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Freitag, 9. September 2016

Corporate Ugliness?

Man soll ja eigentlich nicht über jedes Stöckchen springen, das einem hingehalten wird, aber manchmal ist es - zumindest für einen Profi-Prokrastinierer wie mich - ja auch ganz schön, wenn man, während man eigentlich andere und wichtigere Dinge zu tun hätte, unversehens mit der Nase auf ein Thema gestoßen wird, von dem man denkt: MUSS ich dazu jetzt was schreiben? Eigentlich nicht, aber -- och komm, wieso denn nicht

Die Frage, auf die ich solcherart stieß bzw. gestoßen wurde, lautet: 

Müssen konservativ-katholische Blogs - optisch - hässlich sein? 

Die Frage klingt komisch? Vielleicht. So ganz ernst gemeint ist der auf Twitter geführte Wortwechsel darüber wohl auch nicht, jedenfalls sind die Wortmeldungen hierzu mit dem einen oder anderen Zwinker-Smiley garniert. Aber ein bisschen zu denken gegeben hat es mir doch. 

Ich fange am besten mal vorne an: Alles begann mit einem Tweet eines Mitarbeiters von katholisch.de. Es ist ja nichts Neues, dass seitens dieses offiziellen Online-Portals der Katholischen Kirche in Deutschland gern mal die eine andere Spitze in Richtung der gern pauschal als erzkonservativ-dunkelkatholisch eingestuften Blogoezese losgelassen wird, und damit können alle Beteiligten wohl auch ganz gut leben; ein bisschen "Kabbelei", wie man in Norddeutschland sagt, versüßt ja den Alltag, und zudem zeigt das, dass die Berufskatholiken in Bonn den bloggenden Freibeutern doch eine größere "publizistische Relevanz" beimessen, als sie es nach außen hin zugeben. Bei alledem wäre es sicherlich irrig, anzunehmen, dass man bei katholisch.de der Blogoezese grundsätzlich und ausnahmslos feindselig gegenüberstünde (und umgekehrt). Gerade der eben erwähnte Tweet dokumentiert im Grunde das Gegenteil: Hier verlinkte ein katholisch.de-Autor nämlich auf einen Blogartikel des Kreuzknappen, und zwar deshalb, weil dieser einen auf katholisch.de erschienen Beitrag dieses Autors gegen überzogene bzw. unzutreffende Kritik seitens eines anderen Blogs verteidigte. Soweit also alles fein und friedlich. Auftritt: ein bloggender und twitternder liberal-protestantischer Theologiestudent. Mit diesem jungen Mann stehe ich - nicht permanent, aber immer mal wieder - in einem regen Austausch, seit er in der löblichen Absicht, seine persönliche Filterblase zu erweitern, auf Twitter Interesse am Diskurs mit konservativen Christen signalisiert hat. (also, konservativ aus seiner Sicht. Sooo konservativ finde ich mich selber eigentlich gar nicht, aber -- anderes Thema.) Das ist zwar manchmal anstrengend, zumal wir in unseren Debatten immer wieder bei denselben Kern-Meinungsverschiedenheiten ankommen, aber oft ist es auch durchaus anregend. Jedenfalls kommentierte er den besagten, auf den Kreuzknappen verlinkenden Tweet mit der Frage: 
"Gibt es eigentlich einen geheimen Pakt, dass alle konservativ-katholischen Blogs so superhässlich aussehen müssen?" 
Tja - gibt es den? Ich fühlte mich natürlich gleich mit-angesprochen. Gab ja aus den Kreisen meiner Leser auch immer mal wieder Beschwerden, das Design meines Blogs würde Augenkrebs verursachen. Um solchen Einwürfen entgegenzukommen, habe ich das Farbschema meines Blogs in den bald fünf Jahren seines Bestehens schon dreimal geändert, aber irgendwann ist es ja auch mal gut. Doch genug von mir, es geht schließlich um "konservativ-katholische Blogs" im Allgemeinen. Sind die wirklich so hässlich? Ich dächte nein. Mit gewollter Bierernstigkeit wies ich darauf hin, es gebe durchaus sehr schön gestaltete "konservativ-katholische Blogs", nicht umsonst habe der "Schwester-Robusta-Preis der deutschsprachigen Blogoezese" sogar eine Kategorie "Augenhonig" (hier die Preisträger von 2014: "Braut des Lammes", "Sacerdos viennensis", "Rosenkranz und Pilgerzeichen"). Urheber und Adressat der oben aufgeworfenen Frage ließen sich von derlei Einwänden aber nicht groß den Spaß verderben. Der katholisch.de-Mitarbeiter erwiderte augenzwinkernd: 
"im Sinne eines Corporate Design ist es eigentlich auch gar nicht so dumm...", 
und der Evangele legte nach:
"Vielleicht gibt es ja auch einen Pakt, dass alle Webdesigner liberal sein müssen."
Ein weiterer Twitter-Bekannter - selbst katholisch und Blogger, aber dem (wie auch immer definierten) "konservativen" Spektrum durchaus kritisch gegenüberstehend - schaltete sich ein: 
"Habe ich mich auch schon oft gefragt. Dabei geht es ihnen doch so oft um die Ästhetik, z.B. in der Liturgie." 
Als ich das letzte Mal auf Twitter nachgesehen habe, lief die Diskussion - wenn man sie so nennen will - immer noch, aber ich denke, ich kann darauf verzichten, sie weiter zu dokumentieren. Stattdessen frage ich lieber mal: Ja wie jetzt, geschätzte und verehrte Mitblogger, Leser und Freunde der Blogoezese - ist da was dran? Legen wir zu wenig Wert auf die optische Gestaltung unserer Seiten? Können "die Liberalen" (wer auch immer das im Einzelnen sein mag) Webdesign einfach besser? Oder stimmt das alles gar nicht, und es handelt sich bloß wieder mal um gemütlich-gemütvolles Konservativen-Bashing, das wir den geschätzten Herrschaften großzügig gönnen sollten? 

Ich bin gespannt auf Meinungen. Feuer frei und Leinen los! 


15 Kommentare:

  1. Hallo. Nicht, dass die Optik wirklich wichtig wäre. Auf den Inhalt kommt es an. Aber um ehrlich zu sein: So ganz ungerechtfertigt finde ich die Anmerkungen nicht. Wobei ich jetzt weder weiß, wie irgendwelche Online-Plattformen ggf. die Optik vorgeben noch wie "progressive" Blogs optisch aussehen...

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  2. Wenn ich eine Millionen Euro von der DBK nur fürs Design bekäme, sähe mein Blog auch noch geiler aus.

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  3. Also im Verhältnis zu katholischpunktde.....*manErgänze*

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  4. Ich finde mein Blog ziemlich hübsch. Bin ich konservativ? Kommt auf den Standpunkt an. Nachdem mir innerhalb eines halben Tages Nähe zu Drewermann und hexenjagender Dunkelkatholizismus vorgeworfen wurde, denke ich, man kann es nicht jedem recht machen.

    Braut des Lammes ist ja nun ganz unzweifelhaft konservativ im besten Sinne des Wortes, und das ist eines der ästhetischen Blogs überhaupt.

    Dein Blog, ô Tobias, ist gehaltvoll in höchsten Maße, aber ach, nicht wirklich schön i.S.v. hübsch anzuschauen.

    Kurz gefasst: Es gibt sehr schön, ganz hübsche und optisch ungelungene konservative Blogs. Genauso wie es sehr schöne, ganz hübsche und optisch ungelungene Kritikaster gibt (als Blogs und im wirklichen Leben). Aber bei der Gruppe, die man nicht mag, fallen die Dinge, die man nicht mag (z.B. schlechtes Design) eben mehr auf.

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  5. Ich finde, es kommt bei einem katholischen Blog auf 3 Dinge an:

    1.den Inhalt,
    2.den Inhalt und
    3.den Inhalt

    Die äußere Aufmachung ist eher belanglos und über den Geschmack lässt sich ja bekanntlich auch streiten.

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    1. Das finde ich nicht.
      Es kommt bei Katholizismus auf sehr viel an, aber wesentlich gehört dazu auch
      1. Schönheit,
      2. Schönheit und
      3. Schönheit.

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    2. Da sind wir eben unterschiedlicher Meinung,@katholischlogisch.

      Wie ich ja sagte: über Geschmack lässt sich streiten.

      Was Sie "schön" finden, muss nicht unbedingt mir gefallen - und natürlich umgekehrt.

      Ich habe durchaus sehr schön aufgemachte katholische Blogs besucht, die ich inhaltlich als äußerst langweilig empfand und daher meide, weil mich vornehmlich der Inhalt und die Aussagen eines Blogs interessieren.

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  6. Weder die Pimpfe noch ich finden mein Blog häßlich.

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  7. Keine Ahnung.
    Hab einfach irgendwas abphotographiert und versucht, es in den Header zu packen. Der Rest war glaub ich schon so.

    Aber man könnte dafür ja einen neuen Schwester-Robusta-Preis ausrufen...

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  8. Gegenfrage:
    Warum sollen Leute, die aufgrund ihrer "kirchenpolitischen Praeposition" offensichtlich weder in Musik, Architektur, Liturgie noch bildender Kunst mit Geschmack gesegnet sind, zutreffende Urteile über die Ästhetik von Internetseiten treffen können?

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  9. Die Frucht im Paradies sah bestimmt auch geil aus... ;-)

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  10. Ich fühle mich überhaupt nicht angesprochen 😇

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