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Samstag, 15. Februar 2025

Die 3 K der Woche (12): Kinder, Kirche, Käsespätzle

Der Alltag hat uns wieder, Freunde! Zwischen den Winter- und den Osterferien in Berlin und Brandenburg liegen neun Schul- und Arbeitswochen, davon haben wir die erste schon mal rum; und ich würde sagen, sie ist alles in allem recht gut gelaufen. Zudem gab's zur Freude der Kinder richtig schön viel Schnee (Beweisfotos weiter unten). Allerlei Neues gibt's derweil aus dem Bereich der Kinder-, Jugend- und "Junge-Erwachsenen"-Pastoral, und auch sonst könnt ihr euch auf ein thematisch abwechslungsreiches und reich bebildertes Wochenbriefing freuen... 

Ein unvollendetes Werk des Tochterkindes. Mal sehen, ob ich nächste Woche ein "Update" dazu präsentieren kann.

Und hier schon mal, wie angekündigt, ein schönes Schneelandschaftsbild.


Auf der Suche nach einer Sonntagabendmesse 

Ich hatte es schon kommen sehen: Nach der späten Rückreise aus dem Urlaub waren wir am Sonntagmorgen viel zu müde, um zu einer für uns sonst üblichen Zeit in die Messe zu gehen. Besonders die Kinder mussten dringend mal ausschlafen, nachdem sie praktisch den ganzen Samstag lang völlig überdreht gewesen waren. Wie im vorigen Wochenbriefing schon erwähnt, stand theoretisch die Möglichkeit im Raum, am Abend in Herz Jesu Tegel in die Messe zu gehen, aber das wollten wir nach Möglichkeit vermeiden, zumal diese vom leitenden Pfarrer von St. Klara Reinickendorf-Süd zelebriert wurde. Ich sah mich daher gleich morgens via Internet nach möglichen Alternativen um – und stellte fest, dass es deren durchaus einige gab, auch wenn man dafür ein bisschen weiter fahren musste. Eine Option, über die ich eher zufällig stolperte, musste ich sogleich meiner Liebsten mitteilen: 

"In Herz Jesu Prenzlauer Berg ist um 18 Uhr eine 'Worship-Messe für junge Erwachsene'." 
"Hm, könnte man ja mal probieren", erwiderte sie. "Klingt so, als wäre..." 
"...die Chance, dass es nicht total furchtbar ist, 50:50?" 
"Ja." 

Kurzum, wir ließen es darauf ankommen; der Weg dorthin erwies sich indes als nicht ganz komplikationsfrei – anscheinend warf der für Montag angekündigte Warnstreik im öffentlichen Nahverkehr schon seine Schatten voraus, jedenfalls fuhr die Tramlinie M8 nicht oder nur sehr unregelmäßig. So gingen wir das letzte Stück des Weges – etwa einen Kilometer – zu Fuß und kamen gerade noch während des ersten Liedes an. Gemessen daran, dass – der Veranstaltungsankündigung auf der Website der Pfarrei nach zu urteilen – die Lobpreismusik so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal dieses Gottesdienstformats sein sollte, fand ich die Musik recht zahm, aber darauf komme ich noch zurück; zunächst einmal sei festgehalten, dass sich dieser Gottesdienst als eine im Großen und Ganzen ziemlich normale katholische Messe war. Das war natürlich insofern ganz begrüßenswert, als sich die Frage, ob wir mit der Teilnahme an dieser Veranstaltung unsere Sonntagspflicht erfüllten, damit wohl erübrigte; gleichzeitig muss man aber auch feststellen, dass die Veranstaltungsankündigung auf der Website der Pfarrei tendenziell etwas Spektakuläreres oder zumindest Unkonventionelleres erwarten lässt, und dann hat es eben doch etwas Tragikomisches und in gewissem Sinne Enttäuschendes, festzustellen, dass in Wirklichkeit alles viel normaler ist

Immerhin, wenn man davon ausgeht, dass die Kategorie "junge Erwachsene" im kirchlichen Kontext "bis Mitte 30" bedeutet, gehörte wohl tatsächlich die Mehrheit der Gottesdienstteilnehmer dieser Altersgruppe an, und das ist für eine katholische Messe hierzulande ja schon mal eher ungewöhnlich. Insgesamt, so würde ich schätzen, waren um die 80 Leute da – vielleicht waren es auch hundert, aber in einer so großen Kirche, die unschwer 400 Menschen Platz geboten hätte, verlor sich diese Personenzahl etwas. 

Zelebriert wurde die Messe von einem grauhaarigen Priester der Gemeinschaft Chemin Neuf, der mit französischem Akzent sprach; die 1. Lesung wurde auf Slowakisch vorgetragen, während der deutsche Text auf eine Leinwand projiziert wurde; es gab einen gesungenen Antwortpsalm, das "große" (nizäno-konstantinopolitanische) Glaubensbekenntnis und freie Fürbitten, zu denen auch meine Liebste etwas beitrug. Die Predigt war recht lang – über 15 Minuten –, und diese Länge schien mir in keinem besonders günstigen Verhältnis zu ihrem Aussagegehalt zu stehen. Das Evangelium dieses 5. Sonntags im Jahreskreis war Lukas 5,1-11, der wunderbare Fischzug und die Berufung des Petrus; dazu gab es als 1. Lesung Jesaja 6,1-2a.3-8, die Berufung Jesajas zum Propheten, und als 2. Lesung 1. Korinther 15,1-11, das Bekenntnis zu Tod und Auferweckung Christi. Als gemeinsamen Nenner dieser Texte könnte man demnach die Stichworte Berufung und Nachfolge betrachten, und was der Prediger dazu sagte, fand ich inhaltlich durchaus untadelig – hatte aber doch den Eindruck, man hätte es mit weniger Worten besser sagen können. 

Was nun die Musik anging, handelte es sich größtenteils um eigenes Liedgut der Gemeinschaft Chemin Neuf oder um solches der Gemeinschaft von Taizé, begleitet mit Akustik-Klampfe und Klavier; hinzu kamen ein paar Hillsong-Stücke: zur Kommunion "Oceans", zum Auszug "Hosanna (Ich seh den König kommen)", da kam dann auch mal ein bisschen Percussion zum Einsatz, in Gestalt einer mit einem Bass-Drum-Pedal gespielten Cajón und einer mit Besen gespielten Hi-Hat. Allemal besser als NGL, klar; aber ein bisschen lasch fand ich die musikalische Gestaltung dieses Gottesdienstes doch. Man kann allerdings sagen, dass sich die Musik gerade dadurch sehr stimmig in meinen Gesamteindruck von diesem Gottesdienst einfügte, den man etwa so zusammenfassen könnte: Geht alles prinzipiell in die richtige Richtung, aber mir fehlt da ein bisschen der Wumms

An die Messe schloss sich ein "Get together" in den Gemeinderäumen an, daran nahmen vielleicht noch 30 Leute teil, die in kleinen Gruppen zusammen saßen und sich angeregt unterhielten – überwiegend auf Englisch übrigens, weshalb ich annahm, dass es sich zu einem großen Teil um ausländische Studenten handelte; die allermeisten waren wohl so zwischen Mitte 20 und Anfang 30, da fielen wir natürlich ziemlich offenkundig aus dem Rahmen, aber etwas enttäuschend war es dennoch, dass wir mit niemandem so richtig ins Gespräch kamen (obwohl meine Liebste ein paar Versuche unternahm). Nur leicht zugespitzt gesagt: Auf einer Skala von "Kolping-Sonntagstreff in Herz Jesu Tegel vor Corona" bis "Community Networking Night im Baumhaus" rangierte dieses "Get together" erheblich näher am erstgenannten Ende, während ich mir unter dieser Bezeichnung eigentlich eher etwas wie Letzteres vorgestellt hätte. Was wohl wieder einmal unterstreicht, wie viel man vom Baumhaus lernen kann bzw. könnte. – Der Vergleich mit dem Baumhaus einerseits und einer normal-spießigen Kirchen-Kaffeetafel andererseits drängte sich übrigens auch beim Thema "Essen und Trinken" auf: Es gab Käsespätzle und Tee, gegen Spende; die Spende musste man aber direkt an der Essensausgabe abdrücken, wodurch sie gefühlt eher den Charakter einer regulären Bezahlung erhielt; das Prinzip "pay for the experience" scheint es in Kirchenkreisen schwer zu haben, sogar da, wo die Kirche sich gezielt als jung und hip zu präsentieren sucht. – Dass die (im Vergleich zum Publikum signifikant älteren) Damen, die das Essen ausgaben, ein gewisses Widerstreben zeigten, die Teller wirklich voll zu machen, kann man unschwer mit der Sorge erklären, das Essen könnte nicht für alle reichen; aber sie waren halt auch nicht nett dabei, zumindest nicht zu uns. Vielmehr vermittelten sie uns unterschwellig das Gefühl, wir gehörten eigentlich nicht hierher und würden dem regulären Publikum das Essen wegnehmen. Da half es auch nichts, dass ich für uns vier zusammen einen Betrag in die Spendenkasse legte, der leicht über den ausgehängten Spendenvorschlag hinausging; vielmehr erntete ich damit die kritische Nachfrage, wie viele Teller Nudeln wir davon denn wohl essen wollten. "Schauen wir mal", antwortete ich lediglich, und tatsächlich holte sich das Tochterkind nach der ersten Portion recht ungerührt noch einen Nachschlag. 

Wie man sich vorstellen kann, fand auch meine Liebste dieses "Get together" recht enttäuschend: Sie meinte hinterher, das Mindeste, was man hätte erwarten können, wäre gewesen, dass es von Veranstalterseite jemanden gegeben hätte, der gezielt auf Besucher zugeht, die offensichtlich "neu hier" sind und niemanden kennen, und ein Standard-Begrüßungsgespräch ("Hallo, schön dass ihr da seid! Seid ihr zum ersten Mal hier? Wie habt ihr von der Veranstaltung erfahren?" usw.) mit ihren führt. So kennen wir das z.B. aus freikirchlichen Gemeinden, und natürlich kommt das desto besser 'rüber, je mehr natürliche Herzlichkeit die dafür zuständige Person ausstrahlt, aber in jedem Fall ist es besser als nichts

Der Gottesdienst hatte meiner Liebsten hingegen ausgesprochen gut gefallen, und auch wenn das – wie meine Schilderung wohl deutlich genug zu erkennen gegeben hat – für mich nicht im selben Maße gilt, war am Ende doch ich derjenige, der sagte, ich könnte mir durchaus vorstellen, da in Zukunft vielleicht einmal im Monat (oder so) hinzugehen. Meine Liebste ist auch dafür. 


Preview: Urworte des Evangeliums 

Zu meinen ersten Amtshandlungen nach dem Urlaub gehörte es, dass ich am Montag bei der örtlichen Postfiliale ein Päckchen abholte, das, wie sich zeigte, ein Rezensionsexemplar des von Bernhard Meuser, Christiana Reemts und Martin Brüske herausgegebenen Buches "Urworte des Evangeliums" enthielt. Unter dieser Überschrift könnte man sich wohl so ziemlich alles Mögliche und Unmögliche vorstellen, aber in der Unterzeile des Buchtitels wird's schon konkreter – und programmatischer: "Für einen neuen Anfang in der Katholischen Kirche", lautet diese, und auf dem hinteren Buchdeckel liest man über die Entstehungsgeschichte des Buches: 

"Im Oktober 2023 versammelt sich eine bunte Truppe von Menschen in der Abtei Mariendonk am Niederrhein. Theologen, Philosophen, Priester, Ordensfrauen und andere teilen die Überzeugung, dass die Kirche ihre besten Tage noch vor sich hat. Begleitet vom Chorgebet der Schwestern suchen sie [...] nach den Urworten der Kirche – nach dem, was unbedingt gegeben sein muss, wenn die Kirche ihren institutionellen Zerfall überlebt und mit armen Mitteln neu startet." 

In "meine Sprache" übersetzt, könnte man also sagen, das Buch stellt die Frage "Was kommt nach der Volkskirche?", und das finde ich natürlich spannend. Weiter heißt es über die Urheber des Buches (ganze 30 Autoren!): 

"Statt zu lamentieren, verfolgen sie eine andere Spur: Sie bejahen das Ende falscher Verhältnisse und schauen auf Urfragen wie 'Was ist mit Jesus? Wie will ER die Gemeinschaft der Glaubenden?'" 

Eine ausführliche und umfassende Rezension wird noch ein wenig warten müssen – das Buch hat zwar "nur" 276 Seiten (einschließlich Inhaltsverzeichnis und Register), aber die sind ziemlich eng bedruckt, und man merkt schnell, dass der Text nicht nur vom Schriftbild her sehr "dicht" ist –, aber nachdem ich etwas mehr als die Hälfte gelesen habe, kann ich schon mal sagen, dass ich das Buch sehr inspirierend, ja im besten Sinne des Wortes be-geist-ernd finde. Auch wenn es nach einem etwas voreilig vorweggenommenen Gesamturteil aussehen mag, würde ich dieses Buch auf der Basis meiner bisherigen Leseeindrücke ohne Zögern jedem empfehlen, der sich für Neuevangelisierung und/oder Gemeindeerneuerung interessiert – darunter gerade auch solchen, die eher skeptisch bis ablehnend auf charismatische oder vermeintlich "fundamentalistische" Tendenzen im Katholizismus blicken: Für diese kann das Buch eine Einladung sein, Vorurteile zu überprüfen und Missverständnisse zu korrigieren. 

Was auch noch zu sagen ist: Wie schon in der Einleitung explizit gesagt wird und ja irgendwie auch schon im Buchtitel anklingt, setzt das Buch eher bei theologischen Grundfragen als bei Fragen der pastoralen Praxis an, aber das führt keineswegs dazu, dass es "rein theoretisch" oder "abgehoben" 'rüberkäme; was sich nicht zuletzt der Tatsache verdankt, dass immer wieder auch persönliche Glaubenszeugnisse der Beiträger darin zur Sprache kommen. – Alles Weitere dann zu gegebener Zeit in einem eigenständigen Artikel! 


Update in Sachen Februar/Merz 

Es ist vollbracht, Freunde: Ich habe meine Stimme für die anstehende Bundestags-Neuwahl bereits abgegeben. Am Dienstag, dem Gedenktag Unserer Lieben Frau in Lourdes, fand ich meine online beantragten Briefwahlunterlagen im Briefkasten vor, füllte sie am Abendbrottisch aus und warf den Wahlbrief tags darauf in den Briefkasten. Und damit ist das Thema für mich erledigt! – Äh nein, das kann man so wohl nicht sagen. Das Thema als solches wird mich wohl noch eine Weile begleiten, auch wenn das, was ich aktiv dazu beitragen konnte, bereits erledigt ist. – 

Durchaus erwartungsgemäß hat sich mein Artikel "Kommt nach dem Februar der Merz?" binnen Kurzem zu meinem meistgelesenen Artikel seit fast einem halben Jahr entwickelt, und zudem zum meist-kommentierten seit mehr als vier Jahren (!). Das Gros der Kommentare stammt indes von nur vier Lesern – sämtlich Stammleser und regelmäßige Kommentatoren meines Blogs, die sich bei diesem Thema sozusagen paarweise in die Haare kriegten. Eine Auseinandersetzung zwischen zwei Lesern über Fragen der Migrationspolitik gipfelte schließlich darin, dass der eine dem anderen "gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" vorwarf; das führte dann wiederum dazu, dass sowohl der solcherart Angegriffene als auch mindestens ein weiterer Leser mich dafür kritisierten, diesen Kommentar zugelassen zu haben. Na, was soll man machen: Wenn man Kommentare nicht zulässt, bekommt man auch Beschwerden. Im vorliegenden Fall möchte ich klarstellen, dass ich den Vorwurf der "gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit" sachlich nicht gerechtfertigt fand, aber nicht in die Debatte eingegriffen habe, weil ich a) im Urlaub war und b) die Dynamik dieser Debatte als recht illustrativ für das derzeitige politische Klima im Lande empfinde. Ich finde, davon kann und soll sich ruhig jeder Leser sein eigenes Bild machen. 

Was ich im Zusammenhang mit der anstehenden Wahl auch noch erwähnen möchte: Als jemand, dem zuweilen mangelnder Realitätssinn attestiert wird, habe ich offen gestanden ein eigentümliches Vergnügen daran, zu sehen, wie völlig abgekoppelt von den politischen Realitäten im Land (und darüber hinaus) die "linkstheologische" Bubble auf Bluesky ist. Dazu nur mal zwei Beispiele: Als Altkanzlerin Merkel aus dem Ruhestand heraus ihren alten Intimfeind Friedrich Merz dafür tadelte, dass er parlamentarische Mehrheiten unter Einbeziehung der AfD suchte, wurde auf Bluesky prompt darüber phantasiert, der verbliebene Merkel-Flügel der CDU könnte, eventuell zusammen mit Teilen der FDP und idealerweise mit der Merkel als Galionsfigur, eine neue Volkspartei der Mitte gründen und damit der angeblich so stark nach rechts gedrifteten CDU wählerstimmenmäßig den Garaus machen. Und als eine Umfrage herauskam, in der die SPD gegenüber der vorigen Umfrage einen Punkt zugelegt und CDU/CSU einen verloren hatten, Union und AfD aber zusammen immer noch über 50% hatten, fand sich prompt jemand, der frohlockte: "Noch ein bisschen mehr, und es könnte für Rot-Rot-Grün reichen." Ich sag mal: How about no? 

Im Übrigen hätte ich im Zusammenhang mit der Wahl noch zwei Linktipps auf Lager: Auf Katholon nimmt Peter Winnemöller – eingebettet in eine historische Betrachtung der Entwicklung des Verhältnisses der katholischen Kirche zur Demokratie – die politische Positionierung der institutionellen Kirche in der aktuellen Wahlkampfsituation kritisch unter die Lupe und geht dabei auch der Frage nach, was an dem Narrativ dran ist, die Demokratie in Deutschland sei heute ähnlich gefährdet wie 1933. Seine provokante These: Da ist durchaus was dran – aber anders als das Narrativ suggeriert, geht die Gefahr für die Demokratie nicht in erster Linie von der AfD aus, und deshalb droht die Kirche in dem irrigen Bewusstsein, diesmal aber auf der richtigen Seite zu stehen, alte Fehler zu wiederholen. – Ein streitbarer, auf jeden Fall aber lesens- und bedenkenswerter Text, auch wenn er zum Ende hin für mein Empfinden ein bisschen zu CDU-freundlich wird. Aber okay: Es ist einigermaßen offensichtlich, dass die Sympathien des Verfassers weniger der real existierenden CDU gelten als vielmehr der Vorstellung davon, was bzw. wie eine christlich-demokratische Volkspartei idealerweise sein könnte – also sozusagen der platonischen Idee einer christdemokratischen Volkspartei. Und darauf, dass wir eine solche – eine, die diesem Namen wirklich gerecht würde – gut gebrauchen könnten, können wir uns wohl alle einigen. 

Wie wahrscheinlich es ist, dass sie real existierende CDU sich diesem Ideal auf kurze oder mittlere Sicht wenigstens annähert, ist indes eine ganz andere Frage; und diesbezüglich gibt mein zweiter Linktipp zur Wahl eher wenig Anlass zu Optimismus: Auf der Online-Plattform Substack ist vor gerade mal zwei Wochen ein Blog (pardon: Newsletter. Bei Substack sagt man "Newsletter") namens Aquinatum online gegangen, der sich "die Verwirklichung eines aristotelischen Bildungs- und Erziehungsprogramms im Geiste des hl. Thomas von Aquin" auf die Fahnen geschrieben hat; und gleich einer der ersten Aquinatum-Beiträge widmet sich einer Evaluation des CDU-Wahlprogramms "aus aristotelisch-thomistischer Sicht". Ausgesprochen interessant und allemal aufschlussreicher als der Wahl-O-Mat... 

Speaking of which, hier die Top 4 meines Wahl-O-Mat-Ergebnisses. Nein, dieses Ergebnis hat meine Wahlentscheidung nicht nennenswert beeinflusst.

Was nun den vermutlich naheliegenden Wunsch betrifft, Aquinatum möge sich auch die Wahlprogramme der anderen Parteien vorknöpfen, wäre noch zu sagen, dass inzwischen auch Artikel über die Programme der SPD, der AfD und der Linken erschienen sind. Die habe ich allerdings noch nicht gelesen. 


Vermischtes aus der religiösen Frühförderung 

An fast jedem Tag der zurückliegenden Schul- und Arbeitswoche hatte ich eigentlich die Absicht, mit meinem Jüngsten eine "Beten mit Musik"-Andacht in St. Joseph Tegel abzuhalten, und am Montag äußerte er auch selbst ausdrücklich diesen Wunsch; aber sowohl am Montag als auch am Dienstag schlief er auf dem Weg dorthin ein, und als er seinen Mittagsschlaf beendet hatte, blieb für eine Lobpreisandacht keine Zeit mehr; derselbe Ablauf wiederholte sich auch am Donnerstag. – Am Mittwoch gingen wir wie gewohnt in St. Marien Maternitas in Heiligensee in die Messe, die diesmal wieder von Pater Mephisto zelebriert wurde, und zum anschließenden Gemeindefrühstück; am Nachmittag gingen wir mit der ganzen Familie zum JAM, wo ich wieder ohne Diskussion und ohne Beanstandung der Katechese für die Altersgruppe der 6-12jährigen beiwohnte, ehe ich ins Elterncafé ging. Bei der Kinderkatechese ging es weiterhin um das Buch Daniel, diesmal um das 4. Kapitel (König Nebukadnezars Traum vom Baum, der bis an den Himmel wächst). 

Beim Elterncafé wurden, als ich mich dort einfand, gerade Themenvorschläge für die kommenden Veranstaltungen gesammelt; wie sich zeigte, bestand bei den Teilnehmerinnen großes Interesse an Erziehungsthemen, und das interessiert mich natürlich auch. So gesehen besteht also durchaus die Chance, dass meine Lust, am Elterncafé teilzunehmen, zunehmen könnte. Andererseits war aber auch die Rede davon, dass die Frau aus der Gemeinde, über die ich mich schon wiederholt eher kritisch geäußert habe (und die persönlich nicht anwesend war), angeboten habe, einen Vortrag über Evolution zu halten. Da dachte ich: Auweia. Ich erinnerte mich nur zu deutlich daran, wie dieselbe Frau mal den "Minis" erklärt hatte, die meisten Fossilien im Erdboden seien durch die Sintflut entstanden und die Menschen seien nach der Flut deshalb nicht mehr so alt geworden wie vorher, weil sich das Klima und die Zusammensetzung der Erdatmosphäre infolge der extremen Regenfälle verändert hätten. Zugleich sagte ich mir, wenn meine Liebste, die das Thema Evolutionsbiologie als ein Schwerpunktthema im Studium gehabt und seither immer wieder im Unterricht in der Gymnasialen Oberstufe behandelt hat, bei diesem Vortrag dabei wäre, dann könnte das vielleicht doch ganz interessant werden, wenn auch vielleicht auf eine eher tragikomische Weise. 

Am Freitag war ich mit dem Jüngsten mal wieder bei der "Rumpelberggruppe", d.h. der Eltern-Kind-Gruppe der Gemeinde auf dem Weg; und da gab es gleich zur Begrüßung einen "Gedanken to go" zum Valentinstag – in Gestalt eines Satzes aus dem 1. Korintherbrief: "Liebe ist... langmütig" (1 Kor 13,4a). Visualisiert wurde dieser Satz durch ein Kissen in Form eines Herzens mit Händen dran, das im Kreis herumgereicht wurde, und dazu gab's die Anregung, wenn wir im Alltag mal wieder gestresst seien, weil die Kinder einen Wutanfall haben oder nicht essen wollen oder es Streit unter Geschwistern gibt "oder der Partner uns auf die Palme bringt", sollten wir uns "an dieses hässliche Ikea-Kissen erinnern" und versuchen, auf das, was uns ärgert, mit Liebe und Geduld zu reagieren. – Das war ja nun kaum ein besonders origineller oder anspruchsvoller Impuls, aber mich sprach er durchaus an; und ich könnte mir vorstellen, dass die Visualisierung mit dem Kissen wirklich hilfreich dafür ist, diesen Rat zu beherzigen. Ich werde das im Laufe der Woche mal beobachten. 


Hier übrigens ein Blick aus dem Fenster, so zum Thema "viel Schnee". 

Im Anschluss an die Rumpelberggruppe klappte es dann auch endlich mal mit dem "Beten mit Musik" in St. Joseph Tegel. Mit den Psalmabschnitten und der Kurzlesung aus der Terz, freien Fürbitten und vier Liedern. Nächste Woche gerne wieder mehr davon! 


Be my Youth Pastoral Valentine 

Über die eigentümliche Tatsache, dass der Gedenktag des Hl. Valentin zwar nach dem II. Vatikanischen Konzil aus dem Liturgischen Kalender gestrichen wurde, aber auf dem Umweg über seine säkulare Vermarktung als "Festtag der Verliebten" doch wieder seinen Weg zurück in die pastorale Praxis gefunden hat, habe ich mich im Laufe der Jahre ja schon wiederholt geäußert; in diesem Jahr könnte man da zum Beispiel erwähnen, dass die Pfarrei St. Klara Reinickendorf-Süd, wie schon im letzten Jahr, eine "Segensfeier für Liebende" anbot, diesmal in der Allerheiligenkirche in Borsigwalde. Geleitet wurde sie erneut von Pater Mephisto und dem Diakon, also just den beiden für den Bereich Queerpastoral zuständigen Geistlichen der Pfarrei; ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Zu dieser Veranstaltung ging ich jedoch nicht, da ich gestern Abend bereits einen anderen Termin hatte: eine Informations- und Vernetzungsveranstaltung des neuen Jugendpastoral-Teams des Erzbistums Berlin unter dem Motto "Kickoff Jugendpastoral", die im Saal des Refugio Café, einer Einrichtung der Berliner Stadtmission in einem besonders finsteren Teil von Neukölln, stattfand. Meine Eindrücke von dieser Veranstaltung werde ich aus Zeit- und Platzgründen nicht zur Gänze in diesem Wochenbriefing unterbringen können, aber ich fange einfach schon mal an; den Rest nehme ich dann mit ins nächste Wochenbriefing oder vielleicht in einen eigenständigen Artikel zum Thema Jugendpastoral, oder vielleicht auch beides

Zunächst sei erwähnt, dass ich erst auf dem Weg zur Veranstaltung auf die Idee kam, mich zu fragen, ob ich wohl damit rechnen konnte, dort Bekannte zu treffen. Tatsächlich konnte man die Leute, die ich mit einigem Recht als mir persönlich bekannt bezeichnen konnte, an einer Hand abzählen; die meisten von diesen kannte ich vom Nightfever her. Eher überraschend war die Begegnung mit Pater Kalle Lenz SAC, der jovial auf mich zukam, weil er sich vage daran erinnerte, mich vom Sehen zu kennen. Tatsächlich datiert unsere Bekanntschaft so ungefähr aus der Zeit, als ich mit dem Bloggen anfing – was auch ungefähr die Zeit war, als ich nach längerer Zeit wieder damit anfing, regelmäßig in die Messe zu gehen, und zunächst ging ich in dieser Zeit hauptsächlich nach St. Christophorus in Neukölln, wo Pater Kalle Pfarrer war. Rückblickend würde ich sagen, dass Pater Kalles unkonventionelle und sehr liberale Art mir damals durchaus den "Wiedereinstieg" erleichtert hat, und auch wenn ich ziemlich bald darüber hinaus war, seinen Stil gut zu finden, war es wohl irgendwie doch eine wichtige Phase in meiner Glaubensbiographie. 

Zu den Teilnehmern der Veranstaltung, die ich zwar nicht persönlich, aber aus den Medien kannte, zählte Pater Max Cappabianca OP, der leider nicht in cappa bianca, sondern in anthrazitfarbenem Räuberzivil erschien. Ob er seinerseits auch wusste, wer ich bin, sei mal dahingestellt, aber jedenfalls schien mir, dass er mich etwas missbilligend anguckte. 

Eine Karte des Erzbistums, auf der die Teilnehmer markieren sollten, aus welcher Pfarrei bzw. Gemeinde sie kommen, erweckte den Eindruck, dass ein großer Teil der Anwesenden aus dem Süden Berlins kam; okay, die hatten natürlich den kürzesten Weg, aber das war wohl kaum der alleinige Grund, denn es waren durchaus auch ein paar Leute aus Brandenburg und sogar aus Vorpommern da. Der Norden Berlins war jedenfalls auffallend schwach vertreten, außer mir als Vertreter der Pfarrei Heilige Familie Spandau-Havelland waren noch ein paar Leute aus der an Siemensstadt angrenzenden Pfarrei Märtyrer von Berlin (der Name rockt, muss man sagen!) in Charlottenburg vertreten, und nachdem ich das obige Foto geschossen hatte, kamen auch noch ein paar Leute aus St. Klara Reinickendorf-Süd hinzu – einer davon war vor Jahren auch im "Team Instagram" gewesen, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass er sich an mich erinnerte. 

Für Speise und Trank war reichlich gesorgt, womit der Besuch der Veranstaltung schon mal einen Zweck in befriedigendem Maße erfüllte, nämlich mir über das Büffet einen Teil meiner Kirchensteuer zurückzuholen. 


(Übrigens waren annähernd alle Speisen als vegan und viele obendrein als glutenfrei gekennzeichnet, was ich als durchaus bezeichnend für den Charakter der Veranstaltung empfand, aber ich will mich mal nicht beschweren, denn erstens war ja Freitag und zweitens war insbesondere die Kirchererbsen-Spinat-Suppe wirklich lecker.) 

Auch auf die Gefahr hin, dass dieses Wochenbriefing ein wenig Überlänge bekommt, muss ich hier nun mindestens noch den Anfang der Begrüßungsansprache durch die Teamleiterin der diözesanen Jugendpastoral dokumentieren, um dann gegebenenfalls in der unausbleiblichen Fortsetzung meines Berichts detaillierter darauf zurückzukommen: 

"Wir sind alle hier, weil wir in Jesus Christus verbunden sind. Er hat uns hierher geführt, und wir glauben, dass nur echte und erfüllte Gemeinschaft durch Ihn entstehen kann. Und wir erleben unser Miteinander durch Ihn und mit Ihm, und das ist uns ganz wichtig, um eine echte Achtsamkeit und ein wohlwollendes Miteinander hier für uns zu haben auch untereinander. [...] Und deswegen möchten wir euch auch nochmal ganz besonders darauf hinweisen, dass wir heute keine rassistischen oder sexistischen, queerfeindlichen oder anders diskriminierende Aussagen respektieren und auch nicht akzeptieren werden." 

Dazu könnte man sicherlich eine ganze Menge anmerken, aber hier und jetzt will ich mich mal auf zwei Punkte beschränken: Einerseits fällt es auf, dass bei einer Veranstaltung für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter in der katholischen Jugendpastoral offenbar nicht davon ausgegangen wird, dass man es durchweg und ausnahmslos mit einem Publikum zu tun hat, für das sich der letztere Hinweis von selbst versteht. Andererseits hat man ja schon so seine Erfahrungen damit gemacht, was im heutigen Diskurs so alles als Hate Speech eingeordnet wird, auch und gerade im institutionellen Apparat der Kirche. Aus was für Gründen man etwa von den Social-Media-Präsenzen kirchlicher Einrichtungen ausgesperrt wird. Da erscheint es durchaus denkbar, dass ein Bekenntnis zur kirchlichen Lehre in Fragen von Sexualität und Gender bereits als queerfeindlich und diskriminierend eingestuft worden wäre. Zumindest sorgt eine solche Ansage bei der Begrüßung von vornherein für ein Klima, in dem es sich lieber zweimal überlegt, ob man eine Diskussion darüber vom Zaun bricht, inwieweit z.B. der von der für den Bereich Sexualpädagogik zuständigen Jugendpastoral-Mitarbeiterin verantwortete Infostand sich im Einklang mit der Lehre der katholischen Kirche befindet. 

So stellt sich das Jugendpastoral-Team des Erzbistums offenbar seine ideale Zielgruppe vor.

Oder eben so. (Es handelt sich übrigens um denselben Aufsteller, nur umgestaltet.)

Fortsetzung folgt, wie gesagt... 


Geistlicher Impuls der Woche 

Herr, mein Gott, du hast den Himmel ausgespannt und die Erde fest gemacht. Alles, was ist, hast du aus dem Nichtsein zum Sein gebracht. Du erhörst immer alle, die deinen Willen tun, dich ehren und deine Gebote halten. Erhöre mein Gebet und erhalte deine gläubige Herde. Befreie sie von der Bosheit der Menschen, die dich lästern. Mehre deine Kirche an Zahl und führe alle zur Einheit zusammen! Mache sie zu einem ausgezeichneten Volk, einmütig in deinem wahren Glauben und im rechten Bekenntnis. Hauche ihren Herzen das Wort der Lehre ein. Denn dein Geschenk ist es, dass du uns angenommen hast, das Evangelium Christi zu predigen, dass wir die Menschen zu guten Taten aneifern und das tun durften, was dir gefällt. Leite sie mit deiner starken Rechten, behüte sie unter dem Schutz deiner Fittiche, damit alle deinen Namen loben und verherrlichen, den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

(Gebet des Hl. Cyrill von Saloniki auf seinem Sterbebett) 


Ohrwurm der Woche 

Pharrell Williams: Happy 

Eigentlich habe ich aus dem Urlaub eine ganze Liste potentieller Ohrwürmer der Woche mitgebracht, und dieser Song stand nicht darauf; dass er sich sozusagen "vorgedrängelt" hat, hat wesentlich damit zu tun, dass wir in den letzten zwei Wochen den ersten Band der Buchreihe "Die geheime Drachenschule" von Emily Skye als Gutenachtlektüre gelesen haben. Um das zu erläutern, muss ich ein bisschen ausholen. "Emily Skye" ist ein Sammelpseudonym einer Gruppe von Verlagslektoren, die irgendwann mal beschlossen haben, die Sorte von Fantasyromanen für Kinder, die sie ständig auf den Schreibtisch bekommen, könnten sie auch selbst schreiben. Einigermaßen folgerichtig ist "Die geheime Drachenschule" ein mittelprächtiges "Harry Potter"-Plagiat, hat aber durchaus einen gewissen Charme und macht Spaß zu lesen. Im ersten Band steht der Protagonist vor der Aufgabe, sich mit einem griesgrämigen alten Drachen anzufreunden, dem er, weil ihm im entscheidenden Moment nichts Besseres einfällt, den unpassenden Namen "Happy" gibt. Irgendwann schlich sich bei mir dann die Vorstellung ein, wenn das Buch verfilmt würde, könnte man eine Szene einbauen, in der der Drache, nachdem er seinen Reiter und damit auch seinen neuen Namen endlich akzeptiert hat, mit diesem zu dem obigen Lied tanzt. Wahrscheinlich gäb's da aber rechtliche Probleme, da der Song schon für einen anderen Animationsfilm verwendet wurde, nämlich "Ich – einfach unverbesserlich 2"; dafür erhielt er seinerzeit sogar eine Oscar-Nominierung. 


Vorschau / Ausblick 

Ob ich meinen Bericht über den oder das "Kickoff Jugendpastoral" im nächsten Wochenbriefing oder lieber in einem eigenständigen Artikel fortsetze, habe ich noch nicht endgültig entschieden; morgen jedenfalls werden wir wohl "ganz normal" in St. Joseph Siemensstadt in die Messe gehen, und in den nächsten Tagen gedenke ich einen neuen Beitrag für die Familienseite der Tagespost fertigzustellen. Am Dienstag steht dann ein Vorbereitungstreffen für den in zwei Wochen anstehenden nächsten Kinderwortgottesdienst in St. Joseph Siemensstadt an, von dem ich ja schon erwähnt hatte, dass er ein ziemlich harter Brocken zu werden verspricht. Am Mittwoch werde ich nach Möglichkeit wieder mit meinem Jüngsten in Heiligensee zur Messe gehen, am Nachmittag ist dann wieder JAM, am Freitag wieder Rumpelberggruppe; und nächsten Samstag ist schon wieder Community Networking Night im Baumhaus. Ob wir da hingehen, steht – wie eigentlich jedes Mal – noch nicht fest, aber wenn ja, wird der Bericht darüber wohl bis zum übernächsten Wochenbriefing warten müssen... 


29 Kommentare:

  1. Zum Thema Jugendpastoral lohnt es sich, einen Blick in die Umfrage im Rahmen der sog. Perspektiventwicklung Jugendpastoral zu werfen. Deren Ergebnisse sind verblüffend. Ebenso die Nicht-Beachtung der Umfrage durch die Bistumsleitung in der Neuaufstellung der Jugendpastoral. Nur ein Beispiel: Die Umfrage ergab, dass nur eine kleine, teils nicht einmal messbare Minderheit von Jugendlichen „woke“ Themen in der Jugendarbeit will. Messbar wird dieser Wunsch allein bei den älteren, die nicht mehr jugendlich sind…

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  2. Schön übrigens, DASS Sie, lieber King Bear, diesmal immerhin gewählt haben, wie wir selbst auch bereits, - allerdings erkenne ich bei Ihnen dabei eine gewisse Lustlosigkeit, oder irre ich mich da?

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    1. Entschuldigung, aber ob man die übrigens in vergangenen Artikeln klar ausgedrückten Vorzug unseres Gastgebers fürs Nichtwählen für vertretbar hält oder nicht - die Forderung, eine der angebotenen Parteien zu wählen (selbst wenn eine von ihnen nur das Manko der realistischen Aussichtslosigkeit haben sollte, was aber nuneinmal ebenfalls ein ziemliches Manko ist) und das dann auch noch lustvoll zu tun, ist doch zweifellos um einiges unvertretbarer.

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    2. Imrahil, statt "Lustlosigkeit" hätte ich vielleicht auch "ohne innere Überzeugungskraft" geschrieben.
      Natürlich kann man solches nicht quasi herbeizaubern, aber es wäre doch schade für einen überzeugten Katholiken, wenn ihn wirklich KEINE der sich bewerbenden Parteien überzeugte.
      Seine schlechten JU-Erfahrungen aus Jugendtagen sollte übrigens King bear dabei nicht zwingend auf die gesamte aktuelle CDU anwenden.

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    3. Anonym Nr. 2
      Ehrlich gesagt, ich kann es persönlich sehr gut nachvollziehen, wenn es jemandem bei den zur Wahl stehenden Parteien aus christlicher Sicht an innerer Überzeugungskraft mangelt. Das geht mir genauso.Die Briefwahlunterlagen liegen bei mir
      zuhause, ich werde mich auf jeden Fall für eine Partei entscheiden, aber tue es mit Bauchschmerzen. In meinem Bundesland stehen zudem noch einige Parteien weniger zur Wahl als in Berlin. Wenn ich alle weg streiche, die für mich aus einem oder mehreren Gründen persönlich nicht wählbar sind (dazu gehört auch die AfD, falls sich das jemand fragt), bleibt nicht sehr viel und das, was bleibt, ist nur ein Kompromiss, der mich offen gestanden nicht mit Freude, sondern Traurigkeit und Sorge erfüllt. Ich wünschte, es wäre anders.

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    4. Lieber @Diasporakatholik,

      >> aber es wäre doch schade für einen überzeugten Katholiken, wenn ihn wirklich KEINE der sich bewerbenden Parteien überzeugte.

      Das steht natürlich nur unter dem Vorbehalt meines beschränkten persönlichen Urteilsvermögens, aber in diesem Sinne:

      Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Man kann sicher über Jahr und Tag diskutieren, was das kleinere Übel ist und wie wichtig es ist, zur Verhütung von Schlimmerem das zu wählen. Aber ein kleineres Übel ist ein Übel, Ausrufezeichen! Und ein Katholik, der in der derzeitigen politischen Landschaft tatsächlich von einer Partei überzeugt ist, d. h. sie nicht nur anderen Übeln noch vorzieht, kann ich mir nur nur so vorstellen, daß er entweder einen anderen Begriff von „überzeugt“ hat als ich oder - sorry - falsch urteilt.

      Welche Partei sollte das denn sein, von der man das kann? Eine Partei, die keine Chance hat in den Bundestag einzuziehen? Eine Partei, die immerhin in der Abtreibungsfrage am Status quo festhält (mit so Bemerkungen wie „ein gelungener Kompromiß, an dem nicht gerüttelt werden sollte“), statt wenigstens im einem Grundsatzprogramm als zitierbares Fernziel sich ausdrücklich zur Abschaffung der Straffreiheit zu bekennen?

      Das allein so schon zwei Punkte, die ein solches Überzeugtsein ausschließen. Und unter mindestens eine der beide fällt jede Partei, die in Deutschland antritt. (Ja, auch die AfD bekennt sich ausdrücklich zu den Ausnahmen im $ 218; ich habe es eben gelesen.)

      Je nach Partei könnten weitere Punkte hinzukommen. Wenn Sie zum Beispiel anscheinend die CDU meinen: wieso genaugenommen führt die ein politisches Manöver durch, dessen politischer Zweck einzig darin bestehen kann, die sogenannte Brandmauer einzureißen (es ging um einen unverbindlichen Beschluß und ein am Bundesrat scheitern würdendes Gesetz) - ein für sich genommen legitimer Schachzug -; verbindet *das* dann aber damit, Stein und Bein auf die Aufrechterhaltung derselben zu schwören und, das ist vielleicht noch komischer, dabei sogar persönlich glaubwürdig zu sein? Und warum kämpft man so vehement gegen eine der wenigen Ampelliberalisierungen, die man von der Moral her verteidigen oder für immerhin-nur-unklug erklären kann (was ja heutzutage fast eine Verteidigung ist), nämlich daß die Nicht-Fisch-nicht-Fleisch-Drogenpolitik der 2000er und 2010er durch eine Freigabe ersetzt worden ist - während man von einer Revision des Transsexuellengesetzes oder auch nur der Wiederherstellung der Redefreiheit (d.h. ausdrückliche Erlaubnis des eigentlich richtigen Vornamens und der eigentlich richtigen Pronomina) ziemlich genau nichts hört?

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    5. Seltsam, Imrahil, ich bin ein glaubenstreuer wertkonservativer Katholik und habe kein Problem damit gehabt, diesmal beide Stimmen der CDU bzw. nach Prüfung dem betr. Kandidaten zu geben - und zwar mit voller Überzeugung, damit das Richtige nicht nur für mich sondern auch für meine Familie zu tun.
      Am letzten Montag hat übrigens der Rechtsausschuss des dt BT mit Stimmen von Union und FDP eine Straffreiheit der Abtreibung, die von SPD, Grünen und Linke-Abgeordneten noch in letzter Minute einzuführen versucht wurde verhindert! DAS ist die Realität, statt hier im Zusammenhang mit Abtreibung von derzeit völlig unrealistischen Fernzielen zu schwadronieren.
      Wir sind zwar nicht beim jährlichen Lebensrechtsmarsch dabei, aber wir unterstützen anderweitig - auch finanziell - mit der Stiftung Ja zum Leben eine christliche Lebensrechtsorganisation.
      Überhaupt nicht nachvollziehen kann ich Ihre Sympathie für die Cannabisfreigabe durch die Ampelkoalition - konsumieren Sie etwa gar selbst?

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    6. "(Ja, auch die AfD bekennt sich ausdrücklich zu den Ausnahmen im $ 218; ich habe es eben gelesen.)"

      Auch deswegen bin ich in diese Partei eingetreten, um das Thema § 218 aus katholischer Sicht anzusprechen. Dass die Abtreibung ein abscheuliches Verbrechen ist, gehört in jede Parteiversammlung, an der ich teilnehme. Aber wie das häufig so ist: Darüber wollen wir dich ein andermal hören.

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    7. Lieber @Diasporakatholik, wie gesagt, ein kleineres Übel ist ein Übel, und es ist sehr wichtig, sich wenigstens innerlich geistlich nicht korrumpieren zu lassen. „Voldemort beherrscht schon die ganze Welt, laß ihn nicht auch noch in deinen Kopf.“ Deshalb wäre es für eine Partei eigentlich wichtig, irgendwo klar zu *sagen*, was das Ziel eigentlich wäre. „Ein Ziel vor Augen gibt Sinn dem Leben“, um erneut die Wildschützen zu zitieren. Erst dann kann der echte politische Kompromiß folgen, und ein Kompromiß geht notwendigerweise damit einher, daß beide Seiten weiterhin ein Schild hochhalten, auf dem steht „daß es hier überhaupt eines Kompromisses bedarf, unterliegt unserem Protest“. Das Schild darf nicht eingemottet werden.

      Übrigens scheint mir das auch realpolitisch die aussichtsreichere Strategie zu sein, was man teilweise, leider mittlerweile eher in anderen Fällen, in Amerika beobachten kann. Aber selbst wenn es nicht so wäre: Man muß zuallererst immer (!) das eigene Gewissen reinhalten.

      Ein solcher Kompromiß ist natürlich beim Wähler die eigene Stimmabgabe; aber eben ein Kompromiß, eine Stimmabgabe für ein kleineres Übel. Als solcher kann sie sehr löblich sein. Wird sie mehr, ist etwas faul - außer die Partei wäre perfekt.

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    8. Was Ihre Unterstellung beim Cannabiskonsum betrifft (die Antwort ist übrigens „nein, aber ich kenne Leute, die“), wäre zunächst einmal sagen, daß diese konservative Neigung, bei bestimmten Themen mit dem persönlichen Prügel draufzuhauen, schon allein eine ziemliche Frechheit ist, die die Konservativen bei manchen Leuten unwählbar machen könnte. Man wählt nämlich Leute, die man freundlich findet.

      Man muß bei Diskussionen beide Seiten nüchtern betrachten. An und für sich sogar bei jedem Thema, vom klaren katholischen Standpunkt aus (um abgewandelt Honecker zu zitieren); aber bei echten naturrechtlich klaren Sachen wäre so eine Haudraufargumentation immerhin noch nachvollziehbar. Aber Moral mit „das, was die Anständigen igittipfuibäh finden“ zu verwechseln, ist ein falsch, und ein typisch konservatives Problem. Man muß die echt falschen Dinge angreifen, zumindest mit größerer Priorität. Meine Priorisierung war genau so gemeint.

      Aber ja, meine Sympathie für einen Zustand, in dem eine große Gruppe von Menschen (von denen ich einige mag) im Zustand des Kriminellseins gehalten wird, ohne daß man ihnen zugleich durch effektive Strafen und Verfolgung, vor der sie zittern, dabei hilft, da herauszubekommen, ist sehr begrenzt. Wer schießt, muß schießen, um zu treffen. Wer einen Krieg nicht gewinnen kann oder zu den Methoden, mit denen er ihn gewinnen könnte, nicht greifen will, weil sie ihm barbarisch und übermäßig vorkommen, nicht greifen will, der sollte kapitulieren.

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    9. Und das letztere zumal in wie gesagt in einem Bereich, wo mit dem Wegfall des staatlichen Befehls, gegen den die Leute ungehorsam sind, wahrscheinlich der größere Teil der Sünde wegfällt.

      Daß dieser Befehl anundfürsich schon auch klug gewesen sein kann, habe ich nicht angezweifelt. Aber ein Befehl ist weniger wichtig als das Verbotensein insichschlechter Handlungen, und „Vorgesetzte haben ihren Befehl angemessen durchzusetzen“, um das Soldatengesetz zu zitieren.

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    10. Wollen Sie mir ein schlechtes Gewissen einreden, dass ich diesmal überzeugt CDU gewählt habe, Imrahil?

      Was soll das?

      Natürlich stimme ich auch weder mit allem überein, was diese Partei beschließt oder auch wo unser betr. Kandidat seine besonderen Schwerpunkte hat.
      Aber für mich gilt: CDU - Was sonst?
      Als "Übel" sehe ich diese Partei und ihre Vertreter, soweit sie mir bekannt sind, jedenfalls nicht.
      Übel sind für mich die linken Parteien SPD, Grüne, Linke, BSW aber auch AfD. Und die Reichenpartei FDP kommt trotz mancher inhaltlicher Übereinstimmung bei manchen Zielen für mich eh nicht in Frage, zumal deren hiesiger Kandidat die Strafbarkeit in Paragraph 218 abschaffen möchte. Habe ich ihm auch geschrieben.

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    11. Ob Sie konservative Leute wie mich mögen oder nicht, ist mir vollkommen egal . Ich kenne zumindest einen , der auch Cannabis konsumierte, und wir haben manche Diskussion geführt über dessen Gefährlichkeit, ohne dass wir uns deshalb privat irgendwie zerstritten hätten.
      Ungefährlich ist das Zeug entgegen mancher anderslautender Behauptungen eben NICHT! Das können und werden auch echte Fachleute bestätigen.

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  3. Lieber @Diasporakatholik,

    ich will meistens genau das sagen, was ich auch schreibe. Wenn ich Ihnen ein schlechtes Gewissen dafür machen wollte, daß Sie CDU wählen, dann hätte ich das geschrieben. Habe ich nicht.

    Ein schlechtes Gewissen will ich Ihnen wenndann dafür machen, daß sie meine (sinngemäße, hier nochmal in anderen Worten) Bemerkung, wonach die Cannabisfreigabe möglicherweise-unklug-aber-nicht-mehr-als-das, das Transsexuellengesetz hingegen widernatürliches Unrecht ist und es insofern eine falsche Prioritätensetzung offenbart, für die Revision von ersterem aber nicht letzterem Wahlkampf zu machen - daß sie dem nicht etwa nur widersprechen, ja genaugenommen nicht einmal überhaupt inhaltlich widersprechen, sondern Ihnen nichts besseres einfällt, als mich zu beleidigen und mir in ehrenrühriger Weise ein Drogenproblem zu unterstellen.

    Meine Entscheidung ist noch nicht ganz getroffen. Ich will nicht schwindeln und behaupten, das würde wahrscheinlich den Ausschlag geben; aber ein kleines Gewichtchen, das sich in der Waage meiner persönlichen Stimmentscheidung auf die Schale zuungunsten der Union legt, ist tatsächlich gerade diese Ihre Beleidigung dann halt doch.

    - Für den Rest wäre "schlechtes Gewissen einreden" zu viel gesagt, aber für wichtig halte ich es eben schon: das betrifft aber - und das hätten Sie wirklich schon oben lesen können - sicher nicht die Stimmabgabe als solche, sondern der, nennen wir's mal (zugegeben vielleicht etwas zu hochtrabend, aber mir will auf der Schnelle kein geeigneter Begriff aussagen, der dasselbe mit weniger Intensität aussagt) Geist der Gefolgschaft. Das ist bei Trump falsch, es ist bei der AfD falsch, es ist aber nun einmal auch bei der Union falsch.

    Die eigene Stimmabgabe ist ein Kompromiß, der Dinge um wichtigerer Ziele willen inkaufnimmt. So weit so gut, aber bis zum eigenen Hirn, das feststellt, daß das eine Inkaufnahme und ggf. schmerzlich ist: *so* weit darf der Kompromiß nicht gehen. Und selbst wenn ein Parteimitglied sagt "als Parteimitglied will ich davon nicht öffentlich reden", so ginge es zu weit, dies von anderen, selbst wenn sie dieselben Ziele teilen, zu fordern.

    Eine solche Gefolgschaft schulden wir nur Christus dem König.

    Sie selber schreiben ja: "Natürlich stimme ich auch weder mit allem überein, was diese Partei beschließt", usf. Soweit so gut. Nur daß das bei Ihnen nur eine, wenn auch ernstgemeinte, so doch nur eine kleine der Logik geschuldete Einräumung, auf die gleich das große Aber folgt.

    Und auch ein solches "ich bin nun einmal ein loyaler CDU-Anhänger und mache meine Differenzen mit mir daheim aus" mag ja einer vielleicht für sich selber so halten, dem möchte ich hier nicht einmal widersprechen (obwohl ich, wie unschwer klargewesen sein dürfte, da außerhalb konkreter Wahlkampfeinsätze auch persönlich meine Bedenken hätte). Aber jedenfalls: *das* von anderem einfordern? "Es wäre schade für einen überzeugten Katholiken", wenn er nicht in dem Ausmaß CDU-Anhänger wäre?

    Nein, wir ein solches Anrecht auf uns hat die Union nicht. Emotional gesehen hat sie es vielleicht einmal gehabt; aber nach allem, was sie uns angetan hat, hat sie es nicht mehr. Zumal sie, wenn man die Emotionen beiseiteläßt, sie es vernünftig-philosophisch gesehen schon damals unter Adenauer und Strauß wohl nicht hatte.

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    1. Man entschuldige bitte den Ebenenfehler, muß auf das falsche "Antworten" geklickt haben.

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  4. Und übrigens habe ich nicht das Adjektiv "übel", sondern das Substantiv "Übel" gebraucht. Das bedeutet "Mangel am Guten" und ist mithin sachlich genau gleichbedeutend wie daß man "nicht mit allem übereinstimmt".

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  5. Und aus der Befürchtung - tut mir leid, aber ich kann mir nicht helfen - heraus, daß Sie fälschlich meinen könnten, der letzten Absatz des vorvorigen Kommentars würde diese Aussage ganz oben annullieren: Ich argumentiere präzise dagegen, daß die Union (oder irgendeine andere Partei) diese Art von allgemeinem Gefolgschaftsanspruch hat.

    Das heißt genau das, was es heißt. Es heißt *nicht*, daß die bei der Abwägung über die eigene Stimme nicht eine Stimme für sie herausspringen könnte. Es heißt nicht einmal zwingend, daß ein Mensch ihr so eine Gefolgschaft nicht freiwillig leisten könnte, ohne das von anderen zu fordern. Es heißt, was es heißt.

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  6. >>Ungefährlich ist das Zeug entgegen mancher anderslautender Behauptungen eben NICHT!

    DAS HABE ICH AUCH NICHT BEHAUPTET.

    Ich habe genau das geschrieben, was ich geschrieben habe. Widersprechen Sie dem, wenn sie wollen; behaupten Sie von mir aus sogar, daß eine Rekriminalisierung die Beibehaltung des Transsexuellenunfugs wert wäre, aber beschäftigen Sie sich, wenn Sie mir schon antworten, mit dem, was ich geschrieben habe.

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  7. Und übrigens,

    >>Ob Sie konservative Leute wie mich mögen oder nicht, ist mir vollkommen egal.

    Schauen Sie, diese Einstellung ist halt auch falsch. So richtig es ist, daß man um der Wahrheit willen persönliche Konflikte nicht scheuen darf - nach der Devise "wenn Sie mich deswegen nicht mögen, bedauere ich das, aber ich muß nun einmal" - so richtig ist es andererseits aber eben auch, daß wir als Christen mit anderen und besonders mit Glaubensgenossen nach Möglichkeit sehr wohl so umzugehen haben, daß wir von ihnen gemocht werden. "Das ist mir vollkommen egal" fällt aus.

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    1. Das hätten Sie ja auch selbst bei Ihren an mich gerichteten Postings berücksichtigen können.
      Tut mir leid, aber Ihre vielleicht gar nicht so gemeinten Anmerkungen kommen bei mir großenteils recht besserwisserisch an und das nervt mich dann halt auch ziemlich.
      Ich schlage vor, wir beenden unseren Disput nachdem wir ja die eigenen Standpunkte erschöpfend genug ausgetauscht haben - einverstanden?

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    2. Aber mir war es nicht *egal*, ob Sie mich mögen. Und ich habe nicht gesagt, daß mir das egal sei; weil es das auch tatsächlich nicht ist.

      Es nervt mich freilich tatsächlich ziemlich, wenn jemand auf Dinge antwortet, die er meint herauszuhören, statt auf das, was dasteht. Und so, entschuldigung, habe ich Ihr Vorgehen empfunden:

      wenn ich etwa so Dinge sage wie "man sollte das kleinere Übel wählen, aber man darf nicht vergessen, daß das ein Übel ist, weil das und das fehlt" und die Antwort darauf ist "aber man muß doch realistisch", und so. Dann bitte ich darum, daß die Aussage, daß der Kompromiß hintennach hineingehört, eben die Entscheidung über das kleinere Übel ist, und man gewissermaßen in die Verhandlung nun einmal mit einem anvisierten Ziel hineingehen muß, doch wenigstens als solche verstanden wird. (Ein Gewerkschafter, nebenbei, würde sein Ziel eher übertreiben statt untertreiben.)

      Davon abgesehen darf ich, denke ich, um Verständnis und im Wortsinn um Entschuldigung bitten, daß ich, wenn ich (übrigens jedenfalls für mein Empfinden, es mag aber sein, daß das anders herübergekommen ist, ohne besonderen Nachdruck*) unter anderem die Priorisierung der Cannabisrekriminalisierung als fragwürdig angemerkt habe, von Ihnen als Kiffer hingestellt worden bin, sich (mindestens) ein erheblicher emotional angegriffener Unterton in meine sachliche (vom Unterton abgesehen weiterhin sachliche? denke schon, bin aber da nicht neutral) Argumentation gemischt hat.

      >>Ich schlage vor, wir beenden unseren Disput nachdem wir ja die eigenen Standpunkte erschöpfend genug ausgetauscht haben

      Haben wir das? Ich finde ja, Standpunkte sind erst erschöpfend ausgetauscht, wenn man das Gegenüber zur Gänze verstanden hat... Ich habe Sie irgendwie noch nicht so ganz verstanden: Ihre Wahlentscheidung schon - und damit naturgemäß auch, warum Sie denken, jeder andere müsse ebenso entscheiden, denn das ist ja darin impliziert (*das* ist *kein* Vorwurf); nicht aber, warum Sie meinen, die anderen müßten darin ebenso begeistert sein wie Sie, und auch nicht, warum man für das "natürlich habe auch ich bestimmte Differenzen" nicht das althergebrachte Wort vom kleineren Übel gebrauchen solle.

      [* Das komische Manöver, gegen die Brandmauer vorzugehen, etwas zu tun, was überhaupt keinen realpolitischen Sinn hat außer gegen die Brandmauer vorzugehen, einen Sinn, den ich um nicht falsch verstanden zu werden wohlgemerkt für sinnvoll halten würde - und dabei dann aber zu sagen, daß man das gerade nicht tue... irritiert mich um einiges mehr.]

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  8. Ob Sie Union, in Ihrem Falle doch wohl CSU wählen, oder wg mir eben nicht, ist allein Ihte Sache, Imrahil.
    Ist mir selbst übrigens auch herzlich egal - ICH jedenfalls würde meine persönl. Wahlentscheidung nicht von einem anderen Wähler einer Partei abhängig machen - und wenn es Roland Kaiser wäre (der ja zur SPD gehört).
    Natürlich bin ich auch wie Sie gegen das Transsexuellengesetz, keine Frage. Letzteres Gesetz gegen die Cannabislegalisierung und letztlich gegen den Unionswahlkampf und diese Partei in Stellung zu bringen, ist für mich so schräg, dass ich darob durchaus versucht wäre anzunehmen, Sie hätten doch etwas Ungesundes geraucht oder sonstwie eingenommen.

    Die Cannabislegalisierung halte ich für groben Unfug und für absolut schädlich insbesondere für die junge Generation.

    Mir würde NIE einfallen, dieses Gesetz etwa gegenüber der vorherigen Verbote gut zu heißen und Cannabis zu verharmlosen, wie Sie es mit Rücksicht auf Bekannte, d.h. aus subjektiv-persönlichen Gründen in Ihrem ersten Posting an mich taten.

    Für mich ist seit der Legalisierung übrigens auch der SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach unten durch, da gerade er als graduierter Mediziner es besser wissen sollte.

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    1. >>Mir würde NIE einfallen, dieses Gesetz etwa gegenüber der vorherigen Verbote gut zu heißen und Cannabis zu verharmlosen, wie Sie es mit Rücksicht auf Bekannte, d.h. aus subjektiv-persönlichen Gründen in Ihrem ersten Posting an mich taten.

      Es tut mir leid, aber das ist halt falsch.

      Erstens habe ich Cannabis nicht verharmlost. Habe ich einfach nicht. Es tut mir leid, ich kann es auch nicht ändern, aber das habe ich beim besten Willen nicht.

      Zweitens bin ich wie gesagt vor allem auf die Priorisierung gegenüber dem Transsexuellengesetz eingegangen. Das hatte einen bestimmten Grund. Zugegeben: Der ist vielleicht nicht ganz offensichtlich. Was meines Wissens nicht die (zugegeben in Frageform gekleidete, aber mir deutlich so herübergekommene) Unterstellung Unterstellung rechtfertigt, nur weil das Thema zufällig Drogen sind, sei ich ein Kiffer, aber gut.

      Der Grund ist: Die beiden Dinger haben nämlich etwas gemeinsam. Und zwar das folgende: Es handelt sich, das folgende Wort ist nicht mit positiver Wertung gemeint, gesetzestechnisch um "Reformen" der gegenwärtigen Regierung. Und bei allem Lagerwahlkampf ist die direkte Rücknahme einer Reform durch die Gegenpartei, nachdem die die nächste Wahl gewonnen hat, in der deutschen Politik eine sehr seltene Erscheinung. Selbst als bloßer Programmpunkt im Wahlprogramm.

      Nun ist unter der gegenwärtigen Regierung eine Reform durchgeführt worden, die dringend unbedingt zurückgenommen werden *muß* - das Transsexuellengesetz -; und die Union entscheidet sich, die Rücknahme einer Reform zu verlangen, aber einer *anderen*. *So* bin ich da draufgekommen.

      Drittens. Daß ich hier meine kiffenden Bekannten erwähnt habe, war, weil es mir auf Ihre Frage, ob ich denn selbst zu ihnen gehöre, das Verschweigen der Tatsache, daß es solche gibt, als unehrlich vorgekommen wäre.

      Die Rücksicht aber, die ich auf sie tatsächlich gerne nehmen würde, bezieht sich wie gesagt darauf, sie nicht im Zustand des Kriminellseins zu behalten *ohne daß man ihnen zugleich durch wirksames Bestrafen aus diesem heraushilft*. Bitte den letzteren Teil nicht unterschlagen, der gehört mit dazu.

      Das ist nämlich der Grund, warum ich viertens, auch wenn nicht das der Vorwurf an die Union war (sondern die Priorisierung), doch persönlich die Ampelreform *gegenüber dem bisherigen Zustand* vorziehe. Strikt verglichen mit dem bisherigen Zustand.

      Sie tun nämlich hier irgendwie so, als hätten wir die Wahl zwischen einer permissiven und einer repressiven Drogenpolitik. Für letztere bin ich durchaus offen, ob Sie mir das nun glauben oder nicht; es gibt für beides Argumente (ja, ich gebe zu: doch, das es *auch* für ersteres Argumente gibt, finde ich dann doch). Und in einer idealen Welt hätten wir diese Wahl.

      Realpolitisch hatten wir sie aber nicht und haben sie auch jetzt nicht, und das ist genau der Punkt. *Realpolitisch* haben wir nur die Wahl zwischen einer ehrlich-permissiven Drogenpolitik und einer faktisch-ebenfalls-permissiven-sich-aber-nicht-so-nennenden Drogenpolitik. Und bei der letzteren sind die Leute dann kriminell bleiben es, *ohne* wie gesagt durch Verfolgungsdruck auf den rechten Weg zurückgebracht zu werden. Und ein Urteil, was von *den* beiden Dingen besser ist, *das* traue ich mir allerdings schon zu. - Und der Staat könnte, wenn er wollte. Versuchen Sie mal, in Singapur Drogen zu bekommen! Aber das Modell Singapur steht nicht zur Debatte (auch nicht in einer Variante ohne Todesstrafe.)

      Drogen können die Psyche verrücktmachen, und das ist problematisch. Der geistliche Schaden aber, der daraus entsteht, daß ein Verhalten den Strafgesetzen zuwiderläuft und wohl auch sündhaft ist (da ungehorsam), dann aber gang und gäbe ist und nicht ernsthaft verfolgt wird - der ist gelinde gesagt *auch* vorhanden.

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    2. Was übrigens Lauterbach betrifft: Der mußte halt eine Politik machen, die ein nennenswerter Teil der eigenen Partei, vor allem aber die eigenen Koalitionspartner so wollten, entgegen den eigenen Wünschen. Dafür kann man ihn fast bemitleiden.

      Trotzdem, wenn dieser dem Vernehmen nach selbst entgegen Scholz' Wünschen von der Presse als Vertreter des Coronamaßnahmenextremismus ins Kabinett geschriebene Minister nicht mehr Minister ist... dann ist das eine gute Sache. Auch wenn mir sein immerhin vom wenn auch versteiften Glauben daran, daß das richtig so sei, getragener Dauermahnerei und -vorschreiberei wohl in mancher Hinsicht trotzdem noch lieber war als das sich gar nicht die Mühe einer wissenschaftlichen Argumentation machende "ich setz noch einen drauf, weil ich der Markus Söder bin"...

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  9. Ok, ich lasse die nochmals erläuternden Standpunkte Imrahils einschl. einiger bei ihm wohl unvermeidlicher
    "rhetorischer Nachbeben" ohne weitere Antworten meinerseits so stehen, damit dieser Disput durch immer neu ausgelöste Trigger beim Dialogpartner nicht endlos weiter geht.

    Denn ich habe u.a. als pflegender Angehöriger noch andere - wichtigere - Verpflichtungen und möchte auch die begrenzte mir verbleibende Freizeit sinnvoller und angenehmer nutzen, als mich mich hier fruchtlos herumzustreiten oder etwa auf das eine oder andere hingehaltene Stöckchen zu springen.

    Ich überlasse es aufmerksam-kritischen Lesern, so sie überhaupt Lust und Zeit dazu haben, sich ein eigenes Urteil über das hier von beiden Seiten Vorgebrachte zu bilden.

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    1. Wenn Sie die nicht nur so stehen lassen, sondern verstanden haben, worum es mir geht [*], und als meine Meinung und als eine bei einem Katholiken akzeptable Meinung akzeptieren, dann bin ich zufrieden. (In meinen Träumen könnten Sie obendrein noch die Unterstellung, ich sei ein Kiffer, mit Bedauern zurücknehmen, aber wollen wir mal ganz realpolitisch nicht unrealistisch sein.

      Nur das eine möchte ich noch klarstellen: daß ich mir mühsam die Zeit und Energie genommen habe, weil ich nicht anders konnte, heißt auch bei mir nicht, daß ich sie eigentlich gehabt hätte. Ich wollte eigentlich, da unser Gastgeber mit Bauchschmerzen eine Partei gewählt hat, obwohl er sich eigentlich zum Nichtwählertum bekannt hat, nur den Kommentar abgeben, daß das doch ernsthaft alles ist, was man verlangen kann, und hielt das (und halte es noch immer), für eine Auffassung, zu der gar kein sinnvoller Widerspruch möglich ist, insofern auch keinen Zeit- und Energieaufwand.

      [* unter anderem ganz grundsätzlich, daß es legitim ist, Meinungen mit einem zweiten Halbsatz oder auch einem zweiten oder dritten Absatz zu haben. Selbst wenn sie von mir sind; ich bin unwichtig, das ist keine Koketterie, aber daß es so etwas geben darf *ist* wichtig.]

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    2. Wenn Sie jetzt nicht antworten, fasse ich das als volle Zustimmung auf außer zur Rücknahme zur Unterstellung - und, fairneßhalber, zur Auffassung, daß es kein sinnvolles Argument gibt mehr als Wahl-mit-Bauchschmerzen zu verlangen … aber verstehen tue ich das immer noch nicht…

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  10. Ich weiß echt nicht, wofür ich mich bei Ihnen entschuldigen sollte.
    Ich hatte in Erwiederung Ihres seinerzeitigen Postings geschrieben:

    "Überhaupt nicht nachvollziehen kann ich Ihre Sympathie für die Cannabisfreigabe durch die Ampelkoalition - konsumieren Sie etwa gar selbst?"

    Eine Unterstellung ist das nicht gewesen sondern eine ganz einfache Frage.

    Merke:
    Wer GENAU liest (auch z.B. Satzzeichen), ist klar im Vorteil und braucht sich dann auch nicht beleidigt zu fühlen, wenn dafür gar kein Grund vorliegt.

    So, jetzt ist aber für mich hier endgültig Schluss, Adieu.

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  11. Na, "etwa gar selbst" ist eine klassische Formulierung für eine Unterstellung.

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