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Donnerstag, 13. April 2023

Ansichten aus Wolkenkuckucksheim #25

Freut Euch und frohlocket, denn der Herr ist wahrhaft auferstanden! Hier das Wochenbriefing aus der Osteroktav: 

Altartuch in St. Joseph Berlin-Siemensstadt, fotografiert in der Osternacht. 


Tagesreste 

Triduum – vom Gründonnerstag (abends) bis zur Osternacht: Mit den Kindern in die Messe vom Letzten Abendmahl zu gehen, nachdem sie den Großteil des Tages auf Spielplätzen verbracht und Spielkameraden getroffen hatten, erwies sich als recht herausfordernd: Die lieben Kleinen waren unfassbar zappelig, aufgekratzt und laut, und meine Liebste und ich hatten so viel damit zu tun, sie halbwegs im Zaum zu halten, dass von einer andächtigen Mitfeier der Messe kaum die Rede sein konnte. Überraschenderweise gab es dann aber doch noch ein Happy End: Bei der Übertragung des Allerheiligsten knieten die Kinder sich still und friedlich auf den Steinfußboden, und der Zweijährige versuchte sogar, das Tantum ergo mitzusingen – ohne Text natürlich –, was einem älteren Herrn zwei Bankreihen hinter uns so gut gefiel, dass er beiden Kindern je ein Andachtsbild vom Barmherzigen Jesus (mit dem Rosenkranz zur Göttlichen Barmherzigkeit auf der Rückseite) schenkte. 


Am Karfreitag gab's zum Frühstück veganes Rührei – das hatte uns eine Freundin von einer Foodsaving-Aktion mitgebracht. Ich kann zu Protokoll geben, dass es in Geschmack und Konsistenz durchaus gewisse Ähnlichkeit mit echtem Rührei hatte. – Zur Karfreitagsliturgie um 15 Uhr gingen wir in St. Joseph Siemensstadt, und entgegen meiner Befürchtungen gaben mir die Kinder diesmal – obwohl der Gottesdienst einschließlich Kreuzesverehrung und Kommunion rund zwei Stunden dauerte – absolut keinen Grund zur Klage. Insbesondere die Große war – gemessen daran, was für eine Konzentrationsspanne man von einem fünfjährigen Kind erwarten darf – ausgesprochen aufmerksam und interessiert bei der Sache; der Kleine hielt immerhin bis zur Kreuzesverehrung durch, danach musste meine Liebste dann doch mit ihm rausgehen. Die Liturgie war feierlich, schlicht und schön, ohne Firlefanz; wenn ich das damit vergleiche, was mir von anderen Orten zugetragen wurde, muss ich sagen: Wir haben's hier wirklich gut. 

Die positiven Erfahrungen dieses Karfreitags wurden in der Osternacht (ebenfalls in St. Joseph Siemensstadt, rund zweieinhalb Stunden, u.a. dank fünf Lesungen aus dem Alten Testament – wer bietet mehr?) noch übertroffen: Während unser Jüngster zwischenzeitlich friedlich an Mamis Brust einschlief, ließ die Große sich von der besonderen Liturgie dieser Feier (Osterfeuer auf dem Vorhof, Einzug in die dunkle bzw. nur durch Kerzen erleuchtete Kirche...) fesseln; zur Weihe des Taufwassers setzte ich mich mit ihr um in die erste Reihe, damit sie besser sehen konnte – was der Hauptzelebrant wohlwollend zur Kenntnis nahm: "Na, schaust du genau zu, was ich mache?", fragte er sie. "Das ist gut." Der Erfolg dieser Aktion war, dass sie zur Wandlung erneut mit mir nach vorn gehen wollte, worauf ich natürlich gern einging. Hashtag #CatholicParenting, sach ich ma'. 


Am Ostersonntag stand ich fast den ganzen Tag in der Küche, abgesehen von zwei Stunden am Nachmittag, in denen ich mit dem Tochterkind spazieren ging und dabei auf zwei Spielplätzen Station machte, während der Kleene einen verspäteten Mittagsschlaf hielt. Okay, ehrlich gesagt saß ich einen größeren Teil des Tages in der Küche. Es ging damit los, dass ich dem Tochterkind schon ein paar Tage zuvor versprochen hatte, zu Ostern mit ihr zusammen ein Backrezept für Kekse in Marienkäfer-Gestalt auszuprobieren, das sie, man höre und staune, in einem Comicheft entdeckt hatte. Der kleine Bruder half sogar auch ein bisschen mit. Das eigentliche Backen war verhältnismäßig unkompliziert, das Dekorieren dafür umso aufwändiger. 

Im Endergebnis wurden sie dafür aber echt gut. 

Und kaum war ich damit fertig, war es auch schon an der Zeit, das Abendessen vorzubereiten. Auf besonderen Wunsch der Liebsten machte ich Mulligatawny Chicken Soup

Am Ostermontag war Omatag, was neben Eiersuchen im Garten auch einen Ausflug zum Gut Hobrechtsfelde einschloss; dort gab es eine Führung zum Thema "Wildpferde als Landschaftspfleger". Zwischenzeitlich verloren wir dabei ein bisschen den Anschluss an die Gruppe, mit dem Ergebnis, dass die Wildpferde zu uns kamen. Ein durchaus beeindruckendes Erlebnis.




Wasserbüffel gab es dort auch, aber die sahen wir nur von Weitem; war vielleicht besser so. 

Am Dienstag gingen Frau und Kinder in den Zoo, und ich nutzte die sturmfreie Bude für allerlei Schreibarbeiten: Ich überarbeitete ein Vortragsmanuskript für eine geplante Buchveröffentlichung, schrieb einen Artikel für die Tagespost, der wohl noch diesen Monat erscheinen soll, veröffentlichte einen Blogartikel und bereitete mehrere weitere vor (darunter das Wochenbriefing, das Ihr gerade lest). Zwischendurch, nämlich zur Sext, hielt ich wieder eine Lobpreisandacht in St. Joseph Tegel

Am Mittwoch musste dafür meine Liebste, trotz Schulferien, von morgens bis in den Nachmittag hinein arbeiten: Klausuren korrigieren, Noten eintragen und dergleichen. Währenddessen ging ich mit den Kindern spazieren und auf mehrere Spielplätze. Fast wie an einem normalen Schultag. 

Am heutigen Donnerstag hat meine Liebste mit unserem Zweijährigen einen windelfrei-Crashkurs begonnen, über dessen Erfolg ich wohl im nächsten Wochenbriefing werde berichten können. Dann werde ich auch wissen, ob das Buch, aus dem sie das Konzept hat, empfehlenswert ist oder nicht... 

Währenddessen in Tegel 

In der Karwoche wäre ich einmal fast in Herz Jesu Tegel zur Kreuzwegandacht gegangen, aber die Aussicht, dort womöglich Leuten zu begegnen, die meine Familie und mich über Jahre hinweg teils insgeheim, teils offen gemobbt haben, hielt mich dann doch davon ab. War wohl auch besser so, denn als ich ein paar Tage später, außerhalb der Gottesdienstzeiten, auf einem Spaziergang mit den Kindern diese Kirche besuchte, lagen da noch die Textblätter von der Kreuzwegandacht aus – und wie sich zeigte, handelte es sich um eine Kreuzwegandacht zum Ukraine-Krieg. Dass es so etwas überhaupt gibt (und den Text haben sich die Leute aus der Tegeler Gemeinde, die diese Andacht in der Karwoche gehalten haben, sicherlich nicht selbst ausgedacht), sollte mich eigentlich nicht wundern: Die Ansicht, die christliche Botschaft sei nur dann "relevant" für die Gegenwart, wenn sie sich auf ein Thema beziehen lasse, das Otto Normalverbraucher aus der "Tagesschau" kennt, ist ja recht verbreitet und war es auch in meiner Kindheit und Jugend schon. Und was speziell die Tegeler Gemeinde angeht, ist es ja auch recht bezeichnend, dass in dem Zeitfenster im Wochenplan der Kirche Herz Jesu, in dem meine Liebste und ich jahrelang Lobpreisandachten gehalten haben, seit vorigem Jahr ein Friedensgebet für die Ukraine stattfindet. Man verstehe mich nicht falsch: Für den Frieden in der Welt zu beten, gehört definitiv zum Auftrag der Kirche, und dass viele Menschen hierzulande irgendwie das Gefühl haben, der Krieg in der Ukraine gehe sie mehr an als etwa die Bürgerkriege in Äthiopien und im Jemen oder der Rohingya-Konflikt in Myanmar, ist wohl auch nicht ganz unverständlich. Von daher ist es grundsätzlich keine schlechte Idee, wenn Kirchengemeinden zu einem regelmäßigen Gebet für den Frieden in der Welt unter besonderer Berücksichtigung des Ukraine-Konflikts einladen. Aber in einer Kreuzwegandacht in der Karwoche sollte es doch – ich spüre bereits die Empörung, die dieser Satz bei manchen Lesern auslösen wird, aber ich muss ihn trotzdem zu Ende schreiben – um Größeres gehen. Okay, ich formuliere es noch mal anders: Wer das Leiden Christi lediglich als Metapher für ein aktuelles politisches Ereignis einsetzt, der setzt sich dem Verdacht aus, mit der christlichen Heilsbotschaft als solcher nicht besonders viel anfangen zu können. – Sehe ich das zu streng? Urteile selbst, Leser: 
"Wo Panzer rollen und Bomben fallen, sterben Soldaten und Zivilisten. Kalte Machtpolitik geht über Leichen. Die Gier nach Macht spricht das Todesurteil über viele. 
(Stille) 
Herr, Jesus Christus, du hast dein Todesurteil vernommen, wie so viele im Krieg in der Ukraine und anderswo." (1. Station) 

"Krieg legt unzähligen Menschen schreckliche Kreuze auf: Angst, Hunger, Verwundungen, Nächte in Schutzkellern, Flucht in die Ungewissheit. Leben zerbricht. 
(Stille) 
Herr, Jesus Christus, du spürst mit dem Menschen in der Ukraine und anderen Kriegsgebieten die Ohnmacht, die rohe Gewalt in ihren Opfern auslöst." (2. Station) 
– "Geschmacklos" mag nicht ganz das richtige Wort dafür sein, aber ein treffenderes fällt mir nicht ein. Schon beim ersten Satz dieser Kreuzwegandacht bin ich in zwanghaftes Augenrollen verfallen, denn der lautete: "Die vielfältigen Bilder des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine haben wir vor Augen." Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Es geht mir hier nicht darum, die sachliche Richtigkeit dieser Formulierung anzuzweifeln. Ich möchte in den Kommentaren zu diesem Artikel auch keine Diskussionen pro und contra Putin, pro und contra Selenski, pro und contra Joe Biden, pro und contra NordStream2 und Habecks Heizungspolitik lesen; mein Punkt ist vielmehr gerade der, dass es um all diese Fragen in einem Gebet bzw. einer Andacht nicht gehen sollte. Wenn in den Nachrichten immer und immer wieder vom "russischen Angriffskrieg" die Rede ist, empfinde ich dieses Insistieren darauf, beim Publikum ja keine Unklarheit darüber aufkommen zu lassen, auf wessen Seite es zu stehen habe, schon als etwas penetrant; in einem Gebet wirkt es aber erst recht deplatziert, denn der Adressat eines Gebets soll doch wohl Gott sein, und Gott braucht man ja nun wirklich nicht darüber zu belehren, wie die moralischen Gewichte zwischen den Kriegsparteien im Ukraine-Krieg verteilt sind; das wird Er selbst wohl am besten wissen. Somit drängt sich hier der Verdacht auf, es werde nur so getan, als sei Gott der Adressat dieser Worte. Das ist ein Phänomen, das man auch bei einem leider sehr verbreiteten Typus von Fürbitten in der Messe beobachten kann – den "Herr, lass uns"-Fürbitten, wie ich sie gern nenne: Eigentlich sind es moralische Appelle an die Gemeinde, die nur der Form halber in die Gestalt von Fürbitten gekleidet werden. Diese Form des Über-Bande-Spielens – dem Wortlaut nach wird Gott angesprochen, die eigentlichen Adressaten sind aber die Leut' in den Bänken – wirkt auf mich immer wie therapeutisches Handpuppenspiel. Da muss man sich dann nicht wundern, wenn der Eindruck entsteht, in der Mainstream-Version der kirchlichen Glaubenskommunikation sei Gott nicht viel mehr als eine Handpuppe und so richtig ernsthaft glaube da niemand an Ihn. 

Neues aus Synodalien 

Pünktlich zum Osterfest bescherte die Berliner Zeitung ihren Lesern einen Artikel mit der Überschrift "Dann lieber ohne Gott: Warum ich aus der katholischen Kirche ausgetreten bin", verfasst von einer Mitarbeiterin mit dem etwas unpassenden Namen Christine Dankbar. Der Artikel wäre an sich kaum der Rede wert – solche Geschichten bringt die Journaille ja gern ausgerechnet zu den höchsten Festen der Christenheit, und vom Reflexionsniveau hebt der Text sich kaum von typischen Nutzerkommentaren auf der Facebook-Seite von Kirche + Leben ab –, zog aber meine (und nicht nur meine) Aufmerksamkeit auf sich, da der offizielle Twitter-Account des Erzbistums Berlin ihn verlinkte. Nanu? Dann müssen wir wohl doch mal einen etwas genaueren Blick auf den Text werfen. 

Ihr Austritt aus der Kirche, so versichert die Verfasserin, habe "nichts mit [ihrem] Glauben zu tun"; umgekehrt wird wohl auch ein Schuh draus: Dass sie bis vor einigen Monaten Mitglied der katholischen Kirche war, hatte offenkundig ebenfalls nicht sonderlich viel mit Glauben zu tun. Sie und ihre Familie seien "im Gegensatz zu unseren Bekannten dort keine regelmäßigen Kirchengänger gewesen", berichtet sie und hebt hervor, das habe "man uns nie übel genommen. Nach dem Weihnachtsgottesdienst haben sie uns immer mit einem fröhlichen 'Bis Ostern!' verabschiedet". Lustig. Nun kann sich die Pastoraltheologenzunft noch so sehr verrenken, um die "Distanzierte Mitgliedschaft" als legitime und schätzenswerte Option zu preisen: Ich bleibe dennoch überzeugt, dass ein solches Oster- und Weihnachtschristentum einen lebendigen Glauben, d.h. eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus praktisch ausschließt – und auch keine vertiefte Einsicht in das Wesen und den Auftrag der Kirche ermöglicht. 

Frau Dankbar jedenfalls ist zu dem Schluss gekommen, die katholische Kirche habe sich "als Institution im wahrsten Sinne des Wortes so unmöglich gemacht, dass die netteste Kirchengemeinde das Bleiben nicht länger rechtfertigt"; damit meint sie nicht allein das "Desaster mit den vertuschten sexuellen Missbräuchen an Kindern", sondern auch den "Umgang mit queeren Menschen, ja sogar mit jenen, die sich einfach nur vom Ehepartner scheiden ließen" – eine lustige und vielsagende Formulierung: Nicht mal einfach so scheiden lassen darf man sich, menno. 

Am witzigsten ist aber, was sie über den "Synodalen Weg" schreibt. Ihrer Einschätzung "Das Ganze ist ein einziger Flop" wäre ich ja durchaus geneigt zuzustimmen, aber natürlich kommt sie zu dieser Einschätzung auf einem gänzlich anderen Weg und aus völlig anderen Gründen als ich. Sie beschreibt den Schismatischen Weg als "Reformprozess [...], der von unfassbar engagierten Laien (und auch einigen Pfarrern) vor drei Jahren angesichts der skandalösen Vertuschung des sexuellen Missbrauchs in der Kirche angestoßen wurde" – der jedoch praktisch gescheitert sei: 
"Die gesamte Institution beharrt bockbeinig darauf, dass sich nichts ändern soll. Mittlerweile stehen schon betagte Ordensschwestern in den Versammlungen auf und machen darauf aufmerksam, dass die katholische Kirche am Priestermangel untergehen wird, wenn sich nichts ändert. Auch sie finden kein Gehör. Natürlich nicht, sie sind ja Frauen." 
Da bleibt einem ja nur noch, Luke Skywalker zu zitieren: 


Im Ernst: Auf das Phänomen, dass die Anhänger einer "progressiven" Agenda nach der letzten Synodalversammlung des SW nicht das Gefühl haben, sie hätten gewonnen, habe ich vorige Woche schon hingewiesen. Aber wie hier eine professionelle Journalistin eine Darstellung der Grundlagen, des Verlaufs und der Ergebnisse des SW abliefert, die mit der Realität nur sehr entfernte Ähnlichkeit hat – wie jeder wissen könnte, der die Synodalversammlungen, die Berichterstattung drumherum, die Stellungnahmen von Bischöfen, Generalvikaren usw. auch nur oberflächlich verfolgt hätte –, das finde ich schon frappierend. Ein Artikel wie aus einem Paralleluniversum – aber ich habe den Verdacht, dass ein erheblicher Teil des Publikums, für das Artikel wie dieser geschrieben werden, in demselben Paralleluniversum lebt und für Fakten, die nicht in das vorgefertigte Weltbild passen, überhaupt nicht zugänglich ist. Dieses Phänomen trifft man sicherlich nicht nur im "kirchenpolitischen" Bereich an, aber da fällt es zumindest mir besonders auf. 

Und was, muss man sich fragen, findet der Twitter-Account des Erzbistums Berlin an diesem Artikel empfehlenswert? Ganz deutlich wird das nicht, aber jedenfalls bedankt sich der Account bei der Autorin für ihren Text. Zu einem im Artikel erwähnten Brief des Erzbistums, "in dem man mir klarmacht, dass ich nicht mehr mit einem kirchlichen Begräbnis rechnen kann und dass ich nun keinerlei kirchliche Ämter bekleiden dürfe", heißt es in dem Tweet, dieser solle "nicht das letzte Wort sein"; und weiter heißt es: "Vielen Dank für viele Jahre, für die Taufe Ihrer Kinder, gezahlte Kirchensteuer [!], kritisches Feedback etc.". Anstatt das groß zu kommentieren, begnüge ich mich lieber damit, auf das praktisch ausschließlich negative Feedback hinzuweisen, das diesem Tweet aus verschiedensten Richtungen zuteil geworden ist. Tja. Wenn die Leute, die hauptamtlich Öffentlichkeitsarbeit für die Kirche machen, aus solchen PR-Flops nur endlich mal was lernen würden... 

Im Übrigen ist zu vermelden, dass im Erzbistum Paderborn der Versuch, Laienfunktionäre an der Wahl des neuen Erzbischofs zu beteiligen, am Einspruch des Vatikans gescheitert ist. Darauf komme ich eventuell nächste Woche zurück, je nachdem, wie viel oder wie wenig anderweitigen Stoff für diese Rubrik es bis dahin gibt. 

Aktuelle (Bett-)Lektüre 

Mit dem zweiten Band der "Schule der magischen Tiere", "Voller Löcher", sind wir am Ostermontag fertig geworden, und mein Gesamturteil lautet: Im Detail hat das Buch durchaus seine reizvollen und gelungenen Momente, aber im Ganzen finde ich es von allen Bänden dieser Reihe, die ich bisher gelesen habe, entschieden am schwächsten. Okay, das scheint bei zweiten Teilen von Buch- oder Filmreihen öfter vorzukommen; und immerhin kann man der Autorin attestieren, dass sie in den darauffolgenden Bänden das Ruder wieder 'rumgerissen hat. – Nochmals drüber nachgedacht, scheint mir allerdings, dass die Stärken und Schwächen dieses Buches einigermaßen charakteristisch für die ganze Serie sind; nur das in diesem speziellen Fall die Schwächen stärker ausgeprägt sind und die Stärken schwächer. Das müsste man noch mal genauer analysieren. Interessant ist allemal, wie wenig Ähnlichkeit das Buch mit seiner Verfilmung hat: Zwei von drei Haupthandlungssträngen sind in der Verfilmung komplett eliminiert, was ich in einem Fall gut finde (der Handlungsstrang um Idas Freundin Miriam hat mich im Grunde von der ersten Seite an genervt) und in einem Fall schade (der Handlungsstrang um Samuel alias "Schoki" und seinen Opa war für mein Empfinden der gelungenste Teil des ganzen Buches); stattdessen wurde eine Liebes- und Eifersuchtshandlung um Sympathieträgerin Ida, Zicke Helene und Schönling Jo hinzugefügt, die den erfreulichen Nebeneffekt hat, dass dadurch die Rollen von Fuchs Rabbat und Pinguin Juri stärker profiliert werden. Auch die im Titel angesprochenen Löcher auf dem Schulgelände haben im Film einen völlig anderen Hintergrund als im Buch. Insgesamt muss ich allerdings sagen, dass ich rein von der dramaturgischen bzw. erzählstrategischen Seite her den Film erheblich gelungener finde als das Buch; insbesondere in Hinblick darauf, wie die verschiedenen Handlungsstränge durch die Schultheateraufführung, an der die Klasse arbeitet, miteinander verknüpft werden  Lediglich die feministische Message fand ich etwas dick aufgetragen, aber man kann nicht direkt behaupten, dass sie im Gesamtkontext der Handlung unpassend wäre. 

Das nächste Buch, das das Tochterkind sich ausgesucht hat, ist 
Naja was soll ich groß dazu sagen. Auch ein Teil einer Buchreihe, in diesem Fall der siebte, allerdings der erste, der es in unserer heimische vorlese Rotation geschafft hat. Die handlungsprämisse ist im Wesentlichen dieselbe wie bei "Mia and me", nur nicht mit Feen und Einhörnern, sondern mit Meerjungfrauen und anderen Unterwasserwesen. Wem das nicht sagt, dem erkläre ich es halt ein bisschen genauer: die Hauptfigur ist ein Mädchen dass in seiner Schule und unter seinen Altersgenossen Anschlussprobleme hat, jedoch eine Parallelexistenz in einer Fabelwelt führt, in der sie selbst ein Fabelwesen ist und zu der sie mittels eines magischen Gegenstands Zugang hat; allerdings kann sie sich dieses Gegenstands nicht nach Belieben bedienen, sondern es ist eher so, dass die Helden immer dann in ihre Fabelwesen-Gestalt verwandelt wird, wenn die andere Welt sie braucht – also wenn es ein Abenteuer zu bestehen gilt. Grundsätzlich gar kein so schlechtes Konzept. Die Erzählweise von Mariella Meermädchen erscheint mir allerdings – was zum Teil schon allein der Kürze der einzelnen Bände der Reihe geschuldet ist – etwas arg unterkomplex. Aber okay, die Serie ist empfohlen ab sieben Jahren, meine Tochter ist erst fünf, und wenn ich den Eindruck habe, die Geschichte sei eigentlich zu simpel gestrickt für sie, dann gibt es zwei Möglichkeiten: Ich irre mich, oder es ist ein gutes Zeichen für den Entwicklungsstand des Tochterkindes. 

Aus dem Stundenbuch 

Christus ist der Sünden wegen ein einziges Mal gestorben, er, der Gerechte, für die Ungerechten, um euch zu Gott hinzuführen; dem Fleisch nach wurde er getötet, dem Geist nach lebendig gemacht. Er ist in den Himmel gegangen; dort ist er zur Rechten Gottes, und Engel, Gewalten und Mächte sind ihm unterworfen. 
Ohrwurm der Woche 

Johannes Hartl & Friends: Kein Wort wär Dank genug 


Normalerweise nutze ich diese Rubrik ja gern, um meiner Vorliebe für Psychedelic Rock, Proto- und Post-Punk und Alternative Rock die Zügel schießen zu lassen, aber in der Osteroktav muss es einfach Lobpreis sein. Und da wähle ich natürlich ein Stück mit ausgeprägt österlicher Thematik. 


Blogvorschau 

Nachdem es in meiner erneuten Artikelthemen-Umfrage zunächst, d.h. ungefähr während der ersten zwölf Stunden, nach einem einigermaßen knappen Rennen aussah, tauchte irgendwo in einem Wahllokal in Wisconsin ein Sack voll Stimmen für die eingekerkerte Nonne auf, die damit dann doch sehr eindeutig auf Platz 1 landete. Eine neue Folge dieser Artikelserie erscheint daher demnächst – sagen wir: voraussichtlich morgen. Auf den weiteren Rängen wurde es umso enger: Platz 2 belegte, für mich eher überraschend, das Thema "KLJB & Scheunenfeten", dem ich mich dann also demnächst zuwenden werde; und um Platz 3 gab es sogar ein Stechen! Da ich immer noch nicht herausgefunden habe, wie man auf Facebook die Laufzeit von Umfragen einstellen kann, dauert die Abstimmung dort zur Stunde noch an, allerdings liegt die wundersame Bekehrung des "Christlichen Medienmagazins Pro" zur Klimareligion dort so deutlich vorn, dass ich dazu neige, das Stechen als praktisch entschieden zu betrachten. Gehen wir also davon aus, dass nach den Scheunenfeten die Klimareligion an die Reihe kommt; das finde ich persönlich zwar ein bisschen schade für das Thema "Lola in geheimer Mission", aber eigentlich hätte ich das Thema "Klimareligion" eher noch weiter vorne erwartet. Und aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben; also: Bleib dran, lieber Leser! 


10 Kommentare:

  1. Diasporakatholik13. April 2023 um 23:40

    Nach wie vor gefallen meiner Frau und mir der klassische Kreuzweg aus dem Alten Gotteslob (AGL)(!) und mit einigen Abstrichen und entsprechendem Abstand zur Not auch der aus dem Neuen Gotteslob (NGL) am besten - denn da geht es zuerst einmal um die Psssion des Herrn Jesus Christus.
    Verschiedenste Assoziationen zum persönlichen Leben oder zu aktuellen Ereignissen der Gegenwart kommen gerade da ganz von selbst, ohne dass man uns das extra vorgeben muss.
    Wir haben uns den Kreuzweg aus dem AGL herausgeschnitten und beten ihn ab und an - stets mit persönl. Gewinn.
    Karfreitagabend gehört seit 20 Jahren der vom BR übertragene Kreuzweg aus Rom am Collosseum zu unserem jährlichen Ritual - auch wenn da durchaus in den letzten Jahren unter Papst Franziskus auch aktuelle Themen (diesmal Flüchtlingsschicksale) im Fokus stehen.

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  2. Den Kreuzweg geht man mit Jesus, sozusagen als Augenzeuge am Rand des Weges. So habe ich das gelernt. Die einzelnen Stationen mit der politischen Situation in der Gegenwart zu kombinieren lenkt vom eigentlichen Thema ab. (Sühne, Opfer, Leiden, Liebe) Menschen werden, solange bis der Richter wieder erscheint, in Kriegen und Naturkatastrophen sterben. Die Sucht das wegzubitten ist wohl nicht ausrottbar.

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    1. Die "Sucht das wegzubitten" soll ja auch gar nicht ausgerottet werden, aber hallo. Wir sind hier in der katholischen Kirche und nicht bei preußischen Besinnungsveranstaltungen à la Hegels "Einsicht in die Notwendigkeit". Es gibt doch die Fünfte (im NO: die Zehnte) Karfreitagsfürbitte nicht zum Spaß.

      Die sagt aber auch ohne die für solche Andachten typischen pastoralen Umschweife unserem Herrgott ganz genau, was wir von ihm wollen: "Oremus, dilectissimi nobis, Deum Patrem omnipotentem, ut cunctis mundum purget erroribus, morbos auferat, famem depellat, aperiat carceres, vincula dissolvat; peregrinantibus reditum, infirmantibus sanitatem, navigantibus portum salutis indulgeat. Oremus. Flectamus genua."

      Wer darum nicht bitten kann ("weil wir nun einmal in einer Scheißwelt leben und der Herrgott, obwohl er gewiß könnte, das auch nicht ändern wollen wird"), der hat, in aller Demut gesagt, noch zu lernen.

      (Auch so Dinge wie Votivmessen tempore belli, pro pace, tempore mortalitatis, pro quacumque necessitate stehen im Meßbuch nicht zum Spaß herum.)

      Es ist übrigens nicht so, daß der Herrgott solche Bitten nicht auch *erhören* würde. Haben sich denn, for starters, die Leute, die diese ganzen Votivtafeln in Altötting angebracht haben, so daß es gar keinen Platz mehr für weitere gibt, ihre Geschichten ausgedacht? Sind Zenzi Hummels Brüder nicht *tatsächlich* aus dem Krieg heimgekehrt?

      Also, sorry, aber bei aller Kritik an thematischen und insbesondere *plumpen* thematischen Kreuzwegen...: da geht mir schon ein bißchen die Hutschnur hoch.

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    2. Verständlicher auch für einfache Menschen wäre Deine Argumentation, wenn Du die betr. Karfreitagsfürbitte statt in Latein auf Deutsch hingeschrieben hättest.

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    3. Sorry.

      Es hat natürlich schon einen *gewissen* Sinn, dann, wenn man mit dem Gebet der Kirche argumentiert, dessen eigentliche offizielle Form zu nehmen (Gerd dürfte das auch verstehen), aber vor allem, ehrlich gesagt, war mir danach, das hübsch fancy auf Latein hinzuschreiben. Nerd is preferred, sagt, nicht der Lateiner, sondern der Engländer...

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    4. Im Grunde genommen sollen wir nur darum bitten, nicht in Versuchung zu geraten, damit wir vom Bösen befreit werden. Alles andere wird uns dann schon zuteil werden.

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    5. Nein. Übrigens handelt es bei diesen Dingen um zwei von einander getrennte Bitten, und dazwischen steht nicht „damit“, sondern „sondern“.

      Ich bin ja auch der (in Tradikreisen wohl Außenseiter-)Meinung, daß es ein Fortschritt ist, wenn im Vaterunser der Böse jetzt auch im Deutschen beim Namen genannt wird: aber war es denn *falsch*, wie unsere Vorfahren auch um die Erlösung „von allem Übel, Amen“ zu bitten?

      Äh, nein. Da wir das Beten von der Kirche lernen und nicht umgekehrt, darf ich trotz aller Verbitterung - in solcher Stimmung neigt man zu Schicksalsmasochismus, ich kenne das - bitten, daß Sie nochmal die Fünfte bzw. Karfreitagsfürbitte studieren und sich ein Amen dazu abrichten.

      Gott ist nämlich nicht nur im „selbstverständlich haben wir Gott gut zu nennen, und was kann den schon der Ton sich über das Handeln des Töpfers äußern“ gut. Er ist im landläufigen Sinn des Wortes gut, und als Christen sollen wir daran glauben.

      (Auch wenn vielleicht jemandem aufgefallen ist, daß ich von „sollen“ rede, obwohl ich normal immer für „entweder man *muß* etwas, sonst aber kann man machen, was man will.)

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  3. >>die Hauptfigur ist ein Mädchen dass in seiner Schule und unter seinen Altersgenossen Anschlussprobleme hat, jedoch eine Parallelexistenz in einer Fabelwelt führt, in der sie selbst ein Fabelwesen ist und zu der sie mittels eines magischen Gegenstands Zugang hat; allerdings kann sie sich dieses Gegenstands nicht nach Belieben bedienen, sondern es ist eher so, dass die Helden immer dann in ihre Fabelwesen-Gestalt verwandelt wird, wenn die andere Welt sie braucht – also wenn es ein Abenteuer zu bestehen gilt.

    Also, mit Abweichungen im Detail, "Elea Eluanda für Kleinere"? Hier mit den Kavallibums Marini? Interessant :-)

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  4. Zum Kreuzweg hab' ich dieses Jahr (ohne, etc.) mehrere anzubieten (aber ja, der aus dem AGL ist *auch* ziemlich gut):

    1. Kardinal Faulhabers Expreßkreuzweg ("Herr, auf blutgeweihtem Pfade"). Immer wieder gut.
    2. Papst Benedikts Kreuzweg von, ich glaube, 2005 im Kolosseum (noch als Kardinal)?. Dauert etwas länger, die Messe danach mußte später anfangen, aber... grandios.
    3. Und das ist wirklich menschlich einer der Höhepunkte der ganzen Fastenzeit und quasi schon eine Neutradition: Der "Kreuzweg nach Adonai Music". Da soll noch mal jemand sagen, Lobpreis gehe mit 14 Kreuzwegstationen und meditativem Betrachten der schmerzhaften Schulterwunde, und so, nicht zusammen! Dauert halt, mit allem Drum und Dran einschließlich Gebet danach, drei Stunden.

    4. Oh ja, und dann sehr antiklimaktisch, aber wer am Karfreitag verschläft und dadurch nicht in den früheren in der eigenen Wahlpfarrei gehen kann, hat's ja nicht besser verdient, einer, der *auch* fast eine Stunde (länger als Papst Benedikt!) dauert, aber die ganze Zeit von irgendwelchen Leuten, die sich insbesondere in Krankenhäusern (und, an einer Stelle erwähnt: "als Zivildienstleistende", die es doch als solche gar nicht mehr gibt...) für die Mitmenschen einsetzen, daherredet. Okay. Am Karfreitag bring ein Opfer... und insbesondere nichts Falsches, ist ja auch schon was wert. Und immerhin nichts aus der Tagesschau.

    (In der *Theorie* ist es ja *schon* vertretbar, für Leute, die eh *jeden* Fastenfreitag beim Kreuzweg erscheinen, *einmal davon*, nicht am Karfreitag, vielleicht am besten an Mariä Schmerzen, unter dem ausdrücklich anzusprechenden Motto "Er hat unsere Krankheiten getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen, und überhaupt sind wir Glieder am mystischen Leib" auch die Leiden *der Leute* reflektieren zu lassen. Man müßte es halt richtig machen; und wie sag' ich immer: "In der Theorie gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Praktisch schaut das etwas anders aus."

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  5. Mir stoßen solche Formulierungen wie in diesem Kreuzweg deshalb auf, weil sie die Teilnehmer überhaupt nicht dazu bringen, über ihre eigene Sündhaftigkeit und Erlösungsbedürftigkeit nachzudenken. Dass Kriegstreiberei schlimm ist, darüber sind sich wohl alle Teilnehmer von so einer Andacht einig. Aber keiner von denen hat vermutlich jemals einen Krieg angezettelt oder bei einem mitgemacht und sie werden auch nie in die Situation kommen, das zu tun. Was helfen einem da diese Texte für das eigene geistliche Leben? Das sind ja noch nicht mal Gebete für den Frieden, sondern einfach nur Feststellungen, wie schlimm Krieg ist.

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