bemühen um "differenzierte Sichtweisen auf die Gegenwart" als Alleinstellungsmerkmalen des liberalen Christentums spricht. Zu vermuten steht, dass er damit im Grunde einem ethischen und erkenntnistheoretischen Relativismus das Wort redet, für den Gut und Böse, Richtig und Falsch keine objektiv gültigen Kategorien sind. Wie mein Stammleser Imrahil in einer Facebook-Diskussion anmerkte, ist eine so verstandene "Ambiguitätstoleranz" aber gerade keine christliche Tugend: "Man muss aushalten, dass einem widersprochen wird, aber man darf auf gar keinen Fall dem Irrglauben anhängen, dass die Dinge in sich selbst widersprüchlich wären." Und warum nicht? Weil alle Phänomene, die in ihrer Gesamtheit die Welt ausmachen, von Gott erschaffen und von Ihm her mit Sinn erfüllt sind; und weil Gott sich nicht selbst widerspricht.
Interessant ist an dieser ganzen Sache aber ja nun doch vor allem das Eingeständnis, dass die liberal-relativistische Version des Christentums bei der breiten Masse nicht (mehr) so richtig gut ankommt; dabei könnte man doch denken, sie wäre für die Leute bequemer als eine strengere, dogmatischere Glaubensauffassung. Nun, offensichtlich ist Bequemlichkeit nicht unbedingt das, was die Leute in erster Linie in einer religiösen Gemeinschaft suchen: Sofern sie überhaupt noch "religiös ansprechbar" sind, suchen sie eben auch und nicht zuletzt Orientierung, und zwar auch ethische. Zugespitzt gesagt: Es ist ein berechtigter und vernünftiger Anspruch an eine Religionsgemeinschaft, dass sie klare Vorstellungen von Gut und Böse, von Richtig und Falsch hat und ihre Mitglieder auf diese verpflichtet. So sehr Pater Max' Ausführungen hierzu, wie ich oben schon angemerkt habe, einen Beigeschmack von Verachtung gegenüber dem Pöbel hat, der sich "gegen die Zumutungen der Moderne" abzuschirmen sucht, scheint er dieser Einsicht doch, geradezu wider Willen, recht nahe zu kommen. Witzig finde ich wiederum, dass er die "Reste volkskirchlicher Religiosität" hierzulande als einen Faktor sieht, der dafür bürgt, dass "die katholische Mehrheit – noch – moderate Positionen vertritt". Da muss ich ja direkt an den Pastor Kurowski denken, der meinte, es sei womöglich "gerade das das entscheidende Argument für Volkskirche", dass sie "eine Art Containement [sic] für das Religiöse" biete. Aber dazu habe ich mich ja seinerzeit schon ausführlich geäußert.
Gegen den Niedergang des liberalen Christentums sieht Pater Max jedenfalls offenbar kein Mittel – weshalb sein Schlussplädoyer recht defensiv wirkt: "Treu bleiben wird die Kirche sich nur, wenn sie diese Polarisierung bekämpft, alle Seiten selbstkritisch bleiben und sich alle gemeinsam wieder neu an der befreienden Botschaft des Evangeliums ausrichten." Nun könnte man womöglich einwenden, seine vorangegangenen Ausführungen trügen doch wohl eher zur Polarisierung bei, statt diese etwa abzubauen; die Mahnung an "alle Seiten", sie sollten "selbstkritisch bleiben", heiße ich indessen ausdrücklich gut. Gleichwohl kann ich mir dabei aber den Hinweis nicht verkneifen, dass Selbstkritik gerade innerhalb der Logik des Lagerdenkens sehr unterschiedliche Formen annehmen kann: Selbstkritik kann ebenso heißen "Wir müssen noch mehr so werden wie wir sowieso schon sind, d.h. uns noch schärfer von den Anderen abgrenzen" wie "Vielleicht hat die andere Seite in manchen Punkten auch Recht". Beide Formen von Selbstkritik können von Fall zu Fall berechtigt und angebracht sein, aber ich frage mich doch, zu welcher Variante Pater Max eher neigt. Zu denken gibt es jedenfalls, dass er, ein Dominikaner, seinen US-amerikanischen Ordensbrüdern vorwirft, sie verträten "mit Berufung auf Thomas von Aquin teilweise faktisch fundamentalistische Positionen – die ganz im Einklang mit dem vatikanischen Lehramt der Kirche stehen!" – Am interessantesten finde ich daran ehrlich gesagt das Ausrufezeichen am Ende. Offenkundig möchte Pater Max dem geneigten Leser hier mitteilen, auch das Lehramt der Kirche vertrete "teilweise faktisch fundamentalistische Positionen" – was zunächst mal ein recht eigentümliches Verständnis des Begriffs "fundamentalistisch" verrät, aber dergleichen ist man ja heutzutage schon gewohnt. Unter der "befreienden Botschaft des Evangeliums", an der sich alle innerkirchlichen Fraktionen "gemeinsam wieder neu [...] ausrichten" sollten, versteht er somit offenbar etwas Anderes als die Lehre der Kirche. Das mag an und für sich keine besonders überraschende Erkenntnis sein, aber dass er dies – als jemand, der offiziell im Namen und Auftrag ebendieser Kirche tätig ist – so offen zugibt, scheint dann doch bemerkenswert.
Geistlicher Impuls der Woche
Da du mich gefragt hast, mein lieber Bruder Johannes, wie du studieren musst, um den Schatz der Wissenschaften zu gewinnen, möchte ich dir folgenden Rat geben: Wähle den Weg über die Bäche und stürze dich nicht gleich in das Meer! Man muss durch das Leichtere zum Schwierigen gelangen. Sei bedachtsam im Reden und gehe bedachtsam in ein Gespräch. Erhalte dir die Reinheit des Gewissens. Höre nicht auf zu beten. Liebe deine Zelle, wenn du in den Weinkeller der Weisheit geführt werden möchtest. Zeige dich liebenswürdig gegenüber allen. Kümmere dich nicht um das Tun der anderen. Sei mit keinem zu vertraulich; denn zu große Vertraulichkeit bringt Geringschätzung ein und schafft Gelegenheit, sich dem Studium zu entziehen. Mische dich nicht in das Reden und Tun der Weltleute ein. Meide Streitgespräche, was immer auch beredet wird. Versäume nicht, den Spuren der Heiligen und der Guten zu folgen. Beachte nicht, von wem du etwas hörst, sondern, wenn Gutes gesagt wird, merke es dir. Was du liest oder hörst, bemühe dich zu verstehen. In Zweifeln verschaffe dir Gewissheit. Suche nicht, was für dich zu hoch ist. Wenn du diese Bahn einschlägst, wirst du lebendig bleiben und nützliche Frucht bringen im Weinberg des Herrn der Scharen, solange du lebst. Und wenn du das befolgst, wirst du erreichen können, was du begehrst.
(Thomas von Aquin, Mahnbrief an den Frater Johannes über die rechte Weise des Studiums)
Ohrwurm der Woche
Earth, Wind & Fire: Got to Get You into My Life
Diese exzellente Coverversion eines an sich eher nachrangigen Beatles-Songs (die Single erreichte in den USA "nur" Platz 7) lief letzten Samstag im Baumhaus, als wir uns gerade zum Aufbruch rüsteten; erst als wir draußen waren, fiel mir ein, dass ich mal meine Shazam-App hätte nutzen können oder sollen, um herauszufinden, von wem diese Version ist. Aber dann kam ich selbst auf die Idee, es könnten Earth, Wind & Fire sein, und eine Suchanfrage bei YouTube bestätigte das. Ha! Ich brauch' gar kein Shazam! Ich bin mein eigenes Shazam!
Genießt den Song, Freunde. Er ist toll.
Vorschau/Ausblick
Morgen ist einerseits das Fest Darstellung des Herrn, volkstümlich bekannt als Mariä Lichtmess, andererseits ist aber auch der erste Sonntag im Monat, was sich eigentlich mal wieder für ein Gottesdienst-Double-Feature in Haselhorst anbieten würde. Was übrigens auch wieder für den Jahresbilanz-Quervergleich interessant wäre: 2024 haben wir so ein Gottesdienst-Double-Feature insgesamt nur zweimal gemacht, das erste Mal im April und dann nochmal im Juli. – Ab Montag sind in Berlin und Brandenburg (und übrigens auch in Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen) Winterferien, und wie schon in früheren Jahren wollen wir diesen Umstand – in Verbindung mit der Tatsache, dass der Großteil der Republik keine Ferien hat, wodurch die Unterkünfte vergleichsweise günstig sind – für einen kleinen Urlaub nutzen. Ziel ist, wie eigentlich immer um diese Jahreszeit, die Grüne Halbinsel Butjadingen; das wäre im Prinzip natürlich auch eine gute Gelegenheit, mal wieder in der dortigen Pfarrei St. Willehad nach dem Rechten zu sehen. Den Pfarrnachrichten habe ich entnommen, dass am Freitag in Nordenham ein "Fest der Dankbarkeit" (sic!) für die Ehrenamtlichen der Gemeinde stattfinden soll, aber auch, dass in Burhave derzeit zwei Alpha-Kurse laufen, einer mittwochs, einer donnerstags; eventuell könnt' man da ja mal vorbeischauen. Es könnte allerdings auch sein, dass wir die knapp bemessene Urlaubszeit lieber zwischen Schwimmbad, Reiterhof, Spielscheune und Kinderdisco aufteilen. Übrigens verbringt dieselbe Schulfreundin unseres Tochterkindes, die nun schon dreimal mit beim JAM war (und außerdem beim St.-Martins-Umzug und bei der Nikolausfeier, und beim Krippenspiel hat sie auch mitgemacht), die Ferien mit ihrer Familie (einschließlich Oma) zufällig am selben Ort und in derselben Ferienhausanlage; das verspricht lustig zu werden...