Na, Leser – seid ihr alle schon schön in Weihnachtsstimmung? Ich freue mich sagen zu können, bei uns wird's so allmählich – nachdem Schule und KiTa für dieses Kalenderjahr abgehakt sind und im Briefkasten auch kaum noch was anderes landet als Weihnachtsgrüße. Das schlägt sich natürlich auch in den Themen dieses Wochenbriefings nieder; aber wer mich kennt, wird sicherlich trotzdem nicht erwarten, dass es hier durchweg harmonisch und unkontrovers zugeht. Überzeugt euch selbst!
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| Es fehlt noch das Kind in der Krippe, aber ansonsten ist alles bereit. |
Schwarzer Gürtel in KiWoGo
Nachdem es in St. Joseph Siemensstadt am 2. Adventssonntag keinen Kinderwortgottesdienst gegeben hatte, waren wir am 3. Advent wieder im Einsatz; und inhaltlich spielte da jemand eine bedeutende Rolle, von dem in dieser Adventszeit schon öfter die Rede war, nämlich Johannes der Täufer. Das Evangelium dieses Sonntags – Matthäus 11,2-11 – beginnt nämlich damit, dass Johannes im Gefängnis sitzt und Zweifel bekommt, ob Jesus wirklich der verheißene Messias ist. Was mich an dieser Perikope von jeher am meisten fesselt, ist, dass Johannes nach dem Zeugnis anderer Evangelienstellen doch ganz genau wusste, wer Jesus ist – und trotzdem stellt er hier diese Frage. Ich fand, das sei eine gute Vorlage, um mit den Kindern über Zweifel zu sprechen. Der Gemeindereferent wollte mit der Katechese über diese Evangelienstelle aber eigentlich auf etwas anderes hinaus, nämlich auf einen Vergleich zwischen der Verkündigung des Täufers und der Botschaft Jesu. Schließlich hatten wir uns aber auf einen Ablaufplan geeinigt, der es jedem von uns gestattete, seine eigenen Schwerpunkte zu setzen. Zur Eröffnung spielte ich wie üblich ein Lobpreislied auf der Gitarre, dann erzählte der Gemeindereferent erst einmal von Johannes dem Täufer und seiner Rolle als Vorläufer und Wegbereiter Jesu, was auch eine Nacherzählung des Evangeliums vom vorherigen Sonntag (Matthäus 3,1-12) beinhaltete – und den Einsatz von Playmobil-Figuren, was meinen Kindern, wie sie mir hinterher verrieten, besonders gut gefiel.
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| Jordan-Landschaft mit Täufer und reuigen Sündern. |
Übrigens nahmen an diesem KiWoGo dreizehn oder vierzehn Kinder teil, dazu auch einige Eltern. Witzig fand ich, dass am Ende der Messe der Zelebrant – Padre Ricardo – sagte, er hoffe, die Kinder hätten einen schönen Wortgottesdienst gehabt, und im nächsten Atemzug fragte, ob da etwas gebastelt oder gemalt worden sei. Da kann man mal sehen, wie sehr sich die Arbeit unseres KiWoGo-Teams von verbreiteten Vorstellungen über dieses Format unterscheidet: Ich glaube, es ist schon fast zwei Jahre her, dass bei uns im KiWoGo gemalt oder gebastelt wurde. Aber es heißt ja schließlich nicht umsonst Kinderwortgottesdienst, und davon abgesehen ist mein Eindruck,, Bastelangebote für Kinder gibt es auch so schon genug, da muss man sie nicht auch noch während der Sonntagsmesse basteln lassen.
Wir ziehen los nach Betlehem
Chronologisch muss ich nun aber nochmal einen kleinen Schritt zurückgehen, denn schon am Samstag vor dem 3. Advent war in St. Stephanus wieder eine Probe für das diesjährige Krippenspiel. Die Erkenntnis, dass dies bereits die vorletzte Probe war, traf mich mit einem gewissen Schrecken, nachdem wir die erste Probe verpasst hatten und die zweite bereits zwei Wochen zurücklag (dazwischen war Nikolaus gewesen). Hinzu kamen Besetzungsprobleme. Nach dem Ausfall zweier Darstellerinnen war zwar die wichtige Rolle "Hirte 2" neu besetzt worden, und der Junge, der diesen Part nun überahm, machte seine Sache auch gut; dafür erschienen nun aber "Engel 2", "Engel 3" und die "Frau von Herbergswirt 3" nicht zur Probe. Der letztgenannte Part wurde daraufhin spontan meiner Liebsten übertragen, und ich fand, die Rolle passte gut zu ihr: Die "Frau von Herbergswirt 3" ist in dieser Krippenspielversion nämlich diejenige, die, als ihr Mann Maria und Josef schon abweisen will, einschreitet und sinngemäß sagt "Das geht doch nicht, wir müssen doch was für diese Leute tun, und wenn wir schon kein Bett mehr frei haben, dann sollen sie wenigstens im Stall übernachten". – Unsere Tochter übernahm zusätzlich zu ihrer Rolle als Herold noch den Part von "Engel 4". Geprobt wurde so gut, wie es unter diesen Umständen eben ging; währenddessen sagte eine Stimme in meinem Kopf "Es ist ja erst die dritte Probe", während eine andere zu bedenken gab: "Ja, aber die dritte von vier!" – Damit will ich sagen: Eigentlich sagt mir meine Theatererfahrung, dass vier jeweils einstündige Proben deutlich zu wenig sind, um ein Stück dieser Größenordnung mit Kindern im Grundschulalter einzustudieren; erst recht, wenn zwischen den Probenterminen jeweils eine Woche Abstand ist, zwischen der zweiten und dritten sogar zwei Wochen. Andererseits ist es mir auch klar, dass es umso schwieriger würde, Mitwirkende zu finden, wenn man, wie ich es eigentlich sinnvoll fände, über einen Zeitraum von vier Wochen drei bis vier Probentermine pro Woche ansetzen wollte (und diese Proben dann womöglich jeweils zwei Stunden dauern würden, oder wenigstens eineinhalb). Und vielleicht sollte man seine Ansprüche auch nicht zu hoch schreiben, wenn man doch davon ausgehen kann, dass am Ende sowieso alle sagen "Das haben die Kinder aber toll gemacht". Aber ich kann da halt nicht so ganz aus meiner Haut. – Andererseits wiederum: Wie man u.a. aus dem Weihnachts-Klassiker "Hilfe, die Herdmanns kommen" lernen kann, braucht es in letzter Konsequenz ohnehin ein Wunder, damit ein Krippenspiel gelingt. Hoffen wir also, lieber Leser! –
Am Sonntag fuhren wir nach der Messe in Siemensstadt nicht nach Hause, sondern gingen zum Mittagessen in einen Pommesladen und fuhren dann direkt weiter zum "Waldadvent" der KPE-Pfadfinder, der mit einer Messe in St. Michael Wannsee begann. In gewissem Sinne also schon wieder ein "Gottesdienst-Double-Feature". Wäre ich nicht beim Kinderwortgottesdienst eingespannt gewesen, hätten wir wohl auf die Messe in Siemensstadt am Vormittag verzichtet und wären "nur" am Nachmittag in Wannsee in die Messe gegangen, aber im Grunde fand ich's ganz gut, nach dem KiWoGo noch einen "erwachsenen" Wortgottesdienst mit allen Lesungen (einschließlich Antwortpsalm) und Predigt mitzuerleben, und die Kinder beschwerten sich auch nicht darüber, zweimal an einem Tag in die Kirche gehen zu "müssen". — Bevor die Messe in St. Michael Wannsee losging, hörten wir aber erst mal einen Kurzvortrag zur Geschichte dieser 1927 geweihten Kirche und ihrer expressionistisch inspirierten Innennausstattung.
Im Anschluss an die Messe ging es mit Einbruch der Dunkelheit mit Fackeln und Fahnen in den Düppeler Forst, um dort "den Weg von Nazareth nach Betlehem mit Maria und Josef nachzugehen".
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| In der Abenddämmerung auf dem Weg in den Düppeler Forst. |
An mehreren Stationen wurde die Wanderung durch den Wald für kleine geistliche Impulse zur Weihnachtsgeschichte – zur Verkündigung des Engels an Maria, zum Besuch Marias bei Elisabet, zur Botschaft des Engels an Josef – unterbrochen; diese Stationen waren jeweils unterschiedlich gestaltet – szenisch-pantomimisch, dialogisch, musikalisch –, aber allen war gemeinsam, dass zur Eröffnung ein Ave Maria gebetet und zum Abschluss ein Lied gesungen wurde. Zur letzten Station – betitelt "Ich an der Krippe" – ging es zurück in die Kirche, wo inzwischen eine Monstranz mit dem Allerheiligsten auf dem Altar ausgesetzt worden war. Diese letzte Station wurde von zwei Pfadfindermädchen als Dialog zwischen dem Jesuskind und einem Kind gestaltet, das nicht weiß, was es Ihm schenken soll – die Textvorlage kursiert in verschiedenen Varianten und unter Überschriften wie "Drei Wünsche für das Jesuskind", "Drei Geschenke für Jesus" oder einfach "Zwiegespräch an der Krippe" im Internet; bei allen Unterschieden im Detail geht es dabei im Kern darum, dass das Jesuskind nicht die elektrische Eisenbahn oder das schöne neue Bilderbuch geschenkt haben möchte, sondern die verhauene Klassenarbeit, die zerbrochene Tasse und die Widerworte gegenüber den Eltern. Um das Misslungene, das Zerbrochene und das Verkehrte zu heilen und gut zu machen. Ich fand das sehr bewegend, gerade in Kombination mit der Eucharistischen Anbetung, die den "Programmteil" der Veranstaltung abschloss.
Insgesamt glaube ich ohne Übertreibung sagen zu können, dass dieser "Waldadvent" der KPE-Pfadfinder für mich ein Highlight der diesjährigen Adventszeit war. Sehr erfreulich war es auch, dass ich bei dieser Veranstaltung meinen Küchenteam-Kollegen vom Herbstlager wiedertraf, dessen Tochter sich so innig mit meiner angefreundet hatte; die Mädchen freuten sich natürlich nicht minder über dieses Wiedersehen (was indes die Schattenseite hatte, dass es zu einer gewissen Albernheit und Überdrehtheit Anlass gab, aber das muss man wohl in Kauf nehmen). – Beim "geselligen Teil" der Veranstaltung – Lagerfeuer, Fingerfood-Büffet und heiße Getränke im Pfarrgarten – führte insbesondere meine Liebste einige interessante Gespräche mit anderen Eltern, und dabei kam auch das Projekt der Gründung eines weiter im Norden Berlins angesiedelten Stammes der KPE-Pfadfinder zur Sprache, das in der Zwischenzeit offenbar erhebliche Fortschritte gemacht hat. Wie wir erfuhren, haben sich bei einem ersten Infotreffen – just an dem Wochenende, an dem ich zwecks Band-Reunion in Neufahrn war – ganze acht Erwachsene gefunden, die in der Gruppenleitung mitarbeiten wollen, und an Kindern, die mitmachen wollen, fehlt es auch nicht; darunter sind allerdings vergleichsweise wenige Mädchen. Insbesondere im "Wichtel"-Alter (4-7 Jahre) handelt es sich bei den Interessenten fast durchweg um Jungs. Das wäre also vielleicht was für unseren Jüngsten, aber was die Große angeht, glaube ich doch, dass ich sie lieber beim Schöneberger Stamm zu den Wölflingen anmelden möchte. In der Praxis mag es einen gewissen Mehraufwand bedeuten, wenn beide Kinder in verschiedenen Pfadfinderstämmen sind, aber damit stehen wir nicht allein: Eine Mutter, mit der wir sprachen, hat zwei Töchter, von denen eine im Schöneberger und eine im Teltower KPE-Stamm ist, und das bringt oft ganz schön viel Fahrerei mit sich. Und dann haben wir auch Familien kennengelernt, die z.B. aus Wandlitz oder Eberswalde jeden Sonntag nach Berlin-Gesundbrunnen zur Messe fahren. "Das ist die #BenOp", sagte ich spontan zu meiner Liebsten, und sie stimmte mir zu – obwohl man einwenden könnte, im Buch "Die Benedikt-Option" stehe doch buchstäblich das Gegenteil drin, nämlich dass man nach Möglichkeit in der Nähe seiner Kirchengemeinde wohnen sollte. Das halte ich im Grundsatz auch nach wie vor für richtig, aber die Kombination aus Schmutzigem Schisma und einer angespannten Situation auf dem Wohnungsmarkt bringt es eben mit sich, dass man die Formulierung "nach Möglichkeit" etwas flexibel auslegen muss.
Nebenbei sei erwähnt, dass ich dank der Tatsache, dass wir direkt vom KiWoGo zum Waldadvent aufgebrochen waren, meine Gitarre dabei hatte, mich jedoch (noch) nicht traute, sie am Lagerfeuer zum Einsatz zu bringen. Dafür spielte ich auf der Heimfahrt in der S-Bahn ein paar Lieder, u.a. das "Kaugummi"-Lied von Daniel Kallauch. Die Hoffnung des Tochterkindes, ich könnte dadurch außerplanmäßige Einnahmen generieren ("Andere Leute kriegen doch auch Geld dafür, dass sie in der S-Bahn Musik machen!"), erfüllte sich zwar nicht, aber immerhin beschwerte sich auch niemand.
Am Dienstag fand ich den diesjährigen Weihnachtsgruß meiner Wohnortpfarrei im Briefkasten vor, in dem, wie aus früheren Jahren gewohnt, ein spezieller Gruß an jene Pfarrkinder enthalten ist, die, wenn sie schon sonst nichts mit der Kirche am Hut haben, wenigstens Kirchensteuer zahlen. Über den genauen Wortlaut dieser Passage, der sich in Nuancen von dem des Vorjahres unterscheidet, ließe sich durchaus noch das eine oder andere sagen, aber ich glaube, ich lasse das lieber bleiben und rede stattdessen über was anderes. Zum Beispiel darüber, dass das zum Axel-Springer-Verlag gehörende Berliner Boulevardblatt "B.Z." nach 20 Jahren seine wöchentliche Kolumne "Was würde Jesus dazu sagen?" eingestellt hat, für die die evangelischen und katholischen Bischöfe Berlins Beiträge verfasst hatten. Die erste Folge dieser Kolumne hatte im November 2005 der damalige evangelische Landesbischof Wolfgang Huber verfasst, die letzte, die am vergangenen Donnerstag erschienen ist, Generalvikar P. Manfred Kollig SSCC. Inhaltlich ging's da um das Jubiläum der Abschaffung der Todesstrafe in der DDR (1987) und in Großbritannien (1969), verbunden mit der Hoffnung auf eine weltweite Ächtung der Todesstrafe. Der abschließende Absatz lautet:
"Heute schreibe ich zum letzten Mal diese Kolumne in der B.Z. Ich bin dankbar, dass in der B.Z. mehr als 20 Jahre lang gefragt wurde, was Jesus zu aktuellen Themen sagen würde. Wenn es auch 2026 diese Kolumne nicht mehr geben wird, so bleibt die Frage, was Jesus zu Themen unserer Zeit sagen würde, wichtig; nicht nur, wenn es um Leben und Tod geht."
Auf eine weitere interessante Neuigkeit wurde ich zuerst durch die Vermeldungen der Pfarrei St. Klara Reinickendorf-Süd aufmerksam: Zu den "Orten kirchlichen Lebens" in dieser Pfarrei gehört, wie ich Ende Mai anlässlich des Patronatsfest der dazugehörigen Kirche geschildert habe, das Augustinerkloster St. Rita, und wie manche Leser meines Blogs sich vielleicht erinnern werden, wurde die Messe zum Patronatsfest von einem Augustinerpater aus dem Wallfahrtsort Maria Eich bei München zelebriert. Genau dieser Pater – Felix Meckl OSA – wird nun "neues Mitglied der Klostergemeinschaft St. Rita" bzw. ist es bereits geworden: Wie aus den Vermeldungen der Pfarrei hervorgeht, wurde am Nikolaustag eine Konventsmesse zu seiner Begrüßung gefeiert; er werde "eine überpfarrliche Aufgabe im Erzbistum übernehmen", hieß es weiter. Genaueres erfuhr ich wenig später aus dem Presseverteiler des Erzbistums: Ab dem neuen Jahr wird Pater Felix "Hochschulseelsorger der Katholischen Studierendengemeinde Berlin (KSG) Edith Stein" – was mich vor allem deshalb aufhorchen ließ, weil diese Position doch bisher Pater Max Cappabianca OP innehatte, den ich – was sich in meinem Blog schon verschiedentlich niedergeschlagen hat – stets als eine ausgesprochen problematische Figur wahrgenommen habe. Nun habe ich festgestellt, dass das Wörtchen "bisher" auf Pater Max' Tätigkeit als Hochschulseelsorger nicht so ganz zutrifft, denn tatsächlich wurde er schon im September aus dieser Position verabschiedet. Dass mir dies bisher entgangen war, ist aber wohl keine große Schande: Auch Tante Wikipedia weiß noch nichts davon. Die KSG Edith Stein hat bereits am 4. August eine Pressemitteilung veröffentlicht, in der es ohne weitere Erläuterungen lediglich heißt, Pater Max werde zum 30. September "die KSG Berlin verlassen und nicht mehr in der Hochschulpastoral im Erzbistum Berlin tätig sein"; Pater Max selbst kündigte seinen Abschied am 6. September auf Instagram an und verriet dabei: "Ich weiß noch nicht, welche Aufgabe ich in Zukunft übernehmen werde." Im Oktober brach er dann erst mal "zu einer mehrwöchigen Reise nach Peru" auf, meldete aber am 10. Dezember, er sei "Back in Berlin". Was für eine Aufgabe er zukünftig übernehmen wird, bleibt aber weiter offen. Queerpastoral vielleicht?
Was derweil Pater Felix Meckl OSA betrifft, hat er bei der oben erwähnten Messe zum Patronatsfest in St. Rita zwar einen ausgesprochen durchwachsenen Eindruck bei mir hinterlassen – sowohl mit seiner Predigt als auch mit seiner Handhabung der Liturgie –, aber ich übe mich in Optimismus und möchte in dem Umstand, dass dieser Priester anstelle von Pater Max Cappabianca OP zum Hochschulseelsorger ernannt wurde, gern ein Zeichen dafür sehen, dass ein paar Dinge im Erzbistum wenigstens tendenziell in die richtige Richtung gehen. Ein Indiz dafür könnte es auch sein, dass man in der Pressemitteilung des Erzbistums liest, der neue Hochschulseelsorger wolle "das weltkirchliche Profil der Studierendengemeinde fördern". Man darf gespannt sein, was daraus wird.
Horse & Hound News: Ohne Kaffee erwacht hier gar nichts
Wie geht es derweil weiter mit dem Projekt "Heilige, Halunk*innen und (Sinn)Suchende" [sic]? Sagen wir mal so: Nachdem ich vor zwei Wochen prognostiziert habe, dass es auf dieser Plattform ohne den "narzisstische[n] Macho-Charme, die Streitlust und Chuzpe des Gründers" Thomas Halagan eher langweilig zugehen dürfte, scheint mir das, was ich bisher von dem neuen Team zu sehen bekommen habe, wenig dazu geeignet, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Das geht los mit einem auf dem Instagram-Profil "angehefteten" Beitrag, in dem das neue Team seine "Netiquette" erläutert – unter Schlagworten wie "Respektvoller Umgang", "Unterschiedliche Meinungen", "Konstruktiv statt destruktiv", "Diskussionskultur" und "Kein Platz für Hass". Nun neige ich schon ganz grundsätzlich zu der Auffassung, "Netiquette" werde gern als ein (recht durchsichtiges) Mittel eingesetzt, der Diskursverengung ein moralisierendes Mäntelchen umzuhängen, also die Unterdrückung unerwünschter Äußerungen als eine Form von virtue signalling zu betreiben; wie es bei Monty Python mal so treffend hieß: "We're not only proud of it, we're smug about it." Und bei einer Plattform mit einem Namen wie "Heilige, Halunk*innen und (Sinn)Suchende" wird es wohl kaum jemanden überraschen, diesem Phänomen in besonders ausgeprägter Form zu begegnen. Man findet es unter so gut wie jedem der soeben genannten Schlagworte. So folgt auf die Versicherung "Unterschiedliche Perspektiven bekommen hier Raum" sogleich die Einschränkung "solange sie andere Menschen nicht diskriminieren, beleidigen oder abwerten"; unter der Überschrift "Kein Platz für Hass" heißt es wenig überraschend "Rechtswidrige Inhalte, Hassrede, extremistische Positionen oder diskriminierende Aussagen werden kommentarlos entfernt"; lustig fand ich aber vor allem, unter dem Stichwort "Diskussionskultur" zu lesen: "Was wir nicht brauchen: Provokationen, Shitstorms oder Beiträge, die lediglich Streit anheizen." – Warum lustig? Weil das ein bezeichnendes Licht auf Thomas Halagans Rückzug aus dem Projekt wirft: Für den war da, wenn die Plattform ihre eigenen Netiquette-Regeln ernst nimmt, einfach kein Platz mehr...
Derweil ist das neue Team bisher hauptsächlich damit beschäftigt gewesen, sich dem Publikum vorzustellen. Genauer gesagt wurden bisher zwei neue Teammitglieder vorgestellt, beides Frauen, und beide wirken auf mich recht unsympathisch. Wozu ich anmerken möchte, dass Sympathie natürlich kein Argument ist. Nur weil ich die Damen unsympathisch finde, können andere sie natürlich trotzdem sympathisch finden, auch wenn ich Schwierigkeiten habe, mir das vorzustellen. Interessant finde ich aber, dass die beiden auf mich auf so unterschiedliche, ja geradezu gegensätzliche Art unsympathisch wirken: So bildungsbürgerlich-etepetete die eine 'rüberkommt, so vulgär-prollig stellt sich die andere dar. Soviel mal zum Thema "Unterschiedliche Perspektiven"! Aber reden wir zunächst mal nur über die erstere; die stellt sich dem Publikum mit einem kleinen Image-Filmchen vor, das wohl niederschwellig und "relatable" wirken soll – und was für ein Thema könnte dieser Absicht wohl besser gerecht werden als... Kaffee?!
"Kaffee treibt mich an. Alleine, um morgens schon aus dem Bett zu kommen. Kaffee verbindet Menschen. Egal ob beim Seelsorgegespräch oder beim Kirchcafé. Diese Tasse habe ich von einer Freundin geschenkt bekommen. Sie erinnert mich jeden Morgen daran, wie wichtig Freundschaft in meinem Leben ist. So wie Kaffee für mich Verbundenheit ausstrahlt, so tut es auch Social Media. Über konfessionelle Grenzen hinweg und auch zwischen den Generationen."
Da werden ja direkt Erinnerungen wach an die Wellness-Impulse von Susanne Niemeyer et al., die einem die Facebook-Seite des Bistums Münster in früheren, weniger polarisierten Zeiten aufzutischen pflegte. Will man dahin zurück? "Ein bisschen mehr Frieden und weniger Streit"? – "Zwischen den Generationen" scheint die Urheberin dieser Zeilen übrigens auch selber zu stehen, sie entspricht einem (in bestimmten Milieus gar nicht so seltenen) Typ Frau, bei dem man nicht so genau weiß "Ist sie Mitte Vierzig und versucht auszusehen wie Mitte Zwanzig, oder ist es genau umgekehrt?". Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo in der Mitte. Und was die "konfessionellen Grenzen" angeht, geht aus einem anderen Beitrag hervor, dass die junge (?) Dame Vikarin in der evangelischen Kirche ist. Man muss sagen, das passt ins Bild.
Zu der anderen neuen Mitarbeiterin dann vielleicht nächste Woche, oder vielleicht auch lieber nicht. – Bei alledem muss man jedenfalls einräumen, dass der neue Facebook- und Instagram-Auftritt von Horse & Hound erheblich professioneller 'rüberkommt als der "alte", der den Eindruck erweckte, dass der Halagan das alles eigenhändig auf seinem Handy zusammrnklöppelt. Aber wer mich kennt und so halbwegs versteht, wie ich ticke, der wird wissen, dass Professionalisierung für mich nicht unbedingt ein positiv besetzter Begriff ist; und so empfinde ich auch hier das neue, schickere Erscheinungsbild in erster Linie als Verlust, nämlich als Verlust an Unmittelbarkeit und Authentizität. Gleichzeitig gibt der neue, professionellere Anstrich von "Heilige, Halunk*innen und (Sinn)Suchende" aber auch Anlass, die neulich nur so nebenbei aufgeworfene Frage, wer eigentlich hinter dem Projekt steht – sprich: wer es bezahlt – mit gesteigertem Nachdruck zu wiederholen. Denn, wie schon angedeutet: Bisher konnte man noch annehmen, der Halagan mache das sozusagen "privat" (was natürlich, angesichts seiner beruflichen Tätigkeit für das Bistum Essen, letztendlich auch nur hieße, dass das Projekt indirekt vom Kirchensteuerzahler "querfinanziert" wird). Danach sieht es jetzt entschieden nicht mehr aus. Aber wer diesen Horse & Hound-Relaunch nun gesponsert hat, ob es sich um private Investoren oder doch um irgendwelche amtskirchlichen Töpfe handelt, dazu habe ich bisher keinerlei belastbaren Informationen ausfindig machen können. Da gilt es wohl dranzubleiben...
Geistlicher Impuls der Woche
Freilich – immer bleibt auch das Wort wahr, das Jesus zu Pilatus gesagt hat: "Mein Reich ist nicht von dieser Welt" (Joh 18,36). Manchmal in der Geschichte ziehen es die Mächtigen dieser Welt an sich. Aber gerade dann ist es bedroht: Sie wollen ihre Macht mit der Macht Jesu verknüpfen, und gerade so entstellen sie sein Reich, bedrohen sie es. Oder aber es ist der beständigem Verfolgung durch die Herrscher ausgesetzt, die kein anderes Reich dulden und den machtlosel König vernichten möchten, dessen geheimnisvolle Macht sie dennoch fürchten.
Aber "seine Reiches ist kein Ende": Dieses andere Reich ist nicht auf weltliche Macht aufgebaut, sondern gründet allein auf Glaube und Liebe. Es ist die große Kraft der Hoffnung inmitten einer Welt, die so oft von Gott verlassen zu sein scheint. Das Reich des Davidsohnes Jesus kennt kein Ende, weil in ihm Gott selbst herrscht, weil in ihm Gottes Reich in diese Welt eindringt. Die Verheißung, die Gabriel der Jungfrau Maria übermittelt hat, ist wahr. Sie erfüllt sich immer neu.
(Joseph Ratzinger – Benedikt XVI., "Jesus von Nazareth", Prolog)
Ohrwurm der Woche
Manfred Mann's Earth Band: Joybringer
Vorschau/Ausblick
Weihnachten steht vor der Tür, Freunde! Heute war in St. Stephanus Haselhorst die letzte Krippenspielprobe, am morgigen 4. Adventssonntag ist erneut Kinderwortgottesdienst (mit dem Friedenslicht aus Betlehem) und am Nachmittag findet im Berliner Dom ein "Familienkonzert" (Bachs Weihnachtsoratorium für Kinder) statt – da wollen meine Schwiegermütter mit uns hin. Montag und Dienstag ist dann noch Gelegenheit, letzte Weihnachtsvorbereitungen zu erledigen, zu denen man bis dahin womöglich nicht gekommen ist. Und dann ist auch schon Heiligabend! Am Nachmittag steht in St. Stephanus Haselhorst die Krippenspiel-Aufführung an, danach geht's wohl erst mal nach Hause zur Bescherung und zum Abendessen, ehe wir uns zur Christmette in St. Joseph Siemensstadt aufmachen. Am Donnerstag, dem eigentlichen Weihnachtstag, ist in der EFG The Rock Christuskirche Weihnachtsfeier mit Raclette-Essen, dazu hat uns meine Liebste angemeldet; "Oma-Weihnachten" mit meinen Schwiegermüttern steht dann am Stephanustag – Freitag – an, und dann wird ja auch schon wieder das nächste Wochenbriefing fällig. Neben Erlebnisberichten aus den Weihnachtstagen hoffe ich in diesem auch einen Abschnitt über die ARD-Doku "Die hippen Missionare – Mit Jesus gegen die Freiheit?" und die Reaktionen darauf unterbringen zu können; womit man dann auch gleich die angedachte neue Rubrik "Sind wir nicht alle ein bisschen KiNC?" aus der Taufe heben könnte. Alles Weitere bleibt abzuwarten...






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