Die in der Überschrift formulierte Frage wollte ich eigentlich schon seit Wochen mal in den Raum stellen, und ich vermute, unmittelbar nach der Verabschiedung des größten Schuldenpakets der bundesdeutschen Geschichte in der letzten Sitzung des "alten", bereits abgewählten Bundestags wäre die Antwort anders ausgefallen als in der kurzen Phase zwischen dem Abschluss der Koalitionsverhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD und der dramatisch-chaotischen Kanzlerwahl, und nach dieser noch einmal anders. Ein ziemliches Wechselbad der Gefühle, was?
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Kreativ umgestaltetes Wahlplakat in Berlin-Prenzlauer Berg |
Der wesentliche Grund dafür, dass ich diese Frage überhaupt stelle, ist dieser: Praktisch immer, wenn ich auf meinem Blog etwas über Wahlen schreibe – sei es im Zusammenhang mit der Bundestagswahl 2021, der Europawahl 2024 oder nun eben der jüngsten Bundestagswahl –, ernte ich Reaktionen, die mir zeigen, dass ein nicht ganz kleiner Teil meines Stammpublikums sich zu den folgenden Standpunkten bekennt:
a) Bürger einer parlamentarischen Demokratie haben eine moralische Verpflichtung, an Wahlen teilzunehmen.
b) Gläubige Katholiken in Deutschland können guten Gewissens keine andere Partei wählen als die CDU (bzw., wenn sie ihr Wahlrecht in Bayern ausüben, die CSU).
Sicherlich sind die Anhänger der ersten These mit denen der zweiten nicht hundertprozentig deckungsgleich, aber ich habe den Eindruck, die Schnittmenge ist doch sehr groß.
Nun würde ich persönlich, wie ich schon öfter mehr oder weniger ausführlich dargelegt habe, beiden Thesen nicht zustimmen, aber das muss mich ja nicht von dem Versuch abhalten, mich in die Lage derer zu versetzen, die das eben doch tun. Und ich muss sagen, ich beneide sie nicht darum, wie die derzeitige politische Situation auf sie wirken muss.
Die Erwartung oder Hoffnung konservativer CDU-Wähler, unter der Führung von Angela Merkels altem Intimfeind Friedrich Merz würde die Union wieder auf den rechten Weg (pun intended) zurückfinden, mag man von vornherein als einen klassischen Fall von "Glaubt ihr das eigentlich echt?" betrachtet haben; aber in welchem Ausmaß und mit was für einer Unverfrorenheit diese Erwartungen enttäuscht worden sind, das hat schon etwas Grausames. Schon der Taschenspielertrick, den bereits abgewählten Bundestag zum letztmöglichen Zeitpunkt noch einmal zusammentreten zu lassen, um eine Grundgesetzänderung durchzudrücken, für die man im neuen Bundestag keine Mehrheit mehr bekommen hätte, müsste eigentlich jedem CDU-Politiker die Zunge verdorren lassen, der es fortan noch wagt, von politischer Moral bzw. "Anstand" zu sprechen. Gar nicht erst davon zu reden, dass die Unmenge an Schulden, die auf diesem Wege aufgenommen wurde, nun auch nicht gerade von finanzpolitischer Verantwortung (angeblich eine Kernkompetenz der Union) zeugt; und dass man sich, um sich der Zustimmung der Grünen zu versichern, darauf eingelassen hat, ein so fragwürdiges Konzept wie "Klimaneutralität" als Staatsziel im Grundgesetz festzuschreiben, wäre nochmals ein Thema für sich.
Und dann: Koalitionsverhandlungen mit einer SPD, die zwar vom Wähler eine saftige Klatsche für ihr bisheriges Regierungshandeln erhalten hat, aber in dem Wissen, dass die Union auf sie als Koalitionspartner angewiesen ist, ihre Haut dennoch teuer verkauft. Da war es im Grunde von vornherein klar, dass das, was dabei herauskommen würde, konservative CDU-Wähler kaum befriedigen konnte. Gleichwohl habe ich den Eindruck, dass in dieser Phase bei altgedienten CDU-Anhängern die Bereitschaft sehr groß war, sich die Dinge schönzureden und sich mit dem Gedanken zu trösten, eine unionsgeführte Regierung werde allemal besser (oder zumindest weniger schlimm) sein als die Ampel. Sicherlich war es Balsam für manch eine Seele, dass mit Wolfram Weimer ein ausgewiesener Konservativer zum Kulturstaatsminister (und damit zum Nachfolger von Claudia Roth, of all people) nominiert wurde; möglicherweise tstsächlich eine richtungsweisende Personalentscheidung – Kultur kommt vor Politik, sagt auch die #BenOp. Davon abgesehen bleibt es aber doch sehr fraglich, was aus dem versprochenen "Politikwechsel" tatsächlich wird.
Im Zusammenhang mit dem noch vom alten Bundestag beschlossenen Schuldenpaket habe ich in den Sozialen Netzwerken allerlei Witzeleien gesehen, die darauf hinausliefen, Merz glaube wohl, dass der Schaden, den er anrichtet, bevor er seinen Amtseid als Bundeskanzler abgelegt hat, gewissermaßen "nicht zählt". Ich muss sagen, mir ist das ein bisschen zu nah an der Wahrheit, um darüber lachen zu können. Gerade unter konservativen Unionsanhängern schien es nicht wenige zu geben, die tatsächlich so dachten. So unzufrieden sie mit Merz' Schulden-Deal und mit den Zugeständnissen sein mochten, die der SPD im Zuge der Koalitionsverhandlungen gemacht wurden – bald setzte die alte Nibelungentreue zur Partei wieder ein, und alles war vergeben und vergessen: Hauptsache, einer von "unseren Leuten" wird Bundeskanzler. Ich muss sagen, diese Form von Tribalismus war mir schon immer fremd. In schwachen Momenten denke ich mir ja manchmal "Wenn ich damals in der Jungen Union geblieben wäre, wäre ich heute mindestens Landtagsabgeordneter, vielleicht auch Staatssekretär oder Landrat"; aber dann denke ich wieder: Nee. Um im Politikbetrieb Karriere zu machen, hätte ich einfach nicht die nötige Parteidisziplin, den nötigen Korpsgeist aufgebracht.
Wie viele konservative Unionsanhänger angesichts von Friedrich Merz' Niederlage im 1. Wahlgang der Bundeskanzlerwahl insgeheim dachten "Geschieht ihm recht", weiß man nicht; öffentlich äußerte sich jedenfalls kaum jemand so. Geäußert wurde stattdessen Bestürzung – und ein Unmut, der sich nicht gegen Merz richtete, sondern gegen diejenigen, die nicht für ihn gestimmt hatten.
Noch schräger finde ich es allerdings, dass auch Leute, deren politischer Standpunkt eher am linken Rand der SPD oder noch ein bisschen weiter links zu verorten ist – von Ralf Stegner bis hin zu irgendwelchen Leuten aus der Theologenbubble auf Bluesky – Merz' Scheitern im 1. Wahlgang beklagten und erklärten, sie seien zwar auch nicht für Merz als Bundeskanzler, aber Deutschland brauche doch jetzt eine stabile und handlungsfähige Regierung. Da hätte ich gern gefragt: Warum bzw. wozu? Ich persönlich würde ja eher – angelehnt an eine bekannte Äußerung Christian Lindners – sagen "Lieber nicht regiert werden als schlecht regiert werden"; aber anscheinend ist diese Auffassung, quer durch alle politischen Lager, nicht sonderlich mehrheitsfähig. Da frage ich mich: Was glauben die Leute denn, was passieren würde, wenn Deutschland mal für eine gewisse Zeit eine bloß geschäftsführende Regierung ohne eigene parlamentarische Mehrheit hätte? Dass dann morgen früh die Sonne nicht mehr aufginge? Oder dass kein Strom mehr aus der Steckdose käme? Nun, im Ernst gesagt glaube ich zwar nicht, dass irgendjemand Ersteres annimmt, Letzteres (oder vergleichbar Dramatisches) aber vielleicht schon. Und von denen, die das glauben, wüsste ich dann ja doch gerne, wie sie sich diesen Zusammenhang und Hergang konkret vorstellen. Es mag ja sein, dass unter den Leuten, die sagen "Deutschland braucht, gerade jetzt!!!, eine stabile und handlungsfähige Regierung", einige sind, die mehr von politischen Prozessen verstehen als ich und mir überzeugend begründen könnten, warum sie das meinen. Aber ich habe den Verdacht, die große Mehrheit weiß das selber nicht und plappert derartige Statements bloß nach.
Wie dem auch sei: Natürlich weiß ich im Einzelnen nichts über die Motive derjenigen 18 Abgeordneten der Koalitionsfraktionen, die im 1. Wahlgang einem Kanzler Merz ihre Zustimmung verweigert haben, und kann daher nicht ausschließen, dass da zum Teil auch kleinliche und nicht sehr ehrenwerte Motive im Spiel gewesen sein mögen. Ich würde aber sagen, im Sinne des "benefit of the doubt" sollte man ruhig davon ausgehen, dass sie lediglich ihrem Gewissen gefolgt sind, dem sie als Abgeordnete schließlich in erster Linie verpflichtet sind. Dass die meisten von ihnen sich dann doch dazu bewegen ließen, im 2. Wahlgang für Merz zu stimmen, ist – auch wenn ich es durchaus für denkbar gehalten hätte, dass Merz im 2. Wahlgang noch weniger Stimmen erhalten würde, nachdem der 1. erwiesen hatte, dass er seine Koalition nicht verlässlich hinter sich hat – sicherlich verständlich. Das Risiko war einfach zu groß. Wäre im 2. Wahlgang wieder keine absolute Mehrheit zustande gekommen, hätte es einen 3. geben müssen, bei dem eine relative Mehrheit ausgereicht hätte, und da wäre alles möglich gewesen; da hätte theoretisch sogar Alice Weidel zur Bundeskanzlerin gewählt werden können, und dann hätte Bundespräsident Steinmeier eine Woche Zeit gehabt, um zu entscheiden, ob er sie ernennt oder stattdessen Neuwahlen anordnet. So ein Szenario galt es (aus Sicht aller Fraktionen außer der AfD) natürlich unbedingt zu vermeiden, also musste der 2. Wahlgang "klappen". Diesen Wahlgang noch am selben Tag anzusetzen, statt sich die Zeit zu nehmen, koalitionsintern noch einmal nachzuverhandeln, mag man als einen gewagten Schachzug betrachten, aber man könnte sagen, der Erfolg gibt diesem Vorgehen Recht. Was indes nichts daran ändert, dass, wie mein Kollege Sebastian Sasse es in der Tagespost formulierte, der "Schatten des Scheiterns" auf Merz' Kanzlerschaft lastet. Auch im 2. Wahlgang bekam die Koalition nicht alle ihre Stimmen zusammen, und wenn das schon bei der Kanzlerwahl so war, die ja die Voraussetzung für alles Weitere ist, wie soll das dann erst bei konkreten Sachfragen werden, die zwischen den Koalitionspartnern umstritten sind?
In diesem Zusammenhang möchte ich erwähnen, dass mein marxistischer Kumpel, bei dem ich zu Weihnachten Gänsebraten essen war, ziemlich unmittelbar nach der Wahl prognostiziert hat, die Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD würden bis in den Sommer hinein verschleppt werden, dann würden sie für gescheitert erklärt werden und "irgendwann mitten im Sommerloch, wenn alle im Urlaub sind", gäbe es plötzlich Schwarz-Blau. Wenn man dieser Denkrichtung folgen wollte, hätte man natürlich spekulieren können, ein Scheitern von Schwarz-Rot unter Merz im 1. Wahlgang der Kanzlerwahl hätte den Weg frei machen können für Schwarz-Blau unter Linnemann oder schlimmstenfalls unter Jens Spahn, aber das war wohl schlecht möglich, nachdem die AfD gerade kurz zuvor vom Verfassungsschutz als "gesichert rechtsextrem" eingestuft worden war. Ob das gutes oder eher schlechtes Timing war, wird sich zeigen, wenn (oder, mit mehr Wohlwollen gesagt, falls) die schwarz-rote Koalition in ein bis zwei Jahren platzt und sich die Frage nach einer Einbindung der AfD in die Regierungsverantwortung von neuem stellt. Wenn sie, was derzeit nicht allzu unwahrscheinlich anmutet, bis dahin in den Umfragen und in den Landtagen noch stärker geworden ist, als sie es jetzt schon ist, dann, mit Verlaub gesagt, hat man den Salat.
(Da mir bewusst ist, dass jeder, der die AfD nicht für das alleinige und absolute Böse in der deutschen Politik hält, heute leicht in den Verdacht gerät, mit dieser Partei zu sympathisieren, möchte ich betonen: Das tue ich nicht. Hingegen bekenne ich mich zu der Ansicht, dass es im allgemeinen Interesse, und ja, gerade auch zum Wohle der Demokratie in unserem Land, wünschenswert und ratsam wäre, die extreme Dämonisierung dieser Partei etwas herunterzufahren und den Umgang mit ihr zu normalisieren.)
Nun mag man sich als bürgerlich-konservativer Wähler natürlich mit Recht fragen: Wenn der Klein hier kein gutes Haar an der Union lässt, die AfD aber auch nicht mag, wen sollen wir seiner Meinung nach denn dann wählen? Denen, die so fragen, möchte ich zunächst einmal entgegnen: Moment mal, ich habe nie von euch verlangt, dass ihr überhaupt wählt; im Gegenteil, ihr seid diejenigen, die das von mir verlangen! – Ich gebe zu, wenn ich mich zur traditionellen CDU-Klientel zählte und zugleich überzeugt wäre, dass die Teilnahme an Wahlen eine Bürgerpflicht sei, wüsste ich auch nicht, was ich jetzt machen sollte. Von daher habe ich auch ein gewisses Verständnis für diejenigen, die auch beim nächsten Mal doch wieder CDU wählen, weil sie einfach keine Alternative (no pun intended) sehen. Aber diese sollten dann vielleicht ein bisschen vorsichtiger mit moralistischen Urteilen über jene sein, die nach reiflicher Überlegung zu einer anderen Wahlentscheidung (oder auch Nichtwahlentscheidung) gelangen.
>>und dass man sich, um sich der Zustimmung der Grünen zu versichern, darauf eingelassen hat, ein so fragwürdiges Konzept wie "Klimaneutralität" als Staatsziel im Grundgesetz festzuschreiben, wäre nochmals ein Thema für sich.
AntwortenLöschenDas ist nicht der Fall. Der Einfachgesetzgeber *kann* 100 Milliarden zur Förderung der Klimaneutralität-bis-2045 an Schulden aufnehmen lassen. 100 Milliarden sind zwar kein Pappenstiel, aber kein Staatsziel.
(Ja, ist nicht die Hauptsache, aber trotzdem mal als Korrektur.)
Okay, in dem Punkt war ich offenbar tatsächlich ungenau informiert. Danke für die Richtigstellung!
LöschenSagen wir: Einseitig. Es ist tatsächlich so, daß in AfD-Kreisen und vielleicht auch in Grünen-Kreisen die Auffassung vertreten wird, "damit sei" die Klimaneutralität Staatsziel, das müsse man dann so auslegen.
LöschenDas wäre aber, selbst wenn sie zuträfe, jedenfalls eine *Auslegung* - und allein schon die Tatsache, daß die einschlägigen Kreise dieses Faktum regelmäßig unterschlagen, statt wenigstens mit "ja-aber" zu präsentieren, macht mir die Aufregung nicht sympathisch.
Ich habe eine andere Auslegung präsentiert. Meine ist möglich (ob die "jetzt ist Klimaneutralität Staatsziel ist" *auch* möglich wäre, sei mal dahingestellt; meine ist es sicher); sie ist besser begründet:
1. Im *Wortlaut* steht von Staatsziel nichts.
2. Die ganze Chose steht bei den 140er-Artikeln unter "Übergangs- und Schlußbestimmungen", der mittlerweile de facto auch gewissermaßen "Ausnahmebestimmungen" umfaßt; nicht bei den Staatszielen in Art. 20a.
3. Die Absicht der tatsächlichen verfassungsändernden Gesetzgeber war nicht, ein Staatsziel zu schaffen (auch wenn ein Teil von ihnen, die Grünen, sicherlich privat ein solches gerne gehabt hätten).
Aiwanger hat darauf bestanden, daß Bayern im Bundesrat zu Protokoll gibt, daß diese Änderung die Klimaneutralität gerade nicht zu einem Staatsziel erhebt.
Tja. Ich hätte gern die ÖDP gewählt (christlich, umweltbewusst, gegen Atomkraft, für Familien) - das ging in Berlin nicht. Dann habe ich lange überlegt. Nicht wählen kam für mich nicht in Frage. Hab ich einmal gemacht, und dann kam die AfD.
AntwortenLöschenIrgendwas wählen, was Abtreibung für ein Menschenrecht hält, kam auch nicht in Frage.
Also hab ich zähneknirschend die CDU gewählt, und jetzt denke ich, hätte ich doch die SPD gewählt! Auch wenn ich die nicht mag.
Aber dann würde ich mich jetzt schämen, die SPD gewählt zu haben. Da schäme ich mich lieber, die CDU gewählt zu haben...
>>Aber dann würde ich mich jetzt schämen, die SPD gewählt zu haben. Da schäme ich mich lieber, die CDU gewählt zu haben...
AntwortenLöschenGrund zum Schämen hat nur, wer im Rückblick seine Entscheidung für auf Grund von ihm vor der Wahl bekannten Informationen als falsch erkennbar hält. Das ist bei mir (unabhängig davon, was ich denn nun gewählt habe) nicht der Fall; ich denke mal, es ist auch bei Dir, @Claudia Sperlich, nicht der Fall.
Nichtwähler können später jeweils immer sagen: "Ich war nicht schuld daran." Das ist ein unredliches Hintertürchen. Keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung.
AntwortenLöschenIch bin eigentlich Kernwähler der Union. Aber seit Merkel hat diese Partei sich weit von mir weg bewegt. Ich habe mir über die Jahre hinweg immer fester die Nase zugehalten, als ich mein Kreuz bei ihr gemacht habe, bis dieses Jahr.
AntwortenLöschenDie Aktion mit dem "Sondervermögen" zwei Tage nach der Wahl, als ich noch die Druckerschwärze vom Unions-Wahlprogramm an den Fingern hatte, war der letzte Strohhalm. Keine Stimme dieser Partei mehr, jedenfalls nicht, solange das aktuelle Führungspersonal da ist. Irgendwann ist man genug verarscht worden.
Ich stimme mit der AfD nicht in allen Punkten überein, ganz und gar nicht. Am liebsten würde ich die Werteunion wählen, aber da wäre meine Stimme vergeudet.
Also wähle ich bis auf weiteres die AfD.
Ich bin auch enttäuscht und verstehe langsam, warum Mitmenschen, die schon etwas länger auf der Welt sind als ich, beim Thema Politik schon länger nur noch ratlos bis resigniert mit den Schultern zucken. Das habe ich früher nie verstanden, aber inzwischen denke ich mir, ja, wenn man das schon x Mal so erlebt hat, dass Parteien das Gegenteil von dem tun was sie vor der Wahl versprochen haben, ist es nur logisch dass man irgendwann kein Vertrauen mehr zu ihnen hat und sich denkt, was soll das überhaupt, da kann ich meine Zeit auch besser nutzen als mich vor der Wahl akribisch über Parteiprogramme zu informieren und alles genau abzuwägen. Das war rückblickend tatsächlich verschwendete Zeit, da hätte ich genauso gut zum Wahrsager gehen oder Horoskope lesen können.
AntwortenLöschenBedauerlich, dass Sie, geehrter Herr Kingbear, auch jetzt noch zur CDU/CSU stehende Wähler wie mich nicht hier zu Wort kommen lassen mögen - AfD-Wähler dagegen schon.
AntwortenLöschenNun, die Hunde bellen, die Karawane zieht weiter ...
Wie kommen Sie darauf, dass ich Sie "hier nicht zu Wort kommen" lasse?
LöschenErneuter (2.) Versuch einer Stellungnahme:
AntwortenLöschenWie ich schon anlässlich der letzten BT-Wahl hier schrieb, bin ich als konservativer gläubiger Katholik nahezu durchweg jahrzehntelanger CDU-Wähler und i. allg. ganz zufrieden damit gewesen.
So auch diesmal. Der missglückte 1. Wahlgang der Kanzlerwahl auf Grund offensichtlicher Abweichler ist m.E. kein Beinbruch, obwohl es derzeit gerade auch medienseitig bzw. -unterstützt en vogue ist, allenthalben daran zu erinnern und Friedrich Merz damit eins auszuwischen. Für mich dagegen hat er sich auch bei dieser Sache beherrscht und souverän verhalten, wie es für ihn ja auch bei seinen zahlreichen Rückschlägen und gar herben Niederlagen geradezu typisch gewesen ist: er lässt sich davon nicht entmutigen, nimmt seine sich ihm bietenden Chancen wahr und verliert seine Ziele nicht aus den Augen. Dafür zolle ich ihm Respekt.
Wie es weitergeht, müssen wir halt abwarten.
Üblicher- und eigentlich auch fairerweise räumt man einer neuen Führung eine gewisse Schon- und Bewährungsfrist von 100 Tagen ein - das sollte doch auch für die schwarz-rote Regierungskoalition unter Kanzler Merz gelten, nicht wahr?
So sehe und habe ich bislang keinen Grund, mich jetzt für mein jüngstes Wahlverhalten zu rechtfertigen, zu entschuldigen oder gar mich dafür zu schämen.
Eines ist allerdings meinerseits unbedingt zu konstatieren: Es gab gewisse Medienberichte, wonach die Union in der kommenden Legislaturperiode Zugeständnisse oder Aufweichungen bei der Abtreibungsgesetzgebung machen könnte. Sollte es künftig wirklich dazu kommen, ist die CDU mich als Wähler los und zwar dauerhaft und endgültig!
In Fragen des Lebensschutzes und insbesondere der Abtreibungsliberalisierung verstehe ich absolut keinen "Spaß" und bin da zu keinem Kompromiss bereit - im Gegensatz zu manch anderen Katholiken!
Was hältst du dann von der bisher geltenden Kompromisslösung (Abtreibung nicht legal, aber straffrei , Wartezeit, Beratungspflicht)? Ich empfand das seinerzeit, Anfang der 1990er-Jahre, als erträglichen Kompromiss gegen eine aggressive "Mein-Bauch-gehört-mir"-Kampagne. Und ich fürchte, einige Exzesse der Pro-Life-Bewegung torpedieren diesen Kompromiss und befördern eher noch eine Liberalisierung der Gesetzgebung als dass sie sie stoppen können. Demokratie ist die Kunst des Kompromisses.
Löschen@Egidius
LöschenWenn die Demokratie die "Kunst des Kompromisses" ist, fordert dieser Kompromiss jährlich registrierte 100 000 ermordete Kinder, allein in Deutschland. Für diese Kinder, immerhin von Gott gewollt, ist es ein tödlicher Kompromiss.
Bitte vom Ende her denken. Wenn dieser Kompromiss gefährdet wird und dadurch eine Legalisierung der Abtreibung ohne Beratungspflicht in Deutschland kommt, wird die Zahl der getöteten Kinder ansteigen. Diese zusätzlichen toten Kinder haben die kompromisslosen "Lebensschützer" zu verantworten. Da können sie noch so sehr ihre "Hände in Unschuld waschen".
Löschen"Bitte vom Ende her denken."
Löschen@Egidius
Dann mach ich das mal. Am Ende werden wir von Gott gerichtet. So zumindest glaubt das der katholische Christ. Meinen Sie ernsthaft, wir könnten uns als Gesellschaft oder als Einzelner vor dem Richter der Welt mit einem "Kompromiss" rausreden, der die Anzahl der ermordeten Kinder angeblich reduziert hat? Die Abtreibung gehört in die Kategorie "abscheuliches Verbrechen", so der KKK. Verbrechen werden im allgemeinen durch Gesetze bestraft. Warum soll das bei der Ermordung von ungeborenen Leben nicht mehr gelten?
Die Moraltheologie kennt die "actio cum duplici effectu" (Handlung mit zweierlei Auswirkungen; "Handlung" schließt dabei "Unterlassung" ein). Die Lebenswirklichkeit lehrt, dass viele Entscheidungssituationen solche "Dilemma-Situationen" sind. In diesen Situationen lassen sich Handlungen (Unterlassungen) gar nicht durchgängig vermeiden; man dürfte sonst überhaupt nichts mehr tun. Ich glaube und hoffe, dass der Weltenrichter unsere Entscheidungen vor diesem Hintergrund bewertet.
Löschengerd hat hier recht und Egidius hat hier Unrecht, wenn er rabulistisch versucht, eine in der Zukunft drohende gänzliche Liberalisierung der Abtreibungsgesetzgebung den angeblich "kompromisslosen Lebensschützern" anzulasten.
LöschenWer ist denn für völlige Freigabe der Abtreibung möglichst gar bis zur Geburt (letzteres ist ja hier in Deutschland bei schwerstbehinderten ungeborenen Kindern schon jetzt möglich)?
Es sind doch ausnahmslos und in erster Linie die linken sozialistischen Parteien und deren Anhänger sowie auch die Liberalen (FDP), die hier keine Ruhe geben und das alte gottlose Ideal endlich gänzlich umgesetzt sehen möchten.
"My body my choice" ist nur die Parole "mein Bauch gehört mir" auf englisch.
Dieses ständige Bohren hat sich bis in liberale christliche und gar prominent linkskatholische Kreise (z.B. ZDK-Präsidentin Irme Stetter-Karp) hineingefressen, und da stören besonders im Verbandskatholizismus bis hinein in Pfarrgemeinderäte oder Kirchenvorstände die unbequem-mahnenden Stimmen der kompromisslosen Lebensrechtler und Lebensschützer!
Mit dieser "Rabulistik" bin ich in guter Gesellschaft. Ich hatte nachgeschaut bei Karl Hörmann (https://www.kir-che.com/kir-che/MorLex/handlung.htm und https://www.stjosef.at/morallexikon/handlung.htm). Wenn wir diesem "Bohren" fundamentalistisch und undifferenziert entgegentreten, laufen wir Gefahr, den in der Kohl-Ära erzielten Kompromiss zu gefährden. Realpolitisch würde das zurzeit die völlige Freigabe bedeuten, mit der Folge einer signifikanten Erhöhung der Tötungszahlen bei Embryos.
LöschenEin anderer Aspekt: Ein totales Abtreibungsverbot würde unweigerlich bewirken, dass die Müttersterblichkeit ansteigt, weil die illegalen, heimlich vorgenommenen Aborte zu einem beträchtlichen Teil nicht mehr medizinisch-fachlichen Standards entsprächen. (Hier setzte übrigens Frau Stetter-Karp in ihrer oftmals verdreht wiedergegebenen Argumentation an. Ihre Sionnspitze war die Müttersterblichkeit, nicht die Abtreibung.) Das kann man alles natürlich ausblenden. Man muss es (dieses Ausblenden) dann aber, bitte sehr, auch verantworten.
Von totalem Abtreibungsverbot ist doch gar nicht die Rede, außer bei einer verschwindend kleinen Zahl echter Fundamentalisten.
LöschenWohl aber bei Lebensrechtlern und Lebensschützern von einer echten wahrheitsgemäßen Beratung zum Leben sowohl der Mutter als,auch des Kindes.
Bleiben Sie bei der Wahrheit, Egidius, und verdrehen Sie nicht andauernd die Tatsachen.
Zum Thema "Tatsachenverdrehung: Wo hat Frau Stetter-Karp mit der "Parole" "My body my choice" oder ähnlichen Aussagen "gebohrt"? Da wird Ihrerseits seit Jahren hassvoll und mit Fleiß verdreht.
LöschenEine "echte wahrheitsgemäße Beratung zum Leben sowohl der Mutter als auch des Kindes" zielt auch "donum vitae" an. Sie wenden sich dort an Schwangere etwa mit dem Ziel: "Unsere Beratung ist zielorientiert. Wir suchen gemeinsam mit Ihnen nach Perspektiven für ein Leben mit dem Kind." Wer verdreht denn diese Wahrheit seit langem?
Sie müssen schon genau lesen. Dass Stetter-Karp die plumpe Parole wiederholt hat, habe ich nicht behauptet.
LöschenAber sie ging auf das ständige "Bohren" der Abtreibungsaktivisten dahingehend ein, dass sie findet, dass es z.T. zu wenig wohnortnahe Abtreibungseinrichtungen gäbe und dass das Handwerk der Abtreibung verpflichtend in die ärztliche Ausbildung aufgenommen werden sollte, damit es künftig genügend ausgebildete Abtreibungsärzte gibt.
Für eine katholische Oberlaiin sind solche Forderungen in meinem Urteil skandalös.
Dass Sie, Egidius, solches gutheißen und mit allerlei Wortverdreherei als einwandfrei hinzustellen versuchen, spricht gegen Sie, der Sie doch offenbar in Ihrer Pfarrei ein entsprechendes Laienamt besetzen. In meinen Augen ist das beschämend.
Zudem outen Sie sich hier als "donum vitae-Befürworter ", wo es ja nach der Beratung die Kindertötungslizenz-Scheine gibt im Gegensatz zu wirklich allein zum Leben beider (Mutter und ungeborenes Kind) beratender kirchlicher bzw. von spendenfinanzierten Lebensrechtsvereinigungen wie pro femina, ALFA, Stiftung Ja zum Leben u.a.
LöschenIch möchte hier nicht von dem eigentlichen Thema weg, deshalb nur soviel dazu:
AntwortenLöschenIch bin für ECHTE Beratung und konkrete Hilfe bei Schwangerschaftskonflikten hin zum Leben ohne Beratungsscheinausstellung, wie es vorbildlich bestimmte Lebensschutzvereinigungen mit sehr gutem Erfolg praktizieren. Wer unbedingt den Beratungsschein erhalten will ohne große "Probleme" geht halt pro Firma zu pro familia - da ist das dann kein Problem.
Damit an dieser Stelle für mich Schluss mit diesem Thema.
Ich bin Wechselwähler, habe letztes Mal die SPD und dieses Mal die CDU gewählt. In dem ganzen polemischen Gehacke, den ganzen Attacken auf Personen, die Politik in den letzten Jahren zunehmend bestimmen, besonders durch sog. soziale Medien, kommt mir langfristige, sachorientierte Politik zu kurz.
AntwortenLöschenAuch dein Beitrag bleibt mir zu sehr im Klein-Klein. Die Regierungskoalition ist gerade erst gestartet, sie ist wie kaum eine vor ihr zum Erfolg verpflichtet, damit die AfD in erster Linie und die Linkspartei in zweiter Linie nicht noch stärker werden.
Wir haben ein ernsthaftes Migrationsproblem (zu wenig Migranten, die wir brauchen, zu viele, die wir nicht gebrauchen können, und vor allem keine Kontrolle), wir haben ein Wirtschaftsproblem (Rezession, Überalterung, zu wenig Innovation, zu viel Bürokratie), wir haben ein Sicherheitsproblem (die USA sind unzuverlässig geworden, Russland führt neben dem offenen Krieg in der Ukraine einen hybriden und propagandistischen gegen Westeuropa), wir haben soziale und Bildungsprobleme und ein permanentes Klimaproblem.
Mein Gefühl ist, dass diese Regierung diesen einen letzten Aufschlag hat, bevor Deutschland ernsthaft destabilisiert wird. Ob mir Merz' Nase passt oder nicht, ist dabei völlig egal. Er hat, gemeinsam mit Klingbeil, ein brauchbares Kabinett zusammenbekommen, genug Geld für wesentliche Aufgaben ist auch verfügbar, die Grünen haben in den letzten Tagen und Wochen eine gute, staatstragende Rolle gespielt, obwohl sie vorher oft unfair angegriffen wurde (u.a. von Söder).
Bisher ist es zwar tlw. wackelig, aber insgesamt noch gut gelaufen, und ich hoffe, dass jetzt wirklich gute und erfolgreiche Sachpolitik gemacht wird.
Dem stimme ich zu. Und ich weise darauf hin, dass die "Ampelkoalition" ganz kurz nach ihrer Konstitution mit heftigsten geopolitischen Verwerfungen durch den Angriff Russlands auf die Ukraine konfrontiert wurde, noch dazu in der zweiten Phase der Corona-Epidemie. Da finde ich es auch aus heutiger Sicht beachtlich, was da mit einer gewissen Umsicht geleistet wurde.
AntwortenLöschenJa, beachtlich was die Ampel da umsichtig in der vergangenen Legislatur geleistet hat: Z.B. Kippung des Werbeverbots für Abtreibungen oder die sanktinierte Durchsetzung von Bannräumen um Abtreibungseinrichtungen wg. angeblicher Gehsteigbelästigungen durch Abtreibungsgegner (= " sog. selbsternannte Lebensschützer" ).
LöschenIch wundere mich ja ein wenig, dass gerade unter diesem Artikel so engagiert über das Thema Abtreibung gestritten wird. Nicht dass ich diese Debatte etwa unterbinden wollte, aber ich würde denken, es gäbe dafür passendere Orte, auch innerhalb dieses Blogs.
AntwortenLöschenWo wir aber schon mal dabei sind, auch von mir etwas zum Thema: Ich bin durchaus der Meinung, dass dem Problem Abtreibung nicht allein, ja wohl nicht einmal vorrangig mit den Mitteln des Strafrechts beizukommen ist; und dass der Einsatz für den Schutz des ungeborenen Lebens demnach auch und vor allem darauf ausgerichtet sein muss, ein gesellschaftliches Klima zu schaffen, das es Frauen im Schwangerschaftskonflikt leichter macht, sich für das Leben ihres Kindes zu entscheiden.
Gleichwohl gilt es zu bedenken, dass das Strafrecht auch Auswirkungen auf das ethische Bewusstsein in der Gesellschaft hat (nach dem Prinzip "Was nicht verboten ist, ist erlaubt"). In diesem Zusammenhang wäre auch auf die ständige Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zu verweisen, das immer wieder die Pflicht des Staates betont hat, das ungeborene Leben zu schützen. Ob eine gesetzliche Regelung, die rund 100.000 straffreie Abtreibungen im Jahr ermöglicht, diesem Anspruch gerecht wird, darf wohl in Frage gestellt werden.
Die ständige Rechtssprechung des BVG über die Pflicht des Staates das ungeborene Leben zu schützen konnte nur krachend scheitern, nachdem die Verfassungsrichter ein Verbrechen mit Straffreiheit "belohnt" haben.
LöschenMomentan haben wir ein gesellschaftliches Klima, wo die Ermordung des ungeborenen Lebens, wenn überhaupt höchstens noch als Kavaliersdelikt durchgeht.
Ich habe im übrigen die AfD gewählt......und fühle mich als vorübergehend gesicherter Rechtsextremer sehr wohl in meiner Haut.
Es ist ja wohl Egidius, der hier meinte, pauschal gegen Lebensschützer mit Verdrehungen und Halb- bzw. Unwahrheiten stänkern zu können.
LöschenDass er hier Kontra kriegt, halte ich nur für recht und billig.
Hier ist noch einmal der Wechselwähler von oben: Ich finde es schade, dass diese Diskussion von jemandem mit Fokus auf dem Thema Abtreibung gekapert wurde. Aber so etwas kann nun einmal passieren.
AntwortenLöschenDabei gibt es andere Probleme, die mehr Unzufriedenheit bei vielen CDU-Wählern auslösen dürften. Zum einen das holterdipolter eingebrachte Zustrombegrenzungsgesetz, das in jedem Fall auf die Stimmen der AfD angewiesen war und Zweifel daran aufkommen ließ, wie ernst es Merz mit der sog. Brandmauer zur AfD meint. Zum anderen die Grundgesetzänderung zur Schuldenbremse, die nur mit dem alten Bundestag beschlossen werden konnte und viele CDU-Wähler enttäuscht haben wird, die auf eine Limitierung der Staatsverschuldung Wert legen.
Sagen wir mal so (und vielleicht äußere ich mich irgendwann auch noch mal in der eigentlichen Debatte): es ist zwar völlig klar, daß die realpolitische Frage, was genau ein Wähler als solcher und auch eine Partei (mit unter 50% Parlamentssitzen und internen Zwisten) als solche gegen die Abtreibung und für die Abschaffung ihrer Straffreiheit ausrichten kann, keine einfachen und offensichtlichen Antworten hat.
LöschenAber.
Wenn bei jemandem ernsthaft das Problem der Abtreibung *weniger* Unzufriedenheit auslöst als die üble Trickserei zur Durchsetzung einer für sich genommen durchaus diskutablen Kreditaufnahme, oder die Frage einer Brandmauer zu anderen Parteien, oder umgekehrt (denn dieser Punkt löst nach *zwei* Richtungen Unmut aus) die Frage, ob einer genug gegen die ungeliebten Ausländer tut - alles Punkte, bei denen genaugenommen die Linken auch Recht oder zumindest einen Punkt haben könnten - wer ernsthaft damit ein *größeres* Problem hat als damit, daß kleine Menschlein mit Absicht getötet werden und das als Menschenrecht und emanzipatorisch verklärt wird, bei dem stimmt doch was nicht. Excuse me, aber bei dem stimmt doch was nicht.
Und zwar insbesondere dann nicht, wenn er *kein* Linker ist. Von den Linken erwartet man nichts anderes; leider, klar, und falsch bis dorthinaus bleibt es von ihnen; aber wir können alle aus unseren Gefühlen nicht heraus, also empfinden wir es instinktiv als weniger schlimm, weil wir nichts besseres erwartet hätten. Obendrein muß man bedenken, mit wieviel Lautstärke und Druck das denen eingeprügelt wird (und nebenbei wie *vergleichsweise* peinlich vielen von ihnen ihr "von unserer Partei her sind wir die, die für Abtreibung sind" offensichtlich ist, aber das würde mehr Ausführungen erfordern).
Aber ein *Rechter* (ich bin so frei und gebrauche "rechts" in einem Sinn, der auch die ganze Union einschließt), der an und für sich vielleicht sogar gegen Abtreibung ist, dem dann aber das dann, und im Sinne einer bewußten persönlichen Priorisierung und nicht nur im Sinne von "mehr kann ich jetzt gerade nicht durchsetzen", *weniger* wichtig ist als daß hier sagen-wir nicht zu viele fremdländisch aussehende Menschen herumlaufen; oder umgekehrt daß mit denen, denen hier zu viele fremdländisch aussehende Menschen herumlaufen, ja nicht zu viel geredet wird? Ich versteh' sowas nicht. Ich versteh' es echt nicht.
Verstehen Sie denn die Position des Katholiken Egidius in dieser Frage der Abtreibung?
LöschenEr provoziert hier im Blog ein ums andere Mal mit seinen z.T. aggresiv vorgetragenen "linkskatholischen" Ansichten und tritt so als veritabler Störenfried auf.
Frau Claudia Sperlich hat ihn schon vor längerer Zeit auf ihrem eigenen Blog katholisch-logisch gesperrt, was nur konsequent ist.
Ich wundere mich über die Geduld des hiesigen Blogbetreibers T. Klein mit ihm.
>>Verstehen Sie denn die Position des Katholiken Egidius?
LöschenIntellektuell immer noch etwas besser, bei scharfer Ablehnung. Egidius ist halt ein Pro-Choicer; und da er außerdem (allerdings nicht speziell darin*) noch Katholik ist, muß er sich in die absurde Position verrennen, die Schutzbehauptung der deutschen Gesetzgeber vor dem Verfassungsgericht, man wolle mit der Straffreistellung tatsächlich ungeborene Kinder in Summe retten, als ernsthafte Behauptung zu übernehmen.
So haben die das aber nicht gemeint. Sie haben, von allen klar erkennbar und auch von ihnen (außer in der Gerichtsverhandlung, logischerweise) nicht eigentlich bestritten, gemeint, das Erlauben der Abtreibung sei richtig, und dann Schutzbehauptungen aufgestellt, um im Ergebnis das zu bekommen, was sie wollten. (Und selbst davon abgesehen wäre immer noch "man darf nicht Böses tun, auch nicht damit Gutes daraus hervorgehe" zu beachten.)
Gut denn, er ist halt ein Pro-choicer; was die - unironisch gesagt - interessante Frage aufwirft, warum man überhaupt Pro-choicer ist. Eine interessante Frage; vielleicht später. - Ich selber - um ja nicht falsch verstanden zu werden: keine Unterstellung, daß das bei *ihm* so ist - entdecke zu dem Thema bei mir selbst ein erhebliches Maß an Menschenfurcht, von dem ich mir theoretisch schon ausmalen könnte, daß sie jemanden nicht nur zum Schweigen, sondern vielleicht sogar zur Übernahme einer gegenüber der Welt gefälligeren Position mit anschließender Ausredensucherei und eventuell sogar Ernstmeinen der Ausreden führen könnte. Ich könnte mir *auch* vorstellen, daß unter solchen Ausreden eine persönliche Abneigung gegenüber Pro-lifern, zu denen diese (wir reden von Menschen...) vielleicht manchmal sogar tatsächlich Anlaß gegeben haben, zu finden sein könnte... Oder politische oder kirchenpolitische Differenzen à la "mit denen will ich mich nicht gemeinsam für eine Sache einsetzen", und auch *dazu* kann es im Einzelfall sogar tatsächliche Anlässe geben... Ist aber ziemlich spekulativ alles. Meine eigene Menschenfurcht habe ich deswegen erwähnt, weil sie für mich eine schöne Ausrede ist^^, kein Urteil also keins über "diese Position ist falsch, schädlich und gefährlich" hinaus, fällen zu müssen...
[* Fußnote: Ich habe gerade der Versuchung widerstanden, erst provokatorisch zu schreiben, von einem Katholiken Egidius hätte ich hier nichts gelesen, um dann einen Absatz weiter zu erklären, ich meinte das *nur* in demselben Sinn, mit dem man jemandem, der diametral Rerum novarum, was ja nicht einmal strenggenommen ein Dogma ist, widerspricht und sagt, der Arbeitslohn sei eine reine Angelegenheit des freien Marktspiels von Angebot und Nachfrage, in bezug auf diese Aussage einen Katholiken nennen würde, und *nicht* in noch *darüber hinaus* exkommunizierender Weise...]
LöschenJetzt bin ich aber gespannt auf die Reaktion von KingBear, den ich flüchtig aus meiner Kirchengemeinde kenne und der mich (einen überzeugten römisch-katholischen Realo, der vorsätzliche Abtreibung ablehnt) immer wieder mal hier nicht gerade lobend, aber doch ernstnehmend erwähnt hat. Ein Mitleser hat beklagt, dass dieser Threat hier von "von jemandem mit Fokus auf dem Thema Abtreibung gekapert wurde". Das geht ungebremst weiter. Wenn das dem Plan des Betreibers mit diesem Blog wirklich entspricht, bin ich raus. Für mich lässt sich Katholizismus und katholische Moral nicht auf dieses eine Dilemma als punctum stantis et cadentis ecclesiae engführen.
LöschenIch möchte nach der hier ausgeuferten Auseinandersetzung um die Frage des Einsatzes für oder gegen Abtreibung mal an den Kingbear die Gegenfrage stellen:
AntwortenLöschen"Wie geht es Ihnen denn eigentlich so, der Sie als an sich überzeugter Katholik und u.a. Lebensrechtsmarschierer bei der letzten BT-Wahl mit dem BSW einer linken Partei Ihre Stimme gegeben haben, die explizit *für Abtreibung* ist?"
Guten Morgen erst mal.
AntwortenLöschenEs mag in der Fülle der anderen Kommentare etwas untergegangen sein, aber ich habe bereits gestern angemerkt, dass es mich verwundert (man könnte meinetwegen auch sagen *befremdet*), wie sehr die Debatte zu genau *diesem* Artikel auf das Thema Abtreibung zugespitzt wird – während ich aber andererseits eine Debatte zum Thema Abtreibung auf meinem Blog auch nicht unterbinden möchte. Vielleicht könnte man sie an anderer Stelle fortführen, Artikel zum Thema findet man bei mir einige, oder vielleicht möchte der eine oder andere Diskussionsteilnehmer sogar einen Gastbeitrag einreichen.
Was die Kritik an Egidius angeht, möchte ich betonen, dass ich seine Beiträge – unter dem Aspekt, dass man nur dann sinnvoll diskutieren kann, wenn sich nicht alle einig sind – in der Regel schätze, auch wenn ich hin und wieder einen nicht freischalte: Das entscheide ich von Fall zu Fall, und das gilt für Egidius genauso wie für andere Kommentatoren – unter denen es durchaus ein paar gibt, die sich noch deutlich konfrontativer gebärden, es dabei aber vorziehen, anonym zu bleiben.
Dazu, dass für meine Wahlentscheidung für das BSW das Thema Abtreibung nicht ausschlaggebend gewesen ist, habe ich mich bereits geäußert und glaube, dass man auch dann in der Lage sein sollte, meine Erläuterungen hierzu zu verstehen, wenn man anderer Meinung ist. Wenn noch ein paar mehr Leute das BSW gewählt hätten und diese Partei infolgedessen im Bundestag säße, könnte man darüber reden, welche konkreten politischen Auswirkungen meine Wahlentscheidung gehabt hat und ob ich mit diesen Auswirkungen glücklich bin oder nicht; aber das ist ja nun nicht der Fall.
Werter KingBear,
LöschenSie schreiben: "Wenn sie, (die AfD) was derzeit nicht allzu unwahrscheinlich anmutet, bis dahin in den Umfragen und in den Landtagen noch stärker geworden ist, als sie es jetzt schon ist, dann, mit Verlaub gesagt, hat man den Salat."
Von welchem "Salat" sprechen Sie hier genau? Ich möchte es gerne verstehen, allein schon aus dem Grund weil ich selber Parteimitglied bei der AfD bin, wo ich weder einem Rechtsradikalen noch einem Nazi begegnet bin. Dort sammeln sich in der überwiegenden Mehrheit ehemalige CDU und FDP Wähler. Nun kommen auch noch vermehrt grüne und rote Ex-Wähler hinzu. Was kann also schlimmes passieren, wenn die AfD noch stärker wird?
Nun, Gerd, das mit dem "Salat" ist natürlich aus der Perspektive derjenigen gesagt, die bisher noch jede Form von Zusammenarbeit mit der AfD strikt ablehnen, in Zukunft aber womöglich feststellen werden, dass sie um eine solche Zusammenarbeit doch nicht herumkommen. Und je stärker die AfD dann sein wird, desto schwerer wird es für die anderen Parteien werden, sie "einzubinden".
LöschenAh, jetzt ja. Danke für die Klarstellung.
LöschenEs sei hier noch einmal angemerkt, daß ich die Wahlentscheidung für das BSW unter dem Aspekt der Priorisierung angesichts des augenblicklich Erreichbaren gesehen und insofern gar nicht kritisiert habe. Auch Egidius habe ich erst auf Nachfrage kritisiert. Was ich selber wirklich nicht verstehe und wozu ich mich selbst äußern wollte, ist wie gesagt der Rechte, der an sich gegen Abtreibung *ist*, dem aber, daß der Staat was gegen die Ausländer macht, *wichtiger* ist. (Der Anonymus, auf den ich damit antwortete, meinte wohl, dem die Brandmauer wichtiger ist, und das ist dann zwar das zumindest in den Netzwerken weniger präsente Gegenteil, aber ich verstehe es auch nicht.)
LöschenDa verstehe ich nun *Sie* wieder nicht: Entweder hat die Einstellung einer Partei wie hier konkret z.B. das BSW zur Abtreibung Priorität oder eben nicht.
LöschenDass Sie den Ihnen persönlich bekannten und wohl auch sympathischen Kingbear für seine jüngste Wahlentscheidung für das BSW nicht kritisieren mögen, während Sie verbal auf diejenigen pösen Rechten, die auch ihre Prioritäten ggf. a derselben setzen, eindreschen - ist das etwa auch Ihrer Menschenfurcht im konkreten jedoch nicht im allgemeinen Fall zuzuordnen?
Konsequent finde ich Ohre Haltung jedenfalls nicht, und sie nötigt mir auch keine sonderliche Hochachtung ab.
Ich stelle fest, der Anonymus hat mich wirklich nicht verstanden.
AntwortenLöschenUnser Gastgeber hat die Entscheidung getroffen: „Angesichts meiner gut begründeten Einschätzung, daß die anderen Parteien *auch* nichts gegen die Abtreibung ausrichten werden, wähle ich eine Partei, mit der ich bei dem Thema nicht übereinstimme, *obwohl* ich gegen Abtreibung mir das Thema wichtig ist.“ Und das ist etwas *anderes* als „Ich bin zwar gegen Abtreibung, aber Schuldenbremse, Brandmauer, Migrationsverhinderung, Heizungsgesetz finde ich wichtiger“, wie der andere Anonymus gesagt hat. Und selbstverständlich auch etwas anderes als „Ich finde zwar eigentlich Abtreibung nicht gut, aber wenn die Frau unbedingt will, soll man sie halt lassen“, eine Haltung, die ich jetzt mal Egidius unterstelle.
Ersteres *darf* ein Katholik, das kann man in jedem gepflegten Moralhandbuch nachlesen. Letzteres darf er *nicht*, wie man zum Beispiel in Evangelium vitae nachlesen kann. Beim mittleren hätte ich auch moralische Bedenken, vor allem aber kann ich das gar nicht nachvollziehen, wie man darauf kommt.
Und wenn ich übrigens über einen Trend bei den Rechten rede, dann heißt das, daß ich einen solchen feststelle (vielleicht irrtümlich), und manchmal wie hier mit ihm nicht übereinstimme (vielleicht irrtümlich). Es heißt nicht, daß ich in das Geschrei von wegen, das seien alles böse Rechte, einstimme, also tun Sie bitte auch nicht so als ob.
Sie zitieren Kingbear folgendermaßen: "Angesichts meiner gut begründeten Einschätzung, daß die anderen Parteien *auch* nichts gegen die Abtreibung ausrichten werden, wähle ich eine Partei, mit der ich bei dem Thema nicht übereinstimme, ..."
LöschenDiese Begründung ist allerdings nicht ganz sauber, denn das BSW ist wie übrigens alle bisherigen Parteien im Bundestag außer CDU/CSU und AfD eine Partei, die nicht etwa nichts gegen die Abtreibung ausrichten will sondern *für* eine weitere Liberalisierung der Abtreibungsgesetzgebung steht. That's it und nix anderes!
Und so eine Partei als konservativer Katholik *dann trotzdem* zu wählen - das muss man dann auch verantworten können! Meiner Meinung nach ist es eben unverantwortlich für einen glaubenstreuen Katholiken, und da nützen sowohl Kingbears Ausflüchte als auch Ihre Entschuldigungen für sein Wahlverhalten nix.
Kingbear, Sie schreiben u.a.:
Löschen"Wenn noch ein paar mehr Leute das BSW gewählt hätten und diese Partei infolgedessen im Bundestag säße, ...".
Tja, dann hätten wir jetzt - wenn überhaupt schon zu diesem Zeitpunkt - entweder eine Schwarz-Rot-Grüne Regierung oder gar eine Minderheitsregierung, vielleicht gar noch eine Beteiligung des postkommunistischen und russlandfreundlichen BSW an derselben. Mit anderen Wprten: Deutlich instabilere politische Verhältnisse als jetzt.
Seien Sie froh und dankbar, dass es nicht dazu gekommen ist.
Machen Sie sich mal keine Sorgen darum, was ich verantworten kann.
LöschenÜbrigens: Nur weil Sie ein Argument nicht verstehen, ist es noch keine "Ausflucht".
Das war kein Zitat, sondern eine - wie ich denke zutreffende; aber keineswegs wörtlich zitiere, deswegen schrieb ich „sinngemäß“ davor - Einschätzung seiner Überlegungen.
LöschenWer glauben Sie eigentlich, daß Sie sind, daß Sie mit „meiner Meinung nach“ (immerhin die Ehrlichkeit muß man Ihnen lassen, daß Sie diese Einschränkung ausdrücklich dazusagen) begründete moralische Forderungen an dritte richten?
In der objektiven Moral, in der man tatsächlich Forderungen an andere richten kann, jedenfalls ist „trotz“ etwas anderes als „wegen“ und die Wahlentscheidung *kein* Endorsement des ganzen Wahlprogramms und Personalangebots. Alles andere ist „meiner Meinung nach“; die aber kann (beim Laien, der nicht König oder soetwas ist) genau einem Menschen Vorschriften machen, Ihnen selbst nämlich.
Ich korrigiere mich, es stand kein „sinngemäß“ davor, es war nur eins impliziert. Entschuldigung.
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