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Montag, 17. Juni 2019

Kaffee & Laudes - Das Wochen-Briefing (11. Woche im Jahreskreis)

Was bisher geschah: Der Pfingstmontag war schön, danach wurde die Woche allerdings unerwartet stressig -- ohne dass es dafür eine besonders nennenswerte Ursache gegeben hätte, es kam einfach allerlei zusammen, darunter ein paar jeweils für sich gesehen eigentlich unbedeutende Misshelligkeiten im Haushalt, unregelmäßige Schlafenszeiten des Kindes, unvorhergesehene Arbeitszeit-Änderungen bei der Liebsten, Kopfschmerzwetter. Kleinkram eben, aber anstrengend. So sehr, dass wir am Donnerstagabend doch nicht zur Community Networking Night im Baumhaus gingen: Zeit hätten wir eigentlich gehabt, waren aber völlig fertig. Immerhin, am Mittwoch klapperte ich einige mit Hilfe der Website openbookcase.org gefundene Büchertauschregale im Wedding ab, hauptsächlich in der Absicht, Bücher loszuwerden, die sich meiner Einschätzung zufolge weder für das Büchereiprojekt eignen noch guten Gewissens bei einem kirchlichen Bücherbasar angeboten werden können. Dabei konnte ich es - obwohl unsere Regale derzeit mehr als voll sind - allerdings nicht lassen, umgekehrt einige recht vielversprechend aussehende Bücher mitzunehmen; dazu weiter unten mehr. Am Freitag wurden an der Schule, an der meine Liebste arbeitet, die Abiturzeugnisse verliehen, abends war dann Abi-Ball, und daran nahmen auch das Kind und ich teil. Von 19:30-22 Uhr gab es Freibier, die Musik war nicht durchweg schlecht, die Abiturientinnen waren entzückt von meiner Tochter. Rundum erfreulich war auch der Krabbelbrunch am Samstag, wenngleich da ruhig noch ein paar mehr Eltern und Kinder hätten kommen dürfen. Aber das kann ja in Zukunft alles noch werden. Am Sonntag gingen wir ausnahmsweise in Heiligensee zur Messe, weil dort anschließend Pfarrversammlung war. "Unser" Gemeindeteil war dort ausgesprochen schwach vertreten, was aber im Grunde nicht schlimm war, denn viel Bedeutsames passierte bei der Versammlung ohnehin nicht: Einige Mitglieder von Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand sprachen darüber, was im Laufe der zurückliegenden vier Jahre so alles gemacht wurde, eine Aussprache oder Diskussion darüber fand nicht statt (oder höchstens in Form von Einzelgesprächen), der Pfarrer war nicht einmal anwesend. Aber immerhin wurde gegrillt. Bei unserem Pfarrfest wird nicht gegrillt. Überhaupt hatte ich insgesamt den Eindruck, dass die Gemeinde in Heiligensee deutlich mehr auf die Reihe kriegt als die in Alt-Tegel; an diese Beobachtung könnte man allerlei Reflexionen anknüpfen, aber ich glaube, das hebe ich mir lieber für den schon mehrfach in Aussicht gestellten Artikel über die Pfarrfestvorbereitungen auf. 


Was ansteht: Für heute und morgen steht, soweit ich sehe, erst mal nichts auf dem Programm, und ich hoffe sehr, dass das so bleibt. Für Mittwoch ist dann die Krisensitzung in Sachen Pfarrfest angesetzt. Ein bisschen spät, wenn man mich fragt: Es bleiben dann nur noch zehn Tage Vorbereitungszeit, und ich sehe derzeit ehrlich gesagt bei niemandem die Bereitschaft, in dieser kurzen Zeit so viel Energie in die Festvorbereitungen zu investieren, wie es nötig wäre, um etwas nur halbwegs Vorzeigbares auf die Beine zu stellen. -- Am Donnerstag ist Hochfest des heiligsten Leibes und Blutes Christi, kurz Fronleichnam, und nach dem Desaster vom letzten Jahr habe ich eigentlich überhaupt keine Lust auf die zentrale Festmesse des Erzbistums Berlin auf dem Gendarmenmarkt plus Prozession durch die Friedrichstraße. Hingehen werde ich aber wahrscheinlich doch. Ist ja schließlich auch so eine Art Familientreffen, auch insofern, als es dabei keine besondere Rolle spielt, ob man seine Familienangehörigen eigentlich mag oder nicht. -- Wie dem auch sei, die gute Nachricht ist, dass an Fronleichnam auch die Ferien beginnen. Am Freitag ist Fête de la Musique, da werden wir wohl mal beim wunderbaren Falafel-Mann in der Fußgängerzone vorbeischauen. Der erzählte mir nämlich neulich, er sei auf der Suche nach Musikern, die anlässlich der Fête de la Musique in bzw. vor seinem Laden spielen können und wollen -- möglichst Musiker aus Tegel. Er habe zwar jede Menge Musikerfreunde in Neukölln, Kreuzberg und Friedrichshain, erläuterte er, aber er wolle speziell etwas für die Community in diesem Stadtteil tun. Sehr benOppig, finde ich -- und bin entsprechend gespannt auf das musikalische Programm am Freitag. Am Samstag soll im Wochenmagazin auf Radio Horeb mal wieder ein Kommentar von mir gesendet werden, den ich allerdings zuvor noch schreiben und aufzeichnen muss; am Sonntag wird dann Fronleichnam auf Pfarreiebene quasi nachgefeiert, ich habe Lektorendienst und werde mich für die Prozession wohl wie schon in den letzten beiden Jahren als Baldachinträger zur Verfügung stellen. Für danach steht dann noch die Möglichkeit im Raum, zum Familientag in der Domäne Dahlem zu gehen. Mal sehen. 


aktuelle Lektüre: Ich kann mit Stolz und Freude zu Protokoll geben, dass ich meine Leseblockade bis auf Weiteres überwunden habe; und zwar mittels der Maßnahme, mehrere der ca. 17 Bücher, die ich auf meinem Streifzug am Mittwoch erbeutet habe, parallel bzw. abwechselnd zu lesen. Es handelt sich dabei um: 
  • "Die Magermilch-Bande" von Frank Baer, ein überaus fesselnder Roman über fünf Kinder, die sich in den letzten Wochen des II. Weltkriegs aus der Kinderlandverschickung nach Hause durchzuschlagen versuchen; und 
  • "Erinnerungen eines Nihilisten" von Wladimir Debogory-Mokriewitsch. Memoiren eines, wenn man so will, verhinderten russischen Revolutionärs aus den 1870er-Jahren. Die Schilderung politischer Agitation und konspirativer Untergrundtätigkeit, bei der am Ende so gut wie nichts herauskommt, hat stellenweise durchaus seine unfreiwillig tragikomischen Züge, aber zugleich macht gerade das dieses Buch interessant und lehrreich. Ich werde zu gegebener Zeit wohl noch darauf zurückkommen müssen. 
Zu den Büchern, die ich eigentlich hatte loswerden wollen, dann aber beschlossen habe, es erst einmal durchzulesen, gehört "Das Druidentor" von Wolfgang Hohlbein. Ein anderes Werk dieses Autors, "Azrael", habe ich ja bereits in der Frühzeit meiner Bloggerkarriere ausgiebig verrissen gewürdigt; und was ich da als charakteristische Schwächen des Autors hervorgehoben habe - die Unstimmigkeiten in der Charakterzeichnung, die Geschwätzigkeit, den Hang zu abgedroschenen Formulierungen, die Plattheit der Dialoge, die dick aufgetragene Moral - könnte ich hier Punkt für Punkt wiederholen, nur dass das "Druidentor" im direkten Vergleich zu "Azrael" in praktisch jeder Hinsicht noch erheblich schlechter ist. Das ändert indes nichts daran, dass dieser Roman - wie Tante Wiki zu berichten weiß - einer der erfolgreichsten des Autors ist, mit mehr als zwei Millionen verkauften Exemplaren. Da tut einem ja direkt das Papier leid, auf dem dieses Machwerk gedruckt ist. -- Man könnte sich nun natürlich fragen, warum ich es trotzdem lese. Nun ja: Einerseits ist die Handlung durchaus spannend, jedenfalls etwa ab dem zweiten Viertel des Gesamtumfangs. Und andererseits gilt hier die interpretatorische Grundregel, dass Horror-Literatur stets die Ängste der Gesellschaft widerspiegelt, in der und für die sie verfasst wurde. In diesem Fall ist das die Angst, dass der Mensch sich gegen die Natur versündigt und dass sich das eines gar nicht fernen Tages rächen wird. Und das ist ja nun ein durchaus interessantes und brisantes Thema. Der schamanistisch-naturmagische Esoterik-Quark, den Hohlbein dem geneigten Leser in diesem Zusammenhang auftischt, ist allerdings derart klischeehaft geraten, dass man denkt, jeden Moment käme Hexe Minerva um die Ecke. Angesichts der Behauptung, auf dem Monte Verità bei Ascona - Anfang des 20. Jahrhunderts eine berühmte Hochburg anarchistisch-nudistisch-veganer Naturkultisten - gebe es ein uraltes keltisches Heiligtum, musste ich beim Lesen beinahe laut lachen. Wie sagte mein alter Mediävistik-Professor Werner Röcke doch so treffend: "Wenn einem gar nichts mehr einfällt, dann kommt man mit den Kelten." Kurzum, es könnte sein, dass ich dem "Druidentor" einen eigenen Blogartikel widmen muss. 

Derweil habe ich auch "Jenseits bürgerlicher Religion" von Johann Baptist Metz weitergelesen und bin dort jetzt beim vierten der sieben Einzelbeiträge angelangt; und wenngleich der erste Beitrag des Bandes nach wie vor derjenige ist, der mich mit Abstand am meisten begeistert hat, und wenngleich die "Och nööö"-Momente bei der Lektüre erheblich an Häufigkeit zugenommen haben, bleibe ich insgesamt dabei, dass es ein höchst bemerkenswertes Buch ist. Nicht  zuletzt auch, weil Metz selbst da, wo ich ganz und gar nicht mit ihm einverstanden ist, klüger, interessanter und anregender ist als andere, die ähnliche Positionen vertreten wie er. Und wie ich vorige Woche schon angedeutet habe, tut der zeitliche Abstand von rund 40 Jahren ein Übriges, gerade die Irrtümer des Verfassers in ein gewissermaßen nostalgisch verklärendes Licht zu tauchen. In gewissem Sinne mutet der heute 90-jährige Metz an wie ein alt gewordener Debogory-Mokriewitsch im Exil: Die Revolution, die er erhofft hat und auf die er hinzuarbeiten meinte, ist ausgeblieben, stattdessen ist eine neue Generation von Revolutionären auf den Plan getreten, die zum Teil ähnliche Begriffe und Argumentationsmuster verwendet, aber eigentlich etwas völlig Anderes will. 

Bei "Naomi & Ely" bin ich inzwischen ungefähr in der Mitte des Buches angekommen, und diese Mitte wird eingenommen von einer Playlist, die Gabriel, der überaus attraktive Nachtportier des Appartmenthauses, in dem sich die Romanhandlung größtenteils abspielt, für Naomi zusammengestellt hat -- garniert mit einigen Erläuterungen dazu, was für Assoziationen oder Erinnerungen Gabriel mit den Songs auf dieser Liste verbindet. Die meisten der 20 Songs kannte ich bisher noch nicht, folglich muss ich sie mir während der Lektüre auf YouTube anhören, aber erwartungsgemäß dauern die Songs länger als die Erläuterungen dazu, deshalb komme ich derzeit nur langsam voran.



Linktipps:
Kenntnisreicher Essay über Weltuntergangsszenarien im Science Fiction- u./o. Horror-Kino und die Rolle, die religiöse Motive (oder deren Abwesenheit) darin spielen. Am spannendsten daran sind, wie man sich wohl denken kann, die Reflexionen darüber, was die Art der Behandlung bzw. Gestaltung apokalyptischer und postapokalyptischer Szenarien in neueren Kinofilmen (im Vergleich zu älteren Filmen dieses Genres) über den seelischen Zustand unserer Gesellschaft aussagt; ehrlich gesagt hätte ich mir diesen Teil von Greydanus' Essay noch etwas breiter und tiefer gewünscht, aber wir wollen mal nicht meckern: Immerhin lässt der Text so noch Raum zum selbständigen Weiterdenken.

Bloggerkollegin Crescentia wirft einen sehr kritischen Blick auf die neuere Kirchengeschichte. Dass ich diesen Artikel ausgesprochen lesenswert und diskussionswürdig finde, bedeutet indes nicht, dass ich der Verfasserin in allen Punkten zustimme. Das Ausmaß meines Nicht-Einverständnisses könnte man augenzwinkernd in dem Satz "Nuja, ich bin nun mal kein Tradi" zusammenfassen, aber ich führe es auch gern etwas konkreter aus: Trotz hoher Übereinstimmung mit vielen einzelnen Kritikpunkten, die im Artikel genannt werden, möchte ich dem entschieden negativen Gesamturteil über das 2. Vaticanum und seine Folgen in dieser Schärfe und Eindeutigkeit doch nicht zustimmen; insbesondere erscheint mir die recht explizit formulierte Auffassung, die Einberufung des 2. Vatikanischen Konzils sei schlichtweg unnötig gewesen und wäre sie unterblieben, stünde die Kirche heute besser da, fragwürdig. Nur nebenbei möchte ich erwähnen, dass der katholische Traditionalismus à la Lefebvre selbstverständlich auch eine "Frucht des  Konzils" ist -- und nicht etwa, auch wenn diese Bewegung sich selbst vielleicht gern so sehen möchte, eine plane Weiterführung dessen, was vor dem 2. Vaticanum katholische Normalität gewesen wäre. -- Aber wie dem auch sei: Alles in allem, denke ich, enthält dieser Blogartikel eine Menge Stoff für angeregte und fruchtbare Debatten innerhalb des "eher konservativen" Spektrums der katholischen Christenheit in all seinen unterschiedlichen Schattierungen, daher kann ich nur dazu ermutigen, ihn zu lesen und sich selbst ein Bild zu machen. 


Heilige der Woche:

Mittwoch, 19. Juni: Hl. Romuald (ca. 952-1027), Mönch, Ordensreformer, zeitweilig Einsiedler, Gründer des Kamaldulenserordens. 

Freitag, 21. Juni: Hl. Aloisius von Gonzaga (1568-1591), Page an mehreren Fürstenhöfen, später Jesuit, starb im Alter von nur 23 Jahren an der Pest. Schutzpatron der Studenten und der katholischen Jugend, auch als Patron der Pestkranken sowie in jüngerer Zeit auch der Aidskranken und ihrer Pfleger verehrt und als Helfer gegen Augenleiden und sexuelle Versuchungen angerufen. 

Samstag, 22. Juni: Hl. Paulinus von Nola, Bischof und Kirchenschriftsteller der Spätantike (ca. 354-431);  Hl. John Fisher (1469-1535), Bischof und Märtyrer, und Hl. Thomas Morus (1478-1535), Staatsmann und Märtyrer. Fisher war Bischof von Rochester und Beichtvater der Katharina von Aragon, der ersten Frau König Heinrichs VIII., und verweigerte seine Zustimmung zur vom König angestrebten Annullierung dieser Ehe. Als Heinrich VIII. sich selbst zum Oberhaupt der Kirche von England erklärte, verweigerte Fisher ihm die Anerkennung und wurde daraufhin im Tower of London inhaftiert; während seiner Haft ernannte Papst Paul III. ihn zum Kardinal. Thomas Morus war ein humanistischer Gelehrter, enger Vertrauter Heinrichs VIII. und ab 1529 Lordkanzler, trat jedoch 1532 aus Protest gegen die Scheidung Heinrichs von Katharina zurück und verweigerte ebenfalls die Anerkennung des Königs als Oberhaupt der Kirche von England. 1535 wurden Fisher und Morus wenige Tage nacheinander als Hochverräter hingerichtet. 



Aus dem Stundenbuch: 

Es jauchze die Flur und was auf ihr wächst! * Jubeln sollen alle Bäume des Waldes vor dem Herrn, wenn er kommt, * wenn er kommt, um die Erde zu richten. (Psalm 96,12f.)



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