Willkommen zum Wochenbriefing, Leser! Die erste Schul- und Arbeitswoche nach unserem sensationellen Urlaub ist überstanden, und ich würde sagen, sie ist ziemlich okay gelaufen – besser als erwartet eigentlich. So ganz sind wir zwar wohl noch nicht wieder im Rhythmus des Alltags angekommen, aber immerhin auf dem Weg dorthin. Im Folgenden erwartet euch, wohllöbliche Leser, daher eine Mischung aus Rückblicken auf den Urlaub und Ausblicken auf das, was in nächster Zeit so ansteht. Seid also gespannt!
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| Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man, blieben darunter verborgen. |
Kamele und Vulkane
Mein voriges Wochenbriefing hatte ich von Arrecife auf der Insel Lanzarote aus in den digitalen Äther abgesandt – der letzten Station unserer spektakulären Urlaubsreise vor Gran Canaria, von wo aus wir am nächsten Morgen die Rückreise antreten mussten. Aus einiger Entfernung sah die Vulkaninsel Lanzarote durchaus eindrucksvoll aus:
Weniger freundlich war der erste Eindruck, den die Insel beim Landgang auf mich machte: Eine unwirtliche Mondlandschaft, bedeckt mit Vulkanasche; kaum Grün, abgesehen von Kakteen und vereinzelten Palmen, und niedrige Gebäude, also kaum Schatten. Zudem war die Anlegestelle des Schiffes so weit von der Innenstadt von Arrecife entfernt, dass wir kaum etwas Sinnvolles tun konnten, bis unser gebuchter Ausflug losging. Im Grunde hätten wir besser daran getan, eine bis eineinhalb Stunden länger an Bord zu bleiben.
Insgesamt drängte sich mir der Verdacht auf, die Spanier würden sich für dieses öde Fleckchen Erde wohl kaum sonderlich interessiert haben, wenn sie nicht eine Zwischenstation auf dem Weg nach Amerika gebraucht hätten. Auf den gebuchten Ausflug, der in den Timanfaya-Nationalpark im Nordwesten der Insel führen sollte, freute ich mich nun auch nicht mehr so richtig, da ich befürchtete, stundenlang in glühender Hitze durch eine baumlose Landschaft wandern zu müssen. Diesbezüglich erwiesen sich meine Vorstellungen allerdings als übertrieben: Den größten Teil der Tour durch die Vulkanlandschaft absolvierten wir im Bus, einen kleineren Teil auf Kamelrücken. Ich hatte eigentlich angenommen, der in der Ausflugsbeschreibung als "optional" bezeichnete "kurze Kamelritt" wäre eine separate Attraktion neben der Führung durch die Vulkanlandschaft, aber tatsächlich war der Ritt gar nicht so kurz, wie ich ihn mir vorgestellt hatte, und führte durch einen Teil des Geländes, der ohne die Hilfe der trittsicheren Paarhufer wohl nur schwer zugänglich gewesen wäre.
Für die Kinder war dieser Kamelritt, wie sie rückblickend äußerten, ein Highlight des ganzen Urlaubs, und dasselbe galt für ein paar Demonstrationen unterirdischer Vulkanaktivität, die uns im Außenbereich des Nationalpark-Besucherzentrums vorgeführt wurden. Die wohl spektakulärste dieser Vorführungen bestand darin, dass ein Eimer Wasser in ein Loch im Boden entleert wurde und Sekunden später eine Dampffontäne aus dem Loch hervorgeschossen kam. Zu dem Besucherzentrum gehörte auch ein Restaurant, in dem die Hitze aus dem Vulkan u.a. dazu genutzt wurde, ganze Hähnchen auf einem Rost zu braten.
Zum Abschluss des Ausflugs wurde noch ein kleines Weingut besucht, wozu auch eine Weinprobe gehörte. So wenig auf dieser Insel auch sonst wächst, wird der Weinanbau hier doch sehr groß geschrieben.
Andachtsraum auf Deck 9¾
Am letzten Abend unserer Kreuzfahrt merkte unsere Tochter an, sie fühle sich auf dem Schiff inzwischen wie zu Hause und würde am liebsten immer dort leben; und ich müsste lügen, wollte ich behaupten, ich könnte diesen Wunsch nicht nachvollziehen. Nun, jedenfalls führte diese Bemerkung zu einer kleinen familieninternen Diskussion – oder vielleicht eher zu einem Brainstorming – darüber, was es auf dem Kreuzfahrtschiff denn noch geben müsse, damit einem da wirklich nichts zum Leben fehlt. Auf den für Viele wohl naheliegenden Einwand "Aber die Kinder müssen doch zur Schule gehen!" würde ich als Schulpflichtskeptiker ja erst mal erwidern "Nö, müssen sie nicht", aber irgendeine Form von Lernangeboten bräuchte es natürlich schon, und dazu eine Bibliothek, in der es nicht nur Trivialromane und Promi-Autobiographien gibt. – Kurz und gut, eine Schulalternative könnte ich mir an Bord eines Kreuzfahrtschiffes noch so einigermaßen vorstellen; schwieriger würde es da schon mit einer Pfadfinder-Alternative, und was am allermeisten fehlen würde, wäre – wie vorige Woche schon angeklungen ist – ein Andachtsraum, idealerweise in Gestalt einer Anbetungskapelle, in der, wenn gerade mal ein Priester an Bord ist, auch Messe gefeiert werden kann. Zu der Frage, wo auf dem Schiff wohl Platz für einen solchen Raum sein könnte, meinte meine Liebste, das wäre wohl – frei nach Harry Potter – ein Fall für "Deck 9¾". Wozu ich sagen möchte, dass mir die Vorstellung eines Kreuzfahrtschiffes mit einem geheimen Deck, von dessen Existenz nur Eingeweihte wissen und auf dem es so allerlei gibt, was man auf einem Kreuzfahrtschiff normalerweise nicht erwarten würde, noch tagelang allerlei amüsantes Kopfkino beschert hat.
Jenseits solcher realitätsfremder Phantasien beschäftigte mich indes durchaus der Gedanke, wie es wohl wäre, auf einem Kreuzfahrtschiff zu arbeiten – nicht unbedingt dauerhaft, sodass man nur alle soundsoviel Wochen mal nach Hause käme, aber "für mal". Angeregt hatte mich zu diesem Gedanken vor allem ein Interview mit der Personalchefin des Schiffs im Rahmen des abendlichen Showprogramms (ich hatte es vorige Woche schon kurz erwähnt). – Zu den interessanten Berufen an Bord gehört übrigens der des Lektors; so wird jemand bezeichnet, der auf der Showbühne des Schiffes jeweils ein paar Tage im Voraus Vorträge über die anstehenden Reiseziele hält. Den Lektor, der unsere Kreuzfahrt begleitete, fand ich allerdings nicht besonders gut: Schon sprachlich fielen seine Vorträge durch eine Häufung von Grammatik- und Satzbaufehlern, Malapropismen und Katachresen auf, wie ich sie bisher nur aus Gerichtsshows auf Sat1 und RTL kannte, und inhaltlich... nun ja. In seinem Vortrag über La Coruña spielte der Jakobsweg und mithin das gut 75 km entfernte Santiago de Compostela eine nicht geringe Rolle, und in diesem Zusammenhang sprach der Lektor vom "angeblichen" Grab des Apostels Jakobus – eine Wortwahl, für die er sich sogleich entschuldigte, die er aber natürlich gerade dadurch besonders hervorhob. Am Tag vor unserer Rückreise sprach er über die Insel Teneriffa – die das Schiff am übernächsten Tag anlief; für Passagiere mit wohlgenährterem Geldbeutel (und mehr Zeit) ging (und geht) die Reise nämlich noch weiter bis in die Karibik, und Teneriffa war die letzte Station vor einer sieben Tage dauernden Atlantiküberquerung. Wie dem auch sei: Der Vortrag über Teneriffa schien mir von der Überzeugung geprägt, politischer Moralismus gehöre zu den Grundbedürfnissen des Deutschen, die auch im Urlaub bedient werden müssen. So hielt sich der Referent ausgiebig bei dem Umstand auf, dass Teneriffa traditionell eine Hochburg des Franquismus gewesen sei, was bis heute nachwirke: Es gebe auf der Insel immer noch Gruppen von Leuten, die an Francos Geburtstag Gedenkfeiern für ihn abhielten und beispielsweise Heilige Messen für ihn lesen ließen. Insbesondere über letzteres zeigte der Redner sich so demonstrativ empört, dass ich mich unwillkürlich fragte, ob er überhaupt weiß und versteht, warum man Messen für Verstorbene hält, wenn er es offenbar irgendwie ungehörig findet, dies für jemanden zu tun, der zu Lebzeiten kein guter Mensch war. "Noch schlimmer" fand er es allerdings, dass bis vor einigen Jahren noch mehrere Straßen und Plätze auf Teneriffa nach General Franco benannt gewesen seien: "Stellen Sie sich mal vor, in Deutschland gäbe es immer noch Straßen und Plätze, die nach Adolf Hitler benannt wären." Also sorry: So wenig ich die Franco-Diktatur irgendwie schönreden will, finde ich doch, Franco mit Hitler auf eine Stufe zu stellen läuft geradezu auf eine Verharmlosung der nationalsozialistischen Terrorherrschaft hinaus. – Auch sonst schienen mir die Ausführungen des Lektors zum Spanischen Bürgerkrieg, gelinde gesagt, unterkomplex und auf sehr deutsche Weise mehr vom Pochen auf korrekte Gesinnung als von Sachverstand geprägt. Unwillkürlich fiel mir ein, wie ich mal an einer Kirchenwand in einem kleinen Ort am Jakobsweg – ich glaube, in Azofra – eine Gedenktafel für die "im Heiligen Krieg gegen den Kommunismus" gefallenen Gemeindeangehörigen gesehen habe. Was der AIDA-Lektor wohl dazu gesagt hätte?
Was auch zum Fazit dieser Reise gehört, ist die Feststellung, dass es – wenn es schon keine eigenen Kreuzfahrtunternehmen für Hardcore-Katholiken gibt – allemal wünschenswert wäre, dass es in den von Kreuzfahrtschiffen typischerweise angesteuerten Hafenstädten Stadtführungs- und Ausflugsanbieter gäbe, die in Kooperation mit den Kreuzfahrtunternehmen Angebote für ein "katholisch interessiertes" Publikum machen. Wenn von Lissabon aus Ausflüge zur Tropfsteinhöhle von Mira de Aire angeboten werden, warum dann nicht auch zum kaum weiter entfernten Marienwallfahrtsort Fátima? Ein weiteres Beispiel fiel mir auf Lanzarote auf: Auf der Rückfahrt vom Timanfaya-Nationalpark zum Schiff kamen wir fast an der Kirche Nuestra Señora de los Dolores vorbei – aber eben nur fast, geschweige denn dass wir dort Station gemacht hätten; dabei ist die sehr interessant: Es handelt sich um eine Votivkirche, die nach einem Vulkanausbruch im 18. Jahrhundert gestiftet und an der Stelle errichtet wurde, an der die Lavaströme zum Stillstand gekommen waren; Teile der Innenausstattung sind aus Vulkangestein hergestellt. Also, wenn ich in meinem Leben noch einmal nach Lanzarote komme, dann will ich diese Kirche sehen.
Aber davon mal abgesehen: Die wohl aussagekräftigste Antwort auf die Frage, wie uns dieser Urlaub gefallen hat, dürfte darin bestehen, dass meine Liebste – nachdem sie beim Buchen dieser Reise noch argumentiert hatte, so etwas mache man einmal im Leben – schon über die nächste Kreuzfahrt nachdenkt. Aber dafür müssten wir wohl erst mal eine ganze Weile sparen – auch wenn man feststellen muss: Im Verhältnis dazu, was einem an Bord so alles geboten wird –angefangen von dem ganzen Essen und Trinken über das Schwimmbad und die Kinderbetreuung bis hin zu den Bühnenshows –, ist diese Form von Urlaub eigentlich gar nicht übermäßig teuer. Na, mal sehen – vielleicht wird es in drei bis vier Jahren nochmal was...
Auf Gran Canaria sind die Bushaltestellen unterirdisch
Und das ist nicht als Qualitätsurteil gemeint, sondern sie liegen tatsächlich unter der Erde. Also jedenfalls einige Bushaltestellen in Las Palmas. Das war die erste bemerkenswerte Erkenntnis unseres Rückreisetags. Glücklicherweise fuhren die Busse trotzdem weitgehend oberirdisch, sodass wir auf dem Weg vom Hafen zum Flughafen sowohl den Sonnenaufgang als auch einiges von der Stadt sahen. Merke: Auf Gran Canaria sieht's aus wie in Spanien, nur südlicher, mit mehr Palmen und so. Da kann man nun natürlich sagen "Na klar, Gran Canaria gehört ja auch zu Spanien", aber das tut Lanzarote auch, und da sieht's aus wie auf'm Mond. – Die nächste interessante Erkenntnis war, dass es im Abflugbereich des Flughafens von Gran Canaria einen Kinderspielplatz gibt.
Auch sonst verlief die Rückreise nach Berlin ziemlich reibungslos und jedenfalls unproblematischer, als man sie sich theoretisch hätte vorstellen können; an dieser Stelle daher herzlichen Dank an diejenigen Leser, die dem Aufruf gefolgt sind, für unsere glückliche Heimreise zu beten. Nicht so gut erging es unserem Gepäck: Das blieb nämlich erst mal in Madrid zurück. Mit knapp vier Tagen Verspätung wurde es uns dann aber unversehrt nach Hause geliefert; das hätte schlimmer ausgehen können.
Wenn der Vater mit dem Sohne
Am Dienstag feierte unsere Große mit fünf Schulfreundinnen (eigentlich wären es sechs gewesen, aber eine konnte nicht kommen) im Anschluss an die Schule in der Colorbox in Moabit ihren Geburtstag nach; da dies eine reine Mädchenparty werden sollte und die Feier mit ihren "Jungs-Freunden" ja schon vor unserer Urlaubsreise stattgefunden hatte, war der kleine Bruder nicht eingeladen und war darüber so traurig, dass er am Morgen nicht in die KiTa wollte, sondern den Tag lieber mit mir verbringen wollte. Ich hatte für diesen Tag zwar eigentlich andere Pläne gehabt, kam aber zu dem Schluss, dass ich abgesehen vom Einkauf, den ich auch zusammen mit dem Knaben erledigen konnte, eigentlich nichts Unaufschiebbares zu tun hatte, und überhaupt ist es für mich als langjährigen #kindergartenfrei-Veteranen ja eigentlich Ehrensache, zu sagen: Wenn das Kind nicht in die KiTa will, dann muss es auch nicht. Gleichwohl unternahm ich ein paar Versuche, ihn umzustimmen – er habe doch schließlich Freunde in der KiTa, es gebe dort doch tolle Spielsachen usw. –, aber schließlich gab ich nach. Dabei traf es sich gut, dass an diesem Tag die "Rumpelberggruppe" stattfand, zu der ich mit dem Jüngsten regelmäßig gegangen war, solange er noch nicht in der KiTa war. Die Frage, ob er dorthin wolle, bejahte er ohne Umstände. Also machten wir uns dorthin auf den Weg, und es war auch wirklich schön, mal wieder dort zu sein; danach blieben aber immer noch knapp vier Stunden bis zu der Zeit, zu der ich den Knaben normalerweise aus der KiTa abgeholt haben würde, und dann noch einmal vier, bis die "andere Hälfte der Familie" vom Kindergeburtstag zurückkam. Alles in allem hatten mein Sohn und ich also so viel Zeit "alleine zu zweit" wie schon lange nicht mehr, und ich stellte fest, dass ich das richtig genoss. Am schönsten fand ich, dass wir endlich mal wieder dazu kamen, eine "Beten mit Musik"-Andacht in St. Joseph Tegel abzuhalten. Auf dem Weg dorthin hatte der Knabe den Wunsch geäußert, wir sollten drei Lieder spielen, von denen eins – nämlich das mittlere – ich mir aussuchen dürfe; aber am Schluss der Andacht fand er dann doch, wir sollten noch ein viertes Lied spielen, das dann ebenfalls ich aussuchen durfte. Die Psalmenabschnitte aus der Non vom Tag empfand ich als sehr ermutigend, und insgesamt weckte diese "Beten mit Musik"-Andacht bei mir den Wunsch, "sowas mal wieder öfter zu machen". Derweil kündigte mein Sohn an, er wolle auch mal wieder zur Werktagsmesse (mit anschließendem Frühstück) in St. Marien Maternitas gehen – was darauf hinausliefe, dass er auch mal an einem Mittwoch nicht in die KiTa geht, aber okay, soll mir recht sein.
An diesem Mittwoch gingen wir jedenfalls nachmittags zum JAM, zum ersten Mal seit vier Wochen; das fühlte sich ein bisschen an wie nach Hause kommen, auch wenn die Veranstaltung diesmal vergleichsweise schwach besucht war. Während meine Liebste zum Elterncafé und das Tochterkind zum Programm für die "Kids" (6-12 Jahre) ging, schleppte der Jüngste mich resolut mit zum Programm für die "Minis" (unter 6 Jahre). Inhaltlich ging es aber in beiden Kinder-Altersgruppen, wenn auch in unterschiedlicher Gestaltung, um dasselbe, nämlich um einen Abschnitt aus dem 1. Buch der Könige. Schon in der Ankunftsphase, vor dem eigentlichen Programmbeginn, war mir eine Materialienmappe ins Auge gefallen:
Auf den ersten Blick würde ich sagen, das ist mal wieder ein augenfälliges Beispiel für das schon früher beobachtete Phänomen, dass es im evangelikalen Verständnis ein Wert an sich ist, Kindern Kenntnisse über biblische Geschichte zu vermitteln, und dass die Frage "Was sagt uns das heute?" dabei gar nicht so sehr im Vordergrund steht. Wobei "nicht so im Vordergrund stehen" nun wiederum auch nicht bedeutet, dass das gar keine Rolle spielt. Diesmal ging es konkret darum, wie König Joschafat von Juda sich von seinem Nachbarn, König Ahab von Israel, überreden lässt, mit ihm in den Krieg gegen die Aramäer zu ziehen, und die Lehre daraus – jedenfalls in der Version für die Kinder im Vorschulalter – lautete, dass man sich vor falschen Freunden hüten solle, die nicht an Gott glauben. Diese Message kam für mein Empfinden zwar ein bisschen platt daher, aber man kann's mir auch wirklich schwer recht machen, muss ich zugeben. Diese Feststellung leitet übrigens ziemlich gut zum nächsten Thema über:
Neues von der Kinderkatechese
Auf der Liste der übernatürlichen Fähigkeiten, die ich gern hätte, steht die Gabe der Bilokation immer noch weit oben; da ich diese Gabe aber nun einmal nicht besitze, habe ich während unseres Urlaubs leider das erste Vorbereitungstreffen für das Projekt "Religiöse Kindertage" in St. Stephanus verpasst. Nun, betrachten wir das mal als eine Gelegenheit, gegen meinen Hang zur Selbstüberschätzung anzugehen, der sich gern in der mehr oder weniger uneingestandenen Überzeugung äußert, wenn irgendein Projekt ohne meine konzeptionelle Mitarbeit gestartet werde, dann könne dabei ja gar nichts Vernünftiges herauskommen. Tatsächlich scheint es mir zwar ein bisschen ein Schnellschuss zu sein, den ersten "Religiösen Kindertag" schon in einer Woche stattfinden zu lassen – okay, der Termin stand schon mindestens seit September im Raum, aber wäre ich beim Planungstreffen gewesen, hätte ich wohl dafür plädiert, sich mit der Vorbereitung lieber mehr Zeit zu lassen und vielleicht, auch angesichts der Tatsache, dass Krippenspiel und Sternsingeraktion vor der Tür stehen, erst im Neuen Jahr damit zu starten –, aber gleichzeitig muss ich anerkennen, dass der Programmentwurf für diese erste Veranstaltung recht vielversprechend aussieht. Das Motto lautet "Heilige & Tattoos", inhaltlich soll es darum gehen, dass die teilnehmenden Kinder mehr über ihre Namenspatrone (und einige andere ausgewählte Heilige) erfahren, und rund um dieses Thema herum soll es Spiel- und Bastelangebote sowie gemeinsames Kochen und Essen geben. Ich bin durchaus zuversichtlich, dass das sehr gut werden kann, und hinterher kann man dann immer noch sehen, was man beim nächsten Mal womöglich noch besser machen kann.
Gleichwohl habe ich durchaus schon jetzt ein paar Verbesserungsvorschläge oder ‐wünsche für die Zukunft; und diese drehen sich durchweg um einen Leitgedanken, von dem ich den Verdacht habe, dass er beim Planungstreffen keine große Rolle gespielt hat, oder zumindest keine so große, wie es der Fall gewesen wäre, wenn ich dabei gewesen wäre: nämlich das Anliegen, die Veranstaltungsreihe auch für "unchurched people" interessant und attraktiv zu machen. Ich hatte das schon im September bei dem Zwei-Mann-Arbeitskreistreffen am Tegeler See angesprochen und hatte den Eindruck gehabt, dass der Gemeindereferent in der grundsätzlichen Absicht mit mir übereinstimmt; aber es gibt in der post-volkskirchlichen Praxis nun mal eingespielte Gewohnheiten, in die man, wenn man nicht permanent auf der Hut ist, quasi automatisch zurückverfällt – und rauszugehen und zu versuchen, Leute zu erreichen, die nicht von alleine kommen, gehört dezidiert nicht zu diesen eingespielten Gewohnheiten. Da gibt es also noch Baustellen, und eine solche sehe ich darin, dass wir einen ansprechend designten Flyer brauchen. Einen, den man ohne Scham nicht nur in der Kirche, sondern auch in der Stadtteilbibliothek, an der Tanke und bei Edeka auslegen kann. Nicht ganz davon zu trennen ist das Anliegen, der ganzen Veranstaltungsreihe einen griffigen, nicht allzu offensichtlich "churchy" klingenden Namen zu geben. Insofern, könnte man sagen, ist der "Einladungszettel" für die erste Veranstaltung schon ein Schritt in die richtige Richtung, denn da steht das Tagesthema "Heilige & Tattoos" im Zentrum des Layouts und die, wie ich finde, recht bürokratisch und sperrig anmutende Bezeichnung "Religiöser Kindertag" in kleinerer Schrift darunter. Gleichzeitig macht das Stichwort "Heilige" im Titel wohl einigermaßen deutlich, dass die Themenwahl eher nicht darauf ausgerichtet gewesen ist, ein kirchenfernes Publikum anzusprechen; aber wie schon gesagt, warten wir ruhig erst mal ab, wie die erste Veranstaltung läuft, und ziehen daraus dann Konsequenzen für die konzeptionelle Weiterentwicklung. Ich bin jedenfalls gespannt!
Wie soll die neue Wochenbriefing-Reihe heißen?
Nur noch zwei Wochen bis zum Christkönig-Wochenende, das den Zeitpunkt markiert, bis zu dem die Wochenbriefing-Reihe "Die 3 K der Woche" ein volles Kirchenjahr hindurch gelaufen sein wird – und zwar, im Unterschied zum Vorgänger-Format "Creative Minority Report", ohne Unterbrechungen; das war zuvor nur dem Ur-Wochenbriefing-Format "Kaffee & Laudes" gelungen, das es allerdings wegen des etwas kürzeren Kirchenjahres "nur" auf 49 Folgen brachte. – Zugleich heißt das aber auch, dass in drei Wochen, pünktlich zum 1. Advent, wieder eine neue Wochenbriefing-Reihe starten soll, und die braucht dann auch einen neuen Titel. Ein paar Ideen dazu hätte ich schon, kann mich aber noch für keine davon mit ganzem Herzen entscheiden – zumal jeder dieser angedachten Reihentitel auch seine eigenen Implikationen für die inhaltlich-konzeptionelle Gestaltung mitbringt. Es handelt sich um die folgenden:
- In Tempore Leonis
Dieser Titel bezieht sich natürlich auf das Pontifikat Leos XIV. – von dem wir allerdings doch wohl hoffen wollen, dass es länger dauert als die Wochenbriefing-Reihe des kommenden Kirchenjahres –; zugleich bedeutet diese Überschrift aber auch "In der Zeit des Löwen", das klingt nach Abenteuer, und Latein ist sowieso immer gut. Allerdings würde ein solcher Titel wohl die Erwartung wecken, dass ich im Vergleich zu den "3 K der Woche" wieder einen stärkeren Fokus auf "kirchenpolitische" Themen jenseits des persönlichen Erfahrungsbereichs richte, und ich weiß nicht recht, ob ich diese Erwartung erfüllen möchte.
- Fährtensucher
Das ist, konzeptionell betrachtet, so ziemlich der direkte Gegenentwurf: Natürlich ist bzw. wäre dieser Reihentitel von meinem seit einiger Zeit neu erwachtem Interesse an der Pfadfinderei inspiriert, aber ich würde denken, auch darüber hinaus ließe sich so allerlei damit assoziieren – etwa: die Suche nach Wegen durch die Tücken des Alltags, durch die Herausforderungen des Schmutzigen Schismas, durch die ideologischen Verirrungen unserer Zeit. "Der Weg durch den Dschungel" wäre auch ein schöner Titel, aber so heißt ja schon das Erprobungsbuch der KPE für die Wölflingsstufe.
- In The Year 25/26
Für diese Titelidee stand natürlich der dystopische Hippie-Folksong "In the Year 2525" von Zager & Evans Pate, womit schon mal mindestens zwei Aspekte benannt wären, die die thematische Schwerpunktsetzung einer so benannten Wochenbriefing-Reihe berücksichtigen müsste: Hippiesk und apokalyptisch müsste sie sein. Okay, es steht im Grunde nicht zu bezweifeln, dass das kommende Jahr allerlei Stoff liefern dürfte, der diesen Aspekten gerecht wird. Was dabei aber konzeptionell womöglich ein wenig zu kurz kommt, sind die Momentaufnahmen aus dem täglichen Leben; und das wiederum bringt mich auf eine weitere Titelidee, nämlich
- Utopie und Alltag
– frei nach dem epochalen Post-Punk- bzw. Proto-NDW-Album der Gruppe Fehlfarben, versteht sich. – Auch noch eine Option wäre es, den Reihentitel "Spandau oder Portugal" wieder aufzugreifen, aber es scheint mir doch einigermaßen fraglich, ob ich diesen Titel auf die Dauer wirklich mit Leben würde füllen können, solange die Idee, nach Portugal auszuwandern, lediglich ein Wunschtraum für "irgendwann mal" ist. – Da ich mich nun aber zwischen all diesen Optionen nicht so recht entscheiden kann, habe ich mir gesagt, zieh' ich einfach mal den Publikumsjoker; will sagen, ich habe sowohl auf Facebook als auch auf der App Formerly Known As Twitter Umfragen erstellt, damit ihr, geschätzte und verehrte Leser, darüber abstimmen könnt, welcher der vorgeschlagenen Reihentitel euch am besten gefällt. Wer in keinem der beiden Netzwerke aktiv ist, kann sein Votum gern auch direkt hier im Kommentarbereich abgeben. Betonen möchte ich allerdings, dass diese Publikumsbefragung lediglich eine beratende Funktion haben soll: Am Ende mache ich doch, was ich will. Ich hoffe allerdings, dass euer Votum mir dabei helfen wird, zu entscheiden, was ich eigentlich will.
Geistlicher Impuls der Woche
Mit [dem] Verlust des christlichen Gedächtnisses geht eine Art Zukunftsangst einher. Das gemeinhin verbreitete Bild von der Zukunft stellt sich oft als blass und ungewiss heraus. Man hat eher Angst vor der Zukunft, als dass man sie herbeiwünschte. Besorgniserregende Anzeichen dafür sind unter anderem die innere Leere, die viele Menschen peinigt, und der Verlust des Lebenssinnes. Zu den Zeichen und Auswirkungen dieser Existenzangst sind insbesondere der dramatische Geburtenrückgang und die Abnahme der Priester- und Ordensberufe zu zählen sowie die Schwierigkeit, wenn nicht sogar die Weigerung, endgültige Lebensentscheidungen auch bezüglich der Ehe zu treffen.
(Johannes Paul II., Nachsynosales Schreiben Ecclesia in Europa, Nr. 8)
Ohrwurm der Woche
Timmy Thomas: Why Can't We Live Together
Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich die Musik, die während unserer Urlaubsreise auf dem Kreuzfahrtschiff zu hören war, durchweg sehr gut fand; tatsächlich sogar so gut, dass ich mir versuchsweise auch zu Hause mal AIDAradio angehört habe, aber da war mein Eindruck eher durchwachsen. – Unter den Songs, die ich an Bord gehört habe, ist "Why Can't We Live Together" von Timmy Thomas jedenfalls besonders bei mir hängen geblieben – nicht zuletzt, weil ich diese Songauswahl eher überraschend fand: So richtige Feelgood-Mucke für den Urlaub ist das ja nun nicht unbedingt, sagte ich mir – auch wenn ich zugeben muss, dass mir beim flüchtigen Hören erst mal nicht einfiel, wie der Song hieß oder von wem er war; aber schon der eindringliche Klang der Lowrey-Orgel weckte bei mir Assoziationen von Rassenunruhen und Vietnamkriegsprotesten. Beides nicht zu Unrecht übrigens: Timmy Thomas wurde nach eigenem Bekunden durch Medienberichte über den Vietnamkrieg zu diesem Song inspiriert, und das Thema Rassendiskriminierung klingt ja recht deutlich in der Textzeile "No matter what color, you are still my brother" an. Kurz und gut, bezüglich der Stimmung, die der Song evoziert, würde ich ihn irgendwo zwischen "The Revolution Will Not Be Televised" von Gil Scott-Heron, "Am I Black Enough For You" von Billy Paul und "War" von Edwin Starr einordnen, was übrigens auch chronologisch ziemlich gut hinhaut. Der minimalistische und ungehobelt wirkende Sound der Nummer erklärt sich dadurch, dass es sich eigentlich nur um eine Demo-Aufnahme (in mono) handelte, bei der Timmy Thomas alle Instrumente selbst eingespielt hatte; zunächst war geplant, den Song mit einer richtigen Band neu einzuspielen, aber dann fand der Inhaber des Plattenlabels, die Demoversion sei so, wie sie war, schon perfekt. Recht hatte er, würde ich sagen.
Vorschau/Ausblick
Am heutigen Samstag standen wir erneut vor der Wahl, zu den KPE-Wölflingen im Süden Berlins oder zu den Royal Rangers in Tegel zu gehen; aber wenngleich ich durchaus gewillt bin, es gelegentlich mal wieder bei den Royal Rangers zu versuchen, gaben wir diesmal wieder der KPE den Vorzug. Ich halte es einfach für wichtig, da "dranzubleiben", und da am nächsten Samstag der oben erwähnte "Religiöse Kindertag" ansteht und ich am übernächsten Wochenende nicht da bin (warum nicht bzw. wo ich dann sein werde, verrate ich zu gegebener Zeit), wollte ich die heutige Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen; wie's war, erfahrt ihr nächste Woche. – Außerdem findet heute die ökumenische St.-Martins-Feier in Borsigwalde statt, nachdem sie im vorigen Jahr ausgefallen war; und wenn alles so läuft wie geplant, sind wir gerade dort, während dieses Wochenbriefing online geht; auch dazu also mehr im nächsten Wochenbriefing. Morgen ist der Weihetag der Lateranbasilika, da steht in St. Joseph Siemensstadt der KiWoGo zur Vertreibung der Geldwechsler aus dem Tempel an; anschließend ist unsere Große zur Geburtstagsfeier einer Schulfreundin eingeladen. Am Dienstag wäre dann der eigentliche Martinstag, aber wie es scheint, verteilen sich die St.-Martins-Feiern in unserer Umgebung sämtlich auf die Tage davor oder danach; die KiTa unseres Jüngsten etwa feiert am Mittwoch St. Martin, was insofern unglücklich ist, als es mit dem JAM kollidiert – aber da müssen wir wohl durch, zumal der Knabe in der KiTa bereits eine Laterne für diesen Anlass gebastelt hat und seine Freunde da auch hingehen. Donnerstag und Freitag steht, soweit ich sehe, noch nichts auf dem Programm, und dann ist schon das nächste Wochenbriefing fällig...








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