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Samstag, 21. September 2024

Creative Minority Report Nr. 43

Okay, Freunde: Ich habe mich redlich bemüht, nach einigen Wochen Unterbrechung wieder zum gewohnten Termin ein Wochenbriefing an den Start zu bringen, ungefähr im gewohnten Umfang, wenn auch thematisch nicht so breit gefächert, wie es normalerweise kennzeichnend für dieses Artikelformat ist. Wie gut es mir gelungen ist, überlasse ich eurem Urteil. In Zukunft erscheint das Wochenbriefing dann hoffentlich wieder regelmäßig... 

Symbolbild: Wo Kinder sind, ist immer was los.

Was bisher geschah 

Tja, wo fange ich da an? Dazu, was in den Wochen, in denen ich nicht zum Bloggen gekommen bin, so alles los war, habe ich mich ja schon vor ein paar Tagen geäußert (wenn auch nicht vollständig; auf ein paar Dinge, die ich da vergessen oder weggelassen habe, komme ich weiter unten noch zurück); also mache ich's einfach so "wie immer" und fange mit dem vorigen Wochenende an. Sowohl am Samstag als auch am Sonntag unternahmen Frau und Kinder etwas ohne mich – am Samstag trafen sie sich mit einem gemeinsamen Freund unserer Kinder und mit seiner Mutter, am Sonntag gingen sie mit den Omas ins "Museum für Kommunikation", wo es einen Bastel-Workshop gab –, aber für mich war das trotzdem nicht so erholsam, wie man hätte denken können. Erst hatte ich allerlei im Haushalt zu tun, und dann vergaß oder verlor unsere Große ihr unersetzliches Lieblingskuscheltier auf einem Spielplatz in Charlottenburg, und ich musste mich in Kooperation mit der Mutter des besagten Freundes darum kümmern, dass sie es zurückbekam, und zwar rechtzeitig, um es am Montag mit auf ihre Schulfahrt zu nehmen. Das wäre alles gar nicht so schlimm gewesen, wenn im öffentlichen Nahverkehr nicht das absolute Chaos geherrscht hätte: Sämtliche Busse und zahlreiche U-Bahnen waren verspätet, überfüllt und vollgestunken. Und das an einem Sonntag! Irgend etwas verheimlicht uns die BVG. 

Zur Messe gingen wir am Sonntag "ganz normal" in St. Joseph Siemensstadt; der, wie ich immer gern sage, "örtlich zuständige" Pfarrvikar predigte – ausgehend von der 1. Lesung, (Jesaja 50,4-9, das dritte Lied vom Leidenden Gottesknecht), und vom Evangelium (Markus 8,27-35, das Christusbekenntnis des Petrus und die erste Ankündigung von Leiden und Auferstehung Jesu) – über "die Tiefe und die Schönheit des Kreuzes", wie er sagte. 

Am Montag ging das Tochterkind dann, wie bereits angedeutet, auf Schulfahrt. Ziel der Reise war ein Jugendfreizeitheim im Umland von Berlin, mitten im Wald, an einem See – davon gibt's hier ja einige. Statt zur Schule brachte ich das Tochterkind also zum Bahnhof, und danach hatte ich gerade noch Zeit, mit dem Jüngsten, den ich natürlich mitgenommen hatte, eine "Snackpause" in einem Einkaufszentrum zu machen, ehe wir zum "Omatag" aufbrachen, der trotz der Abwesenheit des ältesten Enkelkindes stattfand wie gewöhnlich. Am Dienstag ging ich mit dem Jüngsten endlich mal wieder "Beten mit Musik" in St. Joseph Tegel; dort trafen wir die Blumenfrau, die die Kirche für den Besuch des Erzbischofs am Donnerstag (s.u.) herrichten wollte und uns sagte, wir sollten uns dadurch nicht stören lassen – anstatt dass sie sich etwa durch uns gestört gefühlt hätte... Am Mittwoch gingen wir vormittags in Heiligensee in die Messe und nachmittags zum JAM; darüber, wo mein Jüngster und ich am Donnerstagmorgen waren, folgt weiter unten ein eigenständiger Abschnitt, und am Nachmittag hätte ich eigentlich zum Vorbereitungstreffen für den anstehenden Kinderwortgottesdienst gemusst und auch gewollt. Aber gerade als ich dorthin aufbrechen wollte, ereilte mich ein Anruf von einem Betreuer der Schulfahrt: Meine Große wolle abgeholt werden. Zunächst hatte ich Sorge, es wäre womöglich irgend etwas "vorgefallen", wie man so sagt; aber anscheinend hatte das Tochterkind einfach über Nacht Heimweh bekommen und wollte nach Hause. Ist bei einem noch nicht ganz sieben Jahre alten Kind wohl auch nicht allzu verwunderlich. Dass ich dadurch das KiWoGo-Vorbereitungstreffen verpasste, war natürlich ärgerlich, aber manchmal muss man eben Prioritäten setzen. Am Freitag – gestern – ließ ich die Kinder erst mal ausschlafen und ging dann mit ihnen auf den Spielplatz. Auch mal wieder schön. 


Was ansteht 

Der heutige Samstag steht ganz im Zeichen des Marschs für das Leben; zu der Zeit, wenn dieses Wochenbriefing online geht, ist er zwar schon vorbei, aber auf meinen Bericht darüber wirst du wohl noch ein paar Tage warten müssen, Leser. Morgen findet in St. Joseph Siemensstadt, wie gesagt, der erste (und spektakulär unvorbereitete) KiWoGo der neuen Saison statt, und außerdem ist Landtagswahl in Brandenburg. Auch wenn ich da gar nicht wahlberechtigt bin, wäre das möglicherweise ein Anlass, nochmals auf das Thema "Endlich Nichtwähler!" zurückzukommen, nachdem ich für meine Nichtteilnahme an der jüngsten Europawahl so scharfe Kritik geerntet habe wie zu kaum einem anderen Thema. 

Für die anstehende Schul- und Arbeitswoche steht bis jetzt noch nichts Besonderes in meinem Kalender, aber das muss ja nicht viel heißen. Ich gehe davon aus, dass am Montag Omatag ist und am Mittwoch JAM. Und am nächsten Samstag könnt' man theoretisch mal wieder zur Community Networking Night im Baumhaus gehen... Mal sehen. 


Visitationsnotizen aus Tegel 

Ich erwähnte es bereits: Derzeit findet die Visitation der Pfarrei St. Klara Reinickendorf-Süd durch Erzbischof Koch statt, und den Auftakt dazu bildete eine Messe in der Kirche St. Joseph Tegel am Donnerstagmorgen. Es schien mir eine bemerkenswerte Fügung, dass meine Große just in dieser Woche auf Schulfahrt war, denn hätte ich sie erst zur Schule bringen müssen, hätte ich es nicht zu dieser Messe geschafft. So aber sagte ich mir: Nichts wie hin da! Eine durchaus nicht unerwartete Ironie des Schicksals war es in diesem Zusammenhang, dass unser Jüngster, nachdem er von Montag bis Mittwoch immer schon früher wach gewesen war, als mir lieb war, ausgerechnet am Donnerstag nur mit Mühe wach zu kriegen war. Wir schafften es dennoch früh genug zur Kirche, dass wir noch weitgehend freie Platzwahl hatten. Direkt beim Betreten der Kirche trafen wir Pater Mephisto (in Ordenstracht) und Pater Brody (in Zivil), die uns – insbesondere den Knaben – sehr aufgeräumt begrüßten. 

Ich hatte im Vorfeld schon darüber spekuliert, ob die Kirche wohl voll werden würde; einerseits: hey, der Erzbischof kommt – aber andererseits: werktags um 9 Uhr, wer hat denn da Zeit? Das Ergebnis lag ungefähr in der Mitte zwischen den Erwartungen, die Messe war recht gut besucht, aber aus allen Nähten platzte die Kirche nicht gerade. Selbst von den Leuten, die ich in meiner aktiven Zeit in der Tegeler Pfarrei als den harten Kern der engagierten Gemeindemitglieder kannte, waren nur zwei Piepel da. Nun gut, an den folgenden Tagen der Visitation hielt bzw. hält Erzbischof Koch drei weitere Messen an anderen Kirchenstandorten der Pfarrei, den Abschluss bildet die morgige Sonntagsmesse in der Pfarrkirche Herz Jesu mit anschließendem Empfang, da werden die üblichen Verdächtigen dann wohl alle am Start sein. 


In einem Punkt hatte ich mich jedenfalls offenkundig getäuscht: Nachdem ich mich zunächst gewundert hatte, wieso die Visitation ausgerechnet mit einer Werktagsmesse in einer der kleinsten Kirchen der Pfarrei begann, war mir der Gedanke gekommen, womöglich wolle der Erzbischof im Anschluss an die Messe die zu diesem Kirchenstandort gehörende KiTa besuchen; und mein nächster Gedanke war, dass die KiTa dann vielleicht auch den Gottesdienst mitgestalten würde. Letzteres war nicht der Fall – und obwohl ich nun wirklich nicht der allergrößte Fan von der gängigen Gestaltungselemente von Kindergottesdiensten bin, würde ich das doch als eine verpasste Chance betrachten. Tatsächlich war die KiTa in dieser Messe überhaupt nicht präsent; die einzigen anwesenden Kinder waren mein Sohn und ein wenige Monate altes Baby, das auf dem Arm seiner Mutter döste. 

Natürlich ist es nicht auszuschließen, dass der Erzbischof trotzdem im Anschluss an die Messe die KiTa besuchte. Mir drängte sich allerdings der Eindruck auf, dass die Messe zur Eröffnung der Visitation hauptsächlich deshalb gerade in St. Joseph gefeiert wurde, weil die reguläre Gottesdienstordnung der Pfarrei nun mal zu dieser Zeit an diesem Ort eine Messe vorsieht. In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass die allwöchentliche Donnerstags-Messe erst vor gefühlt relativ kurzer Zeit von der Pfarrkirche Herz Jesu nach St. Joseph verlegt worden ist. Die Predigt des Erzbischofs – mit dem Leitgedanken "Gott hat ein Herz für uns" – klang auch ein bisschen so, als sei sie eigentlich dafür geschrieben worden, in Herz Jesu gehalten zu werden. 

Erwähnenswert finde ich auch die Begrüßungsworte des Pfarrers an die Adresse des Erzbischofs: 

"Sie werden feststellen, dass [bei uns] manches sehr gut läuft und manches weniger gut; so wie es auch im Ordinariat ist, da gibt es ganz tolle Leute, und dann gibt's auch Leute, wo man denkt, wieso machen die ihre Arbeit nicht."

Das mag, wenn man's geschrieben sieht, ein bisschen passiv-aggressiv 'rüberkommen, aber so, wie er es sagte, klang es ist durchaus souverän, charmant und sogar humorvoll – jedenfalls gemessen daran, was ich sonst so von diesem Pfarrer gewohnt bin. Er kann sich also durchaus gewinnend in Szene setzen – manchmal. Im Übrigen frage ich mich, ob eine bischöfliche Visitation ein geeignetes Instrument ist, um dahinterzukommen, was in dieser Pfarrei wirklich im Argen liegt. Andererseits, wozu wäre sie sonst da? 


Kinderfeindlich? Wir doch nicht! 

Ende August erschien in der Tagespost unter der Überschrift "Sonntagsmesse contra Spielplatz" ein Artikel, in dem eine Mutter von vier Kindern erläutert, warum sie ihre Kinder schon von früher Kindheit an regelmäßig in die Sonntagsmesse mitgenommen hat – und durchaus nicht nur in "Familiengottesdienste". Ich kann diesen Artikel nur empfehlen, er spricht mir in vielen Punkten aus der Seele. Dass Eltern, die so verfahren, auch mal mit feindseligen Reaktionen anderer Gottesdienstbesucher konfrontiert werden, wird gleich zu Beginn angesprochen, ist aber eigentlich nicht das Hauptthema des Beitrags. Gleichwohl wurde der Link zum Artikel auf der Facebook-Seite der Tagespost mit dem "Teaser"-Satz "Von kinderfeindlichen Menschen sollte man sich nicht abhalten lassen, seine Kinder regelmäßig in die Messe mitzunehmen" versehen; und die Kommentare zu diesem Facebook-Post erwecken den Eindruck, überwiegend von Leuten zu stammen, die nur diesen Satz, nicht aber den verlinkten Artikel gelesen zu haben. Na, sowas soll ja öfter vorkommen. 

So schrieb Elfriede Z. aus L.: "Es sind doch so gut wie keine Kinder oder Jugendliche mehr in der Kirche. Dies bestimmt nicht wegen Kinderfeindlichkeit." 

Bestimmt nicht? – Natürlich bin ich durch eigene Erfahrungen sensibilisiert für dieses Thema und insofern nicht "neutral". Aber es triggert mich einfach ohne Ende, wenn Eltern ihre persönlichen und zum Teil durchaus schmerzhaften Erfahrungen mit Kinderfeindlichkeit in der Kirche teilen, und dann kommt da so eine Elfriede und erklärt, es gebe kein Problem mit Kinderfeindlichkeit in der Kirche – weil ja sowieso kaum Kinder in die Kirche kämen. Und in was für einem Ton! Auf meine Nachfrage, woher sie denn diese Gewissheit nehme, pampte die Dame: "[W]eil ich seit 33 Jahren aktiv in der Kirche bin und hiervon bereits 24 Jahre Küsterin. Zu uns gehören 4 Pfarreien und auch rundherum in den Nachbargemeinden sieht es nirgends anders aus. Ich weiß, wovon ich rede." 

Ich deutete daraufhin an, möglicherweise sei sie ja "Teil des Problems". Was ich damit meinte, war: In 33 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit, davon 24 als Küsterin, dürfte sie ja reichlich Gelegenheit gehabt haben, mehr als eine Generation junger Familien aus der Kirche zu vergraulen. Sie verstand die Andeutung. "[I]ch bin für eine Gemeinde zuständig und nicht für ganz Deutschland oder die halbe Welt. Aber mit dieser recht aggressiven Rückantwort wundert mich gar nichts mehr." 

Aha. Meine Einlassung war also aggressiv. Interessant. 

Was übrigens Elfriedes Aussage angeht, es sehe "nirgends anders aus" – was sich dem Wortlaut nach zwar nur auf die Nachbargemeinden bezog, aber doch einen gewissen Anspruch auf Verallgemeinerbarkeit zu implizieren scheint –, würde ich sagen, sie ist empirisch leicht zu widerlegen: In meinem persönlichen Erfahrungsbereich sehe ich da zum Beispiel erhebliche Unterschiede zwischen den Gemeinden in Tegel – wo, meiner Erinnerung zufolge, selbst zu den monatlichen Familiengottesdiensten oft nicht mehr als eine Handvoll Kinder erschien, und das waren dann größtenteils die Kinder der Teammitglieder – und in Siemensstadt, wo man so gut wie jeden Sonntag einige Fanilien mit jeweils zwei bis fünf Kindern antrifft. Eine soziologische Untersuchung würde vermutlich ein ganzes Bündel von Ursachen für die Unterschiede in der Alters- und sonstigen Sozialstruktur dieser Gemeinden aufzeigen, aber mir kann keiner erzählen, dass das sehr unterschiedliche Niveau der "Willkommenskultur" gegenüber Familien mit kleinen Kindern, die in diesen Gemeinden herrscht, nicht auch eine gewichtige Rolle dabei spielt. 

Aber lassen wir die anekdotische Evidenz mal beiseite und sagen: Sicherlich ist gerade der junge Mensch heute einer Vielzahl von Einflüssen ausgesetzt, die ihn vom Glauben und der Kirche entfremden können, ohne dass irgendwelche haupt- oder ehrenamtliche Kirchenmitarbeiter oder alteingesessene Gemeindemitglieder dafür verantwortlich zu machen wären – weder in dem Sinne, dass sie aktiv zu dieser Entfremdung beigetragen hätten, noch in dem, dass sie die Möglichkeit gehabt hätten, ihr entgegenzuwirken, und dies schuldhaft versäumt hätten. Gleichwohl bin ich entschieden der Ansicht, dass die Auffassung "Wir können doch nichts dafür, wenn die Leut' nicht zur Kirche kommen" ausgesprochen streng hinterfragt werden muss. Wo sie allzu sehr zur Gewissheit wird, da breitet sich ein Klima der Bequemlichkeit und Selbstgerechtigkeit aus, das äußerst effizient dazu beiträgt, jeden, der nicht den Aussehens- und Verhaltenserwartungen der Alteingesessenen entspricht, aus der Gemeinde fernzuhalten. 

Viele Kirchengemeinden bieten exzellentes Anschauungsmaterial dafür, dass Milieuverengung ein sich selbst erhaltendes, ja sich selbst verschärfendes Problem ist: Je mehr das Erscheinungsbild einer Gemeinde von einem bestimmten Schlag von Leuten dominiert wird, desto unwahrscheinlicher ist es, dass Leute, die in irgendwie anders sind, sich in dieser Gemeinde willkommen geheißen oder angenommen fühlen; und desto mehr verfestigt sich bei denen, die das Kernmilieu der Gemeinde verkörpern, die Auffassung, die Kirche gehöre ihnen bzw. sei nur für sie und ihresgleichen da. Leute, die nicht in dieses Selbstbild der Kerngemeinde hineinpassen, werden bestenfalls geduldet, schlimmstenfalls nicht einmal dass. 

Um eine solche Verengung und Verhärtung zu verhindern, ist es notwendig, Gemeindeerneuerung als einen permanenten Prozess zu betrachten und zu betreiben – wie Chesterton schrieb: Wenn man einen weißen Pfosten sich selbst überlässt, wird er bald schwarz sein. Will man, dass er weiß bleibt, muss man ihn immer neu anstreichen. Was mich an der Haltung der Elfriedes dieser Welt so ärgert, ist, dass sie den geringen Anteil von Kindern und Jugendlichen an den Gottesdienstbesuchern als etwas betrachten, das "nun mal so ist", und nicht als etwas, was man ändern könnte und müsste. – An dem Diskussionsbeitrag einer weiteren Dame aus der "Generation Elfriede" (einer, mit der ich immerhin sechs gemeinsame Freunde bei Facebook habe), die meinte, der eigentliche Grund dafür, dass so wenige Kinder in die Kirche kämen, liege darin, "dass die Messe für die Eltern keine Rolle mehr spielt!", ist immerhin richtig, dass man von Kindern bis zu einem bestimmten Alter kaum erwarten kann, ohne ihre Eltern in die Messe zu gehen, und schon gar nicht ohne die Einwilligung und nach Möglichkeit aktive Unterstützung der Eltern. Aber was folgt denn daraus? Dass die Kirche, wenn sie zukünftig noch Kinder in ihren Bänken sehen will, sich um die Eltern bemühen muss – bzw., wenn man ein bisschen längerfristig denkt, auch und gerade um die zukünftigen Eltern, also junge Erwachsene und ältere Jugendliche. Mit anderen Worten also um genau die Altersgruppe, die im volkskirchlichen Normalbetrieb nach der Firmung irgendwie verlorenzugehen pflegt wie Socken in der Waschmaschine. Bei denen müsste man ansetzen, müsste ihnen ermöglichen, die Zugehörigkeit zur Kirche als etwas so Wertvolles zu erleben, dass dieses Wertvolle auch an ihre Kinder weitergeben wollen, wenn sie welche haben. – Dass es dabei nicht allein und nicht vorrangig darum gehen kann und darf, der Institution Kirche ihren Nachwuchs zu sichern, sollte sich eigentlich von selbst verstehen, aber um mögliche Missverständnisse auszuschließen, möchte ich auf etwas verweisen, was schon 1950 [!] der damalige Landesjugendpfarrer der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Helmut Claß (der später württembergischer Landesbischof und EKD-Ratsvorsitzender) in einem Artikel mit der vielsagenden Überschrift "Gemeinde, wo ist deine Jugend?" schrieb: Wenn die Kirche sich, wie Claß schon damals anmahnte, mehr um die "junge[n] Mensch[en] um 18" bemühen solle, dann "zunächst einmal gar nicht" aus Sorge "um die leer bleibenden Kirchenbänke", sondern vielmehr aus Sorge "um den jungen Menschen, der ohne Jesus in dieser aus den Fugen gehenden Zeit nicht mehr durchkommt". Es gehe darum, "dass der junge Mensch zwischen 18 und 25 das 'Haus' seines Lebens aufbaut", "die entscheidenden Schritte ins Leben hinein tut und wir alles tun müssen, um ihm zu sagen, dass er dazu Jesus sehr nötig hat". – "Gerade wenn man den jungen Menschen, der doch einmal getauft worden ist und als Getaufter dem Herrn Christus gehört, lieb hat, wird man ihm sagen müssen, dass dieser Bau immer dort auf einem sehr unsicheren Fundament steht, wo man auf einen anderen Grund baut außer 'dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus'." 


Was noch aussteht 

Wenn ich mal überschlage, was ich in meiner "Verspätungsnotiz" vom vergangenen Mittwoch so an Themen zusammengetragen habe, die aus den zurückliegenden Wochen noch "übrig" sind, komme ich locker auf mindestens fünf Artikel, die ich in nächster Zeit ohne Rücksicht auf die chronologische Reihenfolge zwischen die Wochenbriefings einzustreuen gedenke; aber das ist noch nicht alles. Ganz vergessen hatte ich beispielsweise, dass ich vorletzten Donnerstag – also am 12. September – mit der ganzen Familie beim Kinderprogramm eines freikirchlichen Evangelisierungs-Events namens "City of Light" war; meine Eindrücke von dort ließen sich möglicherweise mit einigen Schlaglichtern vom JAM und vielleicht auch mit dem vor ein paar Tagen eher beiläufig angesprochenen Thema "Religiöse Kinderwoche" (RKW) mit einem Special zur Rubrik "Schwarzer Gürtel in KiWoGo" zusammenfassen. Was auch noch dorthin gehört, ist die Tatsache, dass ich am vorigen Samstag, dem 14., eigentlich zu einem "Inspirationstag Kirche kunterbunt" in der evangelischen Friedensgemeinde Charlottenburg hatte gehen wollen; ein paar Tage vorher fiel mir ein, mich zu fragen, ob man sich da hätte anmelden müssen und falls ja, ob ich das womöglich schon getan hatte. Die Website half mir bei diesen Fragen nicht besonders viel weiter, und letzten Endes beschloss ich, ich hätte auch so schon genug um die Ohren, und blieb zu Hause. 


Geistlicher Impuls der Woche 

Zum Marsch für das Leben 

Der größte Zerstörer des Friedens ist heute der Schrei des unschuldigen, ungeborenen Kindes. Wenn eine Mutter ihr eigenes Kind in ihrem eigenen Schoß ermorden kann, was für ein schlimmeres Verbrechen gibt es dann noch, als wenn wir uns gegenseitig umbringen? Sogar in der Heiligen Schrift steht: "Selbst wenn die Mutter ihr Kind vergessen könnte, ich vergesse dich nicht." Aber heute werden Millionen ungeborener Kinder getötet, und wir sagen nichts. In den Zeitungen lesen wir dieses und jenes, aber niemand spricht von den Millionen von Kleinen, die empfangen wurden mit der gleichen Liebe wie Sie und ich, mit dem Leben Gottes. Und wir sagen nichts, wir sind stumm. Für mich sind die Nationen, die Abtreibung legalisiert haben, die ärmsten Länder. Sie fürchten die Kleinen, sie fürchten das ungeborene Kind. Und das Kind muss sterben, weil sie dies eine Kind nicht mehr haben wollen – nicht ein Kind mehr – und das Kind muss sterben. Und ich bitte Sie hier im Namen der Kleinen: Rettet das ungeborene Kind, erkennt die Gegenwart Jesu in ihm! Als Maria Elisabeth besuchte, hüpfte das Kind vor Freude im Schoß der Mutter in dem Augenblick, als Maria ins Haus kam. Das Ungeborene brachte Freude. 

(Hl. Mutter Teresa, Rede zur Verleihung des Friedensnobelpreises) 


Ohrwurm der Woche 

Katie Melua: Wonderful Life 

Dieses Lied lief bei der Einschulungsfeier an der Schule des Tochterkindes – und blieb bei mir umso mehr "hängen", als es stilistisch doch ziemlich aus dem Rahmen dessen fiel, was da ansonsten an Musik gespielt wurde (Kinderlieder, HipHop, Partyschlager). Im Original stammt der Song von dem britischen Post-Punk-Singer-Songwriter Black und kam raus, als ich zehn Jahre alt war; ich habe das Musikvideo noch vor Augen, es ist in meiner Erinnerung fest damit verknüpft, wie ich als Kind sonntags nach der Kirche zusammen mit meinem Bruder die Wiederholung der ARD-Musiksendung "Formel Eins" anschaute. Die Coverversion, die ich auf der Schulfeier gehört habe, stammt aus dem Jahr 2014; ich finde sie sehr gelungen, und Katie Melua mag ich sowieso. 


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