Gesamtzahl der Seitenaufrufe

Dienstag, 25. November 2025

52mal Kinder, Kirche und noch irgendwas mit K: Ein Rückblick

Wieder ist ein Kirchenjahr (so gut wie) rum – ein ungewöhnlich ereignisreiches, wie ich meinen möchte, aber dies hier soll kein Jahresrückblick werden (der wäre dann im Januar dran), sondern vielmehr ein Fazit der Wochenbriefing-Reihe "Die 3 K der Woche", die zuverlässig 52 Wochen lang erschienen ist. Und wie schon beim Abschluss der Reihe "Creative Minority Report" soll es dabei vorrangig um eine Übersicht darüber gehen, welche der Wochenbriefing-Ausgaben des zurückliegenden Kirchenjahres die meisten Aufrufe zu verzeichnen gehabt haben – und warum (soweit sich das feststellen lässt). Sparen wir uns also weitere Vorbemerkungen und kommen direkt zur Sache! 

Diese Darstellung der Heiligen Familie hängt neuerdings (?) im Eingangsbereich des Gemeindehauses von St. Stephanus Haselhorst – vermutlich um die Zugehörigkeit der Gemeinde zur Pfarrei Heilige Familie Spandau-Havelland zu illustrieren.

Neben Pfingstnovene und Männergrippe, einem Nachhall der Regenbogenflaggen-Affäre in Butjadingen und einem Vorausblick auf die Verleihung des Josef-Pieper-Preises an Bischof Robert Barron in Münster steht vor allem die KiTa-Eingewöhnung meines Jüngsten im Mittelpunkt dieses Wochenbriefings; und der Hinweis auf die in diesem Zusammenhang notwendig gewordene Masern-Impfung löste im Kommentarbereich eine heftige Debatte über Impfpflicht und Gemeinwohl aus, die zweifellos wesentlich zu den hohen Zugriffszahlen beigetragen hat.  


Thematisch bunt gemischt, von KiWoGo und JAM bis hin zu "Wehklagen in Wokistan" über den Beginn der zweiten Präsidentschaft Donald Trumps. Die Leserkommentare kreisen hingegen wesentlich um die im Artikel nur beiläufig an geschnittene Frage, wie viel Freiheit sich ein Priester gegenüber den Texten des Messbuchs herausnehmen darf oder sollte. 


In diesem Wochenbriefing geht es u.a. um einen "Gebetsabend der Geistlichen Gemeinschaften" in der Hedwigskathedrale, das Sommerfest der Gemeinde auf dem Weg, die erfolgreiche Demonstration gegen die geplante Wahl von Frauke Brosius-Gersdorf zur Richterin am Bundesverfassungsgericht und das Interesse der Schulfreundinnen unserer Tochter am JAM. Auch diesmal entzündete sich wieder eine engagierte Kommentardebatte an einer Nebenbemerkung – diesmal zur Neugestaltung der Hedwigskathedrale. 


Ein thematisch buntes Wochenbriefing, in dem es u.a. um einen jung und hip sein wollenden Gottesdienst in Prenzlauer Berg, erste Eindrücke vom Buch "Urworte des Evangeliums" sowie erste Eindrücke von einer Infoveranstaltung des neuen Jugendpastoral-Teams des Erzbistums Berlin geht. Die Kommentardebatte entzündete sich jedoch hauptsächlich an einem Abschnitt über die vorgezogene Bundestagswahl, die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch bevorstand, zu der ich meine Stimme aber bereits vorzeitig per Briefwahl abgegeben hatte. Ich muss sagen, manchmal träume ich davon, wie es wäre, wenn meine Leser über andere Themen meines Blogs genauso engagiert debattieren würden wie über Parteipolitik. 


Top-Thema dieses Beitrags ist das 30-jährige Jubiläumstreffen meines Abi-Jahrgangs am Gymnasium Nordenham; zwei der sieben Leserkommentare stammen von Teilnehmern dieser Veranstaltung. Daneben geht es u.a. um erste Eindrücke vom Pontifikat Leos XIV. und um Gottvertrauen als Superkraft. 


Ein Artikel, der es auch ohne große Kommentarschlacht zu recht beachtlichen Zugriffszahlen gebracht hat; das wohl bedeutsamste Thema ist eine erste Annäherung an das neue Schlagwort "Kingdom-minded Network Christianity" – ein Thema übrigens, das man wohl mal wieder aufgreifen und vertiefen sollte. Davon abgesehen geht's u.a. um einen neuen "Heidi"-Film, einen Kinderwortgottesdienst zum Primat des Papstes sowie eine Halbjahresbilanz meiner im weitesten Sinne blogrelevanten Aktivitäten. 


Das Wochenbriefing zur Papstwahl. Daneben geht es aber u.a. auch um ein Gottesdienst-Double-Feature in Haselhorst, eine Novene für das Pfarrhausfamilien-Projekt sowie nicht zuletzt um das "Merz-Konklave", sprich: die um ein Haar gescheiterte Wahl des Friedrich Merz zum Bundeskanzler. "[D]er Eindruck, Merz' Kanzlerschaft sei schon gescheitert, bevor sie überhaupt begonnen hatte", lasse sich "nicht so ohne Weiteres wegwischen", merkte ich an; ich würde mal die These wagen, das habe sich seither mehr und mehr bestätigt. 


Fertiggestellt während der Gemeindefreizeit der EFG The Rock Christuskirche in einem Feriendorf in den Brandenburgischen Wäldern, schildert dieses Wochenbriefing u.a. eine Einschulungsfeier an der Schule des Tochterkindes, eine Messe zum Fest Kreuzerhöhung in St. Joseph Siemensstadt, einen Besuch beim "Festival für selbstgebaute Musik" und einen Besuch beim Reliquienschrein der Hl. Thérèse von Lisieux, der in der Kirche St. Clemens im Berlin-Kreuzberg ausgestellt wurde. Außerdem geht's um Reaktionen der postchristlichen Linken auf die Ermordung Charlie Kirks und ein Gebet für den "Marsch für das Leben", an dem ich dieses Jahr nicht teilnehmen konnte. 


Das Wochenbriefing zum Ende der Sommerferien enthält u.a. eine Kritik zu einem Festival am Strandbad Tegel, eine vergleichsweise wohlwollende Würdigung einer Predigt des Pfarrers von St. Klara Reinickendorf-Süd, den Bericht über einen Trip zur Spandauer Großsiedlung Falkenhagener Feld, um dort ein aufsehenerregendes Marien-Wandbild in Augenschein zu nehmen, sowie Anmerkungen zu Irme Stetter-Karps Klagen über den mangelnden Enthusiasmus der Bischöfe für den Synodalen Weg und zur Idee der "palliativen Pastoral" als sanfte Selbstzerstörung der Volkskirche. 


Im Mittelpunkt dieses Wochenbriefings stehen u.a. ein von den Absolventen eines Glaubenskurses für Jugendliche (mit-)gestalteter freikirchlicher Gottesdienst, Feierlichkeiten zur Heiligsprechung von Carlo Acutis, ein Probetraining bei einer christlichen Fußball-Hobbygruppe, der Beginn eines Eltern-Glaubenskurses in der Gemeinde auf dem Weg sowie Anmerkungen zu einem rbb-Bericht über die Finanzen des Erzbistums Berlin. 


-- Ich würde sagen, diese Übersicht vermittelt schon ein recht gutes Bild von der thematischen Vielfalt der "3 K der Woche"-Reihe; zugleich dokumentiert sie aber auch, wie wenig vorhersehbar es ist, welche Themen beim Publikum besonders große Resonanz finden. Die thematische Buntheit ist auf jeden Fall etwas, was ich mir bewahren möchte, wenn ich das Format "Wochenbriefing" ab dem kommenden Samstag unter neuem Titel fortsetze; davon abgesehen gilt wie bei allen bisherigen Wochenbriefing-Reihen, dass das inhaltliche Profil und die Struktur der neuen Reihe nicht von vornherein festgelegt ist, sondern sich über die kommenden Wochen noch entwickeln muss. Was ich jetzt schon sagen kann, ist, dass der "Geistliche Impuls der Woche" und der "Ohrwurm der Woche" als feste wöchentliche Rubriken erhalten bleiben werden; darüber hinaus steht zu erwarten, dass die Rubrik "Schwarzer Gürtel in KiWoGo" weiterhin zwar nicht jede Woche, aber doch mit einer gewissen Regelmäßigkeit vertreten sein wird. Gute Chancen, regelmäßig und häufig im Wochenbriefing vertreten zu sein, hat auch die noch junge Rubrik "Neues von den Pfadfindern"; derweil lässt die unlängst beschlossene Einrichtung einer "Synodalkonferenz" erwarten, dass die Rubrik "Neues aus Synodalien" künftig wieder eine größere Rolle spielen wird als zuletzt. Dem oben festgehaltenen Gedanken, man sollte das Thema Kingdom-minded Network Christianity "wohl mal wieder aufgreifen und vertiefen", gedenke ich durch eine neue Rubrik "Sind wir nicht alle ein bisschen KiNC?" Rechnung zu tragen. All diesen Rubriken ist es indes zuzutrauen, dass sie auch mal eigenständige Artikel außerhalb der Wochenbriefing-Reihe produzieren. Umgekehrt wäre evtl. zu erwägen, die nach zwölf Ausgaben als eigenständige Artikelserie vorerst wieder eingestellte "Blogoezese-Rundschau" in Form einer Rubrik innerhalb des Wochenbriefings wiederauferstehen zu lassen. 

Was derweil die Überschrift für die Wochenbriefing-Reihe des kommenden Kirchenjahres betrifft, habe ich mich noch immer nicht endgültig festgelegt.. Es wird wohl auf eine Last-Minute-Entscheidung zwischen "In Tempore Leonis" und "Utopie und Alltag" hinauslaufen... 


Samstag, 22. November 2025

Die 3 K der Woche (52): Kinder, Kirche, Konzepte

Servus, Leser! Das heutige Wochenbriefing kommt ein bisschen verspätet – was wesentlich damit zusammenhängt, dass ich derzeit (ohne Frau und Kinder) in Neufahrn bei Freising, am Basic Stupidity Reunion Weekend teilnehme: Basic Stupidity war der Name der Band, in der ich in meinen späten Teenagerjahren Schlagzeug gespielt und gelegentlich auch gesungen habe, und am Rande des 30-jährigen Abi-Jubiläumstreffens in Nordenham in diesem Frühjahr haben wir beschlossen, dass wir uns mal wieder treffen sollten. Dass dieses Treffen nun ausgerechnet in Neufahrn bei Freising stattfindet, rührt daher, dass unsere damalige Sängerin und Saxophonistin dort ein Haus hat und sich erboten hat, uns dort für ein Wochenende zu beherbergen. Über dieses Wochenende wird es zweifellos allerlei zu berichten geben, aber in diesem Wochenbriefing stehen erst mal noch andere Themen im Vordergrund. Seht selbst! 

Symbolbild: Siemensstadt in einem Sektglas

Es fehlten eigentlich nur die Heiligen und die Tattoos 

Am vorigen Samstag, dem 15. November – Gedenktag des Hl. Albertus Magnus und des Hl. Leopold von Österreich – fand in St. Stephanus Haselhorst die erste Ausgabe des neuen Veranstaltungsformats "Religiöse Kindertage" statt; wie mancher Leser sich vielleicht erinnern wird, stand diese erste Veranstaltung unter dem Motto "Heilige & Tattoos", und insofern ist die Überschrift meines Berichts durchaus mit Augenzwinkern zu verstehen: Sowohl Heilige als auch Tattoos spielten durchaus eine gewisse Rolle im Programm des Tages, allerdings längst keine so zentrale, wie man vielleicht geneigt gewesen wäre anzunehmen. Das soll jedoch keine Kritik sein. Insgesamt hat mir die Veranstaltung viel zu gut gefallen, als dass ich in nennenswertem Maß Kritik an ihr üben wollte. Was nicht ausschließt, dass in Zukunft Manches noch besser laufen könnte; aber mal der Reihe nach. 

Die erste potentiell heikle Frage bei jedweder Art von neuem Veranstaltungsangebot, nicht-nur-aber-besonders im kirchlichen Bereich, lautet bekanntlich "Kommen da überhaupt Leute?". Was das betraf, lagen für den ersten Religiösen Kindertag in St. Stephanus ein paar Tage zuvor vier Anmeldungen vor, wobei meine beiden Kinder noch nicht mitgerechnet waren; tatsächlich erschienen dann aber nicht weniger als 13 Kinder, und zu meiner besonderen Freude zählte zu diesen auch ein Mädchen, das wir vom JAM in der schräg gegenüber gelegenen EFG The Rock Christuskirche kennen und das – wie vor ein paar Wochen schon mal erwähnt – auf Wunsch seiner Mutter derzeit in St. Stephanus zur Erstkommunionvorbereitung geht. Hinzu kam rund eine Handvoll Jugendlicher bzw. junger Erwachsener, die einen mit den "Teenie-Mitarbeitern" beim JAM vergleichbaren Status hatten, d.h. sie waren in gewissem Sinne zugleich Teilnehmer und Leitungsassistenten. Als "nicht mehr so junge Erwachsene" waren der Gemeindereferent, seine Frau und ein alter Bekannter von beiden, der über langjährige Erfahrung als Pfadfinderleiter (beim VCP, glaube ich) verfügt, sowie meine Liebste und ich beteiligt; wobei unsere Beteiligung an der Leitung der Veranstaltung, da wir ja nicht beim Vorbereitungstreffen gewesen waren, eher spontan und improvisiert war, aber genau damit kennen wir uns ja aus. 

Dass ich im obigen Absatz zweimal das JAM, das wöchentliche Kinderprogramm der EFG The Rock Christuskirche, erwähnt habe, kommt natürlich nicht von ungefähr: Schon als ich erstmals von den Plänen für das Veranstaltungsformat "Religiöse Kindertage" hörte, hatte ich den Gedanken, im günstigsten Fall könnte dabei so etwas Ähnliches wie das JAM herauskommen. Wohlgemerkt etwas Ähnliches; von einem bewährten und gut funktionierenden Konzept zu lernen, heißt schließlich nicht, es 1:1 kopieren zu wollen. Anders ausgedrückt: Dass ich das JAM-Konzept als vorbildlich für die Gestaltung eines Religiösen Kindertages betrachte, bedeutet nicht, dass jede Abweichung von diesem Vorbild automatisch ein Mangel wäre. Dazu wird im Detail noch mehr zu sagen sein; eine grundsätzliche konzeptionelle Gemeinsamkeit besteht jedenfalls hinsichtlich der wesentlichen Bestandteile des Programmablaufs: Spiel- und Bastelangebote, katechetische Inhalte, Singen, Beten und Essen. 

Am Abend vor der Veranstaltung hatte ich noch überlegt, ob ich meine Gitarre mitnehmen sollte, hatte mir dann aber gedacht "Ach was, im Gemeindesaal von St. Stephanus gibt es doch eine Gitarre" und hatte mir daraufhin nur eine kleine Dose Plektren in die Manteltasche gesteckt. Während der Ankunftsphase beim Religiösen Kindertag griff ich mir die besagte "Hausgitarre", um zu prüfen, wie schlimm sie verstimmt war (Ergebnis: nicht so schlimm, wie man hätte denken können, aber doch ziemlich), und während ich sie nachstimmte, meinte der Gemeindereferent, wo ich schon mal dabei sei, könne ich doch zur Begrüßung das Lied spielen, das ich auch beim Kinderwortgottesdienst immer (bzw. oft) spiele – also "Alles was ich hab". Das tat ich, darauf folgte eine kurze Vorstellungsrunde, und dann ging's erst mal rüber in die Kirche zur liturgischen Eröffnung; das heißt, es wurde gebetet, ein paar Lieder aus dem Gotteslob wurden gesungen, und anhand der Heiligenfiguren in der Kirche gab es eine erste kurze Einführung in das Thema "Heilige". Danach ging es aber erst einmal wieder zurück ins Gemeindehaus, wo allerlei Spiele gespielt wurden; das machte offenkundig allen Beteiligten großen Spaß, nahm allerdings mehr Zeit in Anspruch, als im Ablaufplan eigentlich dafür vorgesehen war. Und dann musste auch schon das Essen vorbereitet werden (es sollte Kürbissuppe geben). Da nicht alle Kinder gleichzeitig in der Küche mithelfen konnten, gab es parallel zum Kochen ein paar Alternativangebote. Im Saal konnte man unter Anleitung der Frau des Gemeindereferenten Schneemänner aus Weihbachtsgebäck basteln: 

Im Garten brachte währenddessen der Pfadfinderleiter interessierten Teilnehmern bei, Holz zu hacken und trotz Nieselregens Feuer zu machen. Meine Große entschied sich für die Schneemänner, aber der Jüngste wollte zum Holzhacken, also ging ich mit ihm nach draußen. Ich muss gestehen, ich hatte durchaus Bedenken, die Kinder mit Äxten hantieren zu lassen, aber der Pfadfinderleiter beruhigte mich: "Ich mach' das nicht zum ersten Mal." Tatsächlich handhabte er die Situation sehr souverän, und es klappte auch alles gut. 

Derweil nahm das Kochen selbst ebenfalls mehr Zeit in Anspruch als geplant, und so stellte sich, noch bevor das Essen fertig war, bereits Zeitdruck ein: Ab 13 Uhr feierte Padre Ricardo in der Kirche eine Messe für die Ortsgruppe der Legio Mariae, und anschließend wollte diese den Gemeindesaal nutzen – bis dahin mussten wir also raus sein. Dieser Umstand trug nicht unwesentlich dazu bei, dass gerade die Aspekte, die der Programmankündigung zufolge eigentlich im Mittelpunkt der Veranstaltung hätten stehen sollen, mehr oder weniger "nebenbei" abgehandelt werden mussten. Das Thema "Heilige" kam während des Essens zur Sprache – wobei meine Liebste die Initiative ergriff, indem sie die Kinder befragte, was sie über ihre jeweiligen Namenspatrone wissen oder ob sie ggf. noch weitere Heilige kennen; und dann stellte der Gemeindereferent noch zwei Heilige vor, nämlich Mutter Teresa von Kalkutta und den Hl. Franz Xaver. Nach dem Essen malten dann ein paar der "Teenie-Mitarbeiter" (wie ich sie jetzt einfach mal nenne) denjenigen Kindern, die das wollten, Henna-Tattoos auf den Handrücken. Das lief ein bisschen gehetzt ab – es blieb kaum noch Zeit, die Farbe trocknen zu lassen, ehe wir den Saal räumen mussten. 

Dieses Foto habe ich erst einen Tag später aufgenommen, da war das Tattoo schon nicht mehr ganz frisch.

Was soll man nun also insgesamt zu diesem ersten Religiösen Kindertag sagen? – Die unerwartet hohe Teilnehmerzahl, verbunden mit der Tatsache, dass die Veranstaltung offenbar allen so gut gefallen hat, dass man ihnen zutrauen darf, freiwillig nochmal wiederzukommen, ist ohne Frage als Erfolg zu werten; da kann man auch die im Eifer des Gefechts unterlaufenen Pannen im Ablauf verschmerzen – was nicht bedeuten soll, dass man sich nicht Gedanken darüber machen sollte, wie man dergleichen zukünftig vermeidet. Zu den Henna-Tattoos etwa meinte meine Liebste, schlauer wäre es gewesen, wenn es die am Anfang gegeben hätte, als "Eintrittskarte" gewissermaßen; dann hätten sie während der Begrüßungsrunde und der Andacht trocknen können. Aber davon mal ganz abgesehen: Im Vorfeld hatte ich noch gedacht, vier Stunden Programm müsse man erst mal gefüllt kriegen; wie sich nun gezeigt hat, ist das offenbar kein Problem. Ich würde daher dafür plädieren, fürs nächste Mal lieber weniger Spiele einzuplanen, um mehr Zeit fürs "Inhaltliche" zu haben – oder noch besser wäre es, sich ein Programmelement auszudenken, das sowohl spielerisch ist als auch einen Bezug zum vorgesehenen katechetischen Inhalt der Veranstaltung hat. 

Dass die nächste Ausgabe dieses Veranstaltungsformats – mit Rücksicht auf Krippenspielproben und Sternsingeraktion – erst im Februar steigen soll, ermöglicht zwar gründliche Vorbereitung, aber eigentlich finde ich es trotzdem schade: Nach dem Erfolg der ersten Veranstaltung müsste man eigentlich möglichst schnell nachsetzen, um den Schwung auszunutzen, würde ich denken. – Ein anderes Thema ist die Werbung: Die Teilnehmerzahl bei der ersten Veranstaltung war im Grunde umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass dafür praktisch ausschließlich intern geworben worden war: im Erstkommunionkurs, bei den Teilnehmern der Religiösen Kinderfreizeit in den diesjährigen Sommerferien und bei ehemaligen Mitgliedern der Haselhorster Pfadfindergruppe. Über solche persönlichen Einladungen hinaus hatte es lediglich einen "Einladungszettel" (als Flyer würde ich ihn nicht bezeichnen) gegeben, der in den Kirchen St. Joseph und St. Stephanus ausgelegt worden war; nicht einmal im Terminkalender auf der Website der Pfarrei die Veranstaltung aufgeführt worden. Nun muss man sicherlich anerkennen, dass die "interne Werbung" funktioniert hat, und sicherlich ist es auch gut und richtig, Angebote für die Zielgruppen zu machen, die man auf diesem Wege erreicht. Hingegen bin ich nicht überzeugt, dass man sich damit zufrieden geben sollte, nur diese Zielgruppen zu erreichen. Womit ich sagen will: Für die Zukunft würde ich mir mehr Werbung "nach außen" wünschen, was allerdings auch erfordern würde, die Veranstaltung nach außen hin nicht übermäßig "churchy" aussehen zu lassen. Wie man das hinkriegt und gleichzeitig den katechetischen Anteil des Programms eher verstärkt, ist eine Herausforderung, für die ich zugegebenermaßen keine Patentlösung in der Schublade habe – aber schauen wir mal... 


Ein Haus voll Glorie schauet: 90 Jahre St. Joseph Siemensstadt 

Der heutige Berliner Ortsteil Siemensstadt entstand ab 1904 als "Wohnkolonie" für Beschäftigte der Firma Siemens auf einem zuvor weitgehend unbebauten Gelände zwischen den damals noch selbständigen Städten Spandau und Charlottenburg, wurde 1908 nach Spandau eingemeindet und trägt seit 1914 seinen heutigen Namen. Da zu den von Siemens angeworbenen Arbeitskräften, die sich hier ansiedelten, eine signifikante Zahl von Katholiken gehörte, wurde bereits 1915 der Kirchenbauverein Siemensstadt gegründet, der das Ziel verfolgte, der Siedlung zu einem eigenen katholischen Gotteshaus zu verhelfen. Nach dem I. Weltkrieg wurde zunächst eine Baracke als Behelfskirche eingerichtet, 1934 begann dann der Bau der heutigen Kirche St. Joseph, die am 17. November 1935 geweiht wurde. Das ist jetzt, wie man unschwer errechnen kann, 90 Jahre her, und deshalb gab es am vergangenen 33. Sonntag im Jahreskreis eine Festmesse zum 90jährigen Weihejubiläum. Da gingen wir natürlich hin; wobei man einräumen muss, dass wir wahrscheinlich auch ohne diesen besonderen Anlass dort in die Messe gegangen wären. 

Nun, jedenfalls schlug sich der festliche Anlass u.a. darin nieder, dass es einen Großen Einzug, sechs Messdiener und reichlich Weihrauch gab, außerdem hatte das Erzbistum einen Domkapitular als Hauptzelebranten und Gastprediger geschickt, während der ortsansässige Pfarrvikar lediglich konzelebrierte. An der musikalischen Gestaltung waren neben einem Gastorganisten auch zwei Sängerinnen beteiligt. Ausgesprochen überrascht war ich, als diese zum Gloria den Lobpreis-Klassiker "Zehntausend Gründe" (mit sehr dezenter Orgelbegleitung) anstimmten; meine Liebste und ich ließen uns mitreißen und sangen laut und kräftig mit, ohne uns von der Tatsache verunsichern zu lassen, dass wir die einzigen waren – es waren auch keine Liedzettel ausgeteilt worden, demnach war es anscheinend gar nicht vorgesehen und womöglich auch gar nicht erwünscht, dass die Gemeinde mitsang, aber der Gedanke kam mir erst mit einiger Verzögerung, und #sorrynotsorry, aber ein Gottesdienst ist schließlich kein Konzert. Einige weitere Beiträge dieses Gesangsduos waren nicht ganz so nach meinem Geschmack; so etwa das anstelle des Antwortpsalms gesungene "Du großer Gott, wenn ich die Welt betrachte", das 1999 unter dem Titel "Wie groß bist Du" von dem Volksmusik-Barden und "Kastelruther Spatzen"-Mitbegründer Oswald Sattler popularisiert wurde, oder der methodistische Hymnus "I Surrender All", der zur Kommunion gesungen wurde. Auch mit den Liedern für die Gemeinde war ich nicht durchweg einverstanden. So wurde zum Credo "Ich glaube an den Vater" von Markus Pytlik gesungen, und zu diesem Lied habe ich ein sehr zwiespältiges Verhältnis. Ich finde es schon ganz grundsätzlich fragwürdig, das Glaubensbekenntnis in der Messe durch ein Lied zu ersetzen, dessen Inhalt nur so ungefähr einem lehramtlich approbierten Credo-Text entspricht; in dieser Hinsicht ist Pytliks Liedtext sicher keiner der schlimmsten, aber ich mag das Lied einfach nicht, ich finde es süßlich und klebrig wie ein Gummibärchen, das schon jemand anderes im Mund gehabt hat. Und zum Sanctus gab's das "Heilig" aus Schuberts "Deutscher Messe" (GL 388), und das ist geradezu ein pet peeve von mir: Ich bin mir bewusst, dass es gerade in manchen ästhetisch konservativen Kreisen sehr geschätzt wird, aber ich betrachte Schuberts "Deutsche Messe" schlichtweg als nicht liturgietauglich

Am unzufriedensten war ich dann aber doch mit der Predigt. Gehalten wurde sie von dem vom Erzbistum zur Zelebration dieser Messe entsandten Domkapitular, an den ich noch vage Erinnerungen aus der Zeit hatte, als er Pfarrer in Neukölln war; inzwischen ist er in der Personalabteilung des Erzbistums, folglich war ich nicht übermäßig überrascht, dass er redete wie ein typischer Apparatschik. Ich fürchte, um präzise zu beschreiben, was ich damit meine, fehlt mir hier beim Bandwochenende gerade die Muße, aber die ganze Messe und somit auch die Predigt gibt's ja bei YouTube, da kann sich gerne jeder selber ein Bild machen, und vielleicht sage ich zu einem späteren Zeitpunkt noch mehr dazu. 

Als der örtliche Pfarrvikar vor der Kommunion ansagte, diejenigen Gottesdienstteilnehmer, die "noch nicht katholisch" seien, sollten dies zu erkennen geben, indem sie eine Hand auf die Brust legen, dachte ich leicht amüsiert, das Wörtchen "noch" in "noch nicht katholisch" drücke einen bemerkenswerten missionarischen Optimismus aus; tatsächlich hatte der Pfarrvikar aber einen ganz konkreten Grund, das so zu formulieren: Es gibt in der Gemeinde derzeit wieder einen Tauf- und Konversionskurs für Erwachsene, und einige Teilnehmer dieses Kurses waren in der Messe anwesend. Dieser Umstand gab mir einmal mehr Anlass, darüber zu sinnieren, dass in dieser Gemeinde wirklich gute, zukunftsweisende Aufbauarbeit geleistet wird; aber gleichzeitig konnte ich den Gedanken nicht unterdrücken: "Und die korrupte Amtskirche reißt's mit dem Hintern wieder ein." 

Bei alledem stellte es sich als ein Glücksfall heraus, dass unsere Freunde vom JAM – das oben schon mal erwähnte Mädchen, das im aktuellen Erstkommunionkurs ist, und dessen Vater – mit uns in der Messe waren. Die brachten nämlich eine ganz andere Perspektive mit, besonders der Vater, der mir hinterher erzählte, ihm habe die Messe ausgesprochen gut gefallen, und zwar gerade auch die Predigt. So hatte es ihn als Nichtkatholiken zum Beispiel sehr angesprochen, dass der Prediger mit Bezug auf die 1. Lesung (Jesaja 56,1.6-7) betont hatte, die Kirche solle "ein Haus für alle Menschen sein", wo nicht schon "am Eingang gefragt wird: Wer bist du, wo kommst du her, glaubst du an Gott?". Davon abgesehen hatte er aus der Predigt vor allem einen Appell zur Nächstenliebe und zum tätigen Christsein im Alltag herausgehört, und dagegen ist ja nun wirklich nichts zu sagen. 

Tatsächlich hatte ich schon während der Messe mehrfach darüber sinniert, wie sie wohl auf jemanden wirken würde, der normalerweise eher freikirchliche Gottesdienste gewohnt ist. Was die rituellen Elemente anging, die bei dieser Festmesse, wie schon erwähnt, tendenziell noch ausgeprägter waren als bei einer "ganz normalen" Sonntagsmesse – die Gewänder, die Messdiener mit Weihrauch und Leuchtern, die ritualisierten und teilweise gesungenen Dialoge zwischen Zelebrant und Gemeinde ("Der Herr sei mit euch" – "Und mit deinem Geiste") –, hätte ich mir sowohl vorstellen können, dass sie auf jemanden, der so etwas nicht kennt, faszinierend wirken, als auch, dass sie ihn eher befremden, oder auch eine Mischung aus beidem. Andere Beobachtungen waren überraschender: zum Beispiel, dass – ganz im Gegensatz zu verbreiteten Klischeevorstellungen über Evangelikale einerseits und Katholiken andererseits – die katholische Messe dem Hören auf Gottes Wort erheblich größeren Raum gibt, als es zumindest meiner Wahrnehmung zufolge in freikirchlichen Gottesdiensten der Fall zu sein pflegt: Da scheint es oft eher so zu sein, dass über einzelne Bibelverse ellenlang gepredigt wird. Und dann wäre da noch der Aspekt der participatio actuosa – nicht umsonst ein Leitgedanke der liturgischen Bewegung im 20. Jahrhundert und folgerichtig auch der Liturgiereform nach dem II. Vatikanischen Konzil. Die Teilnahme an einem freikirchlichen Gottesdienst besteht in der Hauptsache darin, eine Predigt anzuhören; und dass an denjenigen Bestandteilen des Gottesdienstes, die es neben der Predigt auch noch gibt – Begrüßung, Vermeldungen, Lobpreis, Gebetsgemeinschaft, ggf. Zeugnisse – vielleicht (aber auch nur vielleicht!) mehr verschiedene Personen beteiligt sind als in einer katholischen Messe, ändert nichts Grundsätzliches daran, dass der Großteil der Gemeindemitglieder nichts anderes zu tun hat als auf ihren Stühlen zu sitzen und zuzuhören. Das ist in der katholischen Messe nicht nur graduell, sondern prinzipiell anders, und wenn jetzt jemand kommt und meint, in der Hauptsache bestehe die "tätige Teilnahme" der Gemeinde doch nur darin, auf Kommando aufzustehen oder sich hinzuknien und auf bestimmte Sätze des Zelebranten festgelegte und eingelernte Antworten zu geben, dann sage ich: Was heißt hier "nur"? Gerade in solchen ritualisierten und symbolischen Handlungen verwirklicht sich Gemeinde, vergegenwärtigt ("aktualisiert") sich das Volk Gottes. Daher halte ich es, nebenbei bemerkt, für einen zentralen Fehler von Lothar Zenettis Traum von der erneuerten Gemeinde, dass er die Antwort auf der Frage, warum er "Freiheit, Familiarität und Freude, vor allem aber auch jene Gelöstheit und Offenheit, jene Erlebnis-Intensität, die das Wehen und Wirken des Heiligen Geistes wohl erst ermöglicht", weit eher in freikirchlichen als in katholischen Gemeinden findet, ausgerechnet in der Form des Gottesdienstes sucht – anstatt, wie ich schon mal schrieb, auf die Idee zu kommen, "dass das intensive Gemeinschaftsgefühl, das er in der Freikirche erlebt hat, nicht zuletzt auch daher rühren könnte, dass die Gemeindemitglieder sich eben nicht nur sonntags im Gottesdienst treffen". Aber das ist wohl ein Thema für sich. 


Schwarzer Gürtel in KiWoGo: Der Advent steht vor der Tür 

Am Dienstagabend traf ich mich mit dem Gemeindeteferenten zu einem Planungstreffen für die Kinderwortgottesdienste im Advent; wie schon mal notiert, soll es deren ganze drei geben, nämlich am 1., 3. und 4. Adventssonntag; und wie ich nicht ohne gelingen Schrecken festgestellt habe, ist es bis zum ersten dieser drei Termine gar nicht mehr lange hin. Damit nicht genug, hatten wir auch noch weitere Gesprächsthemen, so die Manöverkritik zum ersten Religiösen Kindertag (s.o.) samt Ausblick auf zukünftige Veranstaltungen dieses Formats, außerdem das anstehende Krippenspiel und was sonst noch so ins Ressort "Kinder, Jugend und Familie" fällt. Insgesamt, so würde ich behaupten, war es ein ausgesprochen produktives Treffen. Der Gemeindereferent und ich haben durchaus oft unterschiedliche Ansätze, setzen unterschiedliche Schwerpunkte, aber in der Regel kriegen wir es ganz gut hin, uns damit gegenseitig anzuregen und nicht etwa gegenseitig zu blockieren

Dazu, zum Evangelium des 1. Adventssonntags – Matthäus 24,37-44, ein Auszug aus den Endzeitreden Jesu – einen Kinderwortgottesdienst zu gestalten, fiel mir spontan erst mal nicht sonderlich viel ein, aber im Gespräch ergab sich dann doch so allerlei. So regte ich an, den Vergleich der Wiederkunft des Menschensohns mit den "Tagen Noachs"' zum Anlass zu nehmen, das Wissen der Kinder über die Sintfluterzählung des Alten Testaments zu aktivieren; davon ausgehend sinniert ich über Kontrast zwischen Noah, der sich dem Auftrag Gottes gemäß auf die Flut vorbereitet, und den anderen Leuten, die einfach ihr ganz normales Leben weiterleben, und fand, es biete sich an, dies als ein Beispiel dafür herabzuziehen, dass man in den Augen der Anderen durchaus auch mal sonderbar oder sogar verrückt wirkt, wenn man Gott gehorcht. Derweil merkte der Geneindereferent an, die Parallele, die Jesus zwischen Seiner Wiederkunft und der Sintflut zieht, könne durchaus als "Drohbotschaft" verstanden werden, und wir könnten es redlicherweise weder den Kindern noch uns selbst ersparen, auf diese Implikationen einzugehen. Das wollen wir in Dialogform gestalten, und ich muss sagen, ich bin ziemlich gespannt darauf. Für den 3. und 4. Adventssonntag haben wir auch schon einige Ideen gesammelt, aber darauf komme ich zu gegebener Zeit zurück. 


Ein sehr geistlicher Mittwoch 

Wer meinen Blog schon länger verfolgt, wird sich vielleicht erinnern, dass ich mit meinem Jüngsten, als dieser noch nicht in die KiTa ging, fast jeden Mittwoch in St. Marien Maternitas in Heiligensee zur Werktagsmesse mit anschließendem Gemeindefrühstück gegangen bin, und ab und zu äußert der Knabe den Wunsch, das mal wieder zu machen – auch um den Preis, an dem betreffenden Tag nicht in die KiTa gehen zu können, in der es ihm im Allgemeinen gut gefällt. Am vergangenen Mittwoch war's mal wieder soweit; und da meine Liebste am Vormittag keinen Unterricht hatte, kam sie kurzerhand zur Kirche mit, nachdem wir gemeinsam die Große zur Schule gebracht hatten. Zu unserem Glück wurde die Messe von dem nigerianischen Pfarrvikar zelebriert; einerseits war dieser Mittwoch der Gedenktag der Hl. Elisabeth von Thüringen, andererseits aber auch Red Wednesday, der Aktionstag des päpstlichen Hilfswerks Kirche in Not für die Solidarität mit verfolgten Christen in aller Welt – und beides wurde in dieser Messe gewürdigt. Bemerkenswert und irgendwie durchaus erfrischend fand ich es dabei, dass in einer Messe zum Gedenktag der Hl. Elisabeth von Thüringen nicht das Lied "Wenn das Brot, das wir teilen" gesungen wurde (etwa zur Gabenbereitung). Was derweil den Red Wednesday betraf, merkte der Pfarrvikar an, er wisse gar nicht, ob es auch in Berlin Kirchen gebe, die zu diesem Anlass rot angestrahlt würden. Aber die gibt's sehr wohl, und eine davon ist St. Stephanus in Haselhorst. Dort gab es am Abend auch eine Andacht zum Red Wednesday, da hätten wir theoretisch nach dem JAM auch noch hingehen können, aber das wäre vielleicht doch ein bisschen viel gewesen für einen Tag. 

Nach der Messe gab's ein leckeres Frühstück, und ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass ich es sehr rührend fühlte, wie sehr die alteingesessene Stammbesetzung dieser wöchentlichen Veranstaltung sich freute, meinen kleinen Sohn mal wieder zu sehen. Gerade wenn man bedenkt, dass wir, als wir vor mehr als zwei Jahren anfingen, da hinzugehen, zunächst ja durchaus gewisse Irritationen ausgelöst haben. 

Am Nachmittag ging die ganze Familie zusammen zum JAM, das erneut vergleichsweise schwach besucht war; die Mitarbeiterin, die diesmal die Katechese für die 6-12Jährigen leitete und die bekannt dafür ist, ihre Katechesen als Rollenspiele zu gestalten, sagte daher schon in der Ankunftsphase zu mir, falls ich die Absicht hätte, wieder bei den "Kids" zu bleiben, statt ins Elterncafé zu gehen, dann müsse ich aber auch mitspielen und nicht nur zugucken, denn sonst bekäme sie nicht alle Rollen besetzt. Meine Tochter fand, ich solle unbedingt mitspielen, also machte ich das. Inhaltlich ging es um König Hiskija von Juda und insbesondere um die Belagerung Jerusalems durch Sanherib (vgl. 2. Könige 18-19, 2. Chronik 32, Jesaja 36-37), und mir fiel dabei die Rolle des Propheten Jesaja zu. Gefiel mir. 

Ich als Jesaja. 

Im Anschluss an das Rollenspiel ging ich noch kurz ins Elterncafé, und auch da war es nicht schlecht: Mit der gemeinsamen Lektüre des Markusevangeliums war man dort bis Kapitel 6,6-13, also zur Aussendung der Jünger, vorgedrungen, und daraus ergab sich eine recht spannende Diskussion zum Thema Mission; und auch die abschließende Gebetsanliegen-Runde war sehr gut. 


Geistlicher Impuls der Woche 

Legt das Alte ab, ihr kennt das neue Lied: Zum neuen Menschen gehört der neue Bund, passt das neue Lied. Das neue Lied passt nicht zu dem alten Menschen, nur neue Menschen lernen es, die durch die Gnade aus alten zu neuen Menschen geworden sind, und zum neuen Bund gehören, zum Reich des Himmels. Danach seufzt all unsere Liebe und singt das neue Lied. 

Ein jeder fragt, wie er dem Herrn singen soll. Singt Ihm, aber nicht schlecht! Er will nicht, dass wir Seine Ohren beleidigen. Singt gut, Brüder! Wenn du vor einem musikkundigen Hörer singst und man dir sagt: "Singe so, dass du seinen Beifall findest", dann fürchtest du dich, ohne Unterricht in der Musik zu singen. Du möchtest dem Künstler nicht missfallen, denn was der Unkundige an dir nicht bemerkt, das tadelt der Künstler. Wer möchte da nicht Gott ein gutes Singen anbieten, Ihm, der Richter über den Sänger ist, der alles genau prüft und der gut zuhört? Wann könntest du eine so auserlesene Kunst anbieten, dass du diesem vollkommenen Gehör in nichts missfällst? Siehe, Er selbst gibt dir so etwas wie die Weise des Singens: Such keine Worte, als könntest du erklären, worüber Gott sich freut. Singe mit Jubel! Denn das heißt, gut für Gott singen: Singen mit Jubel! Was ist das: Singen mit Jubel? Inne werden, dass es unmöglich ist, in Worten auszusprechen, was das Herz singt! Wenn Menschen bei der Ernte singen, im Weinberg oder bei irgendeinem tief bewegenden Tun, und wenn sie dann anfangen mit den Worten der Lieder vor Freude zu jubeln, dann sind sie wie voll von Freude und können ihren Jubel nicht in Worte fassen. Dann verzichten sie auf die Silben und Worte und gehen über zum Jubeln in Tönen. Der Ton des Jubilierens macht offenbar, dass das Herz gebiert, was es nicht aussprechen kann. Wem aber gebührt dieser Jubel mehr als dem unaussprechlichen Gott? 

(Augustinus, Auslegung zu Psalm 33) 


Ohrwurm der Woche 

Paul Simon: Diamonds on the Soles of Her Shoes 


Ein tiefer Griff ins Nähkästchen meiner popmusikalischen Sozialisation: Paul Simons Album Graceland war meine erste eigene, d.h. von eigenem Geld gekaufte Vinyl-LP. Da war ich wohl so ungefähr 14 und die Platte galt bereits als Klassiker. Zu Recht, wie ich bis heute finde; auch wenn die guten Songs fast alle (nämlich bis auf "You Can Call Me Al") auf der ersten Seite drauf sind und die zweite (mit Ausnahme von "You Can Call Me Al") dagegen doch stark abfällt. – "Diamonds on the Soles of Her Shoes" war die vierte Single-Auskopplung aus diesem Album, und auch wenn man sicherlich sagen kann, dass der Song mit seinen deutlichen Anleihen bei südafrikanischer Folklore für das "westliche" Ohr um einiges sperriger klingt als etwa der Titelsong des Albums oder eben "You Can Call Me Al", aber gerade so, finde ich, repräsentiert er besonders gut den Geist und die Atmosphäre dieser Langspielplatte. Zudem – und das ist der entscheidende Auslöser für diesen Ohrwurm der Woche – gehörte "Diamonds on the Soles of Her Shoes" von jeher zu den All Time Favourites meiner Band, auch wenn (oder gerade weil?) es uns, meiner Erinnerung zufolge, nie gelungen ist, diesen Song wirklich überzeugend nachzuspielen. Wird es beim Basic Stupidity Reunion Weekend einen neuen Anlauf geben, diesen Gipfel zu erklimmen? Ich werde berichten. 


Vorschau/Ausblick 

Das Bandwochenende ist noch nicht vorbei; heute Abend steht u.a. noch ein Besuch des Weihenstephaner Braustüberls auf dem Programm. Für den morgigen Christkönigssonntag habe ich den wohllöblichen Vorsatz gefasst, in der örtlichen St.-Franziskus-Kirche in die Messe zu gehen, und gegen Mittag trete ich dann den Rückweg nach Berlin an. Und dann erwartet uns die letzte Schul- und Arbeitswoche des Monats November, die letzte Woche vor Beginn der Adventszeit. Am Donnerstag gibt Kinderliedermacher Mike Müllerbauer ein Adventskonzert in der Gemeinde auf dem Weg, da wollen wir sicherlich hin; und dann ist es auch schon nicht mehr weit bis zum nächsten Wochenende, das ein erneutes Pfadfindertreffen und eben den ersten Advents-KiWoGo verheißt. Beides werden aber wohl eher Themen für das übernächste Wochenbriefing... 


Samstag, 15. November 2025

Die 3 K der Woche (51): Kinder, Kirche, Kommerz

Servus, Leser! Wie war eure Woche so? Meine war vom Gefühl her ziemlich stressig, obwohl ich mir ehrlich gesagt selbst gar nicht so richtig erklären kann, was genau mich so gestresst hat. Vielleicht sind das die Nachwirkungen des Urlaubs. Jedenfalls habe ich nicht das Gefühl, in der zurückliegenden Woche besondere Großtaten vollbracht zu haben, die mir sozusagen ein moralisches Recht gäben, erschöpft zu sein. Aber urteilt selbst, Freunde! 

Archivbild von 2020: St. Martin unter Corona-Bedingungen. Nicht wegen "never forget" oder so, sondern weil ich vom diesjährigen Martinstag kein vergleichbar interessantes Foto gemacht habe.

Wieder bei den Wölflingen 

Wie im vorigen Wochenbriefing schon angesprochen, fanden am ersten Samstag nach unserer Rückkehr aus dem Urlaub wieder Pfadfinder-Gruppentreffen statt, und vor die Wahl gestellt zwischen den Royal Rangers in Tegel und den KPE-Wölflingen in Schöneberg, fuhr ich mit dem Tochterkind wieder zu den letzteren. Dieses Meutentreffen war besser besucht als das vorige, etwas mehr als 20 Mädchen nahmen daran teil; darunter waren, wenn ich richtig gezählt habe, einschließlich meiner Tochter sechs Mädchen, die noch kein Wölflingsversprechen abgelegt haben. Zwischendurch versuchte ich mal zu visualisieren, wie meine Tochter in Klufthemd, mit Barett und Halstuch aussehen würde, und stellte fest: Ja, das kann ich mir gut vorstellen, sieht gut aus. 

Im Zentrum dieses Meutentreffens stand eine große und komplizierte Schnitzeljagd, deren Ziel es war, den von den Bandar-Logs entführten Mogli zu finden. Dazu mussten die Mädchen allerlei auf dem Gelände versteckte Hinweise suchen und entschlüsseln. 

Derweil gibt es nun auch Neuigkeiten zu den Bestrebungen, an einem weiter im Norden Berlins gelegenen Standort einen neuen KPE-Stamm zu gründen: Am letzten Sonntag des Kirchenjahres gibt es hierzu ein Infotreffen, allerdings bin ich ausgerechnet an dem Sonntag nicht da, sondern in der Nähe von München (Näheres dazu weiter unten). Ob Frau und Kinder ohne mich zu dieser Veranstaltung gehen werden, ist derzeit noch offen; aber im Auge behalten möchte ich auf jeden Fall, wie sich die Dinge dort entwickeln. 


Schwarzer Gürtel in KiWoGo 

Der vergangene Sonntag fiel auf den Weihetag der Lateranbasilika, und wie schon angekündigt, stand an diesem Termin auch der zweite Kinderwortgottesdienst der Saison in St. Joseph Siemensstadt an. Das Evangelium vom Tag war Johannes 2,13-22 – die Vertreibung der Geldwechsler aus dem Tempel, und zu diesem Thema hatten wir uns einiges vorgenommen. Ausgesprochen entzückt war ich, dass das Tochterkind freiwillig und unaufgefordert beim Aufbau mithalf; ob sich da schon der Einfluss der Pfadfinder-Pädagogik auswirkt? 

Ein vereinfachtes Modell des Herodianischen Tempels, mit dem Vorhof der Heiden in Grau und dem Vorhof der Israeliten in Gelb. Und natürlich Playmobil-Figuren.

Siebzehn Kinder nahmen diesmal am KiWoGo teil, somit also schon mal deutlich mehr als vor vier Wochen; größtenteils gehörten sie wohl zum aktuellen Erstkommunionkurs, es waren aber auch mindestens drei Kinder dabei, die schon Erstkommunion gehabt hatten. Zur inhaltlichen Schwerpunktsetzung bei diesem KiWoGo hatte ich ja schon anlässlich des Arbeitskreistreffens im September ein paar Stichpunkte festgehalten: Zunächst einmal macht das Tagesevangelium deutlich, dass Jesus – entgegen populärer Klischeevorstellungen – durchaus nicht immer nur lieb und nett ist. Sodann bietet sich die Perikope dafür an, mit den Kindern darüber zu reden, wie man sich im Haus Gottes respektvoll und der Würde des Ortes angemessen verhält. Der theologisch spannendere Teil der Perikope ist aber natürlich der, in dem Jesus auf den Tempel Seines Leibes hinweist: Gerade mit Blick auf die Erstkommunionkinder, so hatten wir schon bei der Vorbesprechung festgestellt, bietet sich da eine eucharistische Lesart an. Im Alten Bund war der Jerusalemer Tempel der Ort der Gegenwart Gottes in dieser Welt schlechthin; im Neuen Bund dagegen ist der Leib Christi dieser Ort der Gegenwart Gottes. Durchaus anspruchsvoller Stoff also, aber ich würde sagen, es gelang uns ganz gut, das alles unter einen Hut zu bringen. Nebenbei galt es auch noch, den Kindern wenigstens so viel Wissen über die Kultpraxis des Alten Bundes zu vermitteln, dass sie einordnen konnten, wieso es überhaupt Geldwechsler und Taubenhändler, Schafe und Rinder im Tempel gab. Mittendrin dachte ich mit einem Anflug von Stolz, dieser KiWoGo habe mehr inhaltliche Substanz als eine durchschnittliche Kinderkatechese beim JAM, und das ist aus meiner Sicht schon ein ziemlich großes Lob. Da lässt es sich dann auch verschmerzen, dass dieser KiWoGo in methodischer Hinsicht nicht unbedingt besonders originell oder innovativ war. 

Als ich nach der Messe meine Liebste fragte, wie sie diesen KiWoGo "auf einer Skala von 1 bis 10" bewerten würde, gab sie ihm eine 7½; ich würde sagen, das ist ein achtbares Ergebnis. Während des Kinderwortgottesdienstes hatte sie bereits eine kritisch-provokante Anmerkung eingeworfen, nämlich mit Bezug auf die Mahnung Jesu, das Haus Gottes nicht zu einer Markthalle zu machen: In unseren Kirchen würden doch auch z.B. vor Ostern Kerzen verkauft. Der Gemeindereferent kam daraufhin tatsächlich etwas ins Schleudern und räumte schließlich ein, besser wäre es, wenn das außerhalb des Sakralraums stattfände. Näher darauf einzugehen, hätte im Kinderwortgottesdienst sicherlich den Rahmen gesprengt, aber ich schätze, im Rahmen eines katechetischen Angebots für Jugendliche und/oder junge Erwachsene könnte es durchaus interessant sein, diese Frage zu vertiefen. 

Derweil hat das KiWoGo-Team keine Zeit, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen, denn es wartet eine Menge Arbeit auf uns: Für die Adventszeit sind nicht weniger als drei Kinderwortgottesdienste geplant, nämlich am 1., 3. und 4. Adventssonntag. Dazu soll es in der kommenden Woche, voraussichtlich am Dienstag, ein Vorbereitungstreffen geben. Das Thema wird uns also in den kommenden Wochenbriefing-Ausgaben noch ausgiebig beschäftigen! 


Eine Woche voller Martinstage

Ich schätze, man könnte es als ein ermutigendes Zeichen für den Zustand des christlichen Abendlandes auffassen, dass sich das Sankt-Martins-Brauchtum hierzulande, trotz der starken saisonalen Konkurrenz durch Halloween, immer noch einer robusten Vitalität erfreut. Allein die Internetpräsenz des Erzbistums Berlin wies für den Zeitraum vom 8.–15. November nicht weniger als 46 Martinsfeiern in Berlin, Brandenburg und Vorpommern aus, und dabei war diese Liste noch lange nicht vollständig. Nicht aufgeführt war da z.B. die ökumenische Sankt-Martins-Feier im Reinickendorfer Ortsteil Borsigwalde, die von der örtlichen evangelischen Kirchengemeinde in Zusammenarbeit mit dem Förderverein der katholischen Allerheiligenkirche ausgerichtet wird und die dort traditionell ein ziemlich großes Event ist – weshalb es ziemliches Aufsehen erregte, dass das Borsigwalder Martinsfest letztes Jahr ausfiel. Dieses Jahr fand es aber wieder statt, und eigentlich hatten wir angedacht, da zusammen mit einer alleinerziehenden Freundin und ihrem fünfjährigen Sohn hinzugehen, aber diese sagten kurzfristig ab. Wir gingen trotzdem hin. Die Feier begann mit einer Andacht in der Allerheiligenkirche, geleitet vom nigerianischen Pfarrvikar der Pfarrei St. Klara Reinickendorf-Süd (der in Allerheiligen seine Dienstwohnung hat) und einer evangelischen Pfarrerin, die in ihrem Talar wie verkleidet wirkte und in einem unangenehm theatralischen Tonfall sprach. Als jemand, der gute Beziehungen zu zwei freikirchlichen Gemeinden pflegt und dessen Sohn eine evangelische KiTa besucht, würde ich ja für mich in Anspruch nehmen, dass ich überkonfessioneller Zusammenarbeit durchaus aufgeschlossen gegenüberstehe, aber das, was im großkirchlichen Bereich gemeinhin unter der Bezeichnung Ökumene läuft, ist manchmal schon sehr cringe, wie die jungen Leute angeblich sagen. In diesem Zusammenhang registrierte ich nicht ohne eine gewisse Belustigung, dass der katholische Pfarrvikar die Gemeinde aufstehen ließ, wenn er das Wort ergriff, aber wenn die evangelische Pfarrerin dran war, setzten sich die Leut' wieder hin. – Die Kirche war übrigens ausgesprochen gut gefüllt, und man kann sich leicht ausrechnen, dass unter den Anwesenden wohl nicht wenige waren, die ansonsten eher nicht so oft in die Kirche gehen; indes schien es, dass noch mehr Leute draußen warteten, bis die Andacht vorbei war und der Laternenumzug losging. Dabei gehörte zu der Andacht auch das von Kindern im Grundschulalter aufgeführte Martinsspiel; ich würde sogar sagen, es bildete den Hauptteil der Andacht. Die Kinder lieferten eine ausgesprochen gelungene Performance ab; was den Text des Martinsspiels angeht, habe ich schon schlechtere Versionen zu Gesicht bekommen, allerdings auch schon bessere. Ein paar Details, die ich auf bezeichnende Weise fragwürdig fand, möchte ich hier hervorheben: So zeigte die erste Szene des Spiels den jungen Martin in einer Auseinandersetzung mit seinem Vater, die sich darum dreht, dass der Sohn Christ werden will, der Vater aber darauf besteht, dass er Soldat wird. Nun entspricht es zwar durchaus der Überlieferung, dass Martin die militärische Laufbahn nur widerwillig einschlug, aber den Eindruck zu erwecken, Christ zu werden oder Soldat zu werden seien Optionen, die sich ausschlössen, ist nicht nur historisch abwegig. – Gelinde gesagt bedauerlich fand ich auch, dass der Traum Martins, in dem ihm Christus mit dem halben Mantel erscheint, den er dem Bettler geschenkt hat, in diesem Spiel nicht vorkam. Gegen Ende des Spiels hieß es über Martins Amtsführung als Bischof von Tours: "Auch als Bischof bleibt Martin, wie er war. Er trägt weiter die Mönchskutte und kein prächtiges Bischofsgewand. Er lebt meistens im Kloster und nicht im Bischofspalast." Ach, und eine goldene Badewanne hatte er wohl auch nicht, was? "Einen solchen Bischof können viele Leute nicht verstehen." Ach nicht? – Mal ein bisschen Kontext: Als Martin Bischof von Tours wurde, lag die letzte reichsweite Christenverfolgung im Römischen Reich gerade mal 60 Jahre zurück; da würde ich ja eher bezweifeln, dass das Christentum sich in so kurzer Zeit so sehr als staatlich anerkannte und geförderte Religion etabliert haben sollte, dass man von einem Bischof geradezu erwartete, prächtige Gewänder zu tragen und in einem Palast zu wohnen. Aber ich stelle mich hier gerade absichtlich dumm: Es ist ja eigentlich klar, dass es bei solchen Aussagen nicht um historische Authentizität geht, sondern darum, mit Blick auf die Gegenwart ein bestimmtes Bild "von Kirche" zu propagieren. 

– Was mir gut gefiel, war, dass meine Tochter laut und kräftig das Vaterunser mitbetete, nachdem ich es bisher eher von ihr gewohnt war, dass sie dabei fast lautlos die Lippen bewegt. Ist das vielleicht auch etwas, was sie bei den Pfadfindern gelernt hat? 

Der anschließende Laternenumzug, angeführt von einem echten Pferd mit einer als St. Martin kostümierten Reiterin, führte von der Allerheiligenkirche zum Garten der evangelischen Gnade-Christi-Kirche, wo es ein großes Martinsfeuer und Verkaufsstände für Glühwein und Gebäck gab. Ich habe nicht genau auf die Strecke geachtet, möchte aber unterstellen, dass nicht der kürzeste Weg zwischen Start- und Zielpunkt gewählt wurde, denn das wären nur 350 Meter gewesen. Im evangelischen Pfarrgarten herrschte ein ziemliches Gedränge, und obendrein hatten wir wenig Lust, 2 Euro (zzgl. 2 € Becherpfand) für einen Becher Glühwein und/oder 2,50 Euro für ein Stück Hefeteiggebäck in Gänsegestalt auszugeben (Mir liegt bei solchen Gelegenheiten ja immer der Satz "Ich hatte nicht gedacht, dass das hier eine kommerzielle Veranstaltung ist" auf der Zunge, aber natürlich ist das nicht im eigentlichen Sinne kommerziell, sondern es ist eine Form von Fundraising für den Förderverein); daher traten wir schon recht bald den geordneten Rückzug an. 

Der eigentliche Martinstag fiel auf den Dienstag, und da hätte es gleich mehrere Optionen für uns gegeben, noch zu einer weiteren Sankt-Martins-Feier zu gehen: Die Freundin, die uns am Samstag abgesagt hatte, hatte vorgeschlagen, stattdessen den Laternenumzug an der Alten Fasanerie in Lübars mitzumachen, gleichzeitig stand die Möglichkeit im Raum, dass unsere Tochter nach Schulschluss mit einer Schulfreundin und deren Mutter zum Martinsspiel im Berliner Dom mit anschließendem Laternenumzug durch den Lustgarten gehen könnte, und wie im Vorjahr in St. Marien Maternitas in Heiligensee zur Sankt-Martins-Feier zu gehen, wäre theoretisch auch noch eine Möglichkeit gewesen. Tatsächlich kam dann aber nichts davon zustande – und vielleicht wäre das auch ein bisschen zuviel des Guten gewesen, schließlich stand am Mittwoch auch noch das Martinsfest der KiTa unseres Jüngsten an. So richtig Lust hatte ich darauf von vornherein nicht, ich wäre eigentlich lieber mit der Großen zum JAM gefahren, aber man kann sich's nicht immer aussuchen. Schließlich wurde es aber doch ganz nett – wobei ich es bezeichnend fand, dass der Knabe sich über das Fehlen eines berittenen St. Martin sowie darüber wunderte, dass wir nicht in eine Kirche gingen. Wie man sich vorstellen kann, war die Strecke des Laternenumzugs den Bedürfnissen und Fähigkeiten von Kindern unter sechs Jahren angepasst, es ging also im Prinzip nur "einmal um den Block", zwischendurch wurde auf einer kleinen Grünfläche Station gemacht, wo zu Akkordeonbegleitung ein paar Lieder gesungen wurden: "Ich geh mit meiner Laterne", "Durch die Straßen auf und nieder", "Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind" und zu guter Letzt "Laterne, Laterne, Sonne Mond und Sterne". Dann ging's zurück zur KiTa, in deren Garten eine Feuerschale und ein Fingerfood-Büffet aufgebaut worden waren. Für den Knaben war es offenkundig das Highlight der Veranstaltung, noch nach Einbruch der Dunkelheit mit seinen KiTa-Freunden im Garten klettern und schaukeln zu können und zu dürfen; sei ihm gegönnt. Gemessen daran, dass es sich um eine KiTa in kirchlicher (evangelischer) Trägerschaft handelt, fand ich, dass der religiöse Charakter der Feier ein bisschen arg kurz kam, aber umso besser ist es wohl, dass dies nicht die einzige Sankt-Martins-Feier war, bei der wir in diesem Jahr gewesen sind. Fast wären wir am gestrigen Freitag noch zu einer weiteren gegangen, nämlich zu derjenigen der Stadtmission Tegel; der Flyer sah recht vielversprechend aus: 

Seien wir ehrlich: Schon allein die Tatsache, dass die Stadtmissionsgemeinde sich die Mühe gemacht hatte, für ihr Martinsfest einen ansprechenden Flyer zu gestalten, hob diese Veranstaltung aus der Fülle der ähnlichen heraus. Der Text auf der Rückseite des Flyers versprach u.a.:

"Los geht's mit einer mitreißendem Geschichte rund um St. Martin, erzählt für Kinder und Erwachsene. Danach ziehen wir gemeinsam mit unseren selbstgebastelten Laternen und musikalischer Begleitung durch unsere Blechbläser zum Emstaler Platz – singend, lachend, leuchtend."
Okay: Abgesehen von der Ortsangabe hätte man mit demselben Wortlaut auch die Veranstaltung in Borsigwalde, bei der wir waren, bewerben können. Hat man aber eben nicht.

Was die Publikumsbefragung ergeben hat

Wir erinnern uns: Vorige Woche habe ich angekündigt, dass ich mit dem nahe bevorstehenden Ende des Kirchenjahres den Wochenbriefing-Reihentitel "Die 3 K der Woche" zur Ruhe betten möchte (und sei es nur, um mir nicht immer neue Begriffe mit K für die Überschrift aus den Fingern saugen zu müssen) und folglich einen neuen Reihentitel brauchen werde. Vier Titelideen habe ich daher auf Facebook und der App Formerly Known As Twitter zur Abstimmung gestellt, und während ich mit einer gewissen Befriedigung feststellen darf, dass jeder dieser Vorschläge zumindest vereinzelt Anklang gefunden hat, landeten doch zwei der vier Titeloptionen in der Publikumsgunst weit abgeschlagen – nämlich "Fährtensucher" und "In The Year 25/26". Ein Bloggerkollege meinte gar, "Fährtensucher" klinge "wie Schweinfarz"; eine einigermaßen vernichtende Kritik. Es zeichnete sich also recht deutlich ab, dass alles auf die Alternative "In Tempore Leonis oder Utopie und Alltag" hinauslaufen würde; auf Facebook lieferten diese beiden Titelvorschläge sich ein regelrechtes Kopf-an-Kopf-Rennen, während In Tempore Leonis auf X eindeutig vorn lag. Nun hatte ich ja von vornherein gesagt, die Publikumsbefragung solle lediglich beratende Funktion haben, aber angesichts des Ergebnisses stelle ich fest, dass es mir nach wie vor nicht leicht fällt, eine endgültige Entscheidung zu treffen. Okay, "endgültig" im vollen Wortsinne ist sie ja nicht, denn ungefähr in einem Jahr werde ich ja wohl wieder einen neuen Reihentitel brauchen, und da könnte man dann ja auf einen zurückgreifen, der diesmal nicht zum Zuge gekommen ist. Insofern könnte man natürlich sagen, In Tempore Leonis sei der aktuellere Titel, während Utopie und Alltag ein Titel sei, der "immer geht". Das zentrale Gegenargument ist jedoch, dass Utopie und Alltag sehr viel besser auf den Punkt bringt, wie ich meine Wochenbriefings auch im kommenden Kirchenjahr inhaltlich zu gestalten gedenke. Eine endgültige Entscheidung werde ich hier und jetzt allerdings nicht treffen; ein bisschen Zeit ist ja noch, und wer weiß, vielleicht macht der Leo in dieser Zeit ja noch irgendwas, was Aufschluss darüber gibt, ob es sich lohnt, die neue Wochenbriefing-Reihe seinem Pontifikat zu widmen...


Geistlicher Impuls der Woche

Wenn der Schwache in den kommenden Versuchungen nicht versagen soll, darf er sicher nicht durch falsche Hoffnungen getäuscht werden. Andererseits darf er auch nicht vor Schrecken zusammenbrechen. Sag ihm: "Wappne dein Herz für die Zeit der Versuchung!" (vgl. Sir 2,1) Vielleicht beginnt er zu straucheln und zu zittern und weigert sich, sich den Versuchungen zu stellen. Dafür hast du das andere Schriftwort: "Gott ist treu; er wird nicht zulassen, dass ihr über eure Kraft hinaus versucht werdet" (1 Kor 10,13). Dieses Versprechen und die Voraussage der kommenden Versuchungen bedeutet: den Schwachen stärken. Es gibt ja Menschen, die sich mehr wappnen, wenn sie hören, Versuchungen seien im Kommen, und die nach ihnen dürsten wie nach ihrem Trank. Sie verlangen nach dem Ruhm des Martyriums. Andere dagegen brechen zusammen und hinken, wenn sie von den unvermeidlich nahenden Versuchungen hören, die gerade über die Christen kommen müssen, Prüfungen, die nur der zu spüren bekommt, der wirklicher Christ sein will. Verbinde seine Wunden durch den Trost.  Sage: "Fürchte dich nicht! Der, an den du glaubst, lässt dich in der Versuchung nicht im Stich. Gott ist treu, er lässt dich nicht über deine Kraft versucht werden."
(Augustinus, Über die Hirten der Kirche)

 

Ohrwurm der Woche

David Dundas: Jeans On 


Ein Klassiker aus meinem Geburtsjahr; ursprünglich sollte dieses Stück tatsächlich nur ein Jingle für eine Jeanswerbung sein, und erst der Erfolg der Werbekampagne veranlasste die Songwriter dazu, dieses Werbejingle zu einem kompletten Drei-Minuten-Song auszubauen, um diesen als Single veröffentlichen zu können. Aus neuerer Zeit sind mir mehrere solcher Fälle bekannt (z.B. "Wir trafen uns in einem Garten" von 2Raumwohnung, ursprünglich eine Zigarettenwerbung), und nicht selten merkt man solchen Stücken die nachträgliche Erweiterung von 30 Sekunden auf über drei Minuten unvorteilhaft an; aber in diesem Fall geht's. Der Song besticht durch seine unbekümmerte Schlichtheit und passt mit seiner Glorifizierung simpler Freuden wie cooler Klamotten und Rumfahren mit der Liebsten perfekt ins Rock'n'Roll-Revival der 70er, dem wir z.B. auch die Serie "Happy Days" und das Musical "Grease" mitsamt dessen Verfilmung verdanken. 

Nun will ich allerdings nicht so tun, als hätte die Tatsache, dass dieser Song mein aktueller Ohrwurm der Woche ist, nichts mit der Debatte um die "Sydney Sweeney Has Great Jeans"-Kampagne von American Eagle zu tun. Ursprünglich hatte sich diese ganze Geschichte sozusagen nur am Rande meines Gesichtsfelds abgespielt: Sydney Sweeney war mir kaum ein Begriff (gehört hatte ich von ihr lediglich im Zusammenhang mit dem Film "Eden", den ich allerdings noch nicht gesehen habe), für Markenklamotten interessiere ich mich nicht und für Werbung für Markenklamotten folglich erst recht nicht; und darüber auf dem Laufenden zu bleiben, was es in den Medien so alles gibt, was irgendwelche Leute für rassistisch oder sonstwie diskriminierend halten, wäre wohl mindestens ein Vollzeitjob, und ich hab schließlich Familie. Aber nun wurde Sydney Sweeney für das Magazin GQ interviewt, und dieses Interview ging, wie man so sagt, viral; jedenfalls die Passage, in der die Interviewerin auf die Debatte um diese Jeanswerbung zu sprechen kommt und volle drei Minuten lang einen Anlauf nach dem anderen unternimmt, die Schauspielerin dazu zu bewegen, sich von den angeblichen eugenisch-rassistischen Untertönen dieser Werbekampagne zu distanzieren – und Sydney Sweeney sie einfach völlig ungerührt auflaufen lässt. Natürlich zog das nun auch wieder Kritik auf sich – Wieso kann bzw. will die Frau sich nicht einfach mal von Rassismus und Eugenik distanzieren, wenn man ihr die Gelegenheit dazu doch geradezu auf dem Silbertablett serviert? –, aber soweit ich gesehen habe, bestand die vorherrschende Reaktion wohl doch eher in Erheiterung über den Kontrast zwischen den peinlichen Verrenkungen, mit denen die Interviewerin der Schauspielerin das gewünschte Statement zu entlocken suchte, und der Gelassenheit, mit der Sydney Sweeney dies verweigerte. Daraus ist innerhalb kürzester Zeit ein Meme geworden, das das Potential hat, das altgediente Anakin Skywalker-/Padmé Amidala-Meme ("For the Better, Right?") zu beerben. 


Vorschau/Ausblick 

Die 52. und damit planmäßig letzte Folge der "3 K der Woche" steht bevor, und ein bereits feststehendes Thema für diese Wochenbriefing-Ausgabe wird die heutige erste Veranstaltung des Formats "Religiöse Kindertage" in St. Stephanus Haselhorst sein (Spoiler: War jut!). Am morgigen Sonntag wird in St. Joseph Siemensstadt das 90jährige Weihejubiläum der Kirche gefeiert, ich gehe mal davon aus, dass wir da hingehen werden. Am Dienstag – oder vielleicht am Donnerstag? – soll dann das Planungstreffen für die Advents-KiWoGos steigen; und am Freitag mache ich mich, gleich nachdem ich die Kinder zur Schule und zur KiTa gebracht habe, auf die Reise nach München. Was will ich in München? So direkt eigentlich nichts, aber im Umland von München – noch im Einzugsbereich der S-Bahn – wohnt eine ehemalige Mitschülerin, mit der ich seinerzeit in einer Band gespielt habe und die, gewissermaßen als Nachwirkung des 30-jährigen Abi-Nachtreffens im Frühjahr, zu einem Reunion-Wochenende eingeladen hat. Darauf freue ich mich schon seit Wochen wie ein Schnitzel, und es bleibt noch abzuwarten, ob daraus ein Thema für das übernächste Wochenbriefing oder eher für einen eigenständigen Artikel wird... 


Samstag, 8. November 2025

Die 3 K der Woche (50): Kinder, Kirche, Kofferservice

Willkommen zum Wochenbriefing, Leser! Die erste Schul- und Arbeitswoche nach unserem sensationellen Urlaub ist überstanden, und ich würde sagen, sie ist ziemlich okay gelaufen – besser als erwartet eigentlich. So ganz sind wir zwar wohl noch nicht wieder im Rhythmus des Alltags angekommen, aber immerhin auf dem Weg dorthin. Im Folgenden erwartet euch, wohllöbliche Leser, daher eine Mischung aus Rückblicken auf den Urlaub und Ausblicken auf das, was in nächster Zeit so ansteht. Seid also gespannt! 

Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man, blieben darunter verborgen. 

Kamele und Vulkane 

Mein voriges Wochenbriefing hatte ich von Arrecife auf der Insel Lanzarote aus in den digitalen Äther abgesandt – der letzten Station unserer spektakulären Urlaubsreise vor Gran Canaria, von wo aus wir am nächsten Morgen die Rückreise antreten mussten. Aus einiger Entfernung sah die Vulkaninsel Lanzarote durchaus eindrucksvoll aus: 

Weniger freundlich war der erste Eindruck, den die Insel beim Landgang auf mich machte: Eine unwirtliche Mondlandschaft, bedeckt mit Vulkanasche; kaum Grün, abgesehen von Kakteen und vereinzelten Palmen, und niedrige Gebäude, also kaum Schatten. Zudem war die Anlegestelle des Schiffes so weit von der Innenstadt von Arrecife entfernt, dass wir kaum etwas Sinnvolles tun konnten, bis unser gebuchter Ausflug losging. Im Grunde hätten wir besser daran getan, eine bis eineinhalb Stunden länger an Bord zu bleiben. 

Insgesamt drängte sich mir der Verdacht auf, die Spanier würden sich für dieses öde Fleckchen Erde wohl kaum sonderlich interessiert haben, wenn sie nicht eine Zwischenstation auf dem Weg nach Amerika gebraucht hätten. Auf den gebuchten Ausflug, der in den Timanfaya-Nationalpark im Nordwesten der Insel führen sollte, freute ich mich nun auch nicht mehr so richtig, da ich befürchtete, stundenlang in glühender Hitze durch eine baumlose Landschaft wandern zu müssen. Diesbezüglich erwiesen sich meine Vorstellungen allerdings als übertrieben: Den größten Teil der Tour durch die Vulkanlandschaft absolvierten wir im Bus, einen kleineren Teil auf Kamelrücken. Ich hatte eigentlich angenommen, der in der Ausflugsbeschreibung als "optional" bezeichnete "kurze Kamelritt" wäre eine separate Attraktion neben der Führung durch die Vulkanlandschaft, aber tatsächlich war der Ritt gar nicht so kurz, wie ich ihn mir vorgestellt hatte, und führte durch einen Teil des Geländes, der ohne die Hilfe der trittsicheren Paarhufer wohl nur schwer zugänglich gewesen wäre. 


Für die Kinder war dieser Kamelritt, wie sie rückblickend äußerten, ein Highlight des ganzen Urlaubs, und dasselbe galt für ein paar Demonstrationen unterirdischer Vulkanaktivität, die uns im Außenbereich des Nationalpark-Besucherzentrums vorgeführt wurden. Die wohl spektakulärste dieser Vorführungen bestand darin, dass ein Eimer Wasser in ein Loch im Boden entleert wurde und Sekunden später eine Dampffontäne aus dem Loch hervorgeschossen kam. Zu dem Besucherzentrum gehörte auch ein Restaurant, in dem die Hitze aus dem Vulkan u.a. dazu genutzt wurde, ganze Hähnchen auf einem Rost zu braten. 

Zum Abschluss des Ausflugs wurde noch ein kleines Weingut besucht, wozu auch eine Weinprobe gehörte. So wenig auf dieser Insel auch sonst wächst, wird der Weinanbau hier doch sehr groß geschrieben. 


Andachtsraum auf Deck 9¾ 

Am letzten Abend unserer Kreuzfahrt merkte unsere Tochter an, sie fühle sich auf dem Schiff inzwischen wie zu Hause und würde am liebsten immer dort leben; und ich müsste lügen, wollte ich behaupten, ich könnte diesen Wunsch nicht nachvollziehen. Nun, jedenfalls führte diese Bemerkung zu einer kleinen familieninternen Diskussion – oder vielleicht eher zu einem Brainstorming – darüber, was es auf dem Kreuzfahrtschiff denn noch geben müsse, damit einem da wirklich nichts zum Leben fehlt. Auf den für Viele wohl naheliegenden Einwand "Aber die Kinder müssen doch zur Schule gehen!" würde ich als Schulpflichtskeptiker ja erst mal erwidern ", müssen sie nicht", aber irgendeine Form von Lernangeboten bräuchte es natürlich schon, und dazu eine Bibliothek, in der es nicht nur Trivialromane und Promi-Autobiographien gibt. – Kurz und gut, eine Schulalternative könnte ich mir an Bord eines Kreuzfahrtschiffes noch so einigermaßen vorstellen; schwieriger würde es da schon mit einer Pfadfinder-Alternative, und was am allermeisten fehlen würde, wäre – wie vorige Woche schon angeklungen ist – ein Andachtsraum, idealerweise in Gestalt einer Anbetungskapelle, in der, wenn gerade mal ein Priester an Bord ist, auch Messe gefeiert werden kann. Zu der Frage, wo auf dem Schiff wohl Platz für einen solchen Raum sein könnte, meinte meine Liebste, das wäre wohl – frei nach Harry Potter – ein Fall für "Deck 9¾". Wozu ich sagen möchte, dass mir die Vorstellung eines Kreuzfahrtschiffes mit einem geheimen Deck, von dessen Existenz nur Eingeweihte wissen und auf dem es so allerlei gibt, was man auf einem Kreuzfahrtschiff normalerweise nicht erwarten würde, noch tagelang allerlei amüsantes Kopfkino beschert hat. 

Jenseits solcher realitätsfremder Phantasien beschäftigte mich indes durchaus der Gedanke, wie es wohl wäre, auf einem Kreuzfahrtschiff zu arbeiten – nicht unbedingt dauerhaft, sodass man nur alle soundsoviel Wochen mal nach Hause käme, aber "für mal". Angeregt hatte mich zu diesem Gedanken vor allem ein Interview mit der Personalchefin des Schiffs im Rahmen des abendlichen Showprogramms (ich hatte es vorige Woche schon kurz erwähnt). – Zu den interessanten Berufen an Bord gehört übrigens der des Lektors; so wird jemand bezeichnet, der auf der Showbühne des Schiffes jeweils ein paar Tage im Voraus Vorträge über die anstehenden Reiseziele hält. Den Lektor, der unsere Kreuzfahrt begleitete, fand ich allerdings nicht besonders gut: Schon sprachlich fielen seine Vorträge durch eine Häufung von Grammatik- und Satzbaufehlern, Malapropismen und Katachresen auf, wie ich sie bisher nur aus Gerichtsshows auf Sat1 und RTL kannte, und inhaltlich... nun ja. In seinem Vortrag über La Coruña spielte der Jakobsweg und mithin das gut 75 km entfernte Santiago de Compostela eine nicht geringe Rolle, und in diesem Zusammenhang sprach der Lektor vom "angeblichen" Grab des Apostels Jakobus – eine Wortwahl, für die er sich sogleich entschuldigte, die er aber natürlich gerade dadurch besonders hervorhob. Am  Tag vor unserer Rückreise sprach er über die Insel Teneriffa – die das Schiff am übernächsten Tag anlief; für Passagiere mit wohlgenährterem Geldbeutel (und mehr Zeit) ging (und geht) die Reise nämlich noch weiter bis in die Karibik, und Teneriffa war die letzte Station vor einer sieben Tage dauernden Atlantiküberquerung. Wie dem auch sei: Der Vortrag über Teneriffa schien mir von der Überzeugung geprägt, politischer Moralismus gehöre zu den Grundbedürfnissen des Deutschen, die auch im Urlaub bedient werden müssen. So hielt sich der Referent ausgiebig bei dem Umstand auf, dass Teneriffa traditionell eine Hochburg des Franquismus gewesen sei, was bis heute nachwirke: Es gebe auf der Insel immer noch Gruppen von Leuten, die an Francos Geburtstag Gedenkfeiern für ihn abhielten und beispielsweise Heilige Messen für ihn lesen ließen. Insbesondere über letzteres zeigte der Redner sich so demonstrativ empört, dass ich mich unwillkürlich fragte, ob er überhaupt weiß und versteht, warum man Messen für Verstorbene hält, wenn er es offenbar irgendwie ungehörig findet, dies für jemanden zu tun, der zu Lebzeiten kein guter Mensch war. "Noch schlimmer" fand er es allerdings, dass bis vor einigen Jahren noch mehrere Straßen und Plätze auf Teneriffa nach General Franco benannt gewesen seien: "Stellen Sie sich mal vor, in Deutschland gäbe es immer noch Straßen und Plätze, die nach Adolf Hitler benannt wären." Also sorry: So wenig ich die Franco-Diktatur irgendwie schönreden will, finde ich doch, Franco mit Hitler auf eine Stufe zu stellen läuft geradezu auf eine Verharmlosung der nationalsozialistischen Terrorherrschaft hinaus. – Auch sonst schienen mir die Ausführungen des Lektors zum Spanischen Bürgerkrieg, gelinde gesagt, unterkomplex und auf sehr deutsche Weise mehr vom Pochen auf korrekte Gesinnung als von Sachverstand geprägt. Unwillkürlich fiel mir ein, wie ich mal an einer Kirchenwand in einem kleinen Ort am Jakobsweg – ich glaube, in Azofra – eine Gedenktafel für die "im Heiligen Krieg gegen den Kommunismus" gefallenen Gemeindeangehörigen gesehen habe. Was der AIDA-Lektor wohl dazu gesagt hätte? 

Was auch zum Fazit dieser Reise gehört, ist die Feststellung, dass es – wenn es schon keine eigenen Kreuzfahrtunternehmen für Hardcore-Katholiken gibt – allemal wünschenswert wäre, dass es in den von Kreuzfahrtschiffen typischerweise angesteuerten Hafenstädten Stadtführungs- und Ausflugsanbieter gäbe, die in Kooperation mit den Kreuzfahrtunternehmen Angebote für ein "katholisch interessiertes" Publikum machen. Wenn von Lissabon aus Ausflüge zur Tropfsteinhöhle von Mira de Aire angeboten werden, warum dann nicht auch zum kaum weiter entfernten Marienwallfahrtsort Fátima? Ein weiteres Beispiel fiel mir auf Lanzarote auf: Auf der Rückfahrt vom Timanfaya-Nationalpark zum Schiff kamen wir fast an der Kirche Nuestra Señora de los Dolores vorbei – aber eben nur fast, geschweige denn dass wir dort Station gemacht hätten; dabei ist die sehr interessant: Es handelt sich um eine Votivkirche, die nach einem Vulkanausbruch im 18. Jahrhundert gestiftet und an der Stelle errichtet wurde, an der die Lavaströme zum Stillstand gekommen waren; Teile der Innenausstattung sind aus Vulkangestein hergestellt. Also, wenn ich in meinem Leben noch einmal nach Lanzarote komme, dann will ich diese Kirche sehen. 

Aber davon mal abgesehen: Die wohl aussagekräftigste Antwort auf die Frage, wie uns dieser Urlaub gefallen hat, dürfte darin bestehen, dass meine Liebste – nachdem sie beim Buchen dieser Reise noch argumentiert hatte, so etwas mache man einmal im Leben – schon über die nächste Kreuzfahrt nachdenkt. Aber dafür müssten wir wohl erst mal eine ganze Weile sparen – auch wenn man feststellen muss: Im Verhältnis dazu, was einem an Bord so alles geboten wird –angefangen von dem ganzen Essen und Trinken über das Schwimmbad und die Kinderbetreuung bis hin zu den Bühnenshows –, ist diese Form von Urlaub eigentlich gar nicht übermäßig teuer. Na, mal sehen – vielleicht wird es in drei bis vier Jahren nochmal was... 


Auf Gran Canaria sind die Bushaltestellen unterirdisch 

Und das ist nicht als Qualitätsurteil gemeint, sondern sie liegen tatsächlich unter der Erde. Also jedenfalls einige Bushaltestellen in Las Palmas. Das war die erste bemerkenswerte Erkenntnis unseres Rückreisetags. Glücklicherweise fuhren die Busse trotzdem weitgehend oberirdisch, sodass wir auf dem Weg vom Hafen zum Flughafen sowohl den Sonnenaufgang als auch einiges von der Stadt sahen. Merke: Auf Gran Canaria sieht's aus wie in Spanien, nur südlicher, mit mehr Palmen und so. Da kann man nun natürlich sagen "Na klar, Gran Canaria gehört ja auch zu Spanien", aber das tut Lanzarote auch, und da sieht's aus wie auf'm Mond. – Die nächste interessante Erkenntnis war, dass es im Abflugbereich des Flughafens von Gran Canaria einen Kinderspielplatz gibt. 

Auch sonst verlief die Rückreise nach Berlin ziemlich reibungslos und jedenfalls unproblematischer, als man sie sich theoretisch hätte vorstellen können; an dieser Stelle daher herzlichen Dank an diejenigen Leser, die dem Aufruf gefolgt sind, für unsere glückliche Heimreise zu beten. Nicht so gut erging es unserem Gepäck: Das blieb nämlich erst mal in Madrid zurück. Mit knapp vier Tagen Verspätung wurde es uns dann aber unversehrt nach Hause geliefert; das hätte schlimmer ausgehen können. 


Wenn der Vater mit dem Sohne 

Am Dienstag feierte unsere Große mit fünf Schulfreundinnen (eigentlich wären es sechs gewesen, aber eine konnte nicht kommen) im Anschluss an die Schule in der Colorbox in Moabit ihren Geburtstag nach; da dies eine reine Mädchenparty werden sollte und die Feier mit ihren "Jungs-Freunden" ja schon vor unserer Urlaubsreise stattgefunden hatte, war der kleine Bruder nicht eingeladen und war darüber so traurig, dass er am Morgen nicht in die KiTa wollte, sondern den Tag lieber mit mir verbringen wollte. Ich hatte für diesen Tag zwar eigentlich andere Pläne gehabt, kam aber zu dem Schluss, dass ich abgesehen vom Einkauf, den ich auch zusammen mit dem Knaben erledigen konnte, eigentlich nichts Unaufschiebbares zu tun hatte, und überhaupt ist es für mich als langjährigen #kindergartenfrei-Veteranen ja eigentlich Ehrensache, zu sagen: Wenn das Kind nicht in die KiTa will, dann muss es auch nicht. Gleichwohl unternahm ich ein paar Versuche, ihn umzustimmen – er habe doch schließlich Freunde in der KiTa, es gebe dort doch tolle Spielsachen usw. –, aber schließlich gab ich nach. Dabei traf es sich gut, dass an diesem Tag die "Rumpelberggruppe" stattfand, zu der ich mit dem Jüngsten regelmäßig gegangen war, solange er noch nicht in der KiTa war. Die Frage, ob er dorthin wolle, bejahte er ohne Umstände. Also machten wir uns dorthin auf den Weg, und es war auch wirklich schön, mal wieder dort zu sein; danach blieben aber immer noch knapp vier Stunden bis zu der Zeit, zu der ich den Knaben normalerweise aus der KiTa abgeholt haben würde, und dann noch einmal vier, bis die "andere Hälfte der Familie" vom Kindergeburtstag zurückkam. Alles in allem hatten mein Sohn und ich also so viel Zeit "alleine zu zweit" wie schon lange nicht mehr, und ich stellte fest, dass ich das richtig genoss. Am schönsten fand ich, dass wir endlich mal wieder dazu kamen, eine "Beten mit Musik"-Andacht in St. Joseph Tegel abzuhalten. Auf dem Weg dorthin hatte der Knabe den Wunsch geäußert, wir sollten drei Lieder spielen, von denen eins – nämlich das mittlere – ich mir aussuchen dürfe; aber am Schluss der Andacht fand er dann doch, wir sollten noch ein viertes Lied spielen, das dann ebenfalls ich aussuchen durfte. Die Psalmenabschnitte aus der Non vom Tag empfand ich als sehr ermutigend, und insgesamt weckte diese "Beten mit Musik"-Andacht bei mir den Wunsch, "sowas mal wieder öfter zu machen". Derweil kündigte mein Sohn an, er wolle auch mal wieder zur Werktagsmesse (mit anschließendem Frühstück) in St. Marien Maternitas gehen – was darauf hinausliefe, dass er auch mal an einem Mittwoch nicht in die KiTa geht, aber okay, soll mir recht sein. 

An diesem Mittwoch gingen wir jedenfalls nachmittags zum JAM, zum ersten Mal seit vier Wochen; das fühlte sich ein bisschen an wie nach Hause kommen, auch wenn die Veranstaltung diesmal vergleichsweise schwach besucht war. Während meine Liebste zum Elterncafé und das Tochterkind zum Programm für die "Kids" (6-12 Jahre) ging, schleppte der Jüngste mich resolut mit zum Programm für die "Minis" (unter 6 Jahre). Inhaltlich ging es aber in beiden Kinder-Altersgruppen, wenn auch in unterschiedlicher Gestaltung, um dasselbe, nämlich um einen Abschnitt aus dem 1. Buch der Könige. Schon in der Ankunftsphase, vor dem eigentlichen Programmbeginn, war mir eine Materialienmappe ins Auge gefallen: 

Auf den ersten Blick würde ich sagen, das ist mal wieder ein augenfälliges Beispiel für das schon früher beobachtete Phänomen, dass es im evangelikalen Verständnis ein Wert an sich ist, Kindern Kenntnisse über biblische Geschichte zu vermitteln, und dass die Frage "Was sagt uns das heute?" dabei gar nicht so sehr im Vordergrund steht. Wobei "nicht so im Vordergrund stehen" nun wiederum auch nicht bedeutet, dass das gar keine Rolle spielt. Diesmal ging es konkret darum, wie König Joschafat von Juda sich von seinem Nachbarn, König Ahab von Israel, überreden lässt, mit ihm in den Krieg gegen die Aramäer zu ziehen, und die Lehre daraus – jedenfalls in der Version für die Kinder im Vorschulalter – lautete, dass man sich vor falschen Freunden hüten solle, die nicht an Gott glauben. Diese Message kam für mein Empfinden zwar ein bisschen platt daher, aber man kann's mir auch wirklich schwer recht machen, muss ich zugeben. Diese Feststellung leitet übrigens ziemlich gut zum nächsten Thema über: 


Neues von der Kinderkatechese 

Auf der Liste der übernatürlichen Fähigkeiten, die ich gern hätte, steht die Gabe der Bilokation immer noch weit oben; da ich diese Gabe aber nun einmal nicht besitze, habe ich während unseres Urlaubs leider das erste Vorbereitungstreffen für das Projekt "Religiöse Kindertage" in St. Stephanus verpasst. Nun, betrachten wir das mal als eine Gelegenheit, gegen meinen Hang zur Selbstüberschätzung anzugehen, der sich gern in der mehr oder weniger uneingestandenen Überzeugung äußert, wenn irgendein Projekt ohne meine konzeptionelle Mitarbeit gestartet werde, dann könne dabei ja gar nichts Vernünftiges herauskommen. Tatsächlich scheint es mir zwar ein bisschen ein Schnellschuss zu sein, den ersten "Religiösen Kindertag" schon in einer Woche stattfinden zu lassen – okay, der Termin stand schon mindestens seit September im Raum, aber wäre ich beim Planungstreffen gewesen, hätte ich wohl dafür plädiert, sich mit der Vorbereitung lieber mehr Zeit zu lassen und vielleicht, auch angesichts der Tatsache, dass Krippenspiel und Sternsingeraktion vor der Tür stehen, erst im Neuen Jahr damit zu starten –, aber gleichzeitig muss ich anerkennen, dass der Programmentwurf für diese erste Veranstaltung recht vielversprechend aussieht. Das Motto lautet "Heilige & Tattoos", inhaltlich soll es darum gehen, dass die teilnehmenden Kinder mehr über ihre Namenspatrone (und einige andere ausgewählte Heilige) erfahren, und rund um dieses Thema herum soll es Spiel- und Bastelangebote sowie gemeinsames Kochen und Essen geben. Ich bin durchaus zuversichtlich, dass das sehr gut werden kann, und hinterher kann man dann immer noch sehen, was man beim nächsten Mal womöglich noch besser machen kann. 

Gleichwohl habe ich durchaus schon jetzt ein paar Verbesserungsvorschläge oder ‐wünsche für die Zukunft; und diese drehen sich durchweg um einen Leitgedanken, von dem ich den Verdacht habe, dass er beim Planungstreffen keine große Rolle gespielt hat, oder zumindest keine so große, wie es der Fall gewesen wäre, wenn ich dabei gewesen wäre: nämlich das Anliegen, die Veranstaltungsreihe auch für "unchurched people" interessant und attraktiv zu machen. Ich hatte das schon im September bei dem Zwei-Mann-Arbeitskreistreffen am Tegeler See angesprochen und hatte den Eindruck gehabt, dass der Gemeindereferent in der grundsätzlichen Absicht mit mir übereinstimmt; aber es gibt in der post-volkskirchlichen Praxis nun mal eingespielte Gewohnheiten, in die man, wenn man nicht permanent auf der Hut ist, quasi automatisch zurückverfällt – und rauszugehen und zu versuchen, Leute zu erreichen, die nicht von alleine kommen, gehört dezidiert nicht zu diesen eingespielten Gewohnheiten. Da gibt es also noch Baustellen, und eine solche sehe ich darin, dass wir einen ansprechend designten Flyer brauchen. Einen, den man ohne Scham nicht nur in der Kirche, sondern auch in der Stadtteilbibliothek, an der Tanke und bei Edeka auslegen kann. Nicht ganz davon zu trennen ist das Anliegen, der ganzen Veranstaltungsreihe einen griffigen, nicht allzu offensichtlich "churchy" klingenden Namen zu geben. Insofern, könnte man sagen, ist der "Einladungszettel" für die erste Veranstaltung schon ein Schritt in die richtige Richtung, denn da steht das Tagesthema "Heilige & Tattoos" im Zentrum des Layouts und die, wie ich finde, recht bürokratisch und sperrig anmutende Bezeichnung "Religiöser Kindertag" in kleinerer Schrift darunter. Gleichzeitig macht das Stichwort "Heilige" im Titel wohl einigermaßen deutlich, dass die Themenwahl eher nicht darauf ausgerichtet gewesen ist, ein kirchenfernes Publikum anzusprechen; aber wie schon gesagt, warten wir ruhig erst mal ab, wie die erste Veranstaltung läuft, und ziehen daraus dann Konsequenzen für die konzeptionelle Weiterentwicklung. Ich bin jedenfalls gespannt! 


Wie soll die neue Wochenbriefing-Reihe heißen? 

Nur noch zwei Wochen bis zum Christkönig-Wochenende, das den Zeitpunkt markiert, bis zu dem die Wochenbriefing-Reihe "Die 3 K der Woche" ein volles Kirchenjahr hindurch gelaufen sein wird – und zwar, im Unterschied zum Vorgänger-Format "Creative Minority Report", ohne Unterbrechungen; das war zuvor nur dem Ur-Wochenbriefing-Format "Kaffee & Laudes" gelungen, das es allerdings wegen des etwas kürzeren Kirchenjahres "nur" auf 49 Folgen brachte. – Zugleich heißt das aber auch, dass in drei Wochen, pünktlich zum 1. Advent, wieder eine neue Wochenbriefing-Reihe starten soll, und die braucht dann auch einen neuen Titel. Ein paar Ideen dazu hätte ich schon, kann mich aber noch für keine davon mit ganzem Herzen entscheiden – zumal jeder dieser angedachten Reihentitel auch seine eigenen Implikationen für die inhaltlich-konzeptionelle Gestaltung mitbringt. Es handelt sich um die folgenden: 

  • In Tempore Leonis 

Dieser Titel bezieht sich natürlich auf das Pontifikat Leos XIV. – von dem wir allerdings doch wohl hoffen wollen, dass es länger dauert als die Wochenbriefing-Reihe des kommenden Kirchenjahres –; zugleich bedeutet diese Überschrift aber auch "In der Zeit des Löwen", das klingt nach Abenteuer, und Latein ist sowieso immer gut. Allerdings würde ein solcher Titel wohl die Erwartung wecken, dass ich im Vergleich zu den "3 K der Woche" wieder einen stärkeren Fokus auf "kirchenpolitische" Themen jenseits des persönlichen Erfahrungsbereichs richte, und ich weiß nicht recht, ob ich diese Erwartung erfüllen möchte. 

  • Fährtensucher 

Das ist, konzeptionell betrachtet, so ziemlich der direkte Gegenentwurf: Natürlich ist bzw. wäre dieser Reihentitel von meinem seit einiger Zeit neu erwachtem Interesse an der Pfadfinderei inspiriert, aber ich würde denken, auch darüber hinaus ließe sich so allerlei damit assoziieren – etwa: die Suche nach Wegen durch die Tücken des Alltags, durch die Herausforderungen des Schmutzigen Schismas, durch die ideologischen Verirrungen unserer Zeit. "Der Weg durch den Dschungel" wäre auch ein schöner Titel, aber so heißt ja schon das Erprobungsbuch der KPE für die Wölflingsstufe

  • In The Year 25/26 

Für diese Titelidee stand natürlich der dystopische Hippie-Folksong "In the Year 2525" von Zager & Evans Pate, womit schon mal mindestens zwei Aspekte benannt wären, die die thematische Schwerpunktsetzung einer so benannten Wochenbriefing-Reihe berücksichtigen müsste: Hippiesk und apokalyptisch müsste sie sein. Okay, es steht im Grunde nicht zu bezweifeln, dass das kommende Jahr allerlei Stoff liefern dürfte, der diesen Aspekten gerecht wird. Was dabei aber konzeptionell womöglich ein wenig zu kurz kommt, sind die Momentaufnahmen aus dem täglichen Leben; und das wiederum bringt mich auf eine weitere Titelidee, nämlich 

  • Utopie und Alltag 

– frei nach dem epochalen Post-Punk- bzw. Proto-NDW-Album der Gruppe Fehlfarben, versteht sich. – Auch noch eine Option wäre es, den Reihentitel "Spandau oder Portugal" wieder aufzugreifen, aber es scheint mir doch einigermaßen fraglich, ob ich diesen Titel auf die Dauer wirklich mit Leben würde füllen können, solange die Idee, nach Portugal auszuwandern, lediglich ein Wunschtraum für "irgendwann mal" ist. – Da ich mich nun aber zwischen all diesen Optionen nicht so recht entscheiden kann, habe ich mir gesagt, zieh' ich einfach mal den Publikumsjoker; will sagen, ich habe sowohl auf Facebook als auch auf der App Formerly Known As Twitter Umfragen erstellt, damit ihr, geschätzte und verehrte Leser, darüber abstimmen könnt, welcher der vorgeschlagenen Reihentitel euch am besten gefällt. Wer in keinem der beiden Netzwerke aktiv ist, kann sein Votum gern auch direkt hier im Kommentarbereich abgeben. Betonen möchte ich allerdings, dass diese Publikumsbefragung lediglich eine beratende Funktion haben soll: Am Ende mache ich doch, was ich will. Ich hoffe allerdings, dass euer Votum mir dabei helfen wird, zu entscheiden, was ich eigentlich will


Geistlicher Impuls der Woche 

Mit [dem] Verlust des christlichen Gedächtnisses geht eine Art Zukunftsangst einher. Das gemeinhin verbreitete Bild von der Zukunft stellt sich oft als blass und ungewiss heraus. Man hat eher Angst vor der Zukunft, als dass man sie herbeiwünschte. Besorgniserregende Anzeichen dafür sind unter anderem die innere Leere, die viele Menschen peinigt, und der Verlust des Lebenssinnes. Zu den Zeichen und Auswirkungen dieser Existenzangst sind insbesondere der dramatische Geburtenrückgang und die Abnahme der Priester- und Ordensberufe zu zählen sowie die Schwierigkeit, wenn nicht sogar die Weigerung, endgültige Lebensentscheidungen auch bezüglich der Ehe zu treffen. 

(Johannes Paul II., Nachsynosales Schreiben Ecclesia in Europa, Nr. 8) 


Ohrwurm der Woche 

Timmy Thomas: Why Can't We Live Together 

Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich die Musik, die während unserer Urlaubsreise auf dem Kreuzfahrtschiff zu hören war, durchweg sehr gut fand; tatsächlich sogar so gut, dass ich mir versuchsweise auch zu Hause mal AIDAradio angehört habe, aber da war mein Eindruck eher durchwachsen. – Unter den Songs, die ich an Bord gehört habe, ist "Why Can't We Live Together" von Timmy Thomas jedenfalls besonders bei mir hängen geblieben – nicht zuletzt, weil ich diese Songauswahl eher überraschend fand: So richtige Feelgood-Mucke für den Urlaub ist das ja nun nicht unbedingt, sagte ich mir – auch wenn ich zugeben muss, dass mir beim flüchtigen Hören erst mal nicht einfiel, wie der Song hieß oder von wem er war; aber schon der eindringliche Klang der Lowrey-Orgel weckte bei mir Assoziationen von Rassenunruhen und Vietnamkriegsprotesten. Beides nicht zu Unrecht übrigens: Timmy Thomas wurde nach eigenem Bekunden durch Medienberichte über den Vietnamkrieg zu diesem Song inspiriert, und das Thema Rassendiskriminierung klingt ja recht deutlich in der Textzeile "No matter what color, you are still my brother" an. Kurz und gut, bezüglich der Stimmung, die der Song evoziert, würde ich ihn irgendwo zwischen "The Revolution Will Not Be Televised" von Gil Scott-Heron, "Am I Black Enough For You" von Billy Paul und "War" von Edwin Starr einordnen, was übrigens auch chronologisch ziemlich gut hinhaut. Der minimalistische und ungehobelt wirkende Sound der Nummer erklärt sich dadurch, dass es sich eigentlich nur um eine Demo-Aufnahme (in mono) handelte, bei der Timmy Thomas alle Instrumente selbst eingespielt hatte; zunächst war geplant, den Song mit einer richtigen Band neu einzuspielen, aber dann fand der Inhaber des Plattenlabels, die Demoversion sei so, wie sie war, schon perfekt. Recht hatte er, würde ich sagen. 


Vorschau/Ausblick 

Am heutigen Samstag standen wir erneut vor der Wahl, zu den KPE-Wölflingen im Süden Berlins oder zu den Royal Rangers in Tegel zu gehen; aber wenngleich ich durchaus gewillt bin, es gelegentlich mal wieder bei den Royal Rangers zu versuchen, gaben wir diesmal wieder der KPE den Vorzug. Ich halte es einfach für wichtig, da "dranzubleiben", und da am nächsten Samstag der oben erwähnte "Religiöse Kindertag" ansteht und ich am übernächsten Wochenende nicht da bin (warum nicht bzw. wo ich dann sein werde, verrate ich zu gegebener Zeit), wollte ich die heutige Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen; wie's war, erfahrt ihr nächste Woche. – Außerdem findet heute die ökumenische St.-Martins-Feier in Borsigwalde statt, nachdem sie im vorigen Jahr ausgefallen war; und wenn alles so läuft wie geplant, sind wir gerade dort, während dieses Wochenbriefing online geht; auch dazu also mehr im nächsten Wochenbriefing. Morgen ist der Weihetag der Lateranbasilika, da steht in St. Joseph Siemensstadt der KiWoGo zur Vertreibung der Geldwechsler aus dem Tempel an; anschließend ist unsere Große zur Geburtstagsfeier einer Schulfreundin eingeladen. Am Dienstag wäre dann der eigentliche Martinstag, aber wie es scheint, verteilen sich die St.-Martins-Feiern in unserer Umgebung sämtlich auf die Tage davor oder danach; die KiTa unseres Jüngsten etwa feiert am Mittwoch St. Martin, was insofern unglücklich ist, als es mit dem JAM kollidiert – aber da müssen wir wohl durch, zumal der Knabe in der KiTa bereits eine Laterne für diesen Anlass gebastelt hat und seine Freunde da auch hingehen. Donnerstag und Freitag steht, soweit ich sehe, noch nichts auf dem Programm, und dann ist schon das nächste Wochenbriefing fällig...