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Montag, 4. Oktober 2021

Ansichten aus Wolkenkuckucksheim #18 (27. Woche im Jahreskreis)

Was bisher geschah: Beginnen möchte ich meinen Wochenrückblick mit einem Erlebnis bzw. einer Beobachtung aus dem ICE Hannover-Berlin, mit dem wir am vergangenen Montagabend unterwegs waren. Es hatte einiges Chaos mit Zugausfällen, Ersatzzügen und geänderten Wagenreihungen gegeben, sodass unsere Platzreservierung perdü war, aber wir hatten dennoch Plätze im Kleinkindabteil ergattert. Zu den anderen Fahrgästen im Kleinkindabteil gehörte eine Hijab-tragende Frau mit zwei oder drei Kindern, deren ältestes, ein schätzungsweise vier- oder fünfjähriger Knabe, auf einem Musikspielzeug ein interessantes Lied anhörte: Auf die Melodie von "Zehn kleine N-Wörtlein" (wie ich es mal nennen möchte, in der Hoffnung, bei niemandem Anstoß zu erregen) wurden da den Buchstaben des arabischen Alphabets wichtige Begriffe der islamischen Glaubens- und Sittenlehre zugeordnet und in gereimten Versen und auf kindgerechtem Niveau erläutert. Es fehlte in dem Lied auch nicht an wiederholten Ermahnungen, dass man all dies wissen und befolgen müsse, um ein guter Muslim zu sein. -- Ich fand das ausgesprochen spannend, in mehrfacher Hinsicht; gerade vor dem Hintergrund der Tatsache, dass sich die christlichen Konfessionen - zumindest die "Volks-" bzw. "Großkirchen" - hierzulande und heutzutage mit der Vermittlung von Glaubenswissen an Kinder ja bekanntlich eher schwertun. Einerseits unterstrich das geschilderte Kinderlied meinen schon öfter gehabten Eindruck, der Islam sei eine sehr regelfixierte Religion - so regelfixiert, wie es  dem Christentum von seinen säkularen Verächtern zuweilen unterstellt wird -, und man könnte wohl einigermaßen überzeugend argumentieren, in der christlichen Kinderkatechese solle es vorrangig darum gehen, die Liebe Gottes zu den Menschen erfahrbar zu machen und den Kindern zu vermitteln, dass Glaube in erster Linie Beziehung ist und nicht das Einhalten von Regeln. Andererseits ist es kaum zu leugnen, dass Katechese eben auch beinhaltet, Glaubensinhalte als Lernstoff  zu vermitteln, und das Einprägen von Sätzen mit Hilfe von Melodie und Reim ist nun einmal eine Lernmethode, die - gerade bei Kindern im Vor- und Grundschulalter - einfach gut funktioniert. Insofern würde ich die Frage, ob Kinderlieder wie dieses in der Bahn mitangehörte auch für christliche Kinderkatechese vorbildlich sein könnten, weder mit einem uneingeschränkten Ja noch mit einem entschiedenen Nein beantworten wollen. 

Als wir am Montagabend zu Hause ankamen, gingen wir erst einmal direkt schlafen; der Dienstag war dann folgerichtig geprägt davon, mit Einkaufen, Wäschewaschen usw. die Grundlagen dafür zu schaffen, nach dem Urlaub wieder in den Rhythmus des Alltags zurückzufinden. Eine schöne Lobpreisandacht hatten wir dennoch -- mit einer neuen Teilnehmerin, die in Aussicht stellte, in Zukunft öfter zu kommen. 

Bei dieser Gelegenheit entnahm ich übrigens dem Schaukasten an der Kirche, dass es in unserer Gemeinde eine neue Gruppenaktivität gibt: "Gedächtnistraining" stand groß auf dem Plakat, und im ersten Moment nahm ich an, das sollte so eine superclever um die Ecke gedachte pastoraltheologische Metapher sein, mit Bezug zu "Tut dies zu meinem Gedächtnis" oder so. Aber anscheinend handelt es sich doch einfach nur um Gedächtnistraining. Na okay. Gibt es eigentlich auch Memo-Techniken, die einem dabei helfen, Dinge zu vergessen? Ich bin mir nicht ganz sicher, was von beidem diese Gemeinde nötiger hätte. 

Am Mittwoch und Donnerstag arbeitete ich, während meine Liebste mit den Kindern unterwegs war, intensiv an den neuen "Lebendigen Steinen", schaffte auch eine ganze Menge, bekam das Heft aber trotzdem nicht ganz pünktlich zum Monatsanfang fertig. Aber was soll's, dann kommt es halt mal ein paar Tage später; dafür bin ich aber umso überzeugter, dass es gut wird. 

Währenddessen begann in Frankfurt am Main die 2. Synodalversammlung des Schismatischen Weges, pardon, ich meine natürlich: des Katholischen Reformprozesses Synodaler Weg (KRSW). Was mir von dort berichtet wurde, erinnerte mich teilweise stark an das, was ich in Darryl Coopers "MartyrMade"-Podcast über die Radikalisierung der Studentenbewegung in den späten 60ern und frühen 70ern gelernt habe -- wobei ein Haufen durchgeknallter BDKJ-Funktionäre offenbar versucht, die Rolle des "Weather Underground" zu übernehmen. Dauert wahrscheinlich nicht mehr lange, bis beim BDKJ "revolutionärer Gruppensex" eingeführt wird, als Pflichtveranstaltung natürlich. Davon abgesehen gelange ich mehr und mehr zu der Auffassung, das Bemerkenswerteste an diesem ganzen sogenannten Synodalen Weg ist seine totale Irrelevanz. Außerhalb der Kirche interessiert sich buchstäblich keine Sau dafür, und die einfachen Gläubigen in den Gemeinden kriegen fast noch weniger davon mit; bei der ganzen Veranstaltung handelt es sich ausschließlich um die Selbstbespiegelung einer abgehobenen Funktionärselite. Ich habe es schon auf Twitter und auf Facebook geschrieben, schreibe es aber gern noch einmal: Jedes alte Muttchen, das werktags in die Messe geht und vorher und/oder nachher den Rosenkranz betet, hat mehr Relevanz für die Zukunft der Kirche als die ganze Synodalversammlung. 

Ganz in diesem Sinne gestaltete ich am Freitag - dem Gedenktag der Hl. Thérèse von Lisieux und zugleich Herz-Jesu-Freitag - im Rahmen der Eucharistischen Anbetung in Herz Jesu Tegel eine halbstündige Andacht, an der sechs oder sieben Gemeindemitglieder teilnahmen, und ohne mich selbst über Gebühr loben zu wollen: Ich fand die Andacht sehr schön. 

Am Samstag war "Tag der offenen Tür" beim Montessori Campus am Tegeler Forst; da gingen wir hin. Unsere Große wird demnächst vier (irre, wie die Zeit vergeht!) und ist bisher konsequent kitafrei aufgewachsen, aber so allmählich könnten wir uns doch vorstellen, dass es ihr Spaß machen könnte, wenigstens ein paar Tage in der Woche für ein paar Stunden in den Kindergarten zu gehen, und was noch wichtiger ist: Wäre sie dort im Kindergarten, hätten wir schon mal einen Fuß in der Tür, um sie auch in der dazugehörigen Schule unterzubringen. Ich habe zwar nur eine sehr vage Vorstellung von Montessori-Pädagogik - Maria Montessoris Buch "Kinder sind anders" steht bei uns im Regal, gelesen habe ich es aber noch nicht -, aber was ich bei diesem Tag der offenen Tür gesehen und gehört habe, fand ich durchaus ansprechend, und schon allein die Tatsache, dass Maria Montessori die Katholikin unter den Alternativpädagogik-Pionieren war, nimmt mich für sie ein. Last not least gefiel es unserer Tochter im Montessori-Kindergarten sensationell gut -- am liebsten wäre sie gleich dageblieben. Aber wir wollten anschließend noch zu einer Taufe. 

Ich hatte nämlich erfahren, dass der Diözesansprecher der Charismatischen Erneuerung im Erzbistum Berlin - den wir gut kennen; ich würde sagen, man kann ihn als Freund der Familie bezeichnen - in "unserer" Kirche eine Taufe hatte, und daraus (zu Recht, wie sich zeigte) gefolgert, dass demnach wohl auch die Familie des Täuflings in der Charismatischen Erneuerung aktiv sein müsse. Außerdem war neulich im Pfarrgemeinderat darüber geredet worden, dass es wünschenswert sei, wenn bei Taufen in unserer Pfarrei ein Mitglied dieses erlauchten Gremiums anwesend wäre, also sagte ich mir: Fang' ich doch schon mal damit an. Das erwies sich als gute Idee: Neben dem Zelebranten trafen wir dort noch einige andere Leute, die wir von "Nightfever", "Praystation" oder ähnlichen Events kannten; im Hof der Kirche waren Tische, Stühle und ein Büffet für eine kleine Feier aufgebaut, es waren viele Kinder da, und so hatten wir einen ausgesprochen schönen Nachmittag. 

Am gestrigen Sonntag wurde in unserer Pfarrei Erntedank gefeiert, aber wir gingen erst abends in die Messe, wo das keine ganz so große Rolle mehr spielte, da die vor dem Altar arrangierten Lebensmittel bereits morgens gesegnet worden waren. Ich übernahm in der Abendmesse den Lektorendienst, und dem Tag des 3. Oktobers wurde dadurch Rechnung getragen, dass unser Organist ein bisschen "Blüh im Glanze dieses Glückes" in seine Orgelimprovisation zur Kommunion hineinmodulierte. 


Was ansteht: Heute, am Gedenktag des Hl. Franz von Assisi, hoffe ich endlich die Oktober-Ausgabe der "Lebendigen Steine" fertig zu bekommen; viel fehlt auch eigentlich nicht mehr. Die morgige Lobpreisandacht fällt auf den Gedenktag der Hl. Faustyna Kowalska; da diese erst 1993 selig- und 2000 heiliggesprochen wurde, ist dieser Gedenktag in meiner Ausgabe des Stundenbuchs noch nicht berücksichtigt, aber zum Glück gibt's ja Internet. 

Mittwochs werden im Rosenkranzmonat Oktober in Herz Jesu Tegel traditionell Rosenkranzandachten gefeiert, die von verschiedenen Gruppen und Kreisen der Gemeinde gestaltet werden; am ersten Mittwoch im Monat ist quasi "gewohnheitsrechtlich" der Mittwochsklub an der Reihe, und das trifft sich günstig, da das der Vorabend des Gedenktags Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz ist. Hoffen wir mal, dass diese Andacht mir seelische Stärkung für die Pfarrgemeinderatssitzung verleiht, die später am selben Abend ansteht. Die Tagesordnung liegt mir bis zur Stunde noch nicht vor, aber das kennt man ja im Grunde nicht anders. 

Für den Rest der Woche steht, soweit ich es derzeit überblicken kann, nicht mehr viel Besonderes auf dem Programm; aber wahrscheinlich ergibt sich da noch was. Ist ja eigentlich immer so. 


Linktipps: 

Zehn Jahre ist es schon her, dass Papst Benedikt XVI. im Freiburger Konzerthaus seine programmatische Rede zum Thema "Entweltlichung" hielt -- für mein Empfinden ein Grundlagentext der #BenOp, auch wenn diese Rede in Rod Drehers Buch "Die Benedikt-Option" nicht explizit erwähnt oder gar zitiert wird. Zum zehnjährigen Jubiläum hat jedenfalls Pater Recktenwald einen Artikel seines "Portals zur katholischen Geisteswelt", der sich mit Reaktionen von "Vertreter[n] des deutschen Katholizismus" auf die Freiburger Rede befasst, wieder hervorgeholt und auf Facebook geteilt. Im Mittelpunkt des Artikels steht die Auseinandersetzung mit einem Aufsatz des Soziologen Michael N. Ebertz, und dieser Name ließ mich aufhorchen -- denn dieser Ebertz hat auch einen Beitrag zu dem Sammelband "Pilgern gestern und heute" verfasst, den ich in der ersten Etappe meiner "100-Bücher-Challenge" am Wickel hatte, und diesen Beitrag habe ich seinerzeit zum Ende hin nur noch überflogen, weil mir, wie ich notierte, "der Typ einfach zu sehr auf die Eier" ging. Womit bzw. wodurch? Durch "eine auffällige, zuweilen spöttelnde Distanz gegenüber Religion und Kirche, die sich um die Mitte des Aufsatzes herum zu aggressiver antikatholischer Polemik steigert"; was ich recht bezeichnend fand angesichts des Umstands, dass Ebertz auch Mitglied im "ZdK" ist. Was wird so jemand wohl zu Benedikts "Entweltlichungs"-Rede zu sagen gehabt haben? 

"Ebertz argumentiert als Soziologe", stellt P. Recktenwald nüchtern fest und bringt damit bereits die Grenzen von Ebertz' Einsichten auf den Punkt, denn : "Die Soziologie kann wertvolle Erkenntnisse über Gesetzmäßigkeiten von Institutionen und Bedingungen ihres Erfolges beisteuern, sie kann aber nicht die Kriterien dafür bereitstellen, was für die Kirche als 'Erfolg' zu gelten hat und was nicht." Genau dies beansprucht die Religionssoziologie aber eben immer wieder doch zu tun, und der institutionelle Apparat der Kirche leiht ihr nur allzu willig ihr Gehör; was dabei herauskommt, sieht man derzeit exemplarisch beim Schismatischen Weg, dessen tonangebende Akteure so vollkommen den eigentlichen Auftrag und Daseinszweck der Kirche vergessen haben, dass er in ihren Überlegungen nicht einmal mehr als Frage eine Rolle spielt. 

Genau dies ist das Bezeichnende und Lehrreiche an Ebertz' Blick auf die Freiburger Rede Benedikts XVI.: Mit dem für das Verständnis von Benedikts Aufruf zur "Entweltlichung" ausgesprochen zentralen Hinweis, es gehe "nicht darum, eine neue Taktik zu finden, um der Kirche wieder Geltung zu verschaffen", kann Ebertz nichts anfangen; eine solche Aussage liegt schlichtweg außerhalb seines Verständnishorizonts. -- Spannend ist aber allemal, wie Ebertz (sich) den Relevanzverlust der Kirche in der modernen Gesellschaft erklärt: "Angesichts des - auch selbst betriebenen - Niedergangs der Hölle im Prozess der Zivilisation" sei "das Heil der Seelen postmortal kaum mehr in Gefahr" und "die ehemals zentrale kirchliche Aufgabe der Seelenrettung" daher "kaum mehr plausibel zu machen”. Diese Zuspitzung auf die Frage nach der Hölle scheint mir zwar etwas übersimplifiziert (auf eine Weise, die nicht untypisch ist für Leute, die mit Religion nicht so viel anfangen können -- aber wieso müssen die dann eigentlich partout Religionssoziologen werden?), aber grundsätzlich ist es wohl nicht zu leugnen, dass immer mehr Menschen (darunter auch solche, die durchaus "irgendwie religiös" sind) die Kirche für ihr Seelenheil nicht nötig zu haben meinen. "Dieser Glaubensverlust und die dadurch bedingte Entleerung der zentralen kirchlichen Aufgabe" ist, wie P. Recktenwald zu Recht kritisiert, in Ebertz' Wahrnehmung "nicht als zentrale Herausforderung an die Kirche zur Neuevangelisierung gesehen, sondern als unveränderliches Fatum, dem die Kirche Rechnung tragen muss". Auch das kennen wir bereits: die zentrale religionssoziologische These von der Unumkehrbarkeit der Säkularisierung. Die Zahnpasta ist aus der Tube gedrückt, jetzt kriegt man sie nicht wieder hinein: Deal with it

Dafür, wie die Kirche mit dieser Situation umgehen könne, benennt Ebertz fünf "idealtypisch unterscheidbare" Optionen: 

"erstens das Aussitzen der Krise (Option der institutionellen Stabilisierung), zweitens die fundamentalistische Option (die Ebertz widersprüchlich beschreibt: einerseits als 'scharfe Weltdistanz', [...] andererseits als integralistische 'Verkirchlichung der Welt'), drittens das Durchwursteln (Option der pragmatischen Selbstregulierung), viertens die geistliche Aufrüstung bei gleichzeitig struktureller Abrüstung (die Option der elitären Minorisierung [...]) und schließlich fünftens die Verwandlung von 'Anpassungszwänge in intendierte Entwicklungsprozesse' (Option des Lernens), die 'Kirchenwachstum unter völlig neuen Lebensbedingungen' ermöglichen soll."

P. Recktenwald bemängelt, Ebertz liefere keine Begründung dafür, "[w]arum es ausgerechnet nur diese fünf Optionen geben soll" ("Man kann sich des Eindrucks der Willkür nicht erwehren"); aber ich muss sagen, ich wüsste nicht, wie man noch weitere Optionen benennen sollte, die sich nicht der einen oder anderen dieser fünf Kategorien zuordnen ließen. Umgekehrt könnte man sich fragen, ob die Anzahl der von Ebertz unterschiedenen Optionen sich nicht noch weiter reduzieren ließe: Was, beispielsweise, ist der entscheidende Unterschied zwischen "Aussitzen" und "Durchwursteln"? (Eine Mischung aus beidem ist jedenfalls, meiner Erfahrung nach, die auf der Pfarrei-Ebene bevorzugt praktizierte Option.) Auf der anderen Seite würde, wie auch P. Recktenwald anmerkt, wohl manch ein Beobachter die von Ebertz an vierter Stelle genannte "Option der elitären Minorisierung" mit der an zweiter Stelle genannten "fundamentalistischen Option" gleichsetzen; ich bin allerdings recht zufrieden damit, dass Ebertz das nicht tut, aber dazu später. Zustimmen möchte ich P. Recktenwald jedenfalls in seiner Kritik daran, dass in Ebertz' Ausführungen vier dieser Optionen von vorneherein so negativ beschrieben werden, dass nur die vom Autor bevorzugte Option als akzeptabel erscheinend übrig bleibt" -- und das ist, wie sollte es anders sein, die kundenorientierte Option: Wenn die Nachfrage nach Brot sinkt, muss die Bäckerei eben Nudeln verkaufen. Das ist ja auch eine vollkommen plausible und konsequente Option, wenn man davon ausgeht, dass der ganze Glaubenskram ohnehin nur ausgedachter Quatsch ist, der in früheren Zeiten dazu gedient hat, der Institution Kirche Geltung zu verschaffen, diese Funktion heute aber nicht mehr erfüllt. Wenn man hingegen daran glaubt, dass es Gott wirklich gibt, dass Gott sich in Jesus Christus offenbart hat und dass dieser die Kirche zu dem Zweck gestiftet hat, diese Offenbarung durch die Zeit hindurch zu bewahren und weiterzutragen, dann sieht das natürlich erheblich anders aus, aber das ist eben ein Kirchenbild, das den Horizont der Soziologie überschreitet. 

Die "Entweltlichungs"-Thesen Papst Benedikts XVI. rechnet Ebertz jedenfalls der vierten Option ("geistliche Aufrüstung bei gleichzeitig struktureller Abrüstung") zu, die man auch darum zu Recht die "Benedikt-Option" nennen kann. -- Spaß beiseite, natürlich heißt die #BenOp nicht deshalb so; aber es passt halt so schön. Auch die Kritik, es handle sich um eine "Option der elitären Minorisierung" und um einen "sektenartigen Rückzug" aus der "Weltverantwortung", ist uns aus der Rezeption der "Benedikt-Option" ausgesprochen vertraut; wobei ich die naserümpfende Verwendung der Vokabel "elitär" durchaus als etwas unfreiwillig komisch empfinde, denn ehrlich gesagt kann ich mir kaum etwas Elitäreres vorstellen als die "Kirche der Zukunft", die die Soziologen sich erträumen. -- P. Recktenwald jedenfalls bekennt sich ebenfalls als Anhänger der vierten Option und erklärt: 
"Geistliche Aufrüstung bei gleichzeitiger struktureller Abrüstung, also: mehr Nachfolge Christi, weniger Institution; mehr Geist, weniger Bürokratie; mehr geistlicher Aufbruch, weniger Verwaltung bestehender Besitzstände: genau dies ist die Antwort auf die gegenwärtige Krise. Sie bedeutet nicht sektenartige[n] Rückzug aus der Weltverantwortung, sondern Wahrnehmen jener Verantwortung, die die Kirche heute wie in den Zeiten seit ihres Bestehens für das ewige Seelenheil der Menschen besitzt."

Dem habe ich nicht mehr sonderlich viel hinzuzufügen. Dass die institutionelle Kirche in Deutschland derzeit mit Karacho in die entgegengesetzte Richtung unterwegs ist, dürfte ja offensichtlich sein; aber die hoffnungsvollen Aufbrüche außer- oder unterhalb der offiziellen amtskirchlichen Strukturen, die gibt es eben auch

"Wie jetzt", mag sich an dieser Stelle so mancher Leser fragen, "es gibt ein Gebetshaus Aachen?" Wozu zunächst zu sagen wäre: Nee, das gibt es eben nicht. Genauer gesagt: noch nicht. Es handelt sich um ein Projekt, dessen Verwirklichung noch aussteht. Darauf aufmerksam geworden bin ich recht zufällig, denn naturgemäß ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass, wenn man irgendwo "Gebetshaus" und dann einen Ortsnamen mit A liest, das Gehirn automatisch "Augsburg" ergänzt und denkt: Alles klar, kenn' ich. Tatsächlich hat das projektierte Gebetshaus Aachen gegenüber dem Erfolgsmodell aus Augsburg jedoch eine interessante Besonderheit, nämlich, dass da die Eucharistische Anbetung im Fokus stehen soll -- kombiniert mit einer "Fülle verschiedener Gebetsformen" wie "Lobpreismusik, Rosenkranz, Litaneien, Meditationen, Fürbitte, Psalmen, prophetischer Lobpreis, fokussierte Fürbitte, Stundengebet" u.a.;  man könnte also vielleicht sagen, es handle sich um ein Crossover zwischen der katholischen Tradition der Ewigen Anbetung und dem Spirit der modernen Gebetshausbewegung. Alles in allem also total mein Ding! Der auf den 24. September datierte Blogartikel gibt einen Überblick über den aktuellen Stand des Projekts -- und tatsächlich tut sich so allerlei: Die Initiatoren haben einen gemeinnützigen Trägerverein gegründet, der es ihnen u.a. ermöglicht,  Spendenquittungen auszustellen; noch wichtiger ist indes, dass sie einen Ort für ihr Vorhaben gefunden haben -- nämlich die Kirche Herz Jesu im Frankenberger Viertel von Aachen, im Volksmund auch "Frankenberger Dom" genannt. Ich persönlich bin ja ganz und gar entzückt, dass dieses Anbetungsprojekt in einer Kirche verwirklicht werden soll, die den Namen Herz Jesu trägt, aber das nur nebenbei. Die beste Nachricht ist, dass die Initiatoren, nachdem sie die Erlaubnis zur Nutzung der Herz-Jesu-Kirche erhalten haben, einfach schon mal damit begonnen haben, dort Gebetszeiten abzuhalten -- und zwar vorerst mittwochs von 9 bis 20 Uhr. Das sind schon mal elf Stunden! Elf von 168 Stunden pro Woche,  die sie auf längere Sicht schaffen wollen, okay; aber wenn man bedenkt, dass sie ihrer eigenen Einschätzung zufolge noch gar nicht "richtig" angefangen haben, ist das doch schon sehr beachtlich. Zum Vergleich: In "meiner" Pfarrkirche gibt es pro Woche drei Stunden Eucharistische Anbetung, und das ist für hiesige Verhältnisse schon viel. Laut einer mir vorliegenden Karte - von der ich allerdings nicht mit Sicherheit weiß, wie aktuell sie ist - gibt es Ewige Anbetung in "normalen" Pfarreien (also im Unterschied etwa zu Klosterkirchen) in ganz Deutschland an 18 Orten, von denen allerdings ganze 16 in Baden-Württemberg und Bayern liegen; für den Nordwesten Deutschlands leisten die Aachener Gebetshaus-Gründer also echte Pionierarbeit. Über ihren Trägerverein haben die Initiatoren bereits ein Keyboard angeschafft, "um die eine oder andere Gebetsstunde musikalisch zu gestalten". -- Zusammenfassend gesagt erscheint mir das alles recht vielversprechend, und wenn es mich mal wieder so weit in den Westen verschlägt (zuletzt war ich vor knapp zwei Jahren, also "vor Corona", in Aachen), gehe ich da bestimmt mal hin und bete für ein Stündchen (oder so) mit. Und bis dahin werde ich die Website im Auge behalten. 

Ich gebe zu, ich habe ausgiebig gezögert, diesen Artikel in meine Linktipps aufzunehmen; denn eigentlich würde ich zu der ganzen Corona-Impfdebatte am liebsten gar nichts sagen. Aber man kommt ja doch nicht drum'rum, angesichts des allenthalben wachsenden Drucks auf die Minderheit der Ungeimpften, sich doch auch endlich impfen zu lassen wie alle anderen. Und als gläubiger Katholik hat man, wenn man Bedenken gegenüber der Corona-Impfung hat, noch das zusätzliche Problem, dass die eigenen religiösen Auroritäten, vom Papst bis hin zu Bischof Oster, sich nachdrücklich für die Impfung aussprechen. Genau an diesem Punkt setzt der Artikel der emeritierten Moraltheologie-Professorin Janet E. Smith an: Wenn Papst und Bischöfe dazu aufrufen, sich gegen Corona impfen zu lassen, heißt das dann für gläubige Katholiken, dass sie sich impfen lassen müssen? -- Es gibt ja durchaus Leute, die das behaupten.  So zum Beispiel die Bioethik-Professorin Therese Lysaught in einem Beitrag für den liberalkatholischen National Catholic Reporter. Janet Smith kritisiert diesen Artikel scharf und weist darauf hin, dass die Aussagen des Heiligen Stuhls und der US-Bischofskonferenz zur Frage der Corona-Impfung, auf die Prof. Lysaught sich beruft, durchaus nicht die lehramtliche Autorität haben, die sie ihnen zuschreibt. Weiter führt sie aus, unter den verschiedenen Verlautbarungen des Vatikans zum Thema Covid-19 sei das Dokument mit dem höchsten Grad lehrmäßiger Verbindlichkeit eine Note der Glaubenskongregation vom 21.12.2020 -- und darin werde gerade die Freiwilligkeit der Impfung betont. 

Nun könnte man natürlich fragen, was einem vernünftigen Menschen denn davon abhalten sollte, sich freiwillig impfen zu lassen, und ob jemand, der die Impfung verweigert, sich dadurch nicht hinlänglich als Verschwörungsschwurbler, Coronaleugner und Covidiot zu erkennen gibt. Janet Smith ist nicht dieser Meinung --  und führt eine ganze Reihe möglicher Gründe an, daran zu zweifeln, dass eine Corona-Impfung sinnvoll, notwendig und unbedenklich ist. Darüber, wie stichhaltig diese Einwände sind, kann und wird es sicherlich unterschiedliche Ansichten geben. Und genau das ist der Punkt. Es geht gerade nicht darum, autoritativ und allgemeinverbindlich festzulegen, ob "man" sich impfen lassen soll, sondern darum, dass jeder das nach bestem Wissen und Gewissen für sich selbst abwägen muss. Was das besonders von christlicher Seite bevorzugt angeführte Argument angeht, es sei ein Gebot der Nächstenliebe, sich impfen zu lassen, um Andere vor einer Infektion zu schützen, halte ich's mit einem Vers von Cat Stevens (aus "Father and Son"): "If they were right, I'd agree". Meinem Kenntnisstand und Verständnis zufolge baut das genannte Argument jedoch auf irrigen Voraussetzungen auf. Wir haben wohl alle in der 9. oder 10. Klasse im Bio-Unterricht gelernt, wie Impfungen funktionieren -- wer dasselbe Bio-Buch hatte wie ich, erinnert sicj vielleicht an die Grafik mit der Kuh und den Puzzleteilen. In diesem Zusammenhang haben wir auch gelernt, dass bestimmte Krankheiten - wie z.B. die Pocken, aber auch Polio (Kinderlähmung) - durch flächendeckende Impfung praktisch ausgerottet werden konnten. Wäre es nicht toll, wenn das auch mit Corona gelänge? Der Haken an der Sache ist nur, dass die bisher verfügbaren Corona-Impfstoffe genau so nicht funktionieren. Sie schützen weder vor der Infektion als solcher noch davor, Andere anzustecken, und folglich können sie auch keine Herdenimmunität erzeugen. 

Grundsätzlich würde ich davon ausgehen, dass Bischöfe oder andere Kirchenvertreter nicht zwingend mehr über die Funktionsweise von mRNA-Impfstoffen wissen als der durchschnittliche Zeitungsleser oder Fernsehzuschauer -- und daher ausgesprochen schlecht beraten sind, die Autorität ihres Amtes in die Waagschale zu werfen, um für die Impfung zu werben. Letztendlich hat das aber auch nicht mehr und nicht weniger Relevanz, als wenn Popmusiker oder Fernsehköche dazu aufrufen, sich impfen zu lassen -- oder umgekehrt, wenn Bischöfe dazu aufrufen, wählen zu gehen, oder Sportereignisse kommentieren. Sie tun das, weil sie der Meinung sind, dass das von ihnen als Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens erwartet wird. Im Grunde ist das ein Symptom der Verweltlichung der Kirche.  

Credo Online ist ein vom Bistum Augsburg - genauer gesagt von der "Hauptabteilung III:  Evangelisierung - Jugend - Berufung" - betriebenes Portal, das schon von der Optik her erheblich frischer und professioneller 'rüberkommt, als man es von "amtskirchlicher" Medienarbeit normalerweise gewohnt ist. Bei dem hier verlinkten Artikel handelt es sich um ein Interview mit einer Frau, die unlängst im Alter von 32 Jahren das Sakrament der Firmung empfangen hat. Entdeckt habe ich den Artikel mit Hilfe von Theóradár, dem alten Westgotenhäuptling, und natürlich hat mich da zunächst und vor allem die Überschrift neugierig gemacht. Man muss allerdings anmerken, dass dieses Interview gar nicht so schrecklich viel zur Flüchtlings- oder Migrationsthematik hergibt; aber "Wie mich mein Freund (i.S.v. 'Lebenspartner') zum katholischen Glauben brachte" hätte als Überschrift vermutlich weniger Klicks generiert. Genau so verhält es sich aber: Sabrina aus Penzing hat ihren Freund "bei der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit" kennengelernt, er kommt aus Eritrea und ist gläubiger Christ. Okay: Dass sein Glaube sie so tief beeindruckt hat, dass sie dadurch auch ihre eigene, lange verschüttet gewesene Bindung an die katholische Kirche wiederentdeckt hat, hat durchaus auch damit zu tun, dass er "auf seiner Flucht so viel Schlimmes erlebt hat" und trotzdem "ganz fest an Gott" glaubt. Das könnte theoretisch ein sehr interessanter Aspekt der Geschichte sein, wird aber nicht weiter vertieft. 

Aufschlussreich ist das Interview aber in anderer Hinsicht. Gleich zu Beginn fragt die Interviewerin nach Sabrinas "christliche[m] Background" -- und die Antwort, die Sabrina darauf gibt, liest sich wie ein Lehrbuchbeispiel für gescheiterte religiöse Sozialisation: 

"Ich wurde katholisch getauft, das haben meine Eltern so entschieden, und wirklich hinterfragt habe ich das nie. Meine Erstkommunion wurde über die Schule organisiert. So richtig gefeiert wurde die aber zu Hause gar nicht. Vermutlich weil meine Eltern sich kurz zuvor scheiden lassen hatten und dann gab es wohl wichtigere Dinge." 

Man mag sich fragen, ob Sabrina angesichts dieser familiären Situation wohl überhaupt zur Erstkommunion gegangen wäre, wenn diese nicht "über die Schule organisiert" worden wäre; aber ich tue mich ehrlich gesagt schwer damit, das als einen Pluspunkt für das landläufige System der Erstkommunion-Vorbereitung zu verbuchen  Bei der Firmung jedenfalls funktionierte dieses System dann nicht mehr: 

"Die Firmung fand in dem Dorf, in dem wir damals wohnten, erst nach unserem Wegzug statt. Und da, wo wir hingezogen sind, war sie gerade vorbei. Ich habe sie also verpasst. Später wollte ich das dann auch nicht mehr – das wäre mit den zwei Jahre jüngeren Kindern ziemlich uncool gewesen." 

Darf ich in diesem Zusammenhang an den in meinen Linktipps von vor zwei Wochen gewürdigten Beitrag von Micah Murphy erinnern? -- Die Konsequenz aus der ausgebliebenen Firmung ist jedenfalls nicht überraschend: "Mit dem Glauben und der katholischen Kirche hatte ich dann nicht mehr viel am Hut." 

Dass Sabrina Jahre später durch ihr ehrenamtliches Engagement in der Flüchtlingsarbeit einen unerwarteten neuen Zugang zum Glauben gefunden hat, mag man als Beleg bzw. Fallbeispiel dafür ansehen, dass "Gott auch auf krummen Zeilen gerade schreiben kann" -- ein Satz, der mir aus meiner eigenen Firmkatechese im Gedächtnis geblieben ist. Problematisch wird's allerdings, wenn dieser Satz als Ausrede dafür herhalten muss, dass die kirchlichen Strukturen sich nicht wenigstens bemühen, die Zeilen, auf denen Gott schreiben soll, ein bisschen weniger krumm zu ziehen

Nicht uninteressant ist auch, dass Sabrinas Entscheidung, die Firmung im Erwachsenenalter nachzuholen, mittelbar veranlasst wurde durch den Wunsch, ihre Tochter taufen zu lassen. Daran gibt es nichts zu bekritteln, so ist z.B. auch Dorothy Day katholisch geworden, und die ist inzwischen auf dem Weg zur Seligsprechung. Zu denken gab mir indes Sabrinas Aussage, eine Heirat sei ihr und ihrem Freund "leider nicht möglich", weil ihr Freund "als Flüchtling nicht die entsprechenden Papiere" habe. Zunächst drehten sich meine Gedanken an diesem Punkt gänzlich um die Frage, was für Papiere das wohl im Einzelnen seien, ohne die ein Flüchtling in Deutschland nicht heiraten kann bzw. darf, und ob es da nicht eine Lösung geben müsste, also beispielsweise, die Angaben zum Personenstand, über die man keine schriftlichen Nachweise hat, mit einer eidesstattlichen Erklärung zu beglaubigen oder so. Dann fiel mir auf, dass wir es hier im Grunde wieder mit Micah Murphys großem Thema zu tun haben: mit der Frage, wie es seelsorgerisch zu rechtfertigen ist, jemandem ein Sakrament vorzuenthalten (vorausgesetzt natürlich, der Betreffende ist im Stande, das Sakrament rechtmäßig, gültig und würdig zu empfangen). Konkret meine ich hier den Umstand, dass man in Deutschland im Normalfall nicht kirchlich heiraten kann, wenn man nicht zuvor standesamtlich getraut wurde oder die standesamtliche Eheschließung zumindest bereits geplant ist. Ich möchte aber annehmen, dass bürokratische Hürden, die einer standesamtlichen Heirat im Weg stehen, nicht zwingend in jedem Fall auch Ehehindernisse im kirchenrechtlichen Sinne sind. Wenn nun die Amtskirche einem Paar ohne zwingenden Grund das Ehesakrament verweigert -- kann man da nicht sagen, dass sie diesem Paar Anlass zur Sünde gibt? Das ist keine Lappalie, dafür gibt es in der Theologie einen Fachbegriff und der lautet Skandalon

Nebenbei macht der Artikel übrigens ein bisschen Werbung für den Kath-Kurs, einen Glaubenskurs für Erwachsene, der in den Bistümern Augsburg, Eichstätt, Passau und Regensburg angeboten wird. Aber den schaue ich mir vielleicht bei einer anderen Gelegenheit mal genauer an. 


Ohrwurm der Woche: Bob Dylan, "Man Gave Names to All the Animals" (1979) 

Ja, #sorrynotsorry, ich muss noch einmal auf Literaturnobelpreisträger Bob Dylans sensationelles  Album "Slow Train Coming" zurückkommen, von dem hier vor zwei Wochen schon die Rede war. Inzwischen hatte ich ausreichend Gelegenheit, die neun Songs des Albums rauf und runter zu hören, bin ausgesprochen angetan und schätze, ich werde mir die beiden anderen Alben aus Dylans "frommer Phase", "Saved" (1980) und "Shot of Love" (1981), wohl demnächst auch mal zu Gemüte führen. 

Der als aktueller "Ohrwurm der Woche" ausgewählte Song "Man Gave Names to All the Animals" ist nicht unbedingt die beste Nummer auf "Slow Train Coming", hat aber unbestreitbare Ohrwurmqualitäten -- vor allem aber finde ich den Song lustig und knuffig; und abgesehen davon, dass er zur 1. Lesung des gestrigen Sonntags passt, finde ich, er würde gut in einen Kindergottesdienst passen. Oder, besser vielleicht, in eine interaktive Lern-Spiel-Katechese zur Schöpfungsgeschichte. Nebenbei bemerkt geistert schon seit Jahren die Idee durch mein Hinterstübchen, Rudyard Kiplings Erzählung "Die Katze, die eigene Wege ging" als Kinder-Theaterstück zu adaptieren, und da würde das Lied ebenfalls gut 'reinpassen. Gibt's von dem Liedtext eine brauchbare deutsche Übersetzung? Ich meine, der Autor ist schließlich Literaturnobelpreisträger, da dürfte man doch wohl erwarten, dass es eine anständige Werkausgabe gibt. 


Aus dem Stundenbuch: 

Wie glücklich und gesegnet sind alle, die den Herrn lieben und tun, wie der Herr im Evangelium sagt: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele und deinen Nächsten wie dich selbst" (Mt 22,37.39). Lasst uns also Gott lieben und ihn mit reinem Herzen und reinem Geist anbeten; denn das verlangt er mehr als alles und sagt: "Die wahren Beter beten den Vater im Geist und in der Wahrheit an" (Joh 4,23). Alle, die ihn anbeten, müssen ihn im Geist der Wahrheit anbeten. Lasst uns Tag und Nacht Lob und Gebet an ihn richten und sprechen: "Vater im Himmel"; denn so sollen wir alle Zeit beten und darin nicht nachlassen.

Darüber hinaus lasst uns Frucht hervorbringen, die unsere Umkehr zeigt. Wir wollen unseren Nächsten lieben wie uns selbst, Liebe und Demut hegen und Almosen geben, denn sie reinigen unsere Seele vom Schmutz der Sünde. Alles, was die Menschen in dieser Welt zurücklassen, verlieren sie. Doch den Lohn für die Liebe und die Almosen, die sie gegeben haben, nehmen sie mit sich. Für sie werden sie vom Herrn Ehre und gerechte Vergeltung empfangen.

In irdischem Sinn sollen wir nicht weise und klug sein, sondern einfältig, demütig und rein. Niemals sollen wir danach verlangen, über anderen zu stehen; lieber wollen wir um Gottes willen Knechte und Untergebene aller Menschen sein. Über allen, die so handeln, und darin beharrlich sind, wird der Heilige Geist ruhen und ihnen Wohnung und Bleibe schaffen. Sie werden Kinder des Vaters im Himmel sein, dessen Werke sie tun. Sie sind Bräutigam, Bruder und Mutter unseres Herrn Jesus Christus.

(Hl. Franz von Assisi, Brief an alle Gläubigen)

8 Kommentare:

  1. Zum sog. Synodalen Weg eine etwas indirekte aber doch aufschlussreiche Meldung aus unserer jüngsten Gemeindemitteilung:
    In unserer Großpfarrei haben sich diesmal zu den Gremienwahlen so wenig Kandidaten bereit gefunden, dass die Wahlen gar nicht mehr stattfinden und stattdessen der Generalvikar die wenigen, die sich zur Gremienarbeit bereit erklärt haben, stattdessen ernennen wird.
    Und in der Gemeinde mit dem linkesten Diakon und einer öffentlich bekennenden Maria2.0-Aktivistin, die hauptamtliche dort Gemeindereferentin ist, hat sich sage und schreibe nur noch ein einziger Interessent für die Gremienarbeit bereit gefunden, was aber lt. Pfarrbrief nicht geht, da dann das sog. "Vieraugenprinzip" nicht mehr in den Gremien gewährt sei.
    Ob wohl die verantwortlichen Leute in den Gemeinden und der Großpfarrei daraus lernen und gar umkehren?
    Das bezweifle ich allerdings, leider.

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  2. "(Zu dem) Umstand, dass man in Deutschland im Normalfall nicht kirchlich heiraten kann, wenn man nicht zuvor standesamtlich getraut wurde oder die standesamtliche Eheschließung zumindest bereits geplant ist."

    Hierzu gibt es Folgendes anzumerken:

    Bereits vor einigen Jahren ist die RKK in der BR Deutschland von dieser Praxis insofern abgewichen, als dass sie z. B. Rentnerpaare auch ohne vorherige standesamtliche staatliche Trauung bereit ist zu trauen.

    Hintergrund ist ein finanzieller: Bei Paaren im Rentenalter kann durch eine staatliche Trauung z.B. einer oder gar beide ggfs. verwitweten Partner die Hinterbliebenenrente aus einer früheren Ehe verlieren. Das führte dann dazu, dass solche Paare ohne staatlichen und eben auch ohne kirchlichen Trauschein aber ansonsten eheähnlich zusammenlebten, wenn sie sich nicht im Ausland (Österreich) doch kirchlich trauen ließen.

    Steuerlich und erbrechtlich werden solche rein kirchlich verheirateten Ehepaare natürlich staatlicherseits wie Unverheiratete behandelt.
    Da müssen die Beteiligten gut aufpassen und sich ggfs. beraten lassen, was für sie das beste ist.
    Wieder mal eine der unseligen Verquickungen der Großkirchen mit dem Staat.

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  3. Es gibt eine katholische Kita, die nach Montessori arbeitet, leider in Neukölln:
    https://kita-schutzengel.de/

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  4. "denn eigentlich würde ich zu der ganzen Corona-Impfdebatte am liebsten gar nichts sagen."

    Ein eigenartiges Phänomen, welches schon im März 2020 begann, als die ganze Welt wie das Kaninchen vor der Schlange in Schockstarre in ihre Häuser gezwungen wurden, so nach dem Motto: Bloß nicht bewegen, das Virus spürt alles. Schön, dass Sie es trotzdem wagen.
    Zu den Impfungen generell: Stichwort Pocken. Die erste erfolgreiche Impfung gegen Pocken erfolgte am 14. Mai 1796, sie lesen richtig siebzehnhundertsechsundneunzig.
    Edward Jenner hieß der gute Mann. Er infiziert den achtjährigen James Philipps, Sohn seines Gärtners, über eine Wunde am Arm mit dem Kuh­pockeneiter einer erkrankten Milchmagd. (Quelle: Ärzteblatt, 30.6.21) Damals höchst riskant und mit gutem Ende. Erst knapp 200(!)Jahre später wurden die Pocken für ausgerottet erklärt, wobei auch die hygienischen sanitären Fortschritte in der Gesellschaft eine nicht unerhebliche Rolle gespielt haben.
    Was die aktuellen sog. mRNA-Impfstoffe angeht. Gegen die Pocken zu impfen war den Wissenschaftlern knapp 200 Jahre Forschung wert um diesen Eingriff für ungefährlich zu deklarieren. Der mRNA "Impfstoff" wurde in einem Wimpernschlag auf den Markt gebracht und millionenfach gespritzt, nicht ohne die Bevölkerung in Panik zu versetzen und nicht einmal die klinischen Forschungen abzuwarten. Nun dieses Wissen habe ich mir angeeignet, bleibe weiterhin ein Laie mit Kenntnissen, die der Bevölkerung bewusst oder unbewusst verschwiegen oder wegzensiert werden. Wenn die Impfung ein Akt der Nächstenliebe ist, dann auch das Anlegen eines Sicherheitsgurtes im Auto. Werde ich mir merken, wenn ich mich gleich wieder in meinen PKW setze....schon wieder eine gute Tat.

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    1. Diasporakatholik5. Oktober 2021 um 10:47

      Dass es von der ersten Impfung gegen Pocken bis zur vollständigen Ausrottung dieser Geisel der Menschheit 200 Jahre dauerte, ist zu einem entscheidenden Teil der mangelnden weltweiten Wissensvernetzung und der seinerzeitigen Unterentwicklung in großen Teilen der Welt geschuldet - nicht dass es etwa so lange gedauert hat, bis der betr. Impfstoff vollständig erforscht und sicher war.
      In hochentwickelten westlichen Ländern waren die Pocken viel viel früher ausgerottet.

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    2. Von der Entwicklung bis zur Vermarktung eines Impfstoffs dauert es in der hochentwickelten westlichen Ländern im Durchschnitt zehn bis zwanzig Jahre, manchmal sogar länger. Die Wissenschaft forscht z.B. an einem Impfstoff gegen die Seuche AIDS, bis heute seid 30 Jahren erfolglos.

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    3. Diasporakatholik6. Oktober 2021 um 06:47

      Manche Viren, wie die für Influenza oder die für HIV Verantwortlichen verändern sich (ihre Oberflächenstrukturen) sehr schnell, wodurch es hier sehr schwer bzw. nicht möglich ist, dagegen DAUERHAFT wirksame Impfstoffe zu entwickeln.

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  5. >>Der Haken an der Sache ist nur, dass die bisher verfügbaren Corona-Impfstoffe genau so nicht funktionieren. Sie schützen weder vor der Infektion als solcher noch davor, Andere anzustecken

    Kurze Präzisierung: Nach meinem (Zeitungs- etc.) Kenntnisstand tun sie das technisch *doch*; das heißt *ein bißchen*.

    Die eigentlichen wirklich großen Unterschiede kommen dann aber in der Tat erst beim Krankheitsverlauf, insofern ändert das an Deinem Argument nichts, ich wollte nur präzisieren.

    -- Wo ich mir etwas mehr zutraue als bei der Beurteilung von Impfstoffwirksamkeit ist beim Hinhören auf die Volksstimmung (homo sum). In diesem Sinne: was die Leute eigentlich *meinen*, wenn sie sagen "laßt euch impfen, damit wir das Corona los sind", dürfte sehr viel weniger auf falschen Annahmen über Virus und Impfungen beruhen (so blöd ist das Volk auch wieder nicht) als vielmehr auf der Einsicht beruhen: "tun, was getan werden kann, nicht weil das Virus dann weg ist, sondern weil man dann endlich *endlich* nichts weiter von uns verlangen kann, weil dann endlich Ruhe ist und wieder ungestört krank werden dürfen". Oder etwas scharf (aber ziemlich genau) gesagt dem Argument: "Die Lehrerin sagt, wenn wir das und das tun" (die "Impfquote" diesen und jenen Prozentstand erreicht, etc.) "gibt's hausifrei. Was fällt euch ein, da nicht mitmachen zu wollen".

    (Es könnte einer nun natürlich sagen, es gebe da noch den Unterschied, daß die Lehrerin, so sehr wir ihre Methode auch kritisieren mögen, das Hausifrei tatsächlich gegeben *hätte*, wenn ihren Wünschen denn jemals entsprochen worden wäre, ja daß das vielleicht in sehr sehr sehr seltenen Fällen sogar eintraf. Aber gut.)

    Mehr mag ich hier jetzt aber auch nicht sagen.

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