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Montag, 3. Juni 2019

Kaffee & Laudes - Die Wochenvorschau (7. Woche der Osterzeit)

Was bisher geschah: Die zurückliegende Woche begann mit Ärger im Zusammenhang mit der Planung des Pfarrfests in unserer Wohnortpfarrei -- und zwar mit derartigem Ärger, dass meine Liebste und ich ernsthaft erwogen, unsere Mitwirkung am Pfarrfest abzusagen und stattdessen lieber zu einem von Pater Paulus von den Franziskanern der Erneuerung geleiteten Exerzitienwochenende über Charismen zu gehen. Ganz ausgestanden ist die Krise immer noch nicht, auch wenn die Wogen sich einigermaßen geglättet haben; die Wahrscheinlichkeit, dass ich den Vorbereitungen auf das Pfarrfest einen eigenständigen Artikel widmen werde, hat sich jedenfalls erhöht. -- Erfreulicher wurde es um die Wochenmitte, denn in der Tagespost erschien endlich mal wieder ein Essay von mir. Und zwar einer über Ökologie aus christlicher Perspektive. In gewissem Maße knüpft der Text an meinen Blogartikel "Essen wie Gott es schuf" an, nimmt aber darüber hinaus Bezug auf die päpstlichen Lehrschreiben Centesimus annus (Hl. Johannes Paul II., 1991) und Caritas in Veritate (Benedikt XVI., 2009) -- sowie nicht zuletzt auf das hier schon ein paarmal erwähnte Buch "Wie ich als Cowgirl die Welt bereiste und ohne Land und Geld zur Bio-Bäuerin wurde" von Anja Hradetzky. Positives Feedback zu meinem Essay bekam ich nicht zuletzt von Anja Hradetzky selbst: Sie zeigte sich - was ich nicht unbedingt erwartet hatte - ausgesprochen erfreut, dass ich auf die religiösen Untertöne in ihrem Buch eingegangen war, die, wie sie mir verriet, der Verlag eigentlich hatte zurückdrängen oder ganz streichen wollen.

Am Donnerstag war Christi Himmelfahrt, morgens zelebrierte unser nigerianischer Pfarrvikar die Messe und trug dabei eine aus dem Internet ausgedruckte Predigt ("Spuren Jesu in der Welt" von Johann Pock) vor, die ich nicht so dolle fand -- aber bei der Erwähnung der "Stellung der Frau in der Gesellschaft, wie wir sie heute kennen", wich er vom Manuskript ab, um seinen Unmut über "Maria 2.0" kundzutun. Am Nachmittag traf ich mich mit dem US-amerikanischen Theologieprofessor Jeffrey Wilcox zum Biertrinken, bzw. eigentlich um über die "Benedikt-Option" zu reden, aber die Erfahrung zeigt ja immer wieder, dass sich beides ausgezeichnet miteinander verbinden lässt. Jeff lebt und lehrt in Tennessee, stammt aber gebürtig aus Michigan, und, ich weiß auch nicht: Die Leute aus dem Mittleren Westen sind einfach ein Menschenschlag, mit dem ich "gut kann". Es war also ein ausgesprochen unterhaltsamer Nachmittag. Jeffrey Wilcox' spezielles Forschungsgebiet ist die Schleiermacher-Rezeption in Amerika; für die #BenOp interessiert er sich vor allem,  weil er sich Gedanken über die Zukunft der theologischen Bildung und Ausbildung macht, die er aus verschiedenen Gründen und von verschiedenen Seiten bedroht sieht. Ein vielschichtiges Thema.

Der Rest der Woche stand im Zeichen der Pfingstnovene; am Sonntag verbrachten wir zwischen der Heiligen Messe am Morgen und dem Vorbeten der Novene am Nachmittag aber noch ein paar schöne Stunden im Gemeinschaftsgarten auf dem Gelände des Centre Français im Wedding, wo ein Aktionstag zum Thema Nachhaltigkeit stattfand. "Aufblasbarer Pool für Kinder, Essen, Getränke, Musik und Flohmarkt. Fertig ist der schöne Tag", resümierte meine Liebste auf Facebook. Wobei natürlich der Gedanke im Hintergrund schwelte: Wieso kriegt man so eine Atmosphäre eigentlich auf dem Pfarrfest nicht hin?


Was ansteht: Wir sind mittendrin in der Pfingstnovene und haben also noch bis einschließlich Samstag täglich einen festen Termin in unserer Pfarrkirche; aber auch darüber hinaus steht allerlei auf dem Programm. Am Mittwoch ist unser 25. "Dinner mit Gott", es soll irgendwas mit Polenta und Fenchelgemüse geben, dazu eventuell Putengeschnetzeltes, mal sehen. Am Donnerstag ist im Baumhaus - wo ich vor einigen Wochen bei der "Cowgirl"-Lesung war - "Community Networking Night" mit Mitbring-Büffet, das klimgt nach einem Veranstaltungsformat, das meiner Liebsten und mir sehr zusagen könnte, allerdings findet das offenbar jede Woche statt, also gehen wir vielleicht auch an einem anderen Donnerstag da hin. Am Freitag hat "Cowgirl" Anja Hradetzky eine Buchvorstellung in Zehlendorf, und ich erwäge, da mit Frau und Kind hinzufahren, um nach Möglichkeit ein bisschen mit ihr ins Gespräch zu kommen. Nach ihrer positiven Reaktion auf meinen Tagespost-Artikel sehe ich da durchaus Potential für #benOppige Kooperationen mit ihrem Biobauernhof... (Wie genau so etwas aussehen könnte, wäre natürlich noch zu erörtern.) -- Am Samstagabend gehe ich mit meinen Schwiegermüttern in die Oper ("Rigoletto"), während meine Liebste das Kind hütet; zeitgleich ist in Herz Jesu Prenzlauer Berg Pfingstvigil, aber man kann halt nicht alles haben. Und am Sonntag ist erstens Pfingsten und zweitens mein Geburtstag. Ja, Ihr dürft mir gratulieren. Und mir Büchergutscheine schicken. Okay, Letzteres muss nicht unbedingt sein. Aber für mich beten wäre nett -- und für meine Familie und meine Projekte.


aktuelle Lektüre: So ganz überwunden habe ich meine Lesehemmung noch nicht, aber ich mache Fortschritte. Immerhin bin ich mit Naomi & Ely rund 40 Seiten weitergekommen. Ich mag das Buch. Genauer gesagt, ich mag Naomi. Ely nicht so sehr. Vielleicht ändert sich das noch. Schließlich habe ich immer noch deutlich mehr als die Hälfte des Buches vor mir.

Dagegen ist mein Versuch, Taylor Marshalls "Infiltration" zu lesen, vorläufig schon am Vorwort von Weihbischof Athanasius Schneider gescheitert. Ich zweifle nicht daran, dass Marshalls Buch einige interessante Einblicke in die jüngere Kirchengeschichte gewährt, und ich kann mir auch vorstellen, dass ich seine (oder auch Weihbischof Schneiders) Kritik an gewissen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte in der Kirche in gar nicht mal so wenigen Punkten teilen würde. Ich wäre allerdings erheblich geneigter, ihre Position ernst zu nehmen, wenn sie sich weniger darauf versteiften, die jüngere Kirchengeschichte als Verschwörungs-Thriller zu erzählen, von dem ein Dan Brown sich noch so manche Scheibe abschneiden könnte. Nur am Rande sei bemerkt, dass - wie ich bei stichprobenartigem Durchblättern registriert habe - unter den neueren katholischen Theologen, die in dem Buch unter Häresieverdacht gestellt werden, auch ein gewisser Josef Ratzinger genannt wird.

Neu auf meiner Leseliste ist zudem der Band "Jenseits bürgerlicher Religion" von Johann Baptist Metz; das war eine Spende für das Büchereiprojekt, und da ich mir unter diesem Titel unschwer sowohl etwas ganz Großartiges als auch etwas ganz Grässliches vorstellen kann, habe ich beschlossen, es erst einmal mit nach Hause zu nehmen und zu lesen, um zu entscheiden, ob es in den Präsenzbestand oder doch lieber in den Giftschrank einsortiert werden sollte. Übrigens erinnere ich mich, dass Metz in den "Letzten Gesprächen" Benedikts XVI. mit Peter Seewald erwähnt wird, aber ich habe das Buch gerade nicht zur Hand, um zu überprüfen, was da über ihn drinsteht. Ich werde mich wohl überraschen lassen müssen.


Linktipps:


Ein Gespenst geht um in der Kirche: das Gespenst des Klerikalismus. An so ziemlich allen Missständen in der Kirche soll neuerdings - zumindest unter anderem, in der Regel aber vor allem -  der Klerikalismus schuld sein, weshalb dieser mit allen Mitteln bekämpft werden müsse. Aber was bedeutet dieser Begriff überhaupt, worin äußert sich Klerikalismus, und wer ist für dieses Übel besonders anfällig (und warum)? Überraschende Antworten gibt ein Blogartikel, von dem man angesichts der Aktualität der Debatte kaum glauben kann, dass er schon acht Jahre alt ist.


An der Rummelsburger Bucht im Berliner Bezirk Lichtenberg haben Aktivist*innen (ich muss das so schreiben, da es sich um eine "queer-feministische" Initiative mit dem lustigen Namen "DieselA" handelt) eine Brachfläche besetzt, auf der einem umstrittenen Bebauungsplan zufolge eine Touristenattraktion namens "Coral World" sowie Wohngebäude mit überwiegend "hochpreisigen" Wohneinheiten entstehen sollen. Wie die taz berichtet, wollen die Besetzer*innen "auf der Brache einen „Wider-Strand“ genannten Kiezraum eröffnen [...]. Denkbar seien Urban-Gardening-Projekte und Raum für Kulturveranstaltungen." Damit reagiert "DieselA" auf den Umstand, dass es "angesichts der Gentrifizierung immer weniger Freiräume für alternative Wohnformen" gebe. -- Mal abgesehen davon, dass ich bei den Stichworten "Freiräume für alternative Wohnformen" und "Urban Gardening" sowieso hellhörig werde, finde ich, dass die Lage an der Rummelsburger Bucht eine ganze Reihe interessanter Fragen aufwirft, über die ich gern mal eine qualifizierte Debatte sehen oder hören würde. Wenn ich beispielsweise via Twitter verfolge, worüber verschiedene Fraktionen gläubiger Katholiken in der englischsprachigen Welt so diskutieren, stelle ich fest, dass die Aussagen der katholischen Soziallehre zum Verhältnis zwischen dem Recht auf Privateigentum und dem Recht auf allgemeinen Gebrauch von Gütern da durchaus ein Thema sind. Wieso kriegen wir das hierzulande nicht hin? 


Heilige der Woche: 

Heute, Montag, 03. Juni: Hl. Karl Lwanga und Gefährten, Märtyrer. Ein nach den heutigen Maßstäben der westlichen Welt politisch inkorrekter Gedenktag. Kaloli Lwanga (1865-1886) war der oberste Page des Königs Mwanga II. von Buganda (im heutigen Uganda) und erlitt zusammen mit 25 anderen Pagen, die wie er den christlichen Glauben angenommen hatten, das Martyrium durch Verbrennen. Und was ist daran jetzt so politisch inkorrekt? Nun ja, mal abgesehen vom Kolonialismus-Diskurs hat das Martyrium von König Mwangas Pagen auch noch einen problematischen LGBTQ-Aspekt, denn für den Zorn des Königs gegen seine zum Christentum bekehrten Pagen war es zumindest unter anderem ursächlich, dass diese sich seinen sexuellen Zudringlichkeiten widersetzten. Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatten und fortgesetzten Enthüllungen über massenhafte Fälle sexueller Nötigung innerhalb und außerhalb der Kirche verleiht natürlich gerade dieser Aspekt dem Gedenktag besondere Brisanz.

Mittwoch, 05. Juni: Hl. Bonifatius, Glaubensbote und Märtyrer (ca. 673-754/55). Angelsachse aus Wessex, Missionar bei den Friesen und anderen germanischen Stämmen, Bischof und Klostergründer, wurde während einer Missionsreise erschlagen. Wird seit dem 16. Jahrhundert als Apostel der Deutschen verehrt. Ich sag mal: Seine Fürbitte können wir dringend brauchen.

Donnerstag, 06. Juni: Hl. Norbert von Xanten (ca. 1080-1134), Erzbischof von Magdeburg und Gründer des Prämonstratenserordens.


Aus dem Stundenbuch: 

Wohl denen, die wohnen in deinem Haus, * die dich allezeit loben.
Wohl den Menschen, die Kraft finden in dir, * wenn sie sich zur Wallfahrt rüsten. (Psalm 84,5f.)



3 Kommentare:

  1. Falls Du den Karl L. mal besuchen willst, in Dinslaken haben wir Reliquien!

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  2. Warum wir "das nicht hinkriegen" hab ich mich oft und oft auch schon gefragt. Eine Erklärung ist, dass wie schon Christus feststellt die Kinder der Finsternis im Umgang mit ihresgleichen klüger sind als die Kinder des Lichtes das andere ist die Christen sind so bemüht dem positiven Forxerumgszerrbild der Welt an sie zu entsprechen, dass sie zu dem negativen Bild mutieren dass die Welt von ihnen hat. Genau deshalb ist die BenOp so wichtig. Weil es darum geht dass wir anfangen uns um uns selbst zu kümmern, anstatt Klischees nachzulaufen und sich dann wundern warum wir deshalb auch kein Charisma mehr haben

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  3. Sollte Forderungszerrbild heißen, Gemeint sind damit die Forderungen die die Welt so an die Frommen hat, also so eine Mischung von dem "Weißem vom Berge", Sherlock Holmes und Florence Nightingdale und das alles ganz selbstlos und dennoch alles im Griff habend, weiße, gut und immer auch erfolgreich helfend.........

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