Dass die derzeit stattfindende Außerordentliche Bischofssynode zur Familienpastoral ein großes Aufregerthema werden würde, stand im Grunde schon im Vorfeld fest - spätestens nachdem der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper mit seiner vor dem Konsistorium gehaltenen, wenig später auch als Buch veröffentlichten Rede über "Das Evangelium von der Familie" gewissermaßen eine liberale Reformagenda für die Synode vorgestellt hatte und mehrere andere Kardinäle, darunter die hochrangigen Kurienkardinäle Müller, Burke und Pell, diesen Thesen vehement widersprochen hatten. Als Kaspers Gegner in dieser Debatte gemeinsam ein Buch mit dem Titel "In der Wahrheit Christi bleiben" veröffentlichten, fasste der frühere Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen (2001-2010) und noch frühere Bischof von Rottenburg-Stuttgart (1989-1999) dies geradezu als "Kriegserklärung" auf. Besondere Brisanz gewann diese Auseinandersetzung dadurch, dass Kasper teils implizit, teils explizit der Überzeugung Ausdruck gab, er habe den Papst auf seiner Seite.
Nach diesem Vorspiel konnte es niemanden mehr überraschen, dass die Synode alsbald sowohl von der eher kirchenkritischen "weltlichen" Presse (soweit diese sich nicht darauf beschränkte, sich einfach darüber lustig zu machen, dass "Bischöfe über Sex diskutieren") als auch von katholischen Blogs und Nachrichtenseiten zu einer Richtungsentscheidung zwischen konservativen und liberalen Kräften innerhalb der Kirche hochgeschrieben wurde.
Diese gespannte Erwartung, verbunden mit den "früher" nicht im selben Maße gegebenen Möglichkeiten, via Internet (und hier besonders in den Sozialen Netzwerken) annähernd "in Echtzeit" zwar nicht unmittelbar aus der Synodenaula, aber immerhin so zu sagen aus deren Vorhöfen zu berichten, führte dazu, dass allerlei Äußerungen von Synodenteilnehmern oder aus deren Umfeld in der Öffentlichkeit so aufgenommen wurden, als handle es sich bereits um "Ergebnisse" - und dass diesen vermeintlichen Ergebnissen eine Bedeutung zugemessen wird, wie selbst die tatsächlichen Ergebnisse einer Außerordentlichen Bischofssynode sie ihrer Natur nach gar nicht haben können:
Diese gespannte Erwartung, verbunden mit den "früher" nicht im selben Maße gegebenen Möglichkeiten, via Internet (und hier besonders in den Sozialen Netzwerken) annähernd "in Echtzeit" zwar nicht unmittelbar aus der Synodenaula, aber immerhin so zu sagen aus deren Vorhöfen zu berichten, führte dazu, dass allerlei Äußerungen von Synodenteilnehmern oder aus deren Umfeld in der Öffentlichkeit so aufgenommen wurden, als handle es sich bereits um "Ergebnisse" - und dass diesen vermeintlichen Ergebnissen eine Bedeutung zugemessen wird, wie selbst die tatsächlichen Ergebnisse einer Außerordentlichen Bischofssynode sie ihrer Natur nach gar nicht haben können:
Man könnte somit meinen, es wäre angemessen, allem, was man aus der Synode so hört bzw. liest, mit einer gewissen Gelassenheit zu begegnen; andererseits ist es wohl nicht von der Hand zu weisen, dass die "Synode der Medien" eine Eigendynamik zu entwickeln droht, die sich schlechterdings nicht mehr unter Kontrolle bringen lässt.
Als am vergangenen Montag ein von Peter Kardinal Erdö redigierter Zwischenbericht der Synode - die "Relatio post disceptationem" - veröffentlicht wurde, konzentrierte sich das mediale Echo weitestgehend auf diejenigen Passagen, die sich mit "irregulären" Familienverhältnissen befassen - also solchen, die außerhalb des Bandes der sakramentalen Ehe existieren -; und hier entstand der Eindruck, Kardinal Kaspers liberale Agenda feiere einen triumphalen Siegeszug unter den Synodalen. Besonderes Aufsehen erregten die Aussagen zu gleichgeschlechtlichen Partnerschaften; hier machte das Wort von einem "pastoralen Erdbeben" die Runde: "erstmals" sei hier "auch von 'positiven Aspekten' gleichgeschlechtlicher Beziehungen die Rede". Zwar wiesen besonnenere Kommentatoren darauf hin, dass hier allenfalls ein veränderter Tonfall zu konstatieren sei, während inhaltlich keine Abweichung gegenüber den Aussagen des Katechismus der Katholischen Kirche zur Homosexualität (vgl. KKK § 2357 u. § 2358) vorliege; aber was in der breiten Öffentlichkeit ankam, war der Eindruck einer - je nach Blickwinkel und Erwartungshaltung mehr oder weniger spektakulären - "Öffnung der Kirche gegenüber Homosexuellen". (Wobei mir die persönliche Anmerkung gestattet sei, dass ein homosexueller Bekannter von mir am Dienstagabend die betreffenden Passagen der Relatio sarkastisch-polemisch, aber für mein Empfinden nicht völlig unzutreffend mit den Worten paraphrasierte: "Schwule sind ja nicht nur schwul, sondern haben auch noch andere Eigenschaften und sind deshalb nicht nur Scheiße.")
Es dauerte nicht lange, bis das Bild einer liberalen Revolution in der Synodenaula erste Risse bekam. Mehrere Bischöfe meldeten sich mit scharfer Kritik an der Relatio zu Wort: Der Text gebe kein zutreffendes Meinungsbild der Synode wider. Diese Kritik bezog sich ausdrücklich nicht allein auf die Aussagen zu gleichgeschlechtlichen Partnerschaften; vielmehr wurde bemängelt, der gesamte Sprach- und Argumentationsduktus des Dokuments verwässere die Lehre der Kirche und lasse den Eindruck entstehen, "dass die kirchliche Lehre bisher unbarmherzig gewesen sei und als ob man erst jetzt beginne, die Barmherzigkeit zu lehren" (so Erzbischof Stanislaw Gadecki von Posen, Vorsitzender der polnischen Bischofskonferenz). Die Rede von Barmherzigkeit setze zudem das Vorhandensein von Sünde voraus; der Begriff der Sünde komme in dem Dokument jedoch kaum vor. -- Zu den prominentesten Kritikern der Relatio gehörte der südafrikanische Kardinal Wilfrid Fox Napier, Erzbischof von Durban. Dieser beurteilte das Dokument als "nicht sehr hilfreich bei der Verkündigung der Lehre der Kirche" und betonte, "die Synode sei nicht einberufen worden, um über Verhütung, Abtreibung und gleichgeschlechtliche Partnerschaften zu diskutieren, sondern über die Familie"
Am Mittwoch dann veröffentlichte die englischsprachige Ausgabe der katholischen Website zenit.org ein Aufsehen erregendes Interview mit Kardinal Kasper, von dem vor allem ein Satz einschlug wie eine Bombe: "Die Afrikaner sollen nicht zu sehr versuchen, uns zu sagen, was wir tun sollen." Unabhängig vom Kontext betrachtet, vermittelt dieser Satz den Eindruck einer so empörenden Arroganz, dass man sich selbst dann, wenn man Kardinal Kasper von vornherein nicht sonderlich wohlgesonnen war, nur ungläubig die Augen reiben konnte. Schauen wir uns die Aussage trotzdem mal im Kontext an. Danach befragt, wie die Synode denn so laufe, äußerte Kardinal Kasper sich zuversichtlich, dass man auf einem - aus seiner Sicht - guten Weg zur "Öffnung" sei; der Papst wolle diese Öffnung, und eine Mehrheit der Synodenväter unterstütze sie. Auf die Nachfrage, ob es denn nicht auch Widerstände gebe, kam Kardinal Kasper auf die afrikanischen Bischöfe zu sprechen: Mit denen könne man über bestimmte Themen einfach nicht reden - vor allem über Homosexualität, da diese in Afrika, wie auch in Teilen Asiens, vor allem in muslimisch geprägten Ländern, einfach ein Tabuthema sei. Diese Einschätzung gipfelte dann in der Aussage, "die Afrikaner" sollten "uns" nicht sagen, was "wir" zu tun hätten.
Ebenso wie viele andere zögerte auch ich nicht, via Twitter und Facebook meiner Empörung über dieses - wie ich es ad hoc formulierte - "besonders unschöne Zusammentreffen von Eurozentrismus und Egozentrismus" Ausdruck zu verleihen. Andere drückten sich - z.T. in Antworten auf meine Beiträge - noch deutlicher aus und klassifizierten Kardinal Kaspers Einlassungen unverhohlen als rassistisch (eine Einschätzung, die ich vorübergehend etwas unüberlegt übernahm, einen Facebook-Beitrag dieses Inhalts dann aber wieder zurückzog.). Andererseits fehlte es auch nicht an Stimmen, die den emeritierten Kurienkardinal in Schutz nahmen. Dass Homosexualität in Afrika ein Tabuthema sei, sei ja wohl kaum von der Hand zu weisen; zumindest sei es um die Akzeptanz von Homosexualität dort ohne Zweifel erheblich schlechter bestellt als hierzulande. Und wenn oder falls Kardinal Kasper mit seiner Interviewaussage nichts Anderes gemeint habe als "Dass Homosexualität in Afrika ein Tabuthema ist, kann und darf für die Synode kein Grund sein, sie ebenfalls als Tabuthema zu behandeln", dann habe er doch nicht so unrecht. - Darauf kann man im Grunde nur erwidern: Ein in sich richtiger Satz ist dennoch falsch, wenn er von falschen Prämissen ausgeht. Selbst wenn - was ich schon als eine äußerst wohlwollende Interpretation ansehen würde - Kardinal Kasper es so gemeint hätte, wäre es immer noch eine Unverschämtheit den afrikanischen Bischöfen gegenüber, ihre Einwände gegen die Relatio, oder auch insgesamt ihre Beiträge zur Synode, darauf zu reduzieren, dass sie einfach ein Problem mit dem Thema Homosexualität hätten. Damit werden die Stellungnahmen der afrikanischen Bischöfe pauschal delegitimiert, ihnen wird rundheraus die Diskussionsfähigkeit abgesprochen, die Ansichten der Afrikaner werden als irrelevant für die übrige Weltkirche dargestellt. Man kann die Interviewsätze hin und her wenden wie man will - diese implizite Aussage wird man nicht los.
Dass praktisch unmittelbar nach der Veröffentlichung dieses Interviews der schon erwähnte südafrikanische Kardinal Napier von Papst Franziskus in das Redaktionskomitee für das Abschlussdokument der Weltbischofssynode berufen wurde, sahen manche Beobachter als Reaktion des Papstes auf Kaspers Einlassungen. Mitten in solche Diskussionen hinein platzte jedoch die nächste Bombe: Kardinal Kasper dementierte die ihm zugeschriebenen Äußerungen. Er habe sich nie in solcher Weise über seine afrikanischen Mitbrüder im Bischofsamt geäußert und würde das auch nie tun, ja, er sei "schockiert", dass ihm solche Aussagen in den Mund gelegt würden. Einen Moment lang fand ich, diese scharfe Distanzierung von den umstrittenen Interviewaussagen müsste doch eigentlich extrem peinlich für diejenigen sein, die ebendiese Aussagen noch verteidigt hatten. Aber dieser Aspekt rückte völlig in den Hintergrund gegenüber einem anderen: Kardinal Kasper begnügte sich nicht damit, zu sagen, er wäre missverstanden oder tendenziös bzw. sinnentstellend zitiert worden, sondern erklärte, er habe das inkriminierte Interview überhaupt nicht gegeben. Plötzlich sah es nach einem handfesten Presseskandal aus, und zenit.org hatte den Schwarzen Peter. Dass das Interview kurz darauf offline gestellt wurde, sah zunächst einmal nach einem Schuldeingeständnis aus.
Stunden später stellte der Journalist Edward Pentin den auf seinem iPhone gespeicherten Audio-Mitschnitt seines Gesprächs mit Kardinal Kasper ins Netz.
Anhand dieser Aufzeichnung konnte sich jeder Internet-Nutzer persönlich davon überzeugen, dass es sich bei dem Interview, wie es auf zenit.org erschienen war, um eine nur moderat sprächlich geglättete Wiedergabe des authentischen Wortlauts handelte - wobei die wenigen Formulierungen, die nicht wortwörtlich von Kasper stammten, sogar durch eckige Klammern kenntlich gemacht worden waren, was durchaus nicht selbstverständlich ist.
Gleichwohl ging aus Pentins Anmerkungen zu seiner Veröffentlichung des Audio-Mitschnitts hervor, dass Kardinal Kasper zumindest in einem Punkt seines Dementis die Wahrheit gesagt hatte: nämlich, dass er zenit.org kein Interview gegeben habe. Pentin hatte sich ihm - wie man am Anfang der Aufzeichnung hören kann - als Journalist vom National Catholic Register vorgestellt, ein Periodikum, für das er tatsächlich unter anderem auch schreibt. Laut eigener Aussage hat er erst später entschieden, das Gespräch nicht für einen Beitrag im Register zu verwenden, sondern in voller Länge auf zenit.org zu veröffentlichen. -- Offenkundig ist es weiterhin, dass es sich nicht um ein autorisiertes Interview, ja im klassischen Sinne überhaupt nicht um ein "Interview" handelt: Pentin und zwei Journalistenkollegen, eine Französin und ein Brite, waren auf Kardinal Kasper zugegangen, nachdem dieser die Synodenaula verlassen hatte, und hatten ihm in informellem Tonfall Fragen gestellt. Pentin beteuert jedoch, er habe das Gespräch nicht etwa heimlich, sondern offen erkennbar mit seinem iPhone aufgezeichnet; dies und die Tatsache, dass er und seine Begleiter sich als Journalisten zu erkennen gegeben haben, hätte es für Kardinal Kasper ersichtlich machen können oder müssen, dass seine Äußerungen veröffentlicht werden könnten. Hätte der Kardinal dies nicht gewollt, so argumentiert Pentin, dann hätte er das ausdrücklich sagen müssen. - Man mag hier argwöhnen, dass Pentin - der in den Äußerungen Kaspers, die er aufgezeichnet hatte, offensichtlich eine Sensation witterte, und wie sich gezeigt hat, zu Recht - sich absichtlich blauäugig gibt. Man kann der Auffassung sein, es sei nicht gerade die feine journalistische Art, einer Persönlichkeit von Rang und Einfluss auf offener Straße (man hört im Hintergrund Verkehrsgeräusche) einige unbedachte Äußerungen zu entlocken und diese dann als "Interview" zu veröffentlichen. Auf Facebook wurde gewitzelt, das seien ja geradezu "SPIEGEL-Methoden", und Kardinal Kasper sei "getebartzt" worden. Andererseits scheint Pentins Aussage "His Eminence appeared happy to talk with us" kaum von der Hand zu weisen - jedenfalls hört Kardinal Kasper sich auf der Aufnahme ganz danach an. Bei seinen despektierlichen Äußerungen über die afrikanischen Bischöfe lacht er sogar.
Es ist sicher müßig, darüber zu spekulieren, warum Kardinal Kasper während des Gesprächs mit Pentin und dessen Kollegen offenbar der Meinung war, "unter Freunden" zu sein. Ob er vielleicht das National Catholic Register, als dessen Mitarbeiter Pentin sich ihm vorgestellt hatte, mit dem bekanntermaßen liberalen bis kirchenkritischen National Catholic Reporter verwechselt hatte. Darauf kommt es letztlich nicht an. Kaum glaublich erscheint es jedoch, dass der emeritierte Kurienkardinal innerhalb so kurzer Zeit vergessen haben sollte, dass er dieses Gespräch geführt und was er darin gesagt hat. Insofern erscheint sein Dementi vom Donnerstag als kaum begreiflicher grober Fehler. Wieso bestritt er, diese Aussagen getätigt zu haben, wenn er doch damit rechnen musste, dass es Beweismaterial gäbe? Wieso erklärte er nicht stattdessen, er sei schlicht missverstanden worden (was man ihm umso eher geglaubt hätte, als das Gespräch auf Englisch geführt worden war)? - Nun, dann hätte er erklären müssen, was er eigentlich gemeint hat. Und wie schwer es ist, darauf eine befriedigende Antwort zu finden, beweist sein jüngstes Interview mit Radio Vatikan. Unter dem Motto "Ich habe nichts gegen afrikanische Bischöfe, einige meiner besten Freunde sind afrikanische Bischöfe" wehrt er sich dort vor allem gegen den Vorwurf des Rassismus:
"Es liegt mir natürlich jeder Rassismus völlig fern. Ich war in 15 Ländern in Afrika, in manchen mehrfach [...]. Ich bin mit sehr vielen afrikanischen Bischöfen befreundet."Dass Seine Eminenz den Vorwurf des Rassismus nicht auf sich sitzen lassen will, ist mehr als verständlich. Dieser Vorwurf ist auch tatsächlich überzogen bzw. geht am Kern der Sache vorbei. Schließlich spricht der Kardinal in dem umstrittenen Interview von kulturellen Unterschieden zwischen Afrika und der westlichen Welt, und nicht etwa davon, dass die Afrikaner von Natur aus diese oder jene Eigenarten hätten. Aber Rassismus hin oder her: Wie hat Kardinal Kasper seine Äußerungen über die afrikanischen Bischöfe denn nun wirklich gemeint?
"Ich würde sagen [...], dass wir uns nicht einmischen in Afrika und es natürlich für die Afrikaner schwierig ist, unsere Situation zu beurteilen."Na, das klingt ja gleich viel netter. Oberflächlich betrachtet jedenfalls. Trotzdem gibt es auch in dieser Version der Aussage noch ein "Wir" auf der einen Seite und "die Afrikaner" auf der anderen. Wer auch immer "wir" sind: die Afrikaner gehören nicht dazu. Halten wir in diesem Zusammenhang bitte fest, dass Kasper seine Aussagen nicht im Kontext einer Bischofssynode der westlichen Industrienationen getätigt hat, sondern im Kontext einer Weltbischofssynode. Trotzdem nimmt Kardinal Kasper als das eigentliche Subjekt dieser Synode ein "Wir" an, aus dem die Afrikaner ausgeschlossen bleiben. Die können ihre Angelegenheiten in ihren lokalen Bischofskonferenzen klären, aber hier, bei der Synode, haben "wir" das Sagen. -- Dieser bornierte Eurozentrismus klebt so unerbittlich an Kardinal Kaspers Sprache und Denken, dass er es selbst schon gar nicht mehr bemerkt. Gegenüber Radio Vatikan räumt er selbst ein:
"Nirgends ist die Kirche im letzten Jahrhundert so sehr gewachsen wie in Afrika. Sie haben recht, so aufzutreten. [...] Da ist lebendiger Glaube in Afrika. Da lebt das Christentum, mehr zum Teil als bei uns in Europa."In der Tat: Schon jetzt lebt ein Sechstel aller Katholiken, das sind rund 171 Millionen Menschen, in Afrika; Schätzungen zufolge wird sich die Zahl der afrikanischen Katholiken bis zum Jahr 2030 verdoppeln und die der europäischen Katholiken übertreffen. Kann man diesen Umstand einerseits wahrnehmen und trotzdem Afrika nicht als gleichberechtigten Teil der Weltkirche akzeptieren wollen? Nein, kann man natürlich nicht. Daher stellt Kardinal Kasper gegenüber Radio Vatikan klar:
"Aber doch in keiner Weise würde ich sagen, dass die Afrikaner hier nichts zu melden hätten, das ist ja völlig unsinnig, das wäre gegen jede Kollegialität, die mir sehr am Herzen liegt."Mit anderen Worten: Völlig undenkbar, dass er so etwas gesagt haben könnte. Aber er hat es eben doch gesagt. Dass er sich selbst über die Implikationen dessen, was er daherredet, nicht im Klaren ist, will ich ihm gern glauben, aber das macht die Sache eher schlimmer als besser. Und sein Beharren darauf, nicht gesagt zu haben, was er nachweislich gesagt hat, ist seiner Glaubwürdigkeit wohl kaum förderlich.
Eigentlich fast schade, dass er schon emeritiert ist und somit kein Amt mehr hat, von dem er zurücktreten könnte.
zur Ergzänzung: ich war letzte Woche noch in Rom. Zu Zeiten, wenn die Synodenteilnehmer die Aula verlassen, stehen da überall (die meisten wissen ja, wer wo wohnt und so mancher steht dann auch nicht direkt vorm Eingangstor, sondern näher an der Straße in Richtung deren Heimweges, was die Verkehrsgeräusche im Hintergrund erklärt) Fotografen und Journalisten rum, so dass selbst Pilger und Touris klar ist, dass die mit den Synodenteilnehmern sprechen wollen. Nur Synodenneulingen könnte das nicht klar sein....
AntwortenLöschenDas eigentliche Interview könnte man mit etwas Wohlwollen auch so auslegen, dass Kasper meint, die Bischofskonferenzen sollten in solchen Fragen mehr Freiheiten haben, d.h. es sollten nicht unbedingt rein weltkirchliche Fragen bleiben.
AntwortenLöschenDas Autorisieren von Interviews ist allerdings eine rein deutsche Unsitte, in den USA macht man das nicht. Falls Kasper das nicht weiß, könnte auch dabei wieder einiges an beidseitigem Missverständnis dabei sein.