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Samstag, 2. Dezember 2023

Creative Minority Report Nr. 6

Wir sagen euch an den lieben Advent, Muchachos! Ich weiß nicht, wie's bei euch zu Hause aussieht, aber hier ist seit Montagabend Winter Wonderland; da wird einem schon recht weihnachtlich zumute, und tatsächlich sind es ja nur noch gut drei Wochen bis zum Hochfest der Geburt des Herrn. Es steht allerdings zu erwarten, dass es ereignisreiche Wochen werden; hier also der neueste Stand der Ereignisse! 

Was bisher geschah 

Der Einstieg in die letzte Woche des Kirchenjahres gelang uns gut, indem wir am Vorabend von Christkönig ins Baumhaus gingen, zur letzten Community Networking Night des Jahres; darauf möchte ich weiter unten etwas ausführlicher eingehen, ebenso wie auf den Kinderwortgottesdienst zu Christkönig in St. Joseph Siemensstadt. Am Montag konnte das Tochterkind endlich wieder in die Schule gehen, und am Nachmittag war mal wieder "Omatag". Am Dienstag rutschte das Tochterkind beim Verlassen der Schule auf Glatteis aus und erlitt eine Platzwunde am Kinn, die in der Unfallambulanz genäht werden musste, tags darauf mussten wir zur Nachkontrolle, wodurch der Jüngste und ich es erneut nicht zur Werktagsmesse in Heiligensee schafften (ob man uns wohl schon vermisst?). Zum JAM gingen wir aber trotz aller Widrigkeiten, und dieser Umstand gibt mir Gelegenheit, endlich einmal die schon in der Vorschau auf die neue Wochenbriefing-Reihe angekündigte Rubrik "Auf der anderen Straßenseite" einzuführen. – Am Donnerstag, dem Fest des Apostels Andreas, machte ich endlich mal wieder mit dem Jüngsten – auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin – eine spontane Lobpreisandacht ("Beten mit Musik") in St. Joseph Tegel; das war super, ich hoffe, wir kriegen das in Zukunft wieder öfter hin. Am gestrigen Freitag war abends Ehemaligentreffen in der Schule, an der meine Liebste arbeitet; eigentlich wollte sie da mit den Kindern hin, aber die Kinder fanden, ich solle auch mitkommen. Es war auch gar nicht schlecht dort, nur die Musikauswahl veranlasste mich, laut darüber nachzudenken, ob ich mich für die nächste Veranstaltung dieser Art nicht als DJ bewerben solle; einige Kolleginnen meiner Liebsten befürworteten das. (Darauf, was ich an der Playlist bei diesem Ehemaligentreffen, sagen wir mal, verbesserungswürdig fand, komme ich ggf. nächsten Woche oder an anderer Stelle zurück.) 

Davon abgesehen hatte ich, wie erwartet, einiges mit den Vorbereitungen zum bevorstehenden Familiengottesdienst zum 1. Advent zu tun, bei dem mir die Verantwortung für die Musikauswahl zugefallen war. Oder vielleicht wäre es richtiger, von einer "Mitverantwortung" zu sprechen. Wie dem auch sei, es hat sich als notwendig erwiesen, einige pragmatische Kompromisse einzugehen, was das musikalische Konzept für diesen Gottesdienst angeht; darauf werde ich im nächsten Wochenbriefing wohl noch ausführlicher eingehen. Heute Vormittag hätte zudem Wichtelgruppentreffen sein sollen, aber aufgrund diverser Krankheitsfälle in den Familien der Teammitglieder entschieden wir uns kurzfristig dazu, es ausfallen zu lassen – in der Hoffnung, dass wir morgen zum Familiengottesdienst alle wieder fit sind. 


Was ansteht 

Für heute Nachmittag hatten wir geplant, mit der ganzen Familie (einschließlich meiner Schwiegermütter) zu einem Wintermarkt auf dem Nettelbeckplatz im Wedding zu gehen; aber angesichts eines Anfalls von Männergrippe habe ich mich doch dafür entschieden, zu Hause zu bleiben. Die Option, stattdessen zur ersten Ausgabe des neuen Jugendgottesdienst-Formates der Pfarrei St. Klara Reinickendorf-Süd zu gehen, hat dich damit so oder so erledigt – obwohl die mich ja durchaus auch interessieren würde (nicht zuletzt, weil aus dem Zelebrationsplan der Pfarrei hervorgeht, dass Pater Mephisto diesem Gottesdienst vorsteht). Morgen ist dann wie gesagt der mit Spannung erwartete Familiengottesdienst zum 1. Advent. Am Mittwoch ist Nikolaustag, und da gibt es in St. Joseph Siemensstadt am frühen Abend eine Nikolausfeier –  es wäre sicher schön, da mit den Kindern hinzugehen, allerdings kollidiert sie zeitlich mit dem JAM; da werden wir uns also gründlich überlegen müssen, wo wir hingehen. 

Letztes Jahr war ich bei der Nikolausfeier in Siemensstadt selbst der Nikolaus.

Für den Rest der Woche steht bisher nichts Besonderes im Terminkalender; da heißt es also offen für Überraschungen sein. 


Eine Ode an das "Baumhaus", wieder mal 

Ich erwähnte es schon: Nachdem sich das Befinden des Tochterkindes im Laufe des Samstags langsam, aber stetig gebessert hatte, fanden wir gegen Abend, wir könnten ruhig ins Baumhaus gehen; die Kinder wollten das auch. (Ich finde es, nebenbei bemerkt, immer wieder erstaunlich, wie gern unsere Kinder dort hingehen, obwohl nur sehr selten andere Kinder dort sind.) Wir waren kaum angekommen, da kamen wir auch schon mit einem sehr netten Afro-Franzosen (ist das die politisch korrekte Bezeichnung?) ins Gespräch, der meinte, er habe das Gefühl, uns zu kennen, könne sich aber nicht erinnern, woher (wir konnten es auch nicht). Beim Essen (es gab zwei verschiedene Suppen, allerlei Ofengemüse und zum Nachtisch veganen Milchreis mit Bratäpfeln) saß er neben unserem Jüngsten und machte unermüdlich Späße mit ihm; als die Kinder zwischendurch einmal das Obergeschoss des Baumhauses besichtigten und, als sie zurückkamen, unser neuer Freund nicht am seinem Platz war, weil er sich gerade am Büffet Nachschlag holte, fragte unser Jüngster prompt: "Wo lustiger Mensch?" 

Im Gespräch mit dem "lustigen Menschen" kamen wir übrigens darauf, dass unser erster Besuch bei der "Community Networking Night" im Baumhaus bereits fast viereinhalb Jahre zurückliegt. Damals, in jenen mythischen Zeiten "vor Corona", von denen wir dereinst noch unseren Enkeln erzählen werden, fand dieses Veranstaltungsformat jede Woche statt, und wie meine damaligen Wochenbriefings dokumentieren, hatten wir rund einen Monat lang Woche für Woche den Vorsatz, da mal hinzugehen, ehe wir es endlich wirklich zum ersten Mal schafften. 

Dazu, was ich am Baumhaus so toll finde, habe ich schon Anfang 2020 einen ganzen Artikel verfasst, und dazu, was am Konzept der dortigen Community Networking Night vorbildlich für ähnliche Veranstaltungsformate auch im kirchlichen Rahmen (wie unser "Dinner mit Gott") sein könnte, sogar fast ein weiteres halbes Jahr vorher. Was ich da bereits geschrieben habe, müsste ich hier vielleicht nicht unbedingt wiederholen; aber noch einmal besonders akzentuieren möchte ich einige meiner damaligen Aussagen doch

Fangen wir mal damit an, was ich im Herbst 2019 als Aufhänger für den Artikel zur Community Networking Night verwendet habe, nämlich die Aussage, dass das Baumhaus einfach ein zauberhafter Ort sei; das gilt heute sogar eher noch mehr, da die Innenraumgestaltung seither erhebliche Fortschritte gemacht hat. 



Das Obergeschoss z.B. gab es "vor Corona" schlichtweg überhaupt noch nicht.

Demnächst soll noch ein vertikaler Garten hinzukommen. – Jedenfalls bin ich zutiefst überzeugt davon, dass das Ambiente des Raums entscheidenden Anteil daran hat, was für Leute dort hingehen und was für eine Stimmung sich unter ihnen entfaltet. 

Dass es in der Community Networking Night im Baumhaus immer wieder so bemerkenswert gut gelingt, Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen und Interessenschwerpunkten buchstäblich "an einen Tisch" und miteinander ins Gespräch zu bringen, hat zweifellos viel damit zu tun, dass hier ein ganzheitliches Verständnis jenes "sozial-ökologischen Wandels" gepflegt wird, den dieser Projektraum laut Eigenbeschreibung anstrebt. Das ist ja nicht gerade selbstverständlich. Ich habe den Eindruck, besonders in neuerer Zeit trifft man in ökologisch bewegten Kreisen häufig auf ein ausgeprägt technokratisches Denken – etwa in Form der Idee, es gehe darum, wissenschaftliche Erkenntnisse (z.B. über Klimawandel) mittels politischer Maßnahmen in ökonomisches Handeln umzusetzen – oder auf eigentümlich obsessive Kausal- und Schuldverknüpfungen à la "Der Klimawandel ist schuld an der Flüchtlingskrise; Frauen, PoC und LGBT-Personen leiden am meisten unter dem Klimawandel, d.h. klimaschädigendes Verhalten ist rassistisch, sexistisch und homophob". Okay, ich schweife ab. Der ganzheitliche Ansatz des Baumhauses findet seinen Ausdruck in den Akronym PEACES – dessen einzelne Buchstaben für "personal", "ecological", "aesthetic", "cultural", "economic" und "social" stehen. Man beachte, dass das P nicht für "politisch" steht; das S allerdings auch nicht für "spirituell", obwohl das zweifellos auch seine Berechtigung hätte. Der Vorstellung bzw. Erläuterung dieser PEACES-Philosophie war im Sommer 2021 im Rahmen des Emergent Berlin Festivals eine Reihe von Vorträgen und Workshops gewidmet; ich war zwar nur bei zwei dieser Veranstaltungen, aber besonders die erste, ein "Teach-In" mit Baumhaus-Co-Initiator Scott Bolden unter dem Titel "Dynamic Balance and the Inner Commons", empfand ich als sehr grundlegend für das Verständnis von "Community Building", das die Veranstaltungen im Baumhaus prägt. Ausgangspunkt des Konzepts ist, wie ich schon damals notierte, 

die Frage [...], wie Menschen mit unterschiedlichen Interessen, unterschiedlichen Überzeugungen, unterschiedlichem kulturellen Hintergrund, unterschiedlichem Glauben etc. sich dennoch verständigen, Konflikte vermeiden und konstruktiv für das Gemeinwohl zusammenarbeiten können. 

Der Schlüssel hierzu liegt nach Scotts Überzeugung in einem Fundus menschlicher Grunderfahrungen, die er die "Inner Commons" nennt: Erfahrungen, die unausweichlich zur conditio humana gehören wie z.B. "Neugier", "Angst/Vorsicht", "Anwenden von erlerntem Wissen", "Anzweifeln von Autorität". Man könnte, wenn man denn wollte, an die berühmten Anfangsworte der Pastoralkonstitution des II. Vatikanischen Konzils über die Kirche in der Welt von heute, "Gaudium et Spes", denken: 

"Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute [...] sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände." 

Weniger hymnisch formuliert, könnte man beispielsweise sagen: Die Erfahrung, für die Dinge einzustehen, an die man glaubt und die einem am Herzen liegen, kann auch dann eine Verbindung zwischen Menschen, einen Ansatzpunkt für Verständigung und Kooperation herstellen, wenn die Dinge, an die diese Menschen glauben und die ihnen am Herzen liegen, unterschiedliche sind. – Vor ein paar Monaten habe ich Scott mal gefragt, was eigentlich aus seinen Plänen geworden sei, ein Buch zu den Themen seines "Teach-Ins" zu veröffentlichen; seine Antwort lautete, er arbeite daran, und er stellte für Mitte November, anlässlich des elfjährigen Bestehens des Baumhauses, eine Bekanntmachung in dieser Sache in Aussicht. Dieser Termin ist ja nun inzwischen verstrichen, aber ich muss auch gestehen, dass ich diese Ankündigung inzwischen wieder vergessen hatte und Scott daher auch nicht nochmals darauf angesprochen habe. Wie auch immer: Wenn das Buch herauskommt, würde ich es gern rezensieren. 


Um aber noch einmal auf das Stichwort "spirituell" zurückzukommen: Ein fester Programmpunkt dieser Community-Abende im Baumhaus, an dem ich gleichwohl noch nie teilgenommen habe – und viele andere Gäste ebensowenig –, heißt "FLOW – A Social Meditation". Praktisch jedesmal weist Scott während der "News You Can Use"-Runde auf dieses Meditationsangebot hin und fragt, wer von den Anwesenden daran Interesse habe; oft melden sich daraufhin zwei oder drei Personen, selten mehr. Manchmal meldet sich niemand, dann findet die Meditation nicht statt. Sind Personen anwesend, die schon mal an einer solchen Meditation teilgenommen haben, dann versichern diese durchweg, was für eine tolle Erfahrung das sei; gleichwohl wird es problemlos toleriert, dass regelmäßig die große Mehrheit der Anwesenden kein Interesse daran zeigt. Ich erwähne das, weil ich die vage Ahnung habe, genau diese Haltung könnte vorbildlich für eine Neuauflage des "Dinners mit Gott" sein – insofern, als sie es ermöglichen könnte, das "Dinner" zwar mit explizit religiösen Elementen wie z.B. "Lobpreis mit dem Stundenbuch" zu verbinden, aber gleichzeitig dafür Sorge zu tragen, dass die Veranstaltung auch für Besucher, die für solche Formen von Spiritualität (noch?) nicht zugänglich sind, "niederschwellig" bleibt. 


– Moment mal: Habe ich da gerade von einer Neuauflage des "Dinners mit Gott"  gesprochen? – Nun, es ist nicht so, als gäbe es da schon irgendwelche konkreten Pläne. Aber ich möchte doch festhalten, dass mir dieser Abend im Baumhaus erhebliche Lust darauf gemacht hat, ein Projekt dieser Art in nicht allzu ferner Zukunft neu in Angriff zu nehmen... 


Schwarzer Gürtel in KiWoGo 

Am vergangenen Sonntag war Christkönig, und zu diesem Anlass war in St. Joseph Siemensstadt Kinderwortgottesdienst – der zweite, seit das neue KiWoGo-Team die Arbeit aufgenommen hat, und schon jetzt zeigt sich der durchaus erwünschte Effekt, dass die Zusammensetzung des Teams zu einer gewissen Pluralität von Stilen und Methoden führt. Den Oktober-KiWoGo hatte ich gemeinsam mit dem Gemeindereferenten konzipiert und geleitet, jetzt an Christkönig übernahm ein junges Ehepaar die Gestaltung, das meines Wissens in der Neokatechumenalen Gemeinschaft aktiv ist. Als eine nicht unbeträchtliche Herausforderung erwies es sich, dass rund zwanzig Kinder in einem Altersspektrum von grob geschätzt zwei bis zwölf Jahren zur Messe erschienen und für den KiWoGo nur das kleine Pfarrzimmer zur Verfügung stand, da im großen Pfarrsaal der Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) Suppe kochte. Trotz dieser schwierigen Bedingungen würde ich diesen KiWoGo als gelungen bezeichnen: Zunächst gab es in kindgerechter Sprache einige Erläuterungen zum Inhalt und zur Entstehungsgeschichte des Hochfests Christkönig, dann wurde das Tagesevangelium vorgetragen – und zwar nicht in einer auf Kinder zugeschnittenen Version, sondern in demselben Wortlaut,, den auch die Erwachsenen zu hören bekamen. Anschließend wurden einige zentrale Punkte herausgegriffen und auf kindgerechtem Niveau ausgedeutet, und dann durften die Kinder Kronen basteln – weil sie als Kinder Gottes schließlich allesamt Königskinder seien. 



Ein kleiner Wermutstropfen war es für mich, dass ich durch die Teilnahme am Kinderprogramm eine wahrscheinlich brillante Predigt des Pfarrvikars versäumt habe, aber man kann eben nicht immer alles  haben. Der nächste KiWoGo in St. Joseph Siemensstadt ist übrigens erst für Ende Januar geplant; einen Termin für das nächste Arbeitsgruppentreffen gibt es meines Wissens noch nicht. 


Auf der anderen Straßenseite 

Ich muss mal ein bisschen angeben: Ich bin ziemlich stolz auf diese Rubrikenüberschrift, die ich im Vorfeld des Starts der neuen Wochenbriefing-Reihe "Creative Minority Report" ausgeheckt habe, aber in der aktuellen Folge erstmals wirklich benutze. Sie bezieht sich einerseits darauf, dass die EFG The Rock Christuskirche in Berlin-Haselhorst, von der benachbarten katholischen Kirche St. Stephanus aus gesehen, tatsächlich "auf der anderen Straßenseite" liegt, andererseits aber auch darauf, dass sie – und das, was mich im Rahmen meines Blogs an ihr interessiert – auch in konfessioneller Hinsicht eine "andere Seite" repräsentiert. – Das auf Kinder bis zum Alter von 12 Jahren zugeschnittene Veranstaltungsformat "JAM" ("Jungschar am Mittwoch"), das wir mit unseren Kindern seit wohl ca. eineinhalb Jahren ziemlich regelmäßig besuchen, habe ich schon häufig erwähnt, bin aber, wie mir scheint, nur selten näher darauf eingegangen. Okay, den grundsätzlichen Aufbau bzw. Ablauf so eines JAM-Nachmittags habe ich schon in den Ansichten aus Wolkenkuckucksheim Nr. 21 geschildert und dann nochmal in der Nr. 43; aber insbesondere was den katechetischen Anteil der Veranstaltung angeht, denke ich, da kann und darf man ruhig mal etwas mehr ins Detail gehen. 

Halten wir zunächst fest: Das primäre Ziel der Katechesen beim JAM ist es offenkundig, dass die Kinder die Bibel kennenlernen (ein beliebtes Lied zur Eröffnung ist daher "Ich bin ein Bibelentdecker"). Im Wesentlichen dreht sich also alles um ausführliche Nacherzählungen biblischer Geschichten – so ausführlich, dass sich eine Geschichte (z.B.: Die Arche Noah; Davids Aufstieg zum König; Jona; Daniel am Hof des Königs von Babel; Esther; im Moment ist gerade die Geschichte von Josef und seinen Brüdern dran) meist über mehrere Wochen hinzieht, wobei nach Möglichkeit jede wöchentliche Episode mit einem "Cliffhanger" endet; man will die Kinder ja motivieren, nächste Woche wiederzukommen. 

In der Regel werden die Kinder für diese Katechesen in zwei Gruppen eingeteilt, und zwar ihrem Alter entsprechend: Es gibt eine Gruppe für Kinder bis ca. 6 Jahre und eine für die Älteren (von denen zumeist erheblich mehr da sind). Im Vergleich zu dem Programm für die "Kleinen" scheint das für die "Großen" tendenziell interaktiver (z.B. mit Rollenspielelementen angereichert) und multimedialer zu sein, aber allzu viel kann ich dazu nicht sagen, da meine Kinder ja beide noch zur Gruppe der "Kleinen" gehören. Hin und wieder kommt es aber vor, dass für ein separates Angebot für die "Kleinen" keine Mitarbeiter verfügbar sind oder dass aus der Altersgruppe der "Kleinen" so wenige Kinder da sind, dass es nicht sinnvoll erscheint, die Gruppe zu teilen; dann gibt es ein gemeinsames Programm für alle Kinder. Zuletzt war das einmal vor den Herbstferien der Fall, als es um das Buch Esther ging; und da wurde eine Folge aus der Zeichentrickserie "Superbuch" gezeigt. Meiner Liebsten, die währenddessen im Elterncafé war, erläuterte ich das Konzept der Serie anschließend wie folgt: "Das ist ungefähr so wie SimsalaGrimm, nur mit der Bibel statt mit Grimms Märchen." – "Wie geil", erwiderte meine Liebste spontan. – "Ja, aber dazu gibt es eine Rahmenhandlung, in der die Hauptfiguren einen Gewissenskonflikt haben, und die biblische Geschichte, in die sie hineinversetzen werden, hilft ihnen dabei, in ihrem wirklichen Leben die richtige Entscheidung zu treffen." – "Wow." - - - Wie ich inzwischen herausgefunden habe, gibt es zahlreiche Folgen dieser Serie online, und wir haben uns vorgenommen, sie auch mal zu Hause anzuschauen; wenn wir mal dazu kommen, d.h. wenn die Kinder die ihnen pro Tag bewilligte Fernsehzeit nicht komplett mit "Paw Patrol" und "My Little Pony" aufbrauchen... 

Währenddessen in der Wesermarsch 

Wie ist derweil eigentlich der Stand der Dinge in der Pfarrei St. Willehad in meinem Heimatstädtchen Nordenham? Nun, man könnte sagen, die größte Neuigkeit ist, dass es nichts Neues gibt. Und das gibt zu denken: Immerhin steht seit der Pressemitteilung des Bischöflich Münsterschen Offizialats vom 23. November der Verdacht im Raum, die Verantwortlichen der Pfarrei hätten die Presse und damit die Öffentlichkeit wissentlich falsch informiert, was den Stand des kirchenrechtlichen Verfahrens gegen den neuen Aushilfspriester Michael Kenkel angeht; man könnte auch einfach lügen dazu sagen. Da wäre doch eigentlich zu erwarten, dass die Pfarrei ein Interesse daran haben müsste, zu diesem Vorwurf Stellung zu nehmen; stattdessen hüllt man sich einfach in Schweigen. In den Pfarrnachrichten für die erste Dezemberhälfte wird P. Kenkel unter der im Bistum Münster üblichen Amtsbezeichnung "Pastor" als Mitglied des Pastoralteams aufgeführt und hat neben Pfarrer Jasbinschek und Diakon Richter auch das (arg banale) Advents-Grußwort mitunterzeichnet; eine Richtigstellung der fehlerhaften Angaben zu seiner Person in der vorigen Ausgabe sucht man vergeblich. Auf der Facebook-Seite von St. Willehad erschien, nachdem der Beitrag über P. Kenkels erste Messe in Burhave stillschweigend gelöscht worden war, erstmals am 29. November wieder ein Update – nämlich ein Aufruf an "Kinder ab dem 3. Schuljahr, Jugendliche und auch Erwachsene" zur Teilnahme an der anstehenden Sternsingeraktion. Klar, auch ein wichtiges Thema. Aber glauben der Pfarrer, der Diakon und die sonstigen Mitarbeiter und Gremienvertreter der Pfarrei wirklich, sie könnten in der Causa Kenkel so tun, als wäre nichts gewesen, und einfach zur Tagesordnung übergehen? – Zu allem Übel hat die Website der Pfarrei offenkundig ein Problem mit ihrem Sicherheitszertifikat: Seit nunmehr einer Woche erhält man, wenn man die Seite aufrufen will, den Warnhinweis, es handle sich um "keine sichere Verbindung". – "Mögliche Gründe sind eine fehlerhafte Konfiguration oder ein Angreifer, der deine Verbindung abfängt." Dasselbe Problem trat zeitweilig auch bei der Website der benachbarten Pfarrei St. Marien Brake auf, die ja gerade ihren eigenen Skandal hat; da fällt es ein bisschen schwer, das für Zufall zu halten. 

Derweil scheint sich auch bei der lokalen Presse das Interesse an den Vorgängen in den katholischen Gemeinden der Wesermarsch eher in Grenzen zu halten. Ich verfolge sehr aufmerksam die Updates auf den Facebook-Seiten der Kreiszeitung Wesermarsch sowie der Wesermarsch-Lokalredaktion der Nordwest-Zeitung, aber da geht's immer nur um Handball, Volleyball und Friesensport, um die Rodung des Nordenhamer Strandwaldes, um Energiekosten, Weservertiefung und fehlende KiTa-Plätze, Weihnachtsmärkte und plattdeutsches Laientheater. – Sicherlich darf man nicht unterschätzen, zu welchem Grad der Berufsalltag eines Lokalredakteurs darin besteht, eingehende Pressemitteilungen nach Relevanz zu sortieren und so zu kürzen und umzuformulieren, dass sie auf die Seite passen. Für investigativen Journalismus bleiben da keine großen Kapazitäten. Hinzu kommt wohl, dass die katholischen Gemeinden in der seit 500 Jahren evangelisch-lutherisch geprägten Wesermarsch weithin immer noch als eine "Welt für sich" betrachtet wird, für die die breite Öffentlichkeit sich nicht interessiert. Über Interna aus den örtlichen Moscheegemeinden wird schließlich auch nicht (bzw. noch weniger) berichtet. 

(P.S.: Kurz vor dem Redaktionsschluss für dieses Wochenbriefing erreicht mich die Information, dass die Nordwest-Zeitung einen Leserbrief abgedruckt hat, der für P. Kenkel Partei ergreift und den Umgang des Bistums mit ihm kritisiert; aber darauf kann ich hier und jetzt nicht mehr eingehen, das wird bis zu einer zukünftigen Gelegenheit warten müssen.) 


Geistlicher Impuls der Woche 
Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf. Du erregst lauten Jubel und schenkst große Freude. Man freut sich in deiner Nähe, wie man sich freut bei der Ernte, wie man jubelt, wenn Beute verteilt wird. Denn wie am Tag von Midian zerbrichst du das drückende Joch, das Tragholz auf unserer Schulter und den Stock des Treibers. Jeder Stiefel, der dröhnend daherstampft, jeder Mantel, der mit Blut befleckt ist, wird verbrannt, wird ein Fraß des Feuers. 
Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Die Herrschaft liegt auf seiner Schulter; man nennt ihn: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens. Seine Herrschaft ist groß und der Friede hat kein Ende. Auf dem Thron Davids herrscht er über sein Reich; er festigt und stützt es durch Recht und Gerechtigkeit, jetzt und für alle Zeiten. Der leidenschaftliche Eifer des Herrn der Heere wird das vollbringen. 

Ohrwurm der Woche 

Paul Westerberg: Waiting for Somebody 

Der 1959 geborene Paul Westerberg ist seit Ende der 70er Jahre als Sänger, Gitarrist und Songwriter in der Punk- bzw. Alternative-Rock-Szene aktiv, aber der wohl bedeutendste Moment seiner Karriere war es, dass er den Soundtrack zu Cameron Crowes Spielfilm "Singles" aus dem Jahr 1992 zusammenstellen durfte. Wer wollte es ihm verübeln, dass er dabei auch zwei seiner eigenen Songs (diesen hier und "Dyslexic Heart") unterbrachte. 

Den Film "Singles" habe ich seinerzeit im Kino gesehen und später noch mindestens ein weiteres Mal im Fernsehen oder auf Video. Es handelt sich um einen Episodenfilm, in dem die einzelnen Episoden jedoch nicht nacheinander, sondern ineinander verschachtelt erzählt werden – wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, war das damals ziemlich innovativ, wurde im weiteren Verlauf der 90er dann aber immer häufiger. Vor allem aber markiert der Film den Punkt, an dem die aus der Alternativ-Szene der US-Westküstenmetropole Seattle (in der der Film spielt) hervorgegangene Musikrichtung Grunge im popkulturellen Mainstream ankam. Dazu trug neben Westerbergs Soundtrack vor allem der Umstand bei, dass in einem der drei Haupthandlungsstränge der Sänger einer fiktiven Grunge-Band namens Citizen Dick eine bedeutende Rolle spielte; der Sänger wurde von Matt Dillon verkörpert, seine Bandkollegen jedoch von echten Grunge-Musikern: Jeff Ament und Stone Gossard, die erst bei Green River, dann bei Mother Love Bone und schließlich bei Pearl Jam spielten, sowie Pearl Jam-Sänger Eddie Vedder als Schlagzeuger. Den Film fand ich nett, aber das Soundtrack-Album finde ich von vorne bis hinten brillant. Ich hatte sogar schon einmal, in der Karwoche 2020, einen Song von dieser Platte zum Ohrwurm der Woche ernannt, nämlich "State of Love and Trust" von Pearl Jam


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3 Kommentare:

  1. Zwar kann ich den Artikel nicht lesen, aber immerhin die Bildunterschrift. Gut! Sonst hätte man nicht erkennen können, daß es Pfarrer sind.

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    1. Naja, Pastor Kenkel hat wenigstens einen röm. Priesterkragen unter seinem blauen Pullover, während Pfarrer Jasbinschek wie ein touristischer Wanderer daherkommt. Der Dritte ist ja kein Priester sondern ein Diakpn. Kleidungstechnisch mutet er allerdings an als käme er vom Freizeitsport. Soll wohl "cool" wirken.

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  2. Kardinal Marx trägt immer einen römischen Kragen. Legt allerdings bei Gelegenheit mal das Kreuz ab. Finde den Fehler.

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