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Montag, 19. Juni 2023

100 Tage Comeback – Eine erste Zwischenbilanz

Am Samstag, dem 11. März 2023, erschien auf meinem Blog "Huhn meets Ei" erstmals seit genau elf Monaten wieder ein neuer Artikel; damit ging die bislang längste Publikationspause in der mittlerweile fast zwölfjährigen Geschichte dieses Blogs zu Ende. Das ist nun 100 Tage her; ein guter Anlass, einmal zwischenzubilanzieren: Wie läuft's denn so mit dem "Huhn meets Ei"-Comeback? 

Was den "Output" angeht, kann man jedenfalls nicht meckern: 33 neue Artikel sind in den zurückliegenden 100 Tagen erschienen, dieser hier noch nicht mitgerechnet. Damit ist dies der produktivste Zeitraum seit dem Herbst 2019; und dankenswerterweise haben auch die Leser mitgezogen, denn auch die monatlichen Zugriffszahlen haben sich recht schnell wieder auf dem Stand von Ende 2019/Anfang 2020 eingependelt. – Und was war in der Zwischenzeit los? Nun, zuerst einmal Corona. Theoretisch hätte man im Lockdown natürlich prima bloggen können, aber praktisch fehlte mir – wie ich schon einmal geschildert habe – irgendwie die Motivation dazu. Im März '20 war ich noch guten Willens, führte die "100-Bücher-Challenge" weiter und benannte die erst wenige Wochen zuvor aus der Taufe gehobene Wochenbriefing-Reihe "Ansichten aus Wolkenkuckucksheim" in "Grüße aus dem Corona-Park" um, aber diese Reihe stellte ich schon nach drei Folgen wieder ein, und dann war erst mal Sendepause bis Anfang August. 

Der konkrete Anlass dafür, aus dieser viermonatigen Blogpause wieder aufzutauchen, bestand in der Weihe des Erzbistums Berlin an das Heiligste Herz Jesu und das Unbefleckte Herz Mariens durch Erzbischof Koch: Zur Vorbereitung auf diesen Weiheakt verfasste ich eine Novene mit Lobpreismusik und Texten aus dem Stundenbuch und veröffentlichte sie tageweise, vom 6.-14. August, auf meinem Blog. Das war insofern eine richtungsweisende Tat, als sie mich "auf den Geschmack brachte", im folgenden Jahr noch drei weitere Novenen (zum Fest Hl. Josef der Arbeiter, zu Pfingsten und zum Heiligsten Herzen Jesu) zu gestalten, aber da machte ich nicht für jeden einzelnen Tag einen Blogartikel draus. Der Novene zur Weihe des Erzbistums Berlin an das Heiligste Herz Jesu und das Unbefleckte Herz Mariens ließ ich jedenfalls noch einen Artikel folgen, der die sich nicht ganz unpolemisch mit der Kritik liberaler Theologen am in der Corona-Krise aufgekommenen sogenannten "Retro-Katholizismus" befasste und der eine recht bemerkenswerte Reichweite erzielte, u.a. dadurch, dass der Twitter-Account des Erzbistums Berlin auf ihn hinwies – worauf wiederum der in dem Artikel scharf kritisierte Pater Max Cappabianca OP, ebenfalls auf Twitter, recht pikiert reagierte. Eigentlich hätte mich dieser Erfolg wohl zum Weitermachen motivieren sollen, aber tatsächlich veröffentlichte ich bis November 2020 nur noch sieben weitere Artikel, wovon einer ein Gastbeitrag meines treuen Lesers und unermüdlichen Kommentarschreibers Imrahil und ein weiterer eine u.a. mit Bezügen zur Corona-Krise aktualisierte Neufassung eines Artikels von 2012 war. Der kontroverseste Artikel des Herbsts 2020 war jedoch nicht dieser letztere, sondern ein durch Reaktionen auf die Räumung des besetzten Hauses "Liebig 34" in Berlin-Friedrichshain veranlasster Artikel mit dem Titel "Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie diese Hausbesetzer". Ab Ende November herrschte dann erst mal wieder für gut drei Monate Stille auf dem Blog. 

Dass ab Ende Februar 2021 wieder mehr los war bei "Huhn meets Ei", war zunächst vor allem von dem Interesse geprägt, mein zu diesem Zeitpunkt neuestes Projekt, das Monatsheft "Lebendige Steine", zu promoten; hinzu kam die Dokumentation verschiedener Aktivitäten in der Tegeler Pfarrei, v.a. der Bemühungen um eine Neubelebung des Gemeindestandorts St. Joseph. Nach einem ebenfalls ausführlich dokumentierten Urlaub in Butjadingen fühlte ich mich dann auch motiviert genug, das Artikelformat "Wochenbriefing" wieder aufzugreifen – erneut unter dem Reihentitel "Ansichten aus Wolkenkuckucksheim". Artikel, die weder zu dieser Reihe gehörten noch den "Lebendigen Steinen" gewidmet waren, erschienen von Juni bis Oktober nur sehr wenige, darunter allerdings ganze zwei aus Anlass der Bundestagswahl

Zu einer erneuten Zäsur kam es, als meine Liebste und ich Ende Oktober 2021 den Entschluss fassten, unsere Mitarbeit in der Pfarrei Herz Jesu Tegel zu beenden. Nachdem es am 25.10. erstmals seit immerhin 17 Wochen kein neues Wochenbriefing gegeben hatte, machte ich am 30.10. unter der Überschrift "Umbaupause!" einige eher kryptische Andeutungen über anstehende Veränderungen, ehe ich gut drei Wochen später, am 22.11., eine Wiederaufnahme der Wochenbriefings mit verändertem Konzept und neuem Reihentitel – "Spandau oder Portugal"ankündigte. Diese Reihe lief dann fünf Wochen lang, bis zum Ende des Jahres, und damit brachte das Kalenderjahr 2021 es auf immerhin 47 Artikel – das sind mehr als im Vorjahr, aber auch mehr als 2012 und 2014. Die Zugriffsstatistik blieb allerdings während des ganzen Jahres 2021 hinter den Erwartungen zurück – mit Ausnahme des Monats Juli, der aus völlig unerfindlichen Gründen einer der erfolgreichsten Monate in der Geschichte dieses Blogs überhaupt war (wahrscheinlich steckte da ein Bot dahinter...). 

Im gesamten Kalenderjahr 2022 erschien dann nur ein einziger neuer Artikel. Ich habe keine besonders überzeugende Ausrede dafür. Sagen wir daher einfach: Schwamm drüber. 

Nun bin ich aber seit März des laufenden Jahres wieder voll dabei, also schauen wir uns mal die meistgelesenen Artikel der letzten 100 Tage an: 

1. Havels Gemüsehändler ist jetzt Tierarzt in Butjadingen 

In meinem Heimatdorf an der Waterkant sorgte die Hissung einer LGBT-Flagge am Gästehaus der katholischen Kirchengemeinde – oder genauer gesagt, der Protest eines Ratsherrn dagegen – für einen lokalpolitischen Skandal, und ich fand, dazu müsse ich etwas sagen; das war der unmittelbare Anlass für mich, endlich mal wieder was zu bloggen, und somit ist es wohl irgendwie folgerichtig, dass diesem Artikel besonders große Resonanz zuteil wurde. 

2. Auf einer Skala von Bischof Oster bis Maria 1.0 – Wie dunkelkatholisch bist du? 

Als ich Ende März erstmals die Methode anwandte, das Publikum via Facebook und Twitter über die Themen der nächsten Blogartikel abstimmen zu lassen, belegte dieser Themenvorschlag mit deutlichem Abstand den ersten Platz. Unmittelbarer Anlass für dieses Thema war der Umstand, dass Bischof Stefan Oster am Rande der letzten Synodalversammlung des Synodalen Wegs deutliche Kritik an der Initiative Maria 1.0 geübt hatte; insgesamt geht es in diesem Artikel aber um weit mehr als dies, nämlich um die innere Vielfalt des häufig fälschlich als monolithischer Block dargestellten "konservativen Lagers" in der katholischen Kirche – und darum, dass diese Vielfalt zumindest potentiell etwas Gutes ist, nämlich dann, wenn sie nicht dazu (ver-)führt, sich in internen Kleinkriegen aufzureiben. 

3. Einige Anfragen an die Pfarrei St. Willehad. Und ein Gebet. 
Ein weiterer Artikel zur Butjenter Regenbogenflaggen-Affäre, diesmal mit besonderem Augenmerk auf die nicht gerade rühmliche Rolle, die die örtliche Pfarrei dabei gespielt hat. 

4. Ansichten aus Wolkenkuckucksheim #28
 Das Wochenbriefing vom 4. Mai. Dass dieses so auffallend viel mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat als die anderen Folgen dieser Reihe, dürfte vorrangig dem Umstand zu verdanken sein, dass darin eine Veranstaltung der Gruppe "Synodale Gemeinde/Maria 2.0 in der Pfarrei Heilige Familie Spandau-Havelland" in Falkensee geschildert wird, bei der Generalvikar Pater Manfred Kollig SSCC über die Umsetzung der Beschlüsse des Synodalen Wegs im Erzbistum Berlin sprach. Aber auch sonst hat der Artikel allerlei zu bieten, z.B. die Schilderung des diesjährigen Patronatsfests der Kirche St. Joseph Tegel. 

5. Bloß keine Fragen stellen! 

Dieser Artikel wurde veranlasst durch die bemerkenswerte Erfahrung, auf der Facebook-Seite der Münsteraner Bistumszeitung Kirche + Leben gesperrt zu werden, weil ich im Zuge einer Debatte über die kirchliche Lehre zum Thema Homosexualität eine andere andere Diskussionsteilnehmerin aufgefordert hatte, ihre Aussagen zu präzisieren bzw. zu belegen. Nachzuerzählen, wie es dazu kam, erfüllt in diesem Artikel gewissermaßen einen doppelten Zweck: Einerseits geht es darum, aufzuzeigen, wie abstrus und intellektuell unredlich das in kirchlich "liberalen" bzw. "progressiven" Kreisen verbreitete Bemühen, Bibel und kirchliche Lehrtradition LGBT-freundlich umzuinterpretieren, vielfach gerät, und andererseits um eine grassierende Diskussions-Unkultur, in der nicht zwischen Meinungen und Tatsachenbehauptungen unterschieden wird und in der schon das Hinterfragen einer unbelegten Behauptung als Affront aufgefasst werden kann. 

6. Hol dir deine Kirche zurück! 

Wiederum ein Siegerthema einer Publikumsumfrage: die kritische Würdigung eines YouTube-Videos mit dem Titel "How and why to retake the Mainline Churches". Bei der Beurteilung der Thesen dieses Videos spielen eigene Erfahrungen mit der Gemeindeaufbauarbeit in der Tegeler Pfarrei von 2017 bis 2021 eine wichtige Rolle. Auf das Thema Gemeindeaufbau/Gemeindeerneuerung wird in Zukunft zweifellos noch öfter zurückzukommen sein. 

7. Flagge zeigen, Farbe bekennen 

Nochmals die Butjenter Regenbogenflaggen-Affäre. Nachdem mein oben unter 2. aufgeführter Artikel erschienen war, veröffentlichten die Geistlichen der örtlichen Pfarrei nämlich eine Stellungnahme zu den Vorgängen, die derart – drücken wir uns mal maßvoll aus – wenig überzeugend daherkam, dass ich es mir nicht versagen konnte, abermals etwas dazu zu sagen. 

8. Ansichten aus Wolkenkuckucksheim #29
Das Wochenbriefing vom 11. Mai. Möglicherweise wirkte da das große Interesse am Wochenbriefing der Vorwoche (s.o. Nr. 4) noch nach; ansonsten wüsste ich nicht so recht, was an gerade dieser "Wolkenkuckucksheim"-Folge interessanter sein sollte als an irgendeiner anderen. Na gut, vielleicht die Anmerkungen zur Erstkommunion in St. Joseph Siemensstadt, die den Anlass für das kurz darauf zusammengestellte "Dossier Erstkommunion" darstellten. Oder vielleicht doch die Anmerkungen zur Vollversammlung des "ZdK" in München?

9. Lasst euch nicht erschrecken, es ist noch nicht das Ende (Mt 24,6) 

Ein Beitrag zur Klimawandel-Debatte, der einmal mehr dazu geeignet ist, sich zwischen sämtliche Stühle zu setzen. Nicht umsonst hat er die (bislang) höchste Anzahl von Leserkommentaren in diesem Jahr geerntet. Was die Zugriffszahlen angeht, hätte ich eigentlich sogar noch mehr erwartet, aber das kann ja noch kommen – das Thema wird ja so bald nicht an Aktualität verlieren. 

10. Ansichten aus Wolkenkuckucksheim #22

Das Wochenbriefing vom 23. März. Hier kann ich mir nun wirklich nicht erklären, wieso gerade dieser Artikel es in die Top Ten geschafft hat; umso weniger, als er eine nicht unbeträchtliche Menge an Zugriffen erst geerntet hat, als er schon nicht mehr so ganz brandneu war. Aber okay, offenbar hat er verborgene Qualitäten. Überzeugt euch selbst! 

Auch nicht uninteressant ist, dass der allgemeine Anstieg der Blog-Zugriffszahlen auch einigen älteren Artikeln einen Zuwachs an Aufrufen bescherte, der sich mit denen der neuen Artikel durchaus messen konnte. Die auffälligsten Beispiele: 

  • Ende März, Anfang April etwa war der Artikel "Case in Point: Frisches Feedback zu 'Wenn zwei das Gleiche tun...'" (von 2016) einer der meist-aufgerufenen Artikel – woran auch immer das gelegen haben mag. Als eine Glanzleistung betrachte ich ihn jedenfalls nicht: Er ist mit Wut im Bauch geschrieben, und das merkt man ihm an – auch noch nachdem ich ihn stellenweise entschärft habe. Dass ich das für nötig gehalten habe, sagt wohl eine Menge aus. 
  • Vor allem im Mai sehr erfolgreich war der Artikel "Macht euch also keine Sorgen und fragt: Was wird 2060 sein?" (von 2019), in dem es um Zukunftsprognosen zur Mitgliederentwicklung der Großkirchen in Deutschland geht; da weiß ich zwar ebenfalls nicht, wo das Interesse an einem rund vier Jahre alten Artikel konkret herkam, aber in diesem Fall bin ich recht zufrieden damit, denn nachdem ich den Artikel selbst noch einmal nachgelesen habe, darf ich in aller Bescheidenheit sagen: Der ist wirklich gut – besser als ich ihn in Erinnerung hatte. 
  • Und im April punktete "Pfadfinder-Feedback: Ein Gastbeitrag" (ebenfalls von 2019) sehr stark. Dabei handelt es sich um die Reaktion einer bei den DPSG-Pfadfindern aktiven Mutter auf einen Artikel von mir, in dem es u.a. um Unterschiede zwischen den Pfadfinderverbänden DPSG und KPE ging. Dass dieses Thema auf erneutes Interesse stößt, wundert mich angesichts der Tatsache, dass das Stichwort "Pfadfinder" in meinen neueren Wochenbriefings (aus Gründen) mit einer gewissen Regelmäßigkeit auftaucht, nicht unbedingt. 
Umgekehrt sind aber auch einige der neuen Artikel bisher hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Das gilt in erster Linie für den Artikel "Auf der Werft der Erneuerung?"der unter den 33 Artikeln der letzten 100 Tage derzeit nur auf Rang 23 liegt. In diesem Artikel geht es um die Entwicklung des innerkirchlichen Lagerdenkens seit dem II. Vatikanischen Konzil unter besonderer Berücksichtigung der Würzburger Synode; auch das war, wenn auch knapp, ein Siegerthema bei einer Publikumsumfrage, und vor allem hat der Artikel richtig viel Arbeit gemacht. Ich finde daher, er hätte mehr Aufmerksamkeit verdient, als er bekommen hat. Nur wenig besser sieht es diesbezüglich mit dem Artikel "Der Geist und die Synodalen" (derzeit Rang 13) aus, der bei derselben Publikumsumfrage knapp auf dem zweiten Platz landete und sich mit dem Sakramenten- und Charismenverständnis derjenigen Kreise innerhalb der Kirche befasst, die die Agenda des Synodalen Wegs wesentlich geprägt und durchgesetzt haben. Persönlich würde ich außerdem auch den Artikeln "Bi uns heet dat nich Disco, sondern danz up de Deel" (derzeit Rang 17) und "Wie der Garten seine Saat sprießen lässt (Jes 61,11)" (derzeit Rang 22) erheblich mehr Leser wünschen, als sie bisher gefunden haben, auch wenn ich durchaus einsehe, dass sie thematisch wohl vergleichsweise weniger "relevant" sind als die vorgenannten. 

Auffallend abwesend in den oberen Rängen der Blogstatistik sind schließlich auch die drei neuen Folgen der Saga um die eingekerkerte Nonne; diese belegen nämlich aktuell nur die Plätze 20, 30 und 32. Wenn ich die statistischen Daten richtig deute, dann hat die Wiederaufnahme dieser Artikelserie zwar die alten Fans erfreut, aber nicht in nennenswertem Umfang neue gewonnen. Man wird sehen, ob sich daran in Zukunft etwas ändern lässt; verdient hätte die Artikelserie es auf jeden Fall, denn sie ist durchaus nicht nur, wie man bei oberflächlicher Betrachtung vielleicht denken könnte, ein ungebührlich in die Länge gezogener Insiderwitz. 

– Was bleibt noch zu sagen? In weiteren 100 Tagen haben wir Ende September, da steht das zwölfjährige Bestehen von "Huhn meets Ei" an. Und bis dahin wird mir der Stoff zum Bloggen gewiss nicht ausgehen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind zwei neue Artikel in Arbeit und mindestens fünf weitere in Planung, von den regelmäßigen Wochenbriefings mal ganz abgesehen. Also: Bleibt dran, liebe Leser...! 



2 Kommentare:

  1. Wenn ich nur einen Artikel von der Qualität dieses Bloggs verfassen müsste, würde ich mindestens eine Woche brauchen.

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  2. Danke für deine Arbeit! Mir macht es Spaß, deine Artikel zu lesen. Gerne weiter so. ;-)

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