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Samstag, 15. November 2025

Die 3 K der Woche (51): Kinder, Kirche, Kommerz

Servus, Leser! Wie war eure Woche so? Meine war vom Gefühl her ziemlich stressig, obwohl ich mir ehrlich gesagt selbst gar nicht so richtig erklären kann, was genau mich so gestresst hat. Vielleicht sind das die Nachwirkungen des Urlaubs. Jedenfalls habe ich nicht das Gefühl, in der zurückliegenden Woche besondere Großtaten vollbracht zu haben, die mir sozusagen ein moralisches Recht gäben, erschöpft zu sein. Aber urteilt selbst, Freunde! 

Archivbild von 2020: St. Martin unter Corona-Bedingungen. Nicht wegen "never forget" oder so, sondern weil ich vom diesjährigen Martinstag kein vergleichbar interessantes Foto gemacht habe.

Wieder bei den Wölflingen 

Wie im vorigen Wochenbriefing schon angesprochen, fanden am ersten Samstag nach unserer Rückkehr aus dem Urlaub wieder Pfadfinder-Gruppentreffen statt, und vor die Wahl gestellt zwischen den Royal Rangers in Tegel und den KPE-Wölflingen in Schöneberg, fuhr ich mit dem Tochterkind wieder zu den letzteren. Dieses Meutentreffen war besser besucht als das vorige, etwas mehr als 20 Mädchen nahmen daran teil; darunter waren, wenn ich richtig gezählt habe, einschließlich meiner Tochter sechs Mädchen, die noch kein Wölflingsversprechen abgelegt haben. Zwischendurch versuchte ich mal zu visualisieren, wie meine Tochter in Klufthemd, mit Barett und Halstuch aussehen würde, und stellte fest: Ja, das kann ich mir gut vorstellen, sieht gut aus. 

Im Zentrum dieses Meutentreffens stand eine große und komplizierte Schnitzeljagd, deren Ziel es war, den von den Bandar-Logs entführten Mogli zu finden. Dazu mussten die Mädchen allerlei auf dem Gelände versteckte Hinweise suchen und entschlüsseln. 

Derweil gibt es nun auch Neuigkeiten zu den Bestrebungen, an einem weiter im Norden Berlins gelegenen Standort einen neuen KPE-Stamm zu gründen: Am letzten Sonntag des Kirchenjahres gibt es hierzu ein Infotreffen, allerdings bin ich ausgerechnet an dem Sonntag nicht da, sondern in der Nähe von München (Näheres dazu weiter unten). Ob Frau und Kinder ohne mich zu dieser Veranstaltung gehen werden, ist derzeit noch offen; aber im Auge behalten möchte ich auf jeden Fall, wie sich die Dinge dort entwickeln. 


Schwarzer Gürtel in KiWoGo 

Der vergangene Sonntag fiel auf den Weihetag der Lateranbasilika, und wie schon angekündigt, stand an diesem Termin auch der zweite Kinderwortgottesdienst der Saison in St. Joseph Siemensstadt an. Das Evangelium vom Tag war Johannes 2,13-22 – die Vertreibung der Geldwechsler aus dem Tempel, und zu diesem Thema hatten wir uns einiges vorgenommen. Ausgesprochen entzückt war ich, dass das Tochterkind freiwillig und unaufgefordert beim Aufbau mithalf; ob sich da schon der Einfluss der Pfadfinder-Pädagogik auswirkt? 

Ein vereinfachtes Modell des Herodianischen Tempels, mit dem Vorhof der Heiden in Grau und dem Vorhof der Israeliten in Gelb. Und natürlich Playmobil-Figuren.

Siebzehn Kinder nahmen diesmal am KiWoGo teil, somit also schon mal deutlich mehr als vor vier Wochen; größtenteils gehörten sie wohl zum aktuellen Erstkommunionkurs, es waren aber auch mindestens drei Kinder dabei, die schon Erstkommunion gehabt hatten. Zur inhaltlichen Schwerpunktsetzung bei diesem KiWoGo hatte ich ja schon anlässlich des Arbeitskreistreffens im September ein paar Stichpunkte festgehalten: Zunächst einmal macht das Tagesevangelium deutlich, dass Jesus – entgegen populärer Klischeevorstellungen – durchaus nicht immer nur lieb und nett ist. Sodann bietet sich die Perikope dafür an, mit den Kindern darüber zu reden, wie man sich im Haus Gottes respektvoll und der Würde des Ortes angemessen verhält. Der theologisch spannendere Teil der Perikope ist aber natürlich der, in dem Jesus auf den Tempel Seines Leibes hinweist: Gerade mit Blick auf die Erstkommunionkinder, so hatten wir schon bei der Vorbesprechung festgestellt, bietet sich da eine eucharistische Lesart an. Im Alten Bund war der Jerusalemer Tempel der Ort der Gegenwart Gottes in dieser Welt schlechthin; im Neuen Bund dagegen ist der Leib Christi dieser Ort der Gegenwart Gottes. Durchaus anspruchsvoller Stoff also, aber ich würde sagen, es gelang uns ganz gut, das alles unter einen Hut zu bringen. Nebenbei galt es auch noch, den Kindern wenigstens so viel Wissen über die Kultpraxis des Alten Bundes zu vermitteln, dass sie einordnen konnten, wieso es überhaupt Geldwechsler und Taubenhändler, Schafe und Rinder im Tempel gab. Mittendrin dachte ich mit einem Anflug von Stolz, dieser KiWoGo habe mehr inhaltliche Substanz als eine durchschnittliche Kinderkatechese beim JAM, und das ist aus meiner Sicht schon ein ziemlich großes Lob. Da lässt es sich dann auch verschmerzen, dass dieser KiWoGo in methodischer Hinsicht nicht unbedingt besonders originell oder innovativ war. 

Als ich nach der Messe meine Liebste fragte, wie sie diesen KiWoGo "auf einer Skala von 1 bis 10" bewerten würde, gab sie ihm eine 7½; ich würde sagen, das ist ein achtbares Ergebnis. Während des Kinderwortgottesdienstes hatte sie bereits eine kritisch-provokante Anmerkung eingeworfen, nämlich mit Bezug auf die Mahnung Jesu, das Haus Gottes nicht zu einer Markthalle zu machen: In unseren Kirchen würden doch auch z.B. vor Ostern Kerzen verkauft. Der Gemeindereferent kam daraufhin tatsächlich etwas ins Schleudern und räumte schließlich ein, besser wäre es, wenn das außerhalb des Sakralraums stattfände. Näher darauf einzugehen, hätte im Kinderwortgottesdienst sicherlich den Rahmen gesprengt, aber ich schätze, im Rahmen eines katechetischen Angebots für Jugendliche und/oder junge Erwachsene könnte es durchaus interessant sein, diese Frage zu vertiefen. 

Derweil hat das KiWoGo-Team keine Zeit, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen, denn es wartet eine Menge Arbeit auf uns: Für die Adventszeit sind nicht weniger als drei Kinderwortgottesdienste geplant, nämlich am 1., 3. und 4. Adventssonntag. Dazu soll es in der kommenden Woche, voraussichtlich am Dienstag, ein Vorbereitungstreffen geben. Das Thema wird uns also in den kommenden Wochenbriefing-Ausgaben noch ausgiebig beschäftigen! 


Eine Woche voller Martinstage

Ich schätze, man könnte es als ein ermutigendes Zeichen für den Zustand des christlichen Abendlandes auffassen, dass sich das Sankt-Martins-Brauchtum hierzulande, trotz der starken saisonalen Konkurrenz durch Halloween, immer noch einer robusten Vitalität erfreut. Allein die Internetpräsenz des Erzbistums Berlin wies für den Zeitraum vom 8.–15. November nicht weniger als 46 Martinsfeiern in Berlin, Brandenburg und Vorpommern aus, und dabei war diese Liste noch lange nicht vollständig. Nicht aufgeführt war da z.B. die ökumenische Sankt-Martins-Feier im Reinickendorfer Ortsteil Borsigwalde, die von der örtlichen evangelischen Kirchengemeinde in Zusammenarbeit mit dem Förderverein der katholischen Allerheiligenkirche ausgerichtet wird und die dort traditionell ein ziemlich großes Event ist – weshalb es ziemliches Aufsehen erregte, dass das Borsigwalder Martinsfest letztes Jahr ausfiel. Dieses Jahr fand es aber wieder statt, und eigentlich hatten wir angedacht, da zusammen mit einer alleinerziehenden Freundin und ihrem fünfjährigen Sohn hinzugehen, aber diese sagten kurzfristig ab. Wir gingen trotzdem hin. Die Feier begann mit einer Andacht in der Allerheiligenkirche, geleitet vom nigerianischen Pfarrvikar der Pfarrei St. Klara Reinickendorf-Süd (der in Allerheiligen seine Dienstwohnung hat) und einer evangelischen Pfarrerin, die in ihrem Talar wie verkleidet wirkte und in einem unangenehm theatralischen Tonfall sprach. Als jemand, der gute Beziehungen zu zwei freikirchlichen Gemeinden pflegt und dessen Sohn eine evangelische KiTa besucht, würde ich ja für mich in Anspruch nehmen, dass ich überkonfessioneller Zusammenarbeit durchaus aufgeschlossen gegenüberstehe, aber das, was im großkirchlichen Bereich gemeinhin unter der Bezeichnung Ökumene läuft, ist manchmal schon sehr cringe, wie die jungen Leute angeblich sagen. In diesem Zusammenhang registrierte ich nicht ohne eine gewisse Belustigung, dass der katholische Pfarrvikar die Gemeinde aufstehen ließ, wenn er das Wort ergriff, aber wenn die evangelische Pfarrerin dran war, setzten sich die Leut' wieder hin. – Die Kirche war übrigens ausgesprochen gut gefüllt, und man kann sich leicht ausrechnen, dass unter den Anwesenden wohl nicht wenige waren, die ansonsten eher nicht so oft in die Kirche gehen; indes schien es, dass noch mehr Leute draußen warteten, bis die Andacht vorbei war und der Laternenumzug losging. Dabei gehörte zu der Andacht auch das von Kindern im Grundschulalter aufgeführte Martinsspiel; ich würde sogar sagen, es bildete den Hauptteil der Andacht. Die Kinder lieferten eine ausgesprochen gelungene Performance ab; was den Text des Martinsspiels angeht, habe ich schon schlechtere Versionen zu Gesicht bekommen, allerdings auch schon bessere. Ein paar Details, die ich auf bezeichnende Weise fragwürdig fand, möchte ich hier hervorheben: So zeigte die erste Szene des Spiels den jungen Martin in einer Auseinandersetzung mit seinem Vater, die sich darum dreht, dass der Sohn Christ werden will, der Vater aber darauf besteht, dass er Soldat wird. Nun entspricht es zwar durchaus der Überlieferung, dass Martin die militärische Laufbahn nur widerwillig einschlug, aber den Eindruck zu erwecken, Christ zu werden oder Soldat zu werden seien Optionen, die sich ausschlössen, ist nicht nur historisch abwegig. – Gelinde gesagt bedauerlich fand ich auch, dass der Traum Martins, in dem ihm Christus mit dem halben Mantel erscheint, den er dem Bettler geschenkt hat, in diesem Spiel nicht vorkam. Gegen Ende des Spiels hieß es über Martins Amtsführung als Bischof von Tours: "Auch als Bischof bleibt Martin, wie er war. Er trägt weiter die Mönchskutte und kein prächtiges Bischofsgewand. Er lebt meistens im Kloster und nicht im Bischofspalast." Ach, und eine goldene Badewanne hatte er wohl auch nicht, was? "Einen solchen Bischof können viele Leute nicht verstehen." Ach nicht? – Mal ein bisschen Kontext: Als Martin Bischof von Tours wurde, lag die letzte reichsweite Christenverfolgung im Römischen Reich gerade mal 60 Jahre zurück; da würde ich ja eher bezweifeln, dass das Christentum sich in so kurzer Zeit so sehr als staatlich anerkannte und geförderte Religion etabliert haben sollte, dass man von einem Bischof geradezu erwartete, prächtige Gewänder zu tragen und in einem Palast zu wohnen. Aber ich stelle mich hier gerade absichtlich dumm: Es ist ja eigentlich klar, dass es bei solchen Aussagen nicht um historische Authentizität geht, sondern darum, mit Blick auf die Gegenwart ein bestimmtes Bild "von Kirche" zu propagieren. 

– Was mir gut gefiel, war, dass meine Tochter laut und kräftig das Vaterunser mitbetete, nachdem ich es bisher eher von ihr gewohnt war, dass sie dabei fast lautlos die Lippen bewegt. Ist das vielleicht auch etwas, was sie bei den Pfadfindern gelernt hat? 

Der anschließende Laternenumzug, angeführt von einem echten Pferd mit einer als St. Martin kostümierten Reiterin, führte von der Allerheiligenkirche zum Garten der evangelischen Gnade-Christi-Kirche, wo es ein großes Martinsfeuer und Verkaufsstände für Glühwein und Gebäck gab. Ich habe nicht genau auf die Strecke geachtet, möchte aber unterstellen, dass nicht der kürzeste Weg zwischen Start- und Zielpunkt gewählt wurde, denn das wären nur 350 Meter gewesen. Im evangelischen Pfarrgarten herrschte ein ziemliches Gedränge, und obendrein hatten wir wenig Lust, 2 Euro (zzgl. 2 € Becherpfand) für einen Becher Glühwein und/oder 2,50 Euro für ein Stück Hefeteiggebäck in Gänsegestalt auszugeben (Mir liegt bei solchen Gelegenheiten ja immer der Satz "Ich hatte nicht gedacht, dass das hier eine kommerzielle Veranstaltung ist" auf der Zunge, aber natürlich ist das nicht im eigentlichen Sinne kommerziell, sondern es ist eine Form von Fundraising für den Förderverein); daher traten wir schon recht bald den geordneten Rückzug an. 

Der eigentliche Martinstag fiel auf den Dienstag, und da hätte es gleich mehrere Optionen für uns gegeben, noch zu einer weiteren Sankt-Martins-Feier zu gehen: Die Freundin, die uns am Samstag abgesagt hatte, hatte vorgeschlagen, stattdessen den Laternenumzug an der Alten Fasanerie in Lübars mitzumachen, gleichzeitig stand die Möglichkeit im Raum, dass unsere Tochter nach Schulschluss mit einer Schulfreundin und deren Mutter zum Martinsspiel im Berliner Dom mit anschließendem Laternenumzug durch den Lustgarten gehen könnte, und wie im Vorjahr in St. Marien Maternitas in Heiligensee zur Sankt-Martins-Feier zu gehen, wäre theoretisch auch noch eine Möglichkeit gewesen. Tatsächlich kam dann aber nichts davon zustande – und vielleicht wäre das auch ein bisschen zuviel des Guten gewesen, schließlich stand am Mittwoch auch noch das Martinsfest der KiTa unseres Jüngsten an. So richtig Lust hatte ich darauf von vornherein nicht, ich wäre eigentlich lieber mit der Großen zum JAM gefahren, aber man kann sich's nicht immer aussuchen. Schließlich wurde es aber doch ganz nett – wobei ich es bezeichnend fand, dass der Knabe sich über das Fehlen eines berittenen St. Martin sowie darüber wunderte, dass wir nicht in eine Kirche gingen. Wie man sich vorstellen kann, war die Strecke des Laternenumzugs den Bedürfnissen und Fähigkeiten von Kindern unter sechs Jahren angepasst, es ging also im Prinzip nur "einmal um den Block", zwischendurch wurde auf einer kleinen Grünfläche Station gemacht, wo zu Akkordeonbegleitung ein paar Lieder gesungen wurden: "Ich geh mit meiner Laterne", "Durch die Straßen auf und nieder", "Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind" und zu guter Letzt "Laterne, Laterne, Sonne Mond und Sterne". Dann ging's zurück zur KiTa, in deren Garten eine Feuerschale und ein Fingerfood-Büffet aufgebaut worden waren. Für den Knaben war es offenkundig das Highlight der Veranstaltung, noch nach Einbruch der Dunkelheit mit seinen KiTa-Freunden im Garten klettern und schaukeln zu können und zu dürfen; sei ihm gegönnt. Gemessen daran, dass es sich um eine KiTa in kirchlicher (evangelischer) Trägerschaft handelt, fand ich, dass der religiöse Charakter der Feier ein bisschen arg kurz kam, aber umso besser ist es wohl, dass dies nicht die einzige Sankt-Martins-Feier war, bei der wir in diesem Jahr gewesen sind. Fast wären wir am gestrigen Freitag noch zu einer weiteren gegangen, nämlich zu derjenigen der Stadtmission Tegel; der Flyer sah recht vielversprechend aus: 

Seien wir ehrlich: Schon allein die Tatsache, dass die Stadtmissionsgemeinde sich die Mühe gemacht hatte, für ihr Martinsfest einen ansprechenden Flyer zu gestalten, hob diese Veranstaltung aus der Fülle der ähnlichen heraus. Der Text auf der Rückseite des Flyers versprach u.a.:

"Los geht's mit einer mitreißendem Geschichte rund um St. Martin, erzählt für Kinder und Erwachsene. Danach ziehen wir gemeinsam mit unseren selbstgebastelten Laternen und musikalischer Begleitung durch unsere Blechbläser zum Emstaler Platz – singend, lachend, leuchtend."
Okay: Abgesehen von der Ortsangabe hätte man mit demselben Wortlaut auch die Veranstaltung in Borsigwalde, bei der wir waren, bewerben können. Hat man aber eben nicht.

Was die Publikumsbefragung ergeben hat

Wir erinnern uns: Vorige Woche habe ich angekündigt, dass ich mit dem nahe bevorstehenden Ende des Kirchenjahres den Wochenbriefing-Reihentitel "Die 3 K der Woche" zur Ruhe betten möchte (und sei es nur, um mir nicht immer neue Begriffe mit K für die Überschrift aus den Fingern saugen zu müssen) und folglich einen neuen Reihentitel brauchen werde. Vier Titelideen habe ich daher auf Facebook und der App Formerly Known As Twitter zur Abstimmung gestellt, und während ich mit einer gewissen Befriedigung feststellen darf, dass jeder dieser Vorschläge zumindest vereinzelt Anklang gefunden hat, landeten doch zwei der vier Titeloptionen in der Publikumsgunst weit abgeschlagen – nämlich "Fährtensucher" und "In The Year 25/26". Ein Bloggerkollege meinte gar, "Fährtensucher" klinge "wie Schweinfarz"; eine einigermaßen vernichtende Kritik. Es zeichnete sich also recht deutlich ab, dass alles auf die Alternative "In Tempore Leonis oder Utopie und Alltag" hinauslaufen würde; auf Facebook lieferten diese beiden Titelvorschläge sich ein regelrechtes Kopf-an-Kopf-Rennen, während In Tempore Leonis auf X eindeutig vorn lag. Nun hatte ich ja von vornherein gesagt, die Publikumsbefragung solle lediglich beratende Funktion haben, aber angesichts des Ergebnisses stelle ich fest, dass es mir nach wie vor nicht leicht fällt, eine endgültige Entscheidung zu treffen. Okay, "endgültig" im vollen Wortsinne ist sie ja nicht, denn ungefähr in einem Jahr werde ich ja wohl wieder einen neuen Reihentitel brauchen, und da könnte man dann ja auf einen zurückgreifen, der diesmal nicht zum Zuge gekommen ist. Insofern könnte man natürlich sagen, In Tempore Leonis sei der aktuellere Titel, während Utopie und Alltag ein Titel sei, der "immer geht". Das zentrale Gegenargument ist jedoch, dass Utopie und Alltag sehr viel besser auf den Punkt bringt, wie ich meine Wochenbriefings auch im kommenden Kirchenjahr inhaltlich zu gestalten gedenke. Eine endgültige Entscheidung werde ich hier und jetzt allerdings nicht treffen; ein bisschen Zeit ist ja noch, und wer weiß, vielleicht macht der Leo in dieser Zeit ja noch irgendwas, was Aufschluss darüber gibt, ob es sich lohnt, die neue Wochenbriefing-Reihe seinem Pontifikat zu widmen...


Geistlicher Impuls der Woche

Wenn der Schwache in den kommenden Versuchungen nicht versagen soll, darf er sicher nicht durch falsche Hoffnungen getäuscht werden. Andererseits darf er auch nicht vor Schrecken zusammenbrechen. Sag ihm: "Wappne dein Herz für die Zeit der Versuchung!" (vgl. Sir 2,1) Vielleicht beginnt er zu straucheln und zu zittern und weigert sich, sich den Versuchungen zu stellen. Dafür hast du das andere Schriftwort: "Gott ist treu; er wird nicht zulassen, dass ihr über eure Kraft hinaus versucht werdet" (1 Kor 10,13). Dieses Versprechen und die Voraussage der kommenden Versuchungen bedeutet: den Schwachen stärken. Es gibt ja Menschen, die sich mehr wappnen, wenn sie hören, Versuchungen seien im Kommen, und die nach ihnen dürsten wie nach ihrem Trank. Sie verlangen nach dem Ruhm des Martyriums. Andere dagegen brechen zusammen und hinken, wenn sie von den unvermeidlich nahenden Versuchungen hören, die gerade über die Christen kommen müssen, Prüfungen, die nur der zu spüren bekommt, der wirklicher Christ sein will. Verbinde seine Wunden durch den Trost.  Sage: "Fürchte dich nicht! Der, an den du glaubst, lässt dich in der Versuchung nicht im Stich. Gott ist treu, er lässt dich nicht über deine Kraft versucht werden."
(Augustinus, Über die Hirten der Kirche)

 

Ohrwurm der Woche

David Dundas: Jeans On 


Ein Klassiker aus meinem Geburtsjahr; ursprünglich sollte dieses Stück tatsächlich nur ein Jingle für eine Jeanswerbung sein, und erst der Erfolg der Werbekampagne veranlasste die Songwriter dazu, dieses Werbejingle zu einem kompletten Drei-Minuten-Song auszubauen, um diesen als Single veröffentlichen zu können. Aus neuerer Zeit sind mir mehrere solcher Fälle bekannt (z.B. "Wir trafen uns in einem Garten" von 2Raumwohnung, ursprünglich eine Zigarettenwerbung), und nicht selten merkt man solchen Stücken die nachträgliche Erweiterung von 30 Sekunden auf über drei Minuten unvorteilhaft an; aber in diesem Fall geht's. Der Song besticht durch seine unbekümmerte Schlichtheit und passt mit seiner Glorifizierung simpler Freuden wie cooler Klamotten und Rumfahren mit der Liebsten perfekt ins Rock'n'Roll-Revival der 70er, dem wir z.B. auch die Serie "Happy Days" und das Musical "Grease" mitsamt dessen Verfilmung verdanken. 

Nun will ich allerdings nicht so tun, als hätte die Tatsache, dass dieser Song mein aktueller Ohrwurm der Woche ist, nichts mit der Debatte um die "Sydney Sweeney Has Great Jeans"-Kampagne von American Eagle zu tun. Ursprünglich hatte sich diese ganze Geschichte sozusagen nur am Rande meines Gesichtsfelds abgespielt: Sydney Sweeney war mir kaum ein Begriff (gehört hatte ich von ihr lediglich im Zusammenhang mit dem Film "Eden", den ich allerdings noch nicht gesehen habe), für Markenklamotten interessiere ich mich nicht und für Werbung für Markenklamotten folglich erst recht nicht; und darüber auf dem Laufenden zu bleiben, was es in den Medien so alles gibt, was irgendwelche Leute für rassistisch oder sonstwie diskriminierend halten, wäre wohl mindestens ein Vollzeitjob, und ich hab schließlich Familie. Aber nun wurde Sydney Sweeney für das Magazin GQ interviewt, und dieses Interview ging, wie man so sagt, viral; jedenfalls die Passage, in der die Interviewerin auf die Debatte um diese Jeanswerbung zu sprechen kommt und volle drei Minuten lang einen Anlauf nach dem anderen unternimmt, die Schauspielerin dazu zu bewegen, sich von den angeblichen eugenisch-rassistischen Untertönen dieser Werbekampagne zu distanzieren – und Sydney Sweeney sie einfach völlig ungerührt auflaufen lässt. Natürlich zog das nun auch wieder Kritik auf sich – Wieso kann bzw. will die Frau sich nicht einfach mal von Rassismus und Eugenik distanzieren, wenn man ihr die Gelegenheit dazu doch geradezu auf dem Silbertablett serviert? –, aber soweit ich gesehen habe, bestand die vorherrschende Reaktion wohl doch eher in Erheiterung über den Kontrast zwischen den peinlichen Verrenkungen, mit denen die Interviewerin der Schauspielerin das gewünschte Statement zu entlocken suchte, und der Gelassenheit, mit der Sydney Sweeney dies verweigerte. Daraus ist innerhalb kürzester Zeit ein Meme geworden, das das Potential hat, das altgediente Anakin Skywalker-/Padmé Amidala-Meme ("For the Better, Right?") zu beerben. 


Vorschau/Ausblick 

Die 52. und damit planmäßig letzte Folge der "3 K der Woche" steht bevor, und ein bereits feststehendes Thema für diese Wochenbriefing-Ausgabe wird die heutige erste Veranstaltung des Formats "Religiöse Kindertage" in St. Stephanus Haselhorst sein (Spoiler: War jut!). Am morgigen Sonntag wird in St. Joseph Siemensstadt das 90jährige Weihejubiläum der Kirche gefeiert, ich gehe mal davon aus, dass wir da hingehen werden. Am Dienstag – oder vielleicht am Donnerstag? – soll dann das Planungstreffen für die Advents-KiWoGos steigen; und am Freitag mache ich mich, gleich nachdem ich die Kinder zur Schule und zur KiTa gebracht habe, auf die Reise nach München. Was will ich in München? So direkt eigentlich nichts, aber im Umland von München – noch im Einzugsbereich der S-Bahn – wohnt eine ehemalige Mitschülerin, mit der ich seinerzeit in einer Band gespielt habe und die, gewissermaßen als Nachwirkung des 30-jährigen Abi-Nachtreffens im Frühjahr, zu einem Reunion-Wochenende eingeladen hat. Darauf freue ich mich schon seit Wochen wie ein Schnitzel, und es bleibt noch abzuwarten, ob daraus ein Thema für das übernächste Wochenbriefing oder eher für einen eigenständigen Artikel wird... 


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