Was bisher geschah: Nachdem ich den Montag - während Frau und Kinder im Tierpark waren - planmäßig überwiegend damit verbracht hatte, an der Nr. 6 der Lebendigen Steine zu arbeiten, ließ ich mich gegen Abend durch einen Hinweis aus dem Umfeld von "Maria 1.0" dazu verleiten, mich in eine Diskussion auf der Facebook-Seite von häretisch.de einzuschalten; das brachte zwar Verdruss mit sich, versorgte mich aber immerhin mit Stoff für einen Blogartikel, den ich gleich am nächsten Tag 'raushaute und der sich schnell zu einem der meistgelesenen (und zum mit Abstand meist-kommentierten) Artikel des laufenden Jahres auf meinem Blog mauserte. -- Übrigens war der wöchentliche "Omatag" diesmal auf den Dienstag gelegt worden, was dazu führte, dass ich nicht mitkonnte, da ich Kirchenschließdienst hatte und auch die Lobpreisandacht nicht ausfallen lassen wollte. Aber so hatte ich den zweiten Tag in Folge tagsüber sturmfreie Bude und wusste diese Zeit auch gut zu nutzen. Eine alte Dame aus der Kirchengemeinde, die so gut wie jede Woche zum Lobpreis kommt und da dann auch immer einige Gebete vorträgt, erzählte mir am Abend, sie habe bei dem schönen Wetter fünf Stunden lang am See gesessen und habe dort den Rosenkranz gebetet -- und zwar auch für mich und meine Familie. Ich war ausgesprochen gerührt.
Der für Mittwoch geplante Büchereiprojekt-Arbeitseinsatz fiel aus, weil mein Mitstreiter kurzfristig verhindert war; also verbrachte ich den Tag fast zur Gänze mit meiner Familie, was auch mal gut und wichtig war.
Übrigens hatte ich inzwischen herausgefunden, dass es das neue Hygienekonzept für die Nutzung der Gemeinderäume unserer Pfarrei online gibt; ich ging am Donnerstag aber trotzdem ins Pfarrbüro, um noch ein paar Detailfragen zu klären, und das Ergebnis lautet, dass meine Liebste und ich als erste unserer pandemiebedingt auf Eis gelegten Veranstaltungsreihen den Krabbelbrunch wieder aufleben lassen werden -- ab dem 21. August, vorausgesetzt, es gibt bis dahin keine erneuten Verschärfungen der Coronaregeln.
Nachdem ich vom Pfarrbüro zurück war, bereitete ich einen Süßkartoffel-Lachs-Auflauf mit Pak Choi zu, um ihn am Abend zur Community Networking Night im Baumhaus mitzunehmen. Da sollte es nämlich Potluck geben, hatte Scott gesagt. (Komisch eigentlich, dass die deutsche Sprache kein präzise passendes Äquivalent für diesen Begriff aufzuweisen hat, pder höchstens "Mitbringbuffet", was aber irgendwie nicht so griffig klingt.) Als wir gegen 18 Uhr mit beiden Kindern am Baumhaus ankamen, zeigte sich allerdings, dass wir falsch informiert waren: Potluck war abgesagt, stattdessen war vorgesehen, sich einfach auf Klappstühlen vor dem Haus zusammenzusetzen, mit Getränken, aber ohne Essen; außerdem sollte es erst um 19 Uhr anfangen, wir waren also erheblich zu früh dran. Aber nun hatten wir nun mal diesen leckeren Auflauf dabei, also aßen wir den auch -- an einem vors Haus gestellten Klapptisch, mit vom Baumhaus zur Verfügung gestelltem Geschirr und Besteck. Besonders viele Leute tauchten auch nach 19 Uhr nicht auf, auch Scott war nicht da, aber wir unterhielten uns trotzdem gut - vor allem mit der Baumhaus-Mitbegründerin Karen -, und irgendwie war es schön und inspirierend, einfach dort zu sein. Zum krönenden Abschluss bekamen wir eine Tüte SoLaWi-Bio-Gemüse geschenkt, das im wahrsten Sinne des Wortes bestellt und nicht abgeholt worden war.
Am Freitag machte ich aus einem Teil dieses Gemüses - gelbe Zucchini, rote Bete, Puffbohnen - ein leckeres vegetarisches Pfannengericht und dachte dabei daran, dass es eigentlich schön wäre, mal wieder mehr Foodsaving zu machen. Aber wahrscheinlich muss das warten, bis unser Jüngster ein bisschen größer und nicht mehr ganz so "betreuungsintensiv" ist...
Was ansteht: Irgendwie geht mein innerer Kalender falsch -- ich muss mich permanent daran erinnern, dass die gerade begonnene Woche noch nicht die erste Augustwoche, sondern die letzte Juliwoche ist. Damit einher geht das Gefühl, über die erste Augustwoche gäbe es mehr Interessantes zu sagen, aber das werden wir dann wohl im nächsten Wochenbriefing sehen. In dieser Woche gilt es jedenfalls erst einmal, der neuen Ausgabe der "Lebendigen Steine" den letzten Schliff zu verpassen, damit spätestens am Samstag die Online-Ausgabe hochgeladen werden kann und nach Möglichkeit auch die gedruckte Auflage bis dahin vorliegt. Heute am frühen Nachmittag steht außerdem ein über das kindergartenfrei-Netzwerk arrangiertes Treffen mit ein paar anderen Familien mit Kindern im Alter unserer Kinder auf dem Programm; morgen, Dienstag, ist natürlich wieder Lobpreis und am Mittwoch voraussichtlich der nächste Büchereiprojekt-Arbeitseinsatz; und am Donnerstag? Wieder Baumhaus? Na, mal sehen. Derweil ist für Freitag nach der Abendmesse kurzfristig eine Sitzung des Lokalausschusses unserer Kirchengemeinde anberaumt worden -- um darüber zu entscheiden, ob ein zunächst nur zur Probe aufgestellter neuer Opferkerzenständer dauerhaft behalten werden soll. Persönlich bin ich in dieser Frage relativ leidenschaftslos und wäre eigentlich geneigt, es für etwas unverhältnismäßig zu halten, dass es dafür eine Sondersitzung gibt -- aber andererseits ist gerade der Umstand, dass dieses Thema so wichtig genommen wird, ein Indiz dafür, dass es dabei um mehr geht, als es auf den ersten Blick scheint, und deshalb werde ich wohl hingehen - und nach Möglichkeit, zur seelischen Stärkung, vor der Messe noch zur Anbetung. Und damit ist die Woche dann auch wohl schon ziemlich "voll"...
Linktipps spezial: Traditionis Custodes
Ich hatte es vorige Woche schon angekündigt: Die strikte Regulierung und Einschränkung der Feier der Liturgie nach dem Römischen Messbuch von 1962 - die durch das Motu Proprio "Summorum Pontificum" Papst Benedikts XVI. aus dem Jahr 2007 als "außerordentliche Form des Römischen Ritus" anerkannt und zugelassen worden war - durch ein neues Motu Proprio von Papst Franziskus mit dem Titel "Traditionis Custodes" ist ein Thema, das hier schlechterdings nicht übergangen werden kann, auch wenn es "eigentlich nicht so meine Baustelle" ist. Hätte ich mich schon im vorigen Wochenbriefing dazu geäußert, hätte ich wohl kaum mehr tun können, als einen subjektiven ersten Eindruck wiederzugeben, der in etwa gelautet hätte: Okay, ich halte dieses Motu Proprio für unklug und auch und gerade in Hinblick auf die Ziele, denen es angeblich dienen will (Stichwort: Einheit der Kirche) für kontraproduktiv; aber so ein bisschen übertrieben finde ich das Heulen und Zähneklappern der Tradis nun doch auch. Da wird ja geradezu so getan, als wäre die außerordentliche Form des Römischen Ritus in Bausch und Bogen verboten worden, und das stimmt ja nun so nicht. -- Mir war allerdings durchaus bewusst, dass dieser erste Eindruck nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluss war, und inzwischen habe ich genug unterschiedliche Stellungnahmen zu Traditionis Custodes und den zu erwartenden Folgen zur Kenntnis genommen, dass ich mir zutraue, in der Rubrik "Linktipps" ein einigermaßen differenziertes Bild der Lage zu präsentieren. Vor Wut schäumende Ultra-Tradis kommen dabei allerdings ebensowenig zu Wort wie der liberale Mob, der das Motu Proprio hämisch beklatscht.
Die erste Stellungnahme eines mir bekannten "Netzkatholiken", die ich überhaupt zu diesem Thema zur Kenntnis nahm -- und eine, die mir spontan sehr sympathisch war. Comiczeichner und Familienvater Micah Murphy betont gleich einleitend, dass er einerseits selbst ein Anhänger der außerordentlichen Form ist, andererseits aber eine bestimmte Sorte "radikaler Traditionalisten" sehr kritisch sieht. Er kreidet der traditionalistischen Bewegung innerhalb der Kirche an, sie habe es a) versäumt, ihre Gemeinschaften zu Vorbildern in Sachen Nächstenliebe und Gerechtigkeit zu machen - wodurch sie für eine größeren Zahl von Gläubigen hätte attraktiv werden und auch die Bischöfe für sich hätte einnehmen können -, und habe es b) zugelassen, dass ihr Bild in der Öffentlichkeit von extremistischen, oft ungehorsamen Klerikern dominiert werde, deren Ansichten vielfach in Widerspruch zum Glauben stehen. Dadurch, meint Murphy, hätten die Traditionalisten die harten Maßnahmen des Motu Proprio "Traditionis Custodes" zu einem gewissen Grad selbst verschuldet:
"Papst Benedikt hat uns [mit "Summorum Pontificum"] eine Möglichkeit eröffnet, eine Renaissance des katholischen Glaubens und der katholischen Kultur zu initiieren, und eine lautstarke Minderheit hat's verbockt."
Ich ahne hier den Einwand, das sehe nach victim blaming aus, aber ich schätze, Micah Murphy würde erwidern, die eigentlichen Opfer seien diejenigen Gläubugen, die in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus ihre spirituelle Heimat gefunden haben, ohne deswegen zu der beschriebenen Sorte radikaler Traditionalisten zu gehören, und die nun ohne eigenes Verschulden unter dem Motu Proprio und seinen Folgen zu leiden haben. So oder so ist bemerkenswert, wie Murphys Essay weitergeht:
Murphy geht davon aus, dass die Umsetzung der Bestimmungen von "Traditionis Custodes" auf diözesaner Ebene dazu führen wird, dass die altrituellen Gemeinschaften an die Ränder des kirchlichen Lebens gedrängt werden, "in kleine, abgelegene Kapellen" -- und rät dazu, dies "als eine Art Exil" zu akzeptieren, "das Gott vielleicht dazu nutzt, die Herzen der Gläubigen zu läutern. Wenn wir uns in Demut diesem Exil unterwerfen und danach streben, uns zu heiligen, wird Gott viel Gutes aus alledem erwachsen lassen."
Ich würde sagen, der Kontrast zu manchen wütenden Reaktionen, die bis zu groben Beschimpfungen des Papstes reichen, ist augenfällig, und es mag sich jeder selbst ein Urteil darüber bilden, welche Haltung fruchtbarer und einem Christen angemessener ist. (Ja, ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, christliche Demut zu zeigen, wenn man sich ungerecht behandelt fühlt. Eben drum.)
Micah Murphy macht im Folgenden sechs konkrete Vorschläge, wie die Freunde der traditionellen Liturgie das "Exil", das ihnen durch "Traditionis Custodes" auferlegt wird, in ihrem eigenen Interesse und zu ihrem eigenen Heil nutzen können und sollten; ich will sie hier nicht einzeln aufzählen - schließlich verlinke ich den Artikel hier, damit Du ihn selber liest, Leser! -, finde diese sechs Punkte aber durchweg sehr bedenkenswert.
"Einige dieser Begriffe werden gern zur Selbstkennzeichnung benutzt, andere als Waffe gegen andere. Alle diese Worte haben es an sich, zweideutig und erklärungsbedürftig zu sein. Wer sie ohne Erläuterung benutzt, klärt in der Regel nicht auf, sondern treibt Propaganda und fischt im Trüben."
Wenn die Rede vom "Fortschritt" in der Kirche überhaupt einen Sinn haben soll - so argumentiert der Philosoph -, dann muss dieser Fortschrittsbegriff sich am Maßstab Christi ausrichten, muss Fortschritt verstanden werden als ein Fortschreiten (d.h. Voranschreiten) auf Christus hin. "Die fortschrittlichsten Christen sind deshalb die Heiligen." -- Ein äußerst lesenswerter und hochgradig zitierwürdiger Essay, auf den ich mich sicherlich schon öfter bezogen haben würde, wenn ich ihn denn schon gekannt hätte. Der Zusammenhang mit dem Thema "Traditionis Custodes" wird offensichtlich, wenn Spaemann schreibt:
"Es gibt ein gutes und zuverlässiges Kriterium für die Legitimität einer Liturgiereform, nämlich ob sie begleitet ist von Ehrfurcht und Liebe zur überlieferten Gestalt der Liturgie. So war es mit der tridentinischen Reform Pius' V: alle Riten der lateinischen Kirche, die älter als 150 Jahre waren, durften weiter bestehen, wurden mit Liebe weiter gepflegt und bestanden teilweise bis vor 20 Jahren. Das Verbot des tridentinischen Ritus ist es, das die Legitimität des reformierten unvermeidlich ins Zwielicht geraten ließ. Warum wird nicht die Gegenwart der alten Gestalt der heiligen Messe in jeder Stadt mit Dankbarkeit und Liebe gerade von denen begrüßt, die die neue feiern? Warum wird nicht jeder Priesteramtskandidat von seinen Oberen ermuntert, diese Gestalt von innen heraus kennenzulernen, um an ihr Maß zu nehmen für seine eigene Zelebration?"
Der US-amerikanische Journalist und Buchautor George Weigel ist ein prominents Sprachrohr eines "neokonservativen" Katholizismus: ein Anhänger des großen Projekts des Hl. Johannes Paul II., die "progressiven" Impulse des II. Vatikanischen Konzils in Kontinuität zur überlieferten katholischen Lehre zu interpretieren und somit in die Tradition der Kirche einzubinden. Folgerichtig eröffnet er seine Stellungnahme zu "Traditionis Custodes" mit einer scharfen Abgrenzung vom radikalen Traditionalismus -- schärfer als nötig gewesen wäre, scheint mir. Er stößt damit eine Menge Leute vor den Kopf, die er andernfalls - was den weiteren Verlauf seiner Ausführungen angeht - auf seiner Seite haben könnte. Okay, zugegeben, das mache ich auch manchmal ganz gern. Trotzdem: Der Auffassung zu widersprechen, "das Überleben des Katholizismus hinge von der Wiedereinführung der Stufengebete und des Schlussevangeliums ab", ist sicherlich legitim, aber diese Auffassung als "lächerlich" zu bezeichnen, ist unnötig beleidigend. Und so gern ich Weigel darin zustimme, dass er die Vorstellung zurückweist, "die Liturgiekonstitution des Konzils und deren Umsetzung seien das Ergebnis der Ränke von Freimaurern, Kommunisten und homosexuellen Klerikern": Ist es wirklich nötig, dass er seinen persönlichen "Standpunkt in den Liturgiekriegen" mit dem Satz "I am a Novus Ordo Man" beschreibt? -- Wollen wir eins bitte ein für allemal klarstellen, Leser: In der Bezeichnung "Novus Ordo" für die mit dem Messbuch von 1970 eingeführte ordentliche Form des Römischen Ritus ist impliziert, die Liturgiereform sei das Ergebnis einer Freimaurerverschwörung. Also tut mir den Gefallen und verwendet diese Bezeichnung nicht, es sei denn, Ihr wollt genau das damit aussagen.
Aber das nur nebenbei. Was sagt George Weigel denn nun, nach dieser Einleitung, über das Motu Proprio "Traditionis Custodes"? Er sagt, dieses Papstschreiben sei
"theologisch inkohärent, in pastoraler Hinsicht spaltend, unnötig, grausam -- und ein bedauerliches Beispiel für die liberale Schikaniererei, die man in jüngster Zeit aus Rom nur allzu gewohnt ist".
Whoa. Der Mann schreibt seine Kommentare eher mit dem Vorschlaghammer als mit dem Florett. Aber ich kann nicht behaupten, dass mir das nicht gefiele. Würde mir wohl auch keiner abkaufen. -- Weigel bekräftigt, sicherlich gebe es unter den Anhängern der außerordentlichen Form solche, die sich "als alleinigen Heiligen Rest inmitten einer verfallenden Kirche" betrachten, und gerade online sei diese Fraktion unangenehm präsent; es sei jedoch "empirisch unhaltbar" und sogar "verleumderisch", zu unterstellen, ein solcher "spalterischer Überlegenheitsdünkel, verbunden mit einer ideologisch motivierten Ablehnung des II Vaticanums", sei "die neue Normalität für Jene, die die Liturgie nach dem Messbuch von 1962 feiern möchten".
Besonders der letzte Absatz von Weigels Stellungnahme hat es in sich. Dem "progressiven" Katholizismus attestiert er einen "autoritären Zug", einen "Hang zum Schikanieren und Einschüchtern"; daraus spreche "Ungeduld und möglicherweise auch ein Mangel an Zutrauen zu den eigenen Plänen und Argumenten". Unter dem gegenwärtigen Pontifikat habe dies zu einer "extremen Auffassung päpstlicher Autorität" geführt: "Weltkirchlich ist das nicht gut aufgenommen worden, und das dürfte merkliche Auswirkungen auf die nächste Papstwahl haben." Na, wollen wir's hoffen.
"Während allerorten Teile des Ordinariums weggelassen, Einsetzungsworte verändert werden, der Priester unverfroren den Gläubigen 'Brot und Wein zur Stärkung auf unserem Lebensweg' anbietet statt 'das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt', wo Messtexte als bloße Anregung verstanden werden etc. etc.: Während all dies ohne jegliche Sanktion geschehen kann, zerschlägt der Heilige Vater mit einer Unterschrift jahrzehntelange Mühen, Leiden, Schmerzen, die Bereitschaft, sich als Außenseiter diffamieren zu lassen, Argwohn zu ertragen, vielfach am Sonntag viele Kilometer Anreise auf sich zu nehmen, tausendfachen persönlichen Einsatz der Gläubigen für eine würdige Liturgie."
Gleichwohl möchte Bloggerkollegin Anna ihren Artikel "nicht ohne hoffnungsfrohe Note" schließen. Wenn sie hevorhebt, sie habe in den Reaktionen auf "Traditionis Custodes" "nirgends Häme oder Zorn, nur Trauer, Bestürzung, Verblüffung" wahrgenommen, muss ich indes sagen: Das ist beneidenswert, aber da hast du offenbar einen entschieden anderen Ausschnitt aus der Debatte wahrgenommen als ich. Was die abschließende Prognose angeht, "dass die ordentliche Liturgie nun noch schneller erodieren und an Attraktivität verlieren wird", möchte ich anmerken, dass ich das keineswegs für zwingend halte. Denkbar wäre es doch immerhin, dass, wenn unter den Teilnehmern der "normalen" Gemeindemessen auf Pfarreiebene der Anteil derer steigt, die eigentlich lieber in eine Messe in der außerordentlichen Form gegangen wären, wenn sie gekonnt hätten, dadurch auch der Druck auf die Priester steigt, die ordentliche Form des Römischen Ritus eben ordentlich zu zelebrieren und nicht unordentlich. Und das wäre doch schon mal was.
Ohrwurm der Woche: Bangles, "In Your Room" (1988)
Hach ja, die Bangles. Angesichts der Tatsache, dass sie den größten Hit ihrer Karriere ausgerechnet mit der Über-Schnulze "Eternal Flame" hatten, vergisst man ja leicht, dass die Bangles eigentlich eine richtige Rockband waren. Ursprünglich wollten sie mal das weibliche Pendant zu Led Zeppelin werden. Hier hört man's noch ein bisschen.
.....Der Song ist vom selben Album wie "Eternal Flame". Schockierend, oder?
Aus der Lesehore: [*]
Höchsten und umfassenden Dank müssen alle Menschen dem großen und guten Gott sagen, weil er uns das unsagbar hohe Geschenk der Offenbarung seines Wortes gab und weil er uns dadurch eine heilsame Speise der Seele schenkte. Wenn wir rs entbehren müssten, dann führten wir das elendeste Leben, wir Wanderer in der Wüste dieser Welt. Wir wären wie Schafe ohne Hirten. Wir wären wilden Wölfen ausgeliefert. Kindern glichen wir, die ohne Brot sind und vom Hunger überwältigt werden. Wir würden in die Irre gehen oder wahnhaften Vorstellungen verfallen. Wir würden nicht durchschauen und erreichen können, was zum guten und seligmachenden Leben gehört oder was dem Menschen not tut.
(Hl. Petrus Canisius, "Über die neuen Verderbnisse des Wortes Gottes")
"In der Bezeichnung "Novus Ordo" für die mit dem Messbuch von 1970 eingeführte ordentliche Form des Römischen Ritus ist impliziert, die Liturgiereform sei das Ergebnis einer Freimaurerverschwörung."
AntwortenLöschenDas kann ich jetzt offen gestanden nicht nachvollziehen. Ich kenne "Novus Ordo" als völlig wertfreie Bezeichnung, analog zu "Forma Ordinaria" oder auch "Usus Recentior" (eben zur Abgrenzung zu "Vetus Ordo", "Forma Extraordinaria" oder "Usus Antiquior"). Dass das Code für die Freimaurerthese ist, ist mir noch nie begegnet. (Ja, natürlich gibt es diese These - aber eben in meiner Erfahrung nicht mit diesem Code.)
Wollen Sie das vielleicht ein wenig ausführen?
Gewiss. Der Schriftzug "Novus Ordo Seclorum" steht als Motto auf der Rückseite de Großen Siegels der Vereinigten Staaten, in Verbindung mit dem Bild der unvollendeten 13-stufigen Pyramide und des "Allsehenden Auges". Die Rolle, die dieses Siegel in der weiten Welt der Verschwörungstheorien spielt, ist im doppelten Wortsinne unübersehbar. Einen ersten Überblick kann man sich verschaffen, wenn man bei Wikipedia nach "Neue Weltordnung (Verschwörungstheorie)" sucht; die englischsprachige Fassung des Artikels ist allerdings detaillierter.
LöschenDiese Assoziation war auch mir nicht bekannt; ich dachte, der Ausdruck "Novus Ordo" geht auf den hl. Paul VI. zurück, der an einer Stelle gesagt habe, er habe (wie man korrekter hätte übersetzen müssen) "einen neuen Ordo Missae" eingeführt.
LöschenEgal. Freimaurerverschwörung im klassischen Sinn (etliche geheime Obere geben Direktiven, daß niederrangigere Freimaurer in kirchlicher Funktion an der kirchlichen Liturgie herumpfuschen) ist offenkundiger Unsinn, schon allein, weil man, wenn die Dinge natürlich verlaufen, die Freimaurer das gar nicht nötig hatten. Daß den Freimaurern in (wie sie selber sagen würden) durchaus selbstlosem Wohlwollen gegenüber der Kirche ein (wie sie so ungefähr sagen würden) "weniger obskurantistischer" oder zumindest so wirkender Ritus besser gefallen würde, ist natürlich auch klar (wobei dann sogar die Haffnersche Selbstverständlichkeit gilt: etwas ist nicht notwendig schlecht, was den Freimaurern gefällt), macht aber keine Verschwörung: Es wird ja auch die Coronapandemie nunmal nicht zum Hoax und/oder planmäßigen Vergiftung, nur weil sie einigen Funktionsträgern erlaubt, Dinge zu tun, die sie schon lange tun wollten, und Macht zu genießen, die sie schon lange genießen wollten.
Was den Ausdruck "novus ordo" betrifft, hat er sich nach *meiner* Einschätzung nach als an sich wertneutral etabliert (siehe gerade George Weigel) und usus tyrannus ... but that is certainly no hill to die on.
Ich habe ja im vorigen Thread über meine eigenen sehr subjektiven Negativerfahrungen als Ministrant und somit Insider der Messen im ao Ritus noch in vorkonziliaren Zeit geschrieben.
AntwortenLöschenSie können sicher nicht verallgemeinert werden, aber zumindest bei mir haben sie bewirkt, nachdem ich sie in einem sehr langen sich über viele Jahre erstreckenden persönlichen Prozess mir überhaupt in der gebotenen Deutlichkeit bewusst machte, dass ich inzwischen keinerlei Sehnsucht mehr nach diesem Messritus verspüre - ganz im Gegenteil: Ich habe zusammen mit meiner Frau noch einmal an einer hl. Messe im ao Ritus teilgenommen. Mein Eindruck danach: Diese Zeit ist für uns beide endgültig vorbei, solange die hl. Messen im ordentlichen Ritus eben auch korrekt und nicht etwa "unordentlich" gefeiert werden.
Dabei will ich keinem Tradition listen zu nahe treten, wenn er oder sie die außerordentliche Messform sehr schätzt.
Ich hoffe allerdings, dass er/sie die stillen Zeiten bei diesem Ritus nicht etwa damit verbringt, das Exerzieren der im Altarraum agierenden Priester und Ministranten mit seinen Sinnen zu verfolgen und sich daran zu erbauen, sondern für das Gebet und den Lobpreis Gottes.
Beim ordentlichen Ritus ist solch persönlich-subjektives Beten nach meiner Erfahrung schlichtweg nahezu unmöglich, allenfalls recht kurz nach dem Kommunionempfang und vielleicht unmittelbar nach der Predigt, wenn da eine kurze Stille eingefügt wird.
Sonst sollte man nach meiner Erfahrung sich ganz dem Gemeinde Gottesdienst hingeben und alles mitmachen, selbst wenn man wie ich stockunmusikalisch ist: Die Liedtexte kann man immer noch betend mitlesen. Eine gute Zeit zum persönlichen Gebet ist vor und auch nach der hl. Messe - im letzteren Fall durchaus auch zu Hause.
Die für das Exil der traditionslistischen Katholiken von Micah Murphy empfohlenen Punkte halte übrigens auch ich für angebracht und hilfreich.
Ich selbst halte es auch für durchaus richtig, als der Messe beiwohnender gläubiger Laien Christ durchaus kritisch auf korrekt gehaltenen Gottesdiensten zu bestehen und darauf Wert zu legen, und nötigenfalls - am besten schriftlich - zu intervenieren.
Keine Angst, Sie sind zumindest mir nicht zu nahe getreten. Ich würde sogar sagen, daß ich
Löschen>>Beim ordentlichen Ritus ist solch persönlich-subjektives Beten nach meiner Erfahrung schlichtweg nahezu unmöglich, allenfalls recht kurz nach dem Kommunionempfang und vielleicht unmittelbar nach der Predigt, wenn da eine kurze Stille eingefügt wird.
als eine Kritik an der neuen Messe von derartiger Schärfe empfinde, daß ich sie selber nicht so unbedingt geäußert hätte...
>>Ich hoffe allerdings, dass er/sie die stillen Zeiten bei diesem Ritus nicht etwa damit verbringt, das Exerzieren der im Altarraum agierenden Priester und Ministranten mit seinen Sinnen zu verfolgen und sich daran zu erbauen, sondern für das Gebet und den Lobpreis Gottes.
In der Regel nicht... vielleicht mitm halben Auge nebenher. Das wäre freilich auch nicht schlimm. Wir sollen in der Messe beten; aber das weniger als perfekt tun, ist nicht schlimm. Es ist mE nicht einmal schlimm, hin und wieder an den (schließlich auch zur Schöpfung gehörenden) Zwiebelrostbraten zu denken, den man sich nachher gönnen wird.
Tatsächlich gehört zu den vielen schönen Dingen am alten Ritus auch, daß das mit dem
>>durchaus kritisch auf korrekt gehaltenen Gottesdiensten zu bestehen und darauf Wert zu legen, und nötigenfalls - am besten schriftlich - zu intervenieren
im wesentlichen wegfällt und somit der Tradi tendenziell eher weniger rubrizistisch aufgelegt ist als der liturgisch konservative (Selbstkorrektur:) Neumeß-Katholik. Wenn sich freilich einer beim Weißbier danach über rubrizistische Feinheiten austauschen will, soll man ihm die unschuldige Freude mindestens ebenso gönnen wie wenn er über die Fußball-Weltmeisterschaft oder die genaue Rolle der Valar zu verschiedenen Zeitpunkten von Silmarillion und Herr der Ringe debattieren will.
Oh nein, dass zumindest ICH beim ordentlichen Ritus nicht irgendwelche persönlichen Gebete außer zu den von mir gen. Zeiten verrichten kann, verstehe ich nicht als Kritik an diesem Messritus sondern als eine persönliche Erfahrung, die ich hier gerne weitergeben wollte.
LöschenIch habe echt sehr lange Jahre versucht, eben auch im ordentlichen Messritus so persönlich mit dem Beten weiterzumachen, wie ich es vom früheren ao Ritus her gewohnt war.
Das klappte nicht, obwohl ich mich zeitweise sogar in eine Nebenkapelle hinten in der Kirche zurückzog, was ja auch überhaupt nicht Sinn der Sache ist.
Erst als ich lernte, mich voll und ganz auf die gesamte Messe im ordentlichen Ritus quasi mit Haut und Haar einzulassen und mit zu praktizieren, fand ich meinen Frieden damit und nehme nun wirklich gerne und mit vollem Herzen an diesen Messen teil, die bei uns in der Pfarrei übrigens auch korrekt gefeiert werden.
Meine persönlichen Gebete verrichten ich davor in der Kirche, statt die Leute zu begaffen, bzw. noch später danach zu Hause.
>>aber so ein bisschen übertrieben finde ich das Heulen und Zähneklappern der Tradis nun doch auch.
AntwortenLöschenIch finde ehrlich gesagt, das laute Schreien vieler Tradis im ersten Moment zeugt von einer geradezu erstaunlichen Gesundheit und Hoffnung. Wer nämlich wirklich hart geschlagen ist, der heult gerade nicht, sondern schweigt in stiller Verzweiflung.
Ich muß ja übrigens zugeben, daß ich da allerdings sehr nahe dranwar.
>>Da wird ja geradezu so getan, als wäre die außerordentliche Form des Römischen Ritus in Bausch und Bogen verboten worden, und das stimmt ja nun so nicht.
Der Rechtslage nach nicht; der durchaus ganz unverhohlenen Absicht des Papstes nach aber durchaus schon. Wobei mich ja besonders gestört hat, wie er in Artikel 1 unter "lex orandi" nichts weiter als die einhaltung der päpstlichen liturgischen Gesetze, wie auch immer sie gerade ausfallen mögen (lediglich außer der Sünde und bei Sakramenten unter Wahrung der Sakramentsform), versteht. Treue Gesetzeserfüllung ist schön und gut, aber das Gebet der Kirche ist ein bißchen mehr als das; ob es nun um den tradierten Ritus geht oder auch z. B. um charismatische Gebetsformen.
Was nun die "einige haben das verbockt" betrifft: Der Hl. Vater war immerhin so ehrlich, zuzugeben, daß er den tradierten Ritus (wenn auch unter Gewährung von Aufschub) abgeschafft sehen will, weil er der Uniformität des kirchlichen Betens widerspricht. Wenn insofern irgendwelche Leute herangezogen werden, die irgendwas verbockt haben... nun, diese kann man immer finden. Und eine harte Maßnahme, die man sowieso tun wollte, als Kollektivstrafe verhängen wegen etwas, was nicht einmal nennenswert große Teile[*] betrifft... hm. Schon in der Grundschule hat das mich als (zumeist) Unschuldigen dazu gebracht, zum einen die Lehrer zu hassen, die eine solche Macht haben, und zum anderen die eigene Auslöschung zu wünschen, da ich offenkundig mitschuldig war (sonst wäre ich ja doch nicht bestraft worden, gell) ohne doch etwas dafür zu können. Das kommt vom Stellvertreter Christi nicht unbedingt angenehmer.
[* Selbst die Piusbrüder dürften mittlerweile gelernt haben, daß es nicht so gut kommt, sich die wahre Kirche zu nennen. Die Ecclesia-Dei-Tradis haben das im Kollektiv und mit Masse nie gemacht. Zutreffen tut viel *eher*, daß man sich den anderen Mitkatholiken umso verbundener fühlt, als man nicht allzuviel miteinander zu tun hat und sich nicht allzuviel über gewisse Zelebranten etc. ärgern und verbittert in der Kirchenbank sitzen muss. Auch in größeren Familien trägt es zum Zusammenhalt durchaus bei, sich gelegentlich (z. B. bei Familienfesten), aber eben auch nicht *allzu* oft zu sehen...
Was den (sehr guten!) Kommentar von "Katholisch ohne Furcht und Tadel" betrifft: der ist in der Blogroll übrigens nicht verlinkt, weil da noch der alte Link drin ist...
AntwortenLöschenGuter Hinweis... Die Blogroll muss ohnehin dringend mal wieder überarbeitet werden.
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