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Samstag, 26. September 2015

Vier Jahre Blogger und noch immer nicht verblödet

"Ein Gespenst geht um in der Deutschen Bischofskonferenz. Das Gespenst des Bloggers."
(Facebook-Nutzer Rolf S., frei nach eines berühmten Kardinals Namensvetter.)

Erst Anfang der Woche fiel mir plötzlich auf, dass die Eröffnung dieses meines Blogs sich an diesem Wochenende zum vierten Mal jährt, und ich dachte darüber nach, diesem Jubiläum einen eigenen Artikel zu widmen. Nur wusste ich nicht so genau, was ich da reinschreiben sollte - die ganze Saga darüber, wie ich zum Bloggen gekommen bin und wie ich quasi ohne eigenes Zutun von der katholischen Blogger-Community, genannt "Blogoezese" (von deren Existenz ich bis dahin gar nichts geahnt hatte) "adoptiert" wurde, hatte ich meinen Lesern schließlich schon zum Einjährigen aufgetischt. 

Aber dann kam mir katholisch.de, die offizielle Online-Präsenz der Katholischen Kirche in Deutschland, zu Hilfe - mit einem auf YouTube geposteten Video unter der Überschrift "Verbloggung führt zu Verblödung". Na herzlichen Dank. Das Verhältnis zwischen katholisch.de und der Blogoezese ist ohnehin nicht immer ganz unkompliziert, aber dazu später mehr. Bei dem Video handelte es sich um einen rund zweieinhalb Minuten kurzen Ausschnitt aus einer Pressekonferenz, die Reinhard Kardinal Marx, Erzbischof von München und Freising und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, zum Abschluss der Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe abgehalten hatte; und die Überschrift war ein wörtliches Zitat, auch wenn Kardinal Marx diese Aussage durch ein leicht vernuschelt nachgeschobenes "manchmal" relativierte. 

Zur Untermauerung und Begründung dieser denkwürdigen Einschätzung äußerte der Kardinal weiter, beim Bloggen gehe es seiner Wahrnehmung zufolge darum, 
"dass sich Szenen untereinander treffen, sich gegenseitig bestätigen und hochjubeln, aber nicht in einen Diskurs eintreten mit Andersdenkenden, argumentativ, das ist es, was ich wahrnehme, und deswegen ist es für mich relativ uninteressant." 
Sein Fazit lautet: 
"Also insofern weiß ich nicht, ob wir als Bischofskonferenz uns mit diesen Portalen und Blogs überhaupt beschäftigen sollen." 
Dass er selbst sich bislang noch nicht näher mit der Materie beschäftigt hat, hat der Kardinal gleich zu Beginn seiner Ausführungen eingestanden ("Ich kenn das nicht, diese… diese Blogs oder was, [...], das lass ich gar nicht an mich heran"). Da fragt man sich dann schon, wie er zu seinem ausgesprochen fest und sicher wirkenden Urteil über "diese Blogs oder was" kommt. Wenn er die doch gar nicht kennt. 

Mich jedenfalls treibt nun anlässlich meines Bloggerjubiläums natürlich die Frage um: Wie verblödet bin ich eigentlich? Ich weiß, Selbsteinschätzungen sind immer mit Vorsicht zu genießen, aber ich wage trotzdem zu behaupten: nicht allzu sehr. Ich würde, im Gegenteil, sogar behaupten, dass das Bloggen mich geistig bereichert und meinen Horizont erweitert hat. Was zunächst einmal daran liegt, dass das Bloggen im Gegensatz zu Kardinal Marx' Einschätzung gerade kein Schmoren im eigenen Saft ist, keine zyklische Selbstbestätigung im geschlossenen Kreis. Man kann durch das Bloggen sehr wohl "in einen Diskurs eintreten mit Andersdenkenden"; denn, o Wunder des Internets, einen Blog kann prinzipiell Jeder lesen, nicht nur Gleichgesinnte - und selbst unter im Großen und Ganzen Gleichgesinnten kann es ja, wie der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz eigentlich selbst am besten wissen sollte, in Einzelfragen immer mal wieder zu Meinungsverschiedenheiten kommen, über die man sich dann konstruktiv auseinandersetzen kann. Ich jedenfalls habe durch Kommentare zu meinen Blogartikeln oder auch im Rahmen von Diskussionen über diese Artikel, die sich entweder in Sozialen Netzwerken oder, man höre und staune, offline am Tresen der einen oder anderen ganz säkularen Kneipe entwickelten, Vieles dazugelernt - und noch mehr habe ich aus den Artikeln anderer Blogger gelernt. Auch die (größtenteils ebenfalls online durchgeführten) Recherchen zu meinen bislang knapp 200, zum Teil sehr umfangreichen, Blogbeiträgen haben das Ihre dazu beigetragen, meinen Horizont zu erweitern, mein - wenn man das so nennen will - "Glaubenswissen" zu vertiefen und zu entdecken, was es jenseits von katholisch.de noch so alles an Katholischem im Netz gibt - angefangen von der Entdeckung, dass man praktisch alle offiziellen Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls online abrufen kann, bis hin zur Entdeckung internationaler katholischer Nachrichtenportale wie Catholic News Agency und Aleteia. Wäre ich ohne das Bloggen nie drauf gekommen. Auch auf zwischenmenschlicher Ebene verdanke ich dem Bloggen viel. Ich bin dadurch mit großartigen Menschen in Kontakt gekommen, nicht wenige davon habe ich inzwischen auch mal offline getroffen; einige Bloggerkollegen kann ich mittlerweile im vollen, nicht-nur-facebookigen Sinne des Wortes als Freunde bezeichnen, und sogar meine Liebste habe ich durchs Bloggen kennengelernt. 

Das alles kann Kardinal Marx nicht wissen und braucht es auch nicht zu wissen. Schön wäre es natürlich, wenn er sich - besonders dann, wenn es sich nicht um ein Privatgespräch nach dem soundsovielten Schoppen Wein handelt, sondern um eine Pressekonferenz, auf der er in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz spricht - mit Urteilen über Dinge, von denen er keine Ahnung hat, etwas mehr zurückhielte. Besonders tragikomisch wirkt es, dass er den Bloggern Diskursverweigerung vorwirft, während er gleichzeitig selbst erklärt, sich mit ihnen nicht auseinandersetzen zu wollen - das liegt schon so ungefähr auf einem Niveau mit den "an einer inhaltlichen Auseinandersetzung nicht interessierten" Damen von der Initiative NoFundiM.Ärsche - wobei der Vergleich ein wenig hinkt: Die "Queer-Feministinnen" lesen schließlich immerhin meinen Blog. - Begreiflicherweise hat die Äußerung des Kardinals in den letzten Tagen eine intensive Debatte innerhalb der katholischen Blogger-Community ausgelöst - eine Auswahl lesenswerter Beiträge hierzu folgt am Ende dieses Artikels -; verschiedentlich wurde dabei zur Verteidigung Seiner Eminenz vorgebracht, auf wen die Kritik nicht zutreffe, der brauche sich ja nicht angesprochen zu fühlen. Ich finde, dass dieser Einwand am Kern der Sache vorbeigeht, und das gleich aus mehreren Gründen. Zunächst einmal gilt wie für alle öffentlichen Äußerungen von Amtsträgern der Grundsatz: Wie der Sprecher seine Worte gemeint hat, ist im Ergebnis weniger wichtig als wie sie beim Hörer ankommen. Dazu, dass die Einlassung des Münchner Erzbischofs als pauschale Geringschätzung gegenüber Bloggern verstanden wird, hat katholisch.de durch die separate Veröffentlichung dieses kurzen Pressekonferenz-Ausschnitts, und erst recht durch die Wahl der Überschrift, zweifellos mit Fleiß beigetragen, und die Motivation dahinter ist unschwer einzusehen. Dass das von der Deutschen Bischofskonferenz mit zwei Millionen Euro im Jahr finanzierte Online-Portal die ehrenamtlich und ohne jede redaktionelle Kontrolle agierenden Blogger in erster Linie als Konkurrenz und Bedrohung ansieht, ist nun wahrlich nichts Neues; da kommt so ein "verbaler Arschtritt" aus erzbischöflichem Munde natürlich wie gerufen. Der Perspektive einer stärkeren Zusammenarbeit der Ordinariate mit der katholischen Blogger-Community - woanders nennt man so etwas Blogger-Relations und betrachtet es als wichtigen Bestandteil von Öffentlichkeitsarbeit im digitalen Zeitalter - fügt das knallige Wortspiel des Kardinals zweifellos schweren Schaden zu. Zudem bleibt die Frage, wie man die Worte des Bischofskonferenz-Vorsitzenden eigentlich anders verstehen könnte. Dafür ist ein Blick auf den Kontext der Äußerung ratsam. 

Veranlasst wurde die Einlassung des Kardinals durch die Frage eines Journalisten: 
"Werden Sie auf der Deutschen Bischofskonferenz entschiedener gegen innerkirchliche Fundamentalisten vorgehen, wie sie zum Beispiel bei solchen Seiten wie katholisches.info oder anderen Bereichen sich austoben? Es wird ja immer so getan, als wenn es nur im Islam Fundamentalismus gibt, beide christlichen Kirchen kennen den ja nun auch in allen möglichen Formen." 
Die Frage ist ja eigentlich schon an sich eine Frechheit, und es wäre zu wünschen gewesen, dass der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz sie nicht einfach widerspruchslos schluckt. Ich habe hier keinesfalls die Absicht, die Seite katholisches.info gegen Kritik in Schutz zu nehmen; seit ich dort vor rund zwei Jahren einige Artikel gelesen habe, die mir den Eindruck vermittelten, man versuche dort in Inhalt und Form dem berüchtigten kreuz.net nachzueifern, meide ich die Seite weitestgehend - vielfach verraten einem ja schon die Überschriften der dortigen Beiträge, woher da der Wind weht. Hätte sich Kardinal Marx' Antwort ausdrücklich und eindeutig auf katholisches.info und/oder in Inhalt und Form ähnliche Seiten bezogen, hätte ich tatsächlich allen Grund, mich nicht angesprochen zu fühlen, und diejenigen Blogger, mit denen ich in regelmäßigem Kontakt stehe, ebensowenig. Aber so weit differenziert er ja gar nicht - und das kann er auch gar nicht, da er katholisches.info nach eigener Aussage gar nicht kennt. Doch gehen wir noch mal einen Schritt zurück: Eigentlich hätte der Kardinal schon beim Stichwort "Fundamentalismus" intervenieren müssen - mindestens um zu hinterfragen, was der Journalist mit diesem Schlagwort meint. Die lapidare Feststellung "Es wird ja immer so getan, als wenn es nur im Islam Fundamentalismus gibt, beide christlichen Kirchen kennen den ja nun auch" ist angesichts eines weltweiten islamistischen Terrorismus, der in keiner anderen Weltreligion ein Pendant findet, schon ein starkes Stück. Zwar trifft es unbestreitbar zu, dass es auch einen christlichen Fundamentalismus gibt, ja, der Begriff ist sogar ursprünglich im christlichen Kontext entstanden; aber qualitativ ist er wohl kaum mit dem islamischen Fundamentalismus gleichzusetzen. Und wenn der Journalist von Fundamentalismus in "beide[n] christlichen Kirchen" (gibt es tatsächlich nur zwei? Na gut, geschenkt, man weiß ja, wie er's meint) spricht, wäre erst recht eine Begriffsklärung angezeigt, denn der ursprünglichen Wortbedeutung nach ist Fundamentalismus ein genuin protestantisches Phänomen und kein katholisches. Über die Begriffsverwirrung, die in diesem Punkt herrscht, habe ich schon letztes Jahr etwas geschrieben, und jüngst hat auch Bloggerkollege Clamormeus einen erhellenden Beitrag zu diesem komplexen Thema veröffentlicht. Wenn so unterschiedliche Phänomene wie islamischer Salafismus, protestantischer Biblizismus und katholischer Traditionalismus unter dem Label "Fundamentalismus" zusammengefasst werden, dann hat das offenkundig mehr mit Polemik als mit sachlicher Auseinandersetzung zu tun; aber damit nicht genug: Wie man beispielsweise anhand der Reaktionen auf den Marsch für das Leben beobachten kann, wird der Begriff "Fundamentalismus" in der gesellschaftlichen Debatte vielfach noch mehr ausgeweitet, so weit, dass er schließlich alle bezeichnet, die ihren Glauben ernster nehmen und/oder entschiedener nach außen hin vertreten als der durchschnittliche Kirchensteuerzahler. Wenn der Journalist es nun als gegeben voraussetzt, dass die Deutsche Bischofskonferenz "entschiedener gegen innerkirchliche Fundamentalisten vorgehen" müsse (wie stellt er sich das eigentlich praktisch vor?), dann kann man den Eindruck haben, er gehe von der Auffassung aus, in einer säkularen Gesellschaft sei Religion nur in homöopathisch verdünnter Dosis verträglich. Und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz lässt ihm das ohne mit der Wimper zu zucken durchgehen. 

Interessant ist auch, dass das Stichwort "Blogs" in der Frage überhaupt nicht vorkam. Wenn man es genau nimmt, geht Kardinal Marx in seiner Antwort so gut wie gar nicht auf die Frage des Journalisten ein, sondern nutzt sie lediglich als Steilvorlage, um gegen Blogs zu wettern - von denen er zwar eingestandenermaßen keine Ahnung hat, die er sich aber als Tummelplätze verschrobener, sozialphobischer Nerds und Verschwörungstheoretiker vorstellt (und deswegen auch gar keine Lust hat, seine Vorurteile durch Kenntnisnahme der Realität womöglich korrigieren zu lassen). Unterstellt man, dass dieser irritierende Monolog letztlich doch irgendwie eine Antwort auf die vorangegangene Frage sein soll, dann entsteht der Eindruck, Kardinal Marx stelle katholische Blogger - da eine Differenzierung ja nicht stattfindet - pauschal unter Fundamentalismusverdacht und erkläre sie gleichzeitig für irrelevant. Als Krönung des Ganzen spricht er ihnen auch noch das Christsein ab: Indem sie "andere[] Menschen erniedrigen" - dass sie das tun, wird unhinterfragt als gegeben vorausgesetzt -, können sie sich nicht "auf Jesus von Nazareth berufen" und sind folglich raus: "Wir haben klare Linien, wo die Grenze ist". Interessant ist - das jetzt aber wirklich nur ganz am Rande -, dass diese "klare[n] Linien" nicht in Bezug auf die Zustimmung zu Glaubensinhalten gezogen werden, sondern einzig in Bezug auf den menschlichen Umgang miteinander. Nun will ich die Bedeutung eines angemessenen menschlichen Umgangs miteinander nicht kleinreden - ich weiß schon, "darum hört nicht auf, einander von Herzen zu lieben" (1. Petrus 1,22) und "ertragt einander in Liebe" (Epheser 4,2); man könnte noch weitere Belege bringen -, aber so ein bisschen klingt es doch danach, als setze der Kardinal das Christentum mit einem "Humanismus der Nettigkeit" gleich. Und das nervt, auch wenn's nicht so gemeint ist. 

Mit der Nettigkeit auf der einen und dem Fundamentalismus auf der anderen Seite ist es ja überhaupt so eine Sache. Dass es Internetseiten - darunter durchaus auch Blogs - gibt, die eine mit Stolz vertretene Glaubensstrenge mit einer beträchtlichen Arroganz, Verbissenheit, Humorlosigkeit und einem allgemeinen Mangel an Umgangsformen paaren, soll (und kann, leider) im Grundsatz nicht bestritten werden. Die Frage ist, wo man hier die Grenze zieht. Ein entschiedenes Eintreten für den Glauben ist nicht immer "nett", kann es gar nicht sein. An etwas zu glauben, impliziert zwingend, an vieles Andere nicht zu glauben; von der Richtigkeit einer Lehre überzeugt zu sein, hat zur Folge, das, was dieser Lehre widerspricht, falsch zu finden. Zweifellos muss man deswegen das, woran man nicht glaubt, nicht schmähen, und Andersdenkende und -glaubende nicht persönlich angreifen. Aber auch wenn man sich noch so sehr bemüht, das nicht zu tun, erlebt man es immer wieder, dass klare Bekenntnisse zum christlichen Glauben und zur Lehre der Kirche schon an und für sich als intolerant, anmaßend, menschenverachtend, kurz: fundamentalistisch wahrgenommen werden. Da ist die Versuchung groß, die christliche Botschaft so zu verpacken bzw. zurechtzustutzen, dass sie beim gesellschaftlichen Mainstream möglichst wenig Anstoß erregt - und im Zweifel lieber mal die kirchliche Lehre in Frage zu stellen als die vorherrschende öffentliche Meinung zum betreffenden Thema. Gerade auf katholisch.de ist eine solche Tendenz nicht selten zu beobachten, und nicht minder auf den Facebook-Seiten deutscher Bistümer, die ihren Abonnenten lieber mit Bildern von Blumen, Luftballons und Sonnenuntergängen, garniert mit inhaltlich unscharfer Poesiealbenlyrik, kommen als mit irgendwelchen möglicherweise herausfordernden Glaubensinhalten. Insofern scheint mir die Rede von "innerkirchlichen Fundamentalisten", gegen die man "entschiedener vorgehen" müsse, im Wesentlichen eine Phantomdiskussion zu sein - die davon ablenkt, dass das weitaus größere Problem der Kirche in unseren Breiten die Lauheit ist, der Mangel an Substanz und Profil. Viele katholische Blogger nehmen sich dieses Problems an, betreiben Basisarbeit, halten ihre Köpfe hin. Für den Glauben, für die Kirche. Ein bisschen Anerkennung und Wertschätzung dafür wäre schon schön - muss aber nicht sein, dafür macht man's ja letztendlich nicht. Wenn einem aber von höchster Stelle des kirchlichen... sagen wir mal... "Apparats" in Deutschland das Gefühl vermittelt wird, man werde mit seinen Bemühungen eher als lästig und störend empfunden, dann ist das nicht nur schmerzhaft für uns Blogger; es wirft vor allem ein sehr bedenkliches Licht auf den allgemeinen Zustand der Kirche hierzulande. Als ob es da nicht schon genug Anlass zur Sorge gäbe. 

Wir haben es hier also nicht mit der privaten Schrulle eines einzelnen, wenig Internet-affinen Bischofs zu tun, sondern mit einem strukturellen Problem. Es ist bezeichnend, dass Kardinal Marx bei seinem Publikum einen großen Lacherfolg landet, als er witzelt, er könne ja sein Sekretariat beauftragen, "das im Auge zu behalten oder die Szene zu beobachten". - Letztendlich ist es somit vielleicht ganz gut, dass Seine Eminenz dem Netzgemüse innerhalb der Kirche einmal in Erinnerung ruft, dass das Internet vielleicht nicht gerade "für uns alle", aber doch für Viele immer noch Neuland ist. Zum Dank für diese Erinnerung sei er auf etwas hingewiesen, was er vermutlich auch nicht weiß: Zu den Charakteristika dieses komischen Internets gehört es, dass da so allerlei weise Sprüche kursieren, die gern, wenn auch meist fälschlich, als Zitate bedeutender Persönlichkeiten der Vor-Internet-Ära ausgegeben werden. Mahatma Gandhi beispielsweise wird der Satz zugeschrieben: 
"Erst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich, dann gewinnst du." 
Kardinal Marx hat den Bloggern gegenüber soeben den Schritt vom Ignorieren zum Verlachen vollzogen. Das lässt für die Zukunft hoffen.



Mehr zum Thema:

"Nachtrag in Sachen Blödheit" - Josef Bordat auf "JoBo 72's Weblog" (Links zu zwei weiteren Artikeln dieses Blogs habe ich oben im Fließtext versteckt...)
"Bloggst Du noch oder blödelst du schon?" - Peter Winnemöller (Cicero) auf "Katholon"
"Offener Brief an Reinhard Kardinal Marx" - Claudia Sperlich auf "Mein Leben als Rezitatorin und Dichterin"
"Wie verblödet muss ich sein..." - Felix Honekamp auf "Papsttreuer Blog" 
"Der Kardinal und die Blogs" - Johannes R. Hanses (Thomasleser) auf "Provinzthomismus" 

Und zur Erinnerung daran, dass das Thema an sich nicht neu ist, dass es aber mal Zeiten gab, in denen die Aufgeschlossenheit für das Potential von Bloggern in der katholischen Öffentlichkeit größer - wenn auch nicht frei von Ambivalenzen - war: ein Artikel von anno 2009...

"Die Antwort einer katholischen Freibeuterin" - Elsa Laska auf "Elsas Nacht(b)revier. 


P.S.: Abschließend wäre noch darauf hinzuweisen, dass es nicht überall in deutschen Landen so schlecht um die Blogger-Relations der Katholischen Kirche bestellt ist. Just heute hat die Facebook-Seite des Erzbistums Berlin eine Serie begonnen, in der katholische Blogs aus der Erzdiözese vorgestellt werden. Da komme ich wohl auch noch an die Reihe... :)


7 Kommentare:

  1. Na los! Ausdrucken und ab in die Post nach München mit freundlicher Bitte um Stellungnahme.

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  2. Der intellektuellen Redlichkeit wegen scheint es mir allerdings nötig, in Betracht zu ziehen, dass Kardinal Marx mit dem Vorwurf des „sich gegenseitig bestätigen und hochjubeln“ möglicherweise nicht das Bloggen an sich gemeint hat, sondern im Hinblick auf die vorausgehende Frage speziell das Verhalten „solcher Seiten wie katholisches.info“ charakterisieren wollte. Insbesondere, da die DBK selbst ein Portal und mindestens einen Blog betreibt.

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  3. Ich verstehe Ihren Unmut und ich verstehe dass Eminenz Marx hier in ein Wespennest gestochen hat. Trotzdem gestatten Sie mir eine Anmerkung (da ich mich aus beruflichen Gründen nun auch schon länger mit dem Thema befasse). Josef Bordat hat vollkommen recht wenn er auf die Heterogenität der Blogs hinweist. Es ist aber absolut nicht von der Hand zu weisen, dass die Abgrenzung vieler Blogger in Richtung Linkspartei, Piraten oder Grün viel leichter fällt als die Abgrenzung nach ganz rechts. Nur ein kleines Beispiel - erst vor kurzen wurde - auch auf meinen mehrmaligen Protest hin - ein Blogger aus der christlichen Blogozese entfernt auf dessen Blog regelmäßig der Nationalsozialismus verherrlicht, Menschen schwarzer Hautfarbe als "Drecksneger" und Politikerinnen der Grünen als "Dummfotzen" bezeichnet wurden. Auf diesen Blog haben auch einige durchaus honorige und angesehene andere Blogger verlinkt.

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    1. Dass es Websites, darunter auch Blogs, gibt, auf die diese Kritik zutrifft, bestreite ich nicht. Aber gerade die angesprochene "Heterogenität" macht es so ärgerlich, wenn "diese Blogs oder was" so in hinterfragt alle in denselben Topf geworfen werden.

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    2. ...sollte natürlich "unhinterfragt" heißen. Doofe Autokorrektur.

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  4. Da Sie sich aus beruflichen Gründen nun auch schon länger mit dem Thema befassen, gestatten Sie mir eine Anmerkung: man kann keine Blogs aus der "christlichen Blogozese" entfernen. Das liegt einfach daran, dass "Blogozese" ein mehr oder minder satirischer Oberbegriff für alle katholischen Blogs ist. Es gibt weder eine geregelte Zugehörigkeit noch eine Instanz, die über eine Aufnahme oder Entfernung entscheiden könnte.

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  5. Kurzer Kommentar:

    Sehr richtig.

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