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Samstag, 24. Mai 2025

Die 3 K der Woche (26): Kinder, Kirche, Kommunion

Es ist schon wieder ein halbes Jahr rum seit der Einführung der neuen Wochenbriefing-Reihe "Die 3 K der Woche"; sollte ich mir da langsam schon mal Gedanken über den Namen und das Konzept der nächsten Wochenbriefing-Reihe machen? Bis vor Kurzem dachte ich ja noch, ehe es soweit ist, sind wir schon Pfarrhausfamilie in einer brandenburgischen Kleinstadt, da ergibt sich das von selbst; aber ganz so schnell geht das ja nun, wie sich gezeigt hat, doch nicht

Das aktuelle Wochenbriefing steht jedenfalls stark im Zeichen der Erstkommunion in St. Joseph Siemensstadt; dass ich so viel darüber schreiben würde, hatte ich ursprünglich nicht kommen sehen, geschweige denn beabsichtigt, aber dann fiel mir noch dieses und jenes dazu ein, und am Ende hätte man da locker einen eigenständigen Artikel draus machen können. Aber dann hätte ich das Wochenbriefing eben mit anderen Inhalten füllen müssen, und dafür fehlte mir am Ende die Zeit. Habe mich stattdessen dafür entschieden, ein paar andere Themen aus dem Wochenbriefing auszugliedern; Näheres dazu weiter unten... 

Kein aktuelles Foto, sondern ein Fundstück aus meinem Symbolbilder-Archiv. 

Katholizismus für Anfänger und Fortgeschrittene 

Wollte ich dieses Wochenbriefing chronologisch aufbauen, dann müsste ich eigentlich mit der Kinderparty anfangen, die letzten Samstag bei uns zu Hause stattgefunden hat; aber diese hebe ich mir – in Kombination mit einem von der Elternvertretung der Schule unseres Tochterkindes organisierten Picknick, bei dem wir heute waren – lieber für einen eigenständigen Artikel auf und fange hier mit dem Sonntag an. Da fanden vormittags nämlich zwei Ereignisse recht unterschiedlicher Qualität statt: einerseits, in Rom, die Messe zur Amtseinführung von Papst Leo XIV. und andererseits, in Berlin-Siemensstadt, die zweite Runde der diesjährigen Erstkommunion für den Gemeindeteil St. Joseph-St. Stephanus der Pfarrei Heilige Familie Spandau-Havelland. Die erste Runde hatte ich ja verpasst, weil ich in Nordenham war, und Frau und Kinder waren auch nicht dort gewesen. Allerdings kann man beide Erstkommunions-Gottesdienste auf dem YouTube-Kanal von St. Joseph Siemensstadt anschauen, und ich habe mir mal den Spaß gemacht – oder anders ausgedrückt: den Selbstversuch unternommen –, mir den, bei dem ich nicht war, anzuschauen und dabei darauf zu achten, ob ich Unterschiede zu demjenigen feststelle, bei dem ich war. Ergebnis: Doch, Unterschiede gab es durchaus. Tagesgebet, Lesung und Evangelium waren jeweils vom Tag, das hat man bei Erstkommunions-Gottesdiensten durchaus auch schon mal anders erlebt. Im übrigen gab es an beiden Sonntagen unterschiedliche Pannen. Das meine ich ganz ohne Bosheit, Pannen gibt es immer, das ist menschlich. Einmal stand ein Stuhl zu wenig im Altarraum, einmal fing die Messe mit Verspätung an, weil wichtige Mitwirkende im Verkehrsstau gesteckt hatten. Kleinigkeiten. Konzentrieren wir uns lieber auf das, was an beiden Sonntagen gleich war; da wäre zunächst die Liedauswahl zu nennen. Zum Einzug gab es "Lobe den Herren" mit einem ausgedehnten und sehr schönen Orgelvorspiel; zum Kyrie folgte "Meine engen Grenzen", ein Lied, von dem ich ja schon vor ein paar Monaten angemerkt habe, dass und warum ich es nicht leiden kann. Das Gloria – Nr. 168,1 im Gotteslob – verband lateinischen Text mit einer schwungvollen Melodie; zum Credo gab es eine gesungene Version des Apostolischen Glaubensbekenntnisses, bei der der Text abschnittsweise vom Kantor vorgesungen wird und die Gemeinde darauf antwortet "Amen, Amen, Amen, wir glauben" (Nr. 178 im Gotteslob) – das finde ich aus prinzipiellen Gründen schon mal besser als so manche handelsüblichen Credo-Lieder, deren Texte den Inhalt des Glaubensbekenntnisses nur so Pi mal Daumen oder stark verkürzt wiedergeben. Dass zur Gabenbereitung "Wenn das Brot, das wir teilen" (GL 470) gesungen wurde, muss man wohl als einigermaßen unvermeidlich hinnehmen; das Sanctus war nicht dem Gotteslob, sondern dem gemeindeeigenen NGL-Liederheft entnommen, aber unbeschadet meiner allgemeinen Vorbehalte gegenüber dem NGL-Genre hatte ich weder am Text noch an der Melodie etwas auszusetzen. Dasselbe kann ich auch über Kurt Mikulas Vaterunser-Vertonung sagen, die von in den Bankreihen ausgelegten Liedzetteln gesungen wurde. Zum Agnus Dei gab es einen deutsch-lateinischen Wechselgesang (GL 207), auch sehr schön; und zum Auszug wurde ein traditionelles Marienlied ("Sagt an, wer ist doch diese", GL 531) gesungen. Somit ergibt sich, was die Musiksauswahl angeht, insgesamt ein recht gemischtes Bild, aber ich würde doch sagen: besser als erwartet. 

Gemeinsam war beiden Gottesdiensten auch, dass die Lesung aus der Apostelgeschichte weggelassen und dafür die Lesung aus der Offenbarung des Johannes jeweils zweimal vorgetragen wurde, einmal auf Deutsch von einem Erstkommunionkind und einmal auf Polnisch von der Mutter eines Erstkommunionkindes, womit der Herkunft eines ziemlich großen Teils der Erstkommunionkinder bzw. ihrer Familien Rechnung getragen wurde. An dem Sonntag, an dem ich live dabei war, wurde die deutschsprachige Version der Lesung von einem Mädchen vorgetragen, das ich von den Kinderwortgottesdiensten her kannte und das sich dort immer sehr gut beteiligt hatte; ich fand ihren Vortrag sehr gut, besser als bei manchen erwachsenen Lektoren. Wenn ich sie nochmal sehe, sollte ich ihr das wohl sagen; und auch, dass sie gerne weiterhin zum Kinderwortgottesdienst kommen "darf". 

Die Fürbitten waren ebenfalls an beiden Sonntagen dieselben; es waren sechs an der Zahl, wovon fünf von Erstkommunionkindern vorgetragen wurden und die letzte ("für unsere Kinder, die heute zum ersten Mal die Heilige Kommunion empfangen") von einem Vater bzw. einer Mutter. Diese Fürbitten hinterließen bei mir ebenfalls einen recht gemischten Eindruck: Die erste galt "unsere[m] neuen Papst Leo XIV." und lautete "Bitte sende ihm den Heiligen Geist, damit er sein wichtiges Amt gut ausfüllen kann" – das fand ich gut; schlicht und kindgerecht formuliert und trotzdem theologisch sauber. Gleich darauf hieß es: "Guter Gott, wir bitten dich für Friedrich Merz, der letzte [bzw. vorletzte] Woche zum Bundeskanzler gewählt worden ist, und für seine Minister. Bitte schenke ihnen Weisheit und Kraft für ihre Regierungsarbeit." – Na ja: Fürbitten für die Regierenden sind natürlich absolut gängig, in der Heiligen Messe ebenso wie im Stundengebet, und inhaltlich ist an der Bitte, wie sie hier formuliert wurde, auch durchaus nichts auszusetzen; aber irgendwie pikte es mich doch, dass Friedrich Merz hier namentlich genannt wurde, so als sei es für die Fürbitte für die Regierenden irgendwie relevant, wer gerade regiert. Um's mal auf den Punkt zu bringen: Wäre Olaf Scholz zufällig kurz vor einem Erstkommunion-Termin zum Bundeskanzler gewählt worden, glaube ich nicht, dass er in einer Fürbitte namentlich erwähnt worden wäre. Vielleicht täusche ich mich ja, aber ich habe den Eindruck, hier ist die mehr oder weniger uneingestandene Auffassung am Werk, ein CDU-Bundeskanzler sei irgendwie in einem höheren Maße "unser" Bundeskanzler als einer von einer anderen Partei und/oder habe einen größeren Anspruch auf göttlichen Beistand. 'Tschuldigung, eigentlich hatte ich doch vor, hier weniger über Politik zu schreiben. Geht aber nicht, denn die dritte Fürbitte lautete:

"Guter Gott, wir bitten dich um Frieden in der Ukraine, im Nahen Osten und überall auf der Welt. Bitte mach, dass nicht nur bald die Waffen schweigen, sondern bewege auch die Herzen zur Umkehr, damit echter Frieden wachsen kann." 

Auch hier ist gegen den Inhalt der Bitte wieder überhaupt nichts einzuwenden; aber hätte es nicht genügt, zu sagen "für den Frieden überall auf der Welt"? Durch die Nennung bestimmter Konflikte, die die Anwesenden aus der Tagesschau kennen und zu denen sie mit hoher Wahrscheinlichkeit eine politische Meinung haben – und zwar nicht unbedingt alle dieselbe! –, wird die Fürbitte für den Frieden unterschwellig politisiert, und der einhellige Wunsch nach Frieden vermischt sich mit unterschiedlichen Auffassungen darüber, wer den Krieg gewinnen soll. Jedenfalls empfinde ich das so. 

Die vierte Fürbitte war jenen Kindern gewidmet, "denen es nicht so gut geht wie uns": "die keine Schule besuchen können" – äh. Da muss ich nun kritisch einwenden: Kinder dazu zu bringen, öffentlich Dankbarkeit dafür zu bekunden, dass sie zur Schule gehen können bzw. dürfen, ist problematisch. Zwar habe ich eine Tochter, die wirklich sehr gern zur Schule geht, aber gerade dieser Umstand erinnert mich quasi täglich daran, dass das nicht selbstverständlich, geschweige denn der Normalfall ist. Natürlich ahne ich hier nun den Einwand voraus "Auch wenn Kinder nicht immer Lust haben, zur Schule zu gehen, ist es trotzdem gut und wichtig für sie", aber auch davon bin ich als Schulpflichtskeptiker nicht überzeugt. Dem Satz "Alle Kinder sollten Zugang zu Bildung haben" stimme ich zu, aber das ist nicht dasselbe wie "Alle Kinder sollten zur Schule gehen". Neulich habe ich gelesen, dass ein Linken-Politiker gefordert hat, Hausaufgaben abzuschaffen. Das würde ich grundsätzlich als eine diskutable Forderung betrachten, aber dann las ich in diesem Zusammenhang den Satz "Lernen gehört in die Schule, nicht ins Wohnzimmer" und dachte: Das ist ja nun Quatsch. Huch, jetzt bin ich schon wieder bei der Politik gelandet. 

Kommen wir daher lieber mal zur größten positiven Überraschung und zum größten "Och nö"-Moment dieser Erstkommunion; und da möchte ich mit der positiven Überraschung anfangen, obwohl sie vom Ablauf her später kam: Die Kinder empfingen ihre Erstkommunion als Mundkommunion. Was sagste nun, Leser. Ich hatte schon seit einigen Jahren zunehmend unzufrieden auf dem Gedanken herumgekaut, dass die Erstkommunionkinder – was übrigens auch "zu meiner Zeit" schon so war – von vornherein gar nichts anderes "lernen" als Handkommunion; und siehe da, hier konnte man nun erleben, dass es auch anders geht. Übrigens wurde darum gebeten, von dem intimen Moment der Kommunionspendung keine Fotos zu machen; auch die YouTube-Übertragung der beiden Erstkommuniongottesdienste zeigt den Moment der Kommunionspendung nicht, stattdessen ist die Kamera in dieser Zeit auf die Marienfigur am Rand des Altarraums gerichtet. 

Nun müssen wir aber leider noch auf den "Och nö"-Moment eingehen, und der betraf die Predigt – oder das, was anstelle der Predigt kam. Der Zelebrant – Padre Ricardo aus Mexiko – erklärte, er habe drei Sätze formuliert, die er den Erstkommunionkindern mit auf den Weg geben wolle, damit sie sich in Zukunft stets daran erinnern; und diese drei Sätze habe er... in Umschläge gesteckt und in den Bankreihen unter den Sitzpolstern versteckt, und nun sollten alle mal unter ihren Sitzpolstern nachschauen, ob sie da einen Umschlag finden. 

Im Ernst. 

Die drei Sätze lauteten übrigens "Jesus ist unter uns gegenwärtig", "Jesus ist euer bester Freund" und "Jesus wartet auf euch". Inhaltlich alles durchaus nicht zu beanstanden, wenn auch als Quintessenz aus einem Dreivierteljahr Erstkommunionkatechese vielleicht ein bisschen mager. Aber diese Nummer mit den Umschlägen... Augenroll-Smiley. – Es scheint mir übrigens bezeichnend, dass meine Tochter während der Messe an diesem Sonntag – die alles in allem gar nicht so viel länger war als eine "normale" Messe – mehrmals klagte, ihr sei langweilig. Das mochte natürlich eine Vielzahl von Ursachen haben: Der kleine Bruder war schon den ganzen Morgen ausgesprochen launisch gewesen, und so etwas wirkt ja leicht ansteckend; wir hatten keine Snacks für die Kinder dabei, nicht einmal etwas zu trinken; und dass wir so weit hinten saßen, weil vor uns alles reserviert war, und die Kinder somit nicht viel sehen konnten außer den Hinterköpfen anderer Leute, spielte sicher auch eine Rolle. Gleichwohl scheint mir, diese Reaktion meiner Tochter zeigt – gerade wenn man sie damit vergleicht, wie aufmerksam und fasziniert sie etwa die; Karfreitags- und die Osternachtliturgie verfolgt hat –, dass der Versuch, die Messe "unterhaltsam" zu gestalten, nicht funktionierte

Noch ein Fundstück aus dem Symbolbilder-Archiv. 

In letzter Instanz läuft also auch dieses Jahr wieder alles auf meine ewige Klage hinaus, dass die Gestaltung von Erstkommunion-Gottesdiensten in aller Regel auf ein Publikum zugeschnitten ist, das "mit Kirche" nicht viel am Hut hat. Zugegeben, wenn man von dem großen "Och nö"-Moment absieht, war das diesmal weniger ausgeprägt als "sonst schon mal"; möglicherweise hing das damit zusammen, dass, wie die Namensschilder an den reservierten Bänken verrieten, ein großer Teil der Anwesenden polnischer Herkunft war und dass in diesen Familien die Kirchenbindung und die Vertrautheit mit der Liturgie tendenziell noch größer ist. Aber wie dem auch sei: Dass es ziemlich viele eher "kirchenferne" Familien gibt, die aber dennoch Wert darauf legen, dass ihre Kinder zur Erstkommunion gehen, ist – jedenfalls bisher noch – eine Tatsache, mit der man rechnen muss; und auch wenn ich persönlich große Schwierigkeiten habe, mich in diese Leute hineinzuversetzen, halte ich es im Grundsatz für richtig, dass die Kirche bestrebt ist, die Verbindung zu ihnen nicht ganz abreißen zu lassen. Hingegen bin ich nicht überzeugt, dass man ihnen einen Gefallen damit tut, die Gottesdienste, zu denen sie dann doch mal kommen, ihnen zuliebe besonders "niederschwellig" und "unterhaltsam" zu gestalten. Aber damit erzähle ich ja niemandem etwas Neues. 

Was meine wohl hinlänglich bekannten Vorbehalte gegenüber der landläufigen Erstkommunion-Praxis angeht, möchte ich hier übrigens auch ein Gespräch erwähnen, das ich Anfang März mit dem Pfarradministrator der Gemeinde führte, in der wir gern unser Projekt "Pfarrhausfamilie" hätten starten wollen. Unter anderem fragte ich ihn da auch "Wie ist das bei euch eigentlich mit Erstkommunion?" (Schließlich ist das Thema für uns – sprich: für unser ältestes Kind – nicht mehr so sehr weit weg.) "Na jaaa", erwiderte der Pfarradministrator gedehnt, "alle paar Jahre haben wir mal ein Kind. – Aber dafür ist die Vorbereitung dann auch viel intensiver, und individueller", fügte er hinzu. Ich muss sagen, ich fand diese Perspektive gar nicht so übel, zumal es in meiner eigenen Kindheit durchaus ähnlich war: In meinem Erstkommunion-Jahrgang in Herz Mariä Burhave waren wir zu zweit

Historisches Foto aus dem Jahr 1984, leicht verfremdet aus Datenschutzgründen. 

Was derweil die Messe zur Amtseinführung des Papstes angeht, hatte ich schon beim Frühstück in die Vorberichterstattung bei EWTN 'reingeschaut, bei der wieder einmal mein alter Freund Rudolf Gehrig mit von der Partie war; während der Busfahrt nach Siemensstadt sah ich mir auf dem Handy den großen Einzug an (der eigentlich ein Auszug war, da die Messe draußen, auf dem Petersplatz, gefeiert wurde) und dachte: Boah. Das sind so die Momente, in denen die katholische Kirche zeigt, was sie drauf hat. Säkularisierung? Nicht mit uns. (Lustigerweise registrierte ich später auf Facebook, dass es durchaus auch Stimmen gab – allerdings nicht aus Deutschland –, die kritisierten, die Messe sei nicht feierlich genug gewesen, die liturgischen Gewänder nicht prunkvoll genug etc.; das alles habe eine fast schon protestantische Nüchternheit ausgestrahlt. Und ich dachte: Euer Ernst? Also, Freunde, man kann's auch echt übertreiben.) Weitere Teile der Messe schaute ich mir später in der Aufzeichnung an. 

– Übrigens sehe ich voraus, dass die Gegenüberstellung dieser beiden kirchlichen Ereignisse den Einwand herausfordert, man könne doch einen Erstkommunion-Gottesdienst in einem Arbeiterviertel im Nordwesten Berlins nicht mit einer Papstmesse auf dem Petersplatz vergleichen. Darauf möchte ich mit einem Ausspruch meines alten Deutschlehrers antworten: "Es gibt ja auch Menschen, die meinen, man könnte Äpfel nicht mit Birnen vergleichen. Natürlich kann man das. Es handelt sich in beiden Fällen um Obst." Unsinnig wäre es lediglich, dem Apfel einen Vorwurf daraus zu machen, dass er keine Birne ist, oder umgekehrt. Will sagen: Selbstverständlich gibt es zwischen einem Erstkommunion-Gottesdienst in einem Arbeiterviertel im Nordwesten Berlins und einer Papstmesse auf dem Petersplatz eine Vielzahl von Unterschieden, die nicht nur unvermeidlich, sondern auch sinnvoll, d.h. dem unterschiedlichen Anlass und Rahmen angemessen sind. Trotzdem haben beide Ereignisse, strukturell gesehen, weit mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede; ja, ich würde noch weiter gehen und sagen, im Kern sind beide dasselbe, nämlich eine Heilige Messe in der Ordentlichen Form des Römischen Ritus; oder mit etwas mehr katholischem Pathos gesagt: eine Feier des Heiligen Messopfers, in dem, wie es im Gabengebet zum 4. Sonntag der Osterzeit heißt, "das Werk der Erlösung fortgeführt" wird. Ich würde denken, wenn man sich diesen Umstand bewusst macht, müsste man eigentlich von selber merken, dass so ein Pipifax wie "Umschläge unter den Sitzpolstern verstecken und die Gottesdienstteilnehmer danach suchen lassen" da herzlich schlecht reinpasst. Mehr noch: Wie ich schon vorige Woche unter der Zwischenüberschrift "Noch ein bisschen Konklave-Feedback" angedeutet habe, glaube ich, man könnte (und sollte) aus der großen öffentlichen Resonanz, die den Riten von der Beisetzung des alten Papstes bis zur Amtseinführung des neuen zuteil geworden ist, die Lehre ziehen, dass eine feierliche Liturgie, auch wenn sie nicht gerade "niederschwellig" im üblichen Verständnis dieses Wortes ist, ihre Wirkung auch auf ein kirchenfernes Publikum nicht verfehlt. 

Nachdem ich weiter oben übrigens recht ausführlich auf die Fürbitten bei den beiden Erstkommunion-Gottesdiensten eingegangen bin, möchte ich auch hier einen vergleichenden Blick auf die Papstmesse werfen; abgesehen davon, dass dort an erster Stelle "für die heilige Kirche Gottes" gebetet wurde ("Möge der allmächtige Gott durch das Vorbild Seiner Treue alle Hirten und Gläubigen darin stärken, das Evangelium in bedingungslosem Gehorsam [!] zu leben"), ergaben sich da nämlich durchaus auffällige Parallelen. Auch hier folgte nämlich auf eine Fürbitte "für unseren Papst Leo" ("Möge der allmächtige Gott in Seiner Gnade ihn schützen und bewahren in der Ausübung seines Amtes als Nachfolger des Apostels Petrus und Hirte der universalen Kirche") eine "für die Regierenden" (von denen ja aus aller Welt so einige, darunter auch Friedrich Merz, persönlich anwesend waren): "Möge der allmächtige Gott durch Seine Weisheit ihren Verstand erleuchten und sie führen beim Aufbau einer Zivilisation der Liebe." Es folgen dann noch Fürbitten "für alle Armen und Kranken auf der Welt" ("Der allmächtige Gott gewähre ihnen in Seiner Vorsehung Erleichterung, Trost und Hoffnung, auch durch die Liebe ihrer Brüder und Schwestern") sowie "für die Familie Gottes, die heute hier versammelt ist" ("Möge der allmächtige Gott durch Seine Heiligkeit unser aller Leben verwandeln und uns Jesus Christus immer ähnlicher machen"). Ich denke, auch unabhängig von der dem jeweiligen Anlass entsprechenden sprachlichen Form werden hier sowohl die grundsätzlichen Übereinstimmungen als auch die unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen recht gut deutlich; und damit nun aber auch genug von diesem Thema! 


Gesundheits-Update 

Denjenigen Lesern, die sich seit dem vorigen Wochenbriefing womöglich Sorgen wegen meines "Lochs im Bauch" machen, sei in aller Kürze mitgeteilt: Ja, das Loch ist immer noch da; allerdings hat der Arzt, bei dem ich am Montag war, mich erst mal beruhigt: Er behandelt solche Fälle seit 14 Jahren, und auf der Basis dieser Erfahrung meint er, Grund zur Besorgnis gebe es erst mal nicht: Eine OP sei zwar ratsam, aber nicht sonderlich dringend. Habe jetzt einen OP-Termin für Mitte Juni ins Auge gefasst, das verschafft uns etwas Luft, uns darum zu kümmern, wie wir unseren Alltag organisieren, wenn ich nach der OP ein paar Wochen lang nicht voll belastbar sein werde. (Gespannt darf man sein, ob ich in dieser Zeit mehr oder eher weniger zum Bloggen kommen werde... Aber das ist ja "noch ein bisschen hin", wie wir Norddeutschen sagen.)


Vermischtes aus der religiösen Frühförderung 

Diese Rubrik möchte ich mal mit einer Anekdote beginnen, die chronologisch eigentlich schon ins vorige Wochenbriefing gehört hätte: Am Dienstag und am Mittwoch jener Woche trafen unser Jüngster und ich uns jeweils am frühen Nachmittag in einem Bäckerei-Café mit meiner Liebsten, um von dort aus gemeinsam das Tochterkind von der Schule abzuholen. Dieses Bäckerei-Café hat einen schönen und gut ausgestatteten Kinderspielbereich einschließlich einer Spielküche, und an einem der genannten Tage spielte unser Knabe da zusammen mit seiner Mami "Kochen und Essen" – und zwar, wie ich mit Interesse registrierte, nicht ohne sie daran zu erinnern, dass sie vor dem Essen beten sollten. Damit nicht genug, wollte er vorbeten, und zwar nicht das Tischgebet, das bei uns zu Hause üblicherweise zum Einsatz kommt, sondern ein selbst ausgedachtes. Das ging ungefähr so: 

"Lieber Gott, wir sind nicht alleine, denn wir glauben an dich. Amen." 

Kurz, aber auf den Punkt! Ich muss sagen, ich war schwer beeindruckt. Zur Erinnerung, der Junge ist gerade erst vier Jahre alt geworden. 

Auch noch erwähnenswert ist, dass unser Jüngster neulich – auf dem Heimweg vom "Beten mit Musik", das wir in den letzten Wochen wieder zweimal wöchentlich abgehalten haben – die Frage aufwarf, wann er denn den neuen Papst mal kennenlernen könne. So eine Frage ist natürlich gar nicht so leicht zu beantworten, aber immerhin brachte sie mich auf die Idee, wir könnten vielleicht nächstes Jahr (da die in diesem Jahr noch bevorstehenden Schulferien bereits verplant und die Urlaubsreisen schon gebucht sind) mal nach Rom fahren. Da war ich schon ewig nicht mehr – bei meinem letzten Besuch war noch der Hl. Johannes Paul II. Papst. Meine Liebste findet die Idee auch gut... 

Zum JAM kam ich, anders als in der Woche zuvor, diesmal wieder mit, allerdings ging ich da ins Elterncafé, wo weiter am Markusevangelium gearbeitet wurde – dazu würde mir durchaus auch die eine oder andere Anmerkung einfallen, aber darauf komme ich eventuell ein andermal zurück. Über die Kinderkatechese konnte ich im Gespräch mit dem Tochterkind beim anschließenden Abendessen immerhin ermitteln, dass da die Bekehrung des äthiopischen Kämmerers (Apostelgeschichte 8,26-40) behandelt worden war. Ich glaub, beim nächsten Mal versuche ich mich wieder vor dem Elterncafé zu drücken... 


De mortuis nil nisi bene 

Die Messe am Mittwoch in Heiligensee hielt der leitende Pfarrer von St. Klara Reinickendorf-Süd; er kam ein bisschen zu spät, und in seinen Begrüßungsworten teilte er der Gemeinde mit, ihn habe "gerade eben" die Nachricht erreicht, dass sich ein altgedientes und den Anwesenden gut bekanntes Gemeindemitglied "in die Ewigkeit veranschiedet" habe. In den gut eineinhalb Jahren, seit ich einigermaßen regelmäßig mit meinem Jüngsten in St. Marien Maternitas Heiligensee zur Werktagsmesse mit anschließendem Frühstück gehe, ist dies bereits der dritte Todesfall innerhalb des "harten Kerns" der dortigen Gemeinde – was natürlich in erster Linie etwas über die Altersstruktur dieser Gemeinde aussagt, aber zu denken gibt es irgendwie doch. Im aktuellen Fall handelte es sich bei dem Verstorbenen um einen pensionierten Lehrer – mir scheint, es gibt bemerkenswert viele pensionierte Lehrer und Lehrerinnen in der Stammbesetzung der Mittwochsmesse und der Frühstücksrunde in St. Marien Maternitas –, der noch bis vor Kurzem recht regelmäßig den kombinierten Küster-, Lektoren- und Ministrantendienst in der Messe versah und den ich hier mal etwas ungnädig als "Erzlaien" tituliert habe, unter anderem deshalb, weil er sich zuweilen nicht scheute, dem zelebrierenden Priester ins Wort zu fallen. Auch sonst war er nicht selten durch einen gewissen Hang zur Wichtigtuerei aufgefallen, und wie ich einigen bei der Frühstücksrunde aufgeschnappten Gesprächsfetzen entnehmen konnte, hatten die anderen Mitglieder der örtlichen Kerngemeinde das durchaus auch so empfunden – aber, und das ist das eigentlich Spannende daran, jetzt, wo er tot war, wurden seine Eigenheiten und Schrullen (z.B., dass er häufig Kalenderblätter aus dem Gärtner Pötschke-Abreißkalender zur Frühstücksrunde mitbrachte, um mit gravitätischem Pathos die auf den Rückseiten abgedruckten Gedichte vorzutragen) rückblickend als irgendwie liebenswert empfunden. Und ich muss sagen, mir selbst ging's auch so. Konnte mich sogar des Gedankens nicht erwehren, ich könne froh sein, wenn Leute so auch über mich denken, wenn ich mal tot bin. 


Geistlicher Impuls der Woche 

Das Gleichnis vom Sämann spricht genau von der Dynamik des Wortes Gottes und den Wirkungen, die es hervorbringt. Die Art und Weise, wie dieser „verschwenderische“ Sämann den Samen aussät, ist ein Bild für die Art und Weise, wie Gott uns liebt. Es stimmt zwar, dass das Schicksal des Samens auch davon abhängt, wie der Boden ihn aufnimmt und in welcher Situation er sich befindet, aber in erster Linie sagt uns Jesus mit diesem Gleichnis, dass Gott den Samen seines Wortes auf alle Arten von Boden sät, das heißt in jede unserer Situationen: Manchmal sind wir eher oberflächlich und abgelenkt, manchmal lassen wir uns von der Begeisterung mitreißen, manchmal sind wir von den Sorgen des Lebens belastet, aber es gibt auch Zeiten, in denen wir verfügbar und aufnahmebereit sind. Gott ist zuversichtlich und hofft, dass die Saat früher oder später aufgehen wird. So liebt er uns: Er wartet nicht darauf, dass wir der beste Boden werden, er gibt uns immer großzügig sein Wort. Wenn wir sehen, dass er uns vertraut, wird in uns vielleicht der Wunsch geboren, ein besserer Boden zu sein. Das ist die Hoffnung, die sich auf den Felsen der Großzügigkeit und der Barmherzigkeit Gottes gründet. 

(Papst Leo XIV., Generalaudienz vom 21.05.2025


Ohrwurm der Woche 

Mary Mary: Shackles (Praise You) 

Ich kann mich nicht erinnern, wann und wo ich diesen Song aus dem Jahr 2000 erstmals gehört habe, vielleicht im Radio, vielleicht in einem Klamottengeschäft; jedenfalls wäre ich damals sicher nicht auf die Idee gekommen die Nummer in das Genre "Lobpreis" einzuordnen, und da ging es mir offenbar nicht alleine so, denn andernfalls wäre es wohl nicht so erfolgreich in den säkularen Charts gewesen (Platz 28 in den USA, 25 in Deutschland). Einen Remix von "Shackles" habe ich erst neulich, am Muttertag, in einem Restaurant in Nordenham gehört, in dem ich mit meiner Mutter essen war. Dass es sich um ein Lobpreislied handelt, ist mir wohl erst durch die auf der Compilation "Feiert Jesus! 12" enthaltene Coverversion von Andrea Adams-Frey klar geworden; und dann habe ich mal eine sehr "abgespeckte" Akustik-Version live im Gebetshaus Augsburg gehört, als ich dort im Frühjahr 2018 für ein paar Tage mit meiner Familie zu Gast war. Der als Urban Gospel oder auch Urban Contemporary Gospel bezeichnete Stil der Originalaufnahme erinnert mich stark an seinerzeit angesagte R&B- bzw. Hip Hop Soul-Gruppen wie TLC und En Vogue; und wie schon gesagt, da ging's mir wohl nicht alleine so. Der Name des Duos Mary Mary soll sich übrigens auf Maria, die Mutter Jesu, und Maria Magdalena beziehen. 


Vorschau/Ausblick 

Ein Ereignis, das chronologisch eigentlich noch in dieses Wochenbriefing gehört hätte, das ich hier aus Zeit- und Platzgründen nicht mehr unterbringen konnte, war ein Vortrag über Neuevangelisierung, den Bischof Stefan Oster am gestrigen Freitag im Kardinal-Bengsch-Saal in Berlin-Tempelhof gehalten hat; ich kann schon mal zu Protokoll geben dass der Vortrag ausgesprochen anregend war und dass ich am Rande der Veranstaltung ein paar erfreuliche Begegnungen hatte, aber alles Weitere dazu folgt entweder im nächsten Wochenbriefing oder vielleicht auch in einem Extra-Artikel. – Heute waren wir, wie weiter oben bereits erwähnt, bei einem Familienpicknick, das die Elternvertretung der Schule unseres Tochterkindes organisiert hat; einige Eindrücke davon werden sicherlich noch zu schildern sein, vermutlich, wie gesagt, zusammen mit solchen von der Kinderparty bei uns eine Woche zuvor. 

Am morgigen 6. Sonntag der Osterzeit wollen wir ausnahmsweise in St. Rita zur Messe gehen, da dort Patronatsfest gefeiert wird (nachgefeiert eigentlich; der Gedenktag der Hl. Rita war bereits am Donnerstag) und eine befreundete Familie angeregt hat, wir könnten uns dort treffen; später sind wir dann noch bei meinen Schwiegermüttern zum Geburtstagsessen eingeladen (Geburtstag hat aber natürlich nur eine von ihnen). Am Mittwoch habe ich mit dem Jüngsten einen Termin beim Kinderarzt – nicht weil er krank wäre, sondern weil er in die KiTa will und dafür noch eine Masern-Impfung braucht. Ja, da werden sich jetzt einige Leser wundern und manche vielleicht auch die Haare raufen, aber ich schätze, auf dieses Thema komme ich mal ausführlicher zurück, wenn die KiTa-Eingewöhnung angefangen hat. – Am Donnerstag ist dann Christi Himmelfahrt, gefolgt von einem "Brückentag", was also für die ganze Familie ein langes Wochenende bedeutet; theoretisch hätte es an diesen Tagen die Möglichkeit gegeben, wie letztes Jahr wieder mit dem Tochterkind zum "Väterwochenende" nach Zinnowitz zu fahren oder alternativ mit den Haselhorster Pfadfindern auf Frühlingsfahrt zu gehen, aber bei beiden Optionen habe ich die Anmeldefrist verstreichen lassen – u.a. deshalb, weil eine der liebsten Schulfreundinnen meiner Tochter an diesem Wochenende ihren Geburtstag feiert. Und nun denke ich mir, das war wohl eine ganz gute Entscheidung, denn mit einem Loch im Bauch wären solche Outdoor-Aktivitäten wohl nur eingeschränkt empfehlenswert. Lust habe ich hingegen darauf, am Samstag wieder zur Community Networking Night im Baumhaus zu gehen, diesmal idealerweise wieder mit der ganzen Familie. Schauen wir mal! 


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