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Mittwoch, 15. Oktober 2025

Glanz und Elend der Urlauberkirche – Teil 1

In den zurückliegenden Sommerferien hat – wie ich in meinen Wochenbriefings aus dem Urlaub (zuzüglich eines separaten Artikels zur musikalischen Gestaltung) recht ausführlich geschildert habe – meine Familie erstmals in nennenswertem Umfang die Angebote der Urlauberkirche in Butjadingen genutzt, und das hat mich einmal mehr daran erinnert, dass ich schon lange mal etwas über meine Erinnerungen an die Urlauberseelsorge-Projekte bloggen wollte, die ich in meiner Kindheit und Jugend in Butjadingen erlebt habe. Umrissen habe ich dieses Thema schon vor über acht Jahren in meinem Blogartikel "Wer darf Gast sein in deinem Zelt" – meinem allerersten Debattenbeitrag in Sachen Urlauberseelsorge. Dort schrieb ich: 

Da ich [...] praktisch am Burhaver Strand aufgewachsen bin, habe ich schon seit frühester Kindheit so allerlei Erfahrungen mit Urlauberseelsorge gemacht. Zunächst einmal gab es da die evangelikal ausgerichtete "Strandmission", die vom "Geistlichen Rüstzentrum Krelingen" betrieben wurde. Krelingen ist ein Ortsteil von Walsrode und somit nicht direkt "um die Ecke", aber das Rüstzentrum betrieb ein Gästehaus in Burhave, und im Sommer kamen da immer Teams von Studenten oder solchen, die es werden wollten, hin und machten Programm für Urlauber und Einheimische. Trotz seines etwas militant wirkenden (und daher in neuerer Zeit gern abgekürzten) Namens gehört das GRZ Krelingen zur Evangelischen Landeskirche Hannovers; dennoch war, so lange ich mich erinnern kann, das Verhältnis zwischen "den Krelingern" und der örtlichen evangelischen Kirchengemeinde stets einigermaßen konfliktbeladen. Auf katholischer Seite gab es ab 1986 die "Strandkorbkirche", deren Teams, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, meist vom BDKJ Münster oder Vechta kamen. Jedes Team blieb für drei Wochen, so wurde mit drei Teams pro Jahr die ganze Sommerferiensaison abgedeckt. Ich ging als Kind und Jugendlicher immer zu beiden Gruppen, zur "Strandmission" UND zur "Strandkorbkirche", aber bei den evangelikalen "Krelingern" gefiel es mir meist besser. Nicht nur, aber mit zunehmendem Alter zunehmend auch deshalb, weil es bei den "Krelingern" immer auf die eine oder andere Weise um Gott, Jesus Christus und den christlichen Glauben ging und bei der "Strandkorbkirche" oft eher um Basteln und Grillen. Wobei, nichts gegen Grillen. 

Damit ist ja schon allerlei ausgesagt, aber ich möchte doch versuchen, das – auch unter Rückgriff auf zeitgenössische Quellen, z.B. Tagebücher – noch zu präzisieren. Zunächst einmal ist festzuhalten, dass – was in dem oben zitierten Abschnitt schon anklingt – die evangelikale "Strandmission" aus Krelingen zuerst da war; während ich an die Anfänge der katholischen "Strandkorbkirche" noch einigermaßen konkrete Erinnerungen habe, ist das Kinderprogramm der Krelinger-Strandmission – das, wie ich inzwischen nachgelesen habe, zumindest zeitweilig den Namen "Kinderhafen" trug – in meiner Erinnerung als etwas abgespeichert, was es gefühlt "schon immer gab". Fangen wir damit also mal an: Wie ich in dem bereits zitierten Blogartikel von 2017 notierte, wurde dieses Kinderprogramm

beworben, indem die Veranstalter mit einem Plakat und einer Gitarre über das gesamte Strandgelände wanderten, ein Einladungslied ("Kommt alle her, hallihallo" - ich hab das heute noch im Ohr) sangen und auf diese Weise die Kinder einsammelten wie weiland der Rattenfänger von Hameln. Klar, dass die Kinder da in Scharen angerannt kamen. Ebenso klar, dass unter den Erwachsenen Gerüchte kursierten, es handle sich um eine Sekte. Ein solches Image scheuen die Vertreter der "großen Kirchen" vermutlich. Und das ist ihr Problem. Das war damals auch schon so.

Aus heutiger Sicht scheint es mir, dass die damals kursierenden Verdächtigungen, "die Krelinger" seien "eine Sekte" (ich bin mir annähernd sicher, das u.a. auch aus dem Mund meines in religiöser Hinsicht eher volkskirchlich-moderat eingestellten Vaters gehört zu haben; hingehen ließ er meine Geschwister und mich aber bemerkenswerterweise trotzdem), in gewisser Weise die Grundlage dafür gelegt haben, mich nachhaltig gegen Warnungen vor "sektenartigen" Strömungen oder Tendenzen innerhalb des Christentums zu immunisieren. Was bei mir ankam – anfangs sicherlich nicht in so reflektierter Form, aber als Ahnung –, war: Wenn es als "sektenartig" wahrgenommen wird, dass Leute ihren Glauben ernst nehmen und so überzeugt davon sind, dass sie auch andere für diesen Glauben interessieren, ja begeistern möchten, dann ist dieses "Sektenartige" wohl nicht unbedingt etwas Schlechtes.

Meine Erinnerungen an konkrete Inhalte des "Kinderhafen"-Programms sind indes – was nach rund 40 Jahren wohl verzeihlich sein mag – ausgesprochen bruchstückhaft. Vor Augen habe ich noch ein großes Pappschild, auf dem ein stilisiertes Wählscheibentelefon zu sehen war, kombiniert mit dem Satz "Rufe mich an in der Not"; das war zweifellos Bestandteil einer Katechese zum Thema Gebet. Und dann erinnere ich mich noch an eine Handpuppe mit einem Löwenkopf und einem grünen Sakko, die "Professor Bottich" hieß. Einem Tagebucheintrag von 1990, als ich aus der Zielgruppe des "Kinderhafens" schon 'rausgewachsen war, verdanke ich die Information, dass diese Handpuppe "früher" von einem "Dr. Cochlovius" gespielt worden war – offenbar Joachim Cochlovius, der von 1979-96 Studienleiter des GRZ Krelingen war. (Ob – und wenn ja, in welchem Grad – er mit dem evangelischen Pfarrer Gero Cochlovius verwandt ist, der anno 2015 in der "Panorama"-Reportage "Die Schwulenheiler 2" als Vorzeigebeispiel für "Homophobie" innerhalb evangelischen Landeskirchen vorgestellt wurde, habe ich nicht zweifelsfrei klären können, aber da der Familienname wohl doch eher selten ist und beide im theologisch konservativen "Gemeindenetzwerk" aktiv sind, das sich als "Gemeinschaft bibel- und bekenntnisorientierter Gemeinden, Gemeinschaften, Verbände und Gemeindeglieder aus den Gliedkirchen der EKD" bezeichnet, hat diese Annahme zumindest eine gewisse Plausibilität für sich.)

Was derweil die Anfänge der katholischen "Strandkorbkirche" in Butjadingen betrifft, bin ich in der glücklichen Lage, neben eigenen Erinnerungen auf das Buch "Wider das Vergessen!" zurückgreifen zu können, das die Geschichte der 2010 in der Pfarrei St. Willehad aufgegangenen katholischen Gemeinden in Nordenham-Einswarden, Burhave und Stollhamm sowie der OASE in Tossens nachzeichnet und dabei der Geschichte der "Strandkorbkirche" ein 14 Seiten langes Kapitel (mit vielen Fotos) widmet. Diese Quelle ist umso wertvoller, als der Herausgeber des Buches, der 2022 verstorbene Pfarrer Alfons Kordecki, von Anfang an sehr wesentlich in den Aufbau einer Urlauberseelsorge in Butjadingen involviert war. Pfarrer Kordecki war im Herbst 1985 Pfarrverwalter von Herz Jesu Einswarden geworden und hatte zugleich die Seelsorge für das Pfarrrektorat Herz Mariä Burhave übernommen. Im Buch "Wider das Vergessen!" heißt es:

In dieser Zeit gab es fast noch gar keine Animationsangebote für die Urlauber. Da wurde Pfarrer Kordecki von dem Beauftragten des Münsterschen Generalvikariates für Urlauberseelsorge, Herrn Norbert Engel, informiert, dass es so etwas wie Urlauber- und Campingseelsorge gäbe. Zwar war der Pfarrer erst kurze Zeit in Nordenham und in Butjadingen, hatte aber bereits davon gehört, dass die zukünftigen Aufgaben der Kirche in Butjadingen zu einem erheblichen Teil die Seelsorge und Betreuung der Urlauber und Kurgäste beinhalten würde. ("Wider das Vergessen!", S. 106)

Schon bald darauf wird's konkret:

Mit tatkräftiger Unterstützung durch Norbert Engel konnten bereits für die Saison 1986 zwei Teams zusammengestellt werden, so dass am 17.07.1986 die Arbeit der "Strandkorbkirche" in Butjadingen-Burhave begann. (ebd.)

Ich war damals gerade mal zehn Jahre alt, und das bringt mich auf eine gewisse Diskrepanz zwischen der "offiziellen" Strandkorbkirchen-Geschichtsschreibung und meinen persönlichen Erinnerungen. Tatsächlich ist meine früheste präzise Erinnerung an die Strandkorbkirche in Burhave nämlich die, dass ich an einem Sommerferientag zusammen mit meiner Schwester zum Rat-Schinke-Haus lief, da wir gehört hatten, das neue Strandkorbkirchen-Team sei angekommen, und wir wollten uns ansehen, was das für Leute waren. Als wir beim Rat-Schinke-Haus ankamen, saß im Garten ein junger Mann mit Gitarre und war gerade dabei, ein Begrüßungslied für die Gutenachtgeschichte zu dichten und zu komponieren – ein Lied, das dann über Jahre hinweg zu diesem Zweck eingesetzt wurde. Erst unlängst, im Zusammenhang mit unserem ersten Besuch bei der Urlauberkirche im Rahmen unseres jüngsten Sommerurlaubs in Butjadingen, habe ich diese Erinnerung auf "so um 1990 herum" und "mithin just in meiner 'ersten Fundi-Phase'" datiert; dafür, dass diese Einordnung stimmt und es sich dabei folglich nicht um das allererste Strandkorbkirchen-Team gehandelt hat, spricht auch, dass das Rat-Schinke-Haus in den ersten Jahren noch gar nicht als Unterkunft für die Teams zur Verfügung stand: Bis 1985 waren in diesem Haus die Wohnräume des örtlichen Geistlichen und einiger Ordensschwestern untergebracht, erst ab 1987 wurde es "zu einem Gemeinde- und Bildungshaus umgebaut" und "[a]m 28. Februar 1988 [...] durch den Offizial, Weihbischof von Twickel, [...] eingesegnet. Dabei wurde das Haus in Erinnerung an den Gründer der Gemeinde 'Geistlicher Rat Schinke Haus' benannt" ("Wider das Vergessen", S. 72). – Gehen wir also davon aus, dass meine erste klare Erinnerung an die Strandkorbkirche aus dem Sommer 1988 datiert, als ich zwölf war, dann wäre daraus zu folgern, dass ich von den beiden ersten Saisons der Strandkorbkirche in Burhave praktisch nichts mitbekommen habe, jedenfalls nichts, was bei mir "hängengeblieben" wäre. Darauf, wie wahrscheinlich das mit Blick auf meine persönliche "Glaubensbiographie" ist, komme ich gegebenenfalls bei späterer Gelegenheit zurück, aber ausschließen kann ich es jedenfalls nicht. Halten wir uns also vorerst weiter an die Schilderung in "Wider das Vergessen!":

Das Gemeindehaus "Geistlicher Rat Augustin Schinke" wurde so hergerichtet, dass die Teamer dort untergebracht werden konnten. Außerdem wurde auf dem Campingplatz in Burhave am Strand ein Wohnwagen für die Urlauber-Seelsorge aufgestellt. Seitdem weht auch in Butjadingen eine Flagge, die in anderen Urlaubsorten bereits seit längerem bekannt war. Diese Flagge zeigt ein farbiges Kreuz auf weißem Grund als Symbol der katholischen Urlauberseelsorge. ("Wider das Vergessen!", S. 106f.)

Dieses Mosaikkreuz atmet natürlich eine Ästhetik, die seit den 70ern in sich als progressiv verstehenden Kirchenkreisen praktisch allgegenwärtig war, aber aus heutiger Sicht würde ich sagen, gegenüber dem 2016 (?) eingeführten Logo von "Willi's – Die Urlauberkirche" hatte es immerhin den Vorzug, dass es unschwer als christliches Symbol zu identifizieren war. – Zum Programmangebot der Strandkorbkirche liest man:

Von Anfang an stehen das allabendliche Sandmännchen (Singen, Spielen und die Gute-Nacht-Geschichte für Kleine und Große), der sonntägliche Gottesdienst mit anschließendem Klönsnack, das wöchentliche ökumenische Glaubensgespräch, das in den ersten Jahren noch abwechselnd im katholischen und evangelischen Gemeindehaus stattfand, und der einmal in der Saison stattfindende ökumenische Strandgottesdienst vor dem Rondell im Mittelpunkt der Strandkorbkirche. ("Wider das Vergessen!", S. 109)

Dazu ist zunächst einmal zum bekräftigen, dass von den hier genannten Programmschwerpunkten heute nichts mehr übrig ist; das "Sandmännchen" wurde irgendwann, vielleicht aus urheberrechtlichen Gründen, umbenannt, im Prinzip gab es diesen Programmpunkt aber noch, als ich das Thema Urlauberseelsorge im Sommer 2017 erstmals auf meinem Blog ansprach. Vor ein paar Jahren ist es dann jedoch, angeblich mangels Beteiligung, eingestellt worden. Was die anderen hier aufgeführten Programmpunkte angeht, kann ich zwar bezeugen, dass es sie gegeben hat, aber ich wäre weder damals noch in der Rückschau auf die Idee gekommen, sie als wesentlich dafür zu betrachten, was die Strandkorbkirche ist und tut; wie weiter oben schon festgehalten, hat sich bei mir eher der Eindruck festgesetzt, dass bei der Strandkorbkirche hauptsächlich gebastelt und gegrillt wurde. – Nun mag man es einigermaßen verständlich finden, dass die Chronik der Kirchengemeinde einen anderen Eindruck zu erwecken bestrebt ist; wenn es da aber kurz darauf heißt,

Selbstverständlich sind immer wieder Frühschichten, Andachten, Meditationen, die Vesper oder die Komplet und andere kirchliche Einladungen an die Urlauber äußerst wichtige Elemente der Strandkorbkirche ("Wider das Vergessen!", S. 110) ,

dann muss ich sagen, dass ich, solange ich in Butjadingen gewohnt habe (d.h. bis einschließlich zur Saison 1996), von diesen "äußerst wichtige[n] Elemente[n] der Strandkorbkirche" nichts, aber auch wirklich gar nichts mitbekommen habe. Nicht einmal auf dem Höhepunkt meiner "ersten Fundi-Phase" im Sommer '92 – darauf wird in einem Folgeartikel noch detaillierter einzugehen sein. Ich glaube mit Bestimmtheit sagen zu können, dass ich als Jugendlicher keinen Schimmer hatte, was Vesper und Komplet sind – was ich aus heutiger Sicht bedaure; und beinahe hätte ich gesagt, was "Frühschicht" im kirchlichen Kontext bedeutet, wisse ich bis heute nicht, aber das stimmt nicht ganz, denn ich habe Google gefragt. Dort habe ich erfahren, dass "Frühschicht" eine Bezeichnung für eine Gottesdienstform ist, die "auf moderne Inhalte, eine lockere Atmosphäre und die aktive Einbindung der Menschen" setzt. Ich persönlich finde ja, der Name klingt verdächtig nach einer Art "Bitterfelder Weg" der Pastoraltheologie – und hat entschiedene NGL-Vibes, man denke nur mal an die "Kleine Löterin". Dazu möchte ich anmerken, dass der Gesamtkomplex "Was die Generation NGL für 'modern' und 'zeitgemäß' hielt oder immer noch hält" durchaus gut zu dem Bild von "Strandkorbkirche" passt, das in meiner Erinnerung lebt; aber wann und wo diese "Frühschicht"-Gottesdienste stattgefunden haben sollen, wüsste ich nicht.

-- Vielleicht ja im Zelt auf dem Campingplatz? Man liest in "Wider das Vergessen!" nämlich auch, in Tossens, wo "[w]egen der guten Resonanz in Burhave [...] am 27.06.1987" ein zweites Standbein (oder "Strandbein", höhö) der Strandkorbkirche eröffnet wurde, "um genau dort zu sein, wo die Urlauber sind", seien in einem Zelt auf dem Campingplatz "Gottesdienste gefeiert [worden], die teilweise so gut besucht wurden, dass die Kinder unter dem Altar sitzen mussten, damit alle Platz finden konnten. Die Atmosphäre bei diesen Gottesdiensten war meistens so dicht, dass der Heilige Geist in diesem Zeit spürbar wurde" (S. 110f.). – Klingt ja toll, könnte man meinen; ich bin allerdings immer recht skeptisch gegenüber solchen Aussagen, jedenfalls wenn sich mir dabei der Verdacht aufdrängt, dass liberalkatholische Akteure die Sprache der Charismatischen Bewegung appropriieren und/oder ihren eigenen Vogel mit dem Heiligen Geist verwechseln. – Unmittelbar im Anschluss an die Erwähnung dieser geisterfüllten Campingplatz-Gottesdienste wird übrigens berichtet, dass der Strandkorbkirchen-Wohnwagen auf dem Tossenser Campingplatz "[b]ei einer Sturmflut [...] so überschwemmt [wurde], dass er nicht mehr einsatzfähig war und ein neues Mobilheim gekauft werden musste" (S. 111). Darüber, ob sich damit auch der Heilige Geist verflüchtigt hatte, erfährt man in diesem Zusammenhang nichts.

Okay, Polemik beiseite: Was hier über die Zeltgottesdienste auf dem Tossenser Campingplatz gesagt wird, ist auch insofern bemerkenswert, als man an anderer Stelle im selben Buch erfährt, der "Versuch[,] ökumenische Strandgottesdienste auch in Tossens einzuführen" – nachdem diese nämlich in Burhave bereits "eine lange Tradition" hatten – sei "mangels Beteiligung schon beim zweiten Ansatz gescheitert" (S. 109). Was der Hinweis auf die "lange Tradition" der ökumenischen Strandgottesdienste in Burhave lediglich andeutet, ist, dass diese ursprünglich überhaupt nichts mit der Strandkorbkirche zu tun hatte, sondern bereits in der Amtszeit von Pater Alfred Kremer SJ (Pfarrrektor in Burhave von 1971-85) und seinem evangelischen Amtskollegen Horst Grotrian (der 1987 in den Ruhestand trat) begründet wurde. Ein Foto von einem solchen Strandgottesdienst (auf dem ich, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, als kleiner Bengel in kurzen Hosen auf dem Schoß meiner Oma zu sehen bin) ist in der 1983 erschienenen Dorfchronik "Burhave – Geschichte und Geschichten" zu bewundern. Nebenbei bemerkt stellt die Aussage, "[e]inige Jahre" hätten sich am ökumenischen Strandgottesdienst in Burhave "auch Mitglieder des evangelischen Rüstzentrums Krelingen" beteiligt, "das in Burhave eine Außenstelle hatte" ("Wider das Vergessen!", S. 109), die einzige Erwähnung der "Krelinger" in dieser Darstellung der Geschichte der Strandkorbkirche dar. Was mich ja wieder daran erinnert, wie ich in meinem schon eingangs zitierten Blogartikel von 2017 schrieb, dass

meine Schwester und ich in unseren Teenagerjahren ein paar Versuche unternahmen, Kontakte zwischen "Strandmission"  und "Strandkorbkirche" herzustellen und sie womöglich zu gemeinsamen Aktivitäten zu bewegen. Die Evangelikalen aus Krelingen waren da zum Teil gar nicht so abgeneigt, die BDKJ-Leute aus Münster und/oder Vechta hingegen zeigten deutliche Berührungsängste.

Auch darauf wird in einem Folgeartikel noch näher einzugehen sein. – Halten wir jedenfalls mal fest, dass die Kirchenchronik "Wider das Vergessen!" bestrebt scheint, den religiösen Charakter des Strandkorbkirchen-Programms stärker zu betonen, als ich persönlich ihn in Erinnerung habe. Ein bisschen konterkariert werden diese Bemühungen, wie ich finde, durch die Aussage:

Die Teamer sind Schüler, Studenten und Familien, die sich bereit erklärt haben, ihren Urlaub nach dem Motto zu verbringen: Wir sind hier, um aktiv Urlaub zu machen und laden Euch ein, daran teilzuhaben. ("Wider das Vergessen!" S. 107)

Das deckt sich schon eher mit meinen Erinnerungen an die Strandkorbkirchen-Teams in meiner Kindheit und Jugend. "Meistens waren die Teams drei Wochen im Urlaubseinsatz und es wurden drei Teams in der Haupturlaubszeit zusammengestellt", heißt es in "Wider das Vergessen!" (S. 108); auch das deckt sich mit meiner Erinnerung, wobei ich auch hier den Unterschied zur heutigen "Willi's"-Urlauberkirche hervorheben möchte: Da ist jedes Team in der Regel nur eine Woche lang im Einsatz, und einen Zeitraum von neun Wochen bekommt man auf diese Weise auch nicht abgedeckt: Soweit man es anhand der Instagram-Seite der Pfarrei St. Willehad nachvollziehen kann, gab es im Sommer 2025 im Kirchenzelt auf dem Tossenser Campingplatz sieben Wochen Programm, in Burhave nur sechs.

Interessant ist derweil, dass in "Wider das Vergessen!" im direkten Anschluss an die zuletzt zitierte Passage auf die "Schwierigkeiten und Probleme innerhalb der Teams" hingewiesen wird, die offenbar zuweilen auftraten; allerdings wird sogleich beschwichtigend hinzugefügt:

Aber auch das Gegenteil konnte der Fall sein, dass Bekanntschaften und Freundschaften geschlossen wurden, die weit über die Teamzeiten hinaus Bestand hatten und auch noch haben. (S. 108)

Weiterhin erfährt man, dass in der Zeit des Bestehens der Strandkorbkirche einige "Teamer oder Familienteams" nur je einen einzigen Einsatz absolvierten, andere jedoch in einem Zeitraum von bis zu 10 Jahren hinweg immer wieder dabei waren; ein "gewisser Erfolg" sei "darin zu sehen, dass einige Kinder später als junge Erwachsene ebenfalls die Teamarbeit gestaltet haben", und ebenso, "dass Urlauberfamilien so von unserer Tätigkeit überzeugt wurden, dass sie später selbst Teamzeiten mitgestaltet haben" (S. 108f.). Insgesamt, so heißt es, "zählten im Laufe der Jahre etwa 80 Frauen, 35 Männer und 30 Familien mit ihren fast 80 Kindern aus ganz Deutschland" zu den Teams der Strandkorbkirche:

Die Teamgrößen entsprachen von Ein-Frau / Ein-Mann Teams bis zu Familienteams mit bis zu 25 Personen, das heißt, dass die Teams für sich schon genug Aufmerksamkeit vor allem am Burhaver Strand erregt haben. So konnten sie für ihre Einladungen an die Urlauber mit ihrem Erscheinen genügend Werbung für die Strandkorbkirche machen. (S. 108)

Es wird hervorgehoben, "dass die Durchführung der Strandkorbkirche einiges an Planung und Organisation nötig machte" (ebd.); in diesem Zusammenhang erfährt man unter anderem, dass "in den ersten Jahren noch eine Vorbereitungswoche in Hopsten durchgeführt" wurde, "in der sich die Teamer kennenlernen konnten und bei der ihnen die Idee, was 'Strandkorbkirche' ist, näher gebracht wurde. Ferner wurden auch Spiel- und Bastelideen, die für den Einsatz interessant schienen, selbst ausprobiert" ("Wider das Vergessen!", S. 107). Später, nämlich in den Jahren 1992 bis 94, gab es statt der Vorbereitungswoche nur noch "ein Wochenende in Schillig" (ebd.); das hatte damit zu tun, dass die Stelle des Beauftragten für Urlauberseelsorge beim Generalvikariat in Münster auf eine halbe Stelle gekürzt worden war. "Als dann diese Stelle auch noch vom Generalvikariat aufgelöst wurde, gab es keine Vorbereitungstreffen in dieser Art mehr" (ebd.). Heutzutage finden, wie ich gehört habe, die Vorbereitungstreffen für die Urlauberkirche in Butjadingen in Form einer Zoom-Konferenz mit dem Diakon der Pfarrei St. Willehad statt.

Ebenso gab es in der Anfangszeit der Strandkorbkirche auch "Nachtreffen, die immer am Buß- und Bettag in der Nähe von Münster, da viele Teamer anfangs aus dieser Region stammten, stattfanden, bis dieser als freier Tag abgeschafft wurde" ("Wider das Vergessen!", S. 107f.). Es stellt sich die Frage, weshalb nach der Abschaffung dieses gesetzlichen Feiertags kein Ersatztermin gesucht wurde – es hätte ja auch ein Wochenende sein können –, denn der Sinn und Nutzen eines solchen Nachtreffens leuchtet schließlich unmittelbar ein: "Bei diesen Nachtreffen wurden Probleme, die innerhalb der Teams oder mit der Teamarbeit aufkamen, besprochen oder gut durchgeführte Aktionen vorgestellt, damit andere Teams davon profitieren konnten" (S. 108). Ich vermute mal, ähnlich wie im Fall der Vorbereitungswoche bzw. des Vorbereitungswochenendes hatte die Abschaffung des Nachtreffens letztlich weniger mit dem Wegfall eines Feiertags zu tun als mit Einsparungen bei hauptamtlichen Mitarbeitern, für die so ein Treffen schließlich Arbeitszeit ist bzw. wäre. Es mag manchem Leser kontraintuitiv erscheinen, aber für mich unterstreicht diese Beobachtung, dass die Großkirchen immer noch zu viel und in zu vielen Bereichen auf hauptamtliche Mitarbeiter setzen. Das Dumme ist, wenn ihnen dafür das Geld ausgeht, führt das nicht dazu, das vorherrschende Verständnis von Pastoral als Dienstleistung grundsätzlich zu überdenken, sondern bloß dazu, dass Angebote reduziert oder ganz gestrichen werden. Nun ja, das ist ein weites Feld. Für diesmal möchte ich zum Ende kommen – allerdings nicht ohne einen Vorausblick darauf zu werfen, was ich zu diesem Thema in halbwegs naher Zukunft noch so zu schreiben beabsichtige:

  • Nicht unbedingt in die Reihe "Glanz und Elend der Urlauberkirche", wohl aber in eine neulich schon angedachte Reihe "Dokumente meiner ersten Fundi-Phase" passt ein Beitrag über eine gemeinsame Veranstaltungsreihe des GRZ Krelingen und der Ostfriesischen Zeltmission unter dem Motto "Glauben im Kreuzfeuer der Zeit", die im Sommer 1990 in meinem Heimatdorf stattfand und über die ich damals so allerlei in mein Tagebuch gekritzelt habe.
  • Die Reihe "Glanz und Elend der Urlauberkirche" wäre dann fortzusetzen mit einem Artikel "Summer of '92", ebenfalls auf der Basis von Tagebucheinträgen; der besagte Sommer dürfte wohl den Höhepunkt meiner aktiven Beteiligung am Urlauberseelsorge-Programm von Strandkorbkirche und Krelinger-Strandmission sowie, wie weiter oben schon angedeutet, überhaupt einen Höhepunkt meiner "ersten Fundi-Phase" markieren.

Ob sich auch noch Originaldokumente aus anderen Jahren auftreiben lassen (interessant wäre ja v.a. 1991, als "Lückenschluss" sozusagen), ist derzeit ungewiss, aber hoffen wir mal das Beste. – Bleibt mir gewogen, Leser!


Samstag, 11. Oktober 2025

Die 3 K der Woche (46): Kinder, Kirche, Koschi-Beutel

Schon wieder ist eine Woche rum, Leser, und seit dem vorigen Wochenbriefing ist auf meinem Blog nichts Neues erschienen. Das hat zum Teil damit zu tun, wie viel ich insbesondere am vorigen Wochenende erlebt habe, und zum Teil damit, dass ich mich davon erst mal wieder erholen musste. Ich bin immer noch etwas erschöpft und unterschwellig erkältet, aber ich finde, das war es wert. Seht selbst! 

Regenbogen über dem Achorhof bei Sonnenaufgang. Sah in echt noch toller aus als auf dem Foto. 

Unter Wölfen 

Regelmäßige Wochenbriefing-Leser wissen es bereits: Das vorige Wochenende habe ich zusammen mit dem Tochterkind beim Herbstlager von Wölflings-Mädchen der Katholischen Pfadfinderschaft Europas (KPE) in Märkisch Wilmersdorf verbracht. Wie es überhaupt dazu gekommen ist, ist an sich schon eine bemerkenswerte Geschichte, die ich vorige Woche nur knapp angerissen habe: In meiner Wahlpfarrei hat es sich offenbar – wohl auch im Zusammenhang mit dem eher im Sande verlaufenen Versuch, in Haselhorst eine "Wichtelgruppe" aufzubauen – herumgesprochen, dass ich mich für Pfadfinderarbeit interessiere und zudem eine Tochter im besten Wölflings-Einsteigeralter habe; und so wurde mir am vorletzten Sonntag nach der Messe in St. Joseph Siemensstadt ein Angebot gemacht, das ich nicht ablehnen konnte: Am verlängerten Wochenende ab dem 3 Oktober halte eine Mädchenmeute der KPE-Wölflinge ihr Herbstlager auf dem Achorhof ab, und da könne das Küchenteam noch Verstärkung gebrauchen; wenn ich das übernehmen wolle, dann könne auch meine Tochter am Lager teilnehmen. Küche kann ich, sagte ich mir und fragte ohne Zögern meine Tochter, ob sie Lust hätte, am Wochenende auf dem Achorhof – einem Ort, den sie ja kennt und mag – zu übernachten und bei einem Pfadfinderlager mitzumachen. Sie bejahte energisch. Am liebsten wäre der Jüngste auch mitgekommen – aber dazu später. 

Was mir im Zusammenhang mit dem Stichwort "KPE" übrigens sofort einfiel, war, wie ich vor über zwei Jahren am Rande der gemeinsamen Fronleichnamsfeier der Spandauer Pfarreien in Maria, Hilfe der Christen von einem dortigen Gemeindemitglied (das sich später als altgedienter DPSG-Pfadfinder entpuppte) angepflaumt wurde, ich solle aufhören, mit meinem Blog "die rechten Pfadfinder zu unterstützen" – womit er eben die KPE meinte. Dabei hatte ich bis dahin auf meinem Blog lediglich vor Jahren mal einen Artikel veröffentlicht, in dem ich die im Wikipedia-Artikel über die KPE vorgenommene Einordnung dieses Pfadfinderverbands als fundamentalistisch und sektenartig in Zweifel gezogen hatte, und dann, relativ kurz vor der besagten Begegnung, im Rahmen eines Wochenbriefing-Artikels das Zeremoniell-Buch sowie die Probenhefte der KPE für die Wölflings- und die Pfadfinderstufe einigermaßen wohlwollend besprochen. Wenn das dem Herrn von der DPSG schon zuviel war, möchte ich ja mal wissen, was er jetzt sagt – sofern er meinen Blog noch liest. (Zu der Frage, wie "rechts" die KPE denn nun wirklich ist, wird es weiter unten wohl auch noch etwas zu sagen geben.) 

Aber wie dem auch sei: Nach ein paar eMails und einem Telefonat zwischen der Wölflingsleiterin und mir stand es fest, dass mein Tochterkind und ich das verlängerte Wochenende auf dem Achorhof verbringen würden. Zur Vorbereitung erhielten wir u.a. eine Packliste ("Rüstzettel"), auf der nicht nur detailliert angegeben war, was das Kind alles ins Lager mitnehmen sollte (bis hin zur Farbe der Socken), sondern auch, in welcher Anordnung die Sachen im Rucksack verstaut werden sollten; das konnten wir nur so pi mal Daumen einhalten, schon allein weil wir nicht die Absicht hatten, dem Kind mal eben so auf die Schnelle einen eigenen Trekking-Rucksack zu kaufen. (Auf mittlere Sicht könnte das indes eine sinnvolle Anschaffung sein; aber dazu später.) Kurz bevor es losging, hatte ich dann noch die Idee, einen der rund 40 Jahrgangsbände des "Komm-mit-Kalenders" einzustecken, die dank einer Spende aus dem Kreis meiner Leser in meinem Bücherregal stehen. "Einen möglichst alten, aber den klassischen roten Einband muss er haben", sagte ich mir und griff daher zum Jahrgang 1957; eine gute Wahl, wie sich zeigte, denn darin fand sich u.a. ein Beitrag mit "Lager-Tipps". (Wer den "Komm-mit-Kalender" nicht kennt, dem sei an dieser Stelle gesagt, dass er nicht speziell für Pfadfinder konzipiert war, sondern aus einer Zeit stammt, als noch alle möglichen Jugendverbände Fahrten und Lager veranstalteten. In diesem Sinne richtete sich der Kalender ursprünglich an ein durchaus breites Publikum, wenn auch von einem klar katholischen Standpunkt aus.) Da liest man beispielsweise: 

"Ein richtiges Lager ist nicht eine möglichst primitive Unterkunftsweise, weil wir etwa kein Geld haben, in einem Gasthaus zu schlafen! Unser Lager soll uns vielmehr zeigen, wie wir ohne überflüssigen Luxus in der Natur leben können und zwar auch mit einer gewissen Behaglichkeit. Aber diese Behaglichkeit schaffen wir uns nicht wie der Camping-Club 'Kind und Kegel' durch Luftmatratzen, Zeltöfen, Klapptisch, Pick-Nick-Koffer und Kofferfernsehgerät, sondern dadurch, dass wir die alte Kunst der Waldläufer lernen. Dann trennt uns die einfache Wohnlichkeit unseres Lagers nicht von der Natur, in der wir leben, noch von der Gemeinschaft, die wir erleben wollen." 

Schön auch der Hinweis: 

"Das Lager muss so liegen, dass am Sonntag nicht alle möglichen Leute uns laufend in die Kochpötte gucken. Andererseits aber auch so nah an einem bewohnten Ort, dass wir am Sonntag – wenn wir keinen eigenen Geistlichen haben – zum Gottesdienst können, ohne dass der ganze Morgen weg ist." 

Und nicht zuletzt: 

"Es kommt nicht in Frage, dass 10mal am Tag Expeditionen ins nächste Dorf ziehen, um Coca-Cola, Brausepulver und ähnliches 'lebensnotwendiges' Material heranzuschaffen." 

Am Freitag brachen das Tochterkind und ich ungefähr zur selben Zeit, wie wir es auch an einem Schultag getan haben würden, von zu Hause auf und erreichten den Achorhof ungefähr gleichzeitig mit dem Rest der Meute (ja, man sagt tatsächlich "Meute"). Ich war entzückt, als kurz nach unserer Ankunft zwei vielleicht zehnjährige Mädchen in Wölflingskluft auf uns zukamen, meine Tochter nach ihrem Namen fragten, sich ihrerseits mit Namen vorstellten und ihr erklärten: "Du bist in unserem Rudel." – Insgesamt nahmen 19 Mädchen an dem Lager teil (erwartet worden waren ursprünglich ungefähr 25, aber einige hatten wegen Krankheit oder ähnlicher Gründe kurzfristig abgesagt), dazu neun Erwachsene: die beiden Leiterinnen, ein Priester (Kurat) von der Ordensgemeinschaft der Diener Jesu und Mariens (SJM), das dreiköpfige Küchenteam, zu dem ich gehörte (der Kurat sagte augenzwinkernd, es sei sehr ungewöhnlich, ein rein männliches Küchenteam zu haben, noch dazu bei einem Mädchenlager; normalerweise sei es eher umgekehrt – dass auch bei Jungenlagern das Küchenteam aus Frauen bestehe), und dann noch drei Assistenten, darunter eine junge Frau, die gerade frisch aus Frankreich gekommen war und für rund zwei Jahre beim Berliner KPE-Stamm hospitieren soll. – Da ich zum ersten Mal so ein Pfadfinderlager miterlebte, war für mich alles genauso neu und spannend wie für meine Tochter – wenn nicht sogar noch mehr: Kinder haben ja ein bemerkenswertes Talent, sich an neue Situationen anzupassen und sie einfach als gegeben hinzunehmen (was vielleicht auch nur eine andere Art ist zu sagen, sie sind noch nicht so festgefahren in ihren Gewohnheiten wie Erwachsene). Den Ablauf der drei Tage detailliert nachzuzeichnen, würde hier sicherlich den Rahmen sprengen, zudem war ich gar nicht bei allen Programmpunkten dabei, da ich schließlich in der Lagerküche zu tun hatte. Daher beschränke ich mich hier auf eine etwas unsortierte Mischung aus allgemeinen Eindrücken und ausgewählten Details. 

Zu den Dingen, die ich nach und nach lernte (und die, wie ich glaube, meine Tochter schneller begriff als ich), gehörte es, dass eine Wölflingsmeute in vier Rudel eingeteilt ist: das Weiße, das Graue, das Schwarze und das Braune Rudel. Meine Tochter wurde dem Braunen Rudel zugeteilt, und ich konnte mit den Gedanken nicht verkneifen, was Leute, die die KPE sowieso schob für "rechts" halten, wohl dazu sagen würden, dass es da ein Braunes Rudel gibt – aber tatsächlich sind diese Benennungen natürlich an den Fellfarben von Wölfen orientiert. Die Mädchen eines Rudels schliefen zusammen in einem Zelt und machten auch sonst so ziemlich den ganzen Tag alles zusammen (sofern nicht sowieso die ganze Meute versammelt war). Dazu gehörte auch die Übernahme von Diensten im Lageralltag: Es gab einen Holz- und Feuerdienst, einen Wasser- und Spüldienst und einen Küchendienst, und jeder dieser Dienste wurde jeden Tag von einem anderen Rudel übernommen; zudem war jeden Tag ein anderes Rudel als "Ehrenrudel" für die zeremoniellen Aufgaben zuständig – und Zeremoniell wird bei der KPE sehr groß geschrieben. 

Hier ein noch unausgefülltes Exemplar des Lager-Dienstplans.

Neben den Diensten, Geländespielen, Theaterproben (dazu gleich noch mehr), Gesang am Lagerfeuer sowie den Mahlzeiten war auch das religiöse Programm des Wochenendes sehr umfangreich: Der Kurat hielt jeden Tag eine Heilige Messe in der Kapelle des Achorhofs, hielt am Lagerfeuer Katechesen über Beichte und Kommunion ab und stand zu bestimmten Zeiten bereit, Berichte zu hören (was auch genutzt wurde); jeweils zwischen Nachmittagsprogramm und Abendessen wurde gemeinsam Rosenkranz gebetet (nicht zwingend ein vollständiger; wenn die Kinder den Rosenkranz nicht ganz schafften, betete die Leiterrunde ihn zu Ende, wenn die Kinder schon in ihren Schlafsäcken waren) und unmittelbar vor dem Schlafengehen gab es ein gemeinsames Abendgebet


Besonders bewegend fand ich das Tagesabschluss-Ritual, bei dem sich alle in einer Reihe aufstellten und dann an einem Ende der Reihe beginnend jeder einzelne an allen anderen vorbeidefilierte und sich mit Pfadfinder- bzw. Wölflingsgruß von jedem verabschiedete, während ein Abschiedslied ("Lebewohl, Kamerad, und dass der Herr dich behüte") gesungen wurde. Ein absoluter Gänsehautmoment an beiden Abenden. 

Zum Thema "Dienste" sei noch gesagt, dass das jeweilige "Küchenrudel" immer eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten sowie unmittelbar danach dem Küchenteam als Helfer zur Verfügung stand; und dabei stellte ich fest, dass ich mich erst daran gewöhnen musste, Anweisungen zu geben. Die Kinder erwarteten das aber und wollten es so; wenn sie eine Aufgabe erledigt hatten, kamen sie wieder angedackelt und fragten nach der nächsten. Als ich dann aber einmal zwei Mädchen aus dem Küchenrudel beauftragte, in der Lagerküche die leeren Milchpackungen einzusammeln und in der Scheune in den Verpackungsmüll werfen, empfanden sie das offenbar als unter ihrer Würde: Sie seien doch nicht der Mülldienst. Dann kam aber eine der beiden Leiterinnen vorbei und stellte klar, das Küchenrudel habe die Anweisungen des Küchenteams zu befolgen, Punkt

Der Lagermeister – so nennt man, jedenfalls laut Komm-mit-Kalender, den Chef des Küchenteams – hatte gut und reichlich eingekauft.

Für knapp dreißig Personen zu kochen, und das auf offenem Feuer in der Gulaschkanone, war eine Herausforderung, machte aber Spaß, und ich hoffe in meinem Leben noch öfter Gelegenheit dazu zu haben. Dass in der Abschlussrunde am Sonntag drei der Wölflingsmädchen besonders hervorhoben, das Essen sei lecker gewesen, war natürlich ein schöner Lohn für unsere Mühen. – Unsere Lagerküche hatten wir auf einer gepflasterten, terrassenartigen Fläche in der Nähe des gut gefüllten Feuerholzschuppens aufgebaut; für Samstag war allerdings Regen angekündigt, und so machten wir uns schon am Freitagabend einige Gedanken darüber, welche Konsequenzen das für die Küche haben würde. Zwar gibt es in der Scheune des Achorhofes eine elektrische Küche, aber wir waren uns einig, diese nur im Notfall zu benutzen: Das wäre zum einen nicht stilecht und zum anderen auch unpraktisch für das Kochen in so großen Mengen. Unser Küchenteam-Leiter schlug daher kurzerhand vor, für die Lagerküche einen Unterstand zu bauen, indem wir zwischen dem Holzschuppen, einem Baum und einer eigens zu diesem Zweck aufgetriebenen und in den Boden gebohrten Bambusstange eine Plane spannten. Ich half dabei mit, so gut ich eben konnte, und machte mir zunächst gar keine großen Gedanken darüber; aber als ich am Samstagabend auf dem Weg zur Abendrunde an unserer Lagerküche vorbeikam, dachte ich plötzlich: Eigentlich ist das doch super, sowas zu können – kurz bevor der Regen kommt, mal eben schnell einen Unterstand bauen, einfach so. Also machte ich ein Foto: 


Später sagte ich zum meinen Küchenteam-Kollegen: "Ich lerne sowas nicht mehr, ich bin schon zu alt dazu; aber wenn meine Kinder sowas lernen, finde ich das schon toll." Die Kollegen widersprachen mir: "Quatsch, du bist doch nicht zu alt, natürlich kannst du das noch lernen, außerdem kommt es nicht darauf an, wie alt du bist, sondern dass du Kinder im richtigen Alter hast." Na, schauen wir mal... 

Meine Tochter jedenfalls, das wage ich zu behaupten, hat an diesem Wochenende enorm viel gelernt, gerade was Selbständigkeit und Selbstorganisation angeht. Als ein aussagekräftiges Beispiel möchte ich hier den "Koschi-(=Kochgeschirr-)Beutel" anführen: Zu allen Mahlzeiten mussten die Kinder ihr eigenes Geschirr mitbringen, es nach Benutzung selbst abspülen und ordentlich wieder wegräumen. Insgesamt finde ich, dass meine Tochter die Herausforderungen des Lageralltags ausgesprochen gut gemeistert hat, und hoffe, dass sich die Fertigkeiten, die sie dabei erworben hat, auch auf den "normalen Alltag" übertragen lassen. Kurz gesagt, ich glaube, "Wir machen das wie bei den Pfadfindern" wird künftig mein Standardspruch, wenn es darum geht, das Kind dazu zu bringen, mal aus dem Knick zu kommen und sich auf das zu konzentrieren, was gerade dran ist... 

Was derweil den Quervergleich zwischen Royal Rangers und KPE betrifft, muss man erst einmal einräumen, dass ein solcher überhaupt nur mit erheblichen Abstrichen möglich ist: Ein einfaches Stammestreffen, wie wir es bei den Royal Rangers mitgemacht hatten, ist mit einem dreitägigen Lager im Grunde nicht zu vergleichen. Trotzdem lassen sich, wenn auch mit aller Vorsicht, wohl gewisse Tendenzen feststellen. Dazu gehört zunächst einmal natürlich die konfessionelle Ausrichtung: Nicht umsonst trägt die KPE das Katholische schon im Namen. Die Royal Rangers machen zwar durchaus keinen Hehl daraus, christliche Pfadfinder zu sein – das schlägt sich sowohl in ihrem Liederheft nieder als auch in gewissen katechetischen Elementen der Gruppenarbeit und nicht zuletzt darin, dass in der Anfangs- und Schlussrunde gebetet wird; aber ich habe doch den Eindruck, dass dieser Aspekt bei der KPE noch stärker ausgeprägt ist. Ähnliches gilt für die Themen Disziplin und Zeremoniell: Es gibt grundlegende Gemeinsamkeiten, aber im direkten Vergleich wird bei den Royal Rangers, so mein Eindruck, doch alles etwas lockerer und informeller gehandhabt. Wobei man einräumen muss, dass es auch bei den KPE-Wölflingen, wie wohl überall, eine gewisse Differenz zwischen Theorie und Praxis gibt: Bei der Abschlussrunde des Herbstlagers attestierte eine der beiden Leiterinnen den Wölflingsmädchen, sie seien "manchmal ein undisziplinierter Haufen", aber so, wie sie das sagte, klang es sehr liebevoll. Ich würde sagen, diese Beobachtung ist insgesamt charakteristisch für den Umgang mit Disziplin, wie ich ihn in diesem Wölflingslager erlebt habe: Es gibt klare Regeln und Vorschriften, auf deren genaue Einhaltung die Leiterinnen bedacht sind, aber sie setzen diese nicht mit Härte durch, sondern behandeln ihre Schützlinge mit Güte und Nachsicht. Gleichwohl kann ich mir vorstellen, dass es Leute gibt, in deren Wahrnehmung die starke Betonung von Disziplin bei der KPE schon Grund genug ist, sie als "rechts" einzuordnen; ebenso übrigens die konsequente Trennung von Jungen- und Mädchengruppen sowie die Tatsache, dass die Mädchen Röcke tragen. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass der BDKJ vor einigen Jahren die Anerkennung der KPE "als privater kanonischer Verein durch die Deutsche Bischofskonferenz" mit dem Hinweis tadelte, "dass die KPE [...] an veralteten Rollenbildern und Gesellschaftsmodellen festhält, die nicht mit den Werten und der Arbeitsweise von DPSG, PSG und BDKJ übereinstimmen"; wozu ich nur sagen kann: Gottseidank. 

Und was ist sonst dran am Vorwurf "rechter" Tendenzen bei der KPE? Im Zuge der Eröffnung des Lagers wurden drei Flaggen gehisst und zum Abschluss wieder eingeholt; neben der Verbandsflagge waren das die Deutschland- und die Europaflagge – nicht umsonst trägt der Verband ja Europa im Namen. Sonderlich nationalistisch wirkt das auf mich ja nun nicht. Anlässlich des Tags der Deutschen Einheit, der auf den ersten Tag des Lagers fiel, wurde zweimal die Nationalhymne, d.h. die dritte Strophe von Hoffmann von Fallerslebens "Lied der Deutschen", gesungen; sollte jemand der Meinung sein, das sei als nationalistische Indoktrinierung von Kindern zu werten, dann dürfte man Kinder wohl auch keine Fußball-Länderspiele mehr gucken lassen. – Auch bei der Abendrunde am ersten Tag stand der Tag der Deutschen Einheit thematisch im Mittelpunkt. Ich hatte ja schon erwähnt, dass zum Tagesablauf der Wölflingsmädchen auch Theaterproben gehörten: Jeweils bei der Abendrunde wurden nämlich Szenenfolgen zu einem gemeinsamen Oberthema aufgeführt, zu denen jedes Rudel eine kleine Szene einstudierte. Am Samstag, dem 4. Oktober, handelte es sich um Szenen aus dem Leben des Hl. Franz von Assisi, aber am Freitag, dem 3. Oktober, ging es wie gesagt um den Tag der Deutschen Einheit. Da ich noch in der Lagerküche zu tun hatte, bekam ich nicht die ganze Aufführung mit, hatte aber den Eindruck, einen inhaltlichen Schwerpunkt bildete die deutsch-französische Aussöhnung nach dem II. Weltkrieg. Kommt mir jetzt auch nicht so besonders "rechts" vor. 

Zu den Details, die ich noch erwähnen wollte, gehört, dass zum Abschluss der Abendrunde am Samstag "das Winnetou-Lied" gesungen wurde, wie die Leiterin es nannte; da war ich ja nun gespannt, was für ein Lied das sein würde – und siehe da, es handelte sich um "Es will das Licht des Tages scheiden" von Karl May! Wie ich später erfuhr, war dies das Lieblingslied des KPE-Mitbehgründers und Bundeskuraten P. Andreas Hönisch SJM und wurde auch bei dessen Beerdigung gespielt. 

Spannend fand ich es nicht zuletzt auch, dass am Sonntag vor der Messe die beiden ersichtlich Fortgeschrittensten unter den Wölflingsmädchen im Rahmen einer Prüfung für ein Abzeichen je ein Gleichnis aus der Bibel vortragen und deuten sollten. Eins der Mädchen hatte sich das Gleichnis vom Senfkorn (Markus 4,30ff.) ausgesucht; das fand ich besonders interessant, da dieselbe Bibelstelle in der vorangegangenen Woche beim JAM-Elterncafé drangekommen war. Da hatten sich die Teilnehmer einen abgebrochen, irgendwas Sinnvolles zu diesem Gleichnis zu sagen; und nun saß da ein elfjähriges Mädchen und erklärte in aller Seelenruhe: "Der Baum, der aus dem winzig kleinen Samenkorn wächst, steht für den Himmel. Die Vögel in den Zweigen sind froh – und genauso froh werden wir im Himmel sein." 


"Die Töchter des Küchenteams" wäre eigentlich ein schöner Romantitel – oder: Weitere Perspektiven in der Pfadfinderei 

Meine Tochter sagte bei der Abschlussrunde, sie habe das Lager insgesamt toll gefunden, am tollsten aber, dass sie eine neue Freundin gefunden habe. Nun ist das grundsätzlich nicht so sehr überraschend, da es ein besonderes Talent unseres Tochterkindes – geradezu ihre geheime Superkraft – ist, überall Freunde zu finden (das steht sinngemäß sogar in ihrem ersten Schulzeugnis, wir wussten es aber auch schon vorher). Aber in diesem speziellen Fall gibt es doch noch mehr dazu zu sagen: Die Freundin, die sie im Pfadfinderlager gefunden hat, war nämlich wie sie selbst als Tochter eines Küchenhelfers mitgekommen und ist eigentlich noch gar nicht bei den Wölflingen, weder in der Meute, die dieses Lager veranstaltete, noch überhaupt. Bis jetzt, wohlgemerkt. Und da wird es nun interessant: Meine beiden Küchenteam-Kollegen und ein weiterer Pfadfinder-Assistent – der zeitweilig auch bei den mittlerweile an Leitermangel und schwankender Beteiligung eingegangenen Haselhorster Pfadfindern mitgearbeitet hat – diskutierten an den Abenden, nachdem die Kinder in ihren Schlafsäcken waren, intensiv über die Möglichkeit, an einem Standort in Berlin, der auch von unserem Zuhause aus relativ gut zu erreichen ist (Genaueres will ich dazu vorerst nicht sagen, da das Ganze überhaupt noch nicht spruchreif ist), eine neue KPE-Gruppe aufzubauen. Und gerade den Vater der neuen Freundin meiner Tochter darf man, obwohl er selbst ebenso wenig Pfadfinder-Erfahrung hat wie z.B. ich, wohl als die treibende Kraft bei diesen Plänen bezeichnen. Mit diesem Küchenteam-Kollegen verstand ich mich nach einer gewissen Phase des gegenseitigen Beschnupperns immer besser, wir haben festgestellt, dass wir mehr gemeinsam haben, als es auf den ersten Blick zu vermuten war; ganz witzig ist in diesem Zusammenhang, dass seine Tochter mich am Samstagabend ansprach, ich solle mal mit ihrem Papa Telefonnummern austauschen, aber das hatten wir zu diesem Zeitpunkt bereits getan. – Alles in allem war es nun wohl recht naheliegend, dass die Frage aufkam, ob ich mich an der angedachten neuen Gruppe auch beteiligen würde; und da muss ich sagen: Eine Gruppe von Anfang an mit aufzubauen, in der meine Tochter dann sozusagen zur "ersten Generation" gehören würde und dort auch gleich eine Freundin hätte, die ihrerseits auch die Tochter eines Leiters ist, das ist eine Vorstellung, in der für mich durchaus "Musik drin" ist. Wenn anfangs nur wenige Kinder in der Gruppe sind, ist das auch nicht unbedingt von Nachteil; für größere Aktionen wie Fahrten und Lager kann man sich ja mit anderen, bereits bestehenden Meuten zusammenschließen, das ist, soweit ich es verstanden habe, sowieso üblich. 

Natürlich ist das im Moment alles noch Zukunftsmusik; in der Zwischenzeit empfiehlt es sich sicherlich, den Kontakt zu der Wölflingsmeute zu halten, die das Herbstlager auf dem Achorhof ausgerichtet hat. Dies umso mehr, als die Leiterin mich am letzten Tag des Lagers fragte, ob meine Tochter noch Geschwister habe; daraufhin erzählte ich ihr von meinem Jüngsten und dass der am liebsten ins Lager mitgekommen wäre – und sie verriet mir, dass es in ihrem Pfadfinderstamm neuerdings auch eine Wichtelgruppe für Kinder ab 4 Jahren gibt. Da könnte man ja auch mal gucken; wobei es durchaus ein Minuspunkt ist, dass das so ziemlich am anderen Ende von Berlin ist. Demgegenüber hätten die Royal Rangers, deren Stammes-Stützpunkt nun wirklich in unmittelbarer Nähe unseres Zuhauses liegt, natürlich einen gewissen "Standortvorteil"; und ich hätte es durchaus in Erwägung gezogen, da heute wieder zum Stammestreffen zu gehen, wollte aber gern zuvor den Stammleiter kontaktieren, um ein paar Fragen zu klären. Am Dienstag versuchte ich ihm eine eMail zu schreiben, die aber als unzustellbar zurückkam; am Mittwoch beim Eltern-Glaubenskurs brachte ich dann seine Handynummer in Erfahrung und schickte ihm denselben Text nochmal per WhatsApp. Auch darauf kam jedoch erst mal keine Antwort; Stattdessen erhielten wir von der Leiterin der KPE-Wölflinge per Email eine Einladung zu ihrer nächsten "Meutenstunde", die ebenfalls heute stattfand, also fuhren wir lieber dahin. Bericht folgt! 


Auf der anderen Straßenseite: Der Herrgott hört nicht auf zu fügen 

Meine Liebste hatte sich für die Zeit, in der ich mit der Großen im Wölflingslager war, ein Alternativprogramm für den Jüngsten ausgedacht, damit ihm nicht langweilig wird und er nicht allzu neidisch auf seine große Schwester wird; dieses Programm umfasste einen Kurztrip an die Ostsee (mit einer Übernachtung), aber auch – da es gerade der erste Sonntag im Monat war – ein Gottesdienst-Double-Feature in Haselhorst. Und das erwies sich einmal mehr als bemerkenswerte Fügung, denn wie sich zeigte, waren sie an diesem Sonntag nicht die einzigen, die sich dieses Double-Feature gönnten: Unter den neuen Erstkommunionkindern in St. Stephanus ist ein Mädchen, das wir vom JAM kennen. Vom Vater des Mädchens, der mit in der Messe war und den wir ebenfalls "von der anderen Straßenseite" her kennen, erfuhr meine Liebste, das Mädchen sei katholisch getauft und die Mutter, die vom Vater getrennt lebt oder geschieden ist, bestehe nun darauf, dass das Kind auch zur Erstkommunion geht. Er selbst fühlte sich mit den Abläufen im katholischen Gottesdienst ziemlich überfordert und war froh, dass meine Liebste ihm ein paar Fingerzeige geben konnte. – Ich hatte daraufhin die Idee, dem Vater, mit dem ich mich auf einer "kumpelhaften" Ebene recht gut verstehe, vorzuschlagen, wir sollten mal zusammen ein Bier trinken gehen. Leider bin ich bis jetzt noch nicht dazu gekommen, ihm diesen Vorschlag zu unterbreiten, da er am Mittwoch nicht beim JAM war. Seine Tochter hingegen war da; sie und ihre jüngere (Halb- oder Stief-)Schwester wurden von der Oma hingebracht. Als es sich im Laufe des JAM-Nachmittags einmal die Situation ergab, dass mir die ältere Tochter über den Weg lief, ohne dass andere in Hörweite waren, sprach ich sie beiläufig an: "Ich hab gehört, du machst jetzt Erstkommunionunterricht?" 
"Joa", erwiderte sie auf ihre etwas forsche Art. 
"Spannend", merkte ich an, aber viel mehr kam bei dieser Gesprächssituation nicht heraus. Beim Abendessen erzählte mir mein Jüngster fröhlich, er habe eine neue Freundin; und wie sich zeigte, handelt es sich dabei um die kleine Schwester des angehenden Erstkommunionkindes. Kurz und gut, ich sehe da interessante Perspektiven; schauen wir mal, wie die Dinge sich entwickeln. 


Zukunft beginnt Zuhause 

Am Mittwochvormittag fand die letzte Sitzung des Eltern-Glaubenskurses in der Gemeinde auf dem Weg statt; dabei stellte sich heraus, dass ich abgesehen von den beiden Kursleitern (m/w) der einzige Teilnehmer war, der bei allen vier Terminen dabei gewesen war. Als ich fragte, ob ich dafür einen Preis bekommen würde, war das eigentlich als Scherz gemeint; ich sollte aber noch eine Überraschung erleben. – Zunächst jedoch mal zum Inhaltlichen: Die dritte Sitzung, über die ich bisher noch nicht berichtet hatte, hatte als inhaltlichen Schwerpunkt das Thema Gebet gehabt: nicht nur dss Beten mit den Kindern, um ihnen die Praxis des Betens beizubringen und sie daran zu gewöhnen, sondern auch das Beten für die Kinder und überhaupt das Gebet als Quelle der Ermutigung, Stärkung und Orientierung in den Herausforderungen des Elternseins. Mir fiel dabei mehrmals auf, dass ich mich bei Fragen wie "Was macht ihr in so einer Situation?" irgendwie nicht recht traute, wahrheitsgemäß zu sagen "Ich bete Rosenkranz", oder dass ich zwar darüber sprach, dass ich mich um eine feste, regelmäßige Gebetsroutine im Alltag bemühe, aber nicht erwähnte, dass ich dies mit Hilfe der Stundenbuch-App tue bzw. was das Stundenbuch überhaupt ist. Das sind so die Herausforderungen, vor denen man als Katholik in einem freikirchlichen Umfeld steht. Aber das war vor dem KPE-Lager. Ich glaube, wenn sich danach noch eine ähnliche Gelegenheit ergeben hätte dann hätte ich es einfach gesagt. Es mag vielleicht nicht jedem unmittelbar einleuchten, wo da jetzt der Zusammenhang liegt, aber es ist einfach so: Das Pfadfinderlager hat mich in meinem Katholischsein bestärkt. 

Aber bleiben wir mal beim Eltern-Glaubenskurs: Das Schwerpunktthema der vierten und letzten Sitzung war ein "Blick in die Zukunft". Es ging darum, wie sich die Rolle der Eltern mit zunehmendem Alter der Kinder verändert: dass man mit einem Schulkind anders umgehen muss als mit einem Kind im Vorschulalter, dass es die Eltern vor neue und andere Herausforderungen stellt, das merke ich ja jetzt schon und werde es in Zukunft sicherlich noch deutlicher merken. Und wenn das Kind erstmal so 12, 13 Jahre alt ist, wird es nochmals erhebliche Veränderungen im Verhältnis zu den Eltern und damit in den Aufgaben der Eltern geben. Das leuchtet mir in der Theorie unmittelbar ein, aber man wird gut daran tun, sich rechtzeitig darauf vorzubereiten, und dazu gab der Kurs einige wertvolle Fingerzeige. Abschließend wurde für die anwesenden und auch die abwesenden Eltern und ihre Anliegen gebetet, und dann gab's Geschenke. Ja, im Ernst: 


Dieses liebevoll verpackte Geschenk enthielt neben einer Zusammenstellung der im Laufe des Kurses angesprochenen Bibelstellen ein Päckchen Tee, einen Teelichtständer und zwei Bücher, nämlich "Empower – Mit Glaube und Leichtigkeit durch das Abenteuer Erziehung" von Tobias Teichen (das Buch zu der Vortragsreihe, aus der wir während des Kurses allerlei Ausschnitte zu sehen bekommen haben) sowie die "Gott hat dich lieb Bibel". Ich denke, es verdient in diesem Zusammenhang Erwähnung, dass die Teilnahme an dem Kurs kostenlos war; dass man da dann am Ende so reich beschenkt rausgeht, finde ich schon sehr beachtlich. 


Geistlicher Impuls der Woche 

Du selige Kirche! Es gab eine Zeit, da du hörtest, und eine Zeit, da du sahst. Du hörtest in den Verheißungen, und in der Verwirklichung schautest du. Du hörtest in der Weissagung und schautest im Evangelium; denn alles, was sich jetzt erfüllt, war schon vorausgesagt. Heb also deine Augen, und lass sie durch die Welt schweifen! Schau auf Ihn, den Gekreuzigten: Seine Hände und Füße festgenagelt, Seine Gebeine hängen am Holz, und man kann sie zählen. Um Sein Gewand werfen sie das Los (vgl. Ps 22,18.19). Siehe, den sie da hängen sahen, der herrscht als König! Siehe, den sie verachteten, als er auf der Erde wandelte, er thront im Himmel. Sieh, so wird das Wort erfüllt: "Alle Enden der Erde sollen daran denken und werden umkehren zum Herrn: Vor Ihm werfen sich alle Stämme der Völker nieder" (Ps 22,28). Wenn du das alles siehst, dann rufe voll Freude: Wie wir’s gehört haben, so erlebten wir’s jetzt. 

(Augustinus, Auslegung zu Psalm 48) 


Ohrwurm der Woche 

Harry Nilsson: Everybody's Talkin' 


Diesen Song aus dem Jahr 1969, bekannt geworden durch seine Verwendung im Film "Asphalt-Cowboy" mit Jon Voight und Dustin Hoffman, habe ich ursprünglich durch die schon bei früherer Gelegenheit erwähnte Doppel-CD "Pure Acoustic" kennengelernt; richtig verliebt habe ich mich in den Song jedoch erst, als ich hörte, wie ein Straßenmusiker in der Spandauer Altstadt ihn performte. Das ist nun auch schon wieder ein paar Jahre her, aber der Song geht mir immer wieder mal im Kopf herum, nicht zuletzt dank prägnant formulierter Textstellen wie "going where the weather suits my clothes" oder "skipping over the ocean like a stone"

Vorschau / Ausblick 

Heute Vormittag waren wir, wie oben schon angekündigt, beim Meutentreffen der KPE-Wölflingsmädchen, worüber es sicherlich nächste Woche noch etwas zu berichten geben wird; am morgigen Sonntag steht, wie ebenfalls schon mal erwähnt, in St. Joseph Siemensstadt der erste KiWoGo der Saison an, nämlich zur Heilung der zehn Aussätzigen (Lukas 17,11-19). Danach wollen wir ins Kino ("Schule der magischen Tiere 4"). Und dann beginnt schon die letzte Schulwoche vor den Herbstferien! Am Dienstagabend findet ein erstes Vorbereitungstreffen für den geplanten Alpha-Kurs in der EFG The Rock Christuskirche statt, daran will und soll meine Liebste teilnehmen; zum letzten JAM vor den Ferien werden wir hingegen wohl nicht gehen können, da wir zur Beerdigung einer nach langem Leiden verstorbenen Freundin der Familie nach Sachsen-Anhalt fahren wollen. Was die Woche darüber hinaus noch bringen wird, ist vorerst noch nicht abzusehen; aber am nächsten Samstag veranstaltet die Gemeinde auf dem Weg bei Galeria in der Tegeler Fußgängerzone einen Infotag zu ihren Angeboten für Familien, und da werden wir wohl mal vorbeischauen. Alles Weitere ergibt sich! 


Samstag, 4. Oktober 2025

Die 3 K der Woche (45): Kinder, Kirche, Klufthemd

Ich bin schon wieder auf Achse, Freunde. Hatte ich nicht gerade erst angemerkt, ein Wochenende, an dem nichts Besonderes los ist, wäre zur Abwechslung auch mal ganz nett? Tja, die Vorsehung wollte es anders. Aktuell befinde ich mich, man höre und staune, auf dem Achorhof; und zwar, man höre und staune noch mehr, als Küchenhelfer bei einem Herbstlager von Wölflings-Mädchen der KPE. Wie es dazu gekommen ist, verrate ich weiter unten; jedenfalls ist dies auch der Grund für den etwas untypischen Veröffentlichungszeitpunkt dieses Wochenbriefings, denn ich muss mich hier natürlich nach dem Tagesablauf der Wölflinge richten. Aus demselben Grund ist im vorliegenden Wochenbriefing inhaltlich noch nicht viel von diesem Pfadfinderlager die Rede, da ich schlichtweg noch nicht die Zeit hatte, das dort Erlebte in der gebotenen Ausführlichkeit zu dokumentieren. Es gibt aber auch so genug Stoff für dieses Wochenbriefing; und gleich der erste thematische Abschnitt hat ebenfalls mit Pfadfindern zu tun... 


Allzeit bereit für Jesus! 

Am vorigen Samstag fand das erste Stammestreffen des Tegeler Stammes der Royal Rangers nach den Sommerferien statt, und ich hatte schon seit einiger Zeit ins Auge gefasst, da mit den Kindern hinzugehen. Dass die Große am Freitag nach der Schule eine Freundin besuchte und sehr spontan (aber natürlich beiderseits mit den Eltern abgesprochen) auch dort übernachtete, erwies sich nicht als zwingendes Hindernis, zumal die Freundin Interesse zeigte, zu den Pfadfindern mitzukommen. Ich holte die Mädchen also nach dem Frühstück ab und fuhr mit ihnen zum Versammlungsplatz der Rangers; wir waren sogar etwas früh dran, die Leiter waren noch bei ihrer Gebetsrunde. (Das ist etwas, was ich vom JAM, aber auch von der Eltern-Kind-Gruppe der Gemeinde auf dem Weg kenne: Unmittelbar vor Beginn der Veranstaltung beten die Mitarbeiter zusammen. Sollte man sich ein Beispiel dran nehmen.) Als diese beendet war, ergab sich ein unerwartetes Problem: Theoretisch gibt es bei den Royal Rangers sechs Altersstufen, angefangen bei den "Entdeckern" (4-5 Jahre); praktisch gibt es beim Tegeler Stamm aber derzeit keine Gruppen unterhalb der "Kundschafter"-Stufe (9-11 Jahre), weil dafür Leiter fehlen. Die Leiterin einer "Kundschafter"-Mädchengruppe, selbst erst vor kurzem 18 Jahre alt geworden, erklärte sich schließlich bereit, meine Tochter und ihre Freundin probeweise in ihrer Gruppe mitmachen zu lassen, unter der Voraussetzung, dass ich als zusätzliche Aufsichtsperson mit dabei blieb (was ich ohnehin vorgehabt hatte); und als meine Liebste mit dem Jüngsten zu uns stieß, durfte der Knabe sich ebenfalls dieser Gruppe anschließen. Zunächst gab es aber eine gemeinsame Eröffnung des Stammestreffens – mit Gesang. 

Beim Durchblättern des Liederhefts fiel mir auf, dass es zwar einige klassische Pfadfinderlieder (z.B. "Roter Mond"), vor allem aber Lobpreislieder (z.B. "So bist nur Du", "Über alle Welt", "Alle Schöpfung staunt und preist"). Auch das Motto der Royal Rangers – die acht Eigenschaften, für die die acht blauen Zacken des Sterns im Ranger-Abzeichen stehen ("Wachsam, rein, ehrlich, tapfer, treu, höflich, gehorsam, geistlich") –, gibt es als Lied, und das wurde zur Eröffnung gesungen. Dann wurde noch eine Runde "Zombieball" gespielt, ehe die einzelnen Gruppen bzw. "Teams" mit ihrem jeweils eigenen Programm begannen. Was mir dabei noch auffiel, war, dass die Antwort auf die Frage "Seid ihr bereit?" bei den Royal Rangers nicht einfach "Allzeit bereit!" sondern "Allzeit bereit für Jesus!" lautet. Gefällt mir. 

Bei den "Kundschafter"-Mädchen, die ich zusammen mit meinen Kindern und der Freundin meiner Tochter begleiten durfte, gab es diesmal eine Schnitzeljagd im Wald: Es galt Wegmarkierungen zu finden, und an einigen Stellen waren Zettel mit Aufgaben versteckt, die die Gruppe erledigen musste. 



Eine solche Aufgabe war es, auf einem Baumstamm stehend die oben schon erwähnten acht Eigenschaften der Royal Rangers aufzusagen – was die Mädchen lösten, indem sie kurzerhand das Lied von der Begrüßung noch einmal sangen, und zwar aus vollem Hals. 

Die Wald-Schnitzeljagd endete damit, dass die "Kundschafter"-Mädchen einen auf einem Holzplatz versteckten "Schatz" (bestehend aus mehreren Mini-Packungen Gummibärchen) finden mussten; dann gab es eine kleine Pause und dann eine Katechese zum Thema "Wie wir mit anderen darüber sprechen können, was wir glauben", die darin gipfelte, dass die Leiterin Kärtchen mit dem Apostolischen Glaubensbekenntnis an die Kinder verteilte. 

Über die kommenden Wochen, erklärte sie, solle dieses Glaubensbekenntnis abschnittsweise auswendig gelernt werden. (Meine Tochter teilte mir wenig später mit, die ersten zwei Absätze könne sie schon auswendig. So kenne ich sie...!) – Anschließend wanderte die Gruppe wieder zum Pfadfinderlager zurück, wo ein Feuer gemacht und Schokobananen zubereitet wurden. 

Dieses Rezept würde man sicherlich nicht im Komm-mit-Kalender finden...

Zur Abschlussrunde versammelte sich wieder der ganze Stamm, zwei Mädchen erhielten Abzeichen, und es wurde ein "Segenslied" gesungen ("Gottes guter Segen sei mit euch"). – Insgesamt ist mein erster Eindruck von den Tegeler Royal Rangers ausgesprochen positiv, und ich glaube sagen zu können, dass es auch den Kindern sehr gut gefiel; wie mit uns und den Royal Rangers jetzt weitergeht, muss man sehen: Eine neue "Forscher"-Gruppe (für 6- bis 8-Jährige) soll im November starten, aber ich könnte mir auch vorstellen, dass meine Tochter lieber weiter bei den "Kundschafter"-Mädchen mitmachen möchte, besonders wenn ihre Freundin, die nämlich schon im richtigen Alter für die "Kundschafter" ist, ebenfalls weitermachen möchte. Ich hatte auch eigentlich nicht den Eindruck, sie wäre irgendwie "zu klein" für diese Gruppe. – Festhalten möchte ich übrigens auch meinen Eindruck, dass es bei den Royal Rangers nicht ganz so diszipliniert und geordnet zugeht, wie ich es mir bei einer Pfadfindergruppe eigentlich vorgestellt hätte; aber das meine ich nicht als Kritik, es ist mir durchaus sympathisch – und zugleich ist es ja nur ein punktueller Eindruck. Bei der KPE hingegen... nun, darüber will ich vor dem Abschluss des Herbstlagers kein abschließendes Urteil abgeben. Nächste Woche wissen wir mehr! 


Sonntag in Siemensstadt: Was die Vorsehung so alles zusammenfügt 

Am Sonntag gingen wir, wie wir es uns vorgenommen hatten, in St. Joseph Siemensstadt in die Messe; beim Frühstückmachen war mir wieder eingefallen, dass ich gehört hatte, in dieser Messe würde sich der neue Erstkommunionkurs der Gemeinde vorstellen – was ich nicht zuletzt deshalb interessant fand, weil es mir schlagartig bewusst machte, dass nächstes Jahr schon unser Tochterkind "dran" ist: Zum Erstkommunionkurs werden in dieser Gemeinde Kinder ab dem 4. Schuljahr zugelassen bzw. eingeladen, Ministrant werden darf man hingegen schon ab dem 3. Schuljahr – ich persönlich fände es umgekehrt eigentlich sinnvoller, aber who am I to judge. Jedenfalls, als ich im Eingangsbereich der Kirche Flyer zum Thema "Willst du ein Ministrant werden?" ausliegen sah, drückte ich meiner Tochter einen in die Hand und sagte ihr, das solle sie sich mal ansehen; mit unerwartetem Erfolg: Nicht nur zeigte sie selbst Interesse am Ministrantendienst, sondern sie wollte noch drei weitere Flyer mitnehmen, um sie an ihre Schulfreundinnen weiterzugeben. Da bin ich ja mal gespannt auf die Reaktionen... 

Zu Beginn der Messe gab es Probleme mit der Orgel, vielleicht fand auch der Organist – der zu Gast oder als Vertretung da war – auch nur den Schalter nicht, jedenfalls war keine Luft auf den Orgelpfeifen – mit Blasebalgtretern wie in alten Zeiten wäre das nicht passiert... Na, so ein Einzug in Stille ist durchaus auch nicht zu verachten, fand ich; hatte ein bisschen was von Karfreitag. Anschließend verkündete der Zelebrant – Padre Ricardo aus Mexiko –, die Gemeinde solle das erste Lied ohne Begleitung singen; allerdings meinte er, das eigentlich an dieser Stelle vorgesehene Lied "Herr Jesu Christ, dich zu uns wend" (GL 147) sei dafür zu unbekannt (tatsächlich?) und schlug stattdessen "Nun danket all und bringet Ehr" (GL 403) vor. Tja, Paul Gerhardt geht halt immer, das muss der Neid unseren evangelischen Glaubensgeschwistern lassen. – Bis zum Kyrie war das technische Problem an der Orgel jedenfalls behoben. 

Im weiteren Verlauf der Messe stellten sich 19 angehende Erstkommunionkinder der Gemeinde vor; eins der Kinder trug die 1. Lesung vor, fünf weitere die Fürbitten. Bedeutender war allerdings, dass im Rahmen der Predigt dazu aufgerufen wurde, Mitglieder der Gemeinde sollten Gebetspatenschaften für die einzelnen Erstkommunionkinder übernehmen, also jeweils ein bestimmtes Kind auf dessen Weg zur Erstkommunion im Gebet begleiten. Zu den ersten, die sich für diese Aufgabe meldeten, gehörte meine Liebste. Sie hatte nämlich von der Gemeindefreizeit der EFG The Rock Christuskirche die Lehre mitgenommen, es sei wichtig, dass die Mitglieder einer Gemeinde füreinander beten, und hatte den Vorsatz gefasst, diesbezüglich mit gutem Beispiel voranzugehen. Eigentlich hatte sie vorgehabt, nach der Messe aufs Geratewohl drei Gemeindemitglieder anzusprechen, um ihnen anzubieten, füf ihre Anliegen zu beten. Da wäre ich ja gespannt auf die Reaktionen gewesen, aber vielleicht kommt es ja noch an einem zukünftigen Sonntag dazu. 

Im Anschluss an die Messe sprach mich dann vor dem Kirchenportal ein Bekannter aus der Gemeinde an: ob ich den Achorhof kenne. Ich bejahte heftig: Da sei ich schon mehrfach gewesen, ich hätte ihm doch schon mal davon erzählt und sogar angeregt, dort mal ein Exerzitienwochenende zu veranstalten. Ja, sagte er, so ungefähr habe er das in Erinnerung gehabt; jedenfalls hielten am langen Wochenende über den 3. Oktober dort die KPE-Pfadfinder ein Mädchen-Herbstlager ab, da könnte ich, wenn ich spontan genug wäre, als Küchenhelfer mitkommen und auch meine Tochter mitbringen. Ich fragte daraufhin meine Tochter, was sie davon hielte, und sie war sofort Feuer und Flamme. 

Bemerkenswert, wie sich alles zusammenfügt, nicht? Wie erwähnt, hätten wir ja auch an diesem Sonntag zum Achorhof fahren können (zum "Kochen und Essen nach Hildegard von Bingen"), aber dann hätte ich diese Begegnung vor dem Kirchenportal nicht gehabt und wäre wohl nicht als Küchenhelfer fürs Pfadfinderlager angeheuert worden. 


Vive la difference: Pro und Contra im Spandauer Pfarrbrief 

Schon vor zwei Wochen hatte ich erwähnt, dass der Pfarrei Heilige Familie Spandau-Havelland erschienen sei und dass es da ein paar erwähnenswerte Beiträge gebe; und jetzt komme ich endlich mal dazu, näher darauf einzugehen; aber so sehr fällt diese Verzögerung wohl nicht ins Gewicht, wenn man bedenkt, dass der Pfarrbrief nur ungefähr alle drei Monate erscheint. 

Also mal von vorne: Das Titelthema des aktuellen Pfarrbriefs heißt "Vorbilder", dazu sind auf dem Titelfoto zahlreiche Heiligenikonen zu sehen; einen kurzen Moment lang hatte ich die Vorstellung, dieses Schwerpunktthema habe womöglich mit der Heiligsprechung von Carlo Acutis zu tun, aber tatsächlich wird dieser – ebenso wie auch der andere frischgebackene Heilige, Pier Giorgio Frassati – im gesamten Pfarrbrief überhaupt nicht erwähnt; der Anlass für das Titelthema ist demnach wohl eher in dem Umstand zu suchen, dass das Hochfest Allerheiligen in den Gültigkeitszeitraum dieser Pfarrbrief-Ausgabe fällt. Jedenfalls gibt es zum Thema Heiligenverehrung einen Leitartikel von der Gemeindereferentin; darin nimmt sie Bezug auf ein Buch zweier evangelischer Theologen ("Gottescourage" von Klaus Reblin und Wolfgang Teichert), das ihr, wie sie betont, erst einen wirklichen Zugang zur Heiligenverehrung eröffnet habe, und beklagt, die Hl. Hedwig – die in einem darauffolgenden, der "Internerseite des Erzbistums" entnommenen Beitrag als "Brückenbauerin zwischen Deutschland und Polen" gewürdigt wird – sei "eine der wenigen verheirateten Frauen, die heiliggesprochen wurden". 

Der Artikel über die Hl. Hedwig leitet über zur Debatte über die Neugestaltung der Berliner Kathedrale, die ihren Namen trägt: Unter der Überschrift "St.-Hedwigs-Kathedrale – Für und Wider" kommen zwei gegensätzliche Standpunkte zu Wort, wobei das "Plädoyer für die Umgestaltung" von meinem kritischen Stammleser Egidius stamnt. Was ich daran besonders interessant fand, ist, dass einige Passagen seines Plädoyers sich, wörtlich oder sinngemäß, bereits in seinen Kommentaren zu diesem meinem Blog finden, genauer gesagt in den Kommentaren zu meinem Wochenbriefing vom 19. Juli. Nun, ich nehme mal an, dass Egidius zu diesem Zeitpunkt bereits an seinem Pfarrbrief-Beitrag arbeitete, und wenn er die Diskussion mit anderen Lesern meines Blogs dazu nutzte, seine Argumente zu schärfen oder zu erproben, dann ist ihm das sicher nicht zu verdenken. Den Contra-Standpunkt im Pfarrbrief vertritt derweil der Spandauer Krankenhausseelsorger; und obwohl ich mit seiner Sicht auf die neu gestaltete Hedwigskathedrale tendenziell eher übereinstimme, muss ich sagen, dass ich seinen Beitrag weniger überzeugend und gelungen finde: Er umfasst drei Seiten – vier, wenn man das am Ende drangehängte Gedicht "Trost" von Manfred Hausmann mitzählt –; aber letztlich läuft alles immer wieder auf den Refrain "Ich find's halt einfach nicht schön" hinaus. Dass er das so empfindet, ist ihm natürlich nicht zu verübeln, aber für eine Debatte ist es eben ein bisschen wenig – nicht umsonst sagt der Lateiner de gustibus non est disputandum. Was er an Argumenten für seinen Standpunkt heranzieht, wirkt indes einigermaßen beliebig und zum Teil recht weit hergeholt; so fand ich die Bemerkung, dadurch, dass "sich bei einrr vollgefüllten Kathedrale zumindest ein Viertel der Gläubigen im Rücken des Hauptzelebranten" befinde, könne "man sich in die Zeit vor der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils zurückversetzt" fühlen, ausgesprochen unangemessen, und bei der Aussage, die nüchterne, betont schlichte Raumgestaltung sei ihm zu "dogmatisch" ("Das entspricht nicht meinem Leben"), ist mir unklar, was er in diesem Zusammenhang eigentlich unter dieser Bezeichnung versteht. Auch wenn man es grundsätzlich lobenswert finden mag, dass er darum bemüht scheint, die Debatte um die Neugestaltung der Hedwigskathedrale aus den Kategorien des üblichen Lagerdenkens (die Befürworter seien "progressiv", die Gegner "konservativ") herauszulösen. 

Dass es letztlich aber doch (auch) um den Konflikt zwischen traditioneller und moderner Ästhetik geht, unterstreichen zwei Beiträge, die in ähnlicher Weise miteinander korrespondieren wie dieses Pro und Contra zur Hedwigskathedrale und in denen es um Mariendarstellungen auf Hauswänden geht. In dem einen Artikel, der vom leitenden Pfarrer verfasst ist, geht es um das Marienbild an einem Wohnblock in der Siedlung Falkenhagener Feld, von dem hier vor ein paar Wochen schon mal die Rede war

"Vor einigen Wochen wurde an einem Wohnkomplex im Falkenhagener Feld ein kolossales Wandgemälde enthüllt. Es stellt die Gottesmutter Maria dar. Die Immaculata (unbefleckt empfangene Jungfrau Maria) wir in einer sehr schönen und künstlerisch hochwertigen Art gezeigt. [...] 

Natürlich waren die beiden Spandauer Gemeinden und ihre Seelsorger über diese sehr markante und bekenntnisstarke Darstellung sehr erstaunt. [...] Die Nachbarschaft ist wohl sehr angetan [.] Wir haben am 24. August im Rahmen einer kleinen Feier das Bild eingesegnet. Alle, die möchten, können das Wandbild in der Stadtrandstraße 460 bewundern bzw. auch ein Gebet sprechen." 

Gekontert, wenn man das so sagen kann, wird dieser Beitrag wiederum von Egidius, der ihm die Würdigung eines im Street-Art-Stil gehaltenen Marienbildes gegenüberstellt, das seit 2017 das Gemeindehaus von Maria, Hilfe der Christen ziert. Oder richtiger gesagt: Ob diese Darstellung das Gebäude ziert, ist gerade die Frage. Denn dass die Street-Art-Madonna nicht unbedingt im klassischen Sinne "schön" genannt werden kann, setzt Egidius' Artikel sozusagen implizit voraus – und er merkt dazu an: "Mit 'schöne Frau' oder gar 'schönste Frau' betreten wir heutzutage vermintes Gelände. Was ist eine schöne Frau? [...] Diese Frage ist einfach nicht zu beantworten." Dass ihm zur Illustration dieser These vorrangig Politikerinnen einfallen – "Ist Sahra Wagenknecht eine schöne Frau oder Marie Agnes Strack-Zimmermanm oder Julia Klöckner?"–, scheint mir ein recht klares Indiz dafür zu sein, dass er mehr Politik im Fernsehen guckt, als gut für ihn ist, aber das mal nur nebenbei. Dass diese Street-Art-Madonna dem Marienbild vom Falkenhagener Feld, das der Pfarrer als schön und künstlerisch hochwertig gewürdigt hat, so demonstrativ gegenüberstellt wird, mit dem erkennbaren Subtext "Das hier ist aber zeitgemäßer und darum irgendwie auch authentischer", finde ich – bei aller Sympathie für Street-Art-Ästhetik, die ich durchaus habe – ein bisschen provokant; davon abgesehen habe ich als selbsternannter Beauftragter für Punkpastoral gewisse grundsätzliche Bedenken für die ja auch andernorts vorkommende Praxis, die Fassaden kirchlicher Gebäude von Street-Art-Künstlern gestalten zu lassen: Was nützt die hippe Außenseite, wenn der Geist, der im Innern dieser Gebäude herrscht, diesem Bild nicht entspricht? – Aber das wäre mal ein Thema für sich. Anerkennen muss ich jedenfalls, dass die von Egidius vorgeschlagene Bilddeutung, die in einzelnen Bildelementen des Wandgemäldes Visualisierungen von Marientiteln aus der Lauretanischen Litanei sieht, durchaus lesenswert und anregend ist. 


Adoratio Altötting: Fundi-Watch warnt 

Na gut, könnte man sagen: Was sollte Fundi-Watch auch sonst machen? Bezeichnendist es trotzdem, was diese Initiative so zu dem eucharistischen Festival am Gnadenort Altötting zu sagen hat, das heuer schon zum sechsten Mal veranstaltet wurde. Von dem zentralen inhaltlichen Schwerpunkt der Veranstaltung – der Eucharistischen Anbetung – oder überhaupt von ihrem geistlichen Gehalt haben die Fundi-Watcher natürlich überhaupt keine Ahnung und interessieren sich offenkundig auch nicht sonderlich dafür; ihr Unmut entzündet sich vorrangig an einem Namen auf der Rednerliste, nämlich dem von Sophia Kuby. Diese junge Dame, die am Sonntagmorgen bei der Adoratio einen Vortrag zum Thema "Aus der Hoffnung leben – Gesellschaft verwandeln" gehalten hat, wird von Fundi-Watch als "Rechtskatholikin", "Kämpferin gegen Frauen- und queere Rechte" sowie als "Schlüsselfigur im christlich-extremistischen Netzwerk Agenda Europe" eingeordnet; konkret heißt es: 

"Kuby tritt ein GEGEN sexuelle & reproduktive Selbstbestimmungsrechte, GEGEN Gleichstellung von LGBTQ*-Personen, GEGEN Fortschritte bei Geschlechtergleichheit, GEGEN Antidiskriminierungs- und Hassrede-Gesetze".  

Wozu mir zunächst mal nur ein Loriot'sches "Ach" einfällt. Unter dem Vorbehalt, dass ich mich im Detail noch nicht mit Sophia Kubys Positionen zu diesen Fragen auseinandergesetzt habe, muss ich doch sagen, dass ich es ausgesprochen tragikomisch finde, wie unfähig die Fundi-Watcher zu der Einsicht sind, dass es ganz normal katholisch ist, Abtreibung abzulehnen, die lebenslange und auf Elternschaft ausgerichtete Ehe zwischen einem Mann und einer Frau als normatives Lebensmodell anzusehen und das Verhältnis der Geschlechter zueinander mehr unter dem Aspekt der Komplementarität als dem der Gleichheit zu betrachten. Natürlich gibt es in der Kirche, gerade auch auf der Funktionärsebene, Leute, die den Eindruck zu erwecken suchen, das sei nicht (mehr) so, aber im Grunde, das wage ich zu behaupten, weiß jeder – auch und gerade Leute, die sonst nichts über die katholische Kirche wissen –, dass es eben doch so ist. Von daher wirkt das Bemühen, einen Skandal daraus zu machen, dass Kardinal Marx – der doch "vermeintlich für Offenheit gegenüber queeren Menschen bekannt" sei – im direkten Anschluss an den Vortrag Sophia Kubys bei der Adoratio eine Messe feierte, einigermaßen angestrengt; aber die Strategie dahinter kennen wir schon: Es geht darum, Druck auf diejenigen Bischöfe auszuüben, die Wert darauf legen, als "liberal" wahrgenommen zu werden; diese sollen durch "public shaming" dazu gebracht werden, sich noch stärker von als "rechtskatholisch" gebrandmarkten Akteuren zu distanzieren, als sie es sowieso schon tun. Ob das den Aufwand wirklich wert ist, sei mal dahingestellt; aber zum Stichwort "Rechtskatholizismus" habe ich noch ein Bonbon: Im Eule-Magazin argumentierte mein alter Frenemy Philipp Greifenstein unlängst, "zutreffender" wäre es, von "katholisch codierte[m] Rechtsradikalismus" zu sprechen – "weil es eben nicht um eine (erz-)konservative Auslegung katholischer Lehrmeinungen geht, sondern um rechtsradikale politische Botschaften, die in fromme und reaktionär-katholische Verkleidungen gesteckt werden". Hammer, oder? Ich will nicht grundsätzlich ausschließen, dass es Akteure gibt, auf die diese Charakterisierung so mehr oder weniger zutrifft; aber wenn man spaßeshalber mal eine Liste anlegen würde, wer so alles in einschlägigen Kreisen als "rechtskatholisch" etikettiert wird, würde man sich doch sehr wundern über die Vorstellung, das seien alles rechtsradikale Wölfe im frommen Schafspelz, denen es in Wirklichkeit nicht um den Glauben geht, sondern um politische Macht. Nun ja, hier wie so oft gilt: Es ist keine Verschwörungstheorie, wenn es die Guten sagen. 

Weniger "over the top", aber gleichwohl ganz in den Bahnen des konventionellen Lagerdenkens verbleibend kommt die Kritik am Adoratio-Kongress daher, die Fabian Brand in der Herder-Korrespondenz übt; indes muss ich sagen, dass dieser Artikel trotz seines gemäßigteren Tonfalls (nebenbei bemerkt: Ist es nicht schon recht bezeichnend, wenn man einem Artikel mit der polemischem Überschrift "In frommer Soße ertränkt" einen vergleichsweise gemäßigten Tonfall attestieren muss?) auf mich kaum weniger peinlich, höchstens auf andere Art peinlich wirkt als die Einlassungen von Fundi-Watch, Eule etc.: Auch Fabian Brand scheint nämlich zu den Leuten zu gehören, die so sehr daran gewöhnt sind, dass es in der Kirche um alles Mögliche geht, aber nicht (oder höchstens oberflächlich) um Gott, dass sie die Kirche da, wo es ihr plötzlich doch mal zentral und vorrangig um Gott geht, gewissermaßen kaum wiedererkennen. Ich finde ja, auf die Idee, eine kirchliche Veranstaltung dafür zu tadeln, dass es dort allzu fromm zugehe, muss man erst mal kommen. Und wenn Braun bemängelt, "[k]ritische Themen oder Zukunftsperspektiven der Kirche" würden bei der Adoratio oder ähnlich ausgerichteten Veranstaltungen "bestenfalls in frommer Soße ertränkt, frei nach dem Motto: Jesus und Beten allein genügen", klingt er wie jemand, der mit einem Gott, der in der Kirche, in der Welt und im Leben der Menschen wirkt, gar nicht rechnet – und es darum auch Anderen nicht abkauft, dass sie es tun. Und wie schon erwähnt, erhebt natürlich auch wieder das gute alte böse alte Lagerdenken sein Haupt, wenn Braun mit Blick auf die Adoratio oder auch die MEHR in Augsburg beklagt: 

"Liberalere Formate gibt es in dieser Größenordnung bisher nicht. Das ist nicht gut. Denn damit überlässt man die Federführung den eher konservativen Kreisen, während das liberalere Spektrum zunehmend zu verstummen droht." 

Ach. Woran das wohl liegen mag? Womöglich gar daran, dass der liberale Katholizismus, oder überhaupt das liberale Christentum, schlichtweg nicht besonders viel zu bieten hat, was man nicht auch jenseits von Kirche und Religion – und dort ohne einen dünnen religiösen Anstrich, der in seiner annähernden Überflüssigkeit nur noch aufgesetzt und peinlich wirkt – finden kann? 

Auf "Neuer Anfang" versucht sich Patricia Haun an einer Antwort auf Fabian Brand, die allerdings für mein Empfinden (wie es mir beim "Neuen Anfang", bei aller grundsätzlichen inhaltlichen Übereinstimmung, öfter geht) etwas zu wortreich geraten ist und dadurch unnötig defensiv wirkt. An einer inhaltlich zentralen Stelle ihres Beitrags ist Frau Haun aber unbedingt zuzustimmen, nämlich wenn sie Fabian Brands Kritik, bei Veranstaltungen wie der Adoratio kämen "die drängenden Fragen von Kirche und Welt" zu kurz, entgegenhält: 

"Wer um Gottes Willen sollte denn bessere Antworten auf die Fragen unserer Zeit haben als der allmächtige Gott?"


Geistlicher Impuls der Woche 

Ich leiste, was ich schuldig bin im Gehorsam gegen die Gebote Christi, der sagt: "Erforscht die Schriften!" (Joh 5,39) und: "Sucht, dann werdet ihr finden!" (Mt 7,7). Ich möchte nicht das Wort hören: "Ihr irrt euch; ihr kennt weder die Schrift noch die Macht Gottes." (Mt 22,29) Denn wenn Christus nach dem Wort des Apostels Paulus "Gottes Kraft und Gottes Weisheit" ist (1 Kor 1,24), dann kennt die Kraft und Weisheit Gottes nicht, wer die Schrift nicht kennt. Wenn die Kenntnis der Schrift fehlt, fehlt die Kenntnis Christi. Ich will darum handeln wie ein Hausvater, der aus seinem Vorrat Neues und Altes hervorholt (vgl. Mt 13,52), und wie die Braut im Hohenlied: "Köstliche Früchte, frische und solche vom Vorjahr, habe ich für dich aufgehoben, Geliebter" (Hld 7,14). So will ich Jesaja erklären: Ich will ihn nicht nur als Propheten aufzeigen, sondern auch als Evangelisten und Apostel. Denn er sagt von sich und den andern Kündern der Frohen Botschaft: "Wie willkommen sind die Füße derer, die eine frohe Botschaft bringen, die den Frieden verkünden" (vgl. Jes 52,7). Zu ihm sprach Gott wie zu einem Apostel: "Wen soll ich senden? Wer wird zu diesem Volk gehen?" Er antwortete: "Hier bin ich, sende mich!" (Jes 6,8). Niemand meine, ich wollte den Inhalt dieses Buches in einer kurzen Rede zusammenfassen, da die vorliegende Schrift doch alle Geheimnisse des Herrn enthält. Sowohl die Geburt des Immanuel aus der Jungfrau wird verkündet als auch die Botschaft von dem berühmten Mann, der Zeichen und Wunder tat, der starb und begraben wurde, der aus der Welt des Todes erstand und Heiland aller Völker genannt wird. Was soll ich über die Lehre von der Natur, über Ethik und Logik sprechen? Alles, was zur Heiligen Schrift gehört, was menschliche Zunge aussprechen und der Sinn der Sterblichen fassen kann, ist in diesem Buch enthalten.

(Hieronymus, Auslegung zum Buch Jesaja) 


Ohrwurm der Woche 

Canned Heat: Goin' Up the Country

Ja, das war vor Jahren Platz 11 meiner Hitliste "Der Sound der #BenOp"; aber trotzdem ist es mein Ohrwurm der Woche, da ist nichts dran zu ändern. Der Einfachheit halber zitiere ich hier daher auch mal, was ich seinerzeit zur Rolle dieses Songs als "inoffizielle Hymne des Woodstock-Festivals" schrieb:  

"[E]r spielt auch eine prominente Rolle im Film zum Festival, wo im Anschluss an die Anmoderation von Bandmitglied Bob 'The Bear' Hite (in der dieser den Songtitel 'Goin’ Up the Country' scherzhaft darauf bezieht, sich zum Pinkeln in die Büsche zu schlagen) allerdings die Studioaufnahme des Songs eingespielt wird, und zwar zur Untermalung von Aufnahmen der Anreise von Festivalbesuchern. Und ich muss sagen: Ich find's entzückend, wie da die farbenprächtig gewandeten Hippies, einige mit Kindern, einige mit Wanderrucksäcken, einige mit bunt angemalten und mehr oder weniger klapprigen Autos, auf das Farmgelände strömen. Mir ist bewusst, dass manche konservativen Gemüter mein Wohlgefallen hieran wohl eher nicht teilen werden, aber die hätten bestimmt auch gemeckert, als König David nackt vor der Bundeslade tanzte. Hab ich Recht? -- Hervorzuheben ist übrigens, dass in dem Filmausschnitt auch drei Ordensschwestern zu sehen sind. Die Hintergrundgeschichte dazu gibt es hier." 


Vorschau/Ausblick 

Über das KPE-Herbstlager wird es im nächsten Wochenbriefing, oder vielleicht auch in einem separaten Beitrag, sicherlich noch allerlei zu berichten geben; wenn wir von dort zurück sind, steht von der Papierform her erst mal eine "ganz normale" Schul- und Arbeitswoche an, aber was heißt schon "normal"... Am Dienstag bin ich zur Teilnahme an einer Online-Veranstaltung der Evangelischen Akademie zum Thema "Multiple Elternschaft, Kindeswohl und Sorgerecht" angemeldet, um gegebenenfalls für die Tagespost darüber zu berichten. Am Mittwoch ist vormittags die letzte Sitzung des Eltern-Glaubenskurses in der Gemeinde auf dem Weg und nachmittags JAM – beides Themen, die ich im vorliegenden Wochenbriefing nicht berücksichtigt habe, aber ich denke, das, was da am zurückliegenden Mittwoch so los war, kann ich ruhig in die nächste Woche mit 'rübernehmen. Im Übrigen rückt der erste Kinderwortgottesdienst der Saison in St. Joseph Siemensstadt näher und wird wohl noch etwas Vorbereitung beanspruchen; außerdem sollte ich mich mal darum kümmern, wie denn nun die Perspektiven für meine Tochter bei den Royal Rangers aussehen, denn da ist kommenden Samstag schon wieder Stammestreffen. Es bleibt spannend...!