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Sonntag, 6. März 2016

Eilmeldung: Karl Jasbinschek wird neuer Pfarrer in St. Willehad

Wie die Facebook-Seite der Katholischen Kirchengemeinde St. Willehad Nordenham/Butjadingen/Stadland am heutigen Sonntag Laetare ("Freuet Euch!") mitteilt, soll Karl Jasbinschek neuer Pfarrer der Pfarrei am nördlichsten Zipfel des zum Bistum Münster gehörigen Offizialatsbezirks Vechta werden, nachdem der vorherige Pfarrer Torsten Jortzick nach knapp eineinhalbjähriger Amtszeit mit Wirkung zum Fest Christkönig letzten Jahres von seinem Amt entpflichtet worden war. Aus der Mitteilung der Pfarrei kann man folgern, dass das vom Offizialat für den Monat März angekündigte Kontaktgespräch, mit dem der künftige Pfarrer und eine Auswahl von Vertretern der Pfarrei einander vorgestellt werden sollten, bereits stattgefunden hat - und dass es positiv verlaufen ist, jedenfalls insoweit, dass es von keiner Seite schwerwiegende Einwände gegen den künftigen Pfarrer gegeben hat. Aber damit war ja, wie ich neulich schon schrieb, im Grunde auch nicht zu rechnen gewesen. 

Pfarrer Jasbinschek ist 60 Jahre alt und derzeit noch (seit 2010) Pfarrer der Gemeinde Seliger Niels Stensen in Lengerich, der flächenmäßig größten Pfarrei des Bistums Münster. Der im Kamp-Lintfort aufgewachsenen Karl Jasbinschek wurde 1983 zum Priester geweiht und im selben Jahr Kaplan in Neubeckum, 1987 dann in Emsdetten. 1990 wurde er zum Diözesankaplan der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) und zum Diözesanpräses der Jungen Gemeinschaft KAB/CAJ  ernannt. 1997 wurde er Pfarrer von St. Ida in Moers; im Nebenamt übernahm er auch die Aufgaben eines Polizeipfarrers und Notfallseelsorgers im Kreis Wesel. (Quelle zu diesen Angaben hier.) Für etwa zweieinhalb Jahre war er Pfarrer in Warendorf, bevor er in die Diaspora nach Lengerich wechselte. Dazwischen pilgerte er noch auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela. Gelernter Bankkaufmann und ausgebildeter Polizeibeamter ist er obendrein auch noch. 

Alles in allem sieht es also danach aus, als habe das Offizialat für die schwierige Pfarrstelle in Nordenham einen erfahrenen und vielfältig qualifizierten Mann gefunden. Habe ich trotzdem etwas zu meckern? Nun ja, das wird sich vermutlich erst noch zeigen müssen; aber wer mich kennt, den wird es nicht überraschen, dass mich das Foto von Pfarrer Jasbinschek, das die Facebook-Seite von St. Willehad gepostet hat, verhalten misstrauisch stimmt. Weil er darauf im Räuberzivil zu sehen ist, sprich: im Pullover mit offenem Hemdkragen drunter. Allerdings scheint korrekte priesterliche Kleidung im Bistum Münster (und wohl nicht nur dort) insgesamt gar nicht so en vogue zu sein. Das kann man, je nach Temperament, schade oder ärgerlich finden und auf Lukas 16,10 verweisen ("Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen Unrecht tut, der tut es auch bei den großen"), aber für einen allgemein verbreiteten Missstand muss man wohl nicht unbedingt einen Einzelnen verantwortlich machen. Hoffen wir also einstweilen, dass der zukünftige Pfarrer von St. Willehad, seinem Foto zum Trotz, kein typischer "Pullover-Priester" ist. Einen solchen würde ich der Gemeinde nämlich ganz und gar nicht wünschen. -- Die Nordenhamer Gemeinde jedenfalls, so heißt es auf Facebook, freut sich auf Pfarrer Jasbinschek; dann will ich mich mal möglichst mitfreuen. Und die künftige Entwicklung in St. Willehad weiterhin aufmerksam verfolgen, versteht sich... 

 

10 Kommentare:

  1. Ich bin auf der Suche nach Informationen über die Gemeinde St Willehad auf Ihren ausführlichen Blogeintrag vom vergangenen Oktober gestoßen, der ja wirklich sehr umfassend über die Hintergründe des Rücktritts von Pfarrer Jortzick berichtet.

    Interessiert hat mich das in erster Linie, weil ich am gestrigen Laetare-Sonntag in St Margareta in Lengerich die Messe besuchte, woselbst der Umzug von Pfarrer Jasbinschek bekannt gegeben wurde. Jasbinscheck selbst hielt in einer anderen Kirche die Messe, die Nachricht wurde von einem Mitglied des Seelsorgeteams, Pfarrer Günter Witthake, verkündet. Ein paar Leute waren offensichtlich schockiert, die anderen wussten, wie ich annehme, schon davon. St Willehad wurde in der kurzen Notiz übrigens als "schwierige Gemeinde" und "große Herausforderung" umschrieben.

    Ich sollte vielleicht erwähnen, dass ich kein Gemeindemitglied in Lengerich bin, sondern mit meiner Familie im Ausland wohne. Wenn wir die Mutter meiner Frau in Lengerich besuchen, gehe ich halt in St Margareta zur Messe (die dort in der Regel Eucharistiefeier genannt wird). Die Liturgie alles andere als vorbildlich. Dass an Laetare nicht in Rosa zelebriert wird - geschenkt. Aber ich habe da noch nie ein Confiteor gehört, das gerade in der Fastenzeit schon dazugehört. Auch fordert Hw. Jasbinschek die Gemeinde immer auf, die Schlussdoxologie des Eucharistischen Hochgebets gemeinsam mit ihm zu sprechen, was ich noch nie irgendwo anders erlebt habe. Zudem ist die Predigt der Silvester-Vorabendmesse immer als Lichtbildervortrag über das Jahr in der Gemeinde gestaltet; dieses Jahr fiel das nur deshalb aus, weil der Beamer und des Pfarrers neuer Laptop nicht kompatibel waren. Die Kirchenmusik kommt überwiegend aus der "Alle Knospen blühen auf"-"Kleines Senfkorn Hoffnung"-Ecke. Andererseits habe ich Herrn Jasbinscheck auch schon einen sehr schönen und feierlichen Sakramentalen Schlusssegen im Pluviale vollziehen sehen, eine Form, die man wahrlich nicht in allen deutschen Gemeinden sieht.

    Als Mensch erscheint er mir freundlich, warmherzig, menschenzugewandt und bodenständig - allerdings maße ich mir nicht an, darüber hinaus über ihn zu urteilen, da ich ihn wirklich nur aus dem Gottesdienst-Kontext kenne. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass er eher an die Gepflogenheiten seines Vor-Vorgängers in Nordenham anknüpfen wird - reine Spekulation natürlich.

    Würde mich sehr interessieren, wie das weitergeht.

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    1. Nun ja, die mit der gemeinsam mit der Gemeinde gesprochene Doxologie ["Durch Ihn und mit Ihm ..."] habe ich - selten - auch schon erlebt.
      Finde ich eigentlich nicht schlimm, denn ich bete sie als einfacher Christ stets zustimmend im Gottesdienst still im Geiste mit.
      Lautes Mitbeten dieses sehr beeindruckenden Gebetstextes durch die Gemeinde sehe ich daher nicht als schlimmen Verstoß gegen die Ordnung an.
      Im Gegenteil empfinde ich das sogar als Bekräftigung des Lobpreises des Herrn und Gottvaters.
      Und bei den Liedern, auch den "modernen" achte ich vor allem auf den Inhalt, da ich selbst unmusikalisch bin.
      Ich habe da fast nie etwas auszusetzen - im Gegenteil.
      Auch unsere altbewährten Kirchenlieder müssen ja irgendwann in der Vergangenheit mal neu gewesen sein und damals eingeführt worden sein.
      Das geschieht zu allen Zeiten - auch heutzutage.

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  2. Ich habe es auch schon einmal erlebt, hier in meiner englischen Heimatpfarrei, allerdings ohne Aufforderung des Pfarrers. In dem Fall haben einige Gemeindemitglieder plötzlich in die gesungene Doxologie eingestimmt. Der Priester hat innegehalten und sehr ernst dreingeschaut, bis alle wieder still waren, was recht rasch geschah, und dann erst weitergemacht. Er betrachtete es offenbar als Verstoß, der schwer genug wog, um selbst die Liturgie zu unterbrechen.

    In der Instruktion "Redemptionis Sacramentum heißt es dazu unzweideutig: "Das Sprechen des eucharistischen Hochgebetes, das von seinem Wesen her gleichsam den Höhepunkt der ganzen Feier bildet, ist dem Priester kraft seiner Weihe eigen. Daher ist es ein Missbrauch, wenn einige Teile des eucharistischen Hochgebetes von einem Diakon, einem dienenden Laien, einem einzelnen oder allen Gläbigen zusammen vorgetragen werden. Das eucharistische Hochgebet muß zur Gänze vom Priester allein gesprochen werden."

    Was die Kirchenlieder angeht, sind sie selbstredend Geschmacksache, aber die Auswahl gibt häufig einen recht guten Eindruck davon, welcher liturgische Gesamtansatz gepflegt wird. Für mich verbindet sich sowohl mit alten als auch neuen (d.h. in meinem Fall: bis in die frühen 80er) entstandenen Liedern nostalgische Erinnerungen, da ich nicht mehr oft in Deutschland bin und daher auch selten dort eine Messe besuchen kann.

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    1. Dass ich dem eigenmächtigen gemeinsamen Beten der Doxologie im Gegensatz zu anderen liturgischen Eigenmächtigkeiten so nachsichtig gegenüberstehe, mag mit meiner Unmusikalität zusammenhängen.
      Hierdurch gibt es bei mir eine gewisse Sehnsucht nach laut gesprochenen gemeinsamen Gebeten in der Messe, was zur Zeit nur selten befriedigt wird.
      Ich kannte eine kleine Gemeinde, in der es Sitte war, das Friedensgebet vor dem Friedensgruß gemeinsam mit dem Priester zu beten.
      Ich fand das schön, zumal kein Pfarrer das dort abschaffte und regte an, diesen schönen Brauch auch in der größeren Nachbargemeinde einzuführen. Aber der übrigens gleiche Pfarrer wollte davon nichts wissen.
      Natürlich die liturgischen Instruktionen.

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  3. Das ist verständlich. Ich selbst befriedige diese Sehnsucht beim Singen, was ich in der Regel sehr laut tue (bin einigermaßen musikalisch). Das habe ich von meinem Vater übernommen, der die leicht pikierten Blicke der Nachbarn stets souverän ignorierte. Das hat nichts mit ostentativer Frömmelei zu tun, der Hl. Augustinus sagt ja nicht umsonst "Wer singt, betet doppelt" (naja, eigentlich sagt er nicht genau das, sondern etwas Komplexeres, aber im Kern stimmt's). Man singt ja nicht für die Menschen, sondern für Gott.

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    1. "Wer singt, betet doppelt" 
      Ich halte diese Aussage für Unsinn.
      Achten die Singenden neben der Melodie, Tonlage und Takt wirklich stets genügend auf den Inhalt der Lieder?

      Mir selbst ist leider keine Musikalität als Talent mitgegeben - muss mich also mit "einfachem" Beten begnügen, denn mein leises Mitbrummen beim Gemeindegesang dürfte bei Gott schwerlich als Singen zählen.
      Allerdings finde ich heutige Gottesdienste sehr gesangslastig.
      Etwas mehr gemeinsam gesprochene Gebete wären für Menschen wie mich segensreich; z.B. ein wechselseitig gebeteter Psalm zwischen den Lesungen oder nach der Kommunion anstelle des dprt angesetzten Liedes.

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    2. Ich würde das nicht so leichtfertig als Unsinn abtun. Augustinus hat sich doch etwas dabei gedacht. Was er EIGENTLICH in seinen "Enarrationes in Psalmos" sagt, ist Folgendes:
      “Denn er, der lobsingt, preist nicht allein im Gesang, sondern preist auch voller Freude; er, der lobsingt, singt nicht nur, sondern liebt auch den, für den er singt. Es liegt ein öffentliches Bekenntnis im Lobpreis eines jeden, der Gott anerkennt, im Lied des Liebenden ist Liebe." (Das ist die Nr 72., wenn Sie es nachlesen möchten.)
      Wie gesagt: komplexer als ein schlichtes "Singen hat die doppelte Kraft eines gesprochenen Gebets". Ich verstehe es so, dass Augustinus das Singen für eine besonders macht- und freudvolle öffentliche Manifestation der Gottesliebe des Sängers hält.

      In der irischen Kirche, von der der englische Katholizismus stark mitgeprägt ist, wird oft so gut wie gar nicht gesungen (das hat historische Gründe und unter anderem mit der jahrhundertelangen Verfolgung der Katholiken hier in England zu tun). Dennoch hat unser Pfarrer es mit safter Beharrlichkeit geschafft, über die Jahre ziemlich viele dazu zu bewegen, das Gloria, das Credo, das Vaterunser, das Agnus Dei gemeinsam zu singen. Auch die, die sich für unmusikalisch halten - es ist doch der Gestus, der zählt. Die Freude kommt dann gleichsam mit dem Singen, m.E. einem der schönsten Gemeinschaftserlebnisse, die man überhaupt haben kann.

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  4. In einem Punkt muss ich etwas widerprechen: Was die Sorgfältigkeit in der Kleiderordnung der Priester in unserem Bistum Münster angeht: Der Pfarrer in meiner Pfarrei (in der Nähe von Vechta) ist ausschließlich in Priesterkleidung zu sehen. Dies ist eher eine Frage der Priestergeneration. Die älteren Priester (Nach-68iger Generation) sind häufiger in Räuberzivil zu sehen. Das hat aber - vermute ich - wenig mit der Zugehörigkeit eines Bistums zu tun.

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  5. @Thomas Becker
    Das, was nach Ihrer eigenen Zitation Augustinus wirklich zum gottesdienstlichen Lobgesang WIRKLICH sagte, gilt 1:1 sinngemäß für das gottesdienstliche Sprechgebet.
    Ich habe mich mit meiner scharfen Kritik lediglich gegen die unsinnige FALSCHAUSSAGE "Wer singt - betet doppelt" gewandt.
    Sie diskriminiert das reine Sprechbeten und sollte künftig vermieden werden.

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  6. Entschuldigung:
    "Thomas Beckett" - nicht "Thomas Becker"

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