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Samstag, 7. Juni 2025

Die 3 K der Woche (28): Kinder, Kirche, #kindergartenfrei adé?

Herzlich willkommen zum ersten Wochenbriefing im Herz-Jesu-Monat, Freunde! Ökumenische Grüße gehen raus an das Koptisch-orthodoxe Gemeindezentrum in Nordenham-Einswarden, das heute einen Tag der offenen Tür veranstaltet hat; da wäre ich ja gern dabei gewesen, aber vielleicht ergibt sich in den Sommerferien ja mal eine Gelegenheit zu einem Besuch. 

Diese Einleitung möge schon mal als Einstimmung darauf dienen, dass ich im vorliegenden Wochenbriefing den Blick wieder stärker als in den beiden vorangegangenen Wochen über den Tellerrand des persönlichen Nahbereichs hinaus richte. Aus dem Familienalltag gibt es in dieser Woche nämlich eigentlich nur ein großes Thema, und das wird bereits in der Überschrift angedeutet. Was alles Weitere angeht, lasst euch überraschen, Freunde... 

Neulich beim Aufräumen wiedergefunden: Ein von meiner Schwester gebasteltes Hochzeitsgeschenk. 


Eigentlich war ja gerade Pfingstnovene... 

...und eigentlich hatte ich den guten Willen gehabt, eine aktualisierte, d.h. datumsmäßig angepasste und die in den betreffenden Zeitraum fallenden Heiligengedenktage (Marcellinus und Petrus, Karl Lwanga und Gefährten, Bonifatius, Norbert von Xanten) berücksichtigende Version meiner erstmals 2019 ausgearbeiteten (und damals öffentlich in Herz Jesu Tegel vorgebeteten) Pfingstnovene zu erstellen und täglich auf Patreon zu posten. Wäre wahrscheinlich auch gar nicht so viel Arbeit gewesen, wenn mir a) rechtzeitig aufgefallen wäre, dass Pfingsten dieses Jahr nur einen Tag später ist als 2019 und ich daraufhin b) rechtzeitig die alte Datei auf meinem Computer 'rausgesucht hätte. Mitte der vorletzten Woche dachte ich noch, ich krieg das schon noch hin, am Himmelfahrtstag hatte ich dann erst mal andere Dinge im Kopf, und dann wurde ich krank. Tja. Am Freitag ging es mir so schlecht, dass ich mich nicht einmal dazu aufraffen konnte, still für mich allein die Pfingstnovene (in welcher Version auch immer) zu beten. Am Samstag war ich dann erst einmal reichlich frustriert darüber, den Beginn der Novene verpasst zu haben, rang mich gegen Abend aber doch dazu durch, die Gebete vom ersten Tag nachzuholen; am Sonntag betete ich dann zweimal Novene, morgens und abends oder richtiger gesagt vormittags und nachmittags, und hatte dem Rückstand aus meinem "Fehlstart" somit aufgeholt. Kurz darauf geriet ich aber prompt erneut in Rückstand, da ich am Montag den ganzen Tag nicht dazu kam, Novene zu beten – oder richtiger gesagt: Ein paarmal im Laufe des Tages hätte ich theoretisch Zeit dafür gehabt, aber diese Gelegenheiten versäumte ich, und am Abend war ich dann viel zu müde. 

Diesen Rückstand schleppte ich bis Donnerstag mir herum; am Mittwoch baute ich die Novenengebete in eine "Beten mit Musik"-Andacht mit dem Jüngsten in St. Joseph Tegel ein, die erste im Monat Juni. Hätte ich eigentlich gern an den folgenden Tagen wieder so gemacht, aber es fehlte an Zeit und Gelegenheit. 

Kein aktuelles Foto, sondern ein Fundstück aus meinem Symbolbilder-Archiv; aufgenommen in St. Stephanus Haselhorst. 

Was es zu diesem Thema aber sonst noch Interessantes zu sagen gibt: Ich war positiv überrascht, zu sehen, dass der Instagram-Kanal der Pfarrei St. Klara Reinickendorf-Süd einen Aufruf zum Beten der Pfingstnovene postete, mit einer wohl aus irgendeiner anderen Quelle übernommenen Vorlage für die täglichen Gebete, und das Ganze dann auch noch unterlegt mit einer aus dem Gebetshaus Augsburg stammenden Vertonung der Pfingstsequenz; leider allerdings nur als "Story", die nur 24 Stunden lang online blieb, und diese 24 Stunden waren wohl schon fast rum, als ich den Beitrag zum ersten Mal sah; denn als ich ihn mir etwas später noch einmal genauer ansehen wollte, war er schon nicht mehr da. 

Und wo ich gerade "Gebetshaus Augsburg" sagte: Dieses geistliche Zentrum hat – "natürlich", möchte ich fast sagen – ebenfalls eine Vorlage fürs tägliche Beten der Pfingstnovene ins Netz gestellt, mit folgendem sehr schlichtem Ablauf: 1. Stille, 2. Pfingstsequenz, 3. Betrachtung der Strophe + kurzer Impulsgedanke, 4. Gebet, 5. Abschluss mit dem Ruf "Komm, Heiliger Geist!". Dazu gab's einen kurzen Erklär-Text "Was ist eine Pfingstnovene?" sowie den Hinweis "Den täglichen Impuls findest Du in unserer Story". An sich eine schöne Idee, aber so ganz durchdacht scheint mir das mit den "Stories" doch nicht zu sein: Die einzelnen "Folien" (nennt man das so?) wechseln viel zu schnell, als dass man sie in Ruhe hätte betrachten können, und zudem gingen die Novenen-"Stories" ziemlich unter zwischen Videoclips von der Eröffnung eines neuen Gebäudeteils auf dem GebetshausCampus, nämlich des P7 EvebtHubs

Über die diesjährige Pfingstnovene des Hilfswerks Renovabis, die von dem früheren Bundestagspräsidenten und langjährigen "ZdK"-Mitglied Wolfgang Thierse verfasst wurde, möchte ich hier derweil lieber den Mantel des Schweigens breiten. 


Sonntag auf der Couch 

Nachdem meine Männergrippe am Samstag schon auf dem Rückzug zu sein schien, ging's mir am Sonntagmorgen erst mal wieder schlechter; vor allem hatte ich starke Kopfschmerzen und mir war ein bisschen übel. Alles in allem wohl Grund genug, mich von der Pflicht zur physischen Teilnahme an der Sonntagsmesse befreit zu fühlen, also blieb ich, während Frau und Kinder nach Haselhorst fuhren, zu Hause und sah mir auf YouTube die Live-Übertragung der Messe aus St. Joseph Siemensstadt an, die vom – wie ich immer gern sage – "örtlich zuständigen" Pfarrvikar zelebriert wurde. Die Kirche machte den Eindruck, ziemlich schwach besucht zu sein; das mochte zum Teil daran liegen, dass die Erstkommunion gerade vorbei war, und zum Teil auch daran, dass einige Leute das lange Wochenende nach Christi Himmelfahrt für einen Kurzurlaub genutzt hatten. YouTube zeigte auch nur sechs aktive Zuschauer an, aber ich muss sagen, ich war an diesem Sonntag recht froh, dass es diese Live-Übertragung gab – womit ich sagen will: Ich bin froh, dass offenbar nicht erwogen wird, den YouTube-Kanal wegen zu geringer Resonanz einzustellen. Ich betrachte das als ein gutes Beispiel dafür, dass Seelsorge sich nicht an weltlichen Maßstäben in Sachen Erfolg und Relevanz ausrichten sollte (oder sagen wir ruhig: darf): Selbst wenn ein seelsorgerisches Angebot nur eine einzige Person erreicht, kann es doch für diese eine Person das sein, was sie gerade gebraucht hat, und dafür "lohnt" es sich schon. 

Wobei ich zugeben muss: Dass es in die Kategorie "Seelsorge" fällt, einen Gottesdienst über audiovisuelle Medien zu verbreiten, um sie für Menschen zugänglich zu machen, die – aus welchen Gründen auch immer – nicht in der Lage sind, physisch daran teilzunehmen, ist mir so richtig erst an diesem Sonntag klar geworden. Ich jedenfalls fühlte mich seelisch gut versorgt, gerade nachdem die letzten Gottesdienste, an denen ich physisch teilgenommen hatte, einen gewissen spirituellen Hunger bei mir hinterlassen hatten

Im Mittelpunkt der wieder einmal nur knapp zehn Minuten langen, aber durchaus gehaltvollen Predigt stand die 2. Lesung dieses Sonntags, ein Auszug aus den Schlussworten der Offenbarung des Johannes (Offb 22,12-14.16-17.20). Ich will hier nur mal ein paar Sätze hervorheben: 

"Eucharistie ist jedesmal Hochzeit, wo der Herr Sein Ja zu uns sagt und wir unser Ja dem Herrn sagen." 

"Wenn Christus ein Lamm ist, dann brauchen wir auch den Geist dieses Lammes. Es vertraut darauf, dass Gott die Geschichte in der Hand hat und dass Gott die Geschichte zum Guten führt. Und dass der Geist des Lammes mächtiger ist als jede Gewalt und jede Schlauheit der Welt und jeder Betrug. Alpha und Omega, der Anfang und das Ende der Geschichte ist Christus. Wenn wir sozusagen unser eigenes Ding drehen, dann fallen wir irgendwie raus aus der Liebe, dann wird diese Geschichte krumm werden. Wenn wir den Geist des Lammes haben, dann sind wir geborgen vom Anfang bis zum Ende bei diesem Lamm, bei diesem auferstandenen Lamm." 

"Wir sind durch das Blut des Lammes reingewaschen, das heißt, durch Seine kostenlose Liebe, die uns geliebt hat, als wur arm, schwach, böse waren – und trotzdem hat Er uns geliebt. Das verändert das Herz eines Menschen." 

"Johannes Paul II. [hat] in einer Katechese gesagt: Warum schickt Gott [Adam und Eva] weg aus dem Paradies? Nicht um sie zu bestrafen, sondern damit sie nicht an den Baum des Lebens greifen und sozusagen ewig in diesem Zustand der Zerstrittenheit bleiben. Das ist den Engeln passiert: Die Engel, die sich von Gott losgesagt haben, haben keine Möglichkeit zur Umkehr. Adam und Eva haben einen Leib, eine Geschichte: Unter Mühsal wirst du den Acker bebauen, Krankheiten, was auch immer – all das sind die Orte, wo ein Mensch zurückkehren kann zur Umkehr, zum Baum des Lebens." 

Am Ende der Predigt wies der Pfarrvikar noch darauf hin, dass in zwei Wochen – am Dreifaltigkeitssonntag – das "Große Glaubensbekenntnis von Nizäa" gebetet werde; und "um das ein bisschen zu üben und vorzubereiten", betete er auch schon in dieser Messe das Nizänische Credo mit der Gemeinde. Könnte man für mein Empfinden ruhig öfter machen. (Vielleicht könnten's die Leut' dann irgendwann auch mal auswendig und müssten's nicht aus dem Gotteslob – Nr. 586 – ablesen.) 

Ungefähr zeitgleich mit der Messe in Siemensstadt waren meine Liebste und die Kinder im freikirchlichen Gottesdienst in der EFG The Rock Christuskirche in Haselhorst – wo sich unsere Große, wie ich hinterher erfuhr, einmal mehr dagegen entschied, unbegleitet zur Kinderkatechese für die 6-12Jährigen zu gehen, und stattdessen mit der Mami und dem kleinen Bruder nach oben in den Eltern-Kind-Raum ging. Als sie nach Hause kam, zeigte sie mir stolz das Portemonnaie, das sie dort gebastelt hatte. 

Das Bibelzitat hat allerdings eine Mitarbeiterin draufgeschrieben.

 

Wenn der Vater mit dem Sohne... in die KiTa geht 

Am Montag hat unser Jüngster seine KiTa-Eingewöhnung begonnen. Auf eigenen Wunsch, wohlgemerkt. Auf seine Initiative hin waren wir vor ein paar Monaten mal auf gut Glück in eine KiTa hineinmarschiert, an der wir auf unseren alltäglichen Streifzügen schon öfter vorbeigekommen waren, und hatten uns erkundigt, ob es dort einen Platz für ihn gäbe. Sehr im Gegensatz zu einer gewissen anderen KiTa in Tegel, bei der wir das auch schon mal so gemacht hatten, wurden wir ausgesprochen freundlich empfangen und durch die Räumlichkeiten geführt, und am Ende fragte mich die Mitarbeiterin, ob ich gleich ein Anmeldeformular ausfüllen wolle. Ich vergewisserte mich bei meinem Sohn, ob es ihm hier gefalle, und als er bejahte, füllte ich das Formular aus. Über die nächsten Wochen folgten noch ein paar Telefonate und zahlreiche weitere Formulare, und schließlich mussten wir noch die Masern-Impfung nachholen, die zum eigentlich geplanten Zeitpunkt aus Gründen, die ich hier nicht aufwärmen möchte, nicht stattgefunden hatte und dann quasi vergessen worden war. Aber dann waren wir startklar in Sachen KiTa. 

Gestatten: Flatti Dino, der Eingewöhnungsbegleiter unseres Jüngsten. Die Basecap stammt aus den Beständen der KiTa.  

Die Eingewöhnung hat jedenfalls sehr vielversprechend begonnen: Die Mitarbeiter sind sehr nett, auch die anderen Kinder machen den Eindruck, sich über einen neuen Spielkameraden zu freuen; mein Sohn selbst agierte am ersten Tag der Eingewöhnung zunächst schüchterner, als ich es von ihm gewohnt bin, kuschelte sich eng an mich und wollte meine Hand gar nicht loslassen, aber man versicherte mir, das sei am ersten Tag völlig normal. Tatsächlich dauerte es dann auch nur zwanzig Minuten, bis er innerlich in der KiTa "angekommen" war und fröhlich mit den anderen Kindern spielte, und ich musste nur noch zuschauen. Als wir wieder gingen, erklärte er mir mit Nachdruck, er freue sich darauf, am nächsten Tag wieder hinzugehen. Tatsächlich lief es auch an den nächsten Tagen wieder sehr gut; am Donnerstag ließ ich ihn erstmals für eine halbe Stunde "allein", und am gestrigen Freitag wieder genauso. 

Gleichwohl muss ich zugeben, dass es sich durchaus irgendwie komisch anfühlt, unseren Jüngsten in die KiTa zu geben, nachdem wir als Familie gut siebeneinhalb Jahre #kindergartenfrei gelebt haben. Und nachdem ich mich hier oft so überzeugt und geradezu kämpferisch pro-#kindergartenfrei geäußert habe, könnte ich mir vorstellen, dass es Leser gibt, für die sich das jetzt wie Verrat anfühlt. Allerdings hat Max Goldt mal gesagt, auch als Vegetarier sollte man ab und zu mal Fleisch essen, damit die Ernährungsweise nicht zur Ideologie und Ersatzidentität wird. Okay, der Vergleich hinkt. Ich versuche es anders zu erklären. 

Auch wenn hier zuweilen ein anderer Eindruck entstanden sein mag, waren meine Liebste und ich eigentlich nie fundamentalistische KiTa-Gegner. Jedenfalls längst nicht so sehr wie manche anderen Eltern, die wir in den letzten Jahren kennengelernt haben und deren Kinder dann meist irgendwann auf magische Weise doch in der KiTa landeten. Man wird natürlich nach und nach fundamentalistischer, wenn man sich in einer das alltägliche Leben betreffenden Frage so sehr gegen den gesellschaftlichen Mainstream stellt und dann naturgemäß den Kontakt zu in dieser Frage Gleichgesinnten sucht, um sich gegenseitig unterstützen zu können. Aber unser erstes Kind war schon fast neun Monate alt, ehe wir überhaupt von der Existenz einer #kindergartenfrei-Bewegung erfuhren. Zunächst einmal reagierten wir mit intuitiver Abwehr auf die von allen möglichen und unmöglichen Seiten an uns herangetragenen Anmutungen, wir sollten möglichst gleich nach der Geburt unseres Kindes, wenn nicht sogar schon vorher, einen KiTa-Gutschein beantragen und uns nach einem KiTa-Platz umsehen; wir sagten uns: Eigentlich haben wir das Kind nicht in der Absicht bekommen, es gleich wieder abzugeben. Über diese intuitive Reaktion hinaus spricht Vieles, was man so über frühkindliche Entwicklung hören und lesen kann, dafür, dass gerade in den ersten drei Lebensjahren eine enge Bindung an die Eltern wichtig für die psychisch-emotionale Gesundheit von Kindern ist, weshalb ich es grundsätzlich für wünschenswert halte, dass Kinder bis zum Alter von drei Jahren bei ihren Eltern bleiben, soweit diese die Möglichkeit dazu haben. Eine vernünftige Familienpolitik, so finde ich, sollte dies fördern und unterstützen, statt die KiTa-Betreuung für Unter-Dreijährige auszubauen. Weiter reicht mein Fundamentalismus in dieser Frage eigentlich nicht. Bei Kindern ab drei Jahren muss man halt abwägen, was für und was gegen KiTa-Betreuung spricht, und da kann man von Fall zu Fall zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Als unsere Große in das Alter kam, ab dem wir uns hätten vorstellen können, dass KiTa etwas für sie wäre, kam Corona, und eine KiTa-Eingewöhnung unter Corona-Bedingungen wollten wir weder ihr noch uns zumuten. Dann kam erst mal die Elternzeit mit dem kleinen Bruder, und danach hatte sie schon kein Interesse mehr am Thema KiTa und wollte lieber möglichst bald eingeschult werden. Unser Jüngster ist jetzt vier und will in die KiTa, und wie eingangs schon erwähnt, hat er sich seine KiTa selbst ausgesucht. Also probieren wir das jetzt mal. Wenn es sich nicht bewährt, dann nehmen wir ihn halt wieder raus. Aber bis jetzt, d.h. nach einer Woche Eingewöhnung, ist mein Eindruck durchaus positiv. 

Übrigens noch ein Wort zur Masern-Impfung: Meine persönlichen Kontakte in der #kindergartenfrei-Szene haben mir bestätigt, dass es eine Vielzahl ganz unterschiedlicher Gründe dafür gibt, warum jemande seine Kinder auch nach dem vollendeten dritten Lebensjahr nicht in die KiTa geben will; aber man muss zugeben, dass die vor einigen Jahren eingeführte Masern-Impfpflicht dabei eine größere Rolle spielt, als ich es erwartet hätte. Ich meine, ich bin in den 70ern geboren und auf einem Dorf in Norddeutschland aufgewachsen; da war es seinerzeit noch üblich, dass, wenn ein Kind Windpocken, Röteln oder Masern hatte, die Eltern aus der Verwandtschaft, Nachbarschaft oder dem Freundeskreis ihre eigenen Kinder vorbeischickten, damit sie sich ansteckten und es dann hinter sich hatten. So wurde auch ich noch gegen Windpocken, Röteln und Masern immunisiert. Tatsächlich waren Masern die schlimmste Krankheit, die ich als Kind hatte, und ich erinnere mich bis heute, wie elend ich mich gefühlt hatte, als ich mit Masern im Bett lag. Wenn meinen eigenen Kindern diese Erfahrung durch eine Impfung erspart bleibt, finde ich das gut – von den möglichen Folgeschäden einer Maserninfektion mal gar nicht erst zu reden. Trotzdem denke ich: Eine Impfung zu befürworten ist noch nicht dasselbe wie eine Impfpflicht zu befürworten. Letztere stellt schließlich einen staatlichen Eingriff in Elternrechte dar, dessen Legitimität man durchaus infrage stellen dürfen sollte. Das auch und vor allem beim Thema Corona ausgiebig strapazierte Narrativ, man müsse die Geimpften vor den Ungeimpften schützen, überzeugt mich jedenfalls nicht: Sollten die Geimpften nicht durch die Impfung geschützt sein? Und wenn das nicht der Fall ist, was soll das Ganze dann

– Okay, so viel erst mal zu den Beweggründen der Impfgegner-Fraktion innerhalb der #kindergartenfrei-Szene. In den nächsten Wochen wird sich dann wohl zeigen, ob und in welchem Ausmaß die Erlebnisse unseres Jüngsten in der KiTa Anlass zu weiteren Reflexionen darüber bieten werden, was an der flächendeckenden Fremdbetreuung von Kindern im Vorschulalter grundsätzlich kritisch zu beurteilen ist. 


Regenbogen über Butjadingen 

"Schon wieder?", mag sich Mancher fragen, der diese Überschrift liest, und das habe auch ich mich im ersten Moment gefragt, als ich auf dem Instagram-Account der Pfarrei St. Willehad eine unkommentierte Fotostrecke sah, die einen Wohnwagen und ein Zelt der Urlauberkirche am Hafen von Fedderwardersiel zeigte, und in trauter Eintracht mit zwei Beachflags mit dem Logo der Urlauberkirche flatterte eine Regenbogenflagge über der ganzen Szenerie. Näheren Aufschluss darüber, um was für eine Art von Veranstaltung es sich da handelte, erhielt ich aus der Online-Ausgabe des Pfarrblatts "Willehad aktuell"

"Am Himmelfahrtswochenende, 30. und 31. Mai 2025, veranstaltet unsere Urlauberkirche im Hafen von Fedderwardersiel einen Privatflohmarkt im Rahmen des Hafenschmaus-Festivals. Angeboten werden darf alles, was selbst auf Flohmärkten gesucht wird. Eine Standkarte ist gegen eine kleine Spende im Pfarrbüro erhältlich." 

Ach so. Und was hat die Regenbogenflagge jetzt damit zu tun? Im Grunde wohl nichts; ich schätze mal, man hatte die einfach noch da und wollte sie mal wieder benutzen. Dass die Campingplätze in Butjadingen, auf denen die Willehad-Urlauberkirche in der Badesaison aktiv ist, von einer Firma namens Regenbogen AG betrieben werden, ist in diesem Zusammenhang sicherlich zufällig, zumal diese Firma trotz ihres Namens keine Regenbogenfarben in ihrem Logo verwendet. Unter dem Strich bleibt, quasi als Nachhall der Regenbogenflaggen-Affäre von 2023, der doch ziemlich schräge Eindruck einer Identifikation der örtlichen katholischen Kirche mit der LGBTQ-Bewegung. Was ich dazu eigentlich schon letzten Sommer mal schreiben wollte: Im Internet kursiert immer mal wieder ein altes Stasi-Papier über "Erscheinungsformen negativ-dekadenter Jugendlicher in der DDR", und darin heißt es, die Punk-Szene in der DDR sei fest in der kirchlichen offenen Jugendarbeit verwurzelt und werde von Diakonen geleitet. Klingt bizarr, aber ich habe ein bisschen den Eindruck, über die LGBTQ-Szene in der Wesermarsch könnte man Ähnliches behaupten. 

Im Grunde scheint mir aber der Verdacht nahe zu liegen, dass das Hissen der Regenbogenflagge beim Flohmarkt in Fedderwardersiel nur ein Rückzugsgefecht ist. Dafür spricht auch, was man aus derselben "Willehad aktuell"-Ausgabe über die nächste "Nacht der Acht" erfährt, die 28. Juni ab 18 Uhr stattfinden soll. Wer's nicht weiß oder sich nicht gemerkt hat, die "Nacht der Acht" ist die Butjenter Version einer "Langen Nacht der Kirchen", an der sich sechs evangelische und zwei katholische Kirchenstandorte beteiligen. In der katholischen Kirche Herz Mariä in Burhave "begegnet man den Farben des Lebens, dem Klang von Brunnen und Klangschale", heißt es im Ankündigungstext für dieses Jahr; das mutet zwar arg heidnisch und esoterisch an und wäre daher durchaus zu problematisieren, aber auffällig erscheint mir hier vor allem das Abweichen von der programmatischen Linie der Vorjahre: Die "Nacht der Acht" im Sommer 2022 war der Ausgangspunkt der ganzen Butjenter Regenbogenflaggen-Affäre, denn da wirkte die Herz-Mariä-Kirche als "Segenskirche" mit, in der sich "Paare [...] segnen lassen" konnten – "ausdrücklich auch solche, die nach katholischem Recht nicht heiraten dürfen", und das Hissen der Regenbogenflagge am Fahnenmast neben dem Gebäude setzte ein unmissverständliches Zeichen, an was für Paare da insbesondere gedacht war. Auch im Rahmen der "Nacht der Acht" 2023 wurde an diesem Ort wieder ein Segen "unter den Farben des Regenbogens" angeboten: Dazu wurde "vor dem Altar [...] eine Art Zimmerspringbrunnen aufgestellt, mit dessen Wasser (fragen wir lieber gar nicht erst, ob es sich um Weihwasser handelte) die Besucher der Kirche sich selbst oder gegebenenfalls gegenseitig segnen konnten und sollten. Im Ernst." Und 2024 wurde "das 'Regenbogen'-Motto [...] in der Form umgesetzt, dass in der Kirche der Film 'Wie Gott uns schuf' gezeigt" wurde. Dass daran heuer, trotz aller Bemühungen der Synodalbewegten, Fiducia supplicans als Freibrief für die Segnung gleichgeschlechtlicher Beziehungen zu interpretieren, ja trotz der erst unlängst von der Gemeinsamen Konferenz von DBK und "ZdK" verabschiedeten Handreichung "Segen gibt der Liebe Kraft", nicht weiter angeknüpft wird, scheint mir ein gewisses Gespür dafür zu verraten, dass der Wind sich gedreht hat und die Tage der "Rainbow Church" gezählt sind. 


Umstrittenes im Bistum Münster 

Robert Barron, Begründer der Online-Evangelisierungs-Plattform "Word on Fire" und seit 2022 Bischof der Diözese Winona-Rochester im US-Bundesstaat Minnesota, soll im Sommer in Münster mit dem Josef-Pieper-Preis ausgezeichnet werden. Die Josef-Pieper-Stiftung begründete die Wahl des Preisträgers mit dessen Pionierarbeit im Bereich des Medienapostolats und würdigt Barron als "einen Theologen und akademischen Lehrer, der wie kaum ein anderer die modernen Medien zur Unterstützung der christlichen Verkündigung nutzt": 

"Mit seinen Büchern, Radio- und Fernsehsendungen und seinen Videos im Internet erreicht er ein Millionenpublikum – in den USA und weltweit. Und immer wieder schöpft er in seinen Vorträgen und Impulsen nicht zuletzt aus den Gedanken und Schriften Josef Piepers." 

Soweit, so einleuchtend; andere jedoch verbinden mit der Person des Bischofs von Winona-Rochester, der unlängst auch in eine Regierungskommission zum Schutz der Religionsfreiheit berufen wurde, ganz andere Assoziationen. So nannte das Münsteraner Bistumsblatt Kirche + Leben Bischof Barron schon in einem Beitrag vom 7. März "umstritten" und hob in diesem Zusammenhang besonders seine "Nähe zu Donald Trump" hervor – woran sich ja schon mal mindestens zwei Dinge ablesen lassen, nämlich erstens die allgemein sehr verbreitete Überbewertung von Politik, die sich in der Neigung äußert, Kirchenvertreter partout politisch verorten zu wollen, und zweitens den sehr verengten Blick auf die gesellschaftliche und politische Situation in den USA, der alles auf den Gegensatz zwischen "pro Trump" und "anti Trump" reduziert, wobei "pro Trump" natürlich böse und "anti Trump" ebenso natürlich gut ist. Wer da nun einwenden möchte, der durchschnittliche US-Amerikaner habe schließlich auch kein differenzierteres Bild von der europäischen Politik und Gesellschaft, dem möchte ich gern erwidern: Das mag wohl stimmen, aber ihr seid doch genau diejenigen, die sich einbilden, so viel schlauer zu sein als die doofen Amis. 

Noch bezeichnender ist die Reaktion des Diözesankomitees (nicht zu verwechseln mit dem Diözesanrat) des Bistums Münster, das anlässlich seiner Frühjahrsvollversammlung in der Bistumsakademie Franz-Hitze-Hause seine Missbilligung der Preisvergabe kundtat. Diese widerspreche den Werten des Gremiums, zu denen es gehöre, sich gegen "jede Form der Intoleranz" zu stellen. Man habe "besorgte und durchaus kritische Anfragen aus den Mitgliedsverbänden" erhalten. Als "sachkundige Person" in dieser Frage hatte das Diözesankomitee den Pressesprecher der Ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexualität und Kirche, Markus Gutfleisch, eingeladen, der auch Sprecher des Katholischen LSBT+ Komitees und Mitinitiator von #OutInChurch ist und Bischof Barron ankreidete, dieser habe sich "mehrfach queerfeindlich geäußert" und "befürworte die Politik des US-Präsidenten Donald Trump gegen trans* Menschen". – Was den letzteren Vorwurf angeht, hat Bischof Barron sich tatsächlich lobend über Trumps Erlass "Protecting Children from Chemical and Surgical Mutilation" geäußert; wer seine diesbezügliche Stellungnahme liest, wird allerdings unschwer feststellen, dass er diesen Erlass gerade nicht als "Politik gegen trans* Menschen" auffasst, sondern im Gegenteil der Auffassung ist, diese Politik komme gerade solchen Minderjährigen zugute, die sich für "trans*" halten oder denen man einredet, es zu sein, und da bin ich ganz seiner Meinung. Davon abgesehen wüsste ich von keinen "queerfeindlichen" Äußerungen Bischof Barrons, die über eine Bekräftigung der lehramtlichen Positionen der Kirche zu Homosexualität und anderen sexuellen Fragen hinausgegangen wären. Die ganze Tragikomik des Vorgangs liegt demnach darin, dass das Münsteraner Diözesankomitee (laut Eigenbeschreibung ein "freiwilliger Zusammenschluss der katholischen Verbände, Organisationen und kirchlichen Initiativen, der Kreis- und Stadtdekanatskonferenzen, des Komitees der Verbände im Offizialatsbezirk Oldenburg sowie weiteren Persönlichkeiten aus Kirche und Gesellschaft") den Einschätzungen eines Queer-Aktivisten (so bezeichnet Markus Gutfleisch sich selbst) eine höhere Autorität zumisst als der Lehre der Kirche selbst. Darin offenbart sich natürlich die den "Synodalen Weg" und seine Anhänger insgesamt kennzeichnende Auffassung, die Lehre der Kirche – in Fragen der Sexualität, aber auch in anderen Punkten – sei etwas, was man per Gremienbeschluss ändern könne. Man beschließt, ab sofort ist die katholische Kirche "queerpositiv" und "lgbtq-affirming", und wer diesen Schwenk nicht mitvollzieht, der ist fortan kein normaler katholischer Gläubiger mehr, sondern ein homophober Fundamentalist und Hassredner. Solche Zuschreibungen fallen umso leichter, als die Gremien und Verbände vielfach wohl von Leuten dominiert werden, die normale katholische Gläubige ohnehin nur von Weitem kennen

Eine offizielle Stellungnahme des Bistums Münster zu diesem Vorgang gibt es bisher nicht. Die Preisverleihung soll jedenfalls am 27. Juli im Priesterseminar Borromaeum stattfinden, Bischof Oster aus Passau soll die Laudatio halten, und zuvor soll es ein gemeinsames Pontifikalamt mit Bischof Barron in der Überwasserkirche geben. Queer-Aktivist Gutfleisch erklärte bei der Versammlung des Diözesankomitees, er "rechne damit, dass es rund um die Verleihung Protestveranstaltungen geben wird". Behalten wir das mal im Auge. 


Geistlicher Impuls der Woche 

Die Kirche fährt über das Meer dieser Welt wie ein großes Schiff und wird von den Wogen – das sind die Anfechtungen dieses Lebens – hin und her geworfen. Wir dürfen das Schiff nicht verlassen, wir müssen es lenken. Als Vorbilder haben wir dafür die frühen Väter, Klemens, Kornelius und die vielen andern in der Stadt Rom, Cyprian in Karthago, Athanasius in Alexandrien. Sie haben unter heidnischen Kaisern das Schiff Christi gesteuert. Sie haben die Kirche geleitet, sie gelehrt und verteidigt, für sie gearbeitet und gelitten bis zum Vergießen des Blutes. 

Die Wahrheit kann zwar niedergehalten, aber weder besiegt noch getäuscht werden. Lasst uns auf ihn vertrauen, der uns die Last aufgelegt hat. Was wir aus eigener Kraft nicht tragen können, das wollen wir tragen durch ihn. Wenn Gott es so will, wollen wir sterben für die heiligen Gesetze unserer Väter, damit wir mit ihnen das ewige Erbe erlangen. Wir wollen nicht stumme Hunde sein und schweigend zuschauen, nicht Mietlinge, die vor dem Wolf fliehen, sondern eifrige Hirten: Über die Herde Christi wollen wir wachen und allen Menschen jeden Ratschluss Gottes verkünden, den Großen und den Kleinen, den Reichen und den Armen, jedem Stand und jedem Alter, soweit Gott uns Kraft dazu gibt.

(Bonifatius, Brief über die Last des christlichen Hirtenamtes) 


Ohrwurm der Woche 

Mark Ambor: Belong Together 

Normalerweise kenne ich mich mit aktueller Popmusik überhaupt nicht aus, und das schon ziemlich lange nicht mehr; aber das relativiert sich ein bisschen dadurch, dass ich eine Tochter habe, die in die Schule geht und dort, z.B. in der Toberaum-Disco, durchaus nicht nur Kinderlieder hört. Neben all dem K-Pop und HipHop, der dort derzeit offenbar hoch im Kurs steht, scheint mir diese folkige Singer-Songwriter-Ballade, zu der bei der Schul-Talentshow vor den Osterferien zwei Mädchen eine reizende Tanznummer aufführten, geradezu rührend altmodisch. Auch das Video, in dem einfach nur der Sänger zu sehen ist, wie er sich ins hohe Gras fläzt, ist mir in seiner unspektakulären Art sympathisch. 


Vorschau/Ausblick 

Pfingsten steht vor der Tür! Am morgigen Pfingstsonntag feiert eine der liebsten Schulfreundinnen unserer Tochter Geburtstag, aber bevor die Feier losgeht, sollten wir noch genug Zeit haben, um in St. Joseph Siemensstadt in die Messe zu gehen. Am Pfingstmontag habe ich Geburtstag, am Dienstag gibt's einen weiteren freien Tag für meine Liebste und das Tochterkind, die KiTa-Eingewöhnung geht jedoch weiter. Am Donnerstag soll dann mein "Loch im Bauch" operiert werden, und dann bleibt erst mal abzuwarten, wie es mir danach geht. Ihr werdet es erfahren, Freunde! 


20 Kommentare:

  1. Impfpflicht als Möglichkeit, eine Herdenimmunität zu erlangen - um sich selbst und Nicht-Impfbare zu schützen und die Krankheit langfristig auszurotten.
    ;-) Impfbefürworterin Chiqitac

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    1. Ganz genau. Und sich impfen zu lassen zielt nicht in erster Linie auf individuellen Nutzen, sondern auf das Allgemeinwohl. Je mehr mitmachen, desto besser.

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    2. Eine vom Staat verordnete Impfpflicht ist abzulehnen. Aber sowas von.

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  2. Von meiner frühesten Kinderzeit in der DDR bin ich gesetzlich verordnete Impfungen gewöhnt - sie haben mir nie geschadet - bis heute tue ich mich mit Teilnahme an unterschiedlichsten Impfungen nicht schwer, wobei ich natürlich Abwägung zwischen Nutzen und ggf. Risiko versuche individuell vorzunehmen.

    Vieles in und an der DDR war schlecht - dieses allerdings nicht!

    Übrigens zählt für mich bei einer Impfung in allererster Linie erstmal der persönliche Schutz - und erst dann mit erheblichem Abstand der Schutz der Mitmenschen - da,widerspreche ich Egidius ganz enschieden!

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  3. Ein vom Staat verordnetes Haltegebot an einer roten Ampel ist abzulehnen. Aber sowas von.

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    1. Äpfel und Birnen. Schon mal gehört, werter Egidius?

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  4. Na klar.
    "Gemeinwohl". Schon mal gehört, Anonymus? Katholische Soziallehre. Schon mal gehört?
    Zitat z.B. "Wenn Leo XIII. an den Staat appelliert, die Lage der Armen in Gerechtigkeit zu lindern, so tut er das, weil er richtigerweise erkennt, daß dem Staat die Aufgabe obliegt, über das Gemeinwohl zu wachen. Daß er dafür zu sorgen hat, daß jeder Bereich des gesellschaftlichen Lebens, der wirtschaftliche miteingeschlossen, unter Beachtung der berechtigten jeweiligen Autonomie zur Förderung des Gemeinwohles beiträgt." (Hl. Papst Johannes Paul II., Enzyklika "Centesimus annus" (1991), Nr. 11.)
    Im moraltheologischen Diskurs gilt die Pflicht, staatlich legal angeordnete Verkehrsregeln zugunsten des Allgemeinwohls zu beachten, zunächst einmal als genauso bindend wie die staatlich legal angeordnete Impfpflicht. Im zweiten Schritt darf natürlich die Angemessenheit bestimmter Regeln hinterfragt und im demokratischen Verfahren überprüft werden, ebenfalls dürfen im konkreten Fall persönliche Dispensgründe gesucht werden. Die müssen sich aber ggf. einer Überprüfung durch öffentliche Gerichte stellen.

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    1. Das haben Sie sehr schön zitiert, werter Egidius. Hat aber nix mit einer wie immer gearteten Impfpflicht zu tun. Zumal es sich z.B. bei Corona um keine klassische Impfung gehandelt hat, sondern um eine Gen-Plörre, die ohne Beipackzettel an die Ärzte geliefert wurde.

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    2. Gen-Plörre ist kein angemessener Begriff für die Corona-Impfstoffe auf RNA-Basis.

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  5. Moment einmal. Nach meines Wissens einhelliger juristischer Meinung unterscheidet sich die Ordnungswidrigkeit (und somit erst recht der nicht einmal ordnungswidrige Gesetzesverstoß) von der Straftat dadurch, daß letztere eine Strafe (im juristischen Sinn des Wortes "Strafe") nach sich zieht und erstere explizit nicht. Und wodurch wird nun das Bußgeld (etc.) zur Nicht-Strafe? "Die Strafe unterscheidet sich durch ihren Tadelscharakter von den wertungsneutralen Maßregeln, aber auch von der Geldbuße des Ordnungswidrigkeitenrechts, welche zwar ein Übel darstellt, der aber der Charakter sozialethischer Missbilligung fehlt." (zitiert auf die Schnelle nach www.krimlex.de, Artikel "Strafe")

    Das heißt, in katholischen Jargon übersetzt: Der Staat *hat* zwar einen moralischen Gehorsamsanspruch, sogar, wenn er das denn will, unter schwerer Sünde (siehe z. B. beim hl. Thomas die Summa theol. II/II 105 I); aber wo er nicht mit dem Strafrecht um die Ecke kommt, macht er von diesem keinen *Gebrauch* (und wo er Dinge als bloße Vergehen verbietet, muß man, solange es um den Gehorsam geht, nicht unbedingt von schwerer Sünde ausgehen, aber das ist eine andere Frage...).

    Abgesehen vom Strafezahlen könnte man solche Anordnungen mithin als bessere Vorschläge einer Respektsperson behandeln :-)

    Klar: eine Einzelfallbetrachtung wohl bei den meisten Ordnungswidrigkeiten *außerhalb* des Verkehrsrechts dann doch feststellen, daß sie - läßliche - Sünden sind; beim Verkehr kann aber offensichtlich nicht einmal das gelten. Die Straßenverkehrsordnung verbietet ja nicht nur das Durchfahren einer roten Ampel (ohne eine Ausnahme für den immerhin ja denkbaren Fall, daß sie durch technischen Fehler auf Dauerrot festgefahren ist, zu erwähnen), sondern auch das schräge Überqueren einer Straße (§ 25 III 1) und gar das Nebeneinandergehen auf dem Gehweg durch Fußgänger bei Dunkelheit (§ 25 I 4). Und ja, das ist nicht nur Verordnungsverstoß sondern ordnungswidrig (§ 49 I Nr. 24). Also mal halblang. Das Gewissen kommt, solang der Staat mit so wenig Nachdruck redet, nicht ins Spiel.

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  6. Jedenfalls ist die Impfpflicht, was immer man für sich genommen von ihr hält (das ist eine interessante Debatte; und das Ergebnis könnte von der Krankheit und der Impfstoffart abhängen, hierzu vielleicht später), so oder so ein deutliches In-your-face für unsere liebe Pro-choice-Fraktion.

    Hier ist etwas, was der Staat (um nicht falsch verstanden zu werden: vielleicht ja zu Recht) für wirklich richtig hält, zum Beispiel sich gegen Masern impfen zu lassen; und da sagt er ganz offen: "Your body, my choice." Warum dann nicht auch bei (Zaunpfahl raushol wink-wink) anderen richtigen Dingen, die viel wichtiger und viel offensichtlicher richtig sind...?

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  7. Welchen Stellenwert hat die katholische Soziallehre? Für mich als gläubigen Christen? Für mich als mündiges, verantwortliches Mitglied eines demokratischen Gemeinwesens (national und international)? Welche Konsequenzen hat es, wenn JP II schreibt: "Dem Staat obliegt die Aufgabe, über das Gemeinwohl zu wachen. Daß er dafür zu sorgen hat, daß jeder Bereich des gesellschaftlichen Lebens, der wirtschaftliche miteingeschlossen, unter Beachtung der berechtigten jeweiligen Autonomie zur Förderung des Gemeinwohles beiträgt." ? Wenn Pp Franziskus dafür prlädiert, "an die Ränder zu gehen"? Wenn Pp Leo zu Beginn seines Pontifikats von "zu vielen Wunden" spricht, "die durch Hass, Gewalt, Vorurteile, Angst vor dem Anderen und durch ein Wirtschaftsmodell verursacht werden, das die Ressourcen der Erde ausbeutet und die Ärmsten an den Rand drängt. " Schön zitiert", wie Anonymus mir auf so einen Hinweis oben süffisant zuraunte - aber mit unseren Dilemmata bei privaten und gesellschaftlichen Entscheidungen hat das doch nun gar nichts zu tun!? Meinen Sie das wirklich? Dass unser Staat (D) sich für Entwicklungszusammenarbeit einsetzt, für eine nachhaltige Zukunft unserer Enkel und Urenkel, dass er Abtreibung für illegal erklärt hat, dass er für gesundheitliches Wohlergehen Sorge trägt, für Chancengleichheit und subsidiäre Hilfe für Menschen in Not, halte ich für den richtigen Weg in Richtung Gemeinwohl. Oder wie würden Sie die Aufrufe der Päpste seit Leo XIII. für heute konkretisieren? Wenn sich Christentum nicht im verantwortlichen Entscheiden konkretisiert, wird es zum frommen Schaum auf dem Egoismus-Kuchen.

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    1. "Förderung des Gemeinwohles beiträgt."

      Da sind wir beim springenden Punkt, werter Egidius. Während der Corona "Pandemie" z.B. wurde die sog. "Impfung" als Nonplusutra zur Aufrechterhaltung des Gemeinwohls angepriesen. Sie sei mehr oder weniger nebenwirkungsfrei, so Gesundheitsminister K. Lauterbach vor laufender Kamera. Das war eine glatte Lüge und hat dem "Gemeinwohl" einen nicht unerheblichen Schaden zugefügt. So wurden Menschen die sich der "Impfung" verweigerten, so wie meine Frau und ich, als "Blinddarm der Gesellschaft" bezeichnet. By the way: Die grundlegende Lehre des Christentums umfasst die Erlösung des einzelnen Menschen durch Jesus Christus und nicht das Gemeinwohl der Gesellschaft.

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  8. Meinen Sie das wirklich ernst?

    "31 Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen. 32 Und alle Völker werden vor ihm versammelt werden und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet. 33 Er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen, die Böcke aber zur Linken. 34 Dann wird der König denen zu seiner Rechten sagen: Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, empfangt das Reich als Erbe, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist! 35 Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen; 36 ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen. 37 Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben oder durstig und dir zu trinken gegeben? 38 Und wann haben wir dich fremd gesehen und aufgenommen oder nackt und dir Kleidung gegeben? 39 Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? 40 Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. 41 Dann wird er zu denen auf der Linken sagen: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist! 42 Denn ich war hungrig und ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir nichts zu trinken gegeben; 43 ich war fremd und ihr habt mich nicht aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir keine Kleidung gegeben; ich war krank und im Gefängnis und ihr habt mich nicht besucht. 44 Dann werden auch sie antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig oder fremd oder nackt oder krank oder im Gefängnis gesehen und haben dir nicht geholfen? 45 Darauf wird er ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan. 46 Und diese werden weggehen zur ewigen Strafe, die Gerechten aber zum ewigen Leben." (Mt 25, 31-46)

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  9. In Mt 25,31ff werden ganz konkret die geübten Werke der Barmherzigkeit aufgezeigt als Kriterium für Erlösung oder Verdammnis - Impfen gehört allerdings nicht dazu!
    Das Impfen als Barmherzigkeitswerk hochzustilisieren, wie Sie, Egidius, es tun, ist zu hochgestochen:

    Impfen lässt man sich in erster Linie zum Selbstschutz, erst in zweiter Linie ist darin ggf. auch ein Schutz für die Mitmenschen mitenthalten. Das ist natürlich gut und auch bei der Entscheidung für 3ine Impfung mit zu berücksichtigen.
    Trotzdem liegt i.d.R. die Letztentscheidung beim Einzelnen, und man sollte auch eine gegen eine Impfung fgefällte Entscheidung respektieren, z.B. wenn der potentielle Impfling dadurch Schaden an seiner Gesundheit befürchtet durch unerwünschte Nebenwirkungen.
    Was bei mir NICHT der Fall ist.

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  10. Es ist zwar schön, wenn jemand selbstlos an seine Lieben Mitmenschen denkt noch vor den eigenen Bedürfnissen- aber das wird vom biblischen Nächstenliebesgebot nicht gefordert noch jemand dazu verpflichtet.
    Es heisst: "Du sollst Deinen Nächsten lieben WIE dich selbst" nicht aber: " Du sollst Deinen Nächsten lieben MEHR als dich selbst."

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  11. Mich gruselt geradezu, wenn ich sehe, wie hier so gut wie alles auf Entscheidungen während der Coronapandemie eng(st)geführt wird. Allenfalls noch auf Lebenssituationen von Kommunionkindern im Beichtunterricht. Und alles andere, was gerade ansteht an brisanten Entscheidungen im privaten und gesellschaftlichen Kontext, hat ja nun mal gar nichts mit der Botschaft Jesu zu tun. Denn da ging es ja darum, den Eltern keine Widerworte zu geben, nicht zu naschen, in der Schule nicht zu schwätzen usw.
    Und wenn ich lese: "Es ist zwar schön, wenn jemand selbstlos an seine Lieben Mitmenschen denkt noch vor den eigenen Bedürfnissen- aber das wird vom biblischen Nächstenliebesgebot nicht gefordert", dann fallen mir Heilige wie Maximilian Kolbe ein, die so blöd waren, sich zu opfern.

    "Gefordert hat Jesus das nicht."
    Haben Sie schon mal das Neue Testament gelesen, wenn Sie hier im christlichen Kontext loslegen? Ich nenne nur Mt 16,25, Lk 14,11, nochmal Mt 25,40, Joh 15,13...

    Und zum Schluss drei Päpste zur "These" von US-Vizepräsident Vance (fast gleichlautend der Religions-Sprecher der deutschen AFD), Nächstenliebe erstrecke sich primär auf die Allernächsten in Familie und Ethnie:
    "Die christliche Liebe ist keine konzentrische Ausdehnung von Interessen, die sich nach und nach auf andere Personen und Gruppen erstrecken." (Franziskus im Februar 2025 an die USA-Bischofskonferenz)
    "JD Vance irrt sich. Jesus verlangt von uns nicht, unsere Liebe zu priorisieren." (Papst Leo XIV. auf X)
    Vorher schon Johannes Paul II. 1988: "Wir wissen auch alle, dass Gott am Ende unser Richter sein wird – als Bruder. Dieses Gericht wird die Welt betreffen und die Art und Weise, wie wir einander Brüder und Schwestern gewesen sind. Indem wir Geschwister der anderen sind, aller verschiedenen Leute, besonders aber der Leidenden, der Armen, sind wir auch ihm Geschwister gewesen."

    Christeln Sie halt weiter und waschen sich Ihren Pelz, ohne sich nass zu machen.

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    1. Niemand wird ernsthaft behaupten, dass z.B. der Blogbetreiber hier mich genauso liebt, wie seine Frau und seine Kinder. Er priorisiert seine Liebe und das ist auch vollkommen in Ordnung und von Gott so gewollt.
      Und wo wir gerade bei Zitaten sind:
      "Nur in der Wahrheit erstrahlt die Liebe und kann glaubwürdig gelebt werden. Die Wahrheit ist ein Licht, das der Liebe Sinn und Wert verleiht. Es ist das Licht der Vernunft wie auch des Glaubens, durch das der Verstand zur natürlichen und übernatürlichen Wahrheit der Liebe gelangt […] Ohne Wahrheit gleitet die Liebe in Sentimentalität ab. Sie wird ein leeres Gehäuse, das man nach Belieben füllen kann. Das ist die verhängnisvolle Gefahr für die Liebe in einer Kultur ohne Wahrheit. Sie wird Opfer der zufälligen Gefühle und Meinungen der einzelnen, ein Wort, das missbraucht und verzerrt wird, bis es schließlich das Gegenteil bedeutet".
      Benedikt XVI. CARITAS IN VERITATE
      Diese zufälligen Gefühle und Meinungen von denen Benedkit spricht, sind es, die die Verbrechen in der Corona-Zeit und in der völlig verfehlten Migrationspolitik nun der Gesellschaft um die Ohren fliegen. Genau das hat J.D. Vance gemeint als er davon sprach, dass die ungesteuerte Migration die eigenen Bevölkerung in Gefahr bringt. Dass ihn diese Aussage zum "Religionssprecher der AfD" macht, ist geradezu grotesk.

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    2. Vance ist nicht der "Religionssprecher der AfD". Wollte sagen: Dieser AfD-Sprecher hatte bereits vorher dasselbe zur "Nächstenliebe" gesagt wie später Herr Vance. Der Aussage von Vance zur Priorisierung der Nächstenliebe und der Politik der Zwangs-Abschiebung des US-Präsidenten haben sowohl Pp Franziskus als auch Pp Leo eindeutig widersprochen, auch wenn dasc manchem nicht in den Kram passt. Bibel, Soziallehre der katholischen Kirche und viele Päpste priorisieren ganz anders als der Neu-Katholik Vance und der Ideologe von der AfD.

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  12. Ach, Egidius, Sie brauchen mich gar nicht so anzupampen, wenn ich Ihre allzu hochgestochenen Forderungen etwas auf den Boden des allgemeinen christlichen Lebens zurückholte.
    Natürlich sind auch mir Worte des Herrn wie z.B. " Niemand hat eine größere Liebe, als wer sein eigenes Leben hingibt für seine Freunde" bekannt und auch natürlich als Ideal beherzenswert. Und nichts liegt mir ferner als heilige Menschen wie den Märtyrer P. Maximilian Kolbe etwa für das Opfer seines eigenen Lebens irgendwie zu verspotten, wie Sie es mir hier unterstellen.
    Aber wenn ein getaufter Christ z.B. in der Nazizeit es nicht zum Märtyrer brachte, ist noch längst nicht sicher, dass er verdammt wird am jüngsten Tag. Überlassen wir doch bitte die Beurteilung der Menschen Gott dem Herrn und dessen Barmherzigkeit, die uns einfachen sündigen Christen nicht zuletzt im heiligen Beichtsakrament zuteil wird.
    Übrigens waren Sie rs doch, Egidius, die hier so hochtrabend zumindest indirekt das Impfen als Dienst an der Gesellschaft hochhingen, also beschweren Sie sich nicht, wenn Ihre Disputanten eben am Beispiel des Impfens solches auf den Boden der Tatsachen zurückholen.
    Und sprechen Sie uns nicht gleich das Christsein deshalb ab. Sie wissen doch: "Mit dem Maß, mit dem ihr messt, ...

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