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Montag, 15. Juli 2019

Kaffee & Laudes - Urlaubs-Special (15. Woche im Jahreskreis)


Was bisher geschah: Wir sind immer noch im Urlaub, und am Montag unternahmen wir gegen Mittag einen Ausflug nach Burhave zur Spielscheune, wo das Kind sich gut zweieinhalb Stunden lang so richtig schön austoben konnte. Einen kurzen Blick über den Deich warfen wir auch, aber da gefiel es dem Kind nicht so gut -- vielleicht weil es sehr windig war. Also verbrachten wir die restliche Zeit, bis der Bus zurück nach Nordenham fuhr, im "Haus des Gastes", wo es neben einer netten Kinderspielecke doch tatsächlich ein Büchertauschregal gab -- oder zumindest so etwas ähnliches: Wie ein Aushang klarstellte, war das Regal dafür gedacht, dass Urlauber Bücher von dort in ihre Ferienwohnungen oder auf den Campingplatz mitnehmen konnten, aber vor ihrer Abreise sollten sie sie zurückbringen. Schade -- denn wenngleich das Regal (wie es wohl meistens der Fall zu sein pflegt) größtenteils mit eher seichter Unterhaltungsliteratur bestückt war, gab es doch einige interessante Bände. (Das einzige Buch mit explizit religiöser Thematik, das sich in diesem Regal fand - "Johannes Paul II. beim Wort genommen" von Horst Hermann - wäre wohl eher etwas für den Giftschrank gewesen. Aber interessiert hätte es mich irgendwie doch.) 

Am Dienstag statteten wir dem Nordenhamer Wochenmarkt einen Besuch ab und trafen uns dann am Rande des Marktplatzes mit einem Bloggerkollegen aus Einswarden, zu dem ich bisher nur via Twitter oder per Mail Kontakt hatte, der mich auf diesen Wegen aber schon verschiedentlich auf interessante Themen aus Nordenham und Umgebung aufmerksam gemacht und/oder mit Hintergrundinformationen versorgt hatte. Sich endlich mal persönlich kennenzulernen, war ausgesprochen erfreulich, und es gab reichlich Gesprächsstoff -- zum Beispiel über das Verhältnis zwischen Bloggern und der "professionellen" Journalistenzunft. Über die Wohnsituation im Stadtteil Einswarden, über Stadtplanung und Personalien aus der Lokalpolitik berichtet "Blogwarden - Das Stadtteil-Blog" nicht selten schneller, umfassender und vor allem kritischer als die lokale Tagespresse. 

Am Mittwochabend fand - unter freiem Himmel am Weserstrand - eine von der Pastorin der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Nordenham, Heike Boelmann-Derra, geleitete Abendandacht statt; dieses Veranstaltungsformat wird schon seit zwei Jahren jeweils in der Sommerurlaubssaison angeboten, und schon zum Start der Veranstaltungsreihe hatte ich seinerzeit ein paar kritische Anmerkungen gebloggt. Nun wollte ich gern die Gelegenheit nutzen, eine solche Andacht selbst mitzuerleben. Frau und Kind kamen mit. -- Eine detaillierte Kritik würde hier den Rahmen sprengen, eventuell komme ich bei anderer Gelegenheit darauf zurück; vorerst nur so viel: Was den rund 45 überwiegend grauhaarigen Teilnehmern der Andacht geboten wurde, wirkte auf mich wie ein Jugendgottesdienst für Senioren. Ein bisschen paradox, aber vielleicht werden wir uns angesichts des Umstands, dass die Baby-Boomer-Generation, die nie erwachsen werden wollte, allmählich ins Rentenalter kommt, an derlei gewöhnen müssen. Inhaltliches Kernstück war ein anstelle einer Predigt vorgetragener Prosatext von Susanne Niemeyer, von dem mir besonders der Satz "Gott ist ein Vielleicht" im Gedächtnis hängengeblieben ist. Gemeint war damit offenbar: Ob es Gott tatsächlich gibt, kann man nicht wissen, deswegen heißt es ja "an Gott glauben". Ich muss sagen, ich stelle mir ein solches Glaubensverständnis ziemlich belastend und trostlos vor. 


Am Donnerstag begann dann der "Urlaub im Urlaub", ein viertägiger Trip ins tiefste Butjadingen. Wir hatten zu diesem Zweck eine Ferienwohnung "in the middle of nowhere" gebucht, zwei Kilometer entfernt vom nächsten Dorf, dreieinhalb vom nächsten Supermarkt. Die Einkäufe für die nächsten Tage erledigten wir daher noch am Donnerstagvormittag in Nordenham, dann fuhren wir mit dem Bus ins mehr oder weniger Ungewisse. Gegen Mittag kamen wir auf Hof Iggewarden an; dort war ich, wenn ich mich richtig erinnere, zuvor erst einmal in meinem Leben gewesen, und zwar vor über 20 Jahren, als das Punk-Festival "Fonsstock" einmalig dorthin verlegt worden war. Der Hof, an dessen Hauptgebäude die Jahreszahl 1886  prangt, erweckt den Eindruck, inzwischen mehr Touristenattraktion als Landwirtschaftsbetrieb zu sein -- mit Hofladen und Hofcafé, Ponyreiten, "Friesengolf", einem Rosengarten und einer Art Streichelzoo mit Schafen, einem Alpaka und den Hängebauchschweinen "Iggi und Igga". Bei Kaffee und Kuchen im Hofcafé erfuhren wir, dass es am Abend ein großes Grillbüffet geben sollte, also beschlossen wir, später noch einmal wiederzukommen. Erst einmal checkten wir aber in unserer Unterkunft ein -- in einem ehemaligen Bahnhof, der zu einer 1908 eröffneten und schon 1959 wieder stillgelegten Kleinbahnstrecke gehörte. Unser Zimmerwirt wunderte sich, wie wir es geschafft hatten, ohne Auto anzureisen. -- Am Abend noch einmal nach Iggewarden zurückzukehren, erwies sich als ausgezeichnete Entscheidung. Hofbesitzer Reinhard Evers stand persönlich am Grill und Barbecue-Smoker, kam aber auch regelmäßig zu den Gästen an den Tisch, um Gegrilltes anzupreisen: "Noch Rippchen? Schweinelende? Kabeljau? Lammrücken? Rinderhüfte? Lachs?" Vor allem die Grillspezialitäten aus dem Smoker waren sensationell. Ich wüsste nicht zu sagen, wann ich zuletzt so gut gegessen habe.


Am Freitag fuhren wir mit dem "Bürgerbus" in das kleine Dorf Seeverns, dessen Hauptattraktion das "Melkhus" ist. Leider hatten wir uns jedoch hinsichtlich der Öffnungszeiten geirrt und standen vor verschlossenen Türen, aber immerhin konnten wir uns den liebe- und phantasievoll gestalteten "parkähnlichen Bauerngarten" ansehen.


Anschließend schauten wir noch bei einem nahegelegenen großen Pferdezuchtbetrieb und Reiterhof vorbei und beschlossen dann, die rund 3 Kilometer bis zum nächsten größeren Ort, nämlich Tossens, zu Fuß zurückzulegen. Unterwegs bekamen wir etwas Regen ab, ließen uns davon aber nicht einschüchtern und kehrten, als wir in Tossens angekommen waren, erst einmal im Friesischen Kaufhaus ein. Ein lustiger Laden voller Tinnef und Gedöns, und Kaffee trinken konnte man dort auch.


Die mittelalterliche, seit der Reformationszeit evangelische Kirche St. Bartholomäus konnten wir uns nur von außen ansehen; theoretisch sollte es zwar möglich sein, sich zu Besichtigungszwecken einen Schlüssel von der Küsterin zu holen, aber wir trafen sie nicht an.


Mehr Glück hatten wir im katholischen Kommunikationszentrum OASE, wo just am Abend zuvor eine Ikonen-Ausstellung eröffnet worden war. Als wir uns zum "Klönschnack" in der OASE einfanden, trafen wir den Künstler, den emeritierte Pfarrer Hermann Roling aus Lengerich in Westfalen, persönlich an und kamen so in den Genuss einer individuellen und kostenlosen Führung durch die Ausstellung. 

Nur am Rande möchte ich zu Protokoll geben, dass DasHaus neben der OASE, das meine Liebste und ich vor zwei Jahren besichtigt haben, inzwischen abgerissen wurde und dass nun ein schickes, ein bisschen spießiges Privathaus an seiner Stelle steht. Tja, schade -- hätte ein spannendes Projekt werden können. Aber es werden auch noch andere spannende Projekte kommen. 

Für den Samstag hatten wir eigentlich geplant, an einer Hofführung auf der Lama-Ranch in Mürrwarden teilzunehmen, danach eventuell noch das Teekontor und das "Kulturhaus am Wattenmeer" in Langwarden zu besuchen und gegebenenfalls auf den "Naturerlebnispfad Langwarder Groden" zu gehen, aber der bewölkte Himmel, die schlechten öffentlichen Verkehrsverbindungen sowie Suses Problemfuß, der Protest gegen die Aussicht anmeldete, schon wieder so viel laufen zu sollen wie am Vortag, veranlassten uns, stattdessen einen Schlechtwettertag in Burhave einzuschieben. Wir verbrachten erneut rund zweieinhalb Stunden in der Spielscheune, aßen Backfisch und Fritten an einer Imbissbude in Strandnähe, spazierten etwas durchs Dorf und gingen schließlich zur Vorabendmesse in der hübschen kleinen Kirche Herz Mariae. Die Messe wurde von dem emeritierten Pfarrer Roling aus Lengerich zelebriert, den wir tags zuvor in der OASE getroffen hatten; der örtliche Pfarrer Karl Jasbinschek wirkte lediglich als Konzelebrant mit. Teils trotzdem, teils gerade deswegen war die Messe fast so unerträglich wie die am vorangegangenen Sonntag in St. Willehad; möglicherweise empfand ich sie auch deshalb als fast noch schlimmer, weil sie in der Kirche stattfand, in der ich praktisch aufgewachsen bin. Neben allerlei liturgischen Grausamkeiten bestand der Negativ-Höhepunkt darin, dass Pfarrer em. Roling statt einer Predigt einen etwas zerfahrenen Vortrag über Ikonenmalerei hielt, komplett mit Fragerunde -- die Pfarrer Jasbinschek schließlich mit dem Hinweis beendete, man habe anschließend noch eine Messe in Tossens. "Eigentlich hätten wir auch noch eine Messe hier", murmelte ich grimmig. Meine Liebste schimpfte auf dem ganzen Nachhauseweg wie ein Rohrspatz. 

Am Sonntag checkten wir gegen 11 Uhr aus der Ferienwohnung aus und fuhren, da die Busverbindungen keine anderen sinnvollen Optionen hergaben und das Wetter für längere Wanderungen zu schlecht war, erst einmal nach Tossens. Wir frühstückten in einer Bäckerei, verbrachten einige Zeit am "Friesenstrand" und gingen schließlich noch einmal zum "Klönschnack" in der OASE, wo diesmal Pfarrer Jasbinschek selbst als Gastgeber fungierte. Ich war schon halbwegs darauf gefasst, dass meine Liebste (und dann wohl auch ich selbst) ihm bei dieser Gelegenheit mal ordentlich die Meinung geigen würde; aber die Situation wurde entschärft dadurch, dass der Pfarrer nicht allein zum "Klönschnack" erschien, sondern in Begleitung einiger Gemeindemitglieder aus Nordenham, die er im Auto mitgenommen hatte, da sie selbst kein Auto haben und daher sonst eher selten "mal rauskommen". Es handelte sich um eine junge Frau aus Madagaskar und eine von der Elfenbeinküste, letztere mit zwei entzückenden kleinen Töchtern, zwei und drei Jahre alt. Die Mädchen freundeten sich recht schnell mit unserer Tochter an; Bauklötze und anderes altersgerechte Spielzeug war in der OASE reichlich vorhanden. Und auch sonst war dieser "Klönschnack" ziemlich nett. Gegen Abend waren wir wieder in Nordenham. 


Was ansteht: Drei weitgehend unverplante Urlaubstage in Nordenham liegen noch vor uns, bevor es zurück nach Berlin geht. Am Dienstag ist der Gedenktag Unserer Lieben Frau auf dem Berge Karmel, auch "Skapulierfest" genannt -- ursprünglich ein Eigenfest des Karmeliterordens, 1595 auch zur Feier außerhalb des Ordens zugelassen und 1726 durch Papst Benedikt XIII. für die ganze Kirche eingeführt. Ein bisschen schade, dass unsere wöchentliche Lobpreisandacht in Herz Jesu Tegel infolge unserer Abwesenheit an diesem Tag ausfallen muss. Die dienstägliche Werktagsmesse in St. Willehad fällt an diesem Tag ebenfalls aus, und wenn ich richtig sehe, gilt das für die gesamte Sommerferienzeit. Aber das ist ein Thema für sich -- und angesichts der Messen, die wir hier bisher erlebt haben, schwerlich zu bedauern. Jedenfalls könnte man den Gedenktag zum Anlass für einen kleinen Trip nach Einswarden nehmen -- um mal einen Blick auf die seit Jahren nicht mehr genutzte, aber bislang noch nicht profanierte Herz-Jesu-Kirche und den wahrscheinlich völlig verwilderten Pfarrgarten zu werfen. Mal sehen. Zur Stadtbücherei will ich irgendwann auch noch. Am Donnerstag ist Rückreisetag, und wenn wir wieder zu Hause sind, ist dort Tegeler Hafenfest. Anders als letztes Jahr wird es wohl diesmal keinen Infotisch unserer Pfarrgemeinde geben; um alles können meine Liebste und ich uns schließlich nicht kümmern, und wenn wir es nicht tun, dann... tja. Dafür findet am Samstag aber zum dritten Mal unser Krabbelbrunch statt; vielleicht schaffen wir es zuvor ja noch, das Hafenfest für eine kleine Werbeoffensive zu nutzen. 


aktuelle Lektüre: Fertig geworden bin ich bislang noch mit keinem der Bücher von meiner Urlaubs-Leseliste, aber immerhin, ich komme voran. Mit Bernhard Meusers "Christsein für Einsteiger" bin ich so gut vorangekommen, dass ich optimistisch bin, die Lektüre spätestens auf der Zugfahrt zurück nach Berlin abschließen zu können. Dass sich diese Lektüre insgesamt über einen so langen Zeitraum - gut dreieinhalb Monate nämlich - hingezogen hat, liegt übrigens nicht daran, dass das Buch schwer zu lesen wäre. Im Gegenteil, vielfach liest es sich geradezu trügerisch leicht. Der ganze Ansatz, die 74 "Werkzeuge der geistlichen Kunst" aus der Ordensregel des Hl. Benedikt für das Alltagsleben des "modernen Menschen" zu adaptieren und dem "modernen Menschen" dabei auch noch zu verklickern, "wozu das gut sein soll", ist im besten Sinne "niederschwellig". Aber dennoch, und obwohl der Tonfall für meinen Geschmack stellenweise fast schon zu locker-flockig wirkt, ist das Buch auf seine Weise anspruchsvoll. Man tut gut daran, es in kleinen Dosen zu konsumieren und den einzelnen Abschnitten Zeit zum Wirken zu geben. 

Beim "Baader-Meinhof-Komplex" habe ich nach dem zweiten der fünf "Überkapitel", das mit der Verhaftung der führenden Köpfe der ersten RAF-Generation im Juni und Juli 1972 endet, erst einmal eine Pause eingelegt. Das ist schließlich eine sehr bedeutsame inhaltliche Zäsur. Trotzdem denke ich, ich werde die Lektüre bereits in den nächsten Tagen wieder aufnehmen -- und dann schon recht bald darüber bloggen. 

Eine ausführliche Kritik - sei es hier im Blog oder in einer anderen Publikation - werde ich in absehbarer Zeit wohl auch zu dem Buch "Völkische Landnahme" von Andrea Röpke und Andreas Speit verfassen; vorerst daher nur so viel: Ich bin jetzt auf S. 94 von 204, und bisher geht es in dem Buch weit weniger um Völkische Siedler, als man hätte annehmen sollen. Genauer gesagt, es scheint den Autoren weit weniger darum zu gehen, das Phänomen der Völkischen Siedler darzustellen, als vielmehr darum, es ideologiekritisch einzuordnen. Trotzdem ist es in vielerlei Hinsicht informativ und interessant, aber gleichzeitig nervt es mich kolossal. Mehr dazu, wie gesagt, bei anderer Gelegenheit. 

Vorbehaltlos begeistert bin ich hingegen von Norma Mazers "Lieber Bill, weißt du noch?". Nachdem ich eine der sieben Erzählungen des Bändchens, "Mimi der Fisch", bereits vor dem Urlaub gelesen hatte, habe ich seither noch drei weitere - "Peter im Park", die Titelgeschichte der Sammlung sowie "In den Fong-Bergen" - gelesen und finde sie allesamt großartig: anrührend, skurril, verschroben, verzwickt. Wer mehr wissen will, dem sei eine Rezension der amerikanischen Originalausgabe empfohlen, die ich auf einem Blog namens "Lost Classics of Teen Lit" entdeckt habe. Daraus kann man auch entnehmen, dass die Originalversion eine Geschichte mehr enthält als die deutsche Ausgabe. Die Übersetzung von Rolf Inhauser wirkt zuweilen etwas steif und altbacken, aber in gewisser Weise trägt gerade das zum Charme des Buches bei. Soviel ich weiß, ist das 1983 in der Jugendbuchreihe "dtv pocket" erschienene Werk seit einer halben Ewigkeit nicht neu aufgelegt worden, aber bei den einschlägigen Online-Antiquariaten wird noch eine nicht ganz kleine Anzahl gebrauchter Exemplare gehandelt. Daher: Kauft es, lest es, schenkt es Euren halbwüchsigen Töchtern, sofern Ihr welche habt! 


Linktipps: 
Ich sag's jetzt einfach mal: Unter den diversen Stimmen der katholischen Publizistik im deutschsprachigen Raum dürfte Peter Winnemöller derjenige Autor sein, dessen Sachkenntnis und Urteilsvermögen ich am meisten vertraue. Das heißt nicht zwingend, dass ich immer und überall mit ihm einverstanden bin (oder er mit mir), aber das ist wohl auch gut so; ansonsten könnte ich seine Kolumnen ja auch gleich selbst schreiben. Im hier verlinkten Artikel liefert er eine programmatische Reflexion über den Umstand, dass er den Begriff und das Konzept "Kirchenpolitik" zwar zutiefst verabscheut, es zugleich aber als unerlässlich betrachtet, sich damit auseinanderzusetzen. Das impliziert naturgemäß auch eine gewisse eigene Positionierung innerhalb des "kirchenpolitischen" Spektrums -- was mich übrigens daran erinnert, dass ich schon seit einigen Wochen plane, mal wieder etwas zum Thema innerkirchliche Lagerbildung zu bloggen. Hoffentlich komme ich bald mal dazu. Aber zurück zu Peter Winnemöllers Artikel: Besonders hervorhebenswert erscheint mir sein Widerspruch gegen die Annahme,  die entscheidende Konfliktlinie innerhalb der katholischen Kirche verlaufe zwischen Befürwortern und Gegnern des II. Vatikanischen Konzils: 
"Nicht das Konzil war das Problem der Kirche. [...] Ein Konzil findet immer in seiner Zeit statt. Es ist Aufgabe der Kirche, so ein Konzil zu rezipieren. [...] Die Kollision verläuft tatsächlich entlang einer Linie derer, die sagen, die Päpste setzen das Konzil um, gegen die, die behaupten, die Päpste 'drehen das Konzil zurück'."
Jetzt empfehle ich hier schon Wikipedia-Artikel? Im Ernst? -- Gegenfrage: Wieso nicht? Ich finde den Abschnitt über moderne Lobpreismusik (und die theologischen Auseinandersetzungen darüber) ausgesprochen informativ und lesenswert, wenngleich ich auf den Vorwurf, Lobpreismusik werde den "zeitgenössische[n] (Pop-)Musikidiome[n]", an denen sie sich orientiere, "nur auf einem sehr einfachen Niveau gerecht" und bei "Übernahmen aus dem romanischen und angelsächsischen Raum" sei "auch die Übertragung der Texte ins Deutsche oftmals von minderer Qualität", erwidern wollen würde, dass das Musikgenre "Lobpreis" hierzulande in jüngster Zeit dank Komponisten und Textern wie Albert Frey oder auch Johannes Hartl erhebliche Fortschritte gemacht hat. Noch interessanter wird's, wenn man einigen der in den Text eingebetteten Links folgt und sich etwa anhand der Stichworte "Berliner Erklärung" und "Kasseler Erklärung" über die Entwicklung des Verhältnisses zwischen Evangelischer Allianz und Pfingstbewegung informiert. 


Heilige der Woche: 

Heute, Montag, 15. Juli: Hl. Bonaventura (ca. 1221-1274), Ordenspriester, Kirchenlehrer. Wurde nach eigenen Angaben als Kind durch den Hl. Franz von Assisi von einer lebensbedrohlichen Krankheit geheilt, trat später in den Franziskanerorden ein und wurde dessen Generalminister. Bedeutender Theologe, galt beim Konklave von 1371 als aussichtsreicher Kandidat für das Papstamt. 1273 zum Kardinal ernannt, spielte eine zentrale Rolle beim 2. Konzil von Lyon, vor dessen Abschluss er jedoch starb. 

Samstag, 20. Juli: Hl. Apollinaris, Bischof und Märtyrer; der Überlieferung zufolge ein Schüler des Apostels Petrus und erster Bischof von Ravenna. Hl. Margareta, Jungfrau und Märtyrerin; soll der Überlieferung zufolge um die Wende vom 3. zum 4. Jh. in Kleinasien gelebt haben. Ihr Leben und Martyrium ist Gegenstand ausgesprochen farbenprächtiger Legenden. Eine sehr populäre Heilige, die seit dem Mittelalter zu den 14 Nothelfern und zusammen mit der Hl. Barbara und der Hl. Katharina von Alexandrien zu den "drei heil'gen Mad'ln" gezählt wird. 


Aus dem Stundenbuch: 

Am Ende der Tage wird es geschehen: † Der Berg mit dem Haus des Herrn steht fest gegründet als höchster der Berge; * er überragt alle Hügel. (Jesaja 2,2)



2 Kommentare:

  1. Apollinaris ist m.W. am 23. Juli.
    http://thomassein.blogspot.com/2017/07/apollinaris.html

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  2. Apollinaris ist tatsächlich in der Weltkirche am 20.7., nur im Erzbistum Köln wird der Düsseldorfer Stadtpatron am 23.7. gefeiert. Allerdings nicht in Köln selbst, denn da ist ja das Gedenken der "Übertragung der Reliquien der Heiligen Drei Könige".

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