Die Adventszeit geht in die letzte Runde, Freunde! Die letzte Schul- und Arbeitswoche des Kalenderjahres 2024 liegt hinter uns, die Planung für die Festtage – wo wir wann zur Kirche gehen, wen wir wann besuchen, was es zu essen gibt – ist im Großen und Ganzen unter Dach und Fach, und auch sonst breitet sich allüberall Weihnachtsstimmung aus; nicht nur im persönlichen Erlebnisbereich. Der Anteil an Themen, die außerhalb des Selbsterlebten liegen bzw. darüber hinausgehen, ist in diesem Wochenbriefing etwas höher als zuletzt; um Kinder und/oder Kirche dreht sich dabei aber wieder mal fast alles, und das dritte K in der Überschrift – Kundenkommunikation – lässt sich sowohl auf das diesjährige Weihnachts-Rundschreiben der Pfarrei St. Klara Reinickendorf-Süd an ihre Gemeindemitglieder als auch auf das Neueste aus der Social-Media-Redaktion des Erzbistums Hamburg beziehen. Und damit genug der Vorrede!
Die tief stehende Wintersonne sorgt für farbenfrohe Effekte an Kirchenfenstern – hier in der "Beten-mit-Musik-Kirche", wie mein Jüngster sie nennt. |
Der Krippenspiel-Countdown läuft
In der Chronologie der Ereignisse der zurückliegenden Woche ist an erster Stelle die dritte und somit vorletzte Krippenspiel-Probe in St. Stephanus Haselhorst zu erwähnen, die am vorigen Samstag stattfand und bei der auch die im vorigen Wochenbriefing etwas ausführlicher gewürdigte Freundin meiner Tochter wieder mit von der Partie war. Der Gemeindereferent hatte im Vorfeld extra eine Mail an alle Mitwirkenden (bzw. deren Eltern) geschickt, in der er darauf hinwies, dass bis zu dieser Probe möglichst alle Darsteller ihren Text auswendig können sollten. Das Ergebnis war, sagen wir mal, durchwachsen: Immerhin konnten Maria, zwei der drei Hirten und ein Engel (nämlich mein Tochterkind) ihren Text, die anderen schaffen es hoffentlich bis zur nächsten Probe. In anderer Hinsicht gab es derweil aber beachtliche Fortschritte: Endlich konnte auch die Rolle des Josef besetzt werden, es wurde in Kostümen geprobt und an den Licht- und Toneffekten gearbeitet. Es bleibt zwar noch einiges zu tun, aber ich bin doch recht optimistisch, dass es eine schöne Aufführung werden wird.
Lagerfeuer mit Suppentopf für die Hirten-Szene |
Zweimal Gaudete
Nach der Krippenspielprobe blieb uns gerade noch genug Zeit für ein (vom Preis-Leistungs-Verhältnis her überraschend gutes) Abendessen in einem Schnellimbiss in der Gartenfelder Straße, ehe wir zur Vorabendmesse in St. Rita aufbrechen mussten. Die Entscheidung, dort in die Messe zu gehen, war dadurch bedingt, dass meine Liebste und die Kinder am Sonntag zusammen mit zwei Schulfreundinnen unserer Großen eine Weihnachtsmarkttour machen wollten und die Messe in St. Joseph Siemensstadt da nicht in den Zeitplan passte. Als Alternative bot sich die Vorabendmesse in St. Rita einerseits wegen der guten Erreichbarkeit, andererseits aber auch deshalb an, weil diese Messe von dem von uns sehr geschätzten nigerianischen Pfarrvikar zelebriert wurde. Er freute sich auch augenscheinlich, uns zu sehen, und lud unsere Große ein, die Kerzen am Adventskranz anzuzünden. Lobend zu erwähnen ist außerdem, dass die Kirche St. Rita eine Kinder-Ecke mit Bilderbüchern, Ausmalbildern und Buntstiften hat und dass dort passende Ausmalbilder zum Evangelium vom Tag (Lukas 3,10-18) auslagen. Schön war auch, dass der Zelebrant ein rosa Gewand trug, wozu ja nur zweimal im Kirchenjahr Gelegenheit ist. Die mit rund acht Minuten vergleichsweise kurze Predigt war einmal mehr kein eigenes Werk des Pfarrvikars, sondern stammte, abgesehen von einigen Kürzungen und freien Ergänzungen am Anfang und am Schluss, von Sabine Mehling-Sitter, Gemeindereferentin und Referentin für Frauenseelsorge im Bistum Würzburg; und ich bin geneigt zu sagen: Dafür war sie gar nicht mal schlecht. (Näheres dazu weiter unten...)
Trotz somit bereits erfüllter Sonntagspflicht ging ich dann aber am Sonntag – ohne die Familie – in St. Joseph Siemensstadt in die Messe, und das aus mehreren Gründen: 1. hoffte ich auf eine anregende Predigt; 2. gab es eine Krippensegnung; 3. hielt ich es ganz allgemein für ratsam, in der Gemeinde Präsenz zu zeigen; und 4. gab es anschließend wieder ein Essen im Gemeindesaal, ausgerichtet und zubereitet vom Sozialdienst Katholischer Männer – und da musste ich zum einen das Tablett zurückbringen, das die SKM-Leute uns am Sonntag zuvor mitgegeben hatten, und zum anderen hoffte ich darauf, Reste mitnehmen zu können, und nahm daher vorsorglich ein paar Foodsaving-Boxen mit.
Was Punkt 1 auf dieser Liste von Gründen angeht, kam mir allerdings schon auf dem Weg zur Messe der Gedanke: "Aber was, wenn der Krankenhausseelsorger die Messe hält?" Zweifellos kein sehr freundlicher Gedanke, gleichzeitig aber offenbar eine Art prophetische Eingebung, denn so war's tatsächlich. Fangen wir damit also mal an: Die Predigt war noch etwas kürzer als die am Vorabend gehörte – nach gerade mal fünf Minuten leitete der Priester zur Krippensegnung über –, fand jedoch in der Überleitung vom Vaterunser zum Friedensgruß eine Fortsetzung und vor dem Entlassungssegen noch eine weitere. Darüber, was ich davon halte, wenn Priester meinen, die ganze Messe hindurch predigen zu müssen, habe ich mich ja schon verschiedentlich geäußert und muss es daher wohl hier nicht wiederholen. Inhaltlich beschränkten sich die beiden kurzen Zusatzpredigten im Wesentlichen darauf, das Motto des 3. Adventssonntags – Gaudete, "Freuet euch!" – zum Anlass für die Mahnung zu nehmen, man solle sich insgesamt und überhaupt mehr um eine positive Lebenseinstellung bemühen, nicht so viel meckern und klagen, lieber mit einem Lächeln durchs Leben gehen, das sei auch angenehmer für die Mitmenschen und gehöre schon deshalb "zu einem anständigen Leben dazu". Das Stichwort vom "anständigen Leben", auf das ich ja bekanntlich recht allergisch zu reagieren pflege, spielte auch in der eigentlichen Predigt eine Rolle, aber darauf komme etwas weiter unten noch zurück.
Was die Krippensegnung anging, war vor dem Altar bereits ein Stallgebäude, allerdings noch ohne Krippenfiguren, aufgebaut worden; die Möglichkeit, zusammen mit diesem auch eigene Weihnachtskrippen "für zu Hause" segnen zu lassen, wurde indes kaum genutzt – außer von mir: Ich hatte zwei mitgebracht, eine aus einem einzigen Stück Holz geschnitzte, die bei uns von jeher einen festen Platz auf dem Regal über der Couch hat, und eine, die unser Tochterkind am vorangegangenen Mittwoch beim JAM aus einer Papiertüte gebastelt hatte.
Die eher konventionell aussehende Krippe im Hintergrund hatte jemand anderes mitgebracht, das war dann aber auch alles. |
Beim anschließenden Gemeindeessen gab's Buletten mit Rotkohl und Klößen, und es blieben tatsächlich einige Reste zum Mitnehmen übrig (nur vom Rotkohl nicht).
Nun aber noch einmal zurück zu den beiden Predigten zum Gaudete-Sonntag, die ich gehört habe – einschließlich eines Querverweises auf einen auf dem Instagram-Kanal der Pfarrei St. Klara Reinickendorf-Süd veröffentlichten "Impuls" des aus der Gemeinde von St. Rita stammenden Theologiestudenten Nils Thomas. Zu dieser Impulse-Reihe auf Instagram wollte ich ja sowieso noch was sagen und werde das wohl in einem späteren Artikel noch ausführlicher tun, aber einen kleinen Vorgriff als Ergänzung zu den beiden hier angesprochenen Predigten möchte ich mir doch schon mal erlauben.
Beginnen wir aber mal mit der Predigt des Spandauer Krankenhausseelsorgers: Diese enthielt zwar ausgesprochen goldene Worte zur "Freude am Herrn", die "die eigentliche Kunst des Frommen" sei und "Bestand in Drangsal, in Krankheit, in Not, in Anfechtung" habe; zum Evangelium dieses Sonntags – der Verkündigung Johannes des Täufers – hatte sie indes eher wenig zu sagen. Die Verhaltensmaßregeln, die der Täufer jenen mitgibt, die ihn fragen "Was sollen wir also tun?", fasste der Prediger in der bereits angesprochenen Formulierung "Führt ein anständiges Leben!" zusammen. Etwas ausführlicher wird das bei Sabine Mehling-Sitter betrachtet, die zu bedenken gibt:
"Wenn wir uns alle an diese Regeln hielten, wenn wir mit offenen Augen durchs Leben gingen, wenn wir ein Herz für Bedürftige hätten, dann, ja dann wäre das Leben leichter, das Miteinander besser, dann würde Frieden herrschen, dann hätten wir einen Grund zur Freude. Dann könnten wir jubeln und jauchzen. Dann müssten wir uns nicht mehr ärgern oder gar Angst haben."
Richtig interessant wird's jedoch, als die Würzburger Gemeindereferentin fortfährt:
"Aber Johannes der Täufer macht deutlich, dass es um mehr geht. Dass das nur eine Art Vorstufe ist. Dass er sozusagen nur der Vorarbeiter, der Vorbereiter ist für den, der wirklich sagt und weiß wo es lang geht: Jesus Christus."
An dieser Stelle ist nun ein Seitenblick auf den Instagram-Impuls von Nils Thomas erhellend: Der Theologiestudent meint, wenn der Täufer lehre "Teilt mit den Bedürftigen" oder "Behandelt euch gegenseitig gut", dann klinge das "vielleicht gar nicht so sehr nach Johannes, sondern vielmehr nach Jesus und dem, was Er gesagt und getan hat", und daher könne man "vielleicht ein Stück weit nachvollziehen, warum die Menschen damals [...] gedacht haben: Ist nicht vielleicht Johannes der, den wir erwarten, der Messias, der Christus, der Erlöser?" Aber der entscheidende Punkt ist doch, dass er es gerade nicht ist – und eben darin zeigt sich das Defizit einer rein ethisch orientierten Auffassung von Christsein: Allein dafür, die Menschen zu lehren, dass sie "ein anständiges Leben führen", "ein Herz für Bedürftige haben" und sich "gegenseitig gut behandeln" sollen, hätte Jesus nicht zu kommen brauchen – dafür hätte Johannes der Täufer genügt. Wie wir bereits gesehen haben, wird insbesondere in der von Sabine Mehling-Sitter verfassten Predigt durchaus explizit betont, dass es bei Jesus "um mehr geht"; worin dieses Mehr aber konkret besteht, wird auch da nicht recht deutlich. Besonders auffällig erscheint es mir, dass in keiner der hier besprochenen Predigten auf die Ankündigung des Täufers eingegangen wurde, der wahre Messias, der nach ihm komme, werde "seine Tenne reinigen", d.h. die Spreu vom Weizen trennen, "die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feüuer verbrennen". Dabei wäre es doch gewiss eine interessante Aufgabe für einen Prediger, diese offenbare Höllendrohung dazu in Beziehung zu setzen, dass die Verkündigung des Täufers ausdrücklich als eine frohe Botschaft bezeichnet wird.
K wie Klara: Neues aus Reinickendorf-Süd
Beim Nachlesen meiner Wochenbriefings von vor rund einem Jahr ist mir ein Abschnitt zum Thema "Weihnachtsgrüße aus St. Klara" ins Auge gefallen, und tatsächlich fand sich auch heuer wieder ein solches von der örtlichen Pfarrei an ihre Gemeindemitglieder versandtes Faltblatt in unserer Vorweihnachtspost. Was daran im Vergleich zum Vorjahr auffällt, ist zunächst, dass der besondere Gruß an "alle, die wenig Kontakt zu uns haben, unseren Dienst aber nicht zuletzt durch ihre Kirchensteuer regelmäßig unterstützen", dieses Jahr durch eine Formulierung ersetzt wurde, die nicht ganz so "on the nose" ist:
"Viele haben für unsere Gemeinden Verantwortung übernommen, viele besuchen uns gelegentlich, viele unterstützen uns durch Gebet, durch ein verantwortungsvolles Alltagsleben oder auch durch die Kirchensteuer."
Dass man nicht ganz darauf verzichten wollte, explizit diejenigen Empfänger dieser Weihnachtskarte anzusprechen, deren Kirchenmitgliedschaft sich lediglich in ihrem Lohnsteuerbescheid niederschlägt, hat durchaus eine gewisse Logik, denn in mehr als einem Sinne sind gerade diese wohl als die Hauptadressaten dieser Grußkartenaktion zu betrachten. Nicht nur, weil sie rein zahlenmäßig wohl den Löwenanteil der Empfänger ausmachen dürften, sondern auch, weil man die (in Abstufungen) aktiveren, oder sagen wir: präsenteren Gemeindemitglieder wohl auch auf anderen Wegen hätte erreichen können, wenn man gewollt hätte. Viel interessanter finde ich eigentlich den Hinweis auf "ein verantwortungsvolles Alltagsleben", womit wohl so etwas gemeint sein dürfte wie seinen Müll zu trennen und wenn schon nicht im Biomarkt, dann wenigstens im Supermarkt CO²-neutrale Produkte einzukaufen. Und damit unterstützt man die Kirche? Echt jetzt? Nun, ganz so ist es wohl doch nicht gemeint; eher so: Wer das tut, der unterstützt damit die Anliegen, für die auch die Kirche eintritt. Und ja, ich glaube, das meinen die Leute, die für diesen Flyer verantwortlich sind, tatsächlich so – mindestens der Diakon, dessen Name wohl nicht ohne Grund an erster Stelle unter diesem Text steht, und wohl auch der Pfarrer, der zuletzt genannt wird. Man vergleiche dazu auch die folgenden Sätze:
"In einer Zeit, in der das gesellschaftliche Miteinander schwieriger zu werden scheint, wollen wir als Christen Menschen unterschiedlicher Herkunft, Denkrichtungen und Kulturen, verschiedenen Alters und Familiensituationen einladen und dabei das Gemeinsame entdecken. Für alle Menschen ist Jesus Christus Mensch geworden. Das feiern wir an Weihnachten."
Das ist dann auch schon fast alles, was dieses Faltblatt zum christlichen Gehalt des Weihnachtsfests zu sagen hat – abgesehen von dem Satz "Der Friede, den Christus in die Welt bringen wollte [!], soll auch durch uns weitergetragen werden." Ich hätte es ja eigentlich nicht für möglich gehalten, aber damit schafft es der diesjährige Weihnachtsflyer der Pfarrei St. Klara tatsächlich, den vom Vorjahr in Hinblick auf christlichen Gehalt noch zu unterbieten. Aber okay, so werden wenigstens keine falschen Erwartungen geweckt, sondern es wird von vornherein klargestellt, dass diese Pfarrei sich dem postchristlich-undogmatischen Universalismus (kurz: PUU) verpflichtet weiß.
Und was gibt's sonst so Neues aus St. Klara? Aus den Vermeldungen der Pfarrei zur 2. Adventswoche wäre noch nachzutragen, dass der Pfarrer die Idee hatte, die Sternsinger zu einem Vortrag über den Stern von Betlehem ins Planetarium einzuladen; und weiter: "Die für Oktober 2025 geplante Wallfahrt nach Assisi müssen wir leider mangels Interesse absagen." Tja, schade. Könnte das ein Indiz dafür sein, dass die Gemeindemitglieder mit ihrer neuen Pfarreipatronin Klara von Assisi noch nicht so recht warm geworden sind?
Bärtige Männer mit komischen Kopfbedeckungen – revisited
Dass in der Vorweihnachtszeit immer mal wieder auch ältere Artikel mit "weihnachtsbezogenem" Inhalt in der Blogstatistik nach oben gespült werden, ist wohl keine besonders große Überraschung; jedenfalls wurde ich auf diese Weise mal wieder an einen schon zwölf Jahre alten Artikel von mir erinnert, in dem es um eine Weihnachts-Episode der Disney-Zeichentrickserie "Große Pause" geht. Dieser Serienepisode findet ihren Höhepunkt "in einer multikulturellen Schul-Weihnachtsfeier, bei der die jüdischen Kinder das Brauchtum des Chanukka-Fests und die afroamerikanischen Kinder jenes des ebenfalls Ende Dezember gefeierten Fests Kwanzaa vorstellen; ein irgendwie keltisch/germanisch sein sollendes Sonnenwendritual kommt ebenfalls vor." Und das christliche Weihnachtsfest? Das wird repräsentiert durch ‐-- den Weihnachtsmann. "Vom Jesuskind, von Maria und Joseph, von Ochs und Esel keine Spur", stellte ich damals fest – und merkte an, man müsse "wohl nicht unbedingt besonders christlich gesonnen sein, um das zumindest sonderbar zu finden."
Nun gut, das war 2012, und die angesprochene "Große Pause"-Folge ist sogar nochmals erheblich älter, nämlich von 1998. Inzwischen hat sich die Welt weitergedreht, und so bekam ich unlängst auf Facebook einen Ausschnitt aus dem Animationsfilm "That Christmas" (dt. "Ein klitzekleines Weihnachtswunder") zu sehen, der vor rund zwei Wochen auf Netflix erschienen ist, und in diesem Ausschnitt geht es ebenfalls um eine Schulaufführung zu Weihnachten. Jesus sei "ein cooler Dude" gewesen, heißt es da in der Anmoderation: "Lange Haare, Bart... hat sich mit Holzarbeiten beschäftigt... im Wesentlichen ein Hipster." Daher hätte er sicherlich nicht gewollt, dass alle Jahre wieder dieselbe "langweilige Weihnachtsgeschichte" aufgeführt werde – nein, gewollt hätte er vielmehr "ein strikt vegetarisches, multikulturelles Spektakel mit jeder Menge Popsongs und Bezügen zum Klimawandel". Und so folgt eine Darbietung, in der die Weisen aus dem Morgenland weise Frauen sind und die Hirten auf den Anbau von Bio-Gemüse umgestiegen sind. – Insbesondere in evangelikalen Kreisen in den USA hat diese Filmszene Empörung ausgelöst, aber ich finde sie eigentlich recht gelungen – wenn man sie als Satire darauf betrachtet, wie die christliche Heilsbotschaft, auch und gerade zu Weihnachten, durch säkulare Heilslehren, wie z.B. eben "Ökofeminismus" ersetzt wird; ein Trend, bei dem die Funktionärsebene der christlichen Großkirchen ja munter mitmischt. Ob diese Sichtweise den Intentionen der Macher des Filmchens entspricht, sei mal dahingestellt, ist mir aber ehrlich gesagt auch egal.
Derweil hat es in der südenglischen Grafschaft Hampshire Ärger gegeben, weil ein anglikanischer Geistlicher einer Grundschulklasse eröffnet hat, es gebe den Weihnachtsmann nicht. Vermutlich ging er davon aus, dass er seinem Publikum damit keine große Neuigkeit verriet, da er zu einer 6. Klasse sprach. Das erwies sich jedoch als katastrophale Fehleinschätzung, die in heulenden Kindern, empörten Eltern (die sich nun fragen, was sie tun können, um die "Magie" von Weihnachten für ihre Kinder zu retten) und einer Entschuldigung seitens der Schule resultierte. In einer Mail an die Eltern beteuerten die Lehrkräfte, "alle Geschichten und Legenden rund um Weihnachten" hätten ihre Berechtigung. Auch der Geistliche selbst, gegen den eine förmliche Beschwerde bei der Diözese eingereicht wurde, hat sich inzwischen für seine Aussagen entschuldigt. – Was soll man dazu sagen? Ehrlich gesagt verstehe ich nicht so recht, was die Eltern und Lehrer mit ihrem Verhalten in dieser Angelegenheit eigentlich beabsichtigen. Es kann ja wohl kaum darum gehen, Schülern, die nächstes Jahr in die Sekundarstufe kommen, einzureden, entgegen den Behauptungen des Priesters gäbe es den Weihnachtsmann doch. Was ja letztlich nur dazu führen würde, dass sie in naher Zukunft doch hinter die Wahrheit kämen – und daraus die Lehre ziehen könnten, dass alle sie belogen haben bis auf den Priester. Wahrscheinlich ist es aber eher so, dass es ab einem gewissen Alter eine unausgesprochene Übereinkunft zwischen Kindern und Eltern gibt, so zu tun, als glaube man an den Weihnachtsmann, und gerade deshalb war es so ein schockierender Tabubruch seitens des Priesters, offen auszusprechen, dass die Eltern die für den Weihnachtsmann bestimmten Kekse selbst aufessen. – Besonders heikel wird die Angelegenheit dadurch, dass es heutzutage eine Menge Leute gibt, die zwischen dem Glauben an den Weihnachtsmann und dem Glauben an Gott keinen kategorialen Unterschied erkennen können. Und das sind durchaus nicht nur radikale Atheisten; vielmehr steht zu befürchten, dass auch viele "Kulturchristen" ihren Glauben an Gott so betrachten wie den Glauben an den Weihnachtsmann – etwas, woran man aus sentimentalen Gründen festhält, obwohl man im Grunde überzeugt ist, das sei nur etwas für Kinder. Mir scheint, eigentlich müsste man Reverend Chamberlain dafür loben, dass er in seiner Ansprache an die Sechstklässler der Lee-on-the-Solent Junior School in Hampshire den Glauben an die Geburt Jesu so entschieden vom Glauben an den Weihnachtsmann abgegrenzt hat.
Neues aus Synodalien: Im Erzbistum Hamburg ist ein Sack Likes umgefallen
Die Social-Media-Abteilung des Erzbistums Hamburg teilt mit, dass sie "zum Jahresende" ihre Präsenz auf X, der App formerly known as Twitter, einstellen werde. Zur Begründung heißt es: "Als katholische Kirche im Norden steht das Erzbistum Hamburg für Nächstenliebe, Respekt und Dialog." Aha. "Die Plattform X fördert ein Umfeld, das diesen Grundwerten widerspricht." Ach so. – Einmal mehr läuft die institutionelle Kirche, bzw. laufen die Leute, die in ihrem Auftrag "was mit (sozialen) Medien machen", hier lediglich einem Trend hinterher: Auf der Website des Schweizer Radios und Fernsehens (srf.ch) war schon vor rund drei Wochen zu lesen: "Leute verlassen X in Scharen. Nun droht das soziale Netzwerk endgültig zur Echokammer der politischen Rechten zu werden." Las man den Artikel indes weiter, drängte sich der Eindruck auf, diese Einschätzung sei wohl doch ein wenig hoch gegriffen. "115'000 Leute", heißt es da, hätten "[a]llein am Tag von Trumps Wahl zum Präsidenten [...] ihre Konten bei X gekündigt" – was angesichts von insgesamt über 600 Millionen Nutzern indes wohl kaum sonderlich ins Gewicht fällt, zumal das Netzwerk bluesky, das sich als politisch korrekte Alternative zu X zu profilieren sucht, gerade mal 20 Millionen Nutzer hat (wozu auch Leute wie z.B. ich gehören, die sich da mal angemeldet haben, da aber so gut wie nie irgendwas machen, weil es nichts bringt).
Man möchte fragen, inwiefern es gute Öffentlichkeitsarbeit sein soll, sich aus einem bedeutenden Segment der digitalen Öffentlichkeit zurückzuziehen, aber wir leben nun mal in komischen Zeiten. Tatsächlich haben wir es hier geradezu mit einem Lehrbuchbeispiel für "virtue signalling" zu tun: Der #Xodus des Erzbistums Hamburg nützt niemandem, schadet auch niemandem, würde wahrscheinlich sogar kaum jemandem auffallen, wenn er nicht mit großem moralischen Pathos ausposaunt würde. Aber die Filterblase applaudiert brav, und damit hat die Aktion ihren Zweck erfüllt.
Das finde ich eigentlich am irritierendsten an diesem ganzen Vorgang: dass die erzdiözesane Online-Redaktion für diesen Akt der Arbeitsverweigerung tatsächlich positives Feedback von ihrer Zielgruppe erhält. "Gute Entscheidung", liest man in den Kommentaren, "Finde ich klasse", "Völlig berechtigt!', "Das wurde auch Zeit!! Danke!" oder auch etwas ausführlicher: "Man kann den Verantwortlichen für die Social Media-Arbeit des Erzbistums nur zu diesem Schritt gratulieren. Es ist einfach zwecklos, sich in einem Bot-Umfeld, das Hasspostings als 'Meinungsfreiheit' feiert, zu bewegen." – Kritik gibt es durchaus auch, aber diese wird, sobald sie sich regt, von der Meute der Gutgesinnten unverzüglich und scharf zurückgewiesen. Einem Kommentator, der anmerkte "Schade, dass unser Erzbistum mit der unter Elon Musk neugewonnenen Meinungsfreiheit auf X offenbar auch nicht klarkommt", wurde beispielsweise beschieden: "[W]enn Sie meinen, dass Hass, Beschimpfung, Verleumdung, Hetze gegen Ausländer, anders Denkende und anders Liebende [sic!], zur neugewonnenen Meinungsfreiheit zählt, was machen Sie dann in der Kirche?" – Ich habe mit mir gerungen, ob ich darauf antworten sollte, es aber dann gelassen. Ich hätte auch gar nicht gewusst, wo ich da hätte anfangen sollen. Die Leut' sind so vernagelt, die sind mit Argumenten überhaupt nicht mehr zu erreichen.
Man muss dazu sagen, dass die institutionelle Kirche besonders anfällig dafür ist, sich in Filterblasen einzuigeln, da sie seit Jahrzehnten an bildungsbürgerlicher Milieuverengung krankt; man könnte sagen: Die Funktionärsebene der Kirche lebte schon in einer Filterblase, bevor es cool war. Und da ich gerade "bildungsbürgerlich" sagte: Man muss immer wieder daran erinnern, dass ein relativ hoher Grad formaler Bildung kein Ausweis besonders großer Intelligenz ist – sondern lediglich ein Ausweis von Erfolg innerhalb der Institutionen unseres Bildungssystems. Sicherlich ist dafür ein Mindestmaß an Intelligenz notwendig, vor allem aber Anpassungsfähigkeit. Und das erklärt dann auch, warum das bildungsbürgerliche Milieu im Großen und Ganzen so spießig und duckmäuserisch ist. Ich möchte dazu einladen, mal darauf zu achten, wie oft in Diskussionen in den Sozialen Medien explizit oder implizit die Auffassung vertreten wird, bestimmte Meinungen, politische Einstellungen usw. zu haben sei eine Frage der Intelligenz. Das rührt daher, dass Intelligenz und Zugehörigkeit zum bildungsbürgerlichen Milieu miteinander verwechselt werden, und es führt dazu, dass zahlreiche Menschen bestimmte Meinungen deshalb vertreten, weil sie für intelligent gehalten werden möchten.
Geistlicher Impuls der Woche
Der allmächtige Sohn Gottes hätte, um die Menschen zu lehren und gerecht zu machen, so erscheinen können, wie er sich den Patriarchen und Propheten in leiblicher Gestalt zeigte: wie er sich auf den Kampf mit Jakob einließ (Gen 32,23-31); wie er den Dienst der Gastfreundschaft nicht ablehnte und auch die Nahrung annahm, die man ihm vorsetzte (Gen 18,1-8). Aber das waren nur Bilder, und sie wiesen auf den Menschen Jesus hin. Als geheimnisvolle Zeichen kündeten sie, dass die Wirklichkeit aus der Wurzel der Vorväter kommen werde. Kein Bild wurde dem Geheimnis unserer Versöhnung gerecht, wie es vor ewigen Zeiten geplant war. Denn noch war der Heilige Geist nicht über die Jungfrau gekommen, und noch hatte die Kraft des Höchsten sie nicht überschattet. Die Weisheit konnte sich noch nicht im unversehrten Mutterschoß erbauen. Das Wort vermochte noch nicht Fleisch zu werden, um die Natur Gottes mit der Natur des Menschen zu vereinen. Der Schöpfer der Zeit konnte noch nicht in der Zeit geboren werden, und ihm, durch den das All geworden ist, war es noch nicht möglich, inmitten seiner Schöpfung Dasein zu erhalten. Denn wäre der neue Mensch nicht "in die Gestalt des Fleisches gesandt worden, das unter der Macht der Sünde steht" (Röm 8,3), hätte er nicht unseren alten Menschen angenommen, wäre er, der gleichen Wesens mit dem Vater ist, nicht auch gleichen Wesens mit der Mutter geworden und hätte er nicht unsere Natur zu der seinigen gemacht – er, der allein ohne Sünde ist –, so wären alle Menschen unter dem Joch des Teufels gefangen. Wir hätten keinen Teil an dem Triumph des Siegers, wenn der Sieg ohne unsere Natur gekommen wäre. Wir verdanken das Licht dieser wunderbaren Teilnahme dem Sakrament der Wiedergeburt; in ihm sind wir geistlich wiedergeboren durch denselben Geist, durch den Christus empfangen und geboren wurde.
(Leo der Große, Das Geheimnis unserer Versöhnung)
Ohrwurm der Woche
Credo unplugged: Herr, send herab uns deinen Sohn
Zu den Neuigkeiten aus der Pfarrei St. Klara Reinickendorf-Süd wäre noch zu ergänzen, dass im Wochenplan neuerdings nicht mehr nur bei den Sonntags-, sondern auch bei den Werktagsmessen der jeweilige Zelebrant angegeben ist; als ich am Mittwoch mit meinem Jüngsten in St. Marien Maternitas in die Messe ging, war es daher keine Überraschung, dass diese von Pater Mephisto zelebriert wurde. Zur Eröffnung ließ er die ersten beiden Strophen von "Herr, send herab uns deinen Sohn" (Nr. 222 im Gotteslob) singen und merkte dazu an: "Bitte legen Sie da ein Bändchen rein, wir singen dann alle Strophen im Laufe des Gottesdienstes." In seinem Begrüßungsimpuls-statt-Predigt wies er darauf hin, dass die zweite bis achte Strophe des Liedes den sieben großen "O-Antiphonen" nachempfunden seien, die im Stundengebet der Kirche die letzten sieben Tage vor Weihnachten markieren und "die geistlichen Titel des Kindes, das da kommen soll, näher aufschlüsseln". Für mich war das wieder einmal ein Anlass, zu denken: Wer Pater Mephisto nicht kennt, könnte ihn in solchen Momenten für einen ausgesprochen konservativen Priester halten.
Jedenfalls sangen wir im Laufe der Messe tatsächlich alle neun Strophen des Liedes; beim anschließenden Gemeindefrühstück fragte ich meinen Jüngsten: "Kanntest du das Lied, das wir im Gottesdienst gesungen haben?" – "Ja, vom 'Beten mit Musik'", erwiderte er ohne Zögern. "Stimmt", sagte ich, "und da hast du mich mal gefragt, wer eigentlich Immanuel ist. Weißt du das noch?" Wieder kam die Antwort prompt: "Das ist ein anderer Name für Jesus." Ich war sowas von stolz...!
Da ich die hier verlinkte "Credo unplugged"-Version nun mal in- und auswendig kenne, habe ich das Lied auch in der Messe genau so gesungen, wie es hier zu hören ist; was, wie ich durch den Live-Abgleich mit dem Gesang der anderen Gemeindemitglieder feststellen durfte, an einigen Stellen eine leicht abweichende Rhythmisierung bedingte, aber nur einen einzigen abweichenden Ton pro Strophe. Ich denke, damit konnten alle Beteiligten leben.
Vorschau / Ausblick
Jetzt steht Weihnachten aber wirklich vor der Tür, Freunde! Die letzte Krippenspielprobe war heute, morgen ist der 4. Advent, da ist in St. Joseph Siemensstadt noch einmal Kinderwortgottesdienst und anschließend ein vom Sozialdienst Katholischer Männer ausgerichtetes Gemeindeessen (diesmal speziell für Kinder, mit Fischstäbchen), am Montag soll mal wieder regulär "Omatag" sein, nachdem dieser zuletzt zweimal krankheitsbedingt ausgefallen war; und Dienstag ist Heiligabend. Da steht um 15:30 Uhr die Krippenspiel-Aufführung in St. Stephanus auf dem Programm, danach werden wir wohl erst mal zwecks Bescherung und Abendessen nach Hause fahren, und danach schaffen wir es hoffentlich wie letztes Jahr zur Christmette in St. Joseph, die um 22 Uhr beginnt. Am Weihnachtstag, also Mittwoch, sind wir abends bei einem alten Kumpel eingeladen, den wir zuletzt im Sommer bei seiner Geburtstags-Grillparty im Ernst-Thälmann-Park getroffen haben (wie berichtet, hat uns bei dieser Gelegenheit seine neunjährige Enkelin eingeladen, an Weihnachten zu ihm zu kommen), und am Donnerstag, dem "Feast of Stephen", ca. ab mittags bei meinen Schwiegermüttern; ich denke, dass wir vorher noch dem Tagesheiligen in "seiner" Kirche in Haselhorst die Ehe geben werden. Und dann werden wir uns wohl erst mal von den Feiertagen erholen müssen...
Zum Evangelium des Gaudete-Sonntags:
AntwortenLöschenUnser Pfarrer ging immerhin auch auf die Ankündigung Johannes des Täufer ein, dass der nach ihm kommende Messias die Spreu vom Weizen trennen werde - allerdings mal wieder "anderskatholisch":
"Danach sei es ja gar nicht so einfach, in geerntetem Getreide das eigentlich Gute und Wertvolle, nämlich die Körner, zu entdecken.
Aber Gott tue das und Er sammle eben dieses Gute heraus, was dann bei Ihm (allein) Bestand hat..."
Noch Fragen?