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Samstag, 12. Oktober 2024

Creative Minority Report Nr. 46

Servus, Leser! Es ist mal wieder Wochenbriefing-Zeit; und anders als in der vorigen Ausgabe des Creative Minority Report ist diesmal über eine Woche zu berichten, in der jeden Tag irgendwas los war. Das lässt zwar weniger Raum für intensive Erörterungen, aber dafür ist es inhaltlich abwechslungsreicher. Also: Vorhang auf! 

Erntedank haben wir dieses Jahr irgendwie verpasst, aber dieser leicht verwelkte Herbstblumenstrauß hat ja auch seinen Charme.

Was bisher geschah 

Am vergangenen Samstag ging ich, nachdem Frau und Kinder Richtung FEZ abgedampft waren, in Herz Jesu Tegel zur Rosenkranzandacht der Legio Mariae. Ist ja schließlich Rosenkranzmonat; und überhaupt ist die Ortsgruppe der Legio Mariae schlechthin der Beweis dafür, dass in Tegel noch nicht alles verloren ist. Die Leiterin der Gruppe, eine ältere Dame philippinischer Herkunft, die meine Familie schon immer ausgesprochen gern gehabt hat, freute sich enorm über mein unverhofftes Auftauchen und übertrug mir mittels eines stummen Zunickens die Aufgabe, das vierte Gesätz vorzubeten. 

Am Sonntag gingen wir früh in St. Stephanus Haselhorst zur Messe; und da möchte ich, anknüpfend an die im vorigen Wochenbriefing festgehaltenen Beobachtungen, den Kontrast zu der Messe in St. Bernhard Tegel-Süd eine Woche zuvor betonen: Die Kirche St. Stephanus ist wirklich klein, sie würde wahrscheinlich dreimal in den Innenraum von St. Bernhard hineinpassen, aber hier erschienen mindestens 60 Erwachsene zur Sonntagsmesse und dazu mindestens 15 Kinder – rund die Hälfte davon gehörte anscheinend zum neuen Erstkommunionkurs, aber so oder so war es schön, so viele Kinder in der Kirche zu sehen; es passte auch gut zum Schlussteil des Evangeliums dieses Sonntags, aber dazu später. Zelebriert wurde die Messe vom leitenden Pfarrer der Großpfarrei Heilige Familie; auch seine Predigt trug dazu bei, mich den Kontrast zwischen dieser Gemeinde und derjenigen jenseits der Tegeler Brücke besonders deutlich zu empfinden, aber auch dazu weiter unten mehr (unter "Predigtnotizen"). Daran, dass gleichwohl auch auf dieser Seite der Havel die katholische Welt nicht unbefleckt vom "schmutzigen Schisma" ist (wenn auch in Siemensstadt und Haselhorst vielleicht noch eher als im übrigen Gebiet der Pfarrei Heilige Familie), erinnerte die neue Ausgabe des Pfarrbriefs. Ich glaube es schon mehr als einmal angesprochen zu haben: In Reinickendorf-Süd ist die Pfarrbriefredaktion einfach nur in tragikomischem Ausmaß inkompetent und zugleich immun gegen Kritik; die Spandauer Pfarrbriefredaktion dagegen weiß, was sie tut, und das ist im Ergebnis schlimmer. Eine detailliertere Analyse der aktuellen Pfarrbrief-Ausgabe würde bestimmt Stoff für Diskussionen im Kommentarbereich bieten, zumal mein kritischer Leser Egidius Mitglied der Redaktion ist; aber so richtig Lust habe ich ehrlich gesagt nicht darauf. Vielleicht überlege ich es mir noch; bis die nächste Pfarrbriefausgabe herauskommt, ist ja noch ziemlich viel Zeit. 

Die Schul- und Arbeitswoche bot mal wieder Gelegenheit für allerlei Unternehmungen mit dem Jüngsten, die ich in der bewährten Rubrik "Wenn der Vater mit dem Sohne" schildern werde. Was sonst noch Erwähnung verdient: Offenbar sind gerade "Reinickendorfer Väterwochen", und im Rahmen dieser Veranstaltungsreihe habe ich am Dienstagabend eine Buchvorstellung in der Humboldt-Bibliothek verpasst. Das Buch, um das es da ging, ist von Fabian Soethof und heißt "Väter können das auch!", und irgendwie hätte es mich ja schon interessiert, was es über dieses Thema alles zu sagen geben sollte, dass es für ein ganzes Buch reicht; aber um die Uhrzeit, zu der diese Buchvorstellung stattfand, musste ich zu Hause das Abendessen auf den Tisch bringen. "Finde den Fehler", könnte man sagen, aber ein Fehler ist es eigentlich nicht direkt: Bestimmt gibt es Väter, die ihre Kinder um 18 Uhr ins Bett stecken und dann den Abend frei haben. Dass die bei dieser Buchvorstellung dann praktisch unter sich sein würden, begrenzte natürlich von vornherein die Perspektiven, die in die Diskussion eingebracht werden können, aber nun gut. 

Büchertisch zu den Reinickendorfer Väterwochen in der Humboldt-Bibliothek.

Am Freitag traf sich vormittags der Arbeitskreis Kinderwortgottesdienst (s.u. "Schwarzer Gürtel in KiWoGo"), und nachmittags gingen wir mit der ganzen Familie ins Puppentheater: Gezeigt wurde der "Räuber Hotzenplotz" in einer charmanten Inszenierung im klassischen Kasperletheater-Stil, rund 45 Minuten lang und recht eng am Handlungsverlauf der Buchvorlage orientiert. (Zur Nachbereitung habe ich das Buch heute in der örtlichen Stadtteilbibliothek ausgeliehen.) 

I. Akt: Seppel, Kasper und die Großmutter.

II. Akt: Der Räuber Hotzenplotz im Walde.

III. Akt: Der Zauberer Zwackelmann und der Räuber Hotzenplotz verhandeln. 

Immer wieder eine bemerkenswerte Erfahrung ist es natürlich, wie sich in einem Saal voller aufgeregter Kinder die Stimmung hochschaukelt; man geradezu spüren, wie die Luft vibriert. Infolgedessen waren die Kinder auch nach diesem Theaterbesuch noch für eine Weile extrem aufgekratzt, aber ins Bett kriegten wir sie schließlich doch zu einer (für unsere Verhältnisse) halbwegs normalen Zeit. Heute vormittag gingen wir dann mit ihnen aufs Gorkistraßenfest, aber darüber gibt es nicht unbedingt mehr und Anderes zu berichten, als ich schon bei früheren Gorkistraßenfesten berichtet habe... 


Was ansteht 

Heute Abend findet in Berlin, wie im vorigen Wochenbriefing schon angesprochen, eine Fatima-Lichterprozession vom Anhalter Bahnhof zum Brandenburger Tor statt – das ist eine Strecke von rund 2 Kilometern; den Auftakt dazu bildet ein vom Apostolischen Nuntius Nikolá Eterovič zelebriertes Pontifikalamt. Es dürfen noch Wetten abgegeben werden, ob ich, während dieser Blogartikel online geht, gerade mit Frau und Kindern dort bin oder nicht. Morgen werden wir vermutlich "ganz normal" in St. Joseph Siemensstadt zur Messe gehen. Und dann erwartet uns die letzte Schul- und Arbeitswoche vor den Herbstferien, voraussichtlich wieder mit den Fixpunkten Omatag am Montag und JAM am Mittwoch; am Dienstag ist in der Schule unserer Großen Elternabend, am Donnerstag folgt dann ein persönliches Gespräch mit ihrer Vertrauenslehrkraft (ohne speziellen Anlass, nur um sich mal darüber auszutauschen, wie das Kind sich an der Schule so macht). Was die Woche sonst noch so bringen wird, bleibt abzuwarten... 


Predigtnotizen 

Die Lesungstexte vom 27. Sonntag im Jahreskreis im Lesejahr B waren Genesis 2,18-24 (Die Erschaffung Evas), Hebräer 2,9-11 (Die Erniedrigung des Sohnes und unser Heil) und Markus 10,2-16 (Über die Ehe und Ehescheidung/Die Segnung der Kinder); wie es in der Leseordnung so oft der Fall ist, waren also 1. Lesung und Evangelium unverkennbar aufeinander bezogen, wohingegen sich ein Zusammenhang mit der 2. Lesung nicht so ohne Weiteres herstellen ließ. Es gibt sicherlich Prediger, bei denen das den Ehrgeiz geweckt hätte, nun aber gerade aufzuzeigen, dass es einen solchen Zusammenhang eben doch gibt; aber der Pfarrer von Heilige Familie Spandau-Havelland machte sich diese Mühe nicht, ließ die 2. Lesung beiseite und predigte lieber über die Zweigeschlechtlichkeit des Menschen und über die Ehe – im vollen Bewusstsein, dass das heutzutage ein heikles Thema ist: "Ich rede ja über diese Texte schon 35 Jahre, aber ich weiß nicht, ob in zehn Jahren das noch gesagt werden darf, ob wir das überhaupt noch vorlesen dürfen." Noch aber darf er's sagen, und es bereitete ihm offenkundig ein gewisses Vergnügen, das auszukosten. So führte er zu der Erzählung von der Erschaffung Evas, in der sich die in der Natur des Menschen angelegte Zusammengehörigkeit bzw. Aufeinanderbezogenheit von Mann und Frau ausdrücke, aus: "Der junge Mann will ein Mädchen kennenlernen, und das Mädchen will einen jungen Mann kennenlernen. Das ist normal. Und das bleibt auch normal, lassen Sie sich von niemandem was anderes erzählen, und wenn er noch so intelligent ist." Und damit nicht genug: "Und ich sag's hier mal ganz offen: Nur Mann und Frau können Kinder kriegen. Sind wir uns da noch einig? Weiß ich nicht mehr." 

Weiterhin hob der Pfarrer hervor, Jesu Antwort auf die Frage nach der Ehescheidung im Evangelium strafe die heutzutage weit verbreitete Vorstellung Lügen, Jesus sei "immer der Nette" und "der, der alles zulässt"; vielmehr erweise Jesus sich hier als "knallhart" und "sowas von erzkonservativ". Auch auf den jüngsten Papstbesuch in Belgien ging der Pfarrer ein: Da habe Papst Franziskus dafür, dass er die katholische Position zur Geschlechtlichkeit des Menschen bekräftigt habe, "mächtig Ärger bekommen". Wenn dann sogar der Ministerpräsident Belgiens dem Papst zu verstehen gebe "Wir lassen uns das von niemandem sagen", dann müsse man im Grunde erwidern: "Dann machen Sie doch ihre eigenen Sachen. Doch das hat nichts mehr mit der Schöpfung zu tun. Und die katholische Kirche, zumindest die, wird das immer so sehen." 

Das letzte Drittel seiner Predigt widmete der Pfarrer dem zweiten Teil des Evangeliums – Jesus segnet die Kinder – und wandte sich damit gezielt an die angehenden Erstkommunionkinder, die zusammen in einer der ersten Reihen saßen. Ein vielleicht naheliegender Ansatz, und was der Pfarrer darüber sagte, weshalb Jesus sagt, wir sollten alle werden wie die Kinder, fand ich durchweg gut und richtig; gleichwohl würde ich mir manchmal eine Predigt über dieses Bibelwort wünschen, die sich gezielt an die alten Leute in der Gemeinde richtet. Gerade in St. Stephanus gibt's ein paar, die hätten's nötig. 

Über die Messe in St. Marien Maternitas Heiligensee am Mittwoch, die ich mit meinem Jüngsten besuchte und die von Pater Mephisto zelebriert wurde, möchte ich auch noch ein paar Sätze sagen. Es war der Gedenktag des Hl. Dionysius von Paris, ein nicht-gebotener Gedenktag zwar, aber er war im Wochenplan der Pfarrei vermerkt; als Pater Mephisto den Altarraum jedoch in einem grünen statt in einem roten Messgewand betrat, war es recht offensichtlich, dass er diesen Gedenktag nicht berücksichtigen würde, und tatsächlich wurde der Tagesheilige mit keinem Wort erwähnt. Das ist an und für sich nicht unbedingt zu tadeln: Es liegt ja in der Natur eines nicht-gebotenen Gedenktags, dass der jeweilige Zelebrant ihn liturgisch berücksichtigen kann, aber nicht muss. Gleichwohl konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die nonchalante Willkür, mit der Pater Mephisto in der Frage verfährt, welche nicht-gebotenen Gedenktage er feiert und welche nicht, irgendwie charakteristisch für ihn ist. Ähnliches gilt auch für andere Aspekte seiner Zelebration. Man hat manchmal das Gefühl, er steht morgens vor dem Spiegel und überlegt sich, was für eine Art von Priester er heute mal sein will: eher traditionsverbunden oder eher progressiv, moralisch eher streng oder eher lax, beim Vaterunser das Robbenbaby meucheln oder nicht? Alles ist möglich, je nach Tagesform und Laune, und ich glaube, gerade das macht das Mephistophelische an ihm aus: dass man sich nie sicher sein kann, woran man mit ihm ist. 

Einen gut zwei Minuten langen Predigtimpuls gab es in dieser Messe da, wo er ja eigentlich auch hingehört, also zwischen dem Evangelium und den Fürbitten; "kurze Gedanken zur Lesung" sollte es sein, erklärte Pater Mephisto einleitend – also zu Galater 2,1-2.7-14, wo Paulus seinen Konflikt mit Petrus beim Apostelkonzil in Jerusalem schildert. Für manch einen "progressiven" Prediger wäre diese Stelle eine Steilvorlage, den "konservativen", an überholten rituellen Vorschriften festhaltenden Petrus und den hier (wenn auch sonst nicht immer) liberaler, fortschrittlicher und toleranter auftretenden Paulus gegeneinander auszuspielen; aber genau das tat Pater Mephisto nicht, sondern hob im Gegenteil hervor, dass die "beiden Großen, Petrus und Paulus", obwohl es zwischen ihnen "auch mitunter ordentlich gefunkt hat", dennoch "gemeinsam die Kirche gebaut" und "das Gemeinsame herausgestellt" haben: "Ich denke, das ist auch immer wieder unsere Aufgabe." An dieser Stelle stellte er einen Bezug zum Evangelium – Lukas 11,1-4, wo es um die rechte Art zu beten geht – her: Gemeinsamkeit in der Kirche stelle sich nicht zuletzt im gemeinsamen Gebet her; damit aber ein wirklich gemeinsames Gebet entstehe und nicht bloß mehrere Einzelne zwar gleichzeitig, aber doch jeder für sich beten, sei es notwendig, aufeinander zu achten und "genau hinzuhören, wo die anderen sind, um gemeinsam auf dem Weg zu sein". – Wie ich beim anschließenden Frühstück im Gemeindehaus aufschnappte, herrschte in der Gemeinde weitgehende Einigkeit darüber, dass Letzteres ein Seitenhieb gegen den schon mal erwähnten "Erzlaien" sein sollte, der bekannt dafür ist, beim Rosenkranzgebet vor der Messe unbeirrt sein eigenes Tempo durchzuziehen. Ich bin zwar nicht unbedingt der Meinung, dass das der entscheidende Punkt der Predigt war, aber daran sieht man halt auch mal wieder, dass der Prediger es letztlich nicht in der Hand hat, was von seinen Worten bei der Gemeinde ankommt und hängen bleibt. Das ist bei Senioren nicht grundsätzlich anders als bei Kindern.


Wenn der Vater mit dem Sohne 

Am Montag, dem Gedenktag Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz, merkte der Jüngste schon morgens – als wir gerade losgehen wollten, seine große Schwester zur Schule zu bringen – an, wir könnten eigentlich mal wieder "Beten mit Musik" gehen. Ich fand, das sei eine gute Idee, aber ehe wir dann tatsächlich dazu kamen, war der Knabe bereits hochgradig mittagsschlafreif und daher nicht so ganz bei der Sache. Ich fand unsere Lobpreisandacht (in St. Joseph Tegel, wieder einmal) trotzdem sehr schön und wohltuend, und danach klappte es dann auch mit dem Mittagsschlaf. Am Nachmittag stand dann der wöchentliche "Omatag" an. 

Der Dienstag war der einzige Tag der Schul- und Arbeitswoche, an dem vormittags nichts Besonderes auf dem Programm stand, daher fand ich, man könne diesen Tag mal wieder für einen "kleinen" Ausflug nutzen (für einen "großen" reichte wieder einmal die Zeit nicht, da das Tochterkind an diesem Tag früher Schulschluss hatte als sonst). Mein Plan war, mit der S-Bahn Richtung Schönfließ und/oder Birkenwerder zu fahren und dann "einfach mal zu gucken" – so wie ich es eigentlich schon gut zwei Wochen zuvor vorgehabt, es dann aber nur bis Karow geschafft hatte. Diesmal fuhren die Bahnen normal, dafür stellten wir allerdings fest, dass der Bahnsteig in Schönfließ nicht über einen barrierefreien Ausgang verfügte, weshalb ich kurzerhand beschloss, aufs Geratewohl noch eine Station weiterzufahren. Der nächste Haltepunkt der Linie war Bergfelde, was, wie ich später heratsfand, ein Ortsteil von Hohen Neuendorf ist. Dort steuerten wir wie üblich erst einmal die Kirche an, auch wenn es in diesem Ort "nur" eine evangelische gibt. 





Hinein kam man leider nicht; genauer gesagt noch nicht mal aufs Gelände, das von einem Zaun umgeben war. 

Immerhin ließ sich mit Hilfe von Google Maps ermitteln, dass Bergfelde zwei öffentliche Kinderspielplätze hat; der von der Kirche aus nähere lag etwas versteckt in einem Wohngebiet und bestand im Wesentlichen aus einer Schaukel, einer Rutsche und einem Buddelkasten, alles ein bisschen oll und schlecht gepflegt, andere Kinder waren auch nicht dort, aber ein wenig hielten wir uns doch da auf, bis der Knabe verkündete, er wolle jetzt auf einen anderen Spielplatz. Der Weg dorthin führte durch ein kleines Waldgebiet, der Spielplatz selbst war sehr viel größer, abwechslungsreicher ausgestattet und in besserem Zustand als der, den wir zuerst angesteuert hatten. Folgerichtig hatte der Kleene es nicht besonders eilig, von dort wieder wegzukommen, aber schließlich mussten wir ja doch los, um seine große Schwester von der Schule abzuholen. Auf dem Weg zurück zum Bahnhof hatten wir eine überraschende Begegnung – nämlich mit einer Jugendlichen, die dieselbe Schule besucht wie meine Tochter und dort im Sekretariat mitarbeitet (ja, das tun Schüler dort, das gehört zu den Besonderheiten des Schulkonzepts). "Nanu, was macht ihr denn hier?", wunderte sie sich. – "Einen Ausflug." – "Wohnt ihr hier in der Nähe?" – "Nee, überhaupt nicht." 

Wie sich zeigte, hatte sie in ihrem Vorgarten einen kleinen Igel entdeckt – einen sehr kleinen, kleiner als meine Hand –, von dem sie (wohl zu Recht) annahm, er würde ohne Hilfe den Winter nicht überleben. Daher versuchte sie nun, das Tier in einen weich ausgepolsterten Pappkarton zu locken, während ein anderes Mädchen per Handy den Tierrettungsdienst zu erreichen versuchte. Ich fand das sehr lobenswert und wünschte den Mädchen viel Erfolg bei ihren Bemühungen. (Leider erfuhr ich ein paar Tage später, als ich das eine Mädchen in der Schule wiedertraf, die Leute vom Tiernotdienst hätten ihnen ziemlich unfreundlich mitgeteilt, um solche Fälle könnten sie sich nicht kümmern; die Mädchen könnten dem Igel Katzenfutter geben, und davon abgesehen müsste man halt abwarten, ob er den Winter überlebt oder nicht. Ziemlich frustrierend...) 

Am Mittwoch ging ich, wie oben schon angesprochen, morgens mit dem Jüngsten zur Messe in Heiligensee, obwohl er unausgeschlafen und ziemlich launisch war; das besserte sich erst beim Gemeindefrühstück im Anschluss an die Messe. Am Nachmittag war dann JAM; da gab es die letzte Folge eines sechsteiligen "Lebensbildes" über den Astronauten James Irwin (1930-1991). Darüber – nicht nur über diesen letzten Teil, sondern über das ganze "Lebensbild" – sollte ich mich wohl mal an separater Stelle äußern, falls ich dazu komme; jedenfalls verrate ich wohl kein Geheimnis, wenn ich sage, ich hoffe, demnächst kommt dann wieder eine biblische Geschichte dran. 

Am nächsten Vormittag waren mein Jüngster und ich schon wieder in der EFG The Rock Christuskirche in Haselhorst – zum Frühstück. Das kam so: Schon seit einiger Zeit hatte es in dieser Gemeinde einmal monatlich ein offenes Kennenlern- und Begegnungsangebot unter dem Namen "Café 43" gegeben, ursprünglich am Nachmittag; nun ist es versuchsweise auf den Vormittag verlegt worden, als Frühstückscafé, also dachten wir uns: Schauen wir uns das doch mal an. Tatsächlich waren wir offenbar die einzigen Gäste, die nicht zum Team gehörten, aber das war nicht schlimm: Wir wurden herzlich willkommen geheißen, und vor allem mein Herr Sohn war wieder mal der Hahn im Korb und jedermanns Augenstern. Ich schätze mal, wir werden da in Zukunft öfter hingehen. – Zur "Rumpelberggruppe" (wie mein Jüngster die Eltern-Kind-Gruppe in der Gemeinde auf dem Weg nennt) schafften wir es diese Woche nicht, nächste Woche ist da Kinderturnen... Na, mal sehen. 


Schwarzer Gürtel in KiWoGo 

Wie bereits angekündigt, hatte der Arbeitskreises Kinderwortgottesdienst in St. Joseph Siemensstadt in der zurückliegenden Woche sein erstes "große" Planungstreffen dieser Saison, nämlich am gestrigen Freitag, dem Gedenktag des Hl. Papstes Johannes XXIII. – und zwar vormittags, was bedeutete, dass ich meinen Jüngsten zu dem Termin mitnehmen musste. Dafür, dass die Arbeitskreissitzung rund eineinhalb Stunden dauerte, hielt der Knabe aber ganz gut durch, ohne allzu viel Chaos anzurichten. Hilfreich war dabei natürlich, dass er mit den Playmobil-Figuren spielen durfte, die der Gemeindereferent so nach und nach für die Visualisierung der Kinderkatechesen angeschafft hatte. 

Da der Gemeindereferent keinen Geistlichen Impuls für die Eröffnung der Sitzung vorbereitet hatte, steuerte ich einen solchen aus der Stundenbuch-App bei; und dann hatten wir ein straffes Programm: Nicht nur stehen im November zwei Kinderwortgottesdienste (am 31. und 33. Sonntag im Jahreskreis) an, die es zu planen galt, sondern obendrein standen auch noch konzeptionelle Überlegungen zum diesjährigen Krippenspiel sowie Überlegungen zu der Frage, "was man im Advent sonst noch so veranstalten könnte oder sollte", auf der Tagesordnung. Inhaltlich will ich mal noch gar nicht so viel darüber verraten, darauf komme ich lieber, wenn es soweit ist; was ich hingegen festhalten möchte, ist folgendes: Im Vorfeld und noch zu Beginn der Sitzung hatte ich das Gefühl, mein Enthusiasmus für die Aufgabe der Kinderwortgottesdienst-Gestaltung habe über den Sommer ziemlich abgenommen; insbesondere die Idee, ich könnte – mit noch etwas mehr praktischer Erfahrung auf dem Buckel, als ich sie bis jetzt habe, versteht sich – vielleicht sogar ein Buch über dieses Thema schreiben, schien mir ziemlich weit weg. Im Zuge des Ideenaustauschs zur Gestaltung der nächsten beiden Kinderwortgottesdienste merkte ich aber deutlich, wie meine Motivation zurückkehrte. Sie mag noch nicht wieder ganz auf dem Niveau von vor den Sommerferien sein, aber immerhin auf dem Weg dorthin. In der Hoffnung, dass es zur Stabilisierung dieses Prozesses beitragen möge, möchte ich mich selbst und meine Leser bei dieser Gelegenheit daran erinnern, welche Leitgedanken mir für mein Engagement in Sachen KiWoGo-Gestaltung besonders wichtig sind: 

  • Methodenvielfalt: Nach Möglichkeit sollten keine zwei aufeinanderfolgenden Kinderwortgottesdienste methodisch über denselben Leisten gezimmert sein. 
  • Sich von der Leseordnung herausfordern lassen: mit den Texten arbeiten, die die Leseordnung vorgibt, und nicht auf andere ausweichen, die einem "mehr liegen" oder von denen man meint, sie eigneten sich besser für eine kindgerechte Präsentation. 
  • Überraschende Blickwinkel: Nicht selten sind es einzelne, womöglich sogar nebensächlich scheinende Sätze oder Formulierungen, die einen unerwarteten Zugang zu einem biblischen Text eröffnen. 
  • Etwas, was ich beim JAM gelernt, aber bisher noch nicht so konsequent umgesetzt habe, wie ich eigentlich möchte: den KiWoGo mit einem kurzen, frei formulierten Gebet abschließen, das an die Kernaussagen der vorangegangenen Katechese anknüpft und sie zusammenfasst. 

Gerade als wir mit unserer Tagesordnung so ziemlich durch waren, begannen die Kirchenglocken zum Angelus zu läuten, also beteten wir zum Abschluss der Sitzung den Angelus. Das war schön. 


Geistlicher Impuls der Woche 

"Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt" (Joh 1,14). Es wohnt durch den Glauben in unseren Herzen (vgl. Eph 3,17), es wohnt in unserem Gedächtnis, in unserem Denken, ja es steigt bis in unsere Vorstellungskraft hinab. Was sollte der Mensch vorher von Gott denken? Gott war unbegreiflich, unnahbar, unsichtbar und völlig unausdenkbar. Aber jetzt wollte er begriffen werden, wollte gesehen, wollte gedacht werden.

Wie? fragst du. Nun, dadurch, dass er in der Krippe lag, im Schoß der Jungfrau ruhte, auf dem Berg predigte, Nächte hindurch betete, dadurch, dass er am Kreuz hing, im Tod erblasste, frei unter Toten (vgl. Ps 88,6) in der Welt des Todes sich als Herr erwies, am dritten Tag auferstand, den Aposteln die Male der Nägel, die Zeichen seines Sieges zeigte, und zuletzt dadurch, dass er vor ihnen in den Himmel aufstieg.

Welcher von all diesen Gedanken wäre nicht wirklich, fromm und heilig? Was immer ich hiervon bedenke: ich denke Gott, und in allem ist er mein Gott. Das zu betrachten, sage ich, ist Weisheit. Maria schöpft aus dem Quell im Himmel und lässt die Weisheit überreich auf uns niederströmen. 

(Bernhard von Clairvaux, Predigt über den Aquädukt) 


Ohrwurm der Woche 

The Quincy Conserve: Aire of Good Feeling 

Wenn du einen Song jahrelang nicht gehört und auch nicht an ihn gedacht hast, und dann wachst du eines Morgens auf und dieser Song läuft auf heavy rotation in deinem Kopf, dann hat er sich den Titel des "Ohrwurms der Woche" wohl mehr als redlich verdient. Es ist wohl auch auszuschließen, dass ich diesen Song in letzter Zeit mal "zufällig" und ohne es richtig zu merken irgendwo "im Hintergrund" gehört habe, denn dafür ist er einfach zu unbekannt. Nein, diese Erinnerung – offenbar ausgelöst dadurch, dass ich so ähnliche Musik gehört habe – kam wirklich von ganz weit hinten im Musik-Langzeitgedächtnis. Aus dem Kopf hätte ich nicht mal gewusst, wie die Band heißt, von der dieses musikalische Schmuckstück stammt. The Quincy Conserve war eine außerhalb ihrer Heimat wenig bekannte neuseeländische (!) Band, die von 1967-76 aktiv war, zahlreiche Mitgliederwechsel durchlebte und sich stilistisch von Beat zu Jazzrock entwickelte. In der Phase ihres Schaffens, in der "Aire of Good Feeling" entstand, orientierte sie sich offenbar an Bands wie Blood, Sweat & Tears oder Chicago. Genieß es mit mir, Leser. 


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