Was bisher geschah: Das war mal eine Woche, die größtenteils "nach Plan" ablief: In der ersten Wochenhälfte war ich überwiegend damit beschäftigt, das Kind zu bespaßen, ab Donnerstag Nachmittag hatte ich dann zunehmend auch für andere Dinge Zeit. Die im Raum stehende Frage, ob wir am Donnerstag wieder einmal zur Community Networking Night im Baumhaus gehen wollten, beantworteten wir ziemlich kurzentschlossen mit Ja, und es war wieder total schön (auch wenn ich das Essen nicht ganz so lecker fand wie bei unserer ersten Teilnahme, aber da hatte ja meine Liebste als Küchenchefin agiert). Kurz und gut, wir müssen da öfter hin. Und: So eine Atmosphäre, wie sie dort herrscht, würde ich mir auch für unser "Dinner mit Gott" wünschen. -- In der Abendmesse am Freitag, dem Gedenktag des Hl. Johannes Chrysostomos, gab es einen recht bemerkenswerten Moment, als der Pfarrer ein paar Anmerkungen zum Tagesheiligen in seine Begrüßungsworte einflocht. Dieser ist ja, wie erwähnt, vor allem als begnadeter Prediger in die Kirchengeschichte eingegangen, was unseren Pfarrer zu der Bemerkung veranlasste, mit der Qualität von Predigten sei es ja so eine Sache - der eine empfinde es so, der andere so, und dann gebe es auch noch welche, die sich "über eine Predigt so aufregen, dass sie in Blogs darüber herziehen". Hm. Wie viele der schätzungsweise (immerhin) 10-15 Gottesdienstteilnehmer wussten wohl, was Blogs sind, wie viele schreiben selber einen? Ich gehe mal davon aus, dass diese Mitteilung speziell an mich gerichtet war. Ich muss allerdings sagen, so richtig effizient finde ich diese Form der Kommunikation nicht. -- Die anschließende Sitzung des Lokalausschusses war trotz (?) geringer Beteiligung (fünf Personen einschließlich meiner Liebsten und meiner bescheidenen Person) erfreulich produktiv, meine Vorschläge zu Ausbau bzw. Weiterentwicklung sowohl des Bücherei- als auch des Krabbelgruppenprojekts stießen auf ein positives Echo, und sogar mein altes Lieblingsprojekt einer Garten-AG für Jugendliche fand mit Unterstützung meiner Liebsten Eingang ins Protokoll. Außerdem wurde angedacht, wieder einmal ein Nightfever-Special nach Herz Jesu Tegel zu holen. -- Am Samstag fuhren die Liebste und das Kind ohne mich auf einen Ausflug, was ich zunächst einmal dazu nutzte, einer denkwürdigen Anomalie im Zelebrationsplan der örtlichen Pfarrkirche auf den Grund zu gehen. Normalerweise hält dort nämlich die Legio Mariae jeden Samstag um 10:30 Uhr eine Rosenkranzandacht ab. Diesen Samstag stand im Online-Plan jedoch "Wortgottesdienst Erskommuionkurs" [sic], als verantwortlich für den Termin war gleichwohl die Legio Mariae eingetragen. Hm, dachte ich. Die Legio Mariae macht einen Wortgottesdienst für den Erstkommunionkurs? DAS finde ich ja mal innovativ! Ich ahnte allerdings gleich, dass da etwas nicht stimmen kann. Ich ging also mal hin, um mir das anzuschauen, stellte aber fest, dass der Wortgottesdienst offenbar von demselben Team geleitet wurde, das auch für die monatlichen "Familienmessen" zuständig ist. "Wollten Sie zum Rosenkranz?", fragte mich die Leiterin, als ich die Kirche betrat. Aus Verlegenheit sagte ich Ja und wurde beschieden, die Andacht der Legio Mariae finde im Gemeindehaus statt: "Der Erstkommunionkurs beginnt jetzt alle vierzehn Tage mit einem Wortgottesdienst in der Kirche." Na dann. Am Samstagabend ging ich zur "Buchpremiere" von Emma Braslavskys "Die Nacht war bleich, die Lichter blinkten". Die Veranstaltung war größtenteils als Gespräch zwischen der Autorin und der Verlagslektorin Doris Plöschberger gestaltet. Ich bin ja eigentlich ein Anhänger der These, Künstler sollten durch ihr Werk und nicht über ihr Werk sprechen, und tatsächlich hatte ich bei diesem Dialog zuweilen den Eindruck, der Roman werde zerredet, erscheine dadurch überambitioniert, überkonstruiert, übertrieben intellektuell, übertrieben durchdacht. Und trotzdem machte das Gespräch neugierig auf das Buch. Die Autorin trug drei unterschiedlich lange Auszüge aus dem Roman vor, hin und wieder fand ich - wie schon bei den früheren Braslavsky-Romanen, die ich gelesen habe (und gleichwohl großartig fand) - einzelne Formulierungen allzu maniriert, gewollt originell und effekthascherisch, aber das änderte nichts daran, dass ich das Gefühl hatte, in dieser Geschichte gehe es um Wesentliches. Ich werde das Buch wohl lesen müssen. Und rezensieren. Wobei ich gleich vorausschicken möchte, dass mich das Thema "Künstliche Intelligenz" - das, was an diesem Roman "Science Fiction" im eigentlichen Wortsinne ist - vergleichsweise am wenigsten interessiert. Viel interessanter finde ich das Gesellschaftspanorama, das da aufgemacht wird, die Thematisierung von Tendenzen, die schon heute zu beobachten sind: die Fragmentierung der Gesellschaft, die grassierende Einsamkeit und Beziehungsfähigkeit, das Verleugnen der Sterblichkeit. -- Die Familienmesse mit Vorstellung der Erstkommunionkinder am Sonntag war halbwegs erträglich, den Ökumenischen Waldgottesdienst am Nachmittag sparten wir uns dann aber und gingen lieber beim wunderbaren Falafelmann essen. Endlich mal wieder.
Was ansteht: Wenn ich auf die kommende bzw. gerade begonnene Woche vorausblicke, sehe ich in erster Linie ein sehr ereignisreiches Wochenende vor mir. Da der 1. September auf einen Sonntag fiel, ergibt sich nun die außergewöhnliche Konstellation, dass direkt nach dem dritten Samstag im Monat der vierte Sonntag im Monat folgt, und somit zwei feste Termine für Veranstaltungsreihen, an denen der Mittwochsklub wesentlich beteiligt ist, auf zwei aufeinanderfolgende Tage fallen: Am Samstag der Krabbelbrunch, am Sonntag der Büchertreff. Bei letzterem bin ich nicht nur organisatorisch involviert, sondern darf auch den "Programmteil" bestreiten, und zwar in Gestalt einer Lesung aus dem "Tagebuch eines frommen Chaoten" von Adrian Plass. Ich freu mich schon! Aber natürlich wird das noch etwas Vorbereitung erfordern. Meine Liebste hat mich übrigens auf die Idee gebracht, ich könnte diesen Vortrag auch zu einem Modul für den Firmkurs ausbauen. Mal sehen...! -- Das Gute daran, dass die beiden Veranstaltungstermine unmittelbar aufeinander folgen, ist, dass wir wohl einen Großteil des Auf- und Abbaus nur einmal zu machen brauchen. -- Zwischen diese Veranstaltungen fällt der alljährliche Marsch für das Leben, und eigentlich ist es ja Ehrensache, da hinzugehen; es wäre für mich die achte Teilnahme in Folge. Mal sehen, wie ich das zeitlich hinbekomme; spätestens zum Abschlussgottesdienst mit Weihbischof Wörner aus Augsburg (guter Mann!) will ich es nach Möglichkeit schaffen, aber Frau und Kind lasse ich aus Sicherheitsgründen vielleicht lieber zu Hause... Auch nicht uninteressant ist, dass parallel zum Krabbelbrunch der weiter oben bereits erwähnte Erstkommunionkurs stattfindet, und zwar im Nebenraum. Man darf gespannt sein, was für Synergieeffekte sich daraus womöglich ergeben. -- Für die Zeit bis zum Wochenende gibt es noch kaum feste Pläne. Ich hoffe, ich werde ein bisschen Zeit zum Schreiben finden; Stoff gäbe es mehr als genug, sowohl für den Blog als auch zur Veröffentlichung an anderer Stelle. Und eine Büchertour wäre eventuell auch mal wieder dran...
aktuelle Lektüre: Wie schon angekündigt, war ich in der zurückliegenden Woche in der erfreulichen Lage, gleich am Montag mit einer ganz neuen Leseliste starten zu können -- die die folgende bunt gemischte Auswahl an Büchern enthält:
Ein bemerkenswertes Fundstück aus der Büchertelefonzelle am Letteplatz: wie letzte Woche schon angemerkt, kein Fantasy-Roman, sondern eine ethnographische Studie. Irgendwie bin ich fest davon ausgegangen, dass es sich bei der Autorin um eine linke Feministin handelt, und auch nach der Lektüre von rund einem Viertel des Texts gehe ich noch immer davon aus, dass dem so ist, aber der Witz ist: Es nützt ihr nichts, sozusagen. Was ich damit meine, ist: Ihre ethnographische Methode hindert sie weitgehend daran, ihren eigenen ideologischen Standpunkt ins Spiel zu bringen, denn sie verpflichtet sie dazu, lediglich das zu protokollieren, was sie erfährt, und sich dabei, soweit das überhaupt möglich ist, jeglichen Kommentars (geschweige denn einer Bewertung) zu enthalten. Und nicht nur das:
"Sie zeigten mir, daß bereits meine Fragen falsch gestellt waren, und daß ich in ihren Augen nicht die Person war, mit der ein Gespräch geführt werden konnte. Denn ich war ma-chich, eine Un-Person." (S. 15)
Interessant ist ein solcher Bericht über ein Volk, bei dem so völlig andere Anschauungen herrschen als in der uns vertrauten Welt, natürlich vor allem deshalb, weil er das Bewusstsein dafür schärft, dass die in der modernen westlichen Welt vorherrschenden Ansichten keinesfalls selbstverständlich sind. Deutlich wird dies beispielsweise anhand der Haltung zum Thema Individualität: Während diese "bei uns" so überaus hoch geschätzt wird, betrachten die Tugen das Besondere, Außergewöhnliche oder Einzigartige als etwas lediglich Anekdotisches und Zufälliges und daher als weniger wichtig oder interessant als das Typische, Gewöhnliche oder Allgemeingültige.
So sehr dies zu denken gibt, macht Heike Behrends Schilderung aber auch deutlich, dass zu einer Idealisierung von Naturvölkern kein Anlass besteht. Soweit ich es bis jetzt gelesen habe, befasst sich das Buch recht ausgiebig mit dem sexuellen Sitten der Tugen, und zuweilen könnte man auf die Idee kommen, selbst eine linke Feministin (oder gerade eine solche) müsste dem Christentum eigentlich dankbar dafür sein, dass es eine solche Art des Umgangs der Geschlechter miteinander überwunden hat. Oder hatte, bis zur sexuellen Revolution. Aber, na ja: Das ist ein weites Feld, Luise.
So sehr dies zu denken gibt, macht Heike Behrends Schilderung aber auch deutlich, dass zu einer Idealisierung von Naturvölkern kein Anlass besteht. Soweit ich es bis jetzt gelesen habe, befasst sich das Buch recht ausgiebig mit dem sexuellen Sitten der Tugen, und zuweilen könnte man auf die Idee kommen, selbst eine linke Feministin (oder gerade eine solche) müsste dem Christentum eigentlich dankbar dafür sein, dass es eine solche Art des Umgangs der Geschlechter miteinander überwunden hat. Oder hatte, bis zur sexuellen Revolution. Aber, na ja: Das ist ein weites Feld, Luise.
Auch ein Beutestück von einer meiner Büchertouren. Ich habe es hauptsächlich mitgenommen, um eine Bildungslücke zu schließen, schließlich gilt "Manhattan Transfer" neben "Berlin Alexanderplatz" und "Ulysses" (die ich beide ebenfalls nicht gelesen habe) als einer der großen Romane der Moderne. Die naheliegende Frage, ob man einen fast 100 (genauer gesagt: 94) Jahre alten Roman, der seinen Ruhm und Kultstatus hauptsächlich seiner damals enorm innovativen Erzähltechnik verdankt, heute noch aus einem anderen als einem rein literaturgeschichtlichen Interesse lesen kann, möchte ich indes vorerst noch als unentschieden betrachten. In einem Wort zusammengefasst lautet mein erster Eindruck von diesem Roman: anstrengend. Nach rund 40 Seiten mehren sich die Hinweise darauf, dass sich aus dem Gewirr der Momentaufnahmen so etwas ähnliches wie eine fortlaufende Handlung herauskristallisiert, und das ist dem Lesefluss durchaus förderlich; aber es bleibt doch einigermaßen zäh, und außerdem ziemlich deprimierend.
In gewisser Weise war es aber wohl doch eine Art Glücksgriff, dass ich diesen Roman, ohne mir viel dabei zu denken, in meiner Leseliste direkt vor Dorothy Days Autobiographie gesetzt habe. Schließlich ist das New York, das Dos Passos beschreibt, dasselbe, in dem Dorothy Day ab 1916 lebte und wirkte, und sie und Dos Passos waren in den 20er-Jahren auch persönlich miteinander bekannt und standen sich in ihren politischen Anschauungen nahe. Vor Dorothys Bekehrung, aber immerhin.
Zur Abwechslung mal kein Fundstück aus einer Büchertelefonzelle: Dieses Buch stand schon eine ganze Weile bei mir im Regal, nachdem meine Liebste mal, kaum dass mein Interesse an Leben und Werk Dorothy Days erwacht war, kurzentschlossen jedes Buch von ihr oder über sie, das gerade zu haben war, online bestellt hatte. Und nun frage ich mich, warum ich Dorothy Days Autobiographie "The Long Loneliness" nicht schon früher gelesen habe. Das Buch ist erstmals 1952 erschienen und befasst sich schwerpunktmäßig mit der Zeit vor der Gründung der Catholic Worker-Bewegung; es ist fesselnd und anrührend geschrieben, als zeitgeschichtliches Dokument äußerst interessant und in vielfältiger Weise anregend. Pflichtlektüre, würd' ich mal sagen!
Was man über dieses Buch wissen muss: Die Werbeabteilung des Verlags hat hinten draufgeschrieben "Simon Beckett ist einer der erfolgreichsten Autoren der Gegenwart", aber das war er noch nicht, als er diesen Roman schrieb, und er wurde es auch nicht durch diesen Roman. Vielmehr war das Buch unter dem Originaltitel "Owning Jacob" im Jahr 1998 nur mäßig erfolgreich und wurde erst über ein Jahrzehnt später, nach dem internationalen Durchbruch des Autors mit dem Thriller "Die Chemie des Todes" und dessen Fortsetzungen "Kalte Asche" und "Leichenblässe", ins Deutsche übersetzt und auf den Markt geworfen, um den Beckett-Hype nach Kräften auszureizen. In der Story geht es um einen jungen Witwer, der Hinweise darauf entdeckt, dass sein autistischer Stiefsohn gar nicht das leibliche Kind seiner plötzlich verstorbenen Frau ist, sondern als Säugling von ihr entführt wurde. Der Plot ist spannend und das Buch liest sich flüssig, aber ein bisschen merkt man doch, dass Becketts Beststellerautoren-Fähigkeiten noch nicht gänzlich ausgereift waren, als er es schrieb. Man hat praktisch permanent das vage Gefühl, er trage seine Farben eine Spur zu dick auf, außerdem leidet das Lesevergnügen etwas darunter, dass praktisch alle Charaktere irgendwie unsympathisch 'rüberkommen -- auch der Protagonist, ja, ich würde sogar sagen, besonders der. Na, was soll's: Als unterhaltsame Lektüre für zwischendurch taugt das Buch allemal.
Ein schmales kleinformatiges Bändchen aus dem Bücherpaket, das ich in den Sommerferien von meinem Bruder bekommen habe. Meine Erwartungshaltung war von vornherein zwiespältig. Einerseits: Es geht um gärtnernde Nonnen - sehr interessant, sehr #benOppig! Andererseits: die Autorin. Die ist mir bekannt aus der Zeit, als ich noch die Berliner Zeitung las. Damals fand ich ihre Kolumnen oft scharfsinnig und witzig, aber wie man es von einer Frau, die für die Berliner Zeitung, die Frankfurter Rundschau und die taz schreibt, kaum anders erwarten kann, ist sie stramm links-säkularistisch und feministisch eingestellt, und wenn so jemand über kirchliche Themen schreibt, kann das eigentlich nur in einer Katastrophe enden.
Nun, mein erster Eindruck ist, dass Mely Kiyak sich mit antiklerikalen Grob- und Bosheiten einigermaßen zurückhält, zumal sie den Fuldaer Benediktinerinnen durchaus eine gewisse Sympathie entgegenzubringen scheint. Dagegen fällt mir etwas sehr unangenehm auf, was ich von dieser Autorin wahrhaftig nicht erwartet hätte: Ihre Schreibe wirkt banal. Geschwätzig, sentimental, albern. Sie scheint die Vorstellung von gärtnernden Nonnen, oder vielleicht von Nonnen überhaupt, irgendwie niedlich zu finden, und das spiegelt sich in ihrem Stil wider. Es wäre vielleicht ganz interessant, einen Rotstift zur Hand zu nehmen und zu überprüfen, was von dem Büchlein noch übrig bliebe, wenn man alle Füllwörter, alle bemüht-augenzwinkernden Umschreibungen, abgedroschenen Redensarten und rhetorischen Fragen wegließe. Ich fürchte: nicht sehr viel.
Zur Abwechslung mal kein Fundstück aus einer Büchertelefonzelle: Dieses Buch stand schon eine ganze Weile bei mir im Regal, nachdem meine Liebste mal, kaum dass mein Interesse an Leben und Werk Dorothy Days erwacht war, kurzentschlossen jedes Buch von ihr oder über sie, das gerade zu haben war, online bestellt hatte. Und nun frage ich mich, warum ich Dorothy Days Autobiographie "The Long Loneliness" nicht schon früher gelesen habe. Das Buch ist erstmals 1952 erschienen und befasst sich schwerpunktmäßig mit der Zeit vor der Gründung der Catholic Worker-Bewegung; es ist fesselnd und anrührend geschrieben, als zeitgeschichtliches Dokument äußerst interessant und in vielfältiger Weise anregend. Pflichtlektüre, würd' ich mal sagen!
Was man über dieses Buch wissen muss: Die Werbeabteilung des Verlags hat hinten draufgeschrieben "Simon Beckett ist einer der erfolgreichsten Autoren der Gegenwart", aber das war er noch nicht, als er diesen Roman schrieb, und er wurde es auch nicht durch diesen Roman. Vielmehr war das Buch unter dem Originaltitel "Owning Jacob" im Jahr 1998 nur mäßig erfolgreich und wurde erst über ein Jahrzehnt später, nach dem internationalen Durchbruch des Autors mit dem Thriller "Die Chemie des Todes" und dessen Fortsetzungen "Kalte Asche" und "Leichenblässe", ins Deutsche übersetzt und auf den Markt geworfen, um den Beckett-Hype nach Kräften auszureizen. In der Story geht es um einen jungen Witwer, der Hinweise darauf entdeckt, dass sein autistischer Stiefsohn gar nicht das leibliche Kind seiner plötzlich verstorbenen Frau ist, sondern als Säugling von ihr entführt wurde. Der Plot ist spannend und das Buch liest sich flüssig, aber ein bisschen merkt man doch, dass Becketts Beststellerautoren-Fähigkeiten noch nicht gänzlich ausgereift waren, als er es schrieb. Man hat praktisch permanent das vage Gefühl, er trage seine Farben eine Spur zu dick auf, außerdem leidet das Lesevergnügen etwas darunter, dass praktisch alle Charaktere irgendwie unsympathisch 'rüberkommen -- auch der Protagonist, ja, ich würde sogar sagen, besonders der. Na, was soll's: Als unterhaltsame Lektüre für zwischendurch taugt das Buch allemal.
Ein schmales kleinformatiges Bändchen aus dem Bücherpaket, das ich in den Sommerferien von meinem Bruder bekommen habe. Meine Erwartungshaltung war von vornherein zwiespältig. Einerseits: Es geht um gärtnernde Nonnen - sehr interessant, sehr #benOppig! Andererseits: die Autorin. Die ist mir bekannt aus der Zeit, als ich noch die Berliner Zeitung las. Damals fand ich ihre Kolumnen oft scharfsinnig und witzig, aber wie man es von einer Frau, die für die Berliner Zeitung, die Frankfurter Rundschau und die taz schreibt, kaum anders erwarten kann, ist sie stramm links-säkularistisch und feministisch eingestellt, und wenn so jemand über kirchliche Themen schreibt, kann das eigentlich nur in einer Katastrophe enden.
Nun, mein erster Eindruck ist, dass Mely Kiyak sich mit antiklerikalen Grob- und Bosheiten einigermaßen zurückhält, zumal sie den Fuldaer Benediktinerinnen durchaus eine gewisse Sympathie entgegenzubringen scheint. Dagegen fällt mir etwas sehr unangenehm auf, was ich von dieser Autorin wahrhaftig nicht erwartet hätte: Ihre Schreibe wirkt banal. Geschwätzig, sentimental, albern. Sie scheint die Vorstellung von gärtnernden Nonnen, oder vielleicht von Nonnen überhaupt, irgendwie niedlich zu finden, und das spiegelt sich in ihrem Stil wider. Es wäre vielleicht ganz interessant, einen Rotstift zur Hand zu nehmen und zu überprüfen, was von dem Büchlein noch übrig bliebe, wenn man alle Füllwörter, alle bemüht-augenzwinkernden Umschreibungen, abgedroschenen Redensarten und rhetorischen Fragen wegließe. Ich fürchte: nicht sehr viel.
Das ist umso ärgerlicher, als das Büchlein inhaltlich eigentlich sehr interessant ist -- oder sein könnte, wenn es der Autorin etwas mehr um Information als um Kolorit zu tun wäre. So ist zum Beispiel die Beschreibung der Herstellung von Maye E. Bruces Kompostbeschleuniger-Pulver auf S. 31ff. trotz aller Detailverliebtheit letztlich doch unpräzise geraten; das ist sicherlich kein Versehen, sondern die Passage ist schlichtweg nicht als Anleitung gedacht. Schade, denn eine solche hätte mich erheblich mehr interessiert als Frau Kiyaks Wortgirlanden.
Unter diesen Umständen erscheint es durchaus folgerichtig, dass die interessantesten Passagen, auf die ich bei meiner bisherigen Lektüre des Bändchens gestoßen bin, durchweg Zitate sind. So zitiert sie aus einem Rundbrief der englischen Benediktinerinnenabtei Stanbrook:
"Jede Generation ist die Verwalterin des Bodens, auf dem sie lebt; deshalb muss der Boden in denkbar bestem Zustand der Nachwelt übergeben werden. Gott, der Schöpfer der Pflanzen- und Tierwelt und der Menschen, in die alle er auch den Samen für künftiges Wachstum gelegt, hat die Erde befähigt, sich unaufhörlich zu erneuern und zu verbessern durch natürliche Mittel." (S. 11, Hervorhebung im Original)Und aus der Benediktsregel:
"Die Brüder, welche in weiter Entfernung bei der Arbeit sind, sollen das Gotteslob dort verrichten, wo sie beschäftigt sind und in Ehrfurcht vor Gott die Knie beugen." (S. 17)Und einen "Leitspruch" aus einem Notizbuch der Klostergärtnerinnen:
"Die Frucht der Erde ist ein Geschenk Gottes an die Menschen." (S. 21)Wie diese Auszüge zeigen mögen, hätte das Thema eine Menge Potential -- das in diesem Buch aber weitgehend verschenkt wird. Man möchte sich wünschen, die Fuldaer Benediktinerinnen hätten lieber einer anderen Autorin "ihr Haus und ihre Herzen" geöffnet, wie es in der Widmung heißt.
Linktipps:
Auf diesen nicht mehr so ganz neuen Artikel bin ich nur dadurch aufmerksam geworden, dass er unlängst auf der Facebook-Seite von The American Conservative verlinkt wurde. Und das war ein Glück, denn von dem Forstwissenschaftler und Ökologen Aldo Leopold (1887-1948), einem prominenten Verfechter des Konzepts der Nachhaltigkeit und Pionier der Naturschutzbewegung, hatte ich bisher noch nie etwas gehört und hätte es ohne diesen Artikel womöglich auch zukünftig nie. Und das wäre sehr bedauerlich gewesen! -- Stanglers Essay über Leopold geht von der Feststellung aus, dass Naturschutz ein genuin konservatives Anliegen im besten Sinne des Wortes sei, und das ist ja eine These, mit der ich einiges anfangen kann; und er kommt zu dem (für Manche sicher überraschenden) Schluss, der echte Konservative im Sinne Leopolds müsse "auf Liebe ausgerichtet sein -- Liebe zu dem, was ihn umgibt, zu den Menschen, denen er begegnet, und zu jenen Einrichtungen, die so schwer aufzubauen und so leicht zu zerstören sind".
Gläubiger Katholik und zugleich Deutscher zu sein, war vermutlich noch nie ein leichtes Los, aber in jüngster Zeit brennt ja nun so richtig die Hütte, folglich kann ich den Konflikt zwischen der Deutschen Bischofskonferenz und dem Vatikan um den sogenannten "Synodalen Weg" in meinem Wochen-Briefing wohl schlechterdings nicht unberücksichtigt lassen. Im Catholic Herald betrachtet Theologieprofessor Chad Pecknold den Konflikt nicht aus kanonischer oder kirchenpolitischer Sicht, sondern macht bei der Mehrheit der deutschen Bischöfe ein irregeleitetes Verständnis von "Barmherzigkeit" als Kern des Problems aus. Das Missverständnis, so argumentiert er, bestehe darin, das Erbarmen mit den Sündern, das Christus lehrt, mit Nachsicht gegenüber der Sünde selbst zu verwechseln -- beziehungsweise zu versuchen, die Sünde dadurch zu besiegen, dass man so tut, als wäre sie keine. -- Wenn Pecknold allerdings meint, niemand würde ernsthaft auf die Idee kommen, den Umstand, dass Jesus sich den Evangelien zufolge "mit Dirnen abgab", als "pastorale Begleitung ungerechtfertigter Weise benachteiligter 'Sexarbeiterinnen'" zu verstehen, ist er, bezogen auf die Kirche in Deutschland, womöglich noch zu optimistisch...
Heilige der Woche:
Heute, Montag, 16. September: Hll. Kornelius und Cyprian. Kornelius wurde 251, zur Zeit der Christenverfolgungen unter Kaiser Decius, zum Papst gewählt und 253 von Kaiser Trebonianus Gallus in die Verbannung geschickt, wo er noch im selben Jahr starb; ob er das Martyrium erlitt, ist umstritten. Cyprian war ab 248/49 Bischof von Karthago. Vor der Verfolgung unter Kaiser Decius im Jahr 251 floh er, was ihm innerkirchlich den Vorwurf der Feigheit eintrug; zu seiner Verteidigung erklärte er jedoch, er habe gemäß eines auf visionärem Wege empfangenen göttlichen Befehls gehandelt. 258 erlitt er unter Kaiser Valerian das Martyrium. Er war ein bedeutender Theologe und Kirchenpolitiker und wird zu den Kirchenvätern gezählt.
Dienstag, 17. September: Hl. Hildegard von Bingen -- das ist die mit den Dinkelkeksen. Nein, Scherz beiseite: Die Ordensfrau, Mystikerin und Kirchenlehrerin Hildegard von Bingen (1098-1179) wird man wohl als eine der bedeutendsten und faszinierendsten Frauengestalten des mittleuropäischen Hochmittelalters bezeichnen dürfen. Von meiner lieben Bloggerkollegin Claudia gibt es einen kenntnisreichen Vortrag über sie, den ich zwar in Gänze nicht online habe auftreiben können, immerhin aber eine Rezension dazu von Josef Bordat. -- Hl. Robert Bellarmin (1542-1621), Ordenspriester, Kardinal, Kirchenlehrer. Trat mit 18 Jahren dem Jesuitenorden bei, wurde 1570 zum Priester geweiht. Bedeutender Theologe, Berater der Päpste Clemens VIII. und Paul V., Verfasser zweier Katechismen (von denen besonders der sogenannte "Kleine" bis heute weite Verbreitung gefunden hat); machte sich um die Umsetzung der Beschlüsse des Konzils von Trient verdient.
Mittwoch, 18. September: Hl. Lambert (ca. 635-705), Bischof, Glaubensbote und Märtyrer. Wurde 670 vom Merowinger-König Childerich II. zum Bischof von Maastricht ernannt, nach dessen Ermordung im Jahr 675 jedoch verbannt, 682 wieder eingesetzt. Wurde im Zuge von Auseinandersetzungen um das Rechtsverhältnis zwischen kirchlicher und staatlicher Gewalt 705 in Lüttich ermordet.
Donnerstag, 19. September: Hl. Januarius, Bischof und Märtyrer. War der Überlieferung zufolge Bischof von Benevent und erlitt im Zuge der Christenverfolgungen unter Kaiser Diokletian ca. 305 das Martyrium. Wird als Schutzpatron Neapels und der Region Kampanien verehrt; im Dom von Neapel wird eine Blutreliquie von ihm aufbewahrt, die sich an seinem Gedenktag, am Fest der Übertragung seiner Gebeine (am Samstag vor dem 1. Mai) und zuweilen auch an anderen Tagen auf wundersame Weise verflüssigt. Bleibt die Verflüssigung aus, gilt dies als Unheil verheißendes Zeichen.
Freitag, 20. September: Hll. Andreas Kim Tae-gon, Paul Chõng Ha-sang und Gefährten, Märtyrer. Zusammenfassend auch "Gedenktag der koreanischen Märtyrer" genannt. Ich muss gestehen, ich hatte von der Geschichte des Christentums in Korea bisher nur eine sehr vage Ahnung; jetzt habe ich mir mal im Ökumenischen Heiligenlexikon die Einträge zu Paul Chõng Ha-sang (1795-1839) und Andreas Kim Tae-gon (1821-1846) angesehen und finde das, was ich dort erfahren habe, äußerst spannend und inspirierend, gerade auch aus #BenOp-Perspektive. Paul Chõng war in einer Zeit, als das Christentum in Korea scharf verfolgt war und keine Priester im Land geduldet wurden, als Laienprediger und Katechet tätig, war daran beteiligt, französische Missionare ins Land zu schleusen, und wurde deswegen in Seoul erhängt. Der eine Generation jüngere Andreas Kim Tae-gon besuchte ein Priesterseminar in Macau, missionierte nach seiner Diakonenweihe heimlich in seiner Heimat und wurde 1845 in Shanghai als erster Koreaner zum Priester geweiht und nach einem Jahr illegaler Tätigkeit in Seoul verhaftet, gefoltert und enthauptet. Mit diesen beiden wurden noch 101 weitere koreanische Christen, die in den Jahren 1839-1867 das Martyrium erlitten, 1984 durch Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen.
Samstag, 21. September: Hl. Matthäus, Apostel und Evangelist. War den Evangelien zufolge Zöllner bzw. Steuereinnehmer in Kafarnaum, bevor Jesus ihn zu einem seiner Jünger berief. Laut Papias von Hierapolis erstellte er als erster eine Sammlung von Reden bzw. Aussprüchen Jesu; demnach könnte man spekulieren, die von der bibelkritischen Zweiquellentheorie postulierte "Logienquelle Q" sei das ursprüngliche Matthäusevangelium gewesen und der später unter diesem Namen überlieferte Text eine Kompilation aus diesem, dem Markusevangelium und weiteren Quellen. Aber das nur nebenbei. Über Matthäus' weiteres Leben und seinen Tod gibt es widersprüchliche Überlieferungen.
Aus dem Stundenbuch:
Ehe die Berge geboren wurden, die Erde entstand und das Weltall, * bist du, o Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit. (Psalm 90,2)
Ich kann Protest gegen Kanzel-bzw. Predigtmissbrauch gut verstehen und billige es ausdrücklich, dass man sich als glaubenstreuer Katholik mit den einem zu Gebote stehenden Mitteln dagegen wehrt!
AntwortenLöschenIch habe vor einigen Jahren auch zumindest für die benachbarten Kirchenbesucher deutlich vernehmlich dagegen protestiert, als ein linksliberaler Diakon während einer von einer Gemeindereferentin geleiteten Kinder-Predigtkatechese über Jesu Weinwunder bei der Hochzeit zu Kanaa dieses gewirkte Wunder relativierte und behauptete, die anwesenden Hochzeitsgäste hätten durch Jesu quasi suggestive Einwirkung nur nicht mehr so den Mangel an Wein verspürt und das Wasser aus den Kragen habe ihnen wie Wein geschmeckt!
Mag sein, dass der Mann auf der Uni verbildet worden ist - ich kann das jedenfalls bis heute nicht vergessen und kann ihn seitdem nicht leiden!
Wenn irgend möglich, gehe ich ihm aus dem Wege, denn er ist seitdem ein rotes Tuch für mich.
"Krügen" statt "Kragen"
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