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Samstag, 6. Mai 2017

Zum Abschluss von "Valerie und der Priester"

"Das Gegenteil von gut ist gut gemeint / 
In Empfindsamkeit vereint / 
Ein / 
Befindlichkeitsfixierter Aufstand / 
Hetero und männlich, blass und arm / 
Weil wir bleiben wie wir war'n / 
Und / 
Feuer frei und weiteratmen / 
Das Gute wissen ist nicht billig / 
Zwischen 'glaub ich nicht' und 'will ich' / 
Das ist lustig wie ein Grab / 
Ist man jetzt / 
Wo man nicht mehr high ist / 
Froh, dass es vorbei ist?" 

(Kettcar, "Im Taxi weinen", 2002) 




Selten passte ein Songtext zu einem Thema, mit dem er eigentlich überhaupt nichts zu tun hat, so gut. Wobei diese Offenheit für assoziative Deutungen möglicherweise auch charakteristisch für Kettcar ist. Als ich den Song "Landungsbrücken raus" vom selben Album derselben Band zum ersten Mal im Radio hörte, hielt ich ihn für einen Nachruf auf Möllemann. Kein Scherz. 

Was bleibt sonst noch zu sagen nach einem Jahr "Valerie und der Priester"

Valerie Schönian fand ich bei zwei persönlichen Begegnungen menschlich ausgesprochen sympathisch. Was durchaus bemerkenswert ist angesichts des Umstands, dass ich nicht nur ihre Ansichten, sondern ihre ganze Art zu denken bizarr finde. Aber das geht mir öfter so bei Millennials

Kaplan Franziskus von Boeselager habe ich hingegen nie persönlich getroffen, aber beim Verfolgen des Projekts habe ich mich mehr als einmal gefragt, ob er möglicherweise ein Heiliger ist. Ohne Ironie. 

Die Initiatoren bewerten das Projekt als Erfolg. Als großen Erfolg. Ihre Erwartungen wurden übertroffen, sagen sie. Das fände ich durchaus nicht befremdlich, wenn es sich bei diesen Initiatoren nicht um das Zentrum für Berufungspastoral handelte. Da dies aber nun mal der Fall ist, frage ich mich stirnrunzelnd, nach was für Kriterien dort eigentlich Erfolg bemessen wird. 

Immerhin: Anregend war das Projekt "Valerie und der Priester" schon gelegentlich, wenn auch meist eher ärgerlich. Trotzdem danke dafür. Einige Artikel auf diesem meinem Blog (und anderen lesenswerten Blogs) wären ohne dieses Projekt schließlich nie entstanden. So zum Beispiel: 


sowie: 


Dafür also danke. Danke Valerie, danke Franziskus, danke Zentrum für Berufungspastoral, danke Deutsche Bischofskonferenz, danke Facebook und danke Twitter. War nett. Irgendwie. Aber jetzt isses auch gut. Kommt uns bloß nicht mit irgendwelchen Revivals, Reunions und Homestories. Jedenfalls noch nicht. In zehn Jahren oder so wäre es vielleicht ganz interessant, mal nachzusehen, was aus den Protagonisten geworden ist. 

Falls sich dann noch irgendwer an sie erinnert. 


6 Kommentare:

  1. gerne katholisch6. Mai 2017 um 20:35

    Die Meinungen, die Valerie vertreten hat, sind doch gang und gäbe, bei Jüngeren wie bei Älteren. Mit den meisten dieser Argumente und v.a. Vorurteile hatte ich auch schon zu tun. Bei Freunden stoße ich immer wieder auf die Reaktion: na, wenn's dir gut tut ... aber (fast) nie auf die Frage: was hat das mit mir zu tun? Könnte da was Wahres dran sein? Traurig! Insofern war die Begegnung der Beiden ein Pars pro toto für Katholiken, denen der Glaube wichtig ist, in der Begegnung mit der säkularen Gesellschaft. Nicht-Gläubige hatten so wenigstens mal die Möglichkeit, durch eine sympathische junge Frau den Argumenten der Kirche zu begegnen, die Franziskus heldenhaft herüber gebracht hat. Warum vom Zentrum für Berufungspastoral? Man könnte das Projekt auch als Lehrstück für angehende Priester ansehen: welchen Argumenten begegne ich und wie kann ich damit umgehen. Insofern war das Projekt dort nicht so schlecht angesiedelt? Und auch wenn es keine unmittelbaren 'Erfolge' im Sinne von beginnender Gottsuche bei Valerie geben sollte, so weiß man nie, ob sich im Lauf der Zeit nicht irgend welche Türen öffnen werden ...

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  2. Also, ich gehöre auch zu diesen Millenials, und finde Valeries Art zu denken ebenso bizarr (auch wenn sie unter meinesgleichen tatsächlich weit verbreitet sein mag). Zum Beispiel allein im letzten Text hier (https://valerieundderpriester.de/was-glaube-ich-bf95958b0688) : "Aber Jesus Christus als Gottes Sohn geht einfach für mich über meine Vorstellungskraft hinaus. Wie ich nicht ohne Ursache — Wirkung denken kann, kann ich auch nicht Jesus Christus denken und auch nicht fühlen." Also du meine Güte! Es kommt doch nicht darauf an, ob man das gefühlsmäßig nachvollziehen kann, sondern ob die historischen Fakten dafür oder dagegen sprechen, dass Jesus tatsächlich der Sohn Gottes IST! Wenn ja, dann folgt man ihm nach, wenn nein, dann nicht, und Punkt.
    Andererseits finde ich aber schon, dass man das Projekt als Erfolg bewerten kann. Okay, so richtig berufungspastoralmäßig ist es vielleicht nicht, aber es kam durch das Projekt eindeutig bei ziemlich vielen Menschen ein vorurteilsfreieres Bild der Kirche und eines katholischen Priesters an als allgemein verbreitet ist. - Crescentia.

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  3. An wen sollen wir uns in 10 Jahren erinnern?

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  4. Nun, man muß ihr ja lassen:

    "Bizarr" finde ich ihre Denkweise eigentlich nicht, immerhin bringt sie sie, wenn auch wohl ungewollt, recht deutlich zum Ausdruck:

    >>Ob man sagt, man glaubt an nichts oder eben an alles: Wir alle wissen, dass wir es nicht wissen können. Und wer etwas anderes sagt, der weiß noch weniger.

    Da hätten wir's eben. Rein von außen, aber objektiv, betrachtet muß man feststellen (wie Chesterton so oder so ähnlich getan hat): der, der seine Dogmen nicht einmal als Dogmen erkennt, ist notwendig viel dogmatischer als der, der weiß, was seine Glaubenssätze sind.

    Also: man darf nicht wissen dürfen. Das ist der Glaube, in dem Valerie fest verwurzelt ist, das ist vielleicht auch der Glaube, der ihr eine Grundsicherheit gibt, welche dazu beiträgt, sie zu einem sympathischen Menschen zu machen, und das ist wahrscheinlich auch der Glaube, den sie im Bedarfsfall bei aller Sympathie mit inquisitorischen Maßnahmen zu verteidigen bereit wäre. Man dürfe seine Meinungen haben, aber wissen: wissen ist verboten.

    Daß sie dadurch natürlich gewisse religiöse Empfindsamkeiten nicht in Bausch und Bogen verwirft, muß ich als Christ wohl in Dankbarkeit pflichtschuldig als hoffnungsvolle Überreste etc. ansehen. Daß ich als Mensch die Diskussion mit Sartre oder Christopher Hitchens, oder wenn's sein muß mit Dawkins, Lenin oder Antiochus Epiphanes, oder allgemein mit Leuten, die dich wie letztere beiden umbringen wollen, aber wenigstens ernstnehmen, für wenn nicht unbedingt physisch angenehmer, so doch auf alle Fälle intellektuell befriedigender halte, steht auf einem anderen Blatt.

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  5. Daß sie damit bis aufs i-Tüpfelchen die Forderungen der modernen Religionslehrer erfüllt, man dürfe auf keinen Fall zu sicher sein, das sei intolerant - konkret: die Gottesbeweise seien verwerflich, und zwar nicht, weil nicht ausreichend (was selbstverständlich und offensichtlich, damit aber auch als Feststellung uninteressant), auch nicht, weil sie argumentativ falsch sind (was im Einzelfall zu diskutieren wäre), sondern weil das unanständig sei und dem wahren Glauben, der sich unsicher zu sein habe, im Wege stehe...

    Es ist zum Haarausreißen: die Leut machen wirklich genau das, was man ihnen sagt, auch wenn's noch so ein Unsinn ist.

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  6. Aber gerade diese dogmatische Abneigung gegen das Wissen IST doch eigentlich reichlich bizarr. Da so völlig sinnlos und unbegründet. - Crescentia.

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