Gesegneten 2. Advent, Leser! Es gibt wieder viel zu berichten – so viel, dass ich mich erneut zu einem "vorzeitigen Redaktionsschluss" veranlasst gesehen habe; konkret bedeutet das, dass ich die Ereignisse des gestrigen Freitags – einschließlich meines Auftritts als Nikolaus in Siemensstadt – erst im nächsten Wochenbriefing schildern werde.
In der vorliegenden Ausgabe geht es in den Themenbereichen Kinder und Kirche u.a. um ein weihnachtliches Kindermusical in der Gemeinde auf dem Weg, einen von mir praktisch im Alleingang konzipierten und gestalteten Kinderwortgottesdienst über den Propheten Jeremia sowie den Besuch beim JAM am Mittwochnachmittag; beim wöchentlich wechselnden dritten K in der Überschrift habe ich, wie man sieht, ein bisschen gemogelt, aber wirklich nur ein bisschen: Tatsächlich geht es im Abschnitt mit der Überschrift "Kinder sind von Natur aus 'pro life'" auch, wenn auch nur am Rande, um das Recht, im öffentlichen Raum Plakate zu kleben. Nun aber genug der Vorrede!
Tegel bei Nacht (Abb. ähnlich) |
Der Himmel kommt zu uns: Advents-Auftakt in der Gemeinde auf dem Weg
Das chronologisch erste Ereignis, das es im Rahmen dieses Wochenbriefings zu schildern gilt, ist die Adventsfeier auf dem "Rumpelberg", wie mein Jüngster diese Anhöhe am Waidmannsluster Damm zu nennen pflegt – mit anderen Worten also bei der charismatisch-freikirchlichen Gemeinde auf dem Weg – am vergangenen Samstag. Um 11:40 Uhr, zehn Minuten nach Beginn der Einlasszeit, trafen wir dort ein; um 12 Uhr sollte das Programm laut Ankündigung mit einer "Kindertheater"-Aufführung beginnen, und ich muss sagen, ich hätte mir darunter etwas sehr viel Schlichteres und Amateurhafteres vorgestellt als das, was wir dann tatsächlich zu sehen bekamen: Es handelte sich um ein Musical, das die Weihnachtsgeschichte originellerweise aus der Perspektive des alten Simeon (vgl. Lukas 2,22-35) schildert, und insgesamt wirkten rund 40 Kinder daran mit – im Chor, als Gesangssolistinnen, Tänzerinnen und natürlich Schauspieler. Die Musik war flott und die Dialoge zum Teil ziemlich witzig; vor Beginn der Vorstellung hatte eine Ansagerin verraten, dass für diese Aufführung drei Monate lang geprobt worden sei. Gegenüber dem Krippenspiel in St. Stephanus Haselhorst, an dem wir beteiligt sind, ist das natürlich eine ganz andere Liga, ja fast schon eine andere Sportart; abgesehen davon, dass eine Gemeinde wie St. Joseph/St. Stephanus offenkundig weder die personellen noch die technischen oder die räumlichen Ressourcen hat, um so eine Produktion auf die Beine zu stellen (dazu wird es weiter unten noch etwas anzumerken geben), gibt es auch hinsichtlich der angestrebten Zielgruppe erhebliche Unterschiede: Bei dem Musical in der Gemeinde auf dem Weg waren nicht nur die Mitwirkenden Kinder; Kinder, oder jedenfalls Familien mit Kindern, waren auch das vorrangige Publikum. Das ist beim Krippenspiel in St. Stephanus nicht im selben Maße der Fall: Dieses soll explizit eine Veranstaltung für die ganze Gemeinde sein, wobei nicht zuletzt auch an die Bewohner des benachbarten Seniorenheims gedacht ist. Das sind natürlich nachvollziehbare Gründe dafür, dass das Krippenspiel einer recht konventionellen Dramaturgie folgt und dass zwischen den einzelnen Szenen traditionelle Weihnachtslieder gesungen werden, die auch im Gotteslob stehen. Trotzdem: Nachdem ich bereits angeboten habe, mich in meiner Eigenschaft als studierter Theaterwissenschaftler im nächsten Jahr auch konzeptionell stärker beim Krippenspiel zu beteiligen, mache ich mir schon so meine Gedanken darüber, ob man da nicht irgendwo einen Mittelweg finden könnte.
So eine Bühne hat natürlich nicht jeder. |
Szenenbild mit aus Datenschutzgründen anonymisiertem Taubenhändler |
Erwähnen sollte ich wohl noch, dass der Saal, grob überschlagen, um die 500 Sitzplätze hatte; diese waren zwar nicht ganz bis auf den letzten Platz besetzt, aber doch fast. – Nach dem Ende der Aufführung wurde im weiträumigen Foyer des Gemeindezentrums ein Advents-Flohmarkt eröffnet, außerdem gab es Bastelangebote für die Kinder und Hotdogs für 2 Euro. Beim Flohmarkt kauften wir Weihnachtsgeschenke für die Kinder, aber auch – damit ihnen die Wartezeit bis Heiligabend nicht zu lang wird – ein paar kleine Geschenke "für sofort", und außerdem erwarb ich drei CDs mit Lobpreismusik für Kinder, als Grundstock für das Projekt "Kinder-Lobpreis-Disco" sozusagen.
Wir trafen auch allerlei Bekannte – vor allem, was wohl nicht sehr überraschend ist, aus der freitags stattfindenden Eltern-Kind-Gruppe, zu der ich recht regelmäßig mit dem Jüngsten gehe, aber durchaus auch aus unserem katholischen Bekanntenkreis: eine Familie, die ich beim Väterwochenende in Zinnowitz im Frühjahr kennengelernt hatte, eine Familie aus der Gemeinde von St. Joseph Siemensstadt (darunter übrigens das Mädchen, das bei "unserem" Krippenspiel die Maria spielen soll) und eine aus der Gemeinde von Herz Jesu Tegel. Mir scheint das sagt schon einiges darüber aus, in was für einem Umkreis, und auch über Konfessionsgrenzen hinaus, die Veranstaltungen der Gemeinde auf dem Weg ihr Publikum finden. – Insgesamt erscheint es allemal bezeichnend, dass eine freikirchliche Gemeinde, die von Spenden lebt, so etwas auf die Beine stellt, während in den kirchensteuerfinanzierten Großkirchen viele Gemeinden im Winter zusätzliche Türkollekten abhalten müssen, um ihre Heizkosten decken zu können. Ich lasse den Gedanken hier einfach mal so im Raum stehen.
Kinderfreuden im Baumhaus
Nach der Adventsfeier in der Gemeinde auf dem Weg gingen wir mit den Kindern noch über den kleinen Weihnachtsmarkt in der Gorkistraße, und dann meinte meine Liebste, wenn unser Jüngster, der seit drei Tagen keinen Mittagsschlaf bekommen hatte, nicht am Nachmittag ein bisschen Schlaf bekäme, würde er am Abend allzu launisch und quengelig sein, als dass man mit ihm zur Community Networking Night im Baumhaus gehen könnte. Also schob ich ihn im Kinderwagen spazieren, bis er einschlief (was ziemlich bald der Fall war); ich sah zu, wie im der Kirche Herz Jesu der Adventskranz aufgehängt wurde, warf einen Blick in die Hallen am Borsigturm, wo es allerdings sehr voll und laut war, und als der Jüngste sein Nachmittagsschläfchen beendet hatte, trafen wir die andere Hälfte der Familie wieder und fuhren zusammen zum Baumhaus – wo wir zuletzt Ende Juni gewesen waren. Bei unseren letzten beiden Besuchen waren die Kinder zudem so überdreht gewesen, dass wir direkt nach dem Essen aufgebrochen waren, um sie ins Bett zu bringen; bei der eigentlich immer sehr interessanten "News You Can Use"-Runde nach dem Essen waren wir folglich zuletzt Ende Februar gewesen. Aber dazu später. Zunächst sei erwähnt, dass unsere Kinder zwar das Baumhaus toll finden und eigentlich immer gern dort hingehen, bisher aber meist die einzigen Kinder beim Community Dinner gewesen waren. Was den letzteren Punkt angeht, scheint sich in jüngster Zeit eine Veränderung abzuzeichnen: Bei unserem vorletzten Besuch Ende Mai war ein neunjähriger Junge zugegen gewesen, und diesmal begegneten wir gleich beim Betreten der Location einem siebenjährigen Mädchen, das sich recht schnell mit unserem Tochterkind anfreundete. Etwas später kam noch ein weiteres siebenjähriges Mädchen dazu, das mit dem erstgenannten offenbar schon länger befreundet ist (die beiden übernachteten nach der Veranstaltung auch zusammen), aber das wirkte sich nicht etwa, wie man ja hätte denken können, zum Nachteil unserer Tochter aus: Tatsächlich verstanden sich alle drei Mädchen prima und erkundeten gemeinsam das Obergeschoss des Baumhauses; auch zum Essen zogen sie sich dorthin zurück. Als sie mit Streichhölzern, die sie auf dem Klo gefunden hatten, oben Kerzen anzünden wollten, erhob ich aber doch Einspruch, und unsere Große händigte die Streichhölzer brav an Baumhaus-Co-Leiterin Karen aus.
Das Essen war wieder mal hervorragend – ich schätze, ein Blick aufs Büffet sagt da mehr als viele Worte:
Zur "News You Can Use"-Runde muss ich indes anmerken, dass sie – auch wenn mir natürlich bewusst ist, dass dieses Format wesentlich davon lebt, dass da in einer wertungsfreien Atmosphäre alle möglichen Leute mit allen möglichen Anliegen zu Wort kommen – diesmal meine Toleranz arg strapazierte. Das ging los mit einer Frau, die für einen Workshop zum Thema "Bauen mit Superadobe" warb; inhaltlich fand ich das, was sie dazu sagte, durchaus interessant, aber ihre affektierte Art zu sprechen (und dabei wiederholt ohne erkennbaren Anlass theatralisch zu lachen) machte mir die Dame äußerst unsympathisch. Als nächstes pries eine andere Frau ein "psycho-mystisches Ritual" an, das dazu dienen solle, das Nervensystem von den Folgeschäden traumatischer Erfahrungen ("und die haben wir alle") zu reinigen, und zwar innerhalb von drei Tagen. Für mich klang das stark nach Schamanismus unter dem Deckmantel eines naturwissenschaftlich-medizinischen Vokabulars – was mich dazu veranlasste, darüber zu sinnieren, in was für komischen Zeiten wir leben. Wie stark das naturwissenschaftliche Paradigma ist, dass die Leute sich alles Mögliche, solange es nur mit dem Anschein von "Wissenschaftlichkeit" daherkommt, mit wohlwollendem Interesse anhören, während sie gegenüber allem offenkundig Religiösen sofort "dicht machen". Wobei letzteres vielleicht auf einen Versuch ankäme: Man könnt' ja bei einer zukünftigen "News You Can Use"-Runde mal, beispielsweise, das Konzept "Lobpreis mit dem Stundenbuch" vorstellen und gucken, wie die Leute darauf reagieren. – Schließlich meldete sich noch eine Frau zu Wort, die erklärte, sie suche ein homosexuelles Paar, das interessiert wäre, mit ihr zusammen ein Kind zu bekommen. Wenn ich sie richtig verstand, meinte sie damit, dass sie das Kind austragen wollte – und zwar um der Erfahrung willen. Gleichzeitig wollte sie einerseits Single bleiben, aber andererseits keine alleinerziehende Mutter sein, und so war sie offenbar auf die Idee eines Co-Parenting-Modells mit einem homosexuellen Paar gekommen. Ich hatte den Eindruck, dass dieses Ansinnen in dieser Runde allgemein mit Sympathie aufgenommen wurde – und dass es wohl gar nicht so einfach gewesen wäre, den Anwesenden begreiflich zu machen, dass man das nicht für eine gute Idee hält. Dabei kann ich mich noch gut an Zeiten erinnern, zu denen das common sense gewesen wäre. (War es nicht, of all people, Richard Dawkins, der mal sagte, es sei zwar gut, "open-minded" zu sein, "aber nicht so sehr, dass einem das Gehirn rausfällt"?) – Später sah ich, dass sich die Psychomystik-Frau und die Frau mit dem Kinderwunsch im Gang zu den Toiletten angeregt miteinander unterhielten, und war nicht direkt überrascht.
Wie dem auch sei: Unsere Tochter bat uns, mit den Müttern ihrer beiden neuen Freundinnen Telefonnummern auszutauschen, also taten wir das und unterhielten uns bei dieser Gelegenheit recht nett mit den besagten Müttern. Mal sehen, wir sich das weiter entwickelt; die nächste Community Networking Night im Baumhaus ist jedenfalls erst Ende Januar...
Schwarzer Gürtel in KiWoGo
Ich hatte es bereits angekündigt: Am 1. Adventssonntag stand in St. Joseph Siemensstadt ein Kinderwortgottesdienst an, und da der Gemeindereferent an diesem Wochenende nicht da war, blieb die Gestaltung gänzlich den beiden anderen ständigen Teammitgliedern überlassen, von denen eines bekanntlich ich bin. Leider fanden wir in der ganzen dem KiWoGo vorangehenden Woche keinen für uns beide praktikablen Termin für ein Vorbereitungstreffen, sondern kommunizierten ausschließlich per E-Mail miteinander.
Vor eine besondere Herausforderung bei der Planung dieses KiWoGo stellte es uns, dass das Evangelium dieses Sonntags – Lukas 21,25-28.34-36 – erhebliche Ähnlichkeit mit dem Evangelium von vor zwei Wochen (Markus 13,24-32) hatte, zu dem wir gerade erst einen KiWoGo gestaltet hatten. Dazu nun noch einmal einen anderen Blickwinkel zu finden, schien mir eher wenig aussichtsreich. Als ein möglicher Ausweg stand die Option im Raum, "einfach etwas zum Thema Advent" zu machen, ohne dabei besonders auf den Text des Evangeliums einzugehen; beim letzten Teamtreffen hatte der Gemeindereferent dazu einen Vorschlag unterbreitet, den er uns nun noch einmal etwas detaillierter per Mail mitteilte. Es handelte sich um die Geschichte "vom kleinen Herz, das Hohen Besuch bekommt": Der Hohe Besuch ist natürlich Jesus, und in der Geschichte geht es darum, dass das Herz nach und nach vom Weihnachtsrummel, den Festvorbereitungen und natürlich den Geschenken eingenommen wird, dass es zuletzt für Jesus fast keinen Platz mehr hat. Trotz einer gewissen moralisierenden Tendenz, die ich normalerweise zu vermeiden bestrebt bin, fand ich diese Geschichte im Grunde gut, zumal sie sehr schön visualisierbar ist: ein aus rotem Tonkarton ausgeschnittenes Herz auf den Boden legen, nach und nach Gegenstände darauf legen, die symbolisch für all die Dinge stehen, die im Herzen ihren Platz beanspruchen... Einen Einwand hatte ich jedoch gegen diesen Vorschlag, nämlich, dass er für mein Empfinden nicht so recht zum Format Kinderwortgottesdienstes passt. Hätten wir uns, wie bei den letzten beiden Teamtreffen diskutiert worden war, dafür entschieden, an einem Nachmittag eine Adventsfeier mit Keksebacken und Liedersingen anzubieten, hätte ich gesagt, das wäre der richtige Rahmen dafür; aber für einen Kinderwortgottesdienst fehlte mir da einfach der Bezug zu den Lesungstexten des Tages.
Mein Gegenvorschlag lautete daher, die 1. Lesung – Jeremia 33,14-16 – zum Anlass zu nehmen, "etwas zum Propheten Jeremia zu machen". Was ich mir darunter vorstellte: Mit den Kindern darüber sprechen, was eigentlich ein Prophet ist; die Berufungsgeschichte des Jeremia erzählen; das Wirken des Jeremia in den Kontext der Geschichte des Gottesvolkes einordnen; die 1. Lesung des Sonntags im Kontext des Jeremiabuches betrachten. Ich leugne nicht, dass diese Idee durch Beobachtungen inspiriert war, die ich in der EFG The Rock Christuskirche, sowohl sonntags in der "Kinderkirche" als auch mittwochs beim JAM, gemacht hatte; konkret meine ich damit die Beobachtung, dass bei unseren evangelikalen Freunden sehr viel mehr Wert darauf gelegt wird, den Kindern Grundkenntnisse in biblischer Geschichte zu vermitteln, als das "bei uns" der Fall zu sein pflegt. Manchmal hatte ich sogar schon den Eindruck, das Vermitteln von Bibelkenntnissen an die Kinder werde dort so sehr als ein "Wert an sich" betrachtet, dass die Frage nach der "Message" der jeweiligen katechetischen Einheit demgegenüber eher in den Hintergrund tritt; letzteres finde ich nun nicht unbedingt nachahmenswert, aber ein bisschen mehr Bibelkunde, fand ich, könnte man den Kindern ruhig mal angedeihen lassen. Auch meine Teamkollegin ließ sich davon überzeugen.
An dieser Stelle muss nun ein Exkurs über die klägliche Ausstattung der öffentlichen Bibliotheken Berlins im Sachbereich "Religion" folgen. Zur Visualisierung des Jeremia-KiWoGo wollte ich neben den bewährten Playmobilfiguren eine Landkarte und eventuell einen (möglichst kindgerechten) Bildband zu biblischer Geschichte bzw. Archäologie verwenden und war zuversichtlich, in der Bibliothek etwas Geeignetes zu finden. Meine erste Anlaufstelle war natürlicherweise die Humboldt-Bibliothek in Tegel – und das Ergebnis war... ernüchternd, um's mal vorsichtig auszudrücken. Auch hier sagt wohl ein Bild mehr als viele Worte:
Ja, das ist der gesamte Bücherbestand zum Themenbereich "Religion" in der Erwachsenen-Abteilung der Bibliothek. Ich sag mal: Da haben wir zu Hause mehr. Es ist aber nicht nur ein rein quantitatives Problem: In der Unterabteilung "Christentum" ist der Anteil "religionskritischer", häretischer und blasphemischer Werke sehr hoch, hinzu kommen verschwörungstheoretische Reißer zu kirchenpolitischen Themen. Kurz, wenn man sich dieses Büchersortiment ansieht, braucht man sich nicht zu wundern, dass selbst einigermaßen gebildete Leute hierzulande nichts von Religion(en) verstehen und dass das, was sie darüber zu wissen glauben, größtenteils falsch ist. – Im Sachbuchbereich der Kinder- und Jugenbuchabteilung gibt es auch noch ein Religions-Regal, das sieht so aus:
Immerhin konnte ich mit Hilfe des elektronischen Verbundskatalogs herausfinden, wohin ich mich wenden musste, um zu finden, was ich suchte: Die Janusz-Korczak-Bibliothek in Pankow, untergebracht im ehemaligen Jüdischen Waisenhaus, hatte "Herder's Neuen Bibelatlas" sowie, in der Kinderbuchabteilung, einen Bildband "Länder & Völker der Bibel". Der erstere erwies sich als für meine Zwecke nicht ganz so brauchbar, wie ich gehofft hatte, aber mit dem letzteren war ich ganz zufrieden.
Ebenfalls ganz zufrieden war ich damit, dass ich den von mir ins Spiel gebrachten Konzeptentwurf für den KiWoGo im Wesentlichen allein weiter ausarbeiten konnte/musste/durfte. Da meine Teamkollegin zudem am Sonntag erst so ziemlich auf den letzten Drücker zur Messe erschien, kümmerte ich mich auch um den Aufbau allein.
Hier ein Zwischenstand; von der endgültigen Version habe ich leider kein Foto gemacht. |
Auch diesmal nahmen wieder rund 20 Kinder am KiWoGo teil, dazu – wenn man meine Teamkollegin und mich nicht mitzählt – drei Erwachsene. – Dazu, wie ich mir das Konzept für den Jeremia-KiWoGo grundsätzlich gedacht hatte, habe ich mich ja schon geäußert, daher zum Ablauf nur noch so viel: ich erzählte die Geschichte des Propheten Jeremia bis zu dem Punkt, an dem die Babylonier Jerusalem erobern und den Tempel zerstören; dann trug ich die 1. Lesung des Tages vor, gefolgt von einigen kurzen Erläuterungen; und dann erörterte ich gemeinsam mit den Kindern, wieso dieser Lesungstext wohl am 1. Advent vorgetragen wird, was er also thematisch mit dem Advent zu tun hat. Dann ließ ich ein thematisch passendes Lied laufen ("Fürst des Friedens" von Johannes Hartl & Friends), und danach war die für den KiWoGo zur Verfügung stehende Zeit auch so ziemlich rum, sodass ich gerade noch ein kurzes Abschlussgebet sprechen konnte, ehe es wieder rüber in die Kirche ging. – Von einer jungen Mutter, die mit einem Baby und einer vielleicht zweijährigen Tochter am KiWoGo teilgenommen hatte, bekam ich sehr positives Feedback – ausdrücklich auch dafür, dass in Sachen Bibelkenntnis "auch die Erwachsenen noch etwas dabei lernen konnten". Ähnlich äußerte sich auch meine Teamkollegin; und was tendenziell wohl noch ein bisschen wichtiger ist: Ich hatte auch den Eindruck, dass die Kinder aufmerksam bei der Sache waren und sich gut beteiligten. Insgesamt darf ich mit diesem Kinderwortgottesdienst also wohl ganz zufrieden sein...
Ja is denn heut scho Weihnachten?
Am Mittwoch ging ich mit dem Jüngsten nicht in Heiligensee zur Messe; die Vorgeschichte dieser Entscheidung hätte ich zu Creative Minority Report-Zeiten in der Rubrik "Was bisher geschah" geschildert, aber da ich diese Rubrik gerade versuchsweise abgeschafft habe, muss ich eben hier etwas weiter ausholen. Also: Am Montag wirkte der Jüngste den ganzen Tag untypisch müde und antriebslos; "Beten mit Musik" wollte er aber ausdrücklich, trotz der Tatsache, dass ich die Lautsprecherbox nicht dabei hatte – also gab es diesmal etwas leisere Musik. Am Abend, als wir beim "Omatag" waren, bekam der Knabe dann Fieber. Daraus zog ich die Konsequenz, am Dienstag so weitgehend wie möglich mit ihm zu Hause zu bleiben; die Große fuhr zusammen mit einer ihrer besten Freundinnen mit dem Bus zur Schule, sodass ich sie nur bis zur Bushaltestelle begleiten musste. Im Laufe des Dienstags verbesserte sich das Befinden des Jüngsten deutlich, allerdings fühlte ich mich selbst auch nicht so ganz fit; daher organisierten wir den Schulweg des Tochterkindes am Mittwoch erneut so wie am Dienstag, damit wir Jungs den Vormittag entspannt zu Hause verbringen konnten, und damit fiel der Messbesuch in Heiligensee für diese Woche eben weg. Ein nicht unwesentlicher Grund für mich, den Mittwoch erst mal möglichst ruhig angehen zu lassen, war es auch, dass meine Liebste an diesem Tag bzw. Abend ihre Kollegiums-Weihnachtsfeier hatte, was für mich bedeutete, dass ich ohne sie mit den Kindern zum JAM gehen und die Kinder auch ohne ihre Hilfe ins Bett bringen musste. Nicht zum JAM zu gehen, war, nachdem der Jüngste kein Fieber mehr hatte und insgesamt putzmunter wirkte und auch ich mich einigermaßen von meiner Unpässlichkeit erholt hatte, keine Option; auch die Schulfreundin unserer Großen, die vorige Woche das erste Mal dabei gewesen war, wollte wieder mit. Das nenne ich mal einen Evangelisierungserfolg... (mit und ohne Augenzwinkern gesagt. Auf den ernst gemeinten Teil dieser Aussage wird gelegentlich noch zurückzukommen sein.)
Bei der Aufteilung der Kinder nach Altersgruppen ging ich diesmal, da meine Liebste ja nicht dabei war, mit dem Jüngsten zur Gruppe der Kinder bis 5 Jahre; dort las eine Mitarbeiterin den Kindern aus einer Kinderbibel die Geschichte von den Weisen aus dem Morgenland vor, was bei mir zunächst einmal die Frage aufkommen ließ, ob es dafür in der ersten Adventswoche nicht noch ein bisschen früh sei. Was mir dann aber doch recht gut gefiel, war, dass die Mitarbeiterin Weihrauch und Myrrhe mitgebracht hatte, um den Kindern den Geruch dieser Substanzen zu demonstrieren: Ein schönes erlebnispädagogisches Element, und dass mein Jüngster den Geruch von Weihrauch natürlich schon kennt, empfand ich da gar nicht als nachteilig – eher im Gegenteil, da es erlaubte, ihm eine assoziative Brücke zu bauen ("Erinnerst du dich, wenn bei uns in der Kirche bei besonderen Festen ein Messdiener so eine Metallkugel mit Löchern drin an einer langen Kette trägt, und aus den Löchern kommt Rauch...?")
Unten bei den 6- bis 12jährigen Kindern wurde derweil ein Rollenspiel gespielt, das meine Große, als ich sie beim Essen danach befragte, als "ein halbes Krippenspiel" beschrieb. Bis zu den Weihnachtsferien ist allerdings noch zweimal JAM; da darf man gespannt sein, was da dann inhaltlich drankommt...
Kinder sind von Natur aus "pro life"
Schon am vorletzten Montag fiel den Kindern, als wir auf dem Weg zum "Omatag" am Bahnhof Bornholmer Straße umstiegen, ein großflächiges Plakat der Initiative ALfA ("Aktion Lebensrecht für alle") auf, auf dem Porträtfotos eines Säuglings, eines Kindes im Grundschulalter und eines alten Menschen um das Ultraschallbild eines ungeborenen Kindes herum gruppiert waren. Die unschwer zu erkennende Aussageabsicht war, dass Menschen in allen diesen Entwicklungsstadien dieselbe Menschenwürde und dasselbe Lebensrecht haben. Als wir am vorigen Montag wieder an demselben Bahnsteig umstiegen, sah das Plakat so aus:
Das warf natürlich Fragen auf, besonders bei unserer Großen. Als meine Liebste ihr erklärte, die kleinen grün-weißen Plakate seien von Leuten geklebt worden, die wollen, dass es erlaubt sein soll, Kinder, die noch im Bauch ihrer Mami sind, mit Medikamenten oder durch eine Operation zu töten, war sie völlig entsetzt und konnte sich überhaupt nicht vorstellen, dass es Menschen gibt, die so etwas ernsthaft wollen. Sie änderte ihre Meinung auch nicht, als wir ihr erläuterten, dass es Situationen geben kann, in denen eine ungeplante Schwangerschaft eine schwere Belastung für eine Frau darstellen kann. Natürlich sprachen wir mit ihr auch darüber, was für andere (bessere) Möglichkeiten es gibt, Frauen im Schwangerschaftskonflikt zu helfen, als die, ihr Kind zu töten.
Ich bin geneigt zu sagen, aus dieser Reaktion meiner siebenjährigen Tochter lassen sich einige Schlüsse darüber ableiten, warum die Debatte zum Thema Abtreibung (nicht nur) hierzulande vielfach so unehrlich geführt wird – warum da so gern mit Strohmannargumenten, Diffamierungen, "Whataboutism" und ähnlichen Ablenkungsmanövern gearbeitet wird. Ich glaube, das erklärt sich daraus, dass eben jedes Kind – und auch darüber hinaus jeder Mensch – im Tiefsten weiß, dass es falsch und nicht zu rechtfertigen ist, ein Kind im Mutterleib umzubringen. Deswegen versucht Deswegen versucht die sogenannte "pro choice"-Fraktion die Debatte so zu führen, dass der Umstand, dass dies genau das ist, was bei einer Abtreibung geschieht, darin möglichst keine Rolle spielt; wenn diese Tatsache nicht sogar geradewegs geleugnet wird.
Da passt es dann auch ins Bild, dass die Aktivist*innen der Initiative "Abtreibung legalisieren" das ALfA-Plakat partout überkleben mussten, statt ihre eigenen Plakate woanders, meinetwegen daneben, aufzuhängen: Man will den Äußerungen der Gegenseite nicht einfach widersprechen, man will sie übertönen, auslöschen, zum Schweigen bringen. Wie die Stimme des eigenen Gewissens.
Neues aus Synodalien: Wi(e)der die Professionalisierung der Seelsorge
Wie eine Katze, die ihrem Frauchen stolz und in der Hoffnung auf Belohnung tote Mäuse oder Vögel auf die Fußmatte legt, präsentiert mir meine persönliche Google-Startseite regelmäßig Schlagzeilen von häretisch.de – insbesondere aus der Rubrik "Standpunkt". Ab und zu lese ich die dazugehörigen Artikel dann tatsächlich, und neulich habe ich auf diese Weise einen "Standpunkt" zu Gesicht bekommen, der mich wirklich erheitert hat – nämlich weil sich darin so exemplarisch das genaue Gegenteil meiner eigenen Auffassung ausdrückt. Die Überschrift lautet "Gläubige erwarten von der Kirche zu Recht Professionalität", und der Verfasser ist ein Kölner Pastoralreferent, der mir namentlich vor allem aus Facebook-Diskussionen bekannt ist – wo er ebenfalls oft Anschauungen vertritt, bei denen ich mir denke "Daran ist ja mal wieder alles falsch". Im vorliegenden Fall habe ich schon gegen die Überschrift mindestens zwei Einwände. Zum einen – und ja, das ist ein pet peeve von mir – empfinde ich es als eine ärgerliche Unsitte, "Gläubige" zu sagen, wenn man "Kirchenmitglieder" meint; zum zweiten bin ich der Auffassung, dass aus der Forderung nach "Professionalität" ein völlig verfehltes Kirchenverständnis spricht: die Kirche als Unternehmen, als Dienstleister. Damit ist eigentlich auch schon fast alles zu diesem "Standpunkt" gesagt – fast. Warum ich die Tendenz zur Professionalisierung nicht nur, aber auch und gerade in der Seelsorge, nicht für etwas Gutes halte, habe ich vor bald einem halben Jahr in meinem Artikel "Requiem für eine Seelsorgehelferin" dargelegt, das muss ich hier wohl nicht wiederholen; in diesem "Standpunkt" geht es indes um das Gegenteil, um einen Trend zur De-Professionalisierung, der aus der Not geboren ist: Da es in der Kirche vielerorts an hauptamtlichen Mitarbeitern mangelt, werden mehr und mehr Aufgaben an Ehrenamtliche delegiert. Das findet der Verfasser nicht gut – was zweifellos damit zusammenhängt, dass er selbst Pastoralreferent ist und sich in seiner Berufsehre angegriffen fühlt. Wo kämen wir denn da hin, wenn die Aufgaben in der Seelsorge, für die er und seine Berufskollegen ausgebildet wurden, genauso gut (oder besser?) von irgendwelchen dahergelaufenen Gemeindemitgliedern übernommen werden könnten, die womöglich noch nicht mal Theologie studiert haben? (Ironischerweise hat die häretisch.de-Redaktion diesen Text mit einem Foto illustriert, auf dem ein Kind – vermutlich im Erstkommunionunterricht – ein Bild malt. Na klar, Kinder dazu anzuleiten, sollte man natürlich unbedingt qualifiziertem Fachpersonal überlassen.)
In diesem Zusammenhang musste ich daran denken, wie mir mal ein (inzwischen ehemaliger) Diakon in der Pfarrei Herz Jesu Tegel unterstellte, ich wolle "eine Kirche ohne Hauptamtliche, eine Kirche, in der alles von Ehrenamtlichen gemacht wird". Der Witz daran ist natürlich, dass es in einer Kirche ohne Hauptamtliche auch keine Ehrenamtlichen gäbe. Womit ich sagen will: Den Begriff gäbe es nicht. Stattdessen wäre es in einer solchen Kirche einfach normal, dass Mitglieder der Gemeinde auch Mitarbeiter der Gemeinde sind, je nach ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten. Aber keine Sorge, da kommen wir früher oder später zwangsläufig hin. Auch wenn dieses "oder später" bedeutet, dass Gemeinden, die den dafür notwendigen Mentalitätswechsel nicht rechtzeitig hinkriegen, wohl untergehen werden.
Geistlicher Impuls der Woche
Daniel brannte vor Verlangen nach dem Kommen des Herrn. Deshalb nannte ihn der Engel "Mann der Sehnsucht" (Dan 9,23). Das Herz ging ihm über, hinzugehen an den Ort des wunderbaren Geheimnisses und zu schauen die Menschwerdung des Herrn und ihr Mysterium, das den Heiligen des Alten Bundes verborgen war, wie der Apostel sagt (Eph 3,5). Darum schaute Daniel auch "in einem Gesicht der Nacht". Es gibt nämlich eine Schau der Nacht, eine Schau des Tages und eine Schau des Lichtes: eine Schau der Nacht vor der Gnade, eine Schau des Tages in der Gnade, eine Schau des Lichtes in der Herrlichkeit. Die Patriarchen und Propheten hatten die Schau der Nacht. Darum heißt es: "Einst hast du in einer Vision zu deinen Frommen gesprochen: Einen Helden habe ich zum König gekrönt" (Ps 89,20). Von der zweiten Schau, die es bei den Aposteln zur Zeit der Gnade gab, sagt Paulus: "Wir schauen die Herrlichkeit des Herrn und werden so in sein eigenes Bild verwandelt, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, durch den Geist des Herrn" (vgl. 2 Kor 3,18). Jetzt sehen wir geistlich wie im Spiegel, rätselhaft. Wenn jedoch die Schau des Lichtes kommt, dann werden die Gerechten vor Gott leuchten wie die Sonne (vgl. Dan 12,3; Mt 13,43), dann werden sie im Licht das Licht sehen (Ps 36,10). Mit gereinigtem Auge werden sie das Licht schauen, das ein sterbliches Auge nicht ertragen könnte.
(Petrus von Blois, Predigt zum Advent)
Ohrwurm der Woche
Three Dog Night: Joy to the World
Dieses Lied ging mir im Zuge der Vorbereitungen für den Jeremia-KiWoGo durch den Kopf, dank des markanten Anfangsverses "Jeremiah was a Bullfrog". Ich dachte eigentlich, das Lied heißt so. Aber "Joy to the World" ist ja auch eine schöne und adventliche Message. Ich habe es übrigens auch schon erlebt, dass dieses Lied irrtümlich Creedence Clearwater Revival zugeschrieben wurde; eine gewisse stilistische Verwandtschaft ist wohl tatsächlich nicht von der Hand zu weisen. Derweil möchte ich meinen Lesern nicht die Geschichte hinter dem Bandnamen Three Dog Night vorenthalten: Dieser soll auf einen Artikel aus einer anthropologischen Fachzeitschrift zurückgehen, in dem es hieß, dass die australischen Aborigines sich in kalten Nächten zusammen mit Hunden schlafen legen und die Kälte danach bemessen, wie viele Hunde ein Mensch braucht, um sich warm zu halten. Eine Three Dog Night ist demnach eine sehr, sehr kalte Nacht.
Vorschau / Ausblick
Wie schon einleitend angemerkt, werde ich in der nächsten Ausgabe zunächst einmal die Ereignisse des gestrigen Freitags nachreichen müssen, wozu neben der Nikolausfeier in Siemensstadt auch ein erneuter Besuch bei der Eltern-Kind-Gruppe auf dem "Rumpelberg" gehört; dann ist die zweite Krippenspiel-Probe in St. Stephanus an der Reihe, die auch schon vorbei ist, wenn dieses Wochenbriefing online geht. Morgen ist der zweite Advent, da singt der Spandauer Frauenchor in der Messe in St. Joseph Siemensstadt, und anschließend gibt's Glühwein und Lebkuchen vom Sozialdienst Katholischer Männer. Die anstehende Schul- und Arbeitswoche verspricht nach meinem jetzigen Kenntnisstand erst mal keine besonderen Höhepunkte, aber lassen wir uns mal überraschen. Am Donnerstag soll in der Tagespost meine neue Kolumne erscheinen, die ich allerdings erst noch schreiben muss; am Freitag ist dann in St. Joseph Siemensstadt das Vorbereitungstreffen für die diesjährige Sternsingeraktion, aber ob mein Tochterkind Lust haben wird, da hinzugehen, ist nach den Erfahrungen des Vorjahres wohl noch nicht ganz sicher...
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