Samstag, 9. November 2024

Creative Minority Report Nr. 50

Was für eine Woche, Freunde: Erst wird Trump wiedergewählt, dann platzt die Ampelkoalition... Nun wissen wir alle, dass dies hier kein Politik-Blog ist und dass ich ein entschiedener Verfechter dessen bin, was in der #BenOp "antipolitische Politik" heißt (der Begriff stammt, wenn ich richtig informiert bin, ursprünglich von Václav Havel): "Antipolitische Politik" im Sinne der #BenOp kann zum Beispiel sein, Blumen in den Vorgarten zu pflanzen, mit seinen Kindern Ausflüge zu unternehmen, statt sie in die KiTa zu schicken, Möbel aus Obstkisten zu bauen, auf dem Balkon Bienen zu züchten, ein Musikinstrument zu erlernen und/oder in der Öffentlichkeit zu singen. Ja, ich bin voll der Hippie, steh' ich zu. Aber Ereignisse wie die der zurückliegenden Woche erschüttern dann doch immer wieder meinen seit Jahren gehegten Vorsatz, mich weniger für konventionelle Politik zu interessieren. Auch wenn ich die besagten Ereignisse dann eben doch durch die oben beschriebene Brille betrachte – aber dazu später. 

Im Übrigen war ich in der zurückliegenden Woche ein paar Tage krank; auch darauf wird noch zurückzukommen sein. Jedenfalls trug dieser Umstand wohl dazu bei, dass der Stoff für dieses Wochenbriefing nicht allzu sehr überhand nahm. Genug zu berichten und zu reflektieren gibt's jedoch auch so, wie ihr sogleich sehen werdet, Freunde... 


Was bisher geschah 

Obwohl der Berichtszeitraum – infolge des vorgezogenen Redaktionsschlusses in der Vorwoche – diesmal etwas länger war als sonst kann ich mich in dieser Rubrik wohl relativ kurz fassen, da ich die meisten relevanten Ereignisse aus diesem Zeitraum ohnehin in annähernd chronologisch sortierten Einzelrubriken unterbringen kann und werde: Den vorletzten Freitag schildere ich in "Allerlei zu Allerheiligen", den Zeitraum von Samstag bis Montag in "Die (elterliche) Liebe in den Zeiten des Brechdurchfalls"; zu den Wahlen in den USA und den Reaktionen darauf (Dienstag/Mittwoch) sowie zum JAM am Mittwoch gibt es ebenfalls eigene thematische Abschnitte, und was dazwischen und danach sonst noch so los war, ist schnell erzählt: Am Dienstag feierte unsere Große ihren 7. Geburtstag nach, mit fünf Schulfreundinnen, ihrem kleinen Bruder und noch drei weiteren Kindern, mit denen sie schon befreundet war, bevor sie zur Schule kam; die Feier fand im Labyrinth Kindermuseum im Wedding statt und umfasste ein museumspädagogisch betreutes Spiel- und Kreativprogramm. Die Kinder hatten einen enormen Spaß, alle verstanden sich gut miteinander, auch die, die sich nicht von der Schule her kannten. Am Donnerstag wurde dann in der Schule Halloween nachgefeiert (mit Schminken und Verkleiden, Spielen und Disco, Lagerfeuer und Nachtwanderung), und am Freitag ging ich mit dem Jüngsten mal wieder zur Eltern-Kind-Gruppe auf dem "Rumpelberg" (d.h. bei der Gemeinde auf dem Weg). Das war's dann auch schon im Wesentlichen... 


Was ansteht 

Es sieht weiterhin nicht nach Langerweile aus in diesem Herbst: Heute vormittag wollen meine Schwiegermütter mit den Kindern ins Puppentheater, am Nachmittag gibt eine der Schulfreundinnen unseres Tochterkindes eine Kostümparty. Morgen ist, aller Voraussicht nach jedenfalls, ein "ganz normaler" Sonntag, und dann kommt schon St. Martin. Möglicherweise werden wir in Heiligensee zum Martinsumzug gehen, aber so ganz spruchreif ist das noch nicht, zumal es mit dem regulären Omatag kollidieren würde. Am Mittwoch ist wieder JAM, und am Donnerstag steht ein Vorbereitungstreffen für den nächsten KiWoGo in St. Joseph Siemensstadt an. Was die Woche sonst noch bringt, bleibt abzuwarten... 


Allerlei zu Allerheiligen 

Am vorletzten Freitag, dem 1. November, war nicht nur Allerheiligen, sondern zusätzlich auch noch Herz-Jesu-Freitag; und außerdem war es der erste Tag seit Beginn der Herbstferien, an dem wir ausschlafen konnten. Wir frühstückten ausgiebig, und als ich danach in den Briefkasten schaute, fand ich darin einen Brief von Erzbischof Heiner Koch vor. Hm, dachte ich. Lädt er uns zur Wiedereröffnung der Hedwigskathedrale ein, oder hat er uns persönlich was Spannendes mitzuteilen? Okay, es war tatsächlich ein Rundbrief zur Wiedereröffnung der Hedwigskathedrale, aber hey, hätt' ja sein können. 

Der Brief war aber nicht schlecht; genau genommen enthielt der Umschlag sogar zwei Briefe zum selben Thema und Anlass, einer war für Erwachsene formuliert, einer für Kinder. Der für die Kinder interessierte mich natürlich besonders. Ein paar Dinge gibt es durchaus, die ich daran auszusetzen habe, aber da ich noch so viele andere Themen auf dem Zettel habe, glaube ich, dieses Thema verschiebe ich mal auf später – die Wiedereröffnung der Kathedrale ist schließlich erst in zwei Wochen. Im Ganzen fand ich den Brief des Erzbischofs an die Kinder jedenfalls sehr sympathisch und las ihn unseren Kindern zum Schlafengehen vor. Aber erst mal zurück zur chronologischen Reihenfolge. 

Am Nachmittag fuhr meine Liebste mit den Kindern zu einer Spielverabredung, während ich ein wenig durch Tegel spazierte und dabei auch an der Herz-Jesu-Kirche vorbeikam. Zwar hatte ich in diesem Moment total vergessen, dass Herz-Jesu-Freitag (oder überhaupt Freitag) war, aber ich dachte mir, ich könnte ja mal die aktuellen Vermeldungen überfliegen, beim Büchertauschregal nach dem Rechten sehen und die Schriftenauslage kontrollieren. Als ich die Kirche betrat, stellte ich fest, dass dort gerade Eucharistische Anbetung war. Also blieb ich ein Weilchen. 

Am Abend gelang es erfreulich reibungslos, die Kinder rechtzeitig von ihrer Spielverabredung loszueisen, um in St. Stephanus Haselhorst in die Messe zu gehen. Gemessen darum, dass es ein Hochfest war, war die kleine Kirche gar nicht mal so gut besucht, aber die Messe war trotzdem schön, und das Tochterkind war ziemlich gut bei der Sache.

Da der "örtlich zuständige" Pfarrvikar die Messe hielt, erwartete ich wieder eine vielschichtig interessante und anregende Predigt und wurde diesbezüglich auch nicht enttäuscht. Ausgehend von der 1. Lesung (Offenbarung 7,2-4.9-14) sprach der Pfarrvikar über die Gemeinschaft der Heiligen: Heiligkeit sei nichts, was man für sich allein haben könne. "Zu Lebzeiten hatten einige Heilige so ihre Macken, aber im Himmel vertragen sie sich dann perfekt." Die Gemeinschaft der Heiligen sei jedoch keine ideologische Gemeinschaft "wie beim Hitler oder im Kommunismus", in der "alle gleichgeschaltet" würden, sondern eine Gemeinschaft, die sich darin verwirklicht, "dass einer das Wohl des anderen sucht". 

Ein Detail der Predigt sei noch besonders hervorgehoben: Der Geistliche betonte, wie gut und ratsam es sei, einen persönlichen Heiligen zu haben, zu dem man von Zeit zu Zeit pilgert. "Das ist hier in Berlin natürlich schwierig", räumte er ein; "ich bin Österreicher, dort ist es einfacher." Der Wiener Stadtpatron Clemens Maria Hofbauer, so fügte er hinzu, sei sein persönlicher Lieblingsheiliger – "weil, der ist – glaub ich – siebenundzwanzigmal rausgeflogen. Verfolgt von der österreichischen Staatspolizei, verfolgt vom Napoleon, von den Bayern, von den Schweizern, von den Schwaben. Der hat alles mögliche durch." (In diesem Zusammenhang möchte ich erwähnen, dass ich schon vor fünfeinhalb Jahren in einer Kaffee & Laudes-Folge schrieb, der Hl. Clemens Maria Hofbauer scheine mir "ein durchaus passender #BenOp-Heiliger zu sein"; zudem ist sein Gedenktag der Geburtstag meines Jüngsten.) 


Die (elterliche) Liebe in den Zeiten des Brechdurchfalls 

Der Samstag, Allerseelen, war ein klassisches Beispiel für einen Tag, an dem nichts so lief wie geplant. Eigentlich wollte meine Liebste gleich morgens mit den Kindern zu einer Spielverabredung im Grunewald aufbrechen, und ich dachte mir, währenddessen könnte ich in St. Bernhard Tegel-Süd eine Messe zu Allerseelen besuchen. Ja, ich weiß, beim letzten Mal, als ich in dieser Kirche in die Messe gegangen bin, war das Ergebnis nicht so erfreulich; aber Zeit und Entfernung passten einfach gut, und ich dachte mir, wir können's ja mal drauf ankommen lassen. Jenseits aller Fragen der Gestaltung ist eine Heilige Messe schließlich immerhin eine Heilige Messe und somit allemal besser als keine Heilige Messe. Aber dann kam eben alles anders, denn kurz bevor ich zur Messe hätte losgehen wollen, rief mich meine Liebste an, um mir mitzuteilen, dass unsere Große sich vor dem Edeka-Markt übergeben habe und ich sie abholen solle. – Ein paar Tage zuvor hatte auch unser Jüngster Anzeichen eines Magen-Darm-Infekts gezeigt, den er allerdings, wie es insgesamt so seine Art zu sein scheint, ziemlich schnell und leicht weggesteckt hatte; seine große Schwester hatte es, wie sich in den nächsten Tagen zeigte, etwas schlimmer erwischt. Den Samstag verbrachten das Tochterkind und ich dann jedenfalls zu einem nicht unerheblichen Teil mit Chillen auf dem Sofa und schauten einige Folgen von "Zacki und die Zoobande" und "Angelo" – beides Serien, die die Kinder in den Sommerferien kennengelernt haben. Gegen Abend fühlte ich mich dann selber auch etwas unwohl, und am Sonntagmorgen musste ich der bitteren Wahrheit ins Auge sehen, dass mich der Magen-Darm-Infekt nun auch erwischt hatte. Was doppelt ärgerlich war, weil ich doch eigentlich eine zentrale Rolle bei der Leitung des Kinderwortgottesdienstes in St. Joseph Siemensstadt hätte spielen sollen. Nach einigem inneren Ringen sagte ich dort ab – komme aber unter der üblichen Rubrikenüberschrift "Schwarzer Gürtel in KiWoGo" dennoch auf dieses Thema zurück. Den Sonntag verbrachte ich dann größtenteils im Bett, ebenso wie das Tochterkind, während meine Liebste den putzmunteren Jüngsten bei Laune hielt. Gegen Abend musste ich mich heftig übergeben, und danach fühlte ich mich tatsächlich etwas besser; trotzdem stand mir die eigentliche Herausforderung erst noch bevor, nämlich am Montag – dem Gedenktag des Hl. Karl Borromäus, des Schutzpatrons der Pestkranken. Meine Liebste musste wieder zur Arbeit und hatte sogar einen außergewöhnlich langen Arbeitstag (inklusive Elternabend), das Tochterkind war hingegen noch zu krank, um zur Schule zu gehen, ich selbst war ebenfalls noch nicht so richtig über den Berg, aber der Jüngste war topfit und schon ab sieben Uhr morgens voller Tatendrang. Eine komplizierte Konstellation. Ich muss aber wirklich lobend anerkennen, dass der Junge sich im Rahmen dessen, was man von einem dreieinhalbjährigen Knaben erwarten darf, den ganzen Tag einigermaßen rücksichtsvoll verhielt und sich auch mal für längere Zeiten allein beschäftigte, ohne dabei allzu viel Lärm oder sonstiges Chaos zu verursachen. Am Nachmittag schaute ich, während die Große sich gesund schlief, einen Film mit ihm. Alles in allem bekamen wir den Tag also doch ganz gut über die Runden, und ich war ausgesprochen froh, dass die Große gerade rechtzeitig zu ihrer Geburtstagsfeier am Dienstag wieder gesund war. Mir selbst ging es im Laufe des Dienstags auch wieder besser...


Schwarzer Gürtel in KiWoGo 

Dass ich am Sonntag krank war und nicht beim KiWoGo mitmachen konnte, fand ich umso ärgerlicher, als dies, wie schon mal erwähnt, der erste KiWoGo der neuen Saison gewesen wäre, an dessen Gestaltung ich in nennenswertem Umfang mitgewirkt hatte. Mich hier auf meinem Blog darüber zu verbreiten, was ich für diesen Kinderwortgottesdienst geplant hatte, will ich mir aber doch nicht nehmen lassen. Wohlan denn: 

Vor einiger Zeit hatte ich schon mal das Buch "Voll cool – Noch mehr Andachten für dich" erwähnt, das als Spende fürs Büchereiprojekt in meinen Besitz gelangt war, und hatte angemerkt, ich hätte "schon länger auf eine Gelegenheit gewartet, es für die KiWoGo-Gestaltung zu verwenden"; erstmals zum Einsatz gebracht hatte ich das Buch beim KiWoGo zum Thema "Der Herr ist mein Hirte", und nun ergab sich eine erneute Möglichkeit: Praktischerweise hat das Buch ein Register der darin behandelten Bibelstellen, und diesem konnte ich entnehmen, dass es auch eine Geschichte zum Evangelium dieses Sonntags (Markus 12,28-34, die Frage nach dem wichtigsten Gebot) enthält. Dass der Zusammenhang dieser Geschichte mit der Perikope aus dem Markusevangelium nicht unbedingt unmittelbar augenfällig ist, fand ich daran gerade reizvoll, und außerdem gefiel es mir, dass es in der Geschichte um einen Kindergeburtstag geht – ein Thema, das ja auch in meiner Familie gerade hochaktuell war. Klar war allerdings – und darin war ich mir auch mit meinen Teamkollegen einig –, dass ich den Text so, "wie er im Buche stand", nicht verwenden wollte. Zum Teil hatte das stilistische Gründe, zum Teil stand es im Interesse einer etwas "interaktiveren" Präsentation; in einem spezielleren Sinne hatte ich indes Bedenken gegenüber einer Passage, in der die Mutter des Geburtstagskindes im Zuge der katechetischen Nutzanwendung der Geschichte zu ihrer Tochter sagt: "[I]n der Bibel wird an mehreren Stellen erwähnt, dass Gott von uns möchte, dass wir ihm mit einem liebevollen, bereitwilligen Herzen gehorchen sollen [...]. Wenn wir ungern Gaben geben oder gute Taten tun, verachtet er sogar unsere Geschenke und gute Taten." – Für mich ist das eine der nicht ganz wenigen Stellen dieses Buches, die mir tendenziell "zu evangelikal" sind. Zum einen, weil da ein recht streng und regelfixiert anmutendes Gottesbild zum Ausdruck kommt, zum anderen (und vor allem) aber auch, weil man an solchen Passagen erkennen kann, dass das Buch für Jugendliche geschrieben ist, die eine solche Form der religiösen Ansprache gewohnt sind und daher nicht befremdlich finden. Und da sag ich mal ganz offen: Das ist nicht unsere Zielgruppe beim KiWoGo

Ich verfasste also einen Entwurf für eine freie Nacherzählung, und der las sich so: 

In der Geschichte, die ich euch erzählen will, hat ein Mädchen Geburtstag, das Mädchen heißt Melissa, und sie hat zwei Freundinnen zu ihrer Feier eingeladen. Die eine heißt Denise, und man kann wohl sagen, Melissa und Denise sind beste Freundinnen. Und dann ist da noch Betty, und mit der ist es etwas komplizierter. Ihr kennt sowas vielleicht. Normalerweise würde man ja denken, dass Freunde sich mögen. Wär ja irgendwie Quatsch, mit jemandem befreundet zu sein, den man eigentlich gar nicht mag. Aber manchmal gibt es so Freundescliquen, da hat man den Eindruck, so wie die miteinander umgehen und auch übereinander reden, da versteht man eigentlich gar nicht, warum die Freunde sind, denn die scheinen sich gar nicht so besonders gut leiden zu können. Und ein bisschen so ist das mit Betty. Sie ist zwar mit Melissa und Denise befreundet, aber wenn die etwas spielen wollen, findet Betty das doof oder albern oder langweilig. Auch bei Melissas Geburtstagsparty. Ich schätze, ihr könnt euch vorstellen, dass das nicht gerade für gute Stimmung sorgt. 

Aber was gehört denn noch zu einer Geburtstagsfeier, außer zusammen zu spielen? Na klar: Geschenke! Und natürlich haben Denise und Betty auch Geschenke für Melissa. Denise schenkt ihr ein Lesezeichen, das hat sie selbst gebastelt und "Beste Freundinnen für immer" draufgeschrieben. Melissa freut sich darüber, aber Betty lacht so komisch, als sie das sieht. Betty hat nämlich – glaubt sie – ein viel tolleres Geschenk für Melissa, eine sehr schöne und teure Puppe. 

Am Abend, als die Feier zu Ende ist und Denise und Betty nach Hause gegangen sind, schaut Melissa sich nachdenklich ihre Geschenke an. Da kommt ihre Mutter in ihr Zimmer und fragt: "Na, Schatz, worüber grübelst du?" Melissa zeigt auf das Lesezeichen und sagt: "Denise hat sich wirklich Mühe gegeben, ich glaube, es war ihr echt wichtig, etwas für mich zu machen, worüber ich mich freue. --- Und die Puppe... na ja, die Puppe ist schon toll, aber ich hatte das Gefühl, es ging Betty gar nicht darum, mir eine Freude zu machen, sondern sie wollte eher damit angeben, dass sie das beste Geschenk für mich hat." 

Und dazu dann die folgende Auslegung: 

So: Was hat das jetzt mit dem heutigen Evangelium zu tun? Im Evangelium will jemand von Jesus wissen, was das wichtigste Gebot ist; man könnte die Frage auch so ausdrücken: Was will Gott vor allem von uns? Und in der Antwort, die Jesus darauf gibt, geht es nicht darum, dass wir etwas leisten sollen, dass wir sozusagen eine Liste mit Aufgaben bekommen, die wir erledigen sollen, und wenn wir das alles abgehakt haben, dann ist Gott zufrieden mit uns. Nein, wichtiger als alles andere ist es für Gott, dass wir ihn lieben. Und unseren Nächsten, also uns gegenseitig. Das gehört beides zusammen. Weil Gott uns alle liebt, will er auch, dass wir gut miteinander umgehen. Wenn zum Beispiel meine Kinder sich streiten oder ärgern oder hauen, dann macht mich das auch traurig oder ärgerlich, weil ich meine Kinder lieb habe und deshalb will, dass sie auch lieb zueinander sind; und so ist es auch mit Gott. Vor allem aber sagt uns das Evangelium: Gott schaut nicht so sehr darauf, ob wir etwas Großes und Wichtiges leisten, sondern vielmehr darauf, ob wir es mit Liebe tun. So wie sich Melissa in der Geschichte mehr über das selbstgebastelte Lesezeichen gefreut hat als über die schöne und teure Puppe. 

Glücklicherweise hatte ich meinen Teamkollegen diesen Textentwurf zwei Tage vor dem KiWoGo gemailt, sodass es keine Katastrophe war, dass ich dann selbst krankheitsbedingt nicht dabei sein konnte. Im Übrigen hatten die Teamkollegen bei der Vorbesprechung noch allerlei andere Ideen für die Gestaltung dieses KiWoGo gehabt: So war dem Gemeindereferenten aufgefallen, dass das wichtigste Gebot, auf das Jesus im Evangelium verweist, mit den Worten "Höre, Israel" beginnt, und wollte daran eine kleine Katechese über die Bedeutung des Hörens, einschließlich einer "Hör-Übung", anknüpfen; eine weitere Teamkollegin steuerte Ideen für ein Ergebnissicherungs-Gespräch inklusive "Hausaufgaben" bei. Ehrlich gesagt hatte ich mich sogar gefragt, ob wir überhaupt alle Ideen, die wir bei der Vorbesprechung gehabt hatten, würden umsetzen können, zumal man ja nie so ganz genau weiß, wie viel Zeit man zur Verfügung hat. Da ich ja nun, wie gesagt, krankheitsbedingt gar nicht beim KiWoGo dabei war, kann ich über den tatsächlichen Ablauf nichts Konkretes sagen; was mir meine Teamkollegen hinterher jedoch mitteilten, war, dass im Großen und Ganzen alles gut gelaufen sei und dass auch die Beteiligung erfreulich groß gewesen sei: Sechzehn Kinder und zwei Mütter, "und das in den Ferien!". Wenn die Teilnehmerzahlen sich weiter so entwickelten, meinte der Gemeindereferent, könnte es wohl nicht schaden, sich mal um Verstärkung für das Team zu bemühen. Offenbar gibt es wohl auch schon eine potentielle Kandidatin. Ich bin mal gespannt: Gerade bei einem so kleinen Team bringt ja jeder Neuzugang eine eigene Dynamik in die Personenkonstellation. – Schon am übernächsten Sonntag steht wieder ein KiWoGo an; wie weiter oben bereits erwähnt, gibt es dafür am kommenden Donnerstag noch ein Vorbereitungstreffen. Demnächst also mehr zu diesem Thema! 

Positiv anregend für die KiWoGo-Arbeit fand ich in dieser Woche auch mal wieder die Teilnahme beim JAM in der EFG The Rock Christuskirche in Haselhorst. Da ging es diesmal um das Gleichnis von den anvertrauten Talenten (Matthäus 25,14-30 bzw. Lukas 19,12-27), und das könnt' ja auch mal "bei uns" drankommen. In der Gruppe der 6-12jährigen Kinder wurde das Gleichnis als Rollenspiel aufgeführt, und in einem anschließenden Frage-und-Antwort-Spiel lag der Fokus darauf, welche Talente die Kinder haben und was sie tun könnten, um im Sinne Gottes "etwas daraus zu machen". Zum Schluss wurden noch Gebetsanliegen der Kinder gesammelt und gemeinsam dafür gebetet, und dann wurden die Schokoladentaler, die in der Rollenspielversion des Gleichnisses die Talente dargestellt hatten, an die Kinder verteilt. Ich fand das alles ausgesprochen gelungen und ohne wesentliche Änderungen nachahmenswert. 


Es war eine rauschende Wahlnacht 

Eins vorweg: Ehrlich gesagt frage ich mich, ob es nicht ein bisschen lebensmüde von mir ist, mich überhaupt zu diesem Thema zu äußern. Immerhin ist dies ein Thema, an dem buchstäblich Familien zerbrechen. Auf der App formerly known as Twitter las ich von einer Frau, deren Vater jeglichen Kontakt zu ihr abgebrochen hat, nachdem sie ihm nicht verbindlich zusagen wollte, für Kamala Harris zu stimmen. Ich will um der Ausgewogenheit willen mal annehmen, dass es vergleichbare Fälle auch auf der Gegenseite gegeben hat. Da muss ich erst mal sagen: Leute, wenn euch die Frage, wer in irgendein politisches Amt gewählt wird – selbst wenn es das wohl einflussreichste der Welt ist –, wichtiger ist als die eigene Familie, dann liegen bei euch gewaltig die Prioritäten schief. But this is the world we live in, apparently. 

Nun aber mal zum Inhaltlichen: Ich war bekanntlich nie ein Fan von Donald Trump, schon 2016 hätte ich mir gewünscht bzw. darauf gehofft, dass die Republikanische Partei jemand anderen als Präsidentschaftskandidaten aufstellt; und die diversen kleinen und großen Skandale, die seither die Auffassung befestigt haben, so jemand sei in einem politischen Amt, geschweige denn dem (wie gesagt) wohl einflussreichsten der Welt, untragbar, brauche ich hier wohl nicht aufzuzählen. Ich möchte indes zu bedenken geben: Es gibt eine nicht gerade geringe Zahl von US-Bürgern – ein paar davon kenne ich persönlich – die das genauso sehen und trotzdem Trump gewählt haben, weil er ihnen im Vergleich zu Kamala Harris, oder überhaupt zur Aussicht auf eine vierjährige Fortsetzung der derzeitigen Herrschaft der Demokratischen Partei, als das kleinere Übel erschien. Und gemäß der alten Weisheit, dass Wahlen in der Mitte entschieden werden, muss man davon ausgehen, dass es letztendlich diese Leute waren, die Trump zu seiner zweiten Amtszeit verholfen haben. Keine stereotypen stiernackigen Truckfahrer mit Baseballkappe und Schrotflinte und ohne Schulabschluss, sondern buchstäblich Leute wie du und ich. Dass solche Leute wohlüberlegt und aus plausiblen Gründen zu dem Schluss gekommen sein könnten, Trump sei bei dieser Wahl das geringere Übel, mag für Viele schwer vorstellbar und noch schwerer zu akzeptieren sein, besonders wenn man diese Wahl durch die Brille einer medialen Berichterstattung wahrnimmt, die die politischen Positionen der Demokratischen Partei und ihrer Kandidatin Kamala Harris als die selbstverständlich richtigen und unterstützenswerten dargestellt hat. Das zog sich hierzulande ja bis ins Kinderfernsehen hinein. Im Ernst: Bei "Logo", der Nachrichtensendung für Kinder ab 9 Jahren im öffentlich-rechtlichen Kinderkanal, gab's im Sommer einen Beitrag über den Nominierungsparteitag der Demokraten und über das Leben und den Werdegang von Kamala Harris, bei dem mir wirklich alles aus dem Gesicht fiel vor unverhohlener Parteilichkeit. 

Eine derart einseitige Berichterstattung, eine solche Glorifizierung der Demokraten bei gleichzeitiger Dämonisierung der Republikaner, gab es natürlich nicht nur diesseits des Atlantik, sondern auch in bedeutenden Teilen der US-Medienlandschaft selbst. Am Tag der Wahl stolperte ich dann online über einen Leitartikel des Wall Street Journal mit der Überschrift "If Donald Trump Wins the Election". Ungeachtet der Tatsache, dass das Wall Street Journal als Republikaner-nah bekannt ist, erwartete ich unter dieser Überschrift quasi aus Gewohnheit ein apokalyptisches Szenario im Sinne von "...dann gnade uns Gott", aber der Verfasser William McGurn, ehemals Redenschreiber für George W. Bush, wollte auf etwas ganz anderes hinaus: nämlich darauf, wie man ein solches Wahlergebnis interpretieren sollte – im Sinne von "Was will der Wähler uns damit sagen?". McGurn argumentiert, Trump profitiere nicht allein von der hohen Unzufriedenheit breiter Bevölkerungsschichten mit der Bilanz von vier Jahren Biden/Harris-Administration, sondern gerade die Tatsache, dass die politischen und gesellschaftlichen Eliten Trump so sehr dämonisierten, führe dazu, dass immer größere Teile der Bevölkerung, die sich mit ihren Anschauungen und Interessen, ihren Sorgen und Nöten von eben denselben Eliten miss- oder verachtet, herablassend behandelt oder verleumdet fühlen, sich mit ihm identifizieren. Tja. Und wenn man dann in der Wahlnacht beobachtet hat, wie beispielsweise auf der "Election Map" der Associated Press stundenlang die Zahlen so frisiert wurden, dass sie möglichst gut für Kamala Harris aussehen sollten, und wie dort, obwohl Trump schon gegen 7 Uhr Mitteleuropäischer Zeit praktisch als Sieger feststand, noch bis nach 11 Uhr gezögert wurde, die Wahl für entschieden zu erklären, muss man sich wahrlich nicht wundern, wenn immer mehr Leuten "den Medien" prinzipiell überhaupt nichts mehr glauben

Wofür ich nun absolut kein Verständnis habe, das ist dieses Heulen und Wehklagen darüber, dass Trumps Wahlsieg quasi den Untergang der amerikanischen Demokratie besiegle. Wieso, denke ich mir, die amerikanische Demokratie hat doch eben gerade mit dieser Wahl bewiesen, dass sie gesund und munter ist. Das Ergebnis muss einem nicht gefallen, aber... Nein, kein Aber. Das Ergebnis muss einem nicht gefallen, Punkt. Das gehört zum Wesen der Demokratie. Wenn Leute ein Wahlergebnis in einem Land, in dem sie selbst gar nicht wahlberechtigt sind, in der Form kommentieren, dass sie über 70 Millionen Wähler beschimpfen, diese seien zu blöd gewesen, die richtige Wahlentscheidung zu treffen, und dabei offenbar noch glauben, gerade mit dieser Haltung zeichneten sie sich als vorbildliche Demokraten aus, finde ich das, mit einem Wort, bizarr. 


Wunschkonzert beim JAM 

Weiter oben habe ich mich ja schon inhaltlich über das katechetische Element beim JAM in dieser Woche geäußert, aber gesondert erwähnen möchte ich, dass sich die Kinder im "Lobpreis-Block", der den Auftakt zur Katechese bildete, diesmal Lieder wünschen durften. Wenig überraschend wurde als erster Liedwunsch "Kaugummi" von Daniel Kallauch genannt (siehe "Ohrwurm der Woche"); danach kamen ein paar Jungs auf die Idee, aus dem Liederheft Lieder herauszusuchen, die sie nicht kannten und die, soweit sie wussten, noch nie beim JAM gesungen worden waren. So fiel die Wahl als nächstes auf "Ja, Gott hat alle Kinder lieb" – offenkundig ein Lied älteren Datums, wie man am Text der Strophen ablesen kann, denn der ist in einem Maße politisch inkorrekt, dass es vor dem Hintergrund heutiger Sensibilitäten geradezu parodistisch wirkt. Kostprobe gefällig? 

"Ich bin ein kleiner Eskimo 
Aus Schnee bau ich mein Haus" – 

Da geht's schon los. "Eskimo" darf man heute nicht mehr sagen, deswegen musste auch schon der Klassiker "Alle Kinder lernen lesen" umgeschrieben werden. Überhaupt hat der Text von "Ja, Gott hat alle Kinder lieb" mit dem von "Alle Kinder lernen lesen" viel gemeinsam: Indianer und Chinesen kommen auch drin vor. In der Chinesen-Strophe heißt es u.a.: 

"meine Haut, die ist ganz gelb
Das steht mir aber gut". 

Was ist daran das Problematische? Richtig: Das Wörtchen "aber", denn es setzt die Annahme des Gegenteils voraus. Übrigens hat der kleine Chinese in dem Lied einen "langen Zopf" und einen "spitzen Hut", ebenso wie der kleine Indianer "Federschmuck" und "Mokassins" trägt. Kurz, der Liedtext transportiert mehr rassische Stereotype als eine Kolonialausstellung in der Kaiserzeit. – Im Ernst: Natürlich ist die Kernbotschaft des Liedes, Gott liebe alle diese so unterschiedlichen Kinder gleichermaßen, eigentlich antirassistisch gemeint. Aber in einem gesellschaftlichen Klima, in dem sogar "Jim Knopf" unter Rassismusverdacht gestellt wird, würde ich trotzdem mit empörten Briefen oder TikTok-Videos progressiver Eltern rechnen, wenn man dieses Lied beispielsweise in einem KiTa-Gottesdienst verwenden wollte. 

Als nächstes fiel die Wahl der besagten Jungs auf das Lied "Bino batata" – offenbar weil sie fanden, dass der in der zentralafrikanischen Sprache Lingala verfasste Text lustig klingt. "Seid ihr sicher, dass ihr noch ein neues Lied lernen wollt?", fragten die beiden Leiterinnen daraufhin mit überlegenem Lächeln. "Wir können das nämlich!" Und dann lieferten sie mit Gitarre und Wechselgesang eine recht beeindruckende Performance von "Bino batata" ab; im zweiten Durchgang wurde den Kindern beigebracht, den Kehrvers "Jesu akupenga jo" (sinngemäß etwa: "Sie alle brauchen Jesus") mitzusingen. Ein Riesenspaß! 


Geistlicher Impuls der Woche 

Der Töpfer knetet mühsam den weichen Ton, um jedes Gefäß zu unserem Gebrauch zu formen. Aus dem gleichen Lehm bildet er solche, die sauberen Zwecken dienen, und solche für das Gegenteil, alle in gleicher Weise; über den Gebrauch eines jeden entscheidet, der den Lehm formt. Aus dem gleichen Lehm formt er in verkehrter Mühe auch einen nichtigen Gott, er, der vor Kurzem aus Erde entstand und bald dorthin zurückkehrt, woher er genommen ist, wenn die Leihgabe des Lebens zurückgefordert wird. Doch es kümmert ihn nicht, dass er entschlafen wird und nur ein kurzes Leben hat. Er wetteifert mit Goldschmieden und Silbergießern, er ahmt Kupferschmiede nach und sieht seinen Ruhm darin, Nachbildungen zu formen. Asche ist sein Herz, noch weniger wert als Erdenstaub seine Hoffnung, und sein Leben ist wertloser als Lehm. Denn er erkannte nicht den, der ihn geformt hat, den, der ihm eine wirkende Seele eingehaucht und Lebensgeist eingeblasen hat. Nein, er hält unser Leben für ein Spiel, die Lebenszeit für einen einträglichen Jahrmarkt; er sagt, man müsse aus allem, auch aus Schlechtem, Gewinn ziehen. Denn er weiß besser als alle, dass er sündigt, wenn er aus dem gleichen Erdenstoff nicht nur zerbrechliche Gefäße, sondern auch Götzenbilder fertigt. 

(Buch der Weisheit, Kap. 15,7-13


Ohrwurm der Woche 

Daniel Kallauch: Kaugummi 

Böse Zungen mögen behaupten, dieser klassische Quatschsong des evangelikalen Kinderliedermachers Daniel Kallauch diene lediglich dem Zweck, zu demonstrieren, dass "Christen auch Spaß haben können"; aber Spaß macht er auf jeden Fall. Besonders viel Spaß hatte ich, als ich das Lied zusammen mit meinen Kindern auf dem Weg in den Urlaub in der "Oberpfalz-Bahn" von Schwandorf nach Cham sang und damit den ganzen Zug unterhielt. Unverzichtbarer Bestandteil einer jeden Live-Performance ist es, das Publikum (auch das unfreiwillige) zum Mitsingen des Refrains zu animieren, einschließlich eines Wechselgesangs, bei dem die Mädchen "Kau, kau, kau, kau-kau" singen und die Jungs "Gummi, Gummi, Gummi!" antworten. Probiert es aus, es bringt Farbe ins Leben. 


Samstag, 2. November 2024

Creative Minority Report Nr. 49

Grüß Gott, Leser, und einen gesegneten Allerseelentag! Ich muss sagen, dieser Herbst hat es, was den Stoff zum Bloggen angeht, ganz schön in sich: Nachdem die beiden vorigen Creative Minority Report-Folgen überdurchschnittlich umfangreich ausgefallen sind, habe ich mich veranlasst gesehen, Maßnahmen zu ergreifen, damit das aktuelle Wochenbriefing nicht ebenfalls Überlänge bekommt. Konkret heißt das, ich habe bereits Donnerstagabend einen "Redaktionsschluss" verhängt – alles, was danach noch "reingekommen" ist, muss bis zum nächsten Wochenbriefing warten –; zudem habe ich einen besonders umfangreichen, aber nicht unbedingt in einem kurzfristigen Sinne "aktuellen" Abschnitt aus dem Wochenbriefing ausgelagert, um eigenständigen Artikel daraus zu machen – worum es sich dabei handelt, verrate ich später. Auch so bleibt immer noch genug zu berichten und zu reflektieren... 

Hippie-Jesus vor der (neuen) St.-Andreas-Kirche in Runding. I Got Life, Brother.

Was bisher geschah 

Bis Montag früh waren wir noch in Runding im Urlaub; am Samstag unternahm ich mit den Kindern eine Wanderung zur Burgruine (s.u. "Letzte Eindrücke aus dem Urlaub"), und am Sonntag gingen wir in Runding in die Messe (s.u. "Weltmissionssonntag in Runding"). Am Montag genossen wir unsere Rückreise in vollen Zügen (ha ha); übrigens war unser Rückreisetag der Festtag der Apostel Simon und Judas, und an diesem Tag vor drei Jahren hatten meine Liebste und ich unsere Mitarbeit in der Pfarrei Herz Jesu Tegel beendet. Ich hatte während der langen Rückreise von Runding nach Berlin also reichlich Zeit und Gelegenheit, eine Bilanz der zurückliegenden drei Jahre zu ziehen; was dabei herausgekommen ist, reicht für einen eigenständigen Artikel, der in Kürze erst mal bei Patreon und etwas später dann auch hier erscheinen wird. – Am Dienstag nahmen Frau und Kinder zusammen mit einer Freundin und deren Sohn an einem vom Evangelischen Kirchenkreis Reinickendorf organisierten Halbtagsausflug zum Spargelhof Kremmen teil, der zu dieser Jahreszeit eher ein Kürbishof ist. Für mich wäre im Bus auch noch Platz gewesen, aber ich entschied mich dann doch dagegen, mitzukommen, und machte lieber zu Hause die Wäsche. 

Am Mittwoch fiel zwar das übliche Programm zur religiösen Früherziehung unserer Kinder ferienbedingt aus – ich ging nicht mit dem Jüngsten nach Heiligensee zur Messe, und JAM findet in den Ferien nicht statt –, aber der Jüngste setzte durch, dass es ein Alternativprogramm gab, indem er schon nach dem Frühstück anregte, wir könnten mal wieder "Beten mit Musik" gehen, und zwar diesmal mit der ganzen Familie. Aus unterschiedlichen Gründen dauerte es dann aber doch bis zum späten Nachmittag, ehe wir uns zur Kirche St. Joseph Tegel aufmachten; als wir dort ankamen, liefen wir geradewegs der im Zusammenhang mit dieser Kirche schon öfter erwähnten pensionierten Gemeindereferentin in die Arme, die die Kirche gerade zusperren wollte. Kurz nach 17 Uhr. Ob sie vergessen hatte, am Wochenende zuvor ihre Uhr umzustellen? Oder schließt sie die Kirche einfach dann ab, wenn's ihr gerade in den Kram passt? Zutrauen würde ich's ihr. Jedenfalls mussten wir unser Vorhaben, in der Kirche zu beten, für diesmal aufgeben, machten aber das Beste aus der Situation, indem wir vor der in einem Baum im Garten der Kirche versteckten Marienfigur, die die Kinder beim Gemeindefest im Mai entdeckt hatten, ein Ave Maria und ein "Unter deinen Schutz und Schirm" beteten. Dann gingen wir nach Hause und hörten uns dort zusammen ein paar Lobpreislieder an; danach verkrümelten sich die Kinder ins Kinderzimmer, während wir Erwachsenen das Abendessen (Kürbissuppe!) vorbereiteten. Während der Küchenarbeit hörten wir uns auf der Hallow-App – ja genau, diesem krassen Fundamentalisten-Tool, von dem hier vorige Rede war und das meine Liebste auf ihrem Handy installiert hat – einen Impuls zum Tagesevangelium und eine Meditation zum Vaterunser an. War schön, könnte man öfter so machen. 

Am Donnerstag waren wir – quasi zum Ausgleich dafür, dass durch unseren Urlaub zweimal der reguläre "Omatag" ausgefallen war, und um im Familienkreis ein bisschen den Geburtstag unserer Großen nachzufeiern – bei meinen Schwiegermüttern zum Frühstück eingeladen; am späten Nachmittag bzw. frühen Abend gingen die Kinder zusammen mit einer Schulfreundin des Tochterkindes auf Halloween-Beutezug; nicht speziell dazu, aber allgemein zum Thema Halloween folgt weiter unten ein eigener Abschnitt ("Alle Jahre wieder kommt das Kürbisgesicht"). 


Was ansteht 

Wie weiter oben bereits angekündigt, habe ich mich aus Platzgründen dazu entschlossen, die Ereignisse des gestrigen Freitags und des heutigen Samstags ins nächste Wochenbriefing "mitzunehmen"; das betrifft u.a. einen Brief vom Erzbischof und den Besuch einer Messe zum Hochfest Allerheiligen in St. Stephanus Haselhorst (mit der ganzen Familie). Am morgigen 31. Sonntag im Jahreskreis ist in St. Joseph Siemensstadt Kinderwortgottesdienst – der erste in dieser Saison, an dessen Gestaltung ich nicht nur marginal beteiligt bin. Am Montag, dem Gedenktag des Hl. Karl Borromäus, geht die Schule wieder los – sieben Wochen Schule sind's noch bis Weihnachten, nebenbei bemerkt. Am Dienstag feiern wir Kindergeburtstag, am Donnerstag, dem Gedenktag des Hl. Willibrord, wird in der Schule unseres Tochterkindes Halloween gefeiert. Außerdem soll am Donnerstag die neueste Folge meiner Tagespost-Kolumne erscheinen, die ich allerdings erst noch schreiben muss. Hat jemand einen Vorschlag oder einen Wunsch für ein Thema? 


Letzte Eindrücke aus dem Urlaub 

Zum vergangenen Samstag wäre noch nachzutragen, dass es am Vormittag erneut einen geführten Ausritt gab; danach wollte meine Liebste, die erkältet war und schlecht geschlafen hatte, ein bisschen Mittagsruhe halten, weshalb ich zusammen mit den Kindern zunächst bei dem kleinen Edeka-Markt am Dorfplatz ein paar Snacks und Getränke einkaufte und dann mit ihnen eine Wanderung zur Burgruine unternahm – da wollte ich ja sowieso nochmal hin. Schon auf dem Weg den Schlossberg hinauf kamen wir an einem großen Kruzifix mit einer Gedenktafel vorbei: 

Der Text auf der Gedenktafel – auf dem Foto wohl nur mit einiger Mühe zu entziffern – lautet: "Dieser Christus überlebte nach unserer Vertreibung 1946 aus Oberschlag im Böhmerwald die darauf folgende Vernichtung des Dorfes. Er wurde dort 1967 unter Trümmern gefunden." Spannend, oder? Unweit davon sahen wir eine an einem Findling angebrachte Tafel mit dem Bibelvers Joel 3,5 ("Wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll errettet werden") und dazu eine Strophe aus einem geistlichen Lied oder Gedicht, das ich indes nicht habe identifizieren können. 

Die Burgruine selbst – "Bayerns größtes archäologisches Freilichtmuseum", wie ich irgendwo gelesen habe – bot einen ausgesprochen imposanten An- und Ausblick, auch und gerade den Kindern gefiel's dort ausgesprochen gut.  




Beim Ausritt am Vortag hatte ich registriert, dass wir auf dem Weg vom Schlossberg zurück ins Dorf an einem kleinen Marienkapellchen vorbeigekommen waren. Ich fand es auch jetzt ohne Schwierigkeiten wieder, und wir machten dort kurz Station, um ein Ave Maria und ein "Unter deinen Schutz und Schirm" zu beten. 


Was man hier nicht gut erkennen kann, ist der doch recht skeptische Gesichtsausdruck, mit dem das Jesuskind den Betrachter mustert.

Weltmissionssonntag in Runding

Am Sonntag gingen wir in Runding zur Messe – allerdings nicht in der alten Kirche St. Andreas am Dorfplatz, deren Glocken zwar nach wie vor die Uhrzeit verkünden, die aber derzeit wegen Restaurierungsarbeiten geschlossen ist (und von der ich im Übrigen nicht sicher bin, ob sie überhaupt noch als Gottesdienstort genutzt wird), sondern im ebenfalls dem Hl. Andreas geweihten Neubau aus dem Jahr 1978. Dieser ist, wie Tante Wikipedia es formuliert, "mit einem Pultdach quer zum Hang und mit grauen Faserzementplatten ausgeführt, was eher ungewöhnlich für ein Bauwerk im vorderen Bayerischen Wald ist" – tja, das kann man wohl sagen. Dass diese neue Kirche größer ist als der örtliche Supermarkt, hatte ich ja schon vorige Woche angemerkt; nun allerdings drängte sich der Eindruck auf, dass die Größe der Kirche das Ergebnis etwas allzu optimistischer Erwartungen zum Zeitpunkt ihrer Erbauung war – "Schwung des Konzils" und so. Zur Sonntagsmesse erschienen schätzungsweise 60-80 Personen, was für einen normalen Sonntag im Kirchenjahr und in einem so kleinen Ort nicht unbedingt schlecht ist, aber das Verhältnis zwischen verfügbaren und besetzten Plätzen erinnerte mich doch ziemlich an die Messe in St. Bernhard Tegel-Süd, die ich Ende September besucht hatte. Auch zwischen den Kirchengebäuden entdeckte ich einige Ähnlichkeiten, wozu in erster Linie die Kreuzigungsgruppe vor dem Hintergrund einer schlichten weißen Wand gehört. 

In St. Andreas Runding sehen die Figuren allerdings deutlich barocker aus.

Zelebriert wurde die Messe von einem einigermaßen betagten und schon leicht zittrigen Geistlichen, dem man geradezu an der Nasenspitze ansah, dass er gewiss ein herzensguter Mensch, aber theologisch doch arg liberal war. Und das im seit Menschengedenken als ausgeprägt konservativ bekannten Bistum Regensburg... Dass es nach der 1. Lesung (Jeremia 31,7ff.) statt des Antwortpsalms einen Zwischengesang gab, überraschte mich noch nicht besonders: Das bin ich aus meiner Kindheit in Butjadingen so gewohnt, ich wüsste gar nicht zu sagen, wann ich herausfand, dass die Leseordnung des römischen Ritus für jede Heilige Messe im Kirchenjahr einen bestimmten Antwortpsalm nach der 1. Lesung vorsieht, aber auf jeden Fall war ich da schon erwachsen. Dass auch die 2. Lesung (Hebräer 5,1-6) einfach weggelassen wurde, konsternierte mich dann aber doch einigermaßen. 

Das Evangelium dieses Sonntags war Markus 10,46b-52, die Heilung des blinden Bartimäus – eigentlich ein Kindergottesdienst-Klassiker. Dann kommen wir mal zur Predigt: Einleitend erzählte der Priester davon, wie er vor Jahren mal zusammen mit Ministranten seiner damaligen Pfarrei das "Erfahrungsfeld der Sinne" in Nürnberg besucht habe. Besonders beeindruckt habe ihn da das Dunkelcafé: "Da ist es ganz finster drinnen. Da sieht man nichts. Absolut nichts." Die Schilderung dieses Erlebnisses nahm rund ein Viertel der ganzen Predigt ein, aber dann leitete der Geistliche über zum blinden Bettler Bartimäus. "Damals hatte ein Blinder keine Chance; der musste betteln", betonte er. "Es gab ja keine soziale Absicherung." Ich muss an dieser Stelle anmerken, dass ich geradezu reflexartig mit den Augen zu rollen beginne, wenn in einer Predigt hervorgehoben wird, zur Zeit Jesu habe es ja keinen Sozialstaat, kein öffentliches Gesundheitswesen, keine wissenschaftsbasierte Medizin und Pharmazeutik gegeben. Okay, man muss das vielleicht nicht unbedingt im Sinne von "Ein Glück, dass wir heute so fortschrittlich sind und nicht mehr auf herumstreunende Wunderheiler angewiesen sind" verstehen; aber wenn es nicht so gemeint ist, wozu erwähnt man es dann? – Nicht weniger bezeichnend fand ich es, dass der Prediger recht schnell vom eigentlichen Heilungswunder auf die metaphorische Ebene abbog: "Auch wir sind manchmal blind... blind für andere... blind für uns selber... blind für Gott." Ich will gar nicht bestreiten, dass auch das theoretisch ein Ansatz für eine anregende, spirituell bereichernde Predigt hätte sein können, aber was der Prediger dazu zu sagen hatte, ging kaum über Kalenderspruchniveau hinaus. Er hatte auch gar nicht so viel Zeit, schließlich musste er im letzten Viertel seiner Predigt noch auf den Weltmissionssonntag eingehen. 

"Das kirchliche Hilfswerk missio richtet in diesem Jahr den Blick vor allem auf Papua-Neuguinea und die pazifischen Inseln", führte der Geistliche aus. "Die Menschen dort sind ja vom Klimawandel besonders hart betroffen, viel schlimmer als wir." – Beim Stichwort Papua-Neuguinea fällt mir immer ein, dass eine Freundin von mir mal rund ein Jahr lang dort auf Missionseinsatz war und darüber gebloggt hat; der Blog ist immer noch online, und ich kann ihn sehr empfehlen. Bemerkenswert ist indes, dass – wenn man der Suchfunktion auf der Seite Glauben schenken darf – das Stichwort "Klimawandel" auf diesem Blog nicht einmal erwähnt wird. Okay, das war vor zehn Jahren, vielleicht würde das heute anders aussehen. Ich will mit dieser Bemerkung auch nicht "den Klimawandel leugnen". Zumal ja nicht allein Papua-Neuguinea im Fokus dieses Weltmissionssonntags stand, sondern "Papua-Neuguinea und die pazifischen Inselstaaten", und mir ist durchaus bekannt, dass es da Staaten gibt, die schon bei einem geringen Anstieg des Meeresspiegels unmittelbar in ihrer Existenz bedroht sind. Ich will nur sagen, auf der Basis dessen, was ich durch den besagten Blog über Papua-Neuguinea und die Arbeit der Kirche in diesem faszinierenden Land gelernt habe, hätte ich gedacht, es gäbe da ganz andere Themen, über die man im Zusammenhang mit dem Weltmissionssonntag reden könnte, als ausgerechnet das Modethema Klimawandel. Huch, habe ich den Klimawandel gerade als "Modethema" bezeichnet? Okay, hier eine Klarstellung: Dies ist nicht als Urteil darüber gemeint, wie ernst und wie dringlich dieses Thema tatsächlich ist, sondern lediglich als Urteil über die Art und Weise, wie es in den Medien behandelt wird. – Bei dieser Gelegenheit mal ein kurzer Seitenblick auf die Facebook-Seite des Erzbistums Hamburg: Dort ist im Beitrag zum Weltmissionssonntag nicht von Papua-Neuguinea und den pazifischen Inselstaaten die Rede, dafür liest man dort u.a.: 

"Missio widmet sich unter dem Aspekt des Klimawandels den dadurch benachteiligten Frauen und ihren prekären Lebenssituationen." 

Das hat ja nun schon geradezu Loriot'sche Qualität. Verein zur Integration der Begriffe Frau und Klimawandel in den Missionsgedanken. Ganz heißes Eisen

Aber mal zurück nach Runding. Hier lagen auch die Fürbitten inhaltlich und stilistisch ganz auf der Linie der vorangegangenen Predigt: Erst wurde für "die Menschen in Papua-Neuguinea und in den pazifischen Inselstaaten" gebetet, "die unter den Folgen des Klimawandels leiden", dann "für alle Frauen und Männer, die sich für die Bewahrung der Schöpfung und umfassende Gerechtigkeit einsetzen", "für alle Menschen, die nicht genug zum Leben haben und die um ihr Wohlergehen fürchten müssen" sowie "für die Frauen und Männer hierzulande, die sich nach Solidarität und Verständigung sehnen". Mit Blick auf den bevorstehenden Allerseelentag folgte abschließend noch eine Fürbitte für "unsere verstorbenen Verwandten und Freunde, mit denen wir uns auch weiterhin verbunden wissen". Was, so fragt man sich da, ist mit denjenigen Verstorbenen, mit denen sich niemand mehr verbunden fühlt? Hätten die unser Gebet nicht erst recht nötig? 

Auf unschöne Weise ins Gesamtbild passte es auch, dass die Kommunion aus einer Holzschale gespendet wurde. – Nicht unbedingt speziell für diese Gemeinde kennzeichnend ist es, dass es dort offenbar nicht üblich ist, die Lieder laut und kräftig mitzusingen; man konnte gar den Eindruck haben, das sei auch seitens der Organistin nicht erwünscht, denn zuweilen schien mir, sie versuche die Mitsingenden durch häufige überraschende Tempowechsel geradezu abzuschütteln. Gibt so Organisten. Ich ließ mich davon nicht schrecken, stellte aber fest, dass eins der Erstkommunionkinder in der Bank neben unserer mich mit offenem Mund anstarrte. Ob das an meinem Gesang lag oder ob er einfach noch nie einen Mann mit langen Haaren gesehen hat, mag dahingestellt bleiben; für möglich halte ich beides. 


Nach gerade mal 45 Minuten war die Messe dann auch schon vorbei; im Anschluss wurden im hinteren Teil des Gottesdienstraums noch "Eine-Welt-Produkte" feilgeboten. Meine Vermutung, der Zelebrant sei bestimmt ein netter Mensch, erfuhr eine Bestätigung, als er in Zivilkleidung (mit Trachtenjanker) aus der Sakristei kam, während ich mir noch die Heiligenfiguren an den Wänden der Kirche anschaute. Er kam auf mich zu, sprach mich freundlich an, und nach einem kurzen Gespräch darüber, wen die Figuren darstellten und an welchen Attributen man sie identifizieren konnte, zeigte er sich wohlwollend interessiert, wo wir denn wohl herkämen und was uns hierher verschlagen hätte. Als ich ihm verriet, dass wir auf dem Reiterhof Urlaub machten, äußerte er sich hocherfreut, dass wir im Urlaub in die Kirche gingen. – In diesem Zusammenhang möchte ich betonen, dass ich mich, bei aller Kritik, ebenfalls gefreut habe, mal an einem Ort Urlaub zu machen, wo man ohne größeren organisatorischen Aufwand sonntags in did Heilige Messe gehen kann. Den besten Kommentar zu dieser Messe hat aber doch das Tochterkind abgegeben: 

"Ich glaube, Gott gefallen die Gottesdienste in St. Joseph besser." 



Alle Jahre wieder kommt das Kürbisgesicht 

Wäre unser Urlaub im Bistum Regensburg eine Woche später im Jahr gewesen, hätten wir dort am Donnerstag den Gedenktag des Bistumspatrons, des Hl. Wolfgang, begehen können; außerhalb der Regensburger Diözese ist der 31. Oktober hingegen traditionell von der Konkurrenz zweier Feiertage geprägt: Bei dem einen geht es um untote Fratzen und ihr gottloses Treiben, und der andere ist Halloween. 'Tschuldigung, liebe evangelische Freunde, aber das konnte ich mir jetzt nicht verkneifen. Ich habe diesem Thema schon vor Jahren, als ich noch im Berliner Gruselkabinett arbeitete, einen umfang- und materialreichen Artikel gewidmet, aber das schlechtgelaunte und schlecht informierte Genöle über Halloween geht mir von Jahr zu Jahr mehr auf die Nerven. Unter den handelsüblichen Klagen über das Umsichgreifen des Halloween-Brauchtums ist das Insistieren engagierter Protestanten, eigentlich sei ja Reformationstag und man dürfe nicht zulassen, dass der durch Halloween verdrängt werde, ja schon rein historisch Blödsinn, denn die Vigil von Allerheiligen wurde in der Christenheit schon rund 700 Jahre vor der Reformation gefeiert. Noch ein bisschen blöder ist aber wohl die Behauptung, Halloween gehe auf das keltische Jahreszeitenfest Samhain zurück: Ähnliches behaupten die Neuheiden schließlich auch über Ostern und Weihnachten – sollen wir das etwa auch nicht mehr feiern? 


Dass nicht nur radikale Protestanten, in deren Wahrnehmung die Unterscheidung zwischen heidnisch und katholisch ohnehin unscharf ist (und mit denen man sich trefflich im Kommentarbereich der Facebook-Präsenz von idea herumstreiten kann), den modernen Mythos vom angeblichen heidnischen Ursprung von Halloween weiterkolportieren, sondern offenbar auch nicht wenige Katholiken auf den Quatsch reinfallen, ist ein regelrechtes pet peeve von mir. Heuer postete schon am 15. Oktober die Katholische Pfarrei Finsterwalde auf Facebook ein Anti-Halloween-Meme und kommentierte dies mit den Worten "Für Katholiken eh klar...", und befremdlicherweise wurde dies tags darauf sogar vom Account des Bistums Görlitz geteilt. Darüber hinaus meine ich sogar in der Facebook-Gruppe "Catholic Memes" einige Beiträge gesehen zu haben, die Halloween als heidnisch und/oder satanistisch verdammten, aber bei nochmaligem Suchen habe ich sie nicht wiedergefunden; wurden sie womöglich gelöscht? Unter Gruppenbeiträgen, die eine eher gelassene oder sogar positive Haltung zu Halloween ausdrücken, finden sich indes noch einschlägige Kommentare, diese scheinen jedoch insgesamt deutlich in der Minderheit zu sein. Auf häretisch.de beurteilt derweil mein Vornamensvetter Tobias Glenz die "[k]atholische Kritik an Halloween" als "peinlich und schädlich", allerdings sind die Argumente, die er zur Begründung dieser an sich durchaus zustimmungsfähigen These vorbringt, nicht unbedingt weniger blöd als das, was er kritisiert. 

Insgesamt scheint es aber, dass das Thema Halloween im katholischen, jedenfalls im erz- und dunkelkatholischen Milieu heuer von einem anderen Aufreger überschattet wurde: von Luce, dem offiziellen Maskottchen des Vatikans für das kommende Heilige Jahr 2025. Dieses Maskottchen ist im Chibi-Stil, also angelehnt an die Darstellung von Kindern in Mangas bzw. Animes, gestaltet, hat blaue Haare, trägt einen gelben Regenmantel, matschverschmierte Wanderstiefel, einen Pilgerstab sowie einen Rosenkranz als Halskette trägt. Mir ist nicht so richtig klar, was weite Teile der erz- und dunkelkatholischen Netzgemeinde für ein Problem mit Luce haben; ich find' Luce knuffig. Okay, vielleicht ist gerade das das Problem: dass sie zu knuffig ist, und darum nicht sakral und würdig genug. Vielleicht sind's auch die blauen Haare. Von düsteren Verschwörungstheorien, die sich um den "gehörnten" Stab der Figur sowie darum drehen, dass der Name Luce (italienisch für "Licht") an Lucifer erinnere, will ich hier gar nicht erst anfangen. Ach ja, und der Designer, der das Maskottchen erworfen hat, soll schwul sein und/oder Artwork für den Pride Month gestaltet haben. Man hat vielleicht Probleme, ey. 


#Ansgarwort der Woche: Alle Menschen werden Geschwister, wo dein sanfter Flügel weilt 

Die Rubrik #Ansgarwort auf den Social-Media-Kanälen des Erzbistums Hamburg ist zum zweiten Mal im neuen Format erschienen (wir erinnern uns: Das bahnbrechend Neue daran ist, dass unter dem Hashtag #Ansgarwort jetzt tatsächlich Worte des Hl. Ansgar gepostet werden und nicht irgendwelche Glückskekssprüche), und da ich ja in gewissem Sinne zu dieser Neukonzeption des Formats beigetragen oder angeregt habe, ist es mir durchaus ein Anliegen, im Auge zu behalten, wie sich die Dinge da so entwickeln. Und siehe, das jüngste #Ansgarwort"Gieße aus, bitten wir, Herr, in deine Gemeinde die Liebe der Brüderlichkeit und des Friedens" – stößt auf Kritik. Warum? Wegen des Wortes "Brüderlichkeit". Eine Facebook-Nutzerin mahnte an, es müsse "die Liebe der Geschwisterlichkeit" heißen, und zwar ausdrücklich auch dann, "wenn das der Heilige so nicht geschrieben hat". Angesichts einer so reflexartigen Forderung nach "geschlechtergerechter Sprache" – der die Kirche in Deutschland allerdings selbst Vorschub geleistet hat, z.B. indem sie in der Gotteslob-Neuausgabe von 2013 mehrere Kirchenliedtexte in diesem Sinne verschlimmbessert hat (ich selbst, das gebe ich ohne Scham zu, singe allerdings in "Nun singe Lob, du Christenheit" immer noch "Er lasse uns wie Brüder sein", in "Dank sei dir, Vater" immer noch "und alle Brüder" und in "Eine große Stadt ersteht" immer noch "Gott nennt jeden Sohn und Kind)" – hätte es wohl wenig Zweck, darauf hinzuweisen, dass Brüderlichkeit in dem Sinne, wie dieser Begriff z.B. auch im Motto der Französischen Revolution verwendet wird, nichts mit dem Geschlecht zu tun hat. Gleichwohl frage ich mich, ob die Dame auch schon mal gefordert hat, den Text der Nationalhymne zu ändern ("geschwistlerlich mit Herz und Hand"); oder eben den der "Ode an die Freude" (s. Zwischenüberschrift). Es gibt noch viel zu tun...! 

Die Verfasserin des Kommentars hat auf Facebook übrigens neben ihrem privaten Profil auch eine Seite, die sich "Eva's sinnvolle Seite" (nur echt mit dem Apostroph) nennt. Schaut sie euch an, Leser – wenn ihr Lust habt. Ich will das, was ich da gesehen habe, gar nicht weiter kommentieren, außer mit dem Satz: Ja, das passt ins Bild. 


Servicehinweis: Allerseelenablass 

"Wer gegen die Wahrheit der apostolischen Ablässe redet, der soll gebannt und verflucht sein." (Martin Luther, These 71. Kein Witz.) Umso "schader" ist es, dass heute sogar in katholischen Kreisen das Thema Ablass vielfach nur noch mit spitzen Fingern amgefasst wird. Es sei daher daran erinnert, dass es im Zeitraum vom 1.-8. November wie in jedem Jahr die Möglichkeit gibt, einen vollkommenen Ablass für Verstorbene zu erlangen. Neben den allgemeinen Voraussetzungen für einen Ablass – Beichte, entschlossene Abkehr von jeder Sünde, Empfang der Kommunion und Gebet in der Meinung des Heiligen Vaters – ist dafür erforderlich: 

a) am Allerseelentag, 2. November (oder auch schon am 1. November nach 12 Uhr): Besuch einer Kirche oder Kapelle, mit Gebet des Vaterunsers und des Glaubensbekenntnisses oder das Gebet der Laudes oder Vesper aus dem Totenoffizium des Stundengebets; oder 

b) in der Zeit vom 1. bis zum 8. November: Friedhofsbesuch mit Gebet für die Verstorbenen. 

O mein Jesus, verzeih uns unsere Sünden, bewahre uns vor dem Feuer der Hölle, führe alle Seelen in den Himmel, besonders jene, die Deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen. 


Geistlicher Impuls der Woche 

Dass Liebe ins Jenseits hinüberreichen kann, dass ein beiderseitiges Geben und Nehmen möglich ist, in dem wir einander über die Grenze des Todes hinweg zugetan bleiben, ist eine Grundüberzeugung der Christenheit durch alle Jahrhunderte hindurch gewesen und bleibt eine tröstliche Erfahrung auch heute. Wer empfände nicht das Bedürfnis, seinen ins Jenseits vorangegangenen Lieben ein Zeichen der Güte, der Dankbarkeit oder auch der Bitte um Vergebung zukommen zu lassen? 

Unsere Existenzen greifen ineinander, sind durch vielfältige Interaktionen miteinander verbunden. Keiner lebt allein. Keiner sündigt allein. Keiner wird allein gerettet. In mein Leben reicht immerfort das Leben anderer hinein: in dem, was ich denke, rede, tue, wirke. Und umgekehrt reicht mein Leben in dasjenige anderer hinein: im Bösen wie im Guten. So ist meine Bitte für den anderen nichts ihm Fremdes, nichts Äußerliches, auch nach dem Tode nicht. 

(Benedikt XVI., Enzyklika "Spe salvi", 48) 


Ohrwurm der Woche 

All Saints: Pure Shores 


Okay, zugegeben: Meine erste Wahl wäre eigentlich "Thriller" von Michael Jackson gewesen, aber dann habe ich mir gedacht, man muss es auch nicht übertreiben mit dem Halloween-Content; nehmen wir lieber was, was zu Allerheiligen passt. Haha. 

Übrigens ist dies, wie man im Video sehen kann, der Titelsong zum Film "The Beach"; den habe ich zwar nicht gesehen, aber das Buch habe ich gelesen – und dabei, wie hier und hier dokumentiert, festgestellt, dass es bemerkenswert #BenOp-relevant ist.